"Ich liebe dich" von PurpleTaiga (Leorio x Kurapika) ================================================================================ Prolog: -------- Er stand vor mir. Seine Haare glänzten durch die Abendsonne in einem warmen Blond. Mein Herz schlug schneller und ich spürte, dass sich auch mein Atem beschleunigte. Er lächelte mir auf seine unverkennbare Art zu, die mich schon länger schwach werden ließ. So lange habe ich meine Gefühle zurückgedrängt, weil sie mich selbst nervten. Sich ausgerechnet in diesen arroganten, besserwisserischen Kerl zu verknallen war ja auch mehr als peinlich. Doch mit jedem Tag, den wir auf unserer Reise miteinander verbrachten, wurde das Gefühl stärker und ließ sich nicht mehr ignorieren. Und heute würde ich es ihm sagen. Ich ging mit selbstbewusstem Schritt, so bin ich nun mal, auf ihn zu. Er zog fragend die Augenbrauen nach oben, als ich sein Kinn mit meinen Fingern berührte. Ich war zwar nicht klein, aber gegen ihn wirkte mein Hand richtig prankig und er so zerbrechlich. Die Nervosität machte mich verrückt, doch ich konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Ich neigte meinen Kopf weiter zu ihm und erwartete, dass er mir gleich eine scheuern würde. Doch nichts dergleichen geschah. In meinem Kopf ratterte es, bedeutete das etwa, dass er mich auch auf diese Weise mochte? Er würde jetzt sicher gerne sagen, dass ich doch nicht der Typ zum Denken sei und zu blöd dafür. Ohne, dass ich es gemerkt hatte, waren meine Lippen kurz vor seinen. Gleich würde es passieren, der Kuss, nach dem ich mich so lange sehnte. Doch zuvor musste noch eines klar gestellt werden. „Kurapika, ich...“ Kapitel 1: ----------- Schnell atmend wachte ich auf. Schon wieder dieser Traum, das durfte doch nicht wahr sein. Meine Träume wollten mir ums Verrecken einreden, dass ich in Kurapika verknallt sei. Nein, niemals! Erstens, bitte, als würde ich auf Männer stehen. Und zweitens, wenn, dann bestimmt nicht auf Kurapika. Zähneknirschend ballte ich die Fäuste und richtete mich auf. Wenn ich nur daran dachte, wie er mich immer korrigierte. Da könnte ich ja schon wieder laut werden. Plötzlich bewegte sich die Decke neben mir. Ertappt blickte ich zur Seite. Da das kleine Zimmer über keine Vorhänge verfügte, erhellte der Mond den Raum. Kurapika lag mit dem Rücken zu mir und atmete langsam und ruhig. Immerhin, ich hatte ihn nicht geweckt. Wär ja noch schöner gewesen. Dann hätte ich mir vermutlich einen Vortrag über Ruhestörung anhören dürfen. Genervt ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen. Warum hatten diese Motels eigentlich immer nur Doppelzimmer? Für Gon und Killua war es immer klar, dass sie sich ein Zimmer teilten. Und dann musste ich mit Mr. Klugscheißer in ein Zimmer. Ätzend. Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb schließlich an ihm kleben. Wenn er schlief, hatte er eine ganz andere Ausstrahlung. Irgendwie... hilfebedürftig? Okay, was dachte ich da jetzt bitte. Ich schüttelte meinen Kopf, um diese Gedanken wieder los zu werden, und vergrub ihn schließlich in meinen Händen. Diese ganze Situation war einfach seltsam. Warum beeindruckten mich diese Träume so? Und warum fühlte sich mein Gesicht so warm an? Und warum hämmerte mein Herz so gegen meine Brust, dass es schon fast schmerzte? „Leorio?“, riss mich eine müde Stimme aus meinen Gedanken. Ruckartig hob ich meinen Kopf und sah ihn ertappt an. Zum Teufel mit diesem Jungen, es war, als wüsste er, dass ich über ihn nachdachte. Kurapika legte den Kopf leicht schief, was ja schon fast niedlich aussah, wenn ich so denken würde. „Ist alles in Ordnung? Dein Kopf sieht so rot aus...“ Typisch, so was konnte ja nur von ihm kommen. „So ein Unsinn“, keifte ich und schlug die Bettdecke zurück. Erst mal ins Badezimmer, Wasser ins Gesicht, das würde bestimmt helfen. Ich schlief immer nur in Boxershorts, doch dieses Mal war es mir irgendwie unangenehm, da ich seinen Blick auf mir spürte. Das Schlimme war, dass er ja recht hatte. Mein Kopf sah aus wie eine überreife Tomate. „Verdammt!!!