Dann ändert sich alles von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Ein Gespräch im Bad ------------------- Kapitel 11: Ein Gespräch im Bad     Es herrschte eine eher gedrückte Stimmung. An den vier Tischen wurde zunächst wenig geredet. Ständig wurden stumme Blicke untereinander ausgetauscht oder man versuchte zwischen zwei Happen zu Essen eine Resonanz von einer bestimmten Person zu erhaschen, die jedoch ausblieb. Eigentlich war Mark davon ausgegangen, dass es ein gezwungener Abend für ihn werden würde, und zwar in der Hinsicht, entweder zu versuchen mit Nathalie ins Gespräch zu kommen oder ihr den ganzen Abend aus dem Weg zu gehen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass er sie nicht gänzlich über mehrere Stunden hinweg ignorieren konnte, weswegen sein Ärger zunehmend größer darüber wurde, da sie ihm so offensichtlich auswich. Hinzu kam Lilys eigenartige Partyplanung oder was auch immer das hier war. Er machte sich Sorgen um Chelsea, die von Vaughn durch Lilys Hand getrennt worden war, und sei es auch nur durch diese alberne Sitzordnung. Zwar plauderte sie mit Pierre oder Julia, die ihr am nächsten saßen fast in einer Tour, dennoch wusste er, dass sie sich Sorgen machte und garantiert nicht begeistert darüber war, dass sich eine andere Frau so offensiv an ihren Freund heranmachte.   Am liebsten wäre er mit ihr auf der Stelle nach Hause gegangen, aber was hätte das gebracht, außer Zwietracht in der Nachbarschaft heraufzubeschwören. Was das anging, hatte Chelsea Recht. Sie haben Taro versprochen keinen Ärger zu machen, auch wenn es bedeutete gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Zudem hatte Mark auch den Eindruck, dass diese schlechte Stimmung von Lily mit Absicht heraufbeschworen war. Ein Blickkontakt mit Julia hatte ihm bestätigt, dass sie genauso dachte, wie er. Julia war alles andere als begeistert und warf der Gastgeberin eisige Blicke entgegen, die sie jedoch kein einziges Mal bemerkte, da sie zu sehr damit beschäftigt war Vaughn zu umgarnen. Vaughn sah alles andere als glücklich aus und wohl schien er sich in seiner Haut ebenso wenig zu fühlen.   „Dieses Essen ist wahrlich nicht schlecht.“, verkündete Pierre zum wiederholten Mal und schien als einziger, die unangenehme Stimmung im Saal nicht zu bemerken. „Zwar könnte diese Sauce noch eine zusätzliche Prise Pfeffer vertragen, aber ansonsten ist sie wirklich delicious.“ „Du scheinst nur fürs Essen zu leben, nicht wahr Pierre?“, fragte Lana vom Nachbartisch und probierte gerade den Wackelpudding aus. „Wie verlief deine Suche im dichten Waldgebiet? Zu dieser Jahreszeit wird man da wohl kaum etwas finden.“ „Ich habe keine Ahnung, weil ich nicht allzu tief vordringen konnte. Irgendetwas oder irgendjemand hatte mich die ganze Zeit über beobachtet, weswegen ich schnell wieder nach Hause gelaufen bin.“ „Meinst du die Gegend um den weißen Turm herum?“, hakte Mark nach und konnte im letzten Moment eine Bewegung aus seinem Augenwinkel ausmachen. Doch Nathalie hatte sich bereits wieder abgewandt.   „Ja, dort war ich vor wenigen Tagen gewesen. Es ist die einzige Gegend von der wir nicht allzu viel wissen und ich gehe jede Wette ein, dass es dort Zutaten vom unschätzbaren Wert geben muss.“ „Du denkst immer nur mit dem Magen.“, lachte Chelsea auf. „Für etwas Anderes außer Essen scheint Pierre auch gar nicht zu leben. So wirst du niemals eine Freundin kriegen.“, neckte Julia ihn und alle anderen stimmten in dem Lachen mit ein.   