Warum bist du es, der mein Herz berührt? von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 13: Klarheit -------------------- „Wovon redest du? Was ist genau passiert?“ Yukiteru schilderte, was er in der vergangenen Nacht entdeckt hatte. Totenstille herrschte, als er fertig war. „Das ändert einiges.“ stellte Kosaka schließlich fest. „Halten wir mal fest, was wir wissen: Yuno hat sich mit Akise gestritten. Ihr hat es bestimmt nicht gefallen, dass ihr euch geküsst habt und er noch Gefühle für dich hatte. Kurz darauf ist Akise verschwunden. Und dann sind da auch noch die Bilder, von denen du erzählt hast. Das wirft natürlich ein schlechtes Licht auf Yuno.“ „Trotzdem ist es kein ausreichender Beweis. Und selbst wenn die Polizei etwas unternehmen sollte, hat Yuno bis dahin alle Zeit der Welt, die Fotos zu zerstören. Dann hätten wir nichts.“ antwortete Hinata. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Mao und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als Yuno unauffällig zu observieren. Wenn sie tatsächlich weiß, wo Akise ist, könnte sie uns direkt zu ihm führen.“ „Aber sie weiß doch, dass Yukiteru die Bilder in ihrem Haus gesehen hat. Bestimmt rechnet sie damit, dass so etwas passiert.“ „Genau darin liegt unser Vorteil. Sie hat mich und Yukiteru im Visier, aber von euch hat sie keine Ahnung. Das werden wir ausnutzen. Durch die Tatsache, dass Yukiteru von den Fotos weiß, haben wir sie aufgescheucht. Wenn sie weiß, wo Akise ist, wird sie bald überprüfen, ob er immer noch dort ist. Dann schlagen wir zu.“ Sein Blick wanderte zu Yukiteru und ein seltsamer Ausdruck, der zwischen Mitgefühl, Sorge und Entschlossenheit lag, trat in seine Augen. „Du wirst wohl erst einmal über alles nachdenken wollen. Wir sehen uns morgen in der Schule. Je nachdem, wie Yuno sich verhält, werden wir unsere nächsten Schritte planen.“ Kosaka wandte sich zum Gehen, blieb dann jedoch noch einmal stehen. „Und Yukiteru...bleib stark, ok?“ „Natürlich.“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme leer und teilnahmslos. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand Kosaka, die beiden Mädchen im Schlepptau. Auch Yukiteru kehrte in seine Wohnung zurück und ließ sich in sein Bett fallen. Nun, endlich alleine, prasselten sämtliche Geschehnisse der letzten Stunden mit voller Wucht auf ihn ein. Fast in derselben Sekunde begann sein Kopf heftig zu schmerzen. Erschöpft schloss er die Augen und wieder tauchte Aru in seinen Gedanken auf. Aru, der ihn mit verweintem Gesicht ansah, Aru, der ihn als Feigling bezeichnete, Aru, der völlig apathisch dasaß, Aru, der mit gebrochenem Blick in den Himmel starrte, das Gesicht blutüberströmt... Heftig atmend setzte Yukiteru sich auf. Trotz der Hitze, die im Raum lag, liefen ihm eisige Schauer über den Rücken. Er ging ins Badezimmer und wusch sich Gesicht und Hände, bis die Farbe nur noch schwach zu sehen war. Danach musterte er noch einmal sein Spiegelbild. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter seiner Haut ab, ihm war die schlaflose Nacht deutlich anzusehen und sein Körper wirkte müde und abgekämpft. Doch das war nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste war die Sorge, die ihn zu umgeben schien wie eine dunkle Aura. Von den Bildern in seinem Kopf aufgescheucht, wollte er nichts dringender, als nach Aru zu suchen. Mit aller Macht hielt er sich davon ab und legte sich wieder ins Bett. Irgendwann schaffte er es tatsächlich zu schlafen, auch wenn es nicht lange war. Trotzdem fühlte er sich besser, als der Wecker klingelte und er sich für die Schule fertig machte. Vor dem Schultor stand Kosaka und winkte ihm zu, als er ihn erkannte. „Dir scheint es besser zu gehen.“ begrüßte er Yukiteru. „Etwas.“ „Immerhin siehst du nicht mehr aus wie eine wandelnde Leiche.“ „Unheimlich lustig. Ist Yuno schon da?“ „Ja, sie ist gerade angekommen, hat mich gesehen, kurz geschnaubt und ist an mir vorbei gerauscht.“ „Sie mag dich wohl wirklich nicht.“ „Vielleicht denkt sie, dass ich mich an dich ran machen will.“ antwortete Kosaka und kicherte los. „Lass den Unsinn. Dafür bin ich echt nicht in Stimmung.“ „Ist etwas passiert?