Dressmaking von Monyong (Takeru x Loki/ Loki x Takeru) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „W-waaas?“, entkam es Takeru grummelnd, wobei er mit beiden Händen unbeabsichtigt hart auf die Tischplatte vor sich schlug. Sein Bruder, der neben ihm stand, zeigte dabei allerdings keine einzige Gefühlsregung, sondern blickte Yui und Apollon nur schweigend an, wobei das Mädchen etwas eingeschüchtert lächelnd zu dem beleidigten Meeresgott schaute. „Was soll das heißen, WIR sollen uns um unsere eigenen Kostüme kümmern?“, brummte dieser, womit er die Anweisung wiederholte, die er zuvor von seiner Klassenkameradin erhalten hatte. Takeru wollte es nicht wahr haben. Nicht nur, dass er eine von Cinderellas bösen Stiefschwestern spielen sollte, nun war er auch noch derjenige, der sich um ein Kleid für diese Theaterrolle bemühen musste? „Wieso können wir uns nicht einfach Kostüme, an unserem Conbini bestellen? Hm? Da bekommt man doch alles, was man haben möchte! Und wie sollen wir das innerhalb von drei Tagen überhaupt schaffen?“ Von der von Zeus versprochene Belohnung war nichts zu spüren. Vielmehr ähnelte es eher einer Bestrafung, zumindest für Takeru. „Naja Takeru-san, sieh es mal so... wenn wir alle Materialien schon fertig kaufen, ist es nicht so wie eine richtige Schulaufführung und Thoth-sama hat uns doch gesagt, dass wir alle aus dieser Aufführung lernen sollen, nicht wahr? Aber wir haben reichlich Stoff und andere nützliche Dinge im Conbini gekauft, du kannst dir was aussuchen!“ Yui lächelte immer noch, während sie Takeru mit einer vorsichtigen Handgeste wieder etwas beruhigen wollte. „Außerdem macht es doch bestimmt Spaß, wenn wir gemeinsam an unseren Kostümen schneidern~ Hm~? Meinst du nicht, Take-Take?“, brachte sich Apollon etwas unnütz und etwas zu laut ein, wobei er Takeru regelrecht anstrahlte, aber der Kleinere seufzte nur genervt. Immerhin konnte ihr Schülersprecher gut reden, denn er spielte Cinderellas Prinzen, sodass er kein Kleid anfertigen brauchte und er selbst konnte es immer noch nicht fassen, wieso er mit seiner eigenen Rolle so gestraft wurde. „Wann müssen wir mit den Kostümen denn fertig sein?“, wollte Tsukito auf einmal wissen. Er schien von ihrer Aufgabe immer noch unbeeindruckt und kümmerte sich stattdessen um die wichtigen Fragen, was Takeru nicht überraschte. Sein Bruder würde jede Aufgabe unter jeder Bedingung mit Perfektion bewältigen wollen, auch wenn es nur um das Schneidern eines Kleides ging und während Yui ihren Zeitplan erklärte und Tsukito eifrig mitschrieb, wandte sich der Meeresgott resignierend ab. Ihre Rollenverteilung war ein faires Glücksspiel gewesen, sodass er sich nicht dagegen wehren konnte und ohne nachzudenken griff er nun nach einer azurblauen Stoffrolle, die in einer Kiste neben Apollon lag. Dazu nahm er sich noch einen dunkleren Stoff, sowie mehrere Rollen für seinen Bruder. Irgendwie musste er sich nicht nur mit der Situation arrangieren, zumal er hoffte, dass ihm Tsukito helfen würde, denn selbst wenn er seinen Text auswendig lernen würde, so war es kein Garant dafür, dass er auch ein Kleid nähen konnte. Am nächsten Morgen wurde diese Hoffnung aber jäh zerschlagen, denn als er den Aufenthaltsraum der japanischen Räume betrat, prangte ihm bereits ein tiefviolettes Kleid entgegen. Es stand liebevoll auf einer Puppe gezogen neben dem Schrank, wo Takeru am Vorabend die Stoffrollen abgelegt hatte und während die violetten Stoffe über Nacht verarbeitet worden waren, waren seine Blauen unberührt geblieben. Ungläubig trat er näher an das Kleid heran. „Guten Morgen.“ Gerade als er eine der Schleifen berühren wollte, riss ihn die Stimme seines Bruders zurück aus seinen Gedanken. „Anii!? Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du mit deinem Kostüm schon anfängst?“ Mit einer Mischung aus Ärger und Verzweiflung schaute Takeru hinter sich, aber kaum sah er Tsukitos ausdrucksloses Gesicht, beruhigte er sich wieder. „...weißt du? Ich hatte gehofft, dass wir unsere Kleider gemeinsam machen könnten. Ich wusste gar nicht, dass du das so gut kannst und ich kann deine Hilfe wirklich gebrauchen!“, erklärte er sich, doch sein Bruder neigte seinen Kopf nur leicht zur Seite, wobei ein kurzer, undeutbarer Ausdruck über dessen Gesicht huschte. „Ich habe mein Kleid nicht geschneidert.“, gestand der Mondgott. „Hu?“ Dieses Geständnis war untypisch, immerhin würde Tsukito eine ihm gegebene Aufgabe niemals und ohne weiteres an jemand anderen weitergeben, nur änderte das nichts an der Tatsache, dass dieses Kleid wirklich sehr gut geworden war. „Wer war das dann?“, wollte Takeru deshalb etwas neugierig wissen. Wenn es unter ihnen tatsächlich jemanden gab, der so gut schneidern konnte, wollte er diese Person ebenfalls darum bitten ihm sein Kostüm zu fertigen. „Loki Leviathan hat es mir geschneidert.“ „Huuu?“ Jetzt staunte er wirklich, denn damit hatte er nicht gerechnet. Immerhin war dieser Rotschopf nur ein kleiner Nichtsnutz, der anderen gerne Streiche spielte, oder ihren gemeinsamen Unterricht störte und ein verstecktes Talent hätte er ihm niemals zugetraut. „Loki... hat...“, wiederholte Takeru irritierter als zuvor, aber Tsukito nickte nur. „Wie bist du überhaupt darauf gekommen ihn zu fragen?“ „Ich habe ihn nicht gefragt. Loki Leviathan hat es mir angeboten, wenn ich ihm einen Gefallen tue.“ Takeru verzog seinen Mund. Wenn Loki jemanden um etwas bat, dann konnte das nichts Gutes bedeuten und besonders, weil er sich für seinen Gefallen ausgerechnet den gutgläubigen Mondgott ausgesucht hatte, war dies etwas verdächtigt. „Was für einen Gefallen?“ Langsam verschränkte Takeru seine Arme vor der Brust, denn die Zeit, die sein Bruder zum antworten brauchte, dauerte ihm zu lange, sodass er immer misstrauischer wurde. „Loki Leviathan hat vorgeschlagen, dass er auch dein Kleid schneidern könnte.