Alles kann sich ändern von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Hallo Leute, hier ist sie nun. Meine erste ff. Ich hoffe, euch gefällt der Anfang. Wie der Titel schon sagt, ist dies eine Erinnerung. Dieser Teil spielt also in der Vergangenheit. Ich freue mich über Kommentare. Auch gegen konstruktive Kritik habe ich nichts einzuwenden. Jeder fängt ja einmal klein an. :-) Und nun, viel Spaß. -----------^--------------------^--------------- Schon damals war ich ein sehr ruhiges und stilles Kind. Es war schwer für mich Anschluss und neue Freunde zu finden. Mein Vater war ein viel beschäftigter Banker und selten zuhause. Meine Mutter war Lehrerin an einem Gymnasium. Als ich geboren wurde hatte sie ihre Stelle aufgegeben. Fünf Jahre später kam dann meine Schwester Amelie zur Welt. Ein quirliges und süßes Kind. Von dem Tag an war sie im Vordergrund und ich war ziemlich eifersüchtig und oft traurig. Sie war auch der Grund weshalb ich immer öfter Ärger bekam. Ich wurde rebellisch und fühlte mich von meinen Eltern im Stich gelassen. Als ich dann zu "den Großen" auf die Schule kam, lernte ich viel. Sehr viel sogar. Meine Zensuren waren nach der fünften Klasse so gut, dass ich auf die Realschule wechseln konnte. Endlich waren auch meine Eltern mit mir zufrieden und schienen mich zu akzeptieren. In der Schule fand ich auch immer mehr Anschluss und so konnte ich ein paar Mitschüler zu meinen Freunden zählen. Die Jahre vergingen und so kam ich in die 8. Klasse. Ich wuchs zu einer hübschen jungen Frau heran. Ich machte die ersten Erfahrungen mit Jungs, merkte aber schnell, dass ich mehr an dem weiblichen Geschlecht interessiert bin. Mein Outing lief überraschend gut. Meine Eltern haben es doch sehr positiv aufgenommen. Als ich in die 9. Klasse kam, haben wir eine neue Mitschülerin bekommen. Sie hieß Vivi und war wie ich 14 Jahre alt. Vivi zog mit ihrer Mutter von Berlin zu uns nach Köln. Wir haben uns sehr gut verstanden und teilten viel miteinander. Aus Freundschaft wurde schnell Liebe. Ein Jahr hat unsere Beziehung gehalten. Ihre Mutter hatte einen Job im Ausland angenommen. Es führte kein Weg an einer Trennung vorbei. Dies war eine schwierige Zeit für mich. Durch die Hilfe meiner Freunde und meinen Eltern lernte ich aber damit umzugehen und wieder nach vorne zu sehen. Im Januar wurde ich 15 Jahre alt. Es gab eine große Feier mit Freunden und der Familie. Ich vermisste Vivi immer noch sehr. Zwei Monate ist es her. Kontakt hatten wir seitdem keinen. Zu groß wäre der Schmerz. Die Monate vergingen und die Sommerferien begannen. Alle fuhren in den Urlaub. Auch meine Eltern und meine mittlerweile 10 jährige Schwester wollten für eine Woche an die mecklenburgische Seenplatte fahren. Ich hatte wenig Lust mitzufahren und konnte die beiden doch noch überreden zuhause zu bleiben. Das sich nach dieser Woche mein komplettes Leben auf den Kopf stellen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich wartete ungeduldig auf die Rückkehr meiner Familie. Meine Mutter hatte angerufen und mir mitgeteilt, dass die Drei um 18 Uhr zurück sein wollten. Gegen halb sechs klingelte das Telefon. Eine mir nicht bekannte Nummer wurde auf dem Display angezeigt. Ich hob ab und meldete mich mit meinem Namen. Die Polizei war am Telefon und teilte mir mit, dass meine Familie einen tödlichen Autounfall gehabt hatte. Leider kam jede Hilfe zu spät... Kapitel 2: 3 Jahre später ------------------------- '.....' - Gedanken "....." - Gespräche Seit dem Unfall sind 3 Jahre vergangen. Noch heute fällt es mir sehr schwer damit umzugehen. In den letzten Jahren habe ich mich komplett zurückgezogen und mit niemanden gesprochen. Meine Freunde sind öfters auf mich zugegangen. Aber ich wollte mit niemanden reden. Meine schulischen Leistungen sind auch sehr stark zurückgegangen. Mit Mühe und Not habe ich einen akzeptablen Hauptschulabschluss bekommen. Die Jahre über wohnte ich in einer Pflegefamilie in Köln. Die beiden hießen Juliet und Ben Richter. Sie hatten mich sehr herzlich aufgenommen und mich unterstützt. Richtig zuhause fühlte ich mich aber nie. Ich hielt mich mit Nebenjobs über Wasser. Mehr war wegen des schlechten Abschlusses leider nicht drin. Ich wollte den beiden ja auch nicht auf der Tasche liegen. Eine eigene Wohnung war mit meinen 16 Jahren leider auch nicht möglich gewesen. Nun wo ich vor einem halben Jahr endlich 18 geworden bin, habe ich mich dazu entschlossen, in eine eigene Wohnung zu ziehen. In Berlin habe ich eine schöne Single - Wohnung entdeckt. Durch die Nebenjobs und den Verkauf meines Elternhauses hat sich etwas Geld angesammelt. Zudem möchte ich meinen Realschulabschluss nachholen, um endlich eine Ausbildung beginnen zu können. Es ist ziemlich warm an diesem Morgen. Nun haben wir schon wieder Sommer. Es ist kurz vor den Ferien. In zwei Monaten beginnt die Schule. Ich habe eine Berufsschule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft gewählt. Langsam und mit schwerem Herzen gehe ich zu meinem Kleiderschrank, hole meine große Tasche raus und packe meine Sachen zusammen. Nach dem das erledigt ist, gehe ich zur Tür, sah mich noch einmal in dem schicken kleinen Zimmer um und mache mich auf den Weg nach unten. Dort standen bereits Juliet und Ben. Sie sind alles andere als froh darüber das ich ausziehe. Die beiden haben mir mehrmals angeboten noch etwas zu bleiben. Aber ich möchte endlich raus aus Köln. Zuviel erinnert mich an die Zeit mit meiner Familie. Als ich auf der letzten Stufe der Treppe angekommen bin, ist Juliet mit Tränen in den Augen auf mich zugekommen. "Ach Nami, wir werden dich sehr vermissen", sagte sie mit trauriger Stimme. "Ihr werdet mir auch sehr fehlen. Aber wir bleiben in Kontakt, ja?" Die beiden nickten mir zu und zusammen gingen wir zum Auto. Bernd wollte mich unbedingt noch zum Bahnhof bringen. Wir gingen zu seinem Auto und stiegen ein. Mein Magen rebelliert heute noch, wenn ich in einem Auto sitze. Aber ich versuche mich zu beruhigen. Er sah mich mitfühlend von der Seite an, ließ den Motor an und fuhr los. Zum Abschied winke ich Juliet noch einmal zu und sah wie traurig sie über meine Entscheidung war... Kapitel 3: Ein neues Heim ------------------------- '.....' - Gedanken "....." - Gespräche Am Bahnhof angekommen verabschiedete ich mich von Ben und dankte ihm für alles. Die Handynummer der beiden hatte ich mir bereits in meinem Handy eingespeichert. Ich war wirklich sehr traurig, aber es wird Zeit Köln hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Ich umarmte ihn noch kurz, schnappte mir meine Tasche und ging dann los. Ich lief zum Bahnschalter, gab die Nummer in den Computer ein, steckte das Geld in den Schlitz und nahm das Ticket entgegen. 'Es ist jetzt 8:40 Uhr. Das heißt der Zug müsste jeden Moment eintreffen..' bevor ich meinen Gedanken zu Ende gedacht habe, kam auch schon die Durchsage der Frau an der Sprechanlage. Wenige Minuten später rollte auch schon der Zug in den Hauptbahnhof ein. Ein letztes Mal drehte ich mich um und stieg dann in den Zug ein. Eine leichte Traurigkeit machte sich breit. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Ich setzte mich in einen der Zweiersitze, steckte mir die Stöpsel meines Mp3-Players in die Ohren und lauschte den Klängen zu 'Sun goes down'. 'Da nun mehr als 4 Stunden fahrt vor mir liegen, ist es ganz gut, dass ich meinen Player ordentlich vollgepackt habe', dachte ich mir. Ich öffnete meine Augen wieder als eine Männerstimme ertönte. Noch ganz verschlafen musste ich mich erstmal orientieren und da viel mir wieder ein wo ich war. Nun ertönte die Stimme zum zweiten Mal. Es war die Durchsage des Bahnführers, der verlauten ließ, dass wir in wenigen Minuten im Hauptbahnhof eintreffen. Langsam nahm ich mein Gepäck, stand auf und begab mich zur Tür. Nun hielt auch der Zug und die Türen gingen auf. Schnellen Schrittes stieg ich aus und holte meine Karte aus der Tasche. Ich studierte sie und machte mich auf den Weg. Zum Glück war meine neue Wohnung auch nicht so weit vom Bahnhof entfernt. Nach etwa 15 Minuten stand ich vor dem 3-stöckigen Haus. Ich war schon einmal zur Besichtigung hier und fand die Gegend und auch die kleine gemütliche Wohnung auf anhieb sympathisch. Mehrere Häuser standen angereiht in einer kleinen und kurzen Einbahnstraße. Der Stil der Häuser ist alt. Mit hellbraunen Holzdielen im Inneren. Dies gefiel mir ganz gut. Die Miete ist auch nicht so hoch. Darum habe ich auch sofort zugeschlagen. Ich ging die Treppe hinauf, kam vor der Türe zum stehen und steckte den Schlüssel in den Schlitz. Im Flur angekommen stellte ich erstmal die Tasche an die Seite und schaute mich noch einmal um. Die Küche links war in hellem Bucheholz gehalten. Diese war offen und daran knüpfte das Wohnzimmer. Die Möbel durfte ich mit übernehmen und so ziert das Zimmer ein mittig stehendes braunes Sofa aus Stoff. Eine große Türe nach draußen mit einem kleinen Balkon ist auch vorhanden. Rechts von der Wohnungseigentüre ist das kleine Badezimmer mit einer Toilette, einem Waschbecken, einer Waschmaschine und einer Dusche. Alles in weiß gehalten. Wenn man den Flur geradeaus geht, befindet sich dort das Schlafzimmer. Dieses ist mit braunen und lilanen Tapeten gehalten. Genau meine Farben übrigens. Ein kleiner weißer Kleiderschrank ist auch darin. Ein großes Bett sowie kleine Regale habe ich mir schon nach der Besichtigung gekauft und mit meinen Pflegeeltern aufgebaut. Da nun alles für die Wohnung gekauft ist, machte ich mich auf den Weg noch ein paar Lebensmittel einzukaufen. Ein etwa 10 - minütiger Fußmarsch und man ist bei zwei kleineren Geschäften. Die größere Innenstadt wäre eine halbe bis dreiviertel Stunde weit weg. 'Viel werde ich wohl erstmal nicht brauchen, da reichen auch die kleineren Geschäfte.' Nachdem ich alles wichtige eingekauft hatte, ging ich nach Hause um die Dinge in den Kühlschrank zu verstaurn. Anschließend ging ich erneut in die Innenstadt. Ich wollte mich ein wenig umsehen. Es war bereits 19 Uhr, als ich die belebte Innenstadt erreichte. Überall liefen Menschen umher. Ich setzte mich in eine Bar und bestellte mir erst einmal eine Cola. Hier werde ich bestimmt auch ein paar nette Leute kennenlernen. Nachdem ich die Cola getrunken hatte, fragte ich den Barmann, wo man hier in der Nähe eine Frauendisco finden könnte. Er beschrieb mir den Weg und ich ging los. Gegen 21 Uhr erreichte ich den Club. Dieser war nur 20 Minuten von der Bar entfernt. Zu meinem bedauern machte dieser aber erst um 22 Uhr auf. 'Was mache ich denn jetzt? Soll ich erstmal wieder zurückgehen?', fragte ich mich selbst. Bevor ich jedoch darüber nachdenken konnte, sah ich zwei Gestalten schnellen Schrittes aus der gegenüberliegenden Straße kommen. "Na was macht denn so ein hübsches Mädchen ganz alleine hier draußen? ", fragte mich ein schmieriger und ungepflegter Typ. Er musste um die 38 Jahre alt sein. Sein Kumpel fand dies wohl ziemlich witzig. Er lachte und sagte nichts. Mir dagegen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Ich musste hier ganz schnell verschwinden. Noch bevor ich nachdenken konnte, liefen meine Füße wie von selbst in die Richtung aus der ich gekommen bin. Leider war ich nicht schnell genug, sodass mich einer der beiden erwischte. "Na, na Süße nicht so schnell, wir werden uns bestens amüsieren..." Kapitel 4: Angst ---------------- '.....' - Gedanken "....." - Gespräche Der Mann bekam mich zu fassen, sodass ich zu Boden ging. