The Angel who kills von abgemeldet (Azrael Chronicles) ================================================================================ Kapitel 7: Mission Two: In Danger --------------------------------- Die Schreie von Yong Tae ignorierend, drückte er das Gaspedal durch und fuhr auf die Gegenspur um seine beiden Vordermänner zu überholen, ehe er kurz vor dem Zusammenstoß mit einem Bus scharf in ihre ursprüngliche Spur wechselte, und den Wagen hinter ihnen schnitt. Dieser musste bremsen, genauso wie der Hintermann und ihre Verfolger, weshalb Azrael sich kurz Zeit nahm und den Jungen gegen den Oberarm schlug. „Dein Geschrei beeinträchtigt mein Hörvermögen.“, stellte er eisig klar, und Yong Tae schwieg. Ob nun um sein Gehör zu schonen, oder sicher zu gehen dass er nicht aus dem fahrenden Auto geworfen wurde, sei dahin gestellt. Azrael jedoch war mit dem Ergebnis zufrieden, und immerhin nur das zählte. Er blickte in den Rückspiegel und schnalzte mit der Zunge, bevor er den Blick wieder auf die Straße heftete und sich eine Zigarette zwischen die Lippen klemmte. Eigentlich war ihm klar gewesen, dass ihre Verfolger sich nicht so schnell abhängen lassen würden, auch dann nicht, wenn sie Amateure waren. Aber es hätte ja sein können, und man hoffte bekanntlich immer das Beste. Sogar so jemand wie er hatte manchmal die Anwandlung positiv zu denken, auch wenn diese nicht besonders lange anhielt. „Wir sind tot.“ Die Feststellung kam in einem ruhigen und leicht emotionslosen Ton, weshalb er die Augenbraue hob und seinen Beifahrer aus dem Augenwinkel heraus ansah, bevor er die Stirn runzelte. Er hatte Geschrei erwartet, so wie sonst auch, aber dass Yong Tae eine fast monotone Feststellung über das Ende seines Lebens aussprach und dabei noch nicht einmal mit der Wimper zuckte, war seltsam. Stattdessen saß er einfach nur auf dem Beifahrersitz, die Hände im Schoß gefaltet, und starrte auf die Straße vor sich. Eigentlich hätte er den Jüngeren am liebsten gefragt, ob er vergessen hatte wer neben ihm saß, ließ es jedoch bleiben und entschied sich stattdessen für Schweigen und das Ziehen der Handbremse, die den Wagen auf der Straße rasant in eine waagrechte Stellung brachte, ehe er sie wieder löste und erneut das Gaspedal durchdrückte. Der Wagen schoss in eine Nebenstraße, die nicht ganz so breit war wie die Hauptstraße, aber auch nicht so schmal dass er sich Sorgen um seinen Lack hätte machen müssen. Zwar musste er hier und da ein paar Hindernissen, wie Fußgängern die die Straße überquerten, ausweichen, aber im Großen und Ganzen hatte er freie Fahrt. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte, dass er es entweder mit Amateuren oder mit blutigen Anfängern in ihrem Metier zu tun hatte, da diese beim Ausweichen öfter mal etwas mit umrissen, wie einen Postkasten oder Mülltonnen. Azrael beschloss, dass er sich um Yong Tae auch noch kümmern konnte, wenn er ihr Problem losgeworden war und bog in die nächste Straße ab, die parallel zur Hauptstraße verlief und der er ein paar Kilometer folgen konnte, ohne sich für ein Ziel entscheiden zu müssen. Wohin er mit den Verfolgern und einem offensichtlich psychisch instabilen Yong Tae hin sollte, war ihm in diesem Moment nämlich noch etwas schleierhaft. Im Normalfall würde er irgendwo anhalten und sich dem Problem annehmen. Sein Auftrag war jedoch schon seit geraumer Zeit kein 'Normalfall' mehr. Diese Verwandlung von einem Normalfall zu einem Sonderfall hätte rein theoretisch beginnen können, als er Yong Tae als Auftrag bekommen hatte, praktisch gesehen jedoch hatte es sich erst zu einem Sonderfall entwickelt, als der Junge irgendwann anfing an ihm zu hängen. Wobei das vermutlich nicht einmal die richtige Bezeichnung für das war, was Yong Tae tat, aber eine andere fiel dem Blonden nicht ein, weshalb es einfach dabei blieb. „Wohin fahren wir?