“, bekam er schließlich seine Antwort, die eher daran erinnerte, als würde ihm sein Gegenüber seltsamerweise ausweichen. Seufzend begann sich Takeru am Kopf zu kratzen. Er konnte sich Lokis Grinsen bildlich vorstellen, während er mit seinem Bruder gesprochen hatte. Eine Hand auf Tsukitos Schulter liegend, die andere leicht erhoben und mit einem hinterlistigen Funkeln in den Augen. Diese Vorstellung gefiel ihm überhaupt nicht. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Kaum hörte er die leise Stimme, blickte er zurück zu Tsukito, der damit begonnen hatte in seinem Notizbuch zu blättern, um seinen etwaigen Fehler mit Hilfe seiner Mitschriften der vergangenen Tage zu finden. „Ich dachte es wäre gut, wenn man anderen einen Gefallen tut.“ „Ach was! Du hast nichts falsch gemacht! Es ist doch wirklich alles gut, du hast dein Kostüm fertig und ich werde später wohl 'mal mit Loki reden!“, versuchte er ihn etwas aufzumuntern und griff dabei nach dessen Hand. „Anii, lass uns jetzt erst 'mal frühstücken gehen!“ Es war das Beste, wenn er seine Bedenken verschwieg, schließlich wollte er seinen Bruder nicht unnötig verunsichern, zumal er selbst noch nicht wusste, was Lokis Verhalten zu bedeuten hatte. Als die Schulglocke das Ende der letzten Schulstunde verkündete, konnte Takeru seine Hefte gar nicht so schnell zusammenräumen, wie Loki vor ihm bereits von seinem Platz aufgesprungen und an Thors Tisch verschwunden war. „Zeit für unsere Clubaktivitäten~!“, hörte er den Rotschopf zu seinem großen Freund säuseln. Keinen Moment später hatten die beiden das Klassenzimmer bereits verlassen und Takeru selbst stand leise brummend auf. Eigentlich hatte er mit dem Feuergott wegen dem Kleid reden wollen, aber nun war es dafür zu spät und er musste es wohl auf den nächsten Tag verschieben. Gerade als er seine Schultasche schulterte, trat Yui an seinen Sitzplatz heran. „Takeru-san, bitte sei mir nicht böse, aber wir haben uns überlegt, dass wir die Aufführung wegen unseren Prüfungen noch einen Tag vorne verlegen, weil Zeus bereits die nächsten Prüfungen angekündigt hat. Wäre es möglich?“, fragte sie ihn sehr höflich, woraufhin er nur wieder brummte. „I-ich hoffe, das ist kein Problem für dich? Apollon sagte auch, dass...“ „...nein. Schon in Ordnung.“, unterbrach er sie. Zähneknirschend musste er nachgeben. Er wollte dabei aber nichts von Apollons Entscheidung als Schülersprecher hören. Deshalb konnte er Kusanagi auch nicht böse sein, denn er ahnte schon, dass die Terminänderung eine beschlossene Sache des gesamten Schülerrates war, womit er nun wohl oder übel so schnell wie möglich zu den nordischen Räumlichkeiten gehen musste, um mit Loki sprechen zu können und der vorher von Apollon angepriesene Spaß war damit auch dahin. Immerhin war es schier unmöglich für den nächsten Tag eine Aufführung auf die Beine zu stellen. Sicherlich konnte er seine Klassenkameradin oder den enthusiastischen Apollon um Hilfe bitten, aber nun, nachdem er dank Tsukito so misstrauisch geworden war, wollte er sich lieber selbst vergewissern, dass Loki keinen dummen Streich plante, weshalb er sich mit eher gemischten Gefühlen zum Aufenthaltsraum der Norden begab. Vor der schweren Holztür angekommen blieb er allerdings zuerst stehen, denn er zögerte anzuklopfen. Herauszufinden, ob oder was Loki plante war eine Sache, aber ihn auch noch selbst um etwas zu bitten eine andere, sodass er kurz seufzte. Er musste dafür über seinen eigenen Schatten springen, doch noch bevor er dazu kam, öffnete sich die Tür bereits und Baldrs verwundertes Gesicht tauchte vor ihm auf. „Huch? Takeru-san? Was machst du hier, kann ich dir helfen?“, bot er sich freundlich an, bloß bekam der Meeresgott keine Möglichkeit zu antworten. „Ah, ich weiß! Bist du auch wegen deinem Kostüm hier!?“ „Auch?“, wiederholte Takeru, wobei er die Stirn runzelte. „Ja, ich habe Tsukito-san gestern Abend in Lokis Zimmer gesehen! Und mein Feenkostüm hat er mir auch genäht!“ Takeru schluckte. Er hatte zu keinem Augenblick daran gezweifelt, dass etwas an der Geschichte seines Bruders nicht stimmen könnte, nur es jetzt noch von einer weiteren Person bestätigt zu bekommen, fühlte sich seltsam an. „...ich wusste gar nicht, dass Loki nähen kann!“, bemerkte er deshalb, ohne dabei vorerst weiter auf den Grund seines Besuches einzugehen und zu seiner Überraschung begann Baldr sanft zu lächeln. „Hm? Loki kann sehr viele Dinge, die man ihm nicht zutraut! Naja, aber es wundert mich nicht, dass ihr anderen davon nichts wisst. Ah, komm rein!“ Etwas umständlich wurde Takeru die Tür aufgehalten, sodass er nun einen kleinen Flur betrat, der zum Aufenthaltsraum führte. Langsam zog er seine Schuhe aus und schielte dabei zu Baldr. Es lag ihm auf der Zunge nachzufragen, ob es etwas gab, was er über den Feuergott wissen sollte. Immerhin verbrachten sie ihre Schulzeit nun schon recht lange hier an Zeus' Akademie und doch gab es noch viele Dinge, die sie nicht voneinander wussten. Trotzdem war er sich sicher; wenn es jemanden gab, den Loki in einen seiner Streiche einweihen würde, musste diese Person Baldr sein. „War außer meinen Bruder noch jemand hier?“, fragte Takeru, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, aber sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Nein. Nur Tsukito und du.“ „I-ich bin eigentlich auch nicht wegen dem Kostüm hier!“, log der Meeresgott daraufhin leise wobei er schwach zur Seite blickte. Es war sowieso schon gegen seinen Stolz, die Hilfe von jemanden anzunehmen, der nicht sein Bruder war und es dabei noch offen preis zu geben, war ihm zu unangenehm, sodass er sich schnell einen anderen Grund ausdachte. „Ich wollte nur... mit Loki reden. Das ist alles.“ „Hm? Das ist aber unüblich für dich!“ Baldr begann zu lachen und Takeru verstand nicht, worüber sich der andere Gott auf einmal so freute. Trotzdem zwang er sich ebenfalls zu einem kurzen Grinsen. „Ich bring dich zu seinem Zimmer!