The Angel who kills von abgemeldet (Azrael Chronicles) ================================================================================ Kapitel 13: Mission Two: Failed! -------------------------------- Als es klingelte, wandte Azrael den Kopf in die Richtung, in der die Haustüre lag, und stieß die Luft aus, bevor er sein Glas auf den Couchtisch stellte und sich erhob. Noch auf dem Weg zur Tür, zündete er sich eine Zigarette an. Es war die gefühlte hundertste, seit Yong Tae tatsächlich den Mumm aufgebracht hatte, ihn anzugreifen. Mit Schwung riss er die Türe auf und trat zur Seite, um den alten Ed samt Hunde und Koffer hereinzulassen, und die Tür wieder hinter ihm zu schließen, bevor er ohne ein Wort zu sagen wieder ins Wohnzimmer ging und sich auf das weiße Ledersofa fallen ließ. Die beiden Hunde des Alten verloren keine Zeit, um die Wohnung genaustens unter die Lupe zu nehmen, und auch wenn er wirklich keine Tiere in seiner Wohnung mochte, sagte er nichts dagegen. „Wo sind denn die beiden?“, rief Ed vom Flur aus, und er murrte, weswegen der Alte keine Minute später im Türrahmen stand und ihn mit zusammengezogenen Brauen musterte. „Da.“, antwortete er und der Alte stand keine Minute später im Türrahmen, wo sein Blick zuerst auf den Jungen haftete, ehe er wieder zu Azrael schwang und an ihm kleben blieb. „Man glaubt es kaum, aber das Balg hatte echt den Mut mich anzugreifen.“, kam es fast schon belustigt über seine Lippen, bevor er an der Zigarette zog und den Rauch in die Luft ausstieß. „Und er hatte sogar Erfolg dabei, mich zu verletzen. Ich bin tatsächlich fast stolz auf ihn.“, grinste der Blonde und hielt seinen rechten Arm in die Höhe, damit Ed die blutverkrustete Bisswunde sehen konnte, bevor er aufstand und die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte. „Mach mit ihnen, was du für richtig hältst. Aber schaff sie aus dem Weg, wenn sie ein Risiko darstellen.“, wandte er sich an den Alten und nahm seine Jacke von der Sofalehne, in die er hineinschlüpfte. „Das musst du deinem alten Ausbilder nun wirklich nicht sagen, Junge!“, murrte Ed und die Mundwinkel des Blonden zuckten. Während er sein Zeug zusammensuchte und in die Hosentaschen schob, humpelte Ed zu den Jungs und riss ihnen mit einem Ruck das Klebeband vom Mund, das er zusammengeknüllt auf den Couchtisch warf. Nachdem Azrael auch seine Autoschlüssel gefunden hatte, blieb er im Türrahmen stehen und hatte Mühe damit ein 'Bin weg', von sich zu geben, so wie er es sonst immer tat, wenn er ohne Yong Tae das Haus verließ. Stattdessen wandte er den Kopf und sah dem Jungen in die Augen, der ängstlich zurück sah. „Zu dumm, dass es nicht geklappt hat. Vielleicht beim nächsten mal.“, kam es stattdessen über seine Lippen, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und die Haustüre ansteuerte. „Az! Warte! Das wollte ich nicht!“, hörte er den Jungen rufen, als er den Türknauf in der Hand hatte, hielt aber nicht inne sondern betrat den Hausflur und zog die Türe hinter sich zu. Auf dem Weg in die Tiefgarage hing er seinen Gedanken nach. Die Worte des Jungen waren so lächerlich, dass er darüber gelacht hätte, wenn die Situation es zugelassen und er das Bedürfnis danach verspürt hätte. Stattdessen drehte sich ihm bei den Worten lediglich der Magen um. So etwas scheinheiliges hatte er schon oft genug zu Gesicht bekommen, und er war froh, dass er diese Eigenschaft nicht aufwies. Zu sagen man wollte das doch nicht, während man versuchte jemanden zu töten, oder es gar geschafft hatte, war so ziemlich das ekelhafteste, das er kannte. Er selbst war nun wirklich kein Engel und hatte hier und da auch ein paar