Kaltes Herz von robin-chan ================================================================================ Epilog: ... warm this frozen heart ---------------------------------- „Närrin“, griente die schwarzhaarige Frau, „du hättest hören sollen.“ Rigoros schüttelte die andere den Kopf. Nein. Nichts konnte ihre Entscheidung ins Wanken bringen. Hier gehörte sie her und ohne ihre Freundin blieb sie. Egal, wie lange sie ausweilen musste, Nami würde den Umständen trotzen. Ein weiteres Mal sah sie nicht zu, sonst fand der Spuk nie sein Ende. „Denk nach, Robin. Du hast an Bord selbst gesehen, welche Farce das ist. Komm nach Hause.“ „Hast du daran gedacht, dass sie das nicht möchte?“, mischte die Stimme mit, die leise kicherte. „Dann bleibe ich erst recht, wir alle. Unvollständig setzen wir unsere Reise nicht fort. Franky baut draußen ein Häuschen. Ist bestimmt angenehmer als hier drin. Auf jeden Fall wärmer, aber geht dich das nichts an“, wurde sie gegen Ende hin harscher. Die Einmischung ging Nami gegen den Strich. Am Schiff hatte sie es einfacher empfunden, dort konnte sie alleine mit ihrer Freundin sprechen; keine andere Stimme, die ihre Meinung kundtat und unsinnig dazwischen sprach. „Wir mögen keine Wärme, Kleines! In der Kälte fühlen wir uns wohl, sie ist unser Verbündeter.“ „Halt die Klappe!“, zischte Nami sogleich. „Halt dich raus!“ Hätte sie ihren ersten Gedanken sofort ausgeführt, dachte sie. Tun konnte sie es immer noch, aber lag darin der Sinn? Funktionierte der Plan und Robin war frei oder verschlimmerte das Zerstören das eigentliche Problem? Nami wusste nicht, inwieweit die Kraft fungierte und ob diese dann direkt von Robin abließ. Lieber riskierte sie ein waghalsigeres Vorhaben. Robin sollte aus eigener Kraft heraus aufwachen. Denn dann konnte Nami sicher gehen, dass sie es überstanden hatten. „Möchtest du ernsthaft auf die hören? Seit wann lässt du dir von anderen sagen, was du denkst? Du bist stärker!“, sprach sie wieder an ihre Freundin gewandt. Nie hatte sich diese eine Meinung aufdrücken lassen. Wie konnte sie das zulassen? „Sieh dich um. Hier findest du all das, was du nie mochtest. Es ist kalt und abgeschottet. Lieblos. Ein gewaltiger Rückschritt, den du nie wieder erleben wolltest.“ „Denk nicht, du kennst mich!“, kam die drohende Antwort seitens der Archäologin, die Nami einen Stich versetzte, obwohl sie wusste, dass hier nicht ihre Freundin sprach. „Tue ich aber.“ Und davon war die Navigatorin mehr als überzeugt. Gut, bis sie an den Punkt gelangten, war genügend Zeit verstrichen und auf dem Weg dorthin hatte Nami Unmengen an Nerven liegen gelassen, doch tat sie es. Besser als sonst jemand kannte sie ihre Freundin. Von diesem Punkt konnte ihr niemand das Gegenteil beweisen. Nicht nach der Zeit, die sie miteinander hatten. „Habe ich mich abgewandt oder habe ich geschockt reagiert als ich die Episoden aus deiner Vergangenheit sah? Nein, weil du mir von allem erzählt hast. Von jedem einzelnen Moment und meine Sicht hat sie nie geändert. Warum willst du das nicht sehen?“ „Noch ein Schritt weiter und-“ „Was dann?“ Nami hatte sich genähert während sie gesprochen hatte; deutlich langsamer als gewöhnlich, aber mochte sie den Abstand nicht. Erst recht nicht dann, wenn ihr der Spiegel direkt im Rücken stand und ihr Unruhe bescherte. Dieser hatte eine drückende Wirkung. Als wollte er ihr dieselbe Saat einsäen. Nun, nur noch zwei Schritte von Robin entfernt, hatte diese das Wort erhoben und Nami ging dem nach, blieb kurzerhand stehen. „Tötest du mich?