Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 3: Dunkle Zeichen ------------------------- Kapitel 3 - Dunkle Zeichen              Ungläubig sahen die Avengers auf die Leiche herab, die mit zerschmetterten Gliedmaßen vor ihnen auf dem Boden lag. Es war kein Mensch. Dieses tote Geschöpf sah keiner Lebensform ähnlich, die ihnen bekannt vorkam. Eine rotschimmernde Haut hatte es, die noch die letzten Funken einer Glut zeigte und ungebändigte, verfilzte Haare umrahmten ein grobschlächtiges Gesicht mit einem raubtierhaften Maul. „Wo kam der noch mal her, Tony?", erkundigte sich Bruce und kniete neben den Toten um ihn - oder sie, das konnte man nicht genau erkennen - genauer zu betrachten. Der Gefragte fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und kniete sich ebenfalls zu der Leiche. Er selbst hatte das Erscheinen dieses mysteriösen Toten nicht mitbekommen, denn er hatte mit Pepper an einem Fahrzeug getüftelt, um den Warentransport zu verbessern. „So genau weiß das keiner, einige in den Wachtürmchen haben unseren Kumpel hier", er nickte zu dem Toten „…vom Himmel fallen sehn. Offenbar hat er... oder sie... oder es… ein Portalpfad gekreuzt" Oh... nicht gut! Fremde Wesen, die sich zwischen ihren Portalpfaden herumtrieben, das klang nach Problemen! Vielleicht gab es noch mehr von ihm! Wollten sie sie etwa angreifen? Bevor sich einer von ihnen weitere Gedanken zu dem mysteriösen Gast machen konnte, kehrte ihn diesen das Leben zurück! Obwohl der Körper dieses Wesens nahezu zerstört war, begann es sich wieder zu regen. Es hob seinen Kopf kurz an und gab einen kehligen Schmerzenslaut von sich. Die vorher bloß glühende Haut begann wieder zu brennen. Die gelb leuchtenden Augen rissen auf und blickten starr gen Himmel, bevor der Verletzte in einem lauten Schrei endgültig verbrannte. Das einzige, was noch auf seine Existenz hinwies, war der verkohlte Boden. „Bin ich der Einzige, der das echt seltsam findet?", fragte Clint und sah zu den Anderen. Viele schüttelten einfach den Kopf oder zuckten mit den Schultern. Steve schaute aber alarmiert nach oben. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht und sie mussten herausfinden, was es war, bevor sie sich wieder mit einer Situation wie vor vier Jahren konfrontiert sahen! „Warum haben die Drachen uns nicht gewarnt?", fragte Natasha in die Runde, die sich langsam wieder in Bewegung setzte. Gemeinsam betraten sie das Labor, in dem Tony, Pepper und Bruce an ihren neuen Sachen arbeiteten, die das Leben in Midgard vereinfachen sollten. „Ein Drink irgendwer?", stellte Tony seine übliche Frage und ging zu einem kleinen Beistelltisch, wo er aus aller Welt zusammengesammelten Alkohol aufbewahrte. Thor hob als Zeichen der Zustimmung seine Hand, Loki tat es ihm gleich und musste grinsen als er daran dachte, dass Tony ihm vor einigen Jahren eine ähnliche Frage gestellt hatte, bloß mit anderem Hintergrund. Tony schien den Zusammenhang ebenfalls zu erkennen, denn er zwinkerte dem Magier kurz schelmisch zu. „Also... ", begann Steve, nachdem er sich neben Natasha auf einem etwas ramponiert wirkenden Sofa niedergelassen hatte. „Fassen wir mal zusammen: Ein seltsames Wesen hat unser Portalgefüge gekreuzt, ist vor unseren Augen explodiert und... die Drachen haben uns keinen Pieps gesagt!" Er sah von einem zum anderen. „Ich will ja hier nicht 'nen roten Totenkopf an die Wand malen, aber wir sollten vorsichtig sein!" Zustimmendes Gemurmel war die Reaktion. Die Situation war alarmierend, aber zum Glück noch überschaubar. Wenn sie schnell handelten, konnte man vielleicht -wenn denn die Gefahr bestand- eine Eskalation vermeiden. Loki leerte sein Glas in einem Zug und stellte es geräuschvoll auf dem Tisch ab. "Ich werde nachsehen" Sein Bruder tat es ihm gleich und erhob sich ebenfalls. „Ich komme mit, Loki. Ich muss dir sowieso noch etwas erzählen...", er grinste. Am Vorabend war er bei seiner Familie gewesen und eine kleine Entdeckung gemacht, die Loki bestimmt interessieren würde. Bevor die beiden