Blättertanz von ImmortalFire ================================================================================ Prolog: Kleine Elster --------------------- Wie lange war es her, dass er diesen Pfad entlang ritt? Hundert? Zweihundert? Oder gar tausend Jahre? Er wusste es nicht. Es kam ihm vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit er das letzte Mal hier war. Beständig setzte der kräftige Schimmel einen Huf vor den anderen und trabte dem Zentrum des Düsterwaldes entgegen. Legolas wusste nicht, was ihn erwartet, jedoch machte sich ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust breit. Viele Jahre waren vergangen, seit sich die Elben aus Mittelerde zurück gezogen hatten. Der junge Prinz war jedoch geblieben. Ihm lag nichts mehr an seinem Volk. Freunde Hatte er dort schon lange nicht mehr. Haldir und viele andere waren in der Schlacht um Helms Klamm gefallen. Der Ringkrieg hatte sie alle dahin gerafft. Legolas blieb bei seinen sterblichen Freunden. Gimli, ein Zwerg mit viel zu grossem Mundwerk aber einem ebenso grossem Herz, und Aragorn, einer der Letzten Dunedain und König von Gondor. Beide hatten ein langes, schönes Leben gehabt, jedoch waren sie sterblich und ihre Jahre bald aufgebraucht. Neben Legolas gab es noch eine weitere Elbe, die in Mittelerde zurück geblieben war. Arwen. Doch selbst sie war bereits verschieden. Sie war Aragorn wenige Jahre nach seinem Tod ins Jenseits gefolgt und Legolas blieb allein zurück. Er wusste nicht, wo er noch hin sollte. Sauron war besiegt, es herrschte Frieden in Mittelerde und seine Freunde waren alle fort. So beschloss der junge Elb an den Ort seiner Kindheit zurück zu kehren. Das Tor zum Palast stand offen, wie Legolas erwartet hatte. Einer der Torflügel war aus den Angeln gefallen und lag zerbrochen am Boden. Laub bedeckte die Marmorplatten und Gras und Blumen hatten ihren Weg durch die Steine gefunden. Der junge Elb spürte die alte Magie, die vor vielen tausend Jahren von seinen Vorfahren gewoben wurde, um diesen Ort vor allem Bösen zu schützen. Er nahm die Energie wahr, welche von den vielen Tieren ausging, die sich mit den Jahren hier eingelebt hatten. Der Palast strahlte eine Ruhe und Friedlichkeit aus, die er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Ein paar junge Füchse unterbrachen ihr ausgelassenes Spiel und sahen ihn neugierig an, als Legolas die alte Eingangshalle betrat. In ihren Augen sah er keinerlei Furcht, sie wussten, dass von ihm keine Gefahr ausging. Ruhig schritt er die erste Treppe hinauf und begann sich umzuschauen. Lange wandelte er durch die vielen gewundenen Gänge des Palastes, betrat hier und dort eines der verlassenen Gemächer und blätterte in vergessenen Büchern. Irgendwann trugen ihn seine Füsse zu der Tür, hinter der seine eigenen Gemächer lagen. Lautlos öffnete er sie und betrat den Raum. Eine dicke Staubschicht lag auf den Möbeln und liess alles eintönig und grau wirken. Legolas öffnete die Fenster und ging zu dem grossen Himmelbett, welches in der Mitte des Raumes stand. Vorsichtig faltete er die Tagesdecke, die darauf lag zusammen und bemühte sich keinen Staub aufzuwirbeln, was ihm recht gut gelang. Das Bett darunter sah aus, wie frisch gemacht. Der Prinz lächelte zufrieden und öffnete den Kleiderschrank, der daneben stand. Die Gewänder darin waren nahezu makellos, die Zeit schien spurlos an ihnen vorüber gegangen zu sein. Legolas legte seine Waffen und Kleidung ab und zog sich eine leichte Tunika, eine enge Hose und ein paar Wildlederstiefel an. Als er das Zimmer verliess nahm er lediglich eins seiner Schwerter mit. Er wusste, dass ihn hier niemand angreifen würde. So streifte