“, sprach sie durchaus gehässig. „Lass es drauf ankommen.“ Das tat Nami durchaus. Ein Schritt folgte. „Ich habe keine Angst vor dir!“ Nicht mehr. Vorhin an Bord, ja, da hatte sie Angst empfunden, große sogar. Allerdings wusste sie nicht, wie sie damit umzugehen hatte. Jetzt, da sie der echten Robin so nahe war, war die Angst verflogen. Ihre Freundin war zum Greifen nahe und die Chance sie wieder zurückzuholen, die durfte sie nicht auslassen. Denn am Ende war sie diejenige, die sich in gewissem Maße fürchtete. Das spürte Nami. „Ich lag falsch, Robin. Meine Panik dir gegenüber, sie war so unbegründet. Egal, wie sehr du von diesem Etwas eingenommen wirst, du bist noch immer da. Du hast mich beschützt, hast du von Anfang an. Du wirst nie zulassen, dass mir etwas zustößt und erst recht nicht… aufgrund deiner eigenen Hände.“ Der letzte Schritt. Noch folgte keine Tat und so stand Nami dicht vor ihr, reckte den Kopf in die Höhe. „Wenn du dich irrst?“, hörte sie leise. Ja, was dann? Eine Option, die in ihrem Unterfangen keinen Platz fand. Das Szenario durfte keinen Platz einnehmen. Für Nami existierte nur noch der Weg nach vorne und doch formten ihre Lippen ein trauriges Lächeln. „Dann haben wir beide versagt.“ Die einzige Antwort, die sie parat hatte und einen Sinn ergab. Sie hätten wahrlich versagt, nicht die Stärke gefunden um in den Alltag zurückzukehren, um zueinander zu finden. „Beende das Trauerspiel!“, forderte die Stimme und Robins Augen warfen einen Blick Richtung Spiegel. Sie sollte dem nachgehen. Damit erhielt sie Ruhe von dem Gerede. Ein Kinderspiel. Sie ließe der Navigatorin keine Chance, so unbewaffnet und nahe, wie sie vor ihr stand. Ein Klacks. Rasch erledigt. Hände umfassten ihr Gesicht und wieder betrachtete sie die junge Frau. Längst hätte sie es tun können und doch unternahm sie nichts. Etwas blockierte sie in der Tat. Die Kieferknochen traten hervor. Wer oder was hielt sie ab? „Ignoriere sie und schau mich an. Ich bin da und das werde ich, solange ich kann. Wir können nach Hause gehen und weitermachen wie zuvor. Wie wir es stets getan haben. Und vergiss nicht, wir haben einen Deal, der einzuhalten ist.“ Nico Robin zog die Augenbrauen zusammen. Eine Abmachung, aber welche? Wovon sprach sie? Sie erkannte das sanfte Lächeln der anderen, das kurze Aufleuchten in ihren Augen. „Eine Weltkarte ohne Blues ist wertlos. Wir haben einen Plan. Irgendwann zeige ich dir den East Blue, meine Heimat, den ich bis ins kleinste Detail auswendig kenne. Wichtig jedoch ist unser Vorhaben danach. Gemeinsam wollen wir den West Blue bereisen, von dem ich wenig Ahnung habe und…“ Hoffnungsvoll sah Nami die andere an. Tief drinnen, da wusste Robin, wie das Vorhaben weiterging. Oft genug hatten sie darüber gesprochen. „Du hast mich ausgelacht, für albern gehalten, aber ich habe dir ein Versprechen gegeben. Ich möchte es und du weißt, mein Werk ist erst vollendet, wenn die weißen Flecken verschwunden sind, besonders dieser eine.“ Ein Versprechen an das sie sich halten würde. Zumal es ihre eigene Idee war. Und ja, als sie damit ankam, da hatte Robin gelacht und ihr Skepsis entgegengebracht, aber nichts hielt sie davon ab. Einmal in den Kopf gesetzt, brachte man sie generell kaum auf einen abweichenden Kurs. „Mach endlich!