Schlangenherz und Löwenmähne von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 21: Blut ---------------- „AUFHÖREN!“ Die Stimme Draco's hallte fest in dem Zimmer wider, in dem sich nach wie vor nur noch Hermine, er und seine blutrünstige Tante befanden. Der Schall seiner Stimme war noch nicht ganz verschwunden, da ließ Bellatrix von dem Fluch ab, mit dem sie Hermine bis zu diesen Sekunden gequält hatte: dem Cruciatus. Ihre dunkel funkelnden Augen stachen in Draco's graue, fraßen die Farbe fast auf, während sie ihren gezückten Zauberstab direkt auf Draco's Brust hielt. „Was hast du da gerade gesagt?“ Ohne, dass sie Acht auf die am Boden liegende und schwer atmende Hermine nahm, schritt sie mit ihren dunklen Stiefeln auf Draco zu, bitterlich und so langsam, dass sie fast aussah wie eine Raubkatze, die sich auf die Jagd machte. Egal, wie schnell Draco's Gedanken nun in seinem Kopf rasten, sie kamen immer nur auf eines hinaus: Er würde schwer bezahlen müssen für die Unterbrechung der Folterung. Sehr schwer. Wenn er sich nicht irrte, war es vielleicht jetzt die Zeit zu sterben. Sterben. Nach all den Qualen und den Fehlern, die er begangen hatte, klang Sterben gar nicht so schlecht. Vielleicht wurde ihm dann verziehen. Und vielleicht würde Hermine's Blick auf ihn dann nicht mehr so herzzerreißend sein. So schmerzerfüllt. Bellatrix' Atem klang schwer und rasselnd neben Draco's Hals, als sie ihn umkreiste und ihm jegliche Möglichkeit des Verschwindens abschnitt. „Du......“, flüsterte sie, während sie seinen blonden Haarschopf im Nacken packte und den Kopf so heftig zurückriss, dass Draco unweigerlich anfing zu keuchen; „...du.“ Sie blähte ihre Nasenflügel, und anhand des irren Glitzern in den Augen seiner Tante konnte Draco sehen, dass er nun mehr nicht mehr unter dem Schutz seiner eigenen Familie stand. Ein bitterböser Fehler. Bellatrix' Nägel gruben sich in Draco's Haut, kratzten und rissen Kerben hinein; dass er leicht bluten würde, das war das geringste Übel in seinen Augen. Draco versuchte Worte zu finden, irgendetwas, was Hermine Zeit geben würde, eventuell zu verschwinden; doch er fand keine. „Du wagst es, dich mir in den Weg zu stellen? Das wagst du wirklich?“ Ihre Stimme glitt von ruhig und bedrohlich in keifend über; Draco hielt es nicht für möglich, doch ihre Nägel gruben sich noch tiefer in seine Haut. „Dafür wirst du büßen.... Keine Angst, du wirst nicht sterben, denn einen schnellen Tod hast du mieser kleiner Feigling nicht verdient....Nein, etwas sehr schönes wird auf dich zukommen, dass kannst du mir glauben, mein kleiner Hase.....“ Sie stieß ein fauchendes Lachen aus, und Draco spürte, wie sich sein Körper versteifte. Die Blutzufuhr schien wie abgeschnürt, und der deutliche Druck auf seine Kehle wurde stärker. Und im nächsten Moment passierten viele Dinge gleichzeitig, die das Grauen, dass den beiden Teenagern bevorstand, nur noch verstärkten und ins Endlose zu steigern schien. Draco spürte noch in derselben Sekunde einen stechenden Schmerz in seiner Halsgegend, gefolgt von einem warmen und bitterlichen Schwall roten Blutes, das sich daraus ergoss; seine Tante hatte ihm einen tiefen Schnitt in den Hals zugefügt, gefolgt von einem heftigen Tritt in Draco's Unterleib, der ihn derart zusammenkrümmen ließ, dass er keine Luft mehr bekam; die auf seinen Hals gepresste Hand war binnen Sekunden überlaufen mit dunkelrotem Blut, dass nur so aus der Wunde zu schießen schien. Ihm wich jegliche Wärme aus dem Körper, und dort war nur Schmerz, Schmerz überall. Und als wäre dies nicht Strafe genug, hörte er genau, wie seine Tante auf Hermine zuschritt und ihren Zauberstab erneut erhob, während ihre beißende Stimme schrie: „CRUCIO!!