Rückkehr von Pfeffersosse (Winterwichteln 2014 - Shizana) ================================================================================ Kapitel 2: Chaos hoch ... ------------------------- Du schaust auf deinen Kalender und bemerkst, dass Takeru und Tsukito nun schon seit fast einer Woche bei dir sind. Die ersten Tage waren sehr anstrengend für dich, weil die beiden dich auf Trapp gehalten haben. Bis tief in die Nacht musstest du ihnen von dem Leben in der Menschenwelt erzählen und ihnen das eine oder andere Utensil erklären, das sie im Haus gesehen hatten. Du bist dennoch erstaunt, dass sie schon einige Sachen kennen und Takeru erklärt dir dann, dass sie Lektüre über die Menschenwelt in ihrem Zuhause haben. „Vermisst ihr beiden euer Zuhause nicht? Immerhin seid ihr doch weiter weg, als in der Zwischendimension, die Zeus geschaffen hat?“, fragst du die beiden und zeigst ihnen gerade deine Sammlung über die Götter. Tsukito sitzt auf deiner Fensterbank und blickt nach draußen, denn vor einigen Minuten ist die Nacht angebrochen und der Mond scheint hinein. Du willst ihn nicht beim Beobachten stören, deshalb redest du nur mit Takeru. Er blättert durch das eine oder andere Buch und verzieht manchmal leicht genervt das Gesicht, wenn er etwas über sich liest. „Ich denke die Frage brauch ich dir nicht zu beantworten oder? Du hattest doch sicher auch Heimweh, als wir in der Schule waren?“, gegenfragt dich Takeru und du musst schlucken. Es hätte dir eigentlich sofort auffallen müssen, immerhin war die Situation fast gleich. Auch sie waren, als sie im Garten und der Schule waren, von zu Hause entrissen worden. Nie hast du dir wirklich Gedanken über ihr Heimweh gemacht, sondern abends nur an dein eigenes zuhause gedacht. Dabei hätte es dir sogar auffallen können, weil die Sehnsucht in ihren Augen oft groß war. „Ich … es tut mir Leid, es war ja das Gleiche für euch, wie für mich. Da habe ich wohl nicht nachgedacht“, gibst du kleinlaut zu und hörst Takeru lachen. „Wenn du solange lebst wie wir, dann ist etwas Abwechslung willkommen. Im Garten von Zeus habe ich das erste Mal richtig gespürt, dass ich lebe. Die Zeiten, in denen Susanoo-no-Mikoto verehrt wurde, sind schon lange vorbei. Ich denke Anii wird mir da zustimmen.“ Takerus Stimme wird etwas leiser und er schlägt das Buch wieder zu. „Irgendwann vergessen die Menschen, dass es uns Götter überhaupt gibt. Schau einmal nach draußen. Was siehst du? Den Mond, oder?“, sagt Takeru und ist aufgefangen, um zu seinem Bruder zu gehen. „Hast du zuvor gewusst, dass es einen Gott des Mondes gibt? Hast du zuvor gewusst, dass es uns überhaupt real gibt? Ich denke kaum.“ Takeru ist zu seinem Bruder gegangen und hält sich leicht klammernd an seiner Schulter fest. Tsukito blickt ihn an und streicht sanft über seine Hand. Takeru hat dir den Rücken zugewandt und du fühlst dich plötzlich schlecht. Du weißt nicht wieso du dich so fühlst, aber die Worte, die Takeru gesagt hat, gehen dir näher, als er es vielleicht beabsichtigt hat. Du blickst deshalb einige Zeit zur Seite und beißt dir sanft zitternd auf die Unterlippe. Du schüttelst schließlich den Kopf: „Nein, Takeru. Ich wusste nicht, dass es euch real gibt, nicht in dieser Form. Du hast die Bilder in den Büchern gesehen, die vor hunderten wenn nicht tausenden von Jahren entstanden sind. Die Menschen haben eurer göttlichen Form immer etwas Unmenschliches gegeben.“ Du weißt nicht, ob du zu laut wirst, aber du willst es jetzt gesagt haben. „Ich weiß, dass es Götter wie euch gibt, dass es einen Mondgott gibt. Die Geschichten über die Hasen, die auf dem Mond leben, werden immer noch erzählt und ich liebe diese“, erklärst du und bekommst leicht rote Wangen, weil es der Wahrheit entspricht, „doch, wie konnte ich ahnen, dass es euch in Fleisch und Blut gibt, wenn so viele unterschiedliche Interpretationen existieren? Es ist schwer für einen Menschen die ganzen Sachen zu akzeptieren, die nicht von dieser Welt sind. Aber ich weiß, dass Takeru-san und Tsukito-san existieren und ihr habt mir so viel vertraut, dass ich sogar eure göttliche Form sehen durfte. Das können wirklich nicht viele von sich behaupten oder?“ Du machst eine kurze Pause und schaust auf Takeru, der immer noch mit dem Rücken zu dir gekehrt da steht und redest unbeirrt weiter: „Ich habe versucht meinen Freundinnen von euch zu erzählen, doch sie können oder wollen mir einfach nicht glauben. Es ist unglaubwürdig, wenn jemand Irdisches daher kommt und sagt ‚Hey, ich habe viele Götter kennengelernt und kann von mir behaupten, dass ich sie als meine Freunde ansehe‘.