“ Erneut wurde der Aufforderung nicht nachgegangen. Nami spürte es, sie war auf dem richtigen Weg; wenngleich ihre Freundin hin und her gerissen aussah. Und dann, aus dem Nichts heraus, änderten sich die Gesichtszüge; wurden entspannter, klarer. „Ohara…“, wisperte die Archäologin, „du möchtest wissen, wo genau die Insel einst lag. Die Welt soll daran erinnert werden.“ „Ja“, hauchte Nami atemlos, „so soll es sein.“ „Nein! Gelogen! Sei nicht töricht!“, spie die Stimme wutentbrannt. „Du hast verloren.“ Nami stand dicht vor dem Ziel und das, das wusste auch die Macht, die sich im Spiegel verbarg. Ob sich nun die Königin von damals darin entpuppte oder etwas vollkommen anderes, war dahingestellt. Das war ihr egal, die Niederlage war unausweichlich und Nami hatte es fast geschafft. Und am Ende, da baute all das auf ein verbreitetes Märchen auf. Eines, auf das sich Nami dann doch eingelassen hatte und so tat sie das, das sie viel früher hätte versuchen müssen. Das stets zum Brechen eines Fluches getan wurde. Keine weiteren Worte, Taten sollten sprechen. Sogleich überbrückte sie den letzten Abstand, der zwischen ihnen lag, und küsste ihre Freundin. Märchen waren nun mal Märchen. × × „Dachte du schläfst schon.“ Kaum merklich schüttelte Robin den Kopf. Obwohl ihr Körper dringend Rast benötigte, konnte sie nicht wirklich einschlafen. Zu sehr nagte die Kälte und zu sehr ratterten die Gedanken. Das Alleinsein im Zimmer lud eben ein. Irgendwie hatte sie sich aufraffen können und gestützt von Nami, hatten sie es aus dem Inneren des Berges geschafft. Draußen angekommen, fiel ihr Ruffy regelrecht um den Hals. Wie zuvor hatte er ihr den Strohhut aufgesetzt und gesagt, er würde ihr helfen und sie schnell wieder auf die Beine bringen. Sanji tänzelte um sie herum, machte seiner Erleichterung Ausdruck und packte sie in seinen Mantel ein. Franky vergoss seine übertriebenen Tränen und wollte eines seiner Ständchen, die sie stets belächelte, los trällern. Lysop klopfte sich lobend auf die Brust. Er wusste natürlich von Anfang an, wie die Geschichte endete und hatte Nami die entscheidenden Hinweise zugespielt. Einzig Zorro verblieb, wie sie ihn kannte. Ein siegreiches Nicken, gefolgt von seinem üblichen Brummen, aufgrund der Gefühlsduselei. Dennoch hatte sie ein Zwinkern aufgefangen und einen Blick, den sie durchaus kannte; zu benennen wusste. Auf dem Weg zurück zum Schiff hatte Franky sie getragen und hie und da doch das Bewusstsein verloren. Erst an Bord als ihr Chopper entgegen lief und Befehle gab, wurde sie munterer. Da fing Robin Brooks Blick auf, der ihr – trotz den hinzugefügten Verletzungen – herzhaft entgegen lachte, erst da spürte sie eine tiefere Erleichterung. Er war ihr nicht böse. Wortlos ließ Robin die anschließenden Untersuchungen über sich ergehen. Strickte Bettruhe hatte Chopper verordnet; eingewickelt in einem Berg aus Decken. Die Kälte hatte sich irgendwie in ihren Knochen festgesetzt, sie fror und Sanji hatte sie, trotz Ablehnung, zu Suppe und – leider – Tee genötigt. Gewiss hatte es ihr ein wenig Wärme gespendet, aber vermutlich dürften die Symptome erst in den nächsten Stunden verblassen. Draußen herrschte Dunkelheit, doch wusste Robin, dass es noch nicht sehr spät sein konnte. Ein Zeitraum in dem sie selten zu Bett ging. Ob es daran lag? Vermutlich nicht. Eher die Nachwirkungen. Allein in Gedanken würde sie das Erlebte noch länger mit sich umher tragen. Das wusste sie. Das Ranking um ihre bizarrsten Abenteuer war erweitert worden. „Wie lange bleiben wir?