Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 13: Verspätete Warnung ------------------------------ 13. Kapitel – Verspätete Warnung       Fort! Sie waren weg! Jane und Darcy waren wer-weiß-wohin gebracht worden, gegen ihren Willen und das war seine Schuld. So zumindest empfand es Thor. >Wäre ich doch schneller gewesen!<, fluchte er innerlich. Loki haderte ebenfalls mit Selbstvorwürfen, glaubte er doch durch seine kurze Abwesenheit den Angreifern eine Chance geboten zu haben. „Wir müssen…“, setzte Thor gerade an, doch ein helles Stimmchen unterbrach ihn. „Warum war es so laut?“, drang es vom Eingang des Zeltes, wo Damion und Cara bis vor Kurzem noch friedlich geschlafen hatten. Prompt war Thor bei seinem Sohn und hob den kleinen Jungen in seine Arme. „Es ist nichts, mein kleiner Krieger! Schlaf weiter!“ Wenn Thor geglaubt hatte, er könne das erwachte Kind nun wieder beruhigen, war er gehörig auf dem Holzweg. Eines fiel dem Jungen sofort auf und alarmierte ihn auf der Stelle: „Wo ist Mama?!“ Nun befand sich der Sohn Odins wahrhaftig in einer Zwickmühle. Dass er dem Kind nicht sagen konnte, dass böse Leute seine Mutter entführt hatten, war logisch, aber war es nicht auch falsch, Damion zu belügen? Thor rang nach den passenden Worten, doch das Problem wurde ihm glücklicherweise abgenommen. Erynor nahm ihn das Kind kurz ab und redete leise in der weichen Muttersprache der Lichtelfen auf den Jungen ein. Was genau der Elf sagte, verstanden weder Thor noch Loki, denn es war ein völlig anderer Dialekt, als der den die Brüder einst gelernt hatten. Es schien Daimion jedoch zu beruhigen, denn er schloss prompt die Augen und ließ sich widerstandslos zurück ins Zelt tragen. Bevor Erynor die Kinder wieder allein ließ, flüsterte er der schlafenden Cara ebenfalls etwas ins Ohr. „Sie werden nun ruhig schlafen können!“, sagte er zu den beiden Brüdern, deren Stimmung hingegen jenseits von ruhig war. Der Elfenmagier bemerkte sehr wohl, dass sein ehemaliger Schützling und dessen Bruder am Rande eines Nervenzusammenbruchs standen, so sehr hatte sie der abrupte Verlust ihrer Gefährtinnen getroffen. Er legte jedem von ihnen eine Hand auf die Schulter und fand auch für tröstende Worte in seiner Sprache für die beiden, allerdings für sie verständlich: „Auch diese Nacht wird vergehen, junge Freunde. Wenn die Sonnen uns ihre Strahlen schicken werden, wird auch ein Teil der Dunkelheit von euren Gemütern fallen. Morgen finden wir einen Weg eure Sterne wieder zu euch zu holen, doch nun müsst ihr ruhen. Allzu schnell macht man gravierende Fehler, wenn man überstürzt und erschöpft handelt!“ Natürlich waren Thor und Loki immer noch wütend und besorgt um die entführten Frauen, doch die warme Stimme des Elfen und dessen väterlich-tröstende Aura gab ihnen die Kraft, die sie brauchten um nicht die Besinnung zu verlieren. Der Schock verflog nach und nach, doch es waren viele weitere aufmunternde Worte seitens Erynor nötig, bis sich die beiden endlich im Stande sahen, sich zu Bett zu begeben. Wissend, dass keiner von den Brüdern alleine bleiben sollte und die Nähe des jeweils anderen helfen würde, komplimentierte Erynor die beiden in das Zelt, wo er mit seinem Schüler hätte schlafen sollen und er wachte seinerseits über die Kinder. Kein Wort wurde im Zelt von Thor und Loki gewechselt und doch merkten sie die Dankbarkeit des Anderen, für den stummen Trost und das Verständnis. Auch wenn ihre Gedanken so sehr in Aufruhr waren, dass sie tobten wie die von Thor gerne geschaffenen Stürme, glitt jeder von ihnen in einen unruhigen Schlaf. Der hielt allerdings nicht lange vor.     