Liebe heißt Schmerz von xXAnjuMaaka111Xx ================================================================================ Liebe heißt Schmerz ------------------- Liebe heißt Schmerz Schon seit ich denken kann bin ich hier. Hier, in diesem dunklen Raum. Stille. Leere. Einsamkeit. Für lange Zeit waren dies meine einzigen Empfindungen. Damals konnte ich diese Gefühl noch nicht einmal in Worte fassen, denn die Sprache, die die Menschen sprechen war mir fremd. Wenn ich ehrlich bin, ist sie mir noch kein Stück näher gerückt. Jetzt, in diesem Moment, würde ich es auch nicht schaffen, auch nur eines dieser Worte zu beschreiben. Ich kann nicht darüber sprechen, geschweige denn über Liebe, Mut und Gerechtigkeit. "Nummer 35?"-krzz-"Nummer 35?", eine unbekannte, gedämpfte Stimme überraschte mich damals. Es war das erste mal, seit ich mich errinern kann, dass ich Kontakt zu einem anderen Lebewesen hatte. Aber ich konnte ihr nicht antworten. Ich wusste nicht wie und selbst wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich ihr nicht geantwortet. Es tat weh, einen Laut in diesem sonst so ruhigen Raum zu hören. Irgendetwas in mir regte sich damals. Wieder ertönte diese unbekannte Stimme: "Mariko, ab sofort werde ich deine Bezugsperson sein, hörst du?" Das hörte sich so sanft in meinen Ohren an und obwohl ich kein Wort verstehen konnte, fing ich an zu lächeln. Sie konnte nicht böse sein! Nichts so böse, wie die Leute, die mich hierher gebracht hatten... Von diesem Moment an sprach sie jeden Tag mit mir. Sie war die Frau, der ich es verdankte, dass ich in Worten denken und reden kann. Nachdem sie mich so vieles gelehrt hatte, konnte ich mich langsam immer besser mit ihr verständigen. Es kam die Zeit, in der ich mehr über mein Leben wissen wollte. "Weißt du, das ist eine lange Geschichte. Möchtest du sie denn wirklich hören, Mariko?", lautete ihre Antwort. Ich erwiderte:"Ja, natürlich. Ich habe doch...", ich stockte kurz. Ein salziger Kloß saß in meinem Hals. Ich brauchte ein wenig bis ich weitersprechen konnte,"Alle Zeit der Welt. Es gibt nichts, was ich heute noch machen müsste, nicht wahr?" Also erzählte sie mir das, was ich hören wollte. Es war eine grausame Geschichte. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich, als sie mir erzählte, dass mich mein Vater am liebsten tot sehen wollte. Obwohl sie solch schlimme Sachen aussprach, zwang ich mich dazu, bis zum Ende zu lächeln. Und auch als die Geschichte zu Ende war lächelte ich und flüsterte: "Ich möchte ihn unbedingt sehen. Was für ein Mensch mein Vater wohl ist?" Meine Reaktion machte die Frau auf der anderen Seite stutzig. Sie hatte fest damit gerechnet, ich würde meinen Vater hassen und umbringen wollen. Die Frau hatte recht. Ich wollte ihn erdrosseln, diesen abartigen Menschen, der meine Mutter und beinahe auch mich in den Tod getrieben hatte. Ich hasste ihn wahrlich, doch mit jedem Tag wuchs auch das Bedürfnis ihn endlich kennen lernen zu dürfen. Es war mein größter Wunsch, er würde mich endlich in seine Arme schließen. Allmählich wurden auch die Gespräche zu der Frau immer kürzer. Sie stand mir nicht mehr nahe, es war beinahe so, als ob sie eine Fremde gewesen wäre. Tag für Tag setzte ich immer dieses krankhafte Lächeln auf, um ihren Fragen auzuweichen. Ich konnte nicht aufhören, weil ich