“ Du bist aufgestanden und gehst vorsichtig auf Takeru zu. „Ich akzeptiere euch so, wie ihr seid, Takeru-san. Ich weiß, dass es vielleicht nicht viel ist, was ich dir geben oder sagen kann, um dir das zu beweisen. Ich glaube an euch alle und ich vertraue euch wirklich. Ihr habt mich alle in der Schule beschützt und euch einem Menschen anvertraut. Auch wenn es vielleicht Missverständnisse in der Vergangenheit gab, wir leben im Jetzt und auch wenn nicht jeder so offen ist … Es gibt Menschen die an euch glauben und die euch anbeten, vergiss das bitte nicht“, flüsterst du und lehnst dich an seinen Rücken. „Wieso vertraust du mir nicht?“, sagst du als Letztes und verlässt dann dein eigenes Zimmer, weil es dir plötzlich zu peinlich wird, sollte sich Takeru nun umdrehen und dich ansehen.   Du weißt, dass dein Rückzug viel mehr einer Flucht gleicht, doch du willst den Beiden nicht zeigen, dass du schon wieder weinen musst. Doch dieses Mal ist es nicht, weil du dich freust, sondern weil dich die ganze Situation aus dem Konzept gebracht hat. Aufgewühlt läufst du an die frische Luft, weil du dich erst einmal beruhigen willst. In deinem Kopf arbeitet es, allen voran die Situation, die am Sonntag war. Du spürst wie deine Wangen heißer werden und gibst dir schnell zwei leichte Wangenpatscher, um wieder klar denken zu können. Du kannst jetzt nicht plötzlich an so etwas Peinliches denken. Du schüttelst kurz den Kopf und schaust nicht wohin du gehst und bemerkst erst, als du die Augen wieder öffnest, dass du schon über den halben Hof gelaufen bist. Da du dich aber blind auf dem Grundstück auskennst, gehst du zielsicher auf den Schuppen zu, indem vor wenigen Tagen Takeru und Tsukito aufgetaucht sind. Seufzend schließt du im Gehen kurz deine Augen, um dir die Tränen wegzuwischen, als die Schwerkraft dich gen Boden zieht. Ein erstickter Schrei entkommt deiner Kehle und du reißt deine Augen sofort auf. Du verstehst nicht richtig, was gerade passiert ist, aber als du spürst, dass dich Jemand an der Taille packt, bekommst du es mit der Angst zu tun. Langsam richtest du deinen Blick auf die Person, die dich scheinbar vor deiner Tollpatschigkeit bewahrt hat und hörst die Worte: „Ich hoffe es geht dir gut ... Das alles ist nur wegen meinem Unglück passiert ... Es tut mir wirklich leid.“ Du reißt deine Augen fast noch weiter auf, als du bemerkst, dass du von keinem geringeren als Hades vor dem Sturz bewahrt wurdest. „H…Hades-san?“, ungläubig starrst du auf sein vom Licht sanft angestrahltes Gesicht, doch erkennst nicht sehr viel von ihm. Langsam lässt er dich wieder los und seufzt. Du fragst dich, ob es wohl eine Gemeinsamkeit der Götter war einfach so bei dir aufzutauchen. Du kannst deine Freude über Hades nur leider nicht lange im Trockenen genießen, weil es plötzlich wie aus Strömen anfängt zu regnen. „Oh nein! Lass uns schnell hineingehen“, sagst du und greifst ohne wirklich nachzudenken nach seinem Arm und ziehst ihn hinter dir her. Dir ist es für den Moment egal, wie er hierhergekommen ist, das Einzige was zählt, war ins Trockene zu kommen. Dort könnt ihr nämlich noch lange genug miteinander reden und die wichtigsten Fragen klären. Und du weißt, dass sich Takeru und Tsukito sicherlich auch über den Neuankömmling freuen. Obwohl du ihnen heute ja eigentlich nicht mehr unter die Augen treten wolltest ….   Nun sitzt du mit drei Göttern in deinem Zimmer und rubbelst dir deine nassen Haare trocken. Hades sitzt schon in frischer Kleidung deiner Brüder vor dir und wirkt sehr niedergeschlagen auf dich. Er rubbelt sich leicht über seine eigenen Haare und schaut dich nicht wirklich offen an. Deshalb versuchst du ihn zu fragen, wie er den Weg hierher gefunden hat. „Wie kommt es, dass du hier bist, Hades-san?“, lächelst du ihn freundlich an und ignorierst kurzzeitig Takeru und Tsukito, die nicht weit weg von dir sitzen. Hades blickt dich kurz an, doch schaut fast sofort wieder weg. Du kannst nicht genau sagen, wohin er schaut, aber er scheint den Augenkontakt mit dir vermeiden zu wollen: „Es … Die Zeit in der Schule mit euch … allen war sehr schön. Und die menschliche Welt … ich wollte sie besser kennen lernen. Und die Menschen mit ihnen … so viele sind nachtragend nach ihrem Tod.“ Du kannst Hades verstehen. Wenn du weißt, dass dich Jemand nicht mag, dann willst du auch den Grund herausfinden, wieso dem so ist. Doch ob dies wirklich der einzige Grund war, dass er nun hier sitzt? Du fragst dich zum wiederholten Male, ob jetzt noch mehr Götter kommen. Immerhin hast du schon drei deiner Freunde vor dir sitzen. Du könntest dir sogar vorstellen, dass Dionysus und Apollon jeden Augenblick durch deine Zimmertür schreiten. Doch sie bleibt verschlossen und das Einzige, was kurze Zeit zu hören ist, ist das leise Ticken deiner Uhr. „Wieso willst du sie denn gerade jetzt verstehen?