“, nickte Baldr schließlich, ehe er eine Tür öffnete, die vom Eingangsbereich zu dem eigentlichen Aufenthaltsraum führte und Takeru folgte ihm staunend, denn im Vergleich zu den japanischen Räumlichkeiten hausten die Norden vollkommen anders. Alles war größer, westlicher, es wirkte befremdlich. Zwischen ihnen gab es mehr als nur ein paar Unterschiede und während Takeru zu Thor schielte, der auf einer großen Couch saß und schweigend in einem Buch las, verschwand Baldr vor ihm plötzlich mit einem polternden Geräusch. „Hu? Baldr?“ Sofort richtete sich Takerus Aufmerksamkeit wieder nach vorne, wo der Lichtgott eine kleine Treppe hinabgestürzt war. In seiner Hand hielt er noch einen Teil des Geländers, welches nachgegeben hatte. „A-ah... alles... in Ordnung!“, lachend rappelte sich Baldr wieder auf, „Ich war gerade auf dem Weg zum Conbini, weil wir das Geländer eigentlich reparieren wollten... ich habe nur kurz vergessen, dass es kaputt war!“ Über diese Erklärung konnte Takeru nur mit den Augen rollen, denn es schien, als würde Loki nicht der einzige Idiot unter den nordischen Göttern sein. „E-entschuldige, wenn ich dich aufgehalten habe...“, brummte er trotzdem, weil er sich für dieses Missgeschick mitverantwortlich fühlte, doch Baldr winkte nur ab. „Ach was! Ich freue mich, dass du hier bist und Loki besuchen möchtest! Das mit der Treppe ist meine eigene Schuld!“ Nachdem er sich den Staub von der Hose gewischt hatte, wurde Takeru weiter durch einen länglichen Flur geführt und als sie vor einer Tür anhielten, drehte sich sein Begleiter noch kurz zu ihm um. „So! Takeru-san, komm' bitte gut mit Loki aus, ja? Über diese Bitte verwundert, hielt der Meeresgott kurz inne, bevor er anklopfte und wartete. Mehrere Augenblicke verstrichen allerdings ohne Antwort und auch Baldrs Schritte waren hinter ihm im Flur schon längst verklungen, sodass er beschloss die Tür zu Lokis Zimmer ohne Erlaubnis zu öffnen. Vorsichtig drückte er sie auf, wünschte sich im nächsten Moment aber sogleich, dass er es besser nicht getan hätte, denn von oben stürzte ein dickes Buch auf ihn herab. Es hinterließ eine schmerzende Stelle an seinem Kopf, über die er nun schlecht gelaunt rieb. Wegen diesen dummen Streichen war ihm der Feuergott nicht ganz geheuer, aber Takeru atmete einmal tief durch, wobei er sich an Baldr Bitte erinnerte. Wenn er nicht gut mit Loki auskam, würde er eh nicht herausfinden können, was dieser im Schilde führte. „Loki...“, grummelte er, bevor er sich in dessen Zimmer umschaute. Vor seinen Füßen erstreckte sich ein Chaos aus Zeitschriften, zerknüllten Bonbonpapier, Stoffresten und Nähgarn, während eine große Nähmaschine auf dem Schreibtisch vorm Fenster stand. Doch von dem Schalk fehlte jede Spur, weshalb sich Takeru seufzend die Stirn rieb. Nun war er schon hier, aber Loki war nicht da? Es war seltsam, besonders weil Baldr ihn dennoch hierher geführt hatte. Noch einmal ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, der dieses Mal am Bett hängen blieb, von wo er von einer kleinen, roten Katze beobachtet wurde. Zwischen den vielen Stofftieren, die ebenfalls auf der Matratze lagen, war sie vorher gar nicht aufgefallen. „Was ist? Ist dein Herrchen nicht da?“, fragte er das Fellknäuel. Er hatte nicht gewusst, dass noch jemand außer seinem Bruder ein Haustier besaß und obwohl ihm die Katze keine Antwort gab, trat er näher an das Bett heran, um sie mit einem grimmigen Blick aus der Nähe zu mustern. Eigentlich war das Kätzchen wirklich niedlich. Mit goldenen Augen blinzelte es zu ihm nach oben und das erwartungsvolle Maunzen ließ ihn vermuten, dass es wohl gestreichelt werden wollte. „Guck' mich nicht so an. Ich will nur kurz mit Loki reden!“, erklärte er dem Tier trotzdem eher missmutig. Schließlich war der Meeresgott keine Person, von der man offenherzige Zärtlichkeiten erwarten konnte und während sie sich beide nicht aus den Augen ließen, musste Takeru letztendlich doch nachgaben. Immerhin war er alleine, es gab niemand hier, der ihn beobachten könnte, womit er sich dazu durchrang dünn lächelnd eine Hand nach ihr auszustrecken. Unter seinen Fingern fühlte sich das Fell sogar angenehm weich an, sodass er es für einen kurzen Moment genießen konnte, wobei er der Katze großzügig hinter den Ohren kraulte. Vielleicht hätte er sie auch gerne noch länger gestreichelt, doch auf einmal hüllte sich das Tier in hellen Rauch und mit einem leisen, seltsamen Geräusch veränderte sich die kleine Gestalt. Das Gefühl unter seinen Fingern veränderte sich, denn aus dem roten Fell wurden lange, feuerrote Haare, weshalb er seine Hand sofort wieder hektisch zurückzog. „Takeru-san~ du kannst ja richtig süß sein~“, schnurrte ihm Loki dennoch grinsend entgegen, woraufhin Takeru nur sein Gesicht verzog und sich von ihm wegdrehte. „Auch was! S-sei still! I-ich wusste, dass... du es bist... ich wollte dich gerade... schnappen und mich für den Streich mit dem Buch rächen!“, begann er zu stammeln, wobei er seine Arme vor der Brust verschränkte. „Ja~ natürlich~“ Ohne Hinzugucken konnte er an Lokis Tonfall bereits hören, wie dessen Grinsen breiter wurde. „Hm~ Ich frage mich aber~ worüber du mit mir reden möchtest~“ Als er das Rascheln der Bettdecke vernahm, schielte Takeru aus den Augenwinkel zu dem Feuergott, der sich auf sein Bett gelegt hatte, wo er es sich nun gemütlich machte. Darüber, dass dieser seine Gestalt verändern konnte, hatte er vorher nichts gewusst und eigentlich war es sogar ein bisschen erstaunlich. Der nordische Gott vermag wohl tatsächlich ganz andere Dinge zu können, als man es vermutete. „Hm~?“ Gerade in dem Moment als Takeru etwas offensichtlicher zu Loki starrte, blickte dieser ebenfalls in seine Richtung, sodass er ertappt zusammenzuckte. „Wenn du mir nicht sagst, warum du hier bist, kann ich dir nicht helfen~“ Gähnend rollte sich Loki auf den Bauch, umarmte dabei ein großes Kissen und begann mit seinen Beinen in der Luft zu wedeln, während er seinen Blick dieses Mal nicht von seinem Besucher abwandte. Spätestens jetzt musste Takeru seinen Stolz herunterschlucken, was er allerdings immer noch nicht konnte. „Wer hat denn gesagt, dass ich deine Hilfe brauche?“, brummte er stattdessen. „Na~ Wieso solltest du sonst mit mir reden wollen? Aber ich schätze 'mal, dass Tsukito...