Angst davor hatte zu weinen. Und das wusste sie. Als sie es erfuhr, redete sie wieder länger mit mir. Sie war die einzige, die mit mir reden konnte. Es war abartig, wie abhängig ich von ihr war, nur weil kein anderer da war, mit dem ich reden hätte können. Ich wollte mit ihr sprechen, weil es mich einen Moment lang der Einsamkeit entkommen ließ. Wenn sie weg gewesen wäre, hätte ich niemanden mehr gehabt und genau das wollte sie erreichen. Sie wollte, dass ich ihr mit Leib und Seele verfalle und sie als neue Mutter sehen würde. Sie war ein bisschen wie ich, so versessen auf ein Ziel, welches nicht erreicht werden konnte. Vielleicht sprach ich sie darauf an, weil sie mein einziger Halt war oder vielleicht auch, weil sie so war wie ich. "Erzähl mir bitte mehr über Papa. Warum wollte er, dass ich sterbe?" Bedrückendes Schweigen erfüllte den Raum. Die Antwort die folgte, kam nicht von ihr. Es war eine andere, eine tiefere Stimme, die diese Worte erklingen ließ: "Weil du anders bist." Ich senkte meinen Kopf. Er dröhnte, sämtliche Sinne in mir verlangten dannach, Papa jede seiner Gliedmaßen einzelnd raus zu reißen. Das war doch alles nicht wahr! Er hatte mich doch nicht töten wollen, weil ich anders war, oder etwa doch? "Mariko, nimm dir das doch nicht so zu Herzen. Du brauchst deinen Vater doch nicht. Ich kann doch für dich da sein.", die Frau sprach wieder. Ich konnte mich nicht mehr kontollieren. Ich kochte vor Wut und gleichzeitig war mir nach Heulen zu Mute. Es war lange her, dass ich meine Gefühle so schlecht unter Kontrolle hatte. "Red doch keinen Scheiß! Pa-Papa hat doch nicht...! Er hat doch nicht...! Was ist denn so schlimm daran anders zu sein? Vater, Vater! Vater. Vater. Vater. Vater...", erwiderte ich. Dieses Gefühl war unerträglich. Diese Einsamkeit, die einen von innen zerfraß. Eine Träne fiel ins Leere, dann zwei, dann drei. 'Plitsch platsch, plitsch platsch, plitsch platsch' machte es. Trotz dieses Ereignisses lächelte ich ab sofort wieder. Nie wieder, niemals wieder wollte ich mich so verhalten, wie vor ein paar Tagen. Oder waren es Wochen...? Monate, Jahre? Sämtliches Zeitgefühl in mir war entschwunden. Nachts träumte ich davon, mein Vater würde mich fest an sich drücken. Tagsüber dachte ich an das gleiche. Ich sehnte mich nach seiner Liebe. Genau deswegen wollte ich niemals wieder weinen, geschweige denn wütend werden. Die Angst davor, dass ich irgendwann jemanden töten würde war zu groß. Vater sollte endlich für mich da sein und damit das geschehen konnte, musste ich ein braves Mädchen bleiben. Denn wenn ich böse sein würde, würde er mich gänzlich verachten, denn ich war ja kein Mensch. Irgendwann wollte ich meinen Papa kennen lernen und mit ihm glücklich zusammen leben. Da geschah es. Grelles Licht drang in mein stählernes Verließ ein und das Tor öffnete sich mit einem Knarren. Verblüfft sah ich mich um. Viele Menschen umringten mich. Darunter war nur eine Frau. In meinem Zustand war ich noch ein wenig verwirrt, so dass ich der festen Überzeugung war, sie war meine Mutter. Ich war überglücklich, da mein Vater sie anscheinend doch nicht getötet hatte. Im Kopf mahlte ich mir schon aus, wie wir zusammen mit Papa zufrieden werden würden. Obwohl meine Beine und Arme noch zitterten, nahm ich mir vor schnell zu ihr zu laufen. Ich stemmte mich