Freundschaftsband von Tammix (Durch die Kraft des Bands der Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 6: Auf ein Neues! ------------------------- Auf ein Neues! Schnell bin ich wieder bei Professor Aquilons Labor angekommen und klopfe hastig gegen die Holztür. Gleich darauf wird die Tür geöffnet und der Professor sieht mich erstaunt an. Dann seufzt er enttäuscht auf. „Ich hatte wirklich gehofft, dass du es mit ihm schaffen würdest. Aber da hab ich mich wohl getäuscht, du bist fast als eine der schnellsten wieder hier. Was hat er getan? Ich sehe auf den ersten Blick keine Verletzungen. Aber du wirst schon deine Gründe haben, auch wenn ich wirklich gehofft hatte, dass du ihm etwas länger eine Chance geben würdest. So kann man falsch liegen. Nun denn, komm rein und wir bringen die Rückgabe hinter uns. Aber dir ist wohl hoffentlich klar, dass du dann dieses Jahr nicht auf eine Reise gehen wirst? Gut, dann komm mal rein Svenja.“ Total überrumpelt sehe ich den Professor an und trete durch die Tür, worauf der Mann erneut seufzt. Dann bittet er mich an einem Tisch Platz zu nehmen und Karnimanis Pokéball in die Tauschmaschiene zu legen. Erst da verstehe ich wie mein Auftauchen auf den Professor wirken muss. Da rufe ich laut: „Aber ich will Karnimani doch gar nicht wieder zurückgeben!“ „Nicht?“, fragt der Professor und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf deutlich verwirrt an. „Nein, ich bin nur hier, weil Karnimani besiegt wurde und ich dachte, sie könnten ihm helfen. Außerdem habe ich gehofft, sie könnten mir auch einige Fragen über ihn beantworten, die ich vorhin nicht stellen konnte.“ „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt Mädchen? Ich dachte schon, du hättest schon aufgeben und wolltest ich mir wieder zurück bringen.“ „Niemals! Ich will und werde es mit Karnimani versuchen und gemeinsam schaffen wir das auch.“ „Na Arceus sei Dank, ich dachte schon, ich hätte mich in dir getäuscht. Wenn das so ist, dann gib mir mal Karnimanis Ball, ich habe hier eine Maschine mit der ich Pokémon heilen kann, insofern sie nur ko. durch einen Kampf sind. Und während die Maschine sich um Karnimani kümmert, kannst du mir deine Fragen stellen, ich werde versuchen sie zu beantworten.“ Glücklich, dass es Karnimani gleich besser gehen wird, händige ich dem Professor den Pokéball aus, der Mann verschwindet damit zu einer seiner unzähligen Maschinen und legt dort den Ball hinein. Dann drückt er einige Knöpfe, doch ich habe beim besten Willen keine Ahnung, was er da macht. Für mich ist Technik ein unbeschriebenes Blatt. Da beginnt die Maschine zu summen und das ist scheinbar richtig so, denn der Professor nickt und kommt dann zu mir zurück. „So, in 10 Minuten müsste es Karnimani wieder hervorragend gehen. Dann stell mir mal deine Fragen, aber zuerst: Kann ich dir etwas anbieten? Kekse oder Wasser vielleicht?“ Verdutzt sehe ich ihn an, bevor ich leicht lächle und antworte: „Das wäre sehr freundlich. Danke sehr.“ „Das ist doch selbstverständlich. Ich bin gleich wieder da“, wendet der Professor ein und geht ans andere Ende des Labors, wo sich eine Tür befindet, die in sein Haus führt, wie ich vermute, denn kurz darauf erscheint er schon wieder mit einem Teller voll Keksen, sowie einer Wasserflasche und Gläsern. Das erstaunliche ist, dass die Gläser nicht von dem Professor getragen werden, nein, sie schweben in der Luft! Und dann sehe ich auch den Grund dafür. „Kussilla!