Apfelkuchen von Dekowolke (Fenders) ================================================================================ Kapitel 12: Apfelkuchen ----------------------- Vorsichtig nahm Fenris seine Handschuhe ab und legte sie zur Seite auf einen kleinen Tisch. Eigentlich musste er sie nicht mehr tragen, genauso wenig wie seinen Brustpanzer, gab es doch nichts mehr, was er noch beschützen musste. Nach dem Vorfall in Kirkwall hatte Varric ihm seine abgelegte Rüstung gebracht und war dann zurück gekehrt. Hawke kam auch gut allein zurecht, segelte sie mit Isabela und Merril an ihrer Seite wahrscheinlich gerade fröhlich durch die Weltmeere. Aveline konnte schon immer auf sich alleine aufpassen, Sebastian würde niemals auch nur einen Fuß hierher setzen und Anders...  Seufzend schüttelte der Elf seinen Kopf und griff stattdessen nach einer Schüssel, in welche er Eier mit Mehl und Milch zu mischen begann. Anders brauchte seinen Schutz ebenfalls nicht, das war ihm nun wirklich mehr wie nur bewusst. Trotzdem legte man alte Gewohnheiten nur sehr schwer ab, zumal diese sehr tief in seinem Bewusstsein verankert war. Er war immer die Leibwache eines Magiers gewesen, auch wenn er mehrmals darin versagt hatte. Zweimal hatte er Danarius nicht beschützt und Anders... Noch heute, zwei Jahre nach der Explosion meinte Fenris das Blut an seinen Händen sehen zu können. Blut, welches vergossen wurde, weil er nicht aufgepasst hatte, weil er gezögert hatte statt einfach ihrem Plan zu folgen! Der Magier hatte ihm vertraut, sogar so sehr, dass er sich von ihm hatte angreifen lassen! Doch er hatte gezögert, war zu spät gekommen.  Ärgerlich schüttelte der Krieger seinen Kopf, presste die Lippen zusammen und gab weitere Zutaten in die Schüssel, ehe er den Teig darin zu kneten begann. Das war gut, hier konnte er seine ganze Wut abladen und damit doch etwas Gutes erschaffen. Als der Teig ordentlich bearbeitet war, ging es ein paar Äpfeln an den Kragen. Sie waren nicht besonders groß, dafür jedoch tiefrot und unglaublich süß. Genau das Richtige für ihn und den Kuchen. Alles hatte mit so einem Kuchen angefangen, ohne diesen wäre er dem Magier niemals näher gekommen, hätte niemals versucht ihn zu verstehen. Sorgsam entfernte Fenris das Kerngehäuse und die Schale, schnitt den Apfel dann in gleichgroße Spalten und ließ fast alles fallen, als etwas Warmes und Weiches auf seinen Fuß trat.  Dieses verfluchte- "Mooooew". Grüne Augen, die seinem im Nichts nach standen richteten sich anklagend auf Fenris, während der orangefarbene Schwanz und ruhig zuckte. Die Pfote ließ das feline Biest eiskalt weiter auf seinem nackten Fuß stehen, während sich Elf und Kater ein regelrechtes Duell mit den Augen lieferten. Der Kater maute ihn erneut an, energischer diesmal und für einen kurzen Moment huschten dessen Augen zu Fenris Hand, in der dieser noch einen halben Apfel hielt. Verfressenes Biest!  "Vergiss es, du bist eh schon zu fett", schnaubte Fenris, schnitt sich etwas von dem Apfel ab und schob es sich demonstrativ in den Mund. Sofort protestierte der Kater lauthals, schlug mit einer Pfote nach dem Bein des Elfen und versenkte seine Krallen dabei in der schwarzen Leggins. Die grünen Augen hatten sich verengt, die Botschaft war klar. Doch der Elf ließ sich doch nicht von einem blöden Flohträger herumscheuchen! Ungeachtet des Schmerzes in seinem Bein, ging Fenris langsam vor dem Tier in die Hocke, brachte sein Gesicht nahe an das des Katers. "Du. Bist. Zu. Fett!", wiederholte der Elf und wurde mit einer Pfote auf seiner Nase belohnt. Allerdings diesmal eine krallenlose Pfote. Gutes Biest, es hatte wohl aus ihrer letzten Auseinandersetzung gelernt! Keine Krallen ins Gesicht!  "Moooooooew." Abermals mauzte ihn das Tier an, diesmal jedoch scheinbar versöhnlicher, die eine Pfote löste sich vom Bein des Elfen, doch die andere lag noch immer auf der Nasenspitze des Elfen. Seufzend gab der Elf schließlich nach, schnitt etwas vom Apfel ab und hab es dem Tier, welches sofort am Boden zu fressen begann. "Aber wehe dir, du verrätst mich!", forderte Fenris noch, was mit einem tiefen Brummen beantwortet wurde. Toll, jetzt tat er schon so, als könnte das Tier ihn an irgendwen verraten! Sobald das Wetter besser wurde und es nicht mehr so kalt war, würde er wieder mal in die Stadt gehen. Sicher, er besaß ein paar dicke Stiefel und Socken gegen die eisige Kälte und dem Schnee aber... Er bevorzugte es trotzdem noch immer, barfüßig zu sein.  Da seine kleine pelzige Ablenkung ihren Willen nun bekommen hatte und sich vor dem Feuer im Kamin einrollte, kümmerte sich Fenris weiter um den Kuchen, fette eine Form ein, legte den Teig darin aus und gab dann die Äpfel dazu. Noch eine kleine Füllung dabei und das ganze kam in den kleinen Ofen, in dem ebenfalls ein kleines Feuer loderte. Als der Kuchen schließlich fertig war, erfüllte ein ihm nur allzu vertrauter Geruch das kleine Haus am Stadtrand und Erinnerungen an die Zeit in Kirkwall kamen in Fenris hoch. Er vermisste Kirkwall und seine Freunde, ja. Aber dort gehörte er nicht mehr hin und dort gab es auch nichts mehr für ihn. Er hatte nun ein neues Leben aufgebaut und würde versuchen, so normal wie möglich zu wohnen.  Fenris hatten den Kuchen gerade aus der Form geholt, da hörte er wie sich die Türe zum Haus öffnete. Schwere Schritte brachte seine Ohren zum Zucken und als er ein vertrautes Stöhnen und Fluchen hörte, begann er über den Kuchen hinweg zu lächeln. Lange musste er nicht mehr warten, da hörte er die Schritte näher kommen und zwei Arme schlangen sich um ihn, die Hände in Handschuhe gehüllt. "Riecht nach einem Apfelkuchen", bemerkte der Mann hinter ihm amüsiert, während Fenris schon die Augen rollte. Dass dieser Kerl auch immer zu reden musste und dabei auch nur Blödsinn!  "Könnte daran liegen, dass es auch einer ist", gab Fenris zurück und sah leicht zur Seite, während der Größere sein Kinn auf seine Schulter stützte. Sofort hob der Elf eine Hand und fuhr durch den dichten Bart, fasziniert davon wie dieser trotz den rasch schmerzenden Eiskristallen so weich sein konnte. Er hatte eine Weile gebraucht, bis er sich daran gewöhnt hatte, aber er musste auch zugeben, dass ihm dieser dichte Bart stand. Auch das rotblonde Haar war noch eine Spur länger geworden, wurde nicht mehr mit einem Lederband sorgsam aus dem Gesicht entfernt. Langsam lösten sich die Arme wieder von Fenris, welcher sofort die Gelegenheit nutzte, um sich umzudrehen und den Mensch genauer anzusehen.  