“, kam es nach ein paar Minuten, indem Azrael die Geschwindigkeit stetig gesteigert hatte, von dem Jungen. „Keine Ahnung.“, kommentierte er und ignorierte den Blick, den ihm Yong Tae zuwarf. Eine Weile noch konnte er der Straße folgen, aber dann musste er sich entscheiden ob er zur Stadtmitte oder auf die Autobahn fuhr. Ein Knall ließ ihn die Zähne zusammenbeißen und mit einer Hand Yong Tae's Kopf nach unten drücken, als die Heckscheibe zersplitterte. Die Scherben und Splitter folgen quer durch den Wageninnenraum und blieben zum Teil in seinem Arm stecken, mit dem er den Jungen unten hielt. „Schießen die auf uns?“ Die altbekannte Panik, vor der er eine Weile seine Ruhe gehabt hatte, kehrte in die Stimme des Jüngeren zurück, und er gab einen bestätigenden Laut von sich. „Bleib unten!“, hängte er noch hinten dran, und entschied sich für die Abfahrt zur Autobahn, als diese in Sicht kam. Er nahm die Ausfahrt fast ohne zu bremsen, und schrammte mit der Fahrerseite an der Leitplanke entlang, sodass Funken sprühten. Er ließ den Auffahrtsstreifen außer Acht und schoss direkt auf die Spur, wobei er einen Wagen schnitt, und im Rückspiegel sah, wie dieser in die Leitplanke krachte, ehe seine Verfolger auch schon wieder in Sicht waren. „Hier.“ Azrael's Blick wanderte zu dem Jungen, der ihm eine seiner Waffen entgegen hielt und mit der anderen Hand das Handschuhfach wieder schloss, was ihn eine Augenbraue heben ließ. Ohne etwas dazu zu sagen, dass es noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her war seit Yong Tae absolut dagegen war, dass er jemanden tötete, nahm er die Waffe entgegen und klemmte sie zwischen seinen Oberschenkeln ein. Nun ja, so ganz stimmte das auch nicht, korrigierte er sich in Gedanken. Der Junge hatte offensichtlich ein Problem damit, wenn er Polizisten oder wen auch immer tötete und gefährdete. Bei Männern in schwarz dagegen schien sich sein 'Du darfst nicht töten'-Trieb in Luft aufzulösen. Verstand einer diesen Jungen, er tat es nicht. Er riss das Lenkrad herum um von seiner Spur auf die Überholspur zu gelangen, wo er beinahe mit einem roten Cabrio zusammengestoßen wäre, und das nur verhindern konnte, in dem er das Lenkrad wieder herum riss und auf den Seitenstreifen auswich. „Was ist der Plan?“, fragte der Jüngere, und er schwieg. „Gibt es überhaupt einen Plan?“ „Außer dass du die Klappe hältst und sie nur aufmachst, wenn dir etwas Brauchbares einfällt, nein.“, kam es kühl von ihm, ehe er wieder auf die Spur wechselte und hin und wieder in den Rückspiegel blickte. Seine Verfolger abzuhängen gestaltete sich als schwieriger als er angenommen hatte, auch wenn er schon aus Prinzip und Erfahrung immer von dem Schlimmsten ausging. Sie fuhren wie Amateure, allerdings wie hochmotivierte Amateure, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte, weshalb er eine leise Verwünschung ausstieß, als er daran dachte, dass einige der Lebensmittel in seinem Kofferraum auftauen würden. Vermutlich war er der Einzige, oder zumindest einer der wenigen, die sich über verderbliche Lebensmittel in ihrem Kofferraum Gedanken machten, während sie von bewaffneten Amateuren verfolgt wurden. „Du willst sie...ausschalten, oder?“ Azrael gab einen bestätigenden Laut von sich, fragte sich jedoch, warum Yong Tae diese Frage überhaupt stellte, wo das doch auf der Hand lag. Diese Frage war an Sinnlosigkeit schon fast nicht mehr zu übertreffen, wie er fand. „Ungefähr drei Kilometer südlich der Uni sollen neue Luxusapartments gebaut werden.