“, schreit das Pokémon freudig, was bisher noch die Gläser fixiert hatte, und rennt auf mich zu, wobei die Gläser über seinem Kopf durch die Luft hüpfen. „Mach langsam Kussilla, nicht…“, warnt der Professor, doch da ist es schon zu spät, denn das Pokémon stolpert über eins der herumliegenden Kabel und fällt prompt hin. Dabei vergisst es die Gläser, welche prompt zu Boden fallen. Geistesgegenwärtig springe ich auf und kann die Gläser gerade noch auffangen, bevor sie auf dem Boden zerschellen. „Buh, das ging gerade noch mal gut“, seufzt der Professor und fährt sich über die Stirn. Dann nimmt er mir die Gläser ab, stellt sie auf den Tisch und wendet sich seinem Pokémon zu, was schon wieder fröhlich grinsend aufgestanden ist. Scheinbar hat es sich nicht wehgetan. „Kussilla, du kleiner Tollpatsch,…“, beginnt der Professor, doch Kussilla unterbricht ihn gnadenlos, indem es auf mich zu rennt und … mich küsst?! Ich muss leise kichern, als das Pokémon mit seinen großen Lippen meinen Körper abfährt, wobei der Professor genervt seufzt und dann sein Kussilla von mir wegzieht. „Was war das denn?“, frage ich verwirrt und schiebe mir eine meiner kurzen Haarsträhnen aus den Augen. „Es tut mir leid. Kussilla ist ziemlich überschwänglich und es gehört zu seiner Art jeden zu begrüßen, indem es einen mit seinen Lippen abtastet. Kussilla wollte dich bestimmt nicht belästigen oder dergleichen. Aber vermutlich kannst du jetzt nachvollziehen, warum ich Kussilla bei der Pokémonvergabe nicht ins Labor gelassen habe.“ „Ja, das kann ich in der Tat“, kichere ich und kann nicht anders, als dem Pokémon über den Kopf zu streicheln, was es sichtlich genießt. „ Dann würde das Ganze noch länger dauern.“ „Nun gut, dann stell mir mal deine Fragen“, sagt der Professor, als wir uns hingesetzt haben, wobei Kussilla auf meinem Schoß sitzt. Es scheint mich wirklich zu mögen. „Nun ja, also Karnimani mag es ja gar nicht, wenn man ihn in seinen Pokéball sperrt. Wissen sie, woran das liegen könnte?“, beginne ich mit meinem Fragenkatalog. „Ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich vermute, dass seine vorherigen Trainer ihn nicht oft aus dem Ball ließen. Zumindest habe ich ihn nie außerhalb seines Balls gesehen, wenn die Trainer wieder kamen, um ihn mir zurückzugeben.“ Verstört sehe ich den Professor an, wie kann man seinem Pokémon das denn antun? Dann bemerke ich ein Stupsen an meiner Hand, in meinen Gedanken versunken habe ich vergessen, Kussilla zu streicheln, was diesem natürlich gar nicht passt. Ich lächle auf es herunter und fahre fort. „Jetzt kann ich verstehen, warum Karnimani nicht in seinem Pokéball sein mag. Wenn ich irgendwo lange gefangen gehalten werden würde, würde ich dort ja auch nicht mehr freiwillig hin zurückkehren. Das muss ich mir unbedingt merken! Aber wissen sie denn, warum seine früheren Trainer Karnimani nie rausließen?“ „Nun, vermutlich hatten sie Angst vor ihm. Karnimani vor schon immer ein ausgesprochen wildes Pokémon und das wurde schlimmer, mit jedem Mal, indem seine Trainer ihn wieder zurückbrachten. Ich vermute, dass die meisten zu viel Angst hatten, dass er sie irgendwann mal angreifen könnte, wenn sie ihm den Rücken zudrehen. Auch wenn sich das Angreifen auf Menschen reduziert hat, aber Pokémon hat er immer noch angegriffen.“ „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen“, murmele ich. Ich stelle es mir schrecklich vor, in ständiger Angst vor dem eigenen Pokémon zu leben. Obwohl ich ja jetzt an der Stelle der anderen Trainer bin, kann ich es mir nicht richtig vorstellen. Ja, Karnimani ist wilder als alle anderen Pokémon die ich kenne, aber er ist nicht so schlimm, dass ich ihn vor Angst gefangen halten würde. „Aber wissen sie auch, warum er im Kampf nicht auf mich hört?