“ Die Schreie, die folgten, rissen Draco sämtliche Nerven aus dem Körper. Hermine schrie sich die Seele aus dem Leib, und er wusste, dass Bellatrix den stärksten Willen hatte, der diesen Fluch tausend Mal schlimmer machte als den, den Draco einst über sich ergehen hatte lassen müssen. Sie schrie so laut, dass es Draco fast zerfetzte. Alles, was er sah, war in einen dichten Nebel gehüllt; er konnte sich kaum bewegen, so sehr schmerzte sein ganzer Körper und krampfte unter den Schmerzen. Er wusste genau, wenn er nicht bald etwas unternahm, dann würde sie sterben. Und er würde sterben, jämmerlich verbluten bei dem Versuch, Hermine zu retten. Er hatte sich immer noch auf dem Boden eingekrümmt, die Hände um seinen Hals gepresst, der erbarmungslos weiter blutete; wenn er sich nicht irrte, war seine Tante nur knapp mit dem Dolch an seiner Halsschlagader entlanggeglitten. Atme weiter, gib nicht auf, ermahnte er sich selbst, während er bitterlich stöhnend versuchte, sich irgendwie zu bewegen. Doch seine Glieder waren so schwer. Der Schmerz, innerlich wie äußerlich, betäubte jegliche Handlungen, die er vorhatte. Hermine's Schreie waren in ein ohrenbetäubendes, bitterliches Kreischen übergegangen; Bellatrix' abscheuliche, irre Lache mischte sich darunter, während sie immer mehr Flüche auf Hermine's bebenden Körper abfeuerte. Erst ein paar Sekunden später herrschte mit einem Mal Ruhe in dem Saal; nur das leise Wimmern von Hermine war zu hören, die gekrümmt auf dem Boden lag und sich kaum mehr bewegte. Tränen, vermischt mit Dreck und Blut, glitten ihre Wange hinunter. Sie stieß kurz auf Draco mit ihrem Blick; beide sahen sich nichtssagend und doch voller imaginärer Worte an. Draco hustete, und musste sich fast übergeben, da ihm ein Schwall dunklen und schweren Blutes mit aus dem Mund gequollen war. Bellatrix drehte sich kleine Löckchen mit ihrem Zauberstab in die Strähnen, während sie um beide herumstreifte; dass ihre Stiefel teilweise in Draco's Blut traten und es mit in den Raum schlenderten, das schien sie nur noch mehr zu erfreuen. „Soso, was machen wir denn nun mit den beiden Verrätern? Hm? Lassen wir dich lieb verbluten, mein Hase, während deine Schlampe einen äußerst qualvollen Tod stirbt? Oder soll ich ihr auch die Kehle aufschneiden wie dir?“ Draco röchelte nur; er wandte all seine Kraft auf, um einen Zug nach vorne zu kriechen, weiter zu Hermine, deren Weinen gar nicht mehr abließ. Sie schien anzudeuten mit ihren braunen Augen, dass Draco liegen bleiben solle; doch er tat es nicht. Er wollte einfach bei ihr sein, wenn dies schon das Ende sein sollte. Er wollte bei ihr sein, weil er all die dunkle Zeit über nicht bei ihr gewesen war; weil er gedacht hatte, sie hatte ihn wegen einem anderen verlassen; dabei wollte sie nur die retten, die sie liebte. Auch ihn. Dass ihm das erst dann bewusst wurde, als er mit aufgeschnittenen Hals am Verbluten auf dem Boden lag, war eine recht späte Einsicht. Aber besser jetzt als nie. Wenn ich sterbe, dann ist sie wenigstens da. Vielleicht tut es dann nicht mehr so weh. Vielleicht tat dann gar nichts mehr weh. Er spuckte erneut einen großen Schwall Blut aus, während er unerbittlich weiterkroch; doch mit einem Mal spürte er etwas scharfes in seinem Rücken, gepaart mit unbändigem Druck. Er konnte nicht aufstehen und sich umdrehen. Aber er wusste genau, was es war: seine Tante, die ihn am Weiterkriechen hindern wollte, indem sie ihn mit ihren spitzen Absätzen in den Rücken trat. Er keuchte blutend. „Jaja, Draco, ich weiß genau, wo du hinkriechen willst. Aber das ist dir nicht verdankt. Bist du wirklich so dämlich und denkst, du kommst hier noch heile raus? Oh nein. Ich werde sie vor deinen Augen töten, vielleicht, wenn ich Lust habe, lasse ich sie erst schänden; und dann töten... Und du wirst alles mit ansehen. Das wird dein Leben verändern. Und du wirst vielleicht endlich einmal normal und nicht so ein unglaublicher Versager wie dein Vater.“ Ihre Stimme, die all ihre Bosheit offenbarte, erschien Draco immer weiter weg; er wollte sie auch gar nicht hören, denn ihre Worte jagten ihm Angst ein – Todesangst. Um sie. Hermine lag immer noch bitter weinend auf dem Boden; doch etwas hatte sich geändert: Nun kroch sie ebenfalls auf ihn zu, als wolle sie ihn retten. Doch auf Bellatrix war wie immer Verlass. Mit einem großen Satz sprang sie zwischen die beiden, während sie mit ihrem Zauberstab einen lässigen Schwenker ausführte; mit einem Ruck wurden beide wieder voneinander getrennt und schwebten in der Luft, wie an unsichtbaren Seilen aufgehangen. Draco's Haut spannte sich unter den unsichtbaren Ketten und er spürte, wie der Druck ihm einige wunde Stellen in die Haut senkte. „Ihr beide geht nirgendwo hin! Ihr bleibt gefälligst wo ihr seid! Und wehe, ich muss euch noch einmal dabei zusehen, wie ihr den erbärmlichen Versuch wagt, euch liebevoll zu umarmen! Widerlich! PACK! SO EINE SCHANDE!