New Choice von Caelob ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Gegen alle Anstrengungen driftete Harry immer weiter an die Oberfläche seines Bewusstseins. Er wollte die Schmerzen nicht mehr spüren, sowohl die körperlichen als auch die seelischen. Nur langsam realisierte er, dass er keine Schmerzen mehr hatte, zumindest keine körperlichen. Irgendjemand schien ihn geheilt zu haben. Doch wen kümmerte es schon ob er Wunden hatte oder nicht. Wahrscheinlich war das nur Einbildung, doch wenn es so war, wollte er es solange wie möglich genießen. Schritte erklangen und kamen näher. Ein Gewicht erschien neben ihm. Die Erinnerungen an letzte Nacht kamen wieder und er schlug die Augen auf. Hedwig. Eine menschliche Hedwig saß neben ihm und lächelte traurig. „Wie geht es dir?“, fragte sie und reichte ihm ein Glas Wasser. Dankbar nahm er es an und trank es in großen Schlucken leer. „So weit gut.“, meinte er und starrte auf seine Hände. „Ich bin froh. Die Heilerinnen hatten eine Menge Arbeit um dich zu heilen.“, erwiderte Hedwig, Schweigen trat ein. „Bist…bist du wirklich … wirklich meine Hedwig?“, stellte Harry schließlich die Frage, die ihm schon eine ganze Weile auf der Seele brannte. „Ja, und wenn du mich lässt, würde ich gerne auch weiterhin bei dir bleiben.“ Eine Weile blickte der schwarzhaarige nur in die dunklen Augen. Schließlich nickte er und ein Lächeln machte sich auf dem blassen Gesicht breit. „Sag mal. Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte er und blickte sich um. Es war ein einfach eingerichtetes Zimmer mit mehreren Betten. Offensichtlich eine Krankenstation. „Das hier ist die Insel Avalon.“, gestand sie nach kurzem Zögern. „Ich wusste das du hier absolut sicher sein würdest und man dir helfen könnte. Deine Verletzungen waren wirklich schlimm, ich dachte du stirbst.“ Tränen tropften auf das weiße Lacken und hinterließen nasse Flecken. „Ich hasse die Muggel, was sie getan haben ist unverzeihlich.“, presste sie hervor. Harry war hin und her gerissen und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Eine junge Frau in einfachen weißen Gewändern kam herein. Als sie Harry aufrecht sitzen sah, lächelte sie. „Schön das es dir wieder besser geht. Du hast für einiges an Wirbel gesorgt.“, meinte sie und trat näher. Schnell senkte Harry den Kopf. „Tut mir leid das ich Umstände gemacht habe.“, murmelte er und zog den Kopf ein. Er zuckte zusammen als er etwas auf seinem Kopf spürte und schaute verwirrt auf. Die Frau streichelte durch seine Haare und blickte ihn warm an. „Mach dir deswegen keine Sorgen. Wir sind nicht wütend auf dich, sondern eher auf die, die dir das angetan haben.“, beschwichtigte sie ihn. „Das war nur halb so schlimm. Ich hatte meine Aufgaben nicht erledigt und es verdient.“, widersprach Harry leise und seine Finger verkrampften sich in dem Lacken. „Egal was du getan oder nicht getan hast, nichts rechtfertigt so etwas. Ich kann Menschen ziemlich gut einschätzen und du bist ein guter Junge.“ Sie strich ihm noch einmal über die Wange, dann erhob sie sich. Ihm wurde ganz leicht ums Herz und er lächelte leicht. Diese Freundlichkeit, war Balsam für seine Seele. Sie war fast zerbrochen doch noch war es nicht zu spät. Diese Frau hatte etwas an sich, dass er wirklich verstand und glaubte was sie sagte. Neben ihm lächelte auch Hedwig. Sie hatte gewusst, das Elena ihm gut tun würde. Die Frau hatte auf jeden eine beruhigende Wirkung und fand für jeden die richtigen Worte. Zielsicher griff sie in einen Schrank und holte verschieden Phiolen hervor. „Em … ent-entschuldigen Sie aber … aber könnten Sie … mir sagen was es mit diesem Ort auf sich hat?