Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube von CreamOverMoon (oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel5 - Die Frage lautet warum (Seelenfinsternis) --------------------------------------------------------------- Was um alles in der Welt war nur mit ihm los? Mit kaum verhohlener Wut über sein eigenes – völlig schwachsinniges – Verhalten und blankem Unverständnis schoss Sesshoumaru wie ein Pfeil durch die klare Luft. Den toten Körper Kagomes hielt er weiter fest an sich gedrückt. Sie hatte Spuren hinterlassen, nicht nur sein Inneres war in Unordnung geraten, auch sein sonst strahlend weißer Haori war von dem Blut besudelt, das aus der Brust der Miko sickerte und den Stoff über seinem eigenen Herzen rot färbte. Angewidert verzog er das Gesicht, als er den sich ausbreitenden Fleck bemerkte. Er hasste den Gestank von menschlichem Blut, er ekelte ihn einfach an. Stechend metallisch, süßliche Fäulnis und noch etwas, für das ihm die Worte fehlten; Er konnte förmlich die Schwäche darin riechen. Alles, was er an Menschen verabscheute, war in diesem Duft vereint. Um sein Leiden noch zu vergrößern mischte sich langsam aber stetig der dumpfe Moder des Todes darunter und er fragte sich erneut, was um alles in der Welt ihn davon abhielt die stinkende Leiche auf der Stelle fallen zu lassen. Dieser plötzliche Impuls, der ihn überkommen hatte, als er sie mit dem Pfeil in der Brust zusammenbrechen sah, wo kam er her? Das war nicht er selbst, er hatte keinerlei Interesse an der Miko. Für einen kurzen Moment hatte er versucht sich dem Drängen aus seinem Innern zu entziehen, hatte mit aller Kraft versucht sich einfach umzudrehen und sie im Dreck liegen zu lassen. Doch kaum hatte sich dieser Gedanke in seinem Kopf manifestiert, wurde der Zwang stärker. Etwas schrie laut auf in ihm, befahl ihm unmissverständlich, dass er den toten Körper der Priesterin aufnehmen solle. Wie um diesen Appell zu unterstreichen, krampfte sein Herz in der Brust, als er ein letztes Mal vergeblich versuchte sich diesem fremden Verlangen zu entziehen. Schließlich hatte er nachgegeben. Ein Kampf gegen einen unbekannten Gegner, den er einfach nicht mit seinen Sinnen fassen konnte, war sinnlos und vielleicht würde er auf diesem Wege Antworten finden. So hatte er sich den schlaffen Leib über die Schulter gelegt und war einen Augenblick später am Horizont verschwunden. Die Frage war nur, was er mit der toten Gespielin seines Halbbruders tun sollte. Wer auch immer ihn dazu gezwungen hatte sie mit sich zu nehmen, hatte es versäumt weitere Anweisungen zu erteilen. Die Logik ließ eigentlich nur einen Schluss zu und würde so auch erklären, warum ausgerechnet er sie sich aufladen musste: Tenseiga. Er war der einzige Youkai auf der Welt, der mächtig genug war das heilende Tenseiga zu führen und so Tote der Hölle nochmals zu entreißen. Es erwachte die leise Hoffnung in Sesshoumaru, dass er nur ein Mittel zum Zweck sein würde und seine Rolle in dieser Schmierenkomödie endete würde, sobald er seinen Zweck erfüllt hatte. Aber warum hatte Kagome sich dann absichtlich vor ihn geworfen, um den für ihn bestimmten Pfeil abzufangen? Wenn diese Menschenfrau nicht so kolossal sinnlos und dumm gehandelt hätte, dann würden seine Gedanken sich jetzt nicht im Kreis drehen, seine Kleidung würde nicht nach Blut und Mensch stinken und er könnte seiner Wege gehen. Gefährlich leise knurrte er. Wer auch immer es wagte ihn, Sesshoumaru, Herrn der westlichen Länder, als nützliches Werkzeug zu benutzen, würde es bitter bereuen. Es würde Blut regnen, wenn er demjenigen gegenüberstehen würde, an dessen Händen die Fäden dieses Spiels zusammenliefen. Niemand erteilte ihm Befehle, niemand machte sich über ihn lustig. Nicht ohne dafür mit seinem Leben zu bezahlen. Es war zwecklos an diesem unglückseligen Tag noch zu versuchen irgendetwas für Kagome zu erreichen. Sango war immer noch sehr geschwächt von der Vergiftung und Inuyasha war noch immer nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Es war das Beste fürs Erste auf der Lichtung ein Lager aufzuschlagen, beschloss Miroku, dem unfreiwillig nun die Rolle des Anführers zugefallen war. Er schickte Shippo in den angrenzenden Wald um wieder Feuerholz zu sammeln, doch er schärfte dem Kitsune ein vorsichtig zu sein und sich nicht weit zu entfernen. Niemand wusste, ob einer von Narakus Lakaien wohlmöglich noch in der Gegend weilte und der Mönch wollte kein Risiko eingehen. Nicht jetzt, wo sie so geschwächt und beinahe schutzlos waren. Um ganz sicher zu gehen bat er Kirara das Fuchskind zu begleiten. Bald schon kehrten die beiden unbeschadet zurück und ein kleines Feuer, das hoffentlich nicht zu viel Aufsehen erregen würde, war schnell entfacht. Miroku saß vor dem Lagerfeuer und hatte Sangos Kopf auf seinen Schoß gebettet, damit die Dämonenjägerin sich in der Wärme des Feuers von den Strapazen erholen konnte. Nachdenklich starrte er in die sich im Wind wiegenden Flammen. Aber so sehr er auch grübelte, es wollte ihm einfach kein vernünftiger Grund einfallen, warum der kaltherzige Daiyoukai des Westens Kagome mit sich genommen hatte. Stand er auch unter einem Zauber? Hatte er am Ende Pläne mit der Miko, stand er wohlmöglich hinter all den Vorkommnissen? Den letzten Gedanken verwarf der Mönch gleich wieder. Es war nicht Sesshoumarus Stil andere die Arbeit machen zu lassen. Wenn er etwas zu erledigen hatte, dann kümmerte er sich selbst darum, für gewöhnlich mit einer tödlichen Präzision und blutiger Gründlichkeit. Trotzdem halfen diese Überlegungen nicht das Motiv des Dämons zu erforschen. Was versprach er sich von Kagomes totem Körper? Ein Ächzen und Stöhnen riss den Mönch schließlich aus seinen kreisenden Gedanken. Langsam kam Inuyasha wieder zu sich, rieb sich immer wieder mit dem Handrücken über seine schmerzende Stirn. „Wo… was ist passiert?“, murmelte er und richtete sich kraftlos auf. Aber kaum war sein Blick klar genug um sich seiner Umgebung bewusst zu werden, rief er aus: „Kagome! Wo ist sie?“ Aufgeregt sah der Hanyou sich immer wieder um. Behutsam legte Miroku die schlafende Schönheit von seinen Beinen auf den Boden und wandte sich dann zu seinem Freund. „Bleib liegen, Inuyasha. Es hat dich ziemlich heftig erwischt.“ „Miroku!“, stieß der Verwirrte erleichtert aus, als er seinen Freund im flackernden Licht des Feuers erkannte. „Was ist passiert? Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist Kikyou, die hier auf mich gewartet hat.“ Der Mönch atmete einmal tief durch. Es führte kein Weg daran vorbei, er musste Inuyasha reinen Wein einschenken, auch wenn das ein sehr unangenehmes Gespräch werden würde. „Naraku. Er hat Kikyou verhext und sie dazu gebracht dich außer Gefecht zu setzen.“ „Was, aber…?“ Die Augen des Halbdämons wurden immer größer, doch bevor er seiner Verwunderung weiter Ausdruck verleihen konnte, schnitt ihm Miroku das Wort ab und berichtete weiter. „Der Kuss war vergiftet, er diente nur dazu dich schwächen. Naraku hat er irgendwie geschafft Kontrolle über Kikyous Willen zu erlangen.“ Fassungslos starrte der so Betrogene, schüttelte immer wieder den Kopf. „Kikyou… nein, das darf nicht sein“, flüsterte er mit erstickter Stimme. „Er hat auch Kaede verhext, die Sango und Kagome mit irgendeinem Gebräu vergiftet hat und hierher zu Naraku gebracht hat. Als ich sie schließlich gefunden hatte, war es zu spät.“ Traurig senkte er den Kopf, die grausamen Bilder überfluteten seine Gedanken und er war noch immer beschämt über seine Unfähigkeit eingreifen zu können. Inuyasha bemerkte die düsteren Gedanken sofort, die die zusammengekauerte Gestalt des Mönchs umgaben. „Kagome… was ist passiert?“ Mirokus Stimme brach immer wieder, als er schließlich von den sich überschlagenden Ereignissen dieses traurigen Tags berichtete. „Sesshoumaru tauchte plötzlich aus dem Nichts auf. Wahrscheinlich war er irgendwo auf Narakus Fährte gestoßen und hatte ihn verfolgt. Ohne mit der Wimper zu zucken hat er Kaede getötet, als Naraku sie zwang sich ihm in den Weg zu stellen.