Schlangenherz und Löwenmähne von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 18: Realität -------------------- Nächtelang konnte er nicht richtig schlafen, auch wenn sein Kopf dröhnte und das Fieber heftig in ihm wütete. Erst nach fünf Tagen konnte er zum ersten Mal gemeinsam mit seinen Eltern, seiner Tante, dessen Ehemann und seiner Großmutter am Abendtisch sitzen, auch wenn er noch gespenstisch blass wirkte. Es gab Braten und viele Beilagen; Draco, dem immer noch nicht wohl war und dem das Herz immer noch in Fetzen hing, aß wenig und sehr langsam. Seine Tante Bellatrix hob die schweren Augenlider, den Blick auf Draco geworfen. „Du siehst schlecht aus, bist du krank?“, harrte sie ihn an, während sie sich eine Gabel mit Salat zum Mund führte. „Ein bisschen, ja.... Fieber...“ Bellatrix lachte leicht. „Na, wenigstens bist du dann zu Hause... In Hogwarts wird es nämlich demnächst ganz anders ablaufen. Aber du, Hase, brauchst dir da keine Sorgen machen. Reinblütern wird es nun besser ergehen! Das kann ich dir versprechen...“, schnarrte sie und genoss das Essen, während Draco nur auf seinen Teller starrte. Er hatte einfach keine Kraft zu antworten, zu sprechen. Seine Mutter bemerkte es und antwortete an seiner statt. „Er ist so schwach, Bella. Er kann noch nicht so viel reden. Aber sag, was gibt für Änderungen?“ „Die Schulleitung wird sich ändern. Die Lehrer. Der dunkle Lord selbst wird sich um das herabsinkende Niveau der Schule kümmern... Zwar nicht aktiv anwesend, aber er wird Todesser in der Schule platzieren. Die Methoden werden sich endlich ändern.. Und stell dir vor, das schönste der Welt wird passieren! Keine Schlammblüter mehr! Ha! Der Zutritt wird ihnen wohl durch einen neuen Ausschuss verweigert werden.“ „Ah“, Narzissa nickte anerkennend, und ein leichtes Lächeln umspielte ihre sonst so strengen Mundwinkel. „endlich greift einer mal durch. Aber die Hälfte der Schüler wird denke ich eh fehlen... es gibt so viele Gerüchte über Verschwinden, Bella...“ „Und sie stimmen!“; Tante Bellatrix Stimme überschlug sich fast vor Aufregung; „Natürlich fehlen die besonderen Leute... Potter... Gerade der sollte eigentlich zu Schulanfang abgefangen werden... Eine Schande... Draco!“ Draco hob den Kopf und sah seine Tante an; die grauen Augen verengten sich leicht vor Anstrengung, nicht einzuschlafen. „Ja?“, antwortete er leise. „Du warst doch mit diesem Potter, diesem Weasley und dieser Schlampe von Schlammblüterin in einem Jahrgang... Und sie sind verschwunden! Wohin? Weißt du darüber etwas?“, zeterte Bellatrix; ihre Stimme klang leicht hoch und kreischend. Es schien ihr ein drängendes Anliegen zu sein; Draco jedoch log nicht einmal. Langsam begann er: „Ich weiß nicht viel. Ich habe nur Gerüchte gehört. Manche sagen, der dunkle Lord hätte ihn gehabt, was ja aber nicht sein kann... Er war einfach weg an dem Abend, bevor die ganzen Züge weggefahren sind. Ich habe weder ihn noch die anderen irgendwo gesehen. Wirklich nicht. Wie vom... wie vom Erdboden verschluckt.“ Bellatrix musterte ihn lange, spielte mit einer ihrer langen, vollen Locken. Ihre Augen zwinkerten kurz, dann keckerte sie: „Na gut. Ich hätte gedacht, vielleicht wisst ihr Schüler mehr, aber du bist ja nicht einmal in deren grausamen Haus... Naja, ich werde dem dunklen Lord wohl oder übel sagen müssen, dass auch du nichts weißt. Schade.“ Ein kleines Schweigen entstand, nur unterbrochen von der Großmutter, schon sehr alt, die leise gurrte: „Oh, Hogwarts... ewig ist das her... Sag, ist Professor Dippet noch der Schulleiter?“ Draco verdrehte die Augen, sagte aber nichts. „Nein, Nana, der ist doch schon längst tot!“, antwortete Bellatrix stattdessen und aß weiter. Nach dem Essen ging Draco nach oben und machte exakt gar nichts außer Nachdenken. Da war er nun. Allein zu Hause, sechs oder mehr lange Wochen vor ihm, eingesperrt in diesem Haus, und Hermine würde er auch nicht wiedersehen. Viele der Schulkameraden würden vielleicht nicht zurückkehren, er selbst schon. Doch was barg die Schule noch an Spannung, wenn das Schönste für immer weg war? Wo sie wohl war? Und was tat sie gerade? Die Realität, dass sie weg war und er allein und auf der falschen Seite, brach bitter über ihn hinein. Was war das bitte für eine Welt? Seine Aufgabe war zwar nicht mehr da, drängte ihm nicht mehr die Luft ab, doch sein Leben, was war damit? War es nun nur noch eine endlose Aneinanderkettung von verschiedenen Ereignissen? Wie würde der Krieg, von dem er irgendwie ahnte, dass er bevorstand, wohl enden? Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken; nach einigen Sekunden trat sein Vater ein, das Gesicht blässlich. Auch er hatte anscheinend in letzter Zeit nicht wirklich viel geschlafen. „Draco“, sagte er leise und setzte sich an Draco's Bettkante. „Was ist denn, Vater? Ich wollte gerade schlafen...“ „Das geht jetzt nicht, mein Junge. Du musst dir deinen besten Anzug anziehen. Der Dunkle Lord wird in zwei Stunden in unser Haus kommen.“ Jäh zuckte Draco zusammen und starrte seinen Vater ungläubig an. „W...Was? Wieso...?“, stotterte er, und Lucius hob die Hand, damit er still war. „Keine Angst, nur eine Besprechung. Dennoch, zieh dir deinen besten Anzug an, nimm eine der Tabletten, die deine Mutter dir schon seit Tagen gibt. Mach dir die Haare. Und verschließe deinen Geist. Du weißt genau, wieso.“, haderte sein Vater und zog Draco am Oberarm hoch. „Aber....“ „Kein aber, Draco! Los jetzt.“ Und Draco, der darauf eigentlich keine Lust hatte, musste gehorchen. Deshalb waren also so viele Verwandte heute da gewesen. Er riss seinen Arm von seinem Vater los und machte seinen Schrank auf, um seinen Anzug anzuziehen. Es war bitterkalt. Bitterkalt in der Halle, wo sie heute noch warm zu Abend gegessen hatte. Draco verkrampfte die Arme unter dem Tisch, an dem er, seine Familie, mehrere Todesser, der Zaubereiminister und der Dunkle Lord selbst saßen. Dieser hatte Platz am Kopf des Tisches gefunden, und auf dem Boden eingerollt lag die Schlange Nagini. Draco hatte sich noch nie zuvor so unwohl gefühlt. „Meine lieben Freunde! Die Welt wird sich demnächst ändern.... Ihr habt es sicher schon bemerkt, so einiges wird demnächst... anders sein.“, sagte der Dunkle Lord und blickte mit kühlen Augen die Runde um ihn herum an. Niemand wagte es, ihm direkt in die Augen zu sehen, nicht einmal Bellatrix, die direkt neben Draco saß. Auch sie hatte die Hände unter dem Tisch zusammengekrampft; Draco hatte diese kleine Geste genau gesehen. „Demnächst wird die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei unter anderer Leitung stehen, denn wir wollen Missgeschicke wie diese....“ Und plötzlich tauchte eine halbtot aussehende Frau, gefesselt mit einem Fluch, und über dem Tisch schwebend, auf; der Dunkle Lord ließ diese seicht über den Tisch schweben, und Tränen rannen der Geschädigten über das Gesicht; doch sprechen tat sie nicht. „..... verhindern. Das ist eine Lehrerin, die das Fach „Muggelkunde“ zur Zeit unterrichtet... hat. Das wird nun wohl vorbei sein. Sie findet es angemessen, dass man magisches Blut mit dem von Muggeln vermischt...“, zischte der dunkle Lord. Ein Raunen ging durch die Raunen, ein angewidertes; Bellatrix neben Draco streckte angewidert die Zunge heraus und ließ einen verächtlichen Laut ertönen. Draco wurde noch blasser, als er ohnehin schon war. Für einen Moment schloss er die Augen. Eine Erinnerung streifte seine Gedanken; Hermine, unter ihm, in dem lichtdurchflutetem Bad in der Pfütze; ihr Brustkorb senkt und hebt sich, sie stöhnt. Das Licht scheint wie ein Zauber auf ihre nackten Brüste, während Draco sich über sie beugt, mit ihr schläft, sie grob küsst.... Als er die Augen wieder öffnete, war die Wärme weg, die Sonne, und die Realität war bitter und eiskalt. Die Frau auf dem Tisch wimmerte. Ein Schaudern lief über Draco's Nacken und ging auch nicht wieder weg; eine durchgehende Gänsehaut zog sich über jeden Körperteil, den er noch spürte. Obwohl er sich abwenden wollte, konnte er es nicht. „Avada Kedavra!“ Der Spruch kam urplötzlich, schnell und ungeahnt. Totenstill war es in der Halle; nur die Schlange züngelte und zischte, während der Dunkle Lord sie auf den Tisch gleiten ließ. Die Augen weit aufgerissen, starrte Draco die Leicht der Frau auf dem Tisch an. Ihre Hände waren verdreht, ihr Blick stierte ins Nichts. Die Tränen in ihrem Gesicht und das Blut waren noch nicht einmal getrocknet. „Nagini, Essen!“, schnarrte der Dunkle Lord; die Schlange glitt auf den Tisch. Endlich fand Draco die Kraft, seinen Blick abzuwenden; er wollte nicht sehen, was jetzt kam. Doch was sich auf alle Zeit in sein Gedächtnis einbrennen würde, war das widerliche, eklige und markerschütternde Geräusch, dass die Schlange machte, während sie die unschuldige Frau in einem Stück herunter schlang. Draco konnte die Knochen knacken und brechen hören, als seien diese nur ein Blatt dünnes, trockenes Papier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)