Keine Kompromisse von Nightprincess (Kaiba gegen die Yakuza) ================================================================================ Kapitel 11: unerwarteter Besuch ------------------------------- ~~ Anzu Masaki ~~ Ich weiß nicht warum ich Yami nie wirklich widersprechen kann, wenn er so ernst ist wie heute früh, bei Yugi habe ich nie dieses Problem, was vermutlich auch daran liegt, dass er zu lieb ist, um wirklich ernst zu klingen. Er nimmt seinen Job zwar sehr ernst, aber manchmal glaube ich, dass er für diesen Beruf nicht geschaffen ist. Er ist zu unschuldig und teilweise sogar zu naiv, um Polizist zu sein. Er glaubt immer an das Gute im Menschen, also versucht er es zu vermeiden, auf andere Menschen zu schießen und sie zu verletzten oder gar zu töten, selbst wenn es bedeutet, dass er selbst dabei verletzt oder irgendwann sogar getötet wird. Dafür ist Yami zu entschlossen zu tun was nötig ist und bringt sich dabei immer wieder selbst in Gefahr, so dass er ständig irgendwelche Wunden hat, irgendwann werden sie ihn noch umbringen. Ich mach mir Sorgen um die Beiden. Warum mussten sie unbedingt Polizisten werden, so wie ihre Eltern? Und warum habe ich mich dazu entschlossen, ihnen zu folgen, obwohl meine Eltern dagegen waren und wollten, dass ich Lehrer werde so wie sie? Vielleicht lag es an diesem Vorfall vor vielen Jahren. Die versuchte Vergewaltigung an diesem kleinen Mädchen in der Schule und die darauffolgende Reaktion dieses Jungen mit den wilden blonden Haaren und den zornigen braunen Augen. Alle haben sie ihn verurteilt für das was er getan hat. Sogar meine Eltern hielten ihn für ein wildes Tier und einen Mörder, der hinter Gitter gehörte. Dabei wollte er doch nur dieses Mädchen beschützen. Er mag ein wildes Tier gewesen sein in diesem Moment. Aber ich sah nur einen seelisch verletzten Jungen, der ein ängstlich zitterndes Mädchen beinahe verzweifelt an sich presste und jeden auf Abstand hielt, der ihnen zu nahe kam. Sie sahen so mitleiderregend aus, so hilfsbedürftig, so schutzsuchend und so verlassen. Und niemand der Umstehenden schien sich wirklich um sie kümmern zu wollen, alle starrten sie nur angewidert an und warfen ihnen leise Verwünschungen hinterher, als sie aus der Sporthalle geführt wurden. Was ist nur aus den Beiden geworden? Ich kannte das Mädchen, sie ging auf die Grundschule, die direkt neben meiner Mittelschule lag. Shizuka hieß sie wohl, den Namen des Jungen weiß ich nicht, ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen und nach dem Vorfall waren beide spurlos verschwunden. Ein Jahr später wurden dann Yamis und Yugis Eltern getötet, danach setzten sie alles daran, in die Polizeischule aufgenommen zu werden und ich ging mit, weil wir seit der Grundschule in einer Klasse waren und sich auch unsere Eltern sehr gut verstanden. Opa Mutou wurde nach dem Mord an seinem Sohn und seiner Schwiegertochter Privatdetektiv und sucht noch heute mit seinem besten Freund Professor Hopkins nach Beweisen, dass es Mord durch die Yakuza war und kein simpler Autounfall. Ich hab gehört, dass die Enkelin des Professors ebenfalls mithilft, dabei ist sie noch sehr jung. Angeblich ist sie wohl hochintelligent und könnte sich mit den Kaiba-Brüdern messen, wenn sie wollte. Der jüngste der Kaibas ist wohl ungefähr so alt wie sie. Nun ja. Wie dem auch sei, ich habe eigentlich wichtigere Dinge zu tun, als mir so viele Gedanken über andere zu machen. Ich muss diese ganzen Akten sortieren, weil die Kollegen ständig Unordnung ins Polizeihauptquartier bringen und nie aufräumen. Und an wem bleibt das dann immer hängen? An mir! Und das nur, weil ich zu sensibel für den Außendienst bin. Der Hauptkommissar nannte es zwar zu aufbrausend, aber was soll’s. „Anzu?“ Ich schaue auf und direkt in Yamis ungewöhnliche Augen. „Ja?“ „Hast Du nicht längst Feierabend?“ Ich schaue an ihm vorbei auf die große Wanduhr über der Bürotür. „Schon halb 8? Sitze ich schon wieder mehr als 10 Stunden vor diesem beschissenen Schreibtisch?“ „Sieht so aus.“ Ich seufze leise und werf die Akte, die ich gerade in der Hand halte, zurück auf den unsortierten Stapel auf meinem Schreibtisch und strecke mich erstmal ausgiebig. Büroarbeit ist so eintönig, besonders wenn man die Nachtschicht hat. „Und wieso bist Du noch hier? Wo ist Yugi?