er weiter durch die Hallen und Gänge, bis er schliesslich vor einem grossen, mit Schnitzereien verzierten Holztor zum Stehen kam. Es war geschlossen, doch Legolas musste nur einen leichten Druck darauf ausüben und um es zu öffnen. Die schweren Flügel schwangen auf und gaben den Blick auf die riesige Halle im Zentrum des Palastes preis. Vor ihm Schlängelte sich der hölzerne Pfad durch den mehrere Etagen hohen Raum. Kein Geländer Schützte vor dem tödlichen Sturz in die Tiefe, sollte man unsicheren Schrittes das Gleichgewicht darauf verlieren. Am Ende der Brücke, in der Mitte des Raumes schien eine hölzerne Insel zu schweben, gesäumt von Säulen, die ihr Dach trugen. Legolas wusste, dass dies alles einmal ein einziger Baum war, und er wusste auch dass die Insel nicht schwebte. Langsam schritt er darauf zu. Je näher er der Plattform kam, desto schneller schlug sein Herz. Schliesslich gaben die Säulen den Blick auf den mächtigen, reich verzierten Thron frei. Für einen kurzen Augenblick sah der junge Elb die Silhouette seines Vaters unter dem Elchgeweih sitzen, welches die Rückenlehne krönte. Er stieg die Treppe zum Thron hinauf, wagte es aber nicht sich darauf zu setzen. Stattdessen kniete er sich davor und lehnte seinen Kopf an die hölzerne Armlehne, so wie er es als Kind oft getan hatte. Er schloss die Augen, und erinnerte sich an vergangene Zeiten, Zeiten der Freude und Zeiten des Krieges. Er dachte zurück an seine Freunde, wie er mit ihnen Seite an Seite gegen Orks kämpfte und wie sie gemeinsam Siege feierten. Nach und nach schweiften seine Gedanken immer weiter in die Vergangenheit. Er sah seinen Vater, wie er ihm liebevoll über den Kopf strich und lächelte. Wie lange war es her, dass er dieses Lächeln gesehen hatte? Die Schlacht am Erebor lag Schon in weiter Vergangenheit. An diesem Tag wurde Legolas von seinem Vater in den Norden geschickt und hatte ihn seither nie wieder gesehen. Und wiedersehen würde er ihn wahrscheinlich auch nicht. Legolas war sich sicher, dass der König, wenn er nicht im Kampf gefallen ist, eines der letzten Schiffe nach Valinor bestiegen hat. In den unsterblichen Landen würde Thranduil seine Frau, Legolas Mutter endlich wieder sehen können. Sie wurde von Orks getötet, als Legolas noch ein kleines Kind war. Sein Vater zog ihn alleine gross. Der junge Elb war der einzige, dem der König Liebe entgegenbrachte. Die Erinnerungen trieben dem Prinzen die Tränen in die Augen und er hielt es nicht für nötig, seine Emotionen hier zu verbergen. Ich bin alleine hier. Elben gibt es nicht mehr und andere Völker finden nicht einmal den Weg zu diesem Ort. Warum sollte ich meine Tränen zurück halten? Lautlos rann eine Träne seine Wange hinab, eine zweite folgte. Der Damm, welcher seine Emotionen so lange verborgen hatte brach und Legolas weinte. Lange sass er neben dem Thron und liess seinen Gefühlen freien Lauf, doch irgendwann versiegten die Tränen und er blickte auf. Er hoffte, er würde eine bekannte Gestalt sehen, doch der Thronsaal war leer. Nur eine Elster hatte sich im Geweih über dem Thron niedergelassen, sie schien sich hierher verirrt zu haben. Der Elb blickte zu ihr hinauf und lächelte. „Komm her, kleine Freundin. Ich bringe dich nach draussen.