“ Ein Stich durchfuhr das Herz des Hanyous, aber er zwang sich weiter der grausamen Wirklichkeit ins Auge zu blicken. „Was ist mit Kagome?“, fragte er nun drängender. Abwesend sah Miroku in das knisternde Feuer, monoton und bar jeder Emotion verließen die Worte seinen Mund. „Kikyou – oder besser gesagt Naraku – hatte daraufhin deinen Bruder ins Visier genommen, sie zielte mit einem Pfeil auf ihn. Vielleicht war es auch ihr eigener Wille, der durch den Wunsch nach Rache für ihre Schwester wieder stärker geworden war als Naraku, ich bin mir da nicht sicher. Dein Bruder, er schien sich regelrecht darauf zu freuen sie nun auch töten zu können…“ „Miroku, hör endlich mit dem Herumreden auf und komm zum Punkt! Was zur Hölle ist mit Kagome?“, schrie Inuyasha nun merklich aufgebracht. Er ahnte, dass seiner Freundin etwas zugestoßen sein musste, sonst würde der Mönch sich nicht hinter vielen umständlichen Worten verstecken. „Sie ist tot!“, schrie Miroku verzweifelt auf, die Augen fest geschlossen. Sofort verschwand jeder Zorn aus dem Gesicht des Hanyous. Fassungslos starrte er die zusammengesunkene Gestalt neben sich an, die ihren Kopf gesenkt hielt und sich immer wieder schüttelte. „Was… aber wie?“, stammelte er schließlich viele Augenblicke später, als der Schock der schlechten Nachricht ihn aus der lähmenden Umklammerung entließ. Mit brüchiger Stimme vollendete der Mönch schließlich seine Erzählung: „Sie muss wohl wieder zu sich gekommen sein, als Sesshoumaru aufgetaucht war. Genau als Kikyou ihren Pfeil auf ihn schoss, hatte sie sich wieder aufgerappelt und warf sich dazwischen. Es ging so furchtbar schnell… Man könnte fast meinen, dass sie deinen Bruder beschützen wollte, indem sie ihr eigenes Leben für ihn opfert. Aber warum nur? Ich verstehe nicht, was sie dazu bewegt hat.“ Bekümmert wandte Inuyasha seinen Kopf weg vom hellen Schein des Feuers. Der Schatten der Nacht sollte das verräterische Glitzern in seinen Augen verbergen. Kagome… warum hatte sie das getan? Er wusste, dass sie ein viel zu großes Herz hatte und in jedem Wesen immer nur das Gute sah, aber sein unbarmherziger und kalter Halbbruder? Er hatte vor gar nicht allzu langer Zeit versucht sie zu töten, hatte sie das etwa vergessen? Was sah sie in dem Daiyoukai, was war das zwischen ihnen, das sie dazu brachte solch ein Opfer zu bringen? Hatte sie Angst um Sesshoumarus Leben gehabt? Kikyous Pfeile waren lange nicht mehr so mächtig wie früher, als sie noch nicht von Hass und Rachegelüsten zerfressen war. Selbst einen Volltreffer hätte der arrogante Drecksack wohl weggesteckt, wie Inuyasha zerknirscht zugeben musste. Wusste sie das nicht oder was hat sie blind werden lassen? Er verstand das alles nicht, aber eins verstand er sehr wohl: Sein verdammter Bruder war wieder einmal schuld an allem! Er hatte nichts getan um sie zu retten, nur seinetwegen war Kagome tot! Blinder Zorn und rasende Wut kochten im Herzen des Halbdämons, verdrängten die Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. Oh, er würde ihn zur Rechenschaft ziehen und bezahlen lassen für das, was er getan hatte! Das schwor sich Inuyasha, selbst wenn es das Letzte sein würde, was er tat, er würde Kagome rächen! Doch schnell versuchte er sich wieder zu beruhigen. Sesshoumaru würde seinem Schicksal nicht entkommen, das würde auch noch einen Moment warten können. Misstrauisch sah sich der Hanyou um, er wunderte sich schon die ganze Zeit, dass er Kagomes leblosen Körper weder sehen noch riechen konnte. Hatte man ihm etwa auch noch genommen, dass er sich von ihr verabschieden konnte? „Wo ist sie, Miroku?