Shinri von Yumiko_Youku ================================================================================ Prolog: Republica ----------------- 1. Kapitel – Republica Das Mädchen lief durch die hell erleuchteten Gassen Republicas. Heute fand wieder ein Profibändiger–Match in der dafür vorgesehenen Arena, die sich am Rande der Großstadt befand, statt. Jubel drang aus dem goldenen Gebäude, als eines der Teams scheinbar eine Runde gewonnen hatte. Das Mädchen strich eine ihrer dunklen Strähnen aus dem Gesicht und blickte sehnsuchtsvoll auf die viktorianische Glaskuppel, die sich auf der Profibändiger-Arena befand. Gerne hätte sie die Kämpfe gesehen, doch sie konnte sich keine Eintrittskarte leisten und sich hineinschleichen wollte sie sich nicht. Dazu war sie zu ehrlich. Ein Radio besaß sie auch nicht, aber glücklicherweise drehten viele Menschen der Stadt ihr Radio so laut, sodass sie mithören konnte. Nur heute war ihr nicht danach, sich auf die Hausdächer fremder Leute zu setzten und den Matches zu lauschen. Stattdessen schlenderte sie an der Yue Bucht entlang und bei ihrem Spaziergang war sie eben bei der Arena angelangt, welche auf einer künstlich angelegten Plattform inmitten der Bucht errichtet worden war. Also lief sie über den Steg, der das Festland mit der Arena verband. Vor der Arena stehen durfte man sicherlich auch ohne Eintrittskarte. Verzückt betrachtete sie auf ihrem Weg die Lichter der Arena, die sich im dunklen Wasser spiegelten. Abgelenkt von dem prächtigen Farben- und Lichtspiel im Wasser, bemerkte sie den Jungen nicht, der aus der Arena kam. Auch dieser schien sie nicht gesehen zu haben, denn er wich nicht aus, als sie in ihn hinein lief. „Oh.“, rief das Mädchen aus, als sie realisierte was geschehen war, „Es tut mir Leid.“ Der schwarzhaarige Junge schnaubte nur und bückte sich nach seiner Geldbörse, die er bei dem Zusammenstoß fallen gelassen hatte. „Pass doch auf.“, murrte er das Mädchen an und ging ohne einen Abschiedsgruß weiter. Sie sah ihm nach, bis er in den Menschenmengen der Stadt verschwunden war. Sie fand es zwar unhöflich, dass er sich seinerseits nicht entschuldigt hatte, aber die Arena brachte sie schnell auf andere Gedanken. Sie setzte sich auf das Geländer, das die Plattform umgab und lies ihre Beine über dem Wasser der Bucht baumeln. Immer wieder, wenn Lärm aus der Arena drang, warf sie ihren Kopf zurück und betrachtete das Gebäude, welches für sie auf dem Kopf stand und versuchte sich auszumalen, was die Leute dazu bewogen hatte, diesen Lärm zu veranstalten. Sie holte die drei Steine aus der Hosentasche, welche sie gewohnheitshalber stets bei sich trug und lies sie in der Luft um ihre Finger kreisen. Ihr Blick war, wenn er nicht abschweifte, auf die Insel des Luftempels gerichtet. Dem Mädchen war es, als hätte sie die Stadt vor wenigen Tagen das erste Mal erblickt. Die Metropole wurde von Bändigern und Nichtbändigern aller Nationen gleichermaßen bewohnt. Vor langer Zeit hatten der vorherige Avatar Aang und Feuerlord Zuko zusammen mit dem damaligen Erdkönig Kuei, die vereinte Republik der Nationen und ihre Hauptstadt Republica gegründet. Das Stadtbild war von Hochhäusern und verschiedenen Fortbewegungsmitteln wie Satomobilen geprägt. Nur der Stadtpark in der Mitte Republicas bot ein wenig Grün und Abwechslung von der grauen Metropole. In der Stadt gedieh die Industrie der Nationen und brachte viele bedeutende Industrielle und Erfinder hervor, darunter natürlich der führende Industrielle Hiroshi Sato, der Erfinder der Satomobile und Leiter von Future Industries. Der Hafen der Stadt war ein wichtiger Stützpunkt für den Handel. Zudem verfügte Republica über eine Polizeipräsidium, welches von Chefin Bei Fong geleitet wurde. Das Rathaus, in welchem die fünf Mitglieder des Großen Rates regelmäßig ihre Sitzungen abhielten, war das Wahrzeichen der Stadt und ihr ganzer Stolz. Jedes einzelne Mitglied repräsentierte eine der Nationen, um jeder Nation gleich viel Macht zu zusprechen und Entscheidungen wurden innerhalb des Rates demokratisch geregelt. Aber nur oberflächlich war die Stadt Republica das Paradies, welches sie zu sein schien und welches man sich erhoffte. Banden beherrschten die Straßen mit roher Gewalt und viele Nichtbänder sahen sich den Angriffen der durch Bändiger dominierten Gangs nicht gewachsen. In den letzten Jahren gelangten immer mehr Nichtbänder zu der Ansicht, dass alle Bändiger ihre Kraft dazu missbrauchen würden, um Nichtbänder, wie sie es waren, zu unterdrücken und zu beherrschen. Ein Mann hatte die Hilferufe der Unterdrückten vernommen und eine Bewegung gegründet, welche die absolute Gleichheit aller Menschen forderte und somit alle Bändiger beseitigen wollte. Die Menschen, welche die Ansichten dieses Mannes, der sich Amon nannte teilten, nannten sich selbst die Equalisten. Bisher hatten sich diese Gruppierung noch ruhig verhalten, doch das sollte sich sicher ändern, denn der Avatar war vor wenigen Tagen in Republica eingetroffen. Etwas begann sich unter dem Oberteil des Mädchens zu regen und riss sie aus ihren Gedanken. „Oh, sorry.“ Sie öffnete den Reißverschluss und aus der Öffnung bahnte sich ein winziger Kopf seinen Weg nach draußen und schnappte nach Luft. Empört schaute das kleine Tier seine Herrin an. „Es tut mir Leid, Raku.“, entschuldigte sie sich, steckte ihre Steine zurück in die Tasche und begann das weiche, struppige Fell ihres kleinen Freundes zu kraulen. Zufrieden schloss Raku seine bernsteinfarbenen Augen und begann selig zu schnurren. Das Mädchen lächelte, als ihr Blick auf der Wolfskatze ruhte. Raku war nicht größer als ein Feuerfrettchen, aber er würde wohl noch wachsen. Sie hatte von Wolfskatzen gehört, die sich mit der Größe eines Gürteltigers messen konnten. „Hey.“, ermahnte sie ihren Begleiter, als dieser begann seine Krallen in ihre Haut zu bohren. Vorsichtig löste sie seine Krallen von dem Stoff ihrer Kleidung. Raku maunzte leise aus Protest. Aus dem Inneren ihrer Tasche zog das Mädchen eine kleine Leckerei für das Tier, welches er gierig auffraß und sie dann flehend ansah. „Tut mir leid, Kleiner, mehr habe ich für heute nicht.“ Enttäuscht lies Raku seinen Kopf wieder sinken und schlief ein. Das Mädchen hatte sich völlig im Anblick des Wassers verloren, als sie durch den Lärm hinter sich aus ihren Gedanken gerissen wurde. Menschen drängten aus der Arena. Offensichtlich war das Spiel vorbei. „Das war unglaublich!“, rief ein Junge begeistert aus, der mit seiner Freundin über das Match diskutierte. Seine Freundin nickte zustimmend. „Korra hat Talent. Ich hoffe sie bleibt bei den Feuerfrettchen.“ Das Mädchen, das unbeweglich auf dem Geländer saß horchte auf. Korra? Das war doch der Avatar. Also nahm der Avatar scheinbar an den Profibändiger Kämpfen teil. Das bedeutete ja, dass eines der anderen Frettchen nicht mehr im Team sein musste. In diesem Augenblick kam ein Mädchen an ihr vorbei, welches enttäuscht mit ihrer besten Freundin redete. „Hasook ist nicht mehr dabei. Dabei bin ich doch extra nur wegen ihm gekommen.“ Sie schniefte leise und ihre Freundin tröstete sie. Nun war dem Mädchen alles klar. Sie drehte sich auf dem Geländer um und landete auf dem Boden. In der Arena war es nun ruhig und leer. Die Spiele waren zu Ende und bald würde das große Tunier beginnen. Das Mädchen sorgte dafür, dass Raku sicher unter ihrem Oberteil schlief und nicht herausfallen wurde, steckte die Hände in ihre Hosentaschen und schlenderte über den Steg, zurück zum Festland. Gerade, als sie es erreicht hatte, lies ein Geräusch sie herum fahren. Jemand war ins kalte Wasser der Bucht gesprungen und schwamm Richtung Insel des Lufttempels. Als das Mädchen die Silhouette im Wasser länger betrachtete, war sie sich sicher, dass dies Avatar Korra sein musste. Sie sah ihr noch eine Weile nach, ehe sie sich um wandte und in den Menschenmengen der Stadt verschwand. Kapitel 1: Die Offenbarung -------------------------- 1. Kapitel – Die Offenbarung Shinri klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. Sie hatte in einer Seitengasse des Drachenviertels geschlafen. Sie hoffte stark, dass sie für die nächste Nacht einen gemütlicheren Ort finden würde, vielleicht im Stadtpark, aber dort patrouillierten oft genug Polizisten und sie konnte gut darauf verzichten in einem Heim, oder gar im Gefängnis zu landen. Sie hob Raku vom Boden auf und steckte ihn wieder unter ihr Oberteil, sorgte aber natürlich dafür, dass er genügend Luft bekam. Sie gähnte herzhaft und schaute sich um. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und noch waren kaum Menschen auf den Straßen unterwegs. Dies würde sich aber sicherlich innerhalb weniger Augenblicke ändern. Ohne bestimmtes Ziel schlenderte Shinri durch die Gassen Republicas, bis ihr ein betörender Duft in die Nase stieg. Essen. Sie näherte sich der Quelle des Duftes und fand sich selbst vor einem kleinen Stand wieder, an welchem verschiedene Sorten Fleisch angeboten wurden. Sie hörte, wie ihr Magen lautstark nach Nahrung verlangte und ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Auch Raku, der inzwischen aufgewacht war, gab ein leises Heulen von sich. Vorsichtig näherte sich Shinri dem Stand. Die ältere Verkäuferin sah sie fragend an. „Ähm...“, begann Shinri zögerlich, „Hätten... Könnten Sie mir und meinem kleinen Freund etwas davon geben?“ Dabei deutete sie auf die lecker aussehenden Fleischspieße. Flehend sah sie zu der Frau auf und diese streckte ihr rechte Hand mit einer fordernden Geste aus. „Das macht zwei Yuan.“ Niedergeschlagen schaute Shinri zu Boden. „Ich habe leider kein Geld.“, murmelte sie. „Ich habe nichts zu verschenken!“, keifte die Frau, „Mach, dass du wegkommst, du vertreibst mir noch die Kunden, so verwahrlost wie du aussiehst.“ Geknickt machte das Mädchen auf den Absatz kehrt und lief weiter. „Alles in Ordnung, junge Dame? Hast du Hunger?“ Shinri sah auf. Vor ihr stand eine freundlich aussehende Frau, die mit den traditionellen Kleidern der Luftnomaden gekleidet war. Das musste eine der Frauen sein, die auf der Insel des Lufttempels lebten und, obwohl sie nicht dem Stamm der Luftnomaden angehörte, die Lebensweise dieses Volkes unter Ratsmitglied Tenzins Leitung nachahmten. Sie war offensichtlich gerade mit dem Einkauf fertig geworden, denn auf ihren Armen stapelten sich eine Menge Kisten und Tüten. Shinri nickte schüchtern und die Frau reichte ihr lächelnd einen Apfel. Bedauernd schaute sie das kleine Tier an, welches unter dem Oberteil des Mädchens hervor lugte. „Tut mir leid, mein kleiner Freund. Ich habe nichts, was dir schenken könnte, fürchte ich.“ Shinri schüttelte den Kopf und bedankte sich bei der Frau. „Das ist schon in Ordnung. Vielen Dank.“ Sie verbeugte sich höflich. Mit einem Augenzwinkern steckte ihr die Frau noch einen Geldschein zu, ehe sie auf die Bucht zuging, um zur Insel des Lufttempels zurück zu kehren. Shinri strahlte Raku an und ging zugleich zu einem Stand, um ihrem Freund etwas Nahrhaftes zu besorgen. Zufrieden saßen die Beiden im weichen Gras des Stadtparks und liesen sich ihr Mahl schmecken. Das Geld hatte für vier Fleischspieße gereicht und noch immer waren einige Yuan übrig, die Shinri sorgfältig in ihrer Tasche verstaut hatte. Sie hatten gerade heißhungrig den letzten Bissen verschlungen, als eine Stimme, die zu ihnen herüber schallte, sie aufhorchen lies: „Schließt euch den Equalisten an! Schließt euch Amon an!“ Zustimmendes Gemurmel und Geschrei ertönte Shinri erhob sich und setzte sich Raku auf ihre Schulter. Sie suchte den Ursprung des Lärms und fand sich bald in einer kleinen Menschenmasse wieder, welche zu einem Mann auf einem Podest hinauf blickten und seinen Worten lauschten. „Ja nieder mit den Bändigern!“, rief einer der Bürger mit erhobener Faust. „Genau!“, stimmte ein anderer lautstark zu. Die Stimme der Einzelnen ging bald in einem einzigen Protestruf unter: „Nieder mit den Bändigern! Ein Hoch auf Amon!“ „Bald ist es so weit, meine Brüder und Schwestern!“, brüllte der Widerständler in sein Megaphon und wedelte mit der anderen Hand mit einem Zettel in der Luft herum. „Morgen Abend wird der große Amon zu uns sprechen. Die Offenbarung beginnt morgen Nacht!“ Die Menschenmenge brach in zustimmendes Jubeln aus. Schnell entfernte sich Shinri wieder. Die Equalisten gewannen schnell an Befürwortern, schneller als sie erwartet hatte. Dieser Amon war ein charismatischer Mann, der mit seinen flammenden Reden sehr schnell Menschen auf seine Seite zog. Seine Anhänger konnten sich mittels Chiblocken gegen Bändiger behaupten. Wo sie sich versteckten, oder wo sie das Chiblocken trainierten, wusste die Polizei nicht. Nachdenklich betrachtete sie den Zettel, den sie mitgenommen hatte. Darauf war der Anführer der Equalisten Amon zu sehen. Auf der Rückseite des Flyers sah das Mädchen ein Bild, welches einer Karte ähnelte. Vermutlich konnte man mithilfe dieser Zettel herausfinden, wo diese Offenbarung stattfand. Shinri spielte mit dem Gedanken die Versammlung an diesem Abend aufzusuchen, doch würde man sie als Bändiger enttarnen, wäre nicht abzusehen, was die Equalisten mit ihr anstellen würden. Dennoch war sie neugierig. Was würde Amon seinen Anhängern offenbaren? Ganz in Gedanken versunken, hatte das Mädchen gar nicht bemerkt, wie es immer tiefer in die Innenstadt Republicas geraten war. Shinri erkannte, dass sie sich in der Nähe der Zentralen Stadtstation befand. Sie stand vor einem Gebäude, welches wohl Restaurant sein sollte, doch seltsamerweise wurde die Eingangstür scheinbar von zwei finster aussehenden Typen bewacht, die sich aufmerksam umschauten. Unsicher blieb Shinri stehen. Es war spät geworden und sie hatte wieder Hunger, doch ob sie in dieses Lokal gehen sollte, überlegte sie sich gründlich. Es wirkte eher so, als würden statt Schnitzel und Hähnchen, Schläge und Tritte serviert. Einer der Typen hatte ihre Blicke bemerkt und sah dem Mädchen direkt in die Augen. „Was starrst du so, Kleine?“, blaffte er und Shinri schaute hastig in eine andere Richtung, um ihn nicht zu provozieren. Sie konnte sich dank ihrer Bändigerfähigkeiten gut behaupten, dennoch wollte sie es nicht darauf ankommen lassen, besonders da sie nicht wusste, über welche Kräfte der Mann vor ihr verfügte. Außerdem waren sie zu zweit. Aber nicht mehr lange. Ein Mann in der Begleitung eines Jungen, der etwa in ihrem Alter sein müsste, gesellte sich zu den Beiden. Sie redeten eine Weile aufeinander ein, bis alle Vier im inneren des Gebäudes verschwanden. Shinri runzelte sie Stirn. Das Ganze sah nicht unbedingt nach einem netten Abendessen unter Geschäftspartnern aus. Neugierig schlich sie sich näher und legte ein Ohr an die Tür. Nur gedämpft drangen die Stimmen zu ihr durch, sodass sie kein Wort verstehen konnte. Der Lärm quietschender Reifen und Raku´s alarmierendes Geheule lies das Mädchen aufhorchen. Nur wenige Meter neben ihr waren einige Motorräder und ein Kleintransporter zum Stehen gekommen, aus welchem seltsame Menschen aus stiegen. Sie waren fast völlig in grün gekleidet und maskiert. Die beiden verglasten Löcher, die die Sicht ermöglichen sollten, glühten unheimlich. Mit ihren Händen wirbelten sie Seile in der Luft, welche an den Enden mit kleinen Stahlkugeln beschwert waren. Shinri war sofort klar, welchem Zweck diese Seile dienten und ging alarmiert in Kampfstellung, während die Wolfskatze von ihren Schultern sprang. Als einer der Maskierten auf sie zu stürmte, stoppte sie ihn, indem sie einen Stein aus dem Boden bändigte und ihn auf den Angreifer warf. Die Anderen, die nun um die Gefahr wussten, wichen den anderen Angriffen mühelos aus und einer der Maskierten gelang es Shinri´s Chifluss durch einige gezielte Schläge zu stören. Entkräftet sackte sie auf den Boden, unfähig sich zu bewegen oder zu wehren. Sie wurde gefesselt und in den Transporter geworfen. Doch die Tür öffnete sich wenige Minuten später erneut und weitere Gefangene wurden zu ihr gesperrt. Darunter die drei unheimlich aussehenden Typen und der Junge. Verängstigt sah sich dieser um und versuchte seine Fesseln zu lösen. Noch ehe der Wagen losfuhr, wusste Shinri, dass sie sich auf den Weg zu Amon befanden. „Los raus da!“ Unsanft zerrten die Equalisten ihre Gefangenen aus dem Laderaum und trieben sie in ein Gebäude des Industriegebietes Republicas. Wer versuchte sich zu wehren, bekam einen starken Stromschlag verpasst, der den Betroffenen bewusstlos schlug. Shinri fügte sich den Anweisungen der Equalisten, denn sie begriff, dass es sinnlos wäre einen Angriff zu starten. Die Equalisten waren in der Überzahl. Gemeinsam wurden alle gefangenen Bändiger in einen dunklen Raum mit vergitterten Fenstern gesperrt und dort streng bewacht. Die Sonne war inzwischen einmal unter und wieder auf gegangen und dämmerte es bereits, als die Equalisten wieder zu ihnen kamen. „Mitkommen!“, befahlen sie und trieben die Gefangenen einen dunklen Gang entlang. Der Junge vor Shinri zitterte am ganzen Leib. Dann sah sie ein Licht am Ende des Ganges. Sie kniff die Augen zusammen, als sie auf die Bühne trat. Vor der Bühne hatte sich eine enorm große Menschenmasse versammelt, um der Offenbarung zu lauschen. Vor den Bändigern stand ein maskierter Mann: Amon. Die Equalisten stießen die Gefangenen vorwärts und zwangen sie in die Knie. Der ängstliche Junge saß rechts von Shinri. Der Mann, der als erstes zum Kampf mit Amon aufgefordert wurde, war Zolt, der Anführer der Triade der dreifach Gefahr, hatte Amon seinen Zuschauern erklärt, woraufhin diese den Gangführer ausbuhten. „Ihr mich auch!“, gab der Feuerbändiger den Anhängern Amons zur Anwort. Zolt war einer der schlimmsten Verbrecher, dennoch würde Amon ihm die Chance geben, so sagte er, fair gegen ihn zu kämpfen. Zolt packte die Gelegenheit beim Zopfe. Er wurde von seinen Fesseln befreit und begann den maskierten Mann mit seinen Feuerbändigungskräften zu attackieren. Doch Amon wich allen Angriffen mühelos aus, packte den linken Arm des Kriminellen, drehte ihn um, sodass er mit dem Rücken zu ihm stand, legte ihm dann dieselbe Hand in den Nacken und mit der anderen griff er an dessen Stirn. Der Blitz den Zolt eben noch aus seinem Finger geschossen hatte, wurde allmählich eine orangene Flamme, bis auch diese gänzlich in sich zusammen fiel. Als Amon den Mann los lies, kippte er kraftlos vorneüber. Mühsam richtete er sich auf und versuchte Amon mit einem Feuerstoß zu treffen, doch seine Bändigungskräfte hatten ihn verlassen. „Was hast du mit mir gemacht?“, fragte Zolt ängstlich. „Du wirst nie mehr Feuerbändigen. Nie mehr.“ Ein erstauntes Raunen ging durch den Raum. „Die Ära der Bändiger ist vorüber. Ein neues Zeitalter der Gleichheit ist angebrochen.“, verkündete Amon und die Anwesenden feierten ihren Helden. Nacheinander wurden die anderen Bändiger von ihren Fesseln befreit und zu Amon gebracht. Ihnen erging es nicht besser als Zolt. Schließlich war der Junge vor Shinri an der Reihe. Er versuchte mit dem Equalisten zu reden und bat Amon ihn zu verschonen, doch dieser lies sich nicht erweichen. Doch ehe er bei dem Jungen ankam, flutete ein weißer Nebel den Raum und die Zuschauer brachen in Panik aus. Shinri konnte kaum etwas erkennen. Wo war Amon? Und der Junge? Dann hörte sie, wie noch jemand auf die Bühne gestürmt kam. „Alles in Ordnung, Bruder?“, fragte ein Junge von irgendwoher jenseits des Nebels. „Ja, Mako, ich freu mich so.“ „Ist schon gut. Und jetzt komm.“, meinte der Erste. „Warte!“, hielt ihn der andere zurück. Durch den Nebel sah Shinri eine Gestalt auf sich zukommen. Es war der ängstliche Bändigerjunge. „Keine Angst.“, sagte er und kniete sich zu ihr, um ihre Fesseln zu lösen, „Ich helfe dir.“ „Danke“ Der Junge lächelte. „Ich bin übrigens Bolin.“ „Shinri.“ Das Mädchen stand auf und erwiderte das Lächeln des Jungens. „Jetzt komm schon, Bolin!“ Ein weiterer Junge kam durch den Nebel zu ihnen. Erstaunt blieb sein Blick auf Shinri hängen. „Das ist mein Bruder Mako.“, erklärte Bolin, „Er hat uns gerettet.“ Als der Junge ihre Namen erwähnte, wurde Shinri klar, wen sie vor sich hatte. Es waren zwei der Feuerfrettchen, deren Matches sie seit Wochen über das Radio verfolgte. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Mako nickte dem Mädchen zu, drängte aber zur Eile. Kurz entschlossen packte er die Hand seines Bruders und zog ihn mit sich. Shinri folgte den Beiden auf dem Fuße. Doch sie kamen nicht weit. Ehe sie den Ausgang des Gebäudes erreichen konnten, attackierte sie ein Equalist mit Bart und elektrisierten Kali-Stäben. Er setzte die Eisenleiter unter Storm, die die Drei gerade herunter kletterten, sodass sie stürzten. Der Mann sprang hinterher und Bolin, Mako und Shinri mussten schnell auf die Beine kommen, um sich gegen ihn zu verteidigen. Die drei Bändiger wehrten sich nach Leibeskräften gegen den Angreifer. Mako war ein hervorragender Feuerbändiger und Bolin ein talentierter Erdbändiger, was natürlich aufgrund ihrer Berufung nicht verwunderlich war. Auch Shinri wusste sich zu wehren und schleuderte Steine und Gesteinsbrocken auf den Equalisten. Doch auch dieser schien im Kampf gegen Bändiger erfahren zu sein. Er wusste, wie man ihren Attacken auswich und ging zum Gegenangriff über. Als ersten erwischte er Bolin mit seinen Stäben und setzte ihn somit außer Gefecht. Auch Mako erging es nicht anders. „Ihr Bändiger müsst langsam begreifen, dass es für euch keinen Platz mehr auf der Welt gibt.“, sagte er Mann, als er auf Shinri zukam. Doch ehe er sie erreichen konnte, schoss ein Gesteinsbrocken aus dem Boden, schleuderte den Mann in die Luft und er kam unsanft wieder auf dem Boden auf, versuchte sich aufzurichten, doch brach besinnungslos zusammen. .„Ich wäre da nicht so voreilig.“, erklang da eine Stimme. Es war Avatar Korra. Dann lies sie einen grellen Pfiff ertönen. „Naga!“, rief sie und ihr Eisbärhund kam herbeigelaufen. Korra half Mako beim Aufsitzen und bedeutete Shinri es ihnen gleich zu tun. Noch mehr Equalisten kamen die Treppe herunter. Kurz entschlossen ritt Korra los und Naga schnappte den Stoff von Bolins Oberteil mit ihren Zähnen und preschte los. „Nett gemeint, aber bitte lass mich auf deinen Rücken.“, brachte Bolin holprig heraus, doch Naga schien ihn nicht zu hören. Sie ritten, bis sie sich weit genug entfernt hatten. Die Eisbärhündin hielt an, als sich ein kleines Tier ihr in den Weg stellte. „Raku!“, rief Shinri auf und sprang von Naga, um ihren Freund in die Arme zu nehmen. Die anderen drei Bändiger stiegen ebenfalls von dem ungewöhnlichen Reittier. „Ist das deine Wolfskatze?“, fragte Bolin und schickte sich an das Tier zu kraulen. Shinri nickte und bedeutete ihm, dass er es ruhig wagen könnte das Tier zu streicheln. „Das ist Raku.“, erklärte das Mädchen und der Kleine schnurrte glückselig als Bolin begann ihn unterm Kinn zu kraulen. „Er ist echt niedlich. Fast wie mein Pabu.“ „Wer ist Pabu?“, fragte Shinri den Erbändiger. „Mein Feuerfrettchen. Ich stelle ihn dir mal vor, wenn du willst.“ Das Mädchen strahlte. „Echt? Gerne.“ Bolin grinste breit und Shinri erwiderte sein Grinsen mit einem Lächeln, doch dann fielen ihr ihre guten Manieren ein. Sie legte ihre rechte Faust auf ihre linke Handfläche und verbeugte sich höflich vor den drei Anderen. „Ich danke euch dafür, dass ihr mich gerettet habt.“ „Ist doch selbstverständlich.“, gab Korra zur Antwort. Das Mädchen wartete, bis Bolin Raku ausreichend verwöhnt hatte und setzte ihn sich dann wieder auf die Schultern. „Korigiert mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte, aber ihr seid doch die berühmten Profibändiger: Die Feuerfrettchen.“ Bolins Grinsen wurde noch breiter. „Sie sagte berühmt.“, flüsterte er verschwörerisch seinem Bruder zu, ehe er sich in Pose warf. „Ja genau das sind wir. Die gigantischen, unglaublichen, unbesiegbaren Feuerfrettchen!“ Shinri faltete begeistert die Hände. „Ich habe viele eurer Matches verfolgt. Ihr seid unglaublich.“ Dann wandte sie sich Korra zu. „Und du bist Avatar Korra, oder?“ Korra nickte leicht und Shinri verbeugte sich erneut leicht. „Shinri. Sehr erfreut.“ Korra erwiderte sie Verbeugung. „Ich störe euch ja nur ungern, Leute.“, meldete sich Mako zu Wort, „Aber wir sollten hier keine Wurzeln schlagen. Wer weiss, ob uns die Equalisten nicht doch verfolgen.“ Korra nickte ernst. „Du hast Recht.“ Die Feuerfrettchen und Shinri stiegen auf den Eisbärhund und liesen sich noch etwas durch die Stadt tragen. Schließlich kamen sie vor der Profibändiger-Arena an. Mako und Bolin sprangen ab. „Also Korra, Shinri. Man sieht sich.“, verabschiedete Bolin die Mädchen. Shinri runzelte die Stirn. „Ihr... wohnt ihr etwa in der Arena?“ Mako antwortete ihr: „Ja.“ „Das ist so cool.“, meinte Shinri. Der Feuerbändiger drehte sich wortlos um und betrat das Gebäude. „Habe ich was falsches gesagt?“, erkundigte sich Shinri. „Nein, nein.“, wehrte Bolin schnell ab, „Es ist nur so. Wir haben unsere Eltern früh verloren und Butakha, der Besitzer der Arena lässt uns freundlicherweise gegen eine kleine Miete hier wohnen.“ Shinri senkte den Kopf. „Tut mir Leid, dass ich gefragt habe.“ „Ach ist schon gut.“ Bolin winkte lässig ab. Dann hob er die Hand zum Abschied. „Also, man sieht sich.“, wiederholte er und auch Korra und Shinri verabschiedeten sich von dem Erdbändiger. Dann drehte sich der Avatar zu Shinri um. „Und?“, fragte sie freundlich, „Wo dürfen Naga und ich dich absetzten?“ Shinri schwieg und sah betreten zu Boden. „Sag bloß du hast kein Zuhause?“, fragte Korra erstaunt. Verlegen zwirbelte Shinri eine ihrer Haarsträhnen um ihren Zeigefinger. Korra kam etwas näher und flüsterte: „Wohnst... wohnst du etwa auch in einem Busch?“ Das Mädchen blinzelte irritiert. „Ähm... Nein. Ich suche mir immer andere Orte zum Schlafen.“ Nachdenklich griff sich Korra mit einer Hand an ihr Kinn. „Weist du was?“, fragte sie und ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht bemerkbar, „Ich regel das. Mach dir keine Sorgen.“ Ehe Shinri etwas erwidern konnte, befahl Korra: „Los Naga!“ Die Eisbärhündin setzte sich in Bewegung und sprang in das kristallklare Wasser der Yue Bucht. Mithilfe ihrer Bändigungskräfte schuf Korra eine Wasserblase um die Vier. „Wahnsinn!“ Shinri schaute staunend den Lufttempel an, nachdem sie von Naga geklettert war. Oft hatte sie ihn schon von der Ferne gesehen, doch so nah sah sie ihn zum ersten Mal. Korra lächelte. „Warte hier mit Naga. Ich komme gleich wieder.“ Shinri nickte und Korra entfernte sich und betrat das Gebäude. Shinri wandte sich der Eisbärhündin zu und diese schien sich sehr für ihren kleinen Gefährten zu interessieren. Raku kletterte auf Shinris Schulter und die beiden beschnupperten sich. Dann landete Raku mit einem Satz auf Nagas Rücken und legte sich dort zum Schlafen nieder. Shinri lächelte. Da hatten sich welche gefunden. Sie schaute sich noch ein wenig um. „Hey du?“ Das Mädchen drehte sich um, als sie hinter sich eine Stimme vernahm. Vor ihr stand ein kleiner glatzköpfiger Junge. „Wer bist denn du?“, fragte er sie neugierig. „Mein Name ist Shinri. Ich bin mit Korra hier.“ Ehe der Junge noch etwas sagen konnte, fiel aus der Luft ein kleines Mädchen mir zwei Haarknoten auf den Kopf. „Hallo du. Du heißt Shinri? Du bist mit Korra hier? Wo ist denn Korra? Bist du auch eine Bändigerin? Und was machst du hier?“, plapperte das Mädchen ohne Punkt und Komma los. Shinri holte kurz Luft, ehe sie fast genauso schnell antwortete: „Ja mein Name ist Shinri. Ja ich bin mit Korra hier. Korra ist im Tempel und ich bin auch eine Bändigerin. Und was ich hier mache... weiss ich eigentlich auch nicht so genau. Da musst du Korra fragen.“ Das Mädchen schien fürs erste zufrieden zu sein. „Und wer seid ihr?“, fragte Shinri die beiden. „Ich bin Ikki und das ist mein Bruder Meelo.“, stellte Ikki die beiden vor. „Ihr seid Ratsmitglied Tenzins Kinder, oder?“ „Stimmt genau.“ In diesem Augenblick trat ein zweites Mädchen zu ihnen. „Und das ist Jinora.“, erklärte Ikki und ehe ihre Schwester zu Wort kam, hatte Meelo Raku entdeckt und fragte Shinri: „Was ist das?“ Jinora setzte zu einer Erklärung an: „Das ist eine Wolfskatze, welche überwiegend in den dichten Wäldern des Erdkönigreiches vorkommt...“ Weiter kam sie nicht, denn Meelo stieß einen entzückten Schrei aus, woraufhin Raku erschrocken aufsprang und weglief und von Meelo verfolgt wurde. Jinora schüttelte seufzend den Kopf und Ikki beteiligte sich an der Verfolgungsjagd. Ehe Shinri ihren Begleiter zu sich rufen konnte, hatte Meelo ihn bereits gefangen und hielt ihn im Arm. Das Mädchen ging zu ihm und lies sich die Wolfskatze aushändigen. Dann fiel ihr Blick auf das Gestell, neben dem sie standen. „Was ist das?“, fragte sie die Luftbändigerkinder. „Das sind Luftbändigertore. Mit denen trainieren wir die Grundlagen des Luftbändigens.“, erklärte Ikki. Interessiert betrachtete Shinri das Relikt. „Und wie funktioniert das?“ „Wenn du willst,, zeige ich es dir.“, meinte Jinora, die sich zu ihnen gesellt hatte. Shinri nickte. „Gerne.“ Mit einem Luftstoß brachten Meelo und Ikki die Tore zum drehen. „Luftbändigen basiert auf kreisförmigen Bewegungen.“, erkläre Jinora, die sich vor die Tore gestellt hatte, „Man muss auf die andere Seite kommen, ohne die Tore zu berühren.“ Dann lies sie sich wie ein Blatt im Wind durch die Tore treiben und berührte dabei nicht ein einziges. Shinris Augen strahlten vor Begeisterung. „Jinora! Ikki! Meelo!“ Eine Frau in ebenfalls den traditionellen Kleidern der Luftbändiger kam zu ihnen. „Da seid ihr ja. Es ist an der Zeit für das Abendessen.“ Erst dann schien ihr Shinri aufzufallen. „Oh hallo.“, begüßte die Frau das Mädchen. „Guten Abend.“ „Mama, das ist Shinri. Sie ist mit Korra hier.“, erklärte Ikki ihrer Mutter. „Isst du mit uns, Shinri?“, fragte Pema freundlich lächelnd. „Ähm also... Ich will euch keine Umstände machen.“ „Machst du nicht. Es bleib sowieso immer zuviel übrig.“ Shinri wurde rot, als ihr Magen laut begann zu knurren. Pema lachte. „Dann ist die Sache ja klar.“ Sie machte eine winkende Geste, ehe sie sich umwandte: „Dann kommt.“ Unsicher folgte Shinri ihr, schließlich musste sie auf Korra warten. „Keine Sorge. Korra ist auch mit uns zu Abend.“, sagte Pema, als sie Shinris Blick bemerkte. Beruhigt folgte Shinri der Frau in den Speisesaal. Dort waren schon viele andere Luftlehrlinge versammelt und aßen. Pema und ihre Kinder knieten sich an einen der freien Tische und Shinri folgte ihrem Beispiel. Neugierig schnüffelte Raku an dem Salat, der auf der Mitte des Tisches stand. Enttäuscht lies er davon ab, als er merkte, dass es nichts war, was ihm schmeckte. „Ich glaube dein kleiner Freund hätte gerne etwas anders.“, meinte Pema und gab dem Tier etwas Brot, welches es zum allgemeinen Erstaunen tatsächlich aß. Die anderen folgten schnell ihrem Beispiel. Das Essen war köstlich und Shinri war danach so satt, dass sie sich kaum vorstellen konnte jemals wieder etwas zu essen. „Das war wirklich lecker. Vielen Dank.“ Pema lächelte die gütig an. „Keine Ursache.“ Erst jetzt fiel Shinri auf, dass Korra und auch Pemas Mann Tenzin nicht anwesend waren. Doch kaum hatte sie dies zuende gedacht, betraten die beiden den Speisesaal. Hastig stand Shinri auf und verbeugte sich höflich vor dem Ratsmitglied. Dieser lächelte gütig und erwiderte die Verbeugung. „Du bist also Shinri?“, fragte er das Mädchen, „Ja, Ratsherr.“, antwortete sie. „Bitte, nenn mich Tenzin.“ Dann meldete sich Korra zu Wort: „Ich habe mit Tenzin alles abgesprochen. Du darfst mit uns hier auf der Insel des Lufttempels wohnen.“ Shinri sah den Avatar und dann den Ratsheeren erstaunt an. „Aber... das kann ich doch nicht annehmen.“ „Mach dir darüber keine Gedanken.“, meinte Tenzin, „Aber wenn es dein Gewissen erleichtert kannst du unseren Luftlehrlingen bei einigen Aufgaben zur Hand gehen.“ Shinri nickte. „Das werde ich. Vielen Dank.“ „Keine Ursache.“ Tenzin setzte sich zu seiner Familie an den Tisch. „Ich danke auch dir, Avatar Korra.“, sagte Shinri zu dem Mädchen, das vor ihr stand. „Kein Problem, Shinri. Und lass das Avatar weg.“ Diese nickte und lächelte das Mädchen an, welches sich kurz darauf ebenfalls an den Tisch setzte. „Das hier ist dein Zimmer.“, sagte Korra und betrat das Zimmer. „Im Schrank findest du einige Wechselklamotten.“ Shinri blickte sich um. Das Zimmer war nicht sonderlich groß, aber dennoch gefiel es ihr. „Noch einmal vielen Dank, Korra.“, sagte Shinri, als der Avatar den Raum verlies. Korra lächelte freundlich. „Keine Ursache. Menschen zu helfen ist quasi meine Pflicht als Avatar.“ „Gute Nacht und schlaf gut, Korra.“ „Du auch.“ Dann schloss sie dir Tür hinter sich. Shinri sah aus dem Fenster. Die Sonne war schon lange unter gegangen und der Mond stand voll am sternenklaren Himmel. Sie sog noch einmal die kalte Abendluft ein, ehe sie sich zu Bett begab, nachdem sie ein frisches Nachtgewand angezogen hatte. Sie schloss die Augen und Raku rollte sich auf ihrem Bauch zusammen und war nur wenige Sekunden später eingeschlafen. Die Menschen hier waren alle wirklich freundlich. Und das obwohl sie sie kaum kannten. Sie drehte sich auf die Seite und Raku maunzte empört und legte sich neben sie, um weiter zu schlafen. Shinri brauchte noch eine Weile, bis die endlich eingeschlafen war, doch als es soweit war, hätte nichts mehr das Mädchen wecken können. Sie konnte sich nicht daran erinnern jemals so gut geschlafen zu haben. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie in einen traumlosen Schlaf hinüber glitt. Kapitel 2: Profibändiger ------------------------ 2. Kapitel - Profibändiger Nach einem ausgewogenen Frühstück sagte Korra zu Shinri. „Ich muss jetzt in die Arena. Mit Bolin und Mako trainieren. Willst du mitkommen?“ Shinri war sofort Feuer und Flamme. „Ja. Gerne.“ Das Mädchen hatte von den Luftbändigern neue Kleidung bekommen, aber natürlich war es nicht die traditionelle Kleidung der Lehrlinge, denn schließlich lebte sie nicht deren Lebensstil und dazu gehörte mehr als sich nur vegetarisch zu ernähren. Korra hatte gerade ihre Profibändiger Uniform angezogen, als sich die beiden Mädchen zu den anderen beiden Feuerfrettchen gesellten. „Guten Morgen, Mädels.“, begrüßte Bolin sie. Ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Bereit für das Training, Korra?“ Diese nickte und Mako meinte: „Gut.“ In seinen Händen hielt er einen Ball, den er Korra zu warf. „Und du kommst um dem unglaublichen Training der einzigartigen Feuerfrettchen beizuwohnen?“, fragte der Erdbändiger Shinri. Diese nickte. „Wenn ich darf.“ „Natürlich. Und wenn du willst zeige ich dir danach einige Kniffe für´s Erbändigen.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Du bist doch eine Erdbändigerin, oder?“ Statt zu antworten zog Shinri die drei Steine aus ihrer Hosentasche und lies sie in der Luft kreisen. Dann nickte sie: „Ja.“ „Stark.“ „Genug geplaudert.“, schaltete sich Mako ein, „Jetzt wird trainiert.“ Also setzte sich Shinri auf die Bank, auf ihrem Schoss Raku und neben sich das Feuerfrettchen, das Maskottchen der Gruppe, Pabu. Glücklicherweise verstanden sich die beiden Tierchen auf Anhieb und beide wurden von Shinri ausgiebig gekrault, während sie gebannt dem Training zu sah. Zum Aufwärmen warfen sich die Drei den Ball zu. Dies war zugegebenermaßen etwas langweilig, doch dann wurde es interessanter. Bolin holte einen Stapel Steinscheiben, wie man sie auch in der Arena fand, für sich und einen kleinen Wasserspeicher für Korra. Dann versuchten sie sich gegenseitig mit ihren Attacken zu treffen und wehrten gleichzeitig die Angriffe der anderen ab. Die Elemente prallten aufeinander. Staub wirbelte auf und Dampf hing in der Luft, als die Drei die Trainingseinheit beendeten. Mako zog sich den Schutzhelm vom Kopf. „Nicht schlecht.“, meinte er und Bolin sagte: „Nicht schlecht? Das war große Klasse!“ Auch Korra grinste zufrieden. „Na gut.“, meinte Mako und gab sich geschlagen und trainierte noch etwas alleine an einem Boxsack. Bolin trat zu Shinri. Vertraulich legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Jetzt hat Bolin etwas Zeit für dich.“ Shinri grinste ihn an.. „Du findest alleine zurück?“, fragte Korra Shinri, während sie ihren Helm vom Kopf nahm und das Mädchen nickte. „Klar.“ Korra hob zum Abschied die Hand, nachdem sie sich umgekleidet hatte und verlies sie Arena, um zu Insel des Lufttempels zurück zu kehren. Bolin führte sie zu der Trainingsecke der Erbändiger. Dort lagen genügend Steinscheiben und Auffangnetze für dieselben. Bolin stellte sich kampfbereit hin und führte Shinri die Übung vor. „Und jetzt du.“, forderte er sie auf. Shinri versuchte ihn so gut wie möglich nachzuahmen. „Nicht schlecht.“, kommentierte der Junge, „Aber etwas schwerfällig und steif. Wärst du in einem Match, wärst du leichte Beute für die Gegner. Hier schau.“ Er tänzelte leichtfüßig von einem Bein auf das andere und schoss noch einige Steinplatten in die Netze. Shinri nickte und ahmte es etwas ungeschickt nach. „Üb das noch ein bisschen.“, meinte Bolin lächelnd und widmete sich ebenfalls einem Boxsack. „Aya!“ Der Mann stand mit dem Rücken zu dem Mädchen, welches nun aus den Schatten trat und neben dem Leutnant auftauchte. „Verläuft bisher alles nach Plan?“ „Ja“, antwortete Aya, „Unsere Anhängerschaft ist vielzählig und Hiroshi Sato liefert uns bald die verlangten Waffen.“ „Sehr gut.“ Amon drehte sich zu seinen engsten Untergebenen um. „Unsere Pläne bleiben unverändert. Wir behalten den Avatar im Auge, aber sie wird nicht angerührt. Korra hebe ich mir für später auf, habt ihr das verstanden?“ Die beiden Equalisten verbeugten sich leicht. „Natürlich.“ „Gut.“ Amon drehte sich wieder um und sah aus dem Fenster. „Morgen Abend werde ich über Radio mit meine Anhängern sprechen. Leutnant, bereite alles dafür vor.“ „Jawohl.“ Der große Mann verbeugte sich knapp und verlies den Raum. „Worum geht es?“, fragte Aya. „Der Große Rat hat mich zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt, doch davon werden wir uns nicht aufhalten lassen. Die Revolution schreitet unaufhaltsam voran und wir werden diese Bändiger, die sich gegen uns stellen, ausmerzen.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er das Mädchen fixierte. „Aya, halte dich bereit. Du wirst gebraucht. Deine Fähigkeiten mögen unrein sein, doch sie können uns von Nutzen sein. Halte dich weiterhin bedeckt, bis ich dir befehle, etwas anderes zu tun, hast du das verstanden?“ Das Mädchen verbeugte sich unterwürfig. „Jawohl.“ „Gut, du kannst jetzt gehen.“ Lautlos entfernte Aya sich und lies den Mann mit der Maske allein. Es war bereits dunkel, als sich Shinri auf dem Rückweg machte. Das Training hatte wirklich Spaß gemacht. Es war anstrengend, aber nicht auslaugend gewesen. Sie lächelte zufrieden und schaute auf Raku hinunter, welcher aus ihrem Oberteil lugte. Doch im nächsten Augenblick sprang dieser auf den Boden und verschwand in der Dunkelheit. „Raku!“ Offenbar hatte er etwas Leckeres gerochen und suchte den Quelle des betörenden Geruchs. Hastig folgte Shinri ihrem Tier und fand ihn schließlich auf einer Bank, während er einen Jungen um etwas Fleisch von dessen Spieß anbettelte. Der Blick des schwarzhaarigen Jungens wurde sanfter und er zupfte etwas Fleisch von dem Spieß und hielt es der Wolfskatze hin, welche die Köstlichkeit augenblicklich verschlang. Shinri blieb wenige Schritte vor dem sitzenden Jungen stehen und entschuldigte sich höflich für das Verhalten ihres Freundes. „Schon gut.“, war die knappe Antwort des Jungens. Er streckte einen Finger nach dem Tier aus, welches augenblicklich den Kopf vorstreckte, sodass der Junge ihn unterm Kinn kraulen konnte. Raku schloss die Augen und schnurrte zufrieden. Auf dem Gesicht des Junges erschien ein zufriedenes Lächeln. Als die Wolfskatze schließlich genug hatte, streckte Shinri den Arm nach ihr aus, sodass ihr Gefährte über ihren Arm auf ihre Schulter kletterte. Nachdenklich schaute sie den Schwarzhaarigen an. Er kam ihr irgendwie bekannt vor. „Ähm...“, meinte Shinri schüchtern und strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Der Junge hob den Kopf und sah sie an. „Was ist?“ Unsicher wich das Mädchen seinem Blick aus. „Haben... wir uns schon einmal getroffen?“, fragte sie. Er zuckte mit den Schultern. „Kann schon sein.“, war alles was er dazu sagte. Shinri versuchte ein Lächeln. „Ich bin übrigens Shinri.“ Der Junge nickte nur. „Und wie ist dein Name?“, fragte sie freundlich nach. „Hasook.“, war die Antwort. Jetzt erinnerte sie sich. Er war der Junge, der sie vor einigen Tagen vor der Profi-Arena angerempelt hatte und nicht nur das: Er war quasi Korras Vorgänger bei den Profibändigern gewesen. Begeistert legte Shinri die Hände aneinander. „Ich habe deine Matches verfolgt. Es schade, dass du nicht mehr dabei bist.“ Hasook schnaubte nur und sah weg. Shinri wünschte sich ihre Worte wieder zurück nehmen zu können. Womöglich wollte er nicht daran erinnert werden. Betreten schaute sie zu Boden und kickte kleine Kieselsteine mit ihren Fuß. Raku´s Maunzen zerschnitt schier die Stille. Ihr Partner hatte Recht. Es wurde schon spät. Schließlich wollte sie niemanden Sorgen bereiten. „Also dann...“, murmelte sie und hob eine Hand zum Abschied. Hasook hob den Blick und nickte. „Da bist du ja.“ Korra hatte sie vor dem Wohngebäude abgefangen. Shinri war auf die Insel des Lufttempels zurück gekehrt. „Es gibt gleich Abendessen. Komm mit.“ Das Mädchen nickte und folgte Korra in den Essenssaal. „Wie war das Training mit Bolin?“, fragte der Avatar. Ein Lächeln erhellte Shinris Gesicht. „Es toll. Wirklich.“ Korra grinste. „Profibändigen ist klasse, nicht?“ Shinri nickte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so nahe dabei sein würde.“ „Und ich erst.“, erwiderte Korra und machte eine ausladende Geste. „Ich meine, ich bin Mitglied bei den Feuerfrettchen.“ Das erinnerte Shinri an etwas. „Kennst du einen Hasook?“, fragte sie. Korra überlegte kurz. „War er nicht vor mir bei den Feuerfrettchen.“ Shinri nickte erneut. „Warum ist er nicht mehr bei ihnen?“ „Mako sagte, er habe kalte Füße bekommen und sich gedrückt. Also bin ich eingestiegen.“ Sie betrachtete das Mädchen eindringlich. „Warum fragst du, Shinri?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn...heute getroffen.“ Korras Augen weiteten sich. „Echt?“ Shinri nickte unsicher und wurde etwas rot. Korras Grinsen wurde breiter. „Und...?“, fragte sie schelmisch grinsend. Doch ehe Korra weiter bohren konnte, tauchte Tenzin auf und lächelte. „Und nun, meine Damen, ist es an der Zeit für das Abendessen.“ Enttäuscht folge Korra ihrem Lehrer und Shinri kam den beiden nach. Während dem Essen schaute das Mädchen aus dem Fenster. Ihre Gedanken schweiften ab und sie dachte an Hasook. War er immer so wortkarg und etwas unfreundlich? Hatte sie ihn zu sehr genervt und mit Fragen gelöchert? Sie stürtze nachdenklich ihren Kopf auf eine Hand und knabberte an ihrem Essstäbchen. Er sah wirklich ganz anders aus, wenn er lächelte. Sie führte sich sein Gesicht vor Augen, als der Junge Raku gekrault hatte und musste etwas lächeln. Erst jetzt bemerkte sie, wie Korra, die ihr gegenüber saß, sie schelmisch angrinste. Shinri wurde rot und aß hastig weiter. Kapitel 3: Dunkle Schatten -------------------------- 3. Kapitel – Dunkle Schatten Am Morgen trafen sich Korra, Tenzin und seine Kinder im Pavillion zur morgendlichen Mediation. Shinri war es erlaubt daran teilzunehmen, also setzte sie sich neben Korra und begann zu meditieren. Sinn jeder Meditation war es, seine Gedanken ziehen zu lassen, also quasi an einfach gar nichts zu denken. Nach einer Weile gelang es dem Mädchen recht gut, doch sie spürte, dass sich Korra damit schwer tat. Nach der Meditation musste Tenzin einer Sitzung im Großen Rat beiwohnen und Shinri gesellte sich zu Korra, welche einige Luftbändiger Figuren, darunter die typische Kreisbewegung übte. „Alles in Ordnung bei dir Korra?“, fragte Shinri, nachdem sie Korra für eine Weile beobachtet hatte. „Ja.“, antwortete diese und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Übungen. Shinri runzelte die Stirn. Sie kannte Korra zwar noch nicht lange, konnte aber spüren, dass ihr etwas auf der Seele lag. Doch sie war sich sicher, dass Korra ihr nicht sagen würde, was sie bedrückte, egal wie sehr sie nach bohrte, also beließ Shinri es dabei und um den Avatar nicht bei seinen Übungen zu stören, ging sie zu Tenzins Kindern hinüber. Jinora trainierte an dem Luftbändigertore und wie ein Blatt im Wind lies sie sich durch die rotierenden Tore gleiten, ohne auch nur eines davon zu berühren. Nachdenklich betrachtete Shinri das antike Artefakt und versuchte die Rotationsbewegungen der Tore zu analysieren. Wie lange brauchten sie für eine Umdrehung? Wann gab es Schlupflöcher? Aber dies war scheinbar nicht der richtige Weg, man musste es spüren, jedenfalls sah es bei Jinora danach aus. Shinri zuckte unmerklich mit den Schultern. Sie war eben keine geborene Luftbändigerin und ging die Dinge demnach anders an. Unbemerkt war es Aya im Schutze der Dunkelheit gelungen auf die Insel des Lufttempels zu gelangen und diese eben so ungesehen zu erkunden. Der Weiße Lotus war wirklich nicht der Beste, wenn es um Überwachung und Sicherheit ging, wie es schien. Eine lächerliche Leibwache für den Avatar. Folglich mussten sich Amon und die Equalisten keine Gedanken um diese sogenannte Leibgarde machen. Ein Problem weniger. Da Aya sich völlig sicher und unbeobachtet fühlte, setzte sie sich auf die Treppenstufe am Rande des Trainingsplatzes der Luftbändiger. Sie konnte das dunkle Wasser, in dem sich nur die Sterne und die entfernten Lichter der Stadt spiegelten, sehen. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr auf und sie wandte sich wieder dem Trainingsplatz zu. Mit einer gewissen Neugier betrachtete sie die Luftbändigertore und näherte sich diesen. Sie drehten sich sacht im aufkommenden Wind. Soweit sie wusste, waren Luftbändiger in der Lage, diese Tore während sie sich drehten zu durchschreiten, ohne sie zu berühren. Gut, logisch. Luftbändigen basierte auf konstanten, kreisförmigen Bewegungen und diese wurden somit trainiert und auch das Ausweichen, das den Luftbändigern zu eigen waren, welche lieber einem Kampf aus dem Weg gingen, als diesen zu bestreiten. Aya warf einen Blick über ihre Schulter. Alle Lichter im Tempel waren bereits erloschen, folglich schliefen die Bewohner der Insel. Kein Wunder, dass sie keiner bemerkte. Aber Einerlei. Ihre Erkundungstour war ohnehin zu Ende. Amon erwartete einen ausführlichen Bericht über ihre Erkenntnisse, ehe er per Radio zu seinen Anhängern sprechen würde. Dazu hatte ihn ein Entschluss des Großen Rates von Republica bewogen, welcher eine Task Force gegründet hatte, um Equalisten zu jagen und dingfest zu machen. Aya grinste. Das würde weder Amon, noch die Revoution aufhalten, eher anstacheln. Aber lästig würde es sicherlich alle Mal werden, da sich viele Bändiger, allen voran Ratsmitglied Tarrlok dem Sonderkommandos angeschlossen hatten. Langsam erhob sich Aya und drehte sich ein letztes Mal zum Lufttempel um, ehe sie, so unbemerkt wie sie gekommen war, wieder in der Dunkelheit verschwand. Shinri erwachte, als sie einen Schrei ganz in der Nähe vernahm. War das Korra gewesen? Sie stand auf und stand vor der Schlafzimmertür des Avatars, die Hand zögerlich erhoben. Sollte sie anklopfen? „Alles okay, Naga. Ich hatte nur einen Alptraum.“, hörte sie Korra murmeln. Offenbar hatte das Mädchen einen Alptraum gehabt. Ob das mit den Erlebnissen zusammenhing, die sie in letzter Zeit gehabt hatte? Vermutlich. Leise entfernte sich das Mädchen wieder. Korra war Stolz und diesen wollte sie nicht ankratzen, indem sie nach einem Alptraum in ihr Zimmer kam. Wer weiss in welchen Zustand sich Korra befand, wie sie aussah und wie ihr zumute war. Beim Frühstück lies sich der junge Avatar nichts anmerken, doch Shinri warf ihr immer wieder verstohlene Blicke zu. Ihr fiel auf, dass Korra ziemlich erschöpft wirkte und sich über irgendwas Sorgen und Gedanken zu machen schien. Shinri erwog erneut, das andere Mädchen darauf anzusprechen, doch es ergab sich keine Gelegenheit mehr dazu. Ein erneutes Training der Feuerfrettchen stand an, schließlich galt es in Form zu bleiben, so kurz vor dem Großen Turnier. Auch während dem Training, schien Korra nicht ganz bei sich und in Gedanken wo anders zu sein. „Ist alles in Ordnung, Korra?“, fragte Bolin den Avatar besorgt. „Ja...“, antwortete diese, aber es war nicht besonders überzeugend, doch ehe jemand die mit weiteren Fragen löchern konnte, schulterte sie ihre Tasche, verabschiedete sich und verlies die Trainingshalle. Bolin wandte sich an Shinri: „Was ist denn mit Korra los?“, fragte der Erdbändiger und Shinri zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht.“, antwortete das Mädchen wahrheitsgemäß. Die Beiden schauten dem Avatar nach, bis Mako seine Sachen packte und seine Tasche schulterte. Er hob die Hand zu einem Abschiedsgruß. „Man sieht sich, Bo, Shinri.“ „Wo gehst du hin?“, fragte Shinri den Feuerbändiger. „Ich muss arbeiten.“, gab dieser zur Antwort. „Wir brauchen 30.000 Yuan als Startgeld für das Große Turnier.“, klinkte sich der kleine Bruder ein. „Oh...“, meinte Shinri etwas irritiert. Aber natürlich. So ein großes Turnier finanzierte sich nicht von allein. Es gab ja allerhand was bezahlt werden wollte, nicht zuletzt das Preisgeld, das der Gewinner des Turniers am Ende erhalten sollte. „Hey! Ich hatte dir doch eine weitere Trainingseinheit versprochen!“, erinnerte Bolin grinsend, ganz so als wolle er sie aus ihren trüben Gedanken reißen. „Bist du bereit?“Shinri grinste. „Klar.“ Die beiden stellten sich in Erdbändigermanier kampfbereit hin, neben sich je einen Stapel Steinscheiben zum Bändigen. Bolin pfefferte zwei der runden Steine auf Shinri zu, welche diese ihrerseits mit zwei Scheiben zerstörte. „Nicht schlecht.“, lobte Bolin, „Du hast ordentlich Power.“ Shinri strahlte. „Bei so einem guten Lehrer kein Wunder.“, konterte sie lächelnd. Bolins Grinsen wurde breiter. Selbstzufrieden stemmte er die Hände in die Hüften. „Da hast du allerdings nicht ganz unrecht.“ Weiter kam er nicht, denn ohne, dass er es bemerkt hatte, hatte Shinri einen seiner Scheiben gebändigt, sodass diese ihn von den Füßen wischte und er unsanft mit einem gedämpften Autsch zu Boden fiel. Augenblicklich tat es dem Mädchen leid und sie ging zu Bolin um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Sorry, musste sein. Übermut tut selten gut.“, lenkte sie schief grinsend ein und er rieb sich das schmerzende Hinterteil.„Tut es sehr weg?“ „Ach was.“, winkte der Junge ab, „Du glaubst gar nicht, was ich beim Profibändigen alles ab bekomme. Einmal habe ich schier eine Steinsalve in den Magen bekommen.“ Shinri verzog das Gesicht vor Schmerz bei der Vorstellung. „Uuuh...Aah... Das muss weh getan haben, kann ich mir gut vorstellen.“ Bolin ergriff die Hand, die Shinri ihm hinhielt. „Aber jetzt Mal im Ernst.“, räumte er ein, als er sich aufrichtete, „Du bist wirklich besser geworden. Also: Machen wir weiter?“, fragte Bolin und das Mädchen nickte. „Bereit, wenn du es bist.“, antwortete Shinri und ging wieder in Stellung. Es dämmerte bereits, als Shinri auf die Insel der Lufttempel zurück kehrte. Sie machte sich auf die Suche nach Korra und fand diese schließlich auf dem Trainingsplatz. Sie war scheinbar völlig in ihre Übungen und Bewegungen vertieft. Musik drang aus dem Radio hinter hier, bis ein statisches Rauschen die Töne unterbrach und Amons Stimme aus dem Lautsprecher drang: „Guten Abend, meine Equalisten-Freunde. Hier spricht euer Anführer, Amon. Wir ihr wisst hat mich der Große Rat von Republica zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt und damit erneut bewiesen, dass die Bändiger dieser Stadt vor nichts halt machen, um unsere Revolution zu zerschlagen. Aber sie können uns nicht aufhalten. Wir werden mit jedem Tag mehr. Ihr müsst nicht länger in Furcht leben. Es ist an der Zeit den Bändigern das Fürchten zu lehren.“ Shinri merkte, wie Korra beim Klang von Amons Stimme zusammengezuckt und daraufhin erstarrt war. Vor Angst. War das der Grund für ihr seltsames Verhalten in den letzten Tagen? Hatte dieses furchtlose Mädchen Angst vor dem Anführer der Anti-Bändiger-Revolution? „Korra?“ Der Avatar zuckte zusammen. Sie hatte ganz offensichtlich gar nicht bemerkt, dass Shinri zu ihr getreten war. „Alles in Ordnung?“, fragte die Erdbändigerin besorgt und Korra nickte träge. „Mir geht es gut... Ich bin nur etwas müde.“ Was für eine schwache Ausrede, dachte Shinri bei sich, doch sie nickte ergeben und wünschte Korra eine gute Nacht, ehe sie selbst ihr Zimmer aufsuchte. Der darauffolgende Tag gestaltete sich zunächst als ziemlich ergeisnisarm. Korra ging ihrem Luftbändigertraining nach und Shinri lies sie alleine. Sie spürte, dass das Mädchen keine Gesellschaft wünschte und lieber mit ihren Gedanken alleine sein wollte. Also nahm sie Raku mit in die Stadt und suchte die Arena auf um Bolin und Mako zu besuchen. Letzterer war allerdings schon früh gegangen, um zu arbeiten, wie Bolin ihr berichtete. Der Erdbändiger war auch nicht in bester Stimmung, den die Feuerfrettchen hatten kaum noch Hoffnungen das Startgeld für das Turnier rechtzeitig zusammen zu bekommen und Shinri konnte bedauerlicherweise ebenfalls nicht behilflich sein, schließlich besaß sie nichts und lebte schier wie ein Schmarotzer auf der Insel des Lufttempels. Sie versuchte ihr schlechtes Gewissen, welches sich nun bei ihr meldete zu ignorieren, doch so recht wollte es ihr nicht gelingen. Natürlich führte sie kleinere Tätigkeiten in ihrem neuen Zuhause durch, ging den Lehrlingen zur Hand und machte einige Besorgungen und so weiter, aber dennoch schien das längstens nicht genug zu sein. Und dann lies sie sich von Bolin und den anderen Bändigungstechniken zeigen und lenkte sie somit vom wesentlichen ab. Das erleichterte ihr Gewissen auch nicht sonderlich. Bolin, der dies zu bemerkt haben schien, versuchte das Mädchen mit einigen Tricks, die er Pabu beigebracht hatte, aufzuheitern, doch so recht wollte ihm das nicht gelingen. Shinri schenkte ihm dennoch ein dankbares Lächeln, ehe sie sich Raku auf ihre Schulter setzte und die Arena verlies. Eigentlich hatte sie vorgehabt auf direktem Wege nach Hause zu gehen, doch Raku hatte andere Pläne. Er sprang von der Schulter des Mädchens und rannte fort. „Raku!“ Wieder einmal sah sich Shinri gezwungen ihren Kameraden hinterherzulaufen. Was hatte ihn diesmal geritten? Erst jetzt bemerkte sie die unbekannte Melodie, dem ihr Gefährte zu folgen schien. „Das wird wohl langsam zu Gewohnheit, was?“, fragte der Junge mit der Flöte, auf dessen Schoß sich Raku niedergelegt hatte, um sich streicheln zu lassen. Er sah auf und Shinri erkannte in ihm Hasook wieder, den ehemaligen Wasserbändiger der Feuerfrettchen. „Ähm... Entschuldige bitte.“ Unsicher strich sich Shinri eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wartete auf die Reaktion des Jungen. Dieser schien es dem kleinen Tier aber nicht krumm zu nehmen und legte die Flöte neben sich, um sich ganz und gar der Wolfskatze zu widmen. „Shinri, oder?“ Sie zuckte zusammen, als Hasook ihren Namen erwähnte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich erinnerte. Dann nickte sie hastig. „Ja.“ „Und das hier ist Raku, oder?“, setzte der Wasserbändiger hinzu und wieder nickte das Mädchen. „Woher weist du das?“ Hasook zeigte die Spur eines Lächelns. „Du hast ein ziemliches Organ. War nicht zu überhören.“, gab er zur Antwort und Shinri errötete peinlich berührt. „Erstaunlich bei so einem Strich in der Landschaft wie bei dir.“ „He...hey!“, stotterte sie, so als wolle sie sich verteidigen. „Ist schon gut. Reg dich nicht auf.“, beschwichtigte der Junge, „Das war ein Witz.“ „P...ah... Sagte der Typ, der sich als Elefantenratten Fänger versucht.“, sagte Shinri und mied den Blick des Anderen. Langsam erhob sich Hasook, sodass Raku genügend Zeit fand auf den Boden zu springen und packte dann seine Flöte. „Na dann bin ich ja froh, dass es für Wolfskatzen genügt.“, meinte Hasook, sein Blick wurde eine Spur finsterer und er wandte sich zum Gehen. „Warte!“, befahl Shinri und blieb gleich darauf stumm. Warum hielt sie ihn auf? Sie wusste selbst nicht warum sie ihn nicht einfach gehen lassen wollte. „Mh? Was?“, fragte der Junge leicht genervt. „Eh...“ Das Mädchen rang um Worte. Raku stieß gegen ihren Fuß, ganz so als wollte er ihr etwas mitteilen. Sie dazu auffordern ihm zu folgen, oder mit ihm zu reden. Hasook verzog die Mundwinkel. „Also wenn weiter nichts ist, gehe ich...“ Er hob die Hand zu einem nicht unfreundlichem Abschiedsgruß. „Man sieht sich, nehme ich an.“ Ein Grinsen erhellte zum ersten Mal sein Gesicht. „Und sei vorsichtig. Die Stadt ist um diese Zeit gefährlich für kleine Mädchen wie dich.“ Unwillkürlich wurde Shinri erneut rot. „Hey!“, rief sie ihm nach, „Ich bin wohl in der Lage mich zu wehren.“ Er blieb stehen und drehte sich um. „Ach? Sogar gegen diesen Amon und seine Schergen?“ „Ja!“, behauptete sie wie aus der Pistole geschossen, „Sogar gegen die.“ Hasook grinste amüsiert. „So,so., meinte er und besah sich das Mädchen von oben nach unten. „Besonders stark siehst du mir ja nicht aus.“ „Gleichfalls.“, sagte Shinri missmutig. Der Junge kam näher. Sein Grinsen wurde breiter und seine Augen funkelten. „Du weißt doch, wen du hier vor dir hast, oder?“ Ohne zu Zögern erwiderte das Mädchen: „Einen Feigling, der seine Kameraden vor ihrem wichtigsten Match im Stich gelassen hat.“ Hasook´s Miene verfinsterte sich. „Du hast ja keine Ahnung!“, brüllte er und ballte seine Hände zu Fäusten. Shinri zuckte zusammen. Mit so einem emotionalem Ausbruch hatte sie nicht gerechnet und auch Raku wich zurück. Zugegeben, sie war etwas zu weit gegangen, aber das war eben ihre Art. Manchmal waren ihre blöden Sprüche und ihr Mundwerk schneller, als ihre Vernunft, die nun langsam wieder die Oberhand zu gewinnen schien. „Es...Sorry.“, nuschelte sie schnell, wagte es kaum ihm die Augen zu sehen. In irgendeiner Weise schien er es gut gemeint zu haben mit ihr. Entfernt hatte es doch so geklungen, als hätte er sich Sorgen um sie gemacht. Der Junge schnaufte erbost und sah finster auf das Mädchen herab. Er schien sich selbst zu fragen, warum er sich überhaupt so weit auf sie eingelassen hatte. Sie hatte einen seiner wunden Punkte getroffen und das schlimmste war, dass sie irgendwie, irgendwo Recht hatte. „Schon gut...“, murmelte er schließlich, nachdem er tief durch geatmet hatte und die Härte wich aus seinem Gesicht. „Also dann...“ Hasook nickte ihr zu, ehe er sich zum Gehen wandte. „Sieh zu, dass du mit deinem lauten Organ keine Equalisten anlockst, Bohnenstange.“ Sofort verschwand sämtliche Sympathie, die Shinri für ihn gehegt hatte und sie rief ihm wütend hinterher: „Idiot!“ Leise, ohne dass es das Mädchen sehen konnte, schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht des Wasserbändigers, ehe er um die nächste Ecke bog. „Blödmann...“, murmelte Shinri und kickte Kieselsteine vor sich her. Sie schritt auf den steinernen Wegen der Insel des Lufttempels und machte sich auf den Weg in den Speisesaal, der nur Tenzin, seiner Familie und wenigen Gästen vorbehalten war. Das Abendessen war sicherlich bereits im vollem Gange, wenn nicht sogar schon beendet. Sie hatte sich verspätet. Und Schuld daran... Ein Mann, der ihr entgegen kam, unterbrach sie in ihren Gedanken und sie blickte auf. Der Mann, der wohl jünger sein mochte als Tenzin, war in die typische Kleidung getaucht, die den Wasserstämmen vorbehalten war. Sein Gesicht kam ihr bekannt vor und nach einigem Grübeln fiel ihr ein, wen sie vor sich hatte: Ratsmitglied Tarrlok. Dieser ging wort- und grußlos an ihr vorbei und würdigte sie kaum eines Blickes. Was hatte er hier zu suchen gehabt, fragte sich Shinri. Hatte er noch etwas mit Tenzin zu besprechen gehabt? Seine Miene war finster gewesen und er hinter seiner Stirn hatte es gearbeitet, ganz so als hecke er etwas aus. Shinri warf ihm einen Blick über die Schulter zu, ehe sie den Speisesaal betrat. „Shinri.“ Alle, die im Saal versammelt waren sahen auf und schenkten ihr ein herzliches Lächeln. „Du bist spät dran. Setzt dich.“, forderte sie Tenzin freundlich auf und Shinri kam dem nach. Sie hockte sich vor den niedrigen Tisch und sah die anderen fragend an. Korra schwieg und aß ebenso wortlos weiter. „Was hatte Tarrlok hier gewollt?“, fragte Shinri, da sie das Schweigen und die gedrückte Stimmung im Raum nicht weiter aushielt. „Er wollte, dass ich seinem dämlichen Ego-Projekt von Task Force beitrete.“ Korra hatte das Wort ergriffen und ihre Miene verfinsterte sich zusehends. Sie sprach offenbar von der Sondereinheit, die Tarrlok eingerichtet hatte, um gegen Amon und seine Equalisten vorzugehen. Und Korra hatte dies abgelehnt? Wenn Shinri´s Vermutung zutreffend war, dann war dies nicht weiter verwunderlich. Der Avatar fürchtete sich vor Amon, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Also lies das Mädchen das Thema ruhen und aß weiter. Die Tage darauf trafen zunächst kleine Aufmerksamkeiten und dann zunehmend extravagant werdende Geschenke und Pakete für Korra von Tarrlok ein, mit der Bitte sein Angebot noch einmal zu überdenken. Doch Korra blieb bei ihrer Antwort. So vergingen mehrere Tage und die Deadline für das Turniergeld stand kurz bevor. Es schien keine Hoffnung mehr zu geben, dass die Feuerfrettchen an dem Großen Turnier teilnehmen konnten. Doch Mako´s Freundin Asami, welche er vor einigen Tagen bei einem Unfall kennen gelernt hatte, welche rein zufällig die Tochter von Hiroshi Sato war, welche die Satomobile erfunden hatte und somit der reichste Mann der Stadt, vielleicht sogar der Welt war, hatte ihren Vater dazu überredet die Feuerfrettchen zu sponsern. Dann, wenige Tage später, begab es sich, dass Tarrlok eine Feier zu Korra´s Ehren veranstaltete. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Er hatte es eingefädelt, dass Reporter Korra so bedrängten, dass sie sich in ihrem Stolz und ihrer Ehre zu getroffen fühlte, der Task Force beitrat und einige Tage darauf sogar Amon öffentlich zu einem Duell herausforderte. Natürlich blieb ihr Training bei den Feuerfrettchen, sehr zum Unwohlsein von Bolin und Mako dabei völlig auf der Strecke. Nach der Radioankündigung von Amon war es um die Equalisten erschreckend still geworden. Doch das hieß nicht, dass die Anti-Bändiger-Bewegung schlief. Im Gegenteil. Sie formierten sich, trainierten, planten und fokussierten, um im richtigen Zeitpunkt zu zuschlagen. Dieser Zeitpunkt war gekommen, als Avatar Korra Amon öffentlich zu einem Duell heraus forderte. Aya, die diese Nachricht im Radio vernommen hatte, erstattete Amon Bericht. Dieser schien unter seiner Maske zu lächeln. „Sehr gut...“, meinte er zufrieden und wandte sich zu seiner Untertanin um. „Bereite alles für heute Abend vor. Wir wollen den Avatar doch schließlich gebührend empfangen.“ Aya verneigte sich tief und suchte Gleichgesinnte auf, um sie auf den besagten Abend vorzubereiten. Das „Duell“ sollte auf der Avatar Aang Gedächtnisinsel stattfinden. Punkt Mitternacht. Zwar war Korras Bedingungen eindeutig gewesen, was Amon aber reichlich wenig zu interessieren schienen. Statt einem fairen Zweierduell hatte sich der Anführer der Equalisten für einen klassischen Hinterhalt entschieden, allerdings nicht mit der Absicht dem Avatar die Bändigungskräfte zu nehmen. Es diente eher dem Zweck ein Ensemble zu stationieren, ein Zeichen zu setzten sozusagen. So leise wie die Schatten, in denen sie sich verborgen hielten, schlichen sich die Equalisten und Amon auf die Avatar Aang Gedächtnisinsel. Der Avatar war bereits vor Ort. Und sie war nicht allein. Die gesamte Bucht und der Luftraum über der Insel wurde von Tarrloks Einheiten überwacht. Zwecklos. Er hatte den toten Winkel, nämlich das Innere der Monuments nicht abgesichert. Mithilfe eines Seiles, das man um Korras Füße schlang, zog man sie in das Innere des kleinen Tempels. Zwar gelang es Korra sich von den Fußfesseln zu befreien, doch als sie Feuer bändige, um den Raum zu erhellen, sah sie, dass sie von Equalisten umzingelt war. Sie versuchte den Kreis mit Feuerstößen zu durchbrechen, doch weitere Seile schlangen sich um ihre Handgelenke und dann schickten gezielte Faustschläge zweier Equalisten das Mädchen in eine kurze Ohnmacht. Als Korra wieder zu sich kam, näherte sich Amon und zwei seiner Männer packten sie und zogen sie auf die Knie.. „Ich habe deine Einladung erhalten, Avatar Korra.“ Schwer atmend wartete der Avatar darauf, dass man ihr die Bändigungskräfte nahm, doch stattdessen packte Amon sie am Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Unser Duell ist unvermeidbar, aber dafür ist es noch zu früh. Ich könnte dir deine Fähigkeiten zu Bändigen auf der Stelle nehmen, aber ich werde es nicht tun. Ich brauche keine Märtyrer. Bändiger aus aller Welt würden sich über dein vorzeitiges Ende als Avatar entrüsten. Ich habe andere Pläne. Dich hebe ich mir bis zum Schluss auf. Dann bekommst du dein Duell. Und ich werde dich zerschmettern.“ Wieder fiel Korra in Ohnmacht, als Amon sie mit einem gezielten Schlag seines Mittel- und Zeigefingers außer Gefecht setzte. Ebenso ungesehen, wie sie gekommen waren, verschwanden die Equalisten wieder von der Insel und liesen Korra zurück, die wenig später von Tenzin gefunden wurde. Amon und Aya, welche die ganze Zeit über in der Dunkelheit gewartet hatte, für den Fall dass etwas schief lief und sie hätte eingreifen müssen, kehrten in ihr Versteck zurück. Dieses Ereignis hatte das Ergebnis, dass Korra aus Tarrloks Task Force austrat und wieder regelmäßig zum Training der Frettchen erschien. Doch diese Harmonie würde nicht von langer Dauer sein. Kapitel 4: Elemente ------------------- 4. Kapitel – Elemente Es dämmerte bereits, als sich Team Avatar in Republica traf, damit die Feuerfrettchen noch etwas trainieren konnten. Sie hatten erwogen Shinri mitzunehmen, doch das Mädchen hatte bereits am späten Nachmittag die Insel verlassen und war seitdem nicht mehr zurück gekehrt. Shinri schlenderte durch die Gassen Republicas. Die hatte kein bestimmtes Ziel und hatte das Gefühl etwas Zeit für sich zu brauchen, um über einiges nach zu denken. Nicht einmal Raku hatte sie bei sich. Es war so viel geschehen, was ihr Stoff zum Grübeln gab. Doch sie schreckte aus ihren Gedanken, als sie einige Meter vor sich eine wohlbekannte Gestalt entdeckte. Sie verzog das Gesicht zu einem fiesen Grinsend und bändigte einen Steinplatte auf dem Weg, sodass der Junge vor ihr, darüber stolperte und zu Boden fiel. Daraufhin brach sie in lautes Gelächter auf, ehe sie zu dem Jungen trat, um ihm sportlich aufzuhelfen. Grummelnd stand Hasook auf, ihre ausgestreckte Hand ignorierend und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. „Wofür war das denn?“, fragte er ärgerlich. Shinri zuckte grinsend mit den Schultern. „Ach komm schon. Sag bloß, dass hast du nicht kommen sehen. Ich meine schließlich habe ich ein lautes Organ und du hast mich sicher schon bemerkt, du großer Bändigermeister.“ Hasooks Mundwinkel zuckten nach unten. „Ha ha.“, machte er trocken. „Schleichst du mir jetzt schon hinterher, nur um dich über mich lustig zu machen?“ „Ob du es glaubst oder nicht, nicht alle Frauen haben ein Interesse daran hinter dir her zu schleichen, mein Lieber.“ Auf den Lippen des Jungen zeichnete sich ein Lächeln ab. „Daran sieht man, dass du einfach keinen Geschmack hast, Kleine.“ „Jedenfalls mehr als deine kreischenden Stalker. Es zählt mehr als das Aussehen, musst du wissen.“ Sie hob belehrend den Finger. „Schon einmal was von innerer Schönheit und Charakter gehört? Solltest du mal ausprobieren.“ Hasook verzog spöttisch den Mund. „Das sagt die richtige, Gewitterziege.“ „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden.“ Er lehnte sich vor und betonte jede einzelne Silbe. „G-e-w-i-t-t-e-r-z-i-e-g-e.“ Sie sah ihm fest in die Augen. „Suchst du unbedingt Streit?“ „Du hast angefangen.“ „Mädchen fangen niemals einen Streit an. Aber sie wissen einen zu beenden.“, meinte Shinri und drehte demonstrativ ihre drei Steine in der Luft, sodass sie um ihre Hand kreisten. Hasook grinste. „Du willst dich wirklich mit einem Ex-Profibändiger wie mir anlegen, Bohnenstange?“ „Hast du Angst zu verlieren?“ „Ne, aber ich schlage ungern kleine Mädchen.“ „Da würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Ich sagte doch, ich weiss mich zu wehren.“ „Also schön.“, meinte Hasook und sah sich um. Die Gasse, in der sie sich befanden war menschenleer. Nur Müllsäcke und-tonnen standen an den Hauswänden, die die Gasse umschlossen. „Dann zeig mal was du kannst.“, forderte der Wasserbändiger und ging in Kampfstellung. Shinri tat es ihm gleich. Hasook bändigte die Pfützen auf den Boden, sodass ihn das Wasser wie ein wabernder Gürtel umgab. Shinri löste einige Gesteinsbrocken aus dem Boden und lies sie um sich herum schweben. Die Kontrahenten schauten sich fest in die Augen. Dann begann ihr Duell. Shinri feuerte mehrere Steinsalven auf ihr Gegenüber ab, doch dieser lies alle Geschosse an seinem Wasser abprallen und lies es anschließend gefrieren, um die Zapfen als Waffe zu benutzen. Das Mädchen lies eine Steinmauer vor sich erscheinen, an welcher die Eiszapfen wirkungslos stecken blieben. Dann löste sie einzelne Steine aus der selbst erschaffenen Mauser und schickte sie dem Gegner entgegen. Dieser wehrte die Brocken mit seinem Element ab, ehe er einen erneuten Angriff aus Shinri startete. Er lies das Eis wieder flüssig werden und schickte dem Mädchen einen Wasserstrahl entgegen. Mit einer geschickten Bewegung wich sie diesem aus und holte sich neue Ressourcen aus ihrer Umgebung. Doch ihr aus Stein geformter Speer wurde von Hasook mit einer Eislanze gestoppt und beide Waffen zerbarsten in der Luft. Diesen Moment nutzte der Wasserbändiger, um Shinris Fuß mit Eis zu umschließen, sodass sie nicht fort kam. Dann formte er eine gigantische Wasserkugel, welche er auf Shinri jagte und sie in der Luft gefrieren lies. Hastig befreite sich das Mädchen von der Fußfessel, indem sie sie mit einem Stein zerschmetterte, ehe einen Keil formte, welcher die Kugel in der Luft in ihre Einzelteile zerlegte. Unerwartet stürmte sie auf Hasook zu, duckte sich unter seinem Schlag weg und schlitterte über den Boden, sodass sie hinter ihm wieder zum Stehen kam. Ehe der Junge angemessen reagieren konnte, hatte Shinri dessen Unaufmerksamkeit genutzt und schloss seinen gesamten Körper ein. Nur sein Kopf ragte aus dem steinernem Gefängnis. Hasook wand sich, doch so sehr er sich auch bemühte, er kam nicht frei. Triumphierend grinsend kam Shinri auf ihn zu. „Gar nicht schlecht für so einen Schwächling was?“, meinte sie und sah dem Besiegten direkt ins Gesicht. Trotzig mied dieser ihren Blick. Das Mädchen runzelte die Stirn. „Wenn du meinst...“, begann sie, drehte sich um und schickte sich an, den Kampfplatz zu verlassen. „He...Hey!“, rief Hasook ihr hinterher. „Lass mich hier raus!“ „Oh.