“, fragte Harry schüchtern und blinzelte sie von unter herauf an. Elena musste ein seufzen unterdrücken. Dieser Junge war so unglaublich süß. Seine ganze Art sorgte dafür, dass man einen Beschützerinstinkt entwickelte. Nie im Leben könnte sie sich vorstellen, das man ihm etwas böses wollen könnte. Als er vor zwei Tagen mit seiner Begleiterin aufgetaucht war, war er mitten in eine Zeremonie geplatzt. Zuerst hatte ein Heilloses Chaos geherrscht und die Oberste Priesterin konnte erst nach einigen Minuten für Ordnung sorgen. Erst dann konnten sie sich auch um die Neuankömmlinge kümmern. Ein Mädchen mit weißen Haaren hatte über einem Jungenkörper gekauert und hemmungslos geschluchzt. Da erst bemerkten sie das Blut, das sich auf dem Boden ausbreitete. Danach musste alles ganz schnell gehen. Sie hatten so gut sie konnten den Junge behandelt und wollten das Mädchen eigentlich in ein Zimmer bringen, doch sie war nicht von der Seite des schwarzhaarigen gewichen. Die ganze Zeit war sie wach gewesen und war entweder im Zimmer auf und ab gegangen oder hatte zapplig auf einem Stuhl gesessen. Als sie ihr mitgeteilt hatten, dass er außer Lebensgefahr war, hatte sie gelächelt und war danach sofort eingeschlafen. Sie schien vollkommen erschöpft zu sein, was aber auch nicht verwunderlich war, da es einiges an Magie kostete auf die Insel im Nebel zu gelangen. „Nenn mich bitte Elena.“, sagte sie sanft und hielt ihm die Phiolen hin. „Trink, danach können wir reden.“ Gehorsam nahm er die Tränke, verzog aber das Gesicht als er sie hinter schluckte. „Wir befinden uns hier auf Avalon, der Insel im Nebel. Es ist ein hoch magischer Ort. Wir, die Priesterinnen haben die Aufgabe die Magie zu beobachten. Hier wird jeder eine Zuflucht finden, solange er sie braucht und wir werden jedem helfen, der danach fragt. Deine Freundin hier, scheint das zu wissen, da sie dich hier her gebracht hat.“ „Hat… hat sie … hat sie euch erzählt woher ich …“, stammelte Harry. „Woher du deine Verletzungen hast? Ja. Genauso wie sie uns deine Geschichte erzählt hat.“, unterbrach Elena ihn. „Du hast wirklich ein schweres Los gezogen und ich befürchte, dass es noch nicht das letzte war.“ „Wie meinst du das?“, fragte Harry verzweifelt. Was sollte den noch kommen? Sie zögerte kurz, dann seufzte sie tief, stand auf und holte einen Spiegel. Als sie wieder neben ihn trat, hielt sie ihn auf seinen Rücken. „Sieh dir dein Schulterblatt an.“, bat sie. Zögernd kam Harry der Aufforderung nach und zog sich sein Hemd am Rücken hoch. Über sein rechtes Schulterblatt breitete sich ein verschlungenes Symbol aus, nur nebenbei registrierte er, dass seine Narben verlasst waren. Nervös richtete er sein Hemd wieder. Einige Zeit lang blieb er stumm und knabberte nur auf seiner Unterlippe, dann sah er wieder auf. Er atmete noch einmal tief durch. „Was bedeutet das?“, fragte er schließlich. Irgendwie hatte er das Gefühl seine Seele zu verkaufen. „Es ist das Zeichen des Lord Shaire. Er ist der legitime Anführer der Skeater. Diese Organisation existiert schon seit vielen Generationen und immer erkannte man ihren Anführer an diesem Zeichen. Sie sind dafür verantwortlich das Gleichgewicht zu halten. Ihre Methoden waren so unterschiedlich wie ihre Anführer, doch immer haben sie im verborgenen gearbeitet und nur wenigen ist bekannt das sie überhaupt existieren. Ich sage dir das alles, weil ich nicht will, dass du dich hintergangen fühlst. Es wird einiges auf dich zu kommen. Du bist der neue Anführer dieser Gemeinschaft. Es tut mir leid.