“, fragt Takeru und blickt Hades genau an. Du weißt nicht wieso, aber Takeru wirkt nicht mehr wütend auf dich. Er scheint eher glücklich zu sein, dass Hades vor ihm sitzt. Aber bestätigen, kannst du das nicht, weil du nicht in seinen Kopf schauen kannst. Hades zuckt derweil mit seinen Schultern und schaut dich kurz an. Du wirst unerklärlicherweise etwas rot und schaust verlegen zur Seite. Auch wenn es nur ein Blick war, so hast du den Grund sofort erkannt. Hades, der Gott der Unterwelt, war also wegen einem bestimmten Menschen, dir, in die Menschenwelt gekommen? Wenn dies wirklich der Grund sein sollte, musst du dir wirklich langsam Gedanken über deine geistige und körperliche Gesundheit machen. Es gibt Milliarden anderer Menschen, die Hades hätte besuchen können, doch nun sitzt er vor dir und hat dich mit so einem vielsagenden, kurzen Blick angeschaut. „Meine … Freunde haben mir gezeigt, was es heißt … glücklich zu sein“, ist die einzige Antwort die Hades gibt, als er sich erhebt und zur Tür geht. Du hast dich fast automatisch erhoben, als du seine Bewegungen wahrgenommen hast und stehst nun mitten im Raum. Alle Blicke sind auf dich gerichtet und du spürst, wie wieder die Hitze in deine Wangen steigt. Du räuspert dich und deutest auf Takeru und Tsukito: „Falls es euch beide nicht stört, könnte Hades-san dann bei euch im Zimmer übernachten? Ich kann ihn schlecht vor die Tür setzen und meine Eltern sind heute außer Haus.“ Du siehst, dass die Bruder einen Blick wechseln und Takeru zuckt mit den Schultern und sagt: „Ich habe kein Problem damit. Dann können wir in Ruhe miteinander reden. Was, Hades?“ Grinsend legt er einen Arm um Hades und geht mit ihm hinaus. Zum Abschied winkt er dir zu und du schmunzelst vor dich hin. Tsukito bleibt kurz vor dir stehen und verbeugt sich: „Ich wünsche dir eine gute Nacht. Wir werden uns morgen wiedersehen.“ Nachdem er die Tür geschlossen hat, blickst du dich kurz in deinem Zimmer um und fragst dich, ob du gerade geträumt hast oder ob es Wirklichkeit war? Denn, wenn dem so ist, dann musst du deinen Eltern am nächsten Tag sicherlich einiges erklären …   Am nächsten Morgen kuschelst du dich noch einmal sehnsüchtig in deine Decke und gähnst laut vor dich hin. Die Nacht ist sonst ereignislos verlaufen und so hat sich der Schlaf schnell bei dir eingenistet. Du hast etwas Angst aufzustehen, weil du deinen Eltern; und am schlimmsten deinen Brüdern; erklären musst, wieso du nun drei jungen Männern eine Übernachtungsmöglichkeit bietest. Bei Takeru und Tsukito wurdest du bereits von deinen Brüdern ausgefragt, wie du solch ansehnliche Jungs kennengelernt hast. Takeru hat nicht gerade freundlich auf diese ‚nette‘ brüderliche Neckerei reagiert und Tsukito hat sich, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht der richtige Zeitpunkt dazu war, Notizen gemacht. Du fragst dich immer noch, wieso er in den ungünstigsten Momenten sein Buch zückt, um etwas hinein zu schreiben. Du blinzelst deinen Wecker müde an und krabbelst eher lustlos aus dem Bett. Der Tag ist zwar noch ganz frisch, aber du hast heute wieder einen gefüllten Tagesplan. Zuerst gehst du zur Schule, später zum Kendo-Training und wenn die Zeit es noch zulässt zum Direktor. Takeru hat dich gestern Abend gebeten in deiner Schule nachzufragen ob es noch freie Plätze gibt. Noch dazu hast du den Brüdern versprochen ihnen die Stadt zu zeigen. Schnell hast du deine Kleidung zusammengesucht, als du merkst, dass die Zeit so langsam davonfliegt, um dich im Badezimmer frisch zu machen. Heute schaut dir wenigstens kein komisches Etwas entgegen, als du in den Spiegel schaust und du bist deswegen schneller fertig. Frisch gewaschen summst du ein leises Lied vor dich hin und hoffst einfach, dass der Tag nicht zu anstrengend wird, auch wenn er schon ein volles Programm hat. Nachdem du fertig angezogen bist, bindest du dir noch deine Haare zusammen und gehst so schnell wie möglich in die Küche. Das Bild, das sich dir bietet, ist sehr spannungsgeladen. Dein Vater blickt zwischen Takeru, Tsukito und Hades hin und her. Deine Mutter lächelt einfach nur in die Runde und scheint eingefroren zu sein. Deine Brüder hingegen tuscheln leise. untereinander. Du bist erstaunt, dass sie noch zu Hause sind, deshalb straffst du deine Schultern und gehst lächelnd in die Höhle des Löwen. „Guten Morgen“, sagst du weiterhin lächelnd und lässt dich neben Manabu nieder. Sofort sind die Blicke auf dich gerichtet und du spürst ein dezentes Unbehagen in dir aufwallen. Jeder Blick sagt etwas anderes aus und du weißt nicht, an wen du dich zuerst wenden sollst. Du schaust deine Eltern kurz an und deutest dann auf Hades, weil es dir am Logischsten erscheint, ihn zuerst vorzustellen. Doch gerade, als du deinen Mund öffnen wolltest, lächelt dich deine Mutter an und sagt süßlich: „Lass mich raten, er ist auch einer aus diesem Götter-Forum-Ding? Was für ein Gott ist es denn diesmal?