“ „Er gehorcht dir nicht? Nun, das hat mir zwar noch keiner der anderen Trainer berichtet, aber es ergibt durchaus Sinn. Er hat einfach kein Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten im Kampf, darum gehorcht es deinen Befehlen nicht, sondern hört nur auf seinen eigenen Rat, würde ich meinen.“ „Aber warum tut es denn immer genau das Gegenteil von dem, was ich sage, sogar wenn er selbst weiß, dass meine Befehle richtig wären?“ „Ich kann es natürlich nicht mit Gewissheit sagen Svenja, ich kann schließlich nicht in Karnimanis Kopf hineinsehen, aber vielleicht will er dich mit seinem Verhalten provozieren. Vielleicht hofft er, dass du ihn zu mir zurückbringst, um nicht mehr von jemandem abhängig sein zu müssen. Außerdem hat er ja noch kein Vertrauen in deine Kampfkünste, da es dich noch nicht kennt, und so denkt er sicher, dass jeder Befehl von dir nur falsch sein kann. Du musst ihm also erstmal beweisen, dass du weißt, wie man kämpft, bevor es deinen Befehlen gehorcht. Obwohl er im Allgemeinen wenig auf Befehle gibt, ich spreche da aus Erfahrung.“ „Dann war die Umgekehrte Psychologie wohl doch keine so gute Idee“, murmele ich betrübt und sehe auf meine ineinander verknoteten Finger. „Umgekehrte Psychologie? Nein, ich fürchte, dass war eher kontraproduktiv. Du musst Karnimani schließlich beweisen, dass du weist wie man kämpft und darfst ihn nicht noch in seinem Glauben bestärken.“ „Aber wie sollen wir gewinnen, wenn ich ihm die richtigen Anweisungen gebe und er genau das Gegenteil macht. Da ist die Niederlage doch vorprogrammiert!“, rufe ich und werfe verzweifelt meine Arme in die Luft. „Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, bevor man weitergehen kann Svenja. Du musst die Niederlagen einstecken, solange bis Karnimani erkennt, dass es auf dich hören sollte. Karnimani ist ehrgeizig, er mag es nicht zu verlieren. Aber er hat auch seinen Stolz und den muss es herunterschlucken und auf deine Befehle gehorchen. Und bis dahin musst du ihm die richtigen Anweisungen geben, die Niederlagen einstecken und niemals aufgeben. Du wirst sehen, Karnimani wird den richtigen Weg erkennen und ihn gehen, selbst wenn er ihm anfangs nicht gefällt. Über kurz oder lang werdet ihr ein Team bilden.“ „Bei Karnimani wohl eher über lang“, seufze ich, aber ich habe Prof. Aquilons Gedanken verstanden. Und ich denke, dass wird funktionieren. Der Professor steht auf, drückt mir die Schulter und geht dann zu dem Apparat, in dem Karnimanis Pokéball liegt und der schon seit einiger Zeit wild blinkt. Zwischendurch hat er auch mal gepiept, doch ich habe mir nichts dabei gedacht. Jetzt ist mir klar, dass dies das Zeichen gewesen sein muss, das anzeigt, dass Karnimani geheilt ist, denn Prof. Aquilon hebt den Ball hoch und reicht ihn mir. Vorsichtig streiche ich über die rote Oberfläche des Balls, der immer noch ruhig daliegt. Ob es mitbekommt, was außerhalb seines Pokéballs vor sich geht? Ich hebe den Blick und frage: „Spürt Karnimani das eigentlich? Oder bekommt er andere Sachen von außen mit? Was macht er eigentlich dort drin?