Das perfekte Geschenk von Norrsken ================================================================================ One Shot -------- Mühevoll konzentrierte Molly sich auf ihre Arbeit, um James, der hinter ihr in der Küche auf und ab ging, zu ignorieren. Früher schon, war ihr sein Bewegungsdrang auf die Nerven geschlagen. Nach der Schule, war dies besser geworden, da James einen überraschenden Reifeprozess durchlaufen war, doch in diesem Moment schien er sich wieder an seine Tage als Quälgeist zu erinnern. Am liebsten hätte Molly ihn zu Charlotte aufs Zimmer geschickt, aber ihr kleiner Sonnenschein war noch in der Vorschule. »Molly, du schuldest mir echt was. Ich bin die letzten Jahre immer mit dir los, wenn du unsicher warst, was du wem in der Familie schenken sollst. Und auch bei Charlotte hab ich dir schon ein, zwei Mal den Hals aus der Schlinge gezogen, wenn du und die Prinzessin verschiedener Meinung wart«, hielt James seiner Cousine vor, was bei Molly für ein Rollen mit den Augen sorgte. Gut, das James sie aktuell nicht ansehen konnte. »Ich weiß, James«, versicherte sie ihm. »Es ist auch nicht so, dass ich dir nicht helfen will, es ist nur schwierig mit der Zeit. Ich bin noch nicht fertig mit dem Essen und Charlotte muss nachher noch von der Vorschule abgeholt werden. Ich hab zwar Urlaub, aber das bedeutet nicht, dass ich frei habe.« Sie drapierte den Deckel auf dem Topf, in dem eine Kürbissuppe nach Omas Rezept köchelte. »Ich habe auch eigentlich die Hoffnung, dass es nicht lang dauert. Deshalb bitte ich dich ja um Hilfe. Allein finde ich nie rechtzeitig das Richtige. Du würdest diese ganze Suche beschleunigen und mir aus der Patsche helfen. Ehrlich, ich hab keine Idee«, jammerte James und hörte endlich auf in der Küche umherzulaufen. Wie ein Sack Kartoffeln ließ er sich auf einen Stuhl fallen und ein dumpfes ›Klonk‹ verriet Molly, dass er den Kopf auf die Tischplatte fallen gelassen hatte. Tief amtete sie ein, um die Luft in einen langen Seufzer zu investieren. So dramatisch konnte auch nur ein Potter werden. »Merlin, ist ja gut. Ich werde dir helfen. Aber nicht heute! Dafür hab ich ehrlich keine Luft mehr.« »Echt? Molly, du rettest mein Leben!« »Übertreib mal nicht.« »Doch. Ich steh kurz davor meinen Verstand zu verlieren, weil ich mich wegen diesem Geschenk so verrückt mache! Ehrlich, ohne dich, könnte man mich am Ende der Weihnachtszeit vermutlich in die Geschlossene vom St. Mungo einweisen«, erklärte James mit ernstem Tonfall. Als Molly sich von der Arbeitsplatte abwandte und zu James am Tisch setzte, sah sie ihn dabei, wie er den Kopf in die Hände stützte und sie erwartungsvoll aus den braunen Augen ansah. Auch das erinnerte sie an früher. James war ein kleiner Teufel gewesen, doch wenn etwas davon abhing und er ihre Unterstützung wollte, konnte er zu einem ungewohnt braven Lieblingscousin werden. Ein Lächeln zog an ihren Mundwinkeln und auch, wenn sie sich bemühte, es zu unterdrücken, blieb es hartnäckig auf ihren Lippen. »Also wann wäre es für dich denn passend?«, fragte James, doch Molly hob die Hand, als könne sie so sein Vorhaben ausbremsen. »Eins noch, bevor ich mich auf einen gemeinsamen Ausflug in die Stadt mit dir festlege.« »Jaah?« Skeptisch zog James die Augenbrauen zusammen. »Ich helfe dir, etwas passendes für Julie zu finden, aber ich erwarte, dass du auch noch eine Kleinigkeit ganz alleine besorgst.« »Was?! Dann kann ich ja gleich alleine losgehen!« »James, ich meine nur eine ganz kleine Kleinigkeit. So als eine Art Beilage.« »Und wieso?« Seine Stimme klang wehleidig und sein Gesicht war zu einer Grimasse verzogen, wie früher, wenn er einen bitteren Trank als Medizin nehmen musste. Molly schüttelte verständnislos den Kopf, sodass ihre roten Locken um ihre Schultern wippten. »James, sei kein Troll. Du solltest dich einfach mies fühlen, wenn du deine Cousine auf die Weihnachtsgeschenke für deine Freundin und ihre Familie ansetzt.« »Würde ich! Wenn ich mehr Erfahrung mit dem Geschenkemachen für Muggel hätte. Ich will einfach nicht voll in ein Fettnäpfchen springen.