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner linken Hand. Das einzige woran ich aber in diesem Moment denken konnte war, dass mich die Männer in Ruhe ließen und rechtzeitig jemand zur Hilfe kam. Aber leider war dem nicht so. Sie verbanden mir die Augen mit einem Tuch. Hielten mir etwas nasses an den Mund und dann wurde ich auch schon ohnmächtig... Langsam kam ich wieder zu mir. Ich blinzelte und wollte aufstehen. Etwas hielt mich aber fest. Nun öffnete ich meine Augen ganz. Ich lag in einem Bett. Angebunden. Da es ziemlich dunkel ist, konnte ich nichts erkennen. Panik machte sich in mir breit und ich zog mit meinen Armen an den Fesseln. Der dicke Strick bohrte sich in meine Haut. Scharf sog ich die Luft ein. In diesem Augenblick ging die Türe auf. Die beiden hatten mich wohl gehört. "Na Süße, bist du endlich wach? Hat ja auch lange genug gedauert." "Was wollt ihr von mir?" fragte ich den Typen der an das Bett getreten ist. "Ach, nur ein bisschen Spaß, mehr nicht." Ich zog mit voller Kraft an dem Seil. War wohl keine so gute Idee. Im nächsten Moment spürte ich auch schon wie die geballte Hand des Mannes in mein Gesicht schlug. Schnell machte sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund breit. Blut. Tränen flossen mein Gesicht herab. "Du Miststück wirst hier eh nicht wegkommen." Die beiden Männer zogen lachend die Türe hinter sich zu und alles wurde erneut dunkel. Panik machte sich breit. 'Bis jetzt war es nur ein Schlag. Was aber, wenn sie wiederkamen? Wer weiß was die beiden mit mir anstellen?' Alle Fragen blieben unbeantwortet. Eines wusste ich aber: ich musste so schnell wie möglich weg von diesem Ort. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon lag, nach einiger Zeit kam einer der beiden Männer wieder herein. "Wir haben was zu erledigen, kommen aber in wenigen Minuten zurück. Warte auf uns. Verstanden Schätzchen?" Ich nickte nur und gleich darauf viel die Tür ins Schloß. Das war meine Chance. Mit Sicherheit die einzige die mir bleibt. Ich wartete ab bis die beiden nach draußen gegangen waren. Kurz darauf sprang ein Motor an und die beiden fuhren weg. Hastig versuchte ich mich zu befreien. Da meine Hände stark zitterten, brauchte ich mehrere Versuche bis es endlich klappte. Ich stand auf und knickte gleich darauf wieder ein. 'Scheiße ich muss hier weg. Die beiden kommen bestimmt gleich zurück'. Ich nahm meine ganze Kraft und zog mich am Bett wieder hoch. Eher torkelnd erreichte ich die Tür. Langsam legte ich meine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Gott sei dank war diese nicht verschlossen. Ein helles Licht kam mir entgegen. Ich blinzelte etwas um mich an dieses zu gewöhnen. Leiser horchte ich auf um mich zu überzeugen, dass keiner mehr im Haus ist. Als ich niemanden hörte ging ich durch den schmalen Flur, sah in das Wohnzimmer auf der rechten Seite und fand schließlich die Haustür am Ende des Raumes. Alles war ziemlich verwüstet und schmuddelig. Hier wollte ich wirklich keine Sekunde länger bleiben. Wenige Sekunden später erreichte ich die Tür. Sie war verschlossen. 'Nein, und jetzt? Ich muss hier schnell verschwinden.' Ich blickte mich um und sah einen Stuhl neben dem großen Fenster stehen. Ich nahm ihn, schlug ihn gegen die Scheibe und mehrere Glassplitter kamen mir entgegen. Schmerzen fuhren mir durch Gesicht und Arm. Auf das Blut und den Schmerz achtete ich aber weniger. Ich kletterte durch das kaputte Fenster und lief so schnell es ging die Fahrbahn hinunter. Nach etlichen Minuten die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, erreichte ich die Stadt. Mit letzter Kraft und ganz außer Atem ließ ich mich an einem Baum nieder. Das einzige was ich noch spürte, waren die Schmerzen und zwei Hände die mich hochhoben. Danach verlor ich erneut das Bewusstsein... Kapitel 5: ----------- Langsam wurde ich wach. Ich machte meine Augen auf und sah mich um. Schon wieder war ich nicht in meiner Wohnung. Allerdings sieht es hier viel freundlicher aus als in dem Haus zuvor. Zudem ist es hier hell und ich bin nicht gefangen. Als ich an meinen Armen hinab sah, fielen mir die Verbände auf. 'Wer das wohl war? Was ist gestern Abend überhaupt passiert?,' fragte ich mich. Als ich aufstand, sah ich in den Spiegel des großen Kleiderschrankes. Auch im Gesicht hatte ich mehrere Pflaster. Mir fiel wieder ein woher ich diese hatte und es machte sich erneut eine Angst breit. All die Erinnerungen der letzten Nacht kamen in mir hoch. Dies brachte mich erneut zum zittern und Tränen rannen über meine Wangen. 'Nur weil ich nicht gefesselt bin, muss es ja nicht heißen, dass ich frei bin.' Auf einmal ging die Tür auf und eine überraschte Frau stand im Rahmen. Schnell wischte ich mir die Tränen weg. "Oh, du bist ja schon wach. Habe ich dich geweckt?" Ich schüttelte den Kopf und sah die Person genauer an. Sie war einen Kopf größer als ich. Ungefähr 30 Jahre alt, hatte schwarze lange Haare mit einem leichten Blaustich darin und die schönsten blauen Augen die ich je gesehen habe. Ich sah sie lange an, bis sie erneut anfing zu sprechen. "Dann ist ja gut. Möchtest du etwas essen? Ich habe frische Brötchen geholt und Kaffee gekocht." Ich schüttelte noch einmal den Kopf und bekam endlich einen Ton raus. "Nein, vielen Dank. Ich kenne Sie ja überhaupt nicht. Was mache ich überhaupt hier in Ihrer Wohnung?" Die Frau atmete tief ein und fing an zu sprechen. "Ich bin gestern Abend noch etwas spazieren gewesen. Es war eine sternklare und warme Nacht. Als ich dann wieder auf dem Heimweg war, hörte ich jemanden weinen. Ich ging in die Richtung aus der das Geräusch kam und fand dich an der Wand hockend. Du warst völlig aufgelöst und hattest mehrere Wunden am Gesicht und den Armen. Als ich dich dann ansprach, warst du sehr abwesend und verängstigt. Kurz danach wurdest du ohnmächtig. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht und dich mit zu mir nach Hause genommen. Dort habe ich deine Wunden behandelt und dich zu Bett gelegt. Magst du mir vielleicht erzählen was passiert ist? Schließlich findet man nicht jeden Tag jemanden in solch einer Verfassung. Ach ja, ich bin übrigens Robin." Aufmerksam hörte ich zu, was Robin mir erzählte. Immer mehr Erinnerungen kamen zum Vorschein. Ich merkte wie mir wieder vereinzelt Tränen über das Gesicht liefen. Peinlich berührt drehte ich meinen Kopf zur Seite und versuchte den Tränenfluss aufzuhalten, aber es gelang mir nicht. Plötzlich spürte ich eine warme Hand an meiner Wange. Erschrocken über diese Berührung wich ich einen Schritt zurück. Als ich dann aber in diese blauen Augen sah, die mich mitfühlend anschauten, spürte ich eine Vertrautheit in mir. Ja, ich hatte das Gefühl, dass ich Robin voll und ganz Vertrauen konnte. Nun hielt ich meine Tränen nichtmehr zurück und weinte hemmungslos. Sie schloss mich sanft in ihre Arme und strich mir über den Rücken. Zaghaft erwiderte ich die Umarmung und fühlte mich seit langem richtig wohl... Kapitel 6: ----------- Mittlerweile sind 3 Wochen seit meiner Entführung vergangen. An diesem Tag habe ich Robin alles erzählt. Angefangen mit dem Tod meiner Eltern, die Zeit bei der Pflegefamilie sowie dem Tag als sie mich so aufgelöst gefunden hatte. Auch sie hatte mir eine Menge über sich erzählt. Robin hat genau wie ich eine Menge durchmachen müssen. Ihre Eltern verstarben ebenfalls schon sehr früh. Damals war sie noch jünger als ich gewesen. Mit ihren Pflegeeltern kam sie allerdings nicht klar. Immer öfter gab es Streit. Sie wurde schwer misshandelt und verstoßen bis sie in ein Heim gekommen ist. Dort angekommen gab es auch viel Probleme mit den Erziehern und anderen Kindern. Wir gaben uns gegenseitig den Halt, den wir all die Jahre über nie bekommen haben. Die Erlebnisse haben uns zusammengeschweißt und mittlerweile hat sich eine enge Freundschaft aufgebaut. Der Altersunterschied von 16 Jahren stellt für uns keine Probleme dar. Wir haben eine Menge Spaß miteinander und genießen die Zeit in vollen Zügen. Das ich mich in den letzten Tagen aber in sie verliebt habe, weiß sie noch nicht. Zu groß wäre der Schmerz, wenn sie nicht dasselbe für mich empfindet. Zu allem Übel stellte sich auch noch heraus, dass sie Lehrerin an einer Berufsschule ist. Genau an der Schule, an der ich mich vor den Sommerferien angemeldet habe. Zufälle gibt es, oder? Eigentlich ein ziemlich blöder Zufall. Aber da wir sowieso nur befreundet sind, sollte dies kein Problem darstellen. Heute ist wieder einmal ein schöner Tag. Bereits um 10 Uhr morgens strahlt die Sonne durch mein Fenster. Gestern als ich mit Robin telefoniert hatte, schlug sie vor, dass wir heute doch schwimmen gehen könnten. Schon der Gedanke, sie in einem Bikini zu sehen ließ mein Herz höher schlagen. Umso mehr freute ich mich nun, als ich aus dem Fenster sah und die Sonne hell am Himmel schien. Wir beiden waren zu 15 Uhr am naheliegenden See verabredet. Es blieb also noch reichlich Zeit zu Frühstücken, die Wohnung zu putzen und einkaufen zu gehen. Ich brauchte schließlich noch einen neuen Bikini. Nach dem Frühstück, welches heute eher mager ausfiel, schaltete ich das Radio ein und sang lauthals zum Song 'Fade out lines' mit. Ein absoluter Ohrwurm. Ich schnappte mir meine Putzutensilien und begann dann das Bad und die Küche zu putzen. Dann ging es weiter im Wohnzimmer und schließlich in meinem Schlafzimmer. Nach 2 Stunden fiel ich geschafft auf das Sofa und döste eine Weile vor mich hin... 