Immortals Girls von DCMarvelFan (Blutige Straßen) ================================================================================ Kapitel 14: Der Meister von New York ------------------------------------ Ein lautes Knarren ertönte, als die Tore geöffnet wurden, die vier Vampirinnen schritten die zwei kleine Stufen hinunter. Zu Maries Erstaunen befanden sich in einem großen Saal, der von sechs großen Säulen gehalten wurde. Der Saal war höhlenartig und so riesig, dass hundert Menschen darin Platz gehabt hätten. Zwischen den Säulen stehende, große Kohlebecken erhellten den Saal zwar, verliehen ihm aber auch eine düstere Aura. Erbaut war der Saal von Nord nach Süd, vom Tor bis ans andere Ende erstreckte sich ein blutroter Teppich. Und überall standen weitere Wachen. Nur das leise Echo ihrer Schritte begleitete sie, als sie den Saal durchquerten, bis sie vor einem erhörten Platz standen, zu dem hohe, schmale Stufen hinaufführten. Dort stand ein großer, gewaltiger Thron in Blutrotfarbe. Und darauf saß eine Gestalt. Marie hatte schon so viel vom Meister von New York gehört, und ihre Vorstellungen über ihn reichten von einem alten Mann über einen hässlichen Nosferatu-Vampir bis ihn zu einem sexy Typen alá Ian Somerhalder. Sie hätte mit so ziemlich allem gerechnet, nur nicht damit. Auf dem Thron saß ein Mädchen, nicht älter als zwölf oder dreizehn, zumindest ihrem Aussehen nach. Das Mädchen hatte lange, weißblonde Haare, wie sie viele Kinder am Anfang hatten. Ihre Augen hatten eine hellblaue Farbe. Marie, Faith und Lissa hatten schon eine blasse Hautfarbe, aber die Haute des Meisters war kreideweiß. Sie trug ein Kleid. Kleine, nur halb ausgebildete Brüste zeichneten sich dort ab. Ihre Füße erreichten nicht ganz den Boden. Und obwohl sie wie ein Kind aussah, strahlte diese kleine, zerbrechlich wirkende Gestalt die Aura einer Herrscherin aus. Sie hatte etwas Bedrohliches, Einschüchterndes. Neben dem Thron stand ein Mann. Er trug einen schwarzen Anzug, darunter ein rotes Hemd mit gleichfarbiger Krawatte. Die Hände hatte er vor sich gefaltet, sein Gesicht war kühl und nicht einzuschätzen. „Willkommen“, begrüßte der Meister sie alle. Ihre Stimme klang wie ein Lachen, lieblich und harmlos. „Wir sind hier um wegen der Anschuldigung von Wilderei auf dem Gebiet Victorias zu verhandeln.“ „Aber wir waren das nicht.“, rutschte es Marie heraus. Sie erntete einen vernichtenden Blick von Faith. Neugierig blickte der Meister zu der blonden Vampirin herab. „Wie ich sehe, habt ihr eine neue Mitbewohnerin, Faith.“ Sie lachte, ein helles, klangvolles Kinderlachen. „Ja, Meisterin Nerissa, ihr Name ist Marie. Sie ist erst seit einigen Monaten bei uns.“, erklärte Faith mit Unbehagen in der Stimme. „Nun, dann werde ich sie mir ansehen.“, sagte Nerissa, schob sich vom Thron und schritt geschmeidig die Treppe hinunter, das Kleid dabei leicht anhebend. „Meisterin, bitte...“, rief Faith, und es war das erste Mal, dass Marie sie flehen hörte. Doch Nerissa hob nur die Hand und brachte sie damit zum Schweigen. Sie stand nun dicht vor Marie. Sie war sehr klein, sie reichte Marie kaum bis zum Schlüsselbein, trotzdem lief es Marie eiskalt den Rücken hinunter. Sie wagte kaum, sich zu rühren. „Du bist neu. Ich kann noch eine Aura von Leben in dir spüren.“, sagte sie „Wer ist dein Meister?“ Marie war jetzt total unsicher, ob das eine Fangfrage war oder ob die Meisterin jetzt ihren Schöpfer meinte. Marie riet ins Blaue hinein und entschied, dass die Meisterin wohl ihren Schöpfer meinte. „Ich weiß nicht, wer mein Meister ist.“, sagte Marie schüchtern. Der mentale Angriff traf Marie mit einer gewaltigen Wucht, es fühlte sich an, als ob sich tausend kleine Schwerter in ihren Verstand bohrten. Marie brach in die Knie und schrie vor Schmerzen, rappelte sich aber schnell wieder auf. Sie spürte den gewaltigen Willen der Meisterin, der in ihren Verstand drang. Wie er begann, die Wände ihres Geistes einzureißen. „Kämpfe nicht gegen mich an, Mädchen! Du hast keine Chance!