Schlangenherz und Löwenmähne von MeropeGaunt ================================================================================ Kapitel 17: Wie ein Stich ins Herz ---------------------------------- Der Sex, den sie verbotenerweise in dem Nachschreibraum hatten, tat beiden unheimlich gut. Draco hatte sich danach befreit gefühlt, und Hermine, die sich sofort für ihr Verhalten entschuldigt hatte, schien eine unendliche Freude auszustrahlen, wie sie Draco nur selten gesehen hatte. Die Prüfungen kamen und gingen, und die Ferien nahten. Draco war nicht gerade scharf darauf, sechs Wochen lang in seinem Zuhause mit seiner brutalen Tante zu sein, aber der Gedanke daran, dass er Hermine dann schon bald wiedersah, half ihm dabei. Es war der letzte Tag im Schloss, und Hermine und Draco hatten sich für den Abend verabredet. Noch gestern hatten sie wilden, hemmungslosen Sex in dem einen Raum gehabt, den sie schon immer als sicher gewählt hatten; Hermine war so befriedigt gewesen, dass ihr unter einem Kichern herausgerutscht war, dass sie nie wieder mit jemand anders schlafen wollen würde. Draco hatte gegrinst. „Denkst du, alles wird nach den Ferien anders?“, hatte Hermine gefragt und ihn mit einer äußerst traurigen Miene betrachtet. Draco hatte gemurrt: „Ich weiß es nicht, aber ich nehme mal an, ja. Nur noch ein Schuljahr und wir können beide von der Schule gehen. Danach wird auf jeden Fall alles anders. Lass uns die Welt bereisen.“ Hermine hatte angefangen zu schluchzen, als sie dies gehört hatte. Draco, äußerst verwundert darüber, hatte sie fest in den Arm genommen. „Was ist denn?“ „N... nichts! Es rührt mich nur so, dass du so denkst... Und ja, wenn das siebte Schuljahr vorbei ist, werden wir die Welt bereisen... Draco?“, schluchzte sie in seine Arme, während er sie besorgt musterte: „Draco... ich werde dich immer lieben, egal, was passiert. Ich weiß, dass du der Eine bist für mich. Denk daran.“ Ein Runzeln ging über Draco's Stirn, während Hermine sich wieder an seine Brust verkrochen hatte. „Warum sagst du das so komisch? Natürlich, aber das klingt ja fast wie...“ Ein Kuss hatte die Unterhaltung unterbrochen, ein so leidenschaftlicher, dass Draco seine Fragen danach vergessen hatte. Und noch heute, bis spät in die Nacht saß er in dem Raum, an dem sie sich eigentlich vor den Ferien hatten treffen wollen; doch sie kam nicht. Die letzte Nacht zusammen und sie kam einfach nicht... Draco wusste nicht, ob er wütend, enttäuscht oder traurig darüber sein sollte; es war ihr überhaupt nicht ähnlich, dass sie Termine verpasste. In dem Gedanken, dass sie eventuell schon eingeschlafen war, ging er selbst zu Bett, nachdem er knapp drei Stunden gewartet hatte. Er wollte sie morgens abfangen, vielleicht auch im Hogwarts-Express, und ihr schöne Ferien wünschen. Doch als sie sich alle am nächsten Morgen fertig machten für die Reise heimwärts, war sie gar nicht aufzufinden. Sie war weder bei den Gryffindors, noch in allen Räumen, die Draco vorher absuchte, sie war einfach nirgendwo aufzutreiben. Im Laufe des Tages wurde sein Herz immer schwerer und seine Miene immer missmutiger. Es war kein Zufall, dass Potter und das Wiesel auch fehlten. Auch sie waren nirgends zu sehen; Verwunderung schien das aber bei den wenigsten Schülern auszulösen. Es war manchmal üblich, dass einige der Schüler nachts eher gingen, weil am letzten Tag außer dem Frühstück eh nichts mehr war. Doch sie hätte sich gemeldet, das wusste er. Oder wusste er es nicht? Im Hogwarts-Express Richtung Heimat fuhren Draco's Gedanken Achterbahn. Das Getuschel seiner Mitschüler nahm er kaum wahr, auch nicht, wie sich Pansy's Arm um seinen schloss und die ganze Zugfahrt nicht locker ließ. „... Ich habe gehört, sie sollen vom Dunklen Lord selbst geholt worden sein.