Kaltes Herz von robin-chan ================================================================================ Kapitel 3: How our sun has gone away ------------------------------------ „Ein Landgang?“, hörte Robin den Musiker, hielt in ihrem Schritt innen und blickte zur Seite, wo dieser guter Laune auf seinen Zylinder klopfte, diesen vom Schnee befreite. „Ein kleiner Spaziergang schadet nie“, erwiderte sie schließlich und vernahm ein Kichern. „Bei dem Schneegestöber? Unsere Freunde dürfte bald zurück sein.“ Der Schneefall blieb konstant und sein Blick glitt über die Landschaft. Der Winter hatte hier wahrlich Fuß gefasst. „Darf ich dich begleiten?“ Wie lange sie hier verweilten, war fraglich und die Neugierde auf jeden Fall vorhanden, zudem Franky mittlerweile Schlaf nachgeholt hatte. Die Miene der Schwarzhaarigen blieb unergründlich, doch Brook spürte eine Hastigkeit in ihrem Verhalten. Die Frage störte sie. Eine alleinige Erkundung war ihr Grundgedanke gewesen, ohne die wachsamen Augen eines Freundes an ihrer Seite. Doch wie wirkte eine mögliche Abweisung? Einfach unhöflich? Irritierend? Oder dachte Brook nicht viel dabei? „Yohoho“, lachte er verklärt und trat näher. „Verbirgt sich hinter deinem Zögern ein Geheimnis?“ Die Antwort auf ihre Fragen. Selten lehnte sie die Gesellschaft ab, sofern sie angeboten wurde. Anstatt Brook länger anzusehen, wandte sie der Insel ihre Aufmerksamkeit zu. „Und wer passt auf das Schiff auf?“, fragte sie bedächtig und trat bereits an die Begrenzung. In ihrem Kopf ratterten die Gedanken. Einerseits half ihr eine Begleitung, denn so musste sie Acht geben, andererseits war ihre Verfassung wünschenswert und kaum einzuschätzen und ohne dem Wissen, was sie dort erwartete, wollte sie lieber alleine die Begebenheiten herausfinden. „Franky isst gerade, er hat sicherlich nichts dagegen.“ Mit diesen Worten marschierte der Musiker rasch in die warme Stube während Robin gespalten an Ort und Stelle verharrte. Grübelnd zog Brook seine Taschenuhr hervor, stieß einen überraschten Laut aus. Knapp eine Stunde dauerte der Spaziergang bereits an. Sein Blick richtete sich nach vorne, nahm seine Gefährtin ins Visier, die seit einer Weile kein Wort mehr sprach und starr einem kleinen, engen Pfad folgte, auf dem schon länger niemand gewesen war. Lange genug lief er Robin hinterher, beobachtete sie lediglich und fragte, wohin sie der Weg trieb, denn die Schwarzhaarige gab den Takt vor und schien ein klares Ziel vor Augen zu haben. Kannte sie die Insel? Und dann war da das Wetter. Bisher machte ihm der Schnee keine Probleme, leichtfüßig nahm Brook jedes Hindernis, gar die Kälte perlte ab. Robin wirkte anders. Der Weg nahm an Steilheit zu, die Schneedecke wurde höher und unweigerlich schüttelte er den Kopf, nahm an Geschwindigkeit zu, rief ihren Namen. Keine Antwort und so packte er Robin an Handgelenk, zwang sie zum Stillstand. „Kehren wir um. Bald ist es dunkel und ich finde der Schneefall wird stärker“, versuchte er ruhig. Erneut blieb ihm eine Antwort verwehrt, Robin löste lediglich seinen Griff und marschierte unbeirrt weiter. „Dir muss kalt sein!“, rief er hinterher, denn ganz gleich wie warm ihr Mantel wirkte, so trug sie weder einen Schal, Handschuhe noch eine Mütze. Rasch überbrückte Brook den Abstand, überholte sie und blieb stehen, streckte die Arme zur Seite, verhinderte ein Vorbeikommen. Irgendetwas war faul. „Was ist mit dir?“, fragte er fast flüsternd, denn in ihrem Gesicht erkannte er bloß einen dunklen Ausdruck, den er höchstens Feinden gegenüber erspähte. Markant zuckten ihre Augenlider. „Geh mir aus dem Weg!“, forderte sie in einem eisigen Ton, der normalerweise ausreichte um jedes Widerwort im Keim zu ersticken, aber Brook hielt stand. Ohne eine überzeugende Begründung gab er den Weg nicht frei. × × „Wir müssen sofort verschwinden!