Briefe aus Hass und Leidenschaft von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 5: Der Besuch --------------------- --------------------------------------------------------------------------- Granger, ich werde morgen gegen 14 Uhr zu dir kommen. Die Adresse habe ich ja. Ich werde wahrscheinlich mit meinem neuen Rennbesen kommen. Mutter und Vater habe ich gesagt, ich fliege zu Crabbe, der komischerweise bei dir in der Nähe wohnt (naja ein, zwei Dörfer weiter). Ich werde meinen Teil der Aufgaben und Lösungen mitbringen und einige Bücher. Und eine Nasenklammer, ich kann den Muggelgeruch jetzt schon nicht ab. Draco Malfoy P.S.: Hoffentlich sieht dein Haus nicht aus wie das von den Weasleys, diese Bruchbude.... ------------------------------------------------------------------------------------ Hermine biss sich nach diesem Brief auf die Lippen und starrte eine Weile aus dem Fenster, als würde Malfoy dort jede Sekunde mit dem Besen auftauchen. Bis heute war es ihr noch nicht bewusst geworden, dass es wirklich Draco Malfoy war, der zu ihr nach Hause kommen würde. Der in genau 24 Stunden in diesem Raum sitzen würde. Hastig drehte sie sich auf ihrem Stuhl um und betrachtete mit Argwohn ihr Zimmer. Nein, alles war aufgeräumt und sauber und ordentlich wie immer. Sie hatte immerhin schon seit sie klein war Wert auf ein sauberes Zimmer gelegt. Die Regale waren vollgestopft mit Büchern und Heften, manchmal Fotorahmen dazwischen mit Bildern, die sie einfach liebte. Da waren Harry, Ron und sie in Hogsmead; sie und ihre Eltern, sie und Viktor Krum auf dem Schulabschlussball. Sie verdrehte die Augen, da sie genau wusste, dass Malfoy wahrscheinlich morgen durchs Zimmer stolzieren würde und jedes einzelne Foto gehässig kommentieren würde. Am Abendtisch war Hermine relativ still; ihr Vater lächelte ihr zu. „Und, wann kommt dein Lernpartner morgen?“ „Gegen 14 Uhr. Er wird mit dem Besen kommen, also erschreckt euch nicht, falls ihr es seht oder so. Und er ist nicht gerade nett.... Aber ich habe euch ja schon vorgewarnt.“ Sie seufzte leise. Ihre Mutter stellte frischen Salat auf den Tisch und tat Hermine etwas davon auf. „Und selbst wenn er nicht nett ist, wir werden ihn einfach so lange in Nettigkeit und Herzlichkeit ertränken, dass ihm schlecht davon wird.“ „Vielleicht flüchtet er ja dann.“ Und nach einem kurzen Moment brachen sie alle in herzhaftes Gelächter aus. In dieser Nacht konnte Hermine absolut nicht schlafen. Sie lag lange wach und starrte den Mond über sich an, der hell durch das Fenster schien. Noch nie hatte ein anderer Zauberer oder ehrlich gesagt ein Zauberer generell dieses Haus betreten.... Es war genau 14 Uhr, als Hermine draußen das deutliche Sausen und Bremsen eines Besens hörte; egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, nicht aufgeregt zu sein, ein wenig war sie es. Aber das war ja auch vollkommen klar. Sie schloss die Augen für einen Moment und dachte daran, wie Malfoy sich wohl gegenüber ihrer Eltern verhalten würde. Oh, hoffentlich hielt er seine vorlaute, große Klappe. Und hoffentlich stolzierte er nicht so. Und die Nase konnte er gewiss auch einmal unten halten. Er war hier immerhin nicht mehr der selbst ernannte Prinz von Hogwarts. Es dauerte einen kurzen Moment, bis Hermine begriff, dass Malfoy wohl keine Türklingel kannte. Sie hatte den Besen deutlich ankommen hören, doch danach hatte sie weder Klopfen noch Klingeln gehört. Wahrscheinlich war er so schockiert von der neuen Umgebung, dass er ohnmächtig vom Besen gekippt war. Ein kleines Lächeln huschte ihr über das Gesicht, als sie dieses Bild vor Augen trug. Plötzlich klingelte es laut und durchdringend. Mein Gott, lass die Glocke doch mal los, dachte Hermine und stieg die Stufen hinab, um Malfoy die Tür aufzumachen. Und tatsächlich, da stand er, mit einer Art Rucksack auf dem Rücken, einen Kapuzenpullover tragend, in einer Jeans und einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht, der wohl eindeutig von der Türklingel kam. „Das... was ist das?“ „Das ist eine Türklingel. Man betätigt sie, statt an eine Tür zu klopfen.“ „Ja, ach, Granger. Das habe ich auch wohl kapiert. Aber man kann doch auch klopfen? Eine total sinnlose Erfindung.