Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 46: reconsider ---------------------- - In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages im Hyuuga-Anwesen - Es wird noch mehr als eine Stunde vergehen bis die Sonne überhaupt aufgeht und er hat die ganze Nacht damit verbracht seine eigene Familie auseinanderzunehmen. Und nun sieht er dabei zu, wie zwei Männer mit denen er aufgewachsen ist, auf seinen Befehl hin abgeführt werden. Der schwarzhaarige Mann, mit dem er erst letzte Woche noch trainiert hat, spuckt voller Verachtung vor ihm auf den Boden, als er von zwei Shinobi an ihm vorbei und aus dem Anwesen geführt wird. „Du warst schon immer der perfekte Schoßhund der Hauptfamilie.“ Sein bester Freund folgt ihm auf dem Fuß. „Und hast dein Talent vergeudet, um sie zu beschützen.“ Takeshi und Kai Hyuuga. Sie waren seit ihrer frühen Kindheit Masarus beste Freunde. Sein erster Gedanke, nachdem er von Masarus Verrat erfahren hat, galt den beiden. Er hat nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass wenn Masaru Komplizen im Clan hatte, die zwei auf jeden Fall Bescheid wussten. Er hat sich kaum ein paar Stunden außerhalb der Mauern des Anwesens auf die Lauer gelegt, als die beiden sich nahezu vor seinen Augen getroffen haben. Ihr Hochmut hat sie schließlich zu Fall gebracht. Sich über eine Verschwörung im Hyuuga-Clan zu unterhalten, wohl wissend, dass hier alle Augen durch Wände sehen und mindestens die Hälfte seiner Mitglieder Lippen lesen können, ist an Dummheit und Leichtsinn schließlich kaum zu überbieten. Das Schlimmste ist, dass er nicht einmal glaubt, dass sie Masaru geholfen haben. Aber allein dafür, dass sie von seinen Plänen gewusst und nichts dagegen unternommen haben, wird Hiashi sie umbringen. Und er könnte vermutlich mehr Bedauern für ihr besiegeltes Schicksal aufbringen, wenn sie nicht versucht hätten einem der einzig guten Menschen zu schaden, die ihr Clan in den letzten Jahren hervorgebracht hat. „Du solltest auf unserer Seite stehen-“ Seine gleichgültige Fassade verschwindet im Nichts, angesichts der frevelhaften Unterstellung, dass er sich jemals zu etwas Derartigem herablassen würde. „Ihr habt sie an den Höchstbietenden verkauft! Und wofür? Für das Wort eines Nuke-nin, der euch seine verquere Version von Gerechtigkeit verspricht? Dafür habt ihr sie verraten?“ Es beschämt ihn zutiefst, dass ihm die Verachtung in Kais Augen auf unbequeme Weise vertraut vorkommt. „Was hat sie schon jemals für uns getan?“ „Sie ist unsere einzige Hoffnung darauf, dass unsere Zukunft anders aussehen wird, als unsere Gegenwart.“ Und nach all der Zeit glaubt er das wirklich. „Der Aufgabe war sie schon nicht gewachsen, bevor sie den Verstand verloren hat-“ Seine Faust kollidiert mit dem kantigen Kiefer seines Verwandten, bevor er bewusst ausgeholt hat und mit dem Schlag verschwindet auch das letzte seines Mitgefühls. „Führt sie ab.“ Neji sieht sich noch einmal um, bevor er seinem Geburtshaus den Rücken zudreht. Es hat nicht viele direkte Zeugen zu dem Schauspiel der letzten Minuten gegeben, aber auch das bedeutet für ihren Clan nichts. Bevor die Sonne ganz aufgeht, werden alle Bescheid wissen, dass der Hyuuga-Clan gespaltener ist, als jemals zuvor in seiner langen Geschichte. • „Neji-“ Tenten tritt noch im Schlafanzug in ihr gemütliches Wohnzimmer kaum, dass er die Haustür aufgeschlossen und den Raum betreten hat, aber ein Blick auf seinen Gesichtsausdruck und sie schlingt tröstend beide Arme um ihn, statt weiterzusprechen. Sie fragt nicht danach, was passiert ist. Sie bugsiert ihn bestimmt auf ihre Couch und rutscht auf seinen Schoß, ohne die Arme von seinen Schultern zu nehmen. Und nach einigen Minuten beginnt er die Ereignisse der vorherigen Nacht aus seiner Sicht noch einmal aufzurollen… Abgesehen von dem zweifachen fassungslosen Keuchen, dass sie trotz allem in ihrem Entsetzen nicht unterbinden konnte, hat sie ihn nicht unterbrochen und als er mit seiner Erklärung in der Gegenwart ankommt, verharrt die talentierte Waffenexpertin reglos in seinen Armen. Während seine Verlobte die Ereignisse der letzten Nacht zu verarbeiten versucht, gesteht Neji ihr in einem Impuls den einen Gedanken, der ihn seit Stunden heimsucht. „Es gab eine Zeit, da habe ich genauso gedacht wie sie.“ Es dauert tatsächlich ein paar Sekunden, bis Tenten zu der Bedeutung seiner Worte aufschließt und während die brünette Kunoichi entgeistert den Mund öffnet, dreht der talentierte ANBU-Leader sie herum, bis sie unter ihm auf der Couch liegt und vergräbt sein Gesicht in ihrem Nacken. Tenten schiebt zärtlich eine Hand in seine langen Haare. „Neji-“ „Sag mir nicht, dass das nicht wahr ist. Es gab eine Zeit, da habe ich sie wirklich gehasst-“ Aber seine langjährige Teamkameradin legt ihr andere Hand sanft an seine Wange und wartet einen Moment, bis sie sich sicher ist, dass ihre Worte auch wirklich bei ihm angekommen. „Damals waren wir alle noch Kinder, Neji. Und das ist etwas, das du in den letzten Jahren mehr als gut gemacht hast und dass dir schon lange niemand mehr zur Last legt, außer dir selbst.“ „Mein letztes Gespräch mit ihr hat mehr als gezeigt, dass ich bei weitem nicht so weit gekommen bin, wie ich gedacht habe.“ „Das war nicht dein letztes Gespräch mit ihr-“ „Das letzte, das ihr und mir etwas bedeutet hat.