“ Der Professor lächelt leicht und setzt sich wieder mir gegenüber, wo Kussilla jetzt ihm auf den Schoß springt und Streicheleinheiten einfordert. Diese werden dem Pokémon auch sofort zuteil. „Es ist interessant, dass du fragst, denn du bist nicht die einzige, die mir diese Fragen schon gestellt haben. Ich kann sie leider nicht zu deiner Zufriedenheit beantworten, denn was sich in einem Pokéball abspielt, kann dir wohl nur ein Pokémon beantworten. Was ich weiß ist, dass die Pokémon beim Fangen geschrumpft werden, damit sie in den Ball passen. Dies bedeutet, dass die Pokémon alles von der Außenwelt mitbekommen, zumindest die Geräusche. Nach außen sehen können sie nicht. Sie können nicken oder den Kopf schütteln und so mit ihrem Trainer kommunizieren, aber sie können sich auch selbstständig befreien. Doch die meisten kommen erst heraus, wenn sie gerufen werden, denn was wir wissen ist, dass die Pokémon sich in ihren Bällen wohl und behütet fühlen. Doch sie haben darin kaum Beschäftigung, sie können nur der Außenwelt lauschen oder schlafen, darum sollte man Pokémon oft rauslassen, bevor sie vor Langeweile durchdrehen. Doch ob es deine Berührung spürt oder ob Pokémon doch mehr von der Außenwelt mitbekommen oder doch noch andere Dinge in ihren Pokébällen tun, dass weiß keiner so genau.“ „Na, dass ist ja trotzdem schon eine ganze Menge. Und wenn das so ist, dann… Karnimani ich habe gesehen, was du für ein guter Kämpfer bist und wie stark du bist. Und ich habe gute Pläne für Kämpfe. Wenn wir uns also zusammen tun würden, dann würden wir jeden Kampf gewinnen. Was meinst du?“ Erwartungsvoll sehe ich den Ball in meiner Hand an, doch der rührt sich nicht. Vermutlich ignoriert es mich. „Nun, wenigstens gibst du nicht auf und versuchst es immer wieder. Ihr werdet schon zusammen finden“, meint der Professor schließlich. Ich nicke und packe den Pokéball in meinen Rucksack. Der Professor sieht mich daraufhin erstaunt an und fragt: „Sag mal Svenja, hast du denn keinen Gürtel, an dem du deine Pokébälle befestigen kannst? Wie willst du denn die Bälle unterscheiden, wenn du mehr als ein Pokémon hast?“ „Ähm…“, mache ich verlegen. Darüber habe ich mir tatsächlich noch keine Gedanken gemacht. „Wenn du willst, gebe ich dir so einen Gürtel.“ Ich strahle den Professor an. „Das wäre wunderbar. Ich kann ihnen gar nicht genug dafür danken, was sie alles für mich tun. Für mich und Karnimani.“ „Ach was, das tue ich sehr gerne für dich Svenja. Warte hier, ich hole den Gürtel.“ Damit erhebt er sich, er ist deutlich verlegen und geht schnell ans andere Ende des Labors, wo er in einer Kiste wühlt. Schließlich kommt er wieder zurück und reicht mir, immer noch leicht verlegen, den Gürtel. Überschwänglich greife ich danach und umarme den überrumpelten Professor. „Vielen vielen Dank. Ich kann ihnen gar nicht genug danken Professor Aquilon!“ Der Professor grummelt überrascht und schiebt mich mit knallrotem Kopf von sich. „Das ist doch keine große Sache, ich habe das gerne gemacht.“ Als ich merke, wie peinlich dem Professor die Umarmung war, wird auch mir meine überschwängliche Reaktion unangenehm und ich trete leicht verlegen einige Schritte zurück. Wir schweigen beide, während ich mir den Gürtel um die Hüften schnalle und Karnimanis Ball an der ersten Stelle befestige. Schließlich sage ich: „Nun, jedenfalls vielen Dank, dass sie Karnimani geheilt haben, danke für die vielen Tipps, die werde ich berücksichtigen und danke… für den Gürtel. Danke für alles einfach. Ich werde mich dann wieder auf den Weg machen.“ „Ich wünsche dir eine gute Reise Svenja und das du und Karnimani ein unschlagbares Team werdet. Denk an all die Tipps, die ich dir gegeben habe.“ „Das werde ich. Auf Wiedersehen Professor. Tschüss Kussilla.