Identitätskrisen hinter sich, aber er hatte noch nie behauptet es nicht gewollt zu haben, jemanden zu töten. Vielleicht lag das aber auch an der Erziehung, die unterschiedlicher nicht hätte sein können. Missbilligend schnalzte Azrael mit der Zunge und stieg in seinen Wagen, ehe er den Zündschlüssel ins Schloss steckte und den Motor aufheulen ließ. Ursprünglich hatte er vorgehabt herauszufinden, wer es auf Yong Tae abgesehen hatte. Die Vermutung, dass er selbst das Ziel sein könnte, hatte er aus diversen Gründen ausgeschlossen. Erstens machte es keinen Sinn, dass irgendwelche Typen in Yong Tae's Wohnung einbrachen, wenn sie eigentlich ihn haben wollten. Zweitens, hatten sie sich nicht mehr um ihn gekümmert, als er am Boden der Grube im Wagen gelegen hatte. Drittens, hatte einer gesagt ihr Boss wolle ihn nicht verletzen, was Töten komplett aussortierte. Viertens, nur Yong Tae war im Einkaufszentrum gewesen, nicht er. Wieso und weshalb man es auf den Jungen abgesehen hatte, leuchtete ihm allerdings nicht ein. Yong Tae hatte weder brisante Informationen, die für irgendeine Organisation oder Behörde von Bedeutung sein konnten, abgesehen von der, dass er wusste wo Azrael und dessen Boss wohnten und er den Blonden bis ins Detail beschreiben konnte. Aber diese Information war nicht das Problem. Weder er selbst, noch sein Boss, hingen besonders an der Stadt und konnten sich jederzeit ungesehen aus dem Staub machen. Über die Organisation selbst wusste Yong Tae nichts, da machte es mehr Sinn, dessen Vater zu verfolgen. Und dann war da noch so ein Gefühl, das Azrael nicht in Ruhe ließ, sondern stattdessen an ihm nagte. Es war unangenehm und manchmal auch stechend, und war dafür verantwortlich, dass seine inneren Alarmglocken schrillten. Zwar wusste der Blonde nicht, was genau dieses Gefühl auslöste, aber es verhieß nichts Gutes, was ihn unruhig werden ließ, obwohl er es nicht wollte und auch schon lange nicht mehr gewesen war. Der Wagen schoss auf die Straße, aber anstatt an den Ort des ersten Verbrechens, der verkohlten Wohnung des Jungen, zu fahren, schlug Azrael den Weg zur Stadtgrenze ein. Er hatte im Moment weder die Ruhe, noch die Geduld, geschweige denn die Nerven sich darum zu kümmern. Solange sein alter Ausbilder bei den Jungs war, musste er sich darum keine Sorgen machen, weshalb er kurzerhand beschlossen hatte, seinem Boss einen Besuch abzustatten. Mal abgesehen davon, dass er sich schon über längere Zeit nicht mehr bei diesem gemeldet hatte, und mit der Berichterstattung etwas hinterher hing, tat es vielleicht ganz gut, zur Abwechslung mal eine Weile von dem Jungen weg zu kommen. Azrael stellte die Musik an, und verzog augenblicklich das Gesicht, als ihm 'Wherever you will go' von 'The Calling' entgegen schallte. Das Ganze wurde auch nicht besser, als er den Titel weiter schaltete, da er offensichtlich an dem Punkt seines USB-Sticks angekommen war, an dem die Schnulzen die Herrschaft an sich rissen. Genervt davon wechselte er auf das Radio, wo es mit 'I will always love you' von 'Whitney Houston' nur noch schlimmer anstatt besser wurde. „Das darf doch nicht wahr sein.