Dann ändert sich alles von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Auf dem Tanzparkett ------------------- Kapitel 12: Auf dem Tanzparkett     Inzwischen machte sich Chelsea Sorgen um zwei ihrer Freundinnen, die seit über einer halben Stunde in Richtung Toilette gegangen waren. Nachdem Julia und Nathalie aufgestanden waren, war wenige Minuten später ihr Bruder den Mädchen gefolgt. Man hatte Nathalie angesehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sie hatte sich sehr um Beherrschung bemüht, und dass ihr Bruder sich ebenfalls Gedanken um seine Freundin machte, war diesbezüglich nachvollziehbar. Für einen Augenblick hatte Chelsea den Gedanken erwogen sich zu ihren Freundinnen zu gesellen, aber sie wollte Nathalie nicht unnötig bedrängen. In den letzten Tagen hatte es Mark extrem schwer gehabt, und bestimmt war es ihrer Freundin ebenso ergangen. Zudem wusste sie, dass Nathalie bei Julia in guten Händen war. Beziehungsprobleme waren echt nicht leicht. Gerade weil sie die ungute Befürchtung hatte, dass es mit ihrer Beziehung zu Vaughn momentan genauso holprig war. Dabei geschah es von einem Augenblick auf den anderen. Schon seltsam, fand die braunhaarige, aber dieses eigenartige Gefühl ließ sich auch nicht so einfach wieder aus der Welt schaffen.   Warum hatte ihr Vaughn nicht erzählt, dass er sich offenbar so gut mit Denny verstand, dass sie sogar gute Freunde geworden waren? Natürlich ist es kein Verbrechen, dass er Freundschaften schloss, aber erzählte man sich nicht sowas in einer Beziehung? Jetzt, wo Chelsea darüber nachdachte, wurde ihr erst so richtig bewusst, dass sie Vaughn stets sämtliche Gedanken und Ereignisse der Tage mitteilte, an dem sie sich nicht haben treffen können. Es war ihr von Anfang an ein dringendes Bedürfnis gewesen, ihm über alles in ihrem Leben auf dem Laufenden zu halten, während es Vaughn nie getan hatte. Das einzige, wovon er erzählt hatte, war seine Arbeit, und ob es Probleme im Geschäft gab. Ansonsten hatte er nie etwas von sich erzählt. Seinen Gefühlen ihr gegenüber, war sich Chelsea ziemlich sicher. Doch warum erzählte er ihr nie etwas von sich? Konnte es sein, dass er ihr diesbezüglich nicht hundertprozentig vertraute? Dass es ihm nach wie vor schwer fiel, ihr von sich zu erzählen, obwohl er ihr die grausame Misshandlung durch seinem Vater anvertraut hatte?   Vielleicht machte sich Chelsea aber auch zu viele Gedanken darüber und sie interpretierte ein Problem herbei, welches es gar nicht gab. Sie seufzte gerade, als sich plötzlich Will an ihrer Seite auftauchte. „Hi! Stimmt etwas nicht? Wenn es wegen meiner Kusine ist, ich kann dafür sorgen, dass sie sich den Rest des Abends um jemand anderen kümmert, als um deinen Freund.“ „Oh, ich…äh…danke, aber es geht schon. Glaube ich.“ Will lächelte so charmant, dass Chelsea nicht anders konnte, als verlegen zur Seite zu schauen und just in diesem Moment dem Blick von Vaughn traf, der alles andere als begeistert schien. „Sag, woher wusstest du, dass ich mit Vaughn zusammen bin?“ „Eure Körpersprache hat es mir verraten. Außerdem seid ihr Hand in Hand angekommen, das erklärt doch alles.“ „Stimmt.“, gab Chelsea lächelnd zu, als Vaughn urplötzlich neben sie trat und sie ohne Umschweife aufforderte ihr zu Folgen. Dabei zog er sie am Ellenbogen vom Stuhl und führte sie vor den Augen der anderen in die Eingangshalle, während Lily mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck hinterher sah.   „Kannst du mir mal verraten, was das soll?“, forderte Vaughn Chelsea direkt auf und baute sich drohend vor ihr auf, nachdem er sie mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt hatte. „Hey, was…? Würdest du mich erstmal loslassen? Du tust mir nämlich weh!“ Sofort ließ Vaughn sie los und positionierte seine Arme links und rechts von Chelseas Kopf. „Also?“ „Was also? Will hat mich nur gefragt, ob mit mir alles in Ordnung sei. Mehr nicht.“ „Das war alles?