“, machte Shinri, „Dich hätte ich ja beinahe vergessen.“ Sie wandte sich ihm wieder zu und lies die Steine wieder in der Erde verschwinden. Keuchend fiel der Junge auf die Knie und erneut bot ihm Shinri ihre Hand dar. „Jetzt komm schon. Stell dich nicht so an.“, meinte das Mädchen, als er nicht reagierte, „Es war ein fairer Kampf und ich habe gewonnen. Also stell dich nicht so an.“ „Du hattest einfach Glück.“ „Meinetwegen.Und jetzt komm schon.“ Endlich ergriff Hasook die ihm dargereichte Hand und erhob sich. „Na also. So schlimm war es doch nicht.“ Shinri verschränkte grinsend die Hände vor der Brust. „Ich wäre eventuell mit einer Revanche einverstanden.“, meinte sie keck, „Aber nicht heute.“, meinte sie nach einem kurzen Blick in den Himmel. Die Sonne hatte ihren tiefsten Punkt erreicht und tauchte die Welt in ein Dämmerlicht. Langsam fand Hasook seine Sprache wieder. „Glaub ja nicht du hast gewonnen, weil du besser bist.“, sagte er, „Ich habe dich gewinnen lassen. Gegen Mädchen mache ich nicht ernst.“ „Und scheinbar auch nicht gegen Goldtempel Tigarillos?“, fragte sie und spielte auf seine Niederlage an, nach welcher er seine Karriere als Profibändiger an den Nagel gehängt hatte. „Pah.“, machte der Junge und blickte auf die Seite. Shinri atmete tief durch. Damit war sie wieder etwas weit gegangen und auf einen solchen Streit hatte sie keine Lust. „Okay schon gut. Danke, dass du dich zurückgehalten hast.“ Das munterte den Bändiger allerdings auch nicht auf. Das Mädchen seufzte. „Sag mal... Diese Moves...“ Shinri horchte auf. Sie hatte erwartet, dass Hasook einfach gehen würde, statt mit ihr zu reden. „Sind das...Bolin´s?“, fragte er und sie nickte. „Woher weist du das?“ „Ich erkenne seinen Bändigungsstil. Hat er dich trainiert?“ „Etwas. Aber das meiste habe ich mir selbst beigebracht.“ „Bist du mit Bolin... und Mako befreundet?“ Wieder bejahte das Mädchen. „Sag... sag ihnen, dass es mir leid tut, dass ich sie im Stich gelassen habe.“, murmelte der Junge so leise, dass sie es beinahe überhört hatte. „Was?“ „Ich werde mich nicht wiederholen.“, brummelte Hasook und verschränkte sturr die Arme. Seine Wangen nahmen eine leichte Röte an. Shinri lächelte. „Okay.“ Es entstand ein kurzes, aber nicht unangenehmes Schweigen. „Also...“, begann Shinri, „Glaubst du... Wir können uns... mal treffen, ohne dass wir uns fiese Worte oder Steine an den Kopf schmeißen?“, fragte Shinri und zwirbelte verlegen eine Strähne um ihren Finger. Hasooks Augen weiteten sich flüchtig vor Erstaunen, ehe er den Blick etwas senkte und zu Lächeln begann. „Meinetwegen.“, war die knappe Antwort. Er trat auf der Mädchen zu und stupste mit seinem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „Aber das nächste Mal überfällst du mich nicht hinterrücks, sondern wir könnten uns ja... Ganz normal verabreden.“ Shinri rieb sich die Stirn und lächelte. „Und du bist sicher, dass du dich mit einer Gewitterziege wie mir treffen willst?“, harkte sie nach und Hasook grinste. „Vielleicht habe ich Glück und treffe stattdessen Shinri.“ Es war das erste Mal, dass der Junge ihren Namen ausgesprochen hatte. „Vielleicht.“, antwortete sie errötend. „Aber da wäre ich mir nicht so sicher.“ Hasook brach in schallendes Gelächter aus. „Du bist echt eine Marke.“, meinte er, sich noch immer vor Lachen schüttelnd. Dann richtete er sich auf. „Also gut. Hier meine Bedingungen: Keine Überfälle, keine Steine und keine blöden Sprüche.“ „Ich schätze mal dann wird aus unserer Verabredung nichts.“, sagte das Mädchen bedauernd und sah ihm dann direkt in die Augen, „Die blöden Sprüche gibt es leider nur im Doppelpack mit mir.“ Grinsend rieb sich Hasook die Nase. „Naja... Ich schätze, dass Risiko werde ich dann wohl eingehen müssen.“ Shinri strahlte den Jungen glücklich an. „Also dann.“ Hasook hob die Hand. „Sonntag auf der Kyoshi Brücke nach Sonnenuntergang.“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Shinri nickte noch, ehe die beiden sich trennten. Aya hatte dem geheimen Training der Equalisten beigewohnt, bei welchem sie das Chiblocken übten. Niemand, außer Eingeweihten, wussten über den Ort und die Zeit Bescheid, sodass sie völlig ungestört waren. Das Training fand stets Nacht und in Kellergewölben statt. So war garantiert, dass sie nicht entdeckt wurden. Einzig problematisch waren die Ankunft und der Abschied. Viele Leute, die ein Gebäude betraten fielen nun einmal auf. Allerdings hatten sie beschlossen immer alleine zu kommen und das Gebäude nacheinander zu betreten, natürlich in zivil. Und ohne Losung wurde man nicht eingelassen. So wurden ungebetene Gäste ausgeschlossen. Doch an diesem Tag verlief einiges anders als sonst. Die Equalisten planten an diesem Abend einige ihrer Kameraden, welche von Tarrloks Einheit aufgegriffen worden waren, aus dem naheliegenden Gefängnis zu befreien. Dazu bot es sich natürlich an, vermummt die Mission zu beginnen, doch niemand konnte damit rechnen, zufällig den Weg des Team Avatar´s zu kreuzen. Dieses hatte gerade die Arena verlassen und bemerkte die in Dunkel gekleideten Menschen, die sich durch die Stadt stahlen, trotz des Regens und der Dunkelheit. Sie bewegten sich mit ihren Motorrädern und einem Lastwagen, mit welchen sie die Gefangenen transportieren wollten, fort und eben diese wurden ihnen zum Verhängnis. Die Bändiger um Avatar Korra stoppten den Zug der Equalisten mit gekonnten Bändigungsattacken, ehe sie begannen sich Einzelnen aus der Gruppe zuzuwenden. Doch auch diese blieben nicht untätig, sondern zückten ihre Seile und schwangen sie verhängnisvoll in der Luft, während sie den Kreis um die Freunde enger zocken. „Halt!“, zerschnitt eine weibliche Stimme die Stille und ein Mädchen, ebenfalls in Dunkel gekleidet und mit einer Fuchsmaske, welche ihr Gesicht verbarg, trat vor. „Ich übernehme das. Ihr kümmert euch um unseren Auftrag.“, befahl Aya den Anderen. Diese zögerten, aber nickten schließlich und zogen sich zurück. Korra wollte sie mit einem Feuerstoß stoppen, doch eine Wand aus Stein, welche sich vor den Equalisten auftat, verhinderte ihr Vorhaben. Das Team konnte seine Überraschung kaum verbergen. Ein Bändiger auf der Seite Amons? Das Mädchen mit der Maske trat vor. „Zieht euch zurück und lasst und gewähren, oder ich muss zu anderen Mitteln greifen.“ Drohend ging Aya in Angriffsstellung. Die Bändiger des Team Avatars taten es ihr gleich. „Glaubst du wir schauen tatenlos dabei zu, wie ihr einige Verbrecher befreit?“, fragte Korra schnippisch. „Nein, aber ich hatte gehofft, dass ihr vernünftig seid und einem Kampf lieber aus dem Weg geht.“ „Wir sind zu viert. Du bist alleine. Vielleicht solltest du lieber vernünftig sein und dich freiwillig ergeben, damit wir dich und deine Freunde der Polizei übergeben können.“ Hinter ihrer Maske lächelte Aya. „Ich fürchte das kann ich nicht zulassen.“ Mit ihrem Blick fixierte sie jeden einzelnen des Teams und suchte sich ein passendes Opfer für ihren ersten Angriff. Natürlich hatte sie sämtliche Informationen studiert, die Vier betrafen und wusste somit, wenn genau sie vor sich hatte. Asami Sato schien ihr das passende Ziel zu sein, schließlich war sie eine Nichtbändigerin. Flammenzungen schlängelten sich um ihre Fäuste, ehe einige Feuerstöße auf das dunkelhaarige Mädchen zuschossen. Mako schob sich vor sie und wehrte den Angriff ab. Dann blickte er erstaunt auf und auch die anderen konnten ihr Erstaunen kaum verbergen. Hatte dieses Mädchen eben etwa auch noch Feuer gebändigt? Das konnte doch nicht sein. Nur der Avatar war in der Lage alle vier Elemente zu meistern. Aya´s Grinsen wurde breiter und sie nutzte die Unaufmerksamkeit des Teams, um einen erneuten Angriff zu starten. Sie bändigte die Regentropfen und sich herum und lies sie in der Luft gefrieren, ehe diese auf das Team zu zischten. Eine Erdwand verhinderte, dass die eisigen Nadeln ihr Ziel erreichten. Doch davon lies sich das Mädchen nicht beirren. Mit einem gekonntem Bändigermove zerstörte sie die Steinmauer und brachte das Team mit einem lokal begrenztem Erdbeben zu Fall. Dann umschloss sie die vier Freunde mit einer Mauer aus allen Elementen. „Ich werde euch nichts tun.“, sagte Aya und trat näher, damit die Vier ihre Worte vernehmen konnte, „Diese Ehre gebührt Amon. Doch ihr solltet euch nicht noch einmal in unseren Weg stellen, ansonsten kann ich für nichts garantieren.“ Die Drohung blieb unbeantwortet in der Luft schweben. Aya wandte sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Erst dann lies sie die Mauer, die Team Avatar gefangen hielt, verschwinden. Tenzin erwartete Korra auf der Insel des Lufttempels. Er sah die Verwirrung und Bestürzung in deren Augen. „Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt“ Tenzin war zu ihr getreten und sah Korra direkt in die Augen, nachdem er die Blessuren betrachtet hatte, die sie von dem Kampf mit dem unbekanntem Mädchen davon getragen hatte. „Ja... Mir geht es gut...“ Sie sah betreten zu Boden, ehe sie ihren Meister direkt ansah. „Ich habe heute ein Mädchen getroffen... Sie gehörte zu Amon und wir haben gekämpft...Sie...“ Sie holte kurz Luft, ehe sie erneut die Stimme erhob. „Tenzin, sie kann alle vier Elemente bändigen.“ Tenzins Augen weiteten sich. „Das ist unmöglich. Nur der Avatar kann alle vier Elemente meistern.“ „Aber ich habe es selbst gesehen!“, beharrte Korra. Tenzin nickte bedächtig. „Ich glaube dir natürlich.“, sagte er und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens, „Doch dies sind beunruhigende Neuigkeiten. Jetzt hat Amon eine starke Verbündete auf seiner Seite, wenn auch eine recht ungewöhnliche, wenn man bedenkt, wie sehr er die Bändiger hasst.“ „Vermutlich ist sie für ihn nur ein Mittel zum Zweck.“, vermutete Korra. „Er benutzt ihre Macht um seine Ziele zu erreichen.“ Tenzin verfiel ins Grübeln. „Wahrscheinlich hast du Recht, Korra. Aber darum können wir uns später Gedanken machen. Komm.“ Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf das Haupthaus. „Du hast sicher Hunger. Die anderen warten schon.“ Wie angekündigt stand das Abendessen bereits auf dem Tisch und Tenzin, seine Familie, Korra und Shinri aßen gemeinsam mit den anderen Luftlehrlingen zu Abend. Kapitel 5: Date --------------- 5. Kapitel - Date Shinri stand an diesem Morgen besonders früh auf. Sie ging zu dem Spiegel über ihrer kleinen Kommode und betrachtete ihr Gesicht darin. Mit ihrer Hand spielte sie in ihrem Haar herum und versuchte verschiedene Frisuren an sich aus. War sie hübsch? Diese Frage stellte sie sich zum allerersten Mal. Sie hatte sich darüber noch nie Gedanken gemacht. Warum denn auch? Mit dem Zeigefinger fuhr sie ihre Konturen nach. Mh... Unterer Durchschnitt, wenn es hoch kam, war das Ergebnis ihrer Analyse. Das Einzige mit dem sie vielleicht prahlen könnte wäre ihre schlanke Figur. Oh ja und nicht zu vergessen ihre flachen Brüste und ihre, ihrer Meinung nach, zu große Nase. Also warum hatte sich Hasook zu einem Date bereit erklärt? Date? Hatte sie gerade Date gesagt? Vielleicht sah er es nur als... eine Art Kumpeltreffen oder dergleichen. Es musste ja nicht gleich mehr dahinter stecken, nur weil sie es sich vielleicht wünschte. Und mit was wollten sie eigentlich den ganzen Abend verbringen, wenn sie sich nicht gerade Steine, fiese Worte oder dergleichen an den Kopf schmissen? Sich den ganzen Abend anstarren und an schweigen? Mit einem lauten Seufzer löste Shinri schließlich ihren Blick von ihrem Spiegelbild und ging nach draußen. Die frische Morgenluft wehte durch ihr Haar. Zu ihrem Erstaunen war Korra bereits auf den Beinen. Der Avatar saß auf dem Boden und stützte missmutig ihren Kopf auf ihre Hand. „Korra?“ Das Mädchen schreckte auf. Sie war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass sie Shinri nicht kommen gehört hatte. „Worüber denkst du nach?“, fragte Shinri und setzte sich neben Korra. Diese zuckte mit den Schultern. „Ist es wegen Mako?“, harkte Shinri nach und Korra wurde unwillkürlich rot. „Was? Wie kommst du darauf?“ Shinri lächelte. „Man kann es dir an der Nasenspitze ansehen.“ Korra seufzte. „Du hast Recht.“, gestand sie schließlich und betrachtete Raku, welcher einigen Insekten hinterherjagte. „Aber ich habe keine Chance. Schließlich ist er jetzt mit dieser wunderschönen, reichen Zicke zusammen.“ Shinri nickte langsam. Sie kannte Asami nicht besonders gut und hatte nur erst wenige Worte mit ihr gewechselt. „Aber gib nicht auf.“, versuchte Shinri Korra aufzuheitern, „Noch ist nicht aller Tage Abend. Du hast noch eine Chance.“ Korra seufzte. Schien nicht überzeugt. „Er wird schon noch erkennen, was für eine gute Party du bist. Ganz bestimmt, Korra.“ Diese versuchte ein Lächeln. „Danke, Shinri.“ „Gern geschehen. Ähm...“ Shinri sah unsicher zu Boden, ehe sie wieder den Blick hob. „Wie hast du... eigentlich gemerkt, dass du dich in Mako verliebt hast?“ „Eh?“ Eine leichte Röte stieg in die Wangen des Avatars. „Ich weiss auch nicht so genau. Es ist eben einfach so passiert... Er sieht gut aus, ist cool, ein toller Bändiger und ein echt klasse Typ...“ Dem konnte Shinri nur zustimmen. Der Junge sah wirklich verboten gut aus und war ansonsten auch keine schlechte Party. Nur sehr zu ihrem eigenem Unwohlsein galten ihre Gedanken gerade einem anderem jungem Mann. „Sag mal was läuft eigentlich zwischen dir und diesem Hasook?“, fragte Korra da unvermittelt. „Eh?!“, quiekte Shinri erstaunt auf, „Wie... Wie kommst du darauf, dass da etwas läuft?“ Korra grinste keck. „Komm schon. Glaubst du ich merke nicht, was los ist? Du magst ihn, oder?“ Unsicher lies Shinri ihren Blick schweifen. „Ich... weiss nicht genau.“, gestand sie schließlich. „Du willst ihn doch gerne wieder sehen, oder? Schlecht sieht er ja auch nicht aus.“ „Schon... Aber irgendwie geraten wir immer aneinander und er hat kaum ein gutes Wort für mich übrig. Im Gegenteil. Er ist frech, unverschämt, ein richtiger Trampel.“ Immer weiter steigerte sich Shinri in ihre Schimpftirade herein. „Aber irgendwie... ist er auch süß... und etwas charmant. Und manchmal sogar direkt... nett... Er ist ein klasse Bändiger und Musikant...“, fügte sie irgendwann, beinahe kleinlaut, hinzu. Korras Lächeln wurde ein Spur breiter und wärmer. „Na siehst du. Du empfindest etwas für ihn.“ Shinri schlug die Hände vor ihrem Gesicht zusammen. „Herrje. Warum ausgerechnet er.“ Korra zuckte mit den Schultern. „Ich glaube Gefühle sind am allerwenigsten zu Bändigen.“ Das andere Mädchen seufzte laut. „Was du nicht sagst.“, stimmte sie schließlich zu, ehe sie sich aufrichtete. „Danke für die Ratschläge und das Zuhören.“ „Keine Ursache.“, gab Korra mit einem Lächeln zur Antwort. Und endlich war es soweit. Shinri hatte lange vor dem Spiegel verbracht und versucht ihr widerspenstiges Haar zu bändigen, was offen gestanden erfolglos geblieben war. Also ging sie wie sie war los. Der vereinbarte Treffpunkt war die Kyoshi Brücke. Shinri lehnte sich gegen einen Trägerpfosten der Brücke, während Raku das Geländer entlang schlenderte. Langsam atmete das Mädchen ein und aus, um ihre Nervosität zu lindern. Sie hatte nie zuvor ein Date gehabt und Jungs waren bis dahin relativ uninteressant für sie gewesen. Sprich: Für sie tat sich eine völlig neue Welt auf. „Hey!“ Sofort öffnete Shinri die Augen, als sie eine wohlbekannte Stimme aus ihren Gedanken riss. „Hi.“, antwortete sie Hasook und war froh, dass ihre Stimme relativ normal klang und nicht seltsam quietschte oder dergleichen. „Nervös?“, fragte der Junge schelmisch grinsend. „Keine Spur.“ Sie verzog das Gesicht und wich seinem prüfenden Blick aus. „Du vielleicht?“ „Warum sollte ich? Ist doch nicht meine erste Verabredung.“ „Wie schön für dich.“ „Neidisch?“ „Nicht wirklich.“ Bevor das ganze wieder in einen Streit ausartete, fragte Shinri: „Was hast du eigentlich heute mit mir vor?“ Die Zweideutigkeit des Satzes entlockte beiden ein schiefes Grinsen. „Doch noch nicht beim ersten Date.“, meinte Hasook neckisch und schüttelte den Kopf. „Ich dachte ich führe dich zum Essen aus.“ Damit hatte das Mädchen nicht gerechnet. Zum Essen? Hoffentlich in keinen allzu schicken Laden. Dort würde sie sich sicher völlig fehl am Platz fühlen. Außerdem würde es darauf hinauslaufen, dass er sie einladen musste. Das machte die Sache für sie nicht angenehmer. Der Junge schien ihre Bedenken zu ahnen und meinte: „Keine Angst. Ich bin ein Gentleman und lade dich ein.“ Sein Blick fiel auf Raku. „Und deinen Kumpel selbstverständlich auch.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er grinsend hinzufügte: „Esst mich nicht arm.“ Shinri lächelte. „Wir werden es versuchen.“, gab sie zur Antwort und Hasook nickte zufrieden, ehe sie losgingen. Hasook führte sie ins Drachenviertel. Das Restaurant, welches er sich ausgesucht hatte, war schick, aber nicht todschick, wie beispielsweise Kwongs Cuisine. Es nannte sich „Silberner Drache“. Dort war bereits ein Tisch für die Drei bereitgestellt. Die Beiden setzten sich gegenüber und Raku nahm zwischen ihnen auf der Bank Platz. Ihnen wurden die Speisekarten ausgehändigt, welche sie studierten. Shinri sah Hasook über den Tisch hinweg an. Das Kerzenlicht tanzte in seinen braunen Augen und sein dunkles Haar schimmerte im Schein des Feuers. Ein verschmitztes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Wasserbändigers. „Willst du ein Passfoto? Das hält länger.“ Sofort wandte das Mädchen den Blick ab. „Idiot.“, murmelte sie gedämpft. Hasook grinste. „Ist doch nichts dabei. Ich bin schon ein hübsches Kerlchen.“, sagte der Junge selbst gewiss. „Und ein Trottel noch dazu.“, warf Shinri ein. Der Kellner unterbrach ihr Gespräch, nahm ihnen die Bestellung ab und kam nach kurzer Zeit mit dem Gewünschten wieder. Hasook hatte sich für einen Nudel- und Shinri für einen Reisteller entschieden. Raku hatte einen nett hergerichteten Wurstteller bekommen. Während sie aßen, liesen sie ihre Gespräche ruhen und erst als der Nachtisch, ein gemischtes Eis, kam redeten sie wieder miteinander. Sie lachten über alles mögliche und Shinri hätte später gar nicht genau sagen können, worüber sie genau gesprochen hatten. Alles was sie wusste, dass es einer der schönsten Abenden seit langem war. Schließlich kam der Kellner mit der Rechnung. Hasook nahm diese entgegen und griff in die Tasche, um seine Geldbörse herauszuholen. Doch seine Hände griffen ins Leere. Zunehmend nervöser werdend stand der Junge aus und durchwühlte sämtliche Taschen. „Oh. Oh.“, murmelte er und sah den Kellner entschuldigend an. „Ich fürchte, ich habe kein Geld dabei.“ Der Blick des Mannes verfinsterte sich. „Ich gebe ihnen das Geld morgen. Ich verspreche es.“ „So geht das aber nicht, junger Mann. Wer garantiert mir, dass sie Ihr Versprechen halten?“ Er sah die Beiden eindringlich an. Shinri versank schier im Erdboden. Was für eine unangenehme Situation und die anderen Leute im Restaurant wurden langsam auf sie aufmerksam. Wenn sie doch nur etwas tun könnte. „Wir könnten unsere Schulden ab arbeiten.“, schlug Hasook vor. Der Kellner schien über diesen Vorschlag nachzudenken.„Wir haben genügend Personal, um alle Gäste dreimal zu bedienen.“, räumte er schließlich ein. In diesem Augenblick kam Hasook eine Idee. Er bedeutete Raku mit zu kommen und packte Shinri am Handgelenk und zog sie nach draußen. „Hey!“, protestierten das Mädchen und der Mann gleichermaßen. Vor der Eingangstür des Restaurants blieb Hasook stehen. „Keine Sorge.“, sagte er zu dem Kellner, der ihnen gefolgt war, „Ich bleibe hier. Versprochen.“ „Was hast du vor?“, fragte Shinri. Hasook lächelte und holte seine Flöte aus der Tasche. „Geld verdienen.“, gab er zur Antwort. Der Kellner zog misstrauisch die Augenbrauen nach oben. Er schien zu bezweifeln, dass dies funktionieren würde. Doch als Hasook ihn um einen Teller bat, brachte er diesen sofort und der Junge stellte ihn vor sich auf den Boden. Er holte tief Luft und begann auf seiner Flöte einige Töne zu spielen. Zu dieser Zeit waren viele Menschen in dem Viertel unterwegs, doch kaum jemand widmete ihm seine Aufmerksamkeit. „So wird das nichts.“, stellte Hasook fest und sah Shinri an. „Du musst mithelfen.“ „Wie?“ „Sing.“ „Was? Ich bin absolut unmusikalisch.“ „Ach, Quatsch. Du kannst das.“ „Ich... weiss nicht genau...“ „Mach schon.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fing er wieder zu Spielen an. Das Mädchen schloss die Augen und holte tief Luft. Sie tippte mit den Füßen im Takt der Musik und nahm diesen auf, ehe sie begann zu singen. Es klang nicht perfekt, aber doch etwas besser, als sie selbst erwartet hatte. Hasook öffnete selbst kurz die Augen, um ihr zufrieden zu zu nicken, ehe er sie wieder schloss und sich im Takt der Musik wiegte. Auch Raku brachte sich ein, indem er kleine Kunststückchen vorführte. Nun blieben die Leute stehen und wandten sich ihnen zu. Nach und nach kamen sie näher und einige Münzen fielen klimpernd in den bereitgestellten Teller. Irgendwann beendete Hasook sein Spiel und Shinri tat es ihm gleich. Schwer atmend, aber glücklich lauschten sie dem Applaus der Menge. Sie verbeugten sich und Raku beendete seine Vorführung mit einem Salto. Hasook hob den Teller auf und überreichte ihm dem Kellner. „Ich hoffe das reicht.“ Der Mann nahm das Geld entgegen und nickte. „Das tut es. Zusätzlich hast du die Kundschaft mächtig angekurbelt.“ Er deutete auf die Schlange vor dem „Silbernem Drachen“. „Was hältst du davon in Zukunft öfters zu kommen und etwas für unsere Gäste zu spielen? Gegen Bezahlung, versteht sich.“, fragte er schließlich. Hasook nickte. „Sehr gerne.“ „Deine Freundin und ihr kleiner Freund können natürlich auch gerne kommen, wenn sie möchten.“ Shinri errötete und versprach es sich zu überlegen. Dann kletterte Raku auf ihre Schulter und die Drei verliesen das Drachenviertel. Auf der Seidenbrückestraße blieben die Drei schließlich stehen und blickten auf das dunkle Wasser der Yue Bucht. Shinri fand es wunderschön und unheimlich zugleich. Sie wusste nicht warum, aber es beunruhigte sie auf das dunkle Wasser zu blicken, so schön die Aussicht auch war. Es löste in ihr eine Art beklemmendes Gefühl aus. Hasook schien dies zu bemerken. „Was ist los? Gefällt es dir nicht? Sollen wir wo anders hin?“ „Nein. Es ist wunderschön nur... Das Wasser... Ich weiss nicht warum, aber dunkle Gewässer haben mir schon immer Angst gemacht. Es ist so... als sei ich in einem früherem Leben ertrunken, oder so.“ Sie brach abrupt ab und schwieg peinlich berührt. Warum erzählte sie ihm das? Er würde sich sicher darüber lustig machen. „So ein Unsinn.“, meinte Hasook schließlich und bändigte etwas Wasser aus der Bucht. Er lies es in seiner Hand kreisen. „Siehst du? Völlig ungefährlich.“ Dann lies er das Wasser zurück in die Bucht gleiten, wo es sich mit einem sanftem Plätschern wieder mit der dunklen Flüssigkeit vereinte. „Schau.“, sagte Hasook und deutete in die Bucht. Die Lichter der Stadt waren angegangen und sie, die Sterne und der Mond spiegelten sich in dem Wasser der Bucht. Shinri strahlte und sah dann Hasook an. Dieser rieb sich am Hinterkopf, als er ihren Blick bemerkte. „Ich dachte Mädchen finden das unheimlich romantisch, oder so.“, murmelte er und sie lächelte. „Es ist wirklich umwerfend schön.“, sagte sie und Hasook erwiderte ihr Lächeln. Langsam kam er näher und legte seine Lippen auf ihre. Shinris Herz machte einen Satz. Sie erwiderte den Kuss zunächst unsicher, doch er nahm ihre Zweifel. Dann lösten sie sich voneinander. „Sorry.“, murmelte der Junge und das Mädchen schüttelte den Kopf. Er brauchte sich für nichts zu entschuldigen. Sie tastete nach seiner Hand. Ihre Finger umschlangen sich und gemeinsam blickten sie auf die erleuchtete Bucht. Sie wussten nicht wie viel Zeit vergangen war, als sie sich auf den Rückweg machten. Hasook bot ihr an sie nach Hause zu bringen, doch Shinri lehnte dankend ab. „Es war schön.“, sagte sie, als der Abschied gekommen war. Hasook lächelte und gab ihr einen kurzen, unschuldigen Kuss auf die Wange. „Man sieht sich.“, meinte er cool und hob eine Hand zum Abschied, als er ging. Shinri winkte ihm nach und wandte sich dann ebenfalls ab. Die Insel des Lufttempels lag bereits im Dunklen, als Shinri dort eintraf. Leise, um niemanden zu wecken, ging sie auf ihr Zimmer und legte sich auf ihr Bett. Sie konnte nicht schlafen. Immer wieder lies sie den Abend in ihrem Kopf Revue passieren. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und irgendwann glitt sie in einen ruhigen Schlaf. Kapitel 6: Gedanken ------------------- 6. Kapitel – Gedanken Shinri hatte an diesem Tag wieder mit den Feuerfrettchen trainiert, schließlich war das Große Turnier nicht mehr fern und ihre Teilnahme stand fest. Nach dem Training ging Mako mit seiner Freundin Asami aus, nicht gerade zur Freude von Korra. Bolin witterte seine Chance und versuchte Korra anzusprechen, doch diese war mit Tenzin zum Luftbändigertraining verabredet und verlies schnell die Arena. Shinri musterte den Erdbändiger prüfend. Hatte er sich etwa in den Avatar verguckt? Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Gefühle waren nicht einfach zu kontrollieren und Liebe war nicht immer so schön, wie es jeder x-beliebige Roman darstellte. Nicht sofort fand man die große Liebe und nicht immer erwiderte der Erwählte die Gefühle des Anderen. Als Shinri aus der Arena trat, stand Hasook vor ihr. Bolin´s Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er seinen ehemaligen Kameraden erblickte. „Hey, Bo.“, begrüßte der Wasserbändiger den Anderen betont lässig. „H...Hi Hasook.“, erwiderte Bolin sichtlich verunsichert. Shinri sah Hasook erwartungsvoll an und stupste ihn mit dem Ellenbogen an. „Ich habe gehört, ihr seid beim Großen Turnier dabei. Meinen Glückwunsch.“, sagte er schließlich. „Danke...“ Ein betretenes Schweigen breitete sich aus und wurde von Shinri unterbrochen, welcher die Stille allmählich unangenehm wurde. „Was tust du eigentlich hier, Hasook?“, fragte sie den Jungen. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich war zufällig in der Gegend und dachte ich sage mal kurz Hi. Ich muss zur Arbeit.“ „Im „Silbernem Drachen“?“ Er nickte. „Dann wünsche ich dir viel Arbeitsfreude.“ „Die habe ich bestimmt.“, erwiderte er grinsend, ehe er die Hand zum Abschied hob und verschwand. Shinri lächelte. Von wegen in der Gegend gewesen. Sein Arbeitsweg lag nicht einmal in der Nähe. Das wusste sie nur zu gut, schließlich hatte sie ihn einige Male begleitet. „Ähm...“ Bolin, welcher immer noch etwas neben sich zu stehen schien, kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. „Du kennst also Hasook?“ Unsicher sah Shinri zu Boden. „Ja...“, antwortete sie schließlich zögerlich. Irgendwie wollte sie ihm nicht auf die Nase binden, dass die Beiden angefangen hatten auszugehen. Wie würde er sich dann fühlen? Er war unglücklich verliebt und im Gegensatz zu seinem Bruder single. Und zu allem Überfluss mochte seine Angebetete einen anderen und eine seiner Freundinnen war bereits vergeben. „Okay...“, meinte Bolin nach einer Weile und setzte dann sein typisches Lächeln auf. „Also? Wollen wir noch etwas abhängen?“ „Ein andermal gerne. Aber ich habe noch etwas zu erledigen.“ Bolin Mundwinkel wanderten herab und er blickte sie traurig an. „Es tut mir wirklich Leid.“, setzte Shinri hinzu, „Das nächste Mal, okay?“ Bolin versuchte seine Enttäuschung zu verbergen und lächelte tapfer. „Okay.“ „Du hast gegen meinen Wunsch eigenmächtig gehandelt, Aya.“ Amon sah auf seine Untergebene herab, welche demütig vor ihm kniete. „Du hast Korra und ihren Freunden deine Fähigkeiten zu früh offenbart. Die Zeit dafür war noch nicht gekommen. Ich hatte dir doch ausdrücklich befohlen, dich im Hintergrund zu halten.“ „Ich hatte keine Wahl, Meister Amon. Wir hatten eine Mission zu erfüllen und...“ Mit einer Handbewegung schnitt Amon ihr das Wort ab. „Du hast nur eine Mission. Alles andere ist nebensächlich. Hast du das verstanden, Aya?“ Das Mädchen senkte sein Haupt noch tiefer. „Ich habe verstanden. Ich bitte um Verzeihung.“, bat sie unterwürfig. „Ich vergebe dir, aber wage es nicht noch einmal gegen meinen ausdrücklichen Befehl zu handeln.“ „Natürlich nicht.“ „Sehr gut.“ Amon nickte zufrieden und bedeutete ihr sich zu erheben, ehe er sich abwandte, um aus dem Fenster zu schauen. „Wie werden wir weiter vorgehen?“, fragte Aya den Anführer der Equalisten und dieser antwortete: „Wir werden warten.“ „Worauf?“ „Auf den richtigen Zeitpunkt, um zu zuschlagen.“ Aya wagte es nicht noch weitere Fragen zu stellen, also sagte sie: „Ich verstehe.“ Amon wandte den Kopf und sah seine Untergebene scharf an. „Ich kann mich doch auf dich verlassen.“ „Selbstverständlich.“, erwiderte Aya und verbeugte sich tief. „Sehr gut.“, sagte der Maskierte zufrieden und drehte sich wieder zur Wand, „Du darfst nun gehen.“ Das Mädchen verbeugte sich noch einmal demütig, ehe sie den Raum verlies. Nachdem Shinri einige Einkäufe und Besorgungen für Tenzin erledigt hatte, kehrte sie auf die Insel des Lufttempels zurück. Auf dem Weg dorthin, ging sie durch den Stadtpark, nur um dort wieder denselben Demonstranten zu sehen, welcher für die Revolution der Nichtbändiger warb. Sie sah die beachtliche Menschenmenge, die sich um sein Rednerpult versammelt hatte. Amon´s Anhängerschaft war stetig gewachsen und immer größer geworden. Nun gut er versprach Gleichheit und besonders Nichtbändiger mussten sich ungerecht behandelt fühlen, da die Bändiger ihrer Meinung nach einen unfairen, unnatürlichen Vorteil ihnen gegenüber hatten. Schließlich löste sie sich von der Demonstration, drückte die Einkaufstaschen fester an sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Korra hatte allen Anschein nach ihr Training bereits beendet, denn Tenzin saß allein in dem Pavillon und meditierte. Shinri hatte bereits ihre Einkäufe Pema übergeben und hatte sich dann auf die Suche nach dem Luftbändigerlehrmeister und seiner Schülerin gemacht und fand, wie bereits erwähnt, nur den Meister vor. Sie erwog wieder umzudrehen, um ihn bei seiner Mediation nicht zu stören, doch dann überlegte sie es sich anders und trat näher. Tenzin hatte sie wohl kommen hören, den er schien nicht im mindestens überrascht, als sich das Mädchen neben ihn hockte. „Shinri, was kann ich für dich tun?“, fragte der Luftbändiger und wandte ihr sein Gesicht zu, aus welchem ein gütiger Ausdruck lag. Mit Bedacht wählte Shinri die Worte, die sie nun aussprach: „Glaubt Ihr, es ist von den Nichtbändiger gerechtfertigt sich die vollkommene Gleichheit zu wünschen? Hat Amon mit seinen Vorstellungen und Zielen vielleicht sogar Recht?“ Tenzin sah erstaunt auf. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, doch er blieb wie üblich ruhig und dachte über die Frage nach, um angemessen darauf zu antworten: „Viele Nichtbändiger fühlen sich von der Natur ungerecht behandelt, da sie nicht über solche Fähigkeiten wie die Bändiger verfügen. So entstehen schnell Spannungen zwischen den einzelnen Parteien und radikale Gruppierungen bilden sich, die sich nach sogenannter Gerechtigkeit sehnen. Aber egal welche Beweggründe man haben mag, es ist durch nichts zu rechtfertigen anderen Menschen Leid und Schmerzen zu zufügen, nur weil sie anders sind.“ Shinri überdachte kurz die Worte des Meisters und nickte dann schließlich, ehe sie sich erhob und höflich verbeugte. „Ich verstehe. Danke, dass Ihr euch Zeit für mich genommen hat.“ Tenzin neigte ebenfalls den Kopf. An diesem Abend dachte Shinri viel und lange über die Beziehungen zwischen Bändigern und Nichtbändigern nach. Amon hatte gesagt, Bändigen sei für alles Schlechte auf der Welt verantwortlich und war Ursprung und Grund für jeden einzelnen Krieg gewesen, den es bis dahin gegeben hatte. Viele Bändiger hatten sich über Nichtbändiger gestellt, ihre Schwächen ausgenutzt und sie schamlos angegriffen, überfallen und sogar getötet. Dies waren keine Einzelfälle. Ob Krieg, oder Streitigkeiten nicht selten hatte es Verletzte und Tote gegeben, wenn Bändiger in dieselben verwickelt waren. Wie viele Waisen gab es dank radikaler Triaden, die Familien überfielen und Eltern töteten? Und alle Triaden Mitglieder waren Bändiger. Der Rote Monsun, Wasserbändiger. Die Agni-Kai, Feuerbändiger. Die Terra Triade, Erdbändiger. Die Triade der Dreifachgefahr bestand aus Erd-, Feuer- und Wasserbändigern gleichermaßen. Und alle setzten ihre Fähigkeiten skrupellos gegen alle ein, die sich ihnen in den Weg stellten. Hatte Amon also vielleicht sogar recht? Waren seine Ziele und Ideale möglicherweise gar nicht so falsch? Auch wenn sein Vorgehen zugegeben etwas radikal war, hatte er doch gar nicht so falsche Grundprinzipien. War es so falsche nach Gleichheit und somit Gerechtigkeit zu streben? „Shinri!“ Das Mädchen blinzelte irritiert. Es war als hätte man sie aus einem tiefen Schlaf geweckt und sie musste erst einmal ihre Gedanken ordnen. „Du meditierst dich ja noch in den Tiefschlaf.“, meinte Korra, welche vor ihr stand, lachend. „Oh...ähm ja. Entschuldige.“ Jetzt Shinri wieder ein, wo sie sich befand. Sie war im Meditationspavillon mit den Luftbändigern und Korra und hatte an ihrer Mediation teilgenommen. „Kein Problem.“ Korra lächelte und die beiden Mädchen erhoben sich. „Ich muss jetzt zum Training. Möchtest du mitkommen?“, fragte der Avatar. „Ich...“ Es dauerte eine Weile, bis Shinri alle anderen Gedanken abgeschüttelt hatte. „Ja... Gerne.“, antwortete sie schließlich und Korra nickte zufrieden. Die beiden Mädchen kamen in der Trainingshalle an und wurden von den Jungs begrüßt. Ohne weitere Umschweife begannen die Feuerfrettchen dann mit ihrem Training, während Shinri sich auf die abseits stehende Bank setzte und dabei zusah. Nach der Trainingseinheit trafen sich die Feuerfrettchen zur Teambesprechung. „Heute Abend ist unser erstes Match im Turnier.“, sagte Mako und sah dabei jeden einzelnen an. „Wir drei sind noch nicht lange ein Team, aber ich muss jetzt ganz klar sagen: Die Feuerfrettchen waren noch nie so gut wie jetzt. Sind wir bereit?“ „Wir sind bereit!“, antworteten Korra und Bolin wie aus einem Munde. Shinri horchte auf und legte fragend den Kopf schief. Turnier? Ach ja, stimmt. Am heutigen Abend würde in der Arena von Republica das große Profibändiger Turnier eröffnet werden. „Sag bloß, das hast du vergessen?“, fragte Korra grinsend, nachdem sie sich erhoben hatte. „Nein... Ich..“ „Ist bei dir alles in Ordnung? Du bist schon seit einigen Tagen etwas neben der Spur.“ „Doch, mir geht es gut. Entschuldige. Ich war nur in Gedanken.“ „Bist du etwa nervös?“, fragte Bolin besorgt. „Warum sollte sie. Sie ist schließlich nicht diejenige, die da raus und kämpfen muss.“, entgegnete Mako. „Sie weiss wie ihr euch fühlt und fiebert mit euch. Unter Freunden ist das ganz normal.“ Asami, Mako´s Freundin war eingetreten und musterte die Frettchen. „Aber macht euch keine Sorgen. Ihr seid großartig.“ „Danke, Asami.“ Ein Lächeln trat auf Makos Gesicht und er gab seiner Freundin einen kurzen Kuss. Korra´s Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Abscheu und Shinri verdrehte die Augen. Turteltäubchen, also echt. „Dein Name ist Shinri, oder? Wir hatten bisher noch keine Gelegenheit uns näher kennen zu lernen.“, sagte Asami und kam nun einen Schritt auf das Mädchen zu. Den Arm zu einem freundlichen Handschlag ausgestreckt. „Ja.“, antwortete Shinri und ergriff die Hand der schwarzhaarigen Schönheit. Dann wandte diese sich wieder zu den Feuerfrettchen um. „Ich habe euch die hier mitgebracht.“, erklärte sie und händigte Mako eine Uniform in den Farben des Teams aus. „Die Trikots sehen super aus.“, meinte Mako begeistert. „Du siehst super aus, Champion.“, erwiderte Asami und die beiden rieben turtelnd ihre Nase aneinander. Korra unterdrückte einen Brechreiz und Shinri schüttelte unmerklich den Kopf. Nur Bolin blieb unbeeindruckt. „Okay Leute.“, sagte Mako laut, „Wir sehen uns dann heute Abend zum Match. Asami und ich sind zum Essen verabredet.“ „Hat mir gefreut, Shinri.“, verabschiedete sich auch Asami, ehe die beiden gingen. „Okay bis nachher dann. Viel Spaß.“, rief Bolin den Verliebten hinterher. Das Blut drohte in Shinris Adern zu gefrieren. Wie hatte sie das nur vergessen können? Sie war doch mit Hasook verabredet... gewesen. Genauer gesagt hatten sie vereinbart, sich bereits vor einer Stunde zu treffen. Ohje. Hastig packte Shinri ihre Sachen zusammen, hob eine Hand und verabschiedete sich von Bolin und Korra. „Sorry. Ich habe ganz vergessen, dass ich noch etwas vor habe. Eine Verabredung. Ich... Komme ganz bestimmt heute Abend, okay? Bis dann.“ Sie wandte sich ab und sprintete aus der Arena. Auch Korra schickte sich an zu gehen, doch Bolin näherte sich. „Tjaa...Korra. Die Beiden gehen Essen. Shinri hat eine Verabredung. Wir sind hier. Nur noch wir zwei in der Halle. Nur du und ich. Zwei einsame Menschen. Doch zusammen einsam.“ „Ich muss zurück zum Lufttempel zum Training mit Tenzin.“ Korra winkte hastig und verschwand aus der Halle und lies einen wirklich einsamen Bolin zurück. Hasook erwartete sie bereits. Mit verschränkten Armen schaute er Shinri missmutig an. „Schön, dass ich dich heute auch noch zu Gesicht bekomme. Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr.“ „Es tut mir Leid.“, entschuldigte sich Shinri, bemüht um einen versöhnlichen Tonfall. „Ich... Habe einfach die Zeit vergessen.“ „Lass mich raten. Du warst bei Mako und den anderen.“ „Ja schon, aber...“ „Freut mich zu hören, dass du mit ihnen lieber abhängst, als mit deinem Freund.“, meinte der Junge beleidigt. Shinri war der Verzweiflung nahe und sie sah ihm tief in die Augen. „Es tut mit wirklich Leid. Auch dass ich in letzter Zeit, nicht so viel Zeit für dich hatte, Hasook.“, wiederholte sie, „Es ist nicht nur das. In letzter Zeit... Habe ich einfach viel um die Ohren und...“ „Ach?“, unterbrach Hasook sie, „Und das wäre? Mit Luftbändigern meditieren und Salat fressen?“ Jetzt ging er aber wirklich langsam zu weit. Da kam sie einmal zu spät und er machte so einen Aufstand. „Ich sagte doch bereits es tut mir Leid. Was willst du noch hören?“ „Erklärungen. Keine Ausreden.“, gab er zur Antwort. „Gib doch einfach zu, dass du lieber mit den anderen zusammen bist als mit mir.“ Shinri ballte eine Hand zur Faust. „Wäre dir das also lieber, ja?“ Hasook war irritiert über den plötzlichen Wutausbruch. Normalerweise versuchte Shinri gelassen zu bleiben und mied für gewöhnlich jeden Streit. „Nein... Nur..“ „Na schön!“, meinte Shinri und warf die Hände in die Luft, „Vielleicht sollte ich mich lieber mit den anderen treffen.“, schnaubte sie und drehte sich um. Ihr reichte es. Ihre Nerven lagen blank und dann noch so was. Das brauchte sie sich heute echt nicht anzutun. „Warte!“, rief Hasook und packte sie am Handgelenk. „Okay. Du hast Recht. Sorry, dass ich so ausgerastet bin.“, sagte er zerknirscht und sie drehte sich zu ihm um. Seine Augen signalisierten ihr, dass es ihm wirklich Leid tat und es ernst meinte. „Verzeihst du mir?“ Shinri atmete ruhig aus und ergriff aus seine andere Hand. „Ich verzeihe dir.“ Dann zog sie ihn in eine versöhnliche Umarmung. Kapitel 7: Das Große Turnier ---------------------------- 7. Kapitel – Das GroßeTurnier Endlich war es soweit. Das erste, lang ersehnte Match des großen Profibändiger Turniers. „Haaaallo, Leute!“, begrüßte Bolin die beiden Mädchen. Ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen. „Bereit für das erste Match der Feuerfrettchen im Großen Turnier?“ Er hatte bereits sein Trikot angelegt und hatte auf die Mädchen gewartet. Pabu saß ebenfalls zurecht geputzt auf der Bank der Umkleidekabine. „Aber sowas von!“, Korra ballte entschlossen eine Hand zur Faust. „Jawohl! Das nenne ich Kampfgeist.“, rief Bolin begeistert aus, während Korra in ihr Trikot schlüpfte. Nun betrat Mako die Kabine. Auch er war bereits in voller Kampfmontur und begrüßte die Mädchen. Eine Ansage von Shiro Shinobi, dem Kommentator lies alle aufhorchen. Bald würde es los gehen. Feuerfrettchen gegen die Rotwüsten Kaningurus. Shinri hatte von Asami einen Platz in der Logge angeboten bekommen und da war es ihr schwer gefallen abzulehnen. Also wohnte sie an Asamis Seite dem Match bei. Das andere Team hatte kaum den Hauch einer Chance. Alle drei Runden ging an die Mitglieder des Team Avatar. Es war ein klarer Sieg für die Feuerfrettchen. Ihr erster einer ganzen Reihe, auch wenn sie im Viertel- und im Halbfinale schwer an ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zu kauen hatten und so beinahe das Match verloren, da ihr Teamgeist fehlte, doch in dem Match gegen die Wildstachelschweine war es Bolin, der den Sieg des Teams holte, als sich Korra und Mako uneinig waren und im darauf folgenden Match, schweißte die bewältigte Krise das Team näher zusammen und sie besiegten auch die Bussardwespen und standen somit im Finale des Großen Turniers. „Herzlichen Glückwunsch zum Finale.“ „Danke Shinri.“ Das Erdbändigermädchen lächelte und erhob ihr Glas. Die anderen taten es ihr nach. Sie stießen an und tranken einige Schlücke. Die Freunde saßen im „Silbernem Drachen“. Shinri hatte Korra, Bolin, Mako und Asami zum Essen eingeladen. Schließlich war sie in letzter Zeit zu etwas Geld gekommen und fühlte sich den anderen durch die Gastfreundschaft und andere kleine oder große Gesten und Geschenke verpflichtet. „Danke für die Einladung.“, bedankte sich Korra bei dem Mädchen. „Ach was. Das ist doch das mindeste, dass ich für euch tun kann.“, winkte Shinri ab, „Es tut mir Leid, dass ich euch nicht mehr bieten kann...“, meinte sie dann mit einem leichten Seitenblick auf Asami, welche schließlich zu den reichsten Menschen der Stadt zählte und somit sicher sonst in den schickesten Läden dinierte. „Ach was. Es ist toll hier und es hat eine Menge Charme. Und das Essen ist köstlich.“, sagte Asami. „Genau!“, mampfte Bolin, welcher seinen Nudelteller bereits beinahe verputzt hatte. „Vielleicht hätten wir mit der Bestellung noch etwas warten sollen...“, meinte Asami rücksichtsvoll, die gerade ihren Teller gereicht bekam und den leeren Stuhl musterte. Shinri winkte ab. „Esst nur. Er hat gesagt, er würde wohl etwas später kommen. Deshalb müsst ihr nicht verhungern.“, fügte sie grinsend hinzu und aß einige Stäbchen voll Reis. Schließlich erblickte Shinri Hasook, den sie ebenfalls eingeladen hatte und winkte ihn an dem Tisch. Er nahm neben Shinri Platz und nach einer kurzen Begrüßung, entstand eine angespannte Stille, in der jeder die jeweils anderen musterte. Der Kellner sorgte für eine willkommene Ablenkung. Er kam und nahm die Bestellung des Wasserbändigers auf, sodass dieser bald darauf ebenfalls vor einem Nudelteller nach traditioneller Wasserstammart saß. „Du bist also Hasook?“, fragte Asami, um eine Konversation bemüht. „M-mh.“, bestätigte dieser. „Ich habe auch deine Matches verfolgt.“, erzählte Asami, „Du warst wirklich klasse. Warum hast du aufgehört?“ Shinri spürte, dass dies ein sensibles Thema für den Wasserbändiger war, aber dieser zuckte cool mit den Schultern und meinte: „Ich habe andere Pläne.“ „Ahhaaa.“, machte Bolin gedehnt. „Deshalb bist du gegangen. Verständlich, dass du mitten in der Saison gegangen bist. Du hast ein anderes Ziel. Einen Traum.“, plapperte er los und Hasook verzog das Gesicht. Ohje, das lief in keine gute Richtung. Shinri hatte ihre Freunde in dieser Konstellation bestimmt nicht eingeladen, damit Streit aufkam. „Es ist wichtig nach seinen Träumen zu streben.“, meinte Shinri , um etwas beschwichtigend zu sagen. Mako verschränkte die Arme. „Aber man lässt seine Freunde nicht mitten im Match stehen.“ „Vielleicht hatte er einen guten Grund.“, versuchte Asami zu vermitteln. „Ich kann für mich selbst sprechen. Danke.“, kam es von Hasook und er sah Mako direkt an. „Ich glaube, ich bin hier nicht erwünscht.“, meinte er schließlich und schickte sich an aufzustehen. „Warte.“ Zum allgemeinen Erstaunen, war es Mako, der seinen ehemaligen Kamerad zurück hielt. „Es tut mir Leid. Geschehen ist geschehen. Du hast einen anderen Weg eingeschlagen als wir, aber das ist kein Grund für Feindseligkeiten.“ Bolin nickte zustimmend. „Wir haben Korra und du lebst deinen Traum.“ Er machte eine kurze Pause und murmelte ratlos: „Was ist eigentlich dein Traum?“ Ehe Hasook antworten konnte, kam der Kellner, von seinem ersten Tag in den Laden und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schultern. „Hasook! Wir haben dich die letzten Tage vermisst.“ „Ehm... Danke, Yoshio.“ Dem Jungen war die Situation sichtlich unangenehm und er wurde etwas rot. Schämte er sich etwa so sehr für sein Interesse und die Liebe für die Musik? „Ich will euch ja nicht stören, aber lass dich mal wieder blicken.“, sagte Yoshio und Hasook versprach, bald wieder zu kommen. ehe der Kellner sich verabschiedete und die Teenager alleine lies. Alle, außer Shinri, starrten den Wasserbändiger irritiert an. „Hasook ist ein äußerst talentierter Musiker.“, erklärte sie schließlich. Verlegen kratze sich der stolze Junge an der Nase und mied den Blick der Feuerfrettchen. „Habt ihr irgend ein Problem damit?“, fragte er schließlich, als es lange Zeit still blieb. „Nein.“, sagte Korra und Mako fügte hinzu: „Es ist nur... etwas überraschend.“ „Du willst also Musiker werden?“, fragte Asami und Hasook nickte knapp. „Das ist doch kein Grund sich zu schämen.“, munterte Korra den Jungen auf, „Ich finde es toll, dass du einen Traum hast, nach dem du strebst.“ Shinri sah Hasook lächelnd an. „Na siehst du?“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie hinzufügte: „Und jetzt da wir uns alle ein gekriegt und vertragen haben, können wir ja richtig mit dem Essen beginnen?“ Die anderen nickten zustimmend und verspeisten ihre Mahlzeit. Nach dem Essen plauderten die Sechs noch etwas und die angespannte Stimmung, die anfangs geherrscht hatte, war völlig verschwunden. Sie redeten über alles Mögliche und verstanden sich prächtig. Allerdings musste Hasook sich früh von den anderen verabschieden, da er am nächsten Tag einen Termin hatte, für den er ausgeschlafen sein musste. So blieben Korra, Mako, Bolin, Asami und Shinri alleine zurück und nachdem Shinri die Rechnung für das Essen bezahlt hatte, verliesen sie das Restaurant. Das Drachenviertel war um diese Zeit beinahe menschenleer und nur durch die schwachen Laternen beleuchtet. Ein die Stille durchdringendes Motorgeräusch lies die Freunde aufhorchen. Ein LKW mit vier Motorrädern, die das große Gefährt eskortieren, näherten sich. Sofort war klar, wer auf die Fünf zu rauschte: Equalisten. Sofort machten sich die Bändiger kampfbereit und alle anwesenden Erdbändiger brachten den LKW und seine Eskorte zum Stehen. Mit quietschenden Reifen versuchten die Equalisten vor der Mauer zu bremsen, doch prallten dennoch seitwärts dagegen. Dann sprangen zwei in grün gekleidete Männer aus der Fahrerkabine und auch die Motorradfahrer gingen zum Angriff über. Mako und Korra hielten sich die Chiblocker mit Feuerstößen vom Leib und Bolin und Shinri hielten die Gegner mit Gesteinsbrocken auf Abstand. Asami schlug einen Equalisten, dem es gelungen war die Verteidigung der Bändiger zu durchbrechen, mit einem gekonnten Faustschlag, den man ihr zunächst nicht zutraute, zurück. Korra und Shinri pfiffen anerkennend. „Nicht schlecht.“ „Danke.“ Aber für lange Gespräche war keine Zeit. Die Equalisten zogen ihren Kreis immer enger, trotz der Feuer- und Steinsalven, die man ihnen entgegen schleuderte. Shinri stellte sich einem von ihnen entgegen und stürmte auf ihn zu, doch die Stahlseile, die sich um Handgelenk und Füße wickelten, brachten sie zu Fall. Bedrohlich kam der Equalist näher, den elektrischen Handschuh erhoben, bereit sie zu elektrifizieren. Sofort war Korra zur Stelle, schlug den Equalisten zurück und half dem Mädchen sich zu befreien. „Danke....“ „Dafür sind Freunde da.“ Korra nickte und wehrte den nächsten Gegner ab, der gefährlich nahe gekommen war. Schnell waren auch die Anderen an ihrer Seite und gemeinsam gelang es ihnen schließlich die übrigen Gegner in die Flucht zu schlagen. Dann befreiten sie die im LKW gefangenen Bändiger aus dem Laderaum. „Wir sind ein gutes Team.“, meinte Korra schließlich zufrieden und sah die anderen an, die ihr ohne Ausnahme zustimmten. Der krönende Abschluss war schließlich ein Eis, auf das Shinri die Freunde einlud. Quasi als Belohnung für den gewonnenen Kampf und als Dank für die Rettung gleichermaßen. Mit der kühlen Köstlichkeit suchten sich die Fünf ein schönes Plätzchen mit Blick auf die Yue Bucht und die Avatar Aang Statue. Ein leichter Wind kam auf und machte die Atmosphäre perfekt. „Morgen ist das große Finale...“, murmelte Bolin unerwartet und Mako nickte zustimmend. „Jetzt macht euch keine Sorgen. Ihr seid klasse.“, munterte Asami die Drei auf und auch Shinri lächelte aufmunternd. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich Korra verdächtig ruhig verhalten hatte. „Korra?“ Der Avatar lehnte an dem Geländer und sah abwesend auf sie sanften Wellen auf dem dunklen Wasser. „Worüber denkst du nach? Du brauchst dir wegen dem Finale keine Sorgen zu machen.“, meinte Shinri. „Es ist nicht nur das Finale.“, antwortete Korra, die sich aus ihrer Trance gerissen hatte, „Jetzt mag alles ruhig sein, aber Amon ist noch immer da draußen und wer weiss schon, was er plant. Er ist gefährlich und läuft immer noch frei herum.“ Daraufhin wurden auch die anderen still und nachdenklich. An Amon hatten sie schon seit einiger Zeit keinen Gedanken verschwendet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Amon weiterhin die Füße still hält. Vor allem jetzt nicht, wo das Finale bevorsteht...“, überlegte Mako laut. „Dieser Amon schreckt auch vor nichts zurück...“, murmelte Asami und ihr Blick verfinsterte sich. Auch wenn sie eine Nichtbändigerin war, konnte sie die Ansichten der Equalisten nicht nachvollziehen und gut heißen. Korra und Bolin nickten zustimmend, doch letzterer sagte mit betont gutgelauntem Tonfall: „Um Amon können wir uns nach unserem Sieg kümmern. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass wir das Turnier hinter uns bringen und selbstverständlich gewinnen.“ Die restlichen Feuerfrettchen lächelten schwach und nickten. Bolins schaute seine Kameraden an. „Leute! Mehr Enthusiasmus! Wir haben morgen schließlich ein Match zu gewinnen!“, versuchte er die Anderen zu motivieren und klatschte dabei laut in die Hände, „Wir sind ein gutes Team. Sowohl im Match als auch außerhalb.“, bemerkte er und sein Blick schloss auch Asami und Shinri ein. „Oder etwa nicht?“ Langsam erhellten sich die Mienen der anderen. „Doch klar.“, antwortete Korra und ein warmes, sanftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ist doch logisch.“, bestätigte Mako. Asami strich sich elegant eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sie sagte: „Und daran wird sich auch nichts ändern.“ Sie lächelte und streckte eine Hand aus. „Freunde für immer.“ „Genau.“ Korra grinste und legte ihre Hand über Asami´s. Mako folgte und schließlich auch Bolin. Shinri zögerte, doch das herzliche, ehrliche Lächeln der Anderen, welches nun auf ihr ruhte, zauberte auch auf ihr Gesicht ein schiefes Grinsen und sie legte ihre Hand auf Bolin´s. „Jawohl!“, rief der Erdbändiger begeistert aus, „Wir sind das neue Team Avatar!“ „Sind Sie sich sicher, Meister Amon?“ Aya kniete vor dem Mann mit der Maske, welcher wie üblich mit dem Rücken zu ihr stand und aus dem Fenster schaute. „Es werden sicherlich viele Polizisten anwesend sein, wenn wir unseren Angriff ankündigen und nicht zu vergessen die ganzen Bändiger, die zu schauen und teilnehmen.“ Langsam wandte sich der Anführer der Equalisten zu ihr um. „Ich bin mir des Risikos durchaus bewusst, aber Lin Beifong und ihre Metallbändiger haben keine Chance gegen uns. Die Arena ist genau der richtige Ort, um meine Botschaft zu verbreiten. Außerdem werden sie ihre faire Chance erhalten. Wir geben ihnen die Möglichkeit die Arena zu schließen und die Konsequenzen liegen dann ganz bei ihnen, wenn sie unsere Warnung ignorieren.“ „Aber...“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wage es nicht noch einmal meine Autorität in Frage zu stellen und leite alles Nötige in die Wege.“ Demütig senkte Aya den Kopf. „Jawohl.“ Damit verlies sie den Raum, um dem Großen Rat die Warnung zu kommen zu lassen. Kapitel 8: Finale ----------------- 8. Kapitel - Finale Trotz der Warnung, die Amon an den Großen Rat übermittelt hatte, blieb die Arena geöffnet und das Finale des Großen Turniers sollte wie geplant stattfinden. Korra, Mako und Bolin hatten sich gegen die Schließung der Arena ausgesprochen. Schließlich hatten sie ein Match zu gewinnen. Der Große Rat, insbesondere Tenzin, wollten ihren Bitten nicht nachgeben, doch als Lin Beifong persönlich für die Sicherheit aller Anwesenden garantierte, stimmten Tarrlok und die beiden anderen Ratsmitglieder schließlich zu und die Arena blieb somit für das große Finale eröffnet. „Ich bin mir nicht sicher, ob ihr an dem Finale teilnehmen sollt.“, gab Shinri zu bedenken und die Feuerfrettchen schauten auf. „Wer weiss was Amon vor hat. Das Ganze klingt verdächtig nach einer Falle...“ „Ach, Unsinn.“, winkte Bolin leichthin ab. „Das würde sich Amon nicht trauen. Schließlich ist die ganze Arena überwacht.“ „Und Chefin Beifong sorgt persönlich für die Sicherheit bei dem Finale.“, fügte Mako hinzu, der großes Vertrauen in die Fähigkeiten der Polizeichefin zu haben schien. Korra nickte zustimmend. „Wir lassen uns doch nicht von Amon einschüchtern.“, sagte sie und lies ihre Fingerknöchel knacken. „Ich weiss nicht....“, murmelte Shinri, „Ich glaube nicht, dass Amon eine Drohung ausspricht, nur um sie dann nicht wahr zu machen...“ „Du machst dir zu viele Gedanken, Shinri.“ Korra lächelte das Mädchen beruhigend an. „Genau.“ Bolin nickte und legte seinen Arm um sie. „Freu dich lieber, dass du unserem Sieg bei wohnen kannst.“ Shinri grinste schief. „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Noch habt ihr nicht gewonnen.“ „Zweifelst du an unserem Sieg?“ „Eigentlich nicht...“, meinte das Mädchen grinsend, deutete dann aber auf den Zeitungsartikel, den sie bis eben gelesen hatte, „Eure Gegner scheinen harte Brocken zu sein. Sie haben das Große Turnier bereits 3 mal in Folge gewonnen.“, gab sie zu bedenken und Korra winkte locker ab. „Diesen Schnösel Tahno und seine Wolfsfledermäuse machen wir locker fertig.“ „Korra hat völlig Recht.“, meinte Bolin begeistert und legte seine Arme um seine Teamkameraden. „Die Feuerfrettchen holen sich den Meistertitel!“ Die anderen Beiden grinsten und nickten schließlich. Shinri erlaubte sich ein Lächeln, doch ein ungutes Gefühl blieb. Endlich war es so weit: Das lang herbeigesehnte Finale zwischen den amtierenden Meistern, den Wolfsfledermäusen und den Newcomern, den Feuerfrettchen. Zwischen den zahlreichen Zuschauern patrouillierten und standen unzählige Metallbändiger der Polizei. Lin Beifong war sogar persönlich anwesend, um die Sicherheit der Anwesenden zu garantieren. Neben ihr stand Tenzin, welcher ebenfalls um die Sicherheit aller besorgt war. Auch Shinri war zwischen den Zuschauern, wieder neben Asami in der hohen Loge der Arena. Gebannt beobachteten alle die Ankunft der beiden Teams. Pabu führte für die jubelnde Menge kleine Kunststückchen hin, doch die Wolfsfledermäuse stahlen ihm die Show. Diese legten eine großes, übertriebenes Schauwerk mit Feuerwerk und Kostümen hin. Und schließlich begann der Kampf. Die beiden Teams schenkten sich nichts, doch schnell wurde klar, dass die Wolfsfledermäuse nicht gerade fair spielten. Sie griffen nicht nur einmal zu fiesen, unerlaubten Tricks und die Schiedsrichter sahen, offenbar bestochen, darüber hinweg. Trotz des Tiebreaks, welches zu Gunsten der Feuerfrettchen entschieden wurde, schickten die Wolfsfledermäuse ihre Gegner mit einem schmutzigen Trick baden, sodass der Sieg an sie ging. Dann liesen sich die Profibändiger von ihren Fans bejubeln. Doch die ausgelassene Stimmung wurde schnell unterbrochen, als auf den Zuschauertribünen eigentümliche, blaue Blitze aufleuchteten und die Metallbändiger reihenweise zu Boden gingen. Auch Chefin Bei Fong und Tenzin blieben nicht verschont. Shiro Shinobi tat es zunächst als elektrische Störungen ab, doch Shinri wusste sofort, dass dem nicht so war. Augenblicklich sprang sie auf, wurde jedoch von Asami am Arm gepackt. „Wo willst du hin?“ „Bleib du hier, Asami!“, befahl das Mädchen knapp und riss sich los. „Shinri! Warte!“, rief Asami ihr noch hinterher, doch da war das andere Mädchen bereits verschwunden. Sie hastete die Treppen und die Tribüne hinab. Unter ihr begann auch das Wasser, in dem sich noch die Feuerfrettchen befinden mussten, aufgeladen durch den Strom, blau zu leuchten. Shinri sah, wie die rechte Hand von Amon, der Barttyp mit Kalistäben, die drei Bändiger, die durch den Stromschlag das Bewusstsein verloren hatten, mithilfe eines Seiles, das er um ihre Füße geschlungen hatte, zu sich zog und die drei an den Pfosten der Plattform band. Amon war inzwischen mit einigen seiner Gefolgsleute in dem Ring der Arena aufgetaucht. Tahno wich irritiert zurück. „Was geht hier vor, Schiri?“ „Keine Ahnung.“, antwortete dieser und die Equalisten kamen noch näher. Schließlich begannen die Wolfsfledermäuse ihre neuen Gegner zu attackieren, doch ihr Anführer wich allen Attacken mühelos aus, bis er schließlich einem nach dem anderen besiegte und zu Boden stieß. Trotz Tahnos Angeboten und Flehen nahm er ihnen ihre Bändigerkräfte, ehe seine Gefolgsleute die Ex-Bändiger achtlos aus dem Ring, ins Wasser warfen. „Habe ich nun eure Aufmerksamkeit, Bürger von Republica?“, fragte Amon. Schließlich war Shinri in den Umkleide- und Vorbereitungsräumen der Profibändiger angekommen. Jetzt war es nicht mehr weit. Was sollte sie nun tun? Zuerst galt es Korra und die anderen zu befreien. Aber wie? Sollte sie einfach ins Wasser springen und auf gut Glück hoffen, dass der Leutnant, oder gar Amon sie zuerst erwischten? Erst jetzt bemerkte sie Pabu, der vor ihr auf der Bank saß und ihr kam eine Idee. Der Kleine war ein intelligentes Tierchen und hatte spitze Zähne. Mehr würden die Drei nicht brauchen um frei zu kommen. Durch einige Gesten gab Shinri dem Feuerfrettchen zu verstehen, was es tun sollte und es zögerte kaum, da sprang es ins Wasser und schwamm los. Sehr gut. „Die Revolution hat begonnen!“, rief Amon, welcher offenbar seine Rede beendet hatte, aus und hob triumphierend die Hand. Ein Luftschiff war über der Arena aufgetaucht und lies kleine Plattformen an Drahtseilen herab. Das schien die Fluchtmöglichkeit der Equalisten zu sein. In diesem Augenblick erklang eine gewaltige Explosion und die Plattform in der Mitte der Arena begann zu beben und auseinander zu bröckeln. Korra und die Anderen würden es nicht rechtzeitig schaffen, war der erste Gedanke der Shinri durch den Kopf schoss. Freunde halfen einander und waren füreinander da. Sie ballte die Fäuste und erschuf eine Brücke, die sie mit dem Ring verband. Der Leutnant stellte sich ihr mir erhobenen Kalistäben in den Weg. „Was hast du hier verloren?“, fragte er und Shinri erwiderte seinen Blick trotzig. Die Equalisten hatten sich bereits auf die kleinen Plattformen, die sie in die Höhe befördern gestellt und hatten das Luftschiff beinahe erreicht, nur Amon war zurück geblieben und beobachtete das Geschehen vor sich gelassen. „Verschwinde!“, keifte die rechte Hand Amon´s, doch das Mädchen blieb, wo es war. „Ich... lasse nicht zu, dass ihr meine Freunde verletzt.“ Die Augen des Mannes weiteten sich, ehe sie sich zu engen Schlitzen verengten. „Freunde?“ Sein Blick wanderte zu Amon, welcher ihm unmerklich zu nickte, ganz so als hätten sie mit dieser Situation gerechnet und waren genaustens darauf vorbereitet. „Dann lässt du mir keine andere Wahl.“, sagte der Leutnant, ehe er auf das Mädchen zu stürmte. Schnell wich Shinri seinem Angriff aus und schleuderte einen Gesteinsbrocken, den sie aus ihrer improvisierten Brücke gebändigt hatte, auf ihn. Doch auch damit hatte der Mann gerechnet, wich aus und mit schnellen Bewegungen war er bei ihr und rammte die Spitzen der Kalistäbe gegen ihren Rumpf. Der Stromschlag, der durch Shinri´s Körper fuhr, war so gewaltig, dass sie sofort das Bewusstsein verlor. Dann schritt der Amon auf sie zu, umschlang sie mit seiner rechten Hand, trug sie zu der verbliebenen Plattform und erhob sich mit dem Mädchen in die Höhe. Beinahe war es den Equalisten gelungen, das Luftschiff zu erreichen, da flog Avatar Korra, durchs Lins Hilfe, durch die Luft auf sie zu und mithilfe eines Feuerstoßes fegte sie drei der Equalisten von ihren Plattformen, unter ihnen befand sich auch der Leutnant, welchem es allerdings gelang auf der Glaskuppel der Arena zu landen. Und ehe Korra es gelang Amon, oder ihre Freundin zu erreichen, wurde sie von zwei Equalisten, die sich an den Drahtseilen herab schwangen von der kleinen Plattform gefegt und landete ebenfalls auf dem Dach. Lin Beifong, welche Korra gefolgt war, wurde inzwischen von dem Leutnant und den anderen Equalisten attackiert, doch Korra eilte der Polizeichefin zur Hilfe. Nach einem kurzen Gefecht, gelang es Korra den Leutnant von der Kuppel zu stoßen, doch dann gab das Glas unter ihr nach und sie drohte auf den harten Steinboden der Arena zu fallen. Lin vertat ihre Chance Amon hinter herzu eilen und rettete Korra vor dem Sturz. Gemeinsam kamen sie erschöpft, aber unversehrt auf den Zuschauertribünen, welche inzwischen evakuiert worden waren, an. Tenzin, Bolin und Mako rannten zu den beiden Frauen. Überglücklich, dass ihr nichts passiert war, umarmte Mako Korra. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Und ich erst.“ Auch Bolin schloss sich an, doch die Drei wurden schnell wieder ernst. „Und was ist mit Shinri?“, fragte Bolin und Korra schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte ihrer Freundin nicht helfen können. Amon hatte sie entführt und ihm und seinem Gefolge war die Flucht gelungen. Niemand wusste, was er mit ihr vorhatte und ob sie sie je wieder sehen würden. „Ich kann nicht glauben, was Amon da getan hat. Und ich habe ihm in die Hände gespielt...“, sagte Lin und Tenzin legte beruhigend eine Hand auf ihre Schultern. „Er hat uns alle getäuscht. In Republica herrscht Krieg.“ Kapitel 9: Vergangenheit ------------------------ 9. Kapitel – Vergangenheit Shinri dröhnte der Schädel, als sie allmählich zu sich kam. Es dauerte eine Weile, bis sich ihr Blickfeld klärte und sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie blinzelte irritiert. Wo war sie? Langsam richtete sie sich auf und sah sich um. Sie stellte fest, sie befand sich in einer Art Zelle. Es gab kein Fenster und statt einer Tür waren Gitterstäbe in die Wand eingelassen. Zudem war sie an den Händen gefesselt und würde somit nicht bändigen können. Sie sah auf, als jemand zu ihr trat. Es war der Leutnant und öffnete ihre Zellentür. „Mitkommen.“, befahl er knapp. Seine Stimme erlaubte keinen Widerspruch. Shinri atmete tief durch und gehorchte. Ihr blieb auch kaum eine andere Wahl. Also folgte sie dem Mann, welcher sie in einen anderen Raum brachte. Als sie Tür geräuschvoll hinter ihr zu fiel, erkannte Shinri, wer nun vor ihr stand: Amon. Der Leutnant stieß sie vorwärts, sodass sie stolperte und in die Knie ging. Betont langsam drehte sich Amon zu ihr um und sah auf sie herab. Seine gesamte Erscheinung strahlte eine gewisse Autorität und Dominanz aus und auch seine Stimme zeugte von Überlegenheit: „Aya...“ „Amon...“, antwortete das Mädchen tonlos und hob den Blick. „Ich habe dir zu viele Freiheiten gegeben und das hast du schamlos ausgenutzt.“ „Ich habe getan, was ich für richtig hielt.“, meinte Shinri. „Du hast dich auf die Seite der Bändiger geschlagen. Das ist unverzeihlich.“, sagte Amon und trat einen Schritt näher, packte ihr Kinn und zwang das Mädchen ihm in die Augen zu schauen, „Du schuldest mir deinen Respekt!Ich habe dir ein zweites Leben gegeben. Alles was du besitzt. Dein neues Leben... Deinen neuen Namen... Und ich kann es dir das alles genauso gut wieder nehmen.“ Shinri´s Herzschlag beschleunigte sich, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, aber sie versuchte sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen. „Aber ich werde es nicht tun.“ Er lies von ihr ab und nickte dem Leutnant zu, welcher zu dem Mädchen trat und es auf die Beine zog. „Ich werde dir eine zweite Chance geben.“, erklärte der Mann mit der Maske, „Vertue sie nicht.“ Shinri erwiderte seinen Blick trotzig. Dann wandte sich Amon an den Leutnant. „Lassen wir ihr Zeit zum Nachdenken. Einige Tage Kerker werden genau richtig dafür sein.“ Der Leutnant nickte und stieß Shinri Richtung Tür, um sie zurück in ihre Zelle zu bringen. „Vergiss nicht, was du mir schuldest.“, war das letzte, was das Mädchen hörte, ehe die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Nicht gerade sanft, wurde Shinri von dem Leutnant zurück in ihre Zelle gestoßen, doch ihre wunden Knie waren sicherlich ihr geringstes Problem. Eine Flucht stand außer Frage. Sie war gefesselt und konnte nicht bändigen und es war klar, dass ihr niemand helfen würde. Aber sie würde sich ganz bestimmt nicht hinsetzten und weinen. Das war unproduktiv und würde ihr nicht helfen. In keiner Weise. Also hockte sie sich hin, lehnte sie sich mit ihrem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen, um in Ruhe nach denken zu können. Es war bereits einige Jahre her. Sie war eine Waise gewesen, hatte kein Zuhause, keine Familie keine wahren Freunde und keine Zuflucht gehabt. Irgendwie hatte sie sich durch geschlagen und es geschafft zu überleben. Wie war ihr bis heute ein Rätsel. Eines Tages hatte sie dann ein Mann gefunden. Sie hatte, völlig übermüdet und ausgehungert gegen eine Wand einer Seitengasse gelehnt, auf dem Boden gehockt. Der Mann hatte sich zu ihr herunter gebeugt, sie lange betrachtet und dann gefragt: „Willst du mir nicht helfen, eine gerechte Welt zu erschaffen in der alle in völliger Gleichheit leben?“ Sie hatte sie Stirn gerunzelt und ihn fragend angesehen. Warum er zu ihr kam, hatte sie gefragt. Er weiss, dass sie stark war und eine Änderung der Welt herbeiführen konnte und willkommen heißen würde, hatte er geantwortet. Sie sei dazu bestimmt ihm bei seinem Traum zu helfen. Sie hatte interessiert aufgeschaut und ihn ins Gesicht gesehen. Wer er sei, hatte sie ihn gefragt. Der Mann hatte unbestimmt gelächelt. Amon, war seine Antwort gewesen. Und er wollte die Welt verändern, sodass alle in völliger Gleichheit und Harmonie leben könnten. Er hatte von den Ungerechtigkeiten, die in der Welt herrschten erzählt, von denen auch sie einige erfahren hatte und seine Vision von der Zukunft preisgegeben. Dann hatte er ihr versprochen für sie zu sorgen, wenn sie mit ihm käme und ihr außerdem zugesichert, dass in dieser neuen Welt immer ein Platz für sie sei. Sie müsse die Einsamkeit, den Hunger, die Kälte, die Hitze, die Machtlosigkeit und den Tod nicht mehr fürchten. „Also, willst du mir helfen?“, hatte Amon ein letztes Mal gefragt und sie hatte zustimmend genickt, seine Hand ergriffen und war mit ihm gegangen. So waren einige Jahre ins Land gegangen. Amon hatte sie ausgebildet, ihr alles beigebracht was er wusste. Seine Ziele und Ideale wurden bald die ihrigen. Und obwohl sich sein Feldzug überwiegend gegen die Bändiger richtete, hatte er sie, eine Bändigerin, aufgenommen. Er erklärte, dass sie ihre unreinen Fähigkeiten zum Wohle der Gesellschaft, zum allgemeinen Wohl einsetzten könne. Nicht um damit Krieg zu führen, oder Leid zu zufügen. Nein. Um Frieden und Harmonie in die Welt zu bringen. Um das zu vollbringen, wozu der Avatar niemals im Stande sein würde. Doch dazu müsse sie Fähigkeiten erlangen, die dem des Avatars ähnelten. Nein. Diese sogar übertrafen. Amon hatte lange die Geschichtsbücher studiert, bis er auf eine Persönlichkeit stieß, die seinen Vorhaben dienlich sein könnten. Allerdings hieß es dieser sei seit etwa über 10.00 Jahren verstorben, doch viele Legenden und Geschichten behauptet, er sei in die Geisterwelt gegangen und lebe bis heute dort. Nach monatelangem Training war es Shinri schließlich gelungen mit ihrem Geist die materielle Welt zu verlassen und in die spirituelle Welt, die Geisterwelt hinüber zu wechseln. Sie verbrachte viele Stunden dort, redete mit Geistern und irgendwann gelang es ihr, den Gesuchten ausfindig zu machen. Der alte Mann war einst ein großer König gewesen, bis ihn der Avatar besiegt hatte und er zur Flucht gezwungen war, aber die Jahrhunderte waren nicht vergeudet gewesen. Er hatte alles über Chi in Erfahrung gebracht, was es zu wissen gab. Er erklärte sich bereit, den Equalisten zu helfen, unter der Bedingung, dass sie ihm, wenn sie ihre Ziele erreicht hatten, zu Diensten sein und ihm bei dem Erreichen seines Zieles helfen mussten. Amon stimmte zu, dachte aber in Wirklichkeit nicht daran, den Avatar an den alten Mann auszuliefern, so wie dieser es befohlen hatte. Aber der alte Mann schien den Worten des Mannes mit der Maske zu trauen. So blieb Shinri´s Geist für viele Monate in der Geisterwelt, sodass der König sein Werk an ihr tat. Es war schmerzhaft gewesen, aber die Mühen zahlten sich aus. Der alte Mann hatte ihr Chi so manipuliert, dass sie nicht nur in der Lage dazu war Erde, sondern auch Luft, Feuer und Wasser zu bändigen. Wie er das angestellt hatte, behielt er für sich und Amon wollte es nicht wissen. Ihn interessierten nur die Resultate, welche sich sehen lassen konnten. Shinri trainierte und studierte beinahe pausenlos, ob in der materiellen, oder der spirituellen Welt. Ihre Bändigerfähigkeiten wurden immer besser und auch ihr Wissen vergrößerte sich. All ihre Mühen zahlten sich aus, wenn Amon ein Lob aussprach, oder auch nur anerkennend nickte. Sie hatte schon damals beschlossen, ihm ihr Leben zu widmen. Alles was sie hatte, würde sie ihm hergeben, wenn es den nötig wäre. Er hatte ihrem Leben einen Sinn gegeben. Er hatte ihn Unterkunft und Nahrung gegeben. Und vor allem ein Ziel, nach dem es zu streben galt. Aber als Korra in die Stadt kam, hatte sich einiges geändert. Der Avatar, der erklärte Feind hatte plötzlich ein Gesicht bekommen, wo vorher Leere geherrscht hatte. Shinri hatte Korra und ihre Freunde kennen gelernt. Hatte einen Jungen getroffen, in den sie sich verliebt hatte. Und das obwohl sie Bändiger waren. Auf der anderen Seite hatte sie auch die schlechten Seiten der Bändiger kennen gelernt die Triaden, die Überfälle, die Kämpfe, die Kriege. All das, was Amon ihr all die Jahre eingetrichtert hatte. Waren es jemals ihre Gedanken und Ziele gewesen, oder nur seine? Doch, sie hatte einmal daran geglaubt und ihm bedingungslos gehorcht. „Vergiss nicht, was du mir schuldest.“, waren die letzten Worte, die Amon an sie gerichtet hatte. Sie hatte nicht vergessen. Sie hatte sich erinnert. Sie zog die Knie näher an den Oberkörper. Sie hatte ihm wirklich alles zu verdanken, wenn er nicht wäre, wäre sie vermutlich schon lange nicht mehr am leben, oder würde immer noch in der Gosse leben. „Und? Hast du gründlich über dein Verhalten nachgedacht?