Sabrina beobachtete bereits einige Zeit das lustige Treiben ihrer Gäste und gewann den Eindruck, dass sie trotz des holprigen Einstiegs in deren Haus, allmählich ihre Gelassenheit wieder fanden. Zudem stellte sich Lana als ein reizvolles Mädchen heraus, die ihrem Tisch mit Will zugeteilt wurden war. Irgendwie bewerkstelligte sie es, das sie sowohl gleichzeitig mit ihnen und ihren Freunden an den anderen Tischen reden konnte. Als ob zwischen ihnen keine räumliche Distanz geschaffen worden war. „Sabrina, ist alles in Ordnung? Amüsierst du dich?“, beugte sich Will besorgt zu seiner langjährigen Freundin herüber, da sie in den letzten Minuten wieder sehr still geworden war. Ertappt zuckte die Angesprochene zusammen. „Wie? Ja, ja, Will. Es ist alles gut. Ich dachte nur gerade daran, wie viel Spaß die anderen zusammen haben. Dabei war ich kurz davon ausgegangen, dass es kein schöner Abend mehr werden könnte, nachdem Lily so…“ Rasch verstummte sie wieder. Immerhin wollte sie nicht schlecht von seiner Kusine sprechen.   „Ist schon gut, Sabrina.“, beruhigte der junge Mann sie und nahm kurz entschlossen ihre Hand. „Ich weiß, dass meine Kusine kein einfacher Mensch ist und ich kann nur hoffen, dass unsere Nachbarn noch erkennen werden, was für ein gütiger Mensch sie in Wirklichkeit ist.“ Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf ihre Hand. Überrascht, aber auch gerührt zierte eine zarte Röte Sabrinas Wangen. „Ja, bestimmt.“   Bedauerlicherweise hatte Nathalie diese zärtliche Geste bemerkt und kam sich mit einem Mal so entsetzlich dumm vor. Augenblicklich schämte sie sich in Grund und Boden und wäre am liebsten davon gelaufen und hätte ihren Tränen, die sich unaufhaltsam hinter ihren Lidern anbahnten freien Lauf gelassen. „Nathalie.“, versuchte Julia ihre Freundin aus ihren trübsinnigen Gedanken zu ziehen, die mitbekommen hatte, dass sich Nathalie nur noch schwer zusammenreißen konnte. „Lass uns gemeinsam zur Toilette gehen und unser Make-Up auffrischen. Was hältst du davon?“ Dankbar nahm Nathalie ihren Vorschlag an und ergriff wortlos die Hand ihrer Freundin. „Soll ich mitbekommen?“ Doch Julia gab ihrem Freund zu verstehen, dass sie erstmal alleine sein mussten und Elliot verstand.   An einem anderen Tisch, wo Lily seit einer geschlagenen Stunde versuchte mit ihrem Gegenüber zu flirten, bekam von den Geschehnissen um sie herum nichts mit. Sie hatte bloß Augen für Vaughn, doch der ließ seinen Blick immer in Richtung Chelsea schweifen, die ihn bisher nicht einmal angesehen hatte. Mittlerweile machte sich Vaughn große Sorgen und zudem schwere Vorwürfe. Er fragte sich, ob er nicht anders hätte reagieren sollen und darauf zu bestehen, einen Platz an Chelseas Seite zu bekommen. Außerdem langweilte ihn Lilys dämliches Geplapper über diverse Nichtigkeiten, wie angesehen und wohlhabend ihre Verwandten seien. Das alles interessierte ihn nicht. Lieber wollte er auf Nummer sicher gehen, dass zwischen ihm und Chelsea noch alles in Ordnung war, denn ihr Verhalten war seit gestern Abend ihm gegenüber sonderbar geworden. Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten und er ihr noch zugesichert hatte, dass er sie abholen kommen würde, hatte Chelsea nur knapp genickt und war ohne ihm einen Abschiedskuss zu geben einfach ins Haus gegangen und hatte ihn stehen lassen. Vaughn konnte sich nicht vorstellen, was er falsch gemacht haben sollte, wodurch sein mulmiges Gefühl nur noch zunahm. Er nahm sich fest vor, bei der sich nächstbesten Gelegenheit Lilys aufdringlichem Verhalten zu entkommen und ein offenes Gespräch mit Chelsea zu führen.   