Gnadenlose Realität von Nhaundar (Zu viele Fuß unter der Erde.) ================================================================================ Kapitel 1: Ungewisse Zukunft ---------------------------- Die Niederlage war vorbestimmt. Wer die Gunst Lolth´s verloren hatte, war dem Tode geweiht. Denn es geschah nur selten, dass man sie wieder erlangte, vor allem, wenn man nicht wusste, worin der Grund bestand sie zu verlieren. Zudem nutzten diese Gelegenheit viele Häuser, um ihre Macht zu steigern. Besonders verlockend war es, wenn die Adelsfamilie, die von der Ungunst betroffen war eine höhere Stellung hatte als die Eigene. Es kam oft genug vor, dass sich auch mehrere niedrige Häuser zusammenschlossen, um ein Mächtigeres vollkommen auszulöschen, zu entfernen, vom Angesicht der Welt zu tilgen. Und, wenn es die niederen Häuser nicht taten, tat es ein Höheres um im Willen Lolth´s zu handeln und um eine eventuell bestehende Bedrohung zu vernichten. Schwäche wurde ausgemerzt. Diesmal war es das elfte Adelshaus, das Haus Auvryndar. Es hatte ein wirklich schlechtes Los gezogen. Insgesamt drei Häuser wendeten sich in dieser Angelegenheit geschlossen gegen die Familei. Es war eine schiere Übermacht. Allein fünfhundert Sklaven boten sie zusammen auf. Die zwar nicht das Problem darstellten, da sie ungeübt waren und gegen ihren Willen gezwungen wurden zu kämpfen. Dahinter verbarg sich aber die wahre Gefahr, rund fünfhundertfünfzig nach Blut gierende, hervorragend ausgebildete Drowkrieger, die für Macht alles taten. Insgesamt bekam es das Haus auch noch mit sieben Hohepriesterinnen – die zudem in der Gunst Lolth´s standen – zu tun. Dagegen waren die Drei des Hauses Auvryndar machtlos. Der schützende Zaun, der das Haus umgab, war schon längst unter der Wucht einiger Zauber gefallen. Und die Sklaven strömten in den Hof. Bald darauf folgten die Drowkrieger, der nun feindlichen Häuser. Nicht, dass sie je freundlich gesinnt waren. Der Begriff Freundschaft hatte hier keinerlei Bedeutung. Immer wieder leuchteten unterschiedliche Lichter auf, die je für eine andere ausgelöste Falle und somit für einen anderen Zauber standen. Das Haus Auvryndar war keinesfalls unvorbereitet, jedoch auch nicht ausreichend. Die Übermacht war schier überwältigend. Dem ganzen Schauspiel folgte der Blick zweier rot glühender Augen. Das Haus war dem Untergang geweiht, schon bald würde sich der Großteil der Streitmacht ergeben und sich später den anderen drei Häusern anschließen. Ein Drow entschied sich immer zugunsten seiner Selbst. Er jedoch hatte keine solche Wahl. Ihm stand der Tod bevor. Calaghar Auvryndar war der Hausmagier und erster Sohn der Mutter Oberin Alyonia, ein Adliger und Adlige wurden getötet, damit das angreifende, in dem Fall die angreifenden Häuser vor der Auslöschung geschützt waren. Er wandte seinen Blick ab und ließ ihn stattdessen über seine Gemächer wandern, um zu sehen, ob er alles Notwendige dabei hatte. Eigentlich sollte er bei der Verteidigung mithelfen. Doch im Anbetracht der schieren Übermacht der Gegner, war das ein aussichtsloses Unterfangen. Außerdem hatte er nicht vor sein Leben zu opfern. Ein paar Zauber mehr oder weniger würden an der Situation nicht das Geringste ändern und er brauchte seine Zauber dringender für etwas anderes. Calaghar hatte Pläne gefasst, die sein Überleben sichern sollten. Dass sie so genau mit dem Überfall der anderen Häuser zusammen fielen war reiner Zufall. Schon Wochen vor dem Angriff hatte er seine Flucht geplant, die er nun im Trubel des Kampfes durchziehen wollte. Eine bessere Gelegenheit würde er nicht mehr bekommen. Lolth war schon lange nicht mehr seine Göttin. Vielleicht hatte er, der Gott, dem er nun folgte doch mehr seine Finger im Spiel, als Calaghar vermutete... es wäre ihm nur recht. Schon seit langem hatte er die Einstellung der Drow, die ihn umgaben hinterfragt. Fand ihre Prinzipien nicht gerade lohnenswert, da sie nicht mit seinem Empfinden konform gingen und seine Weltanschauung über die Zeit eine andere geworden war. Etwas, dass ihm mit dem Vergehen der Jahre immer mehr aufgefallen war, bis er seine eigenen Augen nicht mehr davor verschließen konnte und den Veränderungen nachgegangen war. Ein Traum hatte ihn schließlich auf die richtige Fährte gebracht und das an sich war doch sehr merkwürdig gewesen. Vielleicht war dieser Wandel der Grund, die Ursache für das was seiner Familie nun widerfuhr? Vielleicht galt es nur ihm? Vielleicht galt es gar nicht nur ihm? Vielleicht war es ganz einfach nur Zufall? Es würde ihn nicht wundern, allerdings gefiel ihm der Gedanke weit besser, dass das ein Zeichen, ein Weg seines Gottes war, der ihn aus diesem Elend befreien würde. Daran wollte er glauben und der Rest spielte daher nur eine untergeordnete Rolle. Lolth´s Ungunst gegenüber diesem Haus war eine Laune, ein Zeitfenster, für ihn. Auf jeden Fall würde er von hier verschwinden und er würde dies nicht allein tun. Zumindest ein anderes Wesen hier hatte eine Chance verdient und er würde es nicht unversucht lassen, es mitzunehmen. Leise verließ er seine Gemächer. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen und er hatte alles dabei was er benötigte. Seinen magischen Beutel, der an seinem Gürtel baumelte. Eben jener konnte viele und auch große Dinge fassen, ohne das Gewicht und die Größe zu verändern. Außerdem hatte er noch seine Rüstung an, seinem Piwafwi umgelegt und sein Langschwert an der Seite und so machte sich auf den Weg zu einer der anderen Räumlichkeiten. Denen seiner Mutter. Unbemerkt gelangte er bis zu der Tür, was nicht weiter verwunderlich war. Der Kampf tobte woanders und es würde noch dauern, bis er hier zum Innersten vorgedrungen war. Nach einem kurzen prüfenden Blick in jede Richtung schlüpfte er in die Gemächer. Der Raum war dunkel und er hörte wie sich etwas raschelnd bewegte und er musste nicht lange suchen, um die Quelle auszumachen. Wie er erwartet hatte kamen die Geräusche von seinem kleinen Bruder, der anfing etwas zu quäken, als er näher an die schmucklose Wiege trat, in der sich der Säugling befand. Die Körperwärme die das Kind ausstrahlte verriet ihm, dass zumindest unmittelbar alles in Ordnung zu sein schien. Calaghar wusste nicht, wie lang der Kleine hier schon allein verweilte. Seine Augen wirkten wach und der winzige Drow drehte sich leicht zu ihm, versuchte etwas zu krabbeln und quietschte. Man konnte kaum glauben, dass ein Drow... eine der gefürchtetsten Rassen überhaupt, ebenso hilflos und klein anfing, wie jedes andere Lebewesen auch. Die Augen des Kleinen funkelten munter zu ihm auf. Alyonia hatte ihn einfach hier zurück gelassen, wie unbedeutender Krempel. Für sie war er das vermutlich auch. Ein männliches Kind... noch dazu nur eine Bürde im Kampf, er würde so oder so sterben und neue Kinder konnte sie jederzeit bekommen. Er verdiente es nicht beschützt zu werden. Wäre er noch am Leben, wenn sie siegreich war, dann war er stark genug dafür gewesen, wenn nicht, dann hatte er das Leben so oder so nicht verdient gehabt. So einfach war das. Calaghar seufzte leise auf und kniff seinen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Überall war es das Gleiche. Das war einer der Gründe für seinen Fortgang.. oder seine Flucht, je nachdem wen man fragen würde. Er wollte dem Kleinen den Tod und ein ähnliches Schicksal wie sein eigenes ersparen. Ihn statt dessen im Sinne seines Gottes erziehen und ihm andere Werte vermitteln, ihm ein schöneres, lebenswerteres Leben ermöglichen. Zumindest in seinem Kopf klang das nobel. Da sein Bruder es dann wohl kaum anders kennen würde, würde er es sicherlich ohne weiteres akzeptieren, da war er sich sicher. Und wenn er von seinem Volk erzählen würde, dann würde er es umso besser verstehen. Die verfluchte Spinnengöttin hinter sich zu lassen, die er so sehr verachtete, schon solange er denken konnte, das war nun zum Greifen nah und er hatte nicht vor davon abzulassen, oder sich davon abbringen zu lassen. Er hatte nicht umsonst jahrelang Schmerzen und Leid ertragen, Narben auf seinem Rücken erduldet, war gedemütigt, geschlagen und als minderwertig abgeschrieben worden, um einfach aufzugeben, oder sich dem zu fügen. Diesem ewigen Ränkespiel konnte er inzwischen nur noch Hass entgegen bringen und er sehnte sich nach Ruhe, nicht nach einem weiteren Dolch in seinem Rücken oder einer Peitsche, die ihm die Haut vom Knochen riss, und das nur, weil er eine Frau falsch angesehen hatte. Am liebsten würde er die Drow von der Spinnenkönigin erlösen, denn es gab weit mehr als die Knechtschaft unter Lolth. Allerdings lag das nicht in seiner Macht. Er hatte zumindest selbst bei einer Mission an der Oberfläche gesehen, dass es anders ging. Das Leben dort oben erschien ihm nicht so schlecht, wie es von den Drow dargestellt wurde. Böse Absichten hatte er bei den Feenwesen nicht entdecken können, als er sie vor dem eigentlichen Angriff ausgespäht hatte. Während seines Magiestudiums hatte er sich oft mit den unterschiedlichsten Schriften befasst, auch mit einigen, die von der Oberfläche stammten. Nur durch puren Zufall war er an diese seltenen Unterlagen gelangt und hätten seine Mitstudenten oder Meister auch nur geahnt was er getan hatte... dann wäre er nicht mehr am Leben. Später hatte er bei einem etwas merkwürdigen Händler, der allerlei Dinge von der Oberfläche verkaufte, ein altes, kaum mehr lesbares Geschichtsbuch erstanden. Nachdem er mühsam eine alte Variante der Gemeinsprache gelernt hatte, war er auch fähig gewesen, das Geschriebene zu verstehen. Dort wurde die Geschichte der Drow aus anderen Blickwinkeln dargestellt. Interessant waren vor allem die Gründe für die Verbannung der Dunkelelfen in das Unterreich gewesen. Bis zu einem gewissen Punkt hatte er das nur schwer glauben können, gerade weil vieles davon tief in ihm verankert gewesen war... allerdings war ihm wenig später der höchste der Seldarine erschienen. Corellon Larethian. Von da an hatte er gewusst er, was stimmte und seine Ziele waren klar geworden. Er wollte diesen ewigen Intrigen und der bösartigen Absichten entfliehen, die bisher sein Handeln bestimmt hatten. Selbst hatte er nie entscheiden können, da er immer zum Wohle seines Hauses gehandelt hatte und jede Ausbildung, die er bekommen hatte, hatte nur dazu gedient, seine Familie zu stärken. Die meisten Sachen hatte er nie in Frage gestellt, bis er langsam, Stück für Stück selbst angefangen hatte zu hinterfragen, je unzufriedener er geworden war. Dass ihn gerade dieser Gott aus seiner Lethargie riss und ihm anderes offenbarte, ihm ein neues Leben versprach... war überraschend und ungewöhnlich gewesen. Aber jetzt war da ein deutlicher, erleuchteter Weg, der vor ihm lag und dem er folgen konnte. Erleuchtet war das richtige Wort. Sein Weg würde ihn und seinen Bruder an die Oberfläche führen. Calaghar hoffte nur inständig, dass man ihn und Sharrak akzeptieren würde, hoffte, dass er dem gerade mal ein Jahr alten Säugling eine bessere Zukunft geben konnte. Er nahm das immer noch wackelnde Bündel, zu dem er eine seltsame Verbundenheit spürte, an sich und verließ die Gemächer seiner Mutter. Jetzt war schon wesentlich deutlicher der Kampfeslärm zu vernehmen. Klingen die aufeinander schlugen, fluchende Krieger, umstürzende Einrichtungsgegenstände, die Schreie von Sterbenden. Vorhin war all das nur undeutlich an seine Ohren gedrungen. Hoffentlich hatte er nicht zu viel wertvolle Zeit vergeudet. Er musste sich beeilen, wenn er noch unbehelligt verschwinden wollte. Leise sprach er einen komplizierten Zauber, den er vorbereitet hatte, verwendete einige magische Komponenten. Auf die grazilen Bewegungen seiner Finger musste er kaum einen bewussten Gedanken verschwenden, so geübt war er in der Ausführung der magischen Gesten. Sie beide wurden unsichtbar und ein Großteil der Körperwärme würde verhüllt werden, sodass man sie kaum von dem umgebenden Stein unterscheiden können würde. Sein Umhang hatte zwar dahingehend einen gewissen Effekt, der aber nicht vollkommen wirkte, nicht ausreichen würde, um sie beide auf der Flucht vor dem Entdecken zu bewahren. Deutlich spürte er das Kribbeln das von Kopf bis Fuß über seinen Körper wanderte und eine leichte Gänsehaut verursachte. Schnell sprach er noch einen weiteren Zauber, der verhindern würde, dass sie Geräusche verursachten. Gerade bei seinem kleinen Bruder war das notwendig. Man konnte einem Säugling schlecht den Mund verbieten. Er setzte sich wieder in Bewegung. Gezielt durch Gänge und Hallen um zu einem geheimen Ausgang zu gelangen, den nur die Adelsfamilie kannte. Das Glück war ihm hold, denn bisher war ihm noch niemand über den Weg gelaufen. Er fluchte innerlich über diesen Gedanken, denn genau in jenem Moment hörte er ein leises, sich auf ihn zu bewegendes Scharren, das Geräusch war ihm nur zu gut bekannt. Es stammte von einem achtbeinigen, hüfthohen Haustierchen seiner Mutter, das stracks, ohne die beiden zu bemerken, an ihnen vorbei rauschte. Vermutlich war die Spinne auf dem Weg zu den Gemächern, aus denen er gerade kam. Calaghar atmete ein klein wenig auf, seine Zauber wirkten, wie er jetzt sicher wusste und nun sollte sie besser nichts mehr aufhalten. Die Magie hatte nur eine begrenzte Wirkdauer und er wusste nicht, ob Lolth es auf ihn abgesehen hatte... Hoffentlich hatte Corellon ein waches Auge auf ihm ruhen. Er musste sich beeilen. War seine Vermutung richtig, was den Zielort des Haustierchens betraf würde die Spinne sicherlich seine Mutter informieren, dass ihr Sohn fehlte - vorausgesetzt sie war noch am leben. Außerdem war sicherlich aufgefallen, dass er fehlte und, wenn eine Gelegenheit da wäre um ihn zu suchen, dann würden das seine Schwestern oder seine Mutter sicherlich tun. Er hoffte einfach, sie waren mit dem Kampf viel zu beschäftigt. Dass er aktuell überhaupt hier war, war ebenfalls nur reinem Glück zu verdanken, dass er beim Start des Angriffes in seinen eigenen Räumen gewesen war und damit die Zeit gehabt hatte sich seine vorbereiteten Sachen zu schnappen. Hätte er hier ein Portal öffnen können, hätte er nicht diese Probleme, so musste er aus dem Bereich der Faerzress – Adern hinaus, die Menzoberranzan vor Teleportationen schützten - bevor er diese Magie anwenden konnte. Oder er musste zumindest in einen Bereich, der nicht völlig davon betroffen war, sodass er den Rest seines Planes durchführen konnte und eine Teleportation würde das ungemein vereinfachen. Als er sicher war, dass er unbemerkt war, als er den Geheimgang erreicht hatte, der sich hinter einer Säule verbarg und damit kaum einsehbar war, betätigte er einen versteckten Schalter in der Wand und verschwand durch einen schmalen Spalt der sich lautlos auftat, und sich ebenso leise hinter ihm schloss. Der Weg, der sich dahinter auftat, fiel steil ab und führte ein ganzes Stück unter das Anwesen von Auvryndar und dann nach Westen, sodass er innerhalb einiger Zeit außerhalb von Menzoberranzan war. Wenn alles gut ging, musste er nur noch auf die Patrouillen achten, die um Menzoberranzan umherschlichen, dann konnte er sich durch ein Portal an den Ort teleportieren, den er als einzigen von der Oberfläche kannte und den er als sein Ziel ausgewählt hatte, damit die Teleportation nicht fehl schlagen konnte. Er hatte nur anhand einer alten Karte herausgefunden, wie dieser Wald hieß, in den er gedachte zu fliehen. Es war der Mondwald, wenn alles nach Plan verlief, würde er dort in einiger Zeit mit seinem Bruder stehen und versuchen Asyl bei den ansässigen Elfen zu bekommen. Calaghar sah sich prüfend um, als sein Zeitgefühl ihm mitteilte, dass die Entfernung die er zurück gelegt hatte ausreichen sollte um ein Portal zu öffnen. Er konnte keine Spuren des Faerzress mehr erkennen und hoffte auch, dass seine Zauber noch zuverlässig hielten. Die Zeit drängte. Zwar setzte er in seine Fähigkeiten relativ viel Vertrauen, aber die Aufregung und die Nervosität machten ihm zu schaffen und ließen ihn ein wenig zweifeln. Was vermutlich auch an seinem kleinen Bruder hing, der voll auf ihn angewiesen war. Vorsichtig und wachsam umsehend ging er noch ein Stück weiter. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er auf eine Patrouille treffen oder auf irgendein anderes Wesen stoßen könnte, die hier hausten. Das Geräusch von leise herum rollenden Steinchen ließ ihn innehalten. Er sah in die Richtung aus der die Laute zu ihm drangen und er blieb wie angewurzelt stehen. Was machte ein Gedankenschinder hier? Er fluchte gedanklich. Gegen solch ein Wesen hatte er sich nicht geschützt, davor war niemand so einfach geschützt und damit hatte er auch gar nicht gerechnet. Normalerweise trieben sie sich weit tiefer herum und trauten sich nicht so nah an eine große Stadt der Drow. Zumindest nicht allein. Er hatte keine Zeit sich damit zu befassen und er wollte auch nicht näher als unbedingt notwendig an die Kreatur heran. Die einzige Option, die ihm blieb, war die Flucht. Calaghar hoffte, der Gedankenschinder war anderweitig beschäftigt und noch zu weit weg, um ihn bemerkt zu haben. Er strebte in die entgegengesetzte Richtung davon. Auf der Oberfläche gab es seines Wissens nach keine solch gefährlichen Lebewesen. Zumindest hatte er keine gesehen und weder davon gelesen noch gehört. Schließlich betrat er eine Höhle, die in einer Sackgasse endete. Vorsichtig blickte und hörte er sich um. Er bemerkte nichts ungewöhnliches und lauerte noch einen Moment auf ungewöhnliche Umgebungsgeräusche, bevor er seine Blick seinem kleinen Bruder zuwandte. Dieser erwiderte seinen Blick und griff vor sich hin grinsend, mit seinen kleinen, dicken Händchen nach einer Strähne von Calaghars weißen Haaren, um daran zu ziehen und sich die Haare in den Mund zu stecken und darauf herum zu kauen. Dies entlockte dem Magier ein Grinsen. Er wickelte seinen Bruder - den er bis eben dicht an seiner Brust, so in eine Decke gewickelt hatte, dass er in auf der Brust hatte tragen können, so dass er seine Hände frei hatte - noch einmal etwas fester, damit er nicht aus versehen heraus rutschte, um nach seinen Utensilien zu suchen, damit er ein Portal öffnen konnte. An der Oberfläche dürfte die Nacht hereingebrochen sein. Der letzte Blick zu Narbondel hatte die Dämmerung angezeigt. Er sammelte seine Gedanken und hob erst einmal den Stille-Zauber auf. Er platzierte zwei Steine auf den Boden, die als Begrenzung für den Zauber dienten. Dann konzentrierte er sich und beschwor mit der magischen Formel die Magie für ein Portal. Flimmernd öffnete sich mit einem hellen violetten Schimmer das Portal. Die Oberfläche der flackernden Magie ließ nicht auf den Zielort schließen, aber er war sich sicher, dass es stimmte. Noch ein letztes Mal sah er zurück, schloss aus, dass Gefahr drohte und es diente auch für einen leisen, knappen Abschied an seinen Geburtsort. Der Dunkelelf hoffte wirklich, es würde das letzte Mal sein, dass er hier war, aber wer wusste schon, was die Zukunft bringen würde. Calaghar wuschelte seinem kleinen Bruder sanft durch die kurzen Haare und lächelte leicht, dann trat er ohne zu zögern durch das Portal. Er kniff die schmerzenden Augen zusammen. Der ungewöhnlichen Helligkeit ausgeliefert zu sein kam nicht überraschend, war aber trotzdem eine ungewohnte Anstrengung und es dauerte eine Weile, bis er sich daran gewöhnte. Zumindest war es jetzt von Vorteil viele Stunden in schwachen Kerzenschein verbracht zu haben, um zu lesen, denn so gewöhnte er sich schneller an das dämmrige Licht, auch wenn es an Intensität noch um einiges stärker war, als das flackernde Licht einer Kerze. Langsam öffnete er seine Augen wieder und schloss das Portal hinter sich, was zusätzlich ein violettes Licht verströmt hatte. Zum ersten Mal sah er seinen Bruder nicht in der für Drow üblichen Infravision. Er hatte wirklich ungewöhnliche Augen. Keine, wie man sie dem Verräter Drizzt Do'Urden nachsagte… Aber auch keine die man als Drow akzeptieren würde. Zumindest nicht in diesem Zusammenspiel. Einzeln, als Augenpaar wären sie durchaus akzeptiert... das spielte allerdings jetzt kaum mehr eine Rolle. Eines war hellgrün und das andere blutrot. Seine strahlend weißen Haare schimmerten leicht silbrig im Licht des Mondes, wie die Oberflächenelfen die Scheibe am Himmel nannten, die des Nachts dort verweilte. Nach einem Moment in dem er den