Acapulco von ellenchain (Drugs everywhere) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- In einer alten, heruntergekommenen Bar, in der ich schon viele Abstürze hatte, rannte ich sofort zum Tresen. »Sorry...? Ähm, hallo!«, bettelte ich um Aufmerksamkeit. Ein junger Angestellter, Ende 20 vielleicht, drehte sich zu mir um und kam mürrisch rüber. »Ja?« »Kann ich ... kann ich ein warmes Glas Wasser mit Salz haben?« »Was willst du?!« Er lachte laut auf. »Hey, wenn du Magersüchtig bist, geh woanders hin.« »N-Nein, ich, äh...« »Mir ist so schlecht... das glauben Sie gar nicht... ich glaube, ich hab zu viel Drogen genommen... «, spielte Yusei gequält und hing sich an meine Schulter. Erschrocken wollte ich ihm das schon abkaufen und fragen, wieso er Drogen genommen hatte, bis ich's raffte. »J-Ja... Ähm, bitte?«, wiederholte ich und sah zum Barkeeper. Der raunte nur genervt auf und ließ heißes Teewasser in eine Tasse laufen. Stellte es mir lautstark auf den Tresen. »Salz steht auf den Tischen.« Schnell schnappte ich das Wasser, schüttete ordentlich Salz rein und ging mit Yusei in eine dunkle Ecke. »Du trinkst das jetzt, ich halte die Stellung. Wenn du das Grummeln merkst, sag Bescheid und wir gehen auf die Toilette.« »W- ... Du kannst doch nicht neben mir stehen, wenn ich ...«, stotterte ich vor mir her. »Ich stehe schon nicht neben dir. Aber ich muss aufpassen. Alleine lasse ich dich jedenfalls nicht!« Innerlich seufzend nahm ich das Glas und setzte es an die Lippen. Na gut. Weg damit! Widerlich war kein Ausdruck und es kam mir fast schon oben wieder raus. Ich versuchte stark zu bleiben und es drinnen zu behalten. »Wie eklig!«   Die nächste halbe Stunde zog sich wie Gummi und jede verstrichene Minute ließ uns nervöser werden. Jeden Moment könnten Kaibas Leute wieder auftauchen und uns umlegen. Jeden Moment. Irgendwann grummelte es heftig in meinem Magen und ich freute mich schon fast. »Yusei... Yusei, es ist soweit...« Ich fühlte mich wie bei einer Geburt, denn sofort sprang er auf, führte mich stützend zur Toilette, die er sofort von innen verriegelte, sodass niemand auch nur in den Waschbeckenraum kommen konnte, und half mir noch in die Kabine. »Alles Gute... « Ich presste die Lippen aufeinander und musste sofort loslachen, als die erste Flüssigkeit in die Toilette fiel. »Das ist mir so peinlich, Yusei ...« Er lachte dann auch auf. »Das muss es nicht sein. Wirklich nicht.« Seit Tagen war es das erste Mal, dass wir wieder unbeschwert lachten. Es war mir so peinlich. Denn natürlich musste auch Luft mit rauskommen und es stank ganz fürchterlich. Ich konnte mich kaum vor Lachen beruhigen. Dann hörte ich etwas größeres in die Toilette fallen. Langsam drehte ich mich um und hörte auch das zweite große Ploppen. »Y-Yusei... ich glaube ...« Scharf zog ich die Luft ein. »Ich muss jetzt wirklich da rein greifen, oder?« »Wenn du nicht möchtest, mach ich das-« »Nein!! Bist du verrückt?  Du kramst nicht in meiner Scheiße rum!« Wieder musste ich lachen, Yusei auch. Er stützte sich an meiner Kabine ab und fragte nach meiner Verfassung. »Schon okay. Ich mach das jetzt... « Angeekelt putzte ich mich ab, schob den Ärmel hoch und griff im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheiße. Ich hatte Angst, dass die Kondome bereits weggeflossen waren, doch schwammen sie recht gut sichtbar an der Oberfläche. »Ich hab sie... Yusei, ich hab sie!« Freudestrahlend zog ich die beiden Kondome aus der Toilette, spülte ab und kam hektisch aus der Kabine. »Oh bitte, mach das Wasser an!«, flehte ich Yusei an, die Kondome weit von mir haltend und am Waschbecken vor Nervosität und Ekel am Hibbeln. Sofort betätigte Yusei den Hahn und ließ warmes Wasser laufen. Schnell schob ich die verschmierte Hand unter den Strahl. Hektisch wusch ich meine Hände. »Wieso ist hier keine Seife?