“, donnerte die gebieterische Stimme Nerissas. Doch sie kämpfte, sie würde nicht zulassen, dass die Meisterin ihren Verstand zerstörte. „Nein, nein!“, schrie sie und stemmte ihren Verstand gegen den Willen des Meisters. „Raus aus meinem Kopf, du Miststück!“, schrie Marie. Dann zog sich die plötzliche Kraft zurück, die Meisterin war weg, nur Marie blieb allein zurück. Dann war da etwas, plötzlich, als ob man eine Tür aufgestoßen hätte, etwas, das nicht mit der Meisterin und ihrem Angriff zu tun hatte. Langsam sah Marie etwas. Ein Zimmer. Ein Schlafzimmer, über und über mit Blut beschmiert. Vor allem das Bett war geradezu damit getränkt. Zwei tote Körper langen darauf, einer davon sah Marie sehr ähnlich, etwas älter vielleicht. Dann erkannte Marie sie. „Momi“, flüsterte sie. Als Marie wieder zu sich kam, fand sie sich auf dem steinernen Boden von Nerissas Thronsaal wieder. Sie spürte, wie etwas Blut aus ihrer Nase lief. Langsam erhob sie sich, Lissa stützt sie und half ihr auf, „Alles in Ordnung Süße.“, flüsterte Lissa. Marie nickte, doch ihr Blick richtete sie auf Nerissa, die sie angrinste und dabei ihre Fangzähne zeigte. Noch nie, noch nie in ihrem Leben hatte Marie so ein boshaftes Grinsen gesehen, schon gar nicht bei einem Kind. Aber eines hatte sie ihr klar gemacht, sie war die Herrscherin und Marie ihr Untertan. Und wenn sie wollte, konnte sie Marie in den Wahnsinn treiben. „Habe ich dir wehgetan?“, fragte Nerissa scheinheilig. Marie nickte. „Gut. Du besitzt einen starken Willen. Eine richtige Kämpferin.“ Ihre Augen richteten sich auf Faith. „Zuletzt habe ich das bei dir gespürt, Faith, und...“ Dann ging ihr Blick zu Lissa „Bei dir, Lissa.“ Sie beugte vor, bis ihr Gesicht ganz nahe bei Marie war. „Ich denke, jetzt verstehen wir einander, nicht wahr?“ Wieder nickte Marie. „Gut“, sagte Nerissa und lachte wieder ihr liebenswertes Kinderlachen. „Dann fangen wir mit dem an, weswegen wir hier sind.“ Sie wandte sich von Marie und Lissa ab, stieg die Stufe zum Thron herauf und blieb dort stehen. „Und nun zum eigentlichen Grund unserer Zusammenkunft. Victoria, du fängst an.“ Selbstbewusst und mit einem gönnerhaften Lächeln trat Victoria nach vorne und begann: „Ich beschuldige Faith Clark und ihre Mitbewohnerinnen, in meinem Gebiet gewildert zu haben.“ „Eine ersthafte Anschuldigung.“, sagte Nerissa „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Faith?“ „Wir waren es nicht.“, beteuerte Faith, die für die Gruppe sprach „Wir haben ein Rogue-Problem in unserem Gebiet. Er muss die Grenze überschritten und Victorias Menschen angegriffen haben.“ „Nicht schon wieder die Rogue-Ausrede, die scheinen ja in letzter Zeit ständig für irgendetwas verantwortlich gemacht zu werden. Lass dir was Besseres einfallen.“, kommentierte Victoria. „Hast du einen Beweis für deine Behauptung?“, fragte Nerissa. „Marie hat einen auf unserem Gebiet gesehen.“, sagte Faith. „Na, wie praktisch, dass diese sogenannte Zeugin unter einem Dach mit dir wohnt.“, rief Victoria genüsslich „Wenn du eine Lüge aufbauen willst, nimm dir einen Zeugen, der unabhängig ist.“ „Das, was Victoria an Argumenten vorgibt, ist sehr überzeugend.“, sagte Nerissa. „Hast du noch andere Beweise für eure Unschuld?“ Faith senkte den Kopf. Was hätte sagen sie sollen? Sie hatten keine anderen Beweise alles war aussichtslos. Alles, wofür sie so lange gearbeitet hatte, ihre Unabhängigkeit, ihr Leben mit Lissa, alles würde durch ein einziges Wort der Meisterin zerstört werden. Plötzlich durchstach ein lautes Räuspern den Saal. Der Mann, der die ganze Zeit neben dem Thron gestanden hatte, meldete sich. Er schritt ruhig die Treppe hinunter, bis er unterhalb von Nerissa stand. „Haben sie etwas zu sagen Mr. Demon?“, fragte Nerissa. „Verzeiht, Meisterin, aber ich fühle mich verpflichtet, für diese drei jungen Damen Partei zu ergreifen. Nennen Sie es eine Berufskrankheit.“ „Dann seien Sie ganz offen.