Anblick des Kindes auf sich wirken ließ und nur seine Ohren aufmerksam auf die Umgebung lauschten, wandte er nun seine komplette Aufmerksamkeit darauf an. Calaghar befand sich mitten in einem Wald, wie er es beabsichtigt hatte, sollte es der Mondwald sein. Dunkel ragten die Bäume um sie beide auf, standen aber nicht so dicht beisammen, dass man keinen Weg hindurch gefunden hätte. Das Unterholz war kaum vorhanden, da sie sich auf einer kleinen Lichtung befanden. Sich langsam um seine eigene Achse drehend erfasste er jede Richtung und nun, da er sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, dauerte es nicht lange bis seine empfindlichen Augen bei einem, weiter entfernten Licht hängen blieben. Eine flackernde Flamme, vielleicht ein Lagerfeuer, das durch die Bäume kaum auszumachen war verriet die Anwesenheit anderer Lebewesen. Der Unsichtbarkeitszauber hatte seine Schuldigkeit getan, er löste ihn auf und auch die anderen Zauber würden bald ihre Wirkung, ohne sein weiteres Zutun verliere. Dann machte er sich langsam auf den Weg zu der Lichtquelle. Calaghar bewegte sich vorsichtig voran. Trotz allem wollte er keine Aufmerksamkeit von anderen Waldbewohnern, die ihnen beiden durchaus gefährlich werden konnten. Außerdem wollte er keinen falschen Verdacht erregen, wenn er bei den Elfen auftauchte, weswegen es Sinn machte die Wirkungsdauer der Zauber abzuwarten, oder sie wenn nötig aufzulösen. Sichtbar war sein Auftreten schon verdächtig genug und er kam in friedlichen Absichten, was er mit seinem Verhalten unterstreichen wollte. Ein zufällig auftauchender Drow schürte schon genug Misstrauen, da war es sinnvoll so wenig verdächtig wie möglich und so ehrlich wie möglich zu agieren. Eine ungewissen Zukunft kam mit jedem Schritt näher, den er in Richtung der Flammen tat. Er war nervös und er verspüre auch ein flaues Gefühl der Angst in der Magengegend, allerdings gab es jetzt auch kein Zurück mehr. „Mal sehen, wie das alles endet …“, nuschelte er leise, kaum hörbar, vor sich hin und musterte abermals einen Augenblick lang das Gesicht seines kleinen Bruders. „Ich würde zu gern wissen, was du davon hältst …“ Kapitel 2: Unwillkommene Aufgaben --------------------------------- --- einige Jahrzehnte später --- SHARRAK Fluchend verließ der junge Dunkelelf das Haus in dem er zusammen mit seinem Bruder und dessen Ehefrau wohnte. Wieso wurde gerade er ausgewählt, konnte das nicht Calaghar erledigen? Der hatte bei weitem mehr Erfahrung, war in Menzoberranzan gewesen, war dort groß geworden und kannte das Unterreich.... Nein, sie mussten ihn nehmen, ihn nach da unten schicken. Was hieß 'sie'? Corellon hatte ihm einen Traum gesendet und der Traum war eindeutig gewesen, auch Calaghar, sein Bruder und Anidia, seine Ziehmutter und Schwägerin - auch wenn er sie nie so nannte - hatten einen ähnlichen Traum gehabt, sie beide mussten es besser wissen. Gerade Anidia. Sie war eine Priesterin von Corellon Larethian und sie hatte die Bürde, es ihm zu bestätigen, Calaghar überlassen. Das Gespräch hatte Sharrak unterbrochen, er sah nicht ein, diese Aufgabe zu übernehmen... er hatte keine Lust dazu. Er wollte nicht auf unbestimmte Zeit nach dort unten, in eine völlig fremde Umgebung, aber dennoch musste sich der Seldarine etwas dabei gedacht haben... Eine Weile grübelte er darüber nach, während er durch die Straßen des kleinen Dorfes huschte, um die Elfen hier erst einmal hinter sich zu lassen. Zeit für sich war jetzt das, was er bitter nötig hatte. Es machte schon irgendwie Sinn, was Corellon da von ihm forderte. Er war der Einzige andere Dunkelelf der in Frage käme eine solche Aufgabe zu erfüllen, denn Drizzt Do'Urden war in der Hauptstadt der Drow bekannt wie ein bunter Hund. Calaghar selbst würde vermutlich unbehelligt sein können, aber dennoch kannte man sein Gesicht, er war Mitglied eines höheren Adelshauses gewesen... spätestens die Feinde von damals würden ihn vielleicht erkennen. Sharrak hingegen kannte niemand. Er hatte keinerlei Umgang mit anderen Dunkelelfen gehabt, die sich auch nur im Ansatz an ihn erinnern würden, damals war er nichts weiter als ein wehrloser Säugling gewesen. Aber auch genau da lag ein Problem. Er hatte keinerlei Umgang mit den Drow gehabt, die Calaghar ihm beschrieben hatte. Denken wie sie es taten würde ihm schwer fallen, sich auch nur so zu benehmen, dass er nicht auffiel würde eine Hürde werden. Die Sprache stellte kein Problem dar, auch die Zeichensprache nicht, aber nachdem was er immer von den Drow gehört hatte, wollte er einfach nicht tausende Fuß unter die Erde und das nur für ein paar Informationen. Sharrak ignorierte den wütenden Ruf seines Bruders, der ihm befahl wieder zurück zu kommen. Stattdessen wurde er nur noch schneller, während er die Blicke der anderen Elfen ignorierte, die ihm durchaus verhalten neugierig folgten. Erst einmal musste er hier weg, er brauchte Ruhe und einen klaren Kopf, um seine Gedanken ordnen zu können. Die kleine Siedlung verschwand schnell hinter ihm und er ging tiefer in den Wald hinein, um zu seinem Lieblingsplatz zu gelangen. Ein kleiner abgeschotteter See, der einige Wegminuten entfernt lag, so dass nicht mal eben jeder vorbei kommen konnte. Abseits der Wege hatte er bisher immer seine Ruhe gefunden. Seufzend ließ er sich auf ein mit Moos bewachsenes Fleckchen fallen. Sein Blick wanderte über die schimmernde, sich leicht kräuselnde, türkise Oberfläche des Sees, über die Bäume die sich darum herum leicht im Wind wiegten und das Schildrohr, was sich an der einen Uferseite ausgebreitet hatte. De Anblick brachte ihn augenblicklich ein wenig herunter und er versuchte sich auf das Dilemma in seinem Kopf zu konzentrieren. Hier, allein unter dem Blätterdach, mit dem Rauschen des Wassers in den Ohren ging es ihm gleich viel besser. Der junge Dunkelelf konnte sich nicht vorstellen diese ganze Natur gegen Stein einzutauschen, dennoch wollte er seinem Gott keinen Ungehorsam zeigen. Denn irgendetwas musste er sich dabei gedacht haben. Etwas mehr Sicherheit was das anbetraf wäre schon schön. Vielleicht war es ja auch als Prüfung für seine Loyalität gedacht... aber eigentlich musste sich Corellon mehr davon versprechen. Sollte er einfach vertrauen, dass es einem größeren Plan galt? Vermutlich. Wenn er seinen Bruder fragte auf jeden Fall, bei Anidia stand das außer Frage... aber es war so eine unendlich schwere Aufgabe. Egal aus welchen Blickwinkel er sie betrachtete... das konnte doch nicht einfach gut gehen, oder? Er kannte das Unterreich nicht und wollte es auch nicht wirklich kennen lernen. Ihm gefiel es hier sehr gut. Doch irgendwo konnte er nicht verhindern, dass doch in der hintersten Ecke seiner Gedanken Interesse aufkeimte, dass er wissen wollte, wie es dort unten wirklich zuging. Es mit eigenen Augen zu sehen war doch etwas anderes, als nur den Erzählungen von Calaghar zu lauschen, oder den Worten der anderen Elfen Glauben zu schenken, die nie wirklich dort unten gewesen waren.... Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe. „Wie wäre es wenn man nicht mehr auffallen würde?“, murmelte er ganz leise vor sich hin, als er sich nach hinten in das Moos fallen ließ und seufzte leise auf. Hier war er, neben seinem Bruder, der einzige andere Dunkelelf, wenn man von Drizzt absah. Und demnach waren sie beide durchaus bekannt. Er war nicht sein ganzes Leben nur in diesem Dorf gewesen, einmal waren sie sogar in Silbrigmond gewesen, was durchaus einiges an Aufregung hervorgerufen hatte, aber dank Anidia war das schnell aus dem Weg geschafft worden. Er blickte nach oben, musterte die Baumkronen und schloss einen Moment die Augen. Nicht einmal eine wirkliche Wahl hatte er. Es war kein direkter Befehl gewesen, dem er zu gehorchen hatte, aber es war nah dran gewesen und wenn Corellon das von ihm forderte wäre es sicherlich besser dem auch zu folgen. Was er wollte, spielte wohl nur eine untergeordnete Rolle. Hatte sein Bruder denn kein Verständnis dafür? Er ahnte, dass er nur das Beste für ihn wollte, und das die Aufgabe wohl unangenehm war, aber sie musste getan werden, wann bot sich denn sonst eine solche Gelegenheit seine Loyalität den Elfen und seinem Gott so drastisch und weitgreifend zu beweisen? Zumal Anidia nach wie vor Kontakt nach Silbrigmond hatte, sodass seine Aufgabe um einiges mehr Wert hatte, als es zuerst den Anschein gehabt hatte... Je mehr er darüber nachdachte desto sinnvoller wurde es und umso mehr ärgert es ihn. Also musste er das Opfer wohl bringen? Wie genau hatte sich Corellon das eigentlich vorgestellt? Wie, stellten sich das Calaghar und Anidia vor? Wie sollte er unbemerkt ins Unterreich kommen? CALAGHAR Er schüttelte den Kopf und schloss das Fenster hinter sich, was er geöffnet hatte, um seinen Bruder zurück zu rufen. Wie konnte er sich nur noch so unreif verhalten? Nach dunkelelfischen Maßstäben müsste er sich eigentlich schon besser verhalten, allerdings hatte die andere Lebensweise schon ihre Einflüsse, das konnte er nicht leugnen und von daher war die Frage auch eher unsinnig... dennoch machte er sich Gedanken. Bei den anderen Elfenrassen verhielt es eben anders und diese Standards sollte er wohl viel eher auf Sharrak anwenden, wenn auch nicht komplett, alles ließ sich ganz einfach nicht ummünzen und das Alles war für ihn auch noch immer Neuland. Elfen hatten das Privileg in Ruhe Lebenserfahrung sammeln zu können. Bei Drow hingegen zählte jeder kleine Moment, selbst Sekunden konnten entscheiden, ob man sich mit einem Messer im Rücken wieder fand oder nicht und das selbst schon in jungen Jahren. Für niemanden galten im Unterreich Ausnahmen. Noch immer hing er in alten Verhaltensmustern fest, nach all der Zeit, die er hier verbracht hatte.... aber er wusste, wieso Sharrak so reagierte. Nicht nur die Erziehung die nicht so straff war, wie er es am eigenen Leib erfahren hatte, auch der Sturkopf seines Bruders spielte eine Rolle... Außerdem war Calaghar von einem Moment auf den Nächsten vom Bruder zu einem Vater geworden und er versuchte beide Rollen auszufüllen, was wohl ein Fehler war.... er hatte sich bemüht sich dem anzupassen, was allerdings nicht immer geklappt hatte. Außerdem hatte er auch Wert darauf gelegt, seinem Bruder die Sprache der Drow und besonders auch deren Zeichensprache beizubringen, dazu war er auch nicht umhin gekommen einem unbedarften, jüngeren Sharrak die Kultur der Drow nahe zu bringen. Er fand es wichtig, ihm zu zeigen woher er kam, denn er würde immer wieder damit konfrontiert werden. Vielleicht hätte er in manchen Momenten der Erziehung doch härter vorgehen sollen. Allerdings war das schon längst zu spät, also schüttelte er leicht den Kopf bei dem Gedanken. Wenn er genauso gehandelt hätte, wie seine Erzieher in seiner Kindheit, wäre es Sharrak auch nicht besser ergangen als im Unterreich und es sollte ihm besser gehen, er sollte es besser haben, als er es selbst gehabt hatte. Das war ihm seiner Meinung nach gut gelungen. Calaghar fand die Aufgabe die Sharrak übertragen wurde auch nicht optimal, doch davor zu flüchten war auch keine Lösung und sein Bruder war nun mal der Einzige der dazu in Frage kam. Dass er, seine Frau und sein Bruder den fast identischen Trau gehabt hatten war Zeichen genug und so zerbrach er sich schon seit einer Weile den Kopf darüber, welche Mittel und Wege sich finden ließen, um ihn bei den Drow einzuschleusen. Die Erklärung warum gerade jetzt diese Botschaft an sie gesendet worden war, war auch sehr eindeutig. In letzter Zeit nahmen die Drowüberfälle ab und Sharrak sollte herausfinden was bei den Drow vor sich ging, was sie planten, denn dort unten war der Einfluss von Corellon gering, wenn überhaupt vorhanden. Es war gefährlich anderen Glaubensrichtungen zu folgen. Vielleicht ergab sich aus der Situation auch ein höheres Ziel... wer wusste das schon und wie könnte er sich ein Urteil erlauben? Soweit er wusste waren sie beide die einzigen Dunkelelfen die Corellon dienten und der Gott brauchte jemanden, der an ihn glaubte um auch woanders Einfluss auszuüben. Seufzend ließ er sich auf einen Stuhl sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen, rieb sich mit den Finger leicht über die Schläfen. Er bekam Kopfschmerzen und er fühlte sich erschöpft. So etwas hätte er sich Unterreich nicht getraut, nicht wenn jemand in der Nähe war, wenn nur, wenn er absolut sicher allein war.... so etwas zugelassen hätte er wohl ohnehin nicht, wenn man sich dem einmal hingab lief man Gefahr vielleicht auch bei anderen Sachen unvorsichtig zu werden. Die Gesellschaft der Drow war unbarmherzig und nutze jedes Zeichen der Schwäche aus. Gnadenlos. Hier jedoch hatte er erst lernen müssen dieses Denken abzulegen, aber es hatte sich gelohnt, gerade als er spürte wie sich jemand näherte. Die Präsenz konnte er sofort zuordnen, allein der blumige Duft, der leicht in seine Richtung wehte war schon verräterisch genug. Anidia schlang ihre Arme um seinen Hals und lehnte sich leicht gegen ihn. Er spürte ihre angenehme Wärme und griff mit einer Hand nach einer der Ihren und drückte sie leicht, zog sie an seine Lippen und hauchte einen kleinen Kuss auf ihren Handrücken, bevor ein weiteres, leises Seufzen über seine Lippen kam. „Du machst dir zu viele Gedanken.“, hauchte ihre Stimme sanft, nahe seinem Ohr und eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Nacken aus, ein angenehmes Kribbeln schoss seinen Rücken hinab. Leicht drehte er sich zu ihr um und sah ihr in die faszinierenden Augen. „Er wird sich der Aufgabe stellen. Das hat er bis jetzt bei jeder Aufgabe getan, wenn er erkannt hat, dass sie wichtig ist und er die Gründe gesehen hat, die sie notwendig machten. Ob es ihm nun passte oder nicht.“, murmelte sie leise, noch immer dicht bei ihm. Sachte fuhren geschickte Finger durch seine langen Haare, spielten damit ein wenig und er spürte wie sie eine der Strähnen um ihren Finger wickelte. Anidia hatte auch ihn um den Finger gewickelt und das beherrschte sie für seinen Geschmack manchmal ein wenig zu gut. Abermals seufzte er auf. „Du hast recht, doch mir ist bei der ganzen Angelegenheit nicht wohl.“, nuschelte er leise, lehnte sich etwas nach hinten, an sie heran und schloss seine Augen. Die Finger verschwanden aus seinen Haaren und die Hand die er festhielt entzog sich ihm. Er spürte wie sie um ihn herum trat, nun vor ihm stand und ihn forschend anblickte. Langsam kam sie wieder näher und ihre Hände glitten nun federleicht seinen Hals entlang nach oben zu seinem Gesicht. Sachte fuhren die Konturen nach, bis ihre Finger an seinen Lippen hängen blieben, die sie behutsam mit dem Daumen nachzeichnete. Mit noch immer geschlossenen Augen genoss er die Berührungen und lächelte sachte. „Lass ihm bis heute Abend Zeit, dann wird er sich beruhigt haben… seine Gedanken geordnet haben und vermutlich die Aufgabe angenommen haben, sonst hätte Corellon ihn nicht erwählt.“, die Worte wurden immer leiser, aber klangen selbstsicher und zuversichtlich. Dann beugte sie sich zu ihm herab und sie stahl ihm einen Kuss . Calaghar öffnete leicht die Augen, sah wie sie den Kuss zu genießen schien und seine Lieder schlossen sich wieder und er ließ sich einfach ein wenig mehr in den Moment fallen. Er lächelte sachte in den Kuss hinein und griff nach ihr, schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie noch näher an sich heran. Was würde er nur ohne sie tun, vermutlich wären er und Sharrak nicht einmal mehr am Leben …. Der Schein der Flammen kam immer näher. Es wurde immer heller, blinzelnd versuchte er sich daran zu gewöhnen. Er unternahm keinen einzigen Versuch leise zu sein. Er bewegte sich normal voran, man sollte wissen, dass er da war, dass er auf die Elfen zukam, denn andere Wesen erwartete er nicht und das leise Flötenspiel was zu hören war, bestätigte nur seine Vermutung und er lag wohl richtig damit, gerade diesen Ort ausgesucht zu haben. Je näher er kam, desto unruhiger wurde er, die Nervosität, die so oder so schon eine ganze Weile vorhanden war, wurde nur noch stärker und er spürte, wie sei Herz heftiger schlug. Das hier war etwas ganz anderes als ein Kampf. Er lieferte sich quasi aus und das machte ihm sehr viel mehr zu schaffen. Als das Flötenspiel plötzlich verstummte, wusste er, dass er bemerkt worden war. Er wollte gar nicht unbemerkt stehen bleiben, oder sich verbergen. Mit einem festen Schritt trat er aus dem Unterholz, auf die hell erleuchtete Lichtung, in Erwartung grelleren Lichts hatte er die Augen ein wenig zusammen gekniffen. Sie schmerzten, aber so dauerte es nicht all zu lang, bis er seine Umgebung wieder besser sehen konnte. Feuer war an sich nichts ungewöhnliches, allerdings in einem so großen Lagerfeuer war er es nicht gewohnt.... Es befand sich noch einiges an Abstand zwischen ihm und den Elfen, dennoch wurde er beeits von vielen verschiedenen Augenpaaren erschrocken, zugleich aber auch misstrauisch und unverhohlen feindlich gemustert. Kaum einen Atemzug später sah er sich von Klingen umringt, während ein anderer Elf, die Umgebung aufmerksam absuchte. Es war vollkommen still, sah man von den hastigen Schritten ab, als einige der Elfen davon stoben, um sich in Sicherheit zu bringen und dem Knacken des Feuers im Hintergrund. Regungslos blieb er stehen, um nicht aus Versehen mit einer der Klingen im Körper zu enden. Es vergingen lange Augenblicke in denen man offensichtlich auf die Rückkehr des Spähers wartete. Alle machten sich bereit einer Gruppe von Drow gegenüber zu treten. Es bildete sich keine Traube Neugieriger um den Dunkelelfen, stattdessen erschienen immer mehr Bewaffnete. Calaghar versuchte ruhig zu bleiben und drückte das Bündel etwas mehr an sich. Das Einzige was er tat war sich selbst etwas zu beruhigen, seine Gedanken zu ordnen und er würde nur einschreiten, um seinen kleinen Bruder zu beschützen. Er spürte deutlich die Aufregung und ja, auch die Furcht, die durch seine Adern floss. Nach unendlich scheinenden Minuten kam der Späher, sichtlich ruhiger als zuvor, zurück und sagte etwas in einer ihm unbekannten Sprache. Der Dunkelelf konnte deutlich spüren, wie etwas von der Anspannung der ihn umringenden Elfen abfiel. Diese musterten ihn nun genauer von oben bis unten. Einer der Bewaffneten steckte sein Schwert ein und sagte etwas, zu Calaghar gerichtet. Dieser hob nur leicht die Schultern und sagte in der Allgemeinsprache: „Ich verstehe euch nicht.“ Der Mondelf nickte leicht und wechselte die Sprache, als er fortfuhr: „Was macht ein dreckiger Drow allein an der Oberfläche?“, die Augen des schwarzhaarigen Elfen verengten sich, sein Blick war forschend, kalt und abschätzig. „Ich folge dem Ruf meines Gottes.“, erwiderte er sachlich. „Ich bin nicht allein.“, stellte er wahrheitsgemäß klar und löste mit einer vorsichtigen Handbewegung das Tuch was seinen Bruder bisher an seiner Brust gehalten hatte. Der Kleine war gespenstisch still, aber nicht eingeschlafen, sondern wach und musterte mit großen Augen die Umgebung, als er das Tuch von seinem Kopf geschoben hatte. Einer der Elfen zuckte etwas zusammen, in der Annahme Calaghar würde nun angreifen und sein Schwert ruckte in einer kurzen, allerdings durchaus koordinierten Bewegung gegen seine Hand und verpasste ihr einen blutigen Schnitt. Zum Glück wurde der Säugling verfehlt. Calaghar verkniff sich einen Laut und hielt still. "Passt auf, dass ihr ihm nicht weh tut.", meinte er leiser und Sharrak quietschte auf, giggelte etwas vor sich hin und strampelte etwas in seiner improvisierten Halterung. „Halt still und es passiert nichts!“, zischte einer der anderen Elfen. Calaghar spürte deutlich wie warmes Blut seine Hand hinab rann, in dem Ärmel seines Gewands lief und dort in dem Stoff versickerte. Der Anführer der Gruppe hob die Hand und gab somit dem Späher ein Zeichen. Dieser kam darauf hin zu dem Weißhaarigen und nahm ihm das Langschwert und den magischen Beutel ab, warf die Gegenstände einem anderen Elfen zu und wandte sich zu dem  Bündel was er geschickt von Calaghars Körper löste. Sharrak blickte den Mondelfen nur neugierig an und griff mit einer Hand nach den langen blauen Haaren des fremden Elfen, der sich etwas über in gebeugt hatte. Der Magier ließ es zu, es hätte die Situation sicher nur noch verschlimmert, wenn er etwas dagegen getan hätte. Der Anführer, dem das Dunkelelfenkind kurz entgegen gehalten wurde, musterte den Kleinen nur und seufzte leise. Resignation war in seinem Blick zu erkennen, er würde wohl kaum ein Kleinkind töten, dem war sich Calaghar bewusst. „Wer ist dein Gott?