“ Er hat zu viel Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen, um sich oft wegen etwas schuldig zu fühlen, das allein er verbockt hat. Diese Eigenschaft ist eine von vielen, die ihn zu einem der jüngsten ANBU-Teamleader gemacht hat, aber gleichzeitig fressen ihn seine Schuldgefühle beinahe auf, wenn er sie denn einmal zulässt. „Neji, so wie ich Hinata kenne, hat sie dir deine Worte schon vergeben, bevor sie an diesem verfluchten Tag die Dorfmauern verlassen hat.“ „Ich schulde ihr trotzdem eine Entschuldigung. Und ich kann sie nun einmal nicht um Vergebung bitten, solange sie nicht weiß wofür!“ Statt augenblicklich mit ihren Beschwichtigen vorzufahren, hebt Tenten den Kopf bis ihre Lippen zärtlich seine streifen, bevor sie leise hinzufügt „Vielleicht solltest du damit anfangen, dir selbst zu vergeben.“ Er legt eine Hand an ihre Wange, während er mit seiner anderen sein Gewicht auf der Couch abstützt und küsst sie noch einmal, bevor er seinen Kopf erneut in ihrer Halsbeuge birgt. „Ich brauche nur fünf Minuten.“ Die talentierte Waffenexpertin schmunzelt und drückt ihre Lippen liebevoll gegen seine Stirn. „Ich werde auch in fünf Stunden noch hier sein.“ . . . - Zwei Stunden später in Tsunades Büro - „Tsunade?“ Die Hokage hebt ihren Kopf müde aus ihren Händen und fixiert ihre langjährige Vertraute resigniert. „Was ist es, Shizune?“ Die Krise im Hyuuga-Clan hat sich zu einer Katastrophe unabsehbaren Ausmaßes entwickelt und trotz Nejis beeindruckenden Ergebnissen nach nur einer Nacht, bezweifelt sie, dass sich Hiashi Hyuuga damit zufriedengeben wird. Und sie haben bestenfalls noch ein paar Stunden, bevor das rachsüchtige Oberhaupt aus der Narkose aufwachen und seine eigene Form von Gerechtigkeit anstreben wird. Das letzte, was sie im Moment braucht, ist noch eine schlechte Nachricht. Shizune tritt weiter in den Raum und hebt den Papierordner in ihren Händen an. „Ich habe Hinatas Krankenakte hier. Du hast nach dem erneuten Angriff auf sie ein großes Blutbild angeordnet und die Ergebnisse sind da.“ Die Kage überfliegt die Werte kritisch und runzelt angespannt die Stirn. „Ich sehe nichts unauf-“ Aber dann fällt ihr Blick auf den einen Wert, der auf keinen Fall so hoch sein dürfte. „Das ist unmöglich!“ Sie hebt ihren Blick zurück zu Shizune. „Ich will, dass die Ergebnisse sofort noch einmal überprüft werden!“ Doch die dunkelhaarige Kunoichi schüttelt bereits resigniert den Kopf. „Ich habe sie bereits selbst noch einmal überprüft. Die Werte sind korrekt.“ Die Sanin fährt sich selten erschöpft durch die Haare, während sie sinnlos auf Hinatas Krankenakte starrt, die ihre eigene Geschichte erzählt. Momentan lässt man sie einfach nicht zu Atem kommen. Es vergehen lange Sekunden, die stumm davon zeugen, dass die geniale Kunoichi in einem der seltenen Momente wirklicher Ratlosigkeit verharrt, bevor sie Shizune erneut fixiert. „Wer weiß noch davon?“ „Theoretisch das Labor, aber sie sehen ja nur Nummern, also bezweifle ich, dass jemand dort die Ergebnisse mit Hinata in Verbindung bringen kann, besonders momentan, da die Kapazitäten des Krankenhauses sowieso mehr als ausgelastet sind. Und ich habe die Ergebnisse persönlich abgeholt, weil ich wusste, dass du sie sofort sehen willst.“ Tsunade nickt nur. „Ich danke dir.“ Shizune dreht sich bereits Richtung Tür, als sie doch noch vorsichtig nachhakt „Was wirst du tun?“. Sie beobachtet wie die Hokage in einer vertrauten Geste die Finger vor ihrem Kinn verschränkt und für einen Moment abwägend in die Ferne starrt, bevor sie mit der gewohnt eisernen Entschlossenheit ihre Entscheidung verkündet. „Shizune, ich ordne hiermit an, dass Hinatas Krankenakten unter Verschluss gehalten werden! Niemand außer dir und mir hat die Erlaubnis Einsicht zu erhalten!“ Obwohl sie sich schon so lange kennen und sie längst um die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens weiß, erlaubt sich die dunkelhaarige Jonin in diesem Fall einen leisen Einwand. „Nicht einmal Sakura?“ Aber Tsunade schüttelt erwartungsgemäß entschieden den Kopf. „Nein. Ich kann es ihr nicht antun das geheim halten zu müssen. Sie haben alle schon genug am Hals.“ „Was ist mit Naruto?“ „Du weißt, dass ich gar nicht mit ihm reden darf, Shizune. Die beiden sind nun einmal nicht verheiratet. Auch wenn er mich dafür hassen wird“, fügt sie müde hinzu und wünscht sich einmal mehr, sie hätte niemals nachgegeben und dieses verfluchte Amt angenommen. „Er wird es verstehen.“ Aber die Hokage dreht erneut ablehnend den Kopf zur Seite. „Das bezweifle ich.“ . . . - Kurz darauf im Krankenhaus - Es ist der Schmerz, der ihr zuerst verrät, dass sie noch am Leben ist. Jede Faser ihres Körpers brennt, als würde sie wirklich in Flammen stehen. Es vergehen einige Sekunden, bis ihre Muskeln wieder anfangen den Befehlen ihres Gehirns Folge zu leisten und als sie ihre Lider flatternd gegen das grelle Krankenhauslicht öffnet, bezahlt sie das mit augenblicklich einsetzenden Kopfschmerzen, die ihren Lippen ein leises Stöhnen entlocken. „Sakura?“ Die besorgte Stimme ihres besten Freundes zwingt sie dazu ihre Augen vollständig zu öffnen und den Kopf in seine Richtung zu drehen. Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen und versucht vergeblich die Trockenheit in ihrem Mund hinunterzuschlucken. „Naruto-“ Der Blondschopf drückt ihre Hand ermutigend. „Ich sag einer der Schwestern, dass sie Tsunade informieren soll!