Asen jedoch zur Tür hinaus verschwinden konnten, rief Pepper ihnen hinterher: „Hey... wollte ihr vielleicht das Auto nehmen?" „Auto?", fragten die Brüder unisono. In der Zone gab es nicht wirklich welche, man hatte sie nicht aus der zerstörten Welt geholt, da eigentlich keine gebraucht wurden, die Siedlungen lagen keine zwanzig Minuten entfernt voneinander. Doch schon seit einen knappen Vierteljahr arbeiteten Bruce, Tony und Pepper an einem Fahrzeug, das optisch einem Pick-up ähnelte und keinen Brennstoff brauchte. Den Prototyp hatten sie vor einer Woche fertigstellen können und brauchten einen Testlauf. Thor und Loki waren körperlich robuster als Menschen, sollte etwas passieren, würden sie nicht so großen Schaden nehmen. Mit einem Grinsen zog die Freundin Tonys einen Schlüsselbund aus der Tasche und warf ihn Thor zu. „Ich fahre!", legte dieser fest und ging voraus. Loki verdrehte schnaubend die Augen, nickte seinen Kollegen kurz zu und machte sich daran, Thor zu folgen. „Warum du?", rief er seinem Bruder hinterher. Der hatte das Auto schon gefunden und aufgeschlossen. „Weil ich der Ältere bin und weil ich von Jane gelernt habe, wie man Auto fährt, im Gegensatz zu dir!" Der blonde Hüne öffnete die Beifahrertür und machte einen einladende Geste hinein. Loki rang sich zu einem Grinsen durch und fasste innerlich den Entschluss, sich so bald wie möglich zeigen zu lassen, wie man fuhr. „Also, was wolltest du mir sagen?", fragte er, nachdem Thor hinter dem Steuer Platz genommen hatte. Eine Zeit lang war der aber mit Ausparken beschäftigt, auf dem Gelände standen viele Bauteile, Trafohäuschen und weiteres herum, was es schwer machte einfach loszufahren. „Darcy!", sagte Thor schlicht und beobachtete, wie sich Lokis Mienenspiel veränderte. Von gespannt-amüsiert, weil Thor ein Auto fuhr, bis zu verbittert und letztendlich betont gefühlslos. Beim Klang dieses Namens hatte sich Lokis Puls unwillkürlich verdoppelt. „Was ist mit ihr?" Der Versuch, seine Stimme teilnahmslos klingen zu lassen, scheiterte kläglich, zumindest gegenüber Thor. Einer, der ihn nicht so gut kannte, hätte das  leichte Beben in der Stimme wohl überhört. Thor registrierte die Gefühlsregungen seines Bruders erheitert. „Du machst dir wohl Sorgen?", foppte er Loki und bekam einen seiner Mörderblicke. Das passierte jedes Mal, wenn diese impertinente, kleine Göre zur Sprache kam. Wieso er so von ihr dachte? Sie mied ihn wie eine Giftpflanze, seit Jahren und das ohne ersichtlichen Grund. Loki hatte keine Ahnung, wieso sie das tat, auf der Hochzeit von Jane und Thor war alles in Ordnung gewesen, sein Rückfall scheinbar vergessen... und dann kam der Filmriss. Ab einem bestimmten Punkt des Abends wusste Loki von nichts mehr, obwohl er gar nicht so viel getrunken hatte. Einmal hatte er Thor darauf angesprochen, doch das Grinsen seines Bruders war genauso viel-wie nichtssagend. Eine Zeit lang hatte er noch versucht mit Darcy zu sprechen und die Sache zu klären, aber das Mädchen hatte schlichtweg auf Stur gestellt. Irgendwann war dann der Punkt erreicht gewesen, an dem er keine Lust mehr hatte. Trotzdem -und das störte ihn ganz besonders- liebte er sie noch und würde sie in Gefahr sein, so hätte Loki wohl alles stehen und liegen gelassen, um ihr zu helfen. „Sie hat offenbar noch Gefühle für dich!", meinte Thor nachdem Loki seine Frage, die ihn im Grunde nur reizen sollte, nicht beantwortete. Er bekam einen fassungslosen Blick von seinem Bruder zu sehen. „Mach dich nicht lächerlich, Thor!", antwortete Loki schließlich. „Darcy hat sich von mir abgewandt, sie meidet mich um jeden Preis. Wie bei Vaters Monokel kommst du darauf, dass sie noch Gefühle für mich hat?" Der blonde Asenkrieger lachte leise in sich hinein. Loki hatte nicht einmal gemerkt, wie seine Maske aus aufgesetzter Gleichgültigkeit zerbrach und seine Emotionen offen sichtbar wurden. Thor nahm eine Hand vom Lenkrad und legte sie seinem Bruder auf die Schultern. „Ich weiß es eben!", blieb die einzige, eher nichtssagende Antwort des Kronprinzen. Er wusste natürlich mehr, doch sie erreichten gerade die kleine Fähre, die einen auf die Dracheninsel bringen konnte. Dort erwartete sie eine echte Überraschung!           „"Ein Portal?", echote Thanos und besah ungläubig die Lichtstrahlen die drei Welten Yggdrasils verbanden. Eines seiner Schiffe, eher klein und nicht weiter wichtig, war an einem dieser Strahlen zerborsten. Aus reiner magischer Energie waren diese Stränge gefertigt und pulsierten wie etwas, das Leben in sich trug. „Ein wahrhaft kühnes Projekt...", stellte Malbeth mit unleugbarer Bewunderung fest. Irgendwie war es den Menschen und Asen wohl gelungen, die Kräfte, die die Welten normalerweise zerschmetterten, wenn ein Portal zu lange offen blieb, auszuhebeln. „Kühn? Das ist purer Wahnsinn, was sie da gewagt haben!“, rief nun Surt dazwischen. Eine dauerhafte Verbindung der Welten war bei deren Entstehung nie vorgesehen gewesen, ein solches Eingreifen war schlichtweg… verrückt. Der Dunkelelf warf seinen Mitstreiter ein fieses Grinsen über die Schulter zu und sah dessen finstere Miene. „Kann es sein, dass du neidisch bist, dass dir so etwas nie gelang?“, fragte Malbeth und bekam ein unwirsches Knurren. „Ruhe ihr beiden!“, rief Thanos vom Steuer rüber und verdrehte genervt die Augen. Diese Kinder Yggdrasils waren einfach nur stümperhaft und nervig. Nach vier Jahren Zusammenarbeit konnten sich die drei Herrscher noch immer nicht ausstehen. Keiner von ihnen konnte es erwarten, wenn endlich ihr Ziel erreicht war und sie getrennte Wege gehen konnten. „Wir haben wichtigeres zu tun, als uns über dieses Portalgedöns den Kopf zu zerbrechen…“, sinnierte der Chitaurikrieger und gab einem seiner Schiffe zu verstehen, sich auf Vanaheim zuzubewegen. Dort würden die Nachtfackeln ihren ersten Angriff wagen um den Bewohnern des Weltengefüges zu zeigen, dass sie zum einen noch da waren und außerdem viel stärker als zuvor. Gegen ihre neuen Krieger würden weder Asen noch Elfen noch Avengers etwas entgegensetzen zu haben und kläglich zu Grunde gehen. „Wenn wir uns zusammenreißen, werden wir bald unser Ziel erreicht haben… wahrhaft süß wird der Geschmack des Sieges sein, meine Freunde!“, der letzte Teil war nur als allgemeine Floskel gedacht, denn das waren sie gewiss nicht! Die Bedrohung für Vanaheim kam langsam aber stetig näher…       Jane starrte ihren Lehrmeister mit offenem Mund an. Sie konnte nicht fassen, was Erynor ihr soeben eröffnet hatte. „Bist du sicher?“, fragte sie noch einmal nach, dabei die eben gewonnene Erkenntnis über das Bild eines Waldhüters kritzelnd. Der hellblonde Elf nickte energisch und mit ernster Miene. „Das kam vor knapp eintausend Jahren schon einmal vor! Diese Wesen zeigen sich anderen Lebewesen nur wenn es gravierende Veränderungen geben wird. Waldhüter sind hochsensibel was das angeht… so ähnlich wie die Tiere auf Midgard vor einer Naturkatastrophe ganz nervös werden und fliehen!“ Bei der letzten Aussage wurden die beiden Frauen ungesund blass. Naturkatastrophe? „Willst… willst du uns damit sagen, dass etwas ganz Schlimmes bevorsteht?“, fragte Darcy mit leicht bebender Stimme. Schnell sah sich sie um, hoffend, dass Cara und Damion noch immer draußen spielten und sie nicht hören konnten. Erynor zuckte hilflos mit den Schultern. „So genau kann ich das nicht sagen… Wie gesagt, der letzte Bericht dieser Art stammt von vor tausend Jahren, damals schrieb man noch sehr kryptisch, ich selbst verstehe auch nicht alles, was in dem Buch steht. Auf alle Fälle sollten wir sehr vorsichtig sein!“ Nervöse Blicke wurden zwischen den beiden Frauen getauscht. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Kaum fünf Jahre hatten sie ihre Ruhe gehabt, um sich –egal in welcher Welt- ein Leben aufzubauen, nachdem ihre Heimat zerstört worden war… und nun das! Würden sie erneut um ihr Leben fürchten müssen? Stand ein weiterer Kampf bevor? Oder waren sie einfach viel zu ängstlich und es hatte gar nichts damit zu tun? Das stand noch offen! So fand Aglaron seine Schülerinnen schließlich vor: nervös und angespannt. Die Sorge, dass bald etwas Furchtbares geschehen könnte, hatte bei Jane und Darcy ein wichtiges Detail an die Oberfläche gebracht: ihre mütterliche Sorge. Obwohl Darcy nicht Caras Mutter sondern ihre Tante war, so gingen ihre Gefühle für das kleine Mädchen genauso tief wie für eine leibliche Tochter „Was habt ihr denn?", erkundigte sich der rothaarige Elfenkrieger, kaum dass er zur Tür hineingetreten war und die besorgten Mienen der beiden Menschen erblickte. Jane gab ihrem Lehrmeister das Heft mit der Zeichnung des Waldhüters. Die Mimik Aglarons wechselte von verwundert über verunsichert zu besorgt. Es war klar, dass Jane diesem Wesen begegnet war. Er wusste um den Mythos der Waldhüter...ja selbst die Elfen hatten ihre Legenden und Sagen. „Nun...", begann er und strich sich eine kupferrote Haarsträhne aus dem Gesicht. „…Wenn wir den Legenden Glauben schenken, steht uns so einiges ins Haus!" „Ach was du nicht sagst!", meinte Erynor trocken, in der Rechten seine Pfeife haltend. Das würzige Kraut beruhigte seine Nerven und entspannte seinen Geist, zumindest so weit, dass er sich in Ruhe Gedanken machen konnte, was sie tun sollten. „Der König muss auf jeden Fall davon erfahren. Es ist tausend Jahre her, dass man ein solches Tier sah, nicht einmal bei der Zerstörung Midgards traten sie in Erscheinung." Der Krieger blickte den Elfenmagier fassungslos an. „Willst du etwa andeuten, dass es schlimmer werden könnte, als vor vier Jahren?" Langes Schweigen folgte. Ganz ausschließen konnte man das nicht, doch keiner hoffte, dass es so kam. Aglaron erhob sich von dem kleinen Stuhl auf dem er bis eben gesessen hatte und machte eine auffordernde Geste zu Darcy und Jane. „Kommt, ihr Lieben. Wenn unsere Vermutungen sich bestätigen -was ich mal nicht hoffe- dann schadet es sicher nicht, wenn ihr euch zu wehren wisst." Er ruckte mit dem Kopf zur Tür. Eine weitere Trainingseinheit stand bevor...   Eine gute halbe Stunde befanden sich die drei auf dem Kampfplatz hinter Aglarons Haus. Jane stand am Rand des Platzes, einen großen geschwungenen Bogen in den Händen haltend und arbeitete an ihrer Treffsicherheit. Nach drei Jahren war sie zwar noch weit davon entfernt, perfekt schießen zu können, sie landete trotzdem schon einige gute Treffer. Unweit von ihr waren Darcy und Aglaron in einen kleinen Übungskampf verwickelt. Darcy hielt ein schmales, leicht gebogenes Schwert in beiden Händen, ihr Gegner eine gerade, etwas gröbere Klinge. Nach dem Training über die wenigen Jahre war sie zwar noch lange nicht so gut, wie die Elfenkrieger oder Fandral, aber mit dem Schwert umgehen konnte sie schon. Hilflos waren die beiden Frauen nicht mehr! Aber trotzdem bestand natürlich noch Übungsbedarf. „Darcy, achte auf deinen Stand!", rief Aglaron soeben und um seine Aussage zu unterstreichen, machte er mit seiner nächsten Attacke einen Ausfallschritt nach vorn und stieß die junge Frau mit seinem Körper um. Von Darcy kam ein überraschter Laut, bevor sie recht unelegant auf dem Po landete. Einen Wimpernschlag später hatte sie die Klinge Aglarons vor der Nase, während der Elf auf sie herab grinste. „Du wirst immer besser, Kleines!“, meinte er und half Darcy auf. „Noch vor einem Jahr hast du nicht halb so lange durchgehalten!“ Jane hatte mittlerweile mit den Zielschussübungen aufgehört und den beiden zugesehen. Leichter Stolz erfüllte sie. Nach der Sache mit Loki war Darcy so zerbrochen gewesen. Nun stand eine selbstbewusste junge Frau vor ihr, die ihr typisches Grinsen wieder gefunden hatte. Mit eben jenen sah sie nun zu ihrer besten Freundin. „Du solltest langsam den Abstand erhöhen, oder?“, fragte Darcy und deutete mit ihrem Schwert auf die Zielscheibe, die Jane bis eben gequält hatte. Etliche Pfeile staken darin fest, nicht wenige ziemlich nahe am innersten Kreis. Die Gemahlin Thors kommentierte das Ganze mit einem Grinsen und einem Schulterzucken.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)