Die Sterne begannen gerade zu verblassen, als Loki mit einem Ruck erwachte und kerzengerade im Lager saß. Er hatte das Gefühl gehabt, als würde jemand aus der Ferne nach ihm rufen. War es Darcy? Noch halb im Schlaf, erhob er sich recht ungelenk aus dem Bett, das im Grunde nur eine Ansammlung von Decken war und schaffte es irgendwie aus dem Zelt zu gehen, ohne seinen Bruder zu treten. Ein Glück hatte keiner von ihnen gesehen, wie sie geschlafen hatten, sowohl Thor als auch Loki wären knallrot angelaufen. Schon als Kind, wenn einer von ihnen das Gefühl gehabt hatte, dass es dem Anderen schlecht ging, hatten sie in einem Raum geschlafen, in sehr jungen Jahren sogar in einem Bett. Eine Geste gab es dabei, die dem zu Tröstenden immer geholfen hatte Ruhe zu finden und meist hatte sich diese Position unbewusst im Schlaf eingestellt: sie schliefen Kopf an Kopf! Loki erblickte gerade den schmalen Streifen im Osten, der ein helles Grau angenommen hatte. Der Tag kehrte zurück! Kurz erinnerte sich Loki an die tröstenden Worte, die sein Lehrmeister gesprochen hatte und gab ihm im Stillen recht. Die Aussicht auf das Licht des Tage brachte einen Funken Hoffnung mit sich, an den Loki sich festzuhalten gedachte. „Die Nacht weicht, das Licht bringt der Tag!“, murmelte er ein Sprichwort vor sich hin, das er vor Jahren von Aglaron gelernt hatte, als sie gemeinsam durch Alfheim gezogen waren, während seiner Studien in dieser Welt. Viel hatten sie beide gemeinsam durchgemacht, beinahe so viel wie er und Thor. Es hatte sogar Zeiten gegeben, wo sie zu dritt durch die wilden Lande dieser Welt gewandert waren, die Köpfe voll Unsinn auf der Suche nach Abenteuern. Erynor hatte sie mal im Scherz „Chaos-Trio“ getauft. Ein Glück war dieser Spitzname nicht hängen geblieben! So tief versunken war Loki in Gedanken zu seiner Vergangenheit, dass er den hellen Funken vor seiner eigenen Nase nicht sah, der vom Horizont stetig näher kam. Ein Schrei, charakteristisch für eine ganz besondere Art Raubvogel, erscholl und hallte über die Senke. Sofort erkannte der Magier, welches Tier sich da näher, gab es doch derlei Vögel in Alfheim gar nicht. „Laura!“, rief er dem Milan-Weibchen entgegen. Kaum hatte sie den Ruf vernommen, setzte Laura zum Sinkflug an nur um wenige Augenblicke später auf Lokis ausgestreckten Arm zu landen. Sanft strich dieser über die weichen Federn des Vogels. „Hast du eine Nachricht für mich?“, fragte er leise, woraufhin das Tier wie bestätigend mit den Schnabel seine Hand stupste und sein Beinchen austreckte, an dem ein kleiner Brief hing. „Danke!“, sagte er und strich Laura noch einmal kurz über den Kopf, bevor sie sich wieder in die Lüfte erhob, um zu ihren Herrn  zurückzukehren. Derweil flogen Lokis Augen über die hastig hin gekritzelten Zeilen, die Clint ihm geschickt hatte. Mit jedem Absatz wurde die Falte zwischen seinen Augenbrauen tiefer. Den Brief noch in den Händen haltend, ging er wieder ins Zelt und weckte seinen Bruder recht unsanft mit einem Stupser seines Fußes. „Steh auf!“, forderte er, kaum dass Thor seine Augen geöffnet hatte. Zunächst gab der Donnergott, seinem Namen alle Ehre machend, nur ein unwirsches, verschlafenes Grollen von sich. Als er endlich wach genug war, um sich aufzurichten, fragte er: „Was ist denn los?“ Ohne weitere Erklärung drückte Loki ihm den Brief aus Midgard in die Hand. Seine Miene war, während er die Mitteilung las, fast nicht von der Lokis zu unterscheiden. „Oh…“, gab Thor zunächst als einzige Reaktion von sich, während er sich umständlich aus den vielen Decken schälte. „Du triffst den Nagel auf den Kopf, lieber Bruder… Ist mit Mjöllnir aber auch keine Herausforderung. Viel wichtiger ist jedoch: was machen wir jetzt?