“ Er steht schon im Türrahmen und streckt den Kopf in den Gang, bevor sie noch etwas sagen kann. Und ein prüfender Blick in den Raum intensiviert ihre Kopfschmerzen nur noch weiter und bestätigt ihr, was sie bereits vermutet hat. Hinata schläft in dem anderen Krankenbett des Zimmers, was nahelegt, dass es noch früher Morgen ist. uch wenn jeder Zentimeter ihres Körpers noch unter den Nachwirkungen zu kämpfen hat, ist sie am Leben und das heißt, dass das Gegengift zumindest den Großteil seiner Aufgabe erfüllt hat. Die junge Medic-nin versucht seufzend ihr Chakra zu aktivieren, um eine Bestandsaufnahme ihres Zustandes vorzunehmen, aber ihr Körper gehorcht ihr noch nicht genug, um es ihr zu erlauben zu überprüfen, ob das Gegengift die Schädigung an ihren Organen umkehren konnte. Währed sie ihre eigene Unfähigkeit noch verflucht, kehrt Naruto bereits besorgt an ihre Bettseite zurück und ergreift erneut ihre Hand. „Wie fühlst du dich?“ Zweifellos die Frage, die sie nach acht Jahren in ihrem Beruf mit am meisten hasst. Wenn einem diese Frage gestellt wird ist zuvor zweifellos etwas gewaltig schiefgelaufen. Sie bezweifelt, dass der Scherz, dass sie schließlich noch am Leben ist, in diesem Fall gut ankommen würde, deshalb beschränkt sie sich auf ein nichtssagendes „Besser als vorher.“ Naruto runzelt die Stirn und sein Blick wandert beinahe automatisch zu Hinata, die in ihrem Bett trotz ihres Gesprächs zu tief schläft, um bei einer trainierten ANBU einen natürlichen Schlaf anzunehmen. Und Sakura setzt sich augenblicklich alarmiert auf. „Was ist passiert?“ Es ist ein mittlerweile vertrauter Schmerz, der die Gesichtszüge ihres besten Freundes verzerrt. „Ein Hyuuga und ein unbekannter Komplize haben gestern Abend versucht sie zu entführen.“ „Was?!“ Sakura nimmt so schnell eine aufrechtere Haltung an, dass sie die Bewegung schmerzhaft in jedem einzelnen Muskel spürt. Aber sie verdrängt die brennenden Schmerzen, denn jetzt erkennt sie auch die tiefen Schatten unter den Augen ihres langjährigen Teamkameraden als die stressbedingte Erschöpfung, für die sie stehen. „Aber-“ Sie schließt für eine Sekunde die Augen, um sich zu sammeln und diese neue Hiobsbotschaft zu verarbeiten. „Aber es geht ihr gut?“ „Sie hat sie im Alleingang überwältigt und ihren Verwandten getötet. Der andere ist entkommen. Tsunade sagt, sie hat erneut ein schweres Trauma davongetragen, was sich in Verbindung mit ihrem vorherigen Trauma…“ Er vergräbt den Kopf in den Händen, weil er es nicht über sich bringt, es auszusprechen, aber als Medic-nin ist sie sich mehr als bewusst, dass ein erneutes Trauma in Hinatas momentanem Zustand alles andere als vorteilhaft ist. Naruto zwingt den Rest der Erklärung müde über die Lippen. „Sie mussten ihr in den frühen Morgenstunden ein Beruhigungsmittel geben, als sie aufgewacht ist und ihre Umgebung nicht erkannt hat. Und ich- konnte sie nicht beruhigen.“ Die Art wie seine Stimme im Laufe des letzten Satzes abfällt, verrät unnötigerweise wie nah ihm das gegangen ist. Und sie kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass sich der liebenswerte Chaot auch dafür noch die Schuld gibt. „Hör auf damit“, verlangt sie deshalb leise und legt ihm tröstend eine Hand auf den Unterarm. „Du kannst dir nicht immer für alles und jeden die Schuld geben.“ Das schmale Lächeln um seine Lippen ist untypisch zynisch. „Wollen wir wetten?“ Er fährt sich mit einer Hand über die Augen und die tiefen Schatten unter seinen Augen lassen sie annehmen, dass er heute Nacht keine Sekunde geschlafen hat. „Außerdem weißt du nicht, was ich heute Nacht sonst noch so verbockt habe.“ Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, worauf er anspielt. Sie hat die Abwesenheit ihres anderen Teamkameraden schon in der Sekunde ihres Aufwachens registriert. Und sie hat es erwartet, aber das ändert nichts an dem Schmerz, der sie schlagartig heimsucht und der nichts mit ihrer physischen Verletzung zu tun hat. Sie hätte trotz allem nicht gedacht, dass es so weh tun würde. Ein zweites Mal. Aber sie schluckt ihren Schmerz hinunter und wendet ihren Blick wieder ihrem besten Freund zu. „Dass er so ein sturer Idiot ist, der mit seinen Gefühlen nicht anders umgehen kann, als jedes Mal davonzulaufen, sobald es schwierig wird, ist auch nicht deine Schuld, Naruto.“ Es wäre schon ein Erfolg, wenn sie wenigstens das in seinen sturen Schädel bekommen könnte. „Er kommt zurück, Sakura.“ „Darum geht es nicht.“ Aber sie erträgt es nicht noch eine Sekunde länger bei diesem Gesprächspunkt zu verweilen, deshalb bringt sie die eine Sache zur Sprache von der sie weiß, dass sie ihrem besten Freund noch auf der Seele brennen muss. „Komm schon, Naruto, du hast mir noch mehr zu sagen.“ Sie kennen einander zu gut, als dass er nicht wüsste, worauf sie anspielt. Und wie sie es geplant hat, verdunkeln sich seine Gesichtszüge und er springt augenblicklich darauf an. „Wie konntest du mir das nicht sagen, verdammt?!“ Ihr Versuch ihrem letzten Gesprächspunkt zu entkommen, geht nach hinten los, denn angesichts des ehrlichen Schmerzes in den blauen Augen ihres besten Freundes, treten unerwünscht Tränen in ihre eigenen. „Es tut mir leid, aber ich wusste nicht wie.“ Ihr ist selbst klar wie schwach diese Entschuldigung ist. „Ich konnte dir nicht noch mehr weh tun.“ Naruto fährt sich fluchend durch die Haare, aber es ist nicht schwer zu erkennen, dass er mehr verletzt, als wütend ist. „Du bist meine Familie, Sakura! Egal was sonst auch war, wir haben in den letzten acht Jahren immer zusammengehalten und daran wird sich nie etwas ändern! Du kannst immer zu mir kommen!