“ Die Stimme von Crabbe riss Draco aus seinen Gedanken; was hatte der fette Hohlkopf dort gerade gesagt? Draco räusperte sich. „Wer?“, schnarrte er in die Runde, und Crabbe grinste. „Na, Potter, das Arschloch. Er und der Rothaarige und die Schlammblüterin sind spurlos verschwunden. Niemand hat sie mehr gesehen. Sie sind einfach weg.“, erläuterte Crabbe und biss von einem Stück Schokoriegel ab. „Sie könnten aber auch einfach eher abgehauen sein, weil Wiesels Familie so arm ist, dass sie selbst die Schulgebühren nicht mehr zahlen können. Und da die beiden anderen immer mit ihm herumhängen, sind sie alle wohl in die Armut gestürzt“, murrte Draco und fuhr sich durch das blonde Haar. Sein Kopf hämmerte vor Schmerz. Kein Auge hatte er in der Nacht zugetan. „Nein, ich glaube, das ist größeres im Busch“, schmatzte Crabbe. „Ach, du hast doch keine Ahnung, Schokofresse...“, höhnte Draco und entlockte Blaise und Pansy ein leichtes Kichern. Crabbe ließ den Riegel sinken und errötete. „Ich hoffe, sie sterben!“ Draco hob den Blick, als sei er von einer Tarantel gestochen worden. Dieser Satz war aus Blaise Mund gekommen. Einen Moment starrte Draco ihn so blässlich und verwittert an, dass sich für einen Moment eine Miene der Ungläubigkeit auf Blaise Gesicht legte; dann jedoch fügte Draco hinzu: „Alle drei...“ Sein Herz schlug in einem grauenvollen Takt, klopfte unermüdlich hart und jeder Schlag tat so weh wie ein Stich. Sie hatte ihn vielleicht verlassen. Deshalb die seltsamen Worte. Ihn. Einfach verlassen. Hängen gelassen. War mit Potter und dem Wiesel abgehauen... Er schluckte; Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Geht es dir nicht gut, Draco?“, gurrte Pansy besorgt neben ihn, während sie eine Hand anhob und gegen seine heiße Stirn drückte. „Du glühst ja.“ „Mir geht es auch nicht so gut. Aber wir sind ja bald da.“ Seine Mutter hatte ihn umarmt und sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er hatte Fieber, das wusste er; der Flug nach Hause war nicht gerade angenehm. Zu Hause angekommen ging er sofort ins Bett; er zog sich nicht einmal die Hose und das Jackett aus. Er fiel in einen tiefen, unruhigen Schlaf, und erst gegen die frühen Dämmerstunden des Morgens erwachte er schweißgebadet; eine seichte Berührung hatte ihn geweckt, wie ein Kuss auf die Stirn. Aber als er sich panisch aufsetzte und im Zimmer hin und her blickte, war dort niemand. Selbst die Tür war noch geschlossen wie vorher. Am nächsten Morgen weckte ihn die Stimme und der vertraute Geruch seiner Mutter, die mit einem Tablett beladen in sein Zimmer gekommen war und es auf dem Nachttisch abgestellt hatte. „Guten Morgen, mein Schatz. Hier, iss. Du siehst unheimlich schlecht aus. Du wirst dir eine Erkältung oder ähnliches geholt haben.“, flüsterte sie und strich besorgt über Draco's Stirn, die immer noch glühte. Sein Kopf explodierte fast vor Schmerz. Draco antwortete nicht. Er blieb einfach liegen und starrte gedankenlos an die Decke. Seine Mutter bemerkte es; sie küsste ihn einmal und ging dann wie auf Zehenspitzen aus dem Raum. Als er sich im Bett umdrehte, zum Tisch hin, sah er, dass sie den Tagespropheten mitgebracht hatte. Sein Herz sprang fast aus der Brust, er brauchte nur ein Bild auf der Titelseite sehen: „Unerwünschter Nummer 1.