“, fragte Amon und studierte das Gesicht des Mädchens. „Ja...“, antwortete diese. „Und?“, harkte er nach, „Ich hoffe für dich, du hast deine Antwort sorgfältig gewählt. Ansonsten...“ Er machte eine bedeutende Pause. „Nun ja, du weist was anderenfalls passiert.“ Das Mädchen senkte den Kopf und ging auf die Knie. „Ich weiss, dass ich Euch verraten habe, Meister Amon. Ich vergaß, was ich Euch verdanke und was ich Euch schulde.“ Sie begann zu zittern und Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ich werde versuchen Euch weiterhin von Nutzen zu sein, wenn Ihr das wünscht.“ Sie hob den tränenverschleiherten Blick. „Aber ich kann nicht versprechen, dass ich Korra und den Anderen Schaden zufügen werde, falls es dazu kommt.“ Amon schwieg und wartete eine Weile, ehe er seine Stimme erhob: „Es genügt mir für´s erste, wenn du sie im Auge behältst. Korra und ihre Freunde kannst du getrost mir überlassen.“ Er trat einen Schritt näher. „Aber denke daran, dass ich keine weiteren Fehltritte erlauben werde.“ „Ja, Meister Amon.“, murmelte Shinri. „Gut.“ Amon nickte zufrieden. „Und jetzt steht auf.“ Sie gehorchte. „Leutnant!“ Auf ein Zeichen Amon´s hin löste der Leutnant Shinri´s Fesseln. „Und jetzt geh und tue deine Pflicht, Aya.“ Das Mädchen verneigte sich noch einmal tief, ehe sie das Gebäude verlies. „Lassen wir sie wirklich damit durchkommen, Amon?“, fragte der Leutnant, als das Mädchen außer Hörweite war. „Nein.“, antwortete der Maskierte bestimmt. „Was hast du vor?“, fragte sein Untergebener. „Nur Geduld, Leutnant. Überlass das mir.“ Kapitel 10: Rückkehr -------------------- 10. Kapitel – Rückkehr Es war bereits dunkel, als Shinri auf die Insel des Lufttempels zurück kehrte. Sie war völlig erschöpft, hungrig und ihre Gedanken waren noch völlig verworren. „Shinri!“ Das Mädchen schreckte auf, als sie einen Ruf wahrnahm und hastige Schritte sich näherten. „Geht es dir gut?“ Träge blickte sie auf. Korra und Tenzin standen vor ihr und sahen sie besorgt an. Sanft hatte der Luftbändigermeister beide Hände auf ihre Schultern gelegt. „Alles in Ordnung?“, wiederholte er und sah ihr forschend ins Gesicht. „Ich...“, begann Shinri, ehe sie taumelte und zu stürzen drohte. Sie wäre wohl zu Boden gefallen, hätte Tenzin sie nicht aufgefangen. „Wir sollten sie auf ihr Zimmer bringen.“, schlug Korra vor und Tenzin nickte. Sie trugen das bewusstlose Mädchen auf ihr Zimmer und legten sie dort auf ihrem Bett ab. „Sie scheint einige durchgemacht zu haben.“, stellte Tenzin fest, „Aber körperlich scheint sie ansonsten unversehrt zu sein.“ „Wie ist sie wohl Amon entkommen?“, wunderte sich Korra. „Ich weiss es nicht, aber wenn sie aufwacht, wird sie es uns sicher erzählen.“ „Ob er ihr... ihre Bändigungskraft genommen hat?“, fragte Korra und betrachtete Shinri. „Auch das wird sie uns sicher erzählen, wenn sie zu sich kommt. Wir müssen geduldig sein. Sie braucht jetzt Zeit und viel Ruhe.“ Damit verliesen die beiden anderen das Zimmer. Shinri erwachte, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Raku lag neben ihr und schlief. Sie blinzelte gegen die Sonnenstrahlen, die durch ihr Fenster drangen und stand schließlich auf, ohne die Wolfskatze zu wecken. Das Mädchen fühlte sich, als hätte sie ewig geschlafen, völlig gerädert und erschöpft, aber sie wollte nicht noch länger im Bett bleiben. Draußen wurde sie von Tenzin und Korra empfangen. „Shinri!“, rief diese aus und kam auf das Mädchen zu. „Du bist wach.“ Shinri nickte schwach. „Geht es dir gut? Du warst drei Tage verschwunden.“, fügte der Avatar hinzu und machte eine kurze Pause, ehe die mit gedämpfter Stimme frage: „Hat Amon dir... deine Bändigerkräfte genommen?“ Auch Tenzin sah fragend auf das Mädchen herab, welches nun müde den Kopf schüttelte. „Nein.“, war die Antwort und wurde zugleich durch die drei Steine, die um ihre Finger kreisten bestätigt. „Gott sei Dank.“ Auch Tenzin zeigte sich erleichtert und gestatte sich nun ein freundliches Lächeln. „Du bist sicher hungrig. Ich habe die anderen gebeten, etwas für dich aufzuheben, für den Fall, dass du Hunger hast, wenn du aufgewacht bist.“, erklärte der Luftbändigermeister, „Du wirst alles, was du benötigst im Speisesaal vorfinden.“ Shinri lächelte dankbar, verbeugte sich kurz, ehe sie sich auf den Weg machte, um etwas zu essen. „Shin...!“ Korra sah ihr besorgt hinterher und lies ihre erhobene Hand wieder sinken, als das Mädchen nicht reagierte. „Ob sie in Ordnung ist?“ „Sie war drei Tage in Amons Gewalt.“, meinte Tenzin, „Wer weiss, was ihr dort widerfahren ist. Lass ihr Zeit, sich zu erholen. Bei gegebener Zeit und wenn sie bereit dazu ist, wird sie uns schon alles erzählen.“ Korra schien zu verstehen und nickte bedächtig. „Sie wird dir für dein Verständnis danken und jetzt lass uns zu unserem Training übergehen.“ Wie versprochen war der Tisch reichlich gedeckt und hätte sicher noch fünf andere Menschen gesättigt. Shinri kniete sich vor den Tisch, nahm die Stäbchen zur Hand und begann zu essen. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war. Schließlich hatte sie drei Tage lang kein anständiges Mahl mehr gesehen. Sie verputzte alles, was man ihr übrig gelassen hatte und seufzte dann zufrieden aus. Es ging doch nichts über gutes Essen und einen vollen Magen. Ein Klopfen am Türrahmen lies sie aufhorchen. Es waren Pema, Tenzin und Korra. Ihre Trainingseinheit mit Tenzin war wohl vorüber. „Shinri.“ Sie kam näher, auf ihrem Gesicht lag ein sanftes Lächeln. Shinri stand auf und wich unsicher dem Blick der Anwesenden aus. „Es tut mir Leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe.“ „Mach dir darüber keine Gedanken.“, erwiderte der Luftbändigermeister „Alles was zählt ist, dass du unversehrt zurück bist.“ Nun gestattete sich Shinri ein Lächeln. Man hatte sich wirklich Sorgen um sie gemacht. Das berührte sie und ihr Herz machte einen freudigen Sprung. Dass man sich um sie sorgte, hieß, dass man sich in positiver Art und weise um einen Gedanken machte, den man mochte. „Möchtest du noch etwas Essen?“, fragte nun Pema, die die leeren Teller betrachtete. „Nein danke.“, antwortete Shinri, „Aber es war wirklich lecker.“ „Das freut mich.“ „Möchtest du uns erzählen, was genau passiert ist?“, ergriff nun Tenzin das Wort. „Nachdem die Equalisten mich gefangen hatten, haben sie mich irgendwohin gebracht und dort festgehalten. Als sie unvorsichtig wurden, habe ich die Gelegenheit ergriffen und bin geflohen.“, erzählte sie, zuerst schleppend, dann immer schneller. Die drei Tage waren ihr so unwirklich vorgekommen und aus irgendeinem Grund kam es ihr so vor, als seien ihre Erinnerungen, was diese besagten Tage anging, verschwommen und unklar. „Was hatte Amon vor?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiss es nicht. Vielleicht wollte er mir die Bändigerkräfte später nehmen.“ Tenzin strich nachdenklich über seinen Bart. „Mmh...“, machte er grübelnd und hob dann den Blick, um das Mädchen anzusehen. „Du hast wirklich großes Glück gehabt.“, sagte er schließlich und dann wurde sein Blick weicher und er lächelte. „Doch nun genug davon. Komm erst einmal wieder richtig zu Kräften.“ „Danke.“ Sie verbeugte sich vor Tenzin und den anderen. Sie kehrte erst einmal in ihr Zimmer zurück, um sich etwas frisch zu machen und ihre Frisur zu richten. Dann verlies sie das Gebäude und suchte den Meditationspavillion auf, setzte sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden und schloss die Augen. „Hey.“ Korra´s Stimme lies sie aufhorchen. Shinri lächelte schief. „Hi.“, erwiderte sie und erhob sich. „Was gibt es?“ „Ich bin wirklich froh, dass du wieder da und unversehrt bist.“, sagte Korra und zog das Mädchen in eine warme Umarmung. Shinri´s Augen weiteten sich vor Erstaunen, ehe sie die Umarmung lächelnd erwiderte. Tränen schlichen sich in ihre Augen, die sie hastig weg blinzelte. Was war nur mit ihr los? Warum fühlte es sich so an, als müsste sie wegen irgend etwas ein schlechtes Gewissen, oder dergleichen haben. Sie waren doch Freunde, oder? „Korra...“, murmelte Shinri und lies von dem Avatar ab. „Mh?“ „Möchtest du mitkommen? Ich möchte Bolin, Mako und Hasook besuchen...“ „Gute Idee. Die Drei haben sich auch Sorgen gemacht.“ Shinri lies den Kopf hängen. „Das tut mir Leid. Ich wollte euch wirklich keine Sorgen...“ Korra unterbrach sie. „Jetzt hör schon auf dich ständig zu entschuldigen. Es ist völlig normal, dass man sich Sorgen macht, wenn ein Freund von einem verrückten Equalisten entführt und verschleppt wird?“ Sie machte eine kurze Pause. „Du musst wissen, besonders Hasook hat wie ein Verrückter nach dir gesucht. Er hat kaum geschlafen und hat alles getan um dich zu finden.“ Das erleichterte Shinri die Sache nicht besonders. Doch Korra grinste keck. „Du hast Glück. Dein Freund ist echt ein cooler Typ.“ „Danke.“, antwortete sie unsicher und nahm dann Raku, welcher angerannt kam, auf ihre Schulter. „Also kommst du mit?“, fragte sie Korra erneut. Das Mädchen nickte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die zerstörte Profibändigerarena. Shinri hatte ganz vergessen, in welchem Zustand diese nun war. Das Gebäude war zerstört und durch Polizeiband abgesperrt. Dieser Amon hatte kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Man würde die Arena in Kürze schließen. Korra bemerkte Shinris Blick und sagte: „Mako und Bolin müssen ausziehen, aber keine Sorge: Tenzin hat ihnen erlaubt auf der Insel des Lufttempels zu wohnen. Ich überbringe ihnen gleich die gute Nachricht.“ Doch ehe die beiden das Absperrband anheben und darunter durch klettern konnten, trat jemand zu ihnen: Hasook. Mit großen Augen starrte er Shinri an, während er ungläubig blinzelte und ihren Namen murmelte. „Hasook...“ Auch das Mädchen flüsterte den Namen des Wasserbändigers. Korra sah zwischen den Beiden hin und her. „Ich lasse euch dann mal allein.“, sagte sie und deutete mit dem Daumen auf die Arena, „Ich gehe schon mal vor.“ Shinri nickte zerstreut. „Ich komme dann nach...“, meinte sie und sah zu, wie Korra in dem vergoldeten Gebäude verschwand. Kaum war Korra außer Sichtweite, schloss Hasook Shinri in seine Arme. Das Mädchen errötete, lies es aber geschehen. „Es tut mir Leid, dass ich dir solche Sorgen bereitet habe.“, entschuldigte sie sich bei dem Wasserbändiger. Hasook lockerte die Umarmung, ehe er losließ und sie etwas von sich hielt, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen. „Geht es dir gut? Hat dir dieser Amon etwas getan?“, harkte Hasook, sichtlich besorgt, nach. Shinri schüttelte verneinend den Kopf. „Gott sei Dank.“, rief der Junge erleichtert aus und umarmte sie noch einmal. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“, murmelte er und drückte sie fester an sich, ganz so als hätte er Angst, dass sie jederzeit wieder verschwinden könnte. Shinri lächelte und erwiderte die Umarmung. „Mach das nie wieder!“, rügte Hasook und das Mädchen grinste schief. „Ich versuch´s.“ „Das will ich auch hoffen.“ Hasook lies sie los und sah sie kritisch an. Ein keckes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wenn Amon das nächste Mal dabei ist mich zu entführen, sage ich ihm einfach, dass mit meinem Freund nicht zu spaßen ist.“, meinte Shinri und er erwiderte: „Da hast du verdammt recht.“ Er drehte sich in die Richtung um, in die Korra verschwunden war und deutete mit dem Kinn auf die Arena. „Willst du zu Mako und Bo?“ Shinri nickte bejahend. „Ich habe gehört sie machen die Arena dicht...“, sagte der Wasserbändiger. Machte er sich etwa Sorgen um die Feuerfrettchen-Brüder? „Mach dir um die beiden keine Gedanken.“, meinte das Mädchen, „Ratsmitglied Tenzin hat ihnen erlaubt, auf der Insel des Lufttempels zu wohnen.“ „Na dann...“ Hasook nickte, so als würde es ihn nicht sonderlich interessieren. Es entstand ein kurzes Schweigen, welches schließlich von dem Jungen unterbrochen wurde, der fragte: „Hast du... danach noch etwas vor?“ „Bisher noch nicht.“ „Bevor einer wieder verschwindet, möchte ich etwas Zeit mit meiner Freundin verbringen.“, sagte Hasook und sah Shinri an, welche sanft seine Hand ergriff. „Einverstanden. Ich komme gleich wieder, ja?“ „Na hoffentlich.“, erwiderte Hasook scherzhaft. „Ich glaube kaum, dass nun Equalisten aus dem Hinterhalt springen, die mich mitnehmen. Jedenfalls nicht die fünf Meter.“, meinte Shinri, hob eine Hand und betrat das Gebäude. Korra kletterte nach oben und erreichte so das Zimmer der Brüder, welche gerade dabei waren ihre Sachen zu packen. „Jungs. Gute Neuigkeiten. Ihr müsst nicht zurück auf die Straße. Ich habe mit Tenzin gesprochen und alles geregelt. Ihr könnt zu mir auf die Insel des Lufttempels ziehen.“ erzählte sie den Brüdern, doch zu ihrem Erstaunen, machte Mako reserviert: „Oh...“ Er sah verlegen drein und sagte: „Das ist ganz toll, aber...“ Bolin unterbrach ihn: „Nicht nötig. Asami hat uns bereits eingeladen in der Riesenvilla ihres Vaters zu wohnen. Von jetzt an leben wir wie die Könige im Schlaraffenland.“ Er drückte seinen Bruder mit einem Arm an sich. „Oh, hi, Korra.“ Der Avatar verzog das Gesicht, als von dem hölzernem Loft des Zimmers Asamis Stimme erklang, welche daraufhin auftauchte und mit Pabu zu ihnen herab kletterte. „Schön, dass du noch vorbei kommst.“ „Ich wollte gerade wieder gehen...“, meinte Korra und hob eine Hand zum Abschied, „Ich nehme an man sieht sich irgendwann...“ „Warum nicht morgen?“, fragte Asami, „Komm uns doch besuchen.“ „Ich weiss noch nicht...“, meinte Korra reserviert, „Ich muss noch ein paar Avatar Sachen erledigen.“ Bolin nahm Pabu an sich und übte sich im Bauchreden mit dem Tierchen: „Komm doch, Korra. Wir haben uns alle ein wenig Entspannung verdient nach dem ganzen Wahnsinn. Wir könnten in Asami´s Pool schwimmen. Das wird bestimmt lustig.“ Korra lachte. „Also gut, Pabu.“, stimmte sie schließlich der Einladung zu. „Prima, dann also bis morgen.“, sagte Asami. In diesem Augenblick kletterte ein weiteres Mädchen durch die Luke nach oben. „Shinri!“, rief Bolin freudig aus und stürmte auf diese zu, um sie nicht minder stürmisch zu umarmen. „Du bist wieder da.“ Auch Mako schien erleichtert und erhob sich, um das Mädchen zu begrüßen. Shinri grinste schief. „So schnell werdet ihr mich doch nicht los. Es sei denn Bolin quetscht mich zu Tode.“, fügte sie hinzu. „Oh. Sorry.“ Sofort lies der Erdbändiger von ihr ab. „Ich bin nur so froh, dass du wieder da bist.“ Asami schloss sich den Willkommensgrüßen an und umarmte das Mädchen ebenfalls. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“, sagte die Schönheit, „Schön, dass es dir gut geht.“„Ich freue mich auch euch wieder zu sehen.“, erwiderte Shinri lächelnd und ihr Blick schloss alle Anwesenden ein. Ehe Korra und Shinri die Arena verliesen, wurde auch Shinri am nächsten Tag zu Asami eingeladen. Korra kehrte dann alleine auf die Insel des Lufttempels zurück und Shinri ging wie versprochen zu Hasook, welcher auf sie gewartet hatte. „Da bin ich.“, verkündete das Mädchen und sah den Jungen grinsend an, „Hast du mich vermisst?“ „Nö. Jedenfalls nicht so sehr, wie du vielleicht wünscht.“, war die Antwort. Shinri stupste mit ihrem Ellenbogen in seine Seite. „Du mich auch.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Hasook´s Blick wurde weicher, er packte ihr Handgelenk, zog sie an sich und küsste das Mädchen. „Ich habe dich vermisst.“, murmelte Hasook und damit meinte er nicht nur die letzten Minuten. Shinri lächelte und umarmte den Jungen zärtlich. „Ich dich auch.“ Kapitel 11: Atempause --------------------- 11. Kapitel - Atempause „Hallo Shinri. Wo ist denn Korra?“, fragte Asami, als Shinri von dem Butler des Hauses in das Zimmer geführt wurde, in dem Fräulein Sato, Mako und Bolin saßen. „Ich weiss nicht.“, antwortete das Mädchen, „Ich war heute schon früh in der Stadt. Aber ich bin mir sicher sie kommt nach.“ Asami nickte langsam. „Ob Korra irgendetwas gegen mich hat?“, fragte sie mehr sich selbst als die Anderen. „Unsinn.“ Mako legte sanft einen Arm um seine Freundin. „Warum sollte sie dir böse sein?“ Vielleicht, weil sie in dich verliebt ist, dachte Shinri bei sich, sagte dann aber laut: „Ich schätze sie muss dich nur etwas genauer kennen lernen.“ Das Gesicht der Schönheit hellte auf. „Dazu haben wir ja heute alle Gelegenheit. Aber ich schätze es dauert noch etwas bis Korra kommt, es ist noch früh. Also was haltet ihr davon, wenn wir etwas entspannen?“ „Was schwebt dir da vor?“ Asami lächelte. „Wir haben einen Pool im Haus. Was haltet ihr davon, wenn wir etwas schwimmen?“ Bolin war sofort Feuer und Flamme. „Oh ja!“, rief er aus, „Klasse Idee!“ Auch Mako nickte zustimmend. „Das könnte genau das sein, was wir jetzt brauchen.“ Asami sah Shinri an, welche noch stumm geblieben war und frage: „Also was ist? Möchtest du nicht?“ „Naja... Schon...“ Das Mädchen kratzte sich verlegen an der Wange. „Ich habe überhaupt keinen Badeanzug...“, gestand sie und Asami winkte locker ab. „Das macht doch nichts. Ich gebe dir einen von meinen. Es ist bestimmt einer dabei, der dir passt.“ Sie erhob sich und bedeutete Shinri ihr zu folgen, während die Jungs sich schon bade fertig machten. Asami führte Shinri in ein riesiges Zimmer, welches scheinbar nur als Kleiderschrank diente. „Hier.“ Die dunkelhaarige Schönheit deutete auf eine Schranktür, die sie nun beiseite schob und so den Blick auf eine Kollektion von Badekleidung freigab. „Such dir einen aus.“ Unentschlossen stand Shinri vor dem Schrank und musterte die unzähligen Bikinis, Badeanzüge und andere Schwimmkleidung. Asami schien ihre Unschlüssigkeit zu bemerken und trat vor, begann mit geschickten Fingern ihre Badekleidung durchzusuchen. „Das hier würde dir stehen.“, meinte sie schließlich und hielt Shinri einen Tankini, der in blau Tönen gehalten war, vor die Nase. Zweifelnd sah Shinri zwischen Asami und dem Kleidungsstück hin und her. Der Tankini war wirklich hübsch, aber sie bezweifelte, dass er ihr stand. „Komm.“ Asami nickte dem Mädchen ermutigend zu und lächelte. Shinri erwiderte das Lächeln und nahm das Kleidungsstück entgegen. Asami verlies den Raum, sodass sie sich in Ruhe umziehen konnte, um dann zum Pool zurück zu kehren. „Woah.“ Bolin drohten die Augen aus dem Kopf zu fallen, als Shinri den Raum betrat. Das Mädchen blinzelte irritiert. „Ist was?“ Sie sah an sich herab. Hatte sie das Teil falsch angezogen? „Du siehst super aus.“, meinte Asami und Bolin nickte wie wild. Auch Mako schien ihnen nicht widersprechen zu wollen. Shinri grinste unsicher. „Ähm... Danke.“ Sie trat langsam an den Pool heran und hielt prüfend einen Zeh in das Wasser. Es hatte genau die richtige Temperatur, also machte sie einen Sprung und landete im angenehmen Nass. Bolin legte eine Wasserbombe hin und die Beiden begannen eine wilde Wasserschlacht. Dabei bekamen auch Mako und Asami einiges ab und schließlich endete das ganze in einer verrückten Rangelei, bei der jeder jeden angriff, nassspritzte und unter Wasser tauchte. „Okay. Das reicht. Ich ergebe mich.“, prustete Bolin und auch Mako bat um Gnade, nachdem Asami und Shinri beschlossen hatten, sich gegen die Jungs zu verbünden und diese richtig fertig zu machen. Schwer atmend, erschöpft, aber lachend schwammen alle vier an den Rand, um nach Luft zu schnappen. Bolin kletterte nach draußen, widmete sich Pabu, Shinri setzte sich an den Rand und hielt die Füße ins Wasser. Das Pärchen blieb im Wasser. Nach einer Weile, als alle wieder zu Atem gekommen waren, beschloss Bolin sich wieder ins Wasser zu begeben. Er kletterte auf die riesige Statue neben dem Pool und machte ein laut angekündigte Erdbändigerbombe ins kühle Nass. In diesem Augenblick trat der Butler des Hauses ein, in seiner Begleitung befand sich Korra. „Gnädige Herrschaften, Avatar Korra.“, verkündete der Butler mit einer leichten Verbeugung. „Hallo, Korra.“, begrüßte Mako mit erhobener Hand das Mädchen vom Wasserstamm. Asami saß am Rand neben ihm. „Schön, dass du kommst“, sagte diese und Bolin tauchte aus dem Wasser auf, ehe er mit Pabu auf dem Bauch eine Rückenschwimmeinlage durch den Pool startete. „Willkommen im Paradies.“ Auch Shinri lächelte Korra an und begrüßte sie mit erhobenen Zeige- und Mittelfinger locker. „Hi.“ „Schon gut eingelebt, was?“, fragte Korra missmutig mit einem Blick auf Mako und Bolin. „Ja ist prima hier.“, meinte Mako, nachdem er sich vom Beckenrand abgestoßen hatte und auf Korra zu schwamm. Asami folgte ihm. „Nur hatte eine vergessen ihren Vater vorher um Erlaubnis zu fragen.“ „Ja, aber ich habe es mit ihm erklärt.“, sagte die Schönheit locker, „Es ist einfacher um Verzeihung zu bitten, als um Erlaubnis.“ Bolin kletterte aus dem Wasser und baute sich vor Korra auf. Pabu saß nun auf seiner Schulter. „Das ist der coolste Ort der Welt. Guck dir das mal an.“ Er straffte sie Schultern und setzte ein ernstes Gesicht auf. „Los, guter Mann, mein Handtuch.“, befahl er dem Butler. „Sehr wohl, werter Herr Bolin.“, antwortete dieser. „Werter Herr Bolin. Ist der nicht ulkig.“, sagte er lachend und deutete auf den Butler, ehe er die Arme ausstreckte und diesem befahl: „Trocknen Sie mich ab.“ „Wie Sie wünschen.“, erwiderte der Mann mit einer Verbeugung und begann Bolin trocken zu rubbeln. „Vergessen Sie Herrn Pabu nicht.“ „Käme mir nicht in den Sinn, werter Herr.“ Nur wenige Sekunden später waren die beiden Herrn komplett getrocknet und aufgeplustert. Kaum hatte der Butler das Handtuch wieder ordentlich gefaltet und sich abgewandt, da machte Bolin wieder einen Satz in den Pool. Vor Wut schnaubend lies der arme Mann das Tuch fallen und ging von dannen. Shinri sah ihm nach. Der Arme hatte einen nicht gerade einfachen Job. Asami war nun am Beckenrand angekommen, an dem Korra saß. „Erzähl mal...“, begann diese, „Was hast du heute mit uns vor? Lass mich raten: Shopping, Wellness, oder...“ “Uh. Ich bin für Wellness.”, ereiferte sich Bolin, ehe er von seinem Bruder unter Wasser gedrückt wurde. „Ich hatte eigentlich an etwas Aufregenderes gedacht.“, meinte Asami, welche aus dem Wasser kletterte und sich den anderen zu wandte. Also zogen sich die fünf um und folgten mehr oder weniger neugierig Asami, welche die Freunde hinter das Haus und an eine Rennstrecke führte. Sie bedeutete allen auf der Tribüne neben der Strecke Platz zu nehmen. Von dort aus hatten sie einen phantastischen Blick auf zwei Satomobile, welche um die Wette fuhren. „Ganz schön cool, oder?“, fragte sie schließlich Korra, deren Augen vor Begeisterung schier funkelten. „Ne ganze Ecke cooler als Wellness.“, antwortete sie. „Hier testet Future Industrie seine neuen Satomobile.“, erklärte Asami, „Bist du schon mal selbst gefahren.“ „Ich habe bisher nur Erfahrung im Lenken von Eisbärhunden.“, meinte Korra grinsend, ihre Augen waren noch immer an die Rennstrecke gefesselt. „Wollen wir zusammen ne Runde drehen?“, bot Asami ihr an. Korra drehte sich um. „Auf jeden Fall!“, war die klare Antwort. Aufgeregt sprang der Avatar auf und rannte die Tribüne herunter, gefolgt von Asami. Shinri, Mako und Bolin blieben sitzen, um sich das Spektakel von oben anzusehen. Die beiden Anderen stiegen in einen Wagen. Asami übernahm das Steuer. Ihre Gegner waren zwei junge Männer, die wohl für Future Industries arbeiteten. Es war ein knappes Rennen, aber durch Asamis phantastischen und furchtlosen Fahrstil gewannen die Mädels das Rennen und schickten ihre Gegner in den Staub. Shinri, Mako und Bolin applaudierten und pfiffen begeistert. Das Mädchen musste sich eingestehen, sie hätte in dem Wagen wohl eher Panik bekommen. Sie hatte noch nie in einem Satomobil, oder einem ähnlichen Gefährt gesessen. Sie blieb vorerst lieber mit beiden Beinen fest auf der Erde. Kaum kam der Wagen zum Stehen, machte Korra einem Sprung aus dem Rücksitz und drehte sich zu Asami um. „Das war der Wahnsinn.“, rief sie begeistert aus, „Das war manchmal ganz schön knapp du.“ „Ach weist du, den Mutigen gehört die Welt.“, meinte Asami, zog sich den Helm vom Kopf und richtete mit einem eleganten Schwung ihre Haare. Auch Korra nahm den Helm ab. „Um ehrlich zu sein, ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich dachte du wärst eher zimperlich. Also versteh mich nicht falsch.“ Asami lachte und lehnte sich gegen das Satomobil. „Kein Problem. Die Leute glauben oft, ich sei Papas hilfloses Prinzesschen, aber ich komme gut alleine zurecht.“ Selbstsicher stemmte sie die Hände in die Hüften. „Ich gehe in Selbstverteidigungskurse, seit ich so klein war.“ Sie deutete etwa auf die Höhe ihrer Brust, ehe sie fortfuhr: „Mein Vater wollte, dass ich in Lage bin, mich selbst zu beschützen.“ „Schlau gedacht.“, meinte Korra anerkennend. Die beiden jungen Frauen kehrten zu den Anderen zurück. Bolin und Shinri begrüßten die Mädchen mit vor Aufregung und Freude geballten Fäusten und einer stürmischen Umarmung und schwärmten von dem rasantem Rennen. „Du warst phantastisch.“, sagte Mako und umarmte seine Freundin. „Das wart ihr beide.“, fügte er hinzu, sein Blick schloss Korra ein. „Danke.“, erwiderte diese lächelnd. Dann bemerkte Shinri, wie Bolin begann von einem auf das andere Bein zu tanzen. „Was ist los?“ „Ich...ich...“, stammelte der Junge und machte ein seltsames Geräusch. Eine Art unterdrücktes Quietschen und Stöhnen. „Ich muss mal ganz dringend.“ Mako fasste sich an den Kopf und die Mädchen lächelnden. „Dann komm.“, meinte Asami, berührte den Jungen leicht am Arm und führte die Freunde zurück an die Villa. Der Butler öffnete ihnen die Tür und Bolin stürmte sofort ins Haus. „Notfall! Notfall! Lassen Sie mich durch!“ Kaum war Bolin verschwunden, wandte sich Korra an Asami: „Äh..Ich nehme an ihr habt noch ein zweites Bad?“ „Ja natürlich. Nimm das im zweiten Stock. Gleich die erste Tür rechts. Da kannst du dich frisch machen.“ Mako trat an Asami und legte einen Arm um sie. „Danke.“ Korra wandte sich ab und ging die Treppen hinauf. Kurze Zeit später kehrte Bolin in die Eingangshalle zurück. Zufrieden seufzte er erleichtert. Shinri grinste ihn an. „Na? Erfolgreich gewesen?“, fragte Shinri. „Das kann man so sagen... Puuuh.“ Der Butler kam heran. „Sie gestatten, werter Herr Bolin?“ In seinen Händen hielt er ein Parfum Flakon. „Aber natürlich.“, meinte Bolin würdevoll, ehe er sich in alle möglichen Posen warf, während der Mann ihn mit dem Duftstoff besprühte. Shinri schüttelte grinsend den Kopf. In diesem Augenblick stürmte Korra an ihen vorbei. Ihr Ziel war offensichtlich die Eingangspforte. „Ach, du gehst schon?“, fragte Asami erstaunt, „Aber ich dachte wir...“ „Sorry.“ Kurz drehte sich Korra zu ihnen um. „Ich habe vergessen, dass ich die Luftbändiger-Kinder luftsitten, äh ich meine babybänden äh babysitten muss. Bis später.“Mit diesen Worten riss die die Tür auf und lief davon. Die anderen blinzelten irritiert. Das ganze hatte verdächtig nach einer Ausrede geklungen und Korra war nicht gerade die beste Lügnerin. Es blieb eine ganze Weile still, ehe Bolin das Wort ergriff: „Also... Wollen wir noch...?“ Asami nickte. „Aber natürlich, wenn ihr wollt.“ „Wir wollen.“ Mako drückte sie noch einmal fest an sich und Shinri nickte zustimmend. „Juhu.“, jubelte Bolin und ballte begeistert die Fäuste. Shinri grinste. „Freu dich nicht zu früh, Bo.“ „Genau, kleiner Bruder. Wir werden dich so richtig fertig machen.“ Shinri grinste ihren Spielpartner an, hob die Hand und Mako schlug ein. „Wir werden euch aber auch nicht so einfach gewinnen lassen.“, meinte Asami und band ihre Haare zusammen. Gemeinsam gingen die Vier nach draußen in den Garten, in dem ein großes Netz gespannt war. Das Spiel, welches sich die Freunde ausgesucht hatten, erinnerte an das in der Feuernation bekannte Kuai Ball, allerdings waren nicht nur Feuerbändiger unter ihnen, also wurde beschlossen das Spiel ohne jede Bändigerkräfte und mit bloßer Körperkraft anzugehen. Shinri´s Team hatte den Anstoß. Mako schlug den Ball mit gewaltiger Kraft in die gegnerische Zone, doch Bolin passte den Ball geschickt zu Asami, welche in zurück in die gegnerische Zone schmetterte. Irritiert durch die Heftigkeit des Schlages, war Shinri gar nicht in der Lage dazu gewesen sich zu bewegen. Asami und Bolin jubelten triumphierend. „1 : 0.“, meinte Asami und Bolin begann einen kleinen Siegestanz aufzuführen. „Ein Punkt heißt gar nichts.“, erwiderte Mako lässig und sah Shinri an. Er nickte ihr zu. „Den nächsten Punkt holen wir uns.“ Das Mädchen nickte ihm ebenfalls zu, ehe sie sich bereit machte. Diesmal machte Asami den Aufschlag. Geschickt katapultierte sie den Ball in Mako´s Zone, welcher ihn direkt wieder zurück schickte. Doch Bolin konterte und Shinri sprintete los um den Ball zu erwischen. Sie schaffte es im letzten Moment den Ball über das Netz zu baggern, sodass nun Bolin derjenige war, der sprinten musste. Doch sein Schlag traf fehl und der Ball traf das Netz. „Juhu!“, jubelte nun Shinri, warf die Arme in die Luft und sprang auf und ab. „Ja. Gut gemacht.“, lobte Mako und schwenkte begeistert die geballte Faust auf Brusthöhe. „Wartet nur ab. Jetzt geht´s erst richtig los.“, mahnte Asami, als sie den Ball aufhob, der in ihre Richtung gekullert war. Tatsächlich wurde das Spiel noch richtig anstrengend. Sie spielten unzählige Runden und beschlossen nach einem Punktestand von 30:25 das Spiel zu beenden. Die Teams gratulierten sich gegenseitig. „Das war ganz schön knapp.“, meinte Asami. „Ja, aber ihr habt uns besiegt.“, sagte Mako und gab seiner Freundin einen Kuss, „Aber nur weil ich abgelenkt war.“ Bolin legte einen Arm um Shinri. „Na? Wer ist der Beste?“ Das Mädchen grinste. „Du bist klasse und ich bin ein Trottel.“ Mako hatte jedes Mal perfekt gepasst, aber sie war einfach für diesen Sport nicht geeignet, dass sie verloren hatten war allein ihre Schuld gewesen. „Wie wär´s wenn wir es jetzt etwas ruhiger angehen?“, fragte Asami und die anderen nickten zustimmend. Asami führte ihre Freunde in ein großes Zimmer mit Stühlen und einem Tisch und bat einen Butler um kühle Erfrischungen. Also saßen die Vier am Tisch, tranken kühle Limonade und spielten ein entspannendes Kartenspiel „Die vier Elemente“. So liesen sie den Abend gemütlich ausklingen, ehe Shinri sich von den anderen Dreien verabschiedete, um auf die Insel des Lufttempels zurück zu kehren. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal soviel Spaß gehabt hatte. Natürlich war es auch anstrengend gewesen, aber die Freude überwog. Schade, dass Korra so schnell gegangen war. Das hätte ihr sicher auch gefallen. Naja, ein anderes Mal bestimmt, dachte Shinri und ging, da es schon spät war und sie niemanden stören wollte, direkt auf ihr Zimmer. Kapitel 12: Untersuchungen -------------------------- 12. Kapitel – Untersuchungen Es war bereits später Morgen, als Shinri von Raku geweckt wurde, welcher auf ihren Bauch sprang. „Uff, Raku.“, seufzte das Mädchen und rieb sich die Augen. „Was ist los?“, fragte sie, als das Tierchen unruhig begann auf dem Bett auf und ab zu laufen und zu maunzen. Hastig stand Shinri auf und machte sich fertig, kämmte sich das Haar, wusch sich Gesicht und Zähne, ehe sie aus dem Zimmer trat. Raku folgte ihr durch die geöffnete Tür und kletterte auf ihre Schulter. „Tenzin? Korra? Hallo jemand zuhause?“ Shinri stürmte durch die Gemeinschaftsgebäude. „Shinri? Was ist los?“ Pema trat ihr aus der Küche entgegen und sah sie fragend an. „Oh, Pema. Guten Morgen. Wo sind denn Korra und Tenzin?“ Die junge Frau überlegte kurz, ehe sie antwortete: „Sie sind heute schon früh weg. Ich glaube sie sind zur Sato Villa...“ Shinri blinzelte irritiert. „Was machen sie dort?“ Pema zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht genau.“, gestand sie, „Aber es scheint etwas ziemlich ernstes zu sein. Ich habe Tenzin selten mit so einem ernsten Gesichtsausdruck gesehen.“ Shinri nickte langsam, kraulte Raku und sagte: „Okay, danke, Pema.“ Sie wandte sich ab und rannte los. „Wohin willst du?“, rief ihr Pema hinterher. „Zu Asami.“, war die Antwort. Shinri traf im Sato Anwesen an, gerade als Tenzin, Korra und Lin durch die Eingangspforte schritten und die Treppe hinauf liefen. Shinri beschleunigte ihren Schritt und auf der Treppe wurde Korra schließlich von Mako angehalten. Tenzin und Lin hingegen setzten ihren Weg ungehindert fort. „Was ist denn los?“, fragte Mako den Avatar. „Das würde ich auch gerne wissen.“, meinte Shinri und stellte sich neben den Feuerbändiger um Korra anzusehen. „Wieso wird Hiroshi schon wieder befragt?“ „Ich habe gestern gehört, wie er telefoniert hat.“, antwortete Korra und blickte Asami an. „Asami, es tut mir Leid das zu sagen, aber ich glaube dein Vater hat etwas mit den Equalisten zu tun.“ „Was?“ Asamis Blick verfinsterte sich, „Das glaube ich nicht!“ Mit geballten Fäusten wandte sie sich ab und schritt die Treppen hinauf, um Tenzin und Lin zu ihrem Vater zu folgen. Mako breitete anschuldigend die Arme aus. „Du hast Hiroshi belauscht? Sag mal spinnst du?“ Mit diesen Worten drehte sich auch Mako um und folgte seiner Freundin. Korra sah den beiden traurig nach und lies den Kopf hängen. Shinri legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du glaubst also Hiroshi steckt mit den Equalisten unter einer Decke.“ Korra nickte. „Ja. Er hat am Telefon gesagt, durch die Ermittlungen bei Cabbage Corp. Hätte er Zeit gewonnen, um zu zuschlagen.“ Shinri nickte langsam. „Ich verstehe. Das klingt schon verdächtig...“ Sie grübelte kurz über die Worte nach. Hiroshi Sato... Schien ein netter, hilfsbereiter und freundlicher Mann zu sein. Sie hatte ihn nicht wirklich getroffen, aber er hatte schließlich Mako und Bolin ohne jegliche Gegenleistung zu erwarten bei sich in der Villa aufgenommen. „Vielleicht... Ist das ganze ja ein Missverständnis...“, versuchte Shinri zu vermitteln, auch wenn sie die Worte sicherer aussprach, als sie deren Wahrheitsgehalt einschätzte. „Am besten wir reden mit ihm.“ Korra nickte entschlossen und die beiden Mädchen folgten den anderen ins Büro des erfolgreichen Leiters von Future Industries. Asami öffnete geräuschvoll die Tür zum Büro ihres Vaters. „Mein Vater ist unschuldig.“, verkündete sie laut und ging zum Schreibtisch ihres Vaters hinüber. „Nur weil wir keine Bändiger sind, unterstützen wir noch lange nicht diese idiotischen Equalisten.“ „Die Equalisten?“ Hiroshi Sato sah seine Tochter an, ehe er sich an die Polizeichefin und Ratsherrn Tenzin wandte, die vor ihm standen. „Ach darum geht es hier. Ich kann ihnen versichern, dass ich mit diesen Radikalen nichts zu tun habe.“ „Genau.“, bestätigte Mako und sah Korra an, welche nun neben ihm stand. „Ich weiss nicht, was das hier soll, Korra.“ Anschuldigend hob Korra ihre Hand und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Herrn Sato. „Ich habe ihr Telefonat gehört. Sie sagten durch die Ermittlungen bei Cabbage Corp. Hätten Sie Zeit gewonnen und Sie würden zuschlagen. Erklären Sie das!“, forderte Korra und die Blicke aller Anwesenden ruhten auf dem Industriellen. Dieser breitete offen die Arme aus und begann zu lachen. „Das ist doch alles nur ein Missverständnis.“, meinte er, „Unser junger Avatar Korra hat, so scheint es, eine blühende Fantasie.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: „Mein größter Konkurrent wurde aus dem Rennen geworfen. Das bietet mir die Gelegenheit zu zuschlagen und ein neues Modell des Satomobiles auf den Markt zu bringen. Das ist rein geschäftlich. Daran ist nichts schändliches.“ Tenzin und Lin blickten sich an, ehe Tenzin das Wort ergriff: „Um alle Zweifel aus der Welt zu räumen, könnten wir uns vielleicht ihre Fabriken und Lager ansehen.“ Asami schnaubte empört auf, doch eine beruhigende Geste von Hiroshi brachte sie zum Schweigen. „Sie können sich gerne überall bei Future Industies´s umschauen, wenn Sie es für nötig halten.“ Shinri lauschte den Worten des reichen Mannes. Alles schien einen Sinn zu machen und wirkte plausibel. Aber irgendetwas schien da falsch. War er etwa zu perfekt? Nein, aber irgendetwas sagte ihr, dass er nicht die Wahrheit sagte. Noch während sie darüber nach grübelte, verliesen Lin, Tenzin und Korra den Raum um alles für die Untersuchungen in die Wege zu leiten. Asami blickte ihnen wütend nach. Sie konnte es nicht fassen, dass ihr Vater verdächtig wurde. Auch Mako war darüber alles andere als begeistert. Bolin schien nicht Recht zu wissen, was er davon halten sollte. Nur wenig später hatte Lin sämtliche verfügbare Einheiten mobilisiert, welche jeden Quadrat Zentimeter Future Industries unter die Lupe nahmen. Doch die Suche blieb fruchtlos. Sie fanden nichts verdächtiges. Es dämmerte bereits, als sie die Suche schließlich beendeten. Asami, Shinri, Mako und Bolin hatten die gesamte Suche über ungeduldig im Haus gewartet, doch als die Polizeitruppen begannen abzurücken, gingen Asami, Mako und Shinri nun zu Lin, Tenzin und Korra. „Okay. Sie haben alles durchsucht. Dann können Sie ja jetzt gehen.“, sagte Asami. Ihr Blick war immer noch von Wut gezeichnet. Mako nahm Korra bei Seite. „Und? Bist du endlich überzeugt?“ „Nein, bin ich nicht. Und wenn Hiroshi Sato noch so kooperativ ist. Ich weiss, dass er lügt.“ „Wieso machst du das nur?“, fragte der Feuerbändiger, „Bist du so eifersüchtig wegen mir und Asami?“ „Spinnst du?“, empörte sich Korra, „Mach dich nicht lächerlich. Damit hat das überhaupt nichts zu tun.“ „Wenn du das nicht lässt, ist es aus mit unserer Freundschaft.“ „Es tut mir Leid.“ Korra wandte den Blick ab. „Aber Sato ist nicht der Mann für den du ihn hältst.“ „Mh.“, machte Mako wütend und ging wieder zu Asami, um welche er den Arm legte, ehe er diese von dem Schauplatz zog. Korra atmete aus. Sie war am Boden zerstört, das konnte Shinri sehen. Niemand glaubte ihr. Shinri trat neben sie und lächelte sie aufmunternd an. „Keine Sorgen. Er kriegt sich schon wieder ein.“ „Mag sein...“, Korra klang nicht, als würde sie ihren Worten glauben schenken. „Alle hassen mich. Mako, Asami und bestimmt auch Bolin.“ „Unsinn.“, widersprach Shinri, „Ich glaube dir.“ „Wirklich?“ „Ja. Wir brauchen nur noch die richtigen Beweise, um Hiroshi Sato zu überführen.“ Korra lächelte dankbar. „Danke, Shinri.“ „Hey. Kein Ding. Dafür sind Freunde da.“ Der Avatar ging zu ihrem treuen Begleiter Naga und kraulte das Tier an der Schnauze. Shinri trat zu Tenzin und der Polizeichefin. „Wenn mir die Frage gestattet ist, wie gehen wir weiter vor?“ „Weiter vor gehen? Wir haben nichts gegen Sato in der Hand.“, schnappte Lin, „Also sind wir gezwungen unsere Untersuchungen abzubrechen.“ Tenzin streichelte nachdenklich seinen Bart. „Vielleicht haben wir uns tatsächlich geirrt.“ „Ich glaube das solltet ihr hören.“, erklang da Korra´s Stimme, welche neben die Drei getreten war. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Zettel, den sie nun vorlas: „Wenn du die Wahrheit wissen möchtest, dann komm auf die Nordseite der Seidenstraßenbrücke um Mitternacht.“ Die anderen horchten interessiert auf. Ein Insidertipp, so schien es. Das merkte auch die Polizeichefin an. „Wir sollten uns ansehen, was dieser Insider zu berichten hat.“, meinte sie und sah Tenzin und Korra an. „Dürfte ich mitkommen?“, fragte Shinri, doch Tenzin schüttelte den Kopf. „Nein. Geh du nach Hause und kümmere dich um meine Kinder, solange ich weg bin. Sorge dafür, dass sie rechtzeitig ins Bett gehen, verstanden? Und bleibe nicht zu lange auf.“ Das Mädchen war enttäuscht, nickte aber. „Okay...“ Rechnete Tenzin etwa damit, dass es zu gefährlich werden würde, um sie mitzunehmen? Aber sie wusste sich gut zu behaupten, außerdem war davon auszugehen, dass der Insider ihnen freundlich gesinnt war. Dennoch gehorchte Shinri und trat den Rückweg nach Hause an. Vorher aber verabschiedete sie sich von Asami, Mako und Bolin, lies aber den Zettel lieber aus dem Spiel. Noch war gar nichts bewiesen, also war es kein Grund die Drei noch mehr zu beunruhigen, oder anderenfalls Hiroshi Sato zu warnen. Es vergingen einige Stunden, bis Shinri es schaffte Tenzin´s Kinder ins Bett zu verfrachten. Sie spielte mit den Luftbändiger Kindern und beschäftigte sie solange, bis sie endlich müde wurden. Besonders Meelo und Ikki waren unvorstellbare Energiebündel. Lächelnd schloss Shinri leise die Schlafzimmertür, ehe sie Raku auf den Arm nahm. Die Kinder hatten ihn ganz schön auf Trap gehalten. Und sie selbst auch. So leise wie möglich schlich Shinri durch das Gebäude. Tenzin und Korra waren noch nicht wieder zurückgekehrt. So langsam machte sie sich Gedanken. War den Beiden etwas zugestoßen? Besorgt beschloss sie, die Insel zu verlassen und die Villa der Sato´s aufzusuchen, wo sie die Beiden vermutete. Zu ihrem Erstaunen war die Villa verlassen. Nur der Butler war anwesend und wusste nur zu berichten, dass die gnädigen Herrschaften irgendwo hinter dem Haus seien. Shinri dankte ihm für die Auskunft und folgte seiner Weganweisung. Sie fand sich in einer Werkstatt wieder. Dort befanden sich ein Polizist der Metallbändiger Polizei, Mako, Bolin und Asami. „Leute!“ „Shinri!“ „Wo sind Tenzin und Korra?“ Mako deutete auf die Treppe, die unter die Werkstatt führte. „Sie ist da unten. Zusammen mit Tenzin, Beifong und einigen Polizisten.“ „Ich verstehe das nicht...“, murmelte da Asami, „Warum hat mein Vater einen geheimen Raum unter seiner Werkstatt?“ Mako legte beruhigend den Arm um sie. „Wir finden es heraus. Keine Sorge.“ Ein geheimer Raum? Wenn das nicht mal verdächtig klang. Und Korra, Tenzin, Lin und ihre Polizisten befanden sich dort unten. Was da unten wohl war und vor sich ging? In diesem Augenblick lies ein lautes Geräusch die Anwesenden aufschrecken. „Was war das?“, fragte Bolin und starrte in das dunkle Loch, wohl in der Hoffnung den Ursprung des Geräusches zu erspähen. Shinri spürte genau, das da unten irgendetwas Unheilvolles seinen Lauf nahm und dass sich die Menschen, die dort runter gegangen waren, in großer Gefahr befanden. „Wir müssen da runter und nachsehen was los ist.“, meinte auch Mako. „Kommt nicht in Frage.“, sagte der Polizist, der bei ihnen geblieben war, „Ihr bleibt, hier bis die Chefin wieder da ist.“ Da konnte Shinri nicht mehr an sich halten. Normalerweise respektierte sie Autoritäten, aber in diesem Fall war es ein Notfall. Sie sprintete nach vorne und ehe der Polizist reagieren konnte, war sie bereits in der Öffnung im Metallboden verschwunden. Vor einer Wand kam sie zum Stehen. Sie spürte ein Ruckeln, beinahe als versuchte jemand auf der anderen Seite der Blockade diese zu bändigen, was ihm nicht gelang. „Ich fürchte diese Wand werden Sie nicht bändigen können, Chefin Beifong. Sie ist aus massiven Platin.“, erklärt in diesem Augenblick Hiroshi Sato´s Stimme durch Lautsprecher. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen hörte Shinri mehrere aufeinander folgende Geräusche, die an Maschinen erinnerten, welche gestartet wurden. „Meine Robo-Panzer sind ebenfalls aus Platin Nicht einmal ihre berüchtigte Mutter könnte dieses Metall bändigen.“ „Hiroshi. Ich wusste, dass sie ein verlogener, verfluchter Equalist sind.“, hörte Shinri Korra sagen, „Kommen Sie da raus und..“ Sato schnitt ihr das Wort ab: „Und was, junger Avatar? Mich deinen Bändigerkräften stellen? Nein. Ich glaube ich werde von hier aus kämpfen, wo meine Chancen etwas... ausgeglichener sind.“ „Der Informant war eine Falle.“, sagte Lin, „Sie haben uns hierher gelockt.“ „Schuldig im Sinne der Anklage.“, meinte Hiroshi gelassen. Wieder folgten viele scheppernde Geräusche und der Boden unter Shinri´s Füßen begann zu beben. Wie sollte sie hinter die Mauer kommen? Sie sah nach unten. Erde. Der Boden war ganz normale Erde. Also schuf sie einen Tunnel, der auf die andere Seite der Mauer führte. Das Szenario, welchem Shinri sich nun gegenüber sah, war beinahe unglaublich. Ein gutes halbes dutzend dieser Robopanzer griff die Bändiger an. In den inneren dieser Gefährte saßen Hiroshi Sato und einige Equalisten. Mit ihren Greifarmen schlugen sie nach den Feinden. Hastig bändigte Shinri einen Stein, der einen Arm des Roboters beiseite schlug, ehe dieser einen Polizisten traf. Die anderen drehten sich überrascht um. „Was machst du hier?“, fragte die Polizeichefin streng. Shinri versuchte trotz der ernsten Situation zu grinsen. „Ich dachte mir ihr könntet Hilfe gebrauchen.“ „Was hast du dir dabei gedacht? Es ist viel zu gefährlich!“, rief Lin, während sie den Metallseilen auswich, die die Roboter auswarfen. „Und genau deshalb wollte ich euch ja helfen.“, meinte Shinri unbeirrt und bändigte weitere Brocken aus dem Boden, welche sie auf einen Roboter warf, der bedrohlich nahe gekommen war. Lin stürzte sich in der Zwischenzeit auf einen Roboter, den sie an den Rand des Raumes drängte und kampfunfähig machte. Hiroshi Sato steuerte seinen Roboter auf Korra zu, doch ehe dieser sie erwischen konnte, stieß Tenzin ihn mit einem Luftstoß zurück. Shinri half in der Zwischenzeit die restlichen Roboter in Schach zu halten. Sie bändigte Erdbrocken um Erdbrocken, Fels zum Fels. Das Blatt schien sich zu wenden und die Bändiger die Oberhand zugewinnen, doch in diesem Augenblick sendeten die Robopanzer elektrische Impulse durch die Metallseile der Polizisten, die diese genutzt hatten um die Giganten zu zähmen und schlugen alle Metallbändiger der Polizei mit einem Streich bewusstlos. Lin wurde von dem nächsten verlängertem Greifarm eines Roboters gepackt und quer durch den Raum geworfen, sodass sie unsanft auf dem Boden landete und besinnungslos liegen blieb. Nur Tenzin, Korra und Shinri waren noch auf den Beinen und behaupteten sich gegen die restlichen Roboter der Equalisten. Korra und Tenzin traktierten den Giganten, in dem Hiroshi Sato saß mit Feuer- und Luftstößen, sodass dieser immer mehr nach hinten gedrängt wurde. Doch dann erwischte eines der Kabel, die aus den Greifarmen der Giganten schossen, Korra im Kreuz, schleuderte sie in die Luft, sodass sie gegen eines der Stahlrohre krachte, welches an der Decke hing. „Korra!“ Tenzin federte ihren Sturz mit einem Luftkissen ab, aber es verhinderte nicht, dass das Mädchen das Bewusstsein verlor. Doch Shinri und Tenzin blieben keine Zeit, um zu ihr zu eilen, den die Roboter stoppten ihre Angriffe nicht. Mit einem Luftrad wehrte Tenzin die Stahlseile, die nach ihnen ausgeworfen wurden ab, doch eine Scheibe, aus der Fessel kamen, erwischten ihn. Kaum hatten sich die Seile um ihn geschlungen, entsandte die Scheibe einen Stromschlag, der auch Tenzin das Bewusstsein verlieren lies. Shinri schaute hastig von einem ihrer Freunde zum anderen. Jetzt hieß es sie alleine gegen die restlichen Robo-Panzer. Ein Kampf, den sie nicht gewinnen konnte. Dennoch wollte sie nicht aufgeben, schon allein um ihrer Freunde willen. Sie konnte nicht zulassen, dass dieser Amon ihnen die Bändigerkräfte nahm. Das Mädchen bändigte ein dutzend Felsbrocken aus dem Boden und jagte einen nach dem anderen auf die Roboter zu. Das schlug diese zwar kurzzeitig zurück, hielt sie aber nicht davon ab näher zu kommen. Shinri merkte wie ihre Kräfte schwanden. Mit jedem Stein, den sie bändigte wurde sie schwächer und ihre Bewegungen träger. Ihr Atem wurde schwerer, ebenso wie ihre Glieder. Sie wich einem Drahtseil aus und schickte einen Felsen durch die Scheibe, in die Führerkabine des Roboters. Dennoch zog sich der Kreis immer enger. Sie hörte Hiroshi Sato hämisch lachen. Ganz so als verspottete er ihre sinnlose Gegenwehr. Shinris Blick verfinsterte sich. Noch einmal mobilisierte sie all ihre Kräfte und schickte eine wahre Felssalve auf den Robo-Panzer, der ihr an nächsten war. Dieser wurde daraufhin zurückgedrängt und klappte schließlich nach vorne. Scheinbar war es ihr gelungen, Stellen zu treffen, die seine Funktion so beeinträchtigten, dass er nun bewegungs- und angriffsunfähig geworden war. Doch Shinri hatte nicht viel Zeit, um sich über den einen Sieg zu freuen. Ein ausgeworfenes Drahtseil erwischte und schleuderte sie durch den Raum, sodass sie unsanft gegen die Platinwand krachte. Sie spürte, wie allmählich ihr Bewusstsein entglitt, als Hiroshi Sato triumphierend aus seinem Robo-Panzer stieg. „Nun, ich würde sagen, das war ein perfekter Testlauf.“, war das letzte was sie hörte, ehe sie endgültig das Bewusstsein verlor. „Los! Ladet sie in die Transporter und bringt sie zu Amon.“, befahl Hiroshi Sato den Equalisten. Die Anhänger Amon´s gehorchten, fesselten die Metallbändiger und luden sie in den bereitgestellten Transporter. Mako und Bolin, die den Polizisten, der sie bewachen sollte ausgetrickst hatten, waren inzwischen auch am Ort des Geschehens angetroffen. Sie hatten sich ebenfalls einen Tunnel unter der Platinmauer hindurch gebändigt und sahen nun wie die Gefangenen abtransportiert wurden. Korra, Tenzin und Lin lagen ohnmächtig außerhalb des Ringes von Robotern und hinter den Rücken der Equalisten. Shinri war durch die Wucht des Greifarmes in die Nähe der Platinwand geschleudert worden und ebenfalls noch ohne Bewusstsein. „Oh nein.“, murmelte Bolin erschrocken. „Korra hatte Recht.“, flüsterte Mako, „Wir müssen irgendwas tun. Sofort.“ Ungesehen schlichen sich die Brüder durch die Halle, bis sie zu Tenzin, Korra und Lin kamen. Mako nahm Korra auf den Rücken, Bolin Tenzin. Mit ihrer freien Hand packten die Jungs Lin am Arm, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. „Nicht so hastig, Jungs!“ Hiroshi Sato hatte die Feuerfrettchen Brüder bemerkt und kam mit vor Strom blitzenden Elektrohandschuhen auf sie zu. Neben ihm der Leutnant der seine Kalistäbe auf die Bändiger richtete. „Hallo, Herr Sato.“ Augenblicklich liesen Mako und Bolin Lin fallen und der Erdbändiger ergriff Tenzins Hand um mit dieser wild zu gestikulieren. „Wow. Da haben Sie ja wirklich eine richtig schön gruselige Fabrik hier unter ihrer Riesenvilla.“ „Das Sponsern unseres Teams. Die Unterstützung für Korra. Alles nur ein großes Täuschungsmanöver.“ „Ja.“ Gelassen sah Sato den Jungen an, ehe sich sein Gesicht zu einer Fratze der Wut verzerrte. „Und das schwierigste daran war für mich, zu zusehen, wie sich meine Tochter sich rumtreibt mit einem feuerbändigenden Straßenköter wie dir.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, glühte sein Handschuh bedrohlich blau auf. Der Kreis zog sich enger um die Brüder. „Papa! Warte!“ Asami war ihnen gefolgt und schaute ihren Vater vorwurfsvoll an. „Wieso?“, fragte sie traurig. „Mein Schatz. Ich wollte dich, solange es möglich ist, da heraus halten. Aber jetzt da du die Wahrheit kennst, bitte ich dich um Vergebung. Diese Leute, diese Bändiger, sie haben deine Mutter auf dem Gewissen. Die Liebe meines Lebens. Sie ruinieren unsere Welt. Aber mit Amon können wir neu anfangen und zusammen eine perfekte Welt errichten. Wir helfen Menschen wie uns wo auch immer sie sind.“, sagte Hiroshi Sato, “Komm zu uns, Asami.” Er nahm einen seiner Elektrohandschuhe ab und hielt ihn Asami hin. Zögerlich schritt sie auf ihren Vater zu. „Nein...“, murmelte Mako ungläubig. Asami wollte dieses Angebot doch nicht etwa annehmen. Das Mädchen hatte ihren Vater erreicht, ergriff den Handschuh und schlüpfte mit einer Hand hinein. „Ich liebe dich, Papa.“, sagte sie sanft, ehe sie ihren Vater mit dem Handschuh außer Gefecht setzte. Ihm folgte bald der Leutnant, der Asami angriff. Mako und Korra, die inzwischen zu sich gekommen war, starrten die Schönheit fassungslos an. Auch Tenzin schaffte es auf die Beine zu kommen und auch Lin hatte das Bewusstsein wieder erlangt. . In diesem Augenblick begannen sich die Robo-Panzer wieder zu bewegen. „Los! Raus hier!“, rief Mako, stürmte zu Shinri, hob diese hoch und gefolgt von den Anderen sprangen sie in den vorher gebändigten Tunnel, den Bolin hastig hinter ihnen verschloss. Kapitel 13: Das neue Team Avatar -------------------------------- 13. Kapitel – Das neue Team Avatar Shinri hatte sämtliches Zeitgefühl verloren, während sie ohnmächtig gewesen war. Alles, besonders ihr Kopf schmerzte, als sie zu sich kam. Sie glaubte sich an wirre Träume zu erinnern, ehe das Geschehene der letzten Stunden in ihre Gedanken kam. Genau sie hatten gegen Hiroshi Sato, ein paar Roboter und den Bart-Mann gekämpft. Sie öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf. „Immer mit der Ruhe.“, erklang da eine Stimme und sie wandte den Kopf. Neben ihr saß Pema und lächelte sie beruhigend an. „Pema.... Wo...?“, begann Shinri, doch die junge Frau wusste genau, was in Shinris Kopf vorging. „Wir sind auf der Insel des Lufttempels. Keine Sorge, die anderen sind auch hier und unversehrt.“ Shinri lies sich erleichtert auf ihr Kissen zurück sinken, doch genau in diesem Augenblick ging die Tür mit einem lauten Knall auf und die Luftbändiger Kinder stürmten herein. „Shinri!“ Pema musste Ikki und Meelo davon abhalten ins Bett zu hüpfen. „Alles in Ordnung?“ „Geht es dir gut?“, fragten sie durcheinander. Shinri nickte lächelnd. „Bei mir ist alles klar. Und bei euch?“ „Wir haben nicht gegen einen Haufen Robo-Panzer gekämpft.“ „Wie groß waren sie? Waren sie größer als unser Tempel? Wie schwer waren die und was konnten die?“, überhäufte Ikki das Mädchen mit Fragen. „Ikki, Meelo. Das reicht.“, mahnte Pema, „Lasst sie doch erst mal richtig zu sich kommen.“ „Entschuldige, Shinri.“, sagten Ikki und Meelo im Chor. „Ist schon in Ordnung.“, antwortete Shinri lächelnd. „Ich sage mal so Ikki. Du willst ihnen bestimmt nicht alleine gegenüberstehen.“ „Aber ich finde das klingt spannend.“ „Das mag sein, aber spannend heißt in diesem Falle auch nicht sonderlich ungefährlich.“ „Ich hätte sie trotzdem gerne gesehen.“ „Ich hätte keine Angst gehabt. Ich hätte sie alle fertig gemacht.“, ereiferte sich Meelo, „Die sollen sich nur auf unsere Insel wagen.“ Er nahm eine kampfbereite Pose ein. „Hier wird überhaupt niemand fertig gemacht.“, sagte Pema streng, „Ihr könnt wirklich froh sein, dass niemandem etwas passiert ist. Das ist kein Spiel, Kinder.“ „Eure Mutter hat Recht. Ihr solltet euch nicht mutwillig in Gefahr stürzen.“ Sie setzte sich unter dem besorgtem Blick von Pema auf. „Ich möchte zu den anderen.“, erklärte das Mädchen und Pema nickte. Kaum war Shinri aufgestanden, nahmen Ikki und Meelo sie an der Hand und führten sie zum Essraum. Jinora folgte ihnen, abgeklärt wie immer, aber nicht minder froh darüber, dass das Abenteuer für ihre Freunde und Familie so glimpflich ausgegangen war. Korra und Tenzin erwarteten Shinri bereits im Essraum. Sie erhoben sich und bekundeten ihre Freude darüber, Shinri wieder auf den Beinen zu sehen. Auch das Mädchen war erleichtert, dass ihre Freunde, soweit sie das beurteilen konnte, unversehrt waren. Auf ihre Nachfrage hin, wo sich Mako, Bolin und Asami befanden, erklärte Korra: „Sie werden mit uns auf die Insel ziehen.“ „Wir gehen sie gleich abholen.“, plapperte Ikki. „Kommst du mit?“, fragte Meelo. Shinri nickte. „Natürlich.“ „Spitze!“ Die Luftkinder machten einen begeisterten Sprung, ehe sich Korra, Shinri, Ikki, Meelo und Jinora auf den Weg zum Steg am Rande der Insel des Lufttempels machten. Nur kurze Zeit später legte dort ein Boot, gesteuert von den Luftlehrlingen, an und Asami, Mako und Bolin samt Gepäck betraten die Insel. „Da seid ihr ja endlich.“, rief Ikki, als das Boot am Steg anlegte, „Willkommen in eurem neuen Zuhause.: Unserer Insel.“ „Ja.“ Meelo machte ein wichtiges Gesicht und deutete mit dem Daumen auf seine Brust. „Willkommen in meinem Reich.“  Bolin, welcher einen Seesack geschultert hatte, beugte sich zu dem Luftbändigerjungen hinunter: „Na du bist ja ein süßer, kleiner Mönch.“ Da sprang Pabu von seiner Schulter, rannte unter Meelos Beinen hindurch, welcher erstaunt auf das Tierchen zeigte, welcher zu Naga hinüber ging und fragte: „Was issn das fürn Fusselvieh?“ „Das ist ein Feuerfrettchen.“, erklärte Jinora mit erhobenem Zeigefinger, „Ein vornehmlich in den Bambuswäldern des Erdkönigreichs beheimatetes Säugetier...“ Weiter kam sie nicht, den Ikki quietschte laut: „Ist der süß!“, ehe sie begann das Tierchen zu jagen. Meelo flog auf Naga, zog sie an den Ohren und befahl: „Yip Yip! Flieg, Bison. Flieg.“ Mako und Asami gingen zu Korra hinüber. „Danke, dass du die Luftlehrlinge geschickt hast, für den Umzug.“ „Ja.“, bestätigte Asami, „Sie waren großartig. So unermüdlich und fleißig.“ Hinter ihnen taumelten die Lehrlinge über die hölzerne Gangway, beladen mit unzähligen Koffern und Kisten. „Oh. Ich dachte ihr bringt nur ein paar Sachen mit.“, sagte Korra, nachdem sie das Gepäck gemustert hatte. „Glaub mir, es hätte schlimmer kommen können.“, meinte Mako. „Kein Problem. Wir möchten alle, dass ihr euch hier wohl fühlt.“ Shinri lächelte die drei Neuankömmlinge an. „Auch von mir ein herzliches Willkommen. Hoffentlich lebt ihr euch genauso schnell ein, wie ich damals.“, sagte sie und nahm die Taschen in die Hand, welche sie den Luftlehrlingen abgenommen hatte. „Ganz bestimmt.“, meinte Asami. „Ganz unter uns. Die Leute hier machen es einem sehr einfach.“, fügte Shinri mit einem Zwinkern hinzu. „Das glaub ich gerne.“ Dann setzten sie sich in Bewegung und stiegen die Treppen hinauf, die zum ersten Plateau der Insel führten. Asami fiel bald auf, dass Meelo sie die ganze Zeit über anstarrte. „Du bist so schön.“, schmeichelte dieser und streckte eine Hand aus, „Kriege ich eine Locke?“ Mako nahm das ganze gelassen. „Sieht so aus, als hätte ich einen Konkurrenten.“ „Stop!“, rief Ikki plötzlich und streckte beide Arme aus. „Jetzt kommt die große Führung.“ Sie deutete zu ihrer linken. „Die fliegenden Bisons schlafen in diesen Höhlen dort.“ Dann zeigte sie nach oben. „Und den Tempel hat Opa Aang gebaut.“ Dann deutete sie nach rechts. „Und in dem Gewächshaus ziehen wir unser Gemüse.“ Ikki wandte den Anwesenden ihr breites Grinsen zu. „Ich hätte da ein paar Fragen.“, sagte Bolin, ehe er anfing: „Lebt ihr hier komplett vegetarisch? Trainiert ihr dort das Luftbändigen? Kriegen wir auch Luftnomadenklamotten? Hat jeder einen fliegenden Bison? Und zu guter Letzt: Wie viele Bäume gibt es auf der Insel?“ Das kleine Mädchen überlegte kurz, ehe sie schnell antwortete: „Ja. Ja. Nein. Nein. 100552.“ Alle blinzelten irritiert, bis auf Shinri, welche zu Grinsen begann. Sie kam mit Ikkis Sprechtempo gut mit, nicht allein deshalb, weil sie es gut beherrschte ebenso schnell zu sprechen. Nicht selten hatten die beiden eine Art Wettbewerb des schnelleren Sprechern veranstaltet. „Toll...Und wo werden wir schlafen?“, fragte Mako schließlich. „Du bist ein Junge. Jungen wohnen auf der Jungenseite.“, antwortete ihm Meelo, deutete Richtung Schlafbereich der Männer, ehe Jinora vortrat: „Komm. Ich zeige dir gerne die Gemächer der Männer.“ „Ich bin ein Junge.“, sagte Bolin und folgte den Beiden. „Meelo, geh du auch mit den Jungen mit.“, meinte Korra und Meelo gehorchte, wandte sich vorher aber an Asami: „Wir sehen uns sicher bald wieder, wunderschöne Frau.“ Dann stürmte er davon. Shinri lächelte kopfschüttelnd. Da hatte der Junge also seine erste Schwärmerei entwickelt. „Komm. Wir zeigen euch dein Zimmer.“, sagte Korra und Asami folgte den anderen drei Mädchen. Ehe sie bei Asamis Zimmer angekommen waren, fragte die vorlaute Ikki: „Asami wusstest du das? Korra liebt Mako!“ Korra verzog das Gesicht zu einer Fratze der der Verzweiflung und unterdrückte einen Schrei. „Oh. Äh. Nein. Das war mir bisher nicht so wirklich klar...“, antwortete Asami. Hastig schob Korra Asami und Shinri in das Zimmer und ehe Ikki folgen konnte, schlug sie ihr die Tür vor der Nase zu. „Hey!“, rief diese empört. „Zisch ab, Ikki!“, rief Korra durch die geschlossene Tür, ehe sie genervt aufseufzte und sich an Asami wandte: „Also, hier schläfst du. Ich weiss es ist etwas rustikal für deine Verhältnisse...“ „Ich finde es hat eine viel Charme.“, widersprach Asami und nutzte die Gelegenheit sich umzusehen. „Und weist du, was das Beste ist? Nichts hier erinnert mich an meinen Vater.“ Sie sah traurig zu Boden, ehe sie den Blick hob. „Danke für eure Gastfreundschaft.“ In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. „Ikki. Ich warne dich! Wenn du uns nicht allein lässt, werde ich dich...“ Doch statt Ikki, trat nun Tenzin ein. „Äh.. Tenzin. Kommt doch herein.“ Der Luftbändigermeister kam vor Asami zum Stehen. „Guten Tag, die Damen. „Willkommen auf unserer Insel, Asami.“ Das Mädchen verbeugte sich höflich. „Danke für die Einladung.“ Tenzin erwiderte die höfliche Geste. Dann wandte er sich an Korra. „Beifongs Nachfolger Saikhan wird nachher als neuer Polizeichef eingeführt. Ich denke wir sollten dabei sein.“ Korra nickte und folgte dem Luftbändigermeister nach draußen und lies Asami und Shinri alleine zurück. „Tja...“, machte Shinri, verlegen von der Stille, „Falls du dich hier einsam fühlst, oder so, komm mich besuchen. Mein Zimmer ist gleich nebenan. Also falls du mal jemanden zum reden oder aus heulen brauchst.... Ich bin da.“ Sie grinste schief, als hätte sie einen besonders guten Witz gemacht. „Danke.“, sagte Asami und sah das Mädchen direkt an, „Wirklich. Danke für alles.“ „Ach wofür denn?“, winkte Shinri ab und stellte die Taschen auf den Boden, „Danke lieber Tenzin und den anderen. Es ist ihre Insel.“ „Trotzdem. Danke.“ Asami umarmte das Mädchen kurz, ehe Shinri das Zimmer verlies, damit die Schönheit sich einrichten konnte. Shinri saß im Mediationspavillion. Raku war auf ihrem Schoss eingeschlafen und maunzte träumend vor sich hin. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mädchens und vorsichtig strich sie durch das weiche Fell des Tierchens. „Korra? Korra!“ Sie horchte auf, als sie die Stimmen vernahm, die nach dem Avatar suchten. Sie setzte Raku vorsichtig auf den Boden und erhob sich, um lief Mako, Bolin und Asami entgegen zu laufen. „Was ist passiert?“ „Hast du Korra gesehen?“, fragte Mako, „Sie ist seit der Einführung von Saikhan verschwunden. Sie ist mit Tenzin zurück gekommen, aber seitdem hat sie keiner gesehen.“ Shinri zuckte mit den Schultern. „Ich habe sie nicht gesehen. Tut mir Leid.“ In diesem Augenblick fingen Pabu und Raku an in der Luft zu schnüffeln, ehe sie losliefen. „Ich glaube sie haben eine Spur.“, meinte Shinri und folgte den beiden Tierchen. Tatsächlich waren es Pabu und Raku, die Korra am Rande der Insel sitzend fanden. Das Mädchen schien geweint zu haben, denn als die Anderen zu ihr traten, wischte sie sich schnell über die Augen. „Da bist du ja.“ Bolin nahm seinen kleinen Gefährten wieder auf den Arm. „Alles in Ordnung?“, fragte er Korra. „Alles bestens.“, antwortete diese. „Das glaube ich kaum.“, meinte Shinri. „Sag schon. Was ist los?“, forderte Mako das Mädchen sanft auf, „Wir hören die zu.“ Shinri nickte zustimmend. „Wie soll ich denn die Stadt retten, wenn ich es nicht einmal schaffe das Luftbändigen zu lernen. Ich bin der schlechteste Avatar den es je gab. Ich fühle mich so... allein.“ Korra´s letzte Worten waren mehr wie ein Flüstern. „Nein. Das ist doch Quatsch.“, widersprach Asami, „Du bist großartig.“ Mako nickte zustimmend. „Ja. Du darfst nicht vergessen: Aang beherrschte auch nicht alle Elemente, als er gegen die Feuernation kämpfte. Er war noch ein kleiner Junge.“ „Außerdem hat noch kein Avatar, von dem ich gehört habe, es geschafft drei von vier Elementen im zarten Kindesalter zu bändigen.“, fügte Shinri hinzu und Bolin sagte: „Und er war nicht allein. Er hatte Freunde, die ihm halfen. Sieh mal.“ Er hob den Zeigefinger. „Die Arena ist zwar geschlossen, aber wir sind immer noch ein Team. Das neue Team Avatar.“ „Genau.“ Shinri ballte zustimmend eine Faust und grinste die Anwesenden an. „Wir stehen hinter dir, Korra.“, meinte Mako und alle, bis auf Korra kamen zusammen und legten die ausgestreckten Hände aufeinander, „Wir können die Stadt retten. Wir alle zusammen.“ Da erhob sich der Avatar und legte auch ihre Hand auf die anderen. „Ja das machen wir!“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, flog Meelo von oben herab, landete mit je einem Bein auf Asamis und Bolins Unterarm, ehe er einen nicht zu überhörenden Furz von sich gab. Die anderen verzogen angewidert das Gesicht. „Ja das machen wir!“, rief Meelo mit erhobener Hand. Dann legte er fragend den Kopf schief. „Was machen wir?“ Das brachte das Eis endgültig zum schmelzen und das neue Team Avatar begann aus vollstem Herzen zu lachen. „Achtung Republica. Ab sofort geht das Team Avatar in der Stadt auf Streife.“, sagte Bolin mit dem Blick auf die hell erleuchtete Hauptstadt der vereinten Republik. Die anderen traten zu ihm. „Asami, wie immer dem Anlass entsprechend gekleidet.“, sagte Mako, als er seine Freundin begutachtet hatte. „Wenn wir gegen die Equalisten kämpfen, sollten wir auch ihre Waffen benutzen.“, erklärte sie und brachte den Elektrohandschuh, den sie von ihrem Vater bekommen hatten zum aufblitzen. „Ja sehr gut!“, sagte Korra und schlug mit einer Faust in ihre Hand. „Na dann los!“ „Hotte hüh, Naga.“, machte Bolin. Die Fünf sprangen auf Naga, doch diese schüttelte sich und warf alle Reiter ab. „Alles klar. Neuer Plan. Hat jemand eine andere Idee?“, fragte Korra die Anwesenden. Asami legte grübelnd eine Hand an ihr Kinn. „Mh.“, machte sie nachdenklich, „Ich hätte da einen Vorschlag.“ Das Team Avatar machte sich auf den Weg zum Festland, wo Asami sie zu einer Garage von Future Industries führte. Daraus holte sie ein Satomobil zu Tage. Sofort sprangen alle in den Wagen. Korra, Bolin und Shinri quetschten sich auf den Hintersitz. Asami war am Steuer und Mako ihr Beifahrer. „Also das neue Team Avatar hat echt Stil.“, sagte Mako, ehe Asami aufs Gas trat und die Fünf davon düsten. Ihre Blicke aufmerksam durch die Gegend schweifen lassend fuhren die Fünf durch die Straßen von Republica. „Einheit 2.16: Brich den Einsatz Harmonieturm ab und komm zurück zur Wache. Ende.“, rauschte eine Stimme aus dem Radio. „Mein Vater hat Polizeiempfänger in all seinen Autos. Und jetzt weiss ich endlich auch warum.“, sagte Asami düster, ehe ein neuer Funkruf sie unterbrach: „An alle Einheiten: Alarmstufe 4. Gefängnisausbruch im Präsidium. Beamter durch Stromschlag getötet. Chiblocker der Equalisten flüchtig. Bewaffnet und gefährlich. Bewegen sich Richtung Osten. Ich wiederhole Alarmstufe 4. Equalisten ausgebrochen.“ Nachdem die Fünf den Notruf vernommen hatten, sagte Mako: „Hoffentlich ist nicht wieder dieses Mädchen von der Partie.“ „Welches Mädchen?“, fragte Shinri, die hellhörig wurde. „Das war echt krass.“, meinte Bolin und gestikulierte wild mit seinen Händen. „Hätten wir das nicht alle vier gesehen, hätte ich gedacht, ich hätte mir das eingebildet.“ „Was denn?“, harkte das Mädchen nach. „Sie hat alle vier Elemente gebändigt.“, erklärte Korra düster. „Wie kann das sein?“, fragte Shinri erstaunt. „Keine Ahnung...“, war die Antwort, doch weiter kam der Avatar nicht. In diesem Augenblick rief Asami: „Achtung!“ In diesem Augenblick sahen die Fünf vor sich einen Lastwagen, gefolgt von einer Kolonne von vier Equalisten. „Chiblocker!“, rief Bolin aus. „Da sind sie!“, sagte Mako und Korra deutete mit ihrem Zeigefinger auf die Flüchtigen. „Schnappen wir sie uns.“ Asami legte einen Gang zu. Rasant ging die Fahrt weiter. Nervös klammerte sich Shinri am Sitzpolster fest. Sie war Satomobile einfach nicht gewöhnt. Also begann die wilde Verfolgungsjagd, bei der es galt einigen Satomobilen auszuweichen, um nicht mit ihnen zu kollidieren. Zum Glück beherrschte Asami ihr Fahrzeug meisterhaft. Es wurde brenzlig, als plötzlich ein Lastwagen vor ihnen auftauchte und das Vorankommen zu verhindern schien. „Korra, Bolin! Eine Rampe schnell!“, befahl Asami. Shinri war ohnehin zu eingequetscht um helfen zu können. Mit der gebändigten Rampe, flogen sie schier über den Laster und konnten ihre Verfolgung fortsetzen. Mit einem Blitz setzte Mako einen Motorradfahrer außer Gefecht. Der nächste wurde von Bolins Steinhagel getroffen. Aber dann verhinderte eine Nebelwand weiteres Vorgehen. Doch Asami zog ihre Schutzbrille hinunter, vor die Augen, sodass sie trotz beißenden Nebels die Augen offen halten konnte.  So gelang es ihnen dicht hinter den Flüchtigen zu bleiben. „Helft mir. Wie müssen die Kurve kriegen.“, rief Asami, als die Equalisten eine scharfe Rechtskurve hinlegten. Sofort war Korra zur Stelle und sorgte für die passende Erdrampe. „Sie wissen nicht, dass wir noch hinter ihnen sind.“, meinte Asami mit Blick auf den Lastwagen, „Okay. Achtung.“ Sie schaltete einen anderen Gang ein und das Auto raste plötzlich vorwärts. Die beiden verbliebenen Motorräder wurden umgeworfen und die Equalisten landeten auf dem Wagen des Team Avatars. Als Mako einen Feuerstoß auf einen los lies, fesselte der Equalisten dessen Hände mit einem Wurfseil. Der andere Equalist ging auf Bolin los und begann auf ihn einzuschlagen um dessen Chi zu blockieren. Dieser wurde sofort von Asami elektrifiziert und der andere ebenfalls, als Korra Mako nach hinten riss, um zu verhindern, dass der Equalist ihn an den Seilen aus dem Auto zerrte. Shinri blickte irritiert blinzelnd auf die beiden bewusstlosen Chiblocker, die nun vor, oder besser eher auf ihren Füßen lagen. Asami legte noch einen Gang zu und kam neben der Führerkabine des Lasters an. In diesem Augenblick setzte Mako den Fahrer mit einem Blitz außer Gefecht. Das Gefährt kam ins schleudern, fiel auf die Seite und kam an einem Laternenmast zum Stehen. Bald schon kamen Reporter um Fotos für ihre Sensationsmeldungen zu schießen. Stolz posierten Korra, Mako, Asami und Bolin hinter den Gefangenen. Shinri hatte sich vor den Fotografen gedrückt. Erstens hatte sie nichts sinnvolles geleistet und zweites wurde sie nicht gerne auf Bildern abgelichtet, oder stand ebenso wenig gerne im Rampenlicht. Lautes Sirenengeheule kündigte die Polizei an, welche wohl die Verbrecher wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen wollte. Aus dem Einsatzwagen stieg ein, nicht sonderlich begeistert wirkender Tarrlok. „Avatar Korra, was soll das bitte werden?“, fragte er und Korra blieb gelassen: „Oh, hallo Tarrlok. Schön, dass ihr auch mal vorbei schaut. Hier. Wir haben die flüchtigen Gefangenen für euch geschnappt.“ „Du hast für Unruhe gesorgt und die zuständigen Behörden an der Verfolgung dieser Verbrecher gehindert.“, erwiderte Tarrlok. „Mh...“, machte Korra und tat als denke sie angestrengt nach, „Merkwürdig. Ich habe von Euren Sonderkommando, oder der Polizei gar nichts gesehen. Gäbe es nicht das Team Avatar, wären sie wohl entkommen.“ „Ich warne dich zum letzten Mal: Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!“, warnte Tarrlok mit ausgestrecktem Zeigefinger, ehe er sich abwandte, in einen der Einsatzwagen stieg und davon fuhr. Korra grinste triumphierend und auch ihre Freunde, die sich nun wieder zu ihr gesellten. „Dem hast du es aber gezeigt!“, sagte Bolin begeistert. „Aber sowas von.“, meinte auch Shinri und grinste breit. Klar. Ratsmitglied Tarrlok war eine Respektsperson, aber ihnen, besonders Korra gegenüber, verhielt er sich nicht sonderlich respektvoll. Also verdiente er einen kleinen Dämpfer durchaus. Korra stemmte zufrieden die Hände in die Hüfte und sah ihre Freunde an. „Das war ein guter Start für das neue Team Avatar, oder?“, meinte sie, nach einem Blick über ihre Schulter, wo die Equalisten gerade abgeführt wurden. „Ja. Gar nicht übel.