Oh mein ... Gott?! von Pfeffersosse (Wenn der Ausruf Programm ist ...) ================================================================================ Prolog: Gott sei ... Dank? -------------------------- Das Wetter lässt zu wünschen übrig. Der Regen hat meine ¾-Hose nun schon fast zur Hälfte durchgenässt, von meinen Beinen mal abgesehen und mein Regenschirm hält auch nur noch die geringsten Massen vom Regen zurück. Gelinde gesagt ein scheiss Gefühl! Und das alles nur, weil die Wolkendecke dachte, dass so ein verdammtes Unwetter doch was Schönes wäre. Drauf geschissen. Ich erinnere mich daran, dass ich schon einmal in solch einem Regen stand, die Hose klebte damals auch so unangenehm an den Beinen und mein Oberteil war mehr zu einer zweiten Haut geworden, als es eigentlich sollte. Menno … Dabei hatte der Tag doch so schön begonnen. Die Sonne schien über Berg und Tal, die Vögel zwitscherten aufgeregt und flogen wild durch die Gegend. Deshalb hat sich meiner einer dazu entschlossen mal ein wenig ‚andere‘ Luft zu schnappen. Auch wenn dies nur bedeutete, dass ich von der eher ländlichen in eine muffige städtische wechselte. Seufzend schüttele ich die Unmengen Wasser von meinem Regenschirm und merke so langsam, dass meine Brille auch nass wird. Na super … nass wie ein Hund, hoffentlich nicht danach stinkend, und den Durchblick verloren. Aber putzen wollte ich sie beim besten Willen gerade nicht. Murrend blicke ich dann wieder auf meine Uhr und merke, dass mein Bus dann auch schon ‘ne gute viertel Stunde Verspätung hat. Konnte es da noch schlimmer werden? Ja, natürlich, konnte es. Der nächste Bus – leider nicht meiner – kommt mit so einem Schwung angefahren, dass das aufschwappende, leicht braune Wasser sich über meine Füße ergießt. Direkt über meine weißen Sandalen. Klasse, wirklich klasse ... Wieso sollte ich auch Glück haben. Dabei war doch heute so ein wunderbarer Anlass gewesen. Nach so vielen Jahren habe ich meinen Halbbruder gefunden und mich spontan, als ich dann in der Hauptstadt angekommen bin, mit ihm getroffen. Natürlich in dem schönsten Wetter, doch nun ist der Himmel so trist, dass mir die Begegnung wie ein Traum vorkommt. Da hatte der Himmel die Schleusen noch nicht geöffnet. Dabei könnte ich jetzt auch im Auto sitzen und mir nicht die Beine plattstehen, aber ein Parkplatz in der Hauptstadt finden … eher unwahrscheinlich. Dabei ist die noch nicht einmal so groß. Nach einer gefühlten Ewigkeit rauscht dann auch mein Bus heran und ich bin froh, dass ich endlich ins Trockene kann. Bei meinem Glück wird der Fahrer sicherlich noch die Klimaanlage bis zum Anschlag aufgedreht haben und morgen würde ich dann krank im Bett liegen. Er ist auch nicht gerade über die klatschnassen Kleider erfreut, die wir mit hineinbringen. Aber was soll man da schon daran ändern. Die meisten haben keinen Regenschirm dabei und tropfen nun wirklich wie begossene Pudel. Ich hatte meinen sicherheitshalber eingepackt und siehe da. Es hat was geholfen.   Mein Sitzplatz ist dann auch schnell gefunden und ich nestele in meiner Tasche herum, um meine Brille mal ein wenig zu trocknen. Wieso muss so eine dumme Frauenhandtasche immer solch unüberwindbare Hürden besitzen, wenn man mal kurz nach einem Taschentuch sucht?! Auch wenn man heute nicht wirklich viel aus dem Fenster erkennen konnte, so mag ich diese ekligen Wasserringe nicht darauf. Oder wie die Teile auch heißen. Das einzig Positive ist, dass mein Orangensaft, den ich mir immer einpacke, wenn ich Bus fahren muss, schön kühl ist. Mit Genuss trinke ich ihn und suche mir irgendein Lied aus, denn die Fahrt würde sicherlich einige Zeit dauern. Berufsstau und so ‘ne Grütze halt. Fast schon automatisch stellt sich dann bei mir, nachdem ich einige Zeit ruhig dasitze, die nahende Müdigkeit ein. Ich mag es nicht, weil mir immer übel wird, wenn ich kurz im Bus einnicke. Ich kämpfe deshalb wirklich gehässig dagegen an, doch die Musik lullt mich so wunderbar ein und ein, zwei Minütchen sind doch sicherlich nicht verkehrt