“ Starr blickte Harry an die gegenüberliegende Wand. Eigentlich sollte ihn das nicht überraschen. Wie hatte er auch denken können, dass er seine Ruhe haben dürfte. Er musste natürlich immer eine Sonderrolle spielen. Es war wohl sein Schicksal Verantwortungen zu tragen, die viel zu groß für ihn waren. Immer weiter versank er in trüben Gedanken, bis ihm plötzlich etwas anderes durch den Kopf schoss. Die ganze Zeit hatte er dagegen angekämpft. Versucht sich aus allem raus zu halten und wenn es nicht anders ging, wenigsten die anderen zu verschonen. Er hatte nie wirklich versucht die Führerposition einzunehmen und entsprechend zu handeln. Noch einmal durchdachte er alle Gefahren und Kämpfe in die er je geschlittert war. Hätte er sich besser organisiert, wäre viele Dinge anders verlaufen. Vielleicht war das hier keine Strafe sondern die Chance es noch einmal zu versuchen. Doch diesmal wollte er für seine Ziele kämpfen und zwar so wie er es für richtig hielt. Niemand würde ihm mehr sagen was er zu hatte. Ein entschlossener Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Ich werde wohl nicht drum herum kommen, oder?“, meinte er seufzend und lächelte leicht. Elena schien sich zu entspannen. Auch bei ihr machte sich ein Lächeln breit. „Nein. Aber das hat alles Zeit. Du musst erstmal gesund werden und danach wird sich alles zeigen.“ „Ich werde bei dir bleiben Harry und dir so gut helfen wie ich kann. Du musst das nicht alleine machen.“, meinte Hedwig entschlossen. Als Harry sich zu ihr umdrehte konnte er nichts als Loyalität in ihren Augen erkennen. „Danke Hedwig.“ Er umarmte sie. „Danke das du immer für mich da bist.“ Zuerst war sie überrascht, dann aber erwiderte sie die Umarmung. „Natürlich Harry, ich werde stets bei dir sein.“, murmelte sie. Elena lächelt und erhob sich leise. Sie war froh, dass der Junge das alles so gut aufgenommen hatte. Er war wirklich unglaublich stark, dass er nach allem immer noch so hoffnungsvoll war. Der Kleine war etwas ganz besonderes. „Sag mal, möchtest du einen neuen Namen? Hedwig war immerhin der Name meiner Eule.“, wollte Harry wissen. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Wieso?“ „Er gefällt mir.“, erwiderte sie schlicht. Harry seufzte und lehnte sich erschöpft zurück. „Schlaf. Du hast so viel durchgemacht und brauchst jetzt die Ruhe.“ „Es ist vorbei.“, murmelte er schläfrig. „Dank dir.“ Hedwig erwiderte nichts, sondern begann einfach ein Lied zu summen. Als sie die gleichmäßigen Atemzüge eines Schlafenden hörte, verstummte sie. Als Harry am nächsten Tag die Augen aufschlug, fühlte er sich um einiges wohler. Genießerisch vergrub er das Gesicht in dem weichen Kopfkissen. Was für ein großer Luxus es doch war, einfach noch etwas im Bett liegen zu können. Ohne eine keifende Tante, die schreit man solle das Essen machen oder einen Onkel, der einen schlug, weil der Schinken angeblich angebrannt war. Als er das öffnen der Tür hörte, schlug Harry blinzelnd die Augen auf. „Guten Morgen.“, trällerte Elena und stellte ein Tablett mit Frühstück neben ihm ab. Der Geruch des Essens, ließ seinen Magen knurren. Harrys Wangen wurden rot und er versteckte sich unter seiner Decke. „Hier, trink das, damit behältst du das Essen. Dein Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen.“, erklärte sie. Hastig nickte er und schluckte den gelben Trank. „Wenn du gegessen hast, dachte ich mir könnten wir vielleicht etwas spazieren gehen. Du möchtest bestimmt wissen wie es hier so aussieht.“, plapperte sie drauf los und öffnete die Vorhänge. Nach einem Blick nach draußen stellte Harry fest, dass er ziemlich lange geschlafen hatte. „Das hört sich gut an.“, stimmte er zu und nippte an seinem Kakao. „Wo ist Hedwig?“ „Sie war heute morgen bei dir aber du hast geschlafen, danach ist sie, glaub ich, in den Trainingsraum gegangen.“ „Was passiert jetzt eigentlich weiter?“, fragte Harry. „Erstmal musst du dich richtig erholen und danach … ich denke in unserer Bibliothek könnten noch einige Aufzeichnungen sein, vielleicht helfen sie dir.“, überlegte Elena. „Na das klingt doch nach einem Plan.“, scherzte Harry und schluckte den letzten Bissen Brot hinunter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)