“ Hades scheint sich bei dem Wort ‚Gott‘ angesprochen zu fühlen und stellt sich deshalb zurückhaltend vor: „Ich bin Aidoneus Hades, der griechische Gott der Unterwelt. Es freut mich … hier sein zu dürfen.“ Du merkst, wie sich deine Brüder anschauen und gleichzeitig anfangen zu lachen. Du blickst wütend auf sie und Manabu schaut dich an: „Sorry Schwesterchen, aber das ist einfach zu gut. Erst kommen Mister ‚ich bin der Gott des Meeres‘ und ‚ich bin der Gott des Mondes‘ und jetzt haben wir auch noch den ‚Gott der Unterwelt‘ unter unserem Dach? Komm schon, rück endlich mit der Sprache raus. Woher kommen die Drei?“ Er wischt sich eine Träne aus den Augenwinkeln und du spürst, dass die Atmosphäre in der Küche so langsam anfängt zu kochen. Dein Vater schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und sieht deine Brüder wütend an: „Die drei jungen Herren sind unsere Gäste. Hört gefälligst auf so mit eurer Schwester umzugehen! Und feg dir dieses arrogante Grinsen aus dem Gesicht, junger Mann!“ Streng blickt er Manabu an und sieht dann zu dir. „Und du junges Fräulein. Ich hoffe du hast eine gute Erklärung, wieso über Nacht noch einer deiner Forum-Freunde bei uns angekommen ist. Auch wenn ich Gastfreundschaft toleriere, alles hat seine Grenzen. Deshalb will ich, dass sie mitanpacken. Das Geld wächst nämlich nicht auf Bäumen“, sagt dein Vater weiterhin streng und du musst schlucken, denn der Blick, den er Takeru, Tsukito und Hades zuwirft lässt nichts anderes herauslesen als ‚und lasst bloß die Finger von meinem Mädchen‘. Du beißt dir kurz auf die Unterlippe und stehst dann auf: „Es ist so. Im Forum … da soll man sich einen Beinamen auswählen. Am besten den eines Gottes. Zufällig haben Tsukito-san und Takeru-san die gleichen Eigenschaften, wie die Götter, die sie wählten. Hades-san erklärt sich wohl von selbst. Ich … kann euch leider nicht mehr erklären. Aber, wenn es ist, wie ich denke, dann werden wohl noch weitere Freunde kommen.“ Das letzte gibst du nur kleinlaut zu, weil du es eigentlich selbst nicht genau weißt, doch du ahnst, dass es so passieren wird. Die Zeichen untermauern deine Theorie. Wenn schon ein griechischer Gott hier war, so konnten die anderen sicherlich nicht weit sein. Die Reaktionen in den Gesichtern der Anwesenden hätten unterschiedlicher nicht sein können. Deine Mutter wirkt etwas genervt, lächelt aber dennoch freundlich weiter, wohingegen deine Brüder untereinander feixen, weil sie wissen, dass das Ganze noch interessant wird. Deinem Vater wächst eine Ader auf der Stirn, die etwas pulsiert und fast schon droht zu platzen. Takeru scheint einem Wutanfall näher zu sein als sonst und Tsukito … war Tsukito. Hades blickt und murmelt vor sich hin und scheint sich die Schuld für die ganze Misere zu geben. Plötzlich hörst du einen entzückten Schrei, der aus eurem Keller kommt und du betest zu Thoth-sensei, dass das nicht noch einer deiner Freunde ist. Obwohl du dich natürlich freuen würdest, aber so langsam wird es für dich schwierig die Lüge mit dem Forum aufrechtzuhalten. Keinem der Götter kann man Hässlichkeit an den Kopf werfen und das machte es nur noch schwerer. Hinzu kommt, dass sie deine Lüge erst einmal verstehen müssen, denn vom Internet haben sie noch nicht viel gehört. Das kann ja noch heiter werden ….   Deine Befürchtungen haben sich bewahrheitet, als du mit deiner Familie und Freunden in den Keller herabgestiegen bist. Im hauseigenen Weinkeller, findest du einen anderen deiner Freunde. Mit glitzernden Augen begutachtet er jede eurer Weinflaschen und hat sogar den einen oder anderen seltenen Jahrgang mit einem Kuss begrüßt. Du wartest, bis er die Schätze deines Vaters wieder sicher verwahrt, bevor du dich mit einem lauten Räuspern bemerkbar machst. Sichtbar zuckt Dionysus zusammen und dreht sich langsam zu dir um. Du siehst, wie seine Augen durch die Reihen gehen und bei deinem Vater hängenbleiben. „Oh, Sie sind sicher der Besitzer dieser wunderbaren Weinstätte? Ich möchte mich für die große Auswahl bedanken und frag-AU!“, säuselt Dionysus und greift nach der Hand deines Vaters, doch Takeru hat ihm vorzeitig eine Kopfnuss verpasst. Dionysus reibt sich seinen geschlagenen Kopf und blickt enttäuscht zu Takeru. Vorsichtig siehst du zu deinem Vater, der alles andere als entzückt über den plötzlichen Körperkontakt ist. Er geht sofort in Alarmbereitschaft, als er sieht, wie Dionysus wieder vor den Weinen steht und eine Flasche behutsam in die Hand nimmt. „Oh, wie sehr hat mein Herz nach dir geschrien. Doch nun sind wir wieder verei-AU! Mann, Takeru! Hör auf damit“, schreit Dionysus wütend und schmollt. Du wagst es kaum noch auf deine Eltern zu schauen, doch der Blick deiner Mutter wirkt gelassener als der deines Vaters, obwohl es eh keinen großen Unterschied macht. Deine Mutter lächelt zwar noch immer, aber du siehst, dass ihre Mundwinkel gefährlich zucken. Wieder hörst du von Hades sein Mantra ‚es tut mir Leid ... meine Schuld … Unglück‘ und hoffst auf irgendeine Hilfe. Doch du stehst alleine da. Deine Brüder haben den Weinkeller lachend verlassen, um rechtzeitig weg zu kommen, deine Freunde hingegen waren mehr als abgelenkt. Deine Mutter kommt langsam auf dich zu und flüstert dir ins Ohr: „Lass mich noch einmal raten? Noch einer deiner ‚Freunde‘?