“, knurrte er und schaltete die Anlage komplett aus, bevor er sich eine Zigarette anzündete und auf die Autobahn abbog, wo er das Gaspedal durchdrückte und an den anderen Autos vorbeirauschte. Während der gesamten restlichen Fahrt weigerte sich Azrael die Anlage wieder anzuschalten. Zu groß war die Befürchtung wieder von einer Welle aus Liebe, Herzschmerz und Depressionen, schön verpackt in einem Song, überrollt zu werden. Dementsprechend mies gelaunt, fuhr er auch auf das Anwesen, das sein Boss mit seiner Familie bewohnte, und parkte den Wagen auf seinem Parkplatz. Er sog tief die frische Luft in seine Lungen, als er ausstieg und die Wagentüre hinter sich zuknallte. Die Mühe, den Wagen abzuschließen, machte er sich überhaupt nicht. Das Anwesen seines Bosses glich in Sachen Sicherheit Ford Nox, und nicht einmal eine Küchenschabe schaffte es, ohne Kontrolle das Tor zu passieren. Eher aus Gewohnheit, als aus wirklicher Not, zündete er sich eine Zigarette an, und folgte dem Kiesweg zu seiner Rechten einmal um die gesamte Villa, bis er durch die Terrassentüre glitt, die direkt in das Büro des Oberhaupts der Organisation führte. Azrael's Mundwinkel zuckten kurz, und er stieß den Zigarettenrauch durch die Nase aus, bevor er sich so leise wie möglich weiter schlich, und den Schreibtisch umrundete, um davor stehen zu bleiben. Sein Boss hatte die Ärmel seines hellblauen Hemds bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, und hing mehr in seinem schwarzen Ledersessel als dass er wirklich saß, während er ab und zu ein leises Schnarchen verlauten ließ. Natürlich wusste der Blonde, dass sein Boss absolut überarbeitet war und die Ruhe eigentlich bräuchte, aber er selbst war auch überarbeitet und hatte nicht einen Funken Ruhe in seinen eigenen vier Wänden, weshalb er mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug. Sein Boss fuhr schreckhaft in die Höhe und sah sich ein paar Sekunden orientierungslos um, ehe sein Blick auf dem Killer haften blieb, und einen strafenden Ausdruck annahm, was den Jüngeren zum Grinsen brachte. „Pennen ist nicht. Zeit für die Berichterstattung.“, kommentierte Azrael, und schlenderte durch den Raum, wo er sich eine Flasche Wasser aus der Minibar fischte und sich in einen der herumstehenden Sessel fallen ließ. Der ältere Herr fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht, offenbar in dem Versuch richtig wach zu werden, und murrte unverständliches Zeug vor sich hin, ehe er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Hände über dem Bauch verschränkte. „Ist es möglich, dass du deine Weckmethoden etwas menschlicher gestaltest?“ „Soll ich dich chauffieren und wach küssen, oder wie stellst du dir das vor?“, stellte der Blonde stattdessen die Gegenfrage und grinste, als sein Boss abwinkte. „Ich bin dir schon dankbar, dass du keine Warnschüsse mehr abgibst um mich aufzuwecken.“ Während der andere Dinge vor sich hinmurmelte, die vermutlich Verwünschungen in seine Richtung waren, entspannte sich der Auftragskiller und nahm ein paar Schlucke aus der Wasserflasche. Es war ungewöhnlich in Organisationen wie dieser mit dem Boss so vertraut umzugehen. Ursprünglich wollte er ein freischaffender Auftragskiller bleiben, aber als er bei einem Auftrag in Peru auf seinen Boss traf, kam eins zum anderen, und irgendwie war er hier gelandet und nicht mehr gegangen. Der Boss hatte ihm von Anfang an das Gefühl vermittelt zur Familie zu gehören und ihm sein Vertrauen geschenkt, wofür er ihn auch im Nachhinein immer noch für nicht ganz zurechnungsfähig hielt. Niemand schenkte einem Auftragskiller Vertrauen, den er nicht schon Jahre lang kannte, und auch dieses Vertrauen hielt sich für gewöhnlich in Grenzen. Sein Boss jedoch versuchte ihn prinzipiell zu allen möglichen Familienfesten zu schleppen. Ob das nun Weihnachten war, die Taufe ihrer jüngsten Tochter, die Beerdigung des Großvaters, Geburtstagsfeiern oder schlicht und ergreifend einfach der Hochzeitstag spielte dabei keine Rolle. Nach einiger Zeit hatte Azrael trotz seiner fehlenden sozialen Kenntnisse begriffen, dass sein Boss ihn meistens nicht als Mitglied seiner Organisation oder Angestellten