“ Bellatrix spuckte Hermine ins Gesicht, die durch den Fluch nicht in der Lage war, sich zu bewegen; gerade wollte Bellatrix erneut zu einer Rede ansetzen, als ein ohrenbetäubender Knall den Raum in seichten Rauch füllte und die Fesseln des Fluches löschte. Draco und Hermine krachten beide auf den Boden, und Draco konnte hören, wie Tante Bellatrix schrie; weswegen, wusste er aber nicht. Alles, war er hören und sehen konnte, waren Lichtblitze, überall schossen und knallten sie entlang. Der Rauch lichtete sich etwas, und er konnte sehen, wie sich die Greifer, die den Lärm offenbar bemerkt hatten und reingestürmt waren, gegen irgendetwas kämpften. Flüche schossen teilweise so knapp an Draco's Ohren vorbei, dass es ganz kühl wurde, als der Lichtstrahl zischend an ihm vorbeiflog. Worte wurden gebrüllt, Flüche gesprochen, und Draco spürte eine warme Hand an seiner Schulter, mit einem Mal, als sei diese Hand aus dem Nichts aufgetaucht. Es war ihre Hand, Hermine's. Er sah ihr immer noch verweintes Gesicht ganz dicht neben sich. „Lauf...“, spuckte Draco hervor, als er immer noch ihre Wärme bei sich spürte. Sie weinte. „Nein, nein, ich lass dich hier nicht allein, komm mit mir!“, schluchzte sie und versuchte, seinen Körper anzuheben; sie musste sich jedoch plötzlich ducken, da sie sonst von einem Fluch getroffen wurde. „Lauf verdammt nochmal....“, keuchte Draco erneut, während seine grauen Augen endlich in die ihren tauchten. Sie presste ein erneutes Keuchen hervor, bevor sie sich über ihn beugte und ihn küsste. Für einen Moment schien die ganze Welt still zu stehen; ihre warmen, leicht salzigen Lippen auf den seinen schienen Wunder zu wirken. Für einen Moment war all der Schmerz weg, all die Sorgen, all das Leid, dass er in letzter Zeit erlebt hatte und er selbst verteilt hatte. Wie weggewischt. War er tot? War dies das Paradies? Doch irgendwann, nach einer wunderschönen Ewigkeit, lösten sich die Lippen der beiden voneinander; Hermine's Mund war nun vollkommen blutig, da Draco immer noch von Zeit zu Zeit Blut spucken musste. Sie weinte, und dicke, salzige Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Sie drückte seine Hand fest. „Ich werde wiederkommen. Bitte, bitte, mach nichts... dummes mehr. Ich liebe dich so sehr...“ Ihre Stimme war so weich, so wunderbar. Doch Draco wusste, was das alles hieß. Der Rauch schien sich erneut zu lüften, und irgendwie kamen nicht mehr ganz so viele Flüche an; irgendetwas war passiert. „LAUF!“, brüllte er mit allerletzter Kraft Hermine zu, die sich dieses Mal nichts zweimal sagen ließ. Und die nächsten Szenen nahm Draco nur im Nebel wahr: Da war ein kleines Wesen, das Potter, Weasley und Hermine an der Hand hielt; das kleine Wesen sprach etwas, hatte eine kleine, piepsige Stimme: „Dobby ist hier, um zu retten!“ „Wie kannst du es wagen....!!!“, gellte die verzerrte Stimme von Tante Bellatrix durch den Raum, und dann war dort ein Knall, ein fast kaum zu ertragener Knall, gefolgt von einem Lichtblitz; und doch nahm Draco noch das silberne Blitzen des Dolches war, der auf den Knall und den Rauch zuflog. An dem Dolch klebte noch sein eigenes Blut; und mit dem Rauch und den Menschen, die mit einem Mal verschwanden, verschwand auch der Dolch in einem sagenden Loch aus Nichts. Weg war sie, die todbringende Waffe, weg war sie, Hermine, weg war alles. Er schluckte Blut hinunter, jedoch konnte er es nicht wirklich. Es blieb einfach stecken. Er hustete und röchelte, und spürte im noch immer dichter werdenden Nebel, dass eine helle Frau neben ihm kniete und weinte. „Draco, Schatz, nicht einschlafen, Mommy ist ja da....LUCIUS, SCHNELL!“ Und dann wurde alles ganz stumm, alles ganz weich, die betäubt mit Watte, und der Nebel wurde zu einer weißen Wand, und dann glitt er weg, ohne, dass der Schmerz wieder aufloderte, ganz sanft glitt er weg. Das Aufheben seines Körpers spürte er schon nicht mehr. Weg war sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)