“ Angesprochenes Pokémon rennt auf mich zu und streckt die Arme zu mir hoch. Lächelnd knie ich mich zu ihm nach unten, wo es mir sofort einen dicken Kuss gibt. Ich muss kichern und streiche dem Pokémon noch einmal über den Kopf, bevor ich mich wieder erhebe, noch einmal Tschüss sage und dann aus dem Labor gehe. Kaum aus der Tür pralle ich buchstäblich mit jemand anderem zusammen. Überrumpelt taumele ich etwas zurück, genauso wie der Junge, gegen den ich augenscheinlich gelaufen bin. Dann fängt er sich wieder und streicht sich durch die schon fast weißen Haare. Doch mir bleibt keine Möglichkeit mich bei ihm zu entschuldigen, da schreit schon etwas „Endivie!“ und plötzlich werde ich gerammt und falle zu Boden … ein wutschnaubendes grünes Pokémon auf meiner Brust. „Divie!“, keift es mich an und funkelt mit roten Augen. „Ähm … sorry, aber kannst du von mir runter gehen?“, frage ich leicht verwirrt. Was hat das Pokémon denn für ein Problem, ich habe ihm doch nichts getan? Aber scheinbar war meine Frage genau die falsche Reaktion, denn jetzt beugt es seinen Kopf in Richtung meines Halses und fletscht die Zähne. Vor Angst halte ich die Luft an. Das Pokémon ist ja aggressiver als mein Karnimani! „Chikari, lass es. Es ist ja nichts passiert“, befiehlt auf einmal eine kühle Stimme. Ich habe völlig den Trainer vergessen! Das Pokémon knurrt mich nochmal böse an, bevor es von meiner Brust springt und ich erleichtert aufatme. Schnell rappele ich mich auf und sehe mir dann den Jungen und dessen Pokémon an, das jetzt wie der reinste Unschuldsengel neben ihm steht. Sein Trainer sieht mir mit gelangweilter Miene zu, wie ich aufstehe und mir den Dreck von meinen neuen Klamotten klopfe, ohne mir irgendeine Art von Hilfe anzubieten. „Man, was war das denn?“, frage ich schließlich. Der Junge zieht eine Augenbraue nach oben und erwidert dann: „Das war Chikari.“ Ich sehe ihn leicht genervt an. „Das das dein Pokémon war, ist mir klar. Ich will wissen, warum es mich angegriffen hat!“ „Offenbar hast du sie verärgert“, kommt die kühle Antwort. „Aber womit denn? Ich habe ihr doch nichts getan, verdammt!“ „Ihr nicht, aber du hast mich fast zu Fall gebracht. Chikari nimmt sowas sehr persönlich und da du dich nicht entschuldigt hast, hat sie dich angegriffen.“ Ich schlucke meine wütende Erwiderung herunter, denn eigentlich hat er Recht. Also hole ich tief Lust und sage dann: „ Bitte entschuldige, dass ich dich umgerannt habe. Das kommt nicht noch mal vor.“ „Das will ich hoffen… für dich. Ich will mir nicht vorstellen, was Chikari tut, wenn das nochmal passiert. Aber da du mich nicht in den Dreck gestoßen hast, will ich mal nicht so sein und dir noch einmal verzeihen. Aber…“, setzt er mit einem Blick auf sein Pokémon an, was bei seinen Worten zu knurren angefangen hat, „Ich glaube, bei Chikari musst du noch etwas Überzeugungsarbeit leisten.“ „Und wie?“, will ich mit Blick auf das grüne Pokémon wissen. „Du hast es gehört Chikari, was sollen wir das Mädchen tun lassen?“ Mir gefällt nicht, wie er den Satz formuliert, ich kann schließlich immer noch entscheiden, ob ich auf seine Forderung eingehen werde oder nicht, doch da stellt sich das Pokémon in Angriffshaltung vor mich und knurrt herausfordernd. „Na, das ist mal deutlich. Sie will als Wiedergutmachung, weil du mich angegriffen hast, gegen dich kämpfen.