“ „Es tut mir leid“, wiederholt sie leise und ringt erneut um ihre Fassung, als ihr langjähriger Teamkamerad kopfschüttelnd beide Arme um sie schlingt. „Du Dummkopf“, flüstert der Blondschopf versöhnlich und küsst seine beste Freundin zärtlich auf ihren hellen Haarschopf. Die Tür hinter ihnen öffnet sich und unterbricht ihre Versöhnung, als Tsunade schmunzelnd den Raum betritt. „Ich war schon lange nicht mehr so froh, dich zu sehen.“ Die Stichelei ihrer ehemaligen Lehrmeisterin, zeichnet ein ehrlich amüsiertes Lächeln auf Sakuras Lippen. „Du bist immer froh, mich zu sehen.“ Die Sanin tritt kopfschüttelnd an die Bettseite ihrer vorlauten Schülerin und drückt dem jungen ANBU an ihrer Seite ein paar Münzen in die Hand. „Geh und hol dir was zum Trinken. Ich brauch ein paar Minuten, um mich zu vergewissern, dass unser Gegengift auch wirklich alle Spuren dieses verfluchten Giftes beseitigt hat.“ Sakura hebt fragend eine Augenbraue, als Naruto sich tatsächlich ohne einen einzigen Widerspruch erhebt und den Raum verlässt. „Es war eine lange Nacht“, gibt Tsunade seufzend zu, bevor sie ihre Finger in rascher Abfolge zu verschiedenen Zeichen schließt. Sakuras Blick wandert erneut zu Hinata, die trotz all dem Trubel im Raum immer noch in tiefem Schlaf verweilt. „Ja, so viel hab ich Narutos Zusammenfassung auch schon entnommen.“ Sie sieht zurück zu ihrer früheren Sensei, die die tiefen Schatten unter ihren Augen zum ersten Mal annähernd so alt aussehen lassen, wie sie wirklich ist. „Versteh das jetzt nicht falsch, aber du siehst ziemlich fertig aus.“ „Was bin ich froh, dass du wieder aufgewacht bist.“ Aber das Schmunzeln um ihre Lippen zieht sich nur weiter in die Länge, als sie ihre Untersuchung abschließt. „Ich kann keine Restspuren erkennen. Und nachdem du die nächsten Tage brav die Medikamente nehmen wirst, die ich dir verschreibe und dich strikt schonen wirst, solltest du dich vollständig erholen. Ich nehme dir noch Blut ab und dann-“ „Kann ich gehen?“ Die Sanin begegnet dem hoffnungsvollen Gesichtsausdruck ihrer Schülerin mit gefurchter Stirn, lenkt dann aber überraschend mit einem müden Kopfschütteln ein. „Nachdem du zweifellos der furchtbarste Patient bist, den dieses Krankenhaus je gesehen hat – was angesichts all der übellaunigen Shinobi, die jedes Mal am liebsten blutend von der Behandlungsliege hüpfen würden, einiges aussagt – kannst du gehen, solange jemand bei dir bleibt.“ „Dir ist schon klar, dass mir da außer Ino im Moment niemand bleibt und bei aller Liebe aber Zeit mit Ino war noch nie wirklich erholsam.“ „Soweit ich informiert bin, hast du bereits einen Mitbewohner.“ Sakura erwägt für einen Moment, ob ihre momentane Lage so schlimm ist, dass es ihrer Kage tatsächlich entgangen sein könnte, dass Sasuke das Dorf verlassen hat, aber dann begreift sie, was hinter dem selten besorgten Gesichtsausdruck ihrer Sensei liegt. „Er ist schon wieder da?!“ Ihr Blick folgt dem ihrer ehemaligen Lehrmeisterin panisch zu der Tür ihres Krankenzimmers und ihre nächste Vermutung lässt sie so schnell aus ihrem Krankenbett springen, dass sie stöhnend in Tsunades Arme stolpert, als sich ihr Körper augenblicklich für diesen schwachsinnigen Einfall rächt. „Verdammt, Sakura-“ „Es geht schon! Ich muss mich nur anziehen…“ Die Goidaime verfolgt mit verschränkten Armen, wie Sakura augenblicklich nach den frischen Sachen greift, die sie normalerweise für Notfälle in ihrem Büro aufbewahrt und die sie selbst hergebracht hat und zu hektisch beginnt sich umzuziehen. „Vielleicht sollte ich dich doch noch einen Tag hierbehalten.“ „Vergiss es! Ich schlaf heute Nacht sogar bei Ino, wenn es sein muss!“ Aber gerade als sie aus dem Krankenzimmer flüchten will, setzten ihre Sinne endlich wieder vollständig ein und unglücklicherweise spürt sie nicht nur Narutos vertraute Chakrasignatur auf dem Flur. Die talentierte Medic-nin lehnt ihre Stirn mit einem lautlosen Seufzen gegen die Tür, bevor sie noch einen flehenden Blick zurück über ihre Schulter wirft. „Könntest du ihn nicht dafür verhaften lassen, dass er das Dorf unerlaubt verlassen hat?“ Die Hokage schmunzelt amüsiert. „Das könnte ich, wenn ich seine Bewährung nicht längst aufgehoben hätte.“ „Verdammt.“ Jetzt wäre sie wirklich gerne wieder bewusstlos. Sie öffnet die Tür trotzdem und sobald sie einen Schritt in den Flur hinaustritt, begegnet sie bereits den Blicken ihrer beiden Teamkameraden. Und natürlich steht Sasuke direkt vor ihr. „Du bist also wieder da.“ „Und du lebst noch.“ Sie hat es schon immer gehasst, wenn er so ist. So perfektioniert emotionslos, während sie ihre Gefühle einmal mehr nicht verbergen kann. „Du hast mir dein Wort gegeben!“, zischt sie leise, unfähig ihren Zorn zu kaschieren. Sie hat sich immer noch nicht entschieden, ob es nun ein gutes oder ein verheerendes Zeichen ist, dass Mr. Unnahbar in ihrer Gegenwart in letzter Zeit ebenfalls gehäuft dazu neigt, seine Fassung zu verlieren. „Und ich habe dir gesagt, dass ich nicht einfach zusehen werde, wie du stirbst!“ Die talentierte Medic-nin bereitet gereizt die Arme aus. „Und wie du siehst bin ich noch hier! Das Gegengift hat funktioniert und wenn du einmal in deinem Leben einem anderen Menschen vertrauen könntest, außer dir selbst-“ Aber sie unterbricht sich schlagartig, als sie plötzlich der Gedanke heimsucht, dass ihr die Art dieser Auseinandersetzung viel zu vertraut vorkommt. „Ach weißt du was, Uchiha, fahr zur Hölle! Ich habe keine Lust mehr mich weiter mit dir im Kreis zu drehen!