Kaltes Herz von robin-chan ================================================================================ Kapitel 1: Damn the cold, it's following me ------------------------------------------- 57. 58. 59. Drei Uhr. Erschöpft schloss die schwarzhaarige Archäologin die Augen. Eine Stunde, eine geschlagene Stunde lang hatte sie die Wanduhr angesehen, die Minuten und gar manches Mal die Sekunden mitgezählt. Aufgewacht von diesem Traum, fern jeglicher Vernunft. Wie die Nächte davor blieb der Schlaf anschließend aus. Was war los mit ihr? Anstatt einer Besserung erhielt sie täglich eine neue Wendung. Ihr Alptraum durchfuhr regelrecht eine eigene, dynamische Entwicklung. Beim ersten Mal? Da lachte sie, glaubte ihr Unterbewusstsein spielte einen eigenwilligen Streich. Die Quittung erhielt sie die Tage danach. Auf die klare, lockende Stimme, die nach ihr suchte und ihr den Weg durch die Dunkelheit wies, kam die Kälte, der kahle Raum und eine Stimme, die nichts mit der lieblichen zu Beginn gemeinsam hatte. Mit der heutigen Nacht hatte diese Fantasie einen neuen Höhepunkt erreicht. Zeigte den tiefsten Abgrund ihrer Seele. Nachdenklich streckte sie ihre Hand unter der Decke hervor und bevor sie diese an ihrer Stirn ruhen ließ, strich ihre Handfläche druckvoll durchs Gesicht. Das Frösteln kehrte zurück, ihre Härchen ragten in die Höhe und der kalte Schauer, der ihr den Rücken entlang lief, ließ sie ihren Kiefer aufeinander pressen. Binnen einem Tag hatte die Temperatur einen rapiden Absturz dahin gelegt. Statt sommerlichem herrschte herbstliches, wenn nicht gar, winterliches Wetter. Die Sonne verlor an Wärme und Wolken taten das Übrige. Als ob das frostige Gefühl in den Träumen und kurz nach dem Erwachen nicht ausreichte. Ihre Aufmerksamkeit glitt zum schlafenden, vollkommen entspannten Körper, nur wenige Zentimeter neben den ihrigen. Nami schlief wahrlich den Schlaf der Gerechten. Wie lange noch konnte Robin ihr eine heile Welt vorspielen? Sacht zuckten ihren Mundwinkel in die Höhe, formten ein schwaches Lächeln. Solang sie nicht mehr wusste, wollte sie ihre Freundin nicht beunruhigen. Diese Angelegenheit musste sie selbst klären. Vorsichtig, um die junge Frau nicht aus dem Schlaf zu reißen, hob Robin die Decke an, legte sie behutsam über den freigelegten Rücken und hauchzart berührten ihre Lippen den Nacken der anderen. Frische Luft brauchte sie. Vielleicht verhalf ihr diese zu einem kühleren Kopf und wenn dieser eintrat, dann suchte sie weiter nach einer passenden Lösung. Achtsam stand die Schwarzhaarige auf, erkannte spärlich ihre Schlafkleidung, die Stunden zuvor achtlos den Weg auf den kalten Holzboden gefunden hatte, doch entschied sie sich für wärmeres Gewand. Schleichend schritt sie zum Schrank, ertastete einen flauschigen Pullover sowie eine bequeme Hose. So leise wie möglich zog sie sich an, achtete akribisch auf jede ihrer Bewegungen. Nami zeigte keine Regung, atmete ruhig weiter und verblieb im Reich der Träume. Kaum stand Robin an Deck, atmete sie die frische Nachtluft tief ein. Den Kopf gen Himmel gereckt, schnupperte sie. Die Luft roch förmlich nach Schnee. Und obwohl der Mond die Nacht erleuchtete, bildeten sich bereits Wolkenfronten, die schon bald die Sterne und das helle Licht gänzlich verschlangen. Atemwölkchen stiegen empor und ihre Wangen kühlten bereits ab. Um dem kommenden Frösteln zu entgehen, rieben die Handflächen ihre Oberarme entlang und sie schritt auf die untere Ebene. Ablenkung, ging Robin durch den Kopf. Ein gutes Buch, nebenbei eine heißdampfende Tasse Kaffee. Bloß nicht einschlafen und die Gedanken sortieren. Ihre Schritte verlangsamten sich. Hatte sie mittlerweile tatsächlich Angst vor dem Schlaf? Wo sollte dies enden? Ihre Augen suchten das Meer, welches einen leichten, beruhigenden Wellengang aufwies. Beunruhigung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Ihr Körper war erschöpft, seit vier Tagen hatte sie kaum einen erholenden Schlaf genossen. Spuren machten sich allmählich sichtbar. „Das sind Träume, nichts weiter!