“ Ich sehe den weißhaarigen Jungen und sein knurrendes Pokémon an, während ich schnell überlege. Eigentlich hatte ich gehofft, nur gegen wilde Pokémon kämpfen zu können, bis Karnimani mir gehorcht, um mir die Peinlichkeit vor anderen Trainern zu ersparen. Und dieser Junge ist wohl nicht die passende Wahl, um mein ungehorsames Pokémon auf ihn loszulassen. Andererseits… je früher ich anfange mit Karnimani zu kämpfen, desto besser. Und vielleicht verhält er sich ja anders, wenn er in einem richtigen Kampf kämpft. „Okay, ich werde gegen dich kämpfen.“ Zum ersten Mal lächelt der Junge, doch es ist kein freundliches Lächeln. Es ist böse und durchtrieben. „Was für ein Pokémon hast du denn?“, fragt er, während ich einige Schritte nach hinten gehe, um den gleich kämpfenden Pokémon etwas Raum zu geben. „Ein Karnimani.“ Sein gemeines Lächeln vertieft sich. „Typ Wasser gegen Typ Pflanze. Das wird einfach. Perfekt für unsere ersten gemeinsamen Kampf Chikari. “ „Endivie!“, ruft das Pokémon, doch es scheint nicht ganz so überzeugt wie sein Trainer. Der ist schon davon überzeugt den Kampf gewonnen zu haben, bevor wir überhaupt angefangen haben. Langsam wird er mir unsympathisch. „Euer erster gemeinsamer Kampf? Heißt das, du hast auch heute erst dein Pokémon bekommen?“, frage ich neugierig. „ Es mag sein, dass Chikari und ich erst seit dem heutigen Tag einen gemeinsamen Weg gehen, doch wir werden dich trotzdem schlagen. Schließlich habe ich gesagt erster Kampf, nicht erstes Training. Und jetzt ruf dein Pokémon, damit wir anfangen können“, erwidert er leicht genervt. „Los Karnimani, auf einen neuen Kampf! Jetzt zeig was in dir steckt!“, rufe ich daher sofort und entlasse Karnimani aus dem Pokéball. Es knurrt mich an, doch sein Knurren wird von dem seines Gegners übertönt. Langsam dreht es sich zu dem Endivie um. „Das ist dein Gegner Karnimani“, erkläre ich ihm, doch er zeigt keine Reaktion auf meine Worte. Einzig und allein sein Knurren wird lauter und er kauert sich angriffsbereit zu Boden. „Okay Chikari, dann zeigen wir denen mal, wie stark Performer eigentlich sind. Tackle!“ Das Pokémon reißt den Kopf hoch, stößt einen hellen Schrei aus und rennt rasend schnell auf Karnimani zu. Dem bleibt keine Zeit auszuweichen, er wird getroffen und das so heftig, das er umgerissen wird. Dass Endivie derweil springt flink wieder vor seinen Trainer, der überlegen lächelt. Doch auch mein Karnimani steht mit einem wütenden Knurren wieder auf. Seine roten Augen funkeln voller Hass und bevor ich etwas sagen kann, rennt es auf das Pokémon zu, doch das weicht mit einem eleganten Sprung aus, sodass Karnimani scharf abbremst. Wütend dreht er sich um und fixiert das sacht lächelnde Pokémon. Auch dessen Trainer lächelt gemein und scheint das Schauspiel zu genießen. Er macht keine Anstalten eine Attacke zu befehlen, also rufe ich: „Silberblick Karnimani.“ Mein Partner funkelt mich wütend an und rennt dann auf Endivie zu, doch diese weicht einfach wieder mit einer Drehung auf den Vorderpfoten aus. Ich seufze. War ja klar, dass er wieder nicht macht was ich will. Aber ich darf die umgekehrte Psychologie nicht nutzen, das würde nur das Gegenteil bezwecken, wie der Professor mir erklärt hat. „Was ist mit deinem Karnimani los? Gehorcht es dir etwa nicht? Zu schade, damit ist ja schon klar, wer hier gewinnen wird, nicht wahr? Chikari Tackle.“ Sofort dreht sich sein Pokémon um und rammt mein Karnimani bevor er oder ich reagieren kann. Dieses Mal ist der Angriff nicht so schwer. Doch es reicht um meine Echse keuchen zu lassen, während das Endivie noch putzmunter durch die Gegend springt. Aber vielleicht können wir es lähmen. „Silberblick Karnimani.