“ Aber er unterbricht sogar ihren theatralischen Abgang, als er um ihren Arm greift und sie zurückhält. Sakura reißt sich grob aus seinem Halt los, was sie ihr geschwächter Körper so augenblicklich büßen lässt, dass sie Schwierigkeiten hat sich ihre Schmerzen nicht anmerken zu lassen. „Du musst dir im Keller etwas ansehen.“ Sie muss nicht fragen, was im Keller ist. Und es tut tatsächlich noch ein bisschen mehr weh, zu erfahren, dass er erst umgedreht ist, nachdem er seine Rache bekommen hat. Schon wieder. Dieses Mal dreht sie sich wirklich ohne ein weiteres Wort um und geht einfach. Naruto sieht seiner besten Freundin seufzend nach, bevor er sich kopfschüttelnd seinem besten Freund zuwendet. „Ich hab wirklich nicht vor mich da einzumischen, Teme, das müsst ihr dieses Mal endlich alleine klären. Aber vielleicht solltest du dir eine Frage stellen: Wenn Sakura, Kami-sama bewahre, an diesem Gift gestorben wäre und du wärst nicht da gewesen… könntest du mit dieser Entscheidung leben?“ Die Antwort auf diese Frage kennt er zwar bereits, bekommt sie aber erwartungsgemäß nicht ausgesprochen zu hören. • Als die beiden wenige Minuten später den Obduktionsraum im Keller des Krankenhauses betreten, steht Sakura bereits mit verschränkten Armen vor dem Leichnam, der auf einem der Tische liegt und Sasuke kommt unumwunden zum Punkt. „Ist das das Arschloch, das dich vergiftet hat?“ Sie verkneift sich den Kommentar, dass er ihn schließlich auch gesehen hat und ein Uchiha doch niemals etwas vergisst. Sie muss nicht unbedingt schon wieder einen neuen Streit vom Zaun brechen, auch wenn die fiese Stimme in ihrem Hinterkopf genau das für eine fantastische Idee hält. „Ja.“ Aber etwas kann sie dann doch nicht zurückhalten. „Er sieht nicht so aus, als hättest du ihn getötet.“ Er scheint tatsächlich keinerlei äußerliche Verletzungen zu haben, abgesehen von ein paar Kratzern an den Armen und am Hals und das sieht der typischen Handschrift des Uchiha wirklich nicht ähnlich. Ganz davon abgesehen, dass nicht einmal ihre geschulten Augen die Todesursache ausmachen können. „Könnte daran liegen, dass nicht ich ihn getötet habe.“ Angesichts dieser überraschenden Aussage fährt die talentierte Medic-nin ruckartig zu Sasue herum. „Wer war es dann?“ „Ich nehme an Hinata.“ Ihr perplexer Ausruf folgt der gelassenen Feststellung einstimmig mit Narutos. „Was?!“ „Sein Tod trägt eindeutig die Handschrift eines Hyuugas. Wir wissen, dass der Hyuuga, der Hinata angegriffen hat, nicht alleine gearbeitet hat und es ist des Zufalls zu viel, dass ich ihn nicht weit außerhalb der Dorfmauern gefunden habe. Tot, mit nichts weiter als ein paar Kratzspuren.“ Aber während die beiden Männer die möglichen Bedeutungen dieses neu entdeckten Zusammenhangs diskutieren, schlägt Sakuras Gedankengang eine völlig andere Richtung ein. Und eine panische Eingebung veranlasst sie dazu ohne ein Wort der Erklärung aus dem Raum zu stürzen. „Was zum- Sakura?!“ . . . - Ein paar Minuten später im Büro der Hokagen - Ihre theatralische Art die Türen zum Büro ihrer ehemaligen Lehrmeisterin aufzustoßen entwickelt sich langsam zur Tradition, deshalb sieht die Hokage im ersten Moment nicht einmal von der Akte auf, unter die sie gerade ihre Unterschrift setzt. „Was er auch getan hat, außer einen verdammt toten und verdammt nutzlosen Mann in mein Dorf zu schleppen, ich kann ihn trotzdem nicht verhaften lassen.“ Aber ihre frühere Schülerin ist in diesem Moment keinerlei Scherzen zugeneigt und stützt ihre Hände außer Atem auf dem dunklen Holz des Schreibtisches ab. „Warum kann ich Hinatas Akten nicht einsehen? Die Schwestern haben mir erzählt, dass du sie unter Verschluss gestellt hast? Was soll das, Tsunade?“ „Die Informationen über Hinatas Fall sind ebenso hochsensibel wie deine und das weißt du auch. Und nachdem Sasuke mal so eben unter Beweis gestellt hat, wie leicht es ist, an unsere Krankenakten zu kommen, habe ich beschlossen unsere Sicherheitsvorkehrungen auch in diesem Bereich zu erhöhen. Ich kann nicht riskieren, dass sich möglicherweise die falschen Personen Zugang zu unseren Akten verschaffen. Irgendjemand hat es auf uns abgesehen und scheint euch beide, ebenso wie womöglich Temari besonders ins Visier zu nehmen. Und solange wir diese Gefahr nicht bis auf die Wurzeln ausgelöscht haben, werden wir keinerlei Risiko mehr eingehen.“ Nicht, dass sie diese Argumentation nicht nachvollziehen kann, aber darum geht es ihr nicht. „Und dann traust du nicht einmal mir?“ Tsunade fährt sich müde mit den Fingern über ihre Stirn. „Du bist in diesem Fall viel zu persönlich involviert, Sakura und das weißt du auch.“ „Das hat doch noch nie eine Rolle gespielt-“ „Ich weiß, aber jetzt tut es das-“ Aber die junge ANBU schlägt ihre Handflächen aufgebracht auf den Tisch. „Komm mir nicht mit diesem Scheiß, Tsunade! Du verheimlichst mir was! Sie ist eine meiner besten Freundinnen und Naruto – er zerbricht vor meinen Augen und ich kann nichts tun! Du kannst nicht auch noch verlangen, dass ich etwas über ihren Gesundheitszustand vor ihm geheim halte-“ Aber die Hokage unterbricht den lauten Ausbruch Schülerin ruhig. „Das tue ich auch nicht. Genau deshalb habe ich ihre Akten unter Verschluss gestellt.“ „Ist sie auch vergiftet worden?