«, fragte ich rhetorisch. Natürlich war hier keine. Im Slum benutzt man keine Seife. Yusei streckte auch seine Hände unter den Strahl und rubbelte meine weiter ab. Vorsichtig nahm er ein Kondom und betrachtete es. »Wahnsinn... Das ist einmal durch deinen Körper gegangen... « Ich nickte und staunte selbst nicht schlecht. Und ich hatte es überlebt. Nie wieder. Nie wieder würde ich so etwas jemals wieder tun! Als auch das zweite Kondom abgewaschen war, trocknete ich sie an meiner Kleidung ab. In dem Moment hämmerte es an die Tür. Wir fuhren auseinander und sahen verschreckt zum ohrenbetäubenden Geräusch. »Hey! Kommt ihr da wohl langsam mal raus? Ihr könnt hier nicht vögeln, geht dafür gefälligst in einen Schwulenclub!« Ich lief rot an, während Yusei nur amüsiert die Kondome in die Hosentasche packte. »Und dabei hatten wir noch nicht einmal Sex.« Wie in einem Film kamen wir dann aus dem Klo, händchenhaltend und etwas zerzaust. Yusei zuckte nur mit den Schultern und sprach ein lässiges Sorry aus, während er mich hinter sich her zog und die Bar verließ.   »Jetzt müssen wir es nur noch verticken.« Ich nickte. Obwohl mir die Leute leidtaten, die es kauften. Es macht abhängig und zerstört Leben. Aber ich hatte genug von Moral und Anstand. Niemand anders achtete darauf. Yusei gab mir ein Kondom und behielt eins. Der Abend brach ein und wir suchten uns verschiedene Clubs. Betrunkene Mädels, Junkies und ein paar alte Säcke, die einfach nen Kick haben wollten, kauften uns das Zeug ab. Yusei schaffte es sogar bei einem Kerl zu landen, der uns sogar noch aus reiner Nettigkeit neue Kleidung schenkte. Der Bonus für ihn war, dass wir uns vor ihm auszogen und ein bisschen rummachten. Na, was soll's. So hatten wir auch unseren Spaß.   Um 4 Uhr früh, völlig erschöpft von den ganzen Clubreisen, hielt Yusei rund 650 000 Yen in der Hand. Gemeinsam saßen wir an der Grenze und sahen dem Sonnenaufgang zu. Müde, aber glücklich, lehnte ich an seiner Schulter. »Meinst du, das reicht?« »Wenn nicht, ist es Abzocke.« Ich musste kichern. »Alles hier ist eine Abzocke. Aber krass... dass es doch knapp 100 Gramm Heroin waren.« »Ja, das hat mich auch gewundert. Wahnsinn... dass Lion knapp ein Kilo Heroin schmuggeln wollte in Körpern seiner Angestellten.« Kein Wort verließ meine Lippen. Ja, Wahnsinn. Und was hat es gekostet? Das Leben zweier Menschen, die so sehr ineinander verliebt waren, dass es nicht nur traurig ist, sie als Freunde verloren zu haben. Traurig sah ich zu Boden, doch Yusei küsste mich sofort auf die Stirn. »Wir sollten langsam gehen, oder?« Schwach lächelnd sah ich in seine Augen. »Versuchen wir es also.« »Das Leben wird dir gefallen.« »Als hättest du eine Ahnung, wie es da drüben ist ...« Er zwinkerte mir zu. »Es kann nur besser sein, als hier.« Yusei hatte Recht. Alles war besser, als das hier. Selbst der Gedanke an ein Leben auf der Straße in Neu Domino City war mir lieber, als der Gedanke hier weiter zu verrotten.   Yusei ging vor. Das Geld fest in seiner Hand. Am Grenzübergang wurden wir aufgehalten. Wir erklärten unsere Lage. Kein Pass, kein nichts. Sie wollten uns wegschicken.   Yusei schob das Geld rüber und bat erneut um eine Aufenthaltsgenehmigung.   Der Mann überlegte.   Bat uns dann in sein Office.   Mein Herz klopfte wie verrückt.   Er fragte uns einige Dinge. Persönliches.   Eine neue Identität. Grün war der Pass. Moosgrün. Erst einmal ohne Bild. Das mussten wir nachreichen.   Ein Stempel hier. Ein Stempel da.   Und je mehr Stempel und Unterschriften wir lieferten, desto höher klopfte mein Herz, bis ich schließlich eine Träne aus meinen Augen laufen ließ. Yusei lächelte mich an.   Wir hatten es geschafft.   Die Tore gingen auf und schlossen sich hinter uns. In der einen Hand den grünen Pass. In der anderen meinen Geliebten. Hosted by Animexx e.V. 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