“ Sein Bruder schürzte nachdenklich die Lippen und blieb eine ganze Weile still. Immer wieder warf er einen kurzen Blick auf Clints Brief nur um dann wieder Löcher in die Luft zu gucken. „Also…“, begann er schließlich. „… ich glaub‘ Heimdall weiß schon längst was hier vor sich geht, Vater bestimmt auch. Aber…“ „Du glaubst wir sollten trotzdem nach Asgard?“ „Ja!“, stimmte Thor knapp zu und nickte. „Ich kann‘s nicht genau erklären Loki. Es ist so ein Gefühl, das ich habe! Außerdem könnte Vater uns vielleicht ein paar Hinweise geben.“ Loki schnaubte, was er davon hielt war allzu deutlich. Auf Thors fragenden Blick hin, meinte er: „Nichts gegen Odin, er ist im Großen und Ganzen ein guter König, doch… im Nachhinein erscheinen viele seiner Entschlüsse ein wenig herzlos. Überleg mal, er wollte deine schwer vom Äther lädierte Geliebte zurück zur Erde schicken, weil er sie für minderwertig hielt…Ich glaube er wird uns von einer Rettungsmission abraten!“ Thor blickte seinen Bruder verdutzt an. Eigentlich glaubte er, Loki und Odin hätten ihre Differenzen beigelegt, doch irgendwie klang es nicht danach. Beim zweiten Gedankengang kam er allerdings zu dem Schluss, dass es nicht nach einem wütenden verbalen Angriff klang, was  sein Bruder sagte. Trotzdem hakte er nach: „Glaubst du das wirklich?“ Lokis erste Reaktion war ein Schulterzucken. „Ich hoffe es kommt nicht so, aber, seine Verdienste in Ehren, Odin ist alt. Seine Sichtweise gerät in letzter Zeit sehr oft mit der unsrigen aneinander, ist dir das entgangen?“ „Natürlich nicht!“, lenkte Thor schließlich ein, betrübt von der Tatsache, die ihm vor Augen geführt worden war. Natürlich liebte er seinen Vater, doch auch ihm war keineswegs entgangen, dass der König Asgards etwas nachließ! „Heißt das, du willst nicht nach Asgard?“, fragte er Loki, fast schon kleinlaut. „Doch, sicher will ich das. Ich wollte nur, dass du auf den Starrsinn deines Vaters vorbereitet bist, den du nebenbei geerbt hast! Wir sollten am besten gleich aufbrechen, oder?“ Mit einer unschlüssigen Miene nickte Thor. Erynor, von der immer lauter werdenden Diskussion der beiden Brüder geweckt, steckte verschlafen den Kopf aus dem Zelt. „Was, bei Surts Arsch, treibt ihr da?“, flüsterte er, wütend dass er so früh wach geworden war. Kurz schilderten Thor und Loki die Situation, die im Brief erklärt worden war und ihre Pläne, die alte Heimat aufzusuchen. „Ich bleibe hier!“, stellte Erynor sofort klar und nickte ins Innere des Zeltes. „Irgendjemand muss ja auf die beiden Zwerge aufpassen und ein Kriegsrat ist wahrlich nichts für sie!“ „Wohl wahr…“, dachte Thor laut nach und sah Erynor eindringlich an. „In Sicherheit weiß ich Damion in deiner Obhut und du bist einer der wenigen, dem ich so sehr vertraue, wie Loki!“ „Was sich schon als Fehler erwiesen hat!“, warf sein Bruder ein und richtete ebenfalls das Wort an seinen Lehrer: „Jetzt wo Darcy, als Caras Tante und Bezugsperson fort ist, hast du wohl das einzige Recht auf das Mädchen aufzupassen. Aber ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, sie nicht selbst beschützen zu können…Bitte achte gut auf sie!“ Oha! Hatte der Magier etwas wie Vatergefühle für sich entdeckt? Thor war nicht der einzige der sich das fragte, auch Erynor wunderte sich darüber. Offenbar war es nicht nur Darcy gelungen, Loki wieder „einzufangen“, sondern ihrer Nichte gleich mit. „Nie würde ich zulassen, dass den Kindern etwas Schlimmes zustößt, denn wie die eigenen Töchter, die ich gerne gehabt hätte, sind mir ihre Mütter –oder Tante in Darcys Fall- und somit liegen mir die Kinder ebenfalls sehr am Herzen. Das erste Mal, seit die beiden Frauen entführt worden waren, konnten Loki und Thor wieder lächeln, bevor sie zeitgleich zum Himmel blickten. „Heimdall, hol uns nach Hause!