“, hakte Vaughn ungläubig nach und versetzte aufgrund seiner Tonlage Chelsea damit einen Stich. „Ja, das war alles. Kannst ihn selber danach fragen, wenn du mir schon nicht glaubst.“   „Ich glaube dir.“, gab Vaughn nach kurzem Zögern zu. „Will und ich haben nur wenige Worte miteinander gewechselt. Ich gehe davon aus, dass du das mit Lily auch nur tust.“ Die junge Frau spürte, wie sie mit einem Mal den Tränen nahe war. Anscheinend war sie doch nicht so cool und gelassen, wie sie dachte. „Chelsea, ich…Es tut mir Leid.“ Vaughns Zorn war augenblicklich verraucht. Stattdessen überkam ihm ein schlechtes Gewissen, dass er den bisherigen Abend einfach so geschehen ließ und seine Freundin dadurch unglücklich gemacht hatte.   „Inzwischen habe ich von Lily sowieso die Schnauze voll. Sie nervt mit ihrer Angeberei in einer Tour. Lass uns den Rest des Abends nur noch zu zweit verbringen, einverstanden?“ „Das heißt, du kommst zu mir an den Tisch?“ „Unbedingt. Du hast mir gefehlt, obwohl du nicht weit von mir entfernst saßt.“ Dennoch war es ihm wie eine kilometerlange Entfernung vorgekommen. Seine geliebte Chelsea zwar zu sehen, aber nicht zu berühren. Er wollte ihr gerade einen Kuss auf die Stirn geben, als sie sein Gesicht mit ihren Händen einrahmte. „Vaughn?“ „Ja?“ „Wir können doch offen miteinander über alles reden, oder?“ „Ja, natürlich. Wie kommst du jetzt darauf?“ „Nun ich, ich hatte gestern den Eindruck, dass du mir nie alles erzählst. Bis auf deine Arbeit, erzählst du mir kaum etwas.“   Einige Sekunden starrte der junge Mann seine Freundin an, ehr er begriff, worauf sie eigentlich hinauswollte. „Du meinst wegen Denny? Weil ich dir nicht erzählt habe, dass ich ihn häufiger getroffen habe?“ „Ich weiß, es klingt vermutlich dämlich, aber ich bin davon ausgegangen, dass wir uns immer alles erzählen. Besonders…nach der Sache mit deinem Vater.“, gab Chelsea kleinlaut zu und hoffte, dass sie nicht allzu viele schreckliche Bilder wieder in ihm hervorgerufen hatte. „Chelsea, ich…“ Seufzend wandte sich Vaughn von ihr ab und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Er konnte nachvollziehen, was ihm Chelsea damit sagen wollte. Allerdings war er bisher davon  ausgegangen, dass es in einer Beziehung reichte, wenn er ihr stets ein offenes Ohr schenkte und sie in allen Schwierigkeiten unterstütze. Und Vaughn hörte ihr sehr gerne zu. Chelsea war das komplette Gegenteil von ihm. Wahrscheinlich war es das, was er so anziehend an ihr fand und was er auch brauchte, um seine Wunden vollständig zu heilen. Mit Intimität konnte er in seinem bisherigen Leben nicht viel anfangen, geschweige denn begreifen, was das eigentlich bedeutete. Erst als er der jungen Frau vor ihm begegnet war, wusste auch er, dass er mehr vom Leben wollte, als ewig nur alleine zu sein. Er wusste nur noch nicht, wie er richtig damit umzugehen hatte.   „Chelsea, ich bin gewiss alles andere als einfach. Du weißt, wie meine erste Zeit hier auf der Insel für mich war und einiges aus meinem Leben davor. Ich kann bestimmt nicht immer alles richtig machen, aber ich kann und werde dir versichern, dass ich mich bemühen werde, dir gegenüber immer ehrlich und offen zu sein, weil du für mich der wichtigste Mensch auf Erden geworden bist. Du hast von Anfang deine Nähe zu mir gesucht, auch wenn vielleicht nicht bis zu dem Status, den wir heute haben, sondern damit ich es in deinen Augen leichter habe mich auf dieser Insel einzugewöhnen. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, jemals wieder von hier fort zu gehen und dich alleine zu lassen. Dich alleine zu lassen ist garantiert niemals eine Option.“   „Ach, Vaughn.“ Glücklich schlang Chelsea ihm ihre Arme um den Hals. „Es tut mir Leid, wenn ich ungerecht dir gegenüber war, aber…ich war einfach in Sorge, dass das, was wir haben nicht ausreicht oder dauerhaft Bestand hat. Bitte, entschuldige. Manchmal mache ich mir einfach unsinnige Gedanken, wenn ich Angst habe, dass ich dich eines Tages wieder verlieren könnte.