Wie üblich sah er müde aus, das Gesicht von der Kälte und dem Wind draußen gerötet. Aber die braunen Augen strahlten ihn wachsam an. Wie jeden Tag hob Fenris eine Hand und legte sie auf die Brust des Magiers, suchte den Herzschlag darin und vergewisserte sich jedes Mal aufs Neue, dass das hier kein Traum war. Er hatte diesen Mann für tot gehalten und nicht mehr gewußt wohin mit sich. Umso erschrockener war er gewesen, als er die Pfeil mit Hilfe seiner Macht hatte entfernen wollen. Der Pfeil hatte das Herz und die Arterien nur knapp verfehlt und als Fenris den so verdammt schwachen Herzschlag an seiner Hand gespürt hatte, wäre er fast vor Schreck davon gelaufen.  Doch er war geblieben, hatte fieberhaft in seiner Tasche nach Tränken gesucht und sie dem Menschen in den Mund gekippt, ehe er den Pfeil entfernt hatte. Jede Nacht hatte er wach gelegen, das Ohr auf die Brust des Magiers gelegt und dem Herzschlag gelauscht. Anders war nie aufgewacht in der Zeit und als das Herz eines Nachts stehen geblieben war, hätte der Elf schreien können. Vielleicht hatte er es auch getan, er wusste es nicht mehr so genau. Aber er hatte immerzu auf den Toten eingeredet und schließlich aus purer Verzweiflung nach dessen Herz gegriffen und das Lyrium aufleuchten lassen. Was hatte er denn schon zu verlieren gehabt?  Als das Herz in seiner Hand nach qualvollen Sekunden wieder zu schlagen begonnen hatte und Anders, hektisch nach Luft schnappte nur um anschließend zu husten, wäre ihm fast selbst das Herz stehen geblieben. Natürlich war danach nicht alles gut gewesen, Anders hatte viel Blut verloren und für eine Weile hatte dieser nicht einmal Zugang zum Nichts gehabt, konnte keine Magie wirken. Erst mit fortschreitender Genesung kam auch langsam die Magie zurück. Doch der Geist war verschwunden, war mit dem Zeitpunkt des kurzen Todes erneut ins Nicht übergegangen. Trotzdem hatten sie nicht mehr zurück gehen können, Anders war gesucht und sollte für die Explosion zur Rechenschaft gezogen werden. Nicht, dass Fenris das jemals zulassen würde!  "Du denkst zuviel nach, Fenris", lachte Anders warum und begann damit, den Mantel und die Handschuhe auszuziehen. Der Mensch hatte abermals an Gewicht zugelegt und an seinem Ohr schimmerte ein goldener Ohrring. Allgemein sah er auch viel entspannter aus, gerade zu glücklich. "Meine Mutter fragt, ob wir nicht demnächst einmal vorbei kommen. Außerdem sollen wir Pouncie mitnehmen, sie hätte was ganz Besonderes für ihn." "Wie ich deine Mutter kenne, ist das etwas zu fressen. Das Biest ist eh schon viel zu Fett, Anders! Noch mehr Futter und du kannst ihn demnächst durch die Gegen rollen weil er nicht mehr gehen kann", gab Fenris zurück und sofort kam ein protestierendes Grummeln und Grollen vom Kamin. Binnen weniger Sekunden hockte Anders schon bei seinem Kater und redete mit ihm, als wäre es ein kleines Baby. Apropos Baby... "Was ist mit deinem Vater? Hat er sich langsam damit abgefunden, dass er... Wir... Dass du..." "Meine Schwester ist schwanger, jetzt muss er es einfach akzeptieren. Und wenn nicht, nun, das ist mir dann auch egal. Ich habe ihm zwar verziehen, ja. Aber ich werde es niemals vergessen und das weiß er genau", erwiderte Anders hart und kam mit einem Arm voll orangener Katze zurück. Sofort sahen sich grünen Augen wieder an und ein zufriedenes Brummen war von dem Tier zu hören, während Fenris die Stirn in tiefe Falten legte. Blödes Vieh!  "Der kann heute hier unten schlafen!", beschloss Fenris einfach und meinte fast sehen zu können, wie sich die Augen des Fellträgers erneut verengten. Pah, er hatte ihnen hier das Haus am Stadtrand in Anderfels besorgt, er bestimmte also auch, mit wem er seinen Magier wann teilte! Schlimm genug, dass dieser schon wieder überlegte, ob er nicht wieder eine freie Klinik eröffnen sollte. Natürlich wieder einmal direkt unter der Nase der Kirche! Närrischer Magier... Aber das würde Fenris ihm schon noch austreiben. Er sollte schön dabei bleiben, seine Tränken zu verkaufen. Das war sicherer. "Warum sollte er nicht mit ins Schlafzimmer kommen?" Fragte ihn der Magier das gerade ernsthaft? Fragte er ihn gerade wirklich, warum dieses Biest nicht mitkommen sollte? Fassungslos starrte Fenris den Magier an, welcher sich verzweifelt um eine unschuldige Miene bemühte. Vergeblich allerdings, denn der Elf konnte genau sehen, wie dessen Mundwinkel zuckten. Aber gut, das konnte er auch. Langsam trat er auf den Blonden mit dem Kater zu, stellte sich auf Zehenspitzen und beugte sich dann zu dessen Ohr vor. Dass Anders Atem für einen kurzen Moment stockte, brachte den Krieger zum Lächeln, wollte er den Magier nur zu gerne immer wieder einmal aus dem Konzept bringen.  "Nun, ich hatte eigentlich vor gehabt, nachher mit dir den Kuchen zu essen. Leider haben wir aber keine sauberen Teller mehr, weil er gewisser Jemand sich wieder vorm Spülen gedrückt hat. Daher dachte ich, dass du doch ebenso gut als Teller fungieren könntest. Für den Kuchen und die Sahne, die du damals ja hast fallen lassen", grinste Fenris gegen das Ohr und lehnte sich dann wieder zurück. Er sah gerade noch, wie das braune Augenpaar zum Kuchen huschte, ehe es sich auf den Elfen richtete. Schon jetzt wusste Fenris, dass er gewonnen hatte. Er würde immer gewinnen, denn er wusste genau, womit er Anders ein wenig... 'manipulieren' konnte. Das Biest konnte später ja dann noch in den Raum kommen, hinterher war es ihm eh egal.  "Der Kuchen sieht aber noch recht heiß aus...", murmelte der Magier und räusperte sich leicht, was Fenris erneut zum Grinsen brachte. Er hatte gewonnen. Und zwar Hochhaus! Jetzt stand es endlich Mal 7 zu 9! Und bald würde Fenris auch in Führung gehen und dann konnte der Kater einpacken! Das war sein Magier! Nur wegen ihm war das Tier doch überhaupt hier. Er hatte ihn aufgelesen und Anders zum Geschenk gemacht.  "Allerdings. Ich habe ihn erst vor Kurzem aus dem Ofen geholt." Abermals sah Anders zur zu dem warmen Kuchen, schien abzuwägen ob er sich mit ein paar leichte Verbrennungen anfreunden könnte. "Wir können ja auch nur die Sahne nehmen, wenn du keinen Kuchen willst, Anders." Abermals räusperte sich der Magier, begann dann aber schon zu lächeln und binnen weniger Augenblicke wurde Ser Pounce-a-lot auch schon auf dem Boden abgesetzt. Sehr zu dessem Missfallen. Pech gehabt, heute war Fenris an der Reihe!  "Ah...ich...geh dann schon mal vor und... Mich umziehen und so", murmelte Anders noch, ehe er schon Kehrt machte und das Badezimmer aufsuchte. Fenris hingegen grinste triumphierend, sah dem eingeschnappten Kater noch nach wie er zurück zum Feuer ging und begann dann schon, die Sahne zu schlagen. Er würde dem Biest schon noch zeigen, wer hier die Hosen an hatte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)