“ Du hörst die Skepsis aus dem Wort heraus und schluckst leicht. „J…Ja Mama, du hast Recht. Das ist Dionysus-san.“ Wie gerufen steht er plötzlich vor euch und lächelt deine Mutter freundlich an. „Gestatten? Thyrsos Dionysus, griechischer Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Feierlichkeiten. Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Fräulein.“ Er hat die Hand deiner Mutter genommen und einen sanften Kuss darauf gesetzt, als dein Vater sich einmischt. „Ich denke, wir haben später noch ein ernstes Wörtchen miteinander zu reden, junge Dame. Du weißt, in diesem Haus wird keine Polygamie geduldet! Und nun, geht alle was essen, sonst kommst du noch deswegen zu spät zur Schule“, erklärt er und geht kopfschüttelnd wieder nach oben. „Papa!“, entsetzt blickst du ihm nach und schaust hilfesuchend zu deiner Mutter. Doch sie zuckt nur mit den Schultern und zwinkert dich plötzlich vielsagend an: „Sag mir einfach nachher, wer dein Freund ist, einverstanden?“ Du läufst rot an und rufst ihr noch entsetzter als gerade hinterher: „Mama, so ist das doch nicht!“, doch sie hört dich nicht mehr. Du blickst auf ihren Rücken und weißt, dass dieser Tag doch nicht so angenehm wird, wie du eigentlich gehofft hast. Wäre ja auch zu schön gewesen. Aber am schlimmsten ist wohl die Reaktion deiner Eltern, weil sie von einem Moment auf den anderen einfach den Rückzug antreten und dich alleine lassen. Und du kannst es ihnen noch nicht einmal verübeln. Du wärst am liebsten im Erdboden versunken, doch leider tat dir der Boden den Gefallen nicht. Du musst dich deiner Verantwortung nun stellen und den inzwischen vier Göttern erklären, was es mit deiner Notlüge auf sich hat. Wieso es besser wäre, wenn sie schnell verstehen würden, sich ohne ihre göttlichen Namen vorzustellen. Denn das stellt dich vor größere Herausforderungen, als eh schon.   Gehetzt[1] läufst du über den Schulhof und erreichst dein Klassenzimmer in Windeseile, doch du bist dennoch zu spät angekommen. Das liegt nicht nur daran, dass du deinen eigentlichen Bus verpasst hast, sondern auch am Trubel, der bei dir zu Hause war. Nachdem ihr alle aus dem Weinkeller wieder nach oben gegangen seid, fing der Morgen erst an. Du hältst dir kurze Zeit deine stechende Seite und blickst auf die Klassenzimmertür und wartest noch einen Moment, ehe du sie betrittst. Du versuchst einfach das Frühstück auszublenden, indem du noch einmal tief Luft holst, ehe du an der Tür klopfst und kurze Zeit später hineingehst. Dein Blick huscht kurz zur Uhr und knapper hätte es nicht sein können, denn der Unterricht war gerade mal fünf Minuten im Gange. Du wirst dennoch davon nichts wirklich mitbekommen. Deine Mitschüler machen sich kurz über dich lustig und dann stehst du schon mit zwei Eimern in den Händen auf den Flur und musst deine Zeit hier draußen fristen. Seufzend gibst du dich deiner Situation hin und führst dir noch einmal den Morgen vor Augen, denn nachdem ihr in der Küche angekommen wart, wurde es erst interessant. Dionysus hat nämlich erklärt, dass er nicht genau weiß, wie er überhaupt in der Menschenwelt angekommen ist. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass sein Bruder ihn mitgezerrt hat und er im Weinkeller wieder zu sich kam. Ein entsetzter Laut entkam fast jedem und Stille legte sich über die Essenden. Alleine wegen dieser Nachricht hast du vergessen auf die Uhr zu schauen und damit deinen Bus verpasst, der dich zur nächsten Bahn brachte. Der Weg bis zur ersten Bahnstation musstest du deshalb zu Fuß hinter dich bringen, auch wenn dir Takeru vorgeschlagen hatte, dich einfach dorthin zu bringen. Du hast aber sofort verneint und gesagt, dass er sich nicht einfach so verwandeln durfte, was er dann auch verstanden hatte. Deine Eltern waren nicht ganz erfreut darüber, dass du wegen deinen Freunden zu spät zur Schule kommen würdest, haben aber schlussendlich nichts mehr dagegen gesagt. Später auf dem Weg fragst du dich sogar kurz, wieso du nicht doch Takerus Angebot angenommen hättest, aber das wäre wohl eher eine Schlagzeile für die Zeitung gewesen. Du blickst etwas geknickt zu Boden und spürst, wie die Eimer immer schwerer