“, stimmte Mako zu. Damit liesen sie ihre Streife für diesen Abend gut sein und kehrten auf die Insel, ihr gemeinsames, neues Zuhause zurück. Wer sonst konnte von sich behaupten acht flüchtige Equalisten zu stellen und dafür zu sorgen, dass sie verhaftet wurden? Das war eine Heldentat, wie sie nur Team Avatar verrichten konnte und sie hatten alles Recht darauf, stolz auf ihre Arbeit zu sein. Der Schlaf war also eine wohlverdiente Belohnung für ihre Mühen. Kapitel 14: Sternschnuppenschauer --------------------------------- 14. Kapitel – Sternschnuppenschauer Auch am nächsten Abend beschloss das Team Avatar seine Streifzüge fortzusetzen. Allerdings war Shinri diesmal nicht mit von der Partie. Sie war am morgen desselben Tages in Pema´s Auftrag unterwegs gewesen und hatte in Republica Hasook getroffen. Sie hatten einige Worte gewechselt und waren schließlich zum Schluss gekommen, sich für den Abend zu verabreden, da beide noch etwas zu erledigen hatten. Also kam es, dass sich die beiden gegen Einbruch der Dämmerung in der Stadt trafen. Natürlich war Raku mit der der Partie. Sie kauften sich gebrutzelte Kartoffelchips und teilten sich die ganze Tüte. Plaudern und mampfend liefen sie durch Republica, lachten und machten Scherze. Kurzum: Ein perfekter Ausklang des Tages, ein perfekter Abend. Gerade erzählte Hasook eine Anekdote aus seinem Arbeitstag und das Mädchen blickte ihn an. Die untergehende Sonne beschien sein Gesicht, auf welchem ein Lächeln lag. Shinri zögerte kurz, ehe sie einen unschuldigen Kuss auf die Wange des Wasserbändiger´s drückte. Augenblicklich schwieg Hasook, blinzelte irritiert, berührte mit der Hand seine Wange, ehe er sanft lächelte und ihr seinerseits einen Kuss gab. Dann nahm er ihre Hand in seine. Eine Weile standen sie beiden einfach nur so da und genossen den kostbaren Moment. Ein merkwürdiges Geräusch lies Shinri aufhorchen. „Hast du das gehört?“, fragte sie Hasook und sah sich auf dem Rathausplatz um. „Was?“ Der Junge schien irritiert. „Ich weiss nicht..“, antwortete das Mädchen langsam, „Ich glaube es kam von dort.“ Sie deutete auf Rathaus von Republica. Hasook zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Vielleicht war es einer von denen.“, meinte er und deutete mit dem Daumen auf die Straßenkinder, die auf dem Platz herumtollten. „Vielleicht...“, erwiderte Shinri zweifelnd und versuchte immer noch den Ursprung des Geräusches ausfindig zu machen, doch jetzt war es stil um sie herum geworden, abgesehen von dem Lärm, den die Kinder verursachten und den üblichen Geräuschen, die zum Stadtbild Republica´s zählten. Hasook trat wieder näher und legte seinen Arm um Shinri. „Na komm. Vergiss es. Ist doch egal.“ Das Mädchen war noch völlig in Gedanken versunken. Irgendetwas war falsch. Das konnte sie spüren. Irgendetwas schlimmes war im Gange, ganz bestimmt. Der Wasserbändiger drückte sie an sich. „Das ist doch unser Abend, oder? Den sollten wir uns nicht verderben lassen.“ Shinri blinzelte, sah ihn an und versuchte ein Lächeln. „Stimmt...“, antwortete sie langsam, „Du hast recht.“ Sie hatten sich in letzter Zeit selten gesehen. Es war immer etwas gewesen, was die beiden am Treffen gehindert hatte. Und nicht zuletzt hatte Shinri noch ein schlechtes Gewissen, wegen dem einen Mal, an dem sie ihn versetzt hatte. Sie schmiegte sich an ihren Freund und versuchte alle trübsinnigen Gedanken zu vertreiben. Genau. Das war ihr Augenblick. Ihr Abend. Ohne, dass sie es gemerkt hatte, hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Shinri blickte erstaunt auf. „Es ist schon spät... Ich sollte...“ „Warte!“ Hasook sah ihr tief in die Augen. „Bitte bleib.“ „Wa...?“ „Ich möchte dir noch etwas zeigen. Komm.“ „O...okay.“, antwortete sie, ehe sie von Hasook an der Hand genommen wurde und er sie durch die Stadt führte. Vor einem hell erleuchtetem, goldenem Turm blieb er schließlich stehen. „Der Harmonieturm?“, fragte Shinri. Hasook nickte nur knapp. „Warte einfach ab.“, sagte er und führte sie weiter, die Treppen hinauf. Das Mädchen blickte sich erstaunt um. Es waren wirklich viele Paare versammelt, sodass es kaum ein durchkommen gab, doch Hasook wusste sich zwischen den Menschen hindurch zu schieben. So gelang es ihnen schließlich auf der obersten Plattform anzukommen. Sie drängelten sich ans Geländer und als Shinri erwog, erneut nachzufragen, legte Hasook nur einen Finger an die Lippen und deutete dann auf den schwarzen, von Sternen erhellten Nachthimmel. Keine Sekunde später lösten sich die ersten Sterne aus dem dunklen Himmel und fielen auf die Erde hinab, verglühten in der Atmosphäre und verschwanden. „Woah!“, rief Shinri aus und klammerte sich gespannt an das Geländer und konnte sich an dem Naturschauspiel gar nicht satt sehen. Sternschnuppen. Zu dieser Jahreszeit? Hasook grinste und sagte, den Blick auf die Sterne gerichtet: „Das ist ein seltenes Ereignis. Ich dachte dir gefällt das.“ Dass er diesen kostbaren Augenblick mit ihr teilen wollte, blieb unausgesprochen, doch Shinri wusste, was ihm durch den Kopf ging. „Danke.“ Sie wandte ihm kurz ihr Gesicht zu. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln und sie nahm seine Hand in ihre, ehe sie wieder den Meteorschauer beobachtete. Shinri vergaß alles um sich herum und versank völlig in dem Naturspektakel. Irgendwann wurde sie von Hasook an der Schulter berührt. „Komm.“ „Mh?“ Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass sich die Plattform bis auf wenige Ausnahmen geleert hatte. Der Sternenschauer war vorüber. „Das wars.“, erklärte der Junge und führte Shinri die Treppen herab. Erst jetzt merkte sie, wie spät es geworden war. Ihre Augen verlangten nach Schlaf, genauso wie der Rest ihres Körpers. „Müde?“, fragte der Wasserbändiger und Shinri nickte sachte. „Etwas.“ „Halte noch etwas durch.“ Das Mädchen grinste schwach. „Ist das ein Befehl?“ „Ja.“, antwortete Hasook sofort, „Und jetzt Augen zu.“, folgte sofort der nächste Befehl. „Was hast du vor?“, fragte Shinri und kam mit einem Auge seinem Befehl unsicher nach. Aus seiner Tasche zog er ein schwarzes Tuch und band es dem Mädchen um die Augen. „He..he.“, beschwerte sie sich, doch Hasook verhinderte, dass sie den Stoff von den Augen zog. „Mann, jetzt stell dich nicht so an.“, meckerte der Junge. „Was glaubst du was ich vorhabe?“ „Da bin ich mir noch unsicher. Wusste ja gar nicht, dass du darauf stehst.“ „Dummkopf. So etwas nennt man Überraschung. Und jetzt Klappe zu und mitkommen.“ Shinri blieb gar nichts anderes übrig, als seinen Anweisungen Folge zu leisten, schon allein weil er sie am Arm packte und mit sich zog, bedacht darauf sie gegen keinen Baum, oder Laterne zu lenken. Irgendwann kamen sie zum Stehen. Hasook hatte sich alle Mühe gegeben, das Mädchen vollends zu verwirren und dafür gesorgt, dass sie die Orientierung verlor, indem er die verzweigtesten Seitenstraßen nahm, die es in der ganzen Stadt gab und sie so, über Umwege, an den Zielort führte. „Wir sind da.“, verkündete er laut und nahm Shinri behutsam die Binde von den Augen. Der Anblick, der sich ihr nun bot, übertraf alles, was sie bis dahin gesehen hatte. Scheinbar hatte Hasook diesen Augenschmaus vorher in aller Stille im Stadtpark von Republica vorbereitet. Nahe des Flusses standen nämlich unzählige, leuchtende Kerzen und in deren Mitte eine Picknickdecke und ein mit Köstlichkeiten gefüllter Korb. Das Mädchen konnte sich kaum daran satt sehen. Schließlich drehte sie sich zu Hasook um, welcher sie breit angrinste. „Wow, Hasook. Das ist einfach... unglaublich... Mir fehlen die Worte.“ „Was ein seltenes Vergnügen. Das Fräulein ist sprachlos. Na endlich.“ „Blödmann.“ Sie lachte und schlug scherzhaft nach ihm. „Okay. Also darf ich annehmen, dass es dich glatt umhaut?“, scherzte Hasook, als er dem Schlag auswich. „Aber sowas von. Wie komm ich zu der Ehre?“ Der Wasserbändiger antwortete nicht, sondern setzte sich auf die Decke und bedeutete Shinri das Gleiche zu tun, ehe er ihr ein Sandwich überreichte. Dankbar biss sie hinein. Lecker. Hasook lächelte, ehe er auch sein Sandwich verzerrte. Das Mädchen war bereits beim dritten Sandwich, als Hasook sein erstes verputzt hatte. Er sah Shinri an, ehe er zu lachen begann. „Was?“ Sie wurde rot und wischte sich hastig über das Gesicht. Blöde Mayonnaise. Was musste die auch überall raus spritzen? „Du Ferkel.“, stichelte Hasook, ehe er sich vorbeugte und selbst den Fleck entfernte. Dann legte er seine Lippen auf ihre und fing sie in einem leidenschaftlichen Kuss. Kurz lies sich Shinri fallen und vergaß alles andere um sich herum, doch dann stieß sie ihn von sich und sah den Jungen erstaunt an. „Was ist mit dir los?“, fragte sie. „Was? Darf mein seiner Freundin nicht mal eine nette Überraschung machen? Ist das neuerdings ein Verbrechen?“ „Es ist ein Verbrechen seiner Freundin etwas wichtiges zu verschweigen.“, erwiderte sie und studierte misstrauisch sein Gesicht. „Was ist passiert?“ Hasook schnaubte. „Kaum bin ich mal nett, glaubst du ich führe etwas im Schilde, oder was? Na vielen Dank für´s Vertrauen.“ Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, sah kurz zu Boden, ehe sie den Blick hob, um ihn anzusehen. „Hasook. Ich kann spüren, dass du etwas vor mir verbirgst.“ „Was bist du? Ein Empathetiker?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er zur Seite blickte, ganz so als könne er ihrem prüfendem Blick nicht mehr stand halten. Er seufzte laut auf, eher er murmelte: „Na gut. Erwischt.“ Shinri horchte auf und rückte etwas näher. „Was?“ „Ich wollte es dir eigentlich später sagen...“ „Was wolltest du mir später sagen?“ „Wenn du mich ausreden lassen würdest, würde ich schon dazu kommen.“, meinte der Junge leicht säuerlich. „´Tschuldige.“ Hasook atmete geräuschvoll aus, ehe er wieder zu sprechen anfing: „Wo soll ich nur anfangen....?“, murmelte er, sich unsicher am Kopf kratzend, „Also... Ich habe vor einigen Tagen... endlich eine Zusage der Zhong Akademie erhalten.“ „Der was?“ „Die Zhong Akademie. Die berühmteste und beste Akademie für angehende Musikanten.“ „Wow... Das ist ja super.“ „Immer schon langsam. Warte bis du die ganze Geschichte hörst.“ Er unterbrach sich kurz, ehe er fortfuhr: „Ich arbeite schon fast mein ganzes Leben für meinen... Traum.“ Das Wort schien ihm nicht einfach von den Lippen zu kommen. Zu kitschig. „Und ich brauchte Geld. Deshalb habe ich gejobbt und geübt und jetzt habe ich endlich die Zusage für das nächste Semester. Allerdings... ist die Akademie in Ba Sing Se und ich... werde dorthin ziehen müssen. Es ist ein Internat und das Studium ist hart und dauert mindestens zwei Jahre.“ Shinri hatte ihm aufmerksam zugehört und je mehr sie hörte, desto tiefer sank ihr Blick. „Also...“ „Ja. Ich werde Republica verlassen.“ „Und wann?“, fragte sie niedergeschlagen. „In einem halben Jahr.“, war die knappe Antwort. „Achso...“, war alles was das Mädchen raus bringen konnte. Sie vergrub ihre Hände in der Decke, auf der die beiden saßen. „Es tut mir Leid, aber es...“ „Ist dein großer Traum ich weiss.“ Sie holte tief Luft und blickte ihn an, versuchte ein Lächeln. „Ich werde dich nicht aufhalten. Du hast so lange und hart dafür gearbeitet und verdienst es...“ Ihre Worte wurden immer schleppender und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht weinen. Ich freue mich für dich...aber...“ Da konnte Hasook nicht mehr an sich halten und er schloss Shinri in seine Arme. „Ich wollte dich nicht weinen sehen, deshalb habe ich es so lange wie möglich herausgezögert. Aber du hast ein Anrecht darauf, alles persönlich von mir zu erfahren.“ „Besser, als wenn du einfach verschwunden wärst.“, meinte Shinri schniefend und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, nachdem sie aus der Umarmung entlassen wurde. „Denke ich auch.“, stimmte er ihr zu, „Außerdem haben wir ja noch etwas Zeit... Ein halbes Jahr.“ „Ja....“, erwiderte Shinri langsam. Ein halbes Jahr. Manchmal schien einem diese Zeitspanne wie eine Ewigkeit, aber jetzt kam es ihr wie ein einziger Augenblick vor. „Also lass uns die Zeit bis dahin genießen.“, schlug der Junge vor, bemüht um einen versöhnlichen Tonfall voller Zuversicht, „Und ich bin ja dann auch nicht aus der Welt.“ Shinri versuchte ein Lächeln. „Ja.“ Ihre Zustimmung klang nun etwas sicherer als zuvor. Aber würde ihre Beziehung diese lange, räumliche Trennung überstehen? „Und jetzt komm.“, riss Hasook sie aus ihren Gedanken, „Wehe du heulst den ganzen Abend rum. Hier sind noch ein paar Happen, die darauf warten von dir verschlungen zu werden.“ Das entlockte dem Mädchen doch ein leichtes Kichern und die nahm das Häppchen entgegen. Doch die trüben Gedanken liesen sich nicht restlos verscheuchen. Dennoch versuchte die beiden ihr Bestes um den Rest ihres Dates zu genießen. Kapitel 15: Verschwunden ------------------------ 15. Kapitel – Verschwunden Es war bereits sechs Uhr in der Früh, als sich Shinri auf den Heimweg machte. Sie hatte sich von Hasook verabschiedet, welcher in die entgegengesetzte Richtung davon stiefelte. Doch die vielen Polizei- und Heilermobile vor dem Rathaus, an welchem sie gerade vorbei kam, lies sie den Heimweg für´s erste vergessen. In diesem Augenblick kam Tenzin mit Oogi auf den Platz geflogen und Shinri rannte auf ihn zu. „Tenzin? Was ist hier passiert?“, fragte das Mädchen den Luftbändigermeister. Dieser sprang von seinem Reittier und federte seine Landung mit einem Luftkissen ab. „Gottseidank, Shinri. Es geht dir gut. Ich hatte Sorge, du wärst auch entführt worden.“, sagte er erleichtert und legte seine Hände vertrauensvoll auf ihre Schultern. „Entführt? Auch?“, wiederholte sie. Ihre Augen weiteten sich. „Ist Korra...?“ Tenzin´s Blick sprach Bände. „Alles deutet darauf hin.“ Er sah zu dem Gebäude hinüber. „Komm.“, sagte der Luftbändiger und führte Shinri in´s Rathaus. „Ratsmitglied Tarrlok wird uns alles ganz genau erläutern.“, erklärte er auf dem Weg. Der Versammlungsraum des Rathauses glich einem Kampfplatz. Alles war zerstört und einige Gegenstände deuteten auf Aktivitäten der Equalisten hin. Ratsmitglied Tarrlok saß auf den Stufen, die auf die kleine Empore führten, auf dem die Ratsmitglieder für gewöhnlich tagten und lies sich von einem Heiler verarzten. Polizisten wuselten durch den Raum, machten Fotos und sammelten die Indizien. „Was ist passiert?“, fragte Tenzin seinen Kollegen, als Shinri und er an ihn heran getreten waren, „Was hat Korra hier im Rathaus gewollt?“ „Ich habe es Chef Saikhan schon berichtet.“, begann Tarrlok und erhob sich, „Korra kam gestern Abend in mein Büro. Sie war wütend wegen der Festnahme ihrer Freunde.“ Shinri wurde hellhörig. Festnahme? Mako, Bolin und Asami? Was war während ihrer Abwesenheit noch alles geschehen? „Sie bat mich sie freizulassen.“, fuhr Tarrlok fort, „Und dann überfielen uns die Equalisten. Ich habe versucht Korra zu beschützen, aber sie waren in der Überzahl. Dann haben sie mich elektrifiziert. Als ich wieder zu mir kam, war die Polizei bereits da, aber Korra war weg. Es tut mir sehr Leid.“ Betreten sah er zu Boden, ehe er sich an den neuen Polizeichef wandte: „Chef Saikhan. Mobilisieren Sie sämtliche Einheiten. Wir müssen den Avatar ganz schnell finden.“ „Jawohl.“ Saikhan salutierte, nickte Tenzin kurz zu, ehe er aus dem Rathaus schritt, um alles nötige in die Wege zu leiten. Tarrlok wurde nach Hause begleitet. Tenzin wollte im Rathaus bleiben, um zu telefonieren. Er erhoffte sich dadurch auf Informationen zu stoßen, die ihnen dabei helfen würden, Korra zu finden. Ungeduldig schritt Shinri in seinem Büro auf und ab und setzte sich schließlich, um dem Luftbändigermeister nicht allzu sehr auf die Nerven zu fallen. Korra war von den Equalisten entführt worden. Und sie konnten nichts tun, außer abzuwarten. Sie ballte die Fäuste. Das war ein schreckliches Gefühl. Shinri wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, doch sie sprang von ihrem Stuhl auf, als vier Wohlbekannte in Tenzin´s Büro schritten. Auch Tenzin wirkte mehr als überrascht, beendete hastig sein Telefonat, ehe er sich an Lin wandte. „Lin, wa...was.. was tust du? Du gehörst ins Krankenhaus.“ Er deutete auf Mako, Bolin und Asami. „Und ihr Drei solltet im Gefängnis sein.“ „Ich dachte wir helfen dir bei der Suche nach Korra.“, erwiderte Lin pragmatisch. „Habt ihr schon eine Spur?“, fragte Mako. „Ich telefoniere schon seit Stunden, aber bisher ohne Erfolg.“ „Wir brauchen Naga.“, sagte der Feuerbändiger. Er hatte Recht. Warum war Shinri selbst nicht auf diese Idee gekommen? Naga war schließlich Korra´s treue Begleiterin und war sicher in der Lage dazu, deren Fährte aufzunehmen. „Sie kann Korra aufspüren.“ Doch Tenzin zerstörte diese Hoffnungen zugleich: „Tja. Ich fürchte ihr Eisbärhund ist ebenso verschwunden.“ Da meldete sich Bolin zu Wort: „Also wo fangen wir an?“, fragte er ratlos in die Runde. „Ich vermute die Equalisten verstecken sich im Untergrund.“, meinte Lin, „In einem der vielen Tunnel unter der Stadt.“ „Im Untergrund... Genau wie die geheime Fabrik meines Vaters. Das passt.“, sagte Asami düster und verschränkte die Hände vor der Brust. „Ja...“, meinte Bolin grübelnd und legte eine Hand ans sein Kinn, „Das könnte sein. Als ich im Transporter der der Chiblocker saß, hörte es sich an, als würden wir in einen Tunnel fahren.“ Shinri überdachte seine Worte und nickte dann zustimmend. „Stimmt.“ Makos Augen weiteten sich. „Ich weiss jetzt wo wir anfangen.“, rief er aus und lief los, „Kommt.“ Die Teenager nickten zustimmend und folgten dem Feuerbändiger. „Ich habe gehört ihr wart im Gefängnis?“, fragte Shinri die anderen. „Seid ihr unter die Kriminellen gegangen?“ „Tarrlok war nicht ganz mit unserer... sogenannten Einmischung bei seinen Einsätzen zufrieden.“, erklärte Mako, „Deshalb lies er uns festnehmen.“ Shinri runzelte die Stirn. „Und damit kam er durch?“ „Naja, er hat es damit begründet, dass Asami als Nichtbändiger zur Sperrstunde noch unterwegs war und als wir uns beschwerten lies er uns wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt festnehmen.“ Und schlagartig tat der arme Mann ihr sofort weniger Leid. Was sollte das? Shinri schüttelte den Kopf. „Und Lin hat euch da raus geholt?“, fragte sie dann und Mako nickte. „Genug mit dem Schwätzchen.“ Lin und Tenzin waren ihnen gefolgt. „Jetzt müssen wir erst einmal Korra finden. Euer Kaffekränzchen könnt ihr auf später verschieben.“ Draußen stiegen sie alle auf Tenzins Reittier Oogi und Mako wies Tenzin an, wohin er fliegen und landen sollte. Die anderen folgten dem Feuerbändiger, welcher in eine Richtung wies. „Der Transporter mit Bolin ist da lang weggefahren.“, erklärte er und rannte los. An der nächsten Kreuzung blieben sie erneut stehen. „Und weiter?“, fragte Asami. Bolin grübelte. „Diese Straße da, kommt mir bekannt vor.“, meinte er und Shinri überlegte. Bolin hatte an der Tür des Wagens gesessen und deshalb einen Blick nach draußen werfen können, sie hingegen nicht. Also konnte er Recht haben. Lin hob ihren Fuß an, bändigte ihre metallischen Sohlen an den Füßen so, dass ihr bloßer Fuß mit dem Boden in Kontakt kam, als sie auftrat. „Hier ganz in der Nähe ist ein Tunnel.“, verkündete sie schließlich. Ah, der berühmte seismische Sinn, den viele Erdbändiger besaßen, dachte Shinri. Sie selbst übte sich ebenfalls in dieser Praktik, doch die Polizeichefin hatte in diesem Bereich eindeutig mehr Erfahrung. Ihre Mutter hatte den Sinn quasi für sich entdeckt. Und tatsächlich fanden die sechs einen verschlossenen Tunneleingang. „Da!“, rief Mako aus. Lin beugte sich herab und betrachtete den Schnee, in dem sich Spuren abgebildet hatten. „Die Reifenspuren stammen von Motorrädern.“, sagte sie und erhob sich. Motorräder, wie sie die Equalisten benutzten. „Dann muss Korra da drin sein.“, meinte Mako bestimmt, „Irgendwo da drin.“ Lin öffnete das Tor, sodass die Sechs eintreten konnten. Kaum waren sie eingetreten, sahen sie sich einem riesigen, dunklen Tunnelsystem gegenüber. Mako bändigte eine Flamme aus seiner Hand, um die nähere Umgebung zu erleuchten. „Probieren wir diesen Weg.“ Besorgt wandte Asami sich an ihren Freund: „Und was wenn Korra dort nicht ist.“ „Dann probieren nehmen wir den nächsten, solange bis wir sie finden!“, antwortete Mako unwirsch und ging weiter. Shinri zuckte mit den Schultern, berührte Asami leicht an der Schulter und schenkte dieser ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie hinter Mako her rannte, um ihn einzuholen. „Wir werden sie finden Mako.“, versicherte das Mädchen dem Feuerbändiger. Dieser schien sie kaum zu hören, so angestrengt versuchte er in der Dunkelheit, die sich vor ihnen erstreckte etwas zu erspähen, dass ihm ein Hinweis auf Korras Aufenthaltsort sein könnte. Shinri konnte ihn verstehen. Auch sie mochte Korra. Schließlich waren sie Freunde. Da war es völlig normal, wenn man sich Sorgen machte, wenn der Andere von Equalisten entführt wird. Aber er könnte zumindest Mal normale Antworten geben, dachte sie noch kopfschüttelnd grinsend und ging weiter. Sie waren eine Weile gelaufen, als sie hinter sich Motorgeräusche vernahmen. „Versteckt euch!“, befahl Lin und alle schoben sich hinter die Stützpfeiler an den Rändern des Tunnels. Als die Equalisten an ihnen vorbei fuhren, bemerkten sie die Gruppe zum Glück nicht. Shinri sah, wie der eine Equalist einen kleinen Schalter an seinem Motorrad umlegte und sich daraufhin eine versteckte Tür aus der Mauer auftat, durch die die Motorräder nun fuhren. Kaum schloss sie sich, rannten die Sechs an die Stelle, wo sich die Tür befinden musste, und Lin öffnete den Schließmechanismus mit ihren Metallbändiger-Fähigkeiten. Sie gab den Anderen ein Zeichen und alle sprinteten los. Sie mussten Korra schnell finden. Geräuschvoll schloss sich die Tür hinter ihnen und die Sechs fanden sich in einer Halle wieder, in der sich einige Fahrzeuge und eine Art Bahn befanden, welche in eine der drei Tunnel fuhr, die sich am Ende der Halle auftaten. Diese führten offenbar tiefer in das geheime Versteck der Equalisten. Shinri und die anderen hielten sich versteckt und warteten bis die Bahn, mit Equalisten besetzt, abfuhr. Dann traf ein neues Gefährt ein, und der weibliche Equalist, der ausstieg versicherte: „Alles im Gefängnis abgeliefert.“ Das lies die Lauscher aufhorchen. Gefängnis. Dort waren sicher Korra und Lins Kollegen. „Bestimmt halten sie dort Korra fest.“, flüsterte Tenzin in diesem Augenblick. „Wir müssen irgendwie durch diesen Tunnel.“, meinte Lin und inspizierte die Gegend. Ungesehen, fügte Shinri in Gedanken hinzu. Die beiden Equalisten, die zuletzt in der Halle gewesen waren, waren außer Sichtweite, also gab Lin ein Handzeichen und sie alle eilten zu der Bahn, die zum Gefängnis führte. Hastig stiegen sie ein und fuhren los. Doch am Ende des Tunnels erwartete sie eine Kontrolle, durchgeführt durch zwei Equalisten. Lin bemerkte die drohende Gefahr, sodass sie allen befahl während der Fahrt aus der Bahn zu springen, um die Equalisten aus dem Hinterhalt zu überraschen. „Er ist leer.“, hörte Shinri einen Equalisten sagen, der gerade den Wagen unter Augenschein nahm, in dem sie selbst bis vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte. „Ja. Das sehe ich.“, antwortete der andere Equalist mit einem genervten Unterton, als dachte er sein Kollege würde ihn tatsächlich für so beschränkt halten. In diesem Augenblick lies Lin ihre metallenen Drahtseile aus schnellen, packte damit die Equalisten und zog sie in den dunklen Tunnel, in welchem sich sie Sechs versteckt hielten. Dort fesselte man die beiden Anhänger Amon´s und Lin befahl Asami und Bolin. „Ihr beide bewacht sie.“ Es erhoben sich keine Wiederworte und Lin scannte das Gefängnis mit ihrem seismischen Sinn. „Meine Kollegen sind hier drin.“, sagte sie und schickte sich an die Treppe herauf zu steigen. Shinri und Mako sahen Lin an. „Wo ist Korra?“, fragte Mako besorgt. „Ich kann sie noch nicht orten.“, war die Antwort und die Polizeichefin von Republica setzte ihren Weg fort. Tenzin, Mako und Shinri folgten ihr. Um die nächste Ecke erwarteten sie zwei kampfbereite Equalisten, doch Tenzin stieß mit einem Luftstoß ihre ausgeworfenen Drahtseile zurück und im gleichen Zuge auch die Beiden Männer, welche gegen die Wand krachten und wie benommen liegen blieben. Lin ging an ihnen vorbei, um ihre Kollegen zu befreien. Mako lief auf die Equalisten zu, packte einen am Kragen, riss ihm die Maske vom Gesicht und hielt ihn hoch. „Wo habt ihr Avatar Korra hingebracht?“ Der Equalist blieb vor lauter Entsetzen stumm. „Ich frage dich nicht noch mal!“, rief Mako wütend. Eine bedrohliche Feuerzunge schnellte aus seiner Hand. „Wo ist sie?“ „Wir haben den Avatar nicht.“, brachte der Mann schließlich heraus, „Und die Equalisten haben auch nicht das Rathaus angegriffen. Tarrlok lügt.“ „Was?“, fragte Mako fassungslos. Shinris Augen weiteten sich flüchtig. Sie glaubte dem Mann. Sie konnte spüren, dass er die Wahrheit sprach, auch ohne seismischen Sinn. Tarrlok hatte also tatsächlich gelogen. Sie hatte bei diesem Mann schon immer ein ungutes Gefühl gehabt und jetzt entpuppte er sich auch noch als Lügner, wenn nicht sogar schlimmeres. Denn wenn die Equalisten Korra nicht in ihrer Gewalt hatten, dann... „Ich habe das ganze Gefängnis gescannt. Korra ist nicht hier.“, unterbrach Lin ihre Gedanken. „Wieso sollte sich Tarrlok die Sache mit dem Überfall ausdenken?“, fragte Mako und lies den Mann zu Boden gleiten. Entweder, weil er noch mehr Gründe suchte, um die Equalisten Bewegungen einschränken zu können, oder... „Weil er Korra in seiner Gewalt hat.“, sagte Tenzin ernst und sprach damit ihren zweiten Gedanken laut aus, „Er hat uns reingelegt.“ In diesem Moment ertönte eine Alarmglocke und sie waren zum Rückzug gezwungen. Die Vier und die Ex-Metallbändiger der Polizei hasteten zur Bahn. „Raus hier, Leute!“, rief Bolin ihnen entgegen. Das liesen sie sich nicht zweimal sagen. Alle sprangen in den Wagen und Asami fuhr los. Es ging zurück durch den Tunnel, doch ein weiterer Wagen voller Equalisten folgten ihnen. Bolin schob sich vor Mako und Shinri erhob sich von ihrem Sitz. Gemeinsam brachten sie den Tunnel hinter sich und vor den Equalisten zum Einsturz. „Was sagt ihr dazu Chiblocker?“, fragte Bolin schadenfroh. Doch damit war die Gefahr noch nicht gebannt. Am Ende des Tunnels erwartete sie der Leutnant und in seinem Gefolge mindestens ein gutes dutzend Chiblocker. „Da sind noch mehr!“, rief Lin aus. Sie bändigte die Metallleitungen an der Decke, an denen die Bahn befestigt war und formte daraus eine Rampe unter ihnen, sodass der Wagen in die Luft geschleudert wurde.„Festhalten!“ Dann entfernte sie das Metall und die Erde über ihnen, sodass sie mit dem Wagen ein Stockwerk über ihren Köpfen landeten. Dort sprangen sie aus dem Wagen und Lin öffnete ein Ausgang in die Freiheit. Etwas durch gerüttelt aber unversehrt kamen alle an der Oberfläche an. Bolin sah Tenzin, Lin, Mako und Shinri vielsagend an. „Also... Wo ist Korra?“, fragte er. Mako sah zu Boden. „Sie ist nicht hier.“ „Aber wo...?“, begann Asami. „Tarrlok hat Korra gekidnappt.“, unterbrach Lin. Bolin und Asami´s Augen weiteten sich. „Was?“ „Keine Zeit für lange Reden.“, sagte die Ex-Polizeichefin, „Wir müssen los.“ Die Polizisten gingen nach Hause und Tenzin verständige den aktuellen Polizeichef und seine Kollegen vom Großen Rat. Dann gingen sie ins Rathaus, wo die Verständigten bereits auf sie warteten, mit Ausnahme von Tarrlok. „Danke, dass sie alle so kurzfristig kommen konnten.“, bedankte sich Tenzin bei ihnen allen. „Chef.“, sagte Lin geringschätzig. „Lin.“, antwortete dieser nicht minder begeistert. „Gibt es Neuigkeiten von Korra?“, fragte jemand hinter ihnen besorgt. Alle drehten sich zu Tarrlok um, welcher in die Halle kam. „Allerdings.“, sagte Tenzin und deutete anklagend auf seinen Kollegen, „Ihr selbst habt sie entführt, Tarrlok!“ Dieser wich zurück, als könne er die Dreistigkeit dieser Beschuldigung nicht begreifen. „Ich bin schockiert, dass Ihr mir so ein gemeines Verbrechen zutraut.“ Eins musste man ihm lassen. Er war ein guter Schauspieler. „Ich habe doch alles erklärt.“, fuhr Tarrlok fort, „Die Equalisten haben sie von hier verschleppt.“ „Aber es sind keine Chiblocker hier gewesen letzte Nacht.“, erwiderte Tenzin, „Die Spuren habt ihr gelegt, oder etwa nicht?“ „Das ist doch lächerlich, was Ihr mit hier unterstellt.“, verteidigte sich der Wasserbändiger vehement. „Es ist wahr.“, rief jemand aus dem Hintergrund und alle Anwesenden wandten sich dem Neuankömmling auf der Galerie über ihnen zu. „Er hat sie entführt.“, bestätigte der Ratsdiener, „Ich war noch hier, als Avatar Korra gestern kam. Aber Ratsmitglied Tarrlok hat mich weggeschickt. Als ich ging habe ich noch gesehen, wie Tarrlok sie in die Garage schleppte.“ „Das ist doch Unsinn!“, fuhr Tarrlok den kleinen Mann an, „Jeder weiss, dass du eine verlogene, kleine Ratte bist.“ Lin verschränkte die Arme vor der Brust und beäugte den Ratsdiener. „Und warum kommst du damit erst jetzt?“ Der Mann blickte unsicher zu Boden. „Ich hatte Angst es zu sagen, weil Tarrlok...“ Seine Stimme war beinahe ein Flüstern, ehe es aus ihm herausbrach: „Weil Tarrlok ein Blutbändiger ist! Er hat Avatar Korra´s Blut gebändigt.“ Alle, mit Ausnahme des Wasserbändigers selbst, starrten diesen fassungslos an, ehe sie eine kampfbereite Stellung einnahmen. „Macht es nicht noch schlimmer, als es ist.“, sagte Tenzin ruhig, „Sagt uns, wo ihr Korra festhaltet.“ Nun hatte Tarrlok keine Fluchtmöglichkeit und keine Ausflüchte mehr. Seine Tarnung war aufgeflogen. Als die Anderen sich anschickten, ihn anzugreifen, hob er die Hände und augenblicklich hielten alle inne. Es war ein unbeschreiblich, grausames Gefühl, welches Shinri nun durchströmte. Es war, als hätte sich jeder Muskel, jede Zelle und jeder Blutstropfen dazu entschieden gegen sie zu arbeiten. Ihr Glieder gehorchten ihr nicht mehr und sie sah, dass es den anderen ebenso erging. Tarrlok hob die Hände noch höher und einem nach dem anderem begann das Bewusstsein zu verlieren. Wie viel Zeit vergangen, war konnte Shinri nicht sagen, als sie wieder zu sich kam. Auch die anderen rappelten sich langsam auf. „Mann! Hatte ich einen scheußlichen Traum. Korra wurde von einem bösen Blutbändiger entführt.“, sagte Bolin, als er aufschreckte, „Verrückte Sache.“ „Das war kein Traum.“, meinte Shinri und Asami fügte hinzu: „Das ist wirklich passiert, Bolin. Er hat Blut gebändigt.“ „Ist das dein Ernst?“, fragte der Junge und sah sich panisch um, „Wo ist er? Ist er hier noch irgendwo?“ „Tarrlok ist über alle Berge.“, sagte Polizeichef Saikan und wandte sich ab, „Ich alarmiere sämtliche Einheiten.“ „Wir waren nur kurz ohne Bewusstsein.“, meinte Lin, während Bolin seine verspannten Schultern kreiste, „Möglicherweise können wir Tarrlok´s Spur noch folgen.“ „Ja.“, stimmte Tenzin zu, „Sie könnte uns zu Korra führen. Also los.“ Auf sein Wort hin, liefen Lin, Mako, Asami, Bolin und Shinri los, um der besagten Spur zu folgen, die zu Korra führte. Sie flogen bis in die Nacht auf Oogies Rücken über die Stadt, doch keine Spur. Shinri hatte Ausschau gehalten, doch nun drohten ihr die Augen zuzufallen. Würden sie Korra jemals finden? Ein Geräusch lies sie aufhorchen. „Das ist Naga!“, rief Mako aus und Tenzin lenkte seinen Bison in die Richtung, aus der das Heulen kam. „Da unten!“ Tatsächlich war es Korra´s Eisbärhundin und ihre Besitzerin lag auf deren Rücken. „Korra!“ Besorgt sprang Tenzin von seinem Reittier und kam auf das Mädchen zu. „Dem Himmel sei Dank.“, atmete er erleichtert aus, als er sah, dass sie soweit unversehrt war. Lin war an seiner Seite. „Wo ist Tarrlok?“, fragte sie den Avatar, „Wie bist du ihm entkommen?“ Achtlos schob Mako, welcher mit den anderen vom Rücken des Bisons geklettert war, die ehemalige Polizeichefin zur Seite. „Jetzt lassen Sie sie doch mal.“ Sanft hob er Korra vom Sattel der Eisbärhündin und trug sie in seinen Armen zu Oogie. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wie geht’s dir?“ „Alles gut. Schön, dass du hier bist.“, antwortete Korra matt und lehnte ihren Kopf an Mako´s Brust. Dann legte der Feuerbändiger sie auf den Sattel des Bisons, strich ihr sanft durchs Haar und sagte: „Du bist in Sicherheit.“ Erschöpft schloss Korra die Augen und schlief ein. Mit einer gewissen Besorgnis studierte Shinri Asami´s Gesicht, welche den beiden hinterher sah. Sie tat ihr richtig Leid. Jeder konnte erkennen, welche Gefühle Mako für Korra hegte und anders herum war es nicht anders. Shinri erwog eine Hand auf die Schulter des Mädchens zu legen und ihr tröstende Worte zu sagen, doch sie wusste nicht, welche Worte dazu in der Lage waren. Sie konnte die Realität nicht ändern. Trotz alledem freute sich auch Shinri, dass Korra wohlbehalten wieder da war. Sicher, sie war erschöpft und brauchte etwas Ruhe, aber ihr war nichts geschehen und in Kürze würde sie wieder zu ihrer alten Stärke finden, da war sie sich sicher. Mit einigem Zögern folgte Asami Tenzin und Lin, welche auf ebenfalls auf Oogies Rücken kletterten. „War ist mit Naga?“, fragte Shinri Bolin, welcher noch neben ihr stand. Dieser überlegte kurz. „Ich bringe sie nach Hause.“, rief er Tenzin und den anderen zu, „Fliegt ihr schon mal vor.“, sagte er, auch an Shinri gewandt. „Wenn es in Ordnung ist, komme ich mit dir.“, erwiderte das Mädchen und Bolin erklärte sich als einverstanden. Also ritten die Beiden auf Naga´s Rücken zur Insel des Lufttempels. Bolin hatte die Zügel in der Hand. „Wow. Kannst du das fassen?“, fragte Bolin während dem Ritt und drehte sich halb zu Shinri um, „Tarrlok ist ein Blutbändiger. Wahnsinn.“ Shinri nickte. „Es ist ziemlich unglaublich. Ich frage mich, warum er Blutbändigen kann, ohne auf den Vollmond angewiesen zu sein.“ „Ja. Das ganze ist eine ziemlich fiese Nummer. Wer weiss wo er jetzt ist und was er vorhat.“ Bolin schauderte bei diesem Gedanken. Das miese Gefühl, welches sie während des Blutbändigens von Tarrlok heimgesucht hatte, steckte ihnen noch immer in dem Gliedern und ungutes Gefühl blieb in der Magengegend. „Warten wir erst einmal ab, was Korra zu sagen hat, wenn sie wieder zu Kräften gekommen ist.“, fügte Shinri hinzu. Es nutzte nichts, sich jetzt den Kopf zu zerbrechen, ohne alle Informationen beisammen zu haben. „Tun deine Schultern immer noch weh?“, fragte sie den Jungen und dieser bewegte den Kopf hin und her. „Etwas.“, antwortete er. Kurzerhand legte Shinri beide Hände an Bolins Schultern und begann diese zu massieren. Zuerst gab Bolin einige Schmerzenslaute von sich, doch dann entspannte er sich und begann zunehmend das Ganze zu genießen. „Oh. Ja. Das ist gut. Genau da.“, kommentierte er und Shinri grinste. „Immer schön nach vorne schauen und auf den Weg achten.“, mahnte sie, als Bolin vor lauter Genuss Naga beinahe gegen einen Laternenpfahl lenkte. Die Massage endete, als die Drei vor der Yue Bucht zum Stehen kamen und Bolin verdutzt innehielt. „Und jetzt?“ Doch Naga kannte die Antwort bereits. Mit einem weiten Satz, tauchte sie ins kühle Nass und kam mit dem prusteten Ballast wieder an die Wasseroberfläche. Trotz der Kälte, musste Shinri laut anfangen zu lachen. Es war, als sei mit dem Wasser die gesamte Anspannung von ihr gefallen und auch Bolin musste ebenfalls lachen. Die Beiden brachten Naga in ihr Schlafquartier, ehe sie sich trennten, um in den jeweiligen Schlaftrakt zu gehen. „Gute Nacht, Shinri.“ „Nacht, Bolin. Schlaf gut. Und träum nicht von bösen Blutbändigern.“, fügte sie schelmisch hinzu. Bolin umschloss seinen Oberkörper mit beiden Händen. „Musstest du das jetzt sagen? Oh Mann, jetzt habe ich garantiert Alpträume.“ „Ach komm. Korra geht es gut, also kannst du beruhigt schlafen.“ Der Erdbändiger atmete geräuschvoll aus. „Ich versuch´s.“, war die Antwort. Shinri warf ihm ein aufmunterndes, bis spöttisches Grinsen zu, ehe sie ihr Schlafzimmer aufsuchte. Dabei kam sie an Asami´s und Korra´s Zimmer vorbei, blieb kurz stehen und wünschte ihnen im Stillen eine angenehme Nachtruhe und dass alles bald gut und besser werden würde. Kapitel 16: Revolution ---------------------- 16. Kapitel – Revolution Amon stand in den dunklen Schatten seinen geheimen Unterschlupfs. Hinter ihm standen seine Untergebenen, Hiroshi Sato und der Leutnant. „Heute ist es soweit.“, sagte der Anführer der Anti-Bändigerrevolution ernst, „Heute wird Republica uns gehören.“ Die beiden anderen lächelten zufrieden. Dann wandte sich der Maskierte an den Industriellen. „Sorge dafür, dass alle Luftschiffe bereit stehen und startklar sind.“ „Ja.“ Mit diesen Worten entfernte sich Herr Sato und schloss die Tür hinter sich. „Leutnant.“ Amon sah den letzten mit ihm im Raum verbliebenen Mann an. „Ja?“ „Die Revolution steht unmittelbar bevor. Nehme dich zunächst der Insel des Lufttempels und Tenzin´s Familie an. Dann bringe mir Aya.“ Der Blick des Leutnants verfinsterte sich. „Bist du dir sicher? Schließlich...“ Mit einer raschen Handgeste schnitt der Mann mit der Maske dem anderem das Wort ab. „Lass das meine Sorge sein. Bring sie einfach zu mir! Um den Rest kümmere ich mich.“ Nach einer nur kurz anhaltenden Stille, verbeugte sich der Equalist und verlies ebenfalls den Raum. Unter seiner Maske lächelte Amon zufrieden. Sein Sieg stand unmittelbar bevor. Erst Republica, dann der Avatar und danach die ganze Welt. Und alles schien in greifbarer Nähe zu liegen. Korra hatte bis in den späten Mittag hinein geschlafen, was aber nach den vorausgegangenen Ereignissen kein Wunder war. Nachdem der Avatar von Bolin und Shinri beinahe zu Tode gedrückt wurde, tischte Pema dem Mädchen ein reichhaltiges Mal auf, an dem sie sich stärken konnte. Dankbar biss Korra in ein Brötchen und seufzte genießerisch: „Dein Essen ist total lecker, Pema. So langsam fühle ich mich wieder wie ein Mensch.“ Während sie aß, erzählte sie, auf Lin´s und Tenzin´s Fragen hin, was ihr und Tarrlok nach ihrer Entführung widerfahren war. Tenzin, Lin, Bolin, Mako und Shinri lauschten gebannt den Erklärungen. Pema und Asami waren in die Küche gegangen um Korra noch mehr Essen zu besorgen. Tarrlok war also nicht nur ein Blutbändiger, sondern auch Yakones Sohn, einer der gefürchtetsten Kriminellen Republicas seiner Zeit und ebenfalls ein Blutbändiger von wahrer Größe, ehe Avatar Aang ihm diese Fähigkeit nahm. Korra schloss die Geschichte damit ab, dass Amon sie beinahe erwischt hätte, doch sie, im Gegensatz zu Tarrlok, entkommen konnte. Tarrlok war also in die Fängen des Anführers der Anti Bändiger Revolution geraten. Shinri war sich nicht sicher, ob sie Mitleid mit diesem Mann empfinden sollte. Schließlich hatte er seine Bändigerfähigkeiten schamlos ausgenutzt, um anderen zu schaden. Aber Tenzin gab noch etwas anderes zu bedenken: „Das Ganze ist sehr beunruhigend. Amon fühlt sich immer stärker. Er überfällt ein Ratsmitglied, der Avatar entkommt ihm nur knapp... Ich fürchte Amon steht kurz vor dem entscheidendem Angriff.“ Alle Gesichter wurden augenblicklich ernst und es trat eine kurze Stille ein. Dann sahen sich die Mitglieder von Team Avatar in die Augen und sofort wusste jeder von ihnen, was dem jeweils anderem im Kopf vorging. Schließlich ermunterte Tenzin Korra ihr Mahl fortzusetzen und als der Tee ausgetrunken war, stand Mako auf und ging in die Küche zu Pema und Asami um neuen zu besorgen. Bolin und Shinri stibitzen Korra einige Häppchen und genossen ebenfalls Pema´s Kochkünste. Noch bevor Mako mit dem Tee zurück kam, erhob sich Tenzin und erklärte, dass er zu einer Ratsversammlung müsse und Lin folgte ihm nach draußen. Schließlich kamen Mako und Asami aus der Küche zurück. Ihre Gesichtausdrücke waren finster und sie sprachen kein Wort miteinander. Ehe jemand sie darauf ansprechen konnte, spürte Shinri eine Erschütterung gefolgt von Lärm, der nur von aufeinanderfolgenden Explosionen herrühren konnte. Die Fünf sahen sich an und sprangen augenblicklich auf, um nach draußen zu rennen. Die drei Luftbändigerkinder kamen ihnen entgegen und flüchteten in die Sicherheit ihres Zuhauses. Lin erwartete Korra, Bolin, Mako, Asami und Shinri draußen. „Wir haben Explosionen gehört. Was ist denn los?“, fragte Korra die ehemalige Polizeichefin, welche sie draußen bereits erwartete. „Republica wird offenbar angegriffen.“, antwortete diese. Die Augen aller Anwesenden weiteten sich vor Schrecken, doch auch ohne diese Worte, wäre Shinri zu demselben Schluss gekommen. Der Himmel über der Hauptstadt war voller Luftschiffe der Equalisten und unzählige Explosionen erhellten die Luft über der Stadt. Amon hatte zu seinem entscheidenden Schlag ausgeholt. Seine Revolution hatte begonnen und bereits volle Ausmaße angenommen. Eine weitere Bombe schlug in einem Gebäude Republica´s ein und lies dieses in sich zusammen fallen. Ein weiterer Gedanke raste durch Shinri´s Kopf. Was war mit den Menschen dort? Was wenn welche bei den Angriffen verletzt wurden? Es waren nicht nur Bändiger unter ihnen. Amon kannte wirklich keine Skrupel. Und was war mit Hasook? Ob es ihm gut ging? Und wie mochte es wohl den anderen Ratsmitgliedern ergehen? War Tenzin in Sicherheit? Das Mädchen hatte, ohne es selbst zu merken, angespannt die Fäuste geballt und zu zittern begonnen. So viele verschiedene Gedanken rauschten durch ihren Kopf und die vielen Emotionen, die sie gleichzeitig zu fühlen schien, brachten sie beinahe um den Verstand. Ehe sie völlig im dem Strudel versank und unterging, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Es war Mako. „Mach dir keine Sorgen.“, sagte er ruhig, ehe sein Blick wieder die ehemalige Polizeichefin fixierte. Auch Bolin, Asami und Korra schenkten Shinri einen aufmunternden Blick, ehe der Avatar laut sagte: „Wir müssen nach Republica. Tenzin braucht vielleicht unsere Hilfe.“ „Das kommt nicht in Frage. Tenzin bat mich auf euch alle aufzupassen.“, kam es von Lin, „Ihr werdet hier bleiben, wo ich euch beschützen kann und ihr in Sicherheit seid. Tenzin kann auf sich selbst aufpassen.“ Wie üblich gelang es ihr, ihre Sorgen um den Luftbändigermeister zu verbergen. „Wir gehen! Ob Sie uns die Erlaubnis dafür geben, oder nicht!“, erwiderte Korra stur, „Und glauben Sie mir: Wir können auf uns selbst aufpassen.“ Lin atmete geräuschvoll aus. Ihr Blick wurde etwas weicher. „Also schön. Aber gebt gut auf euch acht, Kinder. Ihr alle.“ Ihr Blick ruhte nacheinander auf jedem einzelnen Mitglied des Team Avatars. Ohne weitere Worte, rannten die Kinder los, zu einem der Segler, welcher sie zum Festland brachte. Dort suchten sie Asamis zurückgelassenes Autos. Sie fanden es, ziemlich ramponiert, aber noch funktionstüchtig, gegen einen Laternenmast gefahren. Asami sah auf Korra herab und legte eine Hand auf ihre Hüfte. „Na toll. Super eingeparkt.“ „Hey!“, empörte sich Korra, „Ihr wurdet festgenommen und ich stand plötzlich allein mit dem Auto da. Ich hatte laut und deutlich gesagt, dass ich nicht Auto fahren kann.“ „Unter diesen Umständen war das gar nicht übel.“, meinte Bolin aufmunternd und nahm die Strafzettel in die Hand, welche an der Scheibe der Wagens klemmten, „Doch wie sollen wir die ganzen Strafzettel bezahlen?“ Unwirsch nahm Mako die Zettel seinem Bruder ab, ehe er sie zerriss und verbrannte. Kommentiert wurde das ganze mit einem ungläubigen, erschrockenem Aufschrei von Bolin. „Was glaubst du? Unsere Stadt wird angegriffen. Die Polizei hat andere Sorgen, als Strafzettel.“ Eigentlich hatte er Recht, auch wenn diese respektlose Haltung der Polizei gegenüber Shinri etwas missfiel. Asami ging zum Kofferraum des Satomobiles, holte den elektrischen Handschuh heraus und zog ihn über die rechte Hand. „Wer weiss wofür es gut ist.“ Dann setzte sie sich ans Steuer. Korra und Shinri hatten bereits auf der Rückband Platz genommen. Als Mako sich anschickte, sich neben Asami zu setzten meine diese: „Willst du hinten sitzen? Bei Korra?“ „Ja? Wieso nicht?“ Sofort lies Mako von der Beifahrertür ab, abgelöst von seinem Bruder, welcher sich auf den Beifahrersitz fallen lies und setzte sich neben Korra, die nun zwischen Shinri und dem Feuerbändiger saß. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Korra ihn. „Ja. Könnte kaum besser sein.“, gab Mako zur Antwort und verschränkte die Arme vor der Brust. Seinem Tonfall und seinem Gesichtsausdruck zur Folge, war die Stimmung alles andere als gut. Doch ehe sie weiter darüber grübeln konnte, fuhr Asami ruckartig los, rammte beinahe einen anderen Wagen, ehe sie mit quietschenden Reifen Richtung Rathaus los düste. Das Team kam gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie der am Boden liegende und offenbar besinnungslose Tenzin von sechs Robo-Panzern umzingelt wurde. Asami gab Gas und Bolin bändigte eine Rampe aus der Erde, sodass das Auto, aus dem die Fünf nun rau sprangen, in die Luft katapultiert wurde und gegen einen der Panzer krachte, welcher einen zweiten mit zu Boden riss. Die verbliebenen vier von Equalisten gesteuerte Robo-Panzer, wandten sich den Neuankömmlingen zu. Sofort griffen beide Seiten an. Korra schleuderte Wasser, Mako feuerte flammende Feuerzungen, Bolin und Shinri bändigten Gesteinsbrocken auf die Gegner. Einer der Steine fand sein Ziel und riss den nächsten Panzer um. Doch ein anderer erwischte Mako mit seinem Greifarm und sandte einen elektrischen Impuls aus, allerdings leitete der Feuerbändiger diesen zurück, sodass stattdessen der Robo-Panzer die gesamte Ladung abbekam und funktionsuntüchtig in sich zusammen sackte. Korra nahm sich das nächste Gefährt vor und bändigte in die Rohre bändigte, woraufhin der Motor des Roboters versagte. Bolin gab ihm den Rest, als er die Erde, auf dem das Ungetüm stand bändigte und ihn somit zu Fall brachte. Asami nahm sich inzwischen den beiden Equalisten an, die dabei waren ihre Gefangenen und Tenzin in den Laster zu verladen und zu Amon zu bringen. Die elektrifizierte Beide und verhinderte so, dass Tenzin abtransportiert wurde. Weitere Equalisten tauchten auf, doch nach einem kurzen Gefecht, schaltete Asami auch diese aus. Inzwischen war einer der anderen Robo-Panzern dem Lieferwagen, in dem die Gefangenen lagen, gefährlich nahe gekommen. Shinri stellte sich vor den Transporter und feuerte eine Steinsalve nach der anderen auf den Panzern, sodass dieser schließlich getroffen rückwärts taumelte. Ein letzter gigantischer Fels zertrümmerte den Größenteil der Ausstattung, sodass Shinri sich nun Tenzin widmen konnte, welcher allmählich zu sich kam. „Geht es Euch gut?“, fragte das Mädchen diesen besorgt. Der Luftbändigermeister fasste sich an den noch schmerzenden Kopf. „Ja. Danke.“, richtete er seine Worte an die beiden Mädchen, ehe er aus dem Transporter sprang und dem Kampf beiwohnte. Er und Mako nahmen sich dem nächsten Panzer an, welcher schlussendlich mithilfe eines Luftstoßes von Tenzin in die Luft geschleudert wurde und auf dem Turm des Polizeipräsidiums wieder ankam. Schließlich entschied das Team Avatar den Kampf für sich. „Alles gut gegangen?“, fragte Korra ihren Mentor, als sich die Gruppe versammelte. „Ja zum Glück.“, antwortete dieser, „Danke, Kinder. Eine Sekunde später und ich wäre jetzt auf dem Weg zu Amon.“ „Ähm...“, unterbrach Mako in diesem Augenblick, „Leute, seht mal!“ Mit diesen Worten deutete auf den fernen Horizont. Dort bildete sich ganz klar die Insel des Lufttempels ab und... ein weiteres Luftschiff der Equalisten. Tenzins Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Oh nein!“ Hastig wandte er sich ab und rannte auf sein treues Bisons zu, welchem er mit einem Luftsprung erklomm. Er bedeutete den anderen es ihm gleich zu tun. Es gab keine Zeit zu verlieren. „Yip yip!“ Sofort hob Oogie ab und flog zur Insel. Doch statt einem Kampf erwarteten die Sechs dort gefangene Equalisten und Tenzin´s Kinder, welche freudestrahlend auf ihn zu gelaufen kamen. „Papa!“ „Dem Himmel sei Dank.“, atmete dieser erleichtert aus, „Ihr seid wohl auf.“ Er nahm seine Kinder in eine väterliche Umarmung. „Wir haben die bösen Männer geschnappt.“, rühmte sich Meelo, welcher auf den Kopf seines alten Herren geklettert war. „Du hast sie kämpfen lassen?“, fragte Tenzin Lin, welche zu ihnen getreten war, „Ist dir klar wie das hätte ausgehen können?“ „Ich wäre jetzt tot ohne deine Kinder.“, meinte die Frau leichthin, „Du kannst stolz auf sie sein. Sie haben viel von dir gelernt. Und jetzt geh. Geh zu deiner Frau.“ Lin deutete auf den Gang, der in das innere des Gebäudes führte. Tenzin und seine Kinder kamen der Aufforderung nach. Mit etwas Abstand folgten Shinri, Korra und Mako. Dort in dem großen Bett lagen Pema und ein kleines Baby. Tenzin und ihres. Tenzin setzte sich neben seine Frau und auch seine Kinder erklommen das Bett. Shinri lächelte, als sie des Bildes gewahr wurde, als sie eintrat. Trotz allem Chaos gab es hier noch so etwas wie Friede und Harmonie, Geborgenheit und Zusammenhalt einer Familie. Doch dieses Ebenbild des Glückes währte nicht lange. „Ich will ja nicht stören, aber es kommen noch mehr Luftschiffe.“, verkündete Korra. „Es wird nicht alles wieder gut, oder Papa?“, fragte Ikki niedergeschlagen. Tenzin sah jedes einzelne Mitglied seiner Familie an, ehe er Korra und den anderen nach draußen folgte. Asami und Bolin hatten in der Zwischenzeit den Himmel im Auge behalten, an welchem sich deutlich mehrere Luftschiffe abzeichneten, welche die Insel ansteuerten. „Was habt Ihr jetzt vor, Tenzin?“, fragte Korra ihren Lehrmeister. Dieser seufzte lauf auf. „Ich muss meine Familie beschützen und sie soweit wie möglich von diesem Krisenherd hier wegbringen. Dass Amon meine Kinder in seine Gewalt kriegen könnte... Ich darf gar nicht daran denken.“ „Wohin ihr auch geht, ich werde euch begleiten.“, mischte sich Lin ein und ehe Tenzin sie unterbrechen konnte, fuhr sie fort: „Keine Widerrede. Du und deine Familie, ihr seid die letzten Luftbändiger. Ich werde nicht zulassen, dass Amon euch die Bändigerkraft nimmt.“ „Danke, Lin. Korra.“ Der Luftbändigermeister wandte sich seiner Schülerin zu, „Ich möchte, dass du die Insel verlässt und dich erst einmal versteckst.“ Man sah Korra an, dass sie mit diesem Vorschlag alles andere als einverstanden war. „Ich gebe nicht einfach auf!“, meinte sie, eine Hand zur Faust geballt. „Das verlange ich nicht von dir.“, sagte Tenzin, „Die Vereinten Streitkräfte sind auf dem Weg. Sie werden bald hier sein. Sobald meine Familie in Sicherheit ist, kehre ich zurück. Mit der Verstärkung können wir das Blatt in diesem Krieg wenden.“ „Was Ihr mir sagen wollt ist, dass wir Geduld üben sollen...“, entgegnete Korra, nicht sonderlich begeistert. Sanft legte Tenzin ihr eine Hand auf die Schulter. „So ist es, Korra.“ Nun erhellte ein Lächeln das Gesicht des Avatars und auch ihr Meister erwiderte das Lächeln seinerseits. Nachdem sie sich zum Aufbruch bereit gemacht hatten. Versammelten sich Tenzins Familie, einige Wachen vom Weißen Lotus und das Team Avatar auf dem großen Hof vor dem Tempel. Korra umarmte ihren Luftbändigermeister zum Abschied. „Pass auf dich auf, Avatar.“, sagte Tenzin, als sie voneinander abließen. „Ihr auch.“ „Tenzin, wenn wir hier noch weg wollen, sollten wir jetzt aufbrechen.“, rief Lin von Oogies Rücken aus herab. Mit einem Luftsprung setzte sich Tenzin an die Zügel seines Bisons. „Oogie, yip yip.“ Mit diesen Worten hob das Himmelsbison ab. Die anderen sahen ihnen nach. Sofort drehten die Luftschiffe ab, um dem Bison zu folgen. Hoffentlich würden es Tenzin und die anderen schaffen, dachte Shinri im Stillen. Doch kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, bohrte sich ein Drahtseil nicht weit entfernt von ihrem Standort in den Boden. Offenbar waren doch noch nicht alle Luftschiffe abgedreht. Als sich Equalisten von dem Flugobjekt abseilten, stellten sich die Mitglieder des Weißen Lotus schützend vor die Gruppe. „Flieht! Wir halten sie auf!“, sagte einer von ihnen. Ohne Widerrede sprang Korra gefolgt von den anderen auf Naga, welche sofort los trabte. Als sie Richtung Inselrand ritten, schlitterte Amon´s rechte Hand, der Typ mit den Kalistäben einen Abgang herab und schickte sich an die Gruppe anzugreifen. „Schnurrbarttyp!“, rief Bolin alarmierend, doch ein Sprung von Naga und ein Tatzenschlag ihrerseits beförderte den Leutnant ins nächste Gebüsch. „Gut gemacht, Naga.“, lobte Korra ihr Begleittier, als sie wieder alle Pranken auf den Boden gesetzt hatte Das Letzte, was Shinri sah, ehe Naga sich in die Fluten der Yue Bucht stürzte und Korra eine Wasserblase um sie erschuf, war wie die Männer des Weißen Lotus von den Equalisten umkreist wurden. Auch ihnen wünschte sie im Stillen viel Glück. Am Festland angekommen kletterten Naga und das Team Avatar aus dem Wasser, in die Kanalisationsrohre, die unter die Stadt führen. Traurig sahen sie in den Himmel, wo die Luftschiffe über der Insel schwebten. „Korra, wir müssen jetzt weiter.“, erinnerte Mako, legte eine Hand um das Mädchen und führte sie tiefer in das Kanalisationssystem. Die anderen folgten ihnen wortlos. Dabei hing jeder seinen eigenen, traurigen Gedanken nach. Sie fanden in einem Unterschlupf im Tunnelsystem unter Republica Zuflucht. Dorthin hatten sich auch unzählige Obdachlose geflüchtet. Darunter auch Gommu, ein alter Bekannter von Korra, wie es schien, der ihnen sofort seine Hilfe anbot. Er führte sie zu dem Unterschlupf, gab ihnen Decken und etwas warmes zu Essen. Auch seine Kameraden waren hilfsbereit und es gab unter ihnen Bändiger und Nichtbändiger gleichermaßen. Shinri warf sich auf ihre Decke, die ihr Gommu überlassen hatte und versuchte zu schlafen. Die drehte sich mal auf die eine, dann auf die andere Seite und warf Korra, Mako, Asami und Bolin, welche allen Anschein nach friedlich schliefen einen Blick zu. Sie drehte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und starrte an die Decke. Über ihren Köpfen kämpften vermutlich gerade die Equalisten gegen Bändiger und auch Nichtbändiger, die sich in ihren Weg stellten. Wie viele Verletzte es wohl geben würde? Wie gerne wäre Shinri aufgestanden und hätte den armen Menschen geholfen, doch sie wusste, da oben war sie nur allzu leichte Beute für Amon´s Anhänger und würde nichts ausrichten können. Also blieb ihr nur übrig abzuwarten, bis die Vereinten Streitkräfte eintrafen und gemeinsam mit ihnen die Stadt zurück zu erobern. Kapitel 17: Entführt -------------------- 17. Kapitel – Entführt Shinri wurde von Gommu geweckt, welcher sich über sie beugte und ihr laut einen Morgengruß ins Gesicht brüllte. „Guten Morgen. Na gut geschlafen?“ Sie schreckte hoch und sah sich um. Die anderen waren bereits versammelt und aßen mit mehr oder minder begeisterten Gesichtsausdruck das Frühstück, welches der Obdachlose ihnen besorgt hatte. „Ähm... Ja, danke. Und selbst?“, wandte sich das Mädchen höflich an Gommu. „Bestens.“, grinste dieser und führte sie zu den anderen und drückte ihr eine Schale mit undefinierbarer Grütze in die Hand. „Danke.“ Sie versuchte ein Lächeln und begann die Brühe zu löffeln. Naja, sie hatte auf ihrer Zeit auf der Straße schon schlimmeres gegessen. Bolin jedenfalls schien das Mahl zu genießen. Die anderen wirkten nicht so begeistert. Besonders Korra war in Gedanken versunken, vermutlich wurmte sie die Untätigkeit, zu welcher sie alle verdammt waren. Der Tag ging nur schleppend vorüber. Die Obdachlosen gaben ihr bestes um dafür zu sorgen, dass sich die Neuankömmlinge wohl fühlten, das wusste Shinri zu schätzen, doch sie konnte die Außenwelt nicht einfach vergessen und die Geschehnisse ignorieren. Am Abend kämpfte sie wieder, um wenigstens einige Stunden Schlaf zu bekommen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Ihre Gedanken kreisten neben das Wohlergehen um die Menschen über ihr, um den Menschen, der einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen gesichert hatte: Hasook. Ob er in Ordnung war? Ob es ihm gut ging? Hatte er sich verstecken und in Sicherheit bringen können? War er vielleicht sogar schon in die Fänge der Equalisten geraten? Hatte Amon ihm seine Bändigerfähigkeiten genommen? Nur bei dem Gedanken schauderte es ihr. Die Kälte schien all ihre Glieder zu überfallen. Shinri zog ihre Beine näher an den Oberkörper und umschloss diese mit ihren Armen. Er war ein guter Kämpfer, ja aber er konnte sich nicht gegen unzählige, bewaffnete Equalisten und Robo-Panzer und wer wusste was ihnen noch alles zu Gebote stand, zur Wehr setzen. Sie krallte die Finger in ihre Haut und biss sich auf die Unterlippe. Sie versicherte sich, dass alle schliefen, ehe sie sich leise erhob und sich unmerklich Richtung Ausgang stahl. „Wo willst du hin?“ Shinri zuckte zusammen, als Mako neben ihr auftauchte. Eine Flamme züngelte um seine Fingerspitzen und erhellte ihre beiden Gesichter und lies den Rest in Dunkelheit getaucht. „Ich...“ Das Mädchen erwog die alte Toilettenausrede zu benutzen, doch sie war keine gute Lügnerin. Mako würde ihre Lüge sicherlich durchschauen. „Ich wollte...“ „Sag nichts...“, kam ihr der Feuerbändiger zuvor, „Du wolltest zu Hasook, richtig?“ Shinri sah auf. „Woher?“ „Jetzt komm schon.“, tadelte der Junge, „Wir wissen beide, dass er dir nicht gerade egal ist.“ Das Mädchen zögerte, nickte dann aber. „Ja... Deshalb... Ich will nur wissen, ob es ihm gut geht.“ „Aber da draußen ist es gefährlich. Wenn Amon, oder seine Schergen sich erwischen...“ „Ich weiss... Dennoch.“ Mako seufzte auf. „Du wirst nicht gehen.“, sagte er streng. „Aber Mako, wenn Korra, oder Asami an seiner Stelle wären, würdest du doch sicher auch...“ „Jedenfalls nicht alleine.“, unterbrach der Schwarzhaarige ihre Rede, „Ich komme mit dir.“ „Mako...“ „Jetzt komm, oder willst du die anderen aufwecken? Wir sollten vor Sonnenaufgang zurück sein.“ Shinri nickte und lächelte dankbar. „Danke, Mako.“ „Keine Ursache. Komm.“ Er schlich los und bedeutete ihr ihm zu folgen. Draußen war es noch dunkel, aber der Mond schien hell genug, sodass Mako die Flamme löschen konnte. Wäre ohnehin nicht besonders klug, seine Bändigerfähigkeiten offen zu zeigen. Wer wusste schon, wer zuschaute? Gemeinsam schlichen die Beiden durch leeren und dunklen Gassen Republicas. Mako kannte sich gut aus und wusste genau, welche Wege sie nehmen konnten, um nicht entdeckt zu werden. In der Nähe des Rathauses, drückte sich Mako gegen eine Hauswand und hielt Shinri zurück. „Warte.“ „Was...“ „Psst.“ Er legte einen Finger an die Lippen und versuchte in der Dunkelheit etwas auszumachen. Im nächsten Augenblick fanden sich die beiden Suchenden an der Wand, an der sie zuvor gelehnt hatten, festgefroren. Eine Gestalt näherte sich ihnen und blieb kurz vor ihnen stehen. „Mako? Shinri?“ Die Person kam näher,sodass der Mondschein nun sein Gesicht erhellte. „Hasook?“ Sofort lies der Wasserbändiger das Eis schmelzen und gab Shinri und Mako somit frei. Sofort stürzte sich Shinri in die Arme ihres Freundes. „Dir geht es gut!“ „Klar.“, meinte dieser, lächelte sanft auf sie herab, ehe er Mako fixierte. „Hi, Hasook...“, meinte dieser, mit der Situation offensichtlich etwas überfordert. Er hüstelte schließlich und Shinri lies Hasook los. „Was macht ihr beiden hier?“, fragte der Junge und das Mädchen antwortete: „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, du Vollidiot. Ich dachte sie hätten sich vielleicht erwischt.“ „Dasselbe könnte ich von euch sagen. Ich dachte sie hätten eure Insel angegriffen.“ „Das haben sie auch.“, erwiderte Mako, „Aber wir konnten entkommen und verstecken uns in dem Tunnelsystem unter der Stadt.“ „Verstecken? Du meinst wohl eher verkriechen.“, entgegnete Hasook. „Wenn du damit andeuten willst, das wir Feiglinge seien, dann...“ „Hört auf!“, rief Shinri aus und stellte sich, beide Arme ausgestreckt zwischen die Jungs. Dann wurde ihr bewusst, dass sie sich leise verhalten sollte und senkte ihre Stimme. „Hört auf zu streiten.“ Sie sah Hasook an. „Wir verkriechen uns nicht. Wir warten.“ Dann warf sie Mako einen Blick zu. „Ich entschuldige mich für sein Verhalten.“ Hasook lachte spöttisch. „Warten? Worauf? Schöneres Wetter? Oder dass Amon in den Urlaub fährt und seine Bande mitnimmt?“ „Auf die Vereinten Streitkräfte, du Leuchte.“ Das brachte den Jungen wohl doch etwas aus dem Konzept. „Die Vereinten Streitkräfte?“ Er sah die anderen Beiden an. „Ja.“, antwortete der Feuerbändiger. Hasook verschränkte die Arme vor der Brust. „Na hoffentlich bewegen die bald ihre Ärsche hierher und erobern unsere Stadt zurück.“ „Sie sind bereits auf dem Weg, wenn es das ist was du wissen willst.“, erwiderte Mako säuerlich. „Na dann...“, meinte Hasook, ehe er wieder Shinri ansah. „Dann geht euch mal weiter verkri... Wartet weiter ab und lasst euch ja nicht erwischen.“ Ehe Mako ein bissiges Kommentar abgeben konnte, vermittelte das Mädchen flüsternd: „Das ist seine Art zu sagen, wir sollten vorsichtig sein und auf uns acht geben.“ Dann sagte sie laut: „Jep. Lass dich bloß nicht von Amon fangen.“ Hasook grinste breit. „Ich doch nicht. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie die Streitkräfte ihn aus der Stadt vertreiben. Das wird ein Fest.“, freute er sich. „Klar und du bist in erster Reihe dabei.“ „Aber sowas von.“ Shinri schüttelte lächelnd den Kopf, wurde dann wieder ernst und sah ihrem Freund tief in die Augen. Auch dieser hielt inne und sagte: „Unsere Dates müssen wir dann wohl erst mal pausieren.“ Shinri nickte. „Erst wenn es wieder sicher ist...“ „Und möglichst noch, bevor du weg bist.“ Er packte ihre Schulter. „Natürlich. Jetzt hör auf Trübsal zu blasen. Erstmal machen wir uns Gedanken um diesen Amon. Der Rest kommt danach, falls es das überhaupt geben wird.“ „Das ist ja sehr aufmunternd.“, mischte sich Mako ein. „Wer hat dich gefragt?“ „Ich dachte du jagst Amon höchst persönlich aus der Stadt.“ „Den ersten, den ich gleich aus der Stadt jagen werde bist du, Mako.“ „Du vergisst, dass ich der bessere Bändiger von uns beiden bin, Hasook.“ Die beiden starrten sich feindselig an. Shinri kämpfte mit Wut und Trauer gleichermaßen. Sie hatte Hasook bestimmt nicht aufsuchen wollen, damit alles wieder im Streit ausartete. „Jungs...“, begann sie. „Was?“, war die unwirsche Antwort. Na immerhin waren sich die beiden einig, dass man sie beim Streiten nicht stören durfte. „Darf ich euch daran erinnern, dass wir uns eigentlich unauffällig benehmen sollten, um nicht erwischt zu werden? Ihr weckt die halbe Stadt auf.“ Die beiden Jungs schwiegen augenblicklich, auch wenn man ihnen ansah, dass ihnen noch einiges auf der Zunge lag. „Außerdem... Möchte ich, dass ihr euch entschuldigt.“ „Was?“, kam es wieder wie aus einem Munde. „Wieso?“ „Warum ich? Er hat doch angefangen.“ „Ist mir egal wer von euch angefangen hat.“, meinte Shinri und sah die beiden ernst an. „Ich möchte nicht, dass wir alle im Streit auseinander gehen. Ihr beide seid mir wichtig und ich möchte, dass ihr euch vertragt.“ Sie grinste schief. „Ihr müsst euch ja nicht gleich lieb haben. Außerdem...“ Sie wurde wieder ernst. „Ist Freundschaft in diesen Zeiten sehr wichtig... Das habe ich gelernt. Feinde macht man sich genug. Freunde kann man nie genug haben.“ „Du hast zu lange bei den Luftphilosophen rumgehangen.“, meinte Hasook, doch ein Blick genügte und er räumte ein: „Aber irgendwie... hat sie jedenfalls etwas Recht. Sorry.“, nuschelte er, aber immerhin laut genug, damit man es verstehen konnte. „Entschuldigung angenommen.“ „Und?“ „Was und? Wofür soll ich mich...?“ „Mako!“, mahnte Shinri. „Ja okay. Es tut mir Leid. Zufrieden?“ Das Mädchen grinste. „Fast.“ „Was denn noch?“ „Soll ich ihn umarmen und küssen, oder was?“ „Nein das nicht, aber ein Handschlag wäre nicht schlecht.“ Die Jungs verdrehten die Augen und schlugen tatsächlich in die ausgestreckte Hand des anderen ein. Shinri grinste zufrieden und umarmte die beiden. „Perfekt.“ „Sind wir jetzt verheiratet, oder so?“, scherzte Hasook. „Klar. Nach dem ganzen hier, haben wir ein nettes dreier Date.“ „Um Himmels Willen. Bitte nicht.“ Shinri lies von ihnen ab und drückte kurz Hasooks Hand. „Pass auf dich auf, ja?“ „Du auch.“ Hasook gab dem Mädchen einen kurzen Kuss, ehe er die Hand zum Abschied hob und auffällig unauffällig davon schlenderte. „Okay. Gehen wir.“, sagte Mako und spähte um die Ecke. Wäre es um die Reflexe des Jungen nicht so gut bestellt gewesen, hätte er wohl eine Brandnarbe im Gesicht davon getragen, den etwa auf Augenhöhe war eine der Scheiben angeflogen, welche einen Gegner elektrifizieren und fesseln konnte. Shinri waren diese Geräusche inzwischen vertraut genug. Sie wusste genau, dass hinter der Ecke einige Equalisten und der Leutnant in Begleitung eines, oder mehrerer, Robo-Panzer warteten. Mako, welcher sich gegen die Wand drückte, atmete tief durch, erteilte Shinri einen Wink, der ihr sagen sollte, dass sie sich still verhalten sollte, ehe er hervorsprang und den Panzer und die Equalisten mit Feuerstößen attackierte. Zunächst überrascht, wurden einige Equalisten überrumpelt und von den Stößen getroffen. Doch dem Panzer machten die Feuerzungen gar nichts aus. Shinri beschloss den Befehl, den Mako ihr gegeben hatte, zu ignorieren, sprang ebenfalls aus ihrem Versteck und bombardierte den Panzer mit Felsbrocken. Gezielte Schüsse auf die Glasscheibe der Führerkabine, liesen diese schließlich zerbrechen, doch ehe sie an den Fahrer heranreichte, feuerte dieser eine weitere Scheibe ab. Shinri´s Augen weiteten sich und alles schien in Zeitlupe zu verlaufen. Mako war zu weit von ihr entfernt, als dass er etwas hätte unternehmen können. Unaufhaltsam flog die Scheibe auf sie zu und langsam traten die Drahtseile hervor, die sich sicher bald um ihren Körper schlingen wurden um dann elektrische Impulse auszusenden. Auch wenn sie wusste, dass es sinnlos war, hielt sie die Arme vors Gesicht und schloss reflexartig die Augen. Doch der elektrische Schlag blies aus. Stattdessen hörte sie, wie Wasser zu Eis gefror, ehe es zu Boden fiel und zerschellte. Sie öffnete die Augen wieder. Vor ihr stand Hasook, offenbar von den Kampfgeräuschen alarmiert. Er hatte die Disk im Flug eingefroren und dafür gesorgt, dass sie nutzlos geworden am Boden lag. Man sah, dass der Leutnant alles andere als glücklich über den Neuankömmling war. Er bellte hastige Befehle und gab Handzeichen, woraufhin noch mehr Equalisten losstürmten und der Robo-Panzer losfuhr. Ein Wasserschwall bewahrte Mako davor, von einen Equalisten getroffen zu werden, aber nicht davor nass zu werden. „Hey!“, fuhr er seinen Retter an. „Ich nehme das als Danke.“, meinte dieser grinsend, bemerkte aber nicht, dass sich in der Zwischenzeit ein Halbkreis aus Equalisten um ihn gebildet hatte, welche die elektrischen Handschuhe in die Höhe hielten. Mako legte einen Sprung hin, bei dem jedes Kaninguru vor Neid erblasst wäre, und setzte mit einem einzigen Feuer-Fußkick die Angreifer außer Gefecht. „Gern geschehen.“, sagte er schelmisch lächelnd. „Hmpfh.“ Nun standen die Beiden Rücken an Rücken und setzten sich gegen die Equalisten zur Wehr. Auch Shinri blieb nicht tatenlos. Sie bändigte Stein um Stein und schickte die Angreifer in den Staub. Allerdings entging ihr nicht, dass sie sich immer weiter von Mako und Hasook entfernte. War dies der Plan der Equalisten? Aber warum? Doch sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn die Angreifer gaben ihr dafür keine Zeit. Immerhin war es ihr gelungen, den Robo-Panzer funktionsunfähig zu machen und ein ziemlich ramponiert wirkender Equalist kletterte aus der Führerkabine und taumelte benommen zu Boden. Doch der war nun ihr geringstes Problem, den es war dem Leutnant gelungen, all ihren Angriffen ausgewichen und bis auf wenige Meter an sie heran zu kommen, sodass er sie mit seinen Kali-Stäben attackiere. Auch Mako und Hasook erging es nicht besser. Einige Angriffe der Chiblocker war es gelungen, ihr Ziel zu finden, sodass ihre Bändigerfähigkeiten nachließen und zugleich versiegten. Ein heftiger Tritt und einen harten Schlag später, fanden sich die beiden Jungs auf dem Boden wieder. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie es dem Bart-Typen gelang, einen heftigen Treffer mit seinen Stäben zu landen, sodass Shinri in die Knie ging. „Shinri!“ Ein weiterer Treffer und das Mädchen sackte besinnungslos zu Boden. Zufrieden steckte der Leutnant seine Waffen zurück in die Batteriestation, welche er auf seinem Rücken trug. Mehr bekamen Mako und Hasook nicht mit, denn auch sie wurden von den Equalisten elektrifiziert und verloren das Bewusstsein. Als die anderen Equalisten sich anschickten, die beiden Bändigerjungen in den Transporter zu laden, sorgte der Leutnant mit einer raschen Bewegung seiner Hand dafür, dass sie inne hielten. „Lasst sie liegen.“, befahl er knapp, „Amons Befehle lauteten nur das Mädchen zu fangen.“ „Aber...“ „Wollt ihr Amon´s Befehle in Frage stellen?“ Damit waren jegliche Diskussionen beendet und nur das Mädchen wurde in den Transporter der Equalisten geworfen, welcher zu Amon fuhr. Der neue Tag dämmerte bereits, als Mako und Hasook zu sich kamen. Sie brauchten nur Sekunden, um die Situation zu verfassen. „Shinri?“ „Shinri!“ Doch die Rufe verhallten ungehört. „Verdammt.“, fluchte Mako. „Das ist alles deine Schuld.“, behauptete Hasook. „Meine Schuld?“, entrüstete sich Mako, „Ich habe mich jedenfalls nicht von hinten überrumpeln lassen.“ „Dafür war ich nicht derjenige, der Shinri eigentlich sicher nach Hause bringen sollte und bin nicht den Equalisten genau in die Arme gerannt.“ Wütend knurrte Mako laut auf und sah sich um. Keine Spur von Shinri. Dann begann er nachzudenken. Warum hatten die Equalisten sie zurück gelassen und nur Shinri mitgenommen? „Verdammt!“, fluchte da hinter ihm Hasook laut. Mako atmete tief durch. „Es nützt nichts, wenn wir uns jetzt gegenseitig Vorwürfe machen. Das hilft weder uns, noch Shinri.“ Zerknirscht musste sich Hasook eingestehen, dass er Recht hatte. Shinri war möglicherweise bereits in der Gewalt von Amon. Und Vorwürfe würden ihr ganz sicher nicht helfen. Ein Stöhnen kam von Shinri´s Lippen, als sie zu sich kam. Allmählich kehrte die Kraft und das Leben zurück in ihre Glieder und langsam öffnete das Mädchen seine Augen. Sie lag offenbar auf dem Boden, denn das war das erste, was sie sah, nachdem es ihr gelungen war die Lider zu heben. Sie hörte Stimmen, die nur von zwei verschiedenen Männern herrühren konnten. „Na los! Steh auf.“, herrschte einer von ihnen und sie spürte, wie man sie an der Schulter packte und auf die Beine zog. Ihr Herz zog sich vor Furcht zusammen, als sie sah, wer vor ihr stand. Amon höchst persönlich. Dieser Mann schien sie mit seinem Blick durchbohren zu wollen. Unauffällig sah sich Shinri um. Wo waren Hasook und Mako? Waren sie woanders eingesperrt, oder war es ihnen gelungen zu entkommen? Sie hoffte es wirklich. Amon machte einen Schritt auf sie zu und unterbrach sie so in seinen Gedanken. „Lass uns alleine.“, befahl er dem Leutnant. Dieser zögerte kurz, nickte dann aber und lies Shinri und Amon alleine in den Raum zurück und schloss die Tür hinter sich. Es blieb eine ganze Weile still, doch dann fing der Mann mit der Maske zu sprechen an: „Es wird Zeit, dass du dich deiner ursprünglichen Aufgaben wieder besinnst und dich daran erinnerst wer du bist, Aya.