« Etwas kleinlauter setzte er hinzu: »Das ist das erste Mal, dass ich ihre gesamte Familie treffe.« Molly biss sich auf die Zunge, um ihrem Cousin nicht in Verlegenheit zu bringen. Manchmal konnte er süß sein, wie noch als kleiner Junge. »Weiß ich ja«, lenkte sie ein. »Deshalb will ich dir ja auch helfen, aber eine Kleinigkeit wirst du für Julie doch finden, oder? Nur was Kleines.« »Was Kleines …« »Ja, etwas … etwas, dass für andere etwas völlig normales ist, aber für euch noch einen ganz anderen, speziellen Wert hat.« Sie sah ihn vorsichtig an, in der Befürchtung, dass ihrem Cousin gleich der Kopf rauchen würde, doch es blieb aus. Stattdessen nahm er eine gerade Haltung an und Erkenntnis leuchtete in seinen Augen auf. »Ich glaub, ich hab da eine Idee.« »Oh?« »Ja, ich denke … das könnte was werden. Danke Molly! Wir müssen trotzdem zusammen in die Stadt.« »Jaah, morgen dann. Wir fahren mit der U-Bahn.« Wäre er noch Schüler in Hogwarts gewesen, hätte James sich für diesen Abend mindestens 50 Punkte für Gryffindor verdient. Seine große Familie hat ihn auf viele Eventualitäten bei einer Weihnachtsfeier vorbereiten können und auch wenn es eine Feier nach Muggelart war, unter der er sich nur wenig vorstellen konnte, war es doch gar nicht so viel anders als im Fuchsbau (nur ohne Feen und fliegende Christbaumkugeln und sowas). Trotzdem behielt James eine Grundnervosität, was letztendlich schlicht an den prüfenden Blicken von Julies Vater lag, die er ab und an auf sich spürte. Julies kleine Schwester hatte ihn zwar als Traumschwiegersohn beschrieben und ihre Mutter stimmte dem zu, aber Joseph Long sah das ganze wohl noch etwas kritisch. »Nimm dir das nicht zu herzen. Er mag dich, aber er will es noch nicht so zeigen«, hatte George, Julies Bruder, zu ihm gemeint, woraufhin James sich ein kleines Grinsen abrang. Erst als die Geschenke geöffnet wurden, brach das letzte Eis, denn offenbar hatte Molly ihm genau die richtige Empfehlung gegeben. Innerlich schickte er tausend Küssen an die beste Cousine der Welt. Da es keine Hauspunkte mehr für ihn gab, nahm er stattdessen das Angebot eines schwarzen Tees von Julie an und begleitete sie in die Küche. »Du hältst dich tapfer«, bemerkte sie, während sie den Tee aufgoss. Ein Schmunzeln entwich ihm. »Vielen Danke, ich geb mein Bestes.« James war einen flüchtigen Blick über die Schulter bevor er entschied, dass es an der Zeit war. »Julie, ich – ähm – ich hab noch etwas für dich.« »Hm?« Verwundert blinzelte sie ihn aus großen Augen an, die Zuckerdose in beiden Händen haltend. Aus seiner Tasche, die er im Flur abgestellt hatte, holte er noch ein buntes Päckchen hervor. Er wog es unschlüssig, als wolle er es sich doch noch einmal überlegen, doch Julie machte kurzen Prozess und schnappte ihm das Geschenk aus der Hand. Mit einem kindlichen Grinsen betrachtete sie es von allen Seiten. »Du hast zwei Geschenke für mich?« »Jaah, aber erwarte bitte nicht zu viel. Das ist nur was Kleines … unspektakulär.« »Lass das mal mich entscheiden«, meinte Julie und entfernte das Schleifenband. Während der Tee zog, öffnete sie sorgfältig das Papier. Eine Schachtel aus Pappe kam zum Vorschein und als sie auch von dieser das Klebeband entfernte und hineingriff, hielt sie am Ende eine Tasse von Starbucks in der Hand. James Haltung wurde gerade, fast schon steif, während Julie den Kopf leicht zur Seite neigte und die Tasse mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete. »Das … ich wollte – also ich hatte gedacht-« »Ich weiß schon«, unterbrach sie mit einem Schmunzeln das Gestammel. Überschwänglich machte Julie einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn. »Das ist unendlich süß, James.« Er hatte sich geschworen nicht rot zu werden, doch als seine Freundin so nah bei ihm stand und über das ganze Gesicht strahlte, merkte er wie seine Wangen zu glühen begannen. Auch das Grinsen konnte er nicht abstellen. »Erzähl das nur nicht Al.« »Okay«, lachte sie und drückte ihren Freund. »Fröhliche Weihnachten.« Zufrieden drückte James das Gesicht in Julies Haar und atmete tief ein. »Nur dank dir.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)