“ „Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Kommissar bezüglich der beiden Yakuzas in Kaibas Obhut. Yugi ist schon im Auto. Der Kommissar hat mich gebeten, die Akten von Katsuya Jonouchi und Hiroto Honda zu Kaiba zu bringen, weil der die Akten einsehen wollte.“ „Aber, ist das nicht ein Umweg für euch, wenn ihr erst an der Kaiba Villa vorbeifahrt?“ Yami zuckt mit den Schultern. „Und? Du kennst doch Kaiba. Er wartet nicht gerne und wenn er etwas will, dann möglichst sofort.“ Ich nicke bestätigend, suche beide Akten aus dem Aktenschrank hinter mir und zögere dann kurz. „Wenn Du willst, fahre ich zu Kaiba und bring ihm die Akten vorbei.“ „Das würdest Du tun? Du magst Kaiba doch nicht.“ „Sicherlich. Aber ich bin neugierig. Dieser Katsuya Jonouchi geht mir nicht aus dem Kopf. Was ist das für ein Typ, dass Kaiba ihn freiwillig bei sich aufnimmt, obwohl er der Sohn seines wohl größten Widersachers ist?“ Yami mustert mich einige Sekunden lang und seufzt dann leise. „Du hast schon irgendwie Recht. Dieser Katsuya Jonouchi ist nicht irgendwer. Ich hab seine Augen gesehen. Diesen entschlossenen Blick. Feurig, aber auch irgendwie ehrlich. Er ist jemand, auf den man sich verlassen kann, wenn man ihn erstmal auf seiner Seite hat. Ein treuer Charakter und ein Kämpfer, jemand, der ohne zu zögern für die durchs Feuer geht, die ihm etwas bedeuten, ein Beschützer, der niemals aufgibt, der aber auch hart sein kann und beinahe kaltblütig mordet, wenn er es für gerechtfertigt hält. Irgendwie ist er wie Kaiba, nur nicht so arrogant.“ „Hhm, jetzt bin ich erst recht neugierig. Okay. Ich bring die Akten zu Kaiba. Für mich ist das nur ein kleiner Umweg, wenn ich erst zu seiner Villa und dann zu mir nachhause fahre.“ Yami nickt und legt die Akten auf meinen Schreibtisch. Ich pack sie in meine große Handtasche, die unter meinem Schreibtisch steht. Bin gespannt ob ich diesen Katsuya Jonouchi in der Kaiba Villa antreffe. Etwa eine halbe Stunde später folge ich diesem Roland durch die weitläufigen Gänge der Kaiba Villa. Es ist das erste Mal, dass ich hier bin und ich bin ungewollt beindruckt von der Architektur und den Kunstgegenständen, die hier überall verteilt sind. Geschmack haben die Kaibas jedenfalls, das lässt sich nicht leugnen, trotzdem mag ich besonders diesen Seto Kaiba nicht, daran wird sich vermutlich nie etwas ändern. Der Bodyguard bleibt vor einer unscheinbar wirkenden Tür stehen und klopft an, es erklingt ein herrisches „Ja“, das wohl eine Frage darstellen soll, aber eher genervt klingt. Er öffnet die Tür und steckt vorsichtig seinen Kopf hindurch. „Anzu Masaki ist jetzt hier mit den Akten der beiden Yakuzas, Sir.“ „Schick sie rein.“ „Jawohl, Sir.“ Er zieht seinen Kopf wieder zurück und öffnet die Tür ganz, dreht sich dann zu mir um und deutet mit der Hand an, dass ich jetzt eintreten kann, ich nicke ihm kommentarlos zu und betrete das Zimmer, das sich bei näherer Betrachtung anscheinend als Seto Kaibas Arbeitszimmer herausstellt. Seto Kaiba selbst sitzt hinter seinem Schreibtisch und mustert mich argwöhnisch. „Ich hatte mit den Mutous gerechnet, aber nicht mit Ihnen, Masaki. Ihre Abneigung gegen mich war immerhin für jeden ersichtlich.“ Ich zucke mit den Schultern und greife in meine Handtasche, um die Akten hervorzuholen, für die ich hergekommen bin. „Daran hat sich auch nichts geändert, Kaiba. Ich wohne nur in der Nähe und für mich ist es nur ein geringfügiger Umweg, wenn ich Ihnen erst die Akten vorbeibringe, bevor ich nachhause fahre. Yami und Yugi wohnen dagegen am anderen Ende der Stadt.“ Früher wohnten sie noch nicht dort, aber nach dem Tod der Eltern sind sie zu ihrem Opa gezogen, der dort anfangs einen Spieleladen hatte, aus dem er dann seine Hopes Detektei gemacht hat. „Wie auch immer. Spielt für mich keine Rolle. Geben Sie mir die Akten und verschwenden Sie nicht länger meine Zeit.