“, schrie ich und klatschte mir wütend das kalte Nass ins Gesicht, doch an meiner Gesichtsfarbe änderte sich nichts. Im Spiegel sah ich, dass Kurapika mir gefolgt war. Sein Blick war wach und dass trotz der nächtlichen Stunde. Im Gegensatz zu mir hatte er immerhin was an. Es sah seiner täglichen Kleidung sehr ähnlich, war aber um einiges dünner, wie ich an einem anderen Tag festgestellt hatte. Da war sie mir vom Bett gefallen, als ich durchs Zimmer gerannt bin, und als ich sie aufhob, war sie sehr leicht. Allerdings kann ich auch nicht verstehen, warum er nachts dünne Sachen trägt und tagsüber dickere. „Du beobachtest mich gerade im Spiegel, oder?“, fragte er und seine Stimme klang irgendwie keck. „Wie kommst du auf so einen Mist?“, knurrte ich ihn an. Er wirkte beleidigt, vermutlich wegen meines harschen Tons. „Blind bin ich nicht“, gab er zurück und lehnte sich an den Türrahmen. Es gab für mich kein Entkommen und ich wusste nicht einmal, worauf das jetzt hinauslaufen würde. Warum musste er auch unbedingt wach werden??? Ich drehte mich schließlich um und sah ihn direkt an. Und wieder schlug mein Herz höher, dieses verdammte Herz. „Du bist in letzter Zeit merkwürdiger als sonst, Leorio.“ „Ich bin nicht merkwürdig! Und ich bin bestimmt auch nicht anders als sonst!“ Was natürlich gelogen war, aber ich hatte doch gehofft, dass das niemand mitbekommen hatte. Anscheinend habe ich mich getäuscht. Kurapika sah mich nur an. Und wenn ich das richtig sah, wirkte er enttäuscht. Hatte er echt gedacht, ich würde so mir nichts dir nichts über meine Gefühle quatschen? Da sollte er mich aber auch besser kennen. Er stieß sich vom Türrahmen ab und drehte sich von mir weg. „Wenn du meinst“, gab er noch von sich und begab sich wieder ins Bett. Ich lief ihm wütend hinterher. „Ja, das meine ich!“ Meine Stimme war laut, doch Kurapika reagierte nicht mehr darauf. Nach einer Weile legte ich mich auch wieder hin, doch Schlaf bekam ich diese Nacht nicht mehr. Kapitel 2: ----------- In den folgenden Wochen konnte ich mich ihm gegenüber nicht normal verhalten. Ich sehnte mich danach, mit ihm zusammen zu sein, doch weil ich wusste, dass das nicht ging, entfernte ich mich von ihm. Ich hielt mich mehr bei Gon und Killua auf, aber ich beobachtete Kurapika so oft ich konnte. Aber er hatte sich auch verändert. Er redete nicht mehr so viel! Da stimmte doch was nicht. Er belehrte ja nicht nur mich gerne, sondern auch Gon. Und der gab ihm genug Steilvorlagen, die ihn früher zu stundenlangen Monologen gebracht hätten. Ich war im Zwiespalt. Wie gern würde ich ihn fragen, was los war, doch dann würde der Abstand, den ich mühevoll aufgebaut hatte, wieder zerstört werden. Und das war echt schwierig. Er war mir ständig gefolgt. Egal, wo ich lief, er gesellte sich zu mir. Das hatte sich ja während der Hunter-Prüfung so eingebürgert. Wobei... er war es immer, der mich stalkte. Ich gab ihm immer nur kurze Antworten und versuchte mich zu beherrschen, nicht mit ihm zu streiten. Das hat mich vielleicht Nerven gekostet. Der Junge konnte einen wirklich zur Weißglut bringen. Und ich war mir sicher, dass er das provoziert hatte. Doch ich blieb standhaft, so dass er irgendwann doch verstanden hatte, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Und während ich darüber so nachdachte, wurde mir bewusst, dass er sich vielleicht wegen mir so komisch verhielt. Aber was sollte ich tun? Ich konnte ihm doch nicht einfach so gestehen, dass ich ihn liebte, oder? Es war an einem Abend, den wir wieder in so einem seltsamen Motel verbrachten. Die letzte Zeit hatten wir viel draußen geschlafen und ich freute mich, endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu liegen. Doch es würde auch bedeuten, dass ich mir wieder ein Zimmer mit Kurapika teilen musste. Gon und Killua