'Oh nein, ich bin eingeschlafen!' Als ich die Augen öffnete sah ich auf mein Handy. Es war bereits 13:30 Uhr. Nun musste ich mich aber beeilen um noch einen neuen Bikini zu kaufen. Ich machte das Fenster zu, schaltete das Radio aus und verließ mit einer großen Badetasche schnellen Schrittes die Wohnung. Nach einer halben Stunde war ich in der Innenstadt wo es einige Geschäfte gibt. Auf anhieb fand ich im New Yorker das passende Modell und lief damit zur Umkleidekabine. Es war ein orangener Bikini mit gelben Streifen. Er saß wie angegossen und machte durch den leichten Push auch noch eine super Figur. Ich fragte die Verkäuferin ob ich ihn anlassen durfte, zog meine Sachen über und bezahlte das schöne Stück an der Kasse. Nun hatte ich noch eine knappe halbe Stunde bis ich am vereinbarten Treffpunkt sein musste. Das sollte wohl zu schaffen sein. Voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg. Das mir die ganze Zeit jemand gefolgt ist, merkte ich nicht... Kapitel 7: Ein Tag am Meer -------------------------- Nach einer halben Stunde Fußmarsch bin ich endlich am See angekommen. Es war nun kurz vor drei und somit war ich doch pünklich. Hier war ich leider noch nie gewesen. Robin erzählte mir öfter, wie schön es hier war. Sie hatte Recht. Es war traumhaft. Der Platz ist ungefähr so groß wie zwei nebeneinander stehende Fußballfelder. In der Mitte streckt sich ein größerer See. Um genau zu sein, der größte in ganz Berlin. Um den See reihten sich Bäume auf. Diese waren ziemlich groß. Man konnte die Kronen nur erahnen. Am Ufer angekommen hielt ich Ausschau nach Robin. Nur wenige Menschen waren heute hier. Viele mussten trotz des schönen Wetters arbeiten. Mein Blick huschte an einer Gruppe mehrerer Jugendlicher vorbei und da sah ich sie auch schon. Mein Herz machte einen Satz und eine angenehme Wärme erfüllte mein Inneres. Es ist nun schon 3 Tage her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Einigen wird dies nicht lang vorkommen, für mich war es aber eine Ewigkeit. Nun lief ich zu ihr herüber und umarmte sie stürmisch. "Na, meine Süße, hast du gut hergefunden?, fragte Robin mich lächelnd. Mit einem grinsen erwiderte ich: "Hi, schön dich zu sehen. Ja, war ganz einfach. Vorhin bin ich noch kurz eingenickt. Ich hatte schon Angst zu spät zu kommen!" Daraufhin konnte sie nur lachen und ein leichtes schmunzeln zierte ihr Gesicht. "Ist ja nochmal alles gut gegangen. "Robin wandte sich von mir ab und kramte ihr großes Handtuch aus ihrer Tasche. Kurz darauf zog sie sich ihre Klamotten aus. Nachdem ich endlich meinen Blick von ihr abwenden konnte, schüttelte ich meinen Kopf. Sie trug doch tatsächlich einen eng geschnitten blauen Bikini. 'Man sah diese Frau gut aus.' Eine leicht gebräunte Haut zierte ihren Körper. Dies machte sie gleich noch attraktiver als sowieso schon. Ich habe mich schon oft gefragt, wieso sie keinen Freund hatte. Bisher habe ich mich aber noch nicht getraut zu fragen. Ehrlich gesagt wollte ich es auch garnicht wissen. Ich hatte immer noch Hoffnung, dass sie auf Frauen stehen würde. Leider war diese aber sehr gering. Minuten des Grübelns vergingen. Ich schüttelte noch einmal den Kopf und begann ebenfalls die Kleidung auszuziehen. Nach wenigen Minuten lagen wir beide auf unseren Handtüchern in der Sonne. "Nami?" "Hm?", ich öffnete fragend die Augen und blinzelte gegen die warmen Strahlen an. "Kannst du mich eincremen? Leider bekomme ich immer ziemlich schnell Sonnenbrand." "Ja klar, gar kein Problem. Dreh dich einfach um. Gib mir aber bitte vorher noch die Creme." Sie setzte sich auf und holte die Tube aus ihrer Tasche. Danach legte sie sich wieder hin. Ich nahm die Flasche in die Hand und spritze etwas auf ihren Rücken. Gleich darauf begann ich mit dem einreiben. Ihre Haut fühlte sich weich unter meinen Fingern an. Wie oft hatte ich mir schon gewünscht, sie zu berühren? Ich wusste es ehrlich gesagt nicht. Neben mir hörte ich ein wohliges seufzen ihrerseits. Ich ließ mir sehr viel Zeit dabei und merkte, dass ich jede Stelle bereits zum zweiten Mal eingecremt hatte. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf meinen Wangen. 'Hoffentlich hat sie das nicht gemerkt.' Als ich fertig war, hielt ich ihr die Tube hin: "kannst du mich bitte auch eincremen?" Sie nickte. Ich erschauderte kurz als ihre kalte Hand meine Haut berührte. Es war ein sehr schönes Gefühl. Auch Robins Blick veränderte sich. Dies blieb mir aber verborgen. Aussenstehende würden sofort erkennen, dass zwischen den beiden Frauen mehr war. Da die beiden aber nichts von den Gefühlen der jeweils anderen wusste, musste man sehen, was die Zeit mit sich bringt. Der Tag neigte sich allmählich dem Ende. Nun waren wir schon 4 Stunden am Wasser. Wir schwammen Bahnen, alberten herum und genossen die Sonne auf unserer Haut. Es waren keine Leute mehr da, als wir unsere Sachen packten und auch verschwinden wollten. Wir haben uns entschlossen, noch in eine Bar zu gehen, um den Tag ausklingen zu lassen. Aber dazu sollte es erstmal nicht kommen. Als ich gerade meine Hose anziehen wollte. Sah ich hinter einem Baum eine Gestalt. Neugierig wie ich bin, lief ich hin um zu sehen wer da ist. Ich hatte vorhin schon einmal das Gefühl, dass wir beobachtet wurden. Nun war ich mir sicher. Als ich der Person näher kam schluckte ich schwer. 'Nein, dass konnte nicht sein, oder doch?' Ich ging noch etwas näher heran und mir entglitten alle Gesichtszüge. "Vivi?"... Kapitel 8: Robins Sicht der Dinge --------------------------------- 19 Jahre zuvor --------------- Ich hatte es wirklich nie einfach gehabt. Mit 10 verlor ich meine Eltern. Ein schwerer Autounfall auf einer Landstraße. Meine Pflegeeltern und ich wohnten damals in Düsseldorf. Seit fast 5 Jahren lebte ich nun schon bei ihnen. Mit 15 habe ich bereits gemerkt, dass ich mich mehr zu Frauen hingezogen fühlte. Richtig ausleben konnte ich dies aber erst 3 Jahre später. Zu diesem Zeitpunkt war ich endlich frei. Damals haben mich zu viele Menschen einfach nur schief angeguckt und fanden es abartig. Ab da fingen auch die Probleme in meiner Pflegefamilie an. Mein "Vater" war wie jeden Tag besoffen und lag auf der Couch. Er torkelte kurz darauf in die Küche, um sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Leider kamen meine damalige Freundin und ich gerade die Treppe hinunter. Ich hätte sie einfach nicht mitbringen sollen. Gedanken habe ich mir darüber aber keine gemacht. Als wir uns zum Abschied an der Haustüre küssten, kam er aus der Küche und sah natürlich alles mit an. Er wartete noch bis sie verschwunden ist und schon ging es los. Näher darauf eingehen muss ich ja nicht. Erst im Krankenhaus bin ich wieder zu mir gekommen. Ab da änderte sich einiges. Ich kam in ein Heim, weg aus dem Viertel das sich mein "zuhause" nannte und habe mir geschworen keinem etwas über meine Neigung zu erzählen. Die Angst wieder verstoßen zu werden war zu groß. Ich wollte doch nur geliebt werden, so wie ich war. Aber dies war mir wohl nicht gegönnt. Auch im Heim ging es mir nicht besonders gut. Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Ich war zu dieser Zeit recht still und fühlte mich oft einsam. Ich beschäftige mich viel mit der Schule und hatte auch bald mein Abi in der Tasche. Über Wasser hielt ich mich mit verschiedenen Nebenjobs. Kurz darauf studierte ich Lehramt und zog nach Berlin, um an einer Berufsschule als Referendarin anzufangen. Seitdem sind einige Jahre vergangen und ich habe nun einen festen Job an einer anderen Schule. ----------------- Vor circa 3 Wochen bist du in mein Leben getreten. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich dich bei meinem Spaziergang entdeckte, an der Wand gehockt und in diesem Zustand. Ich war mehr als entsetzt. Wie konnte dir so etwas nur passieren? Keine Sekunde habe ich gezögert dich mit zu mir zu nehmen. In diesem Moment erinnerte ich mich genau an meine damalige Zeit. Es schmerzt noch heute. Auch ich wurde geschlagen und keinen hat es interessiert. Ich war alleine, genau wie du jetzt. Die Tage vergingen und du gabst immer mehr von dir Preis. Ich war froh darüber, dass du mir bereits jetzt schon so sehr vertraust. In dieser Zeit fühlte ich mich zum ersten Mal richtig Zuhause. Ja, du gabst mir den Halt nach dem ich mich so sehr sehnte. Mit der Zeit wuchsen meine Gefühle zu dir. Ich kämpfte täglich dagegen an. Leugnen war zwecklos, ich hatte mich bereits unsterblich in dich verliebt. Aus Angst, du würdest meine Gefühle nich erwidern, habe ich dir dies aber nicht erzählt. Ich habe die Zeit einfach nur genossen und wollte in deiner Nähe sein. Es ist mein größtes Glück, Zeit mit dir verbringen zu dürfen. Dein Lachen, das du mir jeden Tag aufs neue schenkst, es ist so unbeschwert. Als ob diese ganzen Dinge nie passiert sind. Mir kommt es so vor, als wenn wir uns schon ewig kennen würden. In dir habe ich meine Seelenverwandte gefunden. Ich möchte die Zeit mit dir einfach nicht mehr missen und bin froh, dass du in mein Leben getreten bist. Du bist etwas ganz besonderes für mich. Ich liebe dich Nami. Tagebucheintrag, Juli 2014 Kapitel 9: Verwirrung --------------------- Wie angewurzelt stand ich da, als Vivi hinter dem Baum hervortrat. Auch Robin ist mittlerweile bei mir angekommen. Ich habe wohl etwas zu laut reagiert. Nun stand sie mehr als verwundert zwischen uns."Nami, wer ist denn das?" fragte sie mich? Ich war verwirrt und schaffte es nicht einen Ton herauszubekommen. Vivi ergriff die Chance und kam auf mich zu. "Oh Nami, du hast mir so sehr gefehlt. Als ich vor 4 Jahren mit meiner Mum ins Ausland ging, habe ich dich so sehr vermisst. Das tue ich noch heute. Wir hatten so eine schöne Zeit. Als ich dich vorhin in dem Geschäft entdeckt hatte, musste ich dir einfach nachlaufen. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Du und ich, hier in Berlin. Meine Mutter und ich sind vor einigen Tagen wieder hergezogen. Ich habe versucht dich ausfindig zu machen und freute mich sehr, als ich sah, dass du nun auch hier wohnst." Als sie ihren Redeschwall beendet hatte, kam sie auf mich zu, nahm mich in die Arme und küsste mich zärtlich. In diesem Kuss war soviel Liebe. Mir wurde ganz anders. Nicht in dem Sinne, dass ich noch etwas von ihr wollte, sondern weil ich doch eigentlich 'sie' liebte. Die Frau, die mir so sehr ans Herz gewachsen ist und das in so einer kurzen Zeit. Die, mit den schönsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Die, bei der ich mich zuhause fühlte und unbeschwert lachen konnte... Erst als ich ihr in die Augen blickte und sah, wie verletzt und schockiert sie war, drückte ich Vivi weg von mir. Gleich darauf landete meine Hand auf ihrer Wange. "Wie kannst du nur? Du lässt mich einfach so alleine. Nach so vielen Jahren kommst du wieder und tust so als wäre nichts gewesen? Ich habe damit abgeschlossen!" Vivi war den Tränen nahe. Ein Stich durchfuhr mich. Als ich mich wieder zu Robin drehte, war sie bereits bei ihrer Tasche angekommen. 'Was sollte ich jetzt tun? Einerseits freute ich mich, dass Vivi nach all den Jahren zurückgekehrt ist. Andererseits habe ich mich in Robin verliebt. Sie sah so verletzt aus, als Vivi mich geküsst hatte. Fühlt sie etwa ähnlich für mich?' Als ich meine Gedanken sortiert hatte, war Robin bereits gegangen. Vivi stand immer noch wie angewurzelt vor mir und hielt sich ihre Wange. Ich wandte mich ihr zu. "Vivi, ich freue mich sehr, dass du wieder da bist. Auch ich habe dich ebenfalls sehr vermisst. Aber mein Leben ging weiter. Ich möchte dir wirklich nicht wehtun, aber ich kann das alles nichtmehr. Wir können nicht so tun als wäre nichts geschehen. Es hat mich tief getroffen. Aber nun gehe ich meinen eigenen Weg. Hast du gerade die Frau zwischen uns gesehen? Sie gab mir Halt und war die letzten Wochen für mich da. Ich habe mich in sie verliebt und möchte mit ihr zusammen sein. Es tut mir wirklich sehr leid." Nachdem ich zuende gesprochen hatte schaute sie mich noch eine Weile an und verkrampfte sich. "Ich verstehe schon. Wären wir bloß niemals weggezogen. Du warst und bist noch immer meine große Liebe. Es ist schade, dass du nicht mehr so fühlst. Aber ändern kann ich es nicht. Auch wenn es verdammt weh tut. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Eines Tages können wir vielleicht wieder zusammenfinden. Als Freunde." Sie schaute sehr traurig aus. Mir tat es im Herzen weh, sie so zu sehen. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. "Es tut mir wirklich sehr leid Vivi." "Ist schon okay." Traurig machte sie sich auf den Weg. Als Vivi nicht mehr zu sehen war, lief ich zu meiner Tasche, verstaute schnell das Handtuch, zog mein Shirt an und lief schnellen Schrittes zu Robins Wohnung. Dort angekommen klingelte ich Sturm. Aber nichts tat sich. 'Moment, wir wollten doch noch in die Bar gehen.' Ich schulterte meine Tasche und lief in die Bar die nur wenig Minuten entfernt war. Dort angekommen machte ich die Tür auf und sah sie auch schon. Sie saß mit dem Rücken zu mir. Ein Bier stand vor ihr auf dem Tisch. Leise schlich ich mich an und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen und drehte sich in meine Richtung. Ihr Blick war traurig und verletzt. Es machte sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Magengegend breit. "Robin.." begann ich. Schon erhob sie das Wort und blickte mich kalt an: "was willst du hier Nami?"... Kapitel 10: Aussprache ---------------------- Sollte ich ihr wirklich alles erzählen? Was ist, wenn sie meine Gefühle nicht erwidert? Es wäre unmöglich für mich, weiterhin mit ihr befreundet zu sein. Ziemlich viel stand auf dem Spiel. Nicht nur sie würde mir fehlen, sondern auch unsere gemeinsame Zeit. Lange stand ich vor ihr und überlegte, was ich tun sollte. Die ganze Zeit sah sie mich an und wollte herausfinden was in meinem Kopf vor sich ging. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen, setzte mich ihr gegenüber auf die Bank und begann zu erzählen: "Es tut mir sehr leid, dass du das am See mit ansehen musstest. Ich habe Vivi vor vier Jahren kennengelernt. Damals waren wir nur Freunde, mehr nicht. Aber mit der Zeit begann ich Gefühle für sie zu entwickeln und sie für mich. Wir wurden ein Paar. Ein Jahr lief alles super. Ich war glücklich. Dann hat ihre Mutter einen Job im Ausland angenommen. Es führte kein Weg an einer Trennung vorbei. Dies war eine schwierige Zeit für mich. Wir haben seitdem kein Kontakt mehr miteinander gehabt. Ich fühlte mich sehr einsam und ließ niemanden mehr an mich heran. Hin und wieder hatte ich mich auf jemanden eingelassen. Aber dies hielt meist nur wenige Tage. Es war keiner gut genug. Keiner so wie sie." "Nami, warum hast du mir denn nie erzählt, dass du auf Frauen stehst? Vertraust du mir etwa nicht?" Ihre Augen strahlten eine Traurigkeit aus, die mir ganz und garnicht gefiehl. An Robin ging das ganze Thema anscheinend nicht spurlos vorbei aber warum? Wieso hatte sie denn vorhin so komisch reagiert als Vivi mich geküsst hatte? "Doch, ich vertraue dir. Aber es war schwer darüber zu reden. Seit drei Jahren bin ich nun alleine und sehne mich nach einer Partnerin. Ich habe noch niemandem davon erzählt. Jetzt fühlt es sich noch realer an als sowieso schon." Langsam stiegen mir Tränen in die Augen. Robin bemerkte es und stand sofort von ihrem Stuhl auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben mir auf die Bank. "Bitte weine nicht. Es wird alles wieder gut." Ich legte meinen Kopf an ihre Schulter. Kurz darauf nahm sie mich sanft in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Rücken. Mir lief ein Schauer über diesen. Als ich langsam etwas ruhiger wurde, löste ich mich von ihrem warmen Körper und sah ihr in die Augen. Auch sie sah mich an und lächelte dabei leicht. Ich erhob das Wort: "Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muss oder besser will. Als wir uns kennengelernt haben, fand ich dich sehr nett. Ich habe mit der Zeit gelernt wieder jemandem zu vertrauen. Bei dir fühle ich mich sehr wohl, deine Nähe tut mir gut. Du bist eine tolle Frau Robin. Ich habe mich in dich verliebt und würde mich freuen, wenn du ähnlich fühlst wie ich. Ich möchte einfach nicht mehr ohne dich Leben." Jetzt ist es raus. Erleichtert atmete ich aus, hatte aber doch etwas Angst, was sie mir nun antworten würde. Sie schaute mich an und sagte kein Wort. Ich fing an zu zittern und wollte mein gesagtes am liebsten zurücknehmen. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite um sie nicht ansehen zu müssen. Tränen stiegen mir in die Augen. Nach wenigen Sekunden spürte ich eine Hand an meinem Kinn. Sanft aber bestimmend drehte sie meinen Kopf in ihre Richtung, sodass ich sie ansehen musste. Ein lächeln umspielte ihre Lippen. In ihrem Blick lag so viel Wärme. " Ich bin gerührt von deinen Worten, Nami. Würdest du mir glauben, wenn ich dir jetzt sage, dass ich mich ebenfalls in dich verliebt habe? Es geht mir schon eine ganze Weile so. Ich habe nie etwas gesagt, weil ich dich einfach nicht verlieren wollte. Du bist das schönste und liebste Mädchen, was mir je begegnet ist. Noch nie habe ich mich so zu jemanden hingezogen gefühlt." Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich denken sollte. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Ich konnte es einfach nicht glauben. Schritt für Schritt näherte ich mich ihren Lippen. Es war sicher nur ein Traum. Gleich würde ich erwachen und mich alleine in meinem Bett vorfinden. Aber es war keiner. Als sich unsere Lippen berührten, schlug mein Herz wahnsinnig schnell. Hunderte Schmetterlinge flogen in meinem Bauch umher. Es war ein tolles Gefühl. Noch nie hatte sich etwas so schön angefühlt. Lange küssten wir uns. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns voneinander. Sie schloss mich in ihre Arme. Ihr Atem hauchte gegen mein Ohr. "Ich liebe dich, Nami." Eine Gänsehaut überzog meine Arme. "Ich liebe dich auch. Sehr sogar." Kapitel 11: ------------ Drei Wochen sind nun vergangen und wir beide waren glücklich. Wir unternahmen in der letzten Zeit sehr viel miteinander. Ich war mehr bei ihr zuhause, als in meinen eigenen vier Wänden. Eigentlich ist es ja unnötig weiterhin Miete zu zahlen. Aber ich wollte Robin nicht gleich mit einem Umzug in ihre Wohnung überrumpeln. Wir hatten schließlich alle Zeit der Welt. In zwei Tagen beginnt wieder der Schulaltag. Einerseits freue ich mich darauf. Andererseits müssen Robin und ich uns ab da wie Schülerin und Lehrerin verhalten. Es wird mir unheimlich schwer fallen, sie in dieser Zeit nicht berühren zu dürfen. Außerdem war da immer die Angst, dass es doch herauskommen würde. Das wäre wohl das schlimmste. Uns blieben aber immerhin noch diese zwei Tage. Heute wollten wir noch einmal etwas feiern gehen. Um kurz nach 9 wollte Robin mich abholen. Wir haben in der Nähe eine Disco entdeckt. In dieser ist heute Ladys night. Es war bereits 20 Uhr als ich aus der Dusche stieg. Ich lief mit einem Handtuch bedeckt zum Kleiderschrank und holte mein schwarzes Kleid sowie Unterwäsche heraus. Das Handtuch legte ich zur Seite und zog mich an. Ich wählte einen schlichten schwarzen BH sowie den passenden Slip. Beides war mit weißen Bändern verziert. Das Kleid war ebenfalls in schwarz gehalten. Der Stoff war aus Seide. Das Kleid war etwa knielang. Dazu wählte ich schwarze Pumps mit kleinem Absatz. Ich wollte schließlich noch tanzen können. Kleine perlfarbene Ohrringe rundeten das Outfit ab. Zum Schluss noch etwas Make-up sowie Kajal und ich stand fertig vor dem Spiegel. 'Wow, ich konnte mich echt sehen lassen." Kurz darauf klingelte es auch schon an der Tür. Ich machte diese auf. Als ich Robin vor mir sah, stockte mir der Atem. Sie sah so wunderschön aus in ihrem schwarzen Anzug. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. "Hallo schöne Frau. Das Kleid steht dir echt toll." Sie legte eine Hand auf meine Wange und zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss, den ich auch gleich erwiderte. Kurz darauf löste sie sich von mir. Ohne das ich etwas erwidern konnte, zog sie mich zu ihrem Wagen. Einen weißen Twingo. "Ich kann dir leider keinen Wagen der Extraklasse bieten. Aber dieser sollte es wohl auch tun." Mit einem frechen grinsen hielt sie mir die Beifahrertür auf. "Aber sicher. Ich liebe dich, auch ohne schicken Sportwagen." Schnell gab ich ihr noch einen Kuss und setzte mich dann ins Auto. Nach einer etwa halbstündigen Autofahrt sind wir an der Disco angekommen. Die Party war auch schon in vollem Gange. Wir hatten Glück und mussten auch nicht lange anstehen. Beim Eintreten fielen mir sofort die vielen Pärchen auf. Einige saßen an der Theke oder machten es sich auf den Sofas bequem und andere tanzten ausgelassen auf der Tanzfläche. Als Erstes machten wir uns auf dem Weg zur Bar. Ich bestellte uns zweimal Tequila Sunrise. Mit einem frechen grinsen nahm die Barkeeperin meine Bestellung entgegen. Nach etwa zwei Minuten überreichte sie mir die Cocktails und ließ es sich nicht nehmen, mir einen intensiven Blick zuzuwerfen. An Robins Miene konnte ich erkennen, dass sie alles andere als begeistert war. "Süß, du bist ja eifersüchtig." Ich begann zu lachen. Es machte tierischen Spaß sie zu ärgern. Sie guckte mich an und erwiderte nur: "nein, dass bin ich nicht." Dabei zog sie eine Schnute. Erneut fing ich an zu lachen. Wir setzten uns auf eines der gerade freigewordenen Sofas und machten es uns bequem. Ich legte meinen Kopf an ihre Schulter und genoss einfach nur den Moment. Einige Cocktails und Tanzeinlagen später gingen wir nach Hause. Es war mittlerweile 3 Uhr früh. Wir waren ziemlich angetrunken und wollten kein Auto mehr bedienen. Naja, ich war angetrunken. Robin hat sich zurückgehalten und trank den Abend über nur alkoholfreies. Der Weg zurück gestaltete sich aber dann doch schwerer als gedacht. Mehrmals musste ich mich von Robin in die richtige Richtung führen lassen. Ich war es einfach nicht gewohnt, soviel Alkohol zu trinken. Morgen folgten sicher die bösen Kopfschmerzen. 'Na ganz toll Nami!' Eine Stunde später schloss Robin die Haustür auf. Sie führte mich in das 2. Stockwerk und schloss ihre Wohnung auf. Kurz danach ging ich ins Bad und machte mich bettfertig. Unbeholfen zog ich meine Sachen aus und den Pyjama an. Robin tat es mir gleich. Wir gingen aus dem Badezimmer und legten uns zu Bett. "Endlich sind wir daheim" sagte ich. Robin lachte. "Das kannst du aber laut sagen. Hat ja auch lang genug gedauert." Ich setzte meinen Schmollmund auf, überlegte einen Moment und lag danach über ihr und küsste sie fordernd. Normalerweise bin ich nicht so, aber der Alkohol ließ mich meine Bedenken vergessen. Sie erwiderte, überrascht von meinem Verhalten, den Kuss. Kurz darauf spürte ich ihre Zunge an meinem Lippen. Ich gewährte ihr Einlass. Beflügelt durch die Gefühle und dem Promillepegel natürlich, schob ich meine Hand langsam unter ihren Pyjama und streichelte über ihren Bauch. Eine Weile schien Robin es zu genießen und schloss ihre Augen. Hielt dann aber meine Hand fest und löste den Kuss. "Was soll das?" ,fragte ich verwirrt. "Möchtest du denn nicht auch?" "Nami, natürlich möchte ich, aber hör mal. Wir haben doch alle Zeit der Welt. Es ist dein erstes Mal. Ich möchte, dass es etwas ganz besonderes für dich wird. Außerdem bist du nicht du selbst. Ich will nicht, dass du es bereust." Stumm nickte ich. Sie hatte Recht, aber verstehen wollte ich es nicht. Ich legte mich auf die Seite und gab keine Antwort von mir. Zu tief saß die Enttäuschung. Von Robin kam nur ein seufzen, ehe auch sie sich hinlegte. "Du kleiner Sturkopf."