“     „Hm… hat sich ja nix verändert, seit dem letzten Mal!“, stellte Tony fest, als er Seite an Seite mit Steve durch die hohen Galeriegänge in Asgards Palast ging. Auch sie beide waren, auf ausdrücklichen Wunsch Odins hin, von Heimdall geholt worden und wurden nun in ihre Zimmer geleitet, um sich bis zur großen angesetzten Besprechung zurückziehen zu können. Die Ausdrücke auf den Gesichtern der anderen Avengers, als sie beide einfach vom Bifröst erfasst worden waren, hätte jede Comedy- Show gesprengt. „Es scheint ein Ort zu sein, an dem die Zeit einen anderen Rhythmus hat!“, antwortete Steve auf die spöttische Aussage seines Kollegen hin. Die Wächter, die sie begleiteten, warfen sich hinter den Rücken der Menschen fragende Blicke zu, blieben aber stumm. „Was liegt dir quer, Schnucki?“, fragte Tony schließlich. Er ging davon aus, dass er die beiden Asen hinter ihnen herzlich wenig interessierte, was in dem Privatleben eines Menschen so vor sich ging. Weit gefehlt! Die Krieger hinter ihm spitzten die Ohren, um zu erfahren, was nun kommen würde. „Ich weiß nicht, was du meinst!“, wich Steve mit betonten Gleichmut aus, hoffen Tony würde locker lassen. „Jetzt mach dich doch  nicht lächerlicher, als ohnehin schon, Kumpel! Dich wurmt was, das seh‘ ich! Immer noch der Streit mit Tasha? Ich meine, die Entführung unsere Süßen hat uns alle ausgeknockt, dir scheint aber noch etwas Probleme zu machen und…“ „Sie ist schwanger!“ Wäre das ein Cartoon gewesen, hätte man nun wohl die charakteristischen Grillen im Hintergrund zirpen gehört.  Tony blieb abrupt stehen, seine Miene jenseits von Gut und Böse, gewürzt mit einer guten Priese „Surprise!“ „Wow!“, pustete er aus und musterte den Captain, als zweifle er an der Aussage.  „Wirklich?“ „Na ja… wenn Bruce es festgestellt hat, dann…“ „Ist es von dir?“ „Na offensichtlich!“ „WOW!“ „Lass das mit dem WOW!““, fauchte Steve und begann stur weiterzugehen. Nach einigen Sekunden des perplexen Hinterherguckes, entschloss sich Tony, Steve etwas mehr auf den Zahn zu fühlen. „Also, machst du dir Sorgen um das Kind?“, schloss er. „Auch…“ „Was denn noch?“ Steve holte tief Luft und blieb stehen. „Sie… sie sagte mir, dass sie keine Kinder bekommen kann … und jetzt das! Außerdem hat sie mich angelogen, was Bruce angeht… Wieso?“ Nachdenklich zog Tony die Brauen zusammen. Er wunderte sich ebenfalls über Natashas Verhalten und auch die Tatsache, dass sie schwanger war, obwohl es scheinbar unmöglich war. Normalerweise hätte er mit den Schultern gezuckt und einen Kommentar á la „Die Frauen eben!“ abgelassen, doch hier war der Sachverhalt ernster und Steve zudem noch –das würde er niemals laut sagen- einer seiner besten Freunde. „Vielleicht…“, begann er und legte Steve einen Arm auf die Schulter. „… vielleicht hatte sie Angst! Menschen machen dumme Sachen, aus Angst, das wissen wir!“ „Wovor sollte sie denn Angst haben? Dass ich das Kind nicht will?“ „Kann sein!“, stimmte Tony zu. Im Grunde tat Steve ihm so richtig leid. Da hatte er seit vielen Jahren wieder mal eine Frau gefunden und dann verrannten sich die beiden so. „Sie glaubte womöglich, du würdest sie sowieso verlassen und hat sich zusammengereimt es sei einfacher für sie, selbst zu gehen…“ „Das ist doch verrückt!“ „Wir sprechen hier von Nat! Einer von uns! Wir sind doch der verrückteste Haufen, den es je gegeben hat!“ „Auch wieder wahr!“       „Lass mich runter, sofort! Du widerwärtiges Ekelpaket! Ich reiß dir deine Eier raus, wenn du mich nicht loslässt! Ich hack dich in Stücke!!!“, schallte es durch die Gänge des Raumschiffes und die helle Stimme drang bis in den Raum, wo die vier anderen Gefangenen bereits waren. „Ich glaub, die haben Darcy erwischt!