“, spricht sie die Befürchtung, die sie vor wenigen Minuten panisch von ihren Teamkameraden weggerissen hat, beunruhigt aus. „Nein.“ Sie will der Erleichterung nicht gleich nachgeben, denn auch wenn das vermutlich den Geisteszustand ihres besten Freundes rettet, ergibt es gleichzeitig keinerlei Sinn. „Und da bist du dir sicher?“ „Ich habe ihre Ergebnisse doppelt überprüfen lassen.“ Doch die talentierte ANBU lässt nicht locker. „Was ist es dann?“ „Sakura-“ „Ich mache mir nur mehr Sorgen, wenn ich es nicht weiß!“ Aber sie ist mit der Endgültigkeit im Blick ihrer ehemaligen Sensei vertraut genug, um zu wissen, dass es nichts gibt, was sie noch sagen oder tun könnte, um ihre Meinung zu ändern. „Es tut mir leid.“ Aber Sakura winkt die Entschuldigung müde ab und verlässt das Büro wortlos. . . . - In der Zwischenzeit im Krankenhaus - Als die Schwester ihm die Zimmernummer seines Onkels sagt, dreht er sich bereits mit einem dankenden Nicken um, aber dann lässt ihn die Erinnerung an Tentens Worte noch einmal innehalten und er dreht sich noch einmal zu der jungen Schwester um. „Können Sie mir auch sagen in welches Zimmer Hinata Hyuuga verlegt wurde?“ Dieses Mal wendet Neji sich wirklich ab und strebt augenblicklich die höheren Stockwerke an. Aber ausnahmsweise weicht er dieses Mal von seinem ursprünglichen Plan ab. Auch wenn es im Moment alles andere als die optimale Lösung ist, er hat gemeint, was er seinen beiden Verwandten heute Morgen gesagt hat: Hinata ist ihre einzige Chance. • Überaschenderweise sind das Erste, was dem Clanoberhaupt bei seinem Erwachen im Krankenhaus begegnet die vertrauten Augen seiner ältesten Tochter. „Hinata.“ Hiashi will sich aufsetzen, nur um überrascht eine Augenbraue zu heben, als Hinata eine Hand an seine Schulter legt, um ihn aufzuhalten. Die einfache Geste erinnert ihn wirkungsvoll daran, dass die junge Frau, die vor ihm sitzt zwar aussieht wie seine Tochter, aber keine einzige ihrer Erinnerungen besitzt. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wann seine Tochter das letzte Mal auf diese selbstverständliche Art die Hand nach ihm ausgestreckt hat, um ihn zu berühren. „Neji hat mir erzählt, dass du einen Herzinfarkt hattest, aber Tsunade hat mir versichert, dass du dich wieder nahezu vollständig erholen wirst. Sie würde dir wohl raten ein ruhigeres Leben zu führen, wenn sie das für möglich halten würde.“ Sie wird annehmen, dass es sein Unmut darüber ist irgendeine Form von Schwäche in der Öffentlichkeit zu zeigen, die ihn unzufrieden die Stirn runzeln lässt. Aber mehr stört ihn im Moment die unangenehme Tatsache, dass er seine eigene Tochter nicht mehr genug kennt, um zu beurteilen, ob ihr neu gefundenes Selbstbewusstsein eine weitere Veränderung der letzten Jahre ist, die er verpasst hat, oder ob es mehr daran liegt, dass sie im Moment nicht einmal selbst weiß, wer sie ist. „Neji hat mich außerdem gebeten dir auszurichten, dass er zwei Mitglieder aus dem Nebenhaus wegen des Verdachts auf Hochverrats hat verhaften lassen. Takeshi und Kai Hyuuga. Er versucht im Moment den Clan zu beruhigen und wird dir sobald es ihm möglich ist Bericht erstatten.“ Das Clanoberhaupt runzelt erwartungsgemäß unzufrieden die Stirn, aber die ruhige Frage seiner Tochter lässt ihn überrascht eine Augenbraue heben. „Wirst du sie hinrichten lassen?“ „Wenn sie für schuldig befunden werden, ja.“ „Neji hat mir erzählt, dass er glaubt, dass sie nur von Masarus Vorhaben gewusst, ihn aber nicht aktiv dabei unterstützt haben.“ „Neji, hat dir ziemlich viel erzählt.“ Und es ist ihm ein Rätsel, was sein Neffe sich dabei gedacht hat. „Das spielt keine Rolle, das eine ist beinahe genauso schlimm wie das andere.“ „Dass sie ihren Freund nicht verraten wollten, in dem sicheren Wissen, dass eben das seinen Tod bedeuten würde, ist genauso schlimm wie Hochverrat?“ Es ist beinahe ein Reflex, mit dem er ihre Meinung als irrelevant abtut. „Hinata. Du hast im Moment keine Ahnung, wovon du da sprichst.“ Es ist ihm ebenso ein Rätsel woher die junge Frau, die sich letzte Nacht noch vollkommen verängstigt und beinahe gebrochen in Narutos Arme geflüchtet hat, jetzt die Stärke nimmt ihm direkt in die Augen zu sehen, während sie ihm gelassen Contra gibt. „Es ist nicht gerade schwierig, die Geschichte des mächtigsten Clans dieses Dorfes nachzulesen und ich habe hier drinnen ziemlich viel Zeit. Und diese Rolle halten wir unangefochten inne, seit der Uchiha-Clan sich mehr oder weniger selbst zerstört hat und jetzt droht uns mehr oder weniger dasselbe. Habe ich das bis jetzt richtig zusammengefasst?“ Das Clanoberhaupt hebt fasziniert eine Augenbraue und Hinata nimmt das als Auffassung sich aus dem Stuhl an seiner Bettseite zu erheben und zu Ende zu bringen, wofür sie hergekommen ist. „Ich verstehe, dass du herausfinden musst, wie viel sie gewusst und verschwiegen haben. Aber wenn sich herausstellen sollte, dass das einzige was du ihnen vorwerfen kannst ist, dass sie ihrem Freund gegenüber loyaler waren als unserem Clan dann wird das einzige, was du mit ihrem Tod erreichst, der Ausbruch der Revolution sein, die dem Hyuuga-Clan offensichtlich schon seit Jahren droht.“ „Sie müssen bestraft werden, Hinata.“ Aber zu seiner Überraschung nickt seine sanftmütige Tochter zustimmend. „Ich weiß.“ „Was schlägst du stattdessen vor?