“, forderte Nerissa ihn auf. „Nun, wir haben nichts weiter als eine Anschuldigung von einer Vampirin. Victoria hat nichts, um ihre Anschuldigungen zu untermauern. Keine Beweise, nicht einmal Indiz, dass diese drei wirklich in ihrem Gebiet gewildert haben. Und laut der letzten Menschenzählung, die wir durchgeführt haben, befinden sich in Miss Clarks Gebiet genug Menschen. Welchen Grund hätten sie, in einem fremden Territorium zu jagen, geschweige denn auf einem Territorium der Meistervampirin, die Miss Clark so abgrundtief hasst.“ Demon hielt eine Rede wie ein Anwalt vor einem Geschworenengericht, was ja auch kein Wunder war, schließlich war das sein Beruf. Faith biss sich auf die Lippen, ihr gefiel das nicht, ganz und gar nicht, dass Mr. Demon sich eingeschaltet hatte. Mr. Demon beendete seine Rede und schaute die Meisterin an. „Was schlagen Sie vor?“, fragte Nerissa. „Gebt den dreien eine Chance, ihre Unschuld zu beweisen. Setzt ihnen eine Frist. In diesem Zeitraum müssen sie es schaffen, einen Beweis zu finden, dass sie unschuldig sind. Was habt Ihr zu verlieren?“, erklärte Mr. Demon. „Wer garantiert mir, dass sie nicht einfach die Flucht ergreifen?“, fragte Nerissa „Euer Arm ist lang, Meisterin. Sie könnten sich am Nordpol verstecken und Ihr würdet sie trotzdem irgendwann finden. Und ich kenne Miss Clark. Sie würde lieber kämpfen, als zu fliehen.“, erklärte Mr. Demon, schaute kurz zu Faith und lächelte sie an. Die Meisterin überlegte kurz. „Einverstanden. Ich werde Ihren Vorschlag annehmen, Mr. Demon.“, sagte sie. „Was?!“, fuhr es aus Victoria heraus. „Mr. Demon hat mir überzeugende Argumente geliefert, das Urteil auszusetzen.“, erklärte die Meisterin. Sie stieg die Treppe nach oben und setze sich auf ihren Thron. „Ich gebe euch drei Monate, nicht mehr, nicht weniger.“, verkündete Nerissa. „Um einen Beweis für eure Unschuld zu finden und ihn mir hier vorzulegen. Gelingt es euch nicht, werde ich Victoria freie Hand lassen.“ „W-was? Aber sie sind schuldig, seht Ihr das nicht?“, kam es von Victoria. „Du stellst doch nicht etwa meine Entscheidungen in Frage, oder Victoria?“, zischte Nerissa. Dabei klang ihre Stimme tiefer und erwachsener „Sonst kann es sein, dass ich wütend werde, und du willst doch nicht, dass ich wütend werde, oder?“ Nerissas kleine Hand krallte sich an der Armlehne ihres Thrones fest und man konnte ein leises Knacken hören. Victorias Gesicht wurde bleich. „N-Nein, niemals, bitte vergebt mir, Meister.“ Die Meisterin lächelte und wandte sich an die anderen drei Vampirinnen. „Während dieser drei Monate werde ich euch dreien Schutz gewähren ihr werdet euch in ganzen Staat New York frei bewegen können unter der Bedingung das ihr nicht dort jagt.“ Nerissa erhob sich vom Thron. „Und nun geht eure Zeit lauft.“ **** „Drei Monate, drei beschissene, lausige Monate!“, rief Lissa auf gebracht, als die drei wieder zu Hause waren. „Wie sollen wir in drei Monaten einen verdammten Rogue finden?“ „Jetzt bleib ganz ruhig, wir haben Zeit. Zwar nicht viel, aber Zeit. Morgen werdet ihr beiden Raven aufsuchen. Sie soll sich in den Polizeicomputer hacken, vielleicht gibt es dort Akten, in denen von irgendwelchen Serienmorden berichtet wird, die vielleicht in Verbindung mit dem Rogue stehen könnten.“ „Du willst die zwei da mit hineinziehen?“, fragte Lissa, die anscheinend nicht so begeistert davon war. „Hey, ich würde es nicht machen, wenn es nicht sein müsste.“, antwortete Faith bestimmend. „Währnd ihr euch darum Kümmert, werde ich Elliot aufsuchen um zu sehen ob er irgend was weis.“ „Aber Elliot lebt in der Bronx.“, sagte Lissa besorgt. „Na und?“ Faith zuckte mit den Schultern „Wir genießen den Schutz des Meisters, schon vergessen?“ **** Marie lag in ihrem Bett und dachte über dieses Bild nach, von diesen zwei toten Körpern. Sie gingen ihr nicht aus dem Kopf. Für einen kurzen Moment hatte sie gewusst, wer diese toten Menschen waren. Aber nun war alles wieder wie weggeblasen. Wer waren diese Menschen gewesen? Warum war sie deswegen so mitgenommen? Und warum sah ihr diese Frau so ähnlich? 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