oder? Bereuen würde ich es so oder so …   Ich schrecke auf, als mich ein Lied vom Bioshock Infinite Soundtrack (einer dieser Battle-Themes) aus meiner verqueren Situation reißt. Ich öffne meine Augen und hebe meinen Kopf, muss dann aber feststellen, dass ich nicht mehr sitze, sondern liege. Um Gottes willen, wie peinlich. Bin ich etwa vom Sitz gerutscht und liege nun auf dem ekligen Fußboden? Doch wieso ist dieser dann so kalt und überhaupt nicht kratzig? Teppichböden sind doch bekanntlich nicht gerade die gemütlichsten. Schmatzend hieve ich mich dann hoch, um in eine geradere Haltung zu kommen. Überblick verschaffen, würde ich auch noch, aber erst einmal strecken. Auf dem Boden liegen ist nicht gerade die gemütlichste Art ein Nickerchen zu machen. Und dieser Boden ist wirklich wunderschön. Sofern ich das beurteilen kann, handelt es sich um Marmor. Unterschiedliche Muster sind ausgelegt worden, das eine erinnert mich an eine Sonne, wobei andere an Dunkelheit erinnern. Mosaik ist auch hie und da zu entdecken, helle und dunkle, große und kleine Stücke liegen im Einklang auf dem Boden und formen wunderschöne Muster. Ich kann sie noch nicht einmal wirklich beschreiben. Zu sprachlos bin ich über die Schönheit. Doch irgendetwas daran erinnert mich an griechische oder römische Bodenbeläge – so wie ich sie im Römisch-Germanischen Museum in Köln gesehen habe. Ich runzele leicht die Stirn, weil ich mir wirklich nicht vorstellen kann, dass mein Bus urplötzlich mit solch luxuriöse Ausstattung ausgestattet ist. Wenn man es so nimmt, kommt es noch schlimmer. Denn vom Bus ist eigentlich überhaupt nichts mehr um mich herum zu sehen. Sonnenlicht flutet den Ort, in dem ich sitze und ich runzele weiterhin die Stirn. Wo sind die sintflutartigen Regenfälle, die noch vor wenigen Minuten gegen die Fensterscheiben gedonnert haben? Und wieso schreit die räumliche Einrichtung geradezu nach ‚ich bin griechischer Herkunft‘? Vorsichtig hieve ich mich auf meine Beine und muss feststellen, dass meine Hose noch immer an mir klebt. Meine Beine fühlen sich eiskalt an und ich blicke kurz an mir herunter. Na super, es sieht ja fast so aus, als hätte ich mir in die Hose gemacht, so hoch ist also vorhin das Wasser geschwappt. Ich versuche einige Schritte normal nach vorne zu gehen, doch das eklige Gefühl des klebenden Stoffes macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich gehe wie auf Eiern oder mit solchen zwischen den Beinen, denn breitbeinig weitergehen ist wohl für den Moment angesagt. Meine Sandalen quietschen leicht wegen der Nässe und plötzlich blicke ich mich gehetzt um. Es ist wirklich ein dummer Gedanke, aber ich brauche den Regenschirm! Ich habe ihn schon einmal im Bus vergessen und hätte dabei fast hyperventiliert. Das liegt nicht daran, dass er noch nagelneu ist, eher im Gegenteil. Keiner kann genau sagen, wie alt er ist. Meine Großmutter glaubt, dass er vielleicht noch aus den 60ern stammt. Dieser Dinosaurier an Regenschirm ist auch gleichzeitig eine Erinnerung an meine Urgroßmutter. Das alte Teil hat also eher einen emotionalen Wert. Mein Herz schlägt wie wild und ich spüre, wie sich mein Hals unangenehm zusammenzieht. Die Luft bleibt mir fast weg und so, als wolle er mir bestätigen, dass er da ist, höre ich den Regenschirm umfallen und atme erleichtert aus. Der Schirm ist eigentlich ziemlich altmodisch, aber dennoch sehr praktisch. Und widerstandsfähig, denn gegen Windböen kämpft er immer locker an, noch nie ist er umgeknickt. Ich greife also nach dem dunkelgrünen, mit Blümchen bestickten, Regenschirm und lächele erleichtert vor mich hin. Wenigstens etwas habe ich zurück. Dann schweift mein Blick umher und ich gehe einige Meter weiter. Mir kommt nichts wirklich bekannt vor, nur dass ich unwillkürlich an den Anfang von Kamigami no Asobi denken muss. Ich runzele wieder die Stirn und versuche mir die Gänge, die Yui durchschritten hat, noch einmal vors innere Auge zu führen, doch es gelingt mir nicht wirklich. Dennoch, eine gewisse Ähnlichkeit könnte schon bestehen. Ich bleibe irgendwann stehen und entdecke eine Öffnung in der Balustrade. Vorsichtig gehe ich die Treppe hinunter und stehe in einem kleinen Garten. Bis jetzt scheine ich noch alleine zu sein und so gehe ich etwas festeren Schrittes weiter.   