"Ich lass dich nie mehr los!" von Nightglass (Hinata&Yui) ================================================================================ Kapitel 4: Wahrheit, Streit und Trennung ---------------------------------------- „Willst du mir vielleicht jetzt erzählen, was mit dir los ist?", Yuis Stimme drang in seine Ohren und sein Herz schlug augenblicklich schneller. Das war eine perfekte Vorlage um ins Gespräch zu kommen... Doch, konnte er es ihr überhaupt sagen? Hinata drehte den Rollstuhl um, sodass er nun direkt vor Yui stand. Zwar konnte man noch die Freude in ihren Augen sehen, doch sonst blickte sie ernst drein. Es war ihr also wirklich wichtig, dass er es ihr erzählte. Er schluckte kräftig. Sein Mund war ganz trocken. Irgendwie fühlte er sich, als ob er ihr gleich ein Geständnis machen wollte. Bei dem Gedanken musste er sogar innerlich leicht lächeln. In gewisser Weise war dies ein Geständnis. Seine Hände wurden schwitzig, als sein Mund sich öffnete um was zu sagen: „Yui, ich... Ich bin Schuld für..." Ein Handy klingelte lautstark, welches Beide zusammenzucken ließ. Hinata zog sein Handy raus und sah auf den Display. Reito. Müsste dieser Idiot ausgerechnet jetzt anrufen?! Er hatte es doch gerade fast geschafft es ihr zu sagen! „Geh ruhig dran. Ich kann ja nicht weglaufen", lächelte Yui ihn leicht ironisch an. Er erwiderte das Lächeln und nahm dann ab. „Ja?", fragte er leicht genervt den Anrufer. „Hey!!! Wie geht's, Kumpel? Wollen wir uns Treffen? Hab paar echt heiße Mädchen getroffen und zu zweit macht es mehr Spaß mit denen anzuhängen als alleine, oder?", kam es laut von Reito, der ziemlich amüsiert Klang. „Ich kann grade nicht und frag demnächst jemand anderes!" Man könnte sichtlich hören, dass Hinata durch den Anruf ziemlich gereizt war. Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf und blickte Yui wieder an. Sie hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Erneut atmete er tief ein: „Also, was ich sagen wollte, war... Ich bin... Schuld für... Dich!" Verständnislos schaute Yui ihn an: „Du bist Schuld für mich? Was soll das denn bedeuten?" Wie konnte er es so schwer sein ihr es zu sagen? Für kurze Zeit schloss er die Augen, bevor er wieder anfing: „Ich meinte nicht dich, sondern dein Zustand!" Nun hämmerte sein Herz gegen seine Brust, als wolle es davonrennen. Es war totenstill. Man hörte nichtmal die Vögelzwitschern oder den Wind wehen. Es war, als wolle niemand den Moment verpassen. Die zwei Jugendlichen blickten sich an. An Yuis Gesicht könnte man deutlich erkennen, dass sie es verstanden hatte. Jetzt würde der Augenblick kommen, vor dem sich Hinata so gefürchtet hatte. Er sah, wie Yui ihren Mund öffnete und sprach: „Du... Willst es gewesen sein? Das hat dich die ganze Zeit beschäftigt? Dass ich das Mädchen bin, mit dem du damals gespielt hast?" Ihre Stimme zitterte leicht. Ob es Wut oder der Schock war, konnte Hinata nicht deuten. Er konnte insgesamt nicht sagen, was das für ein Gefühl war, welches Yui ausstrahlte. War es jetzt Wut, der Schock oder vielleicht doch ein ganz anderes Gefühl? „J-Ja... Yui, ich bereue das wirklich und ich hatte damals nicht gedacht, dass du dabei..." „... Angefahren und gelähmt werde? Nein, sicher nicht und das ist ja nicht mein Problem, welches ich habe! Ja, das damals war halt Pech und keiner konnte was dafür. Ich bin schon lange nicht mehr wütend auf den Autofahrer, den Jungen oder die Ärzte, die mir nicht helfen konnten. Ich war nur noch wütend auf mich, dass ich meiner Mutter zur Last gefallen bin und bin