“ Malfoy schnaubte und betrachtete die Klingel noch einmal, während Hermine die Augen verdrehte und ihm Platz machte. „Komm rein.“ Malfoy trat durch die Tür und stellte seinen Besen im Flur ab. „Ein Feuerblitz. Vater hat ihn mir endlich gekauft.“ „Schön, Malfoy. Harry hat auch so einen.“ Sie wusste genau, wie sehr ihn der Gedanke an Harry anstacheln würde, und sie sah zufrieden zu, wie sich Dracos Gesicht verzog. „Ja, super... Sankt Potter“, er sprach das Potter so aus, als sei es ein widerliches Schimpfwort. Dann trat er einige weitere Schritte ins Haus und sah sich neugierig um. „Euer Flur ist so groß wie das Wohnzimmer der Weasleys, denke ich“, schnarrte er und wandte sich um, um ihr ins Gesicht zu sehen. „Hab ich recht?“ „Malfoy, ist doch egal. Komm, ich stell dich meinen Eltern vor.“ „Wenn's sein muss...“ Das Murren klang echt, jedoch entging Hermine nicht, wie Malfoy sich vorher noch durch das blonde Haar fuhr. Ihre Eltern begrüßten Malfoy derart freundlich, dass es ihm glatt die Sprache verschlug. An seinen Augen konnte Hermine deutlich sehen, dass Malfoy sicher Wesen erwartet hatte, die ihn mit drei Augen anglubschen würden; jedoch war dies natürlich nicht der Fall. Was sie danach jedoch heftig erstaunte, war die Tatsache, dass Malfoy sich höflich verhielt; er gab Hermines Eltern die Hand, lächelte freundlich (Hermine traute ihren Augen nicht; ein freundlich lächelnder Malfoy sah irgendwie aus wie eine Maske) und bedankte sich, dass er da sein durfte. Er betonte sogar, sie hätten ein sehr schönes Haus. Und nicht einmal benutzte er das Wort „Muggel“ in ihrer Gegenwart. Da sie in der Küche standen, blickte Malfoy neugierig umher; was ihm als nächstes ins Auge fiel, war die Expressomaschine. Sie dampfte, während sie Expresso in eine kleine Tasse laufen ließ, die Hermines Mutter wohl trinken wollte. „Was ist das denn?“ Sein Gesicht verzog sich, als hätte er gerade die Geburt eines dreiköpfigen Hundes erlebt. „So eine Art Kaffeemaschine.“ „Dafür gibt es Maschinen?“ „Ja, wie du sehen kannst.“ Malfoy hob beide Augenbrauen an und sah der dunkelbraunen Flüssigkeit zu, wie sie langsam in den Becher tröpfelte. „Mom, wir gehen dann mal nach oben.“ „Macht das. Ich bringe euch später noch einen Snack hoch!“ „Ja, danke.“ Sie führte Malfoy die Stufen hoch in ihr Zimmer; als er eintrat, sah er sich zunächst um. „Größer und sauberer, als ich gedacht hätte.“ Langsam schritt er durch den Raum; und wie erwartet, sobald ihre Eltern nicht in der Nähe waren, kam der miese Malfoy wieder durch. Er hatte die Bilder im Regal entdeckt. „Oh man... Du und Krum? Taha, der hat so eine große Nase wie du Vorderzähne hast... Habt ihr euch beim Tanzen nicht ständig weh getan?“ Hermine, die schon Platz genommen hatte und die Augen verdrehte, antwortete: „Nein, Malfoy. Und jetzt komm zum Lernen.“ Doch er hörte nicht und betrachtete alles weiterhin mit der Neugier eines Kleinkindes. „Warum bewegen sich manche Bilder nicht?“ „Weil es Fotografien sind. Die Muggelbilder bewegen sich nun einmal nicht.“ „Sind die kaputt?“ „Nein, die bewegen sich einfach nicht, weil sie nicht verzaubert sind.“ Malfoys Augenbrauen gingen erneut in die Höhe. „Das ist doch total langweilig und unsinnig.“ „DU bist langweilig und unsinnig, wenn du nicht endlich mal herkommst zum Lernen!“ Sein Blick schoss in ihre Richtung; die grauen Augen fixierten sie. „Frech, was, Granger?“ Das gewohnte schelmische Grinsen streifte sein Gesicht. Er setzte sich neben Hermine und sah sie an. Von dieser Nähe hatte Hermine ihn noch nie gesehen, immer nur von weiter weg. Seine Augen waren wirklich grau; von einem satten, leuchtenden Grau, dass sich in ihren Blick bohrte. Außerdem hatte er eine richtig schöne Haut. Ein bisschen blässlich, ja, aber dennoch schön. Sie zuckte zusammen und sah weg; sie war schließlich nicht zum Glotzen da. „Also, womit fangen wir an?“ „Du hast ja braune Augen, Granger. Ist mir vom Weiten nie aufgefallen.“ „Wir waren uns ja auch noch nie so nah.“ Er grinste und kramte dann in seinem Rucksack, um ein paar Bücher auf den Tisch zu klatschen, sodass Hermine zusammenzuckte. „Dann zeig mal her, was du Muggelkind so zusammengetragen hast!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)