“ Kaum war der Name seines Bruders gefallen, vergaß Takeru seinen Stolz für einen kurzen Augenblick und er trat näher an Lokis Bett heran. „Was ist mit meinem Bruder? In was für einen Streich willst du ihn mit hineinziehen?“, unterbrach er den Feuergott, wobei er seine Arme nun in die Seiten stemmte, um sich in dieser Pose mit einem gefährlichen Gesichtsausdruck über Loki aufzubauen. „Takeru~ entspann dich~ Ich habe deinen Bruder lediglich darum gebeten, dir anzubieten, dass ich dir auch ein Kostüm machen könnte~“ Etwas verunsichert lächelnd versank der Rotschopf tiefer zwischen seinen Stofftieren und hielt sich dabei das Kissen schützend vor sein Gesicht, welches ihm Takeru augenblicklich entriss. „So eine Erklärung soll ich dir glauben?“, knurrte er, immerhin ergab es keinen Sinn. Der Gefallen, den Tsukito für Loki erledigen sollte, war eine Bezahlung für das Kostüm und was hatte der Feuergott, wenn er noch ein weiteres Kostüm dafür anfertigen sollte? „Natürlich~ glaubst du, ich lüge?“ Jetzt, wo Loki schutzlos unter ihm lag, hatte er seine Hände erhoben und lachte dabei, bloß klang dieses Lachen in Takerus Ohren scheinheilig, denn irgendetwas war an dieser Sache einfach zu seltsam. „Ja. Du verdrehst die Dinge gerne, wie sie dir gerade passen!“, antwortete er deshalb ehrlich auf dessen Bemerkung hin, sodass Loki das Lachen verging. Dafür blickte er ihn allerdings etwas betroffen an. „Natürlich.“, wiederholte er sich in einem deutlich anderen Tonfall und dann richtete er sich ohne zu Zögern auf, ehe er sich an Takeru vorbei drückte, um leichtfüßig durch das Chaos am Boden hinüber zu seinem Schreibtisch zu tänzeln. „Hm~ Wo hab ich's denn~“, säuselte Loki dabei für sich selbst, sodass der Meeresgott nur irritiert zurück blieb. Er war sich nicht ganz sicher, aber nicht nur der Ton in Lokis Stimme, sondern auch dessen Blick waren so anders gewesen, als er es bisher von ihm kannte. Allerdings war es nur ein Sekundenbruchteil gewesen, weshalb er sich auch nicht sicher darüber war, ob er es sich nur eingebildet hatte, schließlich lag mittlerweile schon wieder dieses typische Grinsen auf Lokis Lippen, als sich dieser mit einem dünnen Notizbuch zu ihm herumdrehte. Kapitel 2: ----------- „Was ist das?“, wollte Takeru immer noch misstrauisch wissen und musterte das dünne Buch, welches ihm nun entgegengestreckt wurde. „Der Beweis, dass ich ausnahmsweise~ die Wahrheit gesagt habe~“ Langsam schaute er immer wieder zwischen dem Notizbuch und Loki hin und her, bevor er es etwas zögerlich an sich nahm, um die erste Seite aufzuschlagen. Der Inhalt bestand aus einer kritzeligen Handschrift und auf der Innenseite des Covers war eine unsaubere Skizze von ihm selbst, sowie von seinem Bruder in übertriebenen Ballkleidern. „Was... soll das?“, wiederholte sich Takeru etwas beschämt, woraufhin er den handschriftlich verfassten Text nur hastig überflog. In seinen Händen hielt er eine abgewandelte Szene ihres Theaterstückes von Cinderella, aber es stammte nicht aus dem Skript, welches sie gemeinsam bearbeitet hatten. Es war Lokis eigene Fassung, womit es ein anderes Ende darstellte. „Takeru~ Ich wollte dich mit Tsukito und seinem Kostüm nur hierhin ködern. Anders hättest du mir doch nie geglaubt, dass ich nähen kann, nicht wahr~? Und eigentlich bist du Derjenige, der mir einen Gefallen tun soll!“ „Was? Ich? Dir? Wieso sollte ich das tun?“, entkam es Takeru daraufhin sofort brummig, doch der Feuergott blieb überraschend gefasst. „Wenn ich dir auch so ein hübsches Kleid nähen soll, musst du in meinem Stück mitspielen!“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, wanderte sein Blick erneut in das Skript. „...du hast eine eigene Szene für unsere Aufführung geschrieben, von der die anderen wohl nichts wissen, wie? Und willst, dass ich bei deinem kleinen Streich mitspiele? Was hast du vor, hä? Unsere ganze Aufführung ruinieren?“, mutmaßte der Meeresgott zähneknirschend, doch zu seiner eigenen Überraschung schob Loki seine Unterlippe nach vorne und schien plötzlich zu schmollen. „Ich will überhaupt nichts ruinieren~ Ich will die Aufführung mit meinem Stück nur perfekt machen~ Immerhin sollte mir die Rolle des Stars zustehen und der Star des Stückes bekommt die Prinzessin! Weil du die böse~ Stiefschwester spielst, wirst du den Prinzen ablenken, sodass...“ Während ihm seine neue Rolle erklärt wurde, begann Takeru in dem Notizbuch etwas genauer zu lesen, doch was dort niedergeschrieben war, missfiel ihm ungemein. „ICH soll APOLLON küssen, damit DU KUSANAGI bekommst?“ Noch bevor Loki aussprechen konnte, waren ihm diese Worte einfach energisch entkommen, sodass sein Gegenüber überrascht zusammenzuckte, ehe er beschwichtigend die Hände hob ohne dabei das berechnende Funkeln in den Augen zu verlieren. „Nein~ Die Stiefschwester küsst den Prinzen~!“, wollte Loki die Wahrheit entschärfen. „Ich BIN die Stiefschwester und Apollon IST der Prinz! Und du willst dir... Kusanagi unter'm Nagel reißen?“, motzte Takeru dennoch weiter, wobei er dem Feuergott das Notizbuch zurück in die Hände drückte. „Takeru~ es ist ein Theaterstück! Du brauchst doch nur so zu tun, als würdest du ihn küssen und mir geht es nicht um das Menschenmädchen! Ich will einfach eine Rolle, die mir zusteht!“ „Mir egal, was du willst! Ich spiel' da nicht mit! Das ist doch bescheuert!“ „Oh? Dann willst du also lieber in einem Kartoffelsack auf die Bühne~?“ Obwohl sich Takeru gegen dieses Spielchen sträubte, schien Loki immer noch zuversichtlich mit seinem Vorhaben. „Überleg' es dir. Du hast Tsukitos Kostüm gesehen! Wenn du dich also lieber vor den anderen blamieren möchtest~“ „Tzz.“ Eigentlich war ihr Gespräch an dieser Stelle beendet, sodass sich Takeru wegdrehte, um mit zu Fäusten geballten Händen die Zimmertür anzusteuern. Er hatte immerhin erfahren, dass sein Bruder nicht in einen von Lokis Streichen hineingezogen wurde und ob er nun ein Kostüm für die Aufführung bekam oder nicht, war erst einmal nebensächlich geworden. Vermutlich würde er daher erneut über seinen Schatten springen müssen, indem er Kusanagi um Hilfe bat, doch gerade als seine Hand die Türklinge erreicht hatte, ließ ihn Lokis Stimme inne halten. „Das ist wirklich nicht fair.