hoch und versuchte irgendwie zu ihr rüber zu kommen, angetrieben von der Überzeugung darauf, dass ich es schaffen könnte. Demnach schockte es mich umso mehr, als ich nach weniger als einem halben Meter zusammenbrach. Fest mit dem Aufprall rechnend kniff ich beide Augen zusammen. Doch es folgte kein Aufprall. Ich war auf irgendjemandes Schoß gelandet. Mit großen Augen starrte ich hinauf. Mama! Sie hatte mich gerettet. Immer noch benommen murmelte ich: "Mein liebe Mutter..." Mein Gegenüber schien zuerst sehr verwundert, dann formte sie ihren Mund zu einem Lächeln um. Doch genau in diesem Moment, fand ich Bruchstücke von Errinerungen an meine Mutter in meinem Gedächnis wieder. Diese Frau lächelte ganz anders, als meine Mama. Ihre Haare sahen anders aus und ihre Haut war viel blasser. Wieder konnte ich mich nicht zurückhalten. Die Entäuschung, die jeder Andere empfinden würde, war bei mir in Wut umgewandelt wieder zu erkennen. Rasch fügte ich noch die Worte: "Bist du nicht!", hinzu und genoss ihren entsetzen Blick, bevor meine 26 Vektoren den Rest für mich erledigten. Überraschender Weise machte es mir gar nichts aus, dass viele Blut in Massen fließen zu sehen. Ganz im Gegenteil, es erfüllte mich mit innerer Zufriedenheit. Ich war wahrlich ein abartiges Monster. In heller Aufruhr starten mich alle Leute im Raum an. Sie schrien irgendetwas, was ich beim Rauschen des Blutes nicht mehr hören konnte. Ich war kurz davor die Verbliebenden auch noch zu erledigen, als ich plötzlich ein Kribbeln in meinem rechten Arm fühlte. Kurz darauf umgab mich ein helles Licht begleitet von einem lauten Knall. Nachdem sich der Rauch gelegt hatte starrte ich fassungslos auf meinen stechenden Oberarm. Kurz davor zu heulen, gestand ich mir, wie falsch das eben von mir gewesen war. Wie konnte ich mit solch verschmutzten Händen nur meinem Vater gegenüber treten? Jetzt wo ich in den Armen meines Papas liegen darf, geht es mir gut. Er ist nun für immer bei mir, dass hat er mir versprochen. Zu Zweit können wir glücklich werden, ganz sicher. Er wird sich bestimmt gut um mich kümmern. Ich werde mein eigenes Zimmer haben, nachts aber doch immer zu ihm rüberkriechen. Im Flur wird ein Foto von meiner Mutter stehen und morgens wenn ich zur Schule gehe verabschiede ich mich immer von ihr und Vater. Das ist das was ich mir immer gewünscht habe. Ich werde ein ganz normales, liebes Mädchen sein. Plötzlich fühle ich wieder dieses Kitzeln in meinem Körper. Ruckartig reiße ich meinen Kopf hoch, um meinen Vater ein letztes Mal ansehen zu dürfen. Dieser schaut mich entschuldigend an, bevor er die Augen zukneift. Hatte er das etwa geplant? Wollte er etwa doch das ich sterbe? Warum denn? Ich habe mich doch so zusammen gerissen! Was habe ich nur falsch gemacht? Ein lautes Krachen, dann gleiten meine Augen ins Leere hinüber. Letzendlich hat mir die Liebe zu Vater also nur Schmerzen bereitet. Ein paar Wochen später: "Wah!", quietschte ein kleiner Junge. Seine Schwester kam besorgt zu ihm gelaufen und erstarrte ebenfalls. Entsetzt flüsterte sie: "W-wieso liegt da ein Kopf!? Das ist ja ekelhaft. Was hier wohl passiert ist... Das arme Mädchen!" Darauf erwiderte ihr Bruder: "Aber guck doch mal, Onee-chan! Das Mädchen lächelt, es sieht sehr glücklich aus." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)