Die Reise eines Engels von Hei-chan ================================================================================ Kapitel 10: Sich gehen lassen (Kratos Sicht) -------------------------------------------- Ein Schrei weckte mich auf. Allerdings sprang ich nicht auf wie bei den ersten Malen auf, als ich das Geräusch gehört hatte. Ich wusste was es war. Allerdings war nun doch etwas komisch. Der Schrei war lauter gewesen, näher irgendwie. Ich hörte nun ein leises Wimmern direkt neben mir. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah zur rechten Seite. Da lag sie. Anna. Sie hatte sich wohl in mein Bett gelegt. Anna strampelte nun etwas mit ihren Armen und Beinen. Sie rollte nach rechts und wäre beinahe aus dem Bett gefallen, hätte ich sie nicht festgehalten. „Nein, lass mich!“, schrie sie im Schlaf. Sie hatte einen Alptraum. Wie jede Nacht. Wieder schrie sie und fuhr herum. Sie träumte von der Farm. Soviel konnte ich annehmen. Natürlich hatte sie die Geschehnisse dort noch nicht verarbeitet. Auch wenn sie immer so tat als ob. Anna wimmerte erneut. Tränen flossen ihr durchs Gesicht. Es tat mir weh sie so zu sehen. Viel konnte ich aber nicht tun. Ich strich ihr sanft durchs Gesicht. Das schien sie immer etwas zu beruhigen. Trotzdem träumte sie noch. Sie zitterte und wimmerte leicht. Sie zu wecken wäre auch nicht gut. Träumen war eine Methode grausame Dinge zu verarbeiten. Ich legte meinen Arm um sie und versuchte wieder einzuschlafen. Allerdings war ich innerlich ziemlich aufgewühlt. Ich sorgte mich um Anna. Die Braunhaarige war mir wirklich ans Herz gewachsen. Dass es einmal so kommen würde, hätte ich nicht gedacht. Eigentlich wollte ich auf Distanz bleiben. Das war mir völlig misslungen. Anna atmete nun schon etwas ruhiger. Ich hörte ihre Atemzüge. Sie wurden gleichmäßiger bis ich wegdriftete und einschlief. Am nächsten Morgen wachte ich noch vor Anna auf. Die Braunhaarige schlief noch ruhig neben mir. Sie war eine echte Langschläferin. Wenn sie könnte, würde sie wohl immer bis Mittag schlafen. Ich strich ihr etwas über den Bauch, was sie sichtlich genoss. Ich war mir immer noch etwas unsicher was solche Zärtlichkeiten anging, aber so langsam bekam ich den Dreh raus. Ich sah zum Fenster. Die Sonne war bereits aufgegangen. Selbst ich hatte für meine Verhältnisse lange geschlafen. „Anna, wach auf!“, sprach ich und schüttelte sie leicht an der Schulter. Die Braunhaarige grummelte nur und drückte sich fester an mich. „Anna, es wird Zeit zu gehen.“, rief ich. Anna öffnete verschlafen die Augen. Völlig benommen sah sie mich an. „Mhm?“, murmelte sie, wobei sie mich verwirrte anguckte. Sie hatte wohl vergessen, dass sie sich zu mir ins Bett gelegt hatte. Erst nach einigen Augenblicken fiel es ihr wohl wieder ein. „Ist es wirklich schon Morgen?“, jammerte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ich war derweil aufgestanden und zog mir meine Sachen über. Sie waren wieder getrocknet. „Kann ich rausgehen und hoffen, dass du dich anziehst und nicht wieder ins Bett fällst?“ Anna nickte verschlafen, was allerdings nicht sehr überzeugend war. Trotzdem ging ich raus und kümmerte mich um die Vorräte. Es wäre unklug nach dem Überfall der Farm wieder hierher zu kommen. Das würde die Leute hier gefährden. Also mussten wir jetzt alles besorgen, was wir brauchten. Nach zehn Minuten kam Anna herunter. Sie war immer noch müde und schlief fast im Gehen. So war sie immer. Ein typischer Morgenmuffel. Ihre Laune war ja morgens auch nicht gerade die beste. Anna taumelte zu mir herüber und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Mit ihren Händen hielt sie sich fest. „Wir hatten doch darüber gesprochen, dass es nett wäre, wenn du mich trägst. Wie wäre es, wenn du jetzt damit anfängst.“, murmelte sie. „Oh nein meine Dame. Ein bisschen Bewegung wird dir gut tun. Ist außerdem gut für die Figur.“, neckte ich sie. „Willst du etwa sagen, ich sei fett?!“, motzte Anna nun. Dabei verschränkte sie die Arme vor der Brust. „So viel wie du immer ist, wäre das ja nicht verwunderlich.“, spaßte ich. Anna schien es aber ernst zu nehmen. Sie sah besorgt an sich hinunter und hielt nach Fettpölsterchen Ausschau. Ich schüttelte den Kopf. „Mensch Anna. Das einzige woran du Fett bist, ist deine große Klappe.“, ärgerte ich sie nun. Jetzt war sie rot vor Zorn im Gesicht. Da hatte ich ja was gesagt. Jetzt durfte ich mir was anhören. „Was fällt dir ein du Möchtegern-Engel! Du, du hast echt überhaupt keine Manieren!“, schrie sie. Dabei kam sie auf mich zu und wollte mir eine Backpfeife geben, der ich aber ausweichen konnte. Anna sprang mich nun an. Sie versuchte mich zu Boden zu zwingen, aber vergebens. „Es tut mir ja Leid.“, entschuldigte ich mich. Da hatte ich mich wirklich etwas gehen lassen. Es war aber auch einfach sich bei ihr gehen zu lassen. Es war genau wie gestern die Wasserschlacht. Bei Anna konnte ich mich irgendwie entspannen. Das war auch etwas, was ich an ihr bewunderte. Die Braunhaarige verpasste mir noch eine Kopfnuss. „Ok ich verzeihe dir.“, sagte sie nun beleidigt. Der Besitzer des Gasthauses sah uns komisch an. Auch die Gäste tuschelten schon. Das war ja auch eine ziemliche Szene. „Wir sollten aufbrechen. Ich habe alles gekauft.“, sprach ich. Allerdings bestand Anna noch auf Frühstück. Ich konnte ihr diese Bitte natürlich nicht abschlagen. Danach machten wir uns auf zur Menschenfarm hier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)