“ Er warf dem Jüngeren einen Blick aus dem Augenwinkel zu, ehe er ihn wieder auf die Straße heftete und schwieg. „Das Gelände ist gerodet und es stehen unzählige Container und Baumaterialien herum. Außerdem ist da kein Mensch. So was suchen wir doch, oder?“ Azrael's Blick huschte kurz zu dem Jungen, der ihn angespannt ansah, bevor er wieder auf die Straße sah, leicht grinste und dann rasant die Abfahrt zum Südteil der Stadt nahm, in dem auch Yong Tae's Uni lag. „Ich deute das als 'ja'.“, kam es von seinem Beifahrer. Nachdem sie die Stadtgrenze passiert hatten und ihr Tempo anpassen mussten, um mit nichts zusammenzustoßen, blickte Azrael in den Rückspiegel. Ihre Verfolger waren vier Autos hinter ihnen, und drohten sie zu verlieren, weshalb er eine Hand ausstreckte, und ohne es zu wollen durch die Haare des Jüngeren ging. „Dich kann man tatsächlich gebrauchen.“, stellte er fest, während er seine Hand wieder zurückzog. „Ehm...ja...danke.“ Eine Weile folgten sie schweigend dem Verkehr, da es wegen der entgegenkommenden Autos unmöglich war auch nur einen Radfahrer zu überholen. Als die Ampel vor ihnen jedoch von Grün auf Gelb schaltete, drückte der Blonde das Gaspedal erneut an diesem Tag durch, und raste über die Kreuzung, womit er eine erneute Panikattacke bei seinem Schützling auslöste, und dieser sich mit beiden Händen am Türgriff festklammerte. Mit Schwung noch einmal in die nächste kleinere Straße, und er konnte von weitem Yong Tae's Uni sehen. Zu seiner rechten verlief das Baugrundstück umgeben von einem hohen Maschendrahtzaun, der an den oberen Enden mit Stacheldraht versehen worden war. Das Gelände lag ruhig und verlassen da, während nur ein Teil der Grundmauern für den neuen Gebäudekomplex und Container stille Zeugen von irgendetwas werden konnten. „Die Einfahrt ist auf der anderen Seite.“ Yong Tae deutete auf die gegenüberliegende Seite des riesigen Grundstücks, und Azrael hob eine Augenbraue. Um das Grundstück zu umrunden brauchte er eine gefühlte Ewigkeit, zumal er dafür nicht die Geduld hatte. Eigentlich war er schon recht geduldig, immerhin gehörte das zu seinem Job, aber er war es definitiv nicht mehr, wenn er verfolgt wurde. Genau deswegen trat er auf die Bremse, als er den Wagen wieder hinter ihnen bemerkte, und lenkte den Wagen auf den Bürgersteig, bevor er wieder Gas gab und den Zaun durchfuhr. Die Schnauze des Wagens drückte den Draht ein, bevor ein Teil des Zauns durch die Luft flog und ein anderer über den Wagen hinwegschlitterte, wobei er einen Riss in der Frontscheibe verursachte. Yong Tae hielt sich die Arme über den Kopf und kniff die Augen zusammen, während Azrael versuchte nicht mit dem Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als der Wagen aufgrund der Schlaglöcher holperte und sprang. Es dauerte eine Weile bis er den Wagen so weit unter Kontrolle hatte, dass er die gegenüberliegende Seite des Grundstücks ansteuern konnte. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm, dass ihre Verfolger zumindest dasselbe Problem hatten und auch nicht wirklich schnell voran kamen. Lieber wäre es ihm jedoch gewesen, wenn sie einfach ins Gras gebissen hätten, anstatt ihn zu belästigen. Azrael lenkte den Wagen zur Seite hinter ein paar Container und hielt an, ehe er den Jungen auffordernd ansah. „Steig aus und versteck dich da.“ „Was? Und was ist mir dir?“ Die Augenbraue des Blonden wanderte in die Höhe, bevor er mit der Zunge schnalzte. Es war wirklich schon fast rührend wie sehr sich der Kleine um einen Auftragskiller sorgte. Wie eine Ente um ihre Küken. „Ich kann auf mich aufpassen.“ Bei dem Blick des Jüngeren hängte er jedoch ein „Ich hol dich nachher wieder ab.