Nach einer gefühlten Ewigkeit treffe ich dann doch auf Jemanden und mir bleibt fast die Spucke weg. Ich spüre sofort, wie mir die Hitze in die Wangen schießt und muss mich zusammenreißen nicht irgendwie aufzuquietschen oder sonst einen Blödsinn zu machen. Also war meine Einschätzung vorhin doch richtig gewesen, diese Umgebung ist mit Kamigami no Asobi verknüpft. Aber … Moment mal. Träume ich dann etwa? Immerhin sitze ich doch gerade noch im Bus nach Hause, oder? Unwillkürlich kommen mir drei Wörter in den Sinn, die mich innerlich lachen lassen Oh mein Gott, als ich merke, dass der verdammt heiße Gott auf mich zukommt. *Quietsch*? *Kreisch*? Entspann dich, Tessy, er ist sicherlich nur ein Hirngespinst. Obwohl, bitte nicht! Du träumst gerade nur wundervoll und siehst, wie der ägyptische Gott des Wissens auf dich zukommt. Versuch nichts Unüberlegtes zu tun, obwohl … Wie ein Mantra läuft das sehr gut passende Oh mein Gott in meinem Kopf und mit einem Lufthauch werde ich, wie Yui so oft in der Serie, an die Wand gepinnt. Ungewollt kneife ich die Augen zu, als ich spüre, wie Thoth-sensei mir so nahekommt und mich ansieht. Mein Herz schlägt schmerzhaft im Hals und ich öffne mein rechtes Auge etwas. Er ist so nahe, dass ich mich fast in seinen schwarz umrandeten Augen verliere und habe das Gefühl zu schrumpfen. Sein Blick ringt mich nieder, ohne dass er etwas gesagt hat. Ich presse mir den nassen und noch leicht tropfenden Regenschirm gegen die Brust und japse leicht auf, als die Kälte an meine Haut gelangt. Thoth runzelt einen Moment später die Stirn und blickt mich weiterhin offen an. Ich will das Eis brechen, weil es nun schon einige Zeit zwischen uns still ist, doch durch meine eigene Aufregung rutscht mit etwas heraus, das ich noch nicht wissen sollte: Thoths Name. „T…Thoth?“, frage ich eine Oktave höher. Ich mag es generell nicht, wenn man mir so nahe kommt, deshalb will ich eigentlich so schnell wie möglich aus dieser Situation heraus, doch ich habe es scheinbar nur verschlimmert. Thoth rückt sein Gesicht noch etwas näher und ich spüre schon seinen Atem auf meiner Haut, als er seine Stimme erhebt: „Woher kennst du diesen Namen?“ Habe ich etwa damit mein Todesurteil unterschrieben? Denn das Funkeln in seinen Augen zeigt mir, dass er nicht gerade erfreut darüber ist, dass ich ihn so genannt habe. Doch er bewegt sein Gesicht dann etwas von mir weg und schüttelt leicht den Kopf: „Dennoch, für Schüler ist es immer noch Thoth-sama. Auch wenn sie erst neu angekommen sind.“ Ich blinzele ihn leicht verwirrt an, als er die Hand wieder wegnimmt und mir meinen eigenen Freiraum wiedergibt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er so darauf reagiert. Immerhin hatte ich seinen Namen genannt und wir waren uns zuvor noch nie begegnet. Aber ist es nicht logisch, dass der Gott des Wissens etwas weiss, dass ich nicht weiss? Ich öffne meinen Mund wie ein Fisch am Trockenen, doch es kommt kein Laut hervor. Ich bleibe einen Moment still, um die Worte von ihm zu verstehen und hebe fragend den Finger. Ich lasse ihn dann wieder sinken, weil er mich eh nicht mehr beachtet und nuschele leise vor mich hin: „Schüler …?“ Verwirrt blicke ich einen Moment gen Boden und bemerke erst später, dass er nicht mehr vor mir steht. Er hat auf dem Absatz kehrt gemacht und geht ruhigen Schrittes weg. Nach einigen weiteren Sekunden in meiner Stockstarre entscheide ich mich dann, ihm einfach zu folgen, denn er würde mir sicherlich Antworten liefern. Denn ich habe weder ein glimmendes Schwert berührt, noch was anderes. Wieso bin ich also hier? Und … sind die andern Götter auch hier? So viele Fragen, doch keine Antworten. Das kann ja noch heiter werden … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)