betrachtete, sondern als den Sohn, den er vor fast zwölf Jahren verloren hatte. Natürlich hatte er ein bisschen herumgestochert, um das herauszufinden, und er war sich nicht einmal sicher, ob sein Boss davon nicht doch Wind bekommen hatte. Sollte dem allerdings sein, so hatte er das unkommentiert gelassen, und Azrael hatte auch nicht das Bedürfnis das Gespräch auf das Thema zu lenken. Er fügte sich einfach, und ließ es sich gefallen, dass er zum Teil manchmal bevormundet wurde. Der Boss hatte ihm sein erstes Auto geschenkt und ihm seine erste eigene Wohnung besorgt, die nach nicht einmal einem Jahr zwar in die Luft geflogen war, aber es zählte immerhin der Wille. Wenn der Blonde es genau betrachtete, war der Boss tatsächlich so eine Art Vater geworden, auch wenn er niemals an Ed heran reichen würde. Aber auch dazu sagte Azrael kein Wort, denn er war sich nicht sicher wie sein Boss reagieren würde, wenn er herausfand, dass er immer noch Kontakt zu seinem ehemaligen Ausbilder pflegte und dieser sich nicht nur im Land sondern gleich in derselben Stadt aufhielt. Im Allgemeinen waren die beiden nicht gut aufeinander zu sprechen, weshalb er gegenüber dem Einen den Anderen nie zur Sprache brachte. „Wie geht es Yong Tae?“ Die Frage riss den Blonden aus seinen Gedanken, und er sah seinen Boss an, der inzwischen in sein Jackett geschlüpft war und sich wieder vorzeige tauglich gemacht hatte. „Er lebt und atmet. Noch.“, antwortete er deswegen wahrheitsgemäß, und erzählte, wieder leicht entnervt, von Yong Tae's Versuch ihn um die Ecke zu bringen, oder zumindest bewusstlos zu schlagen. „Das ist mein Neffe!“, lachte der Alte los und Azrael murrte. Toll, wenn sich der Boss so darüber freuen konnte, dass sein Neffe anscheinend doch kein komplettes Weichei war. Er persönlich fand das gerade weniger witzig und hatte nicht übel Lust, dem Kleinen ein zusätzliches Loch im Kopf zu verpassen. „Weswegen bist du jetzt nochmal hier?“ Azrael rollte mit den Augen und murrte kurz, bevor er seinen Blick wieder auf seinen Boss heftete. „Die Berichterstattung.“, erinnerte er ihn dann, und hob bei dem verständnislosen Blick seines Gegenübers eine Augenbraue. „Ich weiß doch schon, dass ihr wieder angegriffen wurdet. Zuerst die Sache auf dem Baugrundstück und jetzt im Einkaufszentrum. Ich bin ja froh, dass ihr noch lebt. Komisch ist es trotzdem, dass dieser 'Boss' dich nicht verletzen will.“ Azrael schwieg und erhob sich, ehe er vor dem Schreibtisch stehen blieb, und auf seinen Boss hinunter sah, während er die Augen zu Schlitzen verengte. „Woher weißt du das alles?“ Die Frage kam leise und bedrohlich über seine Lippen, auch wenn er wusste, dass man sich gegenüber seinem Boss nicht so verhielt. Auf der anderen Seite kannte sein Boss ihn gut genug, um zu wissen, dass er seinen Job ernst nahm. Hatte er erst einmal einen Auftrag angenommen, führte er diesen auch bis zum bitteren Ende durch, koste es was es wolle. Und im Moment war es sein Job Yong Tae zu beschützen, weshalb er leicht gereizt reagierte, wenn es um diesen ging. „Deswegen frage ich ja wieso du eigentlich hier bist. Du müsstest doch wissen, dass du mir nicht persönlich Bericht erstatten musst, wenn du Frau Kang schon alles am Telefon durchgibst.“, kam es zurück, und Azrael wurde auf einmal kalt, als wäre die Klimaanlage zu hoch eingestellt. „Nur eine Frage:“, begann er und stellte die inzwischen leere Wasserflasche auf dem Schreibtisch ab. „Sollte ich Yong Tae wirklich töten?“ „Bist du verrückt? Ich habe das lediglich gesagt, um ihn ruhig zu halten, das hab ich dir doch gesagt.“ „Und du hast deine Meinung nicht geändert?