“ Doch wie es zu erwarten war, macht er genau das Gegenteil von dem was ich sage und rennt los. Er muss doch erkennen, dass es so keine Chance hat, denn wie die vorherigen Male auch weicht Endivie wieder aus. Es ist einfach zu schnell! „Es ist ja fast schon niedlich, wie sehr sich dein Karnimani abstrampelt, um meine Chikari zu treffen, und dennoch versagt. Fast schon süß“, höhnt der weißhaarige. „Tackle Chikari.“ Wieder rennt das Pokémon los und rammt mein Pokémon. „Kar!“, schreit es wütend, doch noch steht er. „Sehr gut Karnimani Silberblick!“ Doch mein Wasser Pokémon schüttelt trotzig den Kopf und rennt los, um erneut zu versuchen Endivie mit Kratzer zu treffen. Doch der Versuch misslingt und Karnimani dreht wütend knurrend um, um es noch einmal zu probieren. Doch wieder springt das Endivie mit großer Schnelligkeit aus dem Weg. Es sieht nicht so aus, als würde es das Pokémon große Anstrengung kosten, seine Flinkheit durchzuhalten. „Das hier wird langsam langweilig. Beende dieses Schauspiel mit Tackle Chikari, damit wir uns endlich wichtigerem zuwenden können.“ „Divie!“, ruft das Pokémon zustimmend und rennt los. „Weich aus!“, rufe ich panisch, doch mein Pokémon stellt sich breitbeinig hin … und fängt die Attacke ab?! Sowohl Endivie, sein Trainer und ich sind überrascht und keiner von uns reagiert, als Karnimani Endivie festhält und kratzt. Erst als das Pokémon schrill schreit, komme ich wieder im hier und jetzt an. Karnimani konnte seinen ersten Treffer landen! Der Junge sieht wütend aus, denn er verzieht das Gesicht und schnarrt: „Doch noch eine Überraschung in diesem unspektakulären Kampf. Aber jetzt werden wir es beenden. Tackle!“ Das Pokémon schüttelt sich kurz, dann rennt es los und trifft dank der kurzen Distanz ihr Ziel fast sofort. „Kaaarniiiimaaaniii!“, schreit mein Pokémon auf und fällt besiegt zu Boden. Das Endivie dagegen nickt zufrieden und springt dann hackenschlagend zu seinem Trainer. Scheinbar hat der Kampf es kein bisschen ermüdet. Aber was hätte ich auch erwarten sollen, wo Karnimani nicht auf mich hört? Wenigstens ist er nicht in den Blutrausch verfallen, doch dazu hätte er Endivie ja erstmal treffen müssen. Und das war die größte Schwierigkeit. Das alles geht mir durch den Kopf, während ich auf Karnimani zulaufe und es wieder zurück rufen will, doch da rührt es sich schon wieder und schlägt die Augen auf. Als es den Pokéball in meiner Hand sieht, faucht er, allerdings längst nicht so kraftvoll wie üblicherweise. Schnell stecke ich den Pokéball weg, worauf sich Karnimani wieder etwas beruhigt, doch nur solange bis ich mich neben es knie. „Bleib einfach ruhig liegen, ich gebe dem Jungen sein Preisgeld und dann gehen wir nochmal zu Professor Aquilon, der wird sich wieder heilen.“ Es reagiert nicht, was ich auch nicht wirklich erwartet habe. Also stehe ich seufzend auf und gehe zu dem Jungen, wo der Junge seinem Endivie gerade lobend über den Kopf streicht. „Endivie!“, quietscht es vergnügt und drückt sich gegen die Hand. Doch es bekommt keine weiteren Streicheleinheiten, denn der Junge nimmt schweigend sein Preisgeld in dem kleinen Säckchen an sich, was ich ihm reiche. „Ich bin übrigens Svenja“, sage ich und halte dem Jungen die Hand hin. Doch dieser sieht nur so lange auf meine dargebotene Hand, bis ich sie langsam zurückziehe. „Valerian“, sagt er, dann dreht er sich um und geht Richtung Route 50 davon, ohne sich zu verabschieden oder sonst etwas zu sagen. So etwas Unhöfliches! Kopfschüttelnd sehe ich Valerian und seinem Endivie nach, was schnell hinter ihm herdrippelt. Schließlich drehe ich mich seufzend um und erblicke mein Karnimani, das gerade versucht aufzustehen. Schnell eile ich zu ihm und knie mich hin. „Bleib liegen Karnimani. Wir gehen jetzt noch mal zu Professor Aquilon, der wird dich wieder heilen. Doch dazu musst du in den Pokéball zurück. Oder du erlaubst mir dich zu tragen.