“ Für diese Nacht hatten sie beschlossen, noch vor Anker zu bleiben. Die Weiterreise hetzte nicht und so konnten sie sich alle, und nach diesen Vorkommnis hatten sie es dringend notwendig, ordentlich ausruhen und ausschlafen. „Der Schneefall hat gänzlich aufgehört und der Bürgermeister ist vorbei gekommen. Anscheinend hat das Zerstören des Spiegels doch etwas ausgelöst. Und wir haben wohl ein weiteres kleines Fest vor uns. Von daher, ein bis zwei Tage“, erklärte Nami und hatte sich nebenbei ihres Mantels und den Schuhen entledigt. „Also… alles beim Alten“, entgegnete Robin und griente leicht. Diese Crew hatte wahrhaft die Fähigkeit überall eine kleine Abschlussfeier zu erhalten. „Mir ist kalt“, gab sie zu verstehen und kurzweilig schlossen sich ihre Augenlider; tief atmete sie durch. Erst als sie eine Bewegung vernahm, schielte sie hoch. Nami legte sich zu ihr, hielt einladend die Arme auf. „Nach deinem kalten Herz, ist dein Körper ein Kinderspiel“, lachte sie. „Werde ich mir länger anhören dürfen, oder?“, entgegnete Robin, gefolgt vom einem tiefen Seufzer. Der Einladung jedoch, der ging sie nach. Eng schmiegte sie sich an den Körper ihrer Freundin. Als ob sie lediglich darauf gewartet hatte, schloss sie die Augenlider und ein angenehm erwärmendes Gefühl durchströmte sie. „Oh, glaube mir, in den passenden Momenten, da werde ich dich stets daran erinnern“, neckte die Navigatorin und Robin konnte nicht anders, lächelte in sich hinein. „Ich liebe dich.“ Nicht mehr als ein Murmeln. „Ich weiß“, grinste Nami erneut, „und jetzt schlaf endlich.“ × × „Robin?“, hörte sie und blinzelte; sah gebannt in die Augen ihrer Freundin. Klar, mit all den Erinnerungen, die ihr in den Stunden verwehrt wurden. Sie gab keine Antwort. Vielmehr jedoch, erhielt eine andere Sache ihre Aufmerksamkeit: Stille. Eine angenehme Stille herrschte in ihrem Kopf. Die Stimme, die sie all die Zeit gehört hatte und ihren Geist manipulierte, sie war fort. Und zum ersten Mal, seit sie den Boden der Insel betrat, spürte sie die Temperaturen, den eigenen Körper. Er fror, war ermüdet und dann, dann gaben ihre Beine nach und sie sackte zu Boden. „Mach mir hier nicht schlapp“, flüsterte ihr Nami zu, die sie in den Armen hielt. Robin nickte sacht, aber gänzlich wollte ihr Körper nicht hören. Jede Faser schrie nach Wärme. Ein Gefühl, das ihr so bekannt war und ihren Atem stocken ließ. Und als reichte das nicht aus, kamen ihr die Geschehnisse der vergangenen Stunden in den Sinn und sie erschauderte, nicht der Kälte willen. „Ich habe Brook verletzt.“ „Ist auf den Beinen und wirft dir nichts vor. Mach dir darüber keine Sorgen.“ „Und was ich zu dir gesagt habe…“ „Vergeben und vergessen. Hat mich sogar angespornt.“ „Dann können wir… nach Hause?“ „Nach Hause, ja“, wiederholte Nami wispernd. Erleichtert gluckste sie, hauchte einen Kuss auf die Stirn ihrer Freundin ehe sie in streichender Bewegung von dieser abließ und sich auf die Beine rappelte. Die Stimme blieb auch ihr verborgen; hatte sie nun ihren Einfluss verloren. Von Robin beobachtet, nahm Nami ihre Waffe. Sie grinste. „Was hast du vor?“, krächzte die andere. „Den Spuk endgültig beenden. Er soll niemanden mehr Schaden zufügen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)