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. Der Vogel liess sich auf der Hand nieder und sah ihn neugierig an. Legolas stieg die Treppe hinab und verliess den Saal. Er betrat den Garten und sofort flog die Elster davon. Legolas blickte ihr nach und senkte den Blick, als sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Er stand inmitten von Rosenbüschen. Die Blüten waren schon fast verwelkt, leuchteten aber dennoch in verführerischem Rot und strahlendem Weiss. Thranduil hatte diesen Garten geliebt, war er doch vor vielen Jahren von Legolas‘ Mutter angelegt worden. Seine Brust zog sich zusammen und der Prinz wandte sich ab. Es dämmerte bereits und Legolas war müde von der langen Reise. Er betrat den Gang und wollte zu seinen Gemächern zurückkehren, doch ein Schatten zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Als der Elb genauer hinsah, huschte er in den nächsten Gang. Hastig folgte Legolas dem Gespenst und sah um die Ecke in den Flur. Nichts. Er schüttelte den Kopf und machte kehrt.Ruhig machte er sich auf den Weg zurück in seine Gemächer. Dort angekommen legte er seine Kleider ab, schlüpfte in sein Bett und schlief nach kurzer Zeit ein. Kapitel 1: Rot wie Wein und Blut -------------------------------- Seine Lider flatterten, seine Stirn war von Schweiss benetzt. Der Prinz warf sich in seinen Kissen hin und her, seine Träume quälten ihn. Immer und immer wieder blitzen Bilder vor seinem inneren Auge auf. Legolas sah ein Schlachtfeld. Elben, Zwerge, Menschen, Orks. Alle lagen tot nebeneinander, überall war Blut. Und inmitten der Leichen kniete eine Gestalt, trotz Schmutz und Blut wirkte sie mächtig und schön. Lange, silberne Haare fielen in blutbesudelten Strähnen auf den breiten Rücken und teilten sich an der Klinge, welche daraus hervorstach. Vorsichtig näherte sich der Prinz. „…Ada…?“ Das Bild verschwamm und der junge Elb fand sich in einen Pavillon im Palastgarten wieder. Vor ihm lag aufgebahrt der tote Körper seines Vaters. Ausdruckslos das Gesicht, die Haare glatt und glänzend über die Schultern auf die Brust gekämmt. Gesichtslose Elben standen drum herum und sangen ein Klagelied für ihren verstorbenen König. Nach und nach verliessen sie das Bild und Legolas Blieb allein zurück. Wortlos kniete er nieder und nahm die kalte Hand seines Vaters in seine eigenen. Tränen liefen ihm stumm übers Gesicht und vielen zu Boden. Schweissgebadet und zitternd wachte er auf. Die warme Morgensonne schien ihm ins Gesicht und der Prinz beruhigte sich. Das alles war nur ein Traum gewesen. Legolas stieg aus dem Bett, wusch sich und zog sich an. Heute wollte er sein Zimmer wieder bewohnbar machen. Er band seine Haare zusammen, riss Fenster und Türen auf und begann die Möbel und den Fussboden von Staub zu befreien. Nach einigen Stunden war er endlich fertig und sah sich zufrieden um. Legolas löste seinen Zopf und fing an zu lachen. Ein Prinz, der sein Zimmer selbst putzt. Sowas sieht man nicht alle Tage. Er stellte den Besen beiseite und verliess den Raum. Wieder ging er durch die zahllosen Gänge. Er stieg viele Treppen hinauf, bis er schliesslich auf einer kleinen Plattform etwas über den Baumkronen stand. Von hier aus konnte er viele Meilen weit schauen. Er sah den einsamen Berg zu seiner Linken, zu seiner Rechten ragten die Nebelberge in den Himmel und vor sich konnte er am Horizont Dol Guldur sehen, wenn auch nur schwach. Der Elb liess sich am Rand des Plateaus nieder und betrachtete das Farbenspiel des roten Abendhimmels. Als die rote Herbstsonne hinter dem Nebelgebirge untergegangen war, lehnte er sich zurück und sah die ersten Sterne funkeln. Ein kühler Wind wehte ihm seine langen blonden Haare ins Gesicht und er fröstelte. Der Prinz stieg die Treppe wieder hinab. Am nächsten Morgen fasste Legolas einen Entschluss. Er würde das gesamte Schloss wieder instand setzen. Er hatte nichts zu tun, hatte alle Zeit der Welt und er wollte sicher nicht in einer Ruine leben. Wochen und Monate vergingen und nach und nach erstrahlte der Palast seines Vaters wieder in altem Glanz. Oft sah er den