Im nahegelegenen Badezimmer heulte sich währenddessen Nathalie die Seele aus dem Leib. Tröstend lag sie in Julias Armen, die ihr beruhigend und mit einer Engelsgeduld sanft über ihren Rücken strich. Nachdem einige Minuten vergangen waren, war Julia der Meinung, dass sie so langsam das Thema zur Sprache bringen sollte. „Nathalie? Geht es wieder einigermaßen?“ Zwar zitterte ihr Körper nicht mehr und der Tränenstrom war zum größten Teil besiegt, dennoch liefen ihr weiterhin wenige Tränen über das von Make-Up verschmierte Gesicht. Wortlos reichte ihr Julia ein Handtuch mit dem sie Nathalies Gesicht säuberte. „Nathalie, was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Das Will dich mit offenen Armen empfangen wird? Obwohl ihr euch kaum kennt?“ „Ich…Ich weiß es nicht.“, gab die pinkhaarige kleinlaut zu. „Ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht habe…schnief…Will gefallen zu wollen.“   „Was war überhaupt zwischen dir und Mark? Hattet ihr einen so gewaltigen Streit, dass ihr euch deswegen getrennt habt?“ „Getrennt? Schnief…Nein, wir…wir haben uns nicht getrennt.“ „Wie bitte?“ Julia war fassungslos. Damit hatte sich ihre schlimmste Vermutung bestätigt. „Nathalie, ich…Jetzt weiß ich nicht was ich dazu sagen soll. Außer, ich bin sehr enttäuscht von dir.“ Abrupt stand Julia auf und lief einige Schritte vor ihrer Freundin auf und ab. „Das du mit Will geflirtet hast, das haben Elliot und ich gesehen, aber…Wie konntest du das Mark nur antun?“, forderte Julia ihre Freundin knallhart dazu auf ihr das zu erklären.   „Will war so anders. Er…er hat mir zugehört.“ „Und Mark etwa nicht, oder wie?“ „Doch, schon.“ „Und was sollte das dann mit Will? Ihn betören zu wollen?“ „Er war einfach für mich da. Hat sich Zeit für mich genommen, während Mark in den letzten Wochen wenig Zeit für mich hatte.“, erklärte Nathalie und lief beschämt rot an. Jetzt, nachdem sie es ausgesprochen hatte, fiel ihr auf, dass das so gar nicht mehr stimmte. Vor wenigen Tagen hatte er sehr wohl versucht mit ihr vernünftig über alles zu reden, aber sie hatte ihn,  trotzig und stur wie sie war,  wieder weg geschickt.   „Nathalie? Woran denkst du?“, holte ihre Freundin sie wieder aus ihren Gedanken und kniete sich erneut vor sie hin. „Ich glaube…Ich befürchte, ich habe Mark Unrecht getan. Ich war einfach nur verletzt, weil ich…Ich war so dämlich. Anscheinend hatte ich das Gefühl, dass ihm seine Arbeit wichtiger war als ich.“ „Nathalie, du hörst mir jetzt mal ganz genau zu. Natürlich ist Mark seine Arbeit wichtig, genauso wie für Chelsea. Damit verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Das muss ich dir nicht erklären, weil ich weiß, dass auch dir das bewusst ist. Trotzdem hat Mark alles versucht, um immer Zeit für dich zu finden, weil er ebenso gerne mit dir zusammen ist, wie du mit ihm, weil er dich liebt, Nathalie. Und du liebst ihn auch.“   Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. In diesem Augenblick verstand Nathalie selber nicht, wie sie Marks Gefühle für sie dermaßen in Frage stellen konnte. Sie wusste die ganze Zeit über, dass sie sich mit Will nur etwas vormachte, aber sie hatte einfach nicht den Mut gehabt offen zu ihren eigenen Gefühlen zu stehen und mit Mark darüber zu reden. „Julia, meinst du…meinst du, Mark wird mir verzeihen?“ Hoffnungsvoll blickte sie ihre Freundin an. „Ganz bestimmt. Ihr beide gehört eben zusammen.“   Ja, sie beide gehörten zusammen. Dem war sich auch Mark schmerzlich bewusst, der die ganze Zeit vor der Tür gestanden und der Unterhaltung gelauscht hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)