werden. Du musst wieder daran denken, dass Dionysus etwas von seinem ‚Bruder‘ gesagt hast und blickst dich kurz panisch um. Es ist nicht so, als würdest du dich freuen, wenn du auch Apollon wiedersehen könntest, doch irgendetwas sagt dir, dass seine Rückkehr viel mehr Probleme bereiten wird, als die der anderen Götter. Dir kommt es auch gleichzeitig so vor, als würde die Sonne heute außergewöhnlich stark strahlen, aber dies war sicherlich nur deine Einbildung. Sie schien genauso stark wie gestern und den Tag zuvor, auch wenn es Herbst ist. Du versuchst deshalb nach draußen zu blicken, um die farbenfrohen Bäume zu sehen, doch leider erkennst du nicht wirklich viel, weil dein Klassenzimmer im höchsten Stockwerk des Schulgebäudes ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörst du eine Stimme, die dich ruft und du zuckst zusammen. Scheinbar warst du so abgelenkt gewesen, dass dich die Stimme deiner Lehrerin aus deiner kleinen Traumwelt gerissen hat. Also würdest du doch noch einen Teil des Faches mitbekommen. Wie gnädig sie doch war …   Du atmest erleichtert aus und verbeugst dich, ehe du das schuleigene Dojo verlässt. Dein heutiges Training war wieder schweißtreibend, doch es hat dir gleichzeitig geholfen einen klaren Kopf zu bekommen. Heute musst du deinen Freunden sagen, dass sie sich so schnell wie möglich nach einer Wohnung umschauen mussten, weil der Platz doch so langsam eng wurde. Du willst sie zwar auf der einen Seite nicht wegschicken, aber es würde sicherlich dem Klima zuhause helfen, wenn nicht so viele gutaussehende junge Männer darin hausen würden. Deinen Eltern würde der Vorschlag sicherlich gut gefallen. Motiviert ziehst du deine Trainingskleidung aus und steigst unter die Dusche. Du willst nicht übelriechend vor den Direktor, um ihm diese wichtige Frage zu stellen. Wie du den Direktor kennst, würde er sicherlich sofort zusagen, auch ohne die nötigen Hintergrundinformationen. Du verziehst kurz das Gesicht und hältst in deiner Bewegung inne. An diese Informationen hast du noch nicht einmal gedacht und das stellt dich vor eine größere Herausforderung, aber du bist dir sicher, dass du noch eine Lösung finden wirst. Schnell bist du wieder fertig angezogen und auf dem Weg zur Direktion. Unterwegs überlegst du dir bereits eine Erklärung und bist recht zufrieden damit. Du wirst ihm einfach erklären, dass die Schule deiner Freunde geschlossen wurde und da es sich um eine private handelt, keine Informationen darüber im Umlauf sind. Du bist nur noch nicht ganz sicher, wie du erklären willst, dass sie sich in den meisten Fächern wohl nicht so auskennen würden, aber einen Weg wirst du schon finden. Du atmest noch einmal fest durch und klopfst an die Tür der Direktion.   Du bist unsicher, wie du genau auf die Entscheidung des Direktors reagieren sollst, deshalb ziehst du zuerst einmal deine Straßenschuhe an und legst deine schuleigenen Pantoffeln zurück. Du bist eine gefühlte Stunde von ihm aufgehalten worden, weil er mehr über deine Freunde erfahren wollte, was dir recht schwer gefallen ist, weil du ihm nicht zu viel erzählen wolltest. Das einzige Problem, das du hattest, war, dass du nicht genau sagen konntest wie viele deiner Freunde wohl die Schule wechseln würden. Du wolltest sofort ‚acht‘ sagen, aber du warst dir nicht sicher, ob auch wirklich jeder Gott zu dir kommen würde, deshalb hast du zuerst die Vier angekündigt, die gerade bei dir wohnen. Du streichst dir über deine Schuluniform, greifst nach deiner Tasche und gehst zur Tür. Takeru würde sicherlich nicht ganz erfreut über die Neuigkeiten sein, aber du kannst nichts dagegen unternehmen. Es ist nur ein einziger Platz in deiner Klasse frei, deshalb müssen die vier in zwei, wenn nicht sogar drei Klassen aufgeteilt werden, was die Sache um einiges verkompliziert. Du blickst deshalb etwas betrübt in den strahlenden, blauen Himmel und schließt kurz die Augen, um die Sonne auf deiner Haut zu spüren. Ein sanfter Wind kommt auf und zupft an deiner Schuluniform und du merkst, dass es immer kälter wird. Du streichst dir deshalb kurz über deinen Arm und gehst dann weiter. Du musst dich jetzt etwas beeilen, weil du noch zu dir nach Hause fahren musst, um deine Freunde abzuholen. Du gehst durch das Schultor und verabschiedest dich von einigen Leuten aus dem Kendo-Club, biegst nach links ab und gehst etwas schneller, um die Bahn noch zu bekommen. Du bemerkst, dass Jemand hinter dir läuft und willst schon zur Seite gehen, als du plötzlich eine bekannte Stimme hörst: „Yousei-san~!