“, brüllte Lysop panisch und Chopper nickte hastig: „Genau!“ Bereits aus der Ferne hatten sie nach ihren Freunden gerufen. Lysop nahm tiefe Atemzüge, war er gerannt als ob der Feind ihn im Nacken saß. Die Erzählung, so verrückt sie sich anfangs anhörte, bereitete ihm Sorgen. Der alte Mann, der sich als Bürgermeister zu erkennen gab, sprach mit eisernem Ernst, die Blicke der Anwesenden taten ihr Übriges. Zorro brummte rau, fuhr mit der Handfläche durchs Gesicht. Damit hatte er rechnen müssen. „Lasst mich raten“, antwortete Nami, trat näher an den kleinen Trupp, Schärfe lag in ihrer Stimme, „sie haben euch das Märchen aufgebunden?“ Dementsprechend legte sie einen genervten Gesichtsausdruck zu Tage. Während Lysop und Chopper ein Zucken durchfuhr und eingeschüchtert wurden, blieb der Käpt’n ungerührt, grinste vielmehr freudig. „Haben sie. Ist das nicht klasse? Der Fluch der Schneekönigin… das klingt nach einem spannenden Abenteuer! Bleiben wir und warten“, frohlockte er regelrecht, Vorfreude keimte auf, er sehnte förmlich nach Spannung. Die letzten Wochen auf See waren eintönig und somit langweilig gewesen. Kaum ein Marineschiff kreuzte ihren Weg, lediglich eine kleine Insel, aber war diese unbewohnt gewesen und dort machten sie lediglich eine Nacht lang Halt. Umso mehr hatte er der Erzählung mit großen Augen gelauscht, sie hörte sich nach einer ordentlichen Portion Spannung an, die er allzu gerne in Erwägung zog. „Tickst du noch richtig? Entspricht das der Wahrheit, dann haben wir ein massives Problem!“, fuhr Lysop seinen Käpt’n an, der darauf bloß lauthals zum Lachen anfing. „Darum geht ‘s doch“, erwiderte er sogleich. Was ihnen nicht auffiel, war die Ader an Namis Schläfe, die markant hervorstach und stark pochte. „Das ist ein bescheuertes Märchen, ihr Deppen!“, zischte sie gefährlich. Alle drei holte sich eine kraftvolle Kopfnuss ab. „Wir reisen ab sobald Robin und Brook zurück sind.“ Nachdem sie ihren Standpunkt knapp, aber ausreichend darstellte, stapfte sie Richtung Kombüse. Warum hatte sie sich dafür hinaus in die Kälte begeben? Nach dem Gebrüll hatten sie mit einer ernsten Nachricht gerechnet, einem Feind oder anderen Komplikationen, aber erneut wurde sie eines Besseren belehrt. Ihre Freunde fielen auf jedes Geschwätz rein. „Eure Naivität ist erschreckend“, meinte Zorro an die Gruppe, schüttelte den Kopf und folgte der Navigatorin. Chopper war eine Sache, er glaubte jeden Bären, den man versuchte ihm aufzubinden, aber Lysop, der täglich Märchen erzählte? Ruffy glaubte zwar, aber er hatte keine Angst und doch erwartete er sich mittlerweile ein wenig mehr von seinem Kapitän. Sanji stand wieder an der Arbeitsplatte, setzte seine Arbeit fort. Ein kleiner Nachmittagsimbiss. Schweigend hatte er gelauscht und obwohl sich die Geschichte bescheuert anhörte, so spürte er aufkommende Zweifel. Gewiss, ein Teil hielt sie alle für Schwachköpfe und trotzdem war da ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Die Bewohner wirkten nicht wie Lügner auf ihn, sie glaubten felsenfest an jedes einzelne Wort, das konnte er in ihren Gesichtern lesen. Allein die Blicke als sie den Marktplatz betraten, durch die Straßen schlenderten. Besucher waren fremd. Fluchend nahm Nami am Hocker Platz, riss ihn aus seinen Gedanken. Still beobachtete er, wie sie an ihrem Tee nippte, der mittlerweile stark abgekühlt war. × × „Robin…“, keuchte der Musiker schwer, wälzte vergebens im Schnee. Die Arme machten ihn bewegungsunfähig, hatten ihn rasch von den Beinen gezerrt und je länger er sich dagegen wehrte desto mehr schwanden die Kräfte. Nach etlichen Versuchen und den resultierenden Minuten des Schweigens seitens der Archäologin, war ihr der Geduldsfaden gerissen. Sein Pech, dachte sie. „Lass mich los!