“, meinte Pepper trocken und Natasha unterdrückte ein Lachen.  Lachen wäre in dieser Situation wahrhaftig unangebracht, zumal sie nicht einmal wussten, was ihnen noch bevorstand. Peppers Vermutung wurde kurze Zeit später bestätigt, als die Tür aufglitt und sowohl die mit Flüchen um sich spuckende Darcy als auch die vor Verzweiflung fast apathische Jane hineingeführt- oder gestoßen- wurden. Während Janes geistige Abwesenheit es einfach machte, die Ketten anzulegen, machte es Darcy es ihnen schwerer.  Sie trat um sich, schlug hinterher und schleuderte den Wärtern Dinge entgegen, bei denen sogar Sif große Augen bekam, obwohl sie unter Kriegern mit arg losen Zungen gelebt hatte. Letzten Endes unterlag aber auch Darcy, wurde angekettet und ihr wurden sogar Knebel angedroht, wenn sie nicht endlich die Klappe hielt. Also hatte sie sich damit begnügt, ihre Entführer mit Blicken zu erdolchen. Von draußen klang schließlich eine grollende Stimme herein. „Holt mal die Elfe und die Asin raus, vielleicht kriegen wir ein paar Infos!“ Elrien wurde schlohweiß und auch die anderen Frauen zeigten ihre aufkommen Furcht deutlich. Jeder war sofort klar, was sie sich unter „Infos bekommen“ vorzustellen hatten… Folter! „Das könnt ihr nicht bringen!“, rief Jane, die gerade aus ihrer Apathie gerissen worden war. Ein Dunkelelf erschien und machte sich daran, die Elfenkönigin und Sif loszuketten. Er schenkte Jane ein süffisantes Grinsen, das Lokis aus früheren Zeiten bösartige Konkurrenz machte. „Wir können, meine schöne Sterbliche, und wir werden!“ „Sie ist schwanger, lasst wenigstens die Königin in Ruhe!“, schrie Pepper den Kerl an und erntete einen wutblitzenden Blick. „Sei still, Menschenkind… um dich kümmern wir uns früh genug!“ Ohne ein weiteres Wort an die anderen Gefangenen wurden Sif und Elrien herausgezogen. Durch etliche, verschlungene Gänge wurden sie beide geführt, bei der zehnten Abzweigung hörte Sif auf zu versuchen, sich den Weg zu merken. Dann warf sie einen Blick zu der Elfe an ihrer Seite, die mit den Tränen kämpfte. „Geht es euch gut?“, flüsterte sie und die offene Sorge entlockte der Regentin der Lichtelfen ein verzweifeltes Lächeln. „Noch…“, wisperte sie zurück, doch dieses kurze Gespräch blieb nicht unentdeckt. „Schnauze, ihr Gören!“, dröhnte einer der Nachtfackelwachen, der vor ihnen ging. Da war die Begrüßung in dem Raum, in dem sie ankamen schon weitaus freundlicher, wenngleich auch höhnisch: „Hallo, meine Damen!“, kam es ihnen entgegen, zu freundlich, als dass es ehrlich hätte sein können. Thanos kam ihnen entgegen und lächelte sie aufgesetzt und kalt an. Sif durchschaute dieses aufgezogenen Spiel sofort, ebenso wie ihre Begleiterin. „Was wollt ihr?“, fuhr die asische Schildmaid ihren „Gastgeber“ sogleich an. Malbeth und Surt standen im Hintergrund, die „Befragung“ wurde Thanos selbst vornehmen. Surt sah dem ganzen mit großer Vorfreude entgegen, war doch jede Art von Gewalt seine große Leidenschaft, während Malbeth beinahe schon angewidert war. Er mochte er nicht, Sachen derart zu verzerren und auszudehnen, wer nicht kooperierte starb, kurz und wenn es ein ruhmreicher Krieger war sogar schmerzlos. Aber eine derartiges in die Länge ziehen, unnötige Sauerei anrichteten oder einen würdevollen Gegner quälen war in seinen Augen abartig. Außerdem, und dass ließ den Dunkelelfen fast aufstoßen, trug die Königin ein Kind in sich. An einer Schwangeren verging man sich nicht, Punkt! „Du weißt doch sicher, als Regentin von Alfheim, wo sich die Essenzen deiner Welt befinden, oder?“ Entsetzt weiteten sich Elriens Augen, auch Sif war schockiert. „Das kannst du nicht machen!