“, hinten dran. Und es schien zu wirken. Yong Tae öffnete die Wagentüre und stieg aus, ehe er sie hinter sich zuknallte. Azrael gab Gas und verfolgte im Rückspiegel wie sich der Schwarzhaarige zwischen zwei Container schob und sich dort versteckte. Einen lauten Fluch ausstoßend riss er das Lenkrad herum, als seine Verfolger um die Ecke preschten und seinen Wagen am Heck trafen. Der Wagen schrammte an der Schaufel eines Baggers entlang und erneut stoben Funken durch die Luft, vor denen er zurückzuckte. Er kurbelte das Lenkrad so lange mal in die eine, dann in die andere Richtung, bis er den Wagen immerhin so stabilisiert hatte, dass er Gas geben konnte ohne irgendwo dagegen zu fahren. Bei genauerer Betrachtung schätzte er seine Chancen hier lebend wieder herauszukommen, relativ gut ein. Es war nur eine Frage des Timings, und wenn er das verpasste, war es vorbei. Bisher hatte er den Zeitpunkt jedoch noch nie verpasst, auch wenn es einige Male wirklich knapp geworden war. Der Wagen schoss und holperte über den sandigen und unebenen Boden, und er fühlte sich alles andere als wohl. Die Klimaanlage war ausgefallen, der Tank schien beschädigt zu sein, da die Treibstoffnadel immer weiter sank und sein Arm pochte. Über die kaputte Heckscheibe konnte er hinweg sehen, genauso wie über die anderen visuellen Beschädigungen an seinem Auto. Ein lautes Krachen riss ihn aus seinen Überlegungen, wohin er am Besten sollte, und das Hinterteil des Wagens krachte auf den Boden, während einer der hinteren Reifen zur Seite davon flog. Azrael ließ das Lenkrad los, um sich durch dessen Rotieren nicht die Arme zu brechen und nahm den Fuß vom Gas, ehe er die Arme schützend über seinem Kopf schlang und sich versteifte. Er spürte wie der Wagen zur Seite kippte, ein paar Meter weiter rutschte und am Abhang einer Grube liegen blieb, die wohl ebenfalls für Grundmauern ausgehoben worden war. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte, um sich zu orientieren. Der Wagen hing mit dem Hinterteil gefährlich über der Grube, und jede Bewegung brachte ihn ein paar Millimeter ins Rutschen, weshalb er sich möglichst ruhig verhielt. Mit der linken Hand tastete er vorsichtig nach dem Handschuhfach, dass er öffnete, um seine zweite Waffe heraus zu holen. Der Wagen bewegte sich und schwankte, weshalb er sich versteifte und kurz abwartete, ehe er mit der anderen Hand nach der ersten Waffe tastete. Sie war nicht da, und er sah sich kurz im Wageninneren um, ohne den Kopf zu bewegen, da er befürchtete das der Wagen sonst gänzlich abrutschen würde, konnte die Waffe jedoch nicht finden. „So ne Scheiße!“, murrte er vor sich hin und löste seinen Sicherheitsgurt, bevor er durch Zufall durch die mit Rissen versehene Frontscheibe blickte und kurz blinzelte, als er den schwarzen Geländewagen auf sich zurasen sah. Welcher Vollidiot von einem Amateur da am Steuer saß, wollte er gar nicht wissen, während er einen Arm vor sein Gesicht hielt, in dessen Hand sich auch die Waffe befand, und versuchte sich mit der Anderen abzustützen. Ein Klingeln vibrierte in Azrael's Ohren, als der Geländewagen mit voller Wucht gegen seinen Wagen prallte, und ihn die letzten rettenden Zentimeter voran schob, ehe er die Grube hinabstürzte. Alles drehte sich und sein Körper begann zu schmerzen, als er durch den Wagen geschleudert wurde. Durch die kaputten Scheiben flogen ihm Sand und Steinchen ins Gesicht, und ein größerer Kieselstein traf ihn an der Augenbraue, sodass er die Augen nur noch mehr zusammenkniff. Irgendwann, nach einem ohrenbetäubenden Krachen, blieb der Wagen liegen, und er mit ihm, während ihn die Dunkelheit umfing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)