es immer noch. Es ist mir egal, ob du Mitbeteiligter bei dem Unfall warst! Ich bin froh, dass du jetzt bei mir bist. Das Problem was ich habe ist, dass du dich deswegen von allem distanzierst hast", schrie Yui fast und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Leicht erschrocken von ihrem Ausbruch trat Hinata ein Schritt zurück. „Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich dabei hatte?! Ich dachte, dass es dich bei mir langweilt! Ich hatte Angst, dass du mich wieder verlässt, nachdem ich dich getroffen hatte", Hinatas stürmische Umarmung ließ sie verstummen. Er vergrub sein Gesicht in ihr Haar und krallte sich förmlich in sie. Er hatte solch eine Angst gehabt, dass sie ihn verabscheuen würde, für das, was er getan hatte. Die Umarmung hielt lange an. Jedoch löste sich Hinata nach einer Zeit wieder und fuhr ihr durchs Haar. „Ich danke dir." Es war wieder Abend, als Hinata zuhause ankam. Er war mit Yui noch einige Zeit unterwegs, bis er sie nach Hause gebracht hatte. Als er die Tür aufschloss, war es erstaunlich still in der Wohnung. -Waren die Beiden unterwegs?- „Ich bin wieder da", rief er aus dem Flur. Keine Antwort, doch das kannte er bereits. Für gewöhnlich waren seine Mutter und sein Vater im Wohnzimmer und stritten sich, doch heute kam nicht das leiseste Geräusch aus dem Raum. Langsam ging er auf die Wohnzimmertür zu, als was anderes seine Aufmerksamkeit erhielt. Die Tür der Küche war halbgeöffnet und auf dem Boden lag seine Mutter. In ihrer Hand hielt sie ein Glas, woraus die letzten Tropfen Wasser, welches noch nicht herausgeflossen sind, tropften. Auf dem Tisch stand eine geöffnete Medikamentenpackung. Entsetzt lief er zu ihr. Er drehte sie auf den Rücken und rüttelte sie leicht panisch: „Hey Mama, wach auf! Wach auf!" Sie rührte sich nicht. Zitternd legte er seine Finger an ihr Handgelenk und fühlte den Puls. Er spürte nichts. Immer panischer fuhr er mit seiner Hand über die Pulsschlagader, in der Hoffnung einen Puls zu spüren. Ein leichtes Pochen. Er hatte ihren Puls. Sie lebte. Nach dem ersten Schock kramte er in seiner Jackentasche um sein Handy rauszuholen. Er rief einen Krankenwagen, welche sagten, sie seien sofort da. Hinata ging zurück zu seiner Mutter und entnahm ihr das Glas. Er stellte es auf den Tisch und bemerkte die Tablettenschachtel. Darauf stand "Neurodoron stärkt die Nerven bei Stress". Seine Mutter musste durch den ganzen Stress schon Tabletten nehmen?! Wütend schlug er die Schachtel vom Tisch. Er hatte es die ganze Zeit nicht bemerkt... Ihr nicht geholfen. Hatte sie allein gelassen, als sie Hilfe gebraucht hätte. Nein, er war nicht allein Schuld. Sein Vater trug die meiste Schuld. Dieser hatte Hinatas Mutter seelisch verletzt mit seinen Taten. Es klingelte. Hinata machte den Sanitätern auf, welche seine Mutter in den Krankenwagen trugen. „Kann ich mitkommen?", fragte Hinata noch leicht benommen. „Natürlich", kam es von einer der Sanitäter. Stumm stieg er in den Wagen ein und setzte sich direkt neben seine Mutter, welche auf einer Liege lag. Vorsichtig umschloss er ihre Hand und drückte sie leicht. Mit Blaulicht düste der Wagen durch die Straßen in Richtung Krankenhaus. Seit wann nahm Hiromi, also seine Mutter, schon diese Tabletten? Die Schachtel war nicht wirklich voll gewesen, obwohl es eine größer Behälter war. Hatte sie schon öfters Anfälle gehabt? Er wusste es nicht. Das Ticken seiner Armbanduhr hallte in seinen Ohren wieder. Die Sekunden, die sie für die Fahrt brauchten, kamen ihm vor wie Stunden. Stunden, indem