“ Mit diesen Worten hob er die Hände. Kapitel 18: Trance ------------------ 18. Kapitel - Trance Rauschen, Lärm, Stille. Oben, Unten. Hell, Dunkel. Licht, Schatten. Tag, Nacht. Zeit, Raum. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Selbst, Andere. Gut, Böse. Richtig, Falsch. Gedanken, Gefühle, Gespür. Wahrheit, Lüge. Realität, Illusion. Alles schien durcheinander zu wirbeln und gleichzeitig auf sie einzuwirken. Ihre Gedanken wurden unklar und lösten sich im Nichts auf. In ihrem Kopf drehte sich alles und zugleich fühlte es sich an, als würde sie in einen Strudel gesogen und immer tiefer in die endlose Schwärze fallen, in ein schier unendlich tiefes Loch, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Gefangen in einer Starre, herbeigeführt durch eine tiefe Trance, stand Shinri regungslos in dem großen Raum. Sie war alleine mit Amon, dem Mann, dem sie ihr neues Leben zu verdanken hatte. Dem Mann, der die Anti-Bändiger-Revolution begonnen und zu verantworten hatte. Dem Mann, der mit seinen Kräften auf die einwirkte und dafür sorgte, dass sie einen Teil von sich selbst vergaß. Sie vergaß ihre Gefühle der Freundschaft für Korra, Mako, Bolin und Asami. Ihren Respekt und ihre Hochachtung vor Tenzin. Ihre Liebe zu Hasook. Ihre Bindungen zu Pema und ihrer Familie. All das schien sich aufzulösen und zu verschwinden. Nichts davon existierte mehr in ihren Gedanken. Amon lies alle Bände zerreißen und alle Bindungen verschwinden, sodass die Gefühle, die mit ihnen verbunden waren, ebenfalls in den Strudel gezogen wurden und sich im dunklen Nichts auflösten. Shinri hätte nicht genau sagen können, wie lange diese Prozedur gedauert hatte. Vielleicht Stunden, aber möglicherweise auch nur wenige Augenblicke. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie wollte oder nicht. Alles an was sie sich erinnerte war die Aufgabe die sie zu erfüllen hatte. Sie, Aya, Untergebene von Amon und wesentlicher Teil der Equalisten und der Anti-Bändiger-Revolution. Außer ihrer Mission existierte nichts auf dieser Welt. Ihr Lebenszweck bestand einzig und allein darin, Amon zu Diensten zu sein und ihm dabei zu helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Zufrieden lies Amon die Hände sinken und der Wasserwirbel, welcher um das Kopf des Mädchens gekreist war, landete mit einem lauten Platsch auf dem Boden und hinterließ dort ein dunkle Pfütze, die langsam in den Holzboden sickerte. Das Mädchen war inzwischen zu Boden gesunken. „Steh auf!“, befahl der Mann mit der Maske. Sie gehorchte augenblicklich. „Wie ist dein Name und wie lautet deine Aufgabe?“, fragte er scharf. „Mein Name ist Aya.“ Das Mädchen hob den Blick und sah dem Anführer der Equalisten direkt in die Augen. „Ich diene einzig und allein unserer Sache, der Revolution, welche die Gleichheit aller Menschen herbeiführen wird. Unser erklärter Feind sind alle Bändiger und jene, welche sich gegen uns zu stellen versuchen.“ „Sehr gut.“ Amon nickte zufrieden und gestattete sich ein Lächeln. Dann wurde er wieder ernst. „Heute wird Hiroshi Sato vor dem Rathaus zu unseren Anhängern sprechen. Sorge dafür, dass die Bändiger sich ruhig verhalten. Und halte nach dem Avatar und ihren Freunden Ausschau. Du weist was du zu tun hast, falls sie sich zeigen.“ Aya nickte. „Selbstverständlich.“ „Gut.“ Der Mann mit der Maske fuhr fort: „Danach bringe unsere Gefangenen zusammen mit dem Leutnant zur Insel des Lufttempels. Dort werde ich sie endgültig von ihrer Unreinheit erlösen. Danach geh zu unserem Außenstützpunk und triff dich dort mit Hiroshi Sato. Sorge dafür, dass sich niemand unseren Plänen in den Weg stellt.“ „Jawohl.“ Ehe das Mädchen den Raum verlassen konnte, rief Amon hinter ihr: „Ich sage es noch einmal: Achte besonders darauf, dass der Avatar und ihre Freunde uns nicht in die Quere kommen.“ Aya drehte sich um und verbeugte sich tief. „Verstanden.“ Dann verlies sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ehe sie sich auf den Weg machte, griff sie nach ihrer Maske und setzte sie auf. Wie angekündigt hatte sich eine Vielzahl von Amon´s Anhängerschaft vor dem Rathaus versammelt. Viele uniformierte Equalisten umstellten den Platz, um sicher zu gehen, dass nichts schief ging. Vor einem Podest stand Hiroshi und sprach zu den Menschen auf dem Platz: „Heute ist ein glorreicher Tag, meine Equalisten Brüder und Schwestern. Amon hat die tyrannische Bändigerregierung gestürzt und das Bändigen für illegal erklärt. Und er hat den Avatar in die Flucht geschlagen. Unser großartiger Anführer geleitet uns in die Zukunft. Das Bändigen wird radikal ausgemerzt und wir werden in einer Welt leben, in der endlich alle gleich sind. Die vereinten Streitkräfte sind auf dem Weg um diesen Traum zu zerstören, aber wir werden siegen.“ Der Industrielle hob triumphierend die Hände und die Masse jubelte ihm zu. Ja. Der Sieg war zum Greifen nahe, doch dennoch hieß es wachsam bleiben und auf alles vorbereitet sein. Schließlich war der Avatar und ihre Freunde noch auf freiem Fuß, viele Bändiger waren mit ihren Idealen nicht einverstanden und General Iroh war mit seiner Flotte im Anmarsch. Also konnte man sich mitnichten auf Lorbeeren ausruhen. In Gedanken versunken, meinte Aya in diesem Augenblick zwei Equalisten bemerkt zu haben, welche sich von der Versammlung schlichen. Aufmerksam suchte sie die Umgebung ab. Es war niemand mehr zu sehen. Das musste sie sich wohl nur eingebildet haben. Vielleicht war sie etwas zu angespannt. Es stand schließlich einiges auf dem Spiel. Das war ihr durchaus bewusst. Auch dem Leutnant ging es nicht anders. Bildete sie sich das nur ein, oder behielt er sie die ganze Zeit über im Blick? Hatte er Angst, dass sie etwas verpatze? Er hatte sie noch nie sonderlich leiden können. Eine Bändigerin, der es gestattet war unter Amon zu arbeiten? Ein Unding, in seinen Augen. Aya seufzte innerlich auf. Egal wie sehr sie es versucht hatte, wie sehr sie sich angestrengt hatte, ihm hatte sie es nie Recht machen können. Und auch jetzt schien er zu erwarten, dass sie es versaute. Sein strenger Blick fokussierte sie noch qualvolle Augenblicke lang, ehe er wieder stur nach vorne sah. „Los. Mitkommen!“, befahl der Leutnant knapp. Aya und der Leutnant waren ins Versteck zurück gekehrt um ihren nächsten Auftrag auszuführen. Sie sollten die gefangenen Bändiger auf die Insel des Lufttempels bringen, wo sie von Amon bereits erwartet wurden, damit er sie von ihrer Unreinheit befreien konnte. Die Gefangenen wurden gefesselt und mit einer Augenbinde aus den Gefängnissen in die Transporter geführt. Von dort aus wurden sie bis zur Yue Bucht gefahren. Am Ufer zerrte der Leutnant sie aus dem Laderaum und Aya erschuf mittels Wasser- und Erdbändigen eine sichere Route, welche auf die Insel des Lufttempels führte. Die Brücke wurde zerstört, als alle Gefangenen, Mitglieder der Weißen Lotus und Mitarbeiter der Polizei, sie überquert hatten und in einer langen Schlange ergeben auf ihr Schicksal warteten. Die Säuberungsaktion dauerte die ganze Nacht. Amon zeigte sich sichtlich zufrieden. „Der erste Schritt ist getan. Bald ist die gesamte Stadt equalisiert.“, sagte er zu seinen getreusten Untergebenen, „Und sobald wir den Avatar und ihre Freunde haben, equalisieren wir den Rest der Welt.“ Der nächste Auftrag führte Aya zu einem Außenposten der Equalisten außerhalb der Stadt. Dort hatte Hiroshi Sato seine neusten Erfindungen in mehreren Hangar untergebracht: Flugmaschinen. Dies würde der entscheidende Trumpf gegen die Vereinten Streitkräfte sein. Aya trat Sato in einem der Hangar an, während er die letzten Handgriffe an einem der Flugmaschinen machte. Schließlich kam er mit seinem Rollbrett unter dem Flugzeug hervor und gab dem Piloten ein Zeichen. „Alles klar. Die Maschine ist startklar.“ Erst in diesem Moment wurde er auf das Mädchen aufmerksam. „Hat Amon dich geschickt?“, fragte er und klang dabei nicht sonderlich begeistert. Vielleicht missfiel ihm der Gedanke, dass Amon ihn durch eine Untergebene überwachen lies. „Ja.“, antwortete Aya mit einem bestätigendem Nicken. Der Blick des Industriellen verfinsterte sich. „Glaub Amon etwa, dass ich es nicht ohne seine Überwachung schaffe?“ „Mir liegt nichts ferner, als die Befehle unserer Anführers in Frage zu stellen, doch ich bin mir sicher, dass er eure Fähigkeiten nicht anzweifelt. Ich soll jediglich die Augen offen halten. Nur für alle Fälle.“ Tonlos murrte Sato und wandte sich ab, um die restlichen Flugmaschinen zu überprüfen. Das Mädchen blieb dabei immer in seiner Nähe, versuchte aber nicht den Eindruck zu erwecken ihn zu überwachen. Sie wollte ihm nicht auf die Pelle rücken, aber sie wusste nicht recht, was sie sonst tun sollte. Der Avatar tauchte hier sicherlich nicht auf, schon allein, da dieser Ort geheim war. Schließlich waren alle Flugmaschinen startklar und der Morgen dämmerte. Dichter Nebel lag über der Stadt. Doch das hielt Sato und seine Flugstaffel nicht auf. Im Gegenteil. Im Nebel wäre es leichter die Vereinten Streitkräfte zu überrumpeln. Auf die Frage hin, ob sie ebenfalls mit fliegen wollte, verneinte das Mädchen höflich. Sehr zu ihrem Bedauern vertrug sie Verkehrsmittel diverser Art nicht. Egal ob Schiff, Flugzeug, oder Auto. Ihr wurde schlecht und das wäre alles andere als vorteilhaft. Sie blieb lieber mit beiden Füßen auf dem Boden und sicherte das Gelände. Allerdings lies sich niemand blicken und Hiroshi Sato´s Angriff war ein voller Erfolg. Die Flotte der Vereinten Streitkräfte wurden vollständig vernichtet und somit war die Armee nicht in der Lage die Equalisten aus der Stadt zu vertreiben. „Etwas hat die Kontakte unterbrochen!“, rief ein Equalist durch den Haupthangar. Aya und Hiroshi wurden hellhörig. Mit Kontakte meinte der Mann die „Stolperdrähte“, die um das gesamte Gelände gespannt warten. Mit Stolperdrähte waren keine herkömmlichen gespannten Seile oder Drähte gemeint, über die man fallen konnte gemeint, sondern viel mehr eine Art Alarmanlage, die vor Eindringlingen warnte. Durch eine Reihe von Pfählen, die um das Gelände aufgestellt waren, lief ein unsichtbarer elektrischer Impuls, welcher ein Signal an die Basis sendete, wenn man diesen unterbrach, also durch die Pfähle hindurch schritt und zudem sorgte der Stromschlag dafür, dass die betreffende Person augenblicklich handlungsunfähig gemacht wurde. Sie hatten einen Tag auf dem Gelände verbracht, doch jetzt erst regte sich etwas. „Der Avatar!“, entfuhr es Hiroshi Sato, als er auf das Armaturenbrett starrte, welches anzeigte, bei welcher Stelle der Stromimpuls unterbrochen worden war und das gleich von drei Personen. Höchst wahrscheinlich hatte er recht. Aya löste sich von der Wand und trat neben Sato. „Wenn Sie erlauben, nehme ich mich des Problems an.“, sagte sie. Der Mann zögerte kurz, aber nickte dann. So kam es, dass Aya und zwei weitere Equalisten sich auf den Weg machten, die höchst wahrscheinlich immer noch ohnmächtigen Eindringlinge in Gewahrsam zu nehmen. Allerdings stellte sich heraus, dass der Avatar keiner der Drei war, dafür aber zwei ihrer Freunde und General Iroh höchst persönlich. Darunter Asami Sato, Hiroshi Sato´s Tochter und Bolin von den Feuerfrettchen. Auf ein Zeichen von dem Mädchen hin, wurden die Eindringlinge gefesselt und in ein Gefängnis im Haupthangar gebracht. Hiroshi Sato kam, um die Gefangenen zu begutachten und als er seine Tochter unter ihnen erkannte, befahl er allen, sich zurück zuziehen und ihn mit den Gefangenen allein zu lassen. Sein Wunsch wurde respektiert. Aya und die anderen Equalisten verliesen den Hangar um anderen Arbeiten nach zu gehen. Schließlich gab es noch viel zu tun. „Die Flugzeuge sind jetzt startklar.“, teilte ein Equalist, der an Aya´s Seite war Hiroshi mit. „Gut- Sie sollen die Flotte vernichten.“, befahl der Mann und die Augen der Gefangenen, die inzwischen alle zu sich gekommen waren, weiteten sich. Sato wandte sich ihnen zu. „Ja genau, General. Ihre Nachricht an Kommandant Bumi wurde abgefangen, daher weiss ich präzise, wo die Flotte sich versteckt.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verlies den Hangar. Der Equalist folgte ihm. Nur Aya blieb noch kurz stehen, um die Gefangenen anzusehen, doch dann riss sie sich selbst aus ihren Gedanken. Amons Befehle waren eindeutig. Sie hatte sicher gestellt, dass die Gefangenen nicht entkommen und noch in ihrem Gewahrsam waren, danach, so hatte man ihr vor wenigen Minuten über Funk mitgeteilt, sollte sie der Versammlung der Equalisten im Stadtzentrum, bei dem Amon zu seinen Anhängern sprach und die letzten Luftbändiger von ihren Bändigerkräften befreite, beiwohnen. Aya wandte sich ab. Doch ehe sie hinaus schreiten konnte, murmelte der gefangene Junge fragend: „Shinri?“ Sie blieb stehen und zögerte. Dieser Name... Es war beinahe so, als gehörte er zu etwas, was sie seit langem vergessen zu haben glaubte und es schien sich an die Oberfläche zu drängen, um herauszubrechen. Unsinn. Unmerklich schüttelte sie den Kopf, um sich von allen nebensächlichen Gedanken zu befreien und machte sich auf den Weg, um ihre Befehle auszuführen. Kapitel 19: Demaskiert ---------------------- 19. Kapitel - Demaskiert Die Profibändiger Arena, in welcher die Siegesrede von Amon stattfand, war von Robo-Panzern umstellt, welche sicher stellen sollten, dass kein ungebetener Gast der Versammlung beiwohnte. Beifall ertönte, als Amon und seine Anhängern auf einer von künstlich erzeugtem Nebel umgebene Plattform, welche aus dem Boden kam, erschienen. „Ich danke euch, dass ihr an diesem historischen Tag hergekommen seid.“, begann Amon und hob eine Hand, ehe er diese zusammen mit dem anderem hinter seinem Rücken verbarg. „Als ich ein kleiner Junge war, tötete ein Feuerbändiger meine ganze Familie und entstellte mein Gesicht. Mit diesem tragischem Tag begann meine Mission, die Welt zu equalisieren.“ „Du lügst doch, Amon!“, unterbrach ein lauter Ruf von einer Tribüne die Geschichte des Anführers der Equalisten. Sofort wandten sich alle Blicke den beiden Uniformierten zu, die dort standen und in diesem Augenblick ihre Masken vom Gesicht rissen. Es waren Avatar Korra und Mako von den Feuerfrettchen. „Oder wie du wirklich heißt; Noatak!“, fügte Korra klar vernehmlich hinzu. Die Menge wurde unruhig und begann laut durcheinander zu reden. Der Leutnant beugte sich zu Amon hinüber. „Sollen wir sie ausschalten?“, fragte er den Mann mit der Maske, doch dieser hob beschwichtigend eine Hand. „Nein. Beruhigen wir uns. Wir haben vom Avatar nichts zu befürchten. Hören wir, was Korra zu sagen hat.“ Daraufhin begann der Avatar ihre Version der Geschichte zu erzählen: „Amon hat euch alle belogen! Nicht die Geister haben ihm die Macht gegeben, Menschen das Bändigen zu nehmen! Er bändigt Blut, um das zu erreichen! Amon ist ein Wasserbändiger!“ Die Menge gab einen empörten Schrei von sich. „Was soll dieser Unsinn?“, fragte der Leutnant Amon. Dieser trat vor. „Du bist verzweifelt, Avatar. Du erfindest Lügengeschichten über mich, weil dir nichts besseres mehr einfällt.“ „Die Geschichte mit dem Feuerbändiger stimmt nicht! Sein Vater war Yakone und sein Bruder lebt; Ratsmitglied Tarrlok!“, lies der Avatar die Menge wissen. Der Blick des Leutnant verfinsterte sich, als er auf Amon ruhte. Aya lies ihren Blick kurz über beide Männer gleiten, ehe sie diesen wieder dem Avatar auf der Tribüne zu wandte. „Eine amüsante Geschichte, aber ich werde euch die Wahrheit zeigen.“ Mit diesen Worten nahm Amon seine Maske ab und ein erschrockener Aufschrei rollte durch die Menge, als er dadurch eine Brandnarbe auf seinem Gesicht enthüllte. Der Mann deutete auf sein entstelltes Gesicht. „Das hier hat mir ein Feuerbändiger angetan!“ Die versammelten Anhänger starrten Korra wütend an. „Was? Das ist die Wahrheit! Er ist ein Wasserbändiger!“ Doch niemand schenkte ihr Glauben. Sie tauschte einige Worte und Blicke mit ihrem Begleiter, ehe sie sich zum Gehen wandte und sich den Equalisten stellten, welche sie gefangen nehmen wollten. „Ich würde noch bleiben, Avatar. Du verpasst sonst das Beste!“, meinte Amon, der wieder seine Maske trug, ruhig und eine Plattform wurde in der Mitte der Bühne hochgefahren. An den vier Säulen, die sich darauf befanden, waren die letzten vier Luftbändiger gekettet, welche sich nun ihrem unausweichlichen Schicksal stellen mussten. „Heute Abend werde ich die Welt von den Luftbändigern befreien. Für immer!“, verkündete Amon seinen Anhängern laut mit ausgestreckten Armen. „Amon, lass sie gehen!“, befahl Korra wütend. Der Anführer der Equalisten blieb gelassen. „Du kannst gerne runterkommen und versuchen, mich zu hindern.“ Der Avatar sah aus, als täte er nichts lieber, als diese Herausforderung anzunehmen, doch ihr Freund hielt sie zurück. „Ich werde dem Avatar eine Kostprobe meiner Macht geben!“ Mit diesen Worten ging Amon auf die Luftbändiger zu, doch ehe er sie erreichen konnte schlug ein Blitz neben ihm ein. Mit einer gekonnten Rolle rettete er sich aus der Gefahrenzone, ebenso wie die übrigen Equalisten, die aus dem Weg sprangen. Korra und ihr Begleiter nutzen ihre Feuerbändigerfähigkeiten dazu, um an der Wand entlang zu laufen, um zur Bühne zu gelangen. Ein Equalist nach dem anderen wurde von der Bühne gebändigt. Der Avatar lief zu den Gefangenen und schmolz die Ketten mit einem kleinen Feuer, während Mako das Mädchen in Schach hielt, welches an Amon´s Seite war. Kaum war Tenzin frei, half er dem Feuerbändiger im Kampf und fegte den Leutnant und den letzten Uniformierten von der Bühne. In der Zwischenzeit befreite Korra die anderen. Schließlich erwischte ein Luftstoß auch Amon und er verlor den Boden unter den Füßen und flog von der Bühne. Korra scheuchte die Luftbändigerkinder in den Backstagebereich und die anderen folgten ihnen. Dann machten sich Tenzin und seine Kinder auf, den Rest der Familie zu befreien. Mako und Korra blieben zurück, um ihnen Zeit zu verschaffen. Ein Feuerstoß versperrte die Sicht auf die Luftbändiger. Sie schreckten herum. Es war das Mädchen mit der Maske. Die Bändigerin unter Amon´s Leuten. Aya nahm eine kampfbereite Pose sein und Mako und Korra folgten ihrem Beispiel. „So leid es mir auch tut, ich kann euch nicht gehen lassen.“, meinte Aya und begann Feuerstöße auf die beiden abzufeuern. Mako wehrte diese ab und konterte geschickt. Doch mit einem Lufttritt gelang es Aya ihn von den Füßen zu fegen, doch ehe sie an ihn heran langte, war es Korra, welche sie mit einem Tritt zu Boden warf. Schwer atmend stand sie über dem Mädchen, welche versuchte sich aufzurappeln. „Es ist vorbei.“, sagte Korra und sah auf Aya herab. Mako war zu ihr getreten. Aya grub ihre Nägel in den Boden. „Nein... Ist es nicht...“, murmelte sie und mit den Händen vollführte sie eine Art Handstand, während sie herumwirbelte und mit ihren Füßen einen Luftstoß bändigte, welcher Korra und Mako durch die Luft wirbelte. Dann kam das Mädchen mit der Maske wieder auf die Beine. Ehe ihre Gegner aufstehen konnten, bändigte sie das herumliegende Baumaterial und sorgte mit steinernen Fesseln dafür, dass sie nicht vom Fleck kamen. „Ich hege keinen persönlichen Groll gegen euch.“, lies Aya die Beiden wissen, „Aber ich kann nicht zulassen, dass ihr Amon´s Pläne durchkreuzt.“ „Du bist doch auch eine Bändigerin. Wie kannst du wollen, dass Amon alle Bändiger auf der Welt auslöscht?“, fragte Korra und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Wenige Zentimeter vor ihnen, blieb das andere Mädchen stehen. „Er nutzt seine Fähigkeiten gut. Er will die Welt zu einem besseren Ort machen. Ein Ort ohne Gewalt. Ohne Tyrannei.“ Sie sah auf die Gefangenen herab und ballte die Fäuste. „Wie viele Bändiger tyrannisieren Nichtbändiger und stellen sich mit ihren Fähigkeiten über sie? Viele unschuldige Menschen werden durch Bändiger verletzt, oder sogar getötet. Es kann so nicht weiter gehen. Und ich bin froh meinen Teil zu einer neuen Weltordnung beizutragen, wenn es dem Frieden dient.“ „Aber das ist falsch!“, rief der Avatar aus, „Nicht alle Bändiger sind schlecht.“ „Das ist mir bewusst.“, sagte Aya, „Doch leider gibt es keine andere Lösung. Es tut mir Leid.“ „Doch die gibt es.“, widersprach Korra. Aya zögerte und lies die Hände sinken. In ihrem Kopf begann alles zu kreisen. Aya´s Unaufmerksamkeit nutzend, befreite Korra sich und Mako mit einer gekonnten Bändigerbewegung. Aya stolperte rückwärts und Korra schleuderte ihr mehrere Gesteinsbrocken entgegen. Diese war unfähig sich zu wehren und war so ein leichtes Ziel für die Angriffe, der Beiden. Dann traf ein letzter Brocken ihre Maske. Diese begann zu splittern und zerbarst, als Aya zu Boden ging und auf die Knie fiel. Fassungslos starrte Korra das Mädchen an, das vor ihnen saß. „Shinri?“, rief sie schließlich ungläubig aus. Das Mädchen rührte sich nicht, sondern starrte nur wie in Trance ins Nichts. Auch Mako schien perplex, doch er fasste sich schnell, warf Shinri alias Aya einen kurzen Blick zu, ehe er sich an Korra wandte: „Wir müssen hier raus.“ Korra warf Shinri einen letzten Blick zu, ehe sie nickte und mit Mako den Raum verlies. Shinri zitterte am ganzen Körper. Ihr Kopf schien explodieren zu wollen, ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr und ihre Gedanken schwirrten ziellos umher. Was war die Wahrheit? Was waren ihre wahren Gefühle? Was waren ihre eigenen Gedanken? Ein Schrei entfuhr ihr und sie grub ihre Finger in ihr Haar. Zahllose Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge. Korra. Hasook. Asami. Bolin. Mako. Tenzin. Pema. Jinora. Ikki. Meelo. Ihre Freunde... Ihre neue Familie. Und dann war da Amon. Der charismatische Mann, der sie mit seinen Ideen überzeugt hatte, doch er hatte nicht mit allem Recht. Und als ihr das klar geworden war, hatte er, der Wasserbändiger, seine Fähigkeiten dazu eingesetzt, sie all das vergessen zu lassen, damit sie ihm weiterhin willenlos und ohne jegliche Zweifel diente. Zuvor war sie ihm aus überzeugend gefolgt und auch wenn sie Gewalt und Hass verabscheute, hatte sie um des Friedens willens gehorcht. Und wären seine Ziele aufrichtig gewesen, wäre sie ihm bis in den Tod gefolgt. Doch er war zu weit gegangen. Sie hatte ihm vertraut und an seine Ideale geglaubt. Doch Korra und ihre Freunde hatten ihr die Augen geöffnet. Es gab noch andere Wege. Andere Lösungen. Andere Mittel als Gewalt. Andere Gefühle als Hass. Nicht alle Bändiger waren schlecht und natürlich nicht alle Nichtbändiger gut. Man konnte die Menschen nicht einfach so be- und verurteilen. Vieles entpuppt sich auf den zweiten Blick anders, als es auf den ersten wirkt. Es gab keine vollkommenen Menschen. Jeder hatte Fehler, doch jeder ist zu guten Taten fähig. Der Avatar hatte eindrucksvoll bewiesen, dass man seine Kräfte zum Wohle und zum Schutze der Menschen einsetzen kann. Und auch sie konnte etwas tun, um den Frieden der Welt zu bewahren. Um ihre Freunde zu beschützen. Keuchend kämpfte sich Shinri zurück auf die Knie. Ihre Hände zitterten immer noch, als sie sich mit diesen vom Boden abstütze und schließlich auf die Füße kam. Noch einmal schüttelte sie den Kopf, um den hypnotischen Einfluss völlig abzuschütteln. Sie musste helfen. Sie musste Korra und den anderen helfen. Sie konnte doch nicht tatenlos dabei zusehen, wie Amon ihnen, die mit ihren Kräften den Menschen halfen, die Bändigerfähigkeiten nahm. Sie tat einen tiefen Atemzug, dann sprintete sie los, um Amon zu folgen, welcher sich an die Fersen seiner Widersacher geheftet hatte. Kapitel 20: Endgame ------------------- 20. Kapitel – Endgame Verzweifelt versuchte Korra sich den Kräften des Blutbändigers zu entziehen, doch es gab kein Entrinnen. „Neiiiiiiiiin!“, schrie sie, als Amon´s Finger ihre Stirn berührten. „Korra!“, brüllte Mako, doch auch er war nicht in der Lage dazu sich zu befreien. Nach einige qualvollen Sekunden lies Amon von dem Avatar ab, welche wie benommen zu Boden ging. „Ich habe dir gesagt, ich würde dich vernichten.“, sagte der Mann mit der Maske. Korra versuchte verzweifelt aufzustehen, kam zitternd auf die Knie und versuchte gegen Amon zu bändigen, doch kein einziger Funken tanzte aus ihrer erhobenen Faust. Entkräftet fiel Korra wieder vornüber und wäre gestürzt, hätte sie sich nicht mit beiden Händen abgefangen. „Endlich ist deine Macht gebrochen.“, sagte Amon zufrieden. In diesem Moment stürmte der Leutnant in den Raum. Sein Blick war auf den Mann mit der Maske geheftet. „Amon? Alles, was der Avatar gesagt hat, stimmt, oder? Ich habe es gesehen! Du hast Blut gebändigt! Du Verräter! Ich habe dir mein Leben gewidmet!“ Er zog sich die Maske mit den getönten Brillengläsern vom Kopf und zertrat das Glas unter seiner Stiefelsohle. Dann packte er seine Kali-Stäbe und stürmte auf Amon zu, doch dieser brachte ihn mit einer Handbewegung zum Stehen und hob ihn in die Luft. Röchelnd wand sich der Leutnant und versuchte dem Blutbändiger zu entkommen. „Du hast mir gut gedient, Leutnant.“ Mit diesen Worten schleuderte Amon den anderen Mann gegen die Wand und der leblose Körper krachte in das herumstehende Baumaterial und fiel geräuschvoll zu Boden, während die hölzernen Bretter über ihn zusammen stürzten. Als der Blutbändiger sich um wandte ging er zu Mako und zwang den Liegenden auf die Knie, doch ehe er sein Werk verrichten konnte, schoss ein Blitzstrahl aus Makos ausgestreckten Finger und schleuderte den Mann von sich. Der Feuerbändiger hastete zu Korra, hob diese auf und floh mit ihr aus dem Raum. Shinri fand sich in einem weiteren, verlassenem Raum des Backstage Bereiches der Arena. Es hatte offenbar ein Kampf stattgefunden denn in dem Raum herrschte ein heilloses Durcheinander. Dann fiel ihr Blick auf den Bretterstapel an der Wand. Das war doch... Sie hastete zu dem leblosen Körper, welcher unter den Brettern begraben war. Ihr Blick weitete sich, ehe sie zu Boden sah. Es war zu spät. Sie konnte ihm nicht mehr helfen. Sie schloss die Augen und schwieg. Dann stand sie wieder auf, sammelte sich kurz, ehe sie durch die nächste Tür sprintete. Ohne Zögern folgte Amon den Beiden. Mit einer beiläufigen Handbewegung brachte er Mako zum Stehen, sodass dieser mit Korra in den Armen stürzte. Er brauchte keine Sekunde um festzustellen, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Korra war immer noch völlig benommen und rührte sich kaum, doch in ihrer Situation war das völlig verständlich. Zähneknirschend versuchte Mako auf die Beine zu kommen, sich wenigstens etwas zu Bewegen, um etwas tun zu können, den Bändiger abzuwehren, doch er kam unaufhaltsam näher. „Amon!“ Der Mann mit der Maske wirbelte herum, als er der Stimme gewahr wurde, welche ihn gerufen hatte. Schwer atmend stand Shinri auf dem weiten Flur und fixierte ihren ehemaligen Meister. „Aya...“ Aus der Stimme des Mannes konnte man nicht heraus hören, was ihm im Augenblick durch den Kopf ging. Langsam wandte er seinen gesamten Körper dem Mädchen zu. Er schien zu wissen, dass sie nicht mehr unter seiner Kontrolle stand. Und nicht nur die Kontrolle über Shinri´s Geist, sondern auch die über Mako´s Körper. Das war dem Mädchen durchaus bewusst und war Teil ihres Planes. Ihr Blick flog durch den Raum und sie erfasste beinahe augenblicklich sie Situation und wie es um Korra stand. Sie war zu spät... Doch sie fasste sich schnell. Vielleicht war ihr noch zu helfen. Schließlich war sie der Avatar. „Mako! Nimm Korra und verschwinde von hier!“, rief sie dem Feuerbändiger zu, doch ehe dieser auch nur den Mund öffnen konnte, um zu widersprechen, befahl sie eindringlich: „Jetzt mach schon. Schaff Korra hier raus. Ich übernehme das.“ Mako nickte knapp, hob Korra hoch und nach einem letzten Blick rannte er weiter. Amon schickte sich an ihnen zu folgen, doch Shinri verhinderte dies mit einem Stein, der auf sein Gesicht zuflog, drohte diesen zu treffen und zwang diesen zu einem Sprung nach links, um dem Geschoss auszuweichen. Dann folgte ein Luftstoß, welcher Amon zu Boden schleuderte. Als er wieder auf die Beine kam, musste er einigen Feuerstößen aus Shinri´s Fäusten ausweichen, ehe er zum Gegenschlag ausholte. Mit einigen raschen Bewegungen bändigte er das Blut in den Adern des Mädchens und sorgte somit dafür, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Verzweifelt versuchte Shinri sich aus seinem Griff zu befreien, doch jede Gegenwehr war sinnlos. „Ich habe dir alles gegeben und so dankst du es mir?“, fragte Amon und kam langsam auf sie zu. Zähneknirschend hob Shinri den Blick, um ihn anzusehen.„Ich habe das getan, was ich für richtig gehalten habe.“ Amon lachte freudlos. „Du hast dich auf die Seite des Avatars und ihrer Freunde geschlagen. Du hast mich und unsere Mission hintergangen.“ „Du hast versuchte mich zu einer willenlosen Marionette zu machen.“, rief das Mädchen aus. „Und hättest du gehorcht, hätte es nicht so weit kommen müssen, Aya.“ Er bewegte sie Finger und zwang Shinri auf die Knie, so wie er es zuvor bei Korra und Mako getan hatte. Nein! Wieder wandte sich das Mädchen verzweifelt. Amon wollte ihr die Bändigerkräfte nehmen. Es gab kein Entkommen. Hastig flog ihr Blick im Raum herum. Nein! Es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Nun war der Mann mit der Maske hinter ihr. Eine weitere Bewegung mit seiner Hand und Shinri´s Kopf wurde nach hinten gestreckt, ein Hand legte sich auf ihren Nacken und der Blutbändiger nutzte die Möglichkeit mit den Fingern ihre Stirn zu berühren. Das Gefühl, welches nun durch ihrem Körper strömte war kaum zu beschreiben. Es war wie ein Stich, oder ein Schnitt, dessen Schmerz sich durch ihren gesamten Körper zog. Das Mädchen taumelte und fiel zu Boden. „Und so geht es vorbei...“, sagte Amon ohne jegliche Emotionen in der Stimme, als er sich von seiner ehemaligen Untergebenen abwandte, „Ich hatte dir gesagt, du würdest alles verlieren, wenn du dich gegen mich stellt.“ Seine Worte hallten noch lange durch ihre Gedanken, während sie am Boden kauerte. Sie wusste, dass Amon recht hatte. Sie hatte soeben alles verloren. Ihre Kräfte. Ihre Freunde. Ihr Zuhause. Sie war allein. Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe und versuchte die Tränen zurück zu halten. Sie ballte die Fäuste, sodass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. Doch nichts vermochte ihren Schmerz zu lindern. Shinri wusste nicht genau, wie lange sie dort auf dem Boden gehockt hatte, doch irgendwann versiegten ihre Tränen und sie erhob sich, während sie mit dem Handrücken über ihr Gesicht fuhr. Sie konnte es sich nicht leisten hier ein Päuschen zu machen. Es war reichlich unproduktiv und außerdem konnte sie es sich nicht erlauben, von den Vereinten Streitkräften oder anderen Bändiger, die mit Amon´s Idealen alles andere als einverstanden waren, aufgegriffen zu werden. Es hätte ja doch keinen Zweck ihnen die ganze Geschichte zu erklären. Niemand würde ihr glauben. Niemand, nicht einmal ihre ehemaligen Freunde. Sie hatte es sich ja auch selbst zuzuschreiben. Sie hatte ihr Vertrauen missbraucht. Sich in ihre Mitte geschmuggelt. Sie ausspioniert und ihre Informationen an Amon weiter gegeben. Sie hatte ihnen zu Anfangs eine andere Persönlichkeit vorgegaukelt, ebenso wie freundschaftliche Gefühle. Zwar wurden aus diesen bald echte, aber ihr Verrat war durch nichts zu entschuldigen. Trotz Hypnose und Gehirnwäsche. Sie hatte Korra und ihre Freunde hinters Licht geführt. Und dies war durch nichts zu entschuldigen. Wie in Trance taumelte sie nach draußen. Das Tageslicht blendete sie, sodass sie angestrengt blinzeln musste, um wieder klar sehen zu können. Irgendwie kam ihr alles so unwirklich vor. Wie ein Traum. Mit schleppenden Schritten ging zu dem Geländer hinüber, an welchem sie sich festhielt und auf das klare Wasser der Yue Bucht schaute. Ohne dass es ihr selbst bewusst war, wanderte ihre Hand in die Tasche, in der sie die drei Steine aufbewahrte, die sie stets bei sich trug. Sie lies sie auf ihrer Hand herum wandern, während sie ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete. Schließlich wand sie angewidert den Blick ab, nahm die Steine fest in die Hand und quetschte dieser in in ihrer Hand, bis die harten Kanten ihre Spuren auf ihrer Haut hinterließen. Dann warf sie die Steine ins Wasser und sie versanken auf den tiefen Grund der Bucht. Sie machte einen erneuten Griff in ihre Tasche und holte einen einzelnen Gegenstand heraus. Es war ein einfaches Messer, so wie es jedes Straßenkind aus dem Erdkönigreich oder der Vereinten Nationen irgendwann in die Finger bekam. Ihres jedoch war ein Erbstück von ihren Eltern. Eine alte Waffe, die noch aus der Zeit vor dem Hundert Jährigen Krieg stammte. Die Klinge funkelte im Licht, als sie diese langsam hinter ihren Kopf hob. Mit der anderen Hand hielt sie ihr dichtes Haar zu einem Zopf. Dann tat sie einen entschlossenen Schnitt. Sie öffnete die Augen und lies das Haar, welches sie nun in der linken hielt ins Wasser fallen. Kaum waren die Strähnen ebenfalls in der Bucht versunken, wandte sie sich ab. Ziellos lief Shrini durch die Straßen Republicas. Sie hielt den Blick gesenkt, sodass sie niemand erkannte. Ein Maunzen lies sie inne halten. „Raku.“ Sie kniete sich hin und kraulte ihren Gefährten am Kinn. Ein müdes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht beim Anblick des Säugetiers. Das Tierchen schien zu spüren, wie es seiner Besitzerin ging und schmiegte sich eng an sie. Shinri nahm Raku auf den Arm und drückte ihn an ihre Brust. Eine Weile lang verharrten die beiden so. Dann setzte das Mädchen die Wolfskatze auf den Boden. Aus ihrer Tasche holte sie einen Zettel und einen Stift. Sie kritzelte eine Nachricht, faltete den Zettel und befestigte ihn an Raku´s Halsband. „Hier. Bring das bitte zu Korra.“ Raku legte das Gesicht schief und sah Shinri fragend an. Shinri lächelte matt und strich sanft über das Fell der Wolfskatze. „Geh zu den anderen. Ich bin mir sicher Bolin gibt gut auf dich acht.“ Das Tierchen schien zu verstehen worauf sein Besitzer hinaus wollte und miaute verzweifelt. „Es tut mir Leid. Dort wo ich hingehe, kann ich dich nicht mitnehmen.“ Dann stand sie auf und lief. Shinri hörte, wie Raku versuchte ihr zu folgen. Hörte das verzweifelte Miauen und seine trippelnden Schritte auf dem Asphalt. Doch sie schloss die Augen und rannte weiter. Tränen liefen über ihre Wangen und flogen durch die Luft. Hastig wischte sie sich über beide Augen, um ihren verschleierten Blick zu klären. Es tut mir Leid. Aber da muss ich alleine durch. Liebe Korra, Es tut mir Leid. Einfach alles. Bitte richte das auch den anderen aus. Auch wenn ich weiss, dass es für das, was ich getan habe, keine Entschuldigung gibt, möchte ich es dennoch tun. Kümmerte euch bitte um Raku. Tut es ihm zuliebe. Sagt auch Hasook, dass es mir unendlich Leid tut und wünscht ihm viel Glück und alles Gute.. Shinri Korra lies den kurzen Brief sinken und sah dem Tierchen vor sich tief in die Augen. Auch die anderen sahen auf und warfen sich Blicke zu. Niemand sagte ein Wort. Seit dem Kampf hatte keiner von ihnen mehr Shinri gesehen. Sie war fort. Vielleicht für immer. Kapitel 21: Shinri allein ------------------------- 21. Kapitel – Shinri allein Der Wind heulte und der Sturm wirbelte den Schnee auf. Shinri zog ihren Mantel enger an sich und versuchte nicht an die Kälte zu denken. Feuerbändigen wäre nicht schlecht, dachte sie bitter. Mit gesenktem Blick stapfte sie durch den Schnee und trotze den Elementen. Ihr Ziel war die tanzende Lichtsäule. Es konnte nicht mehr weit sein. Es folgten noch einige verzweifelte Schritte, ehe sie durch das Geistertor schritt. Augenblicklich kehrte Stille ein. Da war kein Wind mehr, der ihr ins Ohr brüllte. Keine Kälte. Kein Schnee. Und kein Mensch. Sie machte einige Schritte, ehe sie sich zu Boden fallen lies. Die Reise zum Südpol war anstrengend gewesen. Aus ihrem Rucksack kramte sie ihren Proviant und lies sich einige Reisbällchen schmecken. Dann erhob sie sich und suchte mit ihrem Blick den Horizont ab. Die schillernden Farben der Geisterwelt hatten schon immer eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt. Sie atmete tief durch und schulterte ihren Rucksack, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Es waren einige Tage vergangen, seitdem Shinri ziellos durch die Geisterwelt wanderte. Sie hatte auf einer Lichtung Platz genommen, dort ein kleines Feuer entzündet und genoss frischen Reis. Ohne jede Vorwahrung knackte es im Gehölz. Sie fuhr herum. Was aus dem Wald kam, war kein Monster. Es war, sehr zu ihrem eigenem Erstaunen, ein Mensch. Dieser lächelte sie freundlich an, sodass sie von ihrer Kampfhaltung absah. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich mich zu dir ans Feuer setzte?“, fragte er freundlich und das Mädchen sah keinen Grund ihm diese Bitte abzuschlagen. „Danke.“ Der Mann lies sich ihr gegenüber am Feuer nieder. Als ihm Shinri eine Schale Reis anbot, lehnte er dankend ab. Unauffällig betrachtete sie den Mann. Er hatte langes, dunkles Haar, vermutlich schwarz, aber das war in der Dunkelheit und nur mit dem Lagerfeuer als Lichtquelle schwer zu sagen. Sein Alter konnte sie auch kam schätzen, das war aber zugegeben nicht gerade ihre Stärke. Der Mann schmunzelte. Vermutlich hatte er ihre Blicke, trotz ihrem Bemühen doch bemerkt. „Verzeih. Wie unhöflich von mir.“, sagte er lächelnd und fügte hinzu: „Ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Yorru. Dürfte ich dich nach deinem Namen fragen?“ Das Mädchen zögerte. „Einst dachte ich, dass ich einen Namen habe... Aber...“ Yorru lächelte entgegen kommend. „Wenn man einem alten Aberglauben Glauben schenkt, ist es gefährlich in einer solchen Gegend seinen wahren Namen preiszugeben.“ „Sie haben es aber getan.“ Er lächelte geheimnisvoll. „Du hast also auch einen Weg in die Geisterwelt gefunden?“, fragte er dann und sie nickte. „Was tust du hier?“ Shinri lies ihre Reisschale sinken und antwortete: „Ich schätze... ich suche etwas... Vielleicht mich selbst.“ „Ich verstehe.“, war alles was der Mann dazu sagte. „Und Sie?“ „Ich?“ Er lächelte schon wieder sein geheimnisvolles Lächeln. „Ich genieße einfach nur den Hauch der Freiheit und der Ruhe.“ Sie nickte simpel. Der Mann blieb noch eine Weile bei ihr, doch als die ersten Sterne zu verblassen begannen, verabschiedete er sich höflich und seine Erscheinung löste sich auf und sein Geist fand zu seinem Körper zurück. Shinri seufzte und legte sich zum Schlafen nieder. Blinzelnd öffnete Shinri die Augen. Sie setzte sich auf und sah sich um. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, in so einer kahlen Felsgegend eingeschlafen zu sein. Nun... Bändigen konnte sie diese ohnehin nicht, dachte sie bitter. „Willkommen, Aya.“ Ein kalter Hauch lief dem Mädchen den Rücken herab, als sie die Stimme hörte, gefolgt von einem hämischen Lachen. Sie wirbelte herum und sah den Ursprung des Gelächters auf dem Felsplateau vor ihr. Ihre Augen weiteten sich, als sie den alten Mann erkannte. „Hun Dun.“ Der Mann unterbrach kurz sein Lachen. „Ganz recht.“ Automatisch nahm Shinri Kampfhaltung an. Spöttisch grinste der alte Mann. „Was soll das? Du hast keine Bändigerkräfte schon vergessen?“ Sie zuckte unmerklich zusammen. Woher? „Woher ich das weiss?“ Er lachte. „Ich habe dir diese Kräfte verliehen. Schon vergessen?“ Er streckte seine Klauen ähnliche Hand aus und deutete mit seiner Handfläche auf den verdunkelten Himmel. „Und ich kann sie dir wieder geben.“ Er kniff eines seiner Augen zusammen. „Vorausgesetzt unser Deal steht noch: Ich will den Avatar.“ „Amon ist...“ „Nicht mehr in der Lage sein versprechen zu halten. Auch das ist mir bewusst. Aber du bist an seiner Stelle hier. Und zur Belohnung...“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Gebe ich dir wieder, was du verloren hast.“ Shinri ballte die Fäuste und fixierte ihn. „Nein! Ich lasse mich auf keinen Deal mit dir ein, Hun Dun.“ Er lachte hämisch. „Glaubst du etwa wirklich, dass der Avatar dir deine Bändigerfähigkeiten zurück geben wird?“ „Nein.“ Shinri schloss die Augen und schüttelte den Kopf, ehe sie den Blick hob und den alten König ansah. „Aber ich werde meine Freunde niemals wieder verraten.“ „Du armes, naives Mädchen.“, spottete der alte Mann und schloss die Augen, ehe er sie wieder öffnete und das Mädchen fixierte. „Dann verweile doch noch eine Weile.“ Dann deutete er mit seinem hölzernen Stock auf sie. „Träume.Verzweifle.“ Eine Art Blitz schien aus der Spitze seines Stockes zu kommen und traf Shinri genau in die Brust. Sie begann zu Taumeln und ihr Blickfeld verschwamm allmählich vor ihren Augen. „Möge das Chaos sich verschlingen.“, war das letzte was das Mädchen vernahm, ehe die Dunkelheit sie komplett einhüllte. Als Shinri zu sich kam, kämpfte sie sich schwankend auf die Beine. Sie sah sich um. Wo war sie? Als sie sich umsah, bemerkte sie vor sich ein kleines Mädchen, welches zusammengekauert auf dem Boden hockte. Einige Kinder rannten an ihr vorbei, bewarfen sie mit Steinen und anderen Sachen, lachten über sie und machten sich über sie lustig. Das Kind zog ihre Knie noch enger an ihren Körper und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Shinri´s Augen weiteten sich, als sie das kleine Mädchen erkannte. Das war sie selbst. Allerdings war dies eine deutlich jüngere Ausgabe von ihr selbst. Folglich... befand sie sich in er Vergangenheit? Was hatte Hun Dun vor? Plötzlich fiel ein Schatten über die kleine Shinri. Ein Mann war vor ihr stehen geblieben und sah auf sie herab. Die Worte, die die beiden sprachen, hallte in Shinri´s Ohren wieder. „Also, willst du mir helfen?“, fragte Amon und streckte seine Hand nach dem Mädchen aus. „Nein!“, rief Shinri und versuchte das Mädchen daran zu hindern, seine Hand zu ergreifen, doch die Beiden schienen sie gar nicht wahr zu nehmen. Die kleine Shinri ergriff Amons Hand und plötzlich veränderte sich die Umgebung. Es war als zeigte man ihr schnell aufeinander folgende Bilder. Es waren all die Jahre, in denen sie unter Amon gearbeitet hatte. Ohne Vorwarnung setzten die Schwindelanfälle erneut ein und Shinri versank erneut in der Dunkelheit. Als sie die Augen öffnete, sah sie sich den vorwurfsvollen Blicken der Anderen ausgesetzt. Korra. Asami. Mako. Bolin. Hasook. Tenzin. Pema mit Rohan auf dem Arm. Meelo. Ikki. Jinora... Sie waren alle da und starrten sie einfach nur an. In ihren Augen konnte sie die Verachtung und den Hass ganz deutlich sehen und ihre Vorwürfe aus ihren Blicken lesen. „Warum?“ Korra hatte den Mund geöffnet, um dieses einzelne Wort auf sie zu richten. Shinri zögerte. „Es tut mir Leid. Aber ich habe...“ „Deinetwegen habe ich meine Bändigerkräfte verloren. Hättest du mich gewarnt, oder wärst du schneller gewesen, wäre es nicht dazu gekommen.“, warf ihr der Avatar vor. „Ich...“ Sie wurde sofort unterbrochen, kaum dass sie den Mund geöffnet hatte. „Willst du es etwa auf das schieben, was Amon mit dir gemacht hat? Du bist ihm aus eigenen Stücken gefolgt.“ „Und kaum war es zu spät, wolltest du auf Knien an gekrochen kommen?“, fragte Mako und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hättest meinen Vater da raus halten können.“, sagte Asami, „Dann wäre es nie soweit gekommen.“ „Ich habe gedacht wir wären Freunde.“, murmelte Bolin und wandte enttäuscht den Blick ab. „Lasst mich erklären...“, bat Shinri, „Es...“ „Es tut dir Leid?“ Korra lachte hämisch. „Deine Entschuldigungen nützen dir reichlich wenig, Shinri, oder sollte ich dich Aya nennen? Hast du uns jemals die Wahrheit gesagt?“ „Du hast uns nur belogen. Nichts von dem, was du gesagt hast, war wahr.“, ergänzte Mako. „Für dich waren wir nie deine Freunde.“, fügte Bolin hinzu. „Aber du hast uns das glauben machen.“, warf ihr Asami vor. „Aber wir haben genug von dir, Verräterin!“ Wie ein unendliches Echo klingelte das letzte Wort in ihren Ohren und Shinri sank in die Knie. „Hört auf!“ Sie presste die Hände auf beide Ohren, doch es hatte keinen Zweck. Sie konnte die vorwurfsvollen Stimmen immer noch hören. „Wir haben dir ein Zuhause gegeben.“, sagte Tenzin, „Aber du hast uns Vertrauen schamlos missbraucht.“ Pema hielt Rohan schützend im Arm und hielt ihn von dem Mädchen weg, ganz so als fürchte sie, es ginge eine Gefahr für das Kind von ihr aus. „Wie sollten wir dir noch vertrauen?“, fragte Jinora und Ikki ergänzte: „Gar nicht mehr! Kein bisschen.“ Sie und Meelo streckten ihr die Zunge heraus. Hasook trat aus der Menge hervor. „Und mit uns? War das alles auch nur gespielt?“ „Hasook... Nein... Das darfst du nicht glauben...“ Er lachte freudlos auf. „Natürlich. Als würde ich dir nach der Geschichte noch Glauben schenken. Du hast mich und alle anderen nur ausgenutzt. Für deine Zwecke missbraucht.“ Sein Blick verfinsterte sich. „Ich hasse dich.“ „Verschwinde!“, schrien die Stimmen im Chor. Das Wort versetzte Shinri einen Stich ins Herz. Warum zeigte Hun Dun ihr das alles? Sie wollte das nicht sehen. Sie wollte das nicht hören. Sie barg ihr Gesicht in ihren Händen und begann zu weinen. „Ja. Tränen der Verzweiflung. Nun kennst du den Schmerz.“, erklang da Hun Dun´s Stimme. „Aber du kannst dem allen entgehen. Ich kann dir dazu verhelfen. Es ist ganz einfach.“, säuselte die Stimme einschmeichelnd. Heftig schüttelte Shinri den Kopf. „Nein... Nein...“ Sie versuchte einfach alles zu vergessen. Alles auszublenden. Hun Dun´s hämisches Lachen erfüllte die Luft. „Ganz recht. Gib dich dem Chaos hin und verzweifle. Verliere dich im ewigen Chaos.“ Wieder waberte die Luft um Shinri und färbte sich schwarz. Der Boden unter ihr schien zu verschwinden und sie in dem schwarzen Loch zu versinken. Diesmal war ihr die Dunkelheit, die sie umfing willkommen. Sie wollte nur noch schlafen. Und vergessen. Es war so einfach. So leicht. So angenehm. „Du kannst der Dunkelheit nicht entfliehen.“ Ein roter Schemen tauchte vor dem Mädchen auf. „Denn du selbst trägst die Dunkelheit in dir.“ Aus dem Schemen erhob sich eine düsterere, drachenartige Gestalt. Sie kam immer näher und versenkte sich selbst schließlich in ihre Brust. Ein Schrei drang aus Shinris geöffnetem Mund, während aus ihren Augenhöhlen und dem Mund rote Lichtstrahlen schossen. Das dunkle Licht fühlte ihre gesamtes Blickfeld aus, ehe es sie verschlang. Das erste, was sie unter sich wahrnahm, war der kühle, steinerne Boden. Als sie sich auf die Knie kämpfte, bemerkte sie, dass ihr Gesicht feucht von Tränen war, die sie vergossen hatte. Hun Dun sah von seinem Plateau hämisch auf sie herab. „Verstehst du es jetzt?“, fragte er und sein Mundwinkel verzog sich spöttisch. „Du kannst nicht entkommen. Nicht der Dunkelheit und nicht der Schuld. Du hast keinen Ort mehr, an den du gehörst. Aber ich biete dir einen Ausweg.“ Er streckte seine Hand aus. „Schließ dich mir an und ich werde dir deine sehnlichsten Wünsche erfüllen.“ Shinri´s Haare verdeckten ihre Augen, doch ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. „Das habe ich schon einmal gehört.“ Sie sah auf. „Ihr versprecht einfache Wege und Lösungen. Doch langsam sollte selbst ich begriffen haben, dass ich darauf nicht vertrauen darf. Es gibt keine einfachen Wege und Abkürzungen. Und eure Ideale sind keinesfalls perfekt, oder eure Ziele edel.“ Sie kämpfte sich auf die Beine. „Mag sein, dass ich keinen Ort mehr habe an den ich gehöre, aber an deiner Seite, oder die eines anderen Spinners werde ich auch nicht bleiben.“ Sie streckte sich und fixierte den alten Mann. „Ich habe Fehler gemacht. Viele und unverzeihliche Fehler, das ist mir bewusst. Aber noch tiefer kann selbst ich kaum sinken.“ Sie lachte ohne jede Freude in der Stimme. „Du musst wissen, ich bin nicht so der Typ, der sich bei anderen aus heult. Ich stehe das lieber alleine durch. Vielleicht wachse ich daran und lerne etwas daraus. Wir werden sehen. Aber vermutlich nicht, da ich ja ein gottverdammter Trottel bin.“ Die letzten Worte schrie sie beinahe heraus. Hun Dun´s Gesicht verzog sich. „Du lehnst mein Angebot also ab?“ „Da hast du verdammt Recht, alter Mann.“ „Also schön... Wie du willst...“ Seine knochigen Finger schlossen sich um seinen Stab. „Ich habe ich um eine freiwillige Kooperation gebeten, aber ich habe auch andere Wege. Wege um dich zu brechen. Wege um die Dunkelheit in dir anzusprechen.“ Er lächelte böse, während seine Augen sich zu Schlitzen verengten. „Das Chaos wird deine Seele verschlingen.“ Mit einer flinken Bewegung, die sein Alter Lügen strafte, packte er seinen Stab und stieß diesen auf den Boden. Dort, wo der Stock den Boden berührte breitete sich die Dunkelheit über den Boden aus, bis sie das Mädchen erreichte. Sie versuchte zu rennen, doch die Schwärze glich einem Moor. Sie glitt immer tiefer hinein. Verzweifelt versuchte sie mit ihren Händen irgendwo Halt zu finden, doch es gab kein Entkommen. Mit einem lauten Aufschrei stürzte sie in die endlose Dunkelheit. „Hey!“ Korra wandte sich um, als jemand hinter ihr nach ihr rief. Sie war gerade auf dem Weg nach Hause und lief durch die Straßen Republicas. Dann sah sie, dass Hasook völlig außer Atem auf sie zu gerannt kam. Er blieb vor ihr stehen, beugte sich vornüber und legte die Hände auf die Knie. „Hasook?“Er atmete schnell und versuchte erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Offensichtlich war er gerannt. Dann fasste er sich und richtete sich auf. „Wo ist Shinri?“, fragte er sofort und fixierte den Avatar. Diese sah zur Seite. „Was ist passiert? Ist ihr etwas zugestoßen?“ „Ich...“ Das Mädchen wusste nicht, wo sie beginnen sollte. „Ist sie... etwa...?“, fragte der Junge entsetzt und seine Augen weiteten sich vor Furcht. „Nein.“ Erleichtert atmete Hasook aus. „Ihr verkriecht euch auf eurer Insel. Da ist ja kaum ran kommen.“, moserte er, „Also? Was ist jetzt mit ihr?“ „Sie.. ist fort.“ „Fort?“ Hasook´s Stimme erhob sich. „Was soll das heißen fort?“ Korra sah ihn traurig an. „Sie ist von hier fort gegangen.“ Der Junge rang nach Worten. „Wa..? Warum?!“, herrschte er Korra völlig außer sich an. Korra mied seinen Blick und antwortete: „Das sollte sie dir lieber selbst erzählen... Falls sie zurück kommt...“ „Wa...? Hey!“ Doch Korra ignorierte ihn, lief weiter und lies einen völlig verwirrten und zugleich wütenden Hasook zurück. Kapitel 22: Ratschläge ---------------------- 22. Kapitel – Ratschläge „Shinri.“ Sie öffnete die Augen. Wer hatte da nach ihr gerufen? Das Mädchen blinzelte irritiert. Träumte sie immer noch? Oder sah sie schon Dinge? War sie verrückt geworden. „Hey! Komm zu dir!“, rief das Wesen und stupste ihr gegen die Stirn. Erst jetzt nahm Shinri das Wesen richtig wahr. Es schimmerte hell und hob sich so deutlich von der herrschenden Dunkelheit ab. Es war ein Geist, wurde ihr schnell klar. „Du musst aufwachen.“ „Aber... Ich bin doch wach.“, erwiderte das Mädchen. „Wach auf.“, erklang es wieder. Das war aber nicht von dem Geist gekommen. Verwirrt sah Shinri sich um. „Wach auf.“ Der Ruf wurde immer eindringlicher und lauter. Als Shinri sich wieder zu dem geisterhaften Geschöpf um wandte, war dieser verschwunden. Ehe sie nach diesem Rufen oder Suchen konnte, löste sich plötzlich auch die Dunkelheit auf und sie mit ihr. Mit einem Schrei schreckte Shinri auf. „Ruhig...“, sagte eine sanfte Stimme und sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. „Du scheinst schlecht geträumt zu haben. Außerdem ist es für ein junges Mädchen nicht besonders gesund, wenn sie auf dem kalten Boden liegt und schläft.“ Langsam setzte Shinri sich auf. Vor ihr hockte ein Mann. Es war nicht Hun Dun, auch wenn der Mann ebenfalls weiße Haare hatte. Mit einem gütigen Lächeln sah er dem Mädchen ins Gesicht. „Guten Morgen.“ „Äh... Guten Morgen.“, erwiderte Shinri, sichtlich verwirrt. Der Mann erhob sich mit einem leichten Stöhnen auf den Lippen und bot dem Mädchen seine Hand an. Dankbar ergriff sie diese und lies sich beim Aufstehen helfen. Sie blickte sich um und fuhr sich mit der Hand zerstreut über ihr Gesicht. Es war alles nur ein Traum gewesen... oder? Erst jetzt bemerkte sie den kleinen, weißen Geist neben dem älteren Mann. Dieser bemerkte ihren Blick. „Mein kleiner Freund hier hat dich gefunden und mich zu dir geführt.“, erklärte er. „Hallo, Shinri.“, begrüßte der Geist das Mädchen, welches irritiert zögerte. „Sag bloß du hast mich vergessen?“, fragte der Geist lachend. Shinri kniff die Augen zusammen. „Shiki?“ Der Geist nickte fröhlich. „Du hast mich also doch nicht vergessen?“ „Nah.“, winkte Shinri ab, „Wie könnte ich auch? Hast mich ja wochenlang nicht in Ruhe gelassen.“ Tatsächlich waren die beiden sich vor vielen Jahren in der Geisterwelt begegnet. Shiki war von Natur aus neugierig und zeigte sich an dem Menschenmädchen interessiert, weshalb sie dieser von da an auf Schritt und Tritt folgte, wenn sie sich in der Geisterwelt befand. „Wie es mir scheint, kennt ihr beide euch bereits.“, meinte der alte Mann und beide nickten. In diesem Augenblick begann Shinri zu niesen. „Darf ich dich zu einem Tee einladen?“, fragte der Mann mit einem gütigem Lächeln auf den Lippen. „Wenn es Ihnen keine Umstände macht...“, begann Shinri doch er winkte ab. „Keineswegs. Ich wollte gerade sowieso Tee für meine anderen Freunde kochen. Komm. Folge mir.“ Er machte eine winkende Geste und führte Shinri durch den Geisterwald. Sie kamen bei einer Lichtung an, auf der ein riesiger Tisch mit Teetassen und Gebäck stand. Höflich bot der Mann Shinri einen Platz an und goss ihr in die bereit gestellte Tasse einen Tee ein. „Danke.“ Das Mädchen schnüffelte an dem Tee, ehe sie die Tasse an die Lippen führte und vorsichtig zu trinken begann. „Mh. Köstlich.“, seufzte sie zufrieden, als der Tee warm ihre Kehle hin abgeflossen war. „Vielen Dank.“, sagte der Mann. „Darf ich dir nun meine Freunde vorstellen?“, fragte er und deutete auf die restlichen Gäste an der Tafel. Es waren allesamt Geister und er stellte sie dem Mädchen allesamt mit Namen vor. Höflich neigte sie den Kopf, wenn sie dem betreffendem Geist vorgestellt wurde. Als Stille einkehrte, nahm sie einen weiteren Schluck des köstlichen Tees. Dann besann Shinri sich. „Entschuldigen Sie bitte. Mein Name ist Shinri. Vielen Dank für ihre Hilfe und Gastfreundschaft.“ Der Alte lächelte gütig. „Keine Ursache, Shinri. Mein Name ist Iroh.“ Iroh? Shinri´s Blick lag auf dem Mann, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. War es etwa... der Iroh? Der Mann lachte, als er ihren forschenden Blick bemerkte. Sie errötete und senkte den Blick. „Entschuldigen Sie bitte.“„Mach dir keine Gedanken.“, sagte Iroh, „Ich sehe, dass du einige Fragen hast. Also zögere nicht, diese zu stellen.“ Shinri lächelte den Mann an, ehe sie die Frage stellte, die ihr auf der Zunge lag: „Sind sie etwa, der General Iroh?“ Lachend strich sich der Mann über den Bart. „Wie es scheint, bin ich in der materiellen Welt eine Art Berühmtheit.“ Er lachte noch einmal, ehe er antwortete: „Ja der bin ich.“ Das Mädchen war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. „Ähm.. Es ist mir eine Ehre, Sir.“ „Bitte.“, Iroh winkte ab, „Nenn mich einfach nur Iroh, Shinri. Es gibt keinen Grund für solche Höflichkeiten. Schließlich bin ich nur ein einfacher alter Mann.“ Shinri erwiderte sein Lächeln und nahm einen weiteren Schluck Tee. „Ein einfacher, alter Mann, welcher sehr guten Tee brühen kann.“, fügte sie grinsend hinzu. „Ich danke dir. Es ist mir immer wieder ein besonderes Vergnügen, wenn jemand meinen Tee schätzt.“ Sie beiden lächelten sich vergnüglich an, ehe sie schweigend ihren Tasse leerten. Iroh studierte Shinri´s Gesicht. „Shinri. Verzeih bitte, wenn ich dir zu nah trete, aber ich sehe, dass dir noch etwas anderes auf der Seele liegt. Ich würde dir gerne helfen, wenn ich kann. Was hat dich in die Geisterwelt verschlagen?“ Das Mädchen setzte ihre Teetasse ab und starrte lange auf den Grund des Porzellans, ehe sie langsam zu sprechen begann: „Ich.. habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Zu viele. Und keinen davon werde ich wohl je wieder gut machen können. Ich schätze ich bin hierher gekommen... um etwas nachdenken zu können. Den Kopf frei zu kriegen, sozusagen. Ich... Habe viele Menschen verletzt und verraten... Menschen, die mich als ihre Freundin bezeichneten...“ Ihr fehlten die Worte um das zu beschreiben, was sie meinte, fühlte und mit dieser Reise erreichen wollte. Doch der alte Mann verstand sie auch ohne Worte. Er hörte ihr aufmerksam zu und nickte an einigen Stellen. „Ich verstehe.“, sagte er dann schließlich bedächtig, „Also suchst du die Einsamkeit um deine Probleme zu lösen und deine Gedanken zu ordnen.“ Sie nickte, beinahe erleichtert. Iroh schien eine Weile darüber zu grübeln, ehe er sagte: „Ich weiss zwar nicht genau, was zwischen dir und deinen Freunden vorgefallen ist, aber ich bin mir sicher, dass sie dir vergeben werden, schließlich sind es deine Freunde.“ Shinri schüttelte schief grinsend den Kopf. „Es war nicht gerade eine kleine Sandkastenstreiterei. Es ist komplizierter. Ein einfaches Entschuldigung reicht da leider nicht aus.“ „Magst du mir, mehr darüber erzählen?“ Das Mädchen zögerte, fing aber dann an: „Ich habe mich auf die falsche Seite geschlagen, dass weiss ich jetzt. Aber vorher habe ich ihr Vertrauen schamlos ausgenutzt und ihnen eine Freundschaft vorgespielt. Ich habe Informationen über sie an ihren Feind weitergegeben, für den ich gearbeitet habe. Und schlussendlich konnte ich sie nicht einmal beschützen, denn als ich meine Fehler einsah, war es bereits zu spät.“ „Ich schätze ich habe einiges verpasst, was in der materiellen Welt vor sich geht.“, meinte Iroh schließlich, „So wie es klingt, schien dort einiges los zu sein.“ Shinri nickte. „Das kann man wohl sagen.“, erwiderte sie schwach lächelnd. „Wenn du magst, kannst du mir davon einmal erzählen. Aber zurück zu deinem Problem.“ Iroh sah ihr tief in die Augen. „Du sagtest du hast ihnen etwas vorgespielt und ihr Vertrauen missbraucht. Du hast Recht, es ist nicht einfach, Vertrauen, welches verloren ging wieder aufzubauen, aber es ist nicht unmöglich. Vertrauen ist wie eine Blume. Du musst ihr Zeit geben, um wieder zu wachsen. Vielleicht kennst du die Geschichte von Avatar Aang und meinem Neffen, Prinz... Feuerlord Zuko?“ Ein leichtes Nicken. „Er hatte zunächst auch mit Misstrauen zu kämpfen, schließlich gehörte er zum Feind und hatte den Avatar und seine Freunde lange gejagt und bekämpft. Doch schließlich akzeptierten sie ihn und sie wurden Freunde für´s Leben.“ Er machte eine kurze Pause, um ihr Zeit zu lassen, über seine Worte nach zu denken. „Ich sehe, dass du deine Fehler aufrichtig bereust und die Freundschaft für dich nun eine echte ist. Ich bin mir sicher, dass werden deine Freunde auch erkennen.“ Shinri zuckte nur langsam mit den Schultern. Bei Hun Dun hatte sie zwar ein starkes Gesicht gezeigt, aber eigentlich fühlte sie sich schwach. Miserabel. Und vor allem einsam. Und trotz Irohs Worten, konnte sie kaum an Wunder glauben. „Tiefe Wunden heilen nicht so schnell...“, murmelte sie. „Natürlich brauchen sie Zeit.“, sagte Iroh bestätigend und lächelte, „Aber gib ihnen und auch dir eine Chance. Du musst auch dir selbst verzeihen können.“ Shinri´s Augen weiteten sich vor Erstaunen. Sich selbst verzeihen? „Mir selbst verzeihen....?“, murmelte sie halblaut fragend. „Genau.“ Iroh nickte. „Das ist ein wichtiger Schritt, in die richtige Richtung. Du musst lernen deine Fehler zu akzeptieren. Du musst mit ihnen Llben, sie überwinden und so über dich selbst hinaus wachsen. Der Mensch lernt aus seinen Fehlern. Deshalb ist es wichtig, sich diesen immer bewusst zu sein, aber man darf sich nicht von ihnen einschränken und verunsichern lassen. Genauso wenig wie von der eigenen Vergangenheit. Sie ist ein Teil von dir, aber lasse nicht zu, dass die dir im Weg steht.“ Erstaunt lauschte Shinri seinen Worten. Jedes Wort klang so simpel und doch so einleuchtend. Sie hatte das Gefühl die Weisheit des Mannes vor ihr war grenzenlos und er hatte auf alles eine Antwort. Schließlich atmete sie tief durch und nickte kurz. „Ich werde es versuchen... Danke.“ „Keine Ursache. Ich helfe gerne, wenn ich kann.“, erwiderte Iroh und schenkte ihnen beiden noch eine Tasse Tee ein. Shinri saß ihm Schneidersitz im weichen Gras und meditierte. Iroh hatte sie kurz alleine gelassen, um sich auf die Suche nach neuen Teezutaten zu machen, wie er ihr erklärt hatte. Die restliche Teegesellschaft war ebenfalls gegangen. Mit geschlossenen Augen versuchte das Mädchen alle Gedanken frei fließen zu lassen, doch irgendetwas lies ihr keine Ruhe. Dieses irgendwas sprang von ihrer Schulter, auf ihre Knie und wieder zurück. Es war Shiki und dieser kleine Quälgeist plapperte pausenlos. Unter normalen Umständen hätte sie das nicht gestört. Sie war ein guter Zuhörer, doch sie meditierte hier nicht zum Spaß. Schließlich seufzte das Mädchen und gab ihren Versucht auf. Sie öffnete die Augen und sah den kleinen Geist an. Dieser blickte sie schief an. „Was?“, fragte Shinri kurz angebunden. „Warum meditierst du?“ „Warum bist du nicht fünf Minuten still?“ Der Geist blinzelte. „Sorry...“, murmelte Shinri, „Ich bin… nicht sonderlich gut drauf.” „Was ist denn los?“ Shiki hockte sich hin und sah dem Mädchen neugierig ins Gesicht. „Ist es wegen deiner Freunde?“ „Auch...“, gab sie zur Antwort, „Aber nicht nur das.. Ich habe meine Bändigerkräfte verloren.“ Der Geist schlug die kleinen Hände vor dem Mund zusammen. „Oh nein. Wie ist das denn passiert?“ In den Monaten, in denen die beiden sich kennen gelernt hatten, hatte Shiki selbst erfahren, wie sehr dem Menschenmädchen das Bändigen am Herzen gelegen hatte. „Lange Geschichte...“, sagte sie schließlich und kratze sich am Kopf. „Jedenfalls geht es jetzt nicht mehr... Irgendwie hatte ich gehofft... Ich weiss auch nicht genau.“ „Vielleicht hast du sie ja gar nicht für immer verloren!“, meinte der Geist hoffnungsvoll und warf die kleinen Hände in die Luft, „Vielleicht brauchst du einfach mehr Selbstvertrauen und Übung.“ Shinri grinste schief.„Ich glaube wohl kaum.“ „Doch ganz bestimmt!“, rief Shiki, „Also los!“ „Los, was?“ „Steh auf!“, befahl der Geist. „Und warum ge...?“ „Steh auf!“ „Na gut...“ Das Mädchen gehorchte. „Und jetzt?“, fragte sie. „Bändige!“ „Ich habe doch gesagt...“ „Los! Versuch es wenigstens.“ Shinri seufzte. „Also gut.“ Sie holte tief Luft und konzentrierte sich, ehe sie Bändigerübung durchführte. Doch genau, wie sie es gedacht hatte, passierte gar nichts. Rein gar nichts. „Noch mal!“, befahl Shiki erbarmungslos. Das Mädchen gehorchte seufzend und wiederholte sie Übung. Wieder passierte nichts. Das musste verdammt lächerlich aussehen, dachte sie nur verbittert. Der Geist feuerte sie immer weiter an und immer wieder machte sie irgendwelche Bewegungen, welche rein gar nichts bewirkten. Kapitel 23: Ins Licht --------------------- 23. Kapitel – Ins Licht „Okay. Es reicht.“, meinte Shinri und lies sich ins Gras fallen. „Nein.“,, widersprach Shiki, „Du musst einfach n...“ „Ich sagte es reicht.“, fuhr das Mädchen den Geist an. Sie zog die Knie näher an den Oberkörper. „Es hat keinen Zweck! Ich werde nie wieder bändigen können. Nie wieder!“ Sie schlug mit der Faust auf den Boden und biss sich auf die bebende Unterlippe. „Shinri...“ Traurig sah der Geist das Menschenmädchen an, welchem nun Tränen in die Augen schossen. „Es tut mir Leid.“ „Du wolltest nur helfen. Ich weiss ja...“, murmelte Shinri und wischte sich über die Augen. Sie schniefte und versuchte ein Lächeln. „Danke für die Mühen, und so.“ „Ich gebe nicht auf!“, ereiferte sich das kleine Wesen, „Es muss doch einen Weg geben um...“ Ein Rascheln unterbrach das Gespräch. Iroh war zurück gekehrt. Er stellte den Korb, in dem er einiges gesammelt hatte auf den Tisch und kam zu den Beiden herüber. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er nach einem Blick in die Gesichter der Beiden. Shinri wollte schon bejahen, doch Shiki kam ihr zuvor: „Nein. Shinri kann nicht mehr bändigen.“ „So?“ Iroh betrachtete das Mädchen lange und setzte sich dann vor sie ins Gras. „Weist du... mein Neffe war einmal in einer ähnlichen Situation. Er hatte sein altes Ziel und seine Wut als Kraftquelle für sein Feuer gebraucht, doch als er ein neues Ziel hatte, verliesen ihn seine Kräfte. Um diese wieder zu erlangen, musste er die wahre Natur des Feuerbändigens erkennen.“ Shinri lächelte. „Ich weiss.. Ihre Mühen zu schätzen, Iroh, aber ich denke dieser Fall ist etwas anders.“ „Hat es etwas mit diesem Feind zu tun, den zu erwähnt hattest?“ Das Mädchen nickte. „Ich denke nun ist es an der Zeit für deine Geschichte.“, meinte der alte Mann lächelnd. Nach kurzem Zögern erzählte Shinri ihm ihre ganze Geschichte. Zunächst kamen ihr die Worte nur schwer über die Lippen, doch Iroh signalisierte ihr, dass es in Ordnung war und bald schon strömten die Worte wie von alleine aus ihr heraus. Beinahe so, als hatte sie schon lange auf jemanden gewartet, dem sie all das anvertrauen konnte. Wie sie Waise wurde, wie sie auf Amon und auf den Avatar, auf Korra und ihre Freunde getroffen war. Sie erzählte von ihren Kämpfen und Träumen, Freundschaften und Gefühlen. Auch von Tenzin und seiner Familie. Von den Zielen der Equalisten und den besonderen Kräften ihres Anführers und wie diese dazu führten, dass sie ihre Bändigerkräfte verloren hatte. Außerdem erwähnte sie, dass kein Heiler diesen Zustand rückgängig machen konnte, so hatte sie es jedenfalls von Korra erfahren, welcher auf Taho gestoßen war. Zuletzt erzählte sie noch von ihrer Reise in die Geisterwelt und wie es sie hierher verschlagen hatte. Wieder hörte ihr Iroh aufmerksam zu und dachte über jedes ihrer Worte genaustens nach. Sie unterbrach sich einige Male, doch der alte Mann ermuntigte sie weiter zu sprechen und auch wenn sie die richtigen Worte nicht fand, schien er sie dennoch verstehen zu können. „Ich verstehe...“, sagte er schließlich, als sie geendet hatte. Er machte eine längere Pause. „Weist du... Manchmal glauben wir, wir müssten die Antworten bei anderen suchen, doch in Wirklichkeit stecken diese in einem selbst.“ „Also wollen Sie mir damit sagen, sie können mir auch nicht helfen?“, fragte Shinri und sah den alten Mann an. Sie wurde etwas rot und fügte hastig hinzu: „Also nicht, dass ich das erwartet hatte, aber irgendwie... hatte ich gehofft Sie wüssten eine Lösung. Soll nicht heißen, dass ich glaube... Also ihre Worte tun wirklich gut und so und...“ Iroh unterbrach sie lachend. „Schon gut. Ich kann dir wirklich nicht helfen, das stimmt. Aber du kannst es.“ Shinri sah ihn eindringlich an. „Aber wie?“ „Wie ich bereits sagte. Die Antwort liegt oft in einem selbst. Suche das Licht.“ Er lächelte und erhob sich. Dann bedeutete er Shiki das gleiche zu tun und die beiden liesen das Mädchen alleine zurück. Shinri sah den beiden Anderen lange nach, ehe sie schließlich zu Boden sah und laut seufzte. Iroh´s Worte waren wirklich stärkend und hilfreich. Iroh war ein bewundernswerter Mann. Sie hätte wohl kaum erwartet, dass er die Hände hob und plötzlich konnte sie wieder Bändigen. Das Mädchen seufzte, nahm dann wieder Meditationshaltung an und schloss die Augen. Sie sollte das Licht suchen. Welches Licht? Sie atmete ruhig aus und ein, während sie in ihrem Inneren forschte. Wonach sollte sie genau suchen? Sie versuchte ihre Chiströhme zu erspüren, doch im Gegensatz so früher, fühlte sie nur die Leere in sich. Sie brach ab und betrachtete das Gras vor sich, welches sich leicht im Wind wiegte. Wie sollte sie etwas erspüren, was nicht da war? Dennoch schloss sie erneut die Augen. Was hatte Amon nur genau mit ihr gemacht? Was blockierte ihr Bändigen? Shinri wusste aus den Erzählungen über den Avatar, dass auch er über die Macht verfügte, Menschen die Bändigerkräfte zu nehmen, so wie er es einst bei Feuerlord Ozai getan hatte. Doch er hatte kein Wasserbändigen dafür gebraucht, sondern hatte die Energie selbst gebändigt. Besaß Korra auch diese Fähigkeit? Hun Dun hatte so etwas angedeutet. Das brachte sie zur nächsten Frage. Wie hatte es der alte König geschafft, ihr die Macht über alle vier Elemente zu verleihen? Wieder fiel ihr dieses rötliche Licht ein und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken hinunter. Normalerweise war Licht warm und hell, doch dieses schien finster und kalt. Und dennoch war es irgendwie untrennbar mit ihr verbunden. Dann fielen ihr die alten Legenden ein. Früher hatten Menschen die Energien in sich selbst gebändigt, noch bevor sie den Elemente ihren Willen aufzwingen konnten. Vielleicht lag diese Macht tief in jedem verborgen, dem es gelang, das lange verschlossene Tor zu diesem Geheimnis aufzustoßen um diese Kraft zu benutzen. Sie schöpfte neue Hoffnung. Diese wirkte wie ein Licht, dass ihren Geist erhellte und ihre Seele beflügelte. Sie atmete tief durch und folgte im Geiste ihrem Chifluss. Sie sank immer tiefer ein und das Licht schien näher zu kommen. Ein weiterer Atemzug und sie konnte die Lichtquelle vor ihrem inneren Auge ausmachen. Als sich ihr Astralkörper auf das Licht zubewegen wollte, stieß es gegen eine Art unsichtbare Wand. Das Licht schien gebrochen durch die Mauer, die es umgab. Schemenhaft erleuchtete es den Astralkörper des Mädchens und die Umgebung. Alles stoßen und schlagen half nichts. Die Wand gab nicht nach. Dann legte sie eine Hand flach auf die Mauer, woraufhin Reflexionen auf der Wand erschienen, welche dort eigentlich nichts zu suchen hatten. Ihre Augen weiteten sich flüchtig, als sie die Szenarien erkannte. Was sich dort widerspiegelte, war ihre eigene Vergangenheit. Sie schreckte zurück, als sich diese Bilder zu einem menschenähnlichen Wesen zusammenfügten, welches allmählich ihre Gesalt annahm. Ein Selbst geboren aus den Reflexionen ihrer Vergangenheit. In der Hand trug das Wesen eine Fuchsmaske. Shinri´s Astralkörper zog eine Augenbraue hoch. „Na sieht mal einer an. Lass mich raten? Du kommst um mich zu testen? Ob ich würdig bin oder so etwas?“ Ihr Schatten lachte hämisch. „Natürlich, wie immer einen flotten Spruch auf Lager, was?“ Shinri zuckte mit den Schultern. „Tja, so bin ich eben. Also... lass mich bitte vorbei und lass mich an mein Chi.“ „Damit du zurück nach Republia gehen kannst?“, erwiderte der Schatten. „Zum Beispiel.“ Wieder erklang ein hämisches Gelächter. „Du bist in Republica nicht willkommen. Du bist dort eine gesuchte Verbrecherin. Glaubst du, sie werden alles vergessen, nur weil du ihnen sagst es täte dir Leid und du hast dich geändert.“ „Naja ich würde nicht sagen, dass ich mich verändert habe. Höchstens meinen Blickwinkel auf einige Dinge.“, meinte Shinri, „Ich bin beinahe noch so wie vorher. Nur... Minus die Haare.“ Sie zupfte an ihren Spitzen, während ein Grinsen auf ihrem Gesicht erschien, „Naja und das ganze Equalisten Getue.“ „Du kannst selbst Lüge und Wahrheit gar nicht mehr auseinander halten. Deshalb machst du aus allem eine lustige Geschichte oder einen doofen Spruch.“ Shinri´s Grinsen wurde noch breiter. „Ja... Wäre sonst langweilig, oder?“ „Siehst du?“, fragte ihr Schatten, „Genau das meine ich. Du verschließt deine Augen vor der Realität.“ „Ja, die Realität ist auch langweilig. Warum leben, wenn man träumen kann?