“, sagte dieser leise, „Alles, was ich haben wollte, war eine Chance.“ Takeru musste bei diesen Worten schlucken. Nicht nur, weil der schwermütige Klang von Lokis Stimme so ungewohnt war, sondern auch, weil er sich ausgerechnet jetzt wieder Baldrs Worte zurück in sein Gedächtnis rief. Er mochte nicht viel über den Rotschopf wissen, aber er ahnte, dass dieser es in seiner Heimat ähnlich schwer gehabt haben musste, wie er selbst. Sie alle hier trugen ihr eigenes Laster und während die eine Hälfte gut daran arbeitete, oder es zumindest versuchte, blieb es unklar, wie es der anderen Hälfte erging. Doch sicher war es, zu welche dieser beiden Gruppen Loki gehörte und obwohl es sich Takeru nur schwer eingestehen konnte, so kannte er das Gefühl eines Ausgestoßenen. Es schmerzte ungemein. Je länger er an der Zimmertür verweilte, desto größer wurde dabei das unangenehme Gefühl in seiner Brust. Es ähnelte einem schlechten Gewissen und irgendetwas sagte ihm, dass Lokis Vorhaben eher einem kleinen Hilferuf glich, als dass er mit diesem Streich jemanden zu Schaden kommen lassen wollte. Genaugenommen hatte keiner seiner Streiche jemals jemanden verletzt; sie waren einfach nur nervig und manche von ihnen vielleicht sogar ein bisschen spaßig gewesen. Tief durchatmend löste sich Takeru schließlich von der Türklinge und drehte sich um. „Ich... m-mache es!“, gab er etwas kleinlaut und sichtlich unzufrieden nach, was allerdings nicht bedeutete, dass er Apollon tatsächlich jemals küssen wollte. Loki sollte ihm das Kostüm schneidern und im Gegenzug würde er mit seiner Rolle als Cinderellas Stiefschwester in dessen neuen Drehbuch mitspielen. „Hm~“ Der Rotschopf zeigte allerdings keine Reaktion, sondern schaute nur seitlich zu Boden, als hätte er ihn überhaupt nicht gehört, sodass Takeru wohl oder übel auf ihn zugehen und das beschämende Eingeständnis wiederholen musste. „Hey! Meinetwegen... spiel' ich bei deinem Stück mit... w-wenn es dir hilft. Verstanden?“, sagte er etwas lauter als zuvor noch und kaum stand er direkt vor Loki, zeichnete sich ein Lächeln auf dessen Lippen ab. „Hm~ Helfen? Wovon redest du? Ich habe nur eine deiner Textstellen zitiert~ Aber schön, dass du mitmachst und Takeru, du weißt ja~ Es ist nicht sehr männlich, nicht zu seinem Wort zu stehen!“ Noch bevor er reagieren konnte, hatte er bereits die Hand des Feuergottes auf seiner Schulter, ehe er in ein breites Grinsen blickte. Ohne es bemerkt zu haben, war er in eine Falle getappt, sodass er nun nicht wusste, was er tun sollte, aber diese Entscheidung wurde ihm bereits abgenommen, weil er zurück in Richtung Tür geschoben wurde. Scheinbar sollte er keine weitere Zeit mehr bekommen, in der er sich umentscheiden könnte. „Geh die Stoffe holen, dann nähe ich dir dein Kostüm!“, wimmelte ihn Loki daher schnell ab. „Du bist doch echt...“, murmelte Takeru dabei leise, woraufhin er ein schwaches Kichern an seinem Ohr vernahm. „Ich bin doch echt... was? Takeru~ Lass uns mit unserem kleinen Geheimnis einfach ein bisschen Spaß haben. Das gefällt dir doch auch viel besser, als immer so schlecht gelaunt zu sein, hm?“ Über diese Aussage überrascht musste er tatsächlich lächeln. Ohne diese hinterlistige Art war der verspielte Loki wirklich ganz angenehm. Er mochte diese Seite, doch fühlte es sich stets so an, als würde er sich nie sicher sein können, dass er wirklich ehrlich war. Immerhin waren sie noch lange keine guten Freunde, nur weil sie in manchen Situation miteinander lachen konnten. Um jemanden zu vertrauen, brauchte es mehr und besonders Takeru tat sich mit diesem simplen Gefühl sehr schwer, obwohl es ihm, seitdem er die anderen Götter und Kusanagi kannte, nach und nach leichter fiel sich auf andere einzulassen. „...ich bin gar nicht so schlecht gelaunt...“ Trotzig schielte er kurz zurück und sein Blick wurde mit einem warmen Lächeln erwidert. Er wusste nicht wieso, aber Loki schien sich wirklich vollkommen ehrlich zu freuen, sodass seine Entscheidung vielleicht gar nicht so schlecht gewesen war. Nachdem Takeru zum japanischen Aufenthaltsraum zurückgekehrt war, räumte er die Stoffrollen, die er sich ausgesucht hatte, in eine Kiste, um sich damit, wie verabredet, auf den Weg zu Loki zu machen und während er durch Raum ging, blieb sein Tun von Tsukito nicht unbeobachtet. Es war sein eigenes Glück, dass sein Bruder so ruhig war, wie er war. „Wann wirst du wieder da sein?“, wollte dieser lediglich von ihm wissen, woraufhin Takeru aber keine richtige Antwort geben konnte. „Weiß ich nicht. Warte mit dem Essen nicht auf mich! Wird wohl sehr spät!“ Ohne eine Gefühlsregung nickte Tsukito, wobei der Meeresgott bereits durch die Tür nach draußen verschwunden war. Mit einem viel besseren Gefühl als zuvor noch ging Takeru zum Aufenthaltsraum der Norden zurück, wo er ohne zu Klopfen eintrat. Von Loki wusste er, dass sowohl Baldr, als auch Thor nach den Reperaturarbeiten an der Treppe in der Bibliothek beschäftigt waren, sodass sie mit ihrer eigenen Arbeit an dem Kleid ungestört waren. Trotzdem wollte er, dass sie in Lokis Zimmer blieben, denn es war nicht vorzustellen, was es für ein Bild geben würde, wenn sie jemand bei ihrem Vorhaben beobachtete. Immerhin hatte er sich gerade mit dem Gedanken angefreundet, ein Kleid für ihre Theateraufführung zu tragen und während es für den Feuergott nur eine Kleinigkeit war etwas Stoff zusammenzunähen, wollte Takeru unter gar keinen Umständen, dass es jemand sah, wie er für ein Ballkleid Modell stand. Als er schließlich wieder vor Lokis Zimmertür angekommen war und wieder keine Antwort bekam, stieß er die Tür mit Schwung auf, damit er auf den gleichen Trick kein zweites Mal hereinfiel. Doch anstatt von einem herabfliegenden Objekt überrascht zu werden, stand sofort Loki persönlich vor ihm und nahm ihn freundlich lächelnd die Kiste mit den Stoffen ab. „Ich habe schon fast gedacht, du kommst nicht mehr~“ „Ach was... ich halte mein Wort...!