“ „Schick sie nach Suna. Der Kazekage ist unser Verbündeter, deshalb würden die Byakugan nicht in feindliche Hände fallen und sie stünden gleichzeitig unter Aufsicht. Und wenn sie sich bewähren, könntest du ihre Verbannung nach ein paar Jahren aufheben. Ich weiß, dass ich im Moment nicht viel von all dem verstehe und ich will dich wirklich nicht kritisieren, aber dein strenger Führungsstil konnte die gestrigen Ereignisse nicht verhindern.“ Hinata hält den Atem an, sobald sie den Punkt hinter ihre frevelhafte Aussage gesetzt hat. Sie hat ihrem Vater gerade unterstellt, dass seine Art ihren Clan zu führen, zu der Revolution geführt hat, mit der sie jetzt zu kämpfen haben. Und nach allem, was Neji ihr erzählt hat, hat sie nur gute Chancen diese Dreistigkeit unbeschadet zu überstehen, weil ihr Gedächtnisverlust ihr im Moment eine Art von Unantastbarkeit verleiht. „Ich werde darüber nachdenken.“ Die überraschend ruhige Aussage des Mannes, mit dem sie keine einzige persönliche Erinnerung verbindet, lässt Hinata lautlos ausatmen. Sie nickt vorsichtig, denn nach Nejis Schilderungen ist das bereits weit mehr in die Richtung eines Eingeständnisses, als sie zu hoffen wagen durften und wendet sich zum Gehen, als sie das feine Schmunzeln um die Lippen ihres Vaters bemerkt und sich noch einmal zu ihm umdreht. „Was ist?“ „Deine Recherchen haben wohl nicht ergeben, dass du mich normalerweise siezt.“ „Oh.“ Die junge Clanerbin spürt eine vertraute Hitze in ihre Wangen steigen. „Tut mir leid.“ Aber die Gesichtszüge des Oberhauptes nehmen einen weichen Zug an, von dem sie nicht weiß, wie ungewöhnlich er wirklich ist. „Ist schon gut.“ Sie verlässt das Zimmer schnell, bevor sie, was auch immer sie gerade möglicherweise erreicht hat, noch ruinieren kann und stößt hinter der nächsten Ecke beinahe mit Naruto zusammen. „Hinata!“ Die hörbare Erleichterung in seiner Stimme verrät ihr bereits, dass er vermutlich nach ihr gesucht hat und einem plötzlichen Impuls nachgebend schlingt sie überschwänglich beide Arme um ihn. Sie spürt sein Zögern, bevor er seine Arme vorsichtig auf ihren Rücken legt. „Geht es dir gut?“ „Ja. Ich glaube, ich habe meinem Vater gerade zum ersten Mal in meinem Leben meine Meinung gesagt.“ Der junge Mann, der in den letzten Wochen beinahe in jeder Minute an ihrer Seite gewesen ist und trotz allem immer noch ein Fremder für sie ist, hält sie ein bisschen fester. „Das ist großartig.“ Es dauert einen Moment, bevor sie in seiner Umarmung zur Ruhe kommt. Aber dann nimmt sie plötzlich seinen Herzschlag unter ihrer Wange wahr. Und sein schnelles Schlagen erzählt eine Geschichte, die sie unverzeihlicherweise vergessen hat. . . . - Am Abend desselben Tages in Sakuras Wohnung - Sie hat den Nachmittag wirklich bei Ino verbracht. Nachdem sie sich vor ein paar Tagen ausgesprochen haben, hat sie den Rat ihrer besten Freundin gerne gesucht. Als sie schließlich zurückgekommen ist, war von Sasuke weit und breit nichts zu sehen und sie hat sich immer noch nicht entschieden, ob sie darüber erleichtert oder nur noch wütender ist. Sakura taucht erschöpft in ihrer Badewanne unter und genießt die Hitze des Wassers, das ihre schmerzende Muskulatur zum ersten Mal an diesem Tag wirklich beruhigt, was nicht geringfügig an der heilenden Kräutermischung liegt, die sie dem Wasser zugefügt hat. Aber als sie unter Wasser die Augen öffnet, schieben sich über der Oberfläche vertraute schwarze Haare in ihr Blickfeld und machen den mühsam errungenen Entspannungseffekt augenblicklich zunichte. Sie setzt sich ruckartig auf und zieht ihre Knie an, auch wenn es längst zu spät ist, um irgendetwas vor ihm verbergen zu wollen. „Wir müssen miteinander reden.“ Wenn sich ihre Gefühle für ihn auch sonst nicht viel verändert haben, kann sie sich nicht mehr vorstellen, wie sie sogar seine Arroganz einmal anziehend gefunden hat. Jetzt treibt es sie nur noch zur Weißglut. „Verschwinde, Sasuke! Das kannst du sowieso am besten.“ „Ich werde nirgendwo hingehen.“ Die schöne ANBU schnaubt verächtlich. „Für wie lange? Zwei Wochen, drei?“ „Ich-“ Sie will im Moment wirklich nicht hören, was er zu sagen hat, aber in ihrer eigenen Badewanne sitzt sie im Moment ziemlich in der Falle. Sie zögert eine Sekunde, aber dann sagt sie sich, dass es nach all den intimen Momenten, die sie in den letzten Wochen mit diesem Mann geteilt hat, keine Rolle mehr spielt und erhebt sich gelassen aus der Wanne. Und natürlich folgt sein Blick jeder ihrer Bewegungen. Sie lässt sich Zeit damit, nach dem bereit gelegten Handtuch zu greifen und reibt zuerst ihre Haare trocken, bevor sie den weißen Stoff schließlich um ihren Körper wickelt. Als sie sich zu ihm umdreht, sieht sie gerade noch, wie das stechende Rot seiner Augen dem vertrauten Schwarz weicht. Er überwindet den Abstand zwischen ihnen in einem Wimpernschlag und als er sie grob zurück gegen die kühlen Fliesen in ihrem Rücken drängt und ihr rau seine Lippen aufdrückt, hat sie absolut vor ihn von sich zu stoßen. Aber es liegt eine schlecht verborgene Verzweiflung in seiner Berührung, die sich in Verbindung mit ihrer eigenen zu einer explosiven Kombination zusammenmischt. Statt ihn von sich zu stoßen, zerrt sie hektisch an seiner Kleidung und hilft ihm sie an Ort und Stelle loszuwerden, ohne dass sich ihre Lippen mehr als ein paar zwingend notwendige Sekunden trennen. „Irgendwann müssen wir miteinander reden.