Schatten, welchen er bereits am ersten Abend bemerkt hatte, doch er entwischte Legolas jedes Mal aufs Neue. Irgendwann gab der junge Elb es auf der Gestalt nachzustellen. Nun musste er nur noch die Gemächer seines Vaters vom Staub befreien. Der Prinz hatte es lange vermieden das Zimmer zu betreten, da er fürchtete, dass die Erinnerungen ihn überwältigen würden. Nun jedoch war es soweit. Legolas war bereits seit über zwei Jahren an diesem Ort, der Palast war komplett wiederhergestellt. Er stand vor der Schweren Holztür, atmete tief ein und drückte dann die Klinke hinunter. Nichts. Die Tür war verschlossen. Legolas wusste nicht was er davon halten sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er die Tür verschlossen vorfinden würde. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte sein Vater den Schlüssel irgendwo im Weinkeller gelassen. Legolas bezweifelte es zwar, jedoch hatte er eine schwache Hoffnung. Ausserdem würden ihm ein, zwei Gläser Wein bestimmt ganz gut tun. Schnellen Schrittes begab er sich in den Keller. Auf der Mitte der Treppe blieb er abrupt stehen. Da unten war etwas – oder jemand – Legolas konnte es deutlich spüren. Lautlos zog er sein Schwert aus der Scheide und schlich die Treppe hinab. Unten verharrte er kurz und lauschte. Nichts rührte sich. Er tastete sich weiter voran, an jeder Reihe Weinfässer hielt er an und spähte vorsichtig in den Gang dazwischen. An der letzten Ecke angekommen, drückte er seinen Rücken flach dagegen. Jeder Muskel spannte sich. Er betrat den Gang, bereit zu kämpfen. Legolas‘ Augen weiteten sich bei dem Anblick der sich ihm bot. Die Gestalt vor ihm hatte ihm den Rücken zugewandt. Lange glatte Haare flossen über die silberne Robe den kräftigen Rücken hinab. An den Seiten stachen zwei spitze Ohren daraus hervor. Es war ein Elb! Zweifellos ein Elb! Legolas liess seine Waffe sinken und bemerkte dann die Hand, dessen schlanke Finger ein kristallenes Weinglas hielten und mit mehreren Ringen verziert waren. Der junge Prinz kannte sie nur zu gut. „Ada..“ Er sah die Gestalt ungläubig an, welche sich daraufhin zu ihm umdrehte. Strahlend blaue Augen sahen ihn an, ebenso verwundert, wie er selbst. Legolas liess sein Schwert fallen und stürmte auf seinen Vater zu. Klirrend viel das Glas zu Boden, als Thranduil seinen Sohn in die Arme schloss. „Legolas!“ Kapitel 2: Realität oder Traum? ------------------------------- Die warme Norui-Sonne schien Legolas ins Gesicht und er schlug die Augen auf. Er brauchte einen kurzen Moment, um sich an den vorigen Tag zu erinnern. Doch als das Gesicht seines Vaters vor seinem inneren Auge erschien, sprang der Elbenprinz auf und stürmte aus seinem Zimmer. Er rannte barfuss durch die Gänge und kam schlitternd vor der schweren Holztür zum stehen. Ohne anzuklopfen öffnete er sie und betrat das Kaminzimmer seines Vaters. Er durchquerte den Raum und stand schliesslich im Schlafgemach des Königs. Erst jetzt bemerkte der junge Prinz, dass er vergessen hatte sich etwas anzuziehen. Er stand lediglich mit einem dünnen Seidenhemd bekleidet am Bett seines Vaters. Thranduil schlief noch. Seine Haare lagen weit gefächert auf seinen Kissen. Er atmete ruhig. Das Gesicht des Königs war entspannt. Ein leichtes Lächeln lag auf den geschwungenen Lippen, welche etwas geöffnet waren. Legolas fragte sich, wie sich wohl ein Kuss dieser Lippen anfühlen mochte. Bei dem Gedanken daran stellten sich die feinen Härchen auf seinen Armen auf und seine Wangen röteten sich etwas. So etwas durfte er nicht denken! Thranduil war sein Vater! Der junge Elb schüttelte den Kopf, drehte sich um und wollte den Raum verlassen, doch eine Stimme hielt ihn zurück. „Legolas? Was tust du hier?