“, antwortete er auf die überschwängliche Begrüßung mit einem Murren, wobei er sich erstaunt umschaute, denn das Zimmer des Feuergottes war einigermaßen aufgeräumt. Die Zeitschriften, die zuvor noch auf dem Boden gelegen hatten, stapelten sich nun zwischen den Stofftieren auf dem Bett und aus der obersten Schublade des Nachtschränkchens quoll eine Unzahl von Süßigkeiten, wo sich Loki nun, nachdem er die Kiste neben seinem Schreibtisch gestellt hatte, zwei Lutscher aus dem Durcheinander fischte. Einen der beiden hielt er Takeru entgegen. „Hier~“ „Ich... mag so süßen Kram nicht!“, lehnte er das kleine Geschenk allerdings ab. „Ach komm schon~ Sieh es als Belohnung!“ „Eine Belohnung? Wofür?“ Unsicher, ob er diesen Lutscher wirklich essen sollte, blinzelte er zu Loki, der aber nicht weiter auf seine Frage einging. Stattdessen verschwand der zweite Lutscher zwischen dessen Lippen, woraufhin die rosafarbene Folie zerknüllt und quer durch den Raum Richtung Mülleimer geworfen wurde. Nur weil Loki die Süßigkeit aß, entfernte Takeru ebenfalls die Folie seines eigenen Lutschers, den er anschließend, wenn auch zögernd, in seinem Mund aufnahm. Zuerst lag ein unerträglich süßer Erdbeergeschmack auf seiner Zunge, der sich schließlich rasend schnell ausbreitete, ehe ein scharfes Gefühl in seinem Mund zu brennen begann. Hastig zog er sich das Ding aus dem Mund und hustete. Schon wieder war er auf einen von Lokis Streichen hereingefallen, worüber er sich einfach nur ärgern konnte. „LOKI!“, fuhr er ihn aufgebracht an, doch der Rotschopf blinzelte nur überrascht, während er sich längst weggedreht und niedergelassen hatte, um die erste Stoffrolle auf seinem Fußboden auszubreiten. „Was denn~ Schmeckt er dir nicht?“ Im Gegensatz zu sonst war der Schalk weder am Kichern, noch schien er zu verstehen, was soeben vor sich ging, sondern schaute nur fragend zu ihm auf. „Das ist echt NICHT witzig!“, meckerte Takeru und wollte den widerlichen Lutscher zu den Verpackungen in den Mülleimer werfen, wurde dabei allerdings aufgehalten, weil Loki plötzlich nach seinem Handgelenk griff. „Hey! Was tust du? Der Conbini hat Ewigkeiten~ gebraucht, bis er mir diese Sorte besorgen konnte!“ Bevor Takeru wusste, was geschah, war ihm der Lutscher abgenommen worden und steckte nun ebenfalls zwischen Lokis Lippen, der sich mit zwei Lutschern im Mund zurück auf den Boden setzte, als wäre es das Normalste der Welt die angeleckte Süßigkeit eines anderen weiter zu essen. Über diesen Anblick verwundert, lockerten sich Takerus verspannten Gesichtszüge, wobei ihm eine ungeahnte Hitze in sein Gesicht stieg. Er war auf gar keinen Streich hereingefallen, weil es überhaupt kein Streich gewesen war. „Du bist doch... echt...“, murmelte er wieder einmal, sodass der Rotschopf zu ihn zurückblinzelte. „Hm~?“ Während Lokis Zunge die beiden Lutscher mit klappernden Geräuschen in seinen Mund hin und herschob, streckte er ihm ein Maßband entgegen und deutete mit seinem Zeigefinger gleichzeitig auf seine Schulterpartie, sowie den Hüftbereich. „Anstatt immer nur zu motzen, kannst du mir helfen deine Maße zu nehmen.“ „Was? Ich soll...“ Stur drehte der Meeresgott den Kopf zur Seite. „Wenn du nicht willst, muss ich Tsukitos Schnittmuster nehmen, aber dann wird dir das Kostüm zu groß~“ Ohne nachzudenken ergriff Takeru nun das Maßband, warf es auf das Bett und zog seine Weste aus, bevor er sein Hemd aufknöpfte und als er sich bis auf seine Shorts ausgezogen hatte, begann er sich etwas umständlich das Maßband um seinen Körper zu wickeln. Erst jetzt merkte er, wie er von Loki mit einer Mischung aus Neugierde und Belustigung beobachtet wurde. „W-was ist?“, brummte er ihm entgegen, was mit einem leisen Kichern erwidert wurde. „Lass mich mal~“ Nur widerwillig gab er das Maßband zurück, denn nun konnte er nichts anderes tun, als still dazustehen, während Loki immer noch kichernd einige Längen ausmaß. „Du hättest dich auch gar nicht ausziehen zu brauchen~“ Die kleine Maßbandrolle gab ein klackendes Geräusch von sich, während ihm der Feuergott die Schulter tätschelte, als er fertig war. „Nicht? Hättest... du das nicht früher sagen können?“ Sofort griff Takeru zurück zu seiner Hose, die er sich überzog, wobei er den Blickkontakt zu Loki mied. Dessen überfreundliche Art. Sie war mehr als nur verunsichernd, sie brachte ihn wirklich in Verlegenheit, obwohl es dazu überhaupt keinen Grund gab. Nachdem er sich wieder angezogen hatte, nahm er sich das Skript ihrer geheimen Theaterszene und ließ sich damit auf Lokis Matratze sinken. Der Rotschopf war bereits fleißig bei der Arbeit, sodass er sich in der Zwischenzeit seine Textstellen intensiver durchlesen wollte. Immer und immer wieder las er die Zeilen, wobei ihm jedes Mal bewusster wurde, dass dieser Streich alles andere als schlimm war. Vielleicht würde es sogar lustig werden, wenn er es außer Acht ließ, dass Loki von ihm erwartete, dass er als Stiefschwester den Prinzen küsste. Doch das wollte er unter gar keinen Umständen so weit kommen lassen. Takeru gähnte, ehe er einen Blick auf die Uhr an der Wand warf. Es war schon spät und mittlerweile saß der Feuergott bereits an seinem Schreibtisch. Das gleichmäßige Geräusch seiner Nähmaschine erfüllte den Raum, wodurch Takeru schläfrig wurde. Während er sich tiefer in das Kopfkissen kuschelte, rutschte ihm das Notizbuch aus der Hand und als er sich dösend auf seine Seite drehte, folgten noch weitere von Lokis Zeitschriften, die er mit seiner Bewegung von der Matratze schob, sodass sie zu Boden rutschten. Ein weiches Gefühl an seiner Wange ließ Takeru aufbrummen. Es kitzelte ihn unter der Nase, weshalb er das nervige Ding wegschlagen wollte, aber es hatte keinen Zweck. Das Kitzeln wurde stärker und als er seine Augen aufriss, blickte er in das Stoffgesicht eines schwarzen Teddybären, das sich direkt vor seinem eigenen befand. „Wuah!