... Kapitel 12: Zweisamkeit ----------------------- Am Morgen wurde ich sanft geweckt. Etwas raschelte neben mir und kurz darauf beugte sich Robin über mich. "Na du Schlafmütze? Gut geschlafen?" Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und wollte sich erheben. Ich öffnete meine Augen und brummte: "nein, ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Mir ist kalt. Bitte leg dich wieder zu mir." Ich sah auf meinen Wecker. Erst 8 Uhr. Wie kann man nur so früh aufstehen? An einem Sonntag? Ich erhob mich, ließ mich aber gleich darauf zurück in die Kissen fallen. "Oh Gott, nie wieder Alkohol." Robin lachte, hob die Decke an und legte sich wieder zu mir. Ich kuschelte mich an sie. Hier könnte ich den ganzen Tag verbringen. Nach einer Stunde stand sie erneut auf. Wieder wurde ich wach. "Ich mache uns jetzt etwas zu essen und bringe dir eine Aspirin mit." Ich nickte nur und schloss noch einmal meine Augen. Kurz darauf kam sie mit einem Tablet wieder ans Bett. Sie stellte es aufs Bett und setzte sich. Das kleine Tischchen war reichlich gedeckt. Croissants, Kaffee, Tee, Nutella, Marmelade sowie verschiedene Wurst- und Käsesorten lagen darauf. Daneben stand das Glas mit der Tablette. Ich erhob mich und trank das Glas aus. Kurz danach verzog ich angewidert das Gesicht. Das die auch immer so blöd schmecken mussten. Robin schmunzelte nur und schnitt sich ein Croissant auf. Ich nahm mir ebenfalls eins und tat es ihr gleich. Nachdem wir aufgegessen hatten, gingen wir mit dem Sachen beladen in die Küche und räumten diese weg. Mit meinem Kopf ging es auch wieder einigermaßen. Die Aspirin schien zu helfen. "So meine Süße, ich werde jetzt noch etwas für morgen vorbereiten und danach haben wir den Sonntag für uns. Sie kam auf mich zu und küsste mich. Noch bevor ich diesen erwidern konnte, ließ sie auch schon von mir ab. Kopfschüttelnd grinste ich ihr nach. 'Was mache ich jetzt in dieser Zeit?' ich überlegte und entschied mich, die Wohnung etwas aufzuräumen. Viel war nicht zu tun. Robin hatte einen noch schlimmeren Putzwahn als ich. Als dies erledigt war, setzte ich mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Wie immer lief nichts gutes. Ich seufzte und entschied mich für eine Wiederholung von Greys Anatomie. Später kam Robin ins Zimmer. Es waren bereits 2 Stunden vergangen. Mir war garnicht aufgefallen wie schnell die Zeit vergeht. " Na, was machst du schönes?" "Ach, nichts eigentlich. Aber nun bist du ja wieder da." Ich grinste sie an. "Gut für dich, sonst müsstest du dich ja jetzt langweilen." Sie grinste ebenfalls und setzte sich auf das Sofa. Ich schaltete den Fernseher aus, drehte mich zu ihr, legte meine Hände in ihren Nacken und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Robin erwiderte diesen nur zu gerne. Nach ein paar Minuten lösten wir uns voneinander. "Wow, Nami. Was ist denn mit dir los?" "Nunja, ich hole das nach, was wir in den nächsten Tagen versäumen." Dabei strich ich ihr auffällig über die Seite. Robin lachte und verschloss erneut unsere Lippen miteinander. Ich nahm meine Hände von ihrem Nacken und wanderte tiefer den Rücken hinunter. Am T-Shirt angekommen, schob ich es ein wenig nach oben. Kurz darauf löste sich Robin wieder von mir. "Bist du sicher Nami? Ich habe kein Problem damit, zu warten bis du soweit bist." "Ja, ich bin mir sicher. Sehr sogar." Sie erhob sich darauf nickend und hielt mir die Hand hin. "Komm, wir gehen ins Schlafzimmer. Dort steht ein gemütliches Bett." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nahm diese nickend an. Im Zimmer angekommen, legte ich meine Lippen wieder auf ihre. Ich schob sie zum Bett und gemeinsam ließen wir uns auf dieses fallen. Ohne den Kuss zu unterbrechen, machte ich da weiter wo wir bereits aufgehört hatten. Ich schob meine Hände unter ihr Shirt und zog es über ihren Kopf. Hin und wieder strich ich ihr über die Seiten wo sich bereits eine leichte Gänsehaut bildete. Sie tat es mir gleich. Bald darauf lagen wir gemeinsam im Bett und gaben uns unseren Gefühlen hin... Schwer atmend ließ ich mich auf meine Seite des Bettes fallen. Auch Robin musste ihre Atmung wieder unter Kontrolle bringen. Die letzten Glücksgefühle ebten langsam ab. "Schatz? Du bist das Beste was mir jemals passiert ist. Es war einfach unbeschreiblich." Auch Robin konnte nun endlich sprechen. "Das fand ich auch. Ich liebe dich überalles." Erneut küssten wir uns leidenschaftlich... Kapitel 13: Der erste Schultag ------------------------------ Den Rest des Sonntags verbrachten wir vor dem Fernseher. Hinter mir auf dem Sofa lag Robin. Dicht kuschelten wir uns aneinander um der jeweils anderen etwas Wärme zu spenden. Viel von dem Film bekamen wir nicht mit. Sie hatte einen Arm um meine Hüfte gelegt. Abwesend strich ich über ihren Arm. Ich war mit meinen Gedanken bereits bei Montag. Ab morgen hieß es nämlich früh aufstehen. Mein erster Schultag lag in greifbarer Nähe. Ich war schon sehr aufgeregt und hatte ein wenig Angst vor dem was mich erwartete. Was ist, wenn niemand etwas mit mir zu tun haben wollte? Schließlich kennen sich die meisten schon aus den früheren Klassen. Robin bemerkte meine Grübelei. Sanft drückte sie meine Hand und begann zu sprechen: "Was ist denn los Nami?" Ein besorgter Unterton war zu hören. "Ach, ich mache mir nur Gedanken wegen morgen. Was ist, wenn etwas schiefgeht?" Nun erhob sie sich. Ich tat es ihr gleich und sah sie besorgt an. "Es wird nichts schief laufen. Lass den Tag einfach auf dich zukommen." Sanft lächelte sie mich an. Ich nickte und beugte mich zu ihr rüber. Kurz darauf trafen unsere Lippen aufeinander. Nach wenigen Sekunden beendeten wir diesen. Liebevoll nahm sie mich in ihre Arme und strich mit einer Hand über meinen Rücken. Eines war mir auf jeden Fall schon klar. Meine Traumfrau hatte ich bereits gefunden. Niemals wieder wollte ich ohne Robin leben. Gegen 6:30 Uhr klingelte der Wecker. Verschlafen rieb ich mir die Augen und machte ihn aus. Robin war bereits wach. Ein poltern kam aus der Küche. Eilig stieg ich aus dem Bett, zog mir meinen Morgenmantel an und machte mich auf den Weg dorthin. Die Kaffeemaschine lief bereits. "Guten Morgen meine Süße, hast du gut geschlafen?" "Guten Morgen, ja, dass habe ich. Ich hoffe du auch?" Robin nickte. Auf dem Tisch standen bereits allerlei Leckerreien. Ich lächelte, gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte mich an diesen. Ich liebte es, wie sie mich umsorgte. Robin nahm zwei Tassen aus dem Schrank, goss den Kaffee hinein und tat es mir gleich. Gemeinsam frühstückten wir. Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, gingen wir ins Bad und machten uns fertig. Ich zog eine schwarze Hose und einen khakifarbenen Sweatpulli an. Robin dagegen war ganz im Lehrerlook. Eine weiße Bluse und ein knielanger schwarzer Rock rundete ihr Outfit ab. Ich begann zu grinsen. "Na warte!" Sie nahm sich ein Handtuch und warf es mir hinterher. Schnell duckte ich mich und rannte aus dem Bad. Dabei lachte ich laut. Es war immer wieder schön, wie gut wir uns ergänzten. Streit gab es bisher nur wenig. Meistens ging es da um Kleinigkeiten. Nachdem wir uns fertig gemacht hatten, setzte Robin sich in ihren Twingo. Ich nahm meine Schultasche und ging zu Fuß zur Schule. Waren ja nur 15 Minuten. Kurz vorm Klingen betrat ich das Gelände und ging in das Gebäude. Ich meldete mich im Sekretariat. Freundlich wurde ich empfangen. Man händigte mir Unterlagen aus und sagte mir wo mein Klassenraum zu finden war. Pünktlich zu Beginn der ersten Stunde kam ich vor dem Raum zum stehen. Ich klopfte an die Tür, ging hinein und schaute mich um. 14 Schüler saßen oder standen im Raum verteilt. Mit so einer kleinen Anzahl hatte ich nicht gerechnet. An meiner alten Schule waren wir meistens so um die 26. Es war ein Vorteil, so wenig Mitschüler zu haben. Da konnte man sich besser konzentrieren. Ich kannte sogar schon jemanden in diesem Raum. Schnellen Schrittes trat ich an die Person heran und umarmte sie. "Hallo Vivi, schön dich zu sehen." "Hi Nami, stimmt. Gut das wir in einer Klasse sind." In den letzten Tagen hatten wir uns ausgesprochen und wollten gute Freunde bleiben. Wir beide hatten damit überhaupt kein Problem. Auch Robin hatte nichts dagegen. Gut, sie war nicht begeistert gewesen, aber an diesen Gedanken musste sie sich gewöhnen. Kurz darauf betrat der Lehrer das Klassenzimmer. "Guten Morgen, ich heiße Udo Steffens und unterrichte euch ab heute im Fach Mathematik." Er setzte sich ans Pult und wies uns die Plätze zu. Ich hatte Glück und konnte neben Vivi sitzen. Nachdem wir alle unseren Platz eingenommen haben, sollten wir uns nacheinander vorstellen und ein wenig über uns erzählen. Als ich an der Reihe war, begann ich zu erzählen: "ich heiße Nami Thomson, bin 18 Jahre alt und vor circa 8 Wochen von Köln nach Berlin gezogen. Meine Hobbys sind Badminton und Tennis spielen sowie lesen." Nun ging es weiter mit dem Nächsten. An sich war es nichts besonderes. Bis auf Vivi kannte ich niemanden in der Klasse. Ehrlich gesagt wollte ich auch niemanden kennenlernen. Die meisten waren aus reiner langeweile hier. Dies zeigten sie auch mehr als deutlich. Desinteressiert saßen sie auf ihren Plätzen und hörten nur mit halbem Ohr zu. Bei der Vorstellung fiel mir aber einer ganz besonders ins Auge. Er hieß James und war zwei Jahre älter als ich. Auch er schaute immer wieder zu mir herüber. 'Was er wohl von mir wollte?' Ich beschloss ihn in der Pause einmal zu fragen. Nach der Vorstellung teilte uns der Lehrer noch mit, dass wir Frau Nowak als Klassenlehrerin bekommen würden. Auch wenn ich schon wusste, dass wir Robin bekommen würden, freute ich mich sehr auf sie. So konnte ich sie wenigstens etwas im Unterricht sehen. Als der Gong ertönte, verabschiedete sich der Lehrer und Robin betrat die Klasse. "Guten Morgen, ich heiße Robin Nowak und freue mich sehr euch die nächsten zwei Jahre in den Fächern Deutsch und Geschichte unterrichten zu dürfen." Wir erhoben uns und begannen mit der Begrüßung. Aus dem Augenwinkel sah ich erneut zu James. Sein Blick wanderte zwischen Robin und mir hin und her. 