hätten sicher kein Erbarmen mit mir. Und noch während ich darüber nachdachte, wie ich die beiden überzeugen könnte, hatte Gon sich einen Schlüssel geschnappt und zog Killua mit sich. Dabei lachten sie und faselten etwas von Motel erkunden. Seufzend folgte ich Kurapika, der mittlerweile den anderen Schlüssel an sich genommen hatte. Was nutzte mir ein weiches Bett, wenn ich wegen seiner Anwesenheit sowieso nicht schlafen können würde? Kurapika war ohne ein weiteres Wort ins Badezimmer verschwunden. Ich ließ mich aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Er war wahrscheinlich wirklich sauer auf mich. Ich knirschte mit den Zähnen. So ein Idiot. Er müsste doch verstehen, dass ich mich distanzierte! … Hm... Okay, bei dem Gedankengang war definitiv etwas falsch. „Aaargh!“, fluchte ich und fuhr mir durch die Haare. Dabei hatte ich die Augen geschlossen, so dass ich nicht bemerkte, dass Kurapika wieder ins Zimmer gekommen war und sogar vor mir stand. Als ich ihn bemerkte, rutschte ich erst mal ein Stück zurück. Er beobachtete mich, gab aber keinen Ton von sich. Das machte mich wieder fuchsig. „Was stehst du da und schaust mich so an?“, fauchte ich ihn an. „Leorio...“, murmelte er leise und in seiner Stimme schwang Traurigkeit mit. Es war ein Stich in mein Herz. Ich hatte ihm mit meinem Verhalten weh getan und dass, obwohl er mir so viel bedeutete. Ich biss mir auf die Lippen. Diese Situation war alles andere als einfach. Liebe war doch etwas Blödes. Sie zerstörte Freundschaften! Er setzte sich zu mir aufs Bett, sein Blick wanderte durch den Raum, der sich immer weiter verdunkelte, da die Nacht hereinbrach. Die Stille, die sich breit machte, war unerträglich. Es war, als könnte ich nicht mehr atmen. Ich lockerte meine Krawatte, was natürlich nichts half. Kurapika war es, der die Stille brach, als er fragte: „Warum weichst du mir aus?“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Doch was hatte ich mir eigentlich gedacht? Dass er mein Verhalten einfach hinnehmen würde? Dass ihm die Freundschaft zu mir so egal sei? Es war klar gewesen, dass er mich das irgendwann fragen würde und trotzdem hatte ich keine Antwort für ihn. Mein Kopf war wie leer gefegt, nichts aber auch rein gar nichts konnte ich ihm sagen, dass sich plausibel anhörte, aber nicht der Wahrheit entsprach. Ich hatte vermutlich sehr lange geschwiegen, denn plötzlich sagte er und mir war fast so, als hätte er Tränen in den Augen: „Wenn wir keine Freunde mehr sind, dann muss ich aber noch eine Sache erledigen.“ Ich bekam gar nicht mit, wie er sich zu mir beugte, so schnell war er, doch dann spürte ich seine Lippen auf meinen. Es war schöner, als es in meinen verdammten Träumen je war. Ich legte meine Arme um ihn und zog ihn näher zu mir. Er löste seine Lippen von meinen und ich sah ihn fragend an. „Leorio. Ich liebe dich.“ Epilog: -------- Epilog – Version 1 Nachdem wir zusammen gekommen sind, sind mittlerweile mehrere Jahre vergangen. Es gab Höhen und Tiefen wie in jeder Beziehung. Doch Kurapika bedeutet mir immer noch so unendlich viel. Ich bin glücklich, wenn ich morgens neben ihm aufwache. Außerdem redet er dann nicht und sieht so unschuldig aus, haha. Was aber viel wichtiger ist, er ist bei mir geblieben und hat die Rache an den Illusionisten hinter sich gelassen. Dafür habe ich ihm versprochen, dass wir auf unserer Reise auch nach den Augen seiner Kameraden suchen, damit er sie alle würdig beerdigen kann. Denn ich bin Arzt auf Reisen geworden, wir ziehen durch die armen Dörfer und ich behandele die Kranken. Kurapika hat sich einen Spaß daraus gemacht, die Kinder der Dörfer in Geschichte zu unterrichten. Die armen. Das muss anstrengend sein. Aber so hat er etwas, das ihm Freude bereitet und das wiederum erfreut mich. Manchmal frage ich mich, wie lange das halten wird. Vor allem, wenn seine Purpuraugen mich anleuchten. Und ganz ehrlich, ich bringe ihn häufig zu intensiven