er nicht wusste wie es um seiner Mutter stand. Dann, als sie endlich ankamen, ging alles ganz schnell. Die Türen öffneten sich, Hiromi wurde aus dem Krankenwagen geschoben und in Windeseile in das weiße Gebäude vor ihnen gebracht. Als Hinata nachkam, war sie schon in einem Zimmer an mehreren Geräten angeschlossen. Manchmal erstaunten die Ärzte Hinata, wie schnell sie sein konnten. Ein für ihn fremder Arzt unterhielt sich neben seiner Mutter mit einer Krankenpflegerin und schien dabei ziemlich ernst zu sein. „Was hat meine Mutter?", fragte Hinata den Arzt, der sich zu ihm dreht. Er hatte ein junges Gesicht mit freundlichen, braunen Augen. Mit ernster, aber auch beruhigender, Stimme antwortete er ihm: „Frau Hideki hat einen Herzinfarkt erlitten. Grund dafür war wohl Dauerstress. Ihr Zustand ist zwar nicht kritisch, jedoch ist er noch instabil, weshalb sie für zwei, drei Tage hierbleiben sollte. Aber machen Sie sich keine Sorge." Erleichtert sackte Hinata auf einen Stuhl. „Ein Glück", hauchte er leise. Der Arzt wandte sich zum Gehen, als er nochmal innehielt: „Ach, ich denke sie sollten ihrem Vater Bescheid geben, denken Sie nicht? Einen schönen Tag noch." „Natürlich! Schönen Tag.", Hinata stand auf. Sein Vater... -Wo zum Teufel war sein verfluchter Vater?- Hinata versuchte schon zum fünften Mal ihn mit dem Handy zu erreichen, jedoch vergeblich. Es blieb ihm nichts anderes Übrig, als ihn zu suchen, was nicht besonders schwer werden würde, da sein Vater sich hauptsächlich nur bei zwei Orten sich aufhält. Das Casino oder seine Lieblingsbar. Da es im Casino, indas sein Vater immer ging, für Minderjährige verboten war, machte sich Hinata auf den Weg zu der Bar. Es war eine kleinee, unscheinbare Bar an dem Straßenrand mit einem italienischen Namen. Als er die Bar betrat, stieg ihm sofort der starke Alkoholgeruch in die Nase. Es waren nur vier Männer in der Bar. Zwei von Denen saßen an einem runden Tisch und grölten um die Wette. Dann gab es noch den Barkeeper, welcher mit einem Lappen Gläser putzte und ein Mann, der am Tresen hockte. Dieser trug ein grauen Anzug und hing tief über sein Glas. Das war typisch für seinen Vater. Den ganzen Tag in der Kneipe abhängen. Während Hinata auf ihn zuging, trank dieser einen tiefen Schluck. Er bemerkte seinen Sohn erst, als dieser direkt neben ihm stand. „Was machsten du denn hier?”, lallte Toroshi. Eine starke Fahne bließ Hinata ins Gesicht. Ohne die Frage zu beantworten, sagte er: „Du musst mitkommen! Hiromi hatte einen Herzinfarkt.” Er nannte seine Mutter und seinen Vater meistens bei deren Namen. Die vom Rausch glänzenden Augen seines Vaters weiteten sich für einen kurzen Moment, doch dann wendete er sich wieder seinem Glas zu: „Is’ mir doch scheißegal... Soll doch einer ihrer Liebhaber sich um sie kümmern.” Damit war das Gespräch für ihn beendet. Er wollte sich grad wieder seinem Glas Schnaps widmen, als dies ihm aus der Hand geschlagen wurde. Durch den Aufpall zersplitterte das Glas laut auf dem Boden, wodurch alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten, doch das war Hinata zur Zeit vollkommen egal. Er packte seinen Vater am Kragen und zog ihn zu sich. „Deine Frau ist wegen deiner Spielschulden und Faulheit im Krankenhaus. Sie musste sich um alles kümmern. Ums Geld, um den Halushalt, um den ganzen Papierkram und was weis ich noch alles. Es wäre das Mindeste, dass du zu ihr gehst und ihr wenigstens jetzt Beistand leisten würdest!” Schwerfällig erhob sich sein Vater und funkelte ihn böse an: „Sie will mich doch gar