“ Beide Seiten scheinen Karnimani nicht recht zu sein, es funkelt mich an und versucht weiterhin aufzustehen, doch durch diese Anstrengung fangen seine Muskeln an zu zittern und halten nicht stand. Also nehme ich seinen Pokéball von dem Gürtel und will ihn schweren Herzens auf Karnimani richten, doch da habe ich die Rechnung ohne mein Pokémon gemacht. Es knurrt lautstark und fletscht wild die Zähne. Als ich den Ball nicht sofort wieder wegstecke, schnappt es sogar nach mir. Da gebe ich auf. „Okay, okay, schon gut. Ich tue ihn ja schon weg. Kein Pokéball mehr, siehst du?“ Zum Beweis halte ich ihm meine Handflächen hin, sobald ich den Ball weggesteckt habe. Er schnüffelt kurz in der Luft, dann macht er sich wieder daran, zu versuchen aufzustehen. Doch immer noch wollen ihn seine Beine nicht tragen. „Also wenn du nicht in den Ball willst, darf ich dich dann zum Professor tragen?“, frage ich. Sofort habe ich die Aufmerksamkeit meines Pokémon wieder erlangt, es dreht seinen Kopf ruckartig zu mir und knurrt langsam und bedrohlich. Schnell lasse ich meine ausgestreckten Hände in meinen Schoß sinken. „Okay, schon gut, ich fasse dich nicht an. Das heißt dann aber, dass wir warten müssen, bis du wieder auf eigenen Beinen laufen kannst, bevor wir zu dem Professor können.“ Und das, wo es doch nur ein paar Meter bis zu seinem Labor wären. Theoretisch könnte ich ihn einfach schnell holen, aber ich will Karnimani nicht alleine lassen. Nachher wird er noch in seinem geschwächten Zustand angegriffen oder er nutzt den Moment und haut ab. Trauriger Weise traue ich meinem Karnimani fast alles zu. Aber vielleicht… schnell öffne ich meinen Rucksack und durchwühle ihn. Meine Eltern meinten doch, sie hätten mir alles Wichtige eingepackt. Vielleicht haben sie auch an Tränke gedacht. Das da aber auch so viel drin sein muss! Doch unter Pokebällen, Pokémonfutter und einigen anderen Sachen finde ich dann auch endlich fünf Tränke. Schnell fische ich einen aus der Tasche und halte die geöffnete Flasche Karnimani hin. Dieser betrachtet sie mit einem skeptischen Blick. „Keine Sorge, dass ist ein Trank. Der ist nicht gefährlich. Trink den und dann wird es dir ruckzuck wieder gut gehen.“ Auffordernd halte ich ihm die Flasche hin, doch noch immer ist mein Pokémon argwöhnisch. „Wenn du den Trank trinkst, können wir direkt weiter und der Professor muss dich nicht in deinem Pokéball mit der Maschine heilen“, versuche ich ihn zu überzeugen. Das Argument mit dem Pokéball scheint zu wirken, denn schnell greift die kleine Echse nach der Flasche und trinkt den Trank auf Ex. Fast sofort sieht man die Veränderung. Die blaue Farbe seiner Schuppen nimmt wieder eine kräftigere Farbe an, seine Augen sprühen vor Energie. Sobald Karnimani alles getrunken hat, schleudert er die Plastikflasche weg und springt mit einem gebrüllten „Karnimani!“ auf. „Besser?“, will ich grinsend wissen und bücke mich, um die Plastikflasche aufzusammeln und irgendwann richtig zu entsorgen. Karnimani wirft mir einen abfälligen Blick zu, schnaubt und stapft wütend davon. Ich seufze leise. Sein Verhalten hat sich nicht geändert! Schnell folge ich meinem Pokémon, bevor es sich in die nächste Gefahr begibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)