“, murmelt er rau gegen ihren entblößten Nacken, aber diese Aussicht entlockt ihr in diesem Moment lediglich ein widerspenstiges Kopfschütteln. Sie schiebt eine ihrer Hände in seinen Nacken und führt seine Lippen zurück gegen ihre. „Ich habe dir im Moment nichts Nettes zu sagen. Also halt einfach den Mund.“ Der dunkelhaarige Clanerbe hebt sie mit einem rauen Brummen auf seine Arme und ihr Handtuch bleibt vergessen auf dem Boden zurück, als sie sich einmal mehr ineinander vergessen, statt ihre Probleme einmal direkt anzugehen. . . . - Ein paar Stunden später im Krankenhaus - Er ist wirklich mit den besten Absichten nach Hause gegangen. Aber die einzige Möglichkeit, wie er seine leere Wohnung heute hätte ertragen könnte, wären mindestens zwei Flaschen Sake gewesen und er hat sich geschworen, dass damit Schluss ist. Aber so steht er jetzt einmal mehr vor ihrem Krankenzimmer. Jedoch hält Naruto überrascht inne, als er vor der Tür zu Hinatas Zimmer weit nach der Besuchszeit noch jemanden antrifft. „Hiashi.“ Das Clanoberhaupt dreht den Kopf zu ihm und wirkt natürlich nicht im Geringsten überrascht, ihn um diese Zeit vor dem Zimmer seiner Tochter anzutreffen. „Naruto.“ Gerade als die Stille zwischen ihnen mehr wird, als sein Gemüt nach den letzten Tagen aushalten kann und der blonde ANBU den erstbesten Fluchtplan anstrebt, der ihm in den Sinn kommt, erhebt der Hyuuga überraschend erneut die Stimme. „Hat sie dir erzählt, dass sie heute zu mir gekommen ist und mich mehr oder weniger angewiesen hat diesen Abschaum zu verschonen, der sie verraten hat? Ich meine, ich weiß, dass Neji sie dazu angestiftet hat, aber dafür, dass sie sich abgesehen von den letzten Wochen an rein gar nichts erinnern kann, hat sie sich ziemlich gut verkauft.“ Diese Äußerung lässt Naruto augenblicklich eine angespanntere Haltung annehmen. Aber dieses Mal gilt seine Sorge ausnahmsweise vorrangig seinem Teamleader. „Ich bin sicher, Neji wollte sie nicht-“ Aber das Clanoberhaupt hebt ablehnend eine Hand. „Du brauchst Neji nicht zu verteidigen. Der Junge war schon immer gerissener als ihm gut tut. Er hat eine Chance erkannt und sie ergriffen.“ Sein Blick wandert zurück zu dem kleinen Fenster, das ohne die zugezogenen Jalusien den Blick auf Hinatas schlafende Gestalt freigibt und Naruto hebt überrascht eine Augenbraue, als das stolze Oberhaupt ihr Gespräch beinahe gedankenversunken fortführt. „Als Tsunade mir erzählt hat, dass Hinata ihr Gedächtnis verloren hat, gab es einen Moment in dem ich beinahe… erleichtert war. Dass sie all ihre Erinnerungen verloren hat bedeutet, dass sie sich nicht mehr länger an all meine Fehler erinnern kann. Aber jetzt schaffe ich es kaum sie zu besuchen, weil ich das Vertrauen mit dem sie mich ansieht nicht ertragen kann. Denn im Gegensatz zu ihr weiß ich, dass ich es nicht verdiene. Sie erwartet von mir, dass ich ihr helfe sich zu erinnern…“ Das Clanoberhaupt hebt den Blick und es ist zweifellos die größte Überraschung dieses Abends für den jungen ANBU, dass in den Augen des Älteren in diesem Moment tatsächlich ein Ausdruck zu finden ist, der Schmerz ziemlich ähnlich sieht. „Wie soll ich meiner Tochter erklären, dass ich vermutlich der Mensch bin, der sie am wenigsten kennt?“ Er dreht den Kopf zurück zu ihrer Krankenzimmertür und sein nächstes Eingeständnis lässt Naruto fassungslos beide Augenbrauen heben. „Ich liebe meine Tochter, das habe ich immer. Ich habe sie nur nie wirklich respektiert.“ Der blonde Shinobi vergräbt unruhig beide Hände in den Hosentaschen, aber statt die Ehrlichkeit des Hyuugas anzuzweifeln, bemüht er sich um einen gut gemeinten Rat. „Es ist nicht zu spät, das noch zu ändern.“ Das Clanoberhaupt bleibt lange still und schließlich hält Naruto das Schweigen erneut nicht mehr aus. „Es tut mir leid.“ Er beantwortet die stumme Frage von Hinatas Vater bereits, bevor dieser den Kopf fragend zu ihm zurückdreht. „Ich habe Ihnen versprochen ihr nicht von der Seite zu weichen und ich-“ Es hätte er sein sollen, der ihr von dem Herzinfarkt ihres Vaters erzählt. Stattdessen war Neji hier, bevor er vom Hokageturm zurückgekommen ist. Nachdem er und Sasuke dieselbe Rechnung gemacht haben wie Sakura, sind sie ihrer Teamkameradin hektisch zu Tsunade gefolgt und er hat sich erst beruhigt, nachdem die Hokage ihm persönlich versichert hat, dass Hinata nicht ebenfalls vergiftet wurde. „Naruto, ich weiß ohne jeden Zweifel, dass du gute Gründe gehabt hast, sie für einen Moment allein zu lassen. Und wenn meine Tochter in den letzten Tagen eines bewiesen hat dann, dass sie ziemlich gut darin geworden ist, auf sich selbst aufzupassen.“ Die Tatsache, dass Hiashi Hyuuga gerade in nur zwei Sätzen, sowohl seinen als auch Hinatas Standpunkt verteidigt hat, treibt dem Blondschopf das erste ehrliche Grinsen seit Wochen auf die Lippen. „Ich fürchte, die Medikamente, die man Ihnen gegeben hat, haben ein paar interessante Auswirkungen auf Ihr Urteilsvermögen.“ Das Clanoberhaupt hebt abschätzend eine Augenbraue. „Versuchst du gerade mir mitzuteilen, dass du an meinem Verstand zweifelst?“ Angesichts der unfassbaren Gelassenheit des Älteren, erlaubt sich der blonde ANBU ein freches Grinsen. „Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen unterstellen würde, über Nacht weich geworden zu sein?“ Aber die nächste Aussage des Hyuuga lässt ihn fassungslos stolpern. „Nenn mich Hiashi, Naruto.“ Der Uzumaki schüttelt entgeistert den Kopf. „Ja, ich werde ganz schnell eine Krankenschwester holen.“ . . . 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