“, fragte er und wandte den Blick von dem Säugling ab, richtete seinen Augenmerk wieder auf den für ihn Fremden. „Corellon Larethian.“, kurz zeichnete sich Verblüffung auf den Zügen des Elfes ab und leises Murmeln erwachte um ihn herum. Der älter wirkende, schwarzhaarige Mondelf sah sich kurz suchend um bevor er sich an einen der anderen wandte. „Hol Anidia.“, der  Angesprochene nickte und eilte davon. Calaghar sah dem Spektakel schweigend zu. Derjenige, der Sharrak auf den Arm hatte drückte das Bündel in die Arme einer herumstehenden, blondhaarigen Frau und sagte etwas in dieser unbekannten Sprache. Sie verschwand mit dem Kleinen. „Was habt ihr mit meinem Bruder vor?“ , man konnte Besorgnis aus seiner Stimme hören. „Nichts … wir schlachten keine wehrlosen Kinder ab.“, murrte der Anführer. Weiter sagte er nichts, er wartete anscheinend auf diese Anidia. Calaghar wurde nur weiterhin feindlich, aber jetzt auch mit Interesse gemustert. Das Kitzeln des trocknenden Blutes irritierte ihn ein wenig, aber er zwang sich dazu still zu halten, er war nicht auf weitere Verletzungen aus. Schließlich vernahm er aus einer Richtung hastige Schritt. Etwas später erschien wieder der Kundschafter im Lichtkegel, gefolgt von einer ungewöhnlichen Erscheinung, selbst für Feenwesen. „Anidia, ist er das?“, wurde sie direkt angesprochen und er beobachtete die auffallende Elfe die sich ihm näherte. Die anmutige Gestalt mit langen, wallenden, türkisen Haaren kam immer weiter auf ihn zu und gab den Elfen ein kurzes Zeichen, diese traten, zögernd, einen Schritt zurück „Steckt die Waffen weg.“, sagte sie eher leise, doch deutlich hörbar. Misstrauisch wurde er gemustert, die Waffen waren noch immer gezogen und auf ihn gerichtet. Sie war eindeutig eine Elfe, das bewiesen ihre Gestalt und die spitzen Ohren, die man durch ihre leicht gewellten Haare ausmachen konnte. „Seid ihr sicher?“, fragte einer, ohne den Blick von Calaghar abzuwenden. Man konnte deutlich hören, dass er dem Dunkelelfen kein Stück über den Weg traute, was nur zu verständlich war. Anidia nickte selbstbewusst und lächelte sachte. Calaghar musterte sie beinahe unverhohlen. Er hatte noch nie eine Frau lächeln sehen, so ganz ohne Machtglanz und einem verräterischen Funkeln in den Augen. Es wirkte frei und ungezwungen. Allgemein wirkte sie ein wenig atemberaubend auf ihn, was nicht nur an dem schönen, hellblauen Kleid, aus Seide lag, was ihre olivfarbene Haut und ihre auffallende Haarfarbe nur hervorhob und den perfekten Körper betonte. Exotisch war das richtige Wort. Solchen Elfen war er bisher noch nie begegnet. Sein Hauptaugenmerk lag auf Anidia. Sein Blick blieb an den glitzernden, braunen Augen hängen, die von eleganten Zügen umrahmt wurden. Auch sie musterte ihn, aber vor allem studierte sie sein verblüfftes Gesicht. Dabei kam sie näher zu ihm, da die Wachen nun auch zögerlich ihre Waffen weggesteckt hatten, jedoch lagen ihre Hände nicht weit von den Griffen entfernt auf den Gürteln. Er konnte sich einfach nicht rühren. Vollkommen gebannt von dem Anblick Anidias. Sie strich ihm eine der weißen Strähnen aus dem Gesicht bevor sie sachte nickte, sich zu dem Anführer drehte und laut sagte: „Ja! Das ist der Dunkelelf aus meinem Traum. Calaghar Auvryndar.“ Überrascht zuckte er zusammen, er konnte es auch nicht rechtzeitig unterbinden. Woher wusste sie, wie er hieß? Stirnrunzelnd blickte er sie an. Die Situation war einfach vollkommen ungewohnt. Der Anführer nickte daraufhin nachdenklich und seufzte leise. „Ich glaube dir…“, sagte er nach einigem Überlegen zaghaft. „Calaghar…“, sprach er weiter und automatisch richtete sich der Blick des Dunkelelfen auf den Anderen, suchte sich aber immer wieder einen Weg zurück zu der außergewöhnlichen Elfe, die er immer wieder unverhohlen betrachtete. 'Sie ist eine Frau.', rief er sich ins Gedächtnis und senkte den Blick. „Gut, es scheint so als wäre dies wirklich dein Name…“, wieder seufzte der Elf, dann musterte er den Drow eingehend, aus misstrauisch blitzenden Augen. „Wir werden dich beobachten. Mindestens zwei meiner besten Krieger werden dich ständig begleiten. Wenn du einmal auch nur etwas Falsches sagst, kannst du dir sicher sein, dass es Konsequenzen nach sich ziehen wird… Celorfin, Rarendin, es wird eure Aufgabe sein ihn zu bewachen.“ Die beiden Angesprochenen lösten sich aus der Menge und traten neben den Dunkelelfen der all das still beobachtete. Die Elfe drehte sich wieder zu ihm und lächelte leicht. „Corellon offenbarte mir das du kommen würdest. Es wird eine Weile dauern, bis sie sich an dich gewöhnt haben. Wo ist der andere Dunkelelf der dich begleiten sollte?“ „Eine blondhaarige Elfe ist mit ihm verschwunden.“, nuschelte er leise immer noch fasziniert von ihrem Anblick und verwirrt von seinen Gedanken. „Man wird uns doch nichts tun?“, fragte er sicherheitshalber und gleichzeitig unterwürfig. Immerhin sprach er mit einer Frau. Er wusste zwar, dass es hier oben anderes war aber so einfach ließen sich jahrelang eingeprügelte Unterwürfigkeit und Demut nicht abschalten. Und falls sie seinem Bruder und ihm doch etwas antaten… er war keineswegs wehrlos. Immerhin war er bis vor wenigen Stunden noch Hausmagier gewesen. „Nein, ihr Beiden steht unter meinem Schutz, solange ihr euch nichts zu Schulden lassen kommt seid ihr sicher. Amalia wird vorerst gut auf deinen Bruder aufpassen.“ Sie lächelte bei den Worten. Freundlich, ja das war es was er nicht kannte und nie wirklich gesehen hatte. „Was seid ihr?“, fragte Calaghar von Neugier gepackt. Solch eine wie sie hatte er noch nie gesehen, obwohl sie eindeutig elfisch war und er in Menzoberranzan viele verschiedene und auch exotische Sklaven gesehen hatte. Anidia lachte leise. „Das könnte ich dich auch fragen, wenn deine Rasse nicht so gefürchtet wäre… ich bin eine Waldelfe.“, sie nahm seine Hand und zog ihn vorsichtig mit sich. „Komm ich zeig dir wo du die nächste Zeit wohnen wirst.“ Rarendin und Celorfin folgten ihnen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht als er daran zurück dachte. Sie war damals schon einnehmend gewesen und so wunderschön... vermutlich hatte er sich damals schon in sie verliebt, ohne auch nur das Gefühl wirklich zu kennen. Er hatte nie etwas Schöneres gesehen, als sie und er war froh, dass er bei ihr hatte bleiben dürfen. Inzwischen war einige Zeit vergangen und man hatte ihm und seinem Bruder Vertrauen geschenkt, zumal sie beide oft genug die Treue bewiesen hatten. Aber nun sollte Sharraks Loyalität hart auf die Probe gestellt werden. Vorsichtig zog er die Waldelfe näher zu sich und seufzte wieder leise. „Ich habe Angst um ihn. Was wenn es ihm dort unten gefallen könnte?“ Braune Augen musterten ihn erschrocken. „Nein, das wird es ihm nicht! Wie kommst du nur auf diesen Gedanken?“ „Veranlagung?“, nuschelte er und zuckte mit den Schultern. „Ach was! Er ist hier aufgewachsen, das hat ihn verändert. Sharrak ist nicht so leicht zu beeinflussen, er wusste schon immer genau was er wollte.“, sagte sie überzeugt. Calaghar nickte. Da hatte sie recht. Er schalt sich selbst einen Idioten für seine negativen Gedanken. Sein Bruder war alt genug, reif genug und gefestigt genug dafür, ansonsten wäre er nicht erwählt worden. Für Sharrak übernahm er fast die Rolle eines Vaters, wie konnte er da nur so an ihm zweifeln? Er war stark und würde die ihm gestellte Aufgabe sicherlich bewältigen. „Du hast recht, er wird es schaffen.“, nuschelte er, überzeugter als zuvor und lächelte. Anidia erwiderte sein Lächeln und zog ihn näher zu sich, um ihn erneut zu küssen. Calaghar bekam gar nicht genug von ihr. Welch glückliche Fügung, dass ihre Herzen zueinander gefunden hatten. Langsam strich er mit einer Hand ihren Rücken hinab und fuhr unter ihr Oberteil, um über die weiche, warme Haut zu streicheln. Sie löste sich von ihm und lachte glockenhell. „Willst du etwa schon wieder?“, fragte sie neckisch. „Hm... wenn du so direkt danach fragst….“, erwiderte er bevor er sie wieder küsste. Durch ein leises Räuspern wurden die Beiden unterbrochen. Beide hoben den Blick und sahen zu Anirion der, schüchtern und leicht errötet, durch die halb geöffnete Tür zu ihnen sah. Der junge Waldelf war wenige Jahre nach ihrer Ankunft in Anidias Obhut gegeben worden und sie hatte sich ihm angenommen, um ihn groß zu ziehen. Er war ein paar Jahre älter als Sharrak und die beiden waren quasi als Freunde, beinahe wie Brüder groß geworden. „Was ist los?“, Anidia blickte fragend zu ihrem Cousin und der blauhaarige Elf lächelte zaghaft. „Wo ist Sharrak? Ich wollte mit ihm über seinen Traum.... seine Aufgabe reden, vielleicht kann ich etwas bewirken.“, nuschelte er und trat ein wenig in den Raum. Calaghar seufzte leise. „Er wird wohl da sein, wo du ihn immer findest, wenn er seine Ruhe möchte.“, meinte der Magier und zwinkerte Anirion ein wenig verschmitzt zu. Der Dunkelelf wurde nicht schlau aus diesem scheuen Wesen. Anidias Cousin war ein paar Jahre älter als Sharrak, zeigte allerdings nur selten Selbstbewusstsein. So lange er ihn kannte, war Anirion schüchtern, still und zurückhaltend gewesen. Der Waldelf lächelte leicht und nickte, bevor er den Raum wieder verließ und die Tür hinter sich schloss. Calaghar schmunzelte etwas vor sich hin. „Ob es jemals besser mit ihm wird?“, fragte er seine Frau und Anidia musste ebenfalls schmunzeln. „Wir werden sehen, vielleicht hilft ihm das hier etwas auf die Sprünge.“, sagte sie amüsiert, zwinkerte ihm zu und küsste ihn abermals… SHARRAK Der junge Dunkelelf lag immer noch an dem kleinen See und versuchte seine Gedanken über diese Angelegenheit unter Kontrolle zu bekommen, versuchte sich abzulenken, aber bisher hatte er wenig Erfolg dabei gehabt. Er wollte einfach nicht hinunter ins Unterreich, auch wenn er wusste, dass sicherlich kein Weg daran vorbei führte, nicht, wenn er nicht seinen Gott enttäuschen wollte. Seinen Bruder, Anidia... Anirion. Der junge Dunkelelf wusste selbst, dass es notwendig war. Er richtete sich wieder auf und betrachtete noch einmal die einladende Oberfläche des Sees. Sharrak beschloss eine Runde schwimmen zu gehen, vielleicht half ihm das einen klaren Kopf zu bekommen. Schnell streifte er die leichte Kleidung ab, die er trug und ging vorsichtig in das angenehm kühle Wasser. Es war wohltuend in der spätsommerlichen Hitze. Als er bis zu den Oberschenkeln im Wasser war sprang er mit einem Satz hinein. Sein Herz setzte wegen der Kälte einen Augenblick lang aus und ihm blieb die Luft weg, aber es war angenehm berauschend und je tiefer er tauchte kälter und betäubender. Still schwamm er wieder an der Oberfläche auf und atmete tief ein. Jetzt ging es ihm viel besser. Gedankenverloren ließ er sich im Wasser treiben, während sein Blick wieder nach oben zum Blätterdach wanderte und zu dem strahlend blauen Himmel. Das würde er vermissen. Seine langen Haare trieben in einem Fächer um sein Gesicht und bewegten sich wie von selbst. Er schloss seine Augen und genoss das leise Plätschern des Wassers, das Gefühl der Schwerelosigkeit und den lauen Wind, der über seine nasse Haut wehte. Das Rauschen der Bäume und das Zwitschern der Vögel beruhigten ihn noch mehr. Alle Sorgen fielen von ihm ab, zumindest für den Moment und er genoss einfach nur den Augenblick. Kapitel 3: Ablenkung -------------------- Dem Schauspiel folgten neugierig funkelnde, hellgrüne Augen. Anirion stand auf einem kleineren Felsen und sah von oben auf den hübschen Dunkelelfen hinab. Er war leicht rot im Gesicht, da er wirklich alles von dem dunkelhäutigen Elfen sah. Es wunderte ihn selbst, wieso ihn der Anblick noch so in Verlegenheit brachte, da er Sharrak schon kannte seit er ein kleines Baby war und ihn auch oft nackt gesehen hatte. Für ihn war es ungewöhnlich, dass der Dunkelelf sich schneller erwachseneren Dingen zugewandt hatte als es für die Oberflächenelfen üblich war. Sharrak hatte sich viel schneller entwickelt als andere Elfen, was zumindest die geistige Entwicklung betraf. Einerseits handelte er oft schon recht erwachsen, aber dann kam wieder der jugendliche Trotz zum Vorschein und manchmal verhielt er sich kindisch. Es wirkte ein wenig so, als ob er selbst nicht so genau wüsste, wie er sich verhalten sollte... Anirion wusste, dass es an den Rassenunterschieden lag. Calaghar hatte ihm erzählt, dass man im Unterreich schnell erwachsen werden musste da es sehr viele Gefahren gab. Anscheinend hatte sich die Entwicklung vom Kleinkind zum Erwachsenen den Umständen im Unterreich angepasst, seit dem die Dunkelelfen von der Oberfläche verbannt wurden. Bei Sharrak war das wohl ein spezieller Fall. Die jahrhundertlange Anpassung war wohl noch immer vorhanden und widersprach sich ein wenig mit der Erziehung wie es an der Oberfläche üblich war. Zumindest war es seine persönliche Erklärung dafür. Still sah er weiterhin Sharrak zu. Eigentlich wollte er mit ihm reden, wurde aber von dem netten Anblick überrascht und wollte ihn lieber nicht stören, um nicht in eine unangenehme Situation zu geraten. Der Dunkelelf genoss den Moment, bis er sich beobachtet vorkam. Er runzelte leicht die Stirn schlug die Augen auf, richtete sich im Wasser etwas auf und sah sich um. Sein Blick wanderte das grüne Ufer entlang, blieb kurz bei dem Schilf hängen, was sich weiter hinten im See erstreckte. Schließlich wandte er seinen Blick zu dem Felsen der in das Gewässer hineinragte. Oben auf erkannte er eine ihm bekannte Gestalt und er grinste kurz. Das blaue Schimmern, was die Haare der Gestalt verursachten verriet den Beobachter. Seine schlechte Laune hatte sich verflüchtigt und war vorerst vergessen. Er mochte das Wasser einfach und es beruhigte ihn immer. Sharrak musterte den Elfen, der versuchte sich unsichtbar zu machen, und lächelte. „Anirion, willst du nicht lieber auch ins Wasser kommen als mich nur zu beobachten?“, fragte er zu dem Waldelfen gerichtet. Dieser errötete noch mehr als zuvor und lugte über den Felsen zu Sharrak hinunter. „Also wenn du nichts dagegen hast.“, stotterte der Elf verlegen und lächelte leicht, nicht wirklich im Stande etwas Sinnvolles von sich zu geben. Innerlich verfluchte er sich wohl gerade selbst, so wie Sharrak ihn kannte. Jetzt hatte er sowieso keine Chance mehr unbemerkt zu verschwinden. Und wieso nicht eine kleine Abkühlung war doch nicht verkehrt, dachte sich Anirion und zog sich ebenfalls aus. Seine Verlegenheit versuchte er zu überspielen, was ihm nicht gelingen wollte. Noch immer mit  heißen Wangen, ging von dem Felsen an eine leichter begehbare Stelle des Ufers und watete in den See hinein, der im Licht der Sonne schimmerte. Das Wasser war erst seicht wurde dann aber schlagartig tiefer bis Anirion nicht mehr stehen konnte und schwamm. Das kühle Nass nahm ihm für einen Moment den Atem, es war schon ganz schön kalt, wenn man vorher eine Weile in der Sonne war. Der Dunkelelf beobachtete den Anderen dabei und lächelte immer noch. Anirion wirkte anmutig, in allem was er tat. Anmutiger als die ganzen anderen Elfen die er kannte, ausgenommen von Anidia, die selbst ihren Cousin schlug. Sharrak schwamm etwas auf den Anderen zu und grinste eben diesen an. „Was willst du eigentlich hier? So ohne Grund kommst du doch nie an diesen Ort.“, fragte er den Blauhaarigen. Anirion wurde noch eine Nuance dunkler im Gesicht. „Ähm ursprünglich wollte ich mit dir über diese Sache reden, weswegen du ja auch hier bist. Aber ..d..dann…“, stotterte Anirion und senkte den Blick. Nun vollends verunsichert und ziemlich verlegen. Er bugsierte sich gerade selbst in Bedrängnis. Das Gestotter des Elfen ließ Sharrak nur lächeln. „Aber dann hast du mich baden sehen und gedacht na da kann ich doch gleich mal Mäuschen spielen.“, führte er den Satz des Anderen zu Ende und lachte. Der Waldelf wurde nur noch verlegener und kniuffte dem Weißhaarigen kurz in die Seite. „Mach dich nicht über mich lustig.“, nuschelte er und lächelte nun ebenfalls leicht. Ihm war die ganze Situation höchst peinlich. Dass er nicht schon längst hochrot verschwunden war, wunderte ihn selbst ein bisschen. Aber in der Gegenwart von Sharrak taute er immer etwas auf. Ihm Gegenüber war er offener und weniger zurückhaltend. Er traute sich ganz einfach mehr. Anirion konnte sich das nicht so ganz erklären, aber so war es nun einmal. Sharrak tat seinem Selbstbewusstsein gut, erfasste er. Als er dann aber das unheilvolle Grinsen auf Sharraks Gesicht sah war es bereits zu spät. Um sich schlagend und etwas von dem Seewasser schluckend wurde der Waldelf unter die Wasseroberfläche gedrückt. Als die Hand die ihn hinunter gedrückt hatte von ihm abließ tauchte er prustend wieder auf und funkelte den grinsenden Dunkelelfen an. „Na warte!“, dachte er sich und schoss auf den Anderen zu um ihn nun seinerseits unterzutauchen. Dies wollte ihm aber nicht recht gelingen, da der Dunkelhäutige etwas stärker war als er. Am Ende bespritzten sie sich lachend gegenseitig mit dem kühlen Nass bis sie im knietiefen Wasser standen. Die Stimmung war ausgelassen und keine einzige Wolke trübte den azurblauen Himmel, ebenso wenig trübte ein schlechter Gedanke die Stimmung der beiden Elfen. Immer noch grinsend und etwas atemlos setzte sich Sharrak in das hüfthohe Gras am Ufer und betrachtete den Anderen. Dieser stand noch im See den Kopf genießend der Sonne entgegen gereckt. Dabei hatte er die Augen geschlossen. Der Weißhaarige war vollkommen gebannt von dem Anblick. Die olivfarbene Haut auf der im Sonnenlicht glitzernde Wassertropfen hinab rannen. Anirions nasse Haare schimmerten dunkelblau. Er war wirklich gut gebaut. Ein schlanker, leicht muskulöser Körper und makellose Haut. Der Dunkelelf hatte auch schon Menschen gesehen. Diese hatten einfach nicht die Eleganz und die Anmut der Elfen. Die männlichen Menschen, die sich als Krieger verdingten waren auch muskulös, doch sie hatten bei weitem mehr Muskelmasse und wirkten plumper und schwerfälliger. Mit der Eleganz von Elfen konnten sie es nie wirklich aufnehmen. Immer weiter wanderte sein Blick den verführerischen Körper entlang. Anirion war vollkommen unbehaart in den unteren Regionen. Sharraks Augen funkelten leicht bei dem Anblick der sich ihm bot, jedoch konnte er einen kleinen Anflug von Schamesröte nicht verhindern, jedoch fiel dies auf der ebenholzfarbenen Haut nicht auf. Nur wenn man hin fasste, konnte man die Hitze in seinen Wangen spüren. Er hatte den Waldelfen schon immer unbeschreiblich schön gefunden. Dieser konnte sich vor Angeboten von der weiblichen Seite kaum retten… soweit der Dunkelelf wusste waren sogar Angebote von der männlichen Seite dabei. Aber der Waldelf war viel zu schüchtern auch nur auf Eines einzugehen. Bis jetzt hatte er immer alle höflich mit roten Wangen abgelehnt. Dieser Gedanke ließ ihn leicht schmunzeln. Manche davon hätten ihn selbst sicher rot werden lassen. Es gab schon manchmal schamlose Elfen, dabei hatte er immer gedacht, dass das Volk der Oberflächenelfen, was das anging, gesitteter war als die anderen Völker Faerûns. Zumindest hatte das mal sein Bruder erwähnt.... Sharrak hatte schon einiges von den Drow gehört, was sein Bruder eben so zu erzählen wusste. Würden die hellhäutigen Elfen das wissen, hätte es sie sicher noch mehr abgeschreckt, als es jetzt schon der Fall war und das in vielerlei Hinsicht. Kein Wunder, dass sie sich so hassten. Immer noch gefangen in seinen Gedanken, bemerkte er nicht, dass Anirion sich inzwischen neben ihn gesetzt hatte und ihn ansah. „Über was denkst du nach!“, erklang auch sogleich die helle, melodische Stimme des Anderen. Der Weißhaarige zuckte zusammen und sah zu ihm. Die Sonne hatte seine Haut schon lange getrocknet, da der Tag von dem Morgen in den Mittag gerückt war und die goldene Scheibe hoch am Himmel stand. Allein seine langen Haare klebten noch in feuchten Strähnen an seinem Hals und seinem Rücken. Er strich sich die Haare aus dem dunklen Gesicht und sah den Anderen nun schmunzelnd aus seinem zweifarbigen Augenpaar an. Sharrak beugte sich leicht zu dem Anderen, sodass seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von dem Ohr des Anderen entfernt waren. „Über dich... ich denke darüber nach wie schön du bist.