“ Du zuckst zusammen und drehst dich langsam um, weil du das Wort sofort erkannt hast. Du wirst etwas bleich, als du siehst, wie Apollon mit ausgestreckten Armen, einem Lachen im Gesicht und generell einer strahlenden Aura auf dich zukommt. Du schreckst etwas zurück und weißt nicht, wie du ihm am besten ausweichen willst, deshalb willst du dich hinter Jemanden verstecken. Plötzlich spürst du, wie du von jemanden in den Arm genommen wirst und von Apollon weggedreht wirst. Du schließt dennoch etwas panisch deine Augen und hörst, dass Apollon noch immer auf dich zugelaufen kommt. Du presst dich etwas ungewollt an die Brust, die dir dargeboten wird und hörst einen dumpfen Schlag und einen leicht panischen Aufschrei. Sofort reißt du deine Augen auf und willst sehen, was passiert ist, doch du wirst immer noch beschützend im Arm gehalten. Du versucht dich zu befreien und wirst schlussendlich losgelassen, dabei siehst du, dass du von Takeru beschützt wurdest. Er blickt wütend auf Apollon, der gerade damit beschäftigt ist Hades aufzuhelfen, weil er ihn in seinem Übermut überrannt hat. Hades wirkt überhaupt nicht zufrieden und entschuldigt sich, weil es doch nur seine Schuld ist. Apollon streicht sich dann über die Kleidung und blickt strahlend auf dich. Er kommt immer weiter auf die zu, doch Takeru schiebt dich wieder hinter sich und sagt: „Ich denke du brauchst nicht näher zu kommen. Normal begrüßen reicht auch aus.“ Seine Stimme ist streng und Apollon zieht kurze Zeit eine Schnute, kriegt sich aber schnell wieder ein. „Das ist aber nicht meine Art Take-Take“, schmollt Apollon und versucht einen weiteren ‚Angriff‘. Dieses Mal hat Takeru nicht die nötige Zeit, um zu reagieren, deshalb kneifst du deine Augen fest zu und hörst dennoch ein schmatzendes Geräusch. Takeru knirscht mit seinen Zähen und zittert leicht, weshalb du deine Augen wieder öffnest und feststellen musst, dass Apollon Tsukito einen Kuss gegeben hat. Alle Farbe ist aus Apollons Gesicht gewichen und Tsukito wirkt erstarrt. „Das war sehr unerwartet“, sagt er leise und streicht sich scheinbar verwirrt über die Lippen. Du fühlst plötzlich wie die Luft um Takeru anfängt zu wirbeln und blickst erschrocken auf ihn. Du hast dies schon einmal gesehen und willst sofort die Aufmerksam auf dich lenken, weil du nicht willst, dass sich Takeru vor der Schule verwandelt und ziehst an seinem Ärmel: „Takeru-san. Bitte beruhige dich, du kannst hier nicht …“ Er blickt dich wütend an, doch als er deinen flehenden Blick sieht, entspannt sich seine ganze Haltung und du spürst, wie der Wind um euch abflaut. Du lässt ihn dann los und er kümmert sich sofort um seinen Bruder, der immer noch auf der gleichen Stelle steht. Apollon sieht wie eine Statue aus, deshalb gehst du an ihm vorbei und kümmerst dich erst einmal um Hades, dem es nahe ging, dass ihn sein Enkel einfach über den Haufen gelaufen hat und siehst, dass er blutet. Erschrocken stellst du dich auf deine Zehenspitzen und streichst Hades Haar zur Seite. Blut sickert aus einer kleinen Wunde und du fragst dich, woher diese wohl hat. Du schaust dich deshalb kurz um und siehst, dass ein Stein neben Hades liegt. Sein Blick ruht auf dir und du wirst etwas nervös, dann legst du seine Strähne wieder zurück und nimmst seine Hand. „Du bist verletzt. Lass uns ins Schulgebäude gehen und nachsehen, ob die Krankenschwester noch da ist, Hades-san.“ Du willst ihn hinter dir her ziehen, doch er bewegt sich keinen Millimeter. Sein Blick ruht auf deiner Hand und du hast plötzlich das Gefühl, dass um ihn herum eine dunkle Aura fliegt. Er schüttelt dann leicht den Kopf und erklärt: „Das liegt nur an meinem Unglück. Ich … Das hätte auch dir passieren können.“ Er versucht deine Hand zu lösen, doch du gibst nicht nach. „Was hättest du denn getan, wenn es mir passiert wäre? Nicht alles ist die Schuld deines Unglückes Hades-san“, erklärst du und hört plötzlich eine Stimme, die ‚es ist meine Schuld. Sorry, ich habe mit dem Stein gespielt‘ ruft. Du lächelst Hades an und deutest noch einmal auf das Schulgebäude: „Bitte, lass uns hineingehen und deine Wunde versorgen. Ich will nicht, dass du mit einer Verletzung herumläufst, Hades-san.“ Du ziehst wieder etwas an seiner Hand und dieses Mal folgt er dir. Du gehst weiter und siehst kurz zu Takeru, Tsukito und Apollon. Du fragst dich dann kurz, wo wohl Dionysus geblieben ist, doch kümmerst dich lieber um Hades. Du bemerkst erst jetzt, dass seine Finger nicht wirklich warm sind und fragst dich, ob dies wohl daran liegt, weil er der Gott der Unterwelt ist. Du musst nicht sehr weit auf das Schulgelände gehen, als du das erste Getuschel hörst, doch du versuchst es so gut es geht zu ignorieren.   