“ Oder? Wenn es so war, warum sagte ihr Gefühl anderes? Alpträume kannte sie sehr gut und diese Träume waren definitiv bizarr. Seit wann bauten sie aufeinander auf und entwickelten eine eigene Geschichte? Nie zuvor hatte sie so etwas erlebt. Und zu allem Überfluss: Wären es nur Träume, lächerliche Hirngespinste bräuchte sie keine Angst empfinden. Und diese stahl sich in ihr Bewusstsein. Das Ich im Spiegel, das gehörte der Vergangenheit an, hatte sie es doch vor Jahren begraben. Sie war nicht länger dieser kaltherzige Mensch. Nicht wahr? × × „Morgen“, begrüßte Nami herzhaft gähnend und gab der Türe mit dem Beine einen ordentlichen Schubs. Erst halb acht Uhr und somit traf sie lediglich zwei Personen an. Einerseits den Smutje des Schiffes, Sanji, der den Kopf seitlich in den Nacken warf und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. „Gute Morgen, Schönheit“, trällerte er und hantierte weiter mit den Pfannen, erkundigte sich noch ob sie lieber einen Tee oder Kaffee trank. Seitens ihrer sichtlichen Müdigkeit unnötig gefragt. Wie aus einer Pistole hörte er den Ruf nach Kaffee und ermattet sank Nami auf den Thekenstuhl. Neben ihr saß Franky. Bei ihrem Eintreten hatte er lediglich genickt und mittlerweile nuckelte er schlaftrunken an seiner Cola. Die Nachtwache hinterließ Spuren. „Sieht nach Schnee aus.“ Sanji grinste freudig, stellte eine Tasse ab, dessen Inhalt noch dampfte, und schnitt nun Gemüse klein. Sacht nickte Nami, seine Worte entsprachen der Wahrheit. Seit dem gestrigen Tag ließ sie das Gefühl auf Schnee nicht los. Nicht nur die erkennbare Wetterveränderung wies daraufhin, nein, sie spürte es tief in ihrem Körper. Noch heute musste es schneien. Vorsichtig nippte sie an ihrem Kaffee. Ihre Augen streiften durch den Raum, fragend legte sie die Stirn in Falten. „Ist Robin bereits gegangen?“ Skeptisch hielt Sanji inne, hob den Kopf an und neigte ihn anschließend zur Seite. „Nein, ich dachte sie schläft länger. Außer euch war niemand hier“, verneinte er die Frage und erkannte einen überraschten Ausdruck im Gesicht der jungen Frau. Der Griff um die Tasse festigte sich und Nami spürte die davon ausgehende Wärme, die ihre Handflächen glühen ließ. „Habt ihr…? Du weißt schon“, fing der Smutje leicht beunruhigt an, doch rasch schüttelte Nami mit dem Kopf und starrte auf den Inhalt ihrer Tasse. „Beziehungsprobleme? Nein, und wenn es so wäre, dann wurde ich nicht informiert.“ Nachdenklich zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie, wenn sie an ihre Freundin dachte. Franky hatte die Flasche geleert, fuhr angestrengt durch seine Haartolle und stand auf. Mittlerweile hielt er kaum die Augen offen und so war es wohl besser das Frühstück auszulassen. „Sie ist in der Bibliothek. Seit Stunden. Nacht, wir sehen uns beim Mittagessen“, sprach er gähnend und ließ die beiden unter sich zurück. Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen, denn Sanji wusste nicht so recht, was er sagen sollte, zumal Nami einen unglücklichen Eindruck machte. „Irgendetwas bedrückt sie“, murmelte die Navigatorin schlussendlich und stützte das Kinn an der linken Hand ab und sah dem Smutje direkt in die Augen. Seit ein paar Tagen war ihm eine gewisse Müdigkeit an ihr aufgefallen, aber ansonsten? Morgens war sie weiterhin normal wie eh und je fast zeitgleich mit ihm auf den Beinen. Entweder gesellte sie sich alleine in die Kombüse oder zusammen mit Nami, einzig dieser Morgen war eine Ausnahme, doch dachte er nichts Schlimmes. „Robin wirkt normal auf mich und“, sprach er aus, verzog leicht den Mund, „vielleicht hat sie nicht schlafen können und dachte ein gutes Buch hilft und ist dort eingeschlafen? Du kennst sie ja, sie vergisst dabei schon mal die Zeit.“ Dieses Gefühl kam doch nicht aus heiterem Himmel. Seit Tagen wirkte ihre Freundin abwesend, mit den Gedanken an einem anderen Ort. Fiel nur ihr das auf? Oder sollte sie Sanji Glauben schenken und sie bildete sich diese Veränderung bloß ein? Unweigerlich stieß Nami einen Seufzer aus. „Schenkst du mir weitere Tasse ein?