“, flüsterte die Elfe. Thanos hingegen lachte grollend und kalt auf. Wie verblendet diese Wichte doch waren, glaubten es könnte nicht sein, dass er sich die Macht zu holen gedachte, die ihm zustand. „Natürlich kann ich das!“ „Aber Alfheim wird..!“ „Mir ist egal, was aus der Welt wird, das dürftet ihr doch seit Midgards Untergang gemerkt haben, oder?“, schnitt Thanos der Elfe das Wort ab. In seinen Augen waren sie nicht mehr wert, als der Staub an seinem Schuh. „Also… ich wiederhole mich  ungern. Wo ist Alfheims Essenz?!“ Elrien schwieg beharrlich und gab ihr bestes, ihre Angst niederzuringen, Sif stand neben ihr und hoffte, die Königin möge stark und Thanos nicht zu grausam sein. „Ich habe Mittel und Wege, euch zum Reden zu bringen. Ja, Asenweib dich habe ich nicht vergessen!“ „Thanos!“, rief Malbeth dazwischen und trat aus dem Halbschatten ins Licht. „Wir haben ihr geschworen, dass dem Ungeborenen nichts geschieht…“ „Es gibt Dinge, die ihr unsägliche Schmerzen bereiten können, ohne dass ihr Balg Schaden nimmt. Außerdem hat dein Soldat es geschworen, nicht ich!“ Genervt schnaubte der Dunkelelf und warf der Elfenkönigin einen schon fast entschuldigenden Blick zu. Wider seiner Überzeugung, begann er Sympathie für seine helle Gegenspielerin zu empfinden. Grobe Gewalt einem solch sanften Wesen anzutun, stieß ihn ab. „Halt dich zurück, sonst… „ „Sonst was!?“, drohte der Chitauri und warf dem Elfen einen Blick zu, der sogar Surt im Hintergrund Angst machte. Malbeth verdrehte die Augen und hob ergeben die Hände. „Trollhirn!“, brummte er leise in sich hinein, im Glauben Thanos würde es nicht hören, aber weit gefehlt. „Bring noch so ein Spruch und ich knöpfte mir dich als nächstes vor!“, drohte er, kurz bevor Malbeth den Raum verließ. „Also…“, begann Thanos und holte eine lange gezackte Klinge hervor, die unheilvoll leuchtete. „… du wolltest mir gerade Erzählen, wo Alfheims Essenz ist!“ Stolz, trotz der Gefahr, die ihr sprichwörtlich unter die Nase gehalten wurde, stand Elrien schweigend vor dem Chitauri und Sif hob anerkennend eine Braue. „Tu was du willst, Fremder. Das Elfenvolk wird blutiges Rachegericht an euch vornehmen, sollte mir oder dem Kind etwas geschehen!“ „Eine Ameise sollte sich nicht gegen den Stiefel wenden, der auf sie niederrast. Es ist ihr Tod!“, wiederholte Thanos beinahe die gleichen Worte, die er einst Loki in den Mund gelegt hatte, doch die Reaktion die Sif ihm gab, verblüffte ihn dann schon: „Komm drauf an, wie viele Ameisen sich gegen den Stiefel richten!“, schleuderte sie ihm entgegen und bekam zum ersten Mal Thanos volle Aufmerksamkeit. Die Asin wollte also zuerst leiden? Thanos war es nur recht. Bei der Elfe hätte er sich zurückgehalten, auch wenn er sich vor Malbeth so gegeben hatte, als sei es ihm egal, doch bei Sif zeigte er keine Gnade. Ohne Vorwarnung stieß er sein Messer in Sifs Körper. Es wurde kein lebenswichtiges Organ getroffen, doch die Wunde blutete stark, denn die Klinge war gezackt und die Widerhaken rissen ihre Haut auf.     Als die beiden schließlich wieder in die Zelle zu den anderen gebracht wurden, waren beide übersäht mit notdürftig versorgten Wunden, die nicht genauer erkennbar waren. Auffallend war jedoch, dass Elrien nur welche an Arm, Bein und Schulter hatte, während Sifs ganzer Körper übersäht war. Keine von beiden sprach darüber, was passiert war, doch versicherten beide, nichts Wichtiges verraten zu haben. „Lange werden sie nicht so geduldig bleiben, oder?“, fragte Jane in die Stille, die sich danach eingestellt hatte. „Bestimmt!“, bestätigte Pepper erschöpft. Sie waren alle völlig niedergeschlagen. Eine Frage stand allerdings wie eine Leuchtreklame im Raum: Wer würde als nächste fortgeholt werden?         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)