“ Etwas angesäuert knall ich die beiden Akten auf seinen Schreibtisch und werfe ihm einen bösen Blick zu, den er einfach ignoriert, indem er nach den Akten greift und seine Aufmerksamkeit nur noch darauf lenkt. Dieser eingebildete Fatzke! Egomane! Wütend dreh ich mich um und will dieses Zimmer und die Villa nur noch so schnell wie möglich verlassen. Doch bevor ich die Tür öffnen kann, wird diese ruckartig geöffnet und jemand rennt mich beinahe um. „Ups! Hab nicht gewusst, dass Du Besuch hast, Kaiba. Tut mir leid, Miss, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Irritiert starre ich an diesem Störenfried hinauf, er ist etwa einen halben Kopf größer als ich und scheint sehr muskulös zu sein, was man unter seinem weißen Herrenhemd fast überdeutlich sehen kann, da es leicht durchschimmert und er sonst nichts darunter trägt. Das ist es aber nicht, was mich irritiert, sondern diese braunen Augen, die mich amüsiert mustern und die mir erschreckend bekannt vorkommen. Nur woher? Und dann diese blonden Haare, die ihm wild ins Gesicht hängen. Wo habe ich dieses Gesicht nur schon mal gesehen? In irgendeiner Akte? Oder kenne ich ihn von früher? „Köter! Noch nie was von Anklopfen gehört?“ „Zum letzten Mal, Kaiba, ich heiß nicht Köter, sondern Katsuya, merk Dir das mal und ich hab nicht angeklopft, weil es wichtig war, was ich zu sagen hatte, da wollte ich nicht erst warten bis Du mich hereinbittest.“ Katsuya? „Katsuya Jonouchi?“ Er wirft mir einen fragenden Blick zu. „Ja? Kennen wir uns?“ Ich schüttle den Kopf und zucke dann mit den Schultern. „Nein. Ich glaube nicht. Allerdings kommen Sie mir bekannt vor. Ich habe Sie aber etwas jünger in Erinnerung, glaube ich. Ich bin nicht ganz sicher.“ Er mustert mich eingehend und dann weiten sich seine Augen beinahe panisch und ich höre nur ein leises geflüstertes Wort. „Shizuka.“ Und ich begreife, warum mir sein Gesicht so bekannt vorkam. Warum habe ich es nicht gleich bemerkt? Dieser zornige Blick, den er mir gerade zuwirft und die wilden Haare, die ihm ins Gesicht fallen. „Du…? Bevor ich meinen Satz richtig aussprechen kann, greift er mir mit der rechten Hand an die Kehle und drückt zu. „Kein Wort! Oder ich brech Dir das Genick!“ Und ich zweifle keine Sekunde daran, dass er es ernst meint. Er ist noch immer dieses wilde Tier von damals, das wilde Tier, das sich nur verteidigt, weil es in die Ecke gedrängt wurde. „Köter! Hast Du sie noch alle? Das ist eine Polizistin, Gottverdammt!“ „Halt Dich aus meinen Angelegenheiten raus, Kaiba! Das hier geht Dich nichts an!“ „Ich trage für Dich die Verantwortung, also geht mich das sehr wohl etwas an. Du wirst in meiner Villa keinen Mord begehen und erst recht nicht an einer verdammten Polizistin.“ „Dann werd ich sie vor Deiner Villa umbringen und nicht mehr wiederkommen. Zufrieden?“ „Nein! Wirst Du nicht! Ich habe eine hohe Kaution für Dich bezahlt. Du schuldest mir was und eine einzige Nacht ändert nichts daran!“ Die Hand an meiner Kehle lockert sich leicht und er funkelt Kaiba, der inzwischen näher gekommen ist, wütend an. „Du bist ein verdammtes Arschloch, Kaiba!“ „Ich weiß, ändert aber nichts daran, dass ich Recht habe, Katsuya.“ Er zieht wütend seine Augenbrauen zusammen und lässt endlich von mir ab, um stattdessen nach dem Hemdkragen von Kaiba zu greifen. „Ach nee? Jetzt fällt Dir ein wie ich heiße, ja? Du verdammter Bastard!“ „Ich vergesse nie etwas, das könnte ich mir gar nicht leisten, Köter.“ „Halt Deine verdammte Klappe, Du Mistkerl!“ „Sonst was?“ Das beinahe schon hinterhältige Grinsen auf dem Gesicht dieses Yakuzas lässt mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. „Sonst zeige ich Dir mal was passiert, wenn ich die Kontrolle verliere.“ Kaibas Grinsen raubt mir beinahe den Atem. Seit wann zeigt er so viele Emotionen? Und vor allem, seit wann grinst er so herausfordernd? „Soll ich etwa Angst haben, Hündchen?“ Und in der nächsten Sekunde passiert etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Dieser Katsuya zieht Kaiba tatsächlich am Hemdkragen zu sich runter und küsst ihn, heiß und verlangend. Und als wäre das nicht schlimm genug, küsst Kaiba ihn auch noch zurück, ebenso gierig, wie es scheint. Dabei starren sie sich gegenseitig an, als wollten sie sich mit bloßen Blicken erdolchen, während sie sich gegenseitig auffressen. Mit einer kurzen Handbewegung hinter dem Rücken des Yakuzas deutet Kaiba an, dass ich verschwinden soll, was ich auch ohne nachzudenken tue. Nur raus aus dieser verfluchten Villa und weg von diesen wilden Tieren, bevor ich als Frühstückshappen auf ihrem Esstisch lande. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)