“, fragte er mit einer Spur mehr Verzweiflung in der Stimme, als er eigentlich zugeben wollte. Sein Kamerad atmete tief durch. Er hatte schon vorher bemerkt, wie sehr es Inuyasha aufwühlte zu wissen, dass sein Bruder an Kagomes Tod beteiligt war. Jähzorn durchwirbelte die Aura, das war dem Mönch nicht verborgen geblieben. Wie würde der Hanyou nur reagieren, wenn er jetzt noch erführe, dass sein verhasster Bruder auch noch den toten Leib ihrer Freundin entführt hatte? Er hatte die Befürchtung, dass dann endgültig alle Sicherungen in Inuyasha durchbrennen würden und er kopflos seinen Bruder jagen wollen würde. Andererseits konnte er das seinem Freund nicht verheimlichen, auch wenn es ziemlich waghalsig war auf die Vernunft des Hitzkopfes zu vertrauen. „Er hat sie mit sich genommen“, orakelte Miroku und versuchte dabei so uneindeutig wie irgend möglich zu bleiben. „Wer, Naraku?“, blaffte Inuyasha sofort mit neu entflammter Wut. Die Reaktion seines Freundes zerstörte im Handumdrehen alle zart keimende Hoffnung in Miroku, dass er nicht sofort blind und rasend vor Zorn davoneilen würde. Es war aber zwecklos sich weiter Gedanken zu machen. „Nein, Sesshoumaru“, seufzte der Geistliche und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch nichts geschah, kein Ton verließ die Kehle des Hanyou. Fassungsloses Entsetzen war in sein Gesicht gemeißelt, er schien überhaupt nicht den Sinn hinter den Worten Mirokus zu begreifen, aus dem einfachen Grund, dass sie einfach keinen Sinn machen konnten. Das war doch lächerlich, das konnte nicht sein! „Es ist wahr, ich habe gesehen, wie er mit ihr über der Schulter weggeflogen ist“, wurde ihm als Antwort auf seinen dümmlichen Gesichtsausdruck beschieden. Es dauerte eine ganze Weile, bis der immer noch von den Nachwehen des Giftes malträtierte Verstand Inuyashas das Puzzle der angebotenen Informationen zusammengesetzt hatte. Doch kaum fügte sich das letzte Teil ein, explodierte seine Wut erneut. „Wie kann der elende Bastard es nur wagen?“, schrie er atemlos, „Was denkt er, was er da macht? Will er sich jetzt etwa noch an ihrem Körper vergehen, nachdem er ja wohl schon ihren Geist verhext hat?“ Er war sofort auf den Beinen und lief rastlos hin und her, innerlich kochend vor Wut und blankem Hass. „Beruhig dich, wir wissen nicht, was er sich dabei gedacht hat. Ich glaube nicht, dass Sesshoumaru die Art Dämon ist, die sich an toten Menschen vergeht“, sprach Miroku sachte auf den aufgebrachten Hanyou ein. „Ach ja?“, herrschte der sofort zur Antwort, „Du kennst ihn nicht, du weißt nicht, wozu er fähig ist. Der Drecksack hasst nichts auf der Welt so sehr wie Menschen, was lässt dich annehmen er hätte keine Hintergedanken?“ Müde rieb sich Shippo die Augen. Die ganze Aufregung des Tages hatte ihn so mitgenommen, dass er kurz nachdem das Feuer in Gang gebracht worden war an Kirara gekuschelt eingeschlafen war. Doch lautes Geschrei hatte ihn aus seinen Träumen gerissen und nun sah er schlaftrunken, wie Inuyasha und Miroku sich stritten. Fetzen des Gesprächs erreichten den Kitsune, der sich bemühte einigermaßen zu verstehen, worüber die beiden Männer stritten. Schließlich kommentierte er verschlafen: „Aber eigentlich ist das doch gut, dass Sesshoumaru sie mitgenommen hat. Vielleicht will er sie mit seinem Schwert wieder lebendig machen.“ Die erhitzten Gemüter kühlten sich schlagartig ab, alle Augen waren nun auf den kleinen Fuchs gerichtet. Inuyasha fragte sich, wie er dieses sehr entscheidende Detail übersehen konnte, wie blöd er eigentlich sein konnte. Es spendete ein Fünkchen Trost und Hoffnung, dass Kagome bei dem einzigen Wesen war, das die Macht hatte tote Seelen der Unterwelt wieder zu entreißen. Doch wieder stellte sich die unvermeidliche Frage: Warum sollte Sesshoumaru das tun, was hatte er nur für Motive? Entschlossen ballte der Hanyou die Fäuste. Wenn sein Halbbruder Kagome nicht wiedererwecken würde, dann würde er es tun und wenn es sein Leben kostete. Er würde Sesshoumaru besiegen und ihm Tenseiga entreißen, das schwor er sich. Miroku bemerkte den Wandel im Herzen seines Kameraden und versuchte zu verstehen, was in dem Weißhaarigen vor sich ging. „Lasst uns aufbrechen. Wir finden Sesshoumaru und Kagome und mit dem heilenden Schwert meines Vaters werde ich Kagome retten!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)