“, hauchte er ihm wahrheitsgemäß zu und lächelte leicht, gespannt auf die Reaktion des Anderen. Dieser lief augenblicklich rot an. Sharrak ließ den Anderen nicht aus den Augen und lächelte über den unschuldigen Anblick den der Waldelf bot. Kurz sah der Blauhaarige in die ungewöhnlichen Augen des Dunkelelfen bevor er wieder wegsah. Hier war wieder seine Schüchternheit. Gerade als er gehofft hatte sie für einige Zeit abgelegt zu haben, warfen ihn ein paar Worte aus der Bahn. Manch einmal verfluchte er sich selbst dafür. Er hatte schon oft versucht sich dies abzugewöhnen jedoch waren die Versuche zu oft gescheitert, als das er es noch einmal versuchen wollte. Ihm fehlte einfach Selbstbewusstsein. Dies hatte er selbst erkannt und auch andere hatten dies oft erwähnt. Aber es ging nun nicht so einfach etwas Gewohntes von einem auf den anderen Tag abzulegen. Anirion ging mit allen zu vorsichtig um, wollte niemanden verletzen, sowohl körperlich als auch seelisch. Irgendwann war einmal die Grenze an der dies nicht mehr funktionieren würde. Selbst das hatte er erkannt und dennoch fiel es ihm unglaublich schwer. Wieso konnte er Sharrak gegenüber nicht einfach sagen was er im Moment empfand? Was er schon so lange versuchte in Worte zu fassen? Der Weißhaarige seufzte leise darüber, umfasste das Kinn des Anderen und zwang ihn sanft ihn anzusehen. Immer wieder wichen die hellgrünen Augen aus, bis es Sharrak endlich gelang diesen ausweichenden Blick einzufangen. Das leichte rot auf den Wangen ließ Anirion anziehend wirken. Dass er nackt war trug seinen Teil dazu bei, spielte jedoch eine nebensächliche Rolle. Immer näher kam er dem Gesicht des Waldelfen. Dieser versuchte zurückzuweichen, aber die dunkle Hand verhinderte dies zu gut. Sharrak konnte sich nicht zurückhalten. Er hatte den Anderen schon immer anziehend gefunden, besonders seit dem er aus dem Kindesalter hinaus gewachsen war. Langsam schloss er die Augen und legte seine Lippen auf die des anderen Elfen. Er genoss die weichen warmen Lippen Anirions und bewegte seine sanft gegen die des Waldelfen. Sharrak drückte den Blauhaarigen langsam nach hinten in das weiche dunkelgrüne Gras und fuhr mit der Hand, die bis eben noch an dem Kinn des Anderen lag, durch die feuchten Haare Anirions. Vorsichtig forderte er mit seiner Zunge Einlass. Sein Verstand hatte sich verflüchtigt. Er nahm nur noch verschleiert wahr was er hier eigentlich tat. Sein Körper empfand es als schön, also konnte es nicht schlecht sein. Ein erregendes Kribbeln rann die Wirbelsäule des Dunkelelfen entlang als er sich der Situation in der sie sich befanden richtig bewusst wurde. Der Geküsste sah mit geweiteten Augen in das entspannte Gesicht des Weißhaarigen. Das unbekannte Gefühl auf seinen Lippen gefiel ihm. Er verlor sich, trotz all seiner Zweifel, die sich in diesem Augenblick aufwarfen, darin und begann den leichten Kuss zu erwidern. Auch er schloss die Augen. Für einen Moment hatte er seine Scheu komplett abgelegt oder schlicht vergessen. Schon oft hatte er sich vorgestellt wie es wohl wäre den Dunkelelfen zu küssen. Die Realität übertraf jede einzelne Vorstellung. Der Grünäugige zögerte eine Weile, gewährte dem Anderen aber dann doch was dieser verlangte. Anirion spürte am Rande, dass er noch dunkler im Gesicht geworden war die kümmerte ihn jedoch in dieser Sekunde nicht wirklich. Die Nähe des Weißhaarigen zu spüren war etwas Besonderes. Auch Anirion wurde sich dessen nun wirklich bewusst. Der direkte Hautkontakt fühlte sich gut an, genauso wie der Kuss aber weiter wollte er nicht gehen. Langsam löste er sich von Sharrak und schob ihn vorsichtig von sich. Nicht wirklich fähig ihm offen ins Gesicht zu sehen. Sharrak musterte den Elfen vor ihm und lächelte leicht. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er nach, um sicher zu gehen nichts falsch gemacht zu haben und suchte den Blickkontakt, den der Andere immer wieder unterbrach. Die hellgrünen Augen suchten diesmal jedoch den Augenkontakt und erwiderten den Blick fest. Der Weißhaarige fand diese Situation sehr merkwürdig, aber nicht verkehrt. Es war ihm nicht peinlich, weder dass sie nackt waren, noch dass er Anirion geküsst hatte, der doch einige Jahre älter war als er selbst. Aber dies störte ihn nicht. Was für eine Rolle spielten schon ein paar Jahre in dem Leben eines Elfen? „Ja… aber das eben ging mir zu schnell.“, antwortete der Ältere leise aber mit sicherer Stimme. Ihm ging es im Moment besser als jemals in seinem Leben. Er fühlte sich wahnsinnig wohl in der Nähe des Dunkelelfen. Diese Erkenntnis vertrieb sogar die Röte in seinem Gesicht und ein freudiges Lächeln breitete sich auf dem ebenmäßigen Zügen aus. Als Anirion gegangen war widmete sich Calaghar wieder seiner Liebsten und zog sie nun endgültig zu sich auf den Schoß. Anidia wollte damit wohl andeuten, dass Anirion in seinen Bruder verliebt war? Jedoch kam er nicht dazu näher darüber nachzudenken, als er eine zierliche Hand spürte die sich ebenfalls einen Weg unter sein Oberteil suchte. Ihre Lippen trafen sich erneut und bewegten sich leidenschaftlich gegeneinander. Eine Zungenspitze schob sich in seinen Mund und er erwiderte das zarte Spiel, was keinen Gewinner forderte. Währen dessen wanderte seine Hand langsam weiter an dem Körper der Waldelfe nach oben. Bis sie eine von Anidias Brustwarzen streifte, die sich unter der Berührung verhärtete. Wenig später lag das Stück störenden Stoffes auf dem Boden. Der Dunkelelf löste den Kuss und musterte die Waldelfe kurz bevor er sie verlangend an sich zog um sie abermals zu küssen. Jedoch wurde er unterbrochen als auch sein Oberteil den Weg von seinem Körper fand. Die Türkishaarige genoss die Berührungen Calaghars und ein erregender Schauer floss ihr über den Rücken als er ihre Brust striff. Leicht massierte sie den festen, muskulösen Oberkörper des Dunkelelfen. Mit funkelnden Augen beobachtete sie ihn und versuchte sich jede Reaktion einzuprägen. „Überlasse mir dieses Mal die Führung.“, raunte sie in sein Ohr und leckte über eben jenes, was dem Elfen ein leises Keuchen entlockte. Ihre Lippen wanderten wieder zu seinen, um an ihnen zu knabbern. Kapitel 4: Trübe Gedanken ------------------------- Stille hatte sich zwischen den beiden Elfen ausgebreitet, sie hatte nichts Unangenehmes. Man hörte das muntere Zirpen der Grillen im hohen, von der Sonne beschienenen Gras. Das leise Rauschen des Windes und die an das flache Ufer schlagenden Wellen des Sees, der durch die zarte Brise in Aufruhr geriet. Sogar das entfernte Zwitschern der Vögel drang durch die spätsommerliche Hitze an die Ohren des Dunkelelfen. Der Tag ging langsam zu Ende. Die Sonne war noch immer kräftig, jedoch neigte sie sich dem Horizont entgegen. Wenn er genau hinhörte, vernahm er das leise Atmen des Waldelfen der neben ihm im Gras lag. Anirion war vor einer Weile eingeschlafen. Sharrak warf einen Blick zu eben jenem und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er liebte es den Anderen so zu sehen. Dass er das Vertrauen zu ihm neben ihm einzuschlafen, bereitete dem Dunkelelfen ein merkwürdiges Gefühl, aber kein Schlechtes. Diese Momente waren selten geworden. Früher als er noch kleiner war hatte er dies öfters zu Gesicht bekommen. Aber seitdem sein Bruder damit begonnen hatte ihm Unterricht zu geben, wurde seine Freizeit zunehmend geringer. Er bekam den Schwertkampf der Drow beigebracht, immerhin durfte er in seinem zukünftigen Umfeld nicht durch die Kampfweise der Oberflächenelfen auffallen, die er ebenso beherrschte. Zwar nicht zur Perfektion, davon war er noch weit entfernt, aber in ihren Grundzügen. Im Grunde wusste niemand so genau, wie es für ihn werden würde. Man konnte nur spekulieren und ihm so viele Tipps und Ratschläge erteilen, dass sein Kopf von dessen Umfang zu platzen drohte. Calaghar gab ihm die Meisten, denn immerhin war er unter den Drow groß geworden und verstand sie besser als die ganze Siedlung. Er hatte Ahnung von Intrigen und den Machtspielchen die dort an der Tagesordnung waren. Seufzend drehte sich Sharrak wieder auf den Rücken und sah in den Himmel. Am Horizont begann ein oranges Leuchten, was sich langsam ausbreitete. Nach einer Weile entschloss er sich den Anderen zu wecken der noch immer schlief. Sharrak drückte dem Waldelfen vorsichtig die Schulter. Sofort war Anirion wach und blickte in die unterschiedlichen Augen Sharraks. „Wir sollten uns anziehen und wieder zurückgehen, oder meinst du nicht?“, fragte dieser und lächelte sanft. Der Elf sah sich kurz um, wobei sein Blick am Horizont hängen blieb. „Ja wäre besser“, erklang die leise Stimme des gerade Geweckten. Er erhob sich und ging zu seiner Kleidung, die er sich nun wieder anzog. Sharrak tat es ihm gleich. Wenig später hatten beide wieder ihre Sachen am Leib und machten sich zusammen auf den Rückweg in die Siedlung. Reges treiben herrschte zwischen den einzelnen Gebäuden. Viele Elfen genossen den Sonnenuntergang und gingen nun ihrer Arbeit nach, da es jetzt kühler war. Sharrak beobachtete besonders interessiert, wie die Schmiedin der Siedlung ein neues Schwert formte. Er war schon immer von diesem Handwerk fasziniert gewesen, konnte es aber nicht erlernen, weil sein Bruder ihn für seinen Auftrag ausgebildet hatte. Genau genommen hatte der Dunkelelf kaum je eine Wahl gehabt, als er das Alter erreicht hatte, um mit dem Schwertkampf zu beginnen. Anirion zog ihn weiter, als er Anstalten machte stehen zu bleiben. „Komm schon, Calaghar wartet sicher schon auf dich.“ Sharrak nickte einfach nur, noch einen kurzen Blick auf die Schmiedin werfend, die ihm kurz zulächelte. Wenig später waren sie wieder bei dem Häuschen angekommen, was sie zu viert bewohnten. Anidia stand in der kleinen Küche und bereitete etwas vor was sie zu Abend essen konnten. Als sie die Zwei erblickte breitete sich ein Lächeln auf ihren Zügen aus. „Da hat dich Anirion wohl wieder zurückgeholt … Das hat aber lang gedauert? Was habt ihr gemacht?“, wollte sie wissen, woraufhin sich bei dem jungen Waldelfen eine leichte Röte im Gesicht abzeichnete. Sharrak grinste kurz. „Wir waren baden….“, sagte er und schob den Elfen aus der Küche und in das angrenzende Zimmer in dem Calaghar an seinem Schreibtisch über ein paar Papiere gebeugt saß. Er blickte auf und musterte die beiden Hereinkommenden. „Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte er Sharrak. Ein Nicken erhielt er als Antwort. „Das heißt aber nicht, dass es mir jetzt passt.“, erwiderte der Jüngere. Calaghar zuckte kurz mit den Schultern. „Aber es würde uns einen großen Dienst erweisen. Du kommst nicht drum herum.“, sagte der Ältere und lächelte gequält. „Es kommt sonst niemand weiter in Frage … nimm diese Aufgabe mit Stolz und Würde entgegen.“ Sharrak seufzte leise. „Ich sehe es auch als Ehre an … im Namen von Corellon und auch zum Wohle unserer Siedlung … Aber das ändert nichts an meinem Unwillen dem Gegenüber, aber ich werde mein Bestmögliches geben …“ Abermals seufzte der junge Dunkelelf und musterte seinen Bruder. „Hast du inzwischen eine Idee, wie ich überhaupt nach Menzoberranzan komme?“ „Eine Variante wäre die, die ich genutzt hatte, um aus Menzoberranzan zu fliehen. Aber ob diese funktioniert ist fragwürdig. Eine Andere wäre im Moment nicht wirklich möglich, da die Überfälle auf die Siedlungen aufgehört haben …., sonst hätte ich dich vielleicht den angreifenden Drow-Soldaten unterjubeln können, ohne dass sie es bemerkt hätten.“, sagte Calaghar etwas nachdenklich und legte die Feder beiseite, die er bis eben noch in der Hand gehalten hatte. Schnell hatte er den Papierstapel etwas geordnet und stand auf. „Bevor es überhaupt erst einmal so weit ist müssen noch einige Vorbereitungen getroffen werden.“, fuhr er fort und lächelte Anidia entgegen, die mit einer Obstschale in das Zimmer trat. Seufzend nahm sich Sharrak etwas von dem Obst und setzte sich auf eines der Sitzkissen die auf dem Boden lagen. „Was muss denn alles vorbereitet werden, damit ich diese mir mehr als nur unwillkommene Aufgabe hinter mich bringen kann?“, fing er an und sah seinem Bruder in die Augen. „Wir müssen schauen, was du mitnehmen kannst ohne groß Aufsehen zu erregen, zudem brauchst du eine passende Ausrüstung … Am besten geeignet ist sicherlich meine Alte, jedoch ohne Hausemblem. Ich müsste erst einmal nachsehen, ob sie noch intakt ist. Passen müsste sie dir, da wir beide ungefähr dieselbe Größe haben.“, erwiderte Calaghar auf die gestellte Frage und setzte sich ebenfalls auf eines der Kissen und nahm sich etwas Obst. Die Stimmung im Raum war zu dem Moment nicht die Beste, was besonders Anidia störte, da sie ein von Grund auf fröhliches Wesen besaß. „Mir geht die Ganze Sache langsam etwas auf die Nerven, mag sie auch noch so wichtig sein. Können wir das nicht erst einmal auf Morgen verschieben, immerhin haben wir noch genügend Zeit.“, erhob sie ihre Stimme und lächelte kurz in die Runde. Nickend stimmte Anirion zu. „Ja, hatten wir heute nicht schon genug dicke Luft?“, fragte er und sah dabei besonders Sharrak und Calaghar an. Die beiden Angesprochenen zuckten synchron mit den Schultern und grinsten. „Wir versuchen es!“, ergriff Calaghar das Wort und biss in ein Stück Apfel. Sharrak nickte und begann nun ebenfalls zu Essen. Nach dem kleinen Abendbrot stand noch etwas Training für den jüngeren Dunkelelfen an. Er und sein Bruder begaben sich nach draußen zu dem kleinen Trainingsplatz, der sich in der Siedlung befand. Es war bereits dunkel, jedoch sahen Elfen, besonders Dunkelelfen in der Nacht hervorragend, weswegen es sie nicht störte. Anirion war ebenfalls dabei, er hatte schon immer gern dabei zugesehen. Er selbst war begabter mit dem Bogen, als mit dem Schwert. Auch andere Elfen kamen herbei und sahen dem allabendlichen Ritual zu. Es war wirklich spannend zu sehen, wie Dunkelelfen kämpften, auch wenn Sharrak das noch nicht zu Perfektion beherrschte. Niemand achtete auf irgendwelche Regeln, man konnte alle Tricks und Kniffe anwenden, die einem so in den Sinn kamen und so konnte man nie genau voraussagen wer nun gewann oder nicht. Drow kämpften nicht ehrenhaft und das versuchte Calaghar dem Kleineren einzutrichtern, was am Anfang sehr schwer gewesen war, da Sharrak einen starken Gerechtigkeitssinn besaß. Aber inzwischen schlug er sich nicht schlecht und hatte seinem Bruder einiges entgegenzusetzen, da er sehr gewitzt war. Sharrak attackierte seinen Gegner immer wieder von allen möglichen Stellungen aus und versuchte die Deckung seines Bruders zu durchbrechen. Dieser hatte eine Hervorragende, doch war sie einmal durchbrochen war es nicht besonders schwer ihn zu besiegen. Aber auch nur, da Sharrak seine Technik durchschaut hatte. Bei anderen Gegnern hatte er dann sicher schlechtere Karten, seine Probleme lagen vor allem noch darin seinen Feind zu analysieren, seine Technik zu durchschauen, aber dies war schon besser geworden. Schließlich unterlief seinem Bruder ein Fehler, der ihm selten unterlief, eigentlich nur dann, wenn Anidia auftauchte. Er war abgelenkt. Dies ließ der jüngere Dunkelelf nicht ungenutzt und attackierte seinen Bruder geschickt, der etwas überrascht war und nun nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Grinsend entwand Sharrak das Langschwert seinen Händen und es landete auf dem sandigen Boden. „Bruder, du solltest dich auf den Kampf konzentrieren und nicht auf deine Angebetete.“, sagte er und hielt seine Klinge in einigem Abstand auf die Brust Calaghars. Dieser lächelte und nickte schuldbewusst. Dann wuschelte er dem kaum Kleineren durch die Haare und erklärte das Training für heute für beendet. Calaghar ging lächelnd zu Anidia. Sharrak kannte die beiden nur so, sie wirkten immer wie frisch verliebt. Er fragte sich wie sie das fertig brachten. Die meisten Schaulustigen verabschiedeten sich und zogen sich in ihre Häuser zurück. Nur einige blieben noch da, in einer Unterhaltung gefangen. Auch Anirion war noch da. Er sah dabei zu wie Sharrak noch etwas allein trainierte. Nach einer ganzen Zeit kam er auf das Trainingsfeld und ging auf den Dunkelelfen zu, der in seiner Übung inne hielt. „Was ist los?“, fragte er den Älteren und lächelte. „Ich möchte nicht, dass du in das Unterreich gehst!“, kam es dem Blauhaarigen schnell, beinahe undeutlich über die Lippen. „Ich möchte es auch nicht, aber ich tue es nicht für mich, sondern für alle hier. Die Drow planen sicher etwas, Lolth plant etwas, sonst hätten die Angriffe nicht so plötzlich aufgehört, vielleicht ist auch nichts, aber ich spüre, dass etwas Großes auf uns zukommen wird. Ich muss gehen!“, sagte Sharrak und musterte den Anderen genau, der beinahe genauso groß war. Wortlos blickte er Anirion in die grünen Augen, die sich dieses Mal nicht abwandten. Es war schwer für ihn, besonders da er all die zurücklassen musste, die er liebte und es ungewiss war, wann er sie wieder sah. Zumindest würde es möglich sein Nachrichten zu übermitteln. Verschlüsselt zwar, aber es war möglich. Plötzlich spürte er die Wärme Anirions nah bei sich, der Waldelf hatte ihn umarmt und drückte ihn nun fest an sich. Sharrak erwiderte die Umarmung und drückte seine Nase in die Haare des Anderen um seinen Geruch zu genießen. „Lass mich nicht allein!“, erklang nun Anirions leise Stimme. Es war schwer für den Dunkelelfen nicht das Gewünschte zu äußern. Er biss sich auf die Unterlippe und unterband so die Antwort, die ihm beinahe herausgerutscht wäre. Er strich dem Anderen über den Rücken als Sharrak spürte wie Anirion zu weinen anfing. „Komm beruhig dich! Noch bin ich nicht weg!“, versuchte der Jüngere den Älteren zu beruhigen was nicht recht klappen wollte. Also blieb er bei ihm und tröstete ihn nur mit seiner Gegenwart, Worte hätten alles in dieser Situation nur verschlimmert. Anirion hatte sich nur schwer wieder beruhigt und so kamen sie beide später als sonst ins Bett um sich Ruhe zu gönnen. Der Waldelf wollte nicht mehr allein sein und so nahm ihn der Jüngere mit in sein Zimmer. Sharrak gönnte sich erst Ruhe, als Anirion seine gefunden hatte. -_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_- Zufrieden sah sich Tarantar in der „Ruine“ eines ehemaligen Hauses um. Es war noch gut erhalten, dafür dass es einige Jahrzehnte außer Betrieb gewesen und einer Zwistigkeit zum Opfer gefallen war. Zumal eignete es sich hervorragend als Hauptquartier seiner kleinen Verschwörung gegenüber dieser herumkommandierenden Frauen. Auch aufgrund der Lage im Stadtteil West Wall. Seid einiger Zeit waren hier schon einige Männer am Werk um die inneren Bereiche wieder herzurichten, so dass nach Außen hin nicht auffiel, dass auch hier wieder Leben herrschte. Das Haus war recht groß und bot viel Platz für allerlei Dinge und auch Drow, die die vorherrschende Regierung Menzoberranzans verabscheuten. Die Arbeiten waren beinahe abgeschlossen und alles wurde so erledigt, wie er es angeordnet hatte. Den Männern ging es hier um einiges besser als in ihrem ehemaligen Umfeld, einige waren noch immer in ihren Häusern, um den Plan von Tarantar erfolgreich voranbringen zu können. Er selbst war nicht mehr in seinem Haus, er hatte seinen Tod geschickt vorgetäuscht, um nun aus dem Schatten heraus agieren zu können. Er hatte sogar einige Männer in Bregan D‘aerthe eingeschleust, damit dieses Söldnerpack ihm nicht dazwischen funkte, sollten sie einen Auftrag für irgendeine Oberin annehmen. Dies war jedoch kein leichtes Unterfangen, da Jarlaxle seine Augen und Ohren überall zu haben schien. Zumindest war nun ein Anfang geschaffen … Kapitel 5: Aufbruch ------------------- Am nächsten Tag wurden die beiden Schlafenden von Calaghar geweckt, der absichtlich lautstark ins Zimmer trat und eine Kerze mit einem kurzen Zauber entzündete, da es noch dunkel war. Schließlich betrachtete er etwas überrascht die Szene, die sich ihm bot. „Ich hatte ja keine Ahnung.“, meinte er und hob fragend eine Augenbraue. „Frag Anidia.