“ Yukiteru berichtete dem anderen von seinen Sorgen, woraufhin Kosaka entschieden den Kopf schüttelte. „Wir dürfen den Mut nicht verlieren. Akise geht es bestimmt gut.“ „Hoffentlich.“ Den ganzen restlichen Schultag über behielt der Braunhaarige Yuno im Auge. Sie verhielt sich wie immer, was nicht dazu beitrug, seine angespannte Stimmung zu verbessern. Es kam ihm sehr verdächtig vor, dass sie kein Wort über die Farbe auf seinen Händen verlor. Eigentlich hätte er erwartet, dass sie wenigstens irgendetwas dazu sagte. Doch nicht nur, dass sie so tat, als hätte sie nichts mitbekommen, sie war offenbar sogar der Meinung, dass Yukiteru immer noch mit ihr zusammen war. Dieser war sich bei der ganzen Sache nicht mehr sicher. Sein ganzer Körper schien sich gegen Yunos Berührungen wehren zu wollen. Egal, ob sie ihn küsste oder nur umarmte, immer verkrampfte er sich unmerklich. „Da kann man nichts machen.“ war Kosakas einziger Kommentar, als Yukiteru ihm während der Mittagspause davon erzählte. „Eine Weile wirst du noch durchhalten müssen.“ fuhr er fort und aß weiter, bevor er ernster wurde. „Solange nicht bewiesen ist, dass Yuno nichts mit der ganzen Sache zu tun hat, dürfen wir ihr keinen Grund geben, Akise etwas anzutun.“ „Und wenn wir doch falsch liegen? Vielleicht haben doch diese Schlägertypen etwas damit zu tun.“ „Ach bitte. Die drei haben doch gar nicht genügend Grips, um eine Entführung zu planen oder durchzuführen. Spätestens nach zwei Tagen wären sie eingebrochen. Und vergiss nicht, dass Akise sie schon mal aufgemischt hat. So schnell sollten die ihm nicht mehr zu nahe kommen.“ Damit schien die Sache für ihn erledigt zu sein, denn den Rest der Pause schwieg er. Innerlich seufzend, fügte sich Yukiteru und tat weiter so, als ob zwischen ihm und Yuno alles wie immer war. Später am Abend bekam er eine kurze Nachricht von Hinata. `Hatten heute keinen Erfolg. Machen morgen weiter.´ Er spürte, wie sich wieder die Bilder bei ihm einschlichen und drängte sie zurück, bevor sie Überhand nehmen konnten. Müdigkeit überkam ihn und er verfiel in tiefen Schlaf. Seine Träume handelten ausnahmslos von dem Weißhaarigen. Ausnahmsweise waren sie ruhig und friedlich. Als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich glücklich und besorgt gleichzeitig. Und langsam wurde ihm klar, was sein Körper schon die ganze Zeit wusste und wogegen sein Geist immer schwächer ankämpfte. Er hatte sich rettungs- und hoffnungslos in Aru verliebt. Nein, das war nicht richtig. Eigentlich war es schon seit dem Meteoritenschauer so gewesen. Doch während er darüber nachdachte, schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht, dass seine Gefühle die Überhand gewannen. Schließlich würde das letztendlich bedeuten, sich dem Hohn, dem Spott und der Verachtung der anderen auszusetzen. Sobald er mit Aru eine ernsthafte Beziehung einging, wäre er für immer gezeichnet. Und was, wenn es nicht funktionierte und sie sich trennten? Dann wäre auch ihre Freundschaft vorbei und er wieder alleine. Kosaka, Mao und Hinata waren zwar nett, aber bestimmt würden sie sich irgendwann aus den Augen verlieren. Da war es einfacher, alles beim Alten zu lassen, selbst wenn dieser Entschluss hieß, dass er die Liebe zu Aru für immer verschließen musste. Ihm blieb nur noch, den anderen zu retten. Danach sollte es ihm möglich sein, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Durch diesen Gedanken ermutigt, duschte er und machte sich dann auf den Weg. Die Luft war heiß und stickig und bereits nach wenigen Metern war er komplett verschwitzt. Vor dem Schultor lehnte Kosaka und winkte ihn zu sich. „Da bist du ja. Gute Nachrichten. Es gibt für heute eine schwere Unwetterwarnung. Deswegen hat der Direx beschlossen, uns frei zu geben.“ „Was? Und dafür bin ich hergekommen?“ „Dafür vielleicht nicht. Aber vielleicht für deine Freundin, die gerade dabei ist, mit diesen Schlägertypen anzubandeln.“ Er grinste schief. „Offenbar hat sie weniger Geduld, als ich dachte.“ Auf einmal setzten sich Yuno und die drei Kerle in Bewegung. „Dann wollen wir doch mal sehen, was diese nette Gesellschaft vorhat...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)