“, fragte sie lächelnd und warf die Bedenken zur Seite. Womöglich lag er richtig und sollte sie nicht bald auftauchen, konnte sie noch immer nachsehen gehen. × × Bibbernd durch die frostigen Temperaturen und dem mittlerweile schwach eingesetzten Schneetreiben, eilte die junge Frau die Planken Richtung Bibliothek entlang. Die Mannschaft, abgesehen vom Zimmermann, der seine schlaflose Nacht nachholte, saß bereits am Frühstückstisch und aß ausgiebig. Einzig Robin glänzte mit ihrer Abwesenheit. Das mulmige Gefühl kehrte zurück und der nachdenkliche Gesichtsausdruck des Smutjes hatte ihr eine kleine Bestätigung gegeben. Nach einem leichten Zögern klopfte Nami sacht an die Tür, horchte, doch erhielt sie keine Antwort. War Robin woanders hingegangen? Mit gerunzelter Stirn öffnete Nami vorsichtig die Türe, lugte bereits durch den Spalt hindurch und suchte nach der Gestalt ihrer Freundin. Leicht erhellten sich ihre Züge. Robin fand sie am Schreibtisch vor, den Kopf auf ihren Armen gebettet und allem Anschein nach schlafend. Kopfschüttelnd ließ Nami die Türe leise ins Schloss fallen und trat dicht hinter die schwarzhaarige Frau. Über deren Schulter hinweg erspähte sie mehrere Bücher sowie einen Notizblock. Der Inhalt war kaum einsehbar, denn ihre Arme verdeckten insbesondere das Selbstgeschriebene. In der Bibliothek war es kaum wärmer als draußen und so entschloss sich die junge Navigatorin ihre schlafende Freundin zu wecken. Sanft schlang sie die Arme um deren Oberkörper, bettete das Kinn an der Schulter. „Aufgewacht, Schlafmütze!“, kicherte Nami ihr ins Ohr, küsste sie sacht am Hals. Die Reaktion erfolgte prompt. Panisch fuhr die schwarzhaarige Frau hoch, befreite sich kraftvoll aus dem Griff und stieß die Navigatorin von sich, die vollkommen überrumpelt durch die Geste das Gleichgewicht verlor und nach hinten auf ihr Steißbein fiel. Leise fluchte Nami auf. Außer Atem fuhr sich Robin über ihr Gesicht, durch die Haare. Kontrolle, ihr erster Gedanken und die suchte sie sehr. Nur schwer beruhigte sich die schwarzhaarige Frau und mehrmals holte sie tief Luft. Nami, die noch am Boden saß, musterte ihre Freundin forschend. Kein gutes Zeichen. Schwungvoll sprang Nami auf die Beine, massierte die leicht gereizte Stelle und trat vorsichtig näher. "Robin?", sprach sie sanft und streckte ihre Hand aus, die sich auf die Wange der anderen legte. Ein Zucken war spürbar, doch zum ersten Mal sah Robin sie an, blinzelte hektisch. Auf Nami wirkte es, als ob sie erst jetzt tatsächlich erwachte und realisierte das sie nicht alleine im Raum war. Entschuldigend senkte sie den Kopf, neigte ihn jedoch der warmen Handfläche entgegen. "Tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?" Ein wenig hatte das Steißbein schon gezwickt, aber das war kaum der Rede wert, und so schüttelte Nami den Kopf. Kaum ersichtlich zuckten Robins Mundwinkel. "Ich hab schlecht geträumt", fügte sie hinzu. Die Worte entsprachen sogar der Wahrheit und als sie die Arme um ihren Körper spürte, war es wie in diesem Traum. Langsam aber sicher lief all das außer Kontrolle. "Wovon?", wisperte die Navigatorin und überbrückte den letzten Abstand, sah besorgt zur Schwarzhaarigen hoch, während ihr Daumen sacht über die Wange streichelte. Schweigend lehnte Robin ihre Stirn an die der Navigatorin und schloss die Augen, während ihre Arme an deren Hüfte ruhte. "Einfach ein miserabler Alptraum.“ Alles andere als zufrieden seufzte Nami, zwingen konnte sie die andere noch nie. Wenn sie schon zu ihrem Traum keine Antwort geben wollte, so konnte sie wenigstens die Gunst der Stunde nutzen um ihrem unguten Gefühl nachzugehen. "Und was bedrückt dich sonst?" Langsam öffnete Robin ihre Augen, sah direkt in jene ihrer Freundin. "Ich bin... einfach müde. Ich schlaf nicht so gut. Vielleicht habe ich zu viel an meinen Forschungen gearbeitet", gestand sie ehrlich. "Mach dir keine Sorgen", murmelte sie gegen die Lippen der anderen. Doch warum konnten Nami den Worten keinen Glauben schenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)