“, meinte Sharrak und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Dann stand er auf nachdem er sich von dem Waldelfen gelöst hatte, der mit wirren Haaren verschlafen im Bett blieb und die beiden blinzelnd beobachtete. Anirion sagte gar nichts, lächelte Calaghar nur leicht an, bevor er sich wieder in das Kissen kuschelte was Sharraks Geruch trug. Der Dunkelelf schüttelte leicht den Kopf, zuckte dann mit den Schultern und grinste etwas. "Werde ich tun.", meinte er und folgte dann mit dem Blick den Bewegungen seines Bruders der im Gegensatz zu Anirion mehr als munter schien und sich gerade an der im Zimmer stehenden Waschschüssel wusch. "Du weißt, dass es heute los geht?", fragte er den Jüngeren und zwei ungleiche Augen blickten entschlossen zu ihm. Die weißen Haarsträhnen fielen dem Elfen ins Gesicht als er ebenso entschlossen nickte. "Ja.", meinte er noch bekräftigend und zuckte dann mit den Schultern, bevor er mit schnellen, geübten Bewegungen seine langen Haare zu einem Zopf zurück band und sich einfache Kleidung überzog. Calaghar warf einen Blick zu dem Blauhaarigen der nun ernster drein sah. "Ich denke es ist besser wenn ich euch einen Moment allein lasse.", meinte der Dunkelelf und deutete auf ein in ein Umhang eingewickeltes Bündel, was er beim Eintreten auf dem Tisch im Raum abgelegt hatte. "Das ist meine ehemalige Rüstung. Sie wurde aufgebessert, an dich angepasst und mein Hauswappen entfernt. Zudem habe ich alle Zauber die ursprünglich auf das Material gewirkt wurden erneut gewirkt... da die Zauber an der Oberfläche nachgelassen hatten, trotz dessen, dass ich sie im Dunkeln aufbewahrt hatte....", meinte er, ihm war nicht wohl bei dem Anblick, den sein kleiner Bruder wenig später in seiner alten Kleidung bieten würde, aber es war notwendig. "Der Umhang ist zerschlissen, aber funktionstüchtig, ich habe selbst noch Schutzzauber hinzugefügt.", fuhr er fort und verließ dann das Zimmer, die Tür leise hinter sich schließend. Sharrak sah zu dem Bündel auf das sein Bruder gedeutet hatte und zog die Augenbrauen zusammen. Dann sah er wieder zu Anirion der ihn aus großen grünen Augen entgegensah. Der Dunkelelf zögerte nicht, trat auf den Anderen zu und warf sich dann wieder zu ihm aufs Bett. Er packte in den vollen Haarschopf des Elfen und zog ihn zu einem etwas derberen Kuss zu sich heran. Sharrak sah den anderen in die Augen und löste den Kuss. "Ich will dich ebenso wenig zurücklassen, wie du mich gehen lassen.", hauchte er an die Lippen des Blauhaarigen und seufzte leise, bevor er ihn nun sanfter küsste, sachte über die Lippen des anderen leckte und seinen Nacken kraulte. "Ich weiß.", erwiderte Anirion und drückte sich etwas fester gegen Sharrak. "Würdest du denn da bleiben wenn ich dich anketten würde?", fragte er und lächelte sachte. Der Dunkelelf grinste breit als der andere das sagte und nickte. "Im Bett ist das doch ganz schön und wenn du da bist, finden wir sicher genug Dinge mit denen wir uns beschäftigen können....", raunte er zum Ende hin, was eine wunderbare Röte auf die Wangen des Waldelfen trieb. Verlegen vergrub dieser das Gesicht an dem Hals des Dunkelelfen und schloss die Augen. "Vielleicht.", ertönte die gedämpfte Stimme es Blauhaarigen. "Das ist doch schon einmal kein Nein.", erwiderte Sharrak und drückte sein Gesicht in den dichten, leicht wirren Haarschopf Anirions, der wirklich einen angenehmen Geruch verströmte. So verbrachten sie noch eine gute Stunde. Calaghar hatte sicher Verständnis dafür. Gern hätte Sharrak noch etwas mehr versucht als nur zu kuscheln, aber Anirion würde dazu noch Zeit brauchen und dafür hatte der Jüngere Verständnis. Sie wussten auch nicht, wann sie sich wieder sahen und unter welchen Umständen das Wiedersehen statt finden würde, vielleicht war es vorerst besser so, als etwas zu erzwingen. Im Gegensatz zu Anirion hatte Sharrak schon ein paar Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht ... Mit ihm jedoch war es etwas vollkommen anderes, es war etwas Neues, was nicht nur daran lag, dass der Elf männlich war, sondern auch seine Gefühle spielten da mit, die er für den Älteren empfand. Es war etwas Ernstes und beruhte nicht nur auf Neugierde und Spaß von Jugendlichen. Sharrak war generell sehr viel schneller um einiges weiter gewesen als die anderen Elfen in seinem Alter, was wohl an den Unterschieden zwischen den einzelnen Elfenrassen lag. Demnach trieb er sich auch mit den Älteren herum, wobei einige auch ein Auge auf ihn geworfen hatten. Seine Hand glitt immer wieder durch die königsblauen Haarsträhnen des Waldelfen der leise atmete und wieder zu schlafen schien. "Ich sollte mich langsam bereit machen.", meinte er leise und der andere öffnete die Augen und blinzelte ihm entgegen. Er nickte schwach, verstehend, aber es war auch deutlich widerstrebend. Der Weißhaarige ließ seinen Blick dann kurz durch den Raum gleiten und überprüfte so, ob er auch alles eingepackt hatte was er mitnehmen wollte und auch mitnehmen konnte. Er hatte von Calaghar einen magischen Beutel angefertigt bekommen, der wirklich wahnsinnig praktisch war. Ob er Anirion auch einpacken konnte? Er schüttelte, ob des unsinnigen Gedanken den Kopf. Er wollte alles, nur nicht den Waldelfen in Gefahr bringen. Einige Zeit später hatte er es endlich über sich gebracht sich von Anirion zu lösen, sich wieder etwas frisch zu machen. Nun beäugte er sich misstrauisch im Spiegel. Er trug die Drowrüstung von seinem Bruder. Sharrak wirkte vollkommen anders und der Blick den Anirion ihm zuteil werden ließ, sprach Bände. "Ziemlich einschüchternd, was?", wandte sich der Dunkelelf an den Anderen und zog die Augenbrauen zusammen, was ihn gleich noch bedrohlicher wirken ließ. Da er jetzt nur noch schwarze Kleidung trug wirkte er noch finsterer als sonst und seine weißen Haare und seine unterschiedlichen Augen stachen beinahe unnatürlich hervor. Im Moment fühlte er sich mächtig fehl am Platz. Noch mehr als sonst unter den ganzen Oberflächenelfen, zu denen er sich eigentlich auch zählte, auch wenn er nicht so aussah. Ihm wurde mulmig zumute und auch etwas Angst kroch in ihm hoch. Was, wenn er doch durch und durch ein Drow war. Dies aber erst merken würde, wenn er in Menzoberranzan war? Die Siedlung, seine Familie seinen Gott und Anirion verraten würde? Nein, keinesfalls! Der Waldelf, der still hinter Sharrak stand, hatte wohl die plötzliche Nervosität in Verbindung mit der Angst mitbekommen und schlang nun die Arme um den Jüngeren. "Für mich bist du immer noch der Gleiche. Kleider ändern keine Persönlichkeit.", sagte er leise, löste sich dann wieder von dem Dunkelelfen: "Du wirst das schon schaffen!", fügte er noch entschlossen an, drehte Sharrak zu sich herum und küsste ihn. Diesmal jedoch fordernd und zum ersten Mal wirkte es nicht zurückhaltend. Der Dunkelelf ahnte, dass das wohl der letzte Kuss für eine lange Zeit war. Denn den Abschied unnötig in die Länge zu ziehen war sinnlos und brachte den beiden mehr Schmerz als alles andere. So löste sich Sharrak von dem anderen, trat zu dem Tisch, legte seinen Waffengürtel mit dem Langschwert und einigen Dolchen an und schulterte den magischen Beutel, nachdem er auch den Piwafwi angelegt hatte. Der Weißhaarige warf dem Waldelfen einen letzten Blick zu, was ihm im flackernden Licht der Kerze wirklich zu einem schönen, unvergesslichem Anblick verhalf. Die Schatten in Anirions Gesicht wechselten immer wieder, so dass seine Augen in einem Moment dunkelgrün, im nächsten so hell schimmerten wie die frisch gewachsenen Blätter im Frühling. Die blauen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, was alles andere als verschlafen wirkte, die Strähnen schimmerten in den unterschiedlichsten Blauschattierungen. Sein Gesichtsausdruck war aber eher ernst und Sharrak glaubte Tränen in den Augen schimmern zu sehen. Er schluckte und dann lächelte ihm Anirion an und dem Drow schien das Herz stehen zu bleiben. Das war genau das, was er brauchte. Er prägte sich diesen Anblick genau ein, das konnte ihm absolut niemand wegnehmen. Er erwiderte das Lächeln und hob dann leicht die Hand zum Abschied. Alle Worte würden es nur schlimmer machen, als es so schon war. Mit einem tiefen Seufzen trat er aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich und der letzte Kerzenschein erlosch. Dunkelheit umfing ihn. Es dauerte einen Moment, bis sich seine empfindlichen Augen an die vorherrschenden Lichtverhältnisse angepasst hatten. Calaghar hatte natürlich sonst keine Kerzen verwendet oder die magischen Lampen entzündet. Noch immer, auch nach all den Jahren, die er inzwischen an der Oberfläche lebte, waren seine Augen überempfindlich was Licht betraf. Um die Mittagszeit war er nur selten außerhalb anzutreffen, es sei denn es war schlechtes Wetter oder es war unbedingt notwendig. Bei Sharrak war das alles etwas anders. Er war es nicht anders gewohnt. Immer hatte er Licht um sich gehabt, er hatte sich viel besser daran gewöhnt, als es Calaghar wohl jemals vermochte. Im Gegensatz ... er hatte eher Angst, dass er sich in der völligen Abwesenheit von Licht nicht zurecht fand. Noch nie hatte er bewusst seine Dunkelsicht angewandt. Es war auch nie nötig gewesen, bei den Lichtverhältnissen hier. Er schüttelte leicht den Kopf, als er durch die ruhigen Gänge des Hauses ging und schließlich nach draußen trat. Es dämmerte bereits, über dem Wald zogen die ersten Nebelschwaden auf und es war recht frisch für einen Sommermorgen. Die Luft war klar und das kleine Elfendorf lag still und friedlich da. Die meisten schliefen noch, aber am Ende des Weges konnte er eine kleine Gruppe von Elfen ausmachen, die miteinander redeten, unter ihnen auch Calaghar und Anidia. Er seufzte leise auf. Es war merkwürdig, wie lautlos er sich bewegte. Er war sonst kein Trampel, aber durch die auf die Kleidung gewirkte Magie machte er gar keine Geräusche mehr, zumindest kein Knarren von Leder, kein Klappern seines Schwertes. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, jedoch entschlossen, blieb er vor der kleinen Gruppe stehen und versuchte die Blicke der Elfen zu ignorieren, er konzentrierte sich ganz auf seinen Bruder. Sharrak versuchte ruhig zu bleiben. Sie sahen nun sicher den Drow in ihm... mit der Rüstung war das auch kein Wunder. Aber er hätte das lieber nicht mitbekommen wollen, es machte ihm nicht gerade Mut. In dem Moment versuchte er seine hart antrainierte emotionslose Mine aufzusetzen, die ihm sein Bruder eingebläut hatte, nichts war wichtiger unter den Drow... Gefühle vermeiden und bedeckt halten. Es gelang ihm nach einigen Augenblicken auch, aber in Menzoberranzan sollte das nicht so lange dauern, mahnte er sich selbst und biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Sie sollten nicht merken, wie er sich fühlte. Er wusste bei den Drow würde das noch um einiges schwerer werden. Er hatte das Verlangen wegzurennen..... Scheiße, wie sollte er das schaffen? Er blickte schließlich entschlossen zu seinem Bruder. »Ich bin bereit.«, so bereit wie ich nur sein kann, dachte er sich und versuchte den Klos in seinem Hals herunterzuschlucken. Calaghar nickte nur leicht und drückte Sharrak einen kleinen absolut unscheinbaren Ring in die Hand. "Trag den. Er bewirkt, dass du mit uns in Kontakt treten kannst. Verwende ihn aber nur, wenn du allein bist. Und dir sicher bist, das nichts und niemand dich in irgend einer Art und Weise beobachtet oder belauscht.", erklärte er und nannte dem jungen Drow dann noch die magische Formel die er benötigte um den Ring nutzen zu können. "Seine Magie ist begrenzt, verwendest du ihn braucht er mehrere, ungefähr drei Tage, um sich wieder aufzuladen.", fügte er an und sah dabei zu wie Sharrak den Ring an den kleinen Finger schob. »Danke.«, meinte er und zwang sich dazu ausdruckslos zu bleiben, wenn er das jetzt schaffen würde, dann würde er es auch im Unterreich auf die Reihe bekommen. Bevor er noch etwas sagen konnte warf sich ihm Anidia in die Arme. "Pass ja auf dich auf. Dass du mir heil wiederkommst.", meinte sie und der Dunkelelf spürte wie ihre Tränen an seinem Hals hinab rannen. Ausdruckslos bleiben!, befahl er sich eisern und biss sich auf die Zunge bis sie blutete. Er erwiderte die Umarmung. "Werde ich.", sagte er knapp und mit einer Stimmlage die kalt wirkte. Es tat ihm weh es so zu versuchen. Aber was blieb ihm anderes? Anidia löste sich wieder von ihm, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus dem straffen Zopf gelöst hatte und küsste ihn kurz auf die Wange. "Corellons Segen sei mit dir.", nuschelte sie leise und zog sich, die Tränen aus dem Gesicht wischend zurück. Die anderen Elfen beobachteten ihn skeptisch. Verunsichert durch das wenige zur Schau stellen von Gefühlen. Calaghar nickte seinem kleinen Bruder anerkennend zu, dann drückte auch er ihn an sich und wünschte ihm alles Gute. Kurz hielt er die Hand der Waldelfe und zog dann zwei magische Steine aus einer seiner Gürteltaschen. Sharraks Blick glitt nun zu den anderen Elfen die er von Kindesbeinen an kannte. "Ich weiß, dass ich einen üblen Anblick bieten muss.", meinte er und zuckte dann mit den Schultern. "Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen... es ist nur beunruhigend zu wissen wohin du gehst. Aber wir stehen hinter dir.", meinte Celorfin und strich sich eine Locke seines Haares von der Schulter. Dann lächelte er leicht und klopfte dem Drow auf die Schulter. Die anderen wechselten ebenfalls noch ein paar aufbauende Worte mit ihm. Dann spürte er ein Kribbeln im Rücken als Calaghar mit der Beschwörung des Portals begann. Die Magie war deutlich spürbar, als schließlich in einem Bogen nach oben zwischen den Steinen eine Art Tor entstand, durch das er gerade so hindurchgehen konnte. Die Fläche war blau-lila und eher von der Sorte, die man nicht berühren wollte. Sharrak schluckte, trat auf das Portal zu, sah sich noch einmal nach Calaghar um und trat dann hindurch. Kapitel 6: Dunkelheit --------------------- Komplette Finsternis umfing ihn, als sich das Portal hinter ihm geschlossen hatte. Er konnte rein gar nichts sehen. Seine Augen waren das Licht an der Oberfläche gewohnt ... denn selbst nachts war es nie vollkommen dunkel gewesen. Nach einigen nervenaufreibenden Minuten hatten sich seine Augen an die nicht vorhandenen Lichtverhältnisse gewöhnt und er nahm seine Umgebung endlich deutlich wahr. Was er allerdings sah war nicht gerade dazu angetan seine Laune zu verbessern. Gestein. Überall. Alles war in unterschiedliche Färbungen getaucht, je nach Strahlung die vom Gestein oder von anderen, nicht auszumachenden Quellen ausging. Es war ungewohnt. Aber instinktiv fand er sich zurecht und arbeitete sich innerlich aufgewühlt voran. Nach seinem Bruder sollte es nicht schwer sein den Weg zu finden. Er war ganz in der Nähe des Hauses erschienen, in dem er geboren wurde. Es sollte leer stehend sein und dem Verfall anheim gefallen sein. Denn kein Drow vereinnahmte das Symbol der Schande und der Schwäche. Denn das Haus war unterlegen gewesen, hatte die Gunst Lolths verloren und war demnach absolut wertlos. Überall lagen Felsbrocken und Trümmer und Sharrak hatte zum Teil Schwierigkeiten sich voran zuarbeiten. Schließlich stand er vor einer Felswand. Suchend sah er sich um und entdeckte nach einigen genauen Schauen schließlich das kleine Zeichen, dass Calaghar ihm beschrieben hatte und drückte es. Ein Spalt öffnete sich im Fels. Dem ersten Eindruck nach wirkte es sicher - der Spalt war hinter einer Säule verborgen. Da das Anwesen mit Sicherheit unbewohnt war machte er sich keine weiteren Gedanken und schlüpfte hindurch. Wie angewurzelt blieb er stehen. Er vernahm Stimmen. Verwirrt presste er sich gegen die Säule und der Durchgang schloss sich lautlos. Sollte er es wagen und wieder zurück gehen? Die Stimmen kamen näher und näher. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Auf eine solch baldige Konfrontation war er nicht vorbereitet. Er hoffte einfach, dass er unbemerkt blieb. Dass die beiden Personen, wie er an den Stimmen erkannte, einfach weitergingen und ihn nicht wahr nahmen. Er hielt sogar den Atem an. Das alles gesagt zu bekommen mit dem richtigen Verhalten... es war alles viel leichter in der Theorie, als in der Praxis. Sharrak zwang sich ruhig zu bleiben und klar zu denken. Es war am besten hier zu bleiben und sich still zu verhalten. Vorsichtig tastete er nach einem Dolch an seinem Gürtel und zog ihn aus der Halterung. Sicher war sicher. Er spürte seinen Herzschlag im ganzen Körper und glaubte beinahe, das würde ihn verraten.... die Stimmen kamen immer noch näher, dann verstummten sie abrupt. Sharraks Sinne waren zum zerreißen gespannt, als er ein leises Schnüffeln hörte. Scheiße, fluchte er .... welcher Drow konnte schon einen anderen riechen?, schoss es ihm panisch durch den Kopf und seine Hand verkrampfte sich um den Dolch. "Wir sind hier nicht allein, Nhaundar...", erklang eine tiefe beinahe grollende Stimme in Drow und Sharrak betete. Er hörte leise Schritte die näher kamen und er schoss hinter der Säule hervor und hieb mit dem Dolch nach demjenigen der näher gekommen war. Reflexartig sprang der Drow zurück und lachte amüsiert auf. Sharrak verharrte in seine üblichen Kampfhaltung und musterte das Wärmebild der beiden, die in einem Abstand zu ihm standen und ihn ebenfalls musterten. Der eine vollführte eine kleine Geste mit der Hand und raunte ein Wort und eine kleine Kugel gedämpften Lichtes erhellte den Raum, die über dem Kopf des Magiers schwebte. Sharrak brauchte einen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen und wich unwillkürlich einen Schritt zurück als er denjenigen der ihm am nächsten Stand richtig sah. Er bot einen ziemlich merkwürdigen Anblick. Seine Augen waren tief gelb und die Pupillen waren senkrechte, alles verschlingende Schlitze. Die Augen glühten wie heiße Kohlen im schwachen Licht. Seine Haare waren auf einer Seite kurz und weiß, auf einer Seite komplett abrasiert und er hatte überall hässliche Narben. Sein Mund verzog sich zu einem gefährlichen Grinsen wobei er riesige Fangzähne entblößte. Seine Hände hatten ungewöhnlich lange Finger an deren Ende lange Krallen saßen. Sharrak bemühte sich ausdruckslos zu bleiben, allerdings gelang es ihm nicht ein verwirrtes Stirnrunzeln zu verbergen. Was den Drow? nur noch breiter grinsen ließ. Er leckte sich über die Fänge. Dann glitt der Blick des Dunkelelfen zu dem Anderen. Er hatte rote Augen lange, weiße Haare und entsprach dem Bild eines typischen Drow. Er war ungewöhnlich groß für seine Rasse. Er trug eine Rüstung und keine Roben - vielleicht war er doch kein Magier. Abschätzend wanderte Sharraks Blick von einem zum Anderen. Er saß ziemlich tief in der Scheiße.... "Sieh einer an. Was haben wir denn da Hübsches.", grollte der Kurzhaarige und trat einen Schritt auf den jungen Dunkelelfen zu. Sharrak konzentrierte sich auf den mit dem Krallen und ignorierte den bohrenden Blick vom dem mit der Lichtkugel. Plötzlich erhellte sich die Kugel schlagartig, wie ein Blitz der krachend über den Himmel zog und Sharrak kniff zischend die Augen zusammen. Der Dolch wurde ihm aus der Hand geschlagen und Krallen bohrten sich schmerzhaft in seine Schulter und er spürte wie seine Haut unter dem Druck nachgab, Blut sickerte in seine Kleidung. Der Kurzhaarige zerrte Sharrak mit sich, die Krallen bohrten sich weiter in sein Fleisch und Sharrak zischte schmerzerfüllt auf, als er mit einem Ruck in die Arme des anderen Anwesend gestoßen wurde und die Wunden noch weiter aufrissen. Der fing ihn auf und fasste seine Handgelenke in einem eisernen Griff zusammen, während Sharrak wild versuchte wieder los zu kommen. So einfach würde er das nicht geschehen lassen. "Lasst mich los!", zischte er in Drow und versuchte nach diesem Nhaundar zu schlagen. "Interessant.", meinte der andere Drow beinahe bedrohlich ruhig und zog unbeeindruckt das Schwert aus der Scheide an der Hüfte von Sharrak, warf es dem anderen zu der es gekonnt auffing, kurz auflachte und ihn weiter mit einem wölfischen Grinsen bedachte. "Du kleine Missgeburt. Deine Mutter hätte dich töten sollen, als du aus ihrem Schoß gekrochen bist.", grollte er weiter und schwang das Schwert gekonnt mit einer Hand, wirbelte es herum und richtete die Spitze dann auf das grüne Auge Sharraks, der sofort in seinem Gezappel innehielt und wütend zu dem Kurzhaarigen starrte. "Sie war wohl blind. Vielleicht sollte ich dir das Zeichen deiner Verunstaltung herausschneiden?", hakte er lachend nach und drückte die Spitze gegen die nachgiebige Haut des unteren Augenlides, während die Hände des anderen Drow ihn absuchten und alle weiteren Waffen davon warfen. "Du bist ziemlich dumm