“, brüllte er schlussendlich aus Leibeskräften, doch schenkte Robin ihm kein Gehör und nahm die letzten Meter zum Ziel alleine in Angriff. Um Begleitung hatte sie nie gebeten, er hatte nicht aufgehört und so zog sie ohne Bedenken die Notbremse. Wer ihr den Weg versperrte, musste mit Konsequenzen rechnen. Verzweifelt sah Brook hinterher, wie sollte er freikommen, wenn sie ihn nicht ließ? Langsam gab er auf, sah keinen weiteren Sinn dahinter anzukämpfen. Regungslos lag er da, starrte gen Himmel. Vielleicht, so hoffte er, ließ Robin von ihm ab sobald sie erkannte, dass er resignierend aufgehört hatte. × × Der Schneefall war stärker geworden und an Bord herrschte eine Unruhe, die selbst Nami nicht länger verleugnete. Von dem Gerede der Bewohner wollte sie weiterhin nichts hören. Ihrer Ansicht nach lag der Grund für die besorgten Gemüter in den fehlenden Crewmitgliedern, die weiterhin spurlos untergetaucht waren. Vermehrt hatte Nami die Uhr gesucht, solange bis sie es in der Kombüse nicht länger aushielt. Robins merkwürdiges Verhalten ging ihr kaum aus dem Sinn. Kein Wunder, dass ihr die Atmosphäre auf den Magen schlug. Nun stand sie an Deck, eingepackt in feste Winterkleidung, und dennoch spürte sie die Kälte, die ihr durch die Glieder fuhr. Immer wieder trat sie auf der Stelle, behielt die gesamte Zeit über die Landschaft im Auge, suchte förmlich nach den Umrissen der beiden, die nirgends auftauchten. „Irgendein Zeichen?“ Franky tauchte hinter ihr auf, nachdenklich zog er die Brauen zusammen und tat es der Navigatorin gleich. Er starrte förmlich auf den Weg, der einzige, der direkt zu ihrem Schiff führte. Wortlos schüttelte Nami den Kopf, strich kraftvoll ihre Oberarme entlang, ihre geröteten Wangen schmerzten allmählich durch den beißenden Wind, der jegliche Wärme stahl. Wie konnten sie bei diesem Wetter solange draußen verweilen? „Die Insel ist friedlich, glaube kaum, dass sie in einen Kampf geraten sind“, kommentierte Sanji seinerseits, blies nervös den Rauch aus, rückte den Schal um seinen Hals enger. Selten machten sie sich Sorgen, wenn jemand länger an Land blieb, aber allein des Wetters wegen, fiel auch ihm die Geduld länger im Warmen abzuwarten. „Wie lange schon?“ „Drei Stunden“, hörte sie Franky. Erschöpft massierte Nami ihren Nasenrücken. Noch hatten sie Zeit, noch spielte das Tageslicht mit, aber was dann? Die Insel war, sofern sie ihre Freunde suchen mussten, groß genug um aneinander vorbeizulaufen. „Brook hat dir wirklich nichts gesagt?“ Frankys Blick reichte aus, immerhin hatte Nami die Frage bereits mehrmals gestellt. Ein Räuspern folgte, Sanji warf den Zigarettenstummel von Bord, lehnte gegen das Holz, nahm insbesondere Nami ins Visier. „Ich habe verstanden, dass du von dieser Geschichte nichts hören möchtest, aber nehmen wir an, sie enthält einen Funken Wahrheit. Dann haben wir eine Erklärung für ihr Verschwinden.“ Er erkannte den Spott in ihrem Ausdruck, seufzte. „Du hast selbst gesagt, sie wirkt anders.“ Nein, daran verschwendete sie keinen Gedanken. Für Robins Verhalten gab es am Ende eine logische Erklärung, die nicht auf ein Märchen beruht. „Lass das. Seit wann glauben wir an ein dümmliches Geschwätz, das Unerwünschte von der Insel verjagen soll?!