“ „Das wird bestimmt niemals geschehen.“, versicherte ihr Vaughn und wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht, die sie nicht mehr verbergen konnte. „Ich liebe dich, Chelsea. Mehr als alles andere auf der Welt.“ „Ich liebe dich auch.“   Zur Bestätigung gab er ihr einen heißen innigen Kuss und schwor sich, seiner Geliebten nie wieder einen Grund zu geben an ihm zu zweifeln. Er hoffte inständig, dass ihm das auch gelingen würde.                                                                                             ~<>~   Der geborene und charmante Gastgeber Will hatte sich bei all seinen Gästen erkundigt, ob sie mit allem Zufrieden waren oder ob etwas mit dem Essen nicht in Ordnung gewesen war. Dadurch kam er mit einigen ins Gespräch, die er zuvor nur vom Sehen her kannte und Pierres lustige Art hatte es ihm besonders angetan. Selbst Lana übte einen positiven Einfluss auf ihn aus, sodass er nicht anders konnte, als sie gern zu haben. Soweit er beurteilen konnte, erging es Sabrina ebenso. Es freute ihn ungemein, dass sie im Laufe des Abends ruhiger und gelassener geworden war und sogar mit Lana herzhaft lachen konnte. Im Großen und Ganzen gefiel ihm dieser bunte Haufen, die sich necken und trösten konnten, ohne mit giftigen Krallen aufeinander zuzugehen. Zudem war er sich auch ziemlich sicher, dass sich Lily wohl unter ihnen fühlen könnte, wenn sie endlich von ihrem hohen Ross herunterkommen würde. Er hatte mitbekommen, dass sie mehr als verärgert ihren Platz verlassen hatte, nachdem Vaughn sie einfach hatte sitzen lassen. Sabrina war zugleich auf sie zugegangen, aber seine Kusine hatte sie wie immer unwirsch abgeblockt.   In diesem Moment kam Mark in den Saal zurück. Chelsea eilte sofort zu ihm, sobald sie ihn erblickt hatte. „Hey, Bruder? Was ist los? Wie geht es Nathalie?“ „Ich…ich bin mir nicht sicher. Ich habe nicht mit ihr gesprochen.“, antwortete Mark, wobei er so traurig aussah, als wäre jemand gestorben. „Julia ist noch bei ihr.“ „Aber Mark. Was bedrückt dich so?“, ließ Chelsea nicht locker, doch ihr Bruder schüttelte bloß seinen Kopf. Als zu allem Überfluss Will auf die drei zu gesteuert kam, bedachte der junge Mann ihn mit einem finsteren Blick und ließ seine Schwester mit ihrem Freund einfach stehen. „Hast du das verstanden?“, wandte sich die braunhaarige an Vaughn, doch er schüttelte verständnislos seinen Kopf. Hinter ihnen kamen dann auch Julia und Nathalie wieder zurück. Da man der jungen Frau ansah, dass sie geweint hatte, wollte Will besorgt wissen, was denn mit ihr los sei, doch sie winkte eilig ab und suchte mit ihren Augen den Saal nach Mark ab. Kaum hatte sie ihn gefunden, dröhnte aus Lautsprechern, die von Geisterhand am Türeingang erschienen waren, eine kreischende Melodie und zusätzlich Lilys laute Stimme über Mikrofon.   „So. Könnt ihr mich alle hören? Was für eine Frage, natürlich könnt ihr mich alle hören. Damit die Party so richtig in Schwung kommt, habe ich ein paar Boxen aufstellen lassen und einen CD-Player, der nun laute und stimmungsvolle Musik wiedergeben wird und wir das Tanzbein schwingen können.“   Gesagt. Getan. Kaum ertönte die erste Strophe von irgendeinem Poplied, als Lily ohne viel Zeit zu verlieren, sich Mark geschnappt hatte und mit ihm auf der Tanzfläche rhythmisch ihren Körper bewegte. Eins musste man ihr lassen, obwohl sie Schuhe mit zentimeterlangen Absätzen trug und sie in einem hautengen Kleid steckte, konnte sich Lily dennoch anmutig und graziös bewegen. Sie tanzte schnell und betonte dabei jede einzelne ihrer Kurven und sparte nicht mit ihren betörenden weiblichen Reizen. Fassungslos sahen die anderen dabei zu und fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut, diesem Paarungstanz oder was auch immer Lily dabei veranstaltete, zuzusehen. Mark versuchte die ganze Zeit über Lilys hartnäckigen Klauen zu entkommen. Jedoch ließ sie ihn nicht. Die Amazone fühlte sich wie auf einer Mission und wollte unter gar keinen Umständen verlieren, und dass ihr der zweite Kerl auch noch entkam.   