Du hast Glück, die Krankenschwester saß noch in ihrem Zimmer, als du an der Tür geklopft hast. Sie wirkte zwar alles andere als glücklich noch einen Patienten zu haben, doch als sie Hades sah, änderte sich ihre Meinung sofort. Sie entschuldigte sich einen Augenblick und verschwand für einige Zeit. Als sie euch schließlich ins Krankenzimmer ließ, roch sie nach frischaufgetragenem Parfum, von dem dir etwas übel wurde. Als du Hades Hand loslässt, schaut er dich kurz an und du siehst ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. Du bist etwas erstaunt, weil du nun wirklich nichts anderes getan hast, als ihn unversehrt durch die Gänge zu bringen. Die Krankenschwester zeigt Hades dann den Weg und du bleibst einen Moment alleine im Eingangsbereich stehen. Dann hörst du einen leisen Schrei und siehst, wie die Krankenschwester rückwärts hinter dem Vorhang hervorkommt und mit dem Finger auf Hades deutet. Sie blickt dich an und stottert vor sich hin: „S…Sein Auge. D…Das kann doch nicht menschlich sein. I…Ich muss los.“ Sie schnappt sich ihre Jacke und verlässt fluchtartig den Raum. Du hättest gerne noch etwas gesagt, doch du hörst, wie sich die Krankenschwester mit schnellen Schritten von dem Zimmer entfernt. Du bist einen Moment unfähig etwas zu sagen oder zu tun, weshalb du einfach nur stehen bleibst. Nach einiger Zeit hast du dich aber wieder gefangen und blickst hinter den Vorhang. Hades sieht dich mit seinen beiden Augen an und du kannst verstehen, dass sich die Krankenschwester erschrocken hat. Die Krankenschwester hat seine Haare mit einer Spange nach hinten verbannt und auch wenn dich der Anblick seines linken Auges etwas unerwartet trifft, schluckst du kurz und gehst dennoch auf ihn zu. Hades blickt trotzdem etwas verletzt zur Seite und legt eine Hand auf sein linkes, rot-schwarzes Auge. „Das ist der Grund, weshalb ich es … versteckt halte. Der Fluch … er ist der Grund dafür“, sagt er leise und nimmt die Hand dann wieder weg. Du schaust dich um und nimmst die Utensilien, die von der Krankenschwester schon vorbereitet wurden und träufelst etwas von dem Desinfektionsmittel auf einen Wattebausch und tupfst sanft über die Wunde. Du hast dich wieder gefasst und sagst: „Ich habe mich schon immer gefragt, ob dein Auge auch als Mensch so aussieht. In deiner Gott-Form hast du deine Haare ganz anders, deshalb ist es mir dort schon aufgefallen, aber ich finde, dass es schön aussieht.“ Du lächelst und wirst etwas rot. Du willst Hades beruhigen, weil er scheinbar schon so oft verletzt wurde, auch wenn es bedeutet, dass du peinliche Sachen zu ihm sagst. Du greifst dann zu einem Pflaster und klebst es vorsichtig auf seine kleine Platzwunde. Dann löst du seine Haare und siehst ihnen zu, wie sie ihm ins Gesicht fallen. Du kicherst vor dich hin, weil sie ihm wirr vor den Augen hängen und er blickt dich durch die Strähnen hindurch an. Er schweigt dich einige Zeit an, ehe er dich sanft anlächelt: „Danke.“ Er will gerade aufstehen, als du hektische Schritte hörst und die Tür aufgerissen wird. „Zassou!“ und „Yousei-san~!“-Schreie vermischen sich miteinander und du zuckst zusammen. Hades richtet sich die Haare und du blickst zur Seite. Just in dem Moment wird der Vorhang zur Seite gezerrt und Takeru blickt dich verdutzt an, Apollon wirkt empört und Tsukito nichtssagend. Du weißt nicht, was du sagen sollst, deshalb räumst du einfach die Utensilien weg und ignorierst die Blicke. „Tsuki-Tsuki hat als erstes bemerkt, dass ihr beiden nicht mehr bei uns seid. Deshalb sind wir hier, aber, dass du mit Onkel Hades …“, sagt Apollon und du hörst, dass seine Stimme zittert. Du riskierst deshalb einen Blick und siehst, dass Tränen in seinen Augenwinkeln glitzern und musst schlucken. Du schüttelst dann den Kopf und hältst deine beiden Hände abwehrend vor dich: „N…Nein, das ist nicht so, wie es aussieht!“ Apollon schluchzt und will dich wieder in den Arm neben, doch Takeru hält ihn auf: „Was ist es denn, Zassou?“ „Es ist meine Schuld“, sagt Hades und streicht sich die Haare aus dem Gesicht, „Durch mein Unglück habe ich diese Verletzung. Sie wollte mich nur verarzten.“ Unglauben spiegelt sich trotzdem in Takerus Augen, doch er schüttelt dann nur den Kopf und er deutet zur Tür: „Ich denke wir können dann gehen? Und du erzählst uns, was der Direktor gesagt hat, okay?“ Du schaust auf Takeru und nickst dann. Dies erscheint dir als gute Idee und du lächelst Takeru, Tsukito, Apollon und Hades freundlich an. Dann verbeugst du dich vor Apollon und sagst: „Es freut mich, dass du hier bist, Apollon-san.“ Die Trauer in seinen Augen wischt der Freude und breitet schon glücklich die Arme aus, doch Takeru gibt ihm, wie Dionysus zuvor, eine Kopfnuss. Du weißt, auch wenn es schwierig ist ihn einzuschätzen, so würde die Zeit mit ihnen nun interessanter werden. Lachend lauft ihr dann zusammen durch die Schule und plötzlich freust du dich, wenn du mit ihnen jeden Tag hierhinkommen kannst. Auch wenn es noch einige Hürden zu bewältigen gibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)