nicht sehen! Weshalb also sollte ich zu ihr gehen?! Damit sie mir sagt, ich solle verschwinden? Nein, danke!” Er riss sich los und taumelte paar Schritte zurück. Die beiden weiteren Gäste lachten über das Szenario, als wären Hinata und Toroshi eine Fehrnsehshow. „Das weist du gar nicht! Vielleicht freut sie sich, dass du sie besuchst! Verdammt nochmal, sie liegt im Krankenhaus! Sie nicht so hochnäsig und komm mit!” Schweigend starrte sein Vater ihn an. Dann senkte er den Blick: „Gut... ich komm mit.” Verwundert blickte Hinata seinen Vater an. Wie kam es plötzlich dazu, dass er so kleinlaut war? Er legte einen Geldschein auf die Theke. „Für das kaputte Glas und den Schnaps. Behalten sie das Restgeld”, sagte er zum Barkeeper und zog seinen Vater aus der Bar. Während des Weges zum Krankenhaus herrschte eisiges Schweigen. Hinata war immer noch wütend auf seinen Vater und sein Vater trottete einfacch nur hinter ihm her. „Ich... Ich war es, der die Beziehung zerstört hatte.”, hörte Hinata seinen Vater aufeinmal sagen. Er schaute zu seinem Vater, der mit immer noch gesenktem Blick ging: „Ich konnte es schon als ich und deine Mutter noch auf der Uni waren nicht ertragen, wie ihr alle Männer hinterher gestarrt hatten. Irgendwann fing ich an, meinen Frust in Alkohol zu ertränken. Wir hatten zwar geheiratet, aber diese Angafferei hatte nicht aufgehört. Es war so, als hätten die mich nie wahrgenohmmen. Weil ich anfing zu Trinken und zu Spielen haben wir uns auseinander gelebt. I-Ich wollte nicht, dass es so kommt...” „Erzähl das nicht mir, sondern Hiromi”, meinte Hinata und drehte sich wieder von seinem Vater weg. Sie hatten das Krankenhaus erreicht. Es war das dritte Mal das er hier war. Sie gingen in den zweiten Stock, wo Hinata vor einem Raum stehen blieb. Er öffnete die Tür und wies seinen Vater an, reinzugehen, während er draußen warten würde. Kurz bevor er die Tür schloss, sah er, wie sein Vater zögerlich an das Bett herantrat. Solange sein Vater bei seiner Mutter war, wartete er vor dem Raum auf einer Bank. Ab und zu gingen Krankenpfleger an ihm vorbei oder andere Besucher. „Ah, wen haben wir den da. Wenn das nicht Yui’s Freund ist.” Überrascht schaute er zu den Mann, welcher vor ihm stand, auf. „Dr. Fujisawa”, sagte er. Der Doktor lächelte ihn freundlich an: „Geht es dir besser? Heute morgen sahst du ziemlich neben der Spur aus.” Hinata nickte leicht: „Ja, danke. Ist alles wieder gut. Sie müssen sich keine Sorgen machen.” „Gut, gut. Mach dir nicht all zu viele Sorgen wegen deiner Mutter. Sie wird es überstehen. Wenn sie sich dann genügend ausruht, geht es ihr bald wieder gut”, Dr. Fujisawa klopfte ihm leicht auf die Schultern, „Nagut, ich muss dann mal.” Hinata schaute ihm noch kurz nach. -Hattte Dr. Fujisawa ihn nicht gerade ’Yui’s Freund’ genannt?- Doch bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, kam sein Vater aus dem Zimmer und setzte sich neben ihm. „Sie will die Scheidung... Ich habe den Bogen zu sehr überspannt.”, hauchte sein Vater leise. Still klopfte Hinata seinem Vater auf den Rücken. Er konnte die Entscheidung seiner Mutter sehr gut verstehen. Er selbst hatte sich nie wirklich mit seinem Vater gut verstanden, doch gerade tat ihm dieser leid, wie er so dasaß. Eingekauert und leicht wimmernd. Doch ihm viel nichts ein, was er hätte sagen können. Heute hatte er Yui die Wahrheit gesagt, sich mit seinem Vater gestritten und seine Mutter hatte sich von diesem getrennt. Und das alles innerhalb paar Stunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)