Den anderen wurde fast vom Zusehen schlecht, denn es war mittlerweile offensichtlich, was Lily damit bezwecken wollte. Über die dröhnende Musik konnte man sich kaum noch miteinander unterhalten, weswegen Will todesmutig zur Anlage lief und sie kurzerhand ausstellte. Kaum war die letzte Musiknote verklungen, nutzte Mark den Moment in dem Lily abgelenkt war, und machte sich eilig von ihr los. „Könnt ihr mir mal verraten, was dieses Affentheater von euch soll?“, brüllte er zugleich los und bedachte insbesondere Will mit einem alles vernichtenden Blick. „Habt ihr uns nur eingeladen, um uns wie Vollidioten aussehen zu lassen oder was?“ „Will, dreh sofort die Anlage wieder auf!“ „Nichts wird hier wieder aufgedreht!“, wandte sie Mark ungehalten an die zeternde Gastgeberin. „Das hast du nicht zu entscheiden!“, schnauzte sie ihren ehemaligen Tanzpartner an. „Ihr solltet dankbar sein, dass wir euch überhaupt eingeladen haben und euch die Ehre erweisen unter unserem Dach zu sein.“ „Lily, sei sofort still! Weißt du überhaupt, was du da sagst?“, ging Will rüde seine Kusine an und starrte sie nur fassungslos an. Sogar Sabrina konnte ihren Ohren nicht trauen und war augenblicklich den Tränen nahe.   „Halt die Klappe, Will! Du Feigling hast es nicht einmal geschafft, dem Mauerblümchen zu sagen, was du für sie empfindest. Außerdem ist das hier meine Party. Hätte ich gewusst, dass es so ein lahmer Abend wird, hätte ich die Hälfte und vor allem dich nicht dazu eingeladen.“ „Was faselst du da für einen Unsinn?“, herrschte Will sie an und war inzwischen puterrot vor Ärger geworden, weil sie seine Gefühle für Sabrina mit ins Spiel gebracht hatte. Dummerweise hatte Mark Lilys Aussage falsch verstanden, weswegen er nun zielgerade auf den jungen Mann los ging und ihn unsanft am Kragen packte. „Was höre ich da? Du hast dich an meine Freundin herangemacht?“ „Was? Wie? Wovon redest du?“ „Stell dich nicht dumm! Antworte mir gefälligst!“ „Ich weiß allerdings nicht, worum es eigentlich geht.“   „Bruder! Das reicht jetzt! Alle beide! Hört sofort auf damit!“ Mutig versuchte Chelsea den Griff von ihrem Bruder an Wills Kragen zu lösen. Mit Vaughns Hilfe gelang es ihr auch schließlich. „Es bringt doch nichts, wenn wir uns gegenseitig angehen.“, versuchte Chelsea ihren aufgebrachten Bruder zu besänftigen und zog ihn sicherheitshalber von Will weiter fort. „Ich schätze, es ist das Beste, wenn wir alle wieder nach Hause gehen. Was meint ihr?“ Hoffnungsvoll blickte Chelsea ihre Freunde nacheinander an, die zustimmend nickten. Während der ganzen Auseinandersetzung war Nathalie erneut in Tränen ausgebrochen und hatte ihr Gesicht an Julias Schulter vergraben. Heftige Schuldgefühle plagten sie.   Unverhofft tauchte der Hausherr auf und verlangte umgehend eine Erklärung für diesen Aufruhr. Nun war auch Lily blass um ihre Nasenspitze geworden. Selbst wenn sie vor anderen stets arrogant und überheblich tat, vor Regis ganz sicher nicht. Flüsternd versuchte Sabrina ihrem Vater diese prekäre Situation zu erklären. Erst als Will an ihre Seite trat, gelang es ihr. Unwohler konnte man sich wirklich nicht mehr fühlen, ging es Julia durch den Kopf und sah wie die anderen dabei zu, wie Lily unter Regis strengem Blick aus dem Raum geführt wurde. Mitleid keimte für einen kurzen Moment in ihr auf, war aber schnell wieder verschwunden, als sie die Miene der anderen sah. Kurz begegnete sie Marks Blick, der Nathalie zusammengesunken an ihrer Schulter gelehnt sah. Doch in diesem Augenblick war er zu aufgewühlt und zu wütend, um auf sie zuzugehen. Rasch verließ er das Anwesen und die anderen wurden nach und nach von Will und Sabrina hinausbegleitet.         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)