“„Tsk. Du hoffst doch nur dass alles besser wird. Dass dir deine Freunde verzeihen. Doch sieh der Realität ins Auge. Warum sollten sie? Eine gute Tat merzen die schlechten Taten eines ganzen Lebens nicht aus. Ein blöder Witz verbessert keine Situation. Die rosarote Brille macht das Leben nicht besser.“, rief der Schatten aus.„Du hast Recht.“, gestand Shinri und das Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht und machte einer ernsten Miene Platz, „Ich versuche aus allem einen Witz zu machen.. Doch das Lächerlichste bin wohl ich. Ich kann einfach nicht aus meiner Haut, egal wie sehr ich es versuche. Manchmal ist mein Mundwerk schneller als mein Gehirn, doch wenn es ums alles andere geht, komme ich aus dem Grübeln nicht heraus. Ich schätze das nennt man Widersprüchlichkeit.“ Sie zuckte grinsend mit den Schultern, ehe sie wieder ernst wurde.„Aber ich will daran glauben, dass ich mich ändern kann. Oder zumindest etwas ändern kann. Ich möchte den Menschen helfen. Den Geistern. Der Welt. Ich möchte etwas ändern und verbessern. So wie der Avatar.“ „Du setztst dich mit dem Avatar gleich?“, fragte der Schatten. „Mitnichten.“, gab sie zur Antwort, „Ich bewundere die Arbeit eines jeden Avatars und auch Korra wird die Welt verändern. Da bin ich mir sicher. Und ich will auch meinen Teil zum Weltfrieden beitragen. Auch wenn ich nicht der Avatar bin, kann ich versuchen der Welt Frieden zu bringen.“ „Du willst einfach nicht vergessen werden. Das ist alles. Du willst nicht helfen. Du willst deine Spuren hinterlassen.“, behauptete der Schatten. „Natürlich hätte ich gerne, dass sich einige Menschen an mich erinnern, vorausgesetzt diese Erinnerungen lösen positive Gefühle in ihnen aus. Aber wichtiger ist es mir, dass die Zukunft für alle schöner und besser wird. Ich kenne alle Seiten sowohl der materiellen als auch der Geisterwelt. Die guten und auch die schlechten. Und genau deshalb glaube ich, dass man dem Guten helfen muss.“, erklärte Shinri selbstsicher. Ihr Schatten lachte hämisch. „Sagte die, welche Bändiger für Amon einfing und half Verbrechen auszuüben. Und jetzt sag nicht, dass lag alles daran, dass du Amon etwas schuldest oder an der Hypnose.“ „Es stimmt.“, gestand das Mädchen, „Ich habe viele Fehler gemacht. Ich habe es langsam verstanden. Aber nun denke ich, man muss daraus lernen und voran gehen. Auf der Stelle treten hilft keinem.“ „Du ignorierst die Tatsachen!“, rief der Schatten aus und wirkte dabei ziemlich wütend, „Du kannst nicht alles hinter dir lassen!“ „Nein. Das stimmt. Es wird immer ein Teil von mir bleiben.“ Shinri legte eine Hand auf ihre Brust, senkte den Blick und schloss die Augen, „Und darum bin ich ich.“ Dann hob sie den Blick, um ihr Ebenbild anzusehen, „Und auch du bist ich. Du bist meine Vergangenheit. Meine Zweifel. Meine Bedenken. Doch ohne Vergangenheit gibt es keine Gegenwart, oder Zukunft. Du bist ein Teil von mir. Und zusammen bilden wir zusammen „Ich“.“ Sie grinste ihr erstauntes Selbst an, ehe sie auf es zu trat und in eine sanfte Umarmung zog. „Also gib uns eine Chance und lass uns das Ding schaukeln. Wir versuchen mal es nicht zu vermasseln.“ Ihr anderes Ich lächelte, schüttelte den Kopf und erwiderte die Umarmung, ehe es sich in kleine Lichtfunken auflöste, welche nach oben schwebten und die Dunkelheit über Shinri erleuchtete wie kleine Sterne. Dann legte sie erneut ihre Hand auf die Mauer, welche unter ihrer Berührung verschwand. Das Mädchen trat auf das Licht zu und streckte die Hand danach aus. Sanft nahm sie es an sich und drückte es an ihre Brust. Shinri öffnete die Augen und sah sich zugleich den erwartungsvollen Blicken von Shiki und Iroh ausgesetzt. Iroh lächelte wissend. „Du hast es also geschafft.“ Das Mädchen lächelte ihn an und nickte. „Ja.“ Langsam erhob sie sich. Ups, sie sollte nicht mehr so lange im Schneidersitz meditieren. Das ging auf die Gelenke. Sie ging auf den alten Mann zu und schloss ihn in eine Umarmung. „Ich danke Ihnen für alles.“ Iroh lächelte sanft. „Gern geschehen. Ich bekomme nur selten Besuch von menschlichen Gästen. Komm mich bald wieder besuchen.“ „Das werde ich.“ Dann verabschiedete sie sich ebenfalls von Shiki, welche sie natürlich nicht gehen lassen wollte. Doch als der Geist ihr das Versprechen abrang, sie bald zu besuchen und sie niemals zu vergessen, lies Shiki sie gehen. Die Beiden begleiteten sie noch ein ganzes Stück lang. Über die Lichtung und durch den Wald. Shinri drehte sich ein letztes Mal um und winkte den Beiden. „Auf Wiedersehen.“ Sie verbeugte sich höflich. „Und nochmals danke für alles.“ „Tschau! Und komm bald wieder! Und wehe nicht! Du hast es mir versprochen! Denk daran!“, plapperte Shinri. „Ja klar. Mach ich.“, sagte das Mädchen. „Auf Wiedersehen, Shinri.“, verabschiedete sich Iroh lächelnd, „Und grüß Korra von mir.“ Ehe sich das Mädchen nochmal umdrehen konnte, waren die anderen bereits verschwunden und sie war zurück in der Welt der Menschen. Sie lächelte und wandte sich wieder um. Ihr Blick fixierte die materielle Welt. Dann tat sie einen Schritt. Sie hatte noch einiges zu tun. Sie ballte entschlossen die Fäuste und und grinste. Jep. Es konnte los gehen. Erste Station: Republica. Kapitel 24: Vertrauen --------------------- 24. Kapitel – Vertrauen Eines hatte sie aus dieser Reise gelernt. Sie war froh, dass sie nicht am Südpol lebte. Trotz Feuerbändigens und warmer Kleidung konnte es dort ziemlich kalt sein. Shinri grinste kopfschüttelnd. Selbst ohne Publikum brachte sie immer noch diese dämlichen Witze. Tja, sie konnte wohl wirklich nicht aus ihrer Haut. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht alles andere richtigstellen konnte. Sie war aus einem guten Grund nach Republica gekommen. Sie wollte sich entschuldigen, auch wenn sie keine Vergebung erwarten konnte. Außerdem wollte sie sich der Polizei stellen. Aber eines nach dem anderen. Ungesehen schritt sie durch die Stadt und überquerte in guter alter Bändigermanier die Yue Bucht, um zur Insel des Lufttempels zu gelangen. Erst, als sie einen Fuß auf die Insel setzte, zögerte sie. Sollte sie jetzt einfach ins Haupthaus spazieren? Was wenn... Und wieder verlor sie sich in zahllosen Gedanken. Aber weiter kam sie nicht, als etwas sie ansprang und umriss. „Raku.“ Shinri sah das Tierchen an, welches auf ihrer Brust saß und sie scheinbar vorwurfsvoll ansah. „Du bist gewachsen.“, meinte sie lächelnd, doch die Wolfskatze starrte sie weiter an. „Ja ich weiss schon.“ Sie setzte sich etwas auf und kraulte den Kater. „Es tut mir Leid.“ Erst jetzt sah Raku von seiner Angriffshaltung ab und begann glückselig zu schnurren. Einen Augenblick lang blieben die beiden Kameraden einfach so und genossen den Moment. „Raku!“, schrie eine helle Stimme über das Grundstück. Dann sah Shinri, wie etwas aus dem Gebüsch brach und zwei kleine Gestalten kamen vor ihr zum Stehen und starrten sie erstaunt an. Shinri grinste. „Hi.“, grüßte sie die beiden Luftbändiger locker mit erhobener Hand. Vorsichtig setzte sie Raku auf den Boden und stand auf. Ehe sie noch etwas sagen konnte stürmten Meelo und Ikki auf sie zu und umarmten sie fest. „Shinri!“, riefen sie freudig aus einem Munde und begannen wild auf sie einzureden. Jetzt war Shinri doch leicht irritiert. Scheinbar hatte man die Beiden nicht in Kenntnis gesetzt... was die vergangenen Ereignisse anging. „Meelo! Ikki!“, mischte sich eine andere Stimme in das Geprabel und nur wenige Sekunden später, trat auch Jinora zu ihnen. Sie zeigte sich erstaunt, als sie Shinri erblickte und sah nicht ganz so erfreut aus, wie ihre Geschwister. Aber man konnte nicht behaupten, dass aus ihrem Blick pure Verachtung sprach. Scheinbar hatte man sie jedenfalls ansatzweise eingeweiht. Nun sie war schließlich die Älteste und nicht gerade auf den Kopf gefallen. „Jinora! Shinri ist wieder da!“, riefen Meelo und Ikki, als hätte das die junge Luftbändigerin nicht schon selbst bemerkt. „Hallo, Jinora.“, begrüßte Shinri das junge Mädchen. „Hallo.“, erwiderte diese etwas reserviert. Shinri lächelte. „Wo ist euer Vater?“, fragte sie dann alle drei Kinder, während sie sich Raku auf ihre Schulter setzte. „Er ist im Ratshaus. Sie wählen doch bald einen neuen Präsidenten.“, antwortete Ikki. „Ich verstehe.“ Shinri nickte. „Und Korra und die anderen?“ „Die sind hier auf der Insel. Ich kann sie rufen, wenn du...“ Doch das war gar nicht nötig. In diesem Augenblick traten Korra, Asami, Bolin und Mako zu ihnen. Offensichtlich hatten sie die Luftbändiger Kinder gesucht, hatten aber sicherlich nicht mit der vierten im Bunde gerechnet. Sie blieben verdutzt stehen. Shinri lächelte und wandte sich an Jinora, Ikki und Meelo: „Könntet ihr uns bitte kurz alleine lassen?“ Ikki und Meelo schickten sich an zu widersprechen, doch Jinora nickte, scheuchte ihre Geschwister fort und folgte ihnen. Als sie außer Sichtweite waren öffnete Shinri den Mund. „Hallo.“ Die anderen blieben stumm. Nur Bolin konnte sich zu einem gequältem Hi hinreißen lassen. Das Mädchen lächelte traurig. Was hatte sie auch erwartet? Eine Willkommensparty mit Luftballons und Luftschlangen? „Was willst du hier?“, fragte Korra schließlich und eine kleine Flamme züngelte um ihre geballte Faust. „Du kannst also wieder bändigen?“, fragte Shinri, „So ein Glück.“ Und das meinte sie ernst. „Jetzt versuch nicht vom Thema abzulenken.“, mischte sich Mako ein. „Schon gut. Ich weiss ja. Ihr freut euch nicht gerade mich zu sehen.“ „Was du nicht sagst.“ Asami verschränkte die Hände vor der Brust. Vermutlich war sie noch die wütendste von allen, schließlich erinnerte sie das Ganze an die Geschichte ihres Vaters. Nur Bolin schien hin und her gerissen, sagte aber nichts. „Also, was willst du hier?“, harkte Korra nach. „Eigentlich bin ich nur gekommen, um mich persönlich bei euch zu entschuldigen.“, meinte Shinri. „Und du erwartest, dass wir dir nach alledem einfach so verzeihen?“, fragte Mako scharf. Shinri zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Ich dachte nur, ihr verdient die vollständige Wahrheit.“ „Das kommt aber reichlich spät.“, kam es bitter von Asami. „Das weiss ich auch.“, räumte das Mädchen ein, „Aber wie ich bereits sagte, verdient ihr die Wahrheit. Ich überlasse es euch, ob ihr mir glauben schenkt, oder nicht.“ Und so erzählte sie den Vieren ihre ganze Geschichte. „Und natürlich könnte ich auch erzählen, dass ich die ganze Zeit unter Hypnose stand und deshalb so gehandelt habe, aber das entspricht nur zum Teil der Wahrheit.“, fuhr sie fort, „Ich habe zeitweise wirklich an Amons Ziele und Ideale geglaubt und gehofft er könne eine bessere Zukunft für alle erschaffen. Doch ich lag falsch. Und ihr habt mir die Augen geöffnet.“ Es blieb eine ganze Weile still. Jeder schien über ihre Worte nachzudenken. Schließlich sah Mako ihr direkt in die Augen: „Wie sollen wir dir so jemals wieder vertrauen?“ Shinri lächelte schwach. „Vermutlich gar nicht. Jemand hat mir gesagt, Vertrauen sei wie eine Blume. Wenn es einmal zerstört ist, braucht es seine Zeit um nachzuwachsen, wenn es das überhaupt tut.“ Sie seufzte und winkte ab. „Ich meine, hey ich verstehe euch völlig. Wie gesagt, ich hatte das nicht von euch erwartet. Ich wollte das nur klar stellen.“ Sie wandte sich ab und hob die Hand. „Also dann. Das war´s auch schon. Achso...“ Sie drehte sich noch einmal um. „Danke, dass ihr auf Raku aufgepasst habt.“ Auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln. „Und auch... Danke für alles andere.“ Shinri sah, wie sich irgendetwas in den Gesichtern der anderen regte. „Shinri...“, murmelte Bolin und schickte sich an, die Hand zu heben, um sie aufzuhalten. „Warte!“, hielt Korra Shinri zurück, als diese sich zum Gehen wandte. Sie blieb stehen, drehte sich nach dem Avatar um und sah dieser fragend ins Gesicht. „Mh?“ „Du... hast dich gegen Amon gestellt, um uns zu beschützen, warum?“ Shinri grinste breit. „Na, weil ihr meine Freunde seid. Darum.“ Korra, Mako, Bolin und Asami sahen das Mädchen lange an, ehe sich dieses umdrehte und die Hand zum Abschied hob. „Also dann.“, meinte Shinri und betrachtete den Horizont hinter Republica, „Ich gehe dann mal ins Rathaus um mich zu stellen.“ Ehe ein weiteres Wort aus den Reihen des Team Avatars kommen konnte, schuf Shinri mit ihren Bändigerkräften eine Eisscholle mit welcher sie in einer irrwitzigen Geschwindigkeit über das Wasser sauste. „Ich bin hier, um mich zu stellen.“, verkündete Shinri, ehe Tenzin, oder Lin sich aus ihrer Erstarrung befreit hatten, die eingetreten war, als sie das Mädchen erblickt hatten. Lin hatte sich als erste gefasst. „Also schön...“, meinte sie pragmatisch, doch ehe sie einen Schritt tun, oder Tenzin den Mund öffnen konnte, stieß jemand die Tür des Rathauses geräuschvoll auf. „Wartet!“ Shinri´s Augen weiteten sich flüchtig beim Klang der Stimme. Lin sah die Neuankömmlinge mit deutlich geminderter Begeisterung an. „Misch dich da nicht ein.“, befahl sie Korra, als diese zusammen mit den anderen vor ihr stehen blieb. „Bitte nehmen Sie sie nicht fest.“, bat der Avatar und ihr Blick schloss auch Tenzin ein. „Es ist in Ordnung. Ich bin bereit für meine Fehler gerade zu stehen.“, meinte Shinri sanft und blickte die beiden Erwachsenen fest an. Tenzin Blick wanderte von Korra, über Shinri, zu Lin und wieder zurück. Er schien mit der Situation sichtlich überfordert zu sein. Dann räusperte er sich und nahm Haltung an. „Eigentlich hatten wir gar nicht vor Shinri zu verhaften.“ „Was?!“ Die Blicke aller Anwesenden ruhten auf dem Ratsherren. „Tenzin...!“, versuchte Lin sich einzumischen. „Aber...!“, versuchte es auch Shinri, doch Tenzin schüttelte den Kopf. „Kein aber.“ Er sah seine alte Freundin an, welche die Arme vor der Brust verschränkt hatte und den Luftbändiger wütend an funkelte. „Ich bitte dich, Lin.“, sagte Tenzin ruhig, „Wir sollten alle Anklagepunkte gegen Shinri fallen lassen.“ Auf seinem Gesicht zeigte sich ein etwas schelmisches Lächeln, „Schließlich verhandet die Polizei nach „Aya“ und nicht nach „Shinri“.“ Lin schnaubte verärgert auf und sah nicht so aus, als wollte sie Tenzin´s Bitten so einfach nachgeben. „Bitte, Lin. Ich persönlich übernehme alle Verantwortung.“ Da gab die Polizeichefin schließlich auf, fuhr mit den Händen durch die Luft und meinte: „Also schön. Tut doch was ihr wollt...“ Shinri blickte Tenzin groß an. „Tenzin, warum tut Ihr das für mich? Ich hab...“ Tenzin unterbrach sie sanft. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du kein schlechter Mensch bist, Shinri.“ Sie lächelte den Luftbändigermeister mit Tränen in den Augen an. „Ich weiss gar nicht, was ich...“ „Du musst gar nichts sagen. Jeder hat eine zweite Chance verdient, vor allem, wenn seine Absichten ehrlich sind.“, sagte Tenzin sanft, „Ich glaube ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir dir eine weitere Chance geben sollten.“ An dieser Stelle schnaubte Lin empört auf. Tenzin fuhr fort: „Wir wissen alle, dass besondere Umstände zu deinem Handeln geführt haben und du keinen abgrundtiefen Groll gegen Bändiger hegst. Und außerdem...“ Er sah zu Korra, Asami, Mako und Bolin, „Hast du Freunde, die dir wichtig sind und die dir helfen können, dich wieder einzugliedern. Sofern sie damit einverstanden sind.“ Er sah die Anwesenden an, ehe er Lin bedeutete mit ihm gemeinsam den Raum zu verlassen. Kaum waren sie allein stürmte Bolin auf Shinri zu. „Es tut mir alles so leid.“, jammerte er und warf sich dem Mädchen um den Hals. „W..was?“, fragte Shinri etwas irritiert, „Mir muss es Leid tun.“ Bolin schniefte geräuschvoll. „Wir sind doch Freunde. Und Freunde vertrauen und helfen einander. Ich hätte dir gleich glauben sollen.“ Shinri lächelte schief. „Und ich hätte von Anfang an die Wahrheit sagen sollen. Also sind wir quitt, wenn du es so willst..“, meinte sie und erwiderte die Umarmung. Auch Korra und die anderen waren näher heran gekommen, als Bolin von ihr ablies. Shinri´s Blick ruhte auf Korra. „Warum habt ihr mir geholfen?“, fragte sie das andere Mädchen. „Du hattest recht.“, meinte Korra, „Wir sind Freunde und wie Tenzin bereits sagte, verdient jeder eine zweite Chance. Du hast uns zwar angelogen, aber wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen und versuchen uns auf die Zukunft zu konzentrieren. Du hast dein Bestes getan um uns zu beschützen und ich glaube dir, dass du deine Taten aufrichtig bereust und versucht deine Fehler wieder gut zu machen. Also sollten wir dir die Chance dazu geben.“ Bolin nickte die ganze Zeit unaufhörlich. „Ja. Es ist genau wie sie sagt.“, stimmte er Korra zu. Mako und Asami hatten die ganze Zeit über noch kein Wort gesagt, also schaute Shinri sie lange an. Asami hob nicht den Blick, als sie sagte: „Ich... Weiss nicht, ob ich jemals vergessen kann, was du getan hast.“ Sie machte eine Pause und hob etwas den Blick. „Aber ich werde versuchen dir zu verzeihen, auch wenn es Zeit braucht.“ „Mehr verlange ich auch nicht.“, sagte Shinri sanft und sah Mako an. Bolin rammte seinem Bruder einen Ellenbogen in die Seite, um diesen zum Sprechen zu bringen. „Au!“, rief dieser aus, ehe sein Blick zu Shinri wanderte. Er wurde etwas rot und kratze sich verlegen am Kopf. „Ich weiss noch nicht genau, was ich von der ganzen Sache halten soll...“, murmelte er, „Aber... “ Bolins wütender Blick brachte ich dazu weiter zu sprechen. Er seufzte lauf auf. „Sorry. Ich weiss ja, dass wir dir vertrauen können... Jeder sollte die Chance dazu haben, seine Fehler wieder gut zu machen...“ So wie es klang, sprach der Junge aus Erfahrung. „Ich danke euch. Ehrlich.“, sagte Shinri und kämpfte mit den Tränen. Diesmal waren es keine Tränen der Trauer, oder der Verzweiflung, sondern Tränen der Freude und des Glücks. Dann schrie Bolin plötzlich: „Gruppenumarmung!“ Und zog alle anderen in eine feste Umarmung, aus der es kein Entkommen gab. Damit war das Eis endgültig gebrochen und sie brachen in heiteres Gelächter aus. Shinri winkte den anderen hinterher, als sie sich auf den Rückweg machten. Sie hatte noch etwas anderes in der Stadt zu erledigen. Sie biss auf ihrer Unterlippe herum und tippelte mit ihrer Fußspitze wiederholt auf dem Boden. Im Grunde genommen drückte sie sich vor dem, was folgen sollte. Nämlich vor dem Gespräch mit Hasook. Inwiefern war dieser bereits eingeweiht? „Shinri?!“ Das Mädchen sah auf. Vor ihr stand ein völlig fassungslos wirkender Hasook, der sie mit geweiteten Augen ansah. „Öhm... Hi Hasook....“, murmelte diese und hob die Hand. „Wo warst du die ganze Zeit?!“, fragte er, nachdem er auf sie zu gestürmt war und sie an den Schultern gepackt hatte. „Hat Korra dir nichts erzählt?“, fragte sie zögerlich. „Sie hat nur komische Andeutungen gemacht.“, erwiderte der Wasserbändiger, „Also? Wo warst du? Was ist passiert?“ Shinri wich seinem Blick aus und er lies von ihr ab. Forschend betrachtete er ihr Gesicht. „Was ist passiert?“, wiederholte er eine Spur schärfer. Shinri atmete tief durch, nahm all ihren Mut zusammen und begann ihre Geschichte zu erzählen. Es blieb lange still. Shinri hatte erwartet, dass der Junge ausflippen würde, sie anschreien, oder vielleicht sogar schlagen. Doch er war einfach nur still und starrte. „Hasook...?“ Er wich zurück. „Fass mich nicht an.”, zischte er und nach einer weiteren Pause fügte er hinzu: „Du hast für diesen Spinner Amon gearbeitet?“ Sie nickte schwach. „Ja...“ „Du hast ihm geholfen?“ „Ja...“ „Und jetzt bist du wieder hier?“ „Sieht so aus.“ Er sah zu Boden, ehe er sie wieder ansah. „Und was sollte das dann mit uns?“ Sie blickte ihn groß an. „War ich nur ein Mittel zum Zweck? Ein Spiel?“ „Nein! Das darfst du nicht glauben.“ „Ach ja?“, schnaubte er, „Was soll ich dir nach alledem noch glauben?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Es...“ „Tut dir Leid. Ja, habs kapiert.“, erwiderte Hasook scharf. „Mir auch...“, sagte er schließlich nach einer schier unendlichen Pause, nach welcher er sich abwandte und wortlos davon stapfte. „Haso...!“ Sie erwog ihm hinterher zu laufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Statt sich zu bewegen, zitterten sie und gaben schließlich nach. Ohne dass sie es selbst bemerkt hatte, waren Tränen über ihr Gesicht geflossen. Shinri fuhr mit ihrem Unterarm über ihre Augen, um sie hinfort zu wischen. Es war aus. Hasook hatte sich von ihr getrennt und ihre Beziehung beendet und ihr war klar, dass es in diesem Fall kein Zurück mehr gab. Kapitel 25: Training -------------------- 25. Kapitel – Training Es waren bereits einige Wochen vergangen, seit Shinri aus der Geisterwelt zurück gekehrt und wieder auf die Insel des Lufttempels eingezogen war. Schnell hatten sie sich alle in ihren routinierten Tagesabläufen wieder gefunden. Natürlich war nicht alles wie früher, doch das Vertrauen wuchs und gedieh. Shinri hoffte, dass ihre Freunde ihr bald ganz verziehen hatten und sie bereit waren ihr Herz völlig zu öffnen und ihr ihr Vertrauen zu schenken. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging jeder seinen eigenen Tätigkeiten nach. Shinri suchte Tenzin auf, welcher im Meditionspavillon saß. „Tenzin?“, fragte sie zögerlich. „Ah Shinri.“, sagte Tenzin, öffnete die Augen und wies dem Mädchen mit einer leichten Handgeste an, sich neben ihn zu setzten. Nachdem sie dieser Bitte nachgekommen war, fragte er: „Was kann ich für dich tun?“ Shinri zögerte und suchte noch nach den richtigen Worten. „Es ist wirklich schön hier und ich fühle mich wohl. Es ist beinahe... als sei das alles nicht vorgefallen. Aber... Ich bin mir nicht sicher, ob die anderen mir wirklich verziehen haben... Nicht nach alledem, was ich getan habe.“ Tenzin nickte bedächtig. Er hatte sich schon gedacht, welche Gedanken dem Mädchen im Kopf herum spukten. „Du machst dir zu viele Sorgen. Korra und die anderen sind deine Freunde.“ „Aber gerade deshalb...“ „Gerade deshalb beweisen sie wahre Größe und Freundschaft.“ „Aber ein Verrat unter Freunden wiegt noch so viel schwerer.“ „Da magst du recht haben... Aber ich denke wir haben alle bemerkt, dass du deine Taten aufrichtig bereust und es ernst meinst und das ist das Wichtigste. Gib der Sache etwas Zeit. Du wirst sehen. Es wird sich alles wieder in Ordnung kommen.“ „Das hoffe ich.“, seufzte sie niedergeschlagen. Tenzin sah sie ernst an. „Du bist kein schlechter Mensch und hast wie alle anderen eine zweite Chance verdient, Shinri. Du musst selbst auch loslassen und mit der Vergangenheit abschließen.“ Shinri lächelte schief. „Das hat mir schon mal jemand gesagt... Aber es ist nicht so einfach.“ Sie legte eine Hand auf ihr Herz. „Auch wenn mich die anderen weiterhin so behandeln, als sei nichts gewesen, habe ich das Gefühl zwischen uns stände immer noch eine Art Mauer.“ „Und diese gilt es zu überwinden.“, ergänzte der Luftbändigermeister, „Auch für dich. Das Wichtigste ist, dass du dir selbst verzeihen und auf deine Freunde vertrauen musst. Zweifel kann man nicht einfach wegblasen, aber wenn du dich weiterhin weigerst dein Herz zu öffnen, wirst du von deiner eigenen Dunkelheit verschlungen.“ Sein Blick wurde sanfter. „Aber wenn es dir hilft, schlage ich dir vor, dass du einfach mal mit den anderen ganz offen redest.“ Shinri sah zu Boden. „Ich... “ „Du traust dich nicht?“ Sie nickte knapp. „Du hast Angst vor ihren Reaktionen. Das ist verständlich. Du glaubst, wenn du es totschweigst, werden das Problem und die damit verbundenen Gefühle aus der Welt verschwinden.“ Genau das hatte sie ehrlich gesagt gedacht und gehofft. Sie plapperte zwar viel, wenn der Tag lang war, aber offen Probleme ansprechen, war nicht ihr liebster Zeitvertreib. „Aber das kann keine Lösung sein.“, fuhr Tenzin fort, „Du musst diesen Schritt wagen. Es ist der erste in die richtige Richtung. Du wirst sehen: Danach kannst du alles in einem ganz neuen Blickwinkel betrachten.“ Shinri nickte langsam. „Verstehe... Ich danke Euch.“ Mit diesen Worten erhob sie sich. „Und... Shinri?“ „Ja?“ Sie drehte sich noch einmal zu dem Luftbändigermeister um. „Wenn du möchtest, kann ich dir einige elementare Grundtechniken des Luftbändigens beibringen, wenn du bereit dafür bist.“ Das Mädchen lächelte und nickte, ehe sie den Pavillon verlies. „Ach verdammt.“, fluchte Shinri und feuerte wütend eine Feuersalve auf die Trainingspuppe, welche sofort lichterloh in Flammen aufging. „Ist alles in Ordnung?“ Das Mädchen wirbelte herum. Korra war hinter ihr aufgetaucht und schaute sie besorgt an. „Jaa...“, antwortete Shinri gedehnt, auch wenn dies nicht der Wahrheit entsprach, „Das Wasser will nur nicht so, wie ich will...“, meinte sie dann nach kurzer Pause, auch wenn das nicht alles war, was sie beschäftigte. „Ach wenn das so ist.“, sagte Korra locker und trat näher, „Ich kann dir mit dem Wasserbändigen helfen, wenn du möchtest.“ Shinri nickte dankbar. „Das wäre super.“ Korra lächelte und bändigte etwas Wasser aus dem Krug neben ihr. Mit einem flüssigen Bewegung bändigte sie das Wasser zu Shinri und bedeutete dieser, die Bewegung nachzuahmen, sodass das Wasser wieder zu ihr kam. Als dies gelang, wiederholten sie diese Bewegungen, sodass das Wasser in einer kreisähnlichen Bewegungen zwischen den beiden Mädchen hin und her wechselte. Schließlich traute sich Shinri den Blick vom Wasser zu heben und Korra anzuschauen. „Korra?“, begann das Mädchen zögerlich. „Mh?“ „Sind wir... Ich meine... Sind wir wieder richtige Freunde?“ „Natürlich sind wir das.“, antwortete der Avatar beinahe sofort und sah das Mädchen an, als glaube sie gar nicht, dass dieses eine so idiotische Frage gestellt hatte. „Du... Und auch Mako, Bolin und sogar Asami... Ihr habt mir beinahe sofort verziehen... Trotz alledem... Warum?“ Korra hielt kurz inne, sodass die Flüssigkeit vor ihr in der Luft schwebte. „Natürlich waren wir anfangs wütend... und enttäuscht... Aber ich denke tief in unseren Herzen wussten wir immer, dass du eine wahre Freundin bist. Als du zu uns kamst und uns alles erzählt hattest und auch als du dich der Polizei stellen wolltest. Das alles hat bewiesen, dass du mit deiner Vergangenheit abgeschlossen hast und dich der Verantwortung stellen wolltest... Außerdem, wenn du uns etwas hättest antun wollen, hättest du das schon damals tun können Und viel mehr noch: Du hast dich gegen Amon gestellt und riskiert, dass er dir die Bändigerkräfte nimmt, oder schlimmeres. Das hätte niemand für jemanden getan, der ihm völlig egal ist.“ Shinri grinste schief. „Das hatte er auch um ehrlich zu sein.“ „Was?“ „Mir die Bändigerkräfte genommen meine ich. Aber, ich wollte dich nicht unterbrechen.“ Korra´s Augen weiteten sich. „Aber wie hast du dann?“ „Kurzfassung: Ich bin auf einem kleinen Selbstfindungstrip in die Geisterwelt jemandem begegnet, der mir sehr geholfen hat.“ Korra hatte sich wieder gefangen und lächelte. „Dieser jemand scheint eine interessante Person zu sein.“ „Oh ja. Das ist er.“ „Wenn das so ist, hätte ich ihn auch gerne getroffen.“ „Ich bin mir sicher, dass wirst du.“ Die Beiden lächelten sich versöhnlich an. „Also...“, begann Shinri und setzte ein schelmisches Grinsen auf, „Du warst gerade dabei zu erläutern, wie sehr du mich als Freundin schätzt.“ „Du bist wirklich unverbesserlich.“, meinte Korra kopfschüttelnd, „Aber genau deshalb bist du unsere Freundin: Weil du du selbst bist und das solltest du auch bleiben.“ Wieder erwog Shinri einen blöden Spruch zu bringen, doch sie belies es bei einem ehrlichen Lächeln und einer warmen Umarmung für ihre Freundin. „Danke, Korra.“ Shinri fing Mako gerade ab, als er die Fähre betrat, die von den Luftlehrlingen nach Republica gesteuert wurde. „Hey, stört es dich wenn ich mitfahre?“, fragte sie den Feuerbändiger. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein.“ Shinri lächelte und stellte sich neben Mako an die Reling. „So... Du bist jetzt also ein großer Polizist?“, fragte sie grinsend. „Naja...“ Mako fuhr sich unsicher durch sein schwarzes Haar. Es er hatte vor wenigen Tagen das Jobangebot von Bei Fong bekommen und natürlich prompt angenommen. „Was heißt groß...“ „Doch sicher.“ Das Mädchen grinste. „Ich sollte mich zukünftig mit meinen kriminellen Machenschaften etwas zurück halten.“ Diese Aussage schien den Feuerbändiger etwas zu überfordern und er wusste nicht was er darauf antworten sollte. „Ist schon gut.“, unterbrach Shinri ihn und schloss die Augen, um den Wind zu genießen der in ihren Haaren spielte, „Ich bin mir sicher, du wirst deinen Job gut machen.“ Mako schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Danke.“ Als sie am Festland ankamen sprangen beide aus der Fähre. „Wohin willst du eigentlich?“, fragte Mako das Mädchen, „Willst du etwa zu Hasook?“ „Zu Asami.“, erwiderte Shinri und in ihren Blick schlich sich ein trauriger Ausdruck. Hasook war bereits abgereist, doch sie hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen. Er hatte es nicht gewollt und sie hatte es nicht über´s Herz gebracht ihn wieder zu sehen. „Oh... Tut mir Leid, dass ich gefragt habe.“, meinte Mako verlegen und Shinri winkte ab. „Schon gut. Ist ja alles meine Schuld.“ „Nein. Also... Naja...“ Das Mädchen grinste. „Du redest dich noch um Kopf und Kragen.“ „Ich wollte nicht...“ Er brach kraftlos mitten im Satz ab und schaute zu Boden. Shinri sah Mako direkt ins Gesicht. „Mako? Sag mir eines: Vertraust du mir?“ „Natürlich. Das hatte ich dir bereits gesagt.“ „Nun ja... Es kam so plötzlich... Wie kann man in einer so kurzen Zeit vergessen und verzeihen?“ Mako trat auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich tue es. Und Bolin auch. Und ich bin mir sicher Korra und Asami sehen es ebenso. Du bist unsere Freundin, also hör auf dir Gedanken zu machen.“ Shinri lächelte den Jungen an. „Danke, Mako.“ Er erwiderte ihr Lächeln. Doch ehe er etwas erwidern konnte, meinte sie: „Ich glaube du solltest dich beeilen, ehe du zu spät kommst.“ Wie von einer Bussardwespe gestochen, zuckte der Feuerbändiger zusammen. „Du hast Recht.“ Er verabschiedete sich hastig von ihr und rannte davon. Shinri sah ihm nach, ehe sie sich lächelnd abwandte. Ihr nächstes Ziel war die Villa der Satos. Zögerlich hob sie die Hand, um anzuklopfen. Sie atmete tief durch und gab sich einen Ruck. Niemand öffnete. Sie klopfte etwas energischer, aber mit demselben Ergebnis. Sollte sie einfach reingehen? Oder vielleicht wollte Asami sie ganz einfach nicht sehen. Sie lehnte sich gegen die Wand und lies sich zu Boden gleiten. „Shinri?“ Sie blickte auf, als Asami vor ihr stand. In der Hand hielt sie eine Tüte. „Oh, Asami.“ „Wartest du schon lange?“, fragte die Nichtbändigerin, „Das tut mir Leid. Ich war einkaufen... Und naja die Dienerschaft ist nicht mehr vorhanden. Nachdem mein Vater ins Gefängnis gekommen ist...“ Sie brach ab. Shinri zögerte ebenfalls, nahm aber dem anderen Mädchen die Tüte ab, sodass diese die Tür öffnen konnte. „Danke.“ „Kein Problem.“ Gemeinsam betraten sie die Villa und Asami zeigte Shinri, wo sie die Tüte abstellen konnte. „Möchtest du einen Tee?“, fragte Asami und Shinri nickte. „Das wäre toll.“ Während das Fräulein Sato das Getränk zubereitete hatte Shinri alle Zeit sich über das Gespräch, welches folgen sollte, Gedanken zu machen. „Hier bitte.“ Beinahe wäre es Asami gelungen, Shinri zu erschrecken. „Danke.“ Sie lächelte und nahm den Tee entgegen. „Also sag schon...“, meinte Asami schließlich und studierte Shinri´s Gesicht, „Du bist doch sicher nicht nur her gekommen, um mir beim Tragen meiner Tüte zu helfen, oder?“ Shinri schüttelte den Kopf und versuchte den frischen Tee durch Pusten abzukühlen. „Nicht direkt.“ „Sondern?“ Als eine Antwort ausblieb, half sie freundlich nach: „Was ist denn los?“ Ihr Blick zeigte eine Mischung aus Besorgnis und Fürsorge. Shinri fiel es schwer diesen zu erwidern. „Ich wollte mit dir reden.“ „Worüber?“ „Über... Alles...“ Asami schien kurz zu überlegen. Dann sagte sie: „Du meinst doch wohl nicht über diese ganze Equalisten Geschichte.“ Shinri nickte. „Doch genau darüber.“ Asami lächelte das Mädchen offen an. „Das ist doch alles Schnee von gestern. Du machst dir zu viele Gedanken, Shinri.“ „Es ist nur... Gerade du hast den meisten Grund dazu mich zu verachten...“ „Ich verachte dich nicht.“ „Aber... deinem Vater hast du doch auch nicht verziehen, oder?“ Asami setzte die Tasse ab und sah zu Boden. „Nein, das habe ich nicht.“, antwortete sie dann bitter. Doch ehe Shinri in der Lage dazu war, etwas zu erwidern, sah sie auf: „Aber das hat nichts mit dir zu tun. Mein Vater hat versucht mich umzubringen und hat mir all die Jahre etwas vorgemacht. Er hat behauptet meine Mutter rächen zu wollen, dabei hat er sich in seine Rache verrannt... Mutter hätte das nicht gewollt. Außerdem zeigte er keine Reue. Dass er ins Gefängnis kam, geschah ihm völlig recht.“ Shinri sah, dass die Nichtbändigerin mit den Tränen kämpfte und stellte ihre Tasse ebenfalls beiseite. „Natürlich war ich auch erst wütend auf dich.“, gestand Asami, ehe Shinri sich rühren konnte. Sie hob den Blick und sah Shinri direkt an. „Ich dachte du hättest uns ebenso verraten, wie mein Vater. Aber nachdem du uns alles erzählst hattest und auch Mako uns erzählt hatte, dass du dich gegen Amon gestellt hast, um die Beiden zu beschützen... Ich hatte dir ja gesagt, es würde etwas dauern...“ Sie griff nach Shinri´s Hand. „Aber ich habe dir vergeben. Und ich bin froh, dass ich die Chance dazu hatte.“ Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Shinri wusste gar nicht, was sie sagen sollte. „Danke, Asami.“, war das Einzige, was sie mit erstickter Stimme heraus brachte. Nachdem Shinri auf die Insel des Lufttempels zurück gekehrt war, beschloss die Tenzins freundliches Angebot anzunehmen. Sie lies sich die Übungen erläutern und begann zu trainieren. Jeden freien Augenblick der nachfolgenden Tage, denn sie nicht gerade mit den anderen verbrachte, nutzte sie zum Training. Shinri ging gerade eine Luftbändigerübung durch, die Tenzin ihr gezeigt hatte, wessen Ziel es war die Luftbändiger typischen Rotationsbewegungen zu verinnerlichen. Gerade, als sie die Richtung ihrer Bewegungen änderte, um keinen Drehwurm zu bekommen, traten Tenzin, Bumi und Korra zu ihr. Tenzin nickte zufrieden. „Du beherrscht diese Übung schon ziemlich gut.“, sagte er und Shinri verging der kleine Seitenblick zu Korra nicht. Offenbar war der Luftbändigermeister noch nicht der Ansicht, der Avatar hätte das Luftbändigen gemeistert. Shinri lächelte und verbeugte sich höflich. „Ich danke Euch.“ Bumi schob seinen Bruder beiseite und legte verschwörerisch einen Arm um Shinri. „Sag mal. Ich habe gehört...“ Sein Blick wanderte herum, so als versuche er ihr ein Geheimnis mitzuteilen, welches niemand sonst erfahren durfte. „Dass du... alle vier Elemente bändigen kannst.“ „Eh...ja.“, gab das Mädchen etwas irritiert zur Antwort. Der Nichtbändiger lies von ihr ab und ballte begeistert die Fäuste. „Kannst du mir etwas vorführen?“ Er überlegte kurz und ging in Kampfposition.. „Kämpf gegen mich!“ Er überlegte kurz, ehe er einige Bändigerbewegungen nachahmte und währenddessen forderte: „Steck etwas in Brand!“„Hier wird gar nichts in Brand gesteckt!“, kam es streng von Tenzin. „Ooooh Mann...“, seufzte Bumi enttäuscht und lies den Kopf hängen. Dann sah er seinen Bruder anklagend an. „Du bist ein ziemlicher Spaßverderber Tenzin.“ Er reckte sie Hände in die Höhe. „Das ist doch das lustige am Bändigen. Wenn ich ein Bändiger wäre... Haha. Ich hätte meine Feinde in Grund und Boden gestampft.“ Er tätschelte mit der flachen Hand seinen Bizeps. „Also nicht, dass ich das nicht auch ohne Bändigen geschafft habe.“ Tenzin schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf. „Schon wieder diese Geschichten.“ „Und ich habe noch nicht mal losgelegt, Bruderherz. Ich habe Geschichten auf Lager, bei denen würden sich bei dir die Haare kräuseln, wenn du welche hättest.“ Shinri prustete und versuchte dies schnell mit vorgehaltener Hand zu verbergen. Auch Korra kicherte und der Luftbändigermeister wurde peinlich berührt etwas rot um die Wangen. „Schluss mit diesem Unsinn!“, rief er dann aus und versuchte seine aktuelle Gemütslage zu überspielen. „Was ist denn hier los?“, fragte Bolin, welcher eben mit Asami und Mako auf dem Trainingsplatz eingetroffen war. „Gar nichts...“, murrte Tenzin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach, Tenzin ist nur neidisch, weil er nicht so schönes Haar hat wie ich.“,behauptete Bumi und deutete mit ausgestrecktem Daumen auf sich selbst, während er selbstgefällig lächelte. „Das stimmt nicht!“, platze es aus seinem Bruder hervor. Die drei Neuankömmlinge wussten nicht so recht, was sie darauf erwidern sollten und blinzelten nur irritiert. Hastig räusperte sich Tenzin und versuchte eine gewisse Würde zu bewahren. „Also genug mit dem Unsinn.“, wiederholte er. Bumi lies enttäuscht die Schultern hängen. „Hier wird einem auch jeder Spaß verdorben.“, murrte er. „Du kannst ja zurück zu den Vereinten Streitkräften, wenn es hier so... langweilig ist.“, meinte Tenzin. „Geht nicht. Meine Pensionierung ist bereits durch.“, erklärte Bumi, scheinbar mit gewissem Bedauern. Er richtete sich auf und sah Shinri an. „Aber einen winzigen Feuerstoß wirst du mir doch zeigen können, ohne dass Tenzin meckert.“ „Schon...“, meinte diese und sah die anderen an. So viel Publikum war ihr etwas unangenehm, wenn sie nicht gerade eine Maske trug und unter einem Alias unterwegs war. „Bitte. Bitte.“, bettelte der Nichtbändiger und faltete flehend die Hände. Plötzlich war Bolin an seiner Seite. „Oh ja bitte, Shinri.“ „Du ... hast mich doch schon Bändigen gesehen...“, meinte das Mädchen. Bolin nickte. „Ja schon. Aber nur Erde oder wenn du als maskierter Equalist unterwegs warst.“ Diese Bemerkung erntete einige unbegeisterte Blicke seitens Team Avatars, doch Bolin lies sich nicht beirren. „Na komm schon. Bitte.“ Shinri kratze sich verlegen im Nacken. „Na gut.“ Sie bedeutete den beiden etwas Abstand zu nehmen, ehe sie tief durchatmete und mit beiden ausgestreckten Armen einen Feuerstoß gen Himmel schickte. Bolin und Bumi zeigten sich beeindruckt und gaben einige begeisterte Laute von sich. „Wahnsinn!“ Auch Tenzin, Korra, Asami und Mako wirkten beeindruckt. Shinri wurde etwas rot und lies ihren Blick über den Boden wandern. „Ähm... Danke.“ „Und jetzt Luft!“, forderte Bumi. Das Mädchen zögerte, doch als sie Tenzin anblickte sagte dieser: „Zeig uns, was du gelernt hast.“ Shinri nickte und machte eine andere Luftbändigerübung, die ihr Tenzin vor einigen Wochen beigebracht hatte. Beinahe ohne Mühen erhob sich der Wind um die Gruppe herum, welcher sich ebenso schnell wieder legte, als das Mädchen die Hände sinken lies. Bumi und Bolin konnten sich kaum beruhigen. „Als nächstes Wasser.“ Ohne Widerspruch, da sie wusste, dass die beiden nicht locker lassen würden, bändigte Shinri etwas Wasser aus der Bucht unter ihnen und lies es durch die Luft fliesen. Sie machte allerdings eine ungeschickte Bewegung und das Wasser entglitt ihren Händen und landete in einer Pfütze auf dem Wasser. „Sorry...“, entschuldigte sie sich, „Irgendwie habe ich bei Wasser den Dreh noch nicht so ganz raus.“ „Dafür klappt der Rest doch ganz gut.“, meinte Bumi und Bolin nickte zustimmend. Auch die anderen schienen keine Einwände zu haben. „Das ist erstaunlich...“, meinte Tenzin bedächtig und kam einen Schritt näher. Er hatte Shinri bis dahin noch nie alle Elemente bändigen sehen. „Eigentlich sollte niemand außer dem Avatar alle vier Elemente bändigen können und doch haben wir einen weiteren Menschen vor uns.“ „Ich würde es nicht gerade als... Naturwunder bezeichnen...“, meinte Shinri und in ihre Stimme schlich sich ein kaum einzuordnender Unterton. „Was meinst du damit?“, fragte Korra, die mit den anderen ebenfalls näher getreten war. Shinri rieb sich den Nacken und suchte nach den richtigen Worten. „Nun... Ich war nicht immer in der Lage dazu, alle Elemente zu bändigen. Ich wurde als Erdbändigerin geboren.“ Sie mied den Blick der anderen und rang um Worte. Sie hatte keine Lust wieder daran erinnert zu werden... An Hun Dun... Schon der Gedanke an diesen Mann lies es ihr kalt den Rücken hinab laufen. Außerdem war da noch dieses dunkle, unheimliche Licht, was mit dieser Geschichte in Verbindung zu stehen schien. „Amon... hat jemanden ausfindig gemacht, der eine Menge über das Chi in Erfahrung gebracht hatte.... Ein alter Mann... In der Geisterwelt... Er... Ich weiss nicht genau wie, aber irgendwie hat er mein Chi so manipuliert, dass ich von da ab in der Lage war alle Elemente zu bändigen.“, schloss sie ihren knappen, stockenden Bericht. Tenzin nickte. Entweder schien es ihm zu genügen, was er erfahren hatte, oder er hatte bemerkt wie sehr diese Erinnerungen Unwohlsein in dem Mädchen auslösten. „Aber das ist doch total abgefahren!“, rief Bolin mit ausgestreckten Händen, welchem die trübsinnige Stimmung nicht gefiel. Er ging zu Shinri und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Ich meine es ist beinahe so, als wärst du ein zweiter Avatar...“ Shinri grinste schief. „Es kann nur einen Avatar geben.“, entgegnete sie und nickte zu Korra. „Genau.“, meinte diese grinsend und lies ihre Muskeln spielen. Mako lächelte und legte einen Arm um seine Freundin. „Du bist eben einzigartig, Korra.“Asami nickte zustimmend. Shinri war erstaunt, wie schnell sie über die Trennung hinweg gekommen war. Sie trug weder Mako, noch Korra etwas nach. Beinahe beneidenswert, oder viel mehr bewundernswert. Genauso wie sie Shinri nichts mehr nachtrug, aber ihrem Vater schien sie immer noch nicht verzeihen zu können. Wieder war es Bolin, welcher die Stimmung auflockerte. „Auf jeden Fall sind wir ein einzigartiges Team Avatar!“ Shinri´s Grinsen hellte wieder auf und wurde breiter. „Auf jeden!“ Auch die anderen bekundeten ihre Zustimmung und Bolin zog alle in eine freundschaftliche Umarmung. Als Bumi mit weit ausgestreckten Armen auf die Fünf zukam, packte Tenzin seinen Bruder am Schlafittchen und zog ihn fort und lies das Team Avatar alleine in ihrer harmonischen Umarmung. Ohne, dass es Korra, Mako, Bolin oder Asami aufgefallen wäre, wanderte eine einzelne Träne Shinri´s Wange hinab. Die nächsten Tage herrschte weiterhin beschäftigtes Treiben auf und um die Insel des Lufttempels. Korra war beinahe rund um die Uhr mit ihrem Luftbändigertraining beschäftigt. Shinri wurde ebenfalls in einige neue Bändigungstechniken eingewiesen. Mako kämpfte als Polizist mit Herz und Seele gegen das Verbrechen. Bolin versuchte indes die Feuerfrettchen in der Arena zu halten, doch ohne Mako und Korra war es ein sichtlich schwieriges Unterfangen, auch wenn Shinri ihm manchmal aushalf, nachdem Bolin sie auf Knien darum angefleht hatte. Asami hatte ihre Firma zu leiten, welche nach der Gerichtsverhandlung und der Inhaftierung ihres Vaters Hiroshi, auf den Abgrund zu steuerte. Desweiteren wurden die Gerüchte um einen Präsidenten in Republica laut, welcher von dem Volk gewählt wurde. Der Große Rat wäre somit überflüssig und trat sämtliche Befugnisse an den neuen Präsidenten ab, was bedeutete, dass Tenzin und die anderen beiden verbliebenen Ratsmitglieder von ihren Pflichten entbunden wurden. Also hatte Tenzin nun alle Zeit für seine Familie und seine Schützlinge, sehr zum Unwohlsein von Korra. Kapitel 26: Das Gletschergeister Fest ------------------------------------- 26. Kapitel – Das Gletschergeister Fest „Das Gletschergeister Fest?“, fragte Shinri und Korra und Bolin nickten gleichzeitig. „Ja. Das ist ein traditionelles Fest am Südpol. Es findet einmal im Jahr statt.“ Der Erdbändiger nickte eifrig. „Und ich habe gehört es gibt dort Essen und Shows und Spiele und ganz ganz viel tolles Zeug!“, platze er freudig heraus. „Und... ihr möchtet das ich mitkomme?“, fragte Shinri zögerlich. Erneut nickte der Avatar. „Natürlich.“ Und Bolin fügte hinzu: „Du bist auch Mitglied vom neuen Team Avatar wir möchten, dass du mitkommst.“ „Und was ist mit Tenzins Reiseplanungen?“ „Mach dir darum keine Gedanken.“, winkte Korra ab, „Das ist erst nach dem Gletschergeister Fest. Du kannst dich also in Ruhe amüsieren und danach entscheiden, ob du mit Tenzin, mir und den anderen die Lufttempel besuchen möchtest.“ Bolin sah sie erwartungsvoll an. „Oooh! Bitte sag ja. Bitte sag ja!“, bettelte er und Shinri grinste. „Klar sag ich ja. Das wird ein Riesenspaß!“ „Und ob!“, stimmte der Erdbändiger ihr zu und legte ihr vertrauensvoll einen Arm um die Schulter. „Wir können zusammen Karussell fahren und eine Runde auf dem Riesenrad machen.“ Shinri nickte. „Klar. Das will ich doch um nichts in der Welt verpassen.“ Allerdings hatte sie die Rechnung ohne die Reise gemacht. Denn, wie sollte es auch anders sein, reisten sie mit einem Passagierschiff an den Südpol. Und egal ob an Deck oder darunter, schlecht wurde ihr überall. Doch immerhin lies man sie in ihrem Elend nicht alleine, Asami,Bolin und natürlich auch Raku leisteten ihr Gesellschaft, während sie Mako und Korra in ihrer trauten Zweisamkeit zurück liesen. Asami nutzte die Zeit und klärte Bolin und Shinri über ihr Vorhaben am Südpol auf. Sie wollte dort einen der erfolgreichsten Geschäftsmänner der Welt treffen, um ihre Firma wieder auf die Beine zu stellen. Dieser Mann namens Iknik Varrick war Eigentümer von Varrick Industies, welches den gesamten Schiffshandel auf dem Globus beherrschte. Sie plante Bolin als Assistenten mitzunehmen und bot Shinri an, sie ebenfalls mitzunehmen, falls dieses es den möchte. Das Mädchen versprach es sich zu überlegen. Desweiteren klärte Asami die Beiden ansatzweise über Varricks... besonderen Charakter auf. Man hörte er sei ein exzentrischer Mann mit der besonderen Prise aus Brillianz und Verrücktheit. Auf jeden Fall dachte sich Shinri, dass es sicherlich interessant sein würde, einen solchen Mann kennen zu lernen. Vielleicht sollte sie Asami und Bolin begleiten. Wie sie sich auch entscheiden würde, das Gletschergeister Fest würden sie am Abend alle gemeinsam besuchen. Zur großen Erleichterung von Shinri´s Magen kamen sie nach der langen Schiffsfahrt endlich an und das Mädchen war die erste, die nach draußen in die Freiheit stürmte, gefolgt von Tenzin und seiner Familie, ebenso wie Korra, Asami, Bolin und Mako. Nachdem sie einige Atemzüge der frischen Südpolluft gekostet hatte, ging es ihr auch beinahe augenblicklich besser. Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihren Freunden um. Doch ehe sie etwas sagen konnte, warfe sich Jinora in die Arme einer Frau, die Shinri bis dahin noch nicht gesehen hatte. „Tante Kya!“ Neben Bumi´s und Tenzin´s Schwester tauchte eine ältere Frau mit schneeweißem Haar auf. Das musste Katara sein. Doch dann zog Korra Shinri mit sich, um sie ihren Eltern vorzustellen, welche ebenfalls auf die Ankömmlinge gewartet hatten. Freundlich wurde Shinri von Senna und Tonraq begrüßt. Mako hingegen wurde zunächst mit einem missbilligenden Blick seitens Korras Vater bedacht, doch als diese ihn bat damit aufzuhören, lächelte er den neuen Freund seiner Tochter freundlich an und schüttelte dessen Hand. „Wow...Wie viele Leute gekommen sind um uns zu begrüßen.“, staunte Bolin und sah sich um. Am Dock waren tatsächlich viele Leute versammelt, doch sie schienen nicht auf ihr Schiff gewartet zu haben. „Äh... nein. Sie sind wohl eher wegen ihm gekommen.“, widersprach da Korra und deutete auf das große, prächtige Schiff, welches in diesem Augenblick unter tosendem Applaus und Jubeln in den Hafen einlief. Tonraq verschränkte die Arme vor der Brust. „Das geschätzte Oberhaupt des Nördlichen Wasserstammes gibt uns die große Ehre seiner Anwesenheit. Hurra.“, meinte er ohne jede Freude oder Begeisterung in der Stimme. Eine Gangway verband das Schiff mit dem Festland und das Oberhaupt des Nördlichen Wasserstammes kam in Begleitung von zwei Teenagern diese herab geschritten. Bolin warf sogleich ein Auge auf die beiden Wasserstammangehörigen. „Oh Mann. Wer sind diese hübschen Damen?“, fragte er Korra. „ Das sind Eska und Desna. Die Kinder von Unalaq.“, antwortete diese und fügte hinzu, „Und Desna ist ein Junge.“ Bolin tat so, als hätte er das die ganze Zeit über gewusst: „.Sicher. Das war mir schon klar.... Und welcher ist Desna?“, fragte er dann doch kleinlaut. Schließlich blieben Unalaq, Eska und Desna vor Tonraq und Korra stehen. „Freut mich dich wieder zu sehen, Avatar Korra.“ Korra verbeugte sich höflich. „Freut mich auch.“ Dann fixierte Unalaq Tonraq. „Tonraq.“ „Bruder...“, erwiderte dieser ohne jede Gefühlsregung. Die frostige Atmosphäre war nicht allein auf das Wetter am Pol zurück zu führen. Shinri hätte wohl alles getan, um dieser Spannung zu entgehen. Es war Bolin, der sie aus dieser Lage befreite. „Kommt schon! Ich sterbe vor Hunger!“, jammerte Bolin. „Lasst uns was essen.“ Shinri lächelte. „In Ordnung. Komm.“ Korra, Tenzin und Mako blieben bei Tonraq und dem Stammesführer des Nördlichen Wasserstammes, während Asami, Pema, Rohan, Ikki, Meelo und Jinora zusammen mit dem Rest der Familie das Fest erkundeten. Bevor sich jedoch ihre Wege trennten, erinnerte Asami Bolin und Shinri daran, dass sie gemeinsam nach dem Essen Varrick aufsuchen wollten. Die Beiden nickten und liefen dem Essensduft hinterher. „Wahnsinn!“, entfuhr es Bolin, als er das viele Essen betrachtete. Shinri konnte ihm da nur zustimmen. Das Essen sah wirklich köstlich aus und es roch verlockend. Zum Glück hatte sich ihr Magen so weit beruhigt, dass sie das Essen ansehen konnte, ohne sich zu übergeben. Also könnte sie sich eine Kleinigkeit genehmigen. Bolin kaufte sich eine ganze arktische Henne, eine Spezialität des Südlichen Wasserstammes und Shinri entschied sich für einen Fleischspieß. „Dieses Fest war einmal eine feierliche Zeit des Fastens und der Meditation.“ Shinri wandte sich herum und sah, dass Unalaq, das Oberhaupt des Nördlichen Wasserstammes zusammen Korra, Tenzin und seinem Bruder Tonraq auf sie zukamen. „Heute muss man einem Tölpel dabei zusehen, wie er versucht sich eine ganze Arktische Henne rein zuschieben.“, sagte das Oberhaupt gerade und warf Bolin einen geringschätzigen Blick zu. Shinri funkelte ihn an. Was fiel ihm ein so etwas zu sagen? Auch wenn er ein Oberhaupt war, fand sie es völlig daneben, dass er Bolin einfach so als Tölpel bezeichnete, nur weil seine Essgewohnheiten etwas... ungewöhnlich waren. Der Junge zuckte nur mit den Schultern, als er die Blicke, die auf ihm ruhten bemerkte. „Was?“, nuschelte er mit der Henne im Mund. Den Rest des Satzes wurde von der Köstlichkeit verschlungen. Korra schüttelte lächelnd den Kopf und die Gruppe setzte ihren Weg fort. Shinri sah ihnen noch hinterher, ehe sie einen Arm um Bolin legte. „Hör nicht auf ihn. Du bist ein prima Kerl.“ „Mh?“, nuschelte er und schaffte es schließlich die Henne herunter zu schlingen. Dabei verschluckte er sich allerdings so sehr, dass das Mädchen ihm auf den Rücken klopfen musste, damit er nicht daran erstickte. „Ach hier seid ihr!“ Asami war zu ihnen getreten. „Ich habe euch schon gesucht.“ Bolin hüstelte und rieb sich den Hals, während Pabu auf seine Schulter kletterte.„Varrick ist nun bereit uns zu empfangen.“, fuhr die Dunkelhaarige fort, „Also kommt.“ Die Beiden anderen nickten und Asami führte sie zu einem riesigen Schiff, dass im Hafen vor dem Festplatz vor Anker lag. „Schön, dass ihr mich zu diesem Treffen begleitet.“, freute sich die Leiterin von Future Industries, „Varrick ist einer der reichsten Männer der Welt und er beherrscht weltweit gesamte Transport und Versandgeschäft.“, erklärte sie und deutete auf Bolin. „Du wirst also mein Assistent steh einfach da und sag am Besten gar nichts.“ „Kein Problem. Pabu und ich sind die geborenen Assistenten.“ Die beiden machten die ersten Schritte auf die Gangway. Shinri schluckte und Raku auf ihrer Schulter maunzte alarmiert auf. Hoffentlich hatte der Besitzer des Schiffes nicht plötzlich Lust auf eine kleine Kreuzfahrt. Asami lächelte sie aufmunternd an. „Na komm schon.“, forderte sie und zog Shinri mit sanfter Gewalt Richtung Gangway. Als die Drei sich daran machten, das Schiff zu besteigen, rief Bolin begeistert aus: „Mann! Nicht übel! Ich glaube ich fange auch mit dieser Geschäftssache an.“ Was sie im Innersten des Schiffes erwartete, darauf war Shinri nicht vorbereitet. Eine Gruppe hatte sich um einen Mann versammelt, welcher einen lilafarbenen Umhang trug und im Schneidersitz auf einem Kissen saß und mit geschlossenen Augen, die Finger an die Schläfen gelegt, offenbar konzentriert etwas versuchte. Eine junge Frau saß mit einem Schreibblock vor ihm und beobachtete ihn aufmerksam. Offenbar handelte es sich bei diesem Mann um Varrick. Shinri blinzelte irritiert. Versuchte der Mann ein Ei auszubrüten, oder wollte er telekinetische Kräfte freisetzen? Plötzlich öffnete er die Augen und rief aus: „Ha! Habt ihr das gesehen?“, fragte er die Umstehenden, „Das war Levitation. Haha. Ich bin geschwebt. Ist doch unglaublich, oder?“ Die übrigen Leute, bis auf Bolin und Shinri klatschten Beifall. Der Mann stand auf und verbeugte sich in alle Richtungen. „Aber sie haben doch nur auf einem Kissen gesessen...“, meinte Bolin und Shinri nickte zustimmend. Asami schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und der Rest der Gesellschaft gab empörte Geräusche von sich. Varrick kam näher und starrte die Beiden streng an. „Willst du damit sagen, ich wäre gar nicht geschwebt?“, fragte er mit bedrohlicher Stimme Bolin. „Äh... Nein.“, gab der Junge zur Antwort. Eine qualvolle Sekunde lag Varricks böser Blick noch auf ihm. Dann drehte sich Varrick um und wandte sich anklagend an die Gruppe: „Warum hat mir das niemand gesagt? Wie stehe ich denn jetzt da? Swami! Du bist gefeuert!“, rief er und daraufhin verbeugte sich einer der Männer, die um ihn versammelt waren, tief und trat untertänigst den Rückzug an. „Du gefällst mir, Junge!“, meinte Varrick und legte einen Arm um Bolin. Mit dem anderen schlug er Shinri anerkennend auf die Schulter, ehe er sich wieder Bolin zu wandte. „Du bist gerade heraus. Genau wie ich.“ Er sah Asami an. „Fräulein Sato, gehört der zu Ihnen?“ Das Mädchen konnte nur zustimmend nicken. „Da haben sie ihren schärfsten Tigerhai mitgebracht um mit mir ins Geschäft zu kommen.“ Während er sprach zog er Bolin mit sich. Der Junge grinste schief und deutete mit einem Daumen nach oben. Shinri erwiderte sein Grinsen und Asami folgte ihm sprachlos. „Komm her. Pflanz dich hin.“, befahl Varrick und schubste Bolin auf ein Kissen. „Zhu Li! Bring Tee für meine Gäste.“ Die junge, braunhaarige Frau, offenbar seine persönliche Assistentin kam sofort mit einem Tablett und servierte Shinri und Bolin einen Tee. „Vielen Dank, dass Sie mich empfangen.“, bedankte sich Asami höflich bei dem erfolgreichen Geschäftsmann, „Wie Sie wissen sucht Future Industries nach einem Partner, der sich um den Transport der...“ Varrick schnitt ihr das Wort ab. „Sicher! Aber zuerst müssen Sie sich mein neues Projekt ansehen: Bewegte Bilder.“ „Zhu Li, wirf das Ding an!“ Augenblicklich drückte die Assistentin Bolin das Teetablett in die Hand und warf eine Apparatur an. Sofort projizierte sich ein Film eines laufenden Straußenpferdes an die Wand. „Gewaltig, oder?“, fragte Varrick. „Oh ja.“, stimmte Bolin zu. „Vergesst es!“ Varrick machte eine ablehnende Geste mit den Armen. „Ist alter Kram! Mach es aus Zhu Li.“ Diese gehorchte augenblicklich. „Stellt euch vor ihr könntet das sehen.“ Er deutete auf eine rothaarige, junge Frau, welche die ganze Zeit über im Raum gewesen war. „Ginger! Komm her und wirf dich in Positur.“ Auch diesem Befehl wurde Folge geleistet und Bolin´s Kinnlade fiel herab. Als er auch noch zu sabbern anfing, gab Shinri ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Dann schob sich Varrick in ihr Blickfeld und versperrte den Blick auf Ginger. „Atemberaubend. Und wir erzählen dazu eine Geschichte. Liebe. Aktion. Ein paar lustige Sachen mit Tieren für die Kinder. Naja wie auch immer.“ Er wandte sich an die Rothaarige. „Danke, Ginger. Schone deine Schönheit.“ Dann warf er sich zwischen Bolin und Asami auf die Kissen und stupste den Jungen mit dem Ellenbogen an. „Na wie gefällt dir das, Tigerhai? Das wird ein Riesengeschäft. Bewegende bewegte Bilder. Ein Knaller!“ „Ja. Ganz sicher.“, stimmte Asami zögerlich zu, „Aber mir ist erst mal wichtig Future Industries wieder auf Kurs zu bringen. Vielleicht könnten wir ja jetzt...“ Wieder unterbrach Varrick sie. „Stopp! Sehen Sie mir in die Augen.“ Er schob sich so nah an Asami heran, dass sich ihre Stirne berührten. Es folgte eine kurze Stille, ehe er heraus posaunte: „Wir haben einen Vertrag!“ Zhu Li half Asami, welche vor Erstaunen umgekippt war, auf die Beine. Der Rest der Menge klatschte tosenden Beifall. Varrick schüttelte Asami heftig die Hand. „Die Details besprechen wir heute Abend auf dem großen Ehrenbankett. Und jetzt: Lust auf eine Fahrt im Raketenboot?“ Laute Zustimmungsrufe waren die Antwort und alle folgten Varrick, der nach draußen marschierte. „Sag mal, läuft das mit den Geschäften immer so?“, fragte Bolin Asami. Asami umarmte ihn und wuschelte ihm durchs Haar. „Du bist wirklich der geborene Assistent.“ „Danke, dass ihr Beide mit gekommen seid.“, bedankte sich Asami bei den Beiden. „Ach... Bolin hat ja die ganze Arbeit geleistet.“, meinte Shinri und der Junge grinste schief. „Ich weiss zwar nicht genau, was ich gemacht habe, aber ich habe es gerne getan.“ „Was ist?“ Varrick steckte plötzlich seinen Kopf ins Zimmer. „Kommt ihr oder was?“ „Eh...“ Er lies ihnen keine Zeit für eine Antwort sondern schubste die Drei nach draußen. Dort hatte man ein kleineres Boot zu Wasser gelassen. „Fräulein Sato?“, fragte Varrick und deutete auf das Boot. „Ähm... Danke ich verzichte.“, lehnte Asami höflich ab. „Und was ist mir dir, Tigerhai?“ „Also... ich...“ „Komm schon. Das wird ein Spaß.“ Er zog Bolin mit sich und zwang ihn auf das Raketenboot. Shinri wurde beim Zusehen schon schlecht. Dieses Teil war der Horror für seekranke Leute mit einem Problem mit Fortbewegungsmitteln. Zum Glück hatte man sie nicht auf dieses Ding gezwungen. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Kaum war Bolin völlig durcheinander von dem Boot gestiegen, schubste Varrick sie hinein. „Und ab geht die Post!“, rief er und legte den Steuerknüppel um. Raku gelang es gerade noch von ihrer Schulter auf das rettende Festland zu flüchten, ehe das Boot in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit davon rauschte. Schwankend betrat Shinri das Festland. „Geht es dir gut?“, fragten Asami und Bolin besorgt. Shinri antwortete nicht, sondern torkelte zum nächsten Pfosten, um sich aufzustützen. Ihr treuer, tierischer Begleiter sah sie besorgt an. „Und dabei hatte ich mich so auf das Festessen gefreut...“, murmelte das Mädchen, welches damit kämpfte sich nicht übergeben zu müssen. Asami lächelte aufmunternd. „Das wird schon wieder. Bis zum Bankett ist schließlich noch etwas Zeit.“ „Das hoffe ich.“, meinte Shinri und unterdrückte einen weiteren Brechreiz. Das Bankett, welches zu Unalaq´s Ehren abgehalten wurde, fand in dem größten Gebäude der Stadt fest. Der Raum war prachtvoll geschmückt und überall hingen Girlanden und Laternen. Korra saß als Ehrengast an der Tafel zusammen mit Unalaq, seinen Kindern, Tonraq und Senna. Shinri saß zusammen mit Asami, Bolin, Mako, Ginger Varrick und Zhu Li an einem der kreisrunden Tische, welche in dem Raum verteilt waren. Sie redeten über dies und das, doch alle Gespräche verstummten augenblicklich, als Unalaq zu sprechen begann: „Es ist mir eine Ehre mit euch sprechen, auf diesem schönen Fest, das begründet wurde, um unsere Stämme zusammen zu bringen und die Harmonie zwischen unserer Welt und der der Geister wieder her zu stellen. Aber ich bin betrübt zu sehen, was daraus geworden ist. Ein billiger Zirkus für gierige und geistlose Menschen. Ich fürchte es wird bald soweit sein, dass wir im Norden nicht länger tatenlos dabei zusehen können, wie unsere Brüder aus dem Süden spirituell völlig verwahrlosen.“ Shinri bemerkte, wie bei diesen Worten Tonraq unmerklich zusammen zuckte und seinen Bruder an funkelte. Beschlich ihn gerade dasselbe ungute Gefühl, wie sie selbst? Was hatte Unalaq vor? Seine Ansprache klang viel mehr nach einer Drohung, als freundlichen Worten. Das Oberhaupt des Nordens fuhr fort: „Zürnende Geister greifen bereits Schiffe in euren Gewässern an. Ich hoffe nur, dass es nicht zu spät ist, zu Umkehr.“ Mit diesen Worten nahm er Platz und das Festessen konnte beginnen. Oder auch nicht, denn Varrick trat vor und verkündete: „Der große Unalaq, Leute. Wie immer eine Ehre ihn bei uns zu haben. Und jetzt: Viel Spaß mit dem wackeren Wuju und seinen tanzenden Otterpinguinen.“ Nachdem er sich wieder hingesetzt hatte, trat ein geschminkter Mann in lila vor, bändigte Wasser, auf welchem einige Otterpinguine in den Saal gerutscht kamen. Nach der kleinen Show, verbeugten sich Wuju und seine treuen Tiere vor dem Publikum und das Festessen konnte endlich losgehen. Doch nach einige Happen bemerkte Asami, dass Shinri ihr Essen nur auf dem Teller herum schob. „Alles in Ordnung? Schmeckt es dir etwa nicht?“ „Doch...“, antwortete sie und sah in die Ferne. „Ich mache mir nur Gedanken.“ „Worüber?“, fragte Asami, „Amon und die Equalisten sind besiegt. Wir haben uns eine Pause verdient, also genieße einfach das Fest.“ Mako nickte zustimmend. Bolin schluckte den riesigen Bissen, den er gerade im Mund gehabt hatte herunter und stimmte zu: „Genau, Shinri.“ Das Mädchen versuchte ein Lächeln. „Ihr habt Recht.“ Mit diesen Worten packte sie wieder ihr Besteck fester und aß weiter. Während Varrick einige Geschichten zum Besten gab, war Shinri in Gedanken versunken. Die Anderen konnten ja nicht ahnen, dass nicht nur Amon eine Bedrohung für die Welt und den Frieden darstellte. Es gab noch andere, welche die Harmonie stören könnten und würden. Und sie konnte spüren, dass die friedliche Zeit schon hinter ihnen lag. Unauffällig betrachtete sie Unalaq, welcher sich offensichtlich mit Korra unterhielt. Was führte das Oberhaupt im Schilde? Kapitel 27: Der dunkle Geist ---------------------------- 27. Kapitel – Der dunkle Geist Nach dem Festbankett ging es wie geplant auf das Fest. Nur Asami war nicht mit von der Partie, da sie noch einige Dinge mit Varrick zu klären hatte, was ihren Vertrag und die Kooperation betraf. Also gingen Korra, Mako, Bolin und Shinri gemeinsam zu den Buden, kauften sich etwas zu essen und betrachteten das bunte Treiben. Korra und Mako konnten kaum voneinander ablassen und turtelten ohne Unterlass. Shinri verdrehte die Augen. Pärchen. Bolin lies seinen Blick umher schweifen, bis er die Zwillinge aus dem Norden entdeckte. Er stupste seinen Bruder mit dem Ellenbogen an. „Drückt mir die Daumen. Ich checke mal was geht.“ Mit diesen Worten stürmte er davon, auf Eska und Desna zu. „Viel Glück.“, meinte Mako ausdruckslos. „Die Beiden sind irgendwie gruselig.“, sagte Korra, „Sie riechen wie Gran Grans Rumpelkammer.“ Shinri sah Bolin unschlüssig hinterher. Sie wollte Korra und Mako bei ihrem Geturtel nicht stören, ebenso wenig wie Bolin bei seiner Anmache. Sie konnte nicht genau verstehen, was sie redeten, doch zunächst schien der Erdbändigerjunge nicht sonderlich gut bei dem anderen Mädchen vom Wasserstamm anzukommen. Doch nach einer Weile, packte Eska Bolin am Kragen. Sollte sie jetzt eingreifen? Das Liebesgeturtel sah das nun nicht aus. Gerade, als sie erwog ihm zu helfen, streckte Desna den Arm aus und deutete auf sie. „Hey du.“, sagte er. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Das schien bei den Beiden Normalzustand zu sein. Shinri deutete verdattert auf sich selbst? „Ich?“ „Ja, du.“ Er kam näher. „Du kommst mit uns.“ „Eh?“ Eska musterte das andere Mädchen von oben nach unten, ohne, dass sie ihren Griff von Bolins Kragen lockerte. „Warum möchtest du, dass sie mitkommt, Desna?“ „Du hast eine unkultivierte Person, die Preise für dich gewinnt. Also sollte auch ich eine Begleitung wählen. Meinst du nicht auch, Eska?“ Moment mal? Unkultivierte Person? Seine Schwester schien mit den Schultern zu zucken. „Meinetwegen.“ „Also komm.“, forderte Desna erneut. Shinri erwog seine Einladung abzuschlagen. Sie hatte keine besonders große Lust mit Leuten abzuhängen, welche sich so überheblich über andere stellten. „Ja, bitte...“, kam es halb erstickt von Bolin, welcher sie flehend ansah. Shinri seufzte unmerklich auf. „Also schön.“ Sie hob zum Abschied von Mako und Korra die Hand und ging gemeinsam mit Eska, Desna und Bolin davon. Naja immerhin wurde sie nicht beinahe zu Tode gewürgt. Gerade, als Shinri Eska´s Hand von Bolin´s Kragen lösen wollte, kamen die Vier vor eine Schießbude. Eska blieb stehen, lies den Jungen los und deutete auf die unzähligen Plüschtiere. „Gewinn mir eines dieser Tiere aus Stoff.“, befahl sie Bolin. „Eh... Ja... Natürlich gerne...“ Er lachte nervös und griff nach dem Gewehr und versuchte die Zielscheibe zu treffen. Eska behielt ihn ständig im Blick und das machte ihn zusätzlich nervös. Zitternd versuchte er den Ansprüchen des Wasserstamm Mädchens gerecht zu werden. „Soll ich es mal versuchen?“, fragte Shinri, doch Eska hielt sie zurück. „Mische dich nicht ein.“ Sie wandte sich an Bolin. „Los! Nun mach schon und gewinne einen Preis für mich.“ „Jawohl!“ Schließlich gelang es ihm einige Treffer zu landen und der Budenbesitzer händigte ihm eine kleine Schildkröten Ente aus. „Das ist alles?“, fragte Eska, als Bolin ihr das Tier entgegen hielt. Er grinste nervös. „Es tut mir Leid. Ich kann es noch einmal versuchen.“ „Schon gut.“, widersprach Eska, „Du hast deine Unfähigkeit bereits ausreichend unter Beweis gestellt. Belassen wir es dabei.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schritt davon. Nach kurzem Zögern folgte Bolin ihr. Unentschlossen sah Shinri von der Bude zu den Beiden hin und her. Sie wollte ihr Glück gerne versuchen, aber die anderen schienen ihren Weg fortsetzen zu wollen. Erst jetzt merkte sie, dass der Blick von Eska´s Zwillingsbruder auf ihr lag. „Und amüsierst du dich?“, fragte Desna ausdruckslos. „Also... um ehrlich zu sein...“, begann Shinri und kratze sich am Nacken, „Nicht wirklich.“ „Erheitert dich meine Anwesenheit etwa nicht zur Genüge? Was tut das gemeine Volk gewöhnlich, um Spaß zu haben?“, fragte er. Shinri blickte ihn erstaunt an, ehe sie begann zu überlegen. „Nun... Spaß hat man am besten mit seinen Freunden. Es reicht, wenn man über alles mögliche redet und Unsinn macht...“ Desna unterbrach sie. „Diese unkultivierte Person ist also dein Freund?“ „Ja und hör bitte auf ihn so zu nennen. Er hat einen Namen.“ Desna wirkte unbeeindruckt. „Also gut.“, meinte er dann, „Ich nehme an auch du hast einen Namen, den du dein Eigen nennst?“ „Klar. Ich heiße Shinri.“ Er nickte und nahm es still zur Kenntnis. „Und du bist Desna, ja?“, fragte sie schließlich nach einem kurzen Schweigen in der Hoffnung ein vernünftiges Gespräch mit dem Jungen zu beginnen. „Ja.“, war die mehr als dürftige Antwort. Shinri seufzte. Naja, Schweigen hatte schließlich auch etwas für sich. Ebenso wortlos folgte Desna nun Bolin und Eska und Shinri tat es ihm gleich. „Es wird spät. Wir absentieren uns, um unsere Unterkunft aufzusuchen, in welcher wir nächtigen werden.“, verabschiedete sich Eska und sie und Desna wandten sich ab und gingen im Gleichschritt davon. Bolin sah Shinri an. „Und jetzt?“, fragte er. „Wir sollten auch gehen... Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne auch noch mein Glück versuchen.“ Sie deutete mit einem Nicken auf die nahestehende Bude. Bolin hatte keine Einwände und so gelang es Shinri nach einigen Versuchen ein Plüschtier in der Form eines Polarhundes zu ergattern. Glücklich und zufrieden begaben sich die Beiden zu ihren Unterkünften, die man ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Doch der friedliche Schlaf war nicht von langer Dauer. Ein ungutes Gefühl beschlich Shinri und sie wachte auf. In just diesem Augenblick hörte sie von draußen Naga jaulen. Sie stand auf und stürmte aus der Hütte. Auch Korra, Bolin und Mako waren durch den Eisbärhund geweckt worden und taumelten schlaftrunken aus ihren Unterkünften. „Was ist los?“, fragte Bolin und unterdrückte ein Gähnen. Mit zusammen gekniffenen Augen erkundete Shinri die Umgebung. Naga hatte bestimmt nicht ohne Grund Alarm geschlagen. In diesem Augenblick sah sie es. Irgendetwas kletterte die gefrorenen Eiswände zu ihnen herauf, ehe es mit irrwitziger Geschwindigkeit, wie ein schwarzer Blitz, auf Korra zu geschossen kam und diese zu Boden warf. „Korra!“ Sofort sprinteten Bolin, Mako und Shinri los, um ihrer Freundin bei zu stehen. Dieses Ding hatte sie gepackt und drückte sie gegen eine der eisigen Wände. Ein gewaltiger Feuerstoß von Mako traf das Wesen und es lies von Avatar ab. Es drehte sich mit seinem gesamten, massigen Körper auf sie zu. Seine Augen glühten unheimlich gelb auf und sein gesamter Körper schimmerte eigentümlich lila. Shinri hielt inne, anstatt wie die Feuerfrettchen Brüder das Wesen anzugreifen. War das etwa... ein Geist? Sie hatte ja schon einige Geister in der Geisterwelt kennen gelernt, aber so einer war ihr bis dahin noch nie begegnet. Seine Energie... Es fühlte sich falsch an. Dunkel. Zorn. Hass. Wut. Dann erinnerte sie sich an die Geschichten über die dunklen Geister. Geister, welche so von ihren negativen Emotionen geleitet wurden, sodass sie ihren Zorn gegen alles und jeden richteten, was ihnen in den Weg kam. Oder kontrollierte jemand diese Wesen, um dem Avatar zu schaden? Auf jeden Fall wusste Shinri, dass kein Geist, der bei klarem Verstand war, einem Menschen absichtlich Schaden zufügen würde. „Hört auf!“, rief sie und trat vor während sie versuchte gegen den Kampflärm anzukommen, doch niemand schien ihren Ruf gehört zu haben. „Ihr dürft diesen Geist nicht verletzen!“ Auch wenn ihre Worte niemanden erreichen, wandte sie sich an den Geist: „Lass uns in Ruhe darüber reden! Wir wollen dir nichts tun.“ Der dunkle Geist gab eine Art Knurren von sich und wischte mit einem einzigen Hieb Shinri beiseite. Ihr Kopf schlug hart gegen einen gefrorenen Felsbrocken und das Bewusstsein drohte ihr zu entgleiten. „Shinri!“ Mühsam hob sie den Kopf und sah noch, wie Bolin und Mako einige Angriffe starteten, ehe der Arm des Geistes auch die Beiden beiseite schlug. Senna war an ihrer Seite und Tonraq und Tenzin kümmerten sich um Mako und Bolin. Besorgt half Korras Mutter Shinri dabei sich aufzusetzen. Das Mädchen sah, wie Korra auf den Geist zu stürmte und ihn erneut angriff. „Korra!“ Tonraq eilte seiner Tochter zur Hilfe, doch sein Kampf dauerte nicht lange. Er wurde von dem dunklen Geist gepackt und fort geschleudert. Er knallte gegen ein Gebäude und blieb regungslos im Schnee liegen. Sofort eilten ihm Senna und Shinri zur Hilfe. Er war bewusstlos und hatte einiges abbekommen, doch er würde wieder auf die Beine kommen. Shinri atmete erleichtert aus, als sie sah, dass auch Bolin und Mako soweit unversehrt waren. Dann wanderte ihr Blick zu der Stelle, an der sie Korra zuletzt gesehen hatte. Der Avatar und der bedrohliche Geist standen sich gegenüber. Der nächste Angriff des Geistes traf Korra und sie fiel den Abhang, zum Festplatz, hinab. Tenzins stellte sich dem Geist in den Weg. „Wieso bist du so wütend auf uns, Geist?