Emotionen, hahaha. Es hatte ihn sehr belastet, seine Rache aufzugeben und zu dieser Zeit haben wir uns wirklich oft gestritten. Also noch mehr als wir das immer schon getan haben. Deshalb zweifele ich daran, dass er damit wirklich abgeschlossen hat. Aber es ist nicht meine Art mir einen Kopf zu machen. Und sein Lächeln ist nicht gestellt. Ich werde bis dahin jeden Tag mit ihm genießen, denn ich liebe ihn. Epilog – Version 2 Nach seinem Geständnis waren wir ein Jahr zusammen, doch dann... Ich hatte schon den ganzen Tag den Eindruck, dass Kurapika abwesend war, er war nie auf meine Kommentare eingestiegen und sonst war er ja immer ein Besserwisser. Als ich abends vorm Spiegel stand und mir die Zähne putzte, kam er geknickt in den Raum, aber sah mich nicht an. Schnell spuckte ich die Zahnpasta aus. „Was ist denn los?“ „Leorio... Ich...“ Dann blickte er mich an und so traurig habe ich ihn selten erlebt. Als seine Augen sich purpur färbten, wusste ich, dass es ernst war. „Du kannst mir alles sagen“, wollte ich ihn aufmuntern, streckte meine Hand nach ihm aus und zog ihn zu mir. Er wehrte sich zwar nicht, doch ich spürte, dass ihn diese Berührung nur noch mehr schmerzte, denn er wandte seinen Blick wieder von mir ab. „Es tut mir Leid, Leorio....“ „Was tut dir Leid? Nun rede schon!“ Ich wurde laut und zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. „Ich muss gehen... Ich kann meine Kameraden nicht ungerächt lassen!“ Dieser Moment läuft mir noch heute nach. Wie er mich angesehen hat. Verliebt, aber mit dem Wissen, dass er das nicht konnte. Es war der Tag gekommen, an dem er mich verließ. Er packte seine letzten Habseligkeiten ein. Ich beobachtete ihn stumm dabei. Er wollte nicht, dass ich ihn begleite. Egal, mit welchen Argumenten ich ihn zu überzeugen versuchte, er diskutierte mich in Grund und Boden. Das konnte er schon immer gut. Doch von einer Sache würde ich mich nicht abbringen lassen. Ich stand auf, ging zu ihm, beugte mich zu ihm und küsste ihn. Es fühlte sich noch immer wie am ersten Tage an. Mein Herz schien zu explodieren. Er löste sich von mir und sah mich eindringlich an. „Leorio, ich hab dir gesagt, dass du nicht mitkommen sollst!“ „Ja, das hast du gesagt, aber...“ „Leorio!“ Er wirkte wütend, da er dachte, ich würde nicht auf ihn hören. „Ich werde auf dich warten. Komm bald wieder zurück zu mir, Kurapika.“ Er wurde rot. Wie gerne ich es sah, wenn ich ihn sprachlos machte. Dann lächelte er. „Bis bald, Leorio.“ Er schrieb mir viele Briefe, manche hätten von einem normalen Freund stammen können, manche waren so eindeutig nur an mich gerichtet, dass es mir den Atem verschlug. Nie hätte ich gedacht, dass Kurapika mir solche Dinge schreiben würde. Sehnsüchtig wartete ich immer auf Nachricht von ihm. Zwei Jahre kamen sie regelmäßig, bis eines Tages ein Brief ankam, auf dem nicht seine Schrift stand, doch es war derselbe Umschlag, wie auch er ihn benutzte. Mein Herz schlug schneller, irgendwas stimmte nicht. Der Brief war von Senritsu. Kurapika war gestorben. Den Rest des Briefes realisierte ich nicht mehr. Diese Worte nahmen mir den Boden unter den Füßen weg. Oft hatte ich Angst vor solch einer Nachricht gehabt. Wenn mal zwei Wochen keine Meldung von ihm kam. Doch der letzte Brief von ihm war keine drei Tage alt und er hatte nicht erwähnt, dass er in einen gefährlichen Kampf ziehen würde. Ich hatte wieder eine Person verloren, die mir viel bedeutet hat. Mehrere Tage hatte ich mich in meiner Wohnung verkrochen und all seine Briefe wieder und wieder gelesen, an all die gemeinsamen Momente gedacht. Gemeinsam mit Gon und Killua holte ich seinen Leichnam ab, um ihn zu bestatten. Ihre Anwesenheit verhinderte, dass ich nicht ganz in Selbstmitleid versank. All dies ist nun drei Jahre her, doch ich besuche sein Grab regelmäßig, denn ich habe ihn geliebt und er wird immer in meinem Herzen sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)