“ Fassungslos über die Worte ihres Kameraden schüttelte Nami den Kopf, wehrte sich vehement gegen seine Theorie. Von ihm hatte sie eine andere Einstellung erwartet. Sanjis Lippen hingegen formten ein schwaches Lächeln, denn in ihrer Stimme hatte ein gewisser Nachdruck gefehlt, den er kannte, wenn sie ihre Meinung vertrat, der ein Ankommen gegen sie beinah unmöglich machte. Vollkommen überzeugt war Nami wohl nicht mehr. Einzig der Cyborg schwieg, starrte weiter nach vorne, hatte den Ernst in Sanjis Worten wahrgenommen und wusste selbst nicht mehr, was er glauben sollte. × × Brook rannte, so schnell seine Beine ihn ließen, die letzten Meter hoch. Nachdem er regungslos ausgeharrt hatte, verschwanden die Hände, plötzlich und unerwartet, wie sie ihn umschlagen hatten. Nur zwei Möglichkeiten fielen ihm ein. Entweder aus freiem Stück, da Robin gemerkt hatte, wie er resignierte oder aber dahinter lag ein anderer Grund: Sie brauchte ihre Kräfte anderweitig. In Anbetracht der Verfassung der Schwarzhaarigen, konnte Brook kaum einschätzen, welche Variante er vorzog. Tief durchatmend verlangsamte er die Schritte. Er befand sich auf einer Ebene, halb umrandet von massiven Felswänden, während auf einer Seite der Abgrund wartete. Eine einfache Schlussfolgerung, dieser Ort konnte nur über den Pfad erreicht werden. Rasch ließ er den Blick schweifen, von Robin fehlte jegliche Spur. Ihre Teufelskräfte boten durchaus Spielraum, ohne Schwierigkeiten hätte sie die Felswand hinauf können, aber den Gedanken verwarf er sofort je näher er dem Hindernis kam. Ein Schneesturm tobte, die Sicht erschwerte sich und doch erkannte er einen Spalt, eine Öffnung inmitten der Bergwand, die als Eingang diente. Unsicher blieb Brook stehen. Seine Intuition war überzeugt, Robin dort drinnen vorzufinden, aber wie sollte er sich nähern? Mit ihren Kräften lag er schneller am Boden als ihm lieb war und seiner Einschätzung nach, war Robin nicht sie selbst. Er hatte eine andere Frau kennengelernt, die nie ihre Hand gegen die eigenen Freunde erhob. Vielleicht wartete er und hoffte auf ihr Zurückkehren, aber auch hinter diesem Einfall bestand ein Maß an Risiko. Die Dämmerung setzte bald ein. Der Griff um seinen Gehstock, der ihm als Waffe fungierte, festigte sich. Nachdenken brachte ihm nichts, konnte er, sobald er Robin gefunden hatte, immer noch. Gewillt das Innere zu betreten und die Archäologin aufzuspüren, setzte er sich erneut in Bewegung, doch am Eingang traf er auf Widerstand, der ihm den Eintritt verwehrte und unsanft zurückwarf. Perplex lag er neuerlich im Schnee, gerne hätte er geblinzelt. Schwerer als erwartet sprang er auf die Beine, zog die Klinge. Selbst seine Attacken verpufften, hinterließen keine Spur. Woran lag das? War sie doch woanders? Schwer atmend sank Brook auf die Knie, suchte vergebens nach der Archäologin, schrie mehrmals ihren Namen und der Moment, den er nie herbei gesehnt hatte, war endgültig gekommen: Panik kroch hoch. × × Chopper stolperte regelrecht um die Ecke. Nachdem er die aufgebrachte Stimme des Cyborgs gehört hatte, der laut nach ihm rief, war er sofort aufgesprungen und aus der Bibliothek geeilt. Da er nur seinen Namen gehört hatte, schloss er einen Angriff aus. Jemand brauchte seine Hilfe. Er sah Sanji, der auf den Knien mit dem Rücken zu ihm war, Franky der ihn eilig herbei winkte und dann erkannte er Nami, die zusammengekauert gegen die Begrenzung lehnte. „Was hat sie?“ „Du bist der Arzt!“ „Das weiß ich selbst! Ich muss aber dennoch wissen, was passiert ist!“ „Dann schau nach!“ „Haltet die Klappe!“, fauchte Nami daraufhin, brachte Franky und Chopper zum Schweigen. „Alles in Ordnung.“ Gegen den Willen des Arztes stand sie auf, Sanji half ihr dabei, die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ihre Hand ruhte auf ihrer Brust, tief atmete sie durch. Was war das? „Komm mit, ich untersuche dich.“ „Ich hatte bloß Herzstechen“, spielte sie die Situation herunter, denn das war wahrlich untertrieben. Für einen Moment hatte es sich angefühlt, als ob ihr jemand das Herz gewaltsam entriss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)