“ Ein bewegtes Bild von Potter war es, mit den dicken Lettern, die ihn als schweren Verbrecher auswiesen. Zitternd riss Draco die Zeitung an sich und überflog die wichtigsten Zeilen des Berichtes. §§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§ … deshalb bittet das Ministerium jeden um Mithilfe, der um den Aufenthalt oder die Aktivitäten dieser Person weiß. Mit Potter verschwanden auch einige andere Schüler, die ebenfalls von nun an gesucht werden. Das Ministerium hält eine hohe Belohnung für alle bereit, die etwas mitteilen können. Es wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. §§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§ Hermines Bild stach ihm wie ein Schwert entgegen, bohrte sich in seine Brust und ließ ihn für einen Moment die Luft anhalten. Sie war also mit Potter und dem Wiesel auf der Flucht. Sie und die beiden, und keiner wusste, was sie taten, was sie machten, wo sie waren, ob sie überhaupt noch lebten. Es dauerte einen Moment, bis Draco wieder Luft holen konnte; beim Einatmen brannte seine Lunge wie Feuer. Er las sich den Bericht immer und immer wieder durch, während sein Herz gebrochen schien. Ohne ein Wort war sie gegangen. Unerreichbar. Doch, sie würde ihn immer lieben, er solle dran denken. Sie wusste es also und hatte es ihm niemals vorher gesagt. War das noch Liebe? Und wenn es Liebe war, warum zerriss es ihn jede Sekunde mehr das Herz? Es fühlte sich an, als würde er tief aus einer riesigen Wunde bluten, die sich nie mehr schließen würde. Jedes Ein- und Ausatmen brannte und schmerzte, und mit jedem Lesen verschwammen die Zeilen vor seinen Augen mehr, bis es nur noch ein Schleier aus Grau war; als er blinzelte, tropften kleine Tränen auf das Papier des Tagespropheten, auf Potters Gesicht, auf IHR Gesicht. Sie. Die, die sein Herz berührt hatte wie keine andere, die, die er jetzt nicht mehr beschützen konnte, selbst wenn er wollte. Sie, dessen Name ihm nun immer entgegen springen würde, aber er sie niemals wiedersehen würde. Denn wie sollten bitte drei Schüler den Angriff des Dunklen Lords überleben? Er rief sich den Satz von gerade noch einmal ins Gedächtnis und wiederholte ihn so lange, bis er wütend die Zeitung in seiner Hand zerriss, jeden Fetzen wegschleuderte, wütend auf sein Bett einschlug, immer und immer wieder. Niemals wiedersehen. Er brüllte einen Schrei gellenden Schmerzes in sein Kissen, erstickte den Schrei, und Tränen rannen ihm über das ganze Gesicht. Da war er also, Draco Malfoy, in den Klauen und auf der Seite des Dunklen Lords, der Seite, die seine Liebe eventuell töten würde. Und er lag hier in diesem Zimmer, schrie über sein gebrochenes Herz und wimmerte allen Schmerz heraus, bis er einschlief unter dem unermüdlichen Pochen seines Kopfes. Hermine Jean Granger. Jeder Schlag ward ein Riss mehr, ein Riss mehr in die Finsternis; ein jeder Herzschlag ertrank im Meer, entzog sich einer Kenntnis. Dunkle Zeiten, dunkles Leid, und Schatten, so weit das Auge reicht; geh mit mir unter, mein Herz, und bräche ich auch in tausend Stücke. Erst am nächsten Morgen schlug er wieder die Augen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)