hier einfach hereinzuspazieren.", erklang wieder diese ruhige Stimme, dicht bei seinem Ohr. "Valor, nimm das Schwert weg.", mit einem unwilligen Knurren gehorchte der Angesprochene, nicht ohne die Haut zu ritzen, Blut rann über Sharraks Wange und er versuchte sich weiter aus dem festen Griff zu befreien. Allerdings verfestigte der sich nur. Etwas später wickelte sich etwas um seine Handgelenke. Sharrak zappelte herum und trat mit dem Bein nach dem Dunkelelf, der Griff wanderte in seinen Haarschopf und sein Kopf wurde brutal in den Nacken gerissen und ein Tritt in die Kniekehlen beförderte ihn schnell auf den Boden. Sharrak kniff die Augen zusammen als sich das Ziehen noch verstärkte. "Ah, ah, ah.... schön still halten.", säuselte der Fremde. "Du bist nicht in der Lage den Ton anzugeben." Als er nichts mehr an Waffen fand zerrte er ihn an den Haaren wieder in die Höhe und mit sich in einen Gang. Sharrak konnte nur den in Mitleidenschaft gezogenen Boden begutachten und versuchte eilig Schritt zu halten damit er nicht skalpiert wurde. Er hatte keinerlei Chance gegen den Fremden gehabt, er hatte ihn einfach festgehalten, als wäre er ein verdammter Schwächling. Er wusste, dass er nicht schwach war. Er war einfach überwältigt worden. Bevor er überhaupt die Chance gehabt hatte irgendwelche Informationen zu erhaschen, die er Calaghar hätte weiter geben können. Aber selbst voll vorbereitet hätte er gegen die beiden vermutlich nicht gewinnen können. Sie sahen erfahren aus, besonders dieser Valor schien vor nichts zurück zu schrecken. Nhaundar sah kurz zu Valor der, noch immer das Schwert schwingend, folgte. "Berichte Tarantar. Das Schwert kannst du behalten." Der Werwolf nickte nur grinsend und machte kehrt, nachdem er das Schwert an seinem Gürtel verstaut hatte. Nhaundars Blick glitt zu dem Drow der gebeugt neben ihm herging. Schon interessant. Das Bürschchen war nicht annähernd erfahren genug, um sich hier eingeschlichen zu haben... vielleicht sollte er den Raum wo sie ihn gefunden hatten genauer untersuchen. Erbarmungslos zerrte er den Drow tiefer in die Eingeweide des verlassenen Adelshauses und verfrachtete ihn in eine der Kerkerzellen. Er spürte einige magische Gegenstände an dem Körper des Knirpses und musterte kurz dessen Rüstung. Sie war typisch Drow. Schien von einem guten Handwerker angefertigt worden zu sein. Doch nirgends war ein Haussymbol auszumachen. Er löste die Fesseln. "Ausziehen.", zischte er und stieß den jungen Drow tiefer in die Zelle. Sharrak rieb sich sofort die Handgelenke, als sie frei waren und er sich von dem Stoß abgefangen hatte. Bei den nächsten Worten sah er dem Drow finster entgegen und schüttelte den Kopf. "Nur über meine Leiche.", zischte er wütend und wich dem Blick des Drow aus, der ihn aus roten Augen an funkelte. Er hätte besser nichts sagen sollen, denn ein Widerspruch schien nicht sonderlich gut bei seinem Gegenüber anzukommen. Ehe er sich versah hatte Nhaundar ihn wieder an den Haaren gepackt und ihn gegen eine feuchte Wand gepresst, der Kopf weit in den Nacken gerissen, sodass die Wirbelknochen knackten. Keuchend hielt Sharrak still und biss sich auf die Unterlippe. "Das lässt sich einrichten. Aber nicht ohne, dass du vorher ordentlich gelitten hast.", säuselte der Drow und leckte leicht über die Ohrmuschel des Jüngeren. Sharrak kniff die Augen zusammen und unterdrückte das angeekelte Schaudern bei dem Gefühl der Zunge an seinem Ohr. Nhaundar nutzte die Gelegenheit und fesselte nun die Handgelenke des Dunkelelfen mit den, an dicken Ketten befestigten, Metallringen, die einmal geschlossen in das Fleisch des Drow schnitten. Dann trat er einen Schritt zurück und zog einen magischen Dolch aus seinem Stiefel, den er nutzen konnte um magische Dinge zu zerstören. Es war zwar schade um die Rüstung. Aber die würde der Junge sowieso nicht mehr gebrauchen. Sharrak presste die Lippen fest zusammen. So hatte er sich die ganze Sache nicht vorgestellt. Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen, als er hilflos angekettet mit dem Gesicht zur Wand stand und nur hören konnte, was der Fremde tat. Er hörte eine Klinge, die gezogen wurde und schluckte. Sein Hirn überschlug sich um die Ereignisse zu erfassen, aber schnell wurde es davon wieder abgehalten, als er den Ruck spürte, als ihm der Piwafwi von der Rüstung gerissen wurde. Der magische Beutel folgte. Dann spürte er kalten Stahl an seinem Nacken, der nach unten glitt und die Rüstung wie Butter zu durchschneiden schien. Er hielt still, während Schicht um Schicht von der Rüstung von ihm gelöst wurde. Schließlich trug er nur noch die dünne Stoffhose. Die in Fetzen hing. Sharrak presste die Stirn gegen den kalten, feuchten Stein und wartete ab. Nhaundar hatte die Rüstung auf einen Haufen geworfen, den er nun in den Piwafwi wickelte und nach draußen in den Gang warf. Die magischen Auren der magischen Gegenstände, bis auf die des nimmervollen Beutels, waren verschwunden. Aber sobald er den Rücken des Drow sah, runzelte er die Stirn. Er kannte keinen männlichen Drow, der keine Narben auf den Rücken hatte. Selbst wenn man sich nichts zu Schulden kommen ließ, wurde man früher oder später von einer Frau, aus einer reinen Laune heraus, ausgepeitscht oder anderweitig misshandelt. Die Rüstung sprach deutlich für einen adligen Drow trotz fehlendem Haussymbol. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber um das herauszufinden, hatte er im Moment nicht die Zeit. Nhaundar trat an den jungen Drow heran. "Verrat mir deinen Namen!", schnurrte er leise und strich trügerisch zart mit dem Dolch über die makellose, dunkle Haut auf dem Rücken des Kleinen. Was würde es für einen Spaß machen diese Haut zu verletzen, zuzusehen, wie sie sich teilte und warmes Blut nach unten rann. Sharrak spürte die Körperwärme des Drow, der sich ihm wieder näherte und die kalte Klinge, die über seinen Rücken strich. Er schluckte schwer. Seine Kehle war trocken und er ballte die Hände zu Fäusten, die Metallfesseln schnitten in sein Handgelenk und er spürte nun auch dort Blut an sich hinab laufen. Die Schulter brannte. "Sharrak.", kam es zögerlich über seine Lippen. Mit einem Dolch im Rücken war nicht wirklich zu spaßen. "Und weiter?" hakte der Drow nach und der Druck der Klinge wurde stärker. Sharrak zuckte leicht zusammen, als er spürte, wie die Waffe seine Haut tief ritzte. "Nur Sharrak.", sagte er und biss die Zähne zusammen, das Metall fuhr weiter in seine Haut, es schien fast so als würde der Fremde ein Muster zeichnen. Er atmete heftig und versuchte ein schmerzerfülltes Keuchen zu unterdrücken, während er sich weiter nach vorne drückte, um dem Dolch zu entkommen, was nur bewirkte dass der Andere den Druck verstärkte. Er wimmerte. "Ich glaube dir nicht.", meinte Nhaundar lächelnd und zeichnete das verschnörkelte Muster weiter. Der Geruch von Blut erfüllte die Luft und schließlich nahm Nhaundar die Klinge weg und leckte das Blut von dieser. Genüsslich kostete er den Geschmack aus. Lächelnd sah er die Tränen die über die Wangen des jungen Drow liefen und lachte leise. Abgesehen davon hatte er sich ja ganz gut geschlagen. "Also wie ist dein vollständiger Name?", er zerrte den Kopf Sharraks wieder nach hinten und der erstickte Aufschrei des Dunkelelfen hallte in der Zelle wieder. "Nur Sharrak.", wiederholte er und Nhaundar verzog unwillig das Gesicht. Sicher nicht. Nhaundar knurrte leise und drückte einen Finger an den Anfang der blutigen Wunde, die sich verschlungen bis zum Steiß des Drow zog. "Ich habe dich nicht verstanden." Sharrak rannen die Tränen heiß über die Wange, sein ganzer Rücken brannte und der Kopf im Nacken machte es auch nicht besser. Er zuckte nach vorn, als der Finger sich in die Wunde bohrte. "Sha...", entkam es seinen Lippen, bevor er wieder aufschrie und sich der Finger dem blutigen Muster folgend tief in seinen Rücken bohrte. Er zerrte an den Fesseln und wand sich unter den Schmerzen. Wacklig wurde er an seinen Haaren auf den Beinen gehalten. Seine Lippen waren blutig gebissen. "Und. Wie ist dein vollständiger Name?", zischte es ruhig an seinem Ohr, allerdings hatte sich ein seltsamer Unterton in die Stimme geschlichen. "Sharrak....", brachte der junge Drow keuchend mit rauer Stimme über die Lippen. Und es war die Wahrheit. Er hatte keinen zweiten Namen. Sein Bruder schon. Aber er war unter Elfen groß geworden, er war nie ein Adliger gewesen und hatte nur diesen Namen. Ein frustriertes Seufzen war die Antwort. Der Drow riss den Kopf Sharraks etwas zur Seite und presste seine Lippen fest auf die Blutigen des jungen Drow. Die Zunge schob sich in seinen Mund und reflexartig biss er zu. Zischend zog sich der Fremde zurück und Sharraks Kopf wurde gegen die Zellenwand geschlagen, ehe sich der brutale Griff in seinen Haaren lockerte. Sharrak sackte in sich zusammen. Ihm war fürchterlich übel und sein Körper schmerzte überall. Sein Rücken pochte höllisch und die Haut um seine Handgelenke lag in Fetzen. "Das nächste Mal schlage ich dir Zähne aus.", hörte Sharrak noch gedämpft, bevor er sich würgend übergeben musste. Das Blut was in seine Auge lief bemerkte er kaum noch. Er war ohnmächtig geworden. Nhaundar wischte sich das Blut von den Lippen. Dem musste er wohl noch einiges an Manieren beibringen, dachte er sich wütend. Zumindest hatte er nicht so fest zugebissen, dass seine Zunge arg in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Aber dass er selbst in solch einem Zustand noch zubiss gefiel ihm. Sein Blick wanderte über die erbärmliche Erscheinung des Drow, der sich zu guter Letzt auch noch selbst bekotzt hatte. Trotz Allem gut gelaunt verließ er schließlich die Zelle und schloss ab. Immerhin musste er auch noch etwas für Tarantar übrig lassen. Kapitel 7: Flucht? ------------------ Als er wieder wach wurde brauchte er eine Weile, bis er begriff, dass das Ganze kein Alptraum gewesen war. Sein Schädel dröhnte und langsam kroch ihm auch der Gestank seines Erbrochenem in die Nase und die restlichen Schmerzen drangen in sein noch immer vernebeltes Hirn vor. Sein rechtes Auge war verklebt von geronnenem Blut, dass aus der Wunde an seinem Kopf gesickert war. Seine Kehle war trocken und er lehnte stöhnend den Kopf gegen die Wand vor ihm, als er ihn kurz bewegt hatte. Er hätte es lassen sollen, denn erneute Übelkeit stieg in ihm auf. Der Schmerz in seinem Rücken war pochend, er fühlte sich glühend heiß an und Sharrak war sich sicher, dass er sich entzünden würde. Und er würde Narben behalten. Wie konnte das alles nur passieren? Er hätte besser aufpassen müssen. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Er stöhnte schmerzvoll auf als er unbedacht seine Handgelenke bewegte, die augenblicklich protestierten. Der Schmerz zog sich durch Mark und Bein und er wollte lieber nicht wissen, wogegen die Metallringe scheuerten. Sharrak würde nicht einmal einen Blick riskieren, er ahnte Übles. Allerdings sollte er sich aufrichten, um die Handgelenke zu entlasten. Seine Finger waren taub und er spürte seine Hände fast gar nicht mehr. Er biss die Zähne zusammen und versuchte sich in eine bessere Position zu bringen. Sharrak stöhnte auf vor Schmerz und Tränen schossen ihm in die Augen. Allerdings ließ der Schmerz in seinen Handgelenken etwas nach, was ihn etwas aufnahmen ließ, auch wenn der in seinem Rücken aufwallte. Seine Gedanken kehrten wieder zu seinem Problem zurück, er brauchte eine Ausrede, eine Idee, die ihn glaubwürdiger da stehen lassen würde. Noch mehr Schmerzen wollte er nicht. Sharrak dachte an das widerwärtige Gefühl, als der Finger durch die Wunde gefahren war... sein Rücken pochte schmerzhaft bei dem Gedanken. Noch mehr Tränen stiegen ihm in die Augen. Er hatte versagt und das obwohl er noch nicht einmal angefangen hatte. Sein Blick schoss hinauf zu seiner Hand. An der noch immer der unscheinbare Ring ruhte. Er war auf sich allein gestellt. Er konnte nicht einmal um Hilfe rufen. Er selbst war seine einzige Hilfe. Der ursprüngliche Plan hatte so einfach geklungen. Sharrak sollte hierher. Sich umhören und herausfinden, was vor sich ging. Und unbehelligt wieder verschwinden. Aber niemand konnte wissen, dass sich jemand in das verlassene Haus eingenistet hatte und ihn auch gleich erwischte und gefangen nahm. Jetzt saß er ziemlich tief in der Scheiße ... Oder in seiner eigenen Kotze. Das, was dieser Drow aus ihm herausgeholt hatte, war auf jeden Fall noch nicht alles gewesen, was er wissen wollte. Anscheinend waren hier noch mehr und gewiss war es nicht das letzte Mal gewesen, dass er gefragt wurde, was er hier trieb. Er musste sich unbedingt etwas ausdenken. Doch mit dem Denken war es nicht so gut bestellt. Sein Kopf dröhnte und seine Gedanken kreisten nur träge. Sharrak wusste nicht einmal wie lange er ohnmächtig gewesen war. Er wusste nicht wann jemand kam, um nach ihm zu sehen. Und er hoffte, dass es nicht der gleiche Drow von vorhin war. Nhaundar? Allerdings auch nicht der mit den komischen Augen. Valor... Und war auch nicht die Rede von einem Tarantar gewesen? Am besten wäre es, es würde gar niemand kommen und er würde hier in seiner Schande einfach allein gelassen und durfte sterben. So wollte er Calaghar nicht vor die Augen treten. Als Versager. Er hatte sich nicht einmal richtig zur Wehr gesetzt und das mit dem Licht hätte er ahnen müssen.... Drow waren nicht fair. Sharrak konnte kaum klar denken. Wieso musste ihm das Schicksal so übel mitspielen? Wieso konnte es nicht so laufen, wie es geplant gewesen war? Es brachte nichts sich den Kopf darüber zu zerbrechen, denn eine Antwort würde er nicht finden. Lieber sollte er seine Schmerzen weitestgehend verdrängen, um sich zumindest eine halbwegs glaubwürdige Ausrede einfallen zu lassen. Der Geruch seines Erbrochenen, das an ihm und an der Wand klebte, stieg ihm in die Nase und er verzog das Gesicht. Ein Heiltrank und ein Bad waren wohl im Moment ein absurder Gedanke. Allerdings fiel ihm auch nichts ein, was er als Erklärung für seine Anwesenheit vorbringen konnte, geschweige denn, wie er das glaubhaft darstellen konnte. Zumindest beherrschte er die Sprache fließend, was er auch nur seinem Bruder zu verdanken hatte, akzentfrei... Sharrak schrak aus seinen trübsinnigen, zu nichts führenden, Gedanken auf, als er hörte wie die Tür der Zelle erst entriegelt und dann geöffnet wurde. Unwillkürlich spannte er sich an, was er sogleich bereute, als der Schmerz unnachgiebig durch seinen Körper zog und er biss die Zähne zusammen, um ein schmerzerfülltes Stöhnen zu unterdrücken. Etwas später spürte er wie jemand nah an ihn heran trat und wie ein Blick über seinen Körper wanderte. "So gefällst du mir besser.", raunte eine tiefe Stimme nahe an seinem Ohr. "Aber du bist noch erstaunlich gut davon gekommen.", fuhr er fort und Sharrak erkannte den merkwürdigen Drow von vorhin an der Stimme. Allein bei dem Gedanken an diese merkwürdigen Augen durchzuckte ihn Angst. Er war kein gewöhnlicher Drow und er wollte einfach nur weg von hier. Im nächsten Moment entkam ihm ein schmerzerfülltes Stöhnen, als der andere fest nach seinem Kinn griff und ihn zu sich drehte. "Dein Auge gehört dir immer noch aus dem Kopf geschnitten. Vielleicht darf ich auch mal Hand an dich legen, du kleine Missgeburt.", zischte er grinsend vor sich hin und Sharrak vermied es dem Mann in die Augen zu sehen. Allein dessen unangenehme Anwesenheit zu spüren war genug. Mit einem Ruck ließ er ihn wieder los und löste dann die Fesseln. Sharrak sackte etwas zusammen und fing sich instinktiv mit den Händen an der Wand ab, was ihn abermals schmerzerfüllt zischen ließ. Etwas stolpernd brachte er sich in eine besser Position und versuchte die brennenden Schmerzen beinahe überall zu ignorieren. Sein Blick glitt kurz zu dem Fremden, der ihn nicht aus den Augen ließ und ein überhebliches Grinsen zur Schau stellte. "An deiner Stelle würde ich mich schon mal schnell an die Schmerzen gewöhnen.", sagte er und grinste noch breiter als zuvor, bevor er Sharrak unbarmherzig und mit einem sadistischen Funkeln in den Augen an einem geschundenen Handgelenk packte und zudrückte. Das schmerzhafte Aufheulen was daraufhin ertönte erfüllte den Kurzhaarigen nur mit der Lust noch mehr mit dem Kleinen anzustellen. "Sind das etwa Tränen?", hakte er amüsiert nach, während Valor ihn etwas genauer musterte, zerrte den Gefangenen dann unbarmherzig hinter sich her, das Blut, dass zwischen seinen Fingern hervorquoll ignorierend. Sharrak biss sich seine geschundenen Lippen erneut blutig, um weitere Schmerzenslaute zu unterdrücken um dem Mistkerl nicht noch weitere Freude zu verschaffen, denn dass der andere Spaß daran hatte war kaum zu übersehen. Er hatte damit zu tun hinter dem anderen her zu stolpern ohne zu stürzen. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich, besonders der harte Griff um sein Handgelenk machte ihm zu schaffen und er musste sich die Tränen verkneifen, was leider nicht funktionierte. Er kam sich so unfähig vor. Das wäre eine Gelegenheit um sich vielleicht zu befreien und zu fliehen, wobei er auch wusste, dass die Chance das zu schaffen sehr gering war, zumindest lebendig. Die Gänge durch die er gezerrt wurde, wirkten nicht mehr so verfallen, wie die aus denen er kam, sie wurden offenbar öfters genutzt und auch in Schuss gehalten. Es verwirrte ihn, was ging hier vor, in einem Haus das eigentlich verlassen sein sollte. Das Haus seines Bruders.... Sharrak wurde mit einem Ruck nach vorn gezogen und dann auf den Boden geschubst, abermals landete er auf allen Vieren, wobei er vor Schmerz aufheulte, als er seine Gelenke belastete, was allgemeines Gelächter hervorrief, denn er war, wie er jetzt bemerkte nicht mehr allein mit dem merkwürdigen Drow, der noch immer hinter ihm verweilte. "Das habt ihr also gefunden. Interessant.", meinte eine beunruhigend gelassene Stimme. Sharrak hob den Blick und ließ ihn durch den Raum wandern. Überall waren männliche Drow auszumachen. Was ihn noch mehr irritierte, da sein Bruder etwas von Frauen in allen größeren Machtpositionen hatte verlauten lassen. Sein Blick blieb kurz an dem langhaarigen Drow von vorhin hängen, der der ihm so übel mitgespielt hatte, bevor er sich auf den konzentrierte, der die Stimme erhoben hatte. Es wirkte so als ob er hier das Sagen hatte. Er hatte eine reich verzierte Robe an und trug eine Maske, die sein Gesicht verschleierte nur seine Augen funkelten rot und fixierten ihn starr. Ehe er es sich versah hatte sich Sharrak eine kräftige Ohrfeige eingefangen. "Schau mich nicht direkt an, du Wurm.", zischte der Mann und wandte sich dann an Nhaundar. "Was hast du aus ihm heraus bekommen?" Der Angesprochene verbeugte sich kurz, aber elegant. "Nicht viel, wie ich leider zugeben muss. Ich hatte auch nicht viel Zeit.", erwiderte er und Sharrak konnte verfolgen wie, vermutlich Tarantar, missbilligend ob des Tons den der andere verwendete, das Gesicht verzog. "Wie immer keine zufrieden stellende Leistung von Euch. Man sollte wohl immer alles selbst machen.", knirschte er sichtbar wütend und trat noch näher an Sharrak heran der sich sicherheitshalber nicht von der Stelle bewegte. Er hatte noch immer keine Antworten, vielleicht hätte er sich etwas überlegen sollen. Corellon steh mir bei, dachte er sich und wappnete sich für das was vermutlich kommen würde: noch mehr Schmerzen. Tarantars Aufmerksamkeit lag nun vollkommen auf ihm und er fühlte sich unwohl unter dem forschenden Blick. "Aus welchem Haus kommst du? Und was willst du hier?" Sharrak zog schon unwillkürlich die Schultern nach oben, er würde nicht antworten, was sollte er auch sagen, was sie ihm glauben würden? Aber in dem Moment hatte wohl jemand ein einsehen mit ihm. Denn ein heftig atmender Drow stürzte völlig respektlos in den Raum. "Wir werden angegriffen!", schrie er kurzerhand und auf einmal brach Hektik herein, überall um ihn herum hasteten Männer vorbei und Tarantars Aufmerksamkeit legte sich vollends auf den hereingeplatzten Krieger. "Wer?", hakte er mit ruhiger Stimme nach. "Ich konnte sie nicht erkennen... sie benutzen Magie um sich zu verbergen.", meinte er hastig und sah sich gehetzt um. Tarantar machte eine kurze Geste und der Krieger verschwand wieder, vermutlich um das was hier auch immer war zu verteidigen. Tarantar fluchte deutlich vernehmlich und blickte zu Nhaundar, der