“, fragte er diesen, „Was haben wir getan dich zu erzürnen?“ Doch auch er wurde achtlos beiseite gefegt. Korra war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und versetzte sich in den Avatar Zustand. Sie schien tatsächlich die Oberhand in dem Kampf zugewinnen und es gelang ihr den dunklen Geist an einer Stelle zu halten. Doch zu früh gefreut, mit einem seiner tentakelähnlichen Extremitäten packte der Geist Korra und warf sie fort, sodass sie in einem Kistenberg landete, welcher unter ihr zerbarst. Doch ehe das Ungetüm sein Werk vollenden konnte, hielt es inne. Wie flüssige Ranken, wand sich das gebändigte Wasser um den dunklen Geist. Als es ihn komplett eingehüllt hatte, färbte es sich goldfarben, ehe sich der Geist gleich einem Sternenschauer in goldene Funken auflöste. „Geh in Frieden.“ Erst jetzt wand Shinri ihren Blick dem Bändiger zu, welcher dieses Werk vollbracht hatte. Korra trat an Unalaq´s Seite und sah erstaunt dabei zu, wie sich die letzte Funken in der dunklen Nacht verflüchtigten. „Korra! Alles in Ordnung?“ Tenzin und Tonraq stürmten auf Korra zu und ihr Vater legte ihr eine Hand auf die Schulter. Korra riss sich los. „Wie könntet Ihr diesen Geist nur so schnell besänftigen?“, fragte sie ihren Onkel. „Wie dein Vater weiss, habe ich mein Leben lang das Verhalten der Geister studiert und viel über sie gelernt.“, antwortete ihr dieser, „Dieses Wissen ist im Süden verloren gegangen. Aber ich könnte dir alles beibringen was ich weiss.“ „Unalaq!“, schaltete sich Tenzin ein, „Euer Wissen ist zweifellos umfassend, aber Korra muss zunächst das Luftbändigen meistern. Und ich hoffe der Augenhalt in den Lufttempeln wird ihr helfen mit ihren Vorgänger in Verbindung zu treten.“ Korra stöhnte genervt auf. „In den Lufttempeln wird sie nichts lernen. Nur ich kann ihr vermitteln, was sie noch braucht um ein richtiger Avatar zu werden.“ Drohend deutete Tonraq auf seinen Bruder. „Ich sag dir bereits, dass das nicht in Frage kommt.“ Korra stieß ihren Vater zur Seite. „Hallo! Ich bin auch noch da! Fragt mich vielleicht mal jemand, was ich will?“ „Korra, bitte so hör doch...“, versuchte Tenzin seine Schülerin zu beruhigen. „Ich habe es satt auf euch zu hören!“, entgegnete Korra, „Auf euch Beide!“ Anklagend zeigte sie auf Tenzin und ihren Vater. „Ihr haltet mich hier fest, weil es angeblich das Beste für mich sein soll. Aber ihr ward beide machtlos gegen diesen Geisterangriff! Ich brauche einen neuen Lehrmeister.“ Ihr Vater versuchte einzugreifen: „Korra...“ Seine Tochter unterbrach ihn augenblicklich: „Unalaq beherrscht als Einziger die Dinge, die ich noch lernen muss. Das hat er bewiesen.“ „Bitte. Ich weiss du bist wütend...“, begann Tenzin, „Aber wir haben schon so viel zusammen erreicht.“ „Es tut mir Leid, Tenzin.“ Korra wandte den Blick von ihrem alten Lehrmeister, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte, „Hier trennen sich unsere Wege.“ Ergeben schloss Tenzin die Augen. „Dir zu dienen war mir eine Ehre, Avatar Korra.“ Er verbeugte sich und ging traurigen Schrittes zu seiner Familie, Naga, Mako, Bolin, Shinri und Pema, die das Treiben seit einer geraumen Zeit beobachtet hatten. Es hatte keinen Sinn mehr mit Korra zu diskutieren. Sie würde nicht auf ihr hören. Traurig beobachtete Shinri die Szene. Tenzin war niedergeschlagen. Das konnte sie genau sehen. Tonraq hoffte wohl insgeheim, Korra möge ihre Entscheidung überdenken, doch ihr Entschluss stand fest. Was bedeutete dies dann für Team Avatar? Oder viel mehr, was davon noch übrig war. Jeder hatte begonnen seinen eigenen Weg eingeschlagen und auch das Schicksal schien sie voneinander fern zu halten. Korra war der Avatar und hatte somit ihre Verpflichtungen. Mako war Polizist und Asami machte ihr Geschäftsding. Und sie selbst? Niedergeschlagen folgte Shinri den anderen in die Unterkünfte. Dort hatten Tenzin und seine Familie bereits begonnen zu packen. Die geplante Reise zu den Lufttempeln würde wohl ohne Korra stattfinden. Zu gern wäre Shinri mit ihnen gekommen, doch sie hatte das Gefühl am Südpol bleiben zu müssen. Sie hatte das kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Und was auch immer im Begriff dazu war, zu beginnen: Es würde an diesem Ort geschehen, da war sie sich ganz sicher. Kapitel 28: Das Südlicht ------------------------ 28. Kapitel – Das Südlicht Tenzin war mit seiner gesamten Familie, das schloss seine Geschwister ein, abgereist. Mako, Bolin, Shinri und Asami waren zusammen mit Korra am Südpol geblieben, damit diese dort ihr Training mit Unalaq absolvieren konnte. Shinri lag noch in ihrem gemütlichen Bett, welches Korra´s Familie ihr zur Verfügung gestellt hatte und kuschelte sich in ihre Decken. Am Südpol war es aber auch verdammt kalt. So dämmerte sie zwischen Wach-, Dämmer- und Schlafzustand, schließlich hatte sie nichts weiter vor und sie war erschöpft und müde. Den Schlaf konnte sie gut gebrauchen. Hatte sie jemand gerufen? War sie wach, oder schlief sie wieder? Shinri war sich nicht sicher. Sie öffnete ihre Augen, sah aber keine Decke über sich, sondern fand sich unter einem dunklen Nachthimmel ohne einen einzigen Stern wieder. Was zum... ? Das konnte sie sich gerade noch fragen, als ein hämisches, ihr wohl vertrautes Lachen durch die schier endlose Weite hallte, woraufhin eine eisige Kälte nach ihrem Magen griff und ein Schauer über ihren Rücken wanderte. „Hun Dun.“ „Ganz recht.“, antwortete eben dieser, als er ihre geflüsterten Worte vernommen hatte und tauchte in just diesem Moment vor dem Mädchen auf. „Was willst du?“, fragte Shinri und ballte die Fäuste, „Ich bezweifle, dass du auf ein Kaffeeklätschen vorbei gekommen bist, oder nur fragen willst, wie es mir geht.“ Der alte König grinste. „Mitnichten.“, bestätigte dieser und umfasste den Knauf seines Gehstockes, „Ich bin viel mehr gekommen, um eine frohe Kunde zu verbreiten.“ „Deinem Lächeln nach zu urteilen, kann es für andere nur eine schlechte Kunde bedeuten.“, meinte Shinri. „Das liegt im Auge des Betrachters.“, erwiderte der Mann und studierte das Gesicht des Mädchens. Er machte eine bedeutende Pause, ehe er triumphierend verkündete: „Ich werde mein Gefängnis in absehbarer Zeit verlassen können.“ Das Mädchen konnte gar nicht anders, als verdutzt zu blinzeln. Was meinte er damit? Da fuhr Hun Dun schon fort. Er löste eine Hand von seinem Stock und gestikulierte mit dieser in der Luft, um seinen nachfolgenden Worten Ausdruck zu verleihen. „Schon sehr bald werden sich die Tore von der Geisterwelt in die materielle öffnen und mir einen Weg ebnen, meinen geschwächten Geist in einen Körper zu transferieren. Und mit meinen weltlichen Gütern werde ich im Stande sein, eine eigene Armee anzuheuern.“ Shinri hörte voller wachsendem Unmut seinen Worten zu. „Und dann werde ich zurück holen, was einst mein war.“, schloss Hun Dun, „Und der Avatar wird früher oder später ebenfalls in meine Hände fallen und für das büßen, was er mir angetan hat.“ Die Knöchel in Shinri´s geballter Faust knackten gefährlich und sie schaute den alten König finster an, doch in diesem Augenblick verzerrte sich der Raum um sie herum, drehte sich um sich selbst, ehe er sich komplett auflöste. Shinri schreckte von ihrem Lager auf. Schwer atmend analysierte sie in ihrem Kopf die Lage und wiederholte Hun Dun´s Worte in ihren Gedanken. Die Tore zur Geisterwelt. Irgendetwas lies sie inne halten. Die Tore waren geschlossen... Sie zog die Augenbrauen angestrengt nachdenkend zusammen. Wie hatte sie es dann geschafft mit ihrem Körper die Welt der Geister zu betreten? Wenn es nicht das geöffnete Tor war, welches sie hier am Südpol betreten hatte, was war es dann gewesen? Warum war ihr das alles nicht schon viel früher aufgefallen? Und schon folgten wieder alle Probleme aufeinander, die es zu lösen galt. Die Tore waren also noch geschlossen, aber laut Hun Duns Aussage, würden sich diese bald öffnen. Was machte ihn da so sicher? Wusste er etwas, das sie nicht wusste? Wundern würde es sie kaum. Doch sie brauchte Antworten. Shinri stand auf, glättete die Decken und Felle, ehe sie im Lotussitz wieder auf ihr Bett hockte und die Fäuste aneinander legte. Konzentriert schloss sie die Augen und suchte mit ihrem Geist Eintritt in die Welt der Geister. Sie fand sich auf einer wunderschönen grünen Wiese voller verschiedener bunten ihr unbekannten Blumen wieder. Sie erhob sich und sah sich um. Sie musste jemanden finden, der ihr helfen konnte... Vielleicht Iroh... oder... „Shinri!“, hörte sie eine vertraute Stimme rufen. Sie wirbelte herum. „Shiki.“, stellte sie fest, als das Mädchen das Geisterwesen erblickte, „Hi...“ Der Geist lächelte. „Hallo. Lange nicht gesehen.“ Doch das Lächeln schwand, als sie den Gesichtsausdruck des Mädchens bemerkte. „Was ist passiert? Du siehst besorgt aus.“ Shinri grinste schief. „Besorgt ist vielleicht genau das richtige Wort...“ „Was ist denn los?“, harkte Shiki nach und kam schwebend näher. „Hun Dun.“ „Hun Dun? Dieser alte, komische Kauz.“ Das Mädchen gab ein kurzes Prusten von sich, ehe sie erwiderte: „Ja, genau der.“ Shiki´s Gesichtsausdruck wurde ungewöhnlich ernst. „Ich habe Geschichten über ihn gehört und keine davon war sonderlich lustig.“ „Das kann ich mir wahrhaft vorstellen.“, meinte Shinri und sah dabei zu, wie sich der Geist im Gras vor ihr niederließ und sie tat es ihm gleich. Dann sah sie Shinri lange an. „Also gut.“, sagte der Geist schließlich, „Erzähl. Warum bist du hier und was hast du mit diesem verrückten König zu schaffen?“ Shinri holte tief Luft und erzählte wie Hun Dun sie in ihren Träumen aufsuchte, was er mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte und wie er es scheinbar geschafft hatte ihren Körper in die Geisterwelt, trotz geschlossenen Tores zu holen. Nachdem sie geendet hatte, grübelte der Geist lange darüber nach. „Mh...“, murmelte Shiki nachdenklich, „Ich muss sagen, davon habe ich noch nie gehört. Einen Geist durch die Welten schicken ist eine Sache... Aber ein Körper? Dieser Opa muss unglaubliche Kräfte und unendliches Wissen besitzen. Traut man ihm gar nicht zu.“ „Und es ist auch nicht gerade beruhigend, wenn man bedenkt, dass er nicht gerade seinen Teil zum Weltfrieden beitragen will.“, meinte Shinri. Aber immer noch waren sie der Lösung des Problems kein Stück näher gekommen. „Der Opa kann also deinen Körper in die Geisterwelt holen...“, wiederholte Shiki einen Teil der Geschichte, während sie darüber nachdachte, „Vielleicht liegt es an der Verbindung, die ihr beide habt.“ „Herrje, das klingt als wären wir ein Pärchen.“ Endlich kicherte Shiki. „Ich hoffe doch nicht. Oder willst du etwas von dem alten Mann.“ „Nicht wirklich.“ Außerdem hatte sie gerade eine unglücklich endende Beziehung hinter sich. „Das ist beruhigend.“ Die beiden kicherten, ehe Shinri wieder ernst wurde. „Verbindung, also?“ Der Geist zuckte mit den kleinen Schultern. „Oder so etwas. Ich kann nur raten. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Wer weiss was sich der Opa hat einfallen lassen.“ Shinri versuchte trotz der eisigen Faust, die sich um ihr Herz geschlossen hatte, zu lächeln. „Trotzdem danke.“, sagte sie, während sie sich erhob. „Tut mir Leid, dass ich dir nicht mehr helfen konnte.“, entschuldigte sich Shiki. „Kein Ding. Ehrlich. Irgendwie... wird es schon werden.“, meinte Shinri, nicht sonderlich überzeugt, ehe sie die Hand hob. „Bis bald.“ „Tschüss.“, verabschiedete sich Shiki stürmisch mit den kleinen Händen winkend. In diesem Augenblick lösten sich Shinri´s Umrisse auf und sie erwachte in der Materiellen Welt. Tief seufzend öffnete Shinri die Augen. Ihr kleiner Abstecher in die Geisterwelt hatte keine tieferen Erkenntnisse gebracht. Auch ein Geist konnte sich nicht erklären, wie man einen gesamten, materiellen Körper in die Geisterwelt holen konnte. Außerdem spukten noch Hun Dun´ s Worte durch den Kopf, dass er bald freikommen und seine Rache am Avatar nehmen würde. Sie konnte weder zulassen, dass er die Macht über sie behielt, noch dass er ihrer Freundin ein Haar krümmte. Gerade als Shinri ihre Unterkunft verlies und die anderen aufsuchen wollte, kam Korra auf Naga an geritten. Scheinbar hatte sie ihr heutiges Training bei ihrem neuen Lehrmeister Unalaq abgeschlossen. „Leute!“ Auch Bolin, Mako und Korra´s Vater Tonraq kamen aus ihren Zelten, um Korras Neuigkeiten zu lauschen. „Morgen werde ich gemeinsam mit Unalaq auf eine Expedition gehen, um das Südliche Geistertor zu öffnen.“, erklärte der Avatar aufgeregt. Eine ganze Weile blieb alles still. Shinri´s Gedanken fingen an zu rasen. Das Geistertor öffnen? War es das was Hun Dun gemeint hatte? Oh nein. „Wow...“, machte Bolin schließlich, so als sei er sich nicht ganz sicher, ob er das Vorhaben gut heißen konnte, oder er verstand den weitreichenden Sinn der Worte noch nicht völlig. „Das ist ein wichtiger Schritt um die Harmonie zwischen Geister und Menschen wieder her zu stellen.“, fuhr Korra fort, während sie ihre Arme weit ausstreckte, „Und ich kann so meinen Teil dazu beitragen.“ Erwartungsvoll sah sie ihre Freunde an und wartete auf deren Reaktion. „Wenn du es für richtig hältst, unterstütze ich dich natürlich.“, meinte Mako nach einer Weile und lächelte seine Freundin sanft an, „Ich stehe immer hinter dir, egal was du tust.“ Bolin kratze sich am Hinterkopf. „Ich natürlich auch, Korra.“ Ihm war das Ganze augenscheinlich zu hoch, aber er war ebenfalls bereit seine beste Freundin bei allem zu unterstützen. Nun blieb der Blick des Avatars auf Shinri hängen. Offensichtlich wartete sie auf ihre Antwort, ihre Unterstützung. Das Mädchen wich Korra´s forschendem Blick aus. „Korra...“ Sie holte tief Luft und fasste sich. Ihr Blick ruhte nun auf ihrer Freundin. „Ich... halte das für keine gute Idee.“ Sie spielte an einer ihrer Haarsträhnen, ehe sie fortfuhr: „Bitte... lass die Tore geschlossen.“ Korra sah sie erstaunt an, ehe ihr Blick sich verfinsterte. „Ich dachte du bist auch auf meiner Seite. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab. „Korra!“, versuchte Shinri ihre Freundin aufzuhalten, um sich zu erklären, doch diese stapfte stur davon. Bitter ballte Shinri ihre Fäuste und sah zu Boden. Dort lag der Schnee rein und weiß, nur unterbrochen von den Fußstapfen der Menschen, die sich hier bewegten. Ein Zeuge ihrer Anwesenheit, ihrer Bewegungen und ihrer Wege und Ziele. Sie sah auf, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Es war Mako. „Korra wird sich schon wieder beruhigen.“, meinte er und lächelte sie aufmunternd an. Bolin sah immer noch in die Richtung, in die Korra verschwunden war. „Wahnsinn... Die Geistertore öffnen...“ Er schüttelte den Kopf, als wolle er sich in die Realität zurück holen, „Ich weiss immer noch nicht, was ich davon halten soll.“ „Korra weiss was sie tut.“, sagte der Feuerbändiger sicher und sah seiner Freundin nach, „Und ich glaube an das, was sie tut. Deshalb werde ich sie morgen begleiten.“ „Mako...“, begann Shinri, doch Bolin grübelte laut: „Unalaq begleitet Korra. Ob seine reizende Tochter mit von der Partie sein wird?“ Bei dem Gedanken bekam seine Augen einen träumerischen Ausdruck. „Ich glaube schon...“, meinte Mako und warf seinem Bruder einen seltsamen Seitenblick zu. „In diesem Fall. Bin ich dabei.“, sagte der Erdbändiger prompt, fügte dann aber hastig hinzu, „Also natürlich um Korra beizustehen, versteht sich.“ „Aber sicher doch.“, erwiderte Shinri, sacht grinsend. „Ich nehme an... Du wirst uns nicht begleiten?“, fragte Mako das Mädchen. Shinri sah ihn lange an. Jetzt wäre der Augenblick um mit der Sprache heraus zu rücken. Den Beiden alles zu erklären, vielleicht könnten sie Korra davon überzeugen, die Tore geschlossen zu lassen, auch wenn das in ihrem aktuellem Stimmungszustand eher unwahrscheinlich war. In letzter Zeit war sie leicht zu reizen und unglaublich stur. Ehe sie den Mund aufmachen konnte, rief Senna aus ihrem Zelt: „Bitte kommt rein! Das Essen ist fertig.“ Richtig das Abendessen. Auch wenn sie hungrig war, hatte sich eine eisige Faust um Shinri´s Magen gelegt und sie bezweifelte viel Essen zu können. „Oh, ja. Endlich Essen.“, freute sich Bolin und folgte zugleich dem Ruf. Mako schickte sich an, ihm zu folgen, sah aber, das Shinri an der Stelle verwurzelt blieb. „Was ist? Kommst du?“, fragte der Feuerbändiger. „Ich... ja... Geh schon mal vor.“, antwortete Shinri und Mako zögerte kurz, ehe er nickte. „Okay.“, meinte er und folgte seinem Bruder in das gemütliche Zelt. Shinri ging währenddessen zum Rande der eisernen Plateaus und schaute in den fernen Horizont. Sollte sie die anderen auf ihre Expedition begleiten? Korra wäre sicher alles andere als begeistert und sicherlich könnte sie auf diese Weise den Öffnen des Tores nicht verhindern. Was sollte sie auch tun? Korra an den nächsten Felsen binden und Unalaq mit einer steinernen Schicht ummanteln, sodass er nicht vom Fleck kam? Totaler Unsinn. Erstens war das nicht ihre Art und außerdem würden sich die Beiden schnell befreit haben und ihre Begleitung war nicht außer Acht zu lassen. Auf diese Weise würde sie nichts erreichen. Das einzig Vernünftige wäre, in Ruhe mit Korra zu reden. Sich zu erklären. Ihr sagen, was ihr auf dem Herzen lag und welche vernünftigen Gründe gegen das Öffnen des Portals sprachen. Sie sah zum Zelt hinunter, aus welchem ein sanftes Licht strömte, welches von dem Feuer in der Mitte der Behausung ausging, über welchem sicherlich noch das köstliche Fleisch brutzelte. Jedenfalls war Raku zu dieser Überzeugung gelangt, welcher aus ihrer Unterkunft gekommen war und mit Hundeblick zu ihr aufschauend, bettelnd an ihren Hosensaum kratzte. Shinri lächelte ihn an, hob das Tierchen hoch und kraulte dessen Haupt. „Ist ja schon gut. Wir gehen ja.“ Das schien der Wolfskatze sehr zu gefallen und mit ihr auf dem Arm betrat Shinri das Zelt. Die anderen waren schon dabei ihre Teller zu leeren, Bolin bereits zum zweiten Mal. Senna lächelte das Mädchen an. „Setzt dich. Es ist noch genügend da.“ Shinri kam dieser Aufforderung gerne nach und auch Raku bekam eine gehörige Portion ab. Dennoch lies sie das Magengrummeln nicht zur Ruhe kommen. Sie warf Korra, welche ihr schräg gegenüber am Feuer saß, einige verstohlene Blicke zu. Der Avatar beachtete sie nicht, sondern konzentriere sich völlig auf das Mal vor ihr. Einige Male sah sie auf, doch ihre funkelnden Blicke galten nicht Shinri, sondern ihrem Vater. Shinri atmete unmerklich tief durch. Die Atmosphäre war beinahe so dicht, dass sie schmerzte und die Spannung war schier zu greifen. Nachdem Korra ihr Mahl verzehrt hatte, stemmte sie ihre Hände auf den Tisch, dankte ihrer Mutter knapp für das Essen und verlies das Zelt. Als die Plane hinter ihr zurück schlug und den Blick auf den jungen Avatar versperrte, warfen sich die anderen Mitglieder des Team Avatars einen raschen Blick zu. Schließlich war es Mako, der sich erhob und seiner Freundin nach draußen folgte, offenbar um mit ihr zu reden. Bolin, dessen Mund immer noch voll war, sah Shinri an und zuckte dann, mit der Situation überfordert, mit den Schultern. Das Mädchen sah Richtung Ausgang, aus welchem die anderen Beiden verschwunden waren. Sie wollte die Beiden nicht stören, aber sie kam nicht umher mit Korra zu reden, bevor diese zum Südlichen Geisterportal aufbrach. Nachdem Shinri Senna für das leckere Essen gedankt hatte, verabschiedete sie sich von Tonraq und Bolin und wünschte diesen eine angenehme Nachtruhe, ehe sie ihr Zelt aufsuchte. Mako und Korra waren noch in ihr Gespräch vertieft und es würde die Laune des Wasserstammmädchens nicht gerade verbessern, wenn Shinri dieses unterbrach. Aber das Pärchen könnte auch nicht ewig quatschen. Um die beiden nicht zu stören, zog sie sich zurück und setzte sich auf ihr Bett, um zu waren. Draußen rumstehen, würde zu nichts führen und alle Parteien nervöser machen, als sie es ohnehin schon waren. Als Mako in Shinri´s Zelt kam, saß diese zusammengesunken vor ihrem Bett. Offenbar schlief sie. Es war bereits früher Morgen und sie wollten zur Expedition aufbrechen. Er hatte sich von ihr verabschieden und von dem Gespräch des vorherigen Abends berichten wollen, doch er hatte keine Antwort bekommen, als er sie von draußen gerufen hatte. Möglicherweise war sie zu diesem Zeitpunkt bereits im Land der Träume gefangen gewesen. Ob die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und Korra sie nicht hatten zur Ruhe kommen lassen, sodass sie lange darüber gegrübelt hatte und schließlich vor ihrem Bett eingeschlafen war? Selbst als Mako die Decke zurückschlug und das Mädchen auf das Bett bettete, rührte diese sich nicht. Sie musste sehr erschöpft sein. Es wäre besser, wenn er sie schlafen liese. Sanft deckte er Shinri zu, sodass sie nicht frieren musste. Dann erhob der Feuerbändiger sich. Mako drehte sich noch einmal zu ihr um, ehe er das Zelt verlies. Mit geschlossenen Augen lag das Mädchen auf ihrem Bett, genauso wie er sie dort abgelegt hatte. Dann stapfte er leise durch den Schnee zu Korra, Eska, Desna, Bolin und Tonraq, welche ihre Polarkamele beluden und die Expedition zum Südlichen Geistertor vorbereiteten. Shinri schreckte hoch, als ein heller Lichtstrahl durch ihre Zeltplane drang und das gesamte Zimmer beleuchtete. Sie stolperte aus dem Bett und sah an den Himmel, wo nun das Polarlicht tanzte. Selbst als sie sich umzog hatte sie noch Hun Dun´s triumphierendes Gelächter im Ohr. Kapitel 29: Vorboten -------------------- 29. Kapitel – Vorboten „Nichts lässt sich leichter zerstören, als die nackte Seele. Wenn man sie in die Dunkelheit zieht und mit Angst und Wut füllt, sie nach seinem eigenen Willen formt, kann man die Hülle und den gebrochenen Geist kontrollieren.“ Hun Dun´s Stimme schien von überall her und nirgends zu kommen. Sie wandte sich herum. Wo sie auch hinblickte, konnte sie nur tiefe, schwarze Dunkelheit erkennen. Sie musste sich in der Geisterwelt befinden ,oder sie träumte, sonst wäre Hun Dun wohl kaum hier. Sein scheußliches Lachen hallte durch die gähnende Leere und jagte Shinri einen Schauer über den Rücken. Sie ballte die Fäuste. Sie wollte den Mund aufmachen, um dem alten Mann Paroli zu bieten und herauszufinden, was hier überhaupt vorging, doch der König, wessen Körper sich nun allmählich in der Dunkelheit abzeichnete, kam ihr zuvor: „Du fragst dich sicher, warum du dich in der Geisterwelt befindest, nicht wahr? Nein. Es ist kein Traum. Es ist die Realität der Anderen Welt. Ich habe deine Seele hierher befohlen.“ „W...?!“ Die Worte blieben Shinri beinahe im Halse stecken. Ihre Seele? Er hatte ihren Geist in die Geisterwelt gezerrt? Sie bemühte sich einen klaren Kopf zu bewahren. Wenn sie darüber nachdachte, war es gewiss ein leichtes für ihn. Wenn er es schon schaffte, ihren kompletten, materiellen Körper in die Andere Welt zu holen, war der Geist sicher ein Kinderspiel dagegen. Hun Dun lächelte und formte mit seinen Händen eine Klaue. „Ganz recht. Du müsstest inzwischen selbst gemerkt haben, dass ich dazu in der Lage bin.“ Der alte König umfasste seinen Stab und sah auf das Mädchen herab. „Ich bin gerne bereit dir alles zu erklären, schließlich haben wir viel Zeit.“ „Zeit?“ Zeit wofür? Natürlich hatte der Mann Zeit, der steckte ja schon einige Jahrhunderte hier fest, aber warum kam er jetzt gerade auf die Idee ein Pläuschchen zu halten? Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Die Tore zur Geisterwelt. Hun Dun´s Lächeln wurde eine Spur breiter. „Ganz recht.“ Es war beinahe als könnte er ihre Gedanken lesen, oder vielleicht verriet ihm ihr Gesichtsausdruck alles, was er wissen musste und wollte. „Wir beide teilen eine tiefe Bindung.“, meinte er und Shinri konnte sich kaum der seltsamen Gedanken verwehren,die in dieser Nachricht mitschwangen. „Schon seit damals habe ich deinen Geist mit Furcht genährt und eine Verbindung zu deinem Körper und deiner Seele geschmiedet.“, fuhr der alte Mann fort, „Ich hatte während unserem gemeinsamen Training und der Formung deiner Energien alle Zeit aller Welten dafür.“ Die Falten um seine kalten Augen vertieften sich. „Und nun ist es an der Zeit dafür, dass du mir von Nutzen sein kannst.“ Er machte eine rasche Geste mit seiner Hand. „Zunächst hatte ich geplant,dass du mir den Avatar auslieferst, indem du ihn, verzeih ich glaube seine aktuelle Reinkarnation ist weiblich, indem du sie hierher bringst, nachdem sie die Tore geöffnet hatte.“ Er machte eine kurze Pause und schüttelte bedauernd den Kopf. „Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass du solche starken Gefühle für den Avatar und ihre Freunde entwickeln würdest. Dies alles wirkte meinen Suggestionen entgegen. Doch vor wenigen Monaten bekam ich eine erneute Chance, nur leider kam mir General Iroh aus der Feuernation dazwischen... Daran lies sich leider nichts ändern, also musste ich auf andere Weise dafür sorgen, dass sich die Tore öffnen. Das Schicksal war mir hold und ohne mein weiteres Zutun und deine Unfähigkeit den Avatar zu warnen, werden sich die Tore bald öffnen.“ Hun Dun lachte triumphierend. Seine knochigen Finger zuckten leicht. „Alles Weitere wird sich schon noch ergeben. Ich werde meine Rache bekommen und ruhmreich in die materielle Welt zurück kehren. Ich werde triumphieren.“ Mit einer gewissen, verzückten Schadenfreude verengten sich seine Augen. „Und du darfst von der ersten Reihe aus dabei zusehen.“ Als Shinri die Zeltplane zurück schlug, bestätigte sich ihre schlimmste Vermutung. Am Himmel über den Südpol tanzte das Licht der Geister. Korra hatte die Tore tatsächlich geöffnet und sie hatte sie nicht daran hindern können. Ihre Hand krallte sich in den Stoff. Verdammt.Sie sah herab, als sich etwas weiches an ihr Bein schmiegte. Sie lächelte und nahm ihr treues Tierchen auf die Arme. „Danke, Raku.“ Das Tier spürte immer, wenn etwas mit ihr nicht in Ordnung war. Ob ihr etwas auf der Seele lastete, oder ob sie nach einem Kampf einige Blessuren davon trug. Vor Raku konnte sie nichts geheim halten und er tat sein Bestes, um ihr Linderung zu verschaffen. Sie kraulte ihn sanft hinterm Ohr, doch als er alarmierend auf maunzte, sah sie auf. Sie sah Tonraq, welcher auf seinem Schneemobil auf die kleine Wasserstamm Siedlung zu fuhr. Vermutlich hatten Uneinigkeiten dazu geführt, dass er sich alleine auf den Rückweg gemacht hatte. Shinri verlies ihre Unterkunft, um Korra´s Vater entgegen zu eilen. „Sie hat es geschafft.“, meinte er mit Blick auf die Lichter am Himmel. Seine Augen funkelten voller Stolz. Senna kam hinzu und umarmte ihren Mann. „Was ist passiert?“ Tonraq erzählte von seiner Reise, von dem Streit mit seiner Tochter und dessen Grund: Seine Verbannung von Nördlichen Wasserstamm. Senna nickte langsam. In diesem Augenblick maunzte Raku auf Shinris Schultern laut alarmierend auf und die Blicke der drei schweiften in die Ferne, Richtung Horizont. In der Schneetundra zeichneten sich Gestalten ab, welche Korra und die anderen sein mussten, welche zurück kehrten. Doch das war nicht das Einzige, was ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Über den Seeweg nährte sich eine Armada von Schiffen. „Das sind Truppen aus dem Norden.“, stelle Tonraq fest und wandte seinen gesamten Körper der Flotte zu, „Was haben die hier zu suchen?“, fragte er eine Spur schärfer. Weder Shinri noch Senna wussten darauf eine Antwort. Aber eines war sicher, das Ganze verhieß nichts Gutes. „Was hat das zu bedeuten, Bruder?“, fragte Tonraq Unalaq und deutete mit ausgestreckter Hand auf die bewaffneten Soldaten des Nordens, welche die Schiffe über die Gangway spazierten und in die Siedlung des Südlichen Wasserstammes einmarschierten. „Die Tore zu öffnen war nur der erste Schritt, um die Harmonie wieder her zu stellen.“, meinte das Oberhaupt des Nordens kalt, „Die Tore müssen geschützt und die spirituelle Ordnung wieder hergestellt werden.“ „Und dafür lässt du Truppen in unsere Stadt einmarschieren?“ Tonraq´s Stimme erhob sich merklich und es war ihm anzusehen, dass es ihm schwer fiel seine aufsteigende Wut im Zaum zu halten. „Tonraq...“, sagte Senna beschwichtigend und griff ihn am Ärmel, um zu verhindern, dass ihr Mann handgreiflich wurde. Eine eisige Stille, die dem Wetter am Pol um nichts nachstand schwebte über der zerstrittene Familie. Schließlich wandte sich Unalaq ab und schritt mit seinen beiden Kindern von dannen. Shinri entging nicht, dass die Zwillinge ihr noch einen Blick zuwarfen, ehe sie sich abwandten. Sie sah ihnen nach,bis sie außer Sichtweite waren. Sofort war Tonraq umringt von zahllosen Bewohnern der Siedlung. „Das kann er nicht machen!“, beschwerte sich einer. „Das können wir nicht zulassen!“ „Was erlauben sich die?“, rief ein anderer. Shinri konnte ihre Wut verstehen, schließlich wurde quasi gerade ihre Heimat besetzt, aber sie konnte die Spannung kaum ertragen. Sie war eher ein Harmonie-Mensch, der Streit mied, wenn es ging. Aber wie konnte man eine solche Situation schlichten? Vor allem bezweifelte sie, dass ihre Stimme irgendeinen Wert hatte. Sie war eine Fremde und hatte mit der Stammesfehde überhaupt nichts zu tun. Und das stimmte eigentlich. Sie war nur mit Korra befreundet, jedenfalls wenn diese ihr nicht die Freundschaft gekündigt hatte, nach den ganzen Geschehnissen. Ihre Eltern stammten aus der Feuernation und dem Erdkönigreich und soweit sie zurück denken konnte, hatte sie auch keine Verwandten aus einem der Wasserstämme. Die Stimmen wurden immer lauter und die Männer begannen ihre Stimmen zu erheben und wütend die Fäuste gegen die Soldaten zu richten. Einigen, auch das entging dem Mädchen nicht, gingen ihre Bändigerfähigkeiten durch, sodass sich bedrohliche Eiszapfen aus dem Schnee formten und andere sammelten das gebändigte Eis schon in ihren Händen. Wenn das so weiter ging, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Situation eskalierte. „Grüner Schwarzer Tee und nicht zu vergessen Schuhe für Tiere. Und vergiss die Anzugjacken nicht.“ Varrick näherte sich, während er seiner Assistentin Zhu Li einige Dinge diktierte, die sie gewissenhaft auf einem Zettel, welcher an einem Klemmbrett, welches sie mit sich trug, befestigt war, notierte. Dann bemerkte der Erfinder den wütenden Mob vor sich und studierte die Gesichter der Wasserstämmler und besah sich die Soldaten. „Dicke Luft, was?“, fragte er in die Runde. Viele unbegeisterte Blicke wandten sich dem Industriellen zu, doch der schien das gar nicht zu bemerken. Verschwörerisch lächelnd kam er näher, beugte sich vor und legte eine Hand an den Mund und flüsterte: „Ich weiss genau, wie ihr euch fühlt, Freunde.“ Er sah sich unauffällig auffällig um, richtete sich wieder auf. Dann legte Varrick den Arm um Tonraq, welcher ihn mit einem Seitenblick bedachte. „Wie wäre es,wir besprechen die Sache später bei einer schönen Tasse Tee?“ Tonraq schien kurz zu überlegen und nickte schließlich. „Wir sollten die Angelegenheit zuerst in Ruhe besprechen, ehe wir handeln.“, sagte er laut, sodass alle Unzufriedenen ihn hören konnten. „Vielleicht können wir eine friedliche Lösung finden.“ Zustimmendes Murren erhob sich. Nicht alle schienen überzeugt, aber waren offenbar gewillt sich darauf einzulassen. Tonraq nickte zufrieden. „Gut. Wir treffen uns bei Sonnenuntergang in unserem Zuhause.“, teilte er den Anwesenden mit. „Dann ist die Sache ja klar. Zhu Li!“, rief er und lies von Tonraq ab und schnippte mit den Fingern. „Bereite alles vor.“ „Jawohl, Sir.“, antwortete die Frau mit einer Verbeugung und die beiden entfernten sich. Die Gemeinschaft sah den Beiden hinterher und zerstreute sich allmählich. „Was tun Sie hier, Varrick?“, fragte Shinri, als sie das Zuhause von Tonraq und Senna betrat. Der Industrielle war offensichtlich sehr damit beschäftigt seine Assistentin Zhu Li mit Snacks durch die Gegend zu scheuchen. „Na was wohl? Wonach sieht es denn aus?“, stellte er eine Gegenfrage und stemmte seine Hände in die Seiten, ehe er sich unterbrach und rief: „Nein, Zhu Li. Doch nicht dahin!“ Er seufzte über die Unfähigkeit seiner Assistentin, ehe er sich wieder dem Mädchen zu wandte. „Ich richte alles für heute Abend ein, schließlich ist das ein wichtiges Meeting.“ Da konnte Shinri nicht widersprechen. Es sah ganz danach aus, als hing von diesem Treffen ab, ob die Südstämmler gewalttätig gegen die Nördstämmler vorgehen würden, oder nicht. Sie selbst hoffte schwer, dass es zu keinem bewaffneten Konflikt kommen , sondern sich eine friedliche Lösung finden würde. Etwas neidisch sah sie Varrick dabei zu, wie er sich schon einige der Leckereien zu Güte tat und hielt sich schwer zurück nicht ebenfalls einen Snack zu stibitzen. Das war Schwerer als gedacht. Also nickte sie nur zustimmend und verlies das Zelt. Sie war weder besonders scharf auf das Treffen, noch war sie dort erwünscht, schließlich gehörte sie nicht zum Südlichen Wasserstamm. Auch wenn das Endergebnis sie interessierte, aber das würde sie sicher auch mitbekommen, ohne während der Besprechung anwesend zu sein. Spätestens, wenn die Kämpfte beginnen würden. Sie seufzte auf und hoffte noch einmal inständig, dass es dazu nicht kommen würde. Gerade als Shinri zu ihrem Zelt zurück gehen wollte, um Raku Gesellschaft zu leisten und nicht sinnlos in der Gegend herum zu stehen, kam ihr Mako entgegen. „Hallo, Mako.“, begrüßte sie ihn und sah sich kurz um, „Wo sind denn die Anderen?“ „Korra ist bei Unalaq, Asami macht ihr Geschäftsding und Bolin ist, glaube ich, mit seiner neuen Flamme unterwegs.“ Shinri grinste schief. „Ob das gut geht?“ Der Feuerbändiger zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, aber ich bezweifle es.“ „Dito.“, meinte das Mädchen und dachte an Bolin und Eskas erstes Date. Der Gute tat ihr jetzt schon Leid. Um das Schweigen zu brechen, fragte Shinri schließlich: „Wo willst du eigentlich hin, Mako?“ „Ich wollte nur etwas in die Stadt... Mich umschauen... Vielleicht etwas kaufen.“ Er zuckte erneut mit den Schultern. Offensichtlich war ihm genauso langweilig wie Shinri und auch er versuchte die Zeit totzuschlagen. Naja, die Anderen hatten ihre, mehr oder weniger, sinnvolle Beschäftigung. Es schien beinahe so, als seien Shinri und Mako die Einzigen am gesamten Südpol, die nichts Sinnvolles zu tun hatten. „Hättest du was dagegen, wenn ich mitkomme?“, fragte das Mädchen und tastete mit ihrer Hand nach ihrer Hosentasche, um zu überprüfen ob sie ihren Geldbeutel bei sich trug, „Ich würde gerne durch einige Läden stöbern. Bücher, oder so, wären nett.“ Sie sah wieder auf. „Also, wenn du nichts dagegen hast.“ „Meinetwegen. Ich hatte ohnehin nichts bestimmtes vor.“, antwortete Mako, also machten sich die Beiden auf den Weg in die Stadt. Shinri zog die Schultern hoch und verschränkte die Arme vor der Brust, in der Hoffnung sich so etwas zu wärmen. Sie konnte es kaum erwarten in einen Laden zu gehen, welcher etwas vor der Kälte schützte. Es dauerte etwas, aber bald hatten sie einen Buchladen gefunden. Während Mako mit gedämpfter Begeisterung einige Bücher aus den Regalen nahm und diese durch blätterte, konnte sich Shinri kaum entscheiden, welche Regale sie zuerst durchstöbern sollte. Einerseits hätte sie wieder mal Lust auf einen spannenden Roman, andererseits wollte sie nach Werken suchen, die ihr beim Bändigen helfen würden. Besonders da es um ihr Wasserbändigen nicht so gut bestellt war. Und wo könnte man wohl bessere Bücher über´s Wasserbändigen finden, als an den Polen, wo Wasserbändiger lebten? Im Kopf ging sie ihre finanziellen Möglichkeiten durch. Sie hatte noch etwas gespartes von ihrem Kellnerjob im Silbernen Drachen, aber reich war sie dann nun auch nicht. Also sollte sie sich gut überlegen, was sie sich gönnte. Schlussendlich kaufte sie sich einen, zum Glück heruntergesetzten, Roman, der alles beinhaltete, was sie mochte: Drama, Spannung, Aktion und phantastische Welten und Geschichten und ein Werk über das Wasserbändigen, welcher seine Ursprünge, Geschichte und viele Übungen beinhaltete. Es würde sich sicher gut neben all ihren anderen Übungsbüchern machen, die sie inzwischen besaß. Wenn sie sich einer Sünde für schuldig befand, dann war es ihre Sammelwut für Büchern. Naja, und ihr freches Mundwerk und ihre Fresssucht. Sie bezahlte und tippte Mako auf die Schultern, welcher gerade ein Regal studierte. „Meinetwegen können wir gehen.“, lies sie ihn wissen und er nickte. Gemeinsam verliesen sie denn Laden und Shinri umklammerte glückselig ihren Neuerwerb. „Danke, dass du mitbekommen bist.“, bedankte sie sich schließlich bei dem Feuerbändiger. Schließlich war er die ganze Zeit bei ihr geblieben, obwohl er nichts gekauft hatte. „Keine Ursache.“, erwiderte er und lächelte sie sogar an. Shinri grinste, überlegte kurz und verlies Mako´s Seite, nur um wenige Augenblicke später mit einer Tüte gebrutzelten Kartoffelchips, die hier an einem Stand angeboten wurden, zurück zu kommen. Sie bot Mako etwas an, ehe sie selbst hinein griff. Abgesehen von der Kälte, konnte es noch schöner werden? Kaum hatten die Beiden die Chips verzerrt, Mako war wesentlich zurück haltender gewesen als Shinri, kam Bolin auf die beiden zu: „Mako!“, rief er schon von weitem und blieb vor seinem älteren Bruder stehen, „Was für eine Freude dich zu sehen.“ Shinri legte den Kopf schief und Mako fragte: „Äh... Alles in Ordnung?“ „Nein!“, antwortete der Erdbändiger sofort und packte Mako an beiden Schultern und schüttelte wild verneinend den Kopf, „Nichts ist in Ordnung. Ich halte das nicht mehr aus.Hör mal, ich möchte nicht in eisiger Zweisamkeit mit Eska leben.“ So war das also. Bolin´s anfängliche Schwärmerei für die Wasserstamm Prinzessin war anscheinend verflogen. Er lies niedergeschlagen seinen Kopf auf die Brust des Feuerbändigers sinken. „Ich will das nicht!“, schluchzte er verzweifelt, „Ich will das nicht. Ich will das nicht....“ „Du... kannst ja auch einfach mit ihr Schluss machen, wenn du unglücklich bist.“, meinte Mako und Bolin sah mit Tränen in den Augen auf. „Einfach Schluss machen? Geht denn das?“ „Klar. Jungs machen andauern Schluss.“, fügte sein großer Bruder hinzu. „Und wie?“ „Sag ihr einfach, du stehst nicht mehr auf sie.“ „Oh... nein, nein, nein.“, murmelte Bolin ablehnend, „Das wird ihr nicht gefallen.“ Um ihm Mut zuzusprechen legte Mako seine Hände auf Bolins Schultern. „Eine Beziehung zu beenden ist so ähnlich wie man sich eine kleine, fiese Zecke entfernt. Es tut kurz weh,dann ist die Sache geregelt. Du wirst sehen. Danach fühlst du dich gleich viel besser.“ Bolin´s Gesichtszüge hellten sich auf. „Danke, Mako.“ Er seufzte erleichtert auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. „Gut, dass du ein erfahrener Herzensbrecher bist. Pass bloß auf, Korra.“ Dafür erntete er einen unbegeisterten Blick von Mako. „Oh... also ich meine nur... Also ich...“, versuchte Bolin sich raus zureden, brach schließlich resignierend ab, „Ach... ist auch egal.“ Shinri lächelte ihn aufmunternd an und ging zu ihrem Freund, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen. „Möchtest du vielleicht Beistand?“ Er sah sie groß an. „Du würdest mitkommen?“, fragte er hoffnungsvoll. „Klar. Ich kann dir zwar keine guten Trennungsmethoden empfehlen...“, meinte sie, dachte dabei an die Trennung von Hasook und lächelte schief, „Aber ich denke es kann nicht schaden, wenn du nicht alleine gehen musst. Und wenn du dich nur etwas besser fühlst.“ Bolin schniefte hörbar. „Danke, Shinri. Du bist eine echte Freundin.“ Er warf seine Arme um sie und murmelte in ihre Schulter, „Vielleicht kannst du Eska ja einfrieren, ehe sie das mit mir tut.“ Das Mädchen winkte grinsend ab. „Lass es erst mal so weit kommen.“ Sie winkte Mako zum Abschied zu. „Okay... Ich wünsche euch viel Spaß dabei.“, meinte er und Shinri erwiderte: „Ob´s für alle spaßig wird, weiss ich ja nicht.“ Bolin sah ängstlich drein, doch sie beruhigte ihn. Dann suchte sie mit Bolin Eska und Desna aufsuchte, welche in dem prachtvollen Palast des Südlichen Wasserstammes residierten, solange sie am Südpol zu Besuch waren. Also, auf in die Schlacht, dachte Shinri bei sich, als sie Bolin die Tür öffnete und sie hinter sich schloss, als sie den Palast betraten. Kapitel 30: Bürgerkriege (1) ---------------------------- 30. Kapitel – Bürgerkriege (1) „Eska? Hallo?“, rief Bolin gedämpft durch die Flure des Palastes. Er schien zu hoffen, dass ihn niemand hörte, sodass die Beiden schnell wieder umkehren konnten. „Hallo, mein kleines Krötenentchen.“ Bolin ging beinahe an die Decke, als die emotionslose Stimme unerwartet hinter ihm ertönte. „Oh... Hallo, Eska.“, begrüßte er sie nervös und er und Shinri drehten sich um. Vor ihnen standen die Zwillinge des Nordens und musterten sie ausdruckslos. Die Stille hielt an, bis Shinri Bolin aufmunternd zunickte. „Okay... Hör zu, Eska....“, druckste Bolin verlegen und rang mit den Händen. „Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit.“, kam es von Eska und der Erdbändiger schluckte heftig und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Also... Es ist so... Ich glaube... Also...“ Eska und Desna blinzelten synchron und Bolin zupfte nervös an dem Kragen seiner Jacke. Shinri erwog sich einzumischen, aber Schluss machen sollte man persönlich. Also lies sie ihn nur wissen, dass er das schon schaffen würde. Der Junge fasste sich ein Herz und öffnete erneut den Mund: „Es ist so.“ Er hob die Hände, die Handflächen deuteten bedauernd nach oben. „Du bist ein klasse Mädchen, wirklich, aber ich glaube... Dass es.... Dass wir... Wir Beide....“ Eska hob leicht den Kopf. „Ich hoffe du versuchst mir nicht mitzuteilen, dass du mich verlassen willst.“, fragte sie drohend, „In diesem Falle kann ich dies nicht erlauben, mein kleines Krötenentchen.“ Sie bändigte etwas Wasser und lies es gefrieren. Bolin winkte hektisch ab. „Nein nein, ich wollte nur...ähm...dich einladen...ja genau. Wollen wir heute Abend zusammen essen gehen?“ Er grinste schief und blinzelte seine Freundin an. Eska lies den Eiszapfen schmelzen und blieb kurz stumm. Dann nickte sie ausdruckslos. „In Ordnung. Genehmigen wir uns ein gemeinsames Abendessen.“ „Ich erwarte natürlich auch deine Anwesenheit.“, verlangte Desna, den Blick auf Shinri gerichtet. Wiederworte waren zwecklos, also gab Shinri ihre Zustimmung. Außerdem war an einem guten Abendessen nie etwas aus zusetzten. Bolin atmete erleichtert aus, als Eska sich um drehte und sich gemeinsam mit ihrem Bruder entfernte. Dann sah der Erdbändiger Shinri an. „Ist doch ganz gut gelaufen...“, meinte das Mädchen aufmunternd, doch in diesem Augenblick brach sich Bolin´s Verzweiflung seine Bahnen. „Gut gelaufen?“, rief er aus und gestikulierte wild mit den Händen, „Sie hätte mich beinahe schock gefrostet.“ Bei diesem Gedanken schüttelte es ihn. „Und getrennt sind wir immer noch nicht.“ Als sei nun sämtliche Kraft aus seinem Oberkörper gewichen, sackte dieser vorne über. „Oh Mann.“, seufzte er entkräftet, „Ich bin so ein Idiot.“ „Unsinn.“, widersprach Shinri und legte ihm eine Hand auf den Rücken, „Du musst nur... auf die richtige Gelegenheit warten.“ „Und die wäre wann?“, fragte Bolin wieder mit einen Hauch Panik in der Stimme, „Wenn wir zusammen gezogen und vermutlich schon verheiratet sind? Ich will das nicht!“, heulte er verzweifelt los. „Vielleicht wenn wir in der Wüste sind und sie kein Wasser zum Bändigen hat.“, scherzte Shinri und legte grüblerisch die Hand an ihr Kinn, „Aber mit etwas Pech ist sie eine Blutbändigerin... Das war´s dann mit meinem Plan.“ „Shinri!“, jaulte der Erdbändiger mit Tränen verschleiertem Blick und krallte sich in ihr Oberteil, „Das ist nicht witzig.“ „Stimmt. Eigentlich nicht. Entschuldige.“ „Vielleicht sollte ich einfach nach Republica zurück. Heimlich, sodass sie es nicht merkt.“, murmelte Bolin und sah sich paranoid um. Shinri grinste. „Ich glaube nicht, dass das hilft. Ich bin ja kein Paradebeispiel, was das angeht, aber den Dingen aus dem Weg zu gehen, hilft nicht. Die Probleme holen einen wieder ein, glaub mir.“ „Aber so wäre es viel einfacher.“, seufzte er. „Das stimmt.“, meinte sie und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, „Aber das Leben ist nicht immer einfach. Und jetzt komm...“ Sie begann ihn mit sanfter Gewalt, einen Arm um ihn gelegt, Richtung Ausgang zu ziehen, „Du musst dich für dein Date fertig machen.“, frotzelte sie und erntete dafür ein lautes Aufstöhnen. Shinri stand auf einem Gletscher. Unter sich konnte sie die Wasserstammsiedlung erkennen, die Menschen die dort wohnte, die Soldaten des Nordens, die dort eingedrungen waren, das Meer und über sich war nur der wolkenlose Himmel. Das Abendessen hatte noch etwas Zeit, deshalb hatte das Mädchen beschlossen, sich wieder einmal im Bändigen zu üben. Nach den Grundübungen der Elemente Erde, Feuer und Luft, versuchte sie sich wieder an ihrem Problemkind: Das Wasser. Die Lehrbücher, die sie sich gekauft hatte, waren überaus hilfreich, aber das in die Praxis umzusetzen, war etwas anderes. Ungelenk balancierte sie das Wasser vor sich. Flüssigkeit war schon etwas seltsames. So unbeständig und da und doch schien es, als hätte es keine Substanz. Es befand sich im ständigen Wandel, sowohl die Form als auch die Aggregatzustände veränderten sich ständig. Wasser war nicht umsonst das Element der Veränderung und das war wohl einer der Gründe, warum Shinri das Bändigen so schwer fiel. Sie hasste Veränderungen. Sie wusste genau, dass die Welt sich ändern und entwickeln musste und das nicht alle Veränderungen zwangsläufig schlecht waren, aber dennoch... Veränderungen bedeuteten zumeist, das man etwas Altes verlor, egal ob nun materiell, oder nicht. Sie seufzte auf und lies das Wasser in eine Pfütze vor ihren Füßen platschte, wo es fast augenblicklich, dank der Temperaturen, die man Südpol herrschten, zu Eis gefror. Sie hockte sich, ungeachtet des Schnees auf dem Boden, hin und betrachtete den Horizont. „Shinri!“ Eine Stimme lies sie aus ihren Gedanken auftauchen und sie wandte dem Kopf der Person zu, die sie gerufen hatte. Es war Senna, die sie freundlich anlächelte. „Bolin sucht nach dir.“ „Oh.“ Ungelenk erhob sich Shinri vom kalten Schneeboden. Stimmt ja, sie waren ja zum Essen verabredet. Gemeinsam mit Eska und Desna. Sie dankte Korra´s Mutter fürs Bescheid sagen und ging zu Bolin, um mit ihm gemeinsam das Restaurant aufzusuchen, in welchem das Treffen stattfinden würde. „Mako, Korra? Ihr auch hier? So ein Zufall.“, plapperte Bolin und setzte sich gemeinsam mit Shinri an den Tisch, an dem das Pärchen bereits saß. Dem Mädchen fiel sofort auf, dass es den Beiden alles andere als Recht war, bei ihrer Zweisamkeit gestört zu werden und es hätte sich am liebsten woanders hin gesetzt, doch da ergriff Korra plötzlich das Wort. „Shinri...“, begann sie, sah zunächst schuldbewusst zu Boden, ehe sie den Blick hob und sie direkt ansah, „Das wegen gestern Abend... Ich war mir mit selbst nicht zufrieden und hatte es an dir... Euch allen ausgelassen. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Shinri winkte locker ab. „Kein Ding.“ Ja, Korra war schlecht drauf gewesen, doch im Anbetracht der Lage war das verständlich und... außerdem war es jetzt sowieso egal. Das Geisterportal war offen. Schnell versuchte sie an etwas anderes zu denken, denn sofort war der alte König wieder in ihren Gedanken und es kam ihr beinahe so vor, jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, wurde er stärker. „Wir bitten für unsere Verspätung um Verzeihung.“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Bolin zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen und drehte sich langsam um. „Eh, hallo, Schatz. Desna.“ Die Zwillinge setzten sich nach einem kurzen, begrüßenden Nicken neben Bolin und starrten Mako und Korra an. Nervös sah der Erdbändiger zwischen ihnen hin und her. Er lachte, nervös mit den Händen ringend. „Das ist ein Spaß, was?“ Er lehnte sich etwas vor. „Wir machen viel zu selten was zusammen. Also ich meine... nur wir sechs hier.“ Der Erdbändiger legte den Kopf auf seine rechte Hand. „Echt toll.“ Eska und Desna schauten sich an. „Wie absentieren uns kurz und ordern ausreichend Nahrung.“ Mit diesen Worten standen die Zwillinge auf und gingen im Gleichschritt davon. „Leute, ihr müsst mich retten.“, forderte Bolin, kaum waren sie außer Hörweite. „Du wolltest doch mit ihr Schluss machen.“, sagte Mako, „Du erinnerst dich? Die Sache mit der Zecke?“ „Ich hab´s versucht. Aber jedes Mal, wenn ich davon angefangen, droht sie mich in einen Eisblock einzufrieren und an Delphinpiranhas zu verfüttern.“, ereiferte sich der Erdbändiger. „Du hast also gezogen an der Zecke?“, harkte sein Bruder nach. Bolin nickte eifrig. „Ja. Immer wieder. Immer wieder. Aber ich habe sie nicht raus gekriegt.“ Er sah Korra vorwurfsvoll an. „Wieso hast du mich nicht gewarnt, dass deine Cousine die Macht hat mein Herz mit bloßen Händen zu zerreißen.“ „Äh.“, machte diese, „Ich dachte das wär ziemlich offensichtlich.“ „Nicht für mich. Ich hab das nicht gemerkt. Ich bin gar nicht gut darin, Menschen zu durchschauen. Das weist du doch!“ Er raufte sich das Haar. „Oh Mann! Tu endlich was, Avatar!“ Kraftlos sank Bolin auf dem Tisch zusammen. Mako und Korra warfen sich vielsagende Blicke zu. Shinri tätschelte Bolin´s Rücken. „Das wird schon.“, meinte sie aufmunternd. „Das sagst du so einfach.“, jammerte der Erdbändiger, „Dich hat keine jähzornige Eisprinzessin in ihren Klauen.“ Shinri glaubte kaum, dass gut zureden jetzt noch helfen würde. Sie sah Mako und Korra an und zuckte nur mit den Schultern. Der Feuerbändiger erwiderte das Schulterzucken und in diesem Moment kamen die Zwillinge zurück und ihnen folgte ein Angestellter des Restaurants mit einem Servicewagen voller Essen. Bolin hatte, als er Eskas nahende Schritte vernommen hatte, sich wieder beruhigt und eine betont fröhliche Miene aufgesetzt. Jetzt aß er mit einem Honigkuchenpferd Grinsen alles, was man ihm vor setzte. Shinri schüttelte unmerklich den Kopf und machte sich dann ebenfalls über das köstliche Essen her. Sie wollte ja nichts zukommen lassen. Wäre ja schade drum. Am nächsten Tag suchte Shinri gemeinsam mit Mako, Bolin und Asami Varrick´s Gemächer auf, um mit diesem den Deal zwischen Varrick Global Industries und Future Industries zu besiegeln. Am Abend zuvor, wie Korra ihnen erzählt hatte, hatten Rebellen des Südlichen Wasserstammes versucht Unalaq zu entführen und hätten damit Erfolg gehabt, hätte der Avatar sie nicht aufgehalten und Unalaq aus deren Fängen befreit. Das Team sah sich in dem großen Zimmer um. Bis auf einige Möbel und ein ausgestopfter Schnabeltierbär schien es leer zu sein. „Wo bleib Varrick?“, fragte Asami ungeduldig, die Arme vor der Brust verschränkt und sah die andere drei an, die sich aufs Sofa hatten fallen lassen, „Wir wollten das Geschäft mit ihm vor einer Stunde abschließen.“ Bolin lümmelte auf dem Sofa und hätte die Hände hinter dem Kopf und Pabu auf dem Bauch. „Komm mal runter.“, meinte der Erdbändiger gelassen, „Ist doch super hier.“ Shinri lehnte sich zurück und kraulte Raku, welcher sich auf ihrem Schoss zusammen gerollt hatte. „Und das Beste daran ist: Eska hat keine Ahnung, dass ich hier bin.“ Kaum hatte er das gesagt, wurde die Tür laut aufgestoßen und Eska, Desna gefolgt von drei Wachen kamen ins Zimmer. Bolin sprang augenblicklich auf. „Ich habe mich nicht versteckt.“, verteidigte er sich, „Hallo. Na?“ „Du bist nicht der, den ich suche.“, meinte Eska wie üblich ausdruckslos, „Jetzt nicht.“ Die Wachen hatten inzwischen begonnen das Zimmer zu durchsuchen, die Schränke zu öffnen und in alle Ecken zu schauen. „Wir suchen nach Varrick.“, erklärte Desna, „Unser Vater wünscht ihn vor Gericht zu stellen.“ Die Gruppe war inzwischen aufgestanden und Asami fragte: „Was hat er verbrochen?“ „Er hat den Wasserstamm verraten.“, antwortete Eska, „Zusammen mit unserer Tante und unserem Onkel.“ Die Augenpaare des Team Avatar weiteten sich. „Was?“, rief Asami aus. „Korra´s Eltern wurden verhaftet?“, fragte Mako beinahe ungläubig. „Ja.“, antwortete Desna, „Deine Kombinationsgabe ist höchst beeindruckend.“ „Ja. Er ist Polizist.“, sagte Bolin, während er mit dem Daumen auf seinen großen Bruder deutete. Shinri´s Gedanken sausten durch ihren Kopf. Unalaq hatte Tonraq, Senna und Varrick wohl für den Überfall auf ihn verantwortlich gemacht. Irgendwie musste er von der Versammlung erfahren haben und hatte daraus, zum Teil, falsche Schlüsse gezogen. „Varrick ist nicht hier.“, sagte einer der Wachen, nachdem sie die Suche abgeschlossen hatten. „Na schön. Desna, wir suchen wo anders weiter.“, sagte Eska und wandte sich ab, doch im Türrahmen blieb sie stehen und befahl Bolin: „Liebster! Verneige dich, wenn ich gehe.“ Dieser gehorchte augenblicklich und warf sich zu Boden, wo er sich untertänigst verbeugte. „Ja, mein geliebtes Koalaotterchen.“ Auf dem Gesicht der Wasserstammprinzessin erschien etwas, was beinahe einem Lächeln glich. „Du bist echt süß, wenn du so winselst.“ Damit verlies sie den Raum und die Tür wurde geschlossen. „So darfst du dich nicht behandeln lassen.“, klärte Asami Bolin auf, welcher sich wieder erhob, „Da gibt es Grenzen.“ „Ich habe ja versucht mich zu trennen!“, ereiferte sich der Erdbändiger, „Aber Mako hat mich sehr schlecht beraten.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich von seinem Bruder weg. „Vielen Dank auch.“ „Seit wann bin ich Schuld an deinen Problemen mit Mädchen?“, fragte Mako. „Du musst ihr wirklich die Wahrheit sagen, Bolin.“, sagte Asami, „Sag ihr ehrlich, was du fühlst.“ „Die Wahrheit sagen nur Idioten, mein Junge.“, erklang da plötzlich Varricks Stimme im Zimmer. „Varrick?“, fragte Bolin und alle sahen sich fragend um. „Wenn du die loswerden willst, musst du dich dünn machen. Wie ich es getan habe.“ Inzwischen hatte Shinri die Stimme des Erfinders geortet. Sie kam aus dem ausgestopften Schnabeltierbär. „Wo stecken Sie?“, fragte Asami noch etwas verwirrt. „Wo Unalaq mich niemals finden wird.“, antwortete Varrick und lugte aus dem Schnabel des Tieres, „In Ping-Ping. Na wie geht’s so?“, fragte er die Gruppe, die sich um ihn versammelte. „Die Luft ist rein. Sie können raus kommen.“, lies Mako den versteckten Mann wissen. „Auf keinen Fall.“, antwortete dieser wie aus der Pistole geschossen, „Nicht bevor ich weiss, dass es zu 157 prozentig sicher ist.“ Eine weitere Hand schob sich ins Blickfeld der Vier und reichte Varrick eine Tasse dampfenden Tees. „Ah. Danke Zhu Li.“ „Ihre Assistentin ist auch da drin?“, fragte Asami, den Kopf leicht schief gelegt und die Hand an die Hüfte gelegt. „Zhu Li weicht nie von meiner Seite.“, sagte Varrick und nippte an seinem Tee, ehe er ausspuckte. „Du hast den Honig vergessen!“, fuhr er angeekelt seine Assistentin an. „Tut mir Leid, Chef. Hier drin ist keiner.“, war die gedämpfte Antwort aus der Bauchregion des Schnalbeltierbären. „Kein Honig? Wir sind doch in einem Bären! Und dann kein Honig?!“, rief er ungläubig aus. Mako war das Affentheater scheinbar leid, denn er wandte sich ab und meinte: „Ich glaube, ich sehe mal nach Korra.“ Shinri hatte beinahe ein schlechtes Gewissen ihre Freundin für einen Moment vergessen zu haben. Ihr Heimatstamm war besetzt worden und die Stämme standen kurz vor einem Bürgerkrieg. Und um noch eins drauf zu setzten, waren ihre Eltern verhaftet worden. Korra musste sich schrecklich fühlen. Das Mädchen sah Mako hinterher. Wenn jemand Korra trösten konnte, dann er, ihr Freund. Sie wandte sich wieder Varrick zu, welcher sagte: „Bolin, ich habe hier hinten eine kleine Überraschung für dich.“ Nach Bolin´s Blick zu urteilen fiel auch ihm die eindeutige Zweideutigkeit in diesen Worten auf, doch als aus dem After des ausgestopften Tieres ein Geldbündel fiel, hob der Erdbändiger diesen auf. „Heeeey.“, machte er beeindruckt. „Jetzt hör gut zu.“, mahnte Varrick, „Unalaq hat diesen Prozess manipuliert. Kein Zweifel. Du musst dafür sorgen, dass meine treuen Rebellen nicht in den Knast wandern.“ „Und wofür ist das Geld?“, fragte Bolin ahnungslos. Shinri fand dies mehr als offensichtlich. Es war eben eine korrupte Welt, in der sie lebten, wo nicht selten Geld die Hand für kleine, sogenannte Gefallen wechselte. So kontrollierte das Geld im Untergrund nicht nur die Vereinten Nationen, sondern auch die ganze Welt „Zum Bestechen natürlich.“, rief der reiche Mann aus, „Für ein paar Yuan tut dir schnell man jemand einen Gefallen.“ „Ah, verstehe,“, meinte der Erdbändiger und Shinri warf ihm einen Seitenblick zu. Es klangt nicht völlig überzeugend. „Du kannst dich auf mich verlassen.“, lies er Varrick wissen, „Varrick-Bär.“ Die beiden tauschten verschwörerische, blinzelnde Blicke aus, ehe sich der Industrielle wieder in den ausgestopften Schnabeltierbären zurück zog und die dreier Gruppe den Raum verlies. „Ich hoffe das funktioniert.“, meinte Asami, eine Hand nachdenklich an´s Kinn gelegt, während sie Bolin dabei zu sah, wie dieser das Geld in die Luft warf und wieder auffing. Die drei waren auf den Weg zum Gerichtssaal, um ihren Plan in die Tat umzusetzen und der Gerichtsverhandlung beizuwohnen. „Aber selbstverständlich. Varrick ist ein Genie. Das wird schon. Ich gebe das Geld hier einfach den richtige Leuten und boom, alles läuft wie am Schnürchen.“ Ehe Asami oder Shinri ihn aufhalten konnten, ging er schon, verschwörerisch grinsend, voraus und lies die beiden Mädchen zurück. Diese warfen sich vielsagende Blicke zu und zuckten synchron mit den Schultern. Dann betraten sie ruhig und gesittet den Saal und suchten sich einen Sitzplatz. Der Saal war zum Platzen voll und alle warteten gespannt auf den Richter und den Beginn der Verhandlung. Shinri sah sich um. Wo war Bolin? Am und zu meinte sie ihn zwischen den noch stehenden Menschenmassen, die wild untereinander diskutierten, ausmachen zu können, doch vor lauter Wasserstammmitglieder in diesem Raum, konnte sie ohnehin kaum etwas erkennen. Sie begann nervös zu werden. Von dem Ausgang der Verhandlung hing so viel ab. Nicht nur das Leben von Korra´s Familie und ihrem Stamm, nein er entschied auch mehr oder minder direkt über den weiteren Verlauf der Krise und der Revolution gegen den Norden. Irgendwann wurden die Gefangenen, bewacht von Truppen des Nordens, in den Saal und zur Anklagebank in der ersten Reihe geführt. Korra kam mit Mako hinterher und ihr Freund hatte alle Mühe damit das Mädchen davon abzuhalten einen Feuerstoß auf die Wachen loszulassen. Die beiden bemerkten den Rest der Truppe nicht und stellten sich unweit von der Anklagebank nebeneinander, Mako sanft eine Hand auf die Schulter seiner Freundin gelegt. In diesem Moment lies sich Bolin neben Asami plumsen. „Alles geregelt.“, lies er die Mädchen wissen, „Ich habe den Typen da drüben das ganze Geld gegeben, hab gesagt, sie sollen sich drum kümmern und dabei so gezwinkert.“ Er führte den beiden dieses kurz vor, ehe er selbstzufrieden fort fuhr: „Ich bin sicher, die haben das geschnallt.“ Die Blicke der drei wanderten zu den gegenüberliegenden Bänken, wo die beiden besagten Männer das Geld zählten, grinsten und Bolin erwiderte ihre nach oben gedeuteten Daumen. Oh nein. Shinri´s Schultern sanken ein ganzes Stück hinab und Asami schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Ruhe im Gerichtssaal!“, forderte eine Stimme, „Der ehrenwerte Richter Hota.“ Ein alter, ernst drein blickender Mann mit langem weißen Haar und Bart, setzte sich auf den Richterstuhl. Bolin wurde ganz blass. „Oh nein.“, begann er im plötzlichen Begreifen, „Ihn hätte ich bestechen müssen.“ „Ach ja?“, fragte Asami ironisch, „Tolle Idee.“ Kapitel 31: Bürgerkriege (2) ---------------------------- 31. Kapitel – Bürgerkriege (2) Und damit begann die Gerichtsversammlung. Zuerst lies der Richter Stammesoberhaupt Unalaq schildern, wie die Rebellen ihn überfielen und Korra ihn schließlich gerettet hatte. Dann verhörte er Korra als Zeugin und sie erzählte ihm von der Versammlung im Hause ihres Vaters. Shinri schluckte. Das ging in die völlig falsche Richtung. Wahrheitsgemäß antwortete der Avatar auf die Fragen des Richters und dieser schaffte es jedes einzelne davon gegen die Rebellen auszulegen. „Einspruch!“, rief Bolin und er stand auf. Natürlich wurde ihm sofort befohlen sich wieder zu setzen und Ruhe zu bewahren. Er gehorchte, doch sprang wieder auf, als Hota fragte, wer die Versammlung in Tonraq´s und Senna´s Haus einberufen hatte. „Euer Ehren, dürfte ich mal?“ „Was denn?“, erwiderte dieser ungeduldig. „Düfte ich auf einen Rechtsfehler hinweisen?“, fragte Bolin kleinlaut. „Hin-setz-sen!“, befahl der Richter mit Nachdruck. Entmutigt lies sich Bolin wieder auf die Holzbank fallen und Shinri warf ihm einen aufmunternden Blick zu. Es war mutig von ihm gewesen, aufzustehen. Er hatte das mit der Bestechung vergeigt, aber sie bezweifelte inzwischen sogar, dass sich der Richter hätte mit ein paar Yuan erweichen können. Und würde Bolin erneut die Stimme erheben, würde man ihn nur aus dem Saal verweisen. Nach einem kurzen Wortwechsel mit Korra, bei dem diese merklich laut wurde, zog sich der Richter zurück, um über sein Urteil nachzudenken, um dieses anschließend zu fällen. Bolin nutze die Pause, um die Eska aufzusuchen, die ebenfalls der Versammlung beiwohnte und sich nun irgendwo in den Gängen befinden musste. Shinri traute sich kaum von ihrem Platz. Irgendwie war das Ganze zu viel. Sie hatte überhaupt keine Macht. Sie konnte absolut nichts tun und nichts bewirken. Sie fühlte sich schwach. Asami legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Doch die Worte „Das wird schon.“, schien das schwarzhaarige Mädchen selbst kaum zu glauben. Mako hatte sich zu ihnen gesellt und sich neben Asami gesetzt, während Bolin wohl immer noch in den Gängen herum irrte. Als das Urteil verkündet wurde, stellten sich alle Angeklagten in einer Reihe vor das Richterpult. Senna wurde freigesprochen und zum allgemeinen Entsetzen verkündete der Richter Hota das Todesurteil für alle anderen. Shinri´s Herzschlag setzte für einen Moment aus, ehe er in einem ungesunden Rhythmus schlug. Was? Hatte sie sich gerade verhört? Das konnte doch nicht... Er konnte doch nicht einfach so... Doch er konnte und er würde, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein. Vom Schock gelähmt saß das Mädchen auf der ungemütlich werdenden Holzbank und ihre Finger krampften sich in ihre Oberschenkel, sodass sie ihre Nägel in der Haut spüren konnte. Asami und Mako waren aufgesprungen. „Das dürft ihr nicht tun!“, rief Korra, als der Richter sich angewandt hatte und die Tribüne verlies, „Wenn ihr ihnen das Leben nehmt, dann nehme ich Eures!“ Geschockt drehte sich Hota um, dich Unalaq beschwichtigte seine Nichte. „Korra, beruhige dich. Ich werde mit ihm reden.“ Sicheren Schrittes näherte sich das Stammesoberhaupt dem ehrwürdigen Richter, um mit diesem einige Worte zu wechseln. „Nun gut.“, meinte Hota schließlich, „Dann werde ich das Strafmaß ändern. Euer Leben wird verschont, aber ihr werdet es im Gefängnis verbringen.“ Alle Gefangenen atmeten erleichtert aus. Auch Shinri´s Anspannung löste sich etwas. Lebenslang war grausam, aber nicht so grausam, wie hingerichtet zu werden und vielleicht gab es so etwas wie gute Führung, oder dergleichen, sodass man auf eine frühe Entlassung hoffen konnte. Die Gefangenen wurden abgeführt. Die Zuschauer verliesen in Strömen den Raum. Die Freunde wechselten nur wenige Worte mit Korra, welche zugleich mit ihrer Mutter ihren Vater Tonraq im Gefängnis aufsuchte. Shinri war noch immer etwas benommen von dem Urteil und dem Schicksal der Männer. Mako legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter, als sie den Gerichtssaal verliesen. „Mach dir keine Sorgen.“ , meinte er, „Korra wird sicher etwas einfallen, um ihren Vater und die anderen zu befreien.“ „Wir kennen sie gut genug, um zu wissen, dass sie notfalls das gesamte Gefängnis niederreißt.“, erwiderte das Mädchen. Sie konnte es ja verstehen. Sie war eigentlich nicht brachial, aber wenn es um ihre Freunde ging, konnte sich das ändern, das wusste sie. Der Feuerbändiger und Asami sahen sich über Shinri´s Schultern hinweg an, wohl wissend, dass sie Recht hatte. „Wo ist eigentlich Bolin?“, fragte Mako in die Stille hinein und sah sich nach seinem Bruder um. „Er wollte mit Eska reden.“, antwortete Asami. „Vielleicht hat sie ihn Schock gefrostet und in das Polarmeer geworfen.“, meinte Shinri gedankenverloren und sah auf, „Nein. Im Ernst. Womöglich hat er die Toilette gesucht und hat sich verlaufen.“ Nein, auch ihre Witze halfen nicht, dass sie sich besser fühlte. Diese Gedanken waren wie ein zäher, dunkler Nebel in ihrem Kopf. Mako verschränkte die Arme vor der Brust. „Hoffentlich schafft er es endlich mit ihr Schluss zu machen.“ Die beiden Mädchen blickten sich an. Der Feuerbändiger seufzte laut. „Ja, ihr habt Recht. Vermutlich eher nicht.“ Ein einstimmiges Nicken war die Antwort. Asami, Mako und Shinri fanden sich wieder in Varrick´s Zimmer ein, wo er sich immer noch in dem ausgestopften Schnabeltierbären verborgen hielt. Gemeinsam mit seiner Assistentin. Er lies sich den Prozess im kleinsten Detail von der Gruppe wiedergeben und schien alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis. Er schimpfte kurz über Bolin´s Bestechungs – Unfähigkeit und den wahrscheinlich getürkten Gerichtsprozess. Ab und an lies er fallen, wie unbequem sein Versteck war, dass es keine sanitären Anlagen und natürlich keinen Honig gab. „Unalaq hatte alle Fäden in der Hand, ganz klar.“, rief er aus. Mako legte grübelnd eine Hand ans Kinn. „Glauben Sie?“ „Nun...“, meinte Asami, „Unmöglich wäre es nicht.“ „Aber warum sollte er dann das Strafmaß mildern?“, erwiderte der Feuerbändiger. „Möglicherweise...“, begann Shinri und analysierte die Lage, „Wollte es sich selbst als gütigen Wohltäter inszenieren.“ „Warum das?“ Sie legte den Kopf nachdenklich schief. „Vielleicht um die Rebellen zu beschwichtigen...“ „Das leuchtet ein.“ „M-mh.“ „Und außerdem...“, mischte sich Varrick ein, „Überlegt doch mal! Damit hat Unalaq eure Freundin Korra völlig auf seiner Seite. Schließlich hat er ihren Vater vor dem Tode bewahrt. Tada!“ Er streckte die Hände, so weit es ihm in der neuen beengten Behausung möglich war, aus. „Er ist der große Held.“ „Das ergibt Sinn.“, stimmte Mako zu und die anderen Zwei widersprachen nicht. Mit einem lauten Knall öffnete sich die Flügeltür und Varrick versuchte in das Innere des Schnabeltierbärens zu flüchten, da er weitere Verfolger befürchtete. Doch es war eine vor Wut schnaufende Korra. „Unalaq ist ein Lügner und ein Verräter!“, rief sie aus und kam vor der Gruppe zum Stehen. „Das versuche ich dir doch schon die ganze Zeit klar zu machen!“, meinte Varrick. „Was ist passiert?“, fragte Mako seine Freundin. „Ich weiss jetzt, warum mein Vater verbannt worden ist.“, sagte Korra, „Unalaq hat die Barbaren angeheuert meinen Stamm anzugreifen. Dann sollten sie sich im Geisterwald verstecken. Er wusste mein Vater würde sie verfolgen.“ Shinri gab ein leises Pfeifen von sich. Die ganze Verschwörung war ja noch viel tiefer, als sie bisher angenommen hatte. Das Stammesoberhaupt war ihr nie sonderlich sympathisch gewesen, aber auf den Kopf gefallen war es tatsächlich nicht. „Unalaq wollte deinen Vater aus dem Weg räumen, um selbst Oberhaupt zu werden.“, fasste Mako das Ganze zusammen, „Ein abgekartetes Spiel.“ „Wie der ganze Gerichtsprozess.“, grummelte Korra missmutig, „Wie konnte ich Unalaq nur vertrauen?“ Sie sah auf und ihr Blick schweifte über die Gruppe. „Ich hole meinen Vater und die Rebellen aus dem Gefängnis. Bitte helft mir.“ „Wenn du das tust, gibt es kein zurück mehr.“, gab Mako zu bedenken. „Ich weiss.“, war die entschlossene Antwort, „Also hilfst du mir, oder nicht?“ „Natürlich helfe ich.“ „Ich auch.“, sagte Asami. „Ich bin dabei.“, kam es von Shinri. „Ich bin dabei.“, sagte auch Varrick und hob Ping Ping´s Pranke. Unerwartet öffnete sich erneut die Tür und ein in Wasserstammkleidung gehüllter Bolin stand mit an den Kopf gegelten Haaren im Türrahmen mit einem ebenfalls herausgeputzten Pabu. „Ich frage erst gar nicht.“, meinte Mako mit vor der Brust verschränkten Armen. Das war wirklich nicht nötig, dachte Shinri bei sich. „Es ist dir offensichtlich nicht ganz gelungen, dich von Eska zu trennen.“, stellte Asami pragmatisch fest. „Ooh! Nein, die Sache mit der Ehrlichkeit lief bestens.“, machte Bolin ironisch, „Es lief so gut, dass sie beschlossen hat mich zu Heiraten.“ Die letzten Worte brüllte er der Gruppe schier entgegen. „Ohweia.“, meinte Asami und Shinri ergänzte: „Ohje.“ „Ist es nicht eigentlich so üblich, dass der Junge dem Mädchen das Verlobungshalsband gibt?“, fragte Korra. „Das ist bei Eska anscheinend noch nicht angekommen.“ Varrick mischte sich ein: „Bei verrückten Frauen gibt’s nur eines: Einlullen und dann schnell verschwinden.“ Shinri sah ihn an. Verschwinden war ja auch gefühlt ihre Taktik, aber es klang nicht empfehlenswert. „Du hast Glück, dass Varrick sich um dich kümmert.“, fuhr der reiche Mann fort, „Also, scharrt euch um Ping Ping. Ich habe einen Plan.“ Das Team Avatar gehorchte und umkreiste den Schnabeltierbären. Es wurde beschlossen, dass Korra, Mako und Asami Tonraq aus dem Gefängnis befreien sollten, denn eine kleine Gruppe erregte weniger Aufmerksamkeit. Bolin und Shinri sollten währenddessen Varrick, mit Zhu Li im Schlepptau, samt Tarnung aus dem Palast und zum Hafen schmuggeln, sodass sie mit seinem Schiff fliehen konnten, sobald Korra, Mako und Asami mit Tonraq und den anderen Gefangenen aus dem Gefängnis geflohen und zu ihnen gestoßen waren. Bolin stolzierte mit dem ausgestopften Ping Ping an der Leine voraus, während Shinri neben dem Tier lief und sich unauffällig umsah, um die Lage zu checken. Pabu saß auf dem Rücken des Schnabeltierbärens und Raku blieb dicht bei seiner Herrin und ganz so, als ob er wüsste, um was es ging, hob er die Schnauze und zog prüfend die Luft ein, so als wolle er riechen, ob diese rein war. Zwei Soldaten des Nördlichen Wasserstammes stellten sich ihnen ihn den Weg. „Halt!“, befahl einer und hielt eine ausgestreckte Hand vor den ungewöhnlichen Zug um diesen aufzuhalten, „Hast du ein Genehmigung für das Tier?“ „Äh... Hier kam nicht zufällig ein Wanderzirkus durch?“, versuchte Bolin sich aus der Lage herauszureden. Das sah gar nicht gut aus. Sie hätten sich vorher eine Ausrede zurecht legen sollen. Shinri trat vor, doch ehe sie dem Mann eine zurecht gesponnene Geschichte erzählen konnte, hörte sie es aus dem Inneren des Schnabeltierbärens: „Zhu Li, raus damit.“ Mit einem unangebrachte Geräusch schossen unzählige Geldscheine aus dem Hinterteil von Ping Ping. „Leute, seht mal! Der Schnabeltierbär da kackt Geld!“, rief ein Bewohner mit ausgestreckter Hand und alle Umstehenden kamen herbei gerannt um etwas von dem Geld zu erhaschen. In dem Durcheinander gelang es der Gruppe ungesehen den Hafen und das Schiff zu erreichen. Varrick stellte sich zugleich, immer noch im Kostüm, an das Kontrollpult und legte einige Hebel um. Herannahende Schritte auf dem Metall am Boden des Schiffes verrieten, dass Korra und die anderen das Schiff betreten hatten. „Wo ist dein Vater?