'Was hatte das nur zu bedeuten?' In dieser Stunde hielten wir ebenfalls eine Begrüßungsrunde ab. Anschließend bekam wir noch unsere Stundenpläne und wurden zur Pause entlassen. Ich ging neben Vivi den Flur entlang: "toll, wir haben jeden Tag 8 Stunden. Das heißt bis 15 Uhr pauken." Seufzend schüttelte ich den Kopf. "Ja, dass kann ja was werden und dann soll man noch für eine Klassenarbeit lernen. Ungerecht sowas." Vivi seufzte ebenfalls. Sie wusste natürlich Bescheid, was meine Beziehung zu Robin anging. Ihr vertraute ich aber voll und ganz und musste auch keine Angst haben, dass es jemand erfahren könnte. Prompt fiel mir mein Mitschüler ein. Ich musste ihn einfach fragen, warum er mich die ganze Zeit angeguckt hatte. Ich entschuldigte mich bei Vivi und machte mich auf den Weg. Lange musste ich nicht suchen. Er stand etwas abseits von uns im selbigen Flur. Als ich auf ihn zukam, hatte er mich bereits bemerkt. "Hallo James, warum hast du mich vorhin die ganze Zeit beobachtet?" Ich redete garnicht um den heißen Brei. Schließlich wollte ich eine Erklärung. "Nunja, du kamst mir so bekannt vor. Als ich dich und Frau Nowak dann sah, wusste ich auch warum. Ich habe euch am Samstag gesehen. Vor dem "Life". Du weißt schon, die Disco." Mir war sofort klar, worüber er sprach. "Was hast du denn genau gesehen?" Ungeduldig trat ich von einem Bein aufs andere. "Naja, genug, um dich damit zu erpressen." Ein grinsen umspielte seine Lippen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Was sollte ich jetzt bloß tun?... Kapitel 14: Die Folgen eines schönen Abends ------------------------------------------- Zum Glück klingelte es in diesem Moment. Noch nie war ich so froh darüber, dass die Pause zuende war. "Wir sehen uns nach der 4. Stunde wieder, Süße." Er grinste erneut, nachdem er den Satz beendet hatte. Dann verschwand er. Einen Moment blieb ich noch dort stehen. Sollte ich schon nach Hause gehen? Nein, ich wollte unmöglich den ersten Tag schwänzen. Vielleich konnte ich ihn nachher irgendwie abwimmeln. Ich sammelte mich und ging ebenfalls in den Klassenraum. Für heute waren es die letzten beiden Stunden. Unser Englischlehrer hatte seinen Flug verpasst und wird erst morgen wieder anwesend sein. Ich setzte mich auf meinem Platz und versuchte dem Unterricht zu folgen. Wir hatten zwei weitere Stunden bei Robin. Leider gelang mir dies nicht. Mehr als abwesend starrte ich einen Punkt an der Tafel an. Immer wieder kreisten meine Gedanken um seine Worte. Er hatte mich mit einem komischen Blick angeschaut, der mir eiskalt den Rücken runterlief. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Arm. Viel bekam ich nicht vom Unterricht mit. Robin besprach mit uns, wie es in dem kommenden Jahr weitergehen sollte und welche Lehrer wir in welchen Fächern hatten. Am Ende der Stunde erhoben wir uns von unseren Plätzen. "Nami? Könnten Sie noch einen Moment warten? Ich würde gerne einmal mit Ihnen reden." Stumm nickte ich. Als alle Schüler den Klassenraum verlassen hatten, kam sie auf mich zu. "Was ist denn los mit dir? Du warst die letzten beiden Stunden mehr als abwesend." Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Nein, es ist alles okay. Tut mir sehr leid. Ich bin noch nicht ganz vertraut mit der neuen Umgebung." Sie schaute mich besorgt an und legte eine Hand auf meinen Arm: "es muss dir nicht leidtun. Es ist schwer in einer neuen Klasse. Aber zusammen schaffen wir das!" Oh Robin, wenn sie nur wüsste. Ich hatte große Angst mich ihr anzuvertrauen und nickte nur. Erneut erhob sie das Wort: "ich habe jetzt noch zwei Stunden in eurer Paralellklasse. Du kannst gerne schon nach Hause gehen und dich etwas ausruhen. Wir sehen uns dann später." Wir gingen aus dem Raum und Robin schloss die Tür ab. "Bis nachher Nami." "Bis dann, Robin." Wir gingen in die jeweils andere Richtung. Sie zum Lehrerzimmer und ich hinaus auf das Gelände. Draußen angekommen packte mich eine Hand am Arm und zog mich mit sich. 'Scheiße, er hatte auf mich gewartet.' Ich drehte mich mit weit aufgerissenen Augen zu der Person um. Zu meiner Erleichterung war es nicht James sondern Vivi. Froh darüber atmete ich hörbar aus. "Was war denn gerade mit dir los? Du warst so abwesend und überhaupt nicht bei der Sache." In Vivis Stimme war eine leichte Besorgnis zu hören. "Es ist nichts. Ich habe nur einfach etwas nachgedacht, mehr nicht." Ich war mit meinen Gedanken schon wieder woanders und verabschiedete mich von Vivi. " Wir sehen uns dann morgen, ich habe noch etwas zu erledigen." Überrascht von meinen Worten sagte sie nichts und blieb einfach stehen. Ich entfernte mich von ihr und ging von dem Gelände durch das große Eingangstor. Mehrmals drehte ich mich um. Mir war nicht wohl bei der Sache, alleine nach Hause zu gehen. Vielleicht hätte ich Vivi bitten sollen mich zu begleiten. Groß darüber nachdenken konnte ich aber nicht. Kurz darauf wurde ich erneut am Arm gepackt. Es war James! Geschockt darüber, dass er doch noch auf mich gewartet hatte, versuchte ich mich loszureißen. "Na na, nicht so schnell. Ich wollte mir noch meinen gefallen abholen." Er zog mich in eine verlassene Gegend zwei Straßen weiter. Hier war ich noch nie gewesen. Es sah alles so erschreckend aus. Verlassene Häuser, an denen Schilder mit der Aufschrift 'Betreten verboten' hangen. Angst machte sich in mir breit. Ich wusste genau was er vorhatte, konnte es aber einfach nicht glauben. "So Süße, wir sind da. Nun können wir unseren Spaß haben." Er zerrte mich hinter eine große Eiche. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben mich ihm zu entreißen. Er war eh viel stärker als ich. Immer noch spürte ich den Schlag meines ersten Ausbruchversuches. Es war unmöglich ihm zu entkommen. Er knöpfte seine Hose auf und tat es dann auch bei mir. Ich war unfähig mich zu bewegen. Tränen rannen mir bereits das Gesicht hinunter. Immer wieder bat ich ihn aufzuhören. Dies erwiderte er aber nur mit einem Lachen. Er drückte mich an den großen alten Baum und drang unsanft in mich ein. Laut schrie ich auf. Ein starker Schmerz durchfuhr mein Inneres. Er war so grob zu mir. Immer mehr fing ich an zu weinen. Aber das störte ihn nicht weiter. Mit ein paar schnellen und schmerzhaften Stößen ließ er wieder von mir ab. Mit zitternden Händen zog ich meine Hose wieder an und machte sie zu. Kraftlos rutschte ich den Baum hinab. Vor mir stand er nur. Mit einem dreckigen Lächeln im Gesicht. "Es war wunderbar meine Schöne." Sowas können wir gern öfter haben." Mit einem lauten Lachen verabschiedete er sich von mir. Stumm und mit immer stärker werdendem Tränenfluss blieb ich reglos an der alten Eiche sitzen. Ich war unfähig mich zu bewegen. Wie lange ich hier saß, wusste ich selbst nicht genau. Der einzige Name, der mir immer wieder in den Sinn kam, war Robins... Kapitel 15: ------------ Es waren bereits drei Stunden vergangen, als ich langsam wieder zu mir kam. Ich erhob mich und knickte gleich darauf wieder ein. Meine Beine wollten einfach nicht und zitterten heftig. Nach ein paar Versuchen klappte es dann doch. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und holte es heraus. 3 Anrufe in Abwesenheit. 'Mist', dachte ich nur. Schnell machte ich mich auf den Weg und ging ziellos durch die Straßen. Ich konnte nicht richtig beschreiben wie es in mir aussah. Leere überrannte mich und ein Gefühl der Hilflosigkeit machte sich breit. 'Robin machte sich sicher Sorgen. Ich musste so schnell wie möglich nach Hause.' Lange überlegte ich, ob ich mich ihr anvertrauen sollte, entschied mich aber erst einmal dagegen. Ich musste selbst erst damit klarkommen, was vor ein paar Stunden passiert ist. Schon bald erreichte ich bekannte Orte und wusste wieder wo ich war. Fünf Minuten später stand ich schon vor unserer Tür und kramte mit zitternden Händen den Schlüssel aus meiner Tasche. 'Reiß dich zusammen, Nami.' Ein Klicken war zu hören und die Tür ging auf. Ich trat ein und ging die Treppe zu unserer Wohnung hinauf. Ich nahm einen anderen Schlüssel vom Bund und schloss auch diese auf. Gleich kam eine besorgt blickende Robin auf mich zu. "Nami, wo warst du? Ich habe mir furchtbare Sorgen... oh Gott, wie siehst du denn aus? Ist etwas passiert?" Fragen prasselten auf mich nieder. Ich wollte doch einfach meine Ruhe haben. Ich verstand ihre Sorge, wollte aber nicht, dass sie sich meinetwegen welche machte. Schließlich fand ich meine Stimme wieder und begann so normal wie immer zu Klingen: "Hallo mein Engel, es ist alles in Ordnung. Ich war noch etwas mit Vivi unterwegs. Kein Grund zur Sorge also. Ich bin etwas müde, war ein anstrengender Tag. Ich lege mich etwas hin, ja?" Robin kam auf mich zu und legte eine Hand auf meinen Arm. Erinnerungen brachen über mich ein. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Als ich in ihre Augen sah, starten mich diese verständnislos und gleichzeitig so verletzt an. Tränen bildeten sich in meinen. Kurz blinzelte ich. "Es tut mir leid." Darauf rannte ich auch schon ins Schlafzimmer und verriegelte die Tür. Zur selben Zeit bei Robin: --------------- 'Was war nur los mit Nami? Ihre Augen, sie waren so voller Angst und Schmerz. So hatte ich sie noch nie gesehen. Doch, warte mal.' Plötzlich fiel es mir wieder ein. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, als ich sie an einem Baum gelehnt gefunden hatte. Damals hatte sie genauso geguckt wie jetzt. Ich war mir sicher, dass etwas passiert sein musste. Was war es? Nur Nami konnte mir diese Frage beantworten. Ich ging zur Schlafzimmertür und klopfte leicht dagegen. Nichts tat sich. Erneut klopfte ich. Dieses Mal aber mit etwas mehr Nachdruck und ihren Namen rufend. Ein leises Geräusch war hinter der Tür zu hören. Sie weinte. Immer lauter wurde das schluchzen. Mein Herz fing an zu schmerzen. Ich konnte mir das einfach nicht mit anhören. Mehrere Schritte trat ich zurück, um etwas Anlauf zu nehmen. Kurz darauf fiel die Türe schwungvoll auf. Wieder bei Nami ----------- Ich ging zum Bett und ließ mich einfach fallen. Ich wollte Robin nicht anlügen, es ging aber nicht anders. Zu viel Angst hatte ich davor, wie sie reagieren würde. Ich dachte an die letzten Stunden zurück. Plötzlich hörte ich ein klopfen an der Zimmertür. Ich hielt die Luft an und sagte nichts. Das Klopfen wurde daraufhin immer lauter. Auch mein Name war mehrmals zu hören. In diesem Moment bahnten sich Tränen den Weg zu meinem Hals hinab. Immer lauter wurde mein schluchzen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Plötzlich sprang die Tür auf. Ich erschrak und hob meinen Kopf aus dem Kissen. In dieser stand Robin ganz außer Atem. Sie kam langsam aufs Bett zu und setzte sich an den Rand. Einen Hand platzierte sie auf meinem Bein und verweilte an dieser Stelle. Ich wischte meine Tränen weg und sah in ihr Gesicht. Es war soviel Sorge in ihrem Blick. Schnell wandte ich mich von ihr ab und fixierte einen Punkt an der Wand. Ich wollte sie so einfach nicht sehen. "Süße, was ist nur los mit dir? Bitte schau mich an und rede mit mir. Ich möchte dich so gerne verstehen und dir helfen." Ich sah sie erneut an umd begann etwas lauter zu werden: "du kannst mir nicht helfen. Lass mich doch einfach in Ruhe." Geschockt sah Robin mich an. Auch ich merkte in welchem Ton ich gerade zu ihr gesprochen hatte. Das war auf keinen Fall so gemeint. Langsam krabbelte ich über das Bett und setzte mich vor sie. Ich hob zitternd eine Hand und ließ sie auf ihrer Wange ruhen. Zaghaft strich ich mit meinem Daumen über diese und erhob das Wort. "Es tut mir so leid Robin. Ich wollte dich nicht anschreien. Wenn du es wirklich wissen willst, dann werde ich es dir sagen. Aber lass mir bitte ein bisschen Zeit, okay?" Sie nahm ihre Hand und legte sie auf meine. "Schon okay. Ist in Ordnung. Nehm dir die Zeit, die du brauchst. Du kannst immer zu mir kommen. Egal um was es geht. Ich mache mir nu solche Sorgen. Irgendwas hat dich anscheinend sehr mitgenommen." Sie nahm ihre Hand von meiner und verließ das Zimmer. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, bekam ich gleich ein schlechtes Gewissen. Es war ungerecht sie so abzuspeisen. Aber was sollte ich tun? Es war bereits 20 Uhr als ich aus dem Zimmer kam. Ganze fünf Stunden hatte ich hier verbracht. Wieder und wieder hatte ich überlegt, was ich nun machen sollte. Wäre es ratsam morgen zur Schule zu gehen? Was ist wenn James schon darauf wartet und mir dann wieder auflauert? Bei dem Gedanken füllten sich meine Augen erneut. Zuviel hatte ich heute schon geweint. Ich sollte endlich mit Robin reden. Vielleicht konnte sie mir ja doch helfen. Mit dem Gedanken ging ich in das Wohnzimmer. Dort saß Robin auf dem Sofa und schaute Fernsehen. Ich setzte mich zu ihr und holte tief Luft. Der Fernseher wurde gleich darauf ausgeschaltet. Sie nahm meine Hände in ihre, um mir zu zeigen das sie da war und mir zuhörte. "James, also der Typ aus meiner Klasse, der schräg rechts hinter mir sitzt. Er... hat...", schwer schluckte ich. Meine Hände begannen zu zittern, mein Hals wurde trocken. Leicht strich Robin mit dem Daumen über diese. Langsam beruhigte ich mich und fand meine Stimme wieder: "James hat mich... uns in der Nacht aus der Disco kommen sehen. Vorhin hat er mich dann darauf angesprochen. Das war in der ersten Pause. Darum war ich im Unterricht auch so schweigsam. Leugnen war zwecklos. Ich hatte Angst, dass er uns verraten würde. Nach der 4. Stunde hat er mich abgefangen und zu einem mir unbekannten Ort verschleppt. Es war so grausam. Er war so... grob zu mir. Bitte, hilf mir." Tränen liefen mir die Wangen hinab. Ich brauchte nicht weiterreden. Robin wusste auch so was mir widerfahren ist. Sie schloss mich langsam in ihre Arme. "Oh, Nami. Es tut mir so leid." Es schmerzte sie. Ich sah es an ihrem Gesichtsausdruck. Es war richtig, mit ihr darüber zu reden. Aber noch schwerer als das war sie so zu sehen. Lange saßen wir auf dem Sofa und hielten uns einfach nur fest, bis Robin anfing zu sprechen: "ich muss morgen erst zur dritten im Unterricht sein. Morgen früh werde ich einmal mit James reden. Du bleibst am besten zuhause und schreibst dir eine Entschuldigung. Ist das in Ordnung?" Stumm nickte ich und ließ mich erneut an Robin sinken... Kapitel 16: Wird doch noch alles gut? ------------------------------------- Bereits zum dritten Mal saß ich senkrecht im Bett und atmete schwer. Ein zittern ging durch meinen Körper. Anfangs konnte ich nur schwer einschlafen. Lange lag ich einfach nur da und starrte an die dunkle Decke. Sobald ich die Augen schloss, sah ich James vor mir. Auch Robin wurde neben mir wach. Wieder einmal. Sie strich mir beruhigend über den Rücken und zog mich eng an sich. Ihr warmer Atem strich über meine Wange. Ich beruhigte mich wieder etwas und fand bald darauf die Ruhe, die ich so dringend brauchte. Dieses Mal schlief auch ich traumlos ein. Am nächsten Morgen machten sich bei uns beiden die Spuren der Nacht bemerkbar. Wir kamen nur sehr schwer aus dem Bett, als der Wecker wie jeden Tag klingelte. Lustlos erhob ich mich und ging mechanisch ins Badezimmer. Dort angekommen spritzte ich mir einen Schwall Wasser ins Gesicht. Deutlich waren die Augenringe zu sehen. Nein, so konnte es auf keinen Fall weitergehen. Als ich in die Küche kam, war Robin damit beschäftigt, Kaffeepulver in den Filter zu tun. Sie setzte sich an den Tisch und lockerte ihre verspannten Muskeln durch kreisende Bewegungen. Wir hatten beide keinen großen Hunger. So gab es an diesem Morgen eben nur einen Kaffee. Das 'Frühstück' verlief ziemlich ruhig. Wir hingen unseren Gedanken nach. Nachdem wir unsere Tassen gespült hatten, ging auch Robin ins Bad. Kurz darauf ging die Dusche an. Unschlüssig saß ich in der Küche und entschied mich, etwas Fernsehen zu gucken. Gähnend erhob ich mich und ging ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Nach einer halben Stunde kam auch Robin aus dem Bad. Als sie ins Wohnzimmer trat, kam sie auf mich zu, gab mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich. "Wir sehen uns dann später, Nami. Ruhe dich noch ein bisschen aus." "Das mache ich, pass bitte auf dich auf." Mit diesen Worten ging sie zur Tür, zog sich ihre Schuhe an und verschwand auch schon aus dieser. 'Ich hoffe, sie kann etwas erreichen und das alles nimmt bald ein Ende.' Seufzend blieb ich auf dem Sofa sitzen und zappte durch die Kanäle. Nami wusste was Robin vorhatte. Lange hatten sie da rüber geredet, was in dieser Situation das beste wäre. Damit lag sie aber gänzlich falsch. Robin hatte sich bereits anders entschieden. Lange überlegte sie in dieser Nacht, ob es die richtige Entscheidung war. Sie wollte Nami helfen, dass das alles bald ein Ende hatte. Gut, es brauchte noch eine Weile bis sie es verarbeiten konnte, aber sie war zuversichtlich, dass sie es zusammen schaffen werden. Zu selben Zeit bei Robin ------------ Ich ging aus der Haustür und setzte mich in meinen Twingo. Nach wenigen Minuten bog ich rechts ab und parkte auf dem Lehrerparkplatz. Ein schwerer Gang stand mir nun bevor. Mit langsamen Schritten ging ich den langen Weg zur Hintertür entlang. Meine Worte hatte ich bereits zurecht gelegt. Ob diese aber gleich so wiedergegeben werden konnten, war eine andere Frage. Ich zog an der Tür und ging hinein. Sofort machte ich mich auf den Weg zum Büro der Direktorin. Wir waren schon lange befreundet und kannten uns schon vor meinem Beginn in dieser Schule. Sie war mehr eine Mutter als eine Chefin für mich. Immer wieder bot sie mir an, bei Problemen aller Art zu ihr zu kommen. Ich hoffte nun sehr, dass sie meine Entscheidung akzeptieren und verstehen würde. Ich klopfte an die Tür, wartete auf die vertraute Stimme und ging hinein. "Oh, Hallo Robin, mit dir hätte ich nicht so früh gerechnet." Sie kam um den Tisch herum und drückte mich kurz. Ich erwiderte die herzliche Umarmung. Unsicherheit und Zweifel machten sich aber gleich bemerkbar. 'Da musst du jetzt einfach durch. Auch wenn es schwer wird. Tu es für Nami und eure Zukunft.' Mehr als abwesend bemerkte ich, dass ich noch kein Wort gesagt hatte. "Hallo Beatrice, entschuldige, ich wollte einmal in Ruhe mit dir reden." Sie setzte sich vor mir an die Tischkante und deutete mit der Hand vor ihr auf den Stuhl. "Setz dich doch bitte. So wie ich in deinem Gesicht lese, wird es kein gemütliches beieinander sitzen." Während sie sprach setzte ich mich auf den Stuhl. Nickend sah ich sie an. "Du hast Recht, es gibt da tatsächlich unfreuliches zu berichten." Stumm sah ich zur Seite. 'Nein Robin, du musst dich zusammenreißen.' Erfolgreich verhinderte ich das Tränen sich einen Weg über mein Gesicht bahnten. Beatrice nahm meine Hand und drückte sie leicht. Es half und nahm mir die Angst vor dem, was ich nun zu berichten hatte. "Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich habe mich dazu entschlossen zu kündigen." Sie sah mich lange an. Ihrem Gesichtsausdruck zu deuten, hatte sie nicht damit gerechnet. Sie wirkte regelrecht entsetzt. Kein Wunder, ich war bereits 6 Jahre hier und bis jetzt hatte es auch keinerlei Probleme gegeben. Ganz im Gegenteil. Alle Schüler und Lehrer mochten mich. Als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte hörte ich nur ein "oh Robin, warum?" Hörbar atmete ich auch. "Nunja, du solltest wissen, dass ich mit einer Schülerin zusammen bin. Wir haben uns in den Ferien kennengelernt und wussten am Anfang nicht, dass wir es eigentlich nicht durften. Erst später haben wir es dann erfahren. Wir beide wollten es eigentlich für uns behalten, aber dann kam alles anders. Zwei Tage vor Schulanfang hat uns ein Mitschüler von ihr gesehen. Nun erpresst er sie damit. Sie kam gestern ganz aufgelöst nach Hause und erzählte mir dann was passiert war. Er hat sie zum Sex gezwungen. Wenn sie nicht darauf eingegangen wäre, hätte er es an die große Glocke gehangen. Ich werde gleich noch zur Polizei gehen und ihn anzeigen. Nun weißt du, warum ich nicht weiter unterrichten kann und an dieser Stelle einen Schlussstrich ziehen werde." Ich wartete auf eine Reaktion. Im ersten Moment passierte nichts. Mein Herz klopfte immer schneller. Doch dann begann sie zu sprechen. "Ich glaube dir und akzeptiere deine Entscheidung. Auch wenn es nicht richtig war, dass du die Beziehung eingegangen bist, stehe ich hinter dir und unterstütze euch. Die arme kleine. Sie musste wirklich einiges durchmachen." Noch bevor ich etwas erwidern konnte, betätigte sie den Schalter ihres Mikrofons und rief Herrn Meyer ins Direktorenbüro. Sie drückte noch kurz meine Hand und erhob sich dann von dem Tisch. Wenige Minuten später klopfte James an die Tür und trat ein. Als er mich sah, wurde ihm bewusst, warum er ins Büro gerufen wurde. Sein Blick verriet, dass ihm die ganze Sache sehr unangenehm war. Beatrice begann zu sprechen: "Herr Meyer, ich habe gerade gehört was gestern nach dem Unterricht vorgefallen ist. Ich möchte Sie hiermit bitten, Ihre Sachen zu packen und sofort das Schulgelände zu verlassen. Sie sind hiermit auf unbestimmte Zeit vom Unterricht suspendiert. Frau Nowack hat sich dazu entschlossen, Anzeige zu erstatten. Dies werde ich natürlich befürworten. Ich werde mich persönlich dafür einsetzten, dass Sie dem Mädchen nie wieder zu nahe kommen." Er versuchte im ersten Moment alles zu leugnen, aber Beatrice glaubte ihm nicht. Kurz darauf ging er aus dem Büro und knallte unsanft die Tür hinter sich zu. Stumm blickte ich zur Tür und kurz darauf zu Beatrice. "So, dass wäre erledigt. Es ist wirklich sehr schade, dass du uns verlassen willst, aber leider geht es nicht anders. Ich werde dir dann die Unterlagen zusenden. Heute Nachmittag werde ich dann verkünden das du aus privaten Gründen gekündigt hast. Niemand wird erfahren, was diese Gründe sind." Sie kam auf mich zu und redete dann weiter: "du wirst mir sehr fehlen. Ich würde mich freuen, wenn du dich dennoch öfters bei mir blicken lässt." "Das verspreche ich dir. Danke für alles." Sie zog mich an sich und umarmte mich noch einmal. Danach verließ ich das Büro und holte meine Sachen aus dem Lehrerzimmer. Nach einer halben Stunde verließ ich das Gelände, sah mich noch einmal um und machte mich auf den Weg zur Polizei. Es fiel mir alles andere als einfach nach sechs Jahren meinen Job aufzugeben. Nami war mir aber um einiges wichtiger und somit habe ich meine Entscheidung getroffen.. Kapitel 17: Ereignisreiche Tage ------------------------------- Robin ----------- Nachdem ich die Anzeige gemacht hatte, fuhr ich auf direktem Wege nach Hause. Sicher wartete Nami schon auf mich, um zu erfahren wie es gelaufen war. Sie hatte noch keine Ahnung, dass ich gekündigt hatte. Ein wenig anders wurde mir bei dem Gedanken, ihr die Wahrheit sagen zu müssen schon, aber anlügen wollte ich sie auch nicht. Als ich auf dem Parkplatz vor meiner Wohnung zum stehen kam, sah ich vom weiten bereits James an der Tür stehen. Langsam stieg ich aus meinem Wagen. 