noch immer an Ort und Stelle stand und alles hier seelenruhig beobachtete. "Macht Euch nützlich!", zischte Tarantar dem Drow zu, der daraufhin nur kurz nickte und sich dezent verbeugte, bevor er ebenfalls den Raum verließ. Sharrak wusste nicht was er tun sollte. Fliehen? Tarantar war noch immer hier, lief unruhig auf und ab und er konnte sehen, dass ihm die Situation nicht passte. Allerdings schien auch er nicht zu wissen, was er tun sollte. Diese Entscheidung wurde ihm auch abgenommen, als einige lange Minuten später, in denen der aufkeimende Kampflärm immer näher drang und schließlich den Raum erreichte. Eine Gruppe Bewaffneter stürmte herein, die sichtbar das Symbol eines Adelshauses trugen, später folgte eine entschlossen dreinblickende Frau, die ihre Peitsche in der Hand hielt, die magisch zu sein schien, schätze Sharrak. Er hockte noch immer am Boden und rutschte etwas von der sich anbahnenden Szenerie weg, er sollte die Zeit nutzen die er hatte um einen Fluchtversuch durchzuführen. Er würde bei keiner Partei hier lebend davon kommen. Tarantar war sichtbar ungehalten und wütend. Er fluchte abermals, bevor er ein Gebet sprach....zum maskierten Lord, denn eine andere Gottheit die Priester mit Masken hatten kannte der junge Dunkelelf nicht. Sharrak kroch rückwärts davon auf einen Durchgang zu, bevor er sich erhob und einen Blick auf die Situation warf, hatte ihn jemand bemerkt? Die Frau befahl den Soldaten, dass sie Tarantar festhalten sollten, doch der Priester war schneller und die göttliche Magie die sich manifestierte hüllte alles für einen Moment in gleißendes Licht, dass alle Anwesenden blendete. Ein erschrockenes Keuchen kam über seine Lippen, als er so geblendet wurde. Er stolperte in die entgegengesetzte Richtung, der eingedrungenen Soldaten. Blind tastete er sich voran und hoffte einfach, dass ihm das Glück noch etwas länger hold blieb, obwohl seine Situation denkbar aussichtslos war. Schließlich blieb er stehen und wartete eine Weile, bis er seine Umgebung wieder schemenhaft erkennen konnte. Die ganze Zeit über hörte er die Stimmen aus dem angrenzenden Raum und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er musste hier einfach weg. Die herrische Stimme der Frau ging ihm durch Mark und Bein und es war klar, dass der Priester wohl verschwunden sein musste, das versetzte sie nicht in gute Laune. Er war denkbar schlecht dran. Sein Wunden schmerzten noch immer und er hatte keine Ahnung wohin er sollte. Aber es war vermutlich noch immer besser, als hier zu bleiben und sich der Gruppe Drow auszuliefern. Sharrak schluckte, versuchte die andauernden Schmerzen zu ignorieren, sah sich um und nahm den nächsten Gang, der ihm am viel vielversprechendsten aussah. Er schlich sich voran und hoffte einfach unbehelligt davon zu kommen. An der nächsten Abzweigung überlegte er wohl einen Moment zu lange, das Nächste was er spürte war ein harter Griff im Nacken. Sharrak reagierte instinktiv, drehte sich aus dem Griff herum und blickte dem entgegen, der ihn gepackt hatte während er zurückwich. Es war dieser Nhaundar, den es wohl nicht zu interessieren schien was gerade hier geschah. Sharrak zögerte kaum, nahm die Chance wahr, die sich ihm bot und nahm die Beine in die Hand. Er stolperte jedoch über irgendetwas und fiel hart zu Boden, die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst, seine Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer, seine Handgelenke... er wollte gar nicht daran denken, der durchdringende Schmerz reichte ihm aus. Sharrak wollte sich wieder aufrichten, sackte aber wieder zusammen, als ihm brutal in die Rippen getreten wurde. Vor Schmerz stöhnend blickte er zu dem Drow auf, der ihn aus kalten roten Augen ansah. Soweit die Farbe rot überhaupt kalt wirken konnte. "Wo willst du denn hin?", meinte er kalt und zog den jungen Drow mit einem kräftigen Ruck am Arm auf die Beine, um ihn im nächsten Moment, wieder einmal, hinter sich her zu zerren. Allerdings wieder zurück. Zurück zu dem Raum den er vorhin hinter sich gelassen hatte.... Kapitel 8: Der Schmerz eines neuen Lebens ----------------------------------------- Sharrak wehrte sich dagegen, stemmte sich gegen den Anderen und versuchte los zu kommen, er konnte jetzt nicht einfach so nachgeben.... was mit aufgeben gleich kam. Natürlich hatte er darüber nachgedacht, aber er konnte seinen Bruder nicht so enttäuschen, oder ihn im Stich lassen. Nhaundar hatte keine Lust weiter an dem sich wehrenden Bündel zu zerren und blieb schließlich stehen. "Du bist geschwächt, noch dazu verletzt und unbewaffnet. Also halt gefälligst still und füge dich deinem unvermeidlichen Schicksal.", knurrte er dem Drow mit den zweifarbigen Augen entgegen und festigte seinen Griff noch mehr, der Junge hatte kein Chance gegen das Schicksal, dass er ihm zugedacht hatte. Der Magier grinste leicht , als er sah wie der Jüngere wohl akzeptierte, dass er verloren hatte, was jedoch nicht bedeutete, dass er vollkommen aufgeben würde. Zumindest hoffte er das.... Unbarmherzig zog er den jungen Drow weiter hinter sich her, bis er schließlich den Raum betrat, den seine Mutter allein mit ihrer Präsenz, mal abgesehen von ihrer Stimme, beherrschte. Alye war sichtbar schlechter Laune, da hatte sie es sich nicht nehmen lassen ihr Haus zu verlassen, um einen elenden Priester von Vhaeraun zu töten und dann verschwand er einfach, aber zumindest hatten sie die meisten Männer die sich hier herumtrieben gefangen nehmen können, dachte Nhaundar und grinste. Allein das war schon ein Glücksfall. Vhaeraun hatte seinen Priester nicht gewarnt, vielleicht war es als Prüfung für Tarantar gedacht, bei der er versagt hatte. Verstehe einer die Götter, wieso Tarantar dann dennoch die nötige Magie bekommen hatte, um zu verschwinden. Aber es war vorbei, umso besser für den Hausmagier. Er hatte lang genug dieses Spiel gespielt und verbeugte sich galant vor seiner Mutter. "Mutter, ich hoffe ihr freut euch über dieses großzügige Opfer, dass ihr der Spinnenkönigin darbringen könnt.", gab er unterwürfig von sich und meinte all die Drow, die sie gefangen genommen hatte. Er erwartete zumindest eine kleine Belohnung für seinen Verdienst. Sie nickte leicht und trotz allem schlich sich ein siegreiches Lächeln in ihre Züge. "Sicher.", meinte sie und musterte ihren Sohn. Alyes Blick lag auch kurz auf den übel zugerichteten Drow, den er noch immer gepackt hielt. Sie verstand was er wollte und nickte knapp. Nhaundar durfte den Jungen also behalten. Das lief schon einmal gut. Zufrieden warf er einen Blick in den Raum. "Einige Gänge weiter befindet sich auch ein Altar, den ihr sicherlich zerstören möchtet.", fügte er an. Er sah kurz zu seinem jüngeren Zwillingsbruder Ilarân, der ebenfalls in den Raum trat, die Szene musterte und seinem Bruder kurz zunickte, bevor er sich ebenso galant vor seiner Mutter verbeugte. "Ilarân, kümmere dich um den Altar. Kein Staubkörnchen soll mehr davon übrig sein.", befahl sie und drehte sich dann schwungvoll um, ihre Soldaten anweisend das Gebiet gründlich zu durchsuchen, sodass kein Vhaeraunanhänger davon kommen konnte. Alye würde vermutlich eine Ratssitzung mit den anderen Hohepriesterinnen, der oberen Häuser, abhalten. Sie musste Triel Baenre immerhin brühwarm von ihrem Erfolg berichten und es würde sicherlich ein großes Fest veranstaltet werden, wo man Lolth die Opfer ehrerbietig darbringen würde... Nhaundar konnte nicht umhin stolz auf sich zu sein, während er daran dachte, dass die eingeschleusten Spione, die sich noch in ihren einstigen Häusern befanden, sicherlich gerade ebenfalls gefangen genommen oder getötet wurden. Für die Spione in Bregan D'aerthe musste eine andere Lösung gefunden werden, aber ihre Identitäten waren bekannt, vermutlich würde Jarlaxle einige Schritte in die Wege leiten, denn er konnte sie nicht einfach am Leben lassen, in einer Hochburg der Spinnenkönigin. Egal wie gut ausgebildet seine Söldner auch waren, gegen die mächtigsten Häuser hier hatten sie keine Chance. Nhaundar fragte sich nur, wo Valor abgeblieben war, der Werwolf war ebenfalls kein Anhänger Vhaerauns, genau genommen gehörte er zu keinem Haus und vertrieb sich lediglich mit etwas Spaß, wie er es nannte, die Zeit. Er war ein freier Söldner und hatte sich vermutlich aus dem Staub gemacht. Allerdings war sich der Magier sicher, dass der Söldner wieder auftauchen würde, immerhin wollte er von Nhaundar noch seinen Lohn. Auch Tarantar würde wieder auftauchen, nur wann und wo blieb offen. Sharrak verfolgte das Geschehen ungläubig. Nhaundar, der der ihn gefangen hatte war wohl ein Spion, der sein Haus mit Ruhm bekleckern wollte. Das was hier geschah war vielleicht auch einer der Gründe, weswegen die Angriffe nachgelassen hatten, vielleicht hatten die Anhänger Vhaerauns überall Ärger angerichtet, denen sich die Adelshäuser, allein um die Gunst ihrer Göttin behalten zu wollen, annehmen mussten. Wie lange das ging konnte Sharrak nicht einschätzen, aber es könnte durchaus wichtig sein, vielleicht hatte er irgendwann Gelegenheit eine Nachricht zu übermitteln.... vielleicht auch über seine Lage. Er hoffte nur, er würde hier weg kommen, dass die Dunkelelfe allerdings nickte, als sie einen kurzen desinteressierten Blick auf ihn warf, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Im nächsten Moment war er jedoch verwirrt, als ein genaues Abbild Nhaundars erschien, lediglich in eine andere Rüstung gekleidet und mit kurz geschnittenen Haaren. Zwillinge? Das war ungewohnt und sehr selten. Sein Blick lag nur kurz auf dem anderen Drow, der nach dem Befehl seiner Mutter auch schon wieder verschwand, um eben jenem nachzukommen. Das alles hier war trotz seiner Lage wohl ein guter Ansatzpunkt für seine eigentliche Aufgabe, aber inwieweit er ihr zukünftig folgen konnte... das war ungewiss. Eine Auseinandersetzung zwischen den Anhängern verschiedener Gottheiten... er hatte einiges von Calaghar erfahren, jedoch nicht alles, aber es würde vorerst ausreichen, damit er sich im Stillen ein genaueres Bild machen konnte, zumindest hoffte er das, wenn er schon in den Fängen dieses Drows geraten war, der auf keinen Fall guten Absichten hegte. Kein Drow hegte gute Absichten. Nicht hier. Wo war er nur hineingeraten?! Sein Rücken fühlte sich heiß an und der Schmerz pochte noch immer dumpf vor sich hin. Die Wunde würde sich in jedem Fall entzünden, wenn die anderen es schon nicht tun würden. Er musste wirklich einen ziemlich erbärmlichen Anblick bieten. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Nhaundar ihn mit einem Ruck weiter zog. Sharrak fügte sich dem und folgte dem Älteren durch die Gänge des Hauses. Er verfügte anscheinend nicht über das nötige Können um sich ihm zu widersetzen, geschweige denn sich ihm im Kampf zu stellen und Magie beherrschte er schon gar nicht.... Die Ausbildung von Calaghar war zwar gut gewesen und er galt als einer der besseren Kämpfer, sein Bruder war jedoch ein Zauberer gewesen und kein ausgebildeter Krieger... seine Fähigkeiten waren einfach nicht ausgebildet genug um gegen gedrillte Drow anzukommen, was ihn nur noch mehr niederschlug. Alles in Allem ließ das immer mehr Zweifel an der Aufgabe in ihm aufkommen. Er hatte hier nichts zu suchen. Was hatte Nhaundar nur mit ihm vor? Der Kuss fiel ihm brühwarm wieder ein und Entsetzen mischte sich mit einem ekligen Schauer der ihm durch den ganzen Körper fuhr. "Was hast du mit mir vor?", entkam es ihm in jenem Moment atemlos und er versuchte seine Gemütslage nicht so offensichtlich sein zu lassen, was in dieser Lage alles andere als einfach war. Den kalten Blick den er zu sehen bekam, war nicht dazu angetan Hoffnung in ihm aufkeimen zu lassen. Im nächsten Moment schmerzte seine Wange, aufgrund der heftigen Ohrfeige, die er verpasst bekommen hatte. "Was ich mit dir vorhabe, lass mal ganz meine Sorge sein. Zuallererst muss ich dir wohl Manieren beibringen. Meister, Herr und förmlich. Hast du verstanden?", zischte Nhaundar dem jungen Drow wütend entgegen und zog ihn weiter. Sharrak biss die Zähne zusammen bis es schmerzte. "Ja, Herr.", brachte er dann leise zustande, woraufhin er noch eine Ohrfeige erntete. "Sprich deutlicher." "Ja, Herr!", verbesserte er sich und rieb sich die schmerzende Wange, aber offenbar reichte dies für den Moment aus. Ihm schwante Übles, auch hiervon hatte Calaghar etwas gesagt. Ohne Sklaven lief hier in Menzoberranzan nichts und anscheinend scheute man nicht einmal davor zurück die eigene Rasse zu versklaven. Ihm fiel der Kommentar über seine unterschiedlichen Augen wieder ein, allein das machte ihn wohl minderwertig. Aber ihm kam wohl ein anderer Status zu als der eines Arbeitersklaven, zumindest wenn er an den Kuss dachte. Er schüttelte sich kurz. Dieses Schicksal blühte ihm wahrscheinlich, wenn er es richtig anstellte, wäre er tot bevor er das ertragen musste, aber dann würde er Anirion nie wieder sehen.... Schließlich erreichten sie einige Reitechsen die angebunden, von einem Soldaten bewacht wurden. Dieser verbeugte sich leicht, als er Nhaundar erkannte, warf Sharrak einen interessierten Blick und begann unheilvoll zu grinsen, als Nhaundar es nicht sehen konnte, bevor er dann weiter die Umgebung im Auge behielt. Sharrak schluckte, ihm blühte ganz sicher kein gutes Schicksal, denn der Soldat kannte.... seinen Herrn wohl besser und wenn dieser schon unheilvoll grinste. Ihm wurde augenblicklich schlecht und er musste sich zusammennehmen um dem Drang nicht nachzugeben. Er wollte zudem gar nicht wissen, was geschah, wenn er Nhaundar auf die Füße kotzte. Im nächsten Moment wurde er wenig gefühlvoll herumgedreht und seine Handgelenke wurden fest mit einem Seil hinter seinem Rücken fixiert. Es fühlte sich leicht an, aber sicher hatte er es hier mit Magie zu tun. Er biss die Zähne zusammen, als das Seil begann in den noch recht frischen Wunden zu scheuern, egal wie er sich bewegte. "Steig auf.", befahl Nhaundar knapp, deutete auf die nächste Reitechse und sah dem Jungen dabei zu wie er ungelenk, durch die zusammengebundenen Hände auf die Echse stieg, er war all das nicht gewohnt, seine Reaktionen wirkten zum Teil so, als ob ihm all das hier neu war. Was seine Situation betraf stimmte das wohl auch, aber sein ganzes Verhalten war etwas untypisch, sein kurzes Zögern verriet auch, dass er diese Reittiere zum ersten Mal sah. Obwohl sich der Junge Mühe gab, verriet jede Bewegung seine Unsicherheit. Ein Drow noch dazu einer in seinem Alter, sollte ganz besonders nach der Rüstung dir er getragen hatte, die Ausbildung an Meele- Magthere absolviert haben... zumindest schätzte er ihn auf dieses Alter. Etwas stimmte mit diesem Drow nicht. Ganz und gar nicht. Vielleicht lag es an dem plötzlichen Wandel seiner Situation, aber Nhaundar bezweifelte das immer mehr, je länger er den Jungen beobachtete. Sharrak saß schließlich auf dem ungewohnten Tier und fühlte sich mieser als zuvor, besonders unter dem kalten, bohrenden Blick seitens Nhaundar, der sich dann kurzerhand hinter ihn auf die Echse setzte, die Zügel nahm und eine Richtung einschlug, die bestimmt zu seinem Haus führen würde... Er fühlte sich merkwürdig. Es schien als sei alles ein schlechter Alptraum. Alles war so anders. Und er schlug sich auch nicht sonderlich gut. Könnte ihn nicht einfach jemand kneifen, sodass er aufwachte? Er starrte schließlich nur vor sich hin, die Umgebung nahm er dabei kaum wahr, erst als sie mit einem Ruck hielten, wurde er aus seiner Lethargie gerissen und blickte sich kurz und zögerlich um. Er zischte auf vor Schmerz, als Nhaundar ihn von der Echse schubste und ihn dann an den Fesseln packte um ihn weiter vor sich her zu schieben. Nhaundar schob ihn an einigen Soldaten vorbei durch reich verzierte, düstere Gänge, in denen ihnen aber niemand entgegenkam. Die Meisten waren bestimmt noch in dem anderen Haus, mit ihren Aufgaben beschäftigt, um Nhaundars Mutter zufrieden zu stellen. Schließlich wurde er in einen Raum geschubst, nachdem der Magier mit einem Wort die Falle auf der Tür aufhob und er sie aufgedrückt hatte. Sharrak landete, mit den Knien und dem Gesicht zuerst, hart auf dem Boden, da er über seine eigenen Füße gestolpert war. Das Wiederaufstehen gestaltete sich aufgrund der zusammengebundenen Handgelenke nicht leicht, aber er brachte sich in eine halbwegs sitzende Position in der er verharrte, froh über einen Moment der Ruhe und froh über die weniger schmerzhafte Position. Der Ritt hatte ihn immer wieder schmerzhaft zusammenzucken lassen. Das alles war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, aber er ahnte, dass es noch schlimmer kommen würde..... Die Tür fiel lautlos ins Schloss und Sharrak sah sehnsüchtig in die entsprechende Richtung. Nhaundar bemerkte seinen Blick und lachte. "Spar dir deine Gedanken. Du kommst hier nicht weg. Das Einzige was du dort finden würdest wäre dein Tod, aber so wie ich dich einschätze suchst du diesen noch nicht.", meinte der Drow und grinste noch immer breit und sah sich um, während er dem Elfen am Boden vermeintlich keine Aufmerksamkeit zukommen ließ um stattdessen, in den reichlich unaufgeräumten Gemächern, nach etwas zu suchen. Sharrak, der nichts besseres zu tun hatte, versuchte fieberhaft eine Lösung für diese Misere zu finden, aber nichts wollte genügen... es schien noch immer äußerst aussichtslos. Die Gemächer des Magiers beherbergten das reinste Chaos und so wunderte es den jungen Drow kaum, dass der Andere wohl etwas brauchte um zu finden was er suchte. Überall lagen Bücher, Schriftrollen, Flaschen und allerlei andere für ihn nicht zu identifizierende Gerätschaften und Gegenstände herum. Ein Schrank stand offen, in denen unordentlich ein paar Kleider lagen und Sharrak schoss der absurde Gedanke durch den Kopf, dass sein Bruder mit Chaos nicht solch eine Unordnung gemeint hatte, als er über die Drow und die Wesenheit ihrer Göttin gesprochen hatte. Allerdings entdeckte er zu seinem Leidwesen nirgends eine Waffe, die ihm vielleicht hätte weiterhelfen können. Er war so in seine Umgebung und seine Gedanken vertieft, dass er erschrocken zusammenzuckte, als Nhaundar zu ihm trat ihn mit dem Fuß schmerzhaft auf den Boden drückte um ihn dann mit einem Tritt auf den Bauch zu befördern, sodass er vor Schmerz stöhnte, seine Seite pochte dumpf vor sich hin, das würde einen ordentlichen Bluterguss geben. Nhaundar schnitt ihm die Fesseln durch. Sharrak ahnte nicht was der Andere vor hatte, nur dass es ihm sicher nicht gefallen würde. "Wehe du versuchst irgendetwas.", wurde ihm dicht an seinem Ohr entgegen gezischt, bevor der Drow seinen rechten Arm zu sich zog. Sharrak konnte die Gelegenheit gar nicht nutzen, seine Position war äußerst ungünstig und er biss die Zähne zusammen, als der Andere beinahe seine Schulter auskugelte, als er seinen Arm noch fester zu sich zog. Das Nächste was er durch den Schmerz fühlte war kalter Stahl, der an der weichen Haut an der Innenseite seines Unterarms angesetzt wurde. Er spürte wie der Stahl mühelos durch seine Haut und sein Fleisch glitt und warmes Blut an seinem Arm hinunterlief, über seine Schulter floss und er hörte, wie es zu Boden tropfte. Der andere zeichnete ein kurzes, blutiges Zeichen in sein Fleisch und legte die Klinge dann zur Seite. Im nächsten Moment schrie Sharrak auf, als eine Paste in die Wunde gerieben wurde, die höllisch brannte und ihm die Tränen in die Augen trieb. Die warme Hand die nun auf der Wunde lag spürte er kaum noch, erst als er die Worte hörte die der Magier sprach versuchte er sich etwas genauer darauf zu konzentrieren. Es war die Sprache der Magie, die Nhaundar verwendete, der junge Elf hatte sie ab und an bei seinem Bruder gehört und ihm wurde mulmig zumute. Es dauerte eine ganze Weile, in denen Nhaundar die Worte sprach. Während der Prozedur fing seine Wunde an zu jucken, der Schmerz ließ erst etwas nach, nur um dann immer stärker zu werden und um sich auszubreiten, bald fühlte sich sein ganzer Arm an als ob er in Flammen stehen würde und alles in ihm wurde von dieser heftigen Pein erfüllt. Er fing an zu schreien. Seine Rückgrat schien zu lodern, seine Eingeweide schienen vor der prickelnden Macht der Magie fliehen zu wollen und er musste sich hustend und würgend übergeben, wobei jedoch nur Magensäure und Galle einen Weg nach oben fand. Er sah nicht einmal mehr