“, entkam es ihm erschrocken, sodass er regelrecht hochfuhr und sich eine Hand auf die pochernde linke Brusthälfte drückte, sodass Loki vergnügt auflachte. „Du bist ja richtig schreckhaft!“ „LOKI!“ Tief durchatmend zwang Takeru seinen Herzschlag sich wieder zu beruhigen. Dass er auf dem Bett liegend eingeschlafen war, hatte er gar nicht bemerkt und deshalb hatte er sich im Moment seines Aufwachens nicht mehr daran zurückerinnert hatte, wo er sich befand. Doch nun wusste er wieder alles und rieb sich müde über die Augen. „Wie spät ist es?“, wollte er wissen. Er war unsagbar müde. „Vier Uhr morgens. Aber dein Kostüm ist fertig.“ „Was?“ Überrascht blickte er zu Loki, der mit dem Teddy im Arm auf der Bettkante saß und dünn lächelte. In diesem Augenblick sah Takeru auch, dass er mit der Bettdecke zugedeckt war. Irritiert strich er über die weiche Decke, ehe er zu Loki schielte. Dieser wirkte unnatürlich ruhig, was vollkommen unvorstellbar war, weil dieser sonstt vor Energie nur so strotzte. Doch da dieses Kostüm nicht das erste war, das er nachts genäht hatte, musste er nun noch viel müder sein, als er selbst. „N-na... wenn du fertig bist, dann kann ich ja gehen.“, stellte Takeru voller Unbehagen fest und noch bevor er sich zu einem kleinen Dank durchringen musste, stoppte er in seiner Bewegung, da Loki ihn fast schon überrascht anschaute. „Du willst gehen? Willst du das Kleid nicht anprobieren?“ Langsam legte Loki den Teddy auf die Matratze, ehe er aufstand, um das azurfarbene Ballkleid, welches über der Rückenlehne seines Schreibtischstuhls gelegen hatte, zu präsentieren und Takeru verschlug es die Sprache. Wenn er es nicht besser wusste, so wäre er tatsächlich niemals auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Loki derjenige war, der dieses Kleid genäht hatte. Er verstand zwar nicht viel von soetwas, aber er musste sich eingestehen, dass das Kostüm mit den Rüschen und Schleifen wirklich schön aussah. Zumindest für eine Frau. „Los! Zieh es an~“ Etwas unwillig stand Takeru nun ebenfalls auf, bevor er sich erneut auszog, um das Kleid anzuprobieren, dessen Reißverschluss er schwerfällig an seinem Rücken schließen wollte, während Loki einen hohen Standspiegel, der in einer Zimmerecke stand, freiräumte. „Ich helf' dir!“ Ohne Gegenwehr leisten zu können, spürte er einen Moment später, wie die langen Finger des Rotschopfes über seinen Rücken glitten, um das Kleid zu verschließen und kaum war das geschehen, wurde er vor den vorbereiteten Spiegel gedrängt. „Lass das...“ Takeru wollte sein Spiegelbild gar nicht erst sehen. Er konnte sich aber auch nicht dagegen wehren, weil Loki direkt hinter ihm stand. Dessen Hände lagen auf seinen Schultern, während er sich gegen ihn lehnte, um über seine Schulter ebenfalls in den Spiegel zu blicken. So musste er letztendlich doch nachgeben, indem er zumindest ganz kurz nach vorne blinzelte. Es war noch beschämender, als gedacht. Deshalb verstand er nun zumindest, worüber sich der andere so freuen konnte. Es musste für Loki ein wahnsinniger Spaß sein, ihn mit diesem Kostüm aufzuziehen, weshalb er seinen Blick sofort wieder abwandte. Allerdings hatte er gesehen, dass sein Haarreif fehlte, sodass ihm die blauen Haare ungebändigt vom Kopf abstanden, weshalb er sie sich hastig mit einer Hand nach hinten aus der Stirn strich. „Ich hab' noch etwas für dich!“, verkündete Loki auf einmal, wobei er ihn losließ und sich wegdrehte, um den vermissten Haarreif von seinem Schreibtisch zu holen. Aus den Stoffresten hatte der Schalk Schleifen gebastelt, mit denen er das Accessoire geschmückt hatte, welches er ihm nun zurück in die Haare steckte. „Lass... das!“, wiederholte sich Takeru abwehrend, nur war es schon zu spät. Lokis Finger fuhren durch sein Haar und er musste sich wohl oder übel herrichten lassen. Kaum war sein Gegenüber damit fertig, wurde er begeistert gemustert. „Hm~ Wenn Tsukito nur wüsste, was für einen süßen kleinen Bruder er hat!“, scherzte Loki, wenn auch mit müder Stimme, die der einzige Grund war, wieso Takeru es stillschweigend ertrug, denn obwohl es der Feuergott zu überspielen versuchte, stand es in seinem Gesicht, wie erschöpft er von den nächtlichen Arbeiten war. „Hast du deinen Text gelernt?“ „J-ja.“ „Sehr gut~ Heute Vormittag wollen sie die erste und letzte Probe halten. Lass uns danach die Szene durchgehen! Das wird unsere Generalprobe!“ Doch zumindest nach dieser Anweisung fand Takeru ein Teil seines Stolzes zurück. Er spannte seine Armmuskulatur an und stemmte sich die Hände protestierend in die Seiten, wobei der prunkvolle Stoff raschelte. „Du willst... das Ganze auch noch proben?!“ Er wollte Loki widersprechen. „Wie stellst du dir da-“ Noch bevor Takeru seine Frage gestellt hatte, schwebte ihm bereits die Antwort dafür vor. Wenn sie die Szene gemeinsam durchgehen wollten, würde dies bedeuten, dass er seinen Teil spielte, während Loki die Rolle des Prinzen übernahm. Sofort drehte er sich weg. „Vergiss es!“ „Was~? Ach komm schon~ Ich will, dass mein Auftritt perfekt wird und dafür musst auch du proben~ Du hast es mir versprochen! Willst du dein Wort jetzt doch brechen? Dann stehst du aber ziemlich~ tief in meiner Schuld!“ Ein fast schon dämonisches Grinsen huschte über Lokis Gesicht, weshalb sich der Meeresgott geschlagen gab. Er wollte nicht in jemandes Schuld stehen, ganz gleich um welche Person es sich da handelte und er stand zu seinem Wort. „...also gut. Aber ich mache das nur, weil du... mir geholfen hast!“ Einige Stunden später sammelten sich die jungen Götter zur Generalprobe ihrer Schulaufführung in der Aula der Akademie und während der Schülerrat schon fleißig gewesen war, indem sie die Bühne, sowie die Zuschauerränge hergerichtet hatten, hatte Loki noch sein eigenes Kostüm vollendet, für das er, ebenso wie für die anderen Kleider, die er genäht hatte, große Bewunderung erntete. „Loki-san, die Kostüme, die du gemacht hast, sind wirklich wunderschön geworden!