'Was wollte er denn jetzt?' Bevor ich darüber nachdenken konnte, kam er bereits mit schnellen Schritten auf mich zu. "Ey, was sollte das gerade im Lehrerzimmer? Warum hast du mich bei der Direktorin angeschwärzt?" Perplex starrte ich ihn an. Er legte anscheinend keinen großen Wert auf Höflichkeit. Na gut. Tief atmete ich durch und begann zu sprechen: "Du hast doch selber Schuld. Nun musst du mit den Konsequenzen leben. Wie konntest du Nami so etwas antun? Wie kommt man nur auf so einen Gedanken jemanden zu erpressen? Ich verstehe einfach nicht, was in deinem Kopf vorgeht!" Er machte noch einen Schritt auf mich zu. Ich wusste nicht, wieso er nun hier war. Von meiner Seite aus war alles gesagt. "Ich wollte lediglich ein wenig Spaß haben. Aber du musstest mir alles kaputt machen. Deiner kleinen hat es sehr gefallen. Frag sie doch." Er lachte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Wie konnte er so etwas nur behaupten? Übelkeit überkam mich. Erfolgreich versuchte ich diese zu verdrängen. Ich konnte nicht sagen, wozu er fähig war. Ehrlich gesagt wollte ich es auch nicht wissen. Das, was mit Nami geschehen war, hatte mir eindeutig gereicht. "Es ist gut James. Ich musste diesen Schritt tun. Lass dir helfen und gehe selbst zur Polizei." Ich kämpfte mit mir. Ehrlich gesagt, wäre ich ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. Da ich aber die Ältere bin, musste ich ein gewisses benehmen an den Tag legen. Es durfte nicht noch weiter ausarten. "Halt den Mund. Du hast mir garnichts zu sagen. Ich kann machen, was ich will!" Nun war es vorbei. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und hob seine Faust. Mit voller Kraft schlug er gegen die Hauswand neben mir. Ein dumpfes Geräusch war zu hören. An seiner Hand tropfte bereits Blut hinunter. Nun konnte ich auch seine Fahne riechen. Der Junge roch sehr stark nach Aklohol. Angst durchzuckte meinen Körper. Unweigerlich musste ich an die Zeit bei meinem Stiefvater denken. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg zur Wohnungstür. James war abgelenkt und bekam dies zum Glück erst später mit. Ich wollte mir nicht ausmalen, wozu er sonst noch fähig war. An der Tür angekommen schloss ich diese auf und ging hinein. Gerade als er an der Tür ankam, fiel diese ins Schloss und trennte uns somit voneinander. Hörbar atmete ich aus. Zitternd nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte die 110. Kurz danach ließ ich mich an der Wand hinab und legte den Kopf in die Hände. Ich musste erstmal zur Ruhe kommen. Es kostete mich doch einiges an Kraft. Mehrmals hörte ich ihn gegen die Tür hämmern. Ohne Erfolg. Diese war von außen nur mit einem Schlüssel zu öffnen. Nach wenigen Minuten kam bereits die Polizei. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Als James die Sirene hörte, versuchte er noch wegzulaufen, aber zu spät. Nach einigen Metern hatten die beiden Männer ihn bereits geschnappt. Erleichtert öffnete ich die Tür und ging einen Schritt hinaus. Er wurde unfreiwillig ins Auto verfrachtet. Kurz darauf kamen die beiden Polizisten auf mich zu: "gut, dass Sie uns gleich benachrichtigt haben. Wer weiß, was noch alles passiert wäre. Gegen ihn liegen schon einige Dinge vor. Wenn wir Ihre Aussagen gegen die Vergewaltigung erhalten, können wir ihn endlich hinter Gittern bringen!" Mit einem nicken beantwortete ich das eben gesagte. "Wir werden definitiv gegen ihn aussagen." "Sehr gut. Sie bekommen dann einen Brief, wo alles weitere erklärt wird." Die beiden verabschiedeten sich und fuhren kurz darauf mit James im Schlepptau davon. Erleichtert atmete ich aus und war froh, dass es nun endlich ein Ende hatte. Nun musste Nami noch den Prozess überstehen. Ich war mir sicher, dass wir das schaffen würden. In wenigen Wochen stand einer gemeinsamen Zukunft nichtsmehr im Wege. Zwei Wochen sind seit dem Tag vergangen. Das Verfahren war bereits vorbei. Nami und ich wurden als Zeugen geladen. Am Anfang war sie nicht begeistert, tat es dann aber doch. Das Urteil: 6 Monate ohne Bewährung. Ich konnte es nicht fassen, dass er so glimpflich davon gekommen ist. Wenn man sieht, wie Nami sich Tag für Tag quält, brach es einem das Herz. Aber was sollte man tun? Man musste es wohl einfach so hinnehmen. Mehrmals hatte ich ihr angeboten, zu einem Psychologen zu gehen. Sie hat aber immer wieder beteuert, dass sie das schon irgendwie alleine hinbekommt. Desöfteren hatten wir deswegen schon gestritten. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben sie darum zu bitten. Ich zeigte ihr einfach, dass ich für sie da war. Dies klappte auch ganz gut. Mit jedem neuen Tag bekam Nami ein Stück von ihrer Lebensfreude zurück. Auch über die Kündigung war sie wenig erfreut gewesen. Aber es ging nun mal nicht anders. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich diesen Schritt nicht getan hätte. Früher oder später wäre unser Verhältnis zueinander aufgeflogen. Dessen Folgen möchte ich mir nicht ausmalen. Ich habe mich dazu entschieden, nicht mehr als Lehrerin zu arbeiten. Diese Entscheidung fiel mir wirklich alles andere als leicht. In den 6 Jahren hat sich aber genug Geld angesammelt, sodass ich erst einmal zu Hause bleiben konnte. Es war Sonntag. Nami wurde für diese Zeit von der Schule freigestellt. Morgen sollte sie aber wieder hingegen. Wir beide hatten entschieden, dass sie ihren Realschulabschluss unbedingt machen sollte. Vohin kam sie dann von Vivi zurück. Die beiden hatten sich zum Eis essen verabredet. Zumindest hat sie mir dies erzählt. Ihrem Verhalten nach zu urteilen, musste aber etwas passiert sein. Sie hatte sich, ohne ein Wort zu sagen, im Badezimmer eingeschlossen. Kann das alles endlich mal ein Ende haben? Wieso passiert uns so etwas? Wir beide wollten doch einfach nur glücklich sein und das Leben genießen. Seufzend stand ich auf und ging zur Badezimmertür. Ihren Namen rufend klopfte ich an diese und wartete das sie aufmachte. Kurz vorher bei Vivi und Nami ------------ "Vivi, wann ist es denn endlich so weit?" Mit zitternden Händen sah sie immer wieder zu ihrer Freundin herüber. "Warte, gleich ist die Minute um." Wir saßen auf dem Boden in ihrem Badezimmer und warteten auf das Ergebnis des Testes. Vor einiger Zeit hatte ich gemerkt, dass sich etwas in mir veränderte. Robin gegenüber verhielt ich mich so normal wie es eben ging. Ich wollte ihr nicht schon wieder unnötig Sorgen bereiten. Wegen mir musste sie in der letzten Zeit einiges durchmachen. Es tat mir leid, dass sie meinetwegen den Job aufgegeben hatte und stattdessen zu Hause rumsitzte. Ich wünschte mir manchmal, dass wir uns nie begegnet wären. Auch wenn ich sie sehr liebte. Durch mich kamen ja erst die ganzen Probleme. Irgendwas sagte mir, dass jemand etwas dagegen hatte, dass wir zusammen waren. "Nami? Die Minute ist um, willst du nachsehen?" Ich hatte Angst vor dem Ergebnis und bat Vivi darum. "2 rosa Streifen. Scheiße, Nami. Du bist tatsächlich schwanger!" Ich riss ihr den Test aus der Hand um mich selbst davon zu überzeugen. Sie hatte Recht. Ich atmete hörbar aus und ließ meine Hand sinken. "Mensch, dass sagt doch noch garnichts. Geh doch morgen mal zum Frauenarzt. Er kann dann ganz genau sagen, ob du es bist oder nicht." Ich erhob mich vom Boden. Mir wurde plötzlich so kalt. "Ja, du hast Recht. Ich werde morgen hingehen. Dann weiß ich es genau. Ich werde jetzt gehen und mir Gedanken darüber machen." "Wirst du es Robin sagen?" Ich überlegte einen Moment und beantwortete ihre Frage: "Ja, das werde ich." Vivi nickte. Wir gingen die Treppe hinunter. An der Tür angekommen umarmten wir uns zum Abschied. Ein kalter Wind kam mir entgegen. Man merkte das der Herbst kommt. Es war schließlich schon Oktober. Wie die Zeit verging. Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich machte mir über unnötige Dinge Gedanken. Stattdessen sollte ich wohl lieber überlegen, wie ich gleich Robin gegenübertreten sollte. Ich wollte ihr nichts mehr verschweigen. Das ist in den letzten Wochen bereits zu oft passiert. Nach wenigen Minuten war ich zu Hause. Ich schloss die Wohnung auf und ging hinein. Gleich darauf verschwand ich im Bad. Mein Mut hat mich verlassen und die zurechtgelegten Worte waren verschwunden. Wieso fiel es mir so schwer über meine Gefühle zu sprechen? Langsam wurde mir bewusst, was gerade passiert war. Ich war schwanger. Schwanger von einem wildfremden Typen, der mich vergewaltigt hatte. Ich wollte es einfach nicht glauben. Mir kam das alles so unreal vor. Es klopfte an der Tür. Ich schnappte nach Luft und hielt sie an. Langsam begab ich mich zur Tür und drehte den Schlüssel um. Als diese aufging ließ ich mich einfach in Robins Arme sinken. Erschrocken riss sie ihre Augen auf und fing mich auch. Eine Hand streichelte über meine Haare. "Was ist passiert, Nami?" Ich hob meinen Kopf und sah in ihre Augen. Wärme und Verständnis lagen darin. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fing an zu sprechen: "ich war nicht in der Eisdiele. Sondern bei Vivi. Ich habe mir einen Test aus der Apotheke geholt. Die letzten Tage ging es mir nicht so gut. Ich merkte, dass sich etwas veränderte. Nunja, was soll ich sagen? Er war positiv." Ich wunderte mich selbst über meine Worte. Sie gingen so leicht über die Lippen. Ja, mein Wunsch war es, das Kind zu behalten. Egal wie es entstanden ist. Es war ein Lebewesen und konnte ja nichts für die Dinge die passiert waren. Insgeheim wünschte ich mir schon lange eine eigene glückliche Familie. Ich konnte nicht sagen, was Robin gerade dachte. Sie schaute mich wie versteinert an und brachte kein Wort heraus. "Nun sag doch endlich was, bitte." Mehrere Minuten waren verstrichen, als sie sich endlich zu Wort meldete: "ich wünsche mir schon lange eine eigene Familie. Aber ich denke nicht, dass du das Kind bekommen solltest. Denk doch mal nach, du müsstest die Schule erneut beenden. Zudem wird es dich immer daran erinnern, was er dir angetan hat." Einerseits hatte sie ja Recht, andererseits machte sich aber auch eine Enttäuschung in mir breit. Eigentlich hatte ich mich ja bereits entschieden.. Die Tage verstrichen und ich ging wieder zur Schule. Ich fand langsam in mein altes Leben zurück. Ich konnte Robin doch noch davon überzeugen, das Kind zu behalten und auch sie freundete sich langsam mit dem Gedanken an. Gut, sie war anfangs nicht begeistert, hatte dabei aber immer nur mein Wohlergehen im Hinterkopf. Sie freute sich ebenfalls auf das Kleine. Das merke ich mit jedem Tag. Ich glaube aber fest daran, dass unsere Liebe stark genug war, auch diese Situation zu meistern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)