seine Umgebung, alles war von gleißendem Schmerz erfüllt. Abrupt brach der Schmerz ab und er spürte wie sein Arm schwach neben ihm auf den Boden aufkam, als Nhaundar ihn los gelassen hatte. Er fühlte sich vollkommen am Ende. Sein Atem ging flach und er musste sich abermals übergeben. "Ich habe dich an mich gebunden, Sklave. Das Zeichen an deinem Unterarm wird dich jedem gegenüber als mein Eigentum kennzeichnen.", gab Nhaundar gnädigerweise eine Erklärung ab, die Sharrak nur am Rande wahr nahm, selbst seine Ohren schienen ihren Dienst nicht richtig wahr nehmen zu wollen und es dauerte eine Weile, bis er begriff was der Andere gesagt hatte, allerdings hatte er keine Energie irgendwie darauf zu reagieren. Das geschwungene Zeichen, dass in seine Haut geritzt wurde war durch den Zauber zu einer wulstigen Narbe zusammengewachsen, die schwach magisch leuchtete. Durch das Blut war die Magie durch seinen ganzen Körper gewandert und hatte ihn komplett an den Magier gebunden. Kapitel 9: Baderäume und andere Lappalien ----------------------------------------- Er fühlte sich zerschlagen, sein ganzer Körper schmerzte, jeder einzelne Muskel schien zu pulsieren und Sharrak gelang es kaum sich zu rühren. Zumindest nahmen seine Sinne den Dienst wieder auf und er folgte den Bewegungen des Magiers mit Blicken wobei er allerdings nicht viel mehr als ein paar Füße und Beine ausmachen konnte. Er getraute sich nicht, sich zu bewegen, da er sich sonst sicher wieder übergeben musste. Der Geschmack in seinem Mund war widerwärtig und er versuchte tief durchzuatmen, um die noch vorhandene Übelkeit zu vermindern. Er wurde wieder ignoriert, was der junge Drow als Wohltat empfand, weg kam er hier so schnell bestimmt nicht und daher war er froh für einen kleinen Moment der Ruhe, der bestimmt nicht lange anhalten würde. Sharrak schloss die Augen. Er wollte nichts mitbekommen, vielleicht war das Alles nur ein ziemlich schlechter Traum. Im Augenblick versuchte er die andauernden Schmerzen auszublenden und begrüßte es auf dem Bauch zu liegen und sich nicht bewegen zu müssen. Seine Gedanken kreisten immer wieder darum, was als nächstes passieren würde, was der Drow mit ihm vor hatte und wie er am schnellsten wieder hier weg kam. Er wollte nichts mehr als einfach in seinem Bett neben Anirion aufzuwachen. Sharrak verkniff sich die Tränen, er würde Nhaundar nicht einen weiteren Anlass geben um ihn zu demütigen. Nhaundar ignorierte seinen neuen Sklaven und würdigte ihn vorerst keines Blickes, sondern begann damit Ordnung in das Chaos zu bringen. Systematisch natürlich. Die letzten Wochen und Monate war er vollauf damit beschäftigt gewesen Tarantar in Schach zu halten. Was allerdings kein Freibrief war, denn seinen Pflichten als Hausmagier hatte er dennoch nachkommen müssen. Die letzte Zeit hatte er erheblichen Schlafmangel zu verzeichnen und hatte seinen ungetrübten Verstand und sein Reaktionsvermögen nur einem bestimmten Trank zu verdanken. Wenn er hier Ordnung geschafft hatte und die wichtigsten Angelegenheiten geklärt hatte, würde er wohl einfach ins Bett fallen und schlafen, zumindest solange man ihn ließ. Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als einige Zeit später, die Tür aufging und ihm ein sehr bekanntes Gesicht entgegen blickte. Nhaundar musste knapp grinsen, wandte sich jedoch schnell von dem anderen Drow ab und fuhr damit fort aufzuräumen. Ilarân würde sich zuerst wohl den Sklaven genauer anschauen wollen. Sharrak schaffte es seine Umgebung weitestgehend zu ignorieren und versuchte etwas Ruhe zu bekommen. Irgendwann musste er wohl eingedöst sein, denn als nächstes riss ihn ein harter Ruck in seinen Haaren aus seinem Zustand und er wurde mit einem kräftigen Griff herumgedreht, sodass er direkt in das Gesicht seines Meisters blickte. Ein Zischen entkam seinen Lippen, als der Schmerz in seinem Rücken erneut aufflammte. Er brauchte einen Augenblick um zu registrieren, dass es sich nicht um Nhaundar handelte. Die Haare waren kurz und die Kleidung anders. "Wach wie ich sehe. Mein Bruder hat dir wohl übel mitgespielt.", ertönte seine Stimme die exakt wie die des Magiers klang. Wären die Haare und die Kleidung nicht, wäre er nicht im Stande die Beiden auseinander zu halten. Sharrak biss sich auf die Zunge um eine unbedachte Äußerung gleich im Keim zu ersticken, er war wirklich nicht in der Verfassung noch mehr auszuhalten. "Kannst du nicht reden, oder hat es dir die Sprache verschlagen?", meinte der Drow grinsend und packte das Kinn Sharraks, um sich dessen Gesicht genau anzusehen. "Hübsch, wirklich, leider zerstören die Augen alles.", kommentierte er knapp. "Du gabelst auch immer die interessantesten Sklaven auf.", fuhr er dann fort und der junge Dunkelelf konnte einen Funken Bedauern in den Augen des Kriegers erkennen. War er etwa neidisch, dass sein Bruder und nicht er ihn gefunden hatte? Aber was spielte das nun auch für eine Rolle, dachte er resigniert und er biss fest die Zähne zusammen und sah dem Älteren entschlossen entgegen. "Aber ich denke wir werden unseren Spaß haben, Kleiner.", sagte er dann noch grinsend und dieses enthusiastische Leuchten in den roten Augen jagte ein Schauer seinen Rücken hinab. "Leider hast du recht. Die Augen... ich frage mich woher er stammt, kaum ein Adliger hätte ihn am Leben gelassen. Weißt du ich habe ihn in einer hochwertigen Rüstung vorgefunden, was darauf schließen lässt, dass er zu einem Haus gehört, allerdings hab ich bis jetzt nicht herausgefunden zu Welchem. Aber das hat ja noch etwas Zeit.", meinte Nhaundar nur und warf einen knappen Blick zu den Beiden. "Du kannst ein klein wenig Spaß mit ihm haben... Sieh zu dass du ihn sauber bekommst, gib ihm vorher das.", erklang die Stimme des Magiers und Ilarân fing gekonnt ein kleines Fläschchen auf, dass ihm zugeworfen wurde. Sharrak ahnte, was das war. Ein Heiltrank... er freute sich einen Augenblick darüber, bevor ihm klar wurde, dass Nhaundar ihn immer wieder so zurichten und heilen konnte, ohne das je Spuren zurück bleiben würden. Der junge Drow presste die Lippen zusammen, als er fest am Oberarm gepackt und hochgezogen wurde. Sein Körper protestierte und Übelkeit kroch in ihm hoch. "Siehst du, Kleiner. Solange musste ich nicht mal warten.", Ilarân lachte unheilvoll und verstärkte noch seinen Griff. Schmerzerfüllt keuchte Sharrak auf und wurde tiefer in das Zimmer zu einer unscheinbaren Tür geschoben. Alles um ihn herum drehte sich und er musste immer wieder schlucken. Das konnte nicht lange gut gehen. Schwankend hielt er sich am Erstbesten fest, was ihm zwischen die Finger kam und das war der Drow der ihn gepackt hielt. "Anschauen und anfassen sei dir gestattet, aber ausprobieren bestimmt nicht!", fügte Nhaundar noch an. "Ja, ja... erst du, ist ja dein Sklave.", meinte Ilarân nur lapidar und bar jeglichen Respekts, bevor er die Tür öffnete und mit dem Jungen in das Badezimmer verschwand. Nhaundar blickte seinem Zwilling nach und gab nur einen kurzen abfälligen Laut von sich. Das zwischen ihnen war anders und kein anderer Drow konnte es nachvollziehen, weswegen Ilarân und er schon früh damit begonnen hatten sich in Gegenwart Anderer wie erwartet zu benehmen. Er selbst konnte es sogar nicht ganz verstehen, aber er vermutete ganz stark, dass es so ein Gefühlsding war, was die Drow als Schwäche auslegten, weswegen sie sich nur untereinander so benahmen, wenn sie unbeobachtet waren. Sie pflegten einen vertrauten Umgang und sie wussten beinahe immer was der jeweils Andere gerade dachte. Ebenso fehlte das Konkurrenzdenken völlig. Wenn Ilarân Hilfe benötigte bekam er sie von Nhaundar und umgedreht, ohne Nachfrage oder der Forderung von Gefälligkeiten. Es war merkwürdig und der Magier hatte schon Stunden damit zugebracht darüber nachzudenken, aber ihm war nie etwas dazu eingefallen. Es war ganz einfach so und inzwischen hatte er es akzeptiert. Nhaundar sah das ganz pragmatisch. Solange Ilarân da war genoss er es jemandem vertrauen zu können, wenn er nicht mehr da war, dann würde er sich auch damit abfinden. Zumal ihre Aufgaben sehr unterschiedlich waren und sie beide im Stande waren sich selbst zu verteidigen. Es würde kaum einen Unterschied darstellen. Missbilligend fiel sein Blick auf die Sauerei am Boden, die der Junge zurück gelassen hatte. Blut und seinen Mageninhalt.... Sharrak hielt sich nur noch mit Mühe aufrecht und war über die Schwelle gestolpert, wodurch er sich nur noch mehr an dem Drow festhielt der ihm nur einen kalten Blick zuwarf. "Kotzt du mich an, kannst du was erleben.", zischte er nur und ließ Sharrak los, der nur kraftlos zu Boden rutschte und noch immer versuchte die Übelkeit los zu werden, was jetzt, da er auf dem kühlen Steinboden lag besser klappte. Er hörte ein abfälliges Brummen, bevor er nach einigen Momenten, in denen der Andere offensichtlich abwartete, bis er sich etwas erholt hatte, wieder auf die Füße gezogen wurde. Es brachte ja nichts, wenn er den Heiltrank gleich wieder ausspuckte. Ilarân hatte das Fläschchen entkorkt und schüttete den Inhalt rücksichtslos in den Mund des Drow, der artig schluckte. Das Zeug brauchte nicht lange um zu wirken, der gräuliche Ton in dem Gesicht des Jüngeren verschwand schnell und nun konnte er auch wieder allein stehen. Ilarân ließ ihn los und musterte den Anderen eingehender, bevor er nach dem Handgelenk von Sharrak griff. "Er hat keine Zeit verschwendet.", stellte der Waffenmeister fest und strich mit dem Daumen über die wulstige Narbe. Das Grinsen, dass sich im Gesicht des Anderen ausbreitete, als er die Narbe musterte ließ Sharrak einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Was die Bindung für Auswirkungen hatte wusste er nicht im Geringsten, aber er hegte keinen Zweifel daran, dass es ihm schon noch begreiflich gemacht werden würde. Jetzt da es ihm besser ging konnte er sich auch vage auf die Narbe konzentrieren und auf das leichte Gefühl von pulsierender Energie das von ihr ausging. Es würde ihn nicht wundern, wenn Nhaundar diese Bindung nutzen würde, wenn er am wenigsten damit rechnete und Sharrak traute dem Magier auch zu, absichtlich die Wirkung der Bindung zu verschleiern, um ihn im Unklaren zu lassen. Dazu fiel ihm eine Horrorgeschichte ein, die Calaghar ihm erzählt hatte. Oh nein, daran wollte er gewiss nicht denken. Er schluckte den Klos der erneuten Übelkeit herunter. Beinahe war er schon dankbar, dass Ilaran ihn am Handgelenk zu einem Becken im Boden zerrte und es dann wieder los ließ. Ein unangenehmes Funkeln trat in die Augen des Drow. „Los ausziehen.“ Sharrak schluckte und versuchte sich nicht wie ein eingeschüchtertes Kleinkind zu benehmen. Er war kein Spielball, allerdings behagte ihm der Gedanke auch nicht abermals verletzt zu werden. Die Aufforderung die dann kam ließ ihn kurz verwirrt blinzeln. Bis ihm wieder in den Sinn kam, dass er ja sauber gemacht werden sollte. Und so wie Ilarân ihn ansah duldete er keinen Widerspruch, aber Sharrak konnte sich wirklich besseres vorstellen, als nackt herum zu springen. Was auch immer für unlautere Absichten dahinter standen.... Dem Blick des Drow nach nichts, was er unbedingt wissen wollte, aber wohl dennoch mitbekommen würde, denn nun trat ein amüsiertes, fast schon lüsternes Grinsen in das fein geschnittene Gesicht. "Sind wir etwa schüchtern?", hakte er nach und grinste noch breiter. Sharrak verzog das Gesicht. "Nein.", meinte er dann widerspenstig was nur ein Lachen bei dem anderen verursachte, was ihm unangenehm den Rücken hinab fuhr. Er hatte eine Gänsehaut. Die ganze Situation war äußerst merkwürdig. Zögerlich gehorchte er dann doch, um weiteren Konsequenzen vorzubeugen. Der Drow beobachtete ihn genau und zog dann an einer eher unauffälligen Kordel, als Sharrak schließlich nackt war. Daraufhin hörte er wie sich ein Mechanismus in Gang zu setzen schien, kaum später begann sich das steinerne Becken, dass sich im Raum befand mit dampfendem Wasser zu füllen. Zuber gab es hier sicherlich nicht, schließlich gab es im Unterreich kaum Holz. Die Wangen des Jüngeren fühlten sich heiß an und er schämte sich, vor einem Wildfremden so herum zu laufen... das war eine völlig neue Situation mit der er kaum umzugehen wusste, allerdings widerstand er dem Drang sich mit den Händen zu bedecken, was wohl nur noch mehr Gemeinheiten hervorgerufen hätte. Er spürte wie der andere dicht an ihn heran trat und dann unvermittelt an sein Ohr griff. Sharrak entwich ein überraschtes Keuchen, als die Berührung sich prickelnd sein Rückrat hinab zog. Augenblicklich riss er sich von dem Älteren los und brachte etwas Abstand zwischen sich und dem Anderen. Diese Reaktion hatte er nicht vorher sehen können und somit auch nicht verhindern können. Verdammt! Was fiel dem auch ein ihn einfach dort anzufassen?! Es war unter Elfen und auch Drow allgemein bekannt, dass das eine empfindliche Stelle war, die nur bestimmten Personen vorbehalten war, zumindest nahm er das an. Abermals fragte er sich, was Calaghar alles nicht erzählt hatte....  Feindselig sah er zu Ilarân und verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. "Lass mich ja in Ruhe!", entkam es ihm und er biss sich sofort auf die Zunge. Er sollte sich besser unterwürfiger zeigen, aber jetzt da die Schmerzen wieder weg waren... war auch sein Widerwille wieder da, auch wenn er sich gerade wieder in Erinnerung rief wozu Nhaundar fähig war, Ilarân stand dem sicher in Nichts nach. Sharrak zuckte zusammen und wich augenblicklich zurück. Ilarân sah das Feuer in den Augen des Jüngeren und er hatte deutlich spüren können, dass es Sharrak peinlich war, so vor ihm zu stehen, da seine Ohren heiß waren. Und nicht nur das, Ilarân wusste auch ganz genau wie empfindlich Ohren waren und er wollte das gern ausnutzen, oder besser sehen wie der Kleine darauf reagierte. Nun gut, jeder reagierte anders auf solche Situationen, doch fand er die Reaktion des Drow schon arg übertrieben. Noch war ja nichts dabei. Nhaundar hatte ja sehr deutlich gemacht, das nicht passieren durfte. Der Waffenmeister lachte leise und grinste gefährlich. "Du benimmst dich wie diese kleinen, dreckigen Elfen, wenn wir sie gefangen nehmen, so voller Scham und widerspenstig, das gefällt mir.", was unter anderem auch Nhaundars Idee bestätigte, das mit dem Jungen etwas nicht so ganz zu stimmen schien. Scham gehörte nicht wirklich zu den Dingen die man haben sollte, wenn man in Menzoberranzan aufwuchs. Klar der Drow wirkte gewiss jung, aber so jung war er nun auch nicht, als dass er keine Ausbildung in Melee-Magthere oder anderswo hätte beginnen können und dort war Scham gewiss absolut falsch am Platz, immerhin sprach er aus eigener Erfahrung. Keiner der Schüler dort hatte wirklich Privatsphäre. Und das Widerspenstige.... das hieß womöglich keine herrische Frau die ihn früh genug zurecht gewiesen hatte. Er griff nach dem Arm des Anderen und zerrte ihn herum, um seinen Rücken genauer anzusehen. Durch den Trank waren die jüngeren Verletzungen verschwunden, aber eigentlich hatte jeder Drow Narben auf dem Rücken... er nicht. Ilarân konnte nicht glauben, dass der andere wusste wie man sich zu benehmen hatte - denn das war gerade gar nicht der Fall, er zeigte eher eine Ader dafür sich in Gefahr zu bringen. Sharrak ließ sich nur ungern packen, unterdrückte aber den Drang sich los zu reißen und ließ die Musterung über sich ergehen. Dann wurde er in die Richtung des Beckens geschubst und konnte nur gerade so verhindern nicht der Länge nach auf dem Boden aufzuschlagen. "Geh dich waschen.", knurrte Ilarân und der Kleinere warf einen prüfenden Blick zu dem Anderen, bevor er in das Wasser stieg und scharf die Luft einzog, da das Wasser beinahe zu heiß war. Nhaundar war währenddessen noch immer dabei seine Gemächer aufzuräumen und alles wieder so herzurichten wie er es gewohnt war. Sharrak war da noch keine Hilfe, da dieser ja keine Ahnung hatte, wie er seine Sachen sortiert haben wollte. Zu ärgerlich, dass der letzte Sklave schon tot war... der hatte gewusst, wie alles herzurichten war. Er wurde in seinem Gedankengang unterbrochen, als abermals die Tür geöffnet wurde und ein weißer Haarschopf in sein Blickfeld trat. Mit einem lauten Knall fiel die Tür wieder ins Schloss und er sah sich seiner 14jährigen Tochter gegenüber, die ihn herausfordernd aus funkelnden, roten Augen entgegen blickte. „Mutter sagt, ich soll dir sagen, dass du mir mehr Magie beibringen sollst!“, meinte sie unverfroren und Nhaundar entkam ein leises, entnervtes Stöhnen. „Wieso will sie das gerade jetzt?“, hakte er nach und Yasintra zuckte mit den Schultern, bevor sie sich auf den gerade frei geräumten Sessel fallen ließ und ihren Vater aus unnachgiebig blitzenden Augen ansah. Ihr Befehlston stand dem ihrer Mutter in nichts nach, dachte er sich leise seufzend. „Sie sagte du hast jetzt Zeit.“, meinte seine Tochter, denn die Ähnlichkeit war einfach nicht weg zu diskutieren und es kam deutlich bei ihm an, dass er Zeit zu haben hatte, sonst würde Disayne ihm wohl früher einen Besuch abstatten als ihm lieb war. Jetzt bereute er beinahe, dass seine Spionageaktion abgeschlossen war. So hatte er wenigstens eine Ausrede Disayne gegenüber gehabt... und jetzt... hatte er wieder nach ihrer Pfeife zu tanzen, dieses Weib machte ihm das Leben zur Hölle! „Wenn du so begierig darauf bist, dann kannst du mit einem einfachen Reinigungszauber die Sauerei dort beseitigen.“, sagte er zu ihr und deutete auf  die noch immer auf dem Boden befindlichen Mageninhalt von Sharrak. Mit einem Funken Ekel in den Augen bedachte sie die  Stelle mit einem finsteren Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du dazu nicht einen Sklaven?“, meinte sie nur und sah ihn herausfordernd an. Nhaundar hob nur missbilligend eine Augenbraue, worauf hin sie aufseufzte, die geballte Faust auf die Sessellehne knallen ließ, bevor sie aufstand und tat, wie er ihr geheißen hatte. Er ließ sich ihre Launen mit Sicherheit nicht gefallen, zumindest war sie noch nicht in einer Position in der er wirkliche Konsequenzen zu erwarten hatte. Und bisher schien Yasintra ihrer Mutter gegenüber auch nichts dahingehend gesagt zu haben, denn sein Verhalten gegenüber ihrer, und eigentlich auch seiner, Tochter würde Disayne sicher nicht so ohne weiteres durchgehen lassen. Yasintra wollte vermutlich einfach nicht zwischen die Fronten geraten... aber was genau sie eigentlich bezweckte war ihm auch nicht ganz klar. Aber eines war sicher, das Mädchen war alles andere als dumm. Wie lange allerdings sie sich noch etwas von ihm sagen ließ war ungewiss. Zum Glück war Disayne auch nicht in der Position ihn bei seiner Mutter, Alye, anzuschwärzen. Da „seine  Frau“ nur in ihr Haus, Freduis, aufgenommen wurde, weil Disayne ihre eigene Mutter getötet hatte um Lolth ihre Treue zu beweisen und somit Freduis geholfen hatte Haus Rylinar auszulöschen. Demnach war Disayne die einzige Überlebende der Adelslinie.... Alye hatte natürlich nichts dagegen gehabt eine Hohepriesterin, die noch dazu in der Gunst Lolths stand, bei sich aufzunehmen. Nhaundar wusste ganz genau, dass Disayne sich nach einem besseren Stand sehnte und sich mit solchen Lappalien nicht an die Mutter Oberin zu wenden hatte. Dass Yasintra überhaupt geduldet wurde lag nur daran, dass sie weiblich war und somit eine Stärkung für das Haus sein könnte. Woher hätte er denn wissen sollen, dass Disayne sich an ihm einen Narren fressen würde und dass aus der, von seiner Seite aus ganz bestimmt unfreiwilligen, Verbindung ein Kind entstehen würde. Diese Frau liebte es ihn zu piesacken und zu quälen, wo sie nur konnte und natürlich hatte es sie auch diebisch gefreut, dass er von seiner Mutter eine nicht gerade kleine Standpauke darüber erhalten, was ihm denn einfiele sich auf diese Überläuferin einzulassen.... Dabei wusste sie doch ganz genau, dass er keine Wahl hatte, aber natürlich war es trotzdem seine Schuld und auch Disayne hatte es sich nicht nehmen lassen ihn immer wieder Strafen zukommen zu lassen. Und jetzt hockte das Ergebnis dieser ganzen Lappalie vor ihm auf den Boden und starrte konzentriert die Kotzepfütze an. Aufgrund der eigentlichen Lächerlichkeit der ganzen Situation schlich sich ein selbstironisches Grinsen in sein Gesicht, bevor er sich wieder daran machte aufzuräumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)