“, hakte der Blonde nach und bekam ein beunruhigtes „NEIN!“, von seinem Boss zurück, ehe dieser ein „Was zur Hölle ist los mit dir?“, hinten dranhängte. „Weil Kang mir das vor zwei Wochen am Telefon ausgerichtet hat. Ich solle ihn ausschalten, wenn er Ärger macht.“ Es herrschte Stille in dem Büro, während Azrael's Zähne aufeinander rieben und sein Boss ihn ansah, als glaubte er sich verhört zu haben. „Außerdem habe ich ihr nie etwas von den Attentaten erzählt. Ich hab sie nie angerufen.“ Damit zog Azrael eine seiner Waffen und setzte sich in Bewegung um das Haus durch die Vordertüre zu verlassen. „Azrael!“ „Mein Wagen steht direkt vor der Tür, und Yong Tae ist allein zu Hause.“, kommentierte er, während er die Bürotür aufriss und der verlassene Schreibtisch von Frau Kang ihm ins Auge stach, was ihn dazu verleitete einen nicht ganz jugendfreien Fluch auszustoßen. Ohne noch ein Wort mit seinem Boss zu wechseln, rannte der Blonde den Flur entlang, wich den Sicherheitsleuten am Eingang aus, und sprintete zu seinem Wagen, dessen Motor er anließ, noch bevor er die Türe überhaupt geschlossen hatte. Die Reifen drehten durch und Kies schoss durch die Luft, als er das Gaspedal mit voller Wucht durch trat, ehe der Wagen nach vorne schnellte und zu Höchstleistungen auflief. Das Tor war gerade weit genug offen, dass er nicht die Außenspiegel abfuhr, aber er kümmerte sich nicht darum, sondern bog mit quietschenden Reifen auf die Straße ab, ehe er die Kurzwahltaste für Yong Tae drückte, und hoffte, dass dieser ranging. Natürlich ging der Jüngere nicht an sein Telefon. Tief in seinem Inneren hoffte Azrael, dass es schlicht und ergreifend daran lag, dass Yong Tae immer noch gefesselt auf dem Sofa hockte, oder gerade auf dem Klo war, auch wenn sein Bauchgefühl ihm etwas ganz anderes sagte. Auf dem Weg in die Stadt versuchte er im Minutentakt seinen Schützling ans Telefon zu bekommen, erfolglos. Und während er das tat, verfluchte er alles und jeden, der ihm gerade in den Sinn kam. Yung, weil er dessen Nummer nicht hatte. Ed, weil dieser kein Handy besaß. Autofahrer über vierzig, die sich ganz genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielten, oder sogar noch weniger fuhren. Baustellen, die immer zum ungünstigsten Moment auf der ungünstigsten Strecke lagen. Die Verstopfung von Straßen in Großstädten wie Seoul. Und was ihm eben sonst noch so einfiel. Er kam für seinen Geschmack viel zu langsam voran, was seine Anspannung nicht unbedingt verringerte, sondern eher dafür sorgte, dass er sich fühlte, als müsste er gleich explodieren. Es wurde nicht besser, als er auf der Seite anhalten musste, um Rettungswagen, Polizei und Feuerwehr vorbei zu lassen, die auf eine Rauchwolke ungefähr zwei Blocks weiter zuhielten. Dass zwei Blocks weiter seine Wohnung lag, beruhigte ihn nicht im geringsten, weshalb er wieder auf das Gas trat, nachdem die Rettungskräfte ihn passiert hatten. Im Windschatten von Rettungskräften zu fahren hatte den Vorteil, dass niemand ihm sonderlich Beachtung schenkte. Auch keine Streifenwagen oder Radarfallen. Immerhin konnte er ja Zivil sein, und eigentlich dazu gehören. Der Wagen hielt mit quietschenden Reifen, knapp hinter einem der Krankenwagen, und Azrael riss die Autotüre auf, nur um sich auf den Einstieg zu stellen, um besser sehen zu können. Seine Eingeweide zogen sich zusammen, während seine Zähne sich aufeinander pressten und er die Hände zu Fäusten ballte. Das was dort brannte, war tatsächlich seine eigene Wohnung. Seine Wohnung mit den ganzen Waffen, der Munition und anderem leicht entzündlichen Zeug, das schnell in die Luft gehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)