Coldhearted Lover von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 20: Monster (K) ----------------------- Es war nun schon zwei Tage her, seitdem der Artikel von Wheeler und mir in der Zeitung veröffentlicht wurde. Der Verkauf von den Duel Discs wurde bis ins Unermessliche raufgekurbelt und gepusht. Alles lief wieder wie geplant, dachte ich; doch es gab etwas, das mir extrem fehlte. Trotz der ganzen Macht und Kontrolle, die ich nun besaß, war da etwas, das mir Dolchstiche ins Herz versetzte. Eine Sache, die es so wirken ließ, als ob ich nur die Hälfte meiner Wenigkeit wäre. Als ob ein Puzzleteil fehlen würde: Joey. Ich schrieb ihm, dass ich die nächsten Tage sehr beschäftigt sein würde und somit keinerlei Zeit für ihn hätte. Eigentlich stimmt es ja - ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Jedoch habe ich das mit dem Zeitmangel nur behauptet, um mir den Blonden vom Hals zu halten. Um Ruhe von ihm zu haben. Um mir kein Kindertheater antun zu müssen. Komischerweise muss ich aber zugeben, dass er mir fehlt und dass meine egoistische Art total falsch war. Wie verlogen und selbstsüchtig war ich, einen Menschen anzulügen, der mir voll und ganz vertraute? Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Ich erinnere mich daran, an jenem Morgen so verdammt müde gewesen zu sein. Das war nach der Nacht, in der ich mit Joey schlief. Ich denke, ich kenne nun den Grund dieses extrem hohen Müdigkeitsschubes: Ich habe mit ihm gekuschelt. Ich habe noch nie mit jemandem gekuschelt, habe noch nie so gut geschlafen. In den letzten drei Tagen konnte ich Nachts überhaupt nicht schlafen. Meine Meinung zu Joey verwandelte sich von “Vertrottelter Amateur” in “Ich brauche dich, Joey und es tut mir Leid”. Dieses Gefühl versetzte mich in eine Art Schuldgefühlwahn. Ich fühlte mich so schäbig, einfach, wie ein Arschloch. Höchstwahrscheinlich war ich auch die ganzen Jahre ein arrogantes Arschloch, hielt es aber für angemessen. Dachte, es wäre in Ordnung und gerechtfertig, nur, weil ich der große Seto Kaiba bin. Das war nicht richtig von mir. Mein Herz gleichte einem großen, harten Steinklotz, der innen eine ganze Ausstellung von Narben und Verletzungen verbarg. Weil ich früher so stark verletzt worden bin, war ich im Glauben, dasselbe anderen Leuten zufügen zu dürfen. Ich hielt mich für etwas Besseres und rieb es anderen unter die Nase. Ich ignorierte und verspottete Menschen, wertete diese ab. Für mich waren alle minderwertige Kreaturen, die mir zu Füßen liegen hätten sollen. Was war ich nur für ein Idiot. Ja, genau - nicht die anderen waren die Spatzenhirne, sondern ich. Einzig und alleine ich; der große Seto Kaiba, der sich wie ein Kaiser über die ganze Stadt lustig machte. Auch jetzt fühlt sich mein Herz an, wie ein riesiger Stein. Ein Stein, der mir schwer in der Brust liegt und mich runterzieht. Der sich von Schuldgefühlen ernährt und somit immer gewaltiger wird. Ich saß mit leeren Augen vor meinem Laptop und konnte es nicht schaffen, meine Arbeit zu vervollständigen. Stattdessen grübelte ich über meine Vergangenheit. Und zwar nicht die mit Gosaburo und dem Waisenhaus; ich grübelte über die Jahre, in denen ich mich wie ein verdammter Trottel benahm. Wie könnte ich das jemals wieder zurecht biegen? Würden mir all diese Leute überhaupt verzeihen? Würde mir das überhaupt wer glauben, dass ich meine Fehler eingesehen habe? Ich erschrack, als mir eine Träne über die Wange floss. Kaiba, weinst du? Ja, du tust es. Wie in der einen Nacht, in der du danach Joey in die Arme gefallen bist. Hatte dich überhaupt jemand jemals im Arm, außer Mokuba? Hat sich jemals jemand um dich gekümmert, außer Mokuba? Die Statistiken des Verkaufs der Discs lag neben mir, geordnet und gerade auf dem Tisch. Doch was bringen mir diese Verkaufszahlen, wenn ich mich innerlich unkomplett fühle und mir Nähe wünsche? Eine Zeit lang starrte ich die Blätter an. “Du warst wirklich so selbstsüchtig”, sprach ich leise zu mir selber und erschauderte gar. Im Ekel vor mir selber, in der Reue meiner Charakterentwicklung. Daneben lagen drei Zeitungen, in denen ich mit Joey das Titelblatt zierte. Verschiedene Meinungen wurden ausgesprochen, nicht eine einzelne interessierte mich. Am Anfang interessierte es mich nicht, weil es mir nur um mein Geld und meinen Erfolg ging. Und nun interessierten sie mich nicht, da ich einfach nur mit Joey glücklich sein wollte, egal, was andere dazu sagten. Noch mehr Tränen bildeten sich in meinen blauen Augen. Sollte ich Joey anrufen? Wenn ich es tue, werde ich meine Erledigungen nicht abschließen können. Aber die würde ich mit diesem hohen Anteil an Liebeskummer sowieso nicht fertigstellen. Meine Hände griffen sich mein Handy und wählten mit zittrigen Fingern die Nummer des von mir Vermissten, welcher aber nicht abhob. Erneut versuchte ich, ihn zu erreichen. Wieder ein Fehlschlag. Völlig verzweifelt sprach ich ihm auf seine Mailbox; “Hey, Joey. Ich bin’s - Seto. Willst du vorbeikommen? Du fehlst mir und ich will nicht ohne dich schlafen gehen”. Ich legte auf und konnte keine bessere Beschreibung für meinen Gefühlszustand finden, als “leer”. Wie würde die Welt reagieren, wenn sie den CEO Kaiba gerade sehen würde, in seinem Bürosessel sitzend und fast zerbrechend? Alle würden ihren Augen nicht trauen. Der große CEO hat Schuldgefühle wegen seinem früheren Verhalten und sehnt sich nach seinem Freund, der aber anscheinend nicht mehr interessiert ist. War das Karma? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)