“ Der König hatte sich im Bett aufgesetzt und sah seinen Sohn mit schweren Lidern an. Ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht und ihm war deutlich anzusehen, dass er noch müde war. Legolas lief rot an. „Entschuldige, Ada. Ich wollte dich nicht wecken. Es war nur – Ich wollte nur wissen, ob das gestern auch kein Traum war. Ich wollte nur sicher gehen, dass du wirklich hier bist und ich nicht länger allein bin.“ Seine Hand lag noch immer auf der Türklinke, als er das leise Rascheln der Bettlaken hörte. Schritte von nackten Füssen näherten sich und er nahm die Stimme seines Vaters direkt neben seinem Ohr wahr. „Bleib hier, iôn-nîn.“ Es war kein Befehl, vielmehr eine Bitte. Thranduils leise Worte jagten dem Prinzen einen Schauer über den Rücken. Seine Nackenhärchen richteten sich auf. Er wagte weder sich umzudrehen, noch zu atmen. Sein Herzschlag fühlte sich an, als würde er ihm die Brust sprengen, als sein Vater seine Arme um Legolas legte. Was um alles in Arda taten sie hier? Nein. Das durfte jetzt nicht passieren. Der junge Elb schüttelte den Kopf und drehte sich um. Er blickte seinem Vater direkt ins Gesicht. „Ada? Warum?“ Der Prinz holte tief Luft und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. „Warum hast du mich damals ohne Widerrede gehen lassen? War ich dir lästig? Oder habe ich dich enttäuscht? Sag mir, Ada, warum? Du hast mir doch damals, nach Mutters Tod, immer und immer wieder gesagt, dass ich alles bin was dir geblieben ist. War das gelogen?“ Seine Stimme begann zu zittern und er spürte einen Kloss im Hals. Der Elbenkönig sah seinen Sohn verwundert an. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass Legolas ihn das fragen würde. Thranduil seufzte. „Nein. Nein mein Sohn. Du warst mir weder lästig, noch hast du mich enttäuscht. Ich liebe dich mein kleines Blatt und ich wollte nur dass es dir gut geht. Und dir nicht im Weg stehen.“ Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Goheno nin, Legolas.“ Dieser schüttelte den Kopf. Der Prinz schloss seine Augen und atmete den Duft seines Vaters ein. Er lehnte sich gegen ihn und liess sich in die Umarmung ziehen. Lange standen sie da, gefangen in den Armen des jeweils anderen. Irgendwann unterbrach ein lautes Grummeln die Stille und Thranduil musste lachen. „Verzeih mein Sohn. Ich denke es ist Zeit für’s Frühstück…“ Er löste sich aus der Umarmung und zog sich einen samtenen, dunkelblauen Morgenmantel über. Einen zweiten reichte er seinem Sohn. Nach dem Essen zogen sie sich an und schlenderten plaudernd durch die Gärten des Palastes. Die Vögel sangen, und der Prinz fühlte sich in der Zeit zurück versetzt. Vor seinen Augen erschienen die patrouillierenden Palastwachen, die jungen Elben, die sich in der Kampfkunst unterweisen liessen oder ihr Talent in Musik und Tanz bewiesen. Er erinnerte sich an einen Knaben, dessen Stimme selbst Herzen aus Stein erweichen konnte. Legolas hatte ihm früher oft gelauscht, wenn er durch die Gärten wandelte, jedoch hatte er ihn nie nach seinem Namen gefragt. Er begann leise die Melodie zu summen, und versuchte sich dabei an den Text zu erinnern. Nach und nach fielen ihm die Worte wieder ein und er sang. Thranduil hörte ihm wie gebannt zu. Irgendwann verstummte der Prinz und ließ sich auf einer steinernen Bank nieder. Sein Vater tat es gleich und lehnte sich entspannt nach hinten. Sie genossen die Sonne, die durch das Blätterdach viel und saßen eine weile schweigend nebeneinander. Eine leichte Briese strich durch die Bäume und Sträucher und ließ die Blätter leise rascheln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)