“ Yuis Augen strahlten und sie strich dabei über Tsukitos Schultern, um ihm beim Ankleiden zu helfen. „Loki-Loki, wenn ich das gewusst hätte, hättest du mir auch helfen können! Wieso haben wir nicht alle mit Loki-Loki zusammen genäht, aargh~“ Apollon raufte sich die Haare und folgte anschließend Baldr. „Bal-Bal! Du hättest mir das sagen sollen!“, jammerte er. Takeru saß derweil etwas abseits, um das hektische Treiben zu beobachten. Es war offensichtlich, wie Loki die Aufmerksamkeit genoss, die er dank seines Könnens bekam. Er lächelte wie eh und je, auch wenn seine Haltung von Szene zu Szene, die sie probten, immer etwas schlaffer wirkte. Als sie endlich fertig waren, erwischte Takeru ihn dabei, wie er sich gähnend auf das Bett von Cinderellas Vater sanken ließ, während er mit Baldr und Thor redete. Mit einer Handbewegung deutete er zur Aulatür, in deren Richtung sich die anderen beiden Norden aufmachten, doch Loki selbst blieb auf dem Bett sitzen und richtete seinen Blick dabei mit einem verschwörerischen Grinsen in Takerus Richtung. „Anii! Ich muss noch was erledigen!“, erklärte Takeru seinem Bruder, mit dem er noch einige Requisiten vorbereitet hatte. Dieser nickte verstehend, ehe auch er nach seiner erledigten Arbeit die Aula verließ. Nach und nach leerte sich schließlich die Bühne und letztlich war nur noch Yui übrig. „Loki-san, Takeru-san, wollt ihr gar keine Mittagspause machen?“, wollte sie von den beiden Göttern wissen. „Loki-san. Geht es dir gut, du siehst irgendwie... blass aus...“ Doch Loki hob nur erklärend den Zeigefinger. „Takeru-chans Kleid muss noch einmal abgeändert werden. Dann kommen wir nach~ Mach dir keine Sorgen~ Koneko-chan!“ Lachend sprang der Rotschopf vom Bett auf, während Takeru sein Gesicht verzog. „Dann ist ja gut. Bis nachher!“ Mit einem erleichterten Seufzen drehte sich Yui um und winkte ihnen kurz zu, bevor auch sie den Ausgang ansteuerte, sodass sie nun endlich alleine waren und kaum war die Aulatür in ihr Schloss gefallen, sanken Lokis Schultern etwas tiefer. „Hey! Zassō hat Recht. Du hast... in den letzten zwei Tagen nicht viel geschlafen, was?”, bemerkte Takeru, als er sich Loki näherte, der nur widerspenstig mit dem Kopf schüttelte. “Achwas~ Mir geht es gut!”, beteuerte dieser, ehe er sich direkt vor Takeru stellte. “Also?” Für einen kurzen Augenblick musste sich der Meeresgott sammeln. Er hielt den Atem an, wich dabei dem Blick seines Gegenübers aus und rang sich schließlich dazu durch nach dessen Arm zu greifen. “Das ist... wirklich nicht fair. A-alles, was ich haben wollte, war eine Chance...”, wiederholte er den ersten Teil seines auswendig gelernten Textes. Er kam sich unwohl dabei vor. Er stand hier in einem Kleid vor Loki, hielt dessen Hand und wollte gar nicht daran denken, was er als nächstes Tun musste. Gerade als er weitersprechen wollte, erlosch plötzlich das Licht der Scheinwerfer. Sowohl er selbst, als auch sein Partner zuckten daraufhin zusammen und ihre Blicke wanderten nach oben, wo ihr Lehrer Thoth gesessen haben musste. Er schien sie gar nicht mehr gesehen zu haben, sodass er die Beleuchtung der Bühne abgestellt hatte. “Na toll...” Zähneknirschend wollte Takeru Lokis Hand wieder loslassen, weil es ihm im Dunkeln umso seltsamer vorkam, doch zu seiner eigenen Überraschung, wurde der Griff des anderen auf einmal fester, sodass er ihn nicht loslassen konnte. “Danke~” “He?” “Danke, dass du dein Wort hälst.” Damit hatte Takeru nicht gerechnet. Besonders, da er doch eigentlich gar nicht richtig mitspielen wollte. Zumindest wollte er seine Rolle als Stiefschwester nicht so akzeptieren, wie es Loki für ihn vorgesehen hatte. “Ich...”, setzte er sehr zögerlich an und dann erinnerte er sich wieder an dieses komische Gefühl. Dieses schlechte Gewissen. “Loki... hör mal... Du hast diese ganzen Streiche doch gar nicht nötig! Die anderen respektieren dich auch ohne den ganzen Blödsinn, den du treibst! Wieso versteckst du dich ständig hinter diesem unsinnigen Zeug?” Jetzt war es der Rotschopf der, der seine Hand zurückziehen wollte und Takeru hinderte ihn daran, indem er ebenfalls fester zupackte. Seine Hand war warm und weich und die erschöpfte Statur seines Gegenüber wirkte im Halbdunkeln auf einmal sehr zerbrechlich. Takeru wusste nicht, was er falsches gesagt hatte, weil er fest überzeugt war, das Richtige ausgesprochen zu haben, aber er schien einen wunden Punkt getroffen zu haben. “Loki, du...” “Danke.” Mit einem leichten Druck wurde Takeru nach vorne gezogen, ehe sich Lokis Arme um seinen Körper legten. Danach spürte er, wie der Kopf des anderen schwer auf seine Schulter sank. “H-hey!? Bist du... so müde, dass du nicht mehr weißt, was du tust?” Am liebsten wollte er ihn wieder von sich schieben, denn es war unagnehem. Sein Gesicht wurde unangenehm heiß, doch er fühlte sich im ersten Moment wie gelähmt. “...du brauchst nicht mitspielen, wenn du es nicht möchtest.” Aus heiterem Himmel bot Loki ihm den Rücktritt aus seiner Schuld an und bevor er darauf antworten konnte, öffnete sich die Aulatür. Der Saal wurde abermals von einem Stimmengewirr erfüllt. “Bist du sicher, dass du es hier vergessen hast, Apollon-san?” Es waren die Mitglieder des Schülerrates, sowie Yui, die nun die Lichtschalter am Eingangsbereich betätigte. Sofort schrumpfte Lokis Gestalt in seinen Armen zusammen, bis er nur noch das kleine rote Kätzen in den Händen hielt. “Huch? Takeru-san, du bist noch hier? Was machst du da oben alleine?” Yui rannte auf die Bühne zu, stoppte dann allerdings und begann zu lächeln. “Oh, was für ein süßes Kätzchen!” Sie lachte, während auch Apollon voller Begeisterung näher gesprungen kam. Nur Tsukitos Blick war ungerührt wie immer und Baldr hatte einen wissenden Ausdruck auf den Lippen, während Takeru Lokis Katzengestalt hastig gegen seine Brust drückte. “Ich... hab es... gefunden...”, log er etwas beschämt. Sein Herz raste, aber er war froh, dass Loki sie nicht hatte auffliegen lassen, denn dann würde er sich wirklich schämen müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)