New Choice von Caelob ================================================================================ Kapitel 39: ------------ Harry konnte sich im ersten Moment nicht daran erinnern wo er war. Um ihn herum war alles dunkel und eine angenehme Trägheit umfing ihn. Es gab hier nichts belastendes, nichts das ihn quälte, wobei er sich einen Moment lang fragte, was ihn denn belasten sollte. Doch auch dieser Gedanke driftete gemächlich davon. Alles was zurück blieb war eine entspannende Ruhe und Gelassenheit. Doch als er sich immer weiter in diese verlockende Gleichgültigkeit zurückzog, erklang plötzlich eine Stimme. „Willst du sie wirklich alle im Stich lassen?“ Harry schlug seine Augen wieder auf und diesmal war alles in ein diffuses, blaues Licht getaucht. Trotzdem konnte er nichts und niemanden erkennen. Die Stimme schien von überall zu kommen. „Wer bist du?“, rief er in das Nichts hinein. „Willst du wirklich alles denen überlassen, gegen die du bisher gekämpft hast?“ „Ich kann einfach nicht mehr.“, rechtfertigte er sich und blickte sich weiter nach dem Sprecher um. „Du hast viel gelitten. Hasst du diejenigen, die dir das angetan haben?“ „Nein ich … ich bin einfach nur müde. Was willst du von mir.“ „Eine Entscheidung, junger Lord Shaire. Das ist das einzige was im Moment von Bedeutung ist.“ „Wovon sprichst du? Welche Entscheidung und wo bin ich hier überhaupt?“ „An der Schwelle. Du allein bestimmst wie es weitergeht. Ich kann wirklich nicht noch mehr von dir verlangen junger Lord.“ „Erklär dich endlich und lass diese kryptischen Sprüche.“ „Wie du wünschst.“, meinte die Stimme und plötzlich erschien eine Art Spiegel ein Stück vor ihm. Darauf erschienen Bilder. Bilder von seinem Leben bei den Dursleys. Die Zeit mit den falschen Freunden. Die Nacht in der sich Hedwig in einen Menschen verwandelt hatte. Avalon. Askaban. Die vielen Kämpfen, die er inzwischen hinter sich hatte, liefen im Schnelldurchlauf ab. Aileen, Dorren und Hedwig, die mit ihm sprachen. Die letzte Schlacht, bei der er so viele verloren hatte. Die Schuldgefühle erdrückten ihn fast und er weinte stumme Tränen. Seine Brust fühlte sich an als würde sich zusammengepresst und das atmen fiel ihm schwer. Er wollte sich abwenden, konnte es aber nicht. „Du kannst all dem entkommen, wenn du es willst. Du kannst in der ewigen Finsternis bleiben oder du kehrst zurück.“ Harry machte sich schon gar nicht mehr die Mühe nach der Stimme zu suchen, stattdessen haftete sein Blick weiterhin an dem Spiegel. Ja, vielleicht sollte er hier bleiben und nicht wieder zurückkehren zu denen, die er liebte. Er brachte nichts als Unglück und durch seine Schuld hatten so viele Menschen ihr Leben verloren. Durfte er sich dann überhaupt anmaßen um sein eigenes zu kämpfen? Plötzlich spürte er einen sanften Stoß im Rücken und er taumelte ein Stück nach vorn. Die Wärme, die von dieser kurzen Berührung ausgegangen war, würde er immer wieder erkennen und erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen. Er fühlte Geborgenheit, Vertrauen und vor allem grenzenlose Liebe. Zuerst traute er sich gar nicht sich umzudrehen, doch dann fuhr er mit einmal herum. Wollte diese Chance nicht verstreichen lassen. Vor ihm stand sein Pate Sirius Black mit verschränkten Armen und seinem typischen Lächeln. Die Welle an Emotionen, die Harry überrollte, ließ ihn fast in die Knie gehen. Er konnte nichts sagen, sondern seinen Ersatzvater nur mit weiten Augen anstarren. Sirius’ Blick löste sich von ihm, fiel auf den Spiegel hinter ihm und wanderte dann zurück zu Harry. Sein Lächeln war eine Spur trauriger geworden aber Harry konnte in seinen Augen auch Stolz und Glaube finden. Glaube an ihn. Langsam verschwand Sirius wieder. Löste sich einfach auf. Harry wollte ihm nachlaufen, ihn festhalten, doch er rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Als sein Pate fort war, schloss er die Augen und atmete zitternd ein und aus, dann wandte er sich wieder dem Spiegel zu. „Ich werde zurückgehen. Sterben ist keine Art Sühne zu tun. Ich werde zurückgehen, auch wenn ich meine Schuld niemals werde büßen können, und sehen, was ich an Wiedergutmachung leisten kann.“ Entschlossen streckte er den Arm aus und berührte die Spiegeloberfläche. Ein gleißendes Licht verschluckte alles und blendete ihn. Ein Wind voller Wohlwollen wehte durch den leeren Raum in dem er bis gerade noch gewesen war. „Du hast ein gutes Herz junger Lord. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dir bestehen.“, hörte er die Stimme noch sagen als erneute Dunkelheit ihn umfing, doch diesmal wusste er ganz sicher, dass er wieder aufwachen würde. Als Harry die Augen wieder aufschlug, lag er in seinem Zimmer und fühlte sich wie gerädert. Er versuchte sich auf zu setzten, bereute das aber sofort, als er einen stechenden Schmerz in der Seite spürte. Stöhnend ließ er sich wieder nach hinten fallen und schloss für einen Moment die Augen. Doch schon wenige Augenblicke später wurde die Tür geöffnet und Hedwig betrat sein Zimmer. „Harry, ich bin so froh, dass du endlich wieder aufgewacht bist. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“, war das erste, dass sie sagte und Harry konnte dunkel Ringe unter ihren Augen erkennen. Sie setzte sich neben ihn aufs Bett und legte ihre Hand auf seine Stirn. „Wie lange war ich denn weg?“, fragte Harry und räusperte sich, da sich seine Kehle staubtrocken anfühlte. Ein Glas Wasser erschien in Hedwigs Hand, dass er dankbar annahm. „Zwei Tage, oh Harry, jag uns bitte nie wieder so einen Schrecken ein.“ „Ich garantiere für nichts.“, scherzte er und hielt sich sofort wieder die Seite, da das Lachen seiner Wunde gar nicht gut getan hatte. „Wo sind denn die anderen überhaupt?“ „Sie warten draußen. Wir wollten dich nicht gleich überfordern. Wie fühlst du dich?“ „Als ob mir jemand ein Loch in die Seite geschossen hätte … Hedwig, wie viele sind gestorben?“ „Harry, bitte ich …“, setzte Hedwig an, doch Harry unterbrach sie. „Nicht, sag … sag es mir einfach … bitte.“ Er umfasste ihre Hand und blickte ihr direkt in die Augen. Ihr Blick flackerte hin und her, ehe sie ihre Augen gequält schloss. „Tu dir das nicht an Harry.“, flüsterte sie. „Ich muss es wissen Hedwig … bitte.“ Hedwig seufzte und begann dann ihm Namen zu nennen. Harry schwieg die ganze Zeit über und als sie fertig war, schickte er sie lediglich raus und bat niemanden hereinzulassen. Auch am nächsten Tag und dem Tag darauf ließ er niemanden zu sich. Obwohl ihr Anführer endlich wieder aufgewacht war, war die Stimmung im Anwesen gedrückt. Alle machten sich Sorgen um ihn, doch keiner wusste wie sie ihm helfen könnten. Bis es Dorren schließlich zu viel wurde und er ohne sich um das Verbot zu scheren in Harrys Zimmer stürmte. Die Vorhänge waren zugezogen und es roch, als wäre schon seit ein paar Tagen nicht mehr gelüftete worden. „My Lord bitte. Du musst endlich aus diesem Zimmer raus.“, meinte Dorren energisch und zog die Decke vom Bett. „Verdammt Dorren. Was soll das?“ „Was das soll? Ich versuch dich aus deinem Schneckenhaus herauszuholen.“ Während er redete ging er zu den Fenstern und zog die Vorhänge beiseite. „Bitte lass mich in Ruhe ich fühl mich nicht gut.“ „Kein Wunder. In diesem Zimmer würde niemand gesund werden und deshalb wirst du mich jetzt begleiten. Du kannst dich nicht ewig selbst dafür bestrafen, dass Leute gestorben sind. My Lord es tut mir leid das zu sagen aber du kennst sie ja noch nicht mal richtig.“ „Da irrst du dich. Ich kenne jeden einzelnen von ihnen. Wendel war ein Halbling, sein Vater wurde getötet, weil er ein Waldnymph war und seine Mutter konnte nur knapp entkommen. Leorens Frau ist schwanger und sie wollten nächste Monat heiraten. Eleinas und Kallens Kinder müssen jetzt ohne ihre Eltern aufwachsen. Dorren, verstehst du nicht. Ich habe zu jedem einzelnen Skeater eine Verbindung. Ich bin für sie verantwortlich und habe sie und ihre Familien enttäuscht.“ „Mit Verlaub aber du bist ein Idiot.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten zog er ihn aus dem Bett und hinter sich her. Sie gingen den Flur entlang, bis sie eine große Doppelflügeltür erreichten. Alle Proteste seitens Harry wurden von Dorren einfach ignoriert. Es war zwar eigentlich nicht seine Art so mit dem jungen Lord umzugehen aber irgendjemand musste ihm ja den Kopf zurecht rücken und außerdem glaubte er wirklich, dass er das sehen sollte. Also stieß er die beiden Türflügel auf und schob den sich immer noch sträubenden Lord hinaus auf den Balkon. Zuerst war Harry nach dem langen Dämmerlicht geblendet und als er endlich wieder sehen konnte, rutschte ihm das Herz in die Hose. Auf dem Platz vor dem Balkon hatte sich eine riesige Menschenmenge aus dem Dorf versammelt und als sie ihn sahen, erhoben sich sofort laute Rufe und Geschrei. Als er dann auch noch verstand was sie da riefen, wurden Harry die Knie weich und er musste sich an der steinernen Brüstung abstützten. Sie sorgten sich um sein Wohlbefinden. Keine Vorwürfe und kein Hass. Nur Erleichterung darüber, dass es ihrem Anführer gut ging. Harry spürte eine warme Hand auf seiner Schulter als Dorren neben ihn trat. „Sie waren jeden Tag hier, seit sie erfahren haben, dass du verletzt wurdest. Die ganze Zeit über haben sie gebetet und auf ein Lebenszeichen ihres Anführers gehofft. Keiner hasst dich oder macht dich für irgendetwas verantwortlich, sondern sie lieben dich. Genau wie wir anderen mein Prinz.“, erklärte Dorren feierlich, beugte ein Knie und küsste Harrys Hand. „Wieso kannst du das nicht auch?“ Harry hatte es die Sprach verschlagen und er konnte nur immer wieder von Dorren zu der Menge am Boden schauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)