“, fragte Bolin, nachdem sich er und Shinri nach den Neuankömmlingen umgedreht hatten. „Auf einem anderen Schiff nach Norden.“, gab Korra zur Antwort, „Glauben Sie, wir können sie noch einholen?“, wandte sie sich an Varrick. „Logisch. Wir müssen nur erst an diesen Nord-Kollegen hier vorbei kommen.“ Die Blicke aller Anwesenden wanderten aus dem Fenster zum Horizont. Dort erstreckte sich die Seeblockade bestehend aus dutzenden Schiffen des Nordens. „Wir bräuchten ein Flugzeug, das mich nah genug an sie ran bringt.“, sagte Korra, „Dann könnte ich sie aus dem Weg wasserbändigen.“ „Ein Flugzeug? Warum hast du das nicht gleich gesagt.“ Varrick legte einen weiteren Hebel um und auf dem Deck des Schiffes öffnete sich eine Luke und eine Plattform samt Hubschrauber kam an die Oberfläche. „Eh... “, machte Mako irritiert, „Warum haben Sie ein Flugzeug auf Ihrem Schiff?“ „Für den Fall, dass das Schiff sinkt, natürlich.“ „Aber es gibt keine Startbahn.“, gab Asami zu bedenken, „Wie soll es denn dann starten?“ Varricks Gesichtszüge entgleisten ihm beinahe. „Zhu Li! Schreib auf: Startbahn bauen.“ „Ja, Chef.“, antwortete die Assistentin. „Ich hätte da eine Idee.“, meinte Korra selbstsicher. Sie nickte Mako und Asami zu, welche ihr nach draußen folgten. Das Paar bestieg die Träger des Flugzeuges und Asami setzte sich ans Steuer. Dank Feuerbändigungsschübe konnte die Maschine ohne große Turbulenzen und Schwierigkeiten abheben. Gebannt schauten Varrick, Bolin und Shinri dabei zu, wie sich Korra in den Avatar Zustand versetzte und mit wenigen Bändigerbewegungen die Schiffe mit einer Wasserwelle aus dem Weg schob. Schnell lies Varrick sein Schiff durch die Barriere fahren. Freudig fiel Bolin erst ihm, dann Shinri um den Hals. „Wir haben es geschafft.“, jubelte er begeistert und Shinri lies sich von der ausgelassenen Stimmung anstecken und sie drückte Schnabeltierbären und Erdbändiger fast zu Tode. Schnell entdeckten sie das Schiff, auf welchem sich Tonraq und die anderen Rebellen befinden musste. Korra und die anderen waren mit dem Flugzeug, welches sie im Laufe der Rettungsaktion im Ozean versenkt hatten, voraus geflogen und hatten die Wachen außer Gefecht gesetzt und die Gefangenen befreit. Während Shinri in der Führerkabine auf dem Boden hockte und versuchte ihr Mittagessen im Magen zu behalten, unterhielt sich Korra mit den Mitgliedern des Südlichen Wasserstammes und erklärte ihrem Vater die gesamte Situation. Es wurde beschlossen, dass sich Korra mit Präsident Raiko treffen sollte, um die Vereinigten Streitkräfte anzufordern, welche ihnen helfen sollten, den Süden zu befreien, während die Männer im Süden zurück bleiben würden. Shinri´s Magen drehte sich noch immer, als sie sich auf die Beine kämpfte. Vor lauter Euphorie hatte sie vergessen, wie wenig sie diese Art von Fortbewegung vertrug. „Oh, oh. Wir kriegen Besuch. Und keinen von der netten Sorte.“, meinte Varrick, welcher durch ein Fernrohr die Umgebung erkundete. Sie schwankte zum Fenster und kniff die Augen zusammen. In der Ferne brauste eine Art Welle heran. Nein, keine Welle. Eine Wasserbändigerin. „Was ist das?“ Bolin nahm dem Mann das Fernrohr aus der Hand und er wurde ganz blass. Er rieb sich die Augen und sah erneut hin. Kein Zweifel. „Das ist doch meine Ex Eska.“ Er lehnte sich zu Varrick. „Kurze Frage: Ist dieses Boot schnell genug, um eine wasserbändigende Exfreundin abzuhängen?“ Varricks Augen leuchteten auf. „Na, dafür habe ich dieses Boot doch gebaut.“ Mit irrwitzigem Tempo brauste das Schiff davon, nicht gerade zur Freude von Shinri. Kapitel 32: Die Friedenstruppen ------------------------------- 32. Kapitel – Die Friedenstruppen Nach einer qualvoll, langen Schiffsfahrt kamen die endlich am Hafen Republicas an. Shinri schleppte sich mit Mühe und Not über die Gangway und die Belohnung war fester Boden unter den Füßen. Die Gruppe wurde bereits von Chefin Bei Fong erwartet. „Willkommen Zuhause, Avatar und vielen Dank auch für den Krieg.“, wurden sie von der Polizeichefin begrüß. „Ich kann nichts dafür!“, ereiferte sich Korra mit geballten Fäusten, ehe sie etwas klein lauter hinzu fügte: „Naja, schon, aber es ist viel komplizierter, als Sie es darstellen.“ Für Bei Fong war das Thema damit erledigt, denn sie wandte sich an Mako: „Mako, du gehst sofort auf deinen Posten. Der Südliche Wasserstamm hat einen Friedensmarsch geplant. Du musst sicher stellen, dass er nicht aus dem Ruder läuft.“ „Wird gemacht.“, erwiderte der Feuerbändiger und Korra sagte: „Ich komme mit. Die Menschen hier sollen wissen, dass der Avatar auf ihrer Seite ist und sie gegen den Norden verteidigen wird.“ Lin schien alles andere als begeistert. „Toll. Das wird sie beruhigen.“ Sie wandte sich ab und schritt davon. „Vielleicht solltest du das lieber nicht tun.“, riet Mako dem Avatar. „Was?“, rief diese empört aus. „Ich glaube, dass das alles noch schlimmer macht, wenn du so deutlich eine Seite unterstützt“, erklärte er. „Versuch wenigstens neutral zu wirken.“ „Ich bin nicht neutral!“, ereiferte sich Korra, „Meine Heimat wurde besetzt. Ich bin nur nach Republica gekommen, um Truppen für den Süden zu organisieren.“ Shinri sah zwischen den beiden Streitenden hin und her. Ihr gefiel das Ganze ganz und gar nicht. Sie mochte es nicht, wenn man sich anschrie, erst recht nicht, wenn man sich nahe stand. Das Mädchen konnte beide Seiten verstehen und alle Argumente nachvollziehen. „Zhu Li hat für morgen bereits ein Treffen mit Präsident Raiko vereinbart.“, mischte sich Varrick ein. „Wir werden ihn schon überzeugen.“ Mako sah ein, dass eine weitere Diskussion sinnlos war. „Wie auch immer. Ich muss zur Arbeit.“, lies er die Truppe wissen und stapfte davon. „Und ich muss zurück in die Fabrik.“, meinte auch Asami und ging ebenfalls. „Und ich werde mir mal den Friedensmarsch ansehen.“, lies Korra verlauten und auch sie verlies den Hafen. Shinri sah ihnen lange nach. Diese angespannte Stimmung die oft genug in Streit ausartete gefiel ihr gar nicht. Doch schließlich fasste sie sich. „Ich komme mit.“ Sie wollte ebenfalls bei dem Friedensmarsch anwesend sein und auch wenn sie keine Polizeikraft war, wollte sie dafür sorgen, dass alles glatt ging und kein Unglück geschah, sofern es in ihrer Macht lag. „Und ich...“, grübelte Varrick laut vor sich hin, „... Muss dringend zur Pediküre.“ Er drehte sich zu seiner Assistentin um und stupste frech mit einem Finger ihre Nase an, ehe er sich abwandte und Zhu Li im folgte. „Und...äh... was soll ich dann jetzt machen?“, fragte Bolin ratlos. „Keine Ahnung.“, meinte Mako, der, ebenso wie die anderen, noch in Hörweite war, „Beschäftige dich irgendwie.“ Varrick hielt inne. Shinri warf dem Erdbändiger einen entschuldigenden Blick zu. Es tat ihr im Herzen weh, ihn allein am Pier stehen zu lassen, doch Varrick nahm sich seiner an. „Du sag mal, hast du Republica mal bei Nacht gesehen?“, fragte er Bolin und legte ihm eine Hand um die Schulter. „Na klar. Ich wohne doch hier.“ „Hast du es aber auch wirklich richtig erlebt?“, harkte der Industrielle nach. „Ähm... nein...“, antwortete Bolin langsam und zögernd. „Dachte ich´s mir doch. Auf geht’s!“ Ohne Wiederworte abzuwarten zog er Bolin mit sich. Der Friedensmarsch des Südlichen Wasserstammes fand vor dem Kulturpalast derselbigen statt. Es waren bereits viele Polizeikräfte im Einsatz, als Shinri dort eintraf. Chefin Bei Fong hatte alle Hände voll zu tun und auch Mako war voll eingespannt. Korra gesellte sich mit Naga zu ihren Stammesleuten, welche ihren Marsch bei Einbruch der Dunkelheit begangen. Jeder von ihnen trug eine kleine Kerze in der Hand. Einige von ihnen hielten Banner in die Höhe auf denen Wörter und Sätze standen wie: „Freiheit“, „Frieden“ und „Unabhängigkeit des Südens“. Shinri lies ihren Blick über die Demonstrierenden schweifen und suchte schließlich Mako auf, welcher um den Kulturpalast patrouillierte. „Na?“, fragte sie ihn, „Alles klar soweit?“ Er nickte leicht. „Bis jetzt keine Anzeichen für einen Angriff.“ „Glaubst du der Norden wird einen Anschlag verüben?“ „Ich weiss nicht.“, antwortete der Feuerbändiger ehrlich, „Aber man muss mit allem rechnen.“ Shinri nickte langsam und scannte mit geübten Blick die Umgebung. Man musste wirklich immer die Augen offen halten. Mako wirbelte herum, als der Blick des Mädchens auf zwei Männer gerichtet war, welche aus der Hintertür des Palastes stürmten. „Hey! Halt!“, rief er, „Polizei von Republica!“ Doch die beiden Männer dachten gar nicht daran, seinem Befehl Folge zu leisten. Einer von ihnen zückte ein kleine Gerätschaft und betätigte einen Knopf darauf. Gerade als sich Shinri, welche mit Mako die Verfolgung aufnahm, noch wunderte, welchem Zweck das Ganze dienen sollte, gab es einige heftige, aufeinanderfolgende Explosionen in inneren des Palastes. Mako gelang es gerade noch die Feuerzunge, die ihnen entgegen schnellte, zu bändigen und abzuwenden. Shinri hob den Blick. Das ganze Gebäude stand in Flammen. Sie konnte einige Menschen vor Angst kreischen und schreien hören. Panik begann unter den Leuten auszubrechen. Mako lies sich nicht beirren und versuchte die vermeintlichen Terroristen, die den Anschlag verübt zu haben schienen, mit einem Feuerstoß zu treffen, als diese in ihr Satomobil sprangen. Doch der Mann parierte die Flamme, wurde dennoch kurzzeitig überwältigt und zu Boden geschleudert. Schnell sprang er auf und fuhr mit seinen Kumpanen davon. Mako kniete sich hin und hob das kleine Gerät, welches der Mann hatte fallen lassen, vom Boden auf, um es zu betrachten. „Alles in Ordnung?“, fragte Shinri und trat an Mako´s Seite. „Ja.“, antwortete dieser. „Was ist das?“ „Ich habe keine Ahnung.“, erwiderte der Junge und stopfte das Gerät in seine Hosentasche. Dann rannten die Beiden los, um den Einsatzkräften beizustehen, welche versuchten den Brand und die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Sie entdeckten Korra in der Menge. „Der Nördliche Wasserstamm ist außer Kontrolle.“, sagte Korra und deutete anklagend auf das brennende Gebäude. „Ich habe gerade gesehen, wie ein Feuerbändiger geflohen ist.“, erklärte Mako, „Vielleicht hat der Norden nichts mit der Sache zu tun.“ Korra hörte ihm kaum zu und erwiderte sofort: „Natürlich steckt der Norden dahinter. Wer denn sonst?“ Sie wandte sich ab und half den wasserbändigenden Einsatzkräften dabei den Brand zu löschen. Shinri studierte Makos Gesicht. Er betrachtete den Kulturpalast und schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein. Sicherlich kombinierte er in seinem Kopf und auch Shinri kam zu dem Entschluss, dass der Norden möglicherweise nicht für das Chaos verantwortlich war. Sie konnten natürlich auch jemanden angeheuert haben, um den Anschlag zu verüben. Vielleicht hatten sie jemanden bezahlt. Aber bei so etwas zählte man doch auf jemanden, der hinter so einer Sache stand. Auf jeden Fall war der Mann niemand vom Wasserstamm gewesen, soviel stand fest. Sie hatte fast nicht bemerkt, dass Mako sie inzwischen alleine gelassen hatte. Möglicherweise wollte er seiner Chefin von diesem Vorfall berichten. Also beschloss Shinri sich nützlich zu machen und half, etwas ungeschickt, bei den Löscharbeiten. Doch in ihren Gedanken blieb sie bei dem Anschlag und den Männern, die geflüchtet waren. Am nächsten Tag beschloss Shinri Mako in seiner Wohnung aufzusuchen, welcher er sich mit Bolin teilte. Seit der Feuerbändiger als Polizist arbeitete, waren die Brüder in der Lage dazu sich eine eigene Wohnung zu teilen. Grübelnd schritt das Mädchen durch die Stadt. Korra war inzwischen sicherlich zusammen mit Varrick beim Präsidenten der Vereinten Republik, um diesen davon zu überzeugen seine Truppen, die Vereinten Streitkräfte, dem Süden zur Unterstützung gegen den Norden zu schicken. Ob er dem zustimmen würde? Einerseits stellte der Norden eine Bedrohung da, andererseits war dies eine Sache zwischen den Stämmen und es war fraglich ob sich der Politiker da einmischen wollte. Zögerlich klopfte Shinri an Makos Zimmertür. „Herein.“, kam es gedämpft, und etwas fragend, von drinnen. Das Mädchen öffnete die Tür und trat ein. „Hi.“ „Oh, Shinri, hallo.“ Mako saß auf dem Sofa in dem Zimmer und sah aus, als hätte er die Nacht kaum eine Auge zu bekommen. Womöglich hatte er, ähnlich wie sie selbst, die halbe, oder sogar die ganze Nacht, über die vergangenen Ereignisse nachgedacht und gegrübelt. Mit ihr hatte er nicht gerechnet. Vorsichtig lies sich Shinri neben den Feubändiger plumpsen. „Und?“, fragte sie ihn. Der Dunkelhaarige starrte finster vor sich hin. „Das ergibt alles keinen Sinn.“, sagte dieser, „Wieso sollte der Norden jemanden anheuern den Kulturpalast anzugreifen? Noch dazu einen Feuerbändiger.“ Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Ich bin mir sicher ich habe diesen Typen schon einmal gesehen. Wenn ich nur wüsste wo.“ Shinri schwieg eine Weile und dachte über Makos Worte nach. Sie wollte gerade den Mund öffnen, als sich die Wohnungstür krachend öffnete und ebenso geräuschvoll wieder ins Schloss fiel. Es war Korra und offenbar war sie nicht in der besten Stimmung. Shinri erwog aus dem Raum zu gehen, denn bei dem Gedanken an Streit und erhobene Stimmen wurde ihr ganz schlecht, doch Korra gab ihr dazu keine Gelegenheit. „Ich fasse es nicht, dass der Präsident nichts unternimmt!“, rief sie empört aus und schritt wütend im Zimmer auf und ab. „Es ist ihm egal!“ „Es ist ihm nicht egal.“, erwiderte Mako, „Aber er kann seinen Leuten nicht befehlen einen Krieg zu führen, mit dem sie nichts zu tun haben.“ Der Avatar fuhr herum. „Wie kannst du nur auf seiner Seite stehen?“ „Du immer mit deinen Seiten. Warum glaubst du eigentlich ständig, dass ich gegen dich bin?“ „Jedenfalls hilfst du mir nicht.“, behauptete das Wasserstammmädchen. „Ich versuche Truppen in den Süden zu schicken. Und du?“ „Ich mache meine Arbeit!“, rief Mako aus und erhob sich mit geballten Fäusten. Korra lachte hämisch. „Oh, Entschuldigung, Herr Wachtmeister. Lass dich nicht stören, wenn du deine Strafzettel schreiben musst. Ich versuche ja nur die Welt zu retten.“ „Das müsstest du nicht, würdest du nicht ständig für Stress sorgen!“ „Mit dir kann man nicht reden!“ Vor Wut schnaufend drehte sich Korra um. „Eh...“ Shinri hob unsicher die Hand. „Korra... Warte...“ Der vor Wut funkelnde Blick des Avatars lies sie verstummen. Sie wich diesem aus. „Ich... verstehe, dass du wütend bist, aber versuche das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“ Das Mädchen hob etwas den Blick und hoffte nicht Korra´s Blick ausgesetzt zu sein. „Er ist der Präsident der Vereinten Republik und muss jeden seiner Schritte und Entscheidungen genaustens überdenken....“ Korra unterbrach sie und schnaubte wütend auf. „Du bist auf seiner Seite?!“, fragte sie, die Hände in die Hüften gestemmt. „Ich kann ihn verstehen...“, antwortete das andere Mädchen zögerlich. „Das ist ja nicht zu fassen!“ Enttäuscht wandte sich der Avatar ab. „Mein eigener Freund und auch meine Freunde sind gegen mich!“ „Korra... Ich...“, versuchte es Shinri, doch sie wurde zugleich wieder unterbrochen: „Schon gut! Ich habe verstanden! Mit dir kann man auch nicht reden!“ Die Worte des Wasserstammmädchens trafen wie ein spitzer Pfeil Shinris Herz und sie spürte wie Tränen in ihren Augen brannten, doch sie erlaubte sich nicht in Gegenwart der anderen diesen freien Lauf zu lassen. Ihre Hände krallten sich in ihre Oberschenkel. Plötzlich spürte sie kurz eine Hand auf ihrer Schulter. „Jetzt lass sie!“, verteidigte Mako Shinri und baute sich vor seiner Freundin auf. Das verhalf der Laune des Avatars nicht gerade zum Besseren und das Gespräch endete damit, dass Korra wütend aus dem Raum stürmte und die Tür hinter sich zu schlug. Mako lies sich mit verschränkten Armen neben Shinri auf das Sofa fallen. Shinri´s erster Instinkt war es sich mit erstickter Stimme zu verabschieden und außerhalb der Wohnung ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Doch sie blieb mit gesenktem Kopf sitzen, als sich Mako stöhnend erhob und aus einem Regal eine Akten herausnahm und begann diese durchzusehen. Shinri saß unbeweglich da. Sie versuchte sich ihre Tränen nicht anmerken zu lassen. Mako lies sich mit den Akten, die er auf den Tisch warf, wieder neben sie aufs Sofa fallen und blätterte die Akten durch. Sein Blick wanderte unsicher zu Shinri, als sei er sich nicht sicher, ob er sie in Ruhe lassen, oder sie trösten sollte. Schlussendlich verbiss er sich jegliches Kommentar und blätterte missmutig durch die Akten. Als sich das Mädchen beruhigt hatte, betrachtete es die Akten genauer. Es waren Akten von stadtbekannten Verbrechern. „Ich kann dir beim Durchsehen helfen.“, bot Shinri an. Zerstreut fuhr sich der Feuerbändiger durchs dunkle Haar, ehe er blinzelnd aufsah, beinahe so, als hätte er ganz vergessen, dass sich Shinri immer noch im Raum befand. „Ähm... Ja...“, antwortete er dann langsam und reichte ihr eine Akte. „Danke.“ Sie versuchte ein Grinsen. „Bitte.“ Dann konzentrierte sie sich völlig auf die Bilder in der Akte. Die Konzentration der beiden, wurde unterbrochen, als Bolin lautstark in die Wohnung gepoltert kam. „Mako! Mako!“, rief der Erdbändiger, als er durch die Tür gestürmt kam, ehe sein Blick auf Shinri fiel. „Oh. Hey, Shinri!“ Shinri legte höflich die Akte, die sie gerade las auf ihren Schoss, lächelte schwach und nickte ihm zu. „Hi, Bolin.“ „Was ist, Bolin? Ich bin gerade ziemlich beschäftigt.“, sagte sein großer Bruder und sah kaum von seinen Akten auf. „Ich weiss doch.“, winkte Bolin locker ab und lies nicht locker. „Leute! Leute!“ Er stellte sich vor die beiden, ballte begeistert die Fäuste und man sah ihm an, dass es ihm beinahe unmöglich war seine überschwängliche Freude und Aufregung zu verbergen. „Ich bin jetzt ein ganz großer Schauspieler! Ich werde in einem Film mitspielen! Und nicht nur mitspielen. Ich habe die Hauptrolle.“ Shinri schenkte ihrem Freund ein beglückwünschendes Lächeln. „Das ist ja Wahnsinn.“, meinte sie und Bolin nickte heftig. „Ja.Nicht wahr?“ Mako sah nicht einmal auf. Der Erdbändiger nahm daran aber keinen Anstoß und begann etwas auf und ab zu laufen. „Ihr hättet Varrick heute sehen sollen. Der Typ ist einfach genial!“, schwärmte Bolin. „Aha...“, machte Mako unbegeistert. „Er hilft Asami Robo-Panzer an den Süden zu verkaufen und er hatte die großartige Idee, dass Korra General Iroh überzeugt gegen Unalaq zu kämpfen.“, fuhr Bolin ohne geminderte Begeisterung fort. „Ohne, dass der Präsident irgendetwas davon erfahren muss.“ Erst jetzt sah der Feuerbändiger auf. „Was? Das ist keine gute Idee.“ Sein kleiner Bruder lies sich nicht beirren: „Und ich werde in einem Film drin sein. Als dieser Held: Nuktuk. Ein Mann der Tat, aber mit einem Herz aus Gold. Er wurde in der Steppe geboren.“ Mako unterbrach ihn ernst: „Also ich arbeite hier gerade an was wirklich wichtigem.“ Bolin lies die Hände sinken, mit denen er zuvor noch wild gestikuliert hatte. „Oh...“, machte er traurig und senkte ergeben den Kopf. Oh... Entschuldige bitte.… Klar.” Dann sah er seinen großen Bruder an und fragte: „Was denn?“ Mako legt seine Akte vor sich auf den kleinen Tisch. „Irgendetwas an diesem Anschlag war komisch. Ich glaube einfach nicht, dass der Nördliche Wasserstamm ihn verübt hat.“ Bolin quetschte sich zwischen Mako und Shinri auf das Sofa und blätterte wahllos durch die Akte, bis Mako alarmiert ausrief:„Hey! Warte mal!“ Er stieß Bolin etwas zur Seite und Shinri musste sich wegducken, um sich keine von dem Feuerbändiger zu fangen, als dieser auf ein Bild deutete. „Das ist der Typ! Er hat den Kulturpalast hochgejagt.“ Er schnappte sich die Akte und rannte ohne weitere Umschweife aus der Wohnung.„Das muss ich Bei Fong zeigen!“, war noch zu hören, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. „Immer wieder gern.“ Bolin winkte ihm hinterher und lehnt sich entspannt zurück. „Auf Nuktuk ist eben Verlass.“ Es entstand ein kurzes, verlegenes Schweigen, bis Shinri Bolin ansah. „Also...“, machte sie gedehnt. „Varrick hat sich ins Showbusiness gezerrt?“ Der Erdbändiger nickte heftig. „Ja. Und nachher werden die ersten Szenen gedreht.“ Er schien kurz zu überlegen, ehe er mit einer blitzschnellen Bewegung auf das Mädchen neben sich deutete. „Willst du nicht mitkommen?“ Shinri blinzelte langsam. „Ähm...“ „Komm schon! Das wird ein riesen Spaß!“, sagte Bolin und seine Augen funkelten. Also zuckte sie ergeben mit den Schultern und lächelte ihren Freund an. „Naja. Warum eigentlich nicht?“ „Ja!“, rief er freudig aus. „Klasse!“ Er erhob sich mit einem Sprung und zog Shinri hinter sich her. „Da ist ja mein Tigerhai. Na? Bereit für deinen ersten Drehtag?“, fragte Varrick, als Bolin, mit Shinri im Schlepptau, ins Studio stürmte. Der Erdbändiger ballte freudig eine Faust. „Aber klar doch.“, stimmte er zu. „Sehr schön.“, meinte Varrick und winkte seine Assistentin herbei. „Zhu Li. Zeig Nuktuk sein Ding und sorg dafür, dass er fertig ist für du weist schon.“ Bolin schien nicht zu verstehen, aber Zhu Li hatte verstanden. „Jawohl, Chef.“ Sie neigte ergeben das Haupt und führte Bolin zu einer Umkleidekabine und gab ihm die Kleidung, die er für den Dreh tragen musste. Erst jetzt schien Varrick zu bemerken, dass sich Shinri im Raum befand. Er hatte grübelnd die Finger ans Kinn gelegt und plötzlich schnellte sein Blick nach oben und ruhte auf dem braunhaarigen Mädchen. „Oh, hey, meine kleine Fuchsantilope! Was machst du denn hier?“, fragte der Industrielle fröhlich. Doch ehe Shinri antworten konnte, fiel er ihr ins Wort: „Willst du etwa auch eine Rolle in meinem Meisterwerk?“ Er schaute grübelnd zu Boden. „Bedauerlicherweise ist die weibliche Hauptrolle bereits vergeben. Schade. Nichts zu machen. Was hältst du von einer Komparsenrolle? Na?“ Er funkelte das Mädchen erwartungsvoll an. “Ähm… Danke, aber eigentlich wollte ich nur zuschauen, wenn das in Ordnung ist.” „Also schön.“, meinte Varrick ganz so, als sei er von dieser Erklärung gelangweilt. Dann deutete er auf Shinri und sah sie eindringlich an „Aber überleg dir das nochmal mit der Komparsenrolle.“ Dann schritt er davon und widmete sich Ginger in ihrem Kostüm. Shinri sah sich um und suchte sich einen Sitzplatz, von welchem aus sie alles gut einsehen konnte. Schließlich trat Bolin aus seiner Kabine und zupfte unsicher an seinem Kostüm. „Wäre mir mit diesen Klamotten im Schnee nicht kalt?“, fragte er, als Varrick ihn eingehend musterte. „Ach.“, machte der Mann abwertend. „Nuktuk ist niemals kalt.“ Bolins Drehpartnerin kam an ihm vorbei stolziert und stellte sich neben Varrick, sich ihr rotes Haar locker über die Schultern werfend. „Oh. Hey, Ginger.“, begrüßte der Erdbändiger sie und Shinri verdrehte die Augen. Wenn er jetzt noch gleich anfing zu sabbern... „Na, was sagst du dazu?“, fragte Varrick und deutete auf die rothaarige Schönheit. „Es ist das neuste Produkt meiner Very-Schönhaar-Linie. Very Colour. Wir zeigen Szenen, wie sie es verwendet, bevor Unalaq sie entführt. Ich garantiere dir: Eine Millionen verkaufter Tuben in der ersten Woche.“ Unerwartet kam Korra auf Nagas Rücken in den Raum geritten. „Bolin, du musst auf Naga aufpassen, solange ich weg bin.“ Shinri erhob sich zögerlich und trat näher. „Wohin willst du?“, fragte Bolin im Nuktuk Gewand. „Zur Feuernation.“, antwortete der Avatar. „Ich bitte sie dem Süden zu helfen.“ Sie wandte sich an Varrick. „Ich brauche ein Boot.“ „Wieso? Was ist mir General Iroh?“ „Er wollte helfen, aber dann tauchte Präsident Raiko auf. Jemand muss ihm einen Tipp gegeben haben. Aber ich weiss nicht wer. Außer uns und Asami wusste niemand davon.“ Shinri zog unmerklich scharf Luft ein. Oh nein. Zu allem Überfluss machte Bolin jetzt den Mund auf: „Und Mako.“, ergänzte er. Korras Augen weiteten sich und sie wirbelte herum. „Mako?“ Bolin verstand den plötzlichen Gefühlsausbruch nicht. “Was? Aber Mako hätte niemand etwas verraten, oder?” Doch Korra antwortete nicht und stürmte bereits wütend davon. Shinri konnte sich genau ausmalen, was vorgefallen war. Makos Pflichtbewusstsein als Polizist und Beschützer Republicas musste größer gewesen sein, als die Pflicht seiner Freundin gegenüber. Sie konnte es ihm nicht übel nehmen, doch die Streitereien würden dadurch nur noch mehr ausarten. Bolin blickte sich ratlos um. „Habe ich was Falsches gesagt?“ Shinri bemühte sich nicht das Ganze zu erklären. Jetzt war es zu spät. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich... gehe dann mal.“, murmelte sie. „Was? So plötzlich, aber...“, begann Bolin, doch das Mädchen lächelte ihn nur an. „Danke für die Einladung und viel Spaß und Erfolg beim Dreh.“ Sie kraulte Naga im vorbeigehen, ehe sie ebenfalls nach draußen stürmte. „Also gut, alle auf eure Position!“, rief Varrick und schob Nuktuk und Ginger auf die Bühne, ehe er Naga nachdenklich betrachtete. „Mir kommt da so eine Idee...“, murmelte er und grinste. Drohte nun alles kaputt zu gehen? Mit geballten Fäusten rannte Shinri durch die belebten Gassen Republicas. Verdammt. Dieser verdammte Bürgerkrieg. Dieses verdammte Geisterportal, Hun Dun, Unalaq und wem, oder was man auch immer man die Schuld geben wollte. Nicht nur, dass das Schicksal die Gruppe zu spalten schien, trieb alles und jeder auch noch einen Keil zwischen sie. Und genau das versetzte Shinri einen gewaltigen Stich ins Herz. Kapitel 33: Verdeckte Ermittlungen ---------------------------------- 33. Kapitel – Verdeckte Ermittlungen Blindlings rannte Shinri durch die Stadt und blieb erst schwer atmend stehen, als sie vor dem Polizei Präsidium von Republica stand. Gerade, als sie die große Eingangstür öffnen wollte, kam ihr Korra entgegen. Das Mädchen vom Südlichen Wasserstamm schien sie gar nicht zu bemerken. Sie hielt den Blick gesenkt und Shinri glaubte Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Beinahe ärgerlich wischte der Avatar sie fort und stürmte Richtung Hafen. „Korra...“ Doch der Versuch ihre Freundin aufzuhalten scheiterte kläglich. Unschlüssig stand Shinri eine Weile still, ehe sie das Präsidium betrat. Im Büro bot sich ein chaotischer Anblick. Ein Schreibtisch, den Mako aufstemmte, ehe er einige Blätter vom Boden aufsammelte, war umgeworfen worden. Sofort kniete sich Shinri neben den Feuerbändiger und half ihm dabei die Dokumente einzusammeln. Sie drückte ihm ihr Bündel in die Hand und erst da schien Mako zu begreifen, wer da neben ihm hockte. „Oh... Danke...“, murmelte er zerstreut und schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein. „Ist....“ Alles in Ordnung?, hatte das Mädchen fragen wollen, doch die Antwort darauf bot sich ihr, ohne die Frage zu stellen. Es war nicht in Ordnung. Gar nichts war in Ordnung. „Korra....“, murmelte Mako schließlich, ohne weiteres Zutun, als er sich erhob. „Ich... Sie... Wir haben Schluss gemacht...“, brachte er mit gesenkten Kopf hervor. Shinri sah ihn traurig an. Man sah, wie sehr das an den Beiden nagte. Und jetzt, da sie sich endlich gefunden hatten und zusammen gekommen waren. „Oh, Mako...“, meinte Shinri bedauernd und wusste gar nicht, welche Worte wohl vermochten diesen Schmerz zu mildern. Dafür gab es keine Worte. Mitfühlend legte sie dem Feuerbänder eine Hand auf die Schulter und ehe sie es sich versah, zog sie ihn in eine sanfte Umarmung. Sie biss sich auf die Lippen und versuchte die Tränen, die ihr hinter den Augenlidern brannten, zurückzuhalten. Beziehungen waren... mistig. Das Leben konnte es auch sein. Ein stummer Fluch erstarb auf ihrem Lippen. Makos Augen hatten sich flüchtig geweitet und nach einer Weile hatte er die Umarmung erwidert. Ein plötzliches Pfeifen lies ihn von dem Mädchen ablassen, als hätte er sich an ihr verbrannt. „Mako!“, rief eine Stimme aus einer anderen Ecke des Raumes. „Du bist ja ein richtiger Weiberheld!“ Shinri sah missmutig zu dem korpulenten Mann auf, der sich in seinen Bürostuhl lümmelte. „Ja.“, meinte sein Kollege zustimmend und schob sich eine Süßigkeit in den Mund. „Erst Fräulein Sato, dann der Avatar und jetzt die kleine Schnecke.“ Sie lachten wie aus einem Munde. Das Mädchen funkelte sie lediglich an. Was waren das für Idioten? Die hatten ja noch weniger Feingefühl als sie selbst und das sollte was heißen. Durfte man sich gegenseitig nicht mal Trost spenden, oder was? Mako rechtfertigte sich mit abgehackten Sätzen, ehe er schließlich aufgab und seine Akten sortierte. Shinri suchte Bolin am Set auf, nachdem sie festgestellt hatte, dass die Wohnung verwaist war. Nach den ganzen Ereignissen würde ihr Bolins sonniger Charakter sicherlich gut tun und Balsam für die Seele sein. Als sie ihn fand, stand der Erdbändiger im Nuktuk Kostüm gerade vor einem Spiegel und lies seine Muskeln spielen. „Bolin?“ Er drehte sich nicht zu ihr um. Das Mädchen trat neben ihn. „Bo?“ „Nuktuk!“, rief eine Stimme von der anderen Seite des Raumes. „Halt dich bereit. Es geht gleich weiter!“ „Ist gut, Shin!“, antwortete Bolin, ohne seinen Blick von seinem Spiegelbild abzuwenden. Shinri runzelte verstimmt die Stirn. „Nuktuk?“, sagte sie fragend. Nur langsam wandte sich der Schauspieler in spe zu ihr um. „Oh, hey, Shinri. Habe dich gar nicht kommen sehen. Was gibt es?“ Das Mädchen blinzelte und beschloss sich nicht irritieren zu lassen. „Nichts besonderes eigentlich. Ich wollte nur... Ich dachte wir könnten mal wieder was zusammen unternehmen.“ „Uh...“, machte Bolin, beinahe als hätte ihn ein Schlag in die Magengegend getroffen. „Weist du, ich würde ja gerne, aber ich bin so beschäftigt.“ Er fing an zu gestikulieren. „Du weist schon. Die viele Arbeit. Die Schauspielerei.“ Er wischte sich mit einer Hand über die Stirn. „Das ist harte Arbeit.“ Er atmete völlig ausgelaugt aus. „Ich erwarte nicht, dass ihr das versteht.“, meinte er dann und reckte die Nase in die Höhe. Shinri erwiderte nichts. Ihr missfiel das arrogante Verhalten von Bolin außerordentlich. Sie konnte es nicht leiden, wenn sich Menschen über andere erhoben, mit ihren Fähigkeiten prahlten und sich arrogant verhielten. Ihr Blick nahm einen traurigen Ausdruck an, doch Bolin war zu beschäftigt seine Muskeln zu betrachten, um dies zu bemerken. „Also gut...“, begann Shinri mit erstickter Stimme. „Wir sehen uns dann... Irgendwann... Schätze ich...“ Ohne weitere Umschweife verlies sie das Set, grüßte nur Zhu Li und Varrick im Vorbeigehen, ehe sie sich auf den Heimweg machte. „Shinri?“ Die Bändigerin öffnete die Augen und wandte sich herum. Vor dem hölzernen Meditationspavillion stand Asami, eine Hand erhoben, die sie nun unsicher sinken lies. „Tut mir Leid. Störe ich?“, fragte die dunkelhaarige Schönheit höflich. „Nein. Nein.“, versicherte ihr Shinri und erhob sich langsam. „Was gibt es?“ Ein Lächeln erhellte Asamis Gesicht und sie trat näher. „Mako und ich brauchen noch Verstärkung und da habe ich sofort an dich gedacht.“ „Versärkung? Bei was?“, harkte Shinri nach. „Eine verdeckte Ermittlung.“, erklärte die Nichtbändigerin. „Wir haben eines von Varricks Schiffen mit Kisten als Attrappen gefüllt, um herauszufinden, wer die Schiffe überfällt und die Ladung stiehlt. Als eine Art Köder.“ Das andere Mädchen nickte langsam. „Achso. Wenn ich helfen kann, gerne.“ „Sehr schön!“, freute sich Asami und packte herzlich mit ihren Händen die von Shinri. „Was ist mit Korra? Und Bolin?“, schlug sie dann vor. Asami schüttelte sachte den Kopf. „Korra ist nicht in der Stadt.“ Shinri runzelte die Stirn. Dann erinnerte sie sich an Korras Vorhaben die Feuernation aufzusuchen. Hoffentlich ging es ihr gut. „Und Mako fragt Bolin.“ Wieder nickte Shinri, war sich aber nicht sicher, ob der Erdbändiger ihnen behilflich sein würde. Jedenfalls nicht, wenn er immer noch den „Ich-bin-berühmt-und-habe-keine-Zeit-mehr-für-euch“ Trip durchzog. Aber vielleicht war er bei seinem Bruder einsichtiger. Das stellte sich eine halbe Stunde als Irrtum heraus, als sich Asami und Shinri mit Mako trafen. „Bolin ist viel zu beschäftigt mit seinem Film-Gedrehe und damit sich wie ein arroganter Schnösel aufzuführen.“, schnaubte Mako, die Arme vor der Brust verschränkt. „Also wird er uns nicht helfen.“, stellte Asami sachlich fest. „Nein.“ Die Nichtbändigerin legte grüblerisch eine Hand ans Kinn. „Wir sind zu dritt. Das muss reichen...“ „Das ist zu riskant.“, warf der Feuerbändiger ein. „Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun kriegen.“ Er schloss die Augen und atmete schwer auf. „Ich habe eine Idee. Glaubt mir, es gefällt mir genauso wenig, wie euch, aber wir können jede Hilfe gebrauchen.“ Shinri legte den Kopf schief und sah ihren Freund fragend an. „An was denkst du?“, fragte Asami. „Kommt mit.“ Der dunkelhaarige Junge machte eine winkende Geste und die beiden Mädchen folgten ihm durch die dunklen Gassen Republicas. Schließlich kamen sie vor dem Quartier der Triade der Dreifach Gefahr an. „Die Triade der Dreifachgefahr?“, fragte Asami Stirn runzelnd. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“ „Nein.“, antwortete Mako wahrheitsgetreu. „Aber wir haben keine andere Wahl.“ Entschlossen klopfte er an die Eingangspforte und eine Sichtschlitz wurde aufgeschoben, sodass ein Paar Augen sichtbar wurden. „Hey, Mako.“, begrüßte der junge Mann dahinter den Polizisten. „Was auch immer wir getan haben sollen, wir waren es nicht.“ „Ich bin nicht als Polizist gekommen.“, erklärte dieser. „Ich leite eine Geheimoperation und ich dachte eure Triade wäre an einer Beteiligung interessiert.“ „Was für eine Beteiligung?“ Offenbar hatte Mako das Interesse des Triaden Mitgliedes geweckt. „Darf ich reinkommen?“, erwiderte der Schwarzhaarige. Der andere zögerte, öffnete aber schließlich die Tür, sodass sie Drei eintreten konnten und führte sie zu seinem Boss, Viper. Man bot ihnen sogar höflich-spöttisch einen Sitzplatz an. „So, so...“, meinte der Anführer nach kurzem Schweigen. „Der Herr Gesetzeshüter benötigt unsere Hilfe. Was springt für uns dabei raus?“ „Ich bin ein persönlicher Freund des Avatars. Ich könnte sie bitten Shady Shin seine Bändigerfähigkeit zurück zu geben.“, schlug Mako vor. Shady Shin sah seinen Boss an. „Das wäre doch nicht schlecht, oder, Boss?“ Dieser schien nicht sonderlich überzeugt. „Und was springt für die anderen raus?“ „Ich habe Fahrzeuge.“, sagte Asami sicher. „Absolut fabrikneue Spitzenmodelle. Ihr bekommt sie, wenn ihr uns helft.“ Das brachte ein schiefes Lächeln auf Vipers Gesicht. „Ich denke so kommen wir tatsächlich ins Geschäft.“ Er sah seine anwesenden Männern an, ehe er sich erhob. „Also. Los geht’s?“ Mako führte die ungewöhnliche Truppe an den Pier, wo der Lockvogel vor Anker lag. Shinri wurde ganz mulmig beim Anblick des pechschwarzen Wassers, welches sich leicht im Wind kräuselte. Sie hatte ganz verdrängt, dass sie Operation eine Bootsfahrt vorsah. Asami legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Du kannst dich noch anders entscheiden. Wenn du nicht möchtest...“ Shinri schüttelte den Kopf. „Ich komme mit.“ Sie fühlte sich viel zu oft nutzlos. Jetzt wollte sie ihren Freunden helfen und eine Ablenkung war immer willkommen. Die Dunkelhaarige schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, ehe sie gemeinsam das Schiff betraten. Sie überprüften die vermeintliche Ladung und durchsuchten das gesamte Schiff. Als sich nichts ergab, trafen sie sich wieder mit den Mitgliedern der Triade, welche mehr oder minder motiviert den Horizont absuchten, während sie lässig auf den erhöhten Plattformen standen. Nur der Feuerbändiger der Truppe, er hatte sich ihnen als Zwei-Zeh Ping vorstellt, blieb bei ihnen, locker an der Reling gelehnt. „Das ist das Gebiet, in dem die Schiffe angegriffen wurden. Haltet eure Augen offen und verhaltet euch still.“, warnte Mako. „Alles klar.“, meinte Ping locker. „Still halten, Lippen verschließen, kein Mucks machen. Das ist das Beste, wenn man jemandem auflauern möchte.Und genau das tun wir hier. Das ist im Grunde das, was ich immer tue.“, plapperte er. Asami verdrehte etwas entnervt die Augen. Shinri lächelte das Triaden Mitglied an. Er wirkte alles andere als bedrohlich. Gerade zu nett. „Ich meine ich bin ja schließlich ein Gangster.“, fuhr Ping fort. „Und...“ Mako unterbrach ihn: „Zwei-Zeh Ping. Bitte.“ „Oh, klar.“, machte er und lehnte sich verschwörerisch zu Mako. „Also, wie ist es was mit dem Avatar zu haben?“, fragte er. Der Angesprochene wandte den Blick ab. „Komm schon, Mako.“, forderte Ping. „Das muss ich wissen.“ „Ping.“, sagte Mako und machte eine abwehrend Geste mit seiner linken Hand. „Mach deine Arbeit!“ „Wie? Was stellst du dich damit so an?“, fragte Ping, etwas beleidigt. „Wenn ich an deiner Stelle wär, würde ich dir alles erzählten.“ Shinri wusste natürlich, warum Mako dieses Thema mied. Er und Korra hatten sich getrennt. Sie löste sich von der kühlen Schiffswand und überlegte, wie sie Ping in eine Gespräch verwickeln konnte, welches in eine andere Richtung ging. Doch Mako kam ihr zuvor: „Da gibt’s nichts zu erzählen.“, stieß er hervor. „Ich habe Schluss gemacht.“, fügte er nach einer schmerzvollen Pause hinzu. Asami wurde hellhörig „Du hast Schluss gemacht? Wann denn? Wieso hast du nichts gesagt?“ „Keine Ahnung.“, erwiderte er. Ping fing plötzlich an zu lachen. „Ja klar. Du hast mit dem Avatar Schluss gemacht. Wers glaubt, mein Lieber.“ Er lehnte sich etwas vor und rief seinen Kollegen zu: „Hey! Shady Shin! Viper! Mako sagt er hat mit dem Avatar Schluss gemacht!“ „Ganz bestimmt hat er das.“, machte Shin gedehnt. „Ja. Ich auch.“, bestätigte Viper ironisch. Sie lachten hämisch. „Okay. Könnt ihr mich in Ruhe lassen und eure Arbeit machen?“, fragte Mako entnervt. Schließlich gaben die Gangster klein bei und starrten wieder hinauf aufs offene Meer. Als nach einer Weile immer noch nichts geschah, hockte sich Ping auf eine Kiste und fing an alles mögliche zu erzählen. Shinri lauschte seinen Geschichten, während sie die Umgebung scannte. Irgendwann zog der Feuerbändiger seine Schuhe aus, um seine sogenannten Glückszehen zu zeigen, welche auch gleichzeitig auch für seinen Spitznamen verantwortlich waren. „Und deshalb werde ich Zwei-Zeh Ping genannt.“, erklärte er stolz und wackelte mit seinen zusätzlichen Zehen. Sogar Mako starrte die Füße erstaunt an. Asami legte den Kopf schief. „Weil du zwei Extra-Zehen hast...?“ „Ganz genau.“, bestätigt Ping. „Und in meinen Viertel gabs bereits einen Zwölf-Zeh Ping.“ „Hey!“, zog Mako unwillkürlich die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. „Habt ihr das gehört?“, fragte er die anderen. Shinri schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nichts gehört.“, sagte auch Asami. „Nein.“, bestätigte Ping. „Worauf warten die noch?“, fragte der Polizist grummelnd. „Jetzt entspann dich mal so wie ich.“, meinte Ping und lehnte sich lässig zurück. „Du könntest ja mal deine Schuhe ausziehen.“ Aber Mako hatte sich bereits abgewandt. „Ich geh lieber mal nachsehen.“ Shinri richtete sich auf. „Dann schau ich mal hier.“, meinte sie und deutete in die entgegengesetzte Richtung. Mako nickte und setzte seinen Weg fort. Asami blieb bei Zwei-Zeh Ping. Ergebnislos hatte Shinri die andere Seite des Schiffes abgesucht und stand nun am Bug. Wenn Mako auf der anderen Seite der Kabine patrouilliert hatte, müsste er nun zu ihr stoßen. Über ihr schnatterten die Triadenmitglieder. „Psst.“ Shinris Augen verengten sich, bis sie Mako ausmachte, der ihr bedeutete sich still zu verhalten und zu ihr zu kommen. Leise nährten sie sich Asami und er tat es bei ihr genau so. Sie suchten sich einen Ort, wo sie ungestört waren und die Gangster sie nicht sehen konnten. „Ich habe Shady Shin und Viper belauscht.“, erklärte Mako im Flüsterton. „Wir wurden ausgetrickst.“ Asamis Augen weiteten sich flüchtig. „Wir müssen von dem Schiff runter.“, fügte der schwarzhaarige Junge hinzu, packte Asami sicher am Arm und zog sie mit sich. Shinri folgte ihnen so leise, es ihr möglich war. Doch kaum waren die Drei um die Ecke gebogen, da stellten sich ihnen die Triaden Mitglieder in den Weg. „Wo wollt ihr drei Hübschen denn hin?“, fragte Viper mit einem listigen Lächeln auf den Lippen. Mit einem wütenden Aufschrei, bändigte Mako einen Feuerstoß, welcher Viper, Shin und Ping zurück schleuderte. Dann sprangen Asami, gefolgt von Mako und Shinri in eines der Rettungsboote des Schiffes. „Hinterher!“, befahl Viper. Hastig kappte Mako die Seile des kleinen Beibootes mit einem Feuerstoß, sodass es ins Wasser platschte. Doch ihre Verfolger taten es ihnen gleich und waren ihren dicht auf den Fersen. Shinri warf einige Blicke über ihre Schulter. Die würden nicht locker lassen. Mako, welcher sich erhoben hatte, schickte einige Feuersalven auf die Gegner. Auch Shinri stand schwankend auf und bändigte einige Feuer- und einige unglückliche Wasserstöße, während sie versuchte das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Nicht einmal von den Luftstößen ließen sich die Triaden Mitglieder groß irritieren. Es veranlasste sie nur einige Ausweichmanöver durchzuführen, doch viel Abstand gewinnen konnten sie nicht. Viper erklomm die Spitze des Bootes und lies einige Eisbrocken vor Asamis Boot erscheinen. Diese wich souverän aus, allerdings mussten Shinri und Mako sich auf ihre Sitze drücken. Eine Fontäne schleuderte das Boot der Freunde hoch in die Luft. Shinris Magen machte einen unangenehmen Sprung und sie landete unsanft auf der Rückbank, als das Boot wieder auf der Wasseroberfläche aufschlug. Oh Geister, das war einfach zu viel. Mittlerweile war der Hafen Republicas in Sicht. „Sie holen auf!“, stellte Mako fest. „Nicht mehr lange.“, sagte Asami und steuerte direkt auf zwei große Passagierschiffe zu welche ihren Weg kreuzten. Shinris Augen und auch die des Feuerbändigers weiteten sich, als sie erkannten, was die Nichtbändigerin vor hatte. „Vorsicht! Das schaffen wir nie!“, rief er, doch Asami lies sich nicht irritieren und hielt unaufhaltsam auf die Schiffe zu. Sie schafften es sich durch die Lücke zwischen den beiden zu manövrieren, ehe sich diese hinter ihnen Schloss und ihre Verfolger stoppte. „Das war der erste Streich.“, sagte Mako selbstsicher lächelnd. Doch ein zweites Schnellboot tauchte genau vor ihnen auf. „Abgewürgt.“, stellte Asami fest und drehte den Schlüssel ergebnislos im Zündschloss. Das Boot mit Viper und Shady Shin hielt unaufhaltsam auf sie zu. Mako kletterte aufs Bug, wurde allerdings unsanft zu Boden geschleudert, als sie von Viper gerammt wurden. Dieser landete mit einem Sprung neben Mako und die beiden begannen zu kämpfen. Wasser gegen Feuer. Matt hob Shinri ihren Kopf vom Polster der Rückband und versuchte ihren Magen in den Griff zu bekommen. Gerade, als sie sich aufsetzte, schleuderte es Mako in den Sitz neben sie. Endlich sprang der Motor an. „Mako! Shinri! Haltet euch irgendwo gut fest!“, befahl Asami und machte eine harsche Kehrtwende, sodass Viper aus dem Boot geschleudert wurde. „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte sie schließlich. „Jemand hat die Dreifach Gefahr beauftragt uns abzulenken.“, erklärte Mako. „Uns abzulenken? Wovon?“ Ihre Augen weiteten sich im plötzlichen Begreifen. „Oh nein.“ Im Eiltempo steuerte Asami auf den Pier zu. Die Drei sprangen aus dem Boot und hielten direkt auf Asamis Lagerhallen zu. Als sich das Tor öffnete und die Lichter auf klommen, befürchteten sich ihre schlimmsten Vermutungen. „Wer auch immer die Triade beauftragt hat, er hat alles gestohlen.“, sagte Mako. Asami lies ihre Schultern kraftlos sinken. „Ich bin ruiniert.“ Shinri warf einen Blick auf der Profil ihrer Freundin. Aus ihrem Blick sprachen Trauer und Schmerz. Shinri ballte die Fäuste. Das durfte doch nicht wahr sein. „Ich seh mich um. Vielleicht entdeckte ich was. Eine Spur, oder so.“, meinte das Mädchen und ohne eine Antwort abzuwarten stürmte sie davon, um die nähere Umgebung zu untersuchen. Kapitel 34: Spurensuche ----------------------- 34. Kapitel – Spurensuche Shinris Spurensuche war vergebens gewesen. Sämtliches Hab und Gut von Future Industries war verschwunden. Asami war verständlicherweise am Boden zerstört und Mako und Shinri versprachen ihr Bestes zu tun, um ihrer Freundin aus dieser misslichen Lage zu helfen. Während Mako beschloss die Triaden aufs Korn zu nehmen und auszuhorchen, untersuchte Shinri jede einzelne der Lagerhallen auf Spuren. Die Täter mussten doch irgendetwas zurück gelassen haben. Eine Art Hinweis. Sie erwartete nicht gerade einen Zettel mit einem vollständigen Geständnis und einer Unterschrift, hoffte dennoch auf eine Spur. Während sie jeden Zentimeter peinlich genau unter die Lupe nahm, ging sie die ganze Angelegenheit im Kopf durch. Irgendjemand hatte die Triaden damit beauftragt, sie abzulenken, um unbemerkt Asamis Lagerhallen auszuräumen. Entweder wollte er sie zu Geld machen, oder die Robopanzer selbst einsetzen, oder vielleicht verhindern, dass sie jemand einsetzte. War es der Norden? Das würde sich gut mit dem Anschlag decken, doch ein Stimmchen in ihrem Hinterkopf wisperte, dass es beinahe zu gut passte. Makos Verdacht, dass jemand dem Nördlichen Wasserstamm den Schwarzen Peter zu schieben wollte, konnte man auch nicht außer Acht lassen. Der Typ, der den Kulturpalast des Südens in die Luft gesprengt hatte, war ebenfalls ein engagiertes Triadenmitglied gewesen. Es scheint so, als wolle jemand sämtlichen Hass auf den Norden konzentrieren, oder der Norden heuerte tatsächlich Männer an, die ihre Schandtaten für sie ausführten. Shinri seufzte und trat hinaus in die helle Nachmittagssonne. Sie hatte alle Ecken und Winkel untersucht und an die Beweisstücke, die die Polizei nun hatte, kam sie nicht heran. Nach einigem Zögern beschloss das Mädchen Bolin am Set aufzusuchen. Ob er sich wieder auf dem Boden der Tatsachen befand? Sie wollte unter keinen Umständen, dass ihre Freundschaft unter irgendwas zu leiden hatte und wenn sie sich dabei zurücknahm. Vor allem in letzter Zeit war so viel schief gegangen und sie wollte Korra, Mako, Asami und Bolin auf keinen Fall verlieren. Ihre Freundschaft war ihr so wichtig, wie nichts anderes auf der Welt. Beinahe so, als hätte er Gedanken gelesen, kratze Raku an ihrem Hosensaum und miaute empört. Shinri grinste schief, hob ihn hoch und drückte die Wolfskatze an ihre Brust. „Ja. Du bist mir auch wichtig.“, lies sie das Tier wissen und machte sich auf den Weg zu dem großen Filmstar. Dieser befand sich gerade mitten am Dreh, sodass Shinri sich leise neben die Techniker setzte, bemüht darum, niemanden zu stören. Nachdem er laut Anweisungen in eine Megaphon gebrüllt hatte, gesellte sich Varrick zu ihr. „Na?“, fragte er. „Wie gefällt dir mein Meisterwerk?“ „Ich habe bisher nur wenig gesehen.“, gestand sie und der Erfinder riss die Augen auf. „Was?“, brüllte er, sodass alle im Raum zusammen zuckten und den Dreh unterbrachen. Er wirbelte herum und herrschte die Crew an: „Habe ich was von aufhören gesagt? Na los weiter machen! Und Zhu Li? Bring mir was von dem Grünen Tee!“ „Jawohl, Sir.“ Varrick seufzte erschöpft auf und lies sich neben das braunhaarige Mädchen plumpsen. „Ein Jammer. Ich hätte gerne eine zweite Meinung zu der Szene.“ Das überraschte das Mädchen beinahe. Seit wann gab er etwas auf eine zusätzliche Meinung? Aber sie lächelte ihn an. „Wenn ich helfen kann, tue ich das.“ Sie war eine schonungslose Kritikerin. „Sehr schön.“ Er drückte ihr unwirsch das Drehbuch in die Hand. „Lies es dir durch, dann sag mir, was du davon hältst.“ „Alles klar.“ Sie nickte zustimmend und machte sich umgehen daran zu lesen. Dabei lies sich Varrick keine Sekunde aus den Augen und versuchte ständig eine Reaktion aus ihrem Gesicht abzulesen, oder machte Kommentare wie: „Na? Wie gefällt dir die Szene?“ „Das ist doch klasse, oder?“ „Das war meine ganz besondere Idee.“ „Das werden die Zuschauer lieben, nicht?“ Wenn sie ihm zustimmte nickte sie und betonte die Stärken des Stelle, wenn sie nicht seiner Meinung war, erklärte sie ihm vorsichtig, was ihr nicht gefiel und wie man es vielleicht verbessern konnte. „Glauben Sie nicht, dass der Film...“, begann Shinri und überlegte, wie sie ihm das schonend beibringen konnte. „Den Leuten zu schnell eine... einseitige Meinung aufdrückt.“ „Ach paperlapap.“, winkte Varrick ab. „Die Leute lieben Nuktuk und seine Abenteuer. Eine Geschichte voller Dramatik, Liebe und Heldenmut. So was wollen die Leute sehen. Und ich zwinge niemanden dazu.“ „Ja. Schon...“ „Na also! Siehst du?“ Er grinste sie fröhlich an. „Ihr Tee, Sir.“, schaltete sich Zhu Li ein und reichte ihrem Chef ein Tablett mit einer Tasse. Varrick kostete kritisch, dann deutete er mit einem Daumen nach oben. „Gut gemacht, Zhu Li.“ Die junge Frau verbeugte sich knapp. „Ich danke Ihnen, Sir.“ „Also. Frisch ans Werk!“, rief Varrick mit zur Decke gestrecktem Zeigefinger aus, als er seinen Tee in einem Zug hinunter geschlungen hatte, natürlich nicht ohne sich ordentlich die Zunge zu verbrennen, was ihm nun auffiel und er auch lautstark kommentierte. Shinri sah bei einigen Filmszenen zu, die nun abgedreht wurden. Der Streifen war ihr an einigen Stellen zu albern und propagandistisch. Das Produktplacement war auch kaum zu übersehen. Aber vielleicht wurde die Story noch tiefgründiger, schließlich war das Drehbuch noch nicht fertig gestellt und Varrick träumte noch von endlosen Fortsetzungen. Als schließlich Drehpause war, unterhielt sich das Mädchen etwas mit dem Staff. Als sie zu Bolin gehen wollte, um mit diesem zu Reden, kam Mako und sprach mit seinem Bruder. Scheinbar hatte sich dessen Einstellung noch nicht viel geändert und er behielt sein arrogantes Auftreten bei. Mit einen lauten Seufzer lies sich Mako neben den Techniker und Shinri fallen. Shinri lächelte ihn aufmunternd an. „Hi.“ „Hallo.“, erwiderte der Feuerbändiger und lies den Blick durch den Raum schweifen. Shinri studierte sein Profil. Wie es ihm wohl ging? Die Diebstähle, die Anschläge und nicht zuletzt die Trennung von Korra. „Wie geht es dir?“, fragte sie daher besorgt. „Bolin treibt mich noch in den Wahnsinn.“, antwortete Mako mit einem Aufstöhnen. Shinri lächelte unbestimmt. Das hatte sie nicht gemeint, aber gut. „Was tust du eigentlich hier?“ „Ich wollte mit Varrick reden. Wegen den Überfällen auf seine Schiffe.“ „Achso. Varrick ist vor ein paar Minuten weg.“ „Achso.“ Sie erhob sich und sagte laut: „Ich will mal sehen, ob sie hier irgendwo Snacks aufbewahren. Ich verhungere.“ Der Schwarzhaarige nickte zerstreut und Shinri suchte das Buffet auf. Varrick hatte ihr zuvor erlaubt, dass sie sich bedienen durfte, also kam sie dem auch mit Freuden nach. Sie schaufelte etwas Finger Food auf einen Teller und kehrte zu Mako zurück, vielleicht wollte er ja auch etwas. Kaum erblickte der Feuerbändiger sie, kam er raschen Schrittes auf sie zu und packte sie an den Schultern. „Ich weiss jetzt, wer hinter den Anschlägen steckt.“, zischte er gedämpft, aber bestimmt. „Mh?“, machte das Mädchen fragend und wartete auf die Erklärung. „Varrick. Varrick steckt hinter den Anschlägen.“ „W...“ Shinri unterbrach sich und sah lange in Makos bernsteinfarbenen Augen. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es. Varrick war vom Südlichen Wasserstamm und die Tyrannei von Unalaq sicherlich leid. Er hatte das Geld und die Mittel Triaden anzuheuern und ein paar Schiffe weniger taten ihm auch nicht weh. Mit seinem Film und den selbst inszenierten Überfällen zog er die Menschen auf seine Seite, damit sie gegen das Oberhaupt des Nordens vorgingen. Hastig lies Mako von dem Mädchen ab, als er merkte, dass er es in seinem Eifer fester gepackt hatte, als geplant. „Sorry.. Ich... Ich muss sofort zu Asami.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte davon. Shinri blieb allein zurück. Sie sah kurz zu Bolin, welcher noch mit dem Dreh beschäftigt war, dann verlies sie das Set. Kurz erwog sie Mako zu folgen, doch sie war sich sicher, er würde das alleine regeln können. Ihre Gedanken schweiften zu Varrick, Unalaq und schließlich zu Korra. Wo war sie wohl? Hatte sie die Feuernation erreicht? Am liebsten wäre sie dem Avatar hinterher gereist, doch erstens besaß sie kein Transportmittel und selbst wenn, würde sie die Fahrt kaum überstehen und zweitens war die Feuernation riesig und sie kannte sich dort nicht aus. Sie biss sich grübelnd auf die Unterlippe. Sie machte sich Sorgen. Ob es Korra gut ging? So eine Reise war nicht gerade ungefährlich. Sie wünschte Tenzin wäre hier, um ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie fühlte sich hilflos und allein. Unalaq war kaum aufzuhalten und Hun Dun war auch noch nicht aus der Welt. In letzter Zeit hatte sich der alte König verdächtig still verhalten. Auch das beunruhigte sie. Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper und ein Frösteln durch fuhr sie. Wieder packte sie dieses Gefühl der Angst und zog sie hinab in die Dunkelheit. Nein, befahl sie sich selbst und kämpfte gegen den Strudel an. Sie beschloss zu Handeln. Sie konnte es zumindest versuchen. Umgehend machte Shinri kehrt und lief auf die Yue Bucht zu. Sie sprang in die Fähre, mit der sie aufs Festland gekommen war und segelte auf die Insel des Lufttempels zurück. Sie brauchte nun einen stillen, spirituellen Ort. Dort erwartete sie sofort Raku, welcher lautstark Nahrung und Aufmerksamkeit verlangte. Hastig fütterte sie die Wolfskatze und bat ihn sich still zu verhalten, solange sie meditierte. Sie nahm im Lotussitz Platz und schloss konzentriert die Augen. Als sie diese wieder öffnete, fand sie sich auf einer grünen Lichtung wieder. Unmerklich atmete sie erleichtert aus, dass sie sich nicht schon wieder in Hun Duns Schattenreich befand. Sie ging einige Schritte und sah sich um. „Shinri!“, rief eine glockenhelle Stimme hinter ihr. „Shiki.“, stellte das Mädchen fest, als es sich umgedreht hatte. Hinter dem kleinen Geist trat eine weitere Gestalt hervor. „Iroh. Ich grüße Euch.“ Shinri verbeugte sich höflich und der General im Ruhestand tat es ihr gleich. „Guten Tag, Shinri. Was führt dich in die Geisterwelt?“, fragte der ältere Mann. Shinri zögerte und überlegte, wie sie ihm mitteilte, was sie bewegte und was sie herauszufinden versuchte. „Ist etwas passiert?“, fragte Iroh besorgt und studierte das Gesicht des Mädchens. „Ich weiss es nicht.“, antwortete Shinri langsam. „Ich... Um ehrlich zu sein suche ich Korra.“ Iroh wurde hellhörig. „Korra? Wieso?“ „Das ist schwer zu erklären.“, gab das braunhaarige Mädchen zu. „Sie war auf dem Weg zur Feuernation, um Eure Großnichte aufzusuchen , sofern ich mich nicht irre und irgendwie habe ich gehofft... Eigentlich weiss ich gar nicht, was ich gehofft hatte. Ich dachte nur... vielleicht haben einige Geister ihre Ohren überall und wissen, wo sie ist und wie es ihr geht.“, erzählte sie schließlich unsicher. Iroh sah ernst drein und schüttelte schließlich den Kopf. „Ich bedaure, aber ich befürchte, ich kann dir nicht helfen. Es tut mir Leid.“ Auch Shiki schüttelte bedauern das Köpfchen. „Ich auch nicht.“ Shinri kratze sich verlegen am Nacken. „Ist... schon in Ordnung.“, erwiderte sie schief lächelnd. Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Dass Iroh allwissend war und auf alles eine Antwort und eine Lösung parat hatte? „Aber falls uns etwas zu Ohren kommt, werden wir es dich unverzüglich wissen lassen.“, versicherte Iroh ihr und sie lächelte dankbar. „Shinri!“ Das Mädchen blinzelte irritiert, als es seinen Namen hörte und versuchte mühsam die Augen zu öffnen. Schließlich erkannte sie vor sich ein weißes Licht und in dessen Inneren... „Shiki.“ Sie setzte sich langsam in ihrem Bett auf. „Du wolltest doch wissen, wo der Avatar ist, richtig?“, fragte der kleine Geist. Shinri nickte zerstreut. „Ich habe nicht locker gelassen und mich umgehört. Wie versprochen.“, plauderte Shiki los. „Und rate mal, wessen Geist vor kurzem die Geisterwelt betreten hatte.“ Der Geist lies ihr keine Zeit zu antworten. „Der des Avatars. Korra ist in der Geisterwelt!“, rief das kleine Wesen, stolz auf seine Leistung, aus. Shinri fühlte eine Mischung aus Erleichterung und Besorgnis. Sie hatte ein Lebenszeichen von Korra, doch was trieb das Mädchen in die Geisterwelt? Erwartungsvoll sah Shiki ihre menschliche Freundin an. „Und? Na? Wie habe ich das gemacht? Toll, oder?“ Das Mädchen nickte. „Ja. Danke, Shiki.“ Shinri fuhr sich mit einer Hand durchs braune Haar, dann teilte sie dem Geist ihr weiteres Vorhaben mit. Sie würde, nachdem sie Raku versorgt hatte, Shiki in die Geisterwelt folgen, um Korra aufzusuchen. Dann würde sich alles weitere sicher ergeben. Der Geist nickte voller Tatendrang und löste sich in Luft auf. Langsam erhob sich Shinri, gab Raku Futter und Wasser, ehe sie zu ihrem Bett zurück kehrte. Sie lies den Blick aus dem Fenster schweifen. Es dämmerte und bald würde sie Sonne aufgehen. Sie atmete tief durch, schloss die Augen und legte die Fäuste aneinander. Als sie ihre Augen öffnete befand sie sich, anders als üblich, nicht auf der grünen Lichtung, sondern in einem dicht bewachsenem Wald. Inmitten der Bäumen erkannte sie ein Gebäude, welches auf dem Kopf in dem Gestrüpp zu hängen schien. Sie trat etwas näher und legte den Kopf schief. Irgendwie kam ihr das Gebilde bekannt vor. Beinahe magisch wurde sie von den steinernen Mauern angezogen, bis sie erkannte, auf was sie da zu lief. Das war Wan Shi Tongs Bibliothek. Oft hatte sie von diesem unglaublichen Ort voller Wissen geträumt und gehört. Sie wusste, dass sich die Bücherei einst in der Si Wong Wüste befunden hatte, bis der Geist Wan Shi Tong das Gebäude versenkt und offensichtlich zurück in die Geisterwelt gebracht hatte. Sie konnte wohl nur erahnen, welches unschätzbare Wissen sich hinter diesen Gemäuern verbarg. Shinri hob den Blick, als sie über sich eine Stimme erkannte. War das nicht? Hastig betrat sie die Bücherei, nur um ihren Schritt kurz darauf zu verlangsamen, als ihre Schritte in dem Gebäude widerhallten. Das Angesicht all der Bücher und Schriftrollen löste in ihr eine Art tiefe Ehrfurcht aus. Dies war ein heiliger Ort. Möglichst leise durchquerte sie schnellen Schrittes die Bibliothek, bis sie tatsächlich auf Jinora traf, welche über einigen Büchern saß. „Jinora!“ Die Luftbändigerin hob den Blick. „Shinri! Was tust du denn hier?”, fragte sie. „Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.“ „Ich bin mit Korra hier, aber wir wurden getrennt.“, gab das jüngere Mädchen zur Antwort. „Wir suchen das Südliche Geistertor, damit Korra es wieder schließen kann. Vielleicht ist sie schon dort.“ „Achso.“ Langsam lies sich Shinri neben ihr nieder und lies ihren Blick über die Bücher schweifen. Kurz sah sie zu dem Hasen Libellen Geist, der hinter Jinora stand. „Oh.“, machte das Mädchen, als es Shinris Blick bemerkte. „Das ist Plüschfuß. Er hat mich hierher gebracht.“ Shinri begrüßte den Geist mit einem freundlichen Hallo und einem Nicken. Gemeinsam blätterten die beiden Mädchen durch die Bücher, um Hinweise auf den Standort der Geisterportale in der Geisterwelt zu finden. Währenddessen klärte Jinora Shinri über die vergangenen Ereignisse und ihre neusten Erkenntnisse auf. Bei der Erwähnung des Geistes Vaatu fuhr ein Schauer durch Shinris Körper. Woher kam nur dieses seltsame, bedrückende Gefühl? „Hier steht auch nichts drinnen. Wir müssen die Tore finden. Korra wartet dort wahrscheinlich schon längst auf mich.“ sagte Jinora nach einer Weile und stellte das Buch ins Regal zurück. Auch Shinri, welche im Schneidersitz auf dem Boden hockte, legte das Buch, das sie gerade gelesen hatte beiseite und schüttelte resignierend den Kopf. Einer von Wan Shi Tongs Wissensfindern in Fuchsgestalt nährte sich, um einige der dicken Schmöker zurück in die Regale zu räumen und die Luftbändigerin fragte ihn: „Eine Karte mit den Toren zur Geisterwelt. Gibt’s die hier? Könntest du mir helfen?“ Tatsächlich kehrte der Geisterfuchs mit einem Buch zurück und legte es vor Jinoras Füße. „Danke. Sehr gut.“ Die beiden Mädchen kraulten den Fuchs und beugten sich über den Schmöker. Als sich der Fuchs entfernte, blätterte Jinora durch die Seiten und deutete schließlich auf eine Zeichnung: „Der Baum der Zeit. Darin hat Avatar Wan Vaatu eingesperrt. Der Glaube der Altvorderen besagt, dass Vaatu nicht ausbrechen kann, sofern die Tore während der Harmonischen Konvergenz geschlossen sind. Dies soll einen neuen Kampf zwischen Gut und Böse verhindern.“, las das Mädchen laut vor. „Sollten jedoch beide Tore geöffnet sein, wird die spirituelle Energie verstärkt. Sie wird so stark werden, dass Vaatu seine Fesseln sprengen kann und die materielle Welt Gefahr läuft von der Finsternis verschlungen zu werden.“ Die Beiden sahen sich bedeutsam an. „Wir müssen Korra warnen!“, rief Jinora aus. Shinri nickte zustimmend und erhob sich. Sie hielt der Luftbändigerin eine Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, als eine Stimme sie zusammen zucken lies: „Ihr wollt schon gehen?“ Shinri wirbelte herum. Nur wenige Meter entfernt stand Unalaq in Begleitung von einem gigantischen Eulengeist. Bei diesem musste es sich um Wan Shi Tong, dem Wächter über diese Bibliothek, handeln. „Als Wan Shi Tong mir sagte, er hätte Besucher, musste ich es mit meinen eigenen Augen sehen.“ Er fixierte Jinora. „Unfassbar, dass Tenzin seine Tochter schickt, statt selbst zu kommen. Ich meine was ist er nur für ein Vater.“ „Ein besserer als Ihr.“, antwortete die Kleine selbstsicher und funkelte das Oberhaupt des Nordens finster an. Nun wanderte Unalaqs Blick zu Shinri hinüber. „Sieh mal einer an. Ich hätte nicht erwartet, dass ich dich hier antreffe.“ Das Mädchen verkrampfte unterbewusst und versuchte dem Blick des Oberhauptes stand zu halten. „Was für ein erfreulicher Zufall.“ Er trat einige Schritte näher. „Nur leider bist du mir so nicht von großem Nutzen.“, meinte er bedauerlich. Jinora fixierte den großen Geist. „Wan Shi Tong, wie kannst du ihm denn nur helfen?“, fragte sie anklagend. „Im Gegensatz zum Avatar ist Unalaq ein wahrer Freund der Geister.“, erwiderte der Geist. „Warum willst du, dass Vaatu befreit wird? Er will doch alles zerstören!“ Unalaq lächelte verschmitzt. „Du solltest nicht alles glauben was du liest.“ Er kam noch näher auf die beiden Mädchen zu. „Warum begleitest du uns nicht? Dann kannst du dich immerhin selbst überzeugen.“ Als Jinora zurück wich, trat Shinri vor und baute sich,einen Arm ausgestreckt, schützend vor ihrer Freundin auf. Unalaqs kalter Blick lag lange auf ihr, bis er den Mund öffnete: „Im Augenblick kann ich dich nicht gebrauchen, doch wenn sich der Avatar als unkooperativ herausstellt, werde ich von dir Gebrauch machen können. Doch nun....“ Er machte einige hastige Handbewegungen und aus der Feldflasche an seinem Gürtel kam ein Wasserstrahl und schleuderte Shinri rückwärts, sodass sie aus dem Fenster stürzte. „Shinri!“ Das Letzte, was das Mädchen wahrnahm, war Jinoras verzweifelter Ruf. Dann wurde alles schwarz. Kapitel 35: Die Nacht der tausend Sterne ---------------------------------------- 35. Kapitel – Die Nacht der Tausend Sterne Laut keuchend fuhr Shinri von ihrem Nachtlager hoch. Es dauerte eine Weile, bis sie zu Atem kam und erkannte, dass Raku und Asami sie besorgt ansahen. „Asami, was...?“, begann Shinri fragend. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Ich habe dich die letzten Tage kaum gesehen und dachte, ich schaue mal nach dir.“ Sie sah dem Mädchen tief in die Augen. „Was ist passiert?“ „Jinora...“, begann Shinri immer noch um Atem ringend. Die Stirn der Nichtbändigerin legte sich in Falten. „Was ist mit Jinora?“ Knapp und in wenigen Worten schilderte Shinri, was ihr in der Geisterwelt widerfahren war. Asami schien besorgt und noch etwas anderes schien ihr auf dem Herzen zu liegen. „Sie haben Mako verhaftet.“, sagte sie schließlich. Shinri horchte auf. „Was? Mako ist im Gefängnis?“ Asami nickte traurig und sie erklärte, dass die Polizei Mako festgenommen hatte, weil sie ihn verdächtigten für die Überfälle auf ihre Lieferungen verantwortlich zu sein. „Was für ein Unsinn!“, rief Shinri empört auf und schwang ihre Beine aus dem Bett. „Du glaubst das doch nicht etwa?“ „Nein...“, antwortete Asami bedächtig. „Aber...“ „Kein aber. Jemand versucht Mako was anzuhängen.“ War dieser jemand Varrick, weil er befürchtete auf zu fliegen? „Und wer?“ Shinri schwieg. Es war wohl klüger die Informationen noch zurück zu halten, um zu verhindern, dass auch Asami aufgrund falscher Anschuldigungen im Gefängnis landete. Also schüttelte sie nur den Kopf. „Keine Ahnung.“ Asami schwieg lange, ehe sie sich um einen fröhlichen Gesichtsausdruck bemühte und sagte: „Heute Abend findet die Premiere von Varricks Film in der Profibändiger Arena. Wir sind beide herzlich dazu eingeladen.“ Sie erklärte, dass man die Premiere groß aufzog und alles was in Republica Rang und Namen hatte, würde anwesend sein. Diese Anmerkung lies Shinri sich etwas unwohl in ihrer Haut fühlen. Das klang nach einer richtigen Schicki-Micki Veranstaltung mit aufgesetztem Lächeln, falschen Höflichkeiten und aufgetakelten Leuten. Nicht gerade eine Party nach ihrem Geschmack. „Ach komm schon.“, tadelte Asami, stand auf und zog Shinri auf die Füße. „Wir machen uns schick und dann gehen wir. Und keine Widerrede.“, fügte sie hinzu, als sich das andere Mädchen anschickte zu widersprechen. Einige Stunden später saßen Asami und Shinri, beide in schicken Kleidern und gestylt, - die Nichtbändigerin hatte es nicht lassen können, das andere Mädchen zurecht zu machen - nebeneinander in der Profibändiger Arena, als sich Bolin zu ihnen gesellte. An seiner Seite Ginger, Naga und Pabu, diese allerdings in Verkleidung. Die Freunde begrüßten sich knapp, als plötzlich die Lichter ausgingen und die Mitte der Arena hell erleuchtet wurde. Varrick stand unten auf der Plattform und hielt eine Rede für die versammelten Zuschauer: „Vielen Dank, dass sie gekommen sind, um den letzten Teil von Nuktuk Held des Südens anzusehen. Als ich dieses Projekt ins Leben gerufen habe war ich vor allem vom Schwarzsehern umgeben. Bewegte Bilder sind unmöglich, sagten sie. Du kannst einen dahergelaufenen Erdbändigertrottel nicht zu einem Star machen, sagten sie. Du kannst einen Eisbärhund nicht zum Sprechen bringen, sagten sie. Tja, falsch gedacht. Dank der Magie des Films haben unsere tierischen Freunde eine Stimme erhalten und Sie werden erstaunt sein, was sie alles zu sagen haben.“ Hier machte der Mann eine bedeutende Pause. „Sie erzählen vom Unrecht, welches im Gebiet des Südlichen Wasserstammes täglich geschieht. Ich habe die Hoffnung, dass ihre Worte und dieser großartige Film einen echten Helden dazu inspirieren wird, aufzustehen und einzugreifen.“ Shinri entging nicht, dass Varricks Blick dem Präsidenten Republicas, Raiko, galt. „Nochmals: Vielen Dank. Und jetzt viel Spaß!“ Das Spotlicht ging aus und die große Leinwand flackerte und spielte schließlich den letzten Teil von „Nuktuk, Held des Südens“ aus. Die Blicke der Zuschauer hingen wie gebannt an der Leinwand fest. Sie fieberten mit dem Helden, buhten den Bösewicht aus und trauerten um Nuktuks gefallenen Freunde. Shinri sah nur mit einem Auge zu, denn mit ihren Gedanken war sie ganz wo anders. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass bald irgendetwas geschehen würde. Waren es Varricks eindringliche Worte? Und zudem konnte sie nicht außer Acht lassen, dass sich Jinoras Geist womöglich immer noch in Unalaqs Fängen befand. Oder hatte Korra sie gefunden und befreit? Würden sie bald wieder nach Republica zurück kehren? Wie würde es dann weiter gehen? Shinri warf Asami und Bolin einen Seitenblick zu. Auch der Filmstar schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein. Schließlich stand er auf und verlies die Arena. Asami und Shinri sahen ihm besorgt nach und beschlossen ihm zu folgen. Sie fanden Bolin schließlich außerhalb des goldenen Gebäudes an der Reling liegend und in die Ferne starrend „Alles in Ordnung?“, fragte Asami. „Irgendwie scheint der Film dich richtig mitzunehmen.“ Sie zögerte kurz und fügte hinzu: „Du weist schon, dass Juchi in echt tot ist?“ „Klar weiss ich das.“, antwortete Bolin. „Juchi geht’s gut. Er wird wieder lebendig, wenn die Weltuntergangsmaschine die Polarität der Erde verschiebt. Ups, verraten. ´Tschuldigung.“ „Kein Problem.“, erwiderte Shinri und legte dem Erdbändiger sanft einen Arm um die Schultern. „Was ist es dann?“, harkte Asami nach. „Ich vermisse einfach meine Freunde.“, sagte Bolin. „Es läuft wirklich alles Bestens für mich, aber sie fühlt es sich irgendwie so leer an. Korra ist weg. Mako sitzt im Knast. Du machst dein Geschäftsfrauen-Kram... Team Avatar hat sich erledigt.“ „Ich weiss.“, bestätigte Asami. „Seit wir uns kennen gelernt haben, hat sich so viel verändert.“ Shinri legte ihren Kopf sanft auf Bolin´s Schultern. „Unsinn.“, murmelte sie. „Es hat sich nichts erledigt. Wir sind immer noch Team Avatar. Wir bleiben auch für immer Freunde.“ Jedenfalls hoffte sie das. Sie wollte daran glauben, dass Freundschaften alles überstanden. Asami löste ihren Blick vom Horizont und schlug Bolin vor: „Komm doch wieder rein und wir sehen uns zusammen den Rest des Films an.“ „Geht schon mal vor. Ich brauch noch ´ne Weile.“, sagte Bolin und die beiden Mädchen gehorchten. Shinri tätschelte ihrem Freund noch mitfühlend die Schulter, ehe sie Asami folgte. Im Flur blieb sie schließlich stehen. „Was ist?“, fragte die Nichtbändigerin. Shinri grinste schief. „Ich glaube ich suche mal die Toilette.“ Sie hob eine Hand und machte sich auf die Suche. Über ihren Rücken rief sie Asami zu: „Ich komm dann nach.“ Zum Glück kannte sie sich in dem Gebäude aus, sodass sie den Stillen Ort schnell gefunden hatte. Nachdem sie sich erleichtert und die Hände gewachsen hatte, trat sie auf den Flur hinauf. Shinri hielt inne. Was war das gewesen? Vorsichtigen Schrittes schlich sie den Gang entlang. Eine unerwartete Wasserfontäne riss sie von den Füßen, sodass sie umgerissen wurde und ihr Hinterkopf Bekanntschaft mit dem harten Steinboden machte. Undeutlich nahm sie verschwommene Gestalten wahr, die an ihr vorbei huschten, ehe die Lichter endgültig ausgingen. „Shinri? Was ist passiert?“ Zunächst undeutlich drang eine Stimme an ihr Bewusstsein. Sie blinzelte und erkannte schließlich Bolin, welcher sich besorgt über sie beugte. Sie ergriff seine Hand und setzte sich mit seiner Hilfe auf, während sie sich den schmerzenden Kopf rieb. „Keine Ahnung...“, antwortete sie schleppend. „Da waren irgendwelche Typen... Ich...“ Sie kniff die Augen zusammen, um den Schmerz aus ihrem Schädel zu vertreiben. Die beiden horchten auf, als sie ein dumpfes Poltern hörten. „Warte hier.“, befahl Bolin bestimmt. „Ruh du dich aus. Ich seh nach.“ Shinri hatte keine Wahl, als dem Befehl nachzukommen und sah dem Erdbändiger dabei zu, wie er den Gang entlang sprintete und hinter der nächsten Ecke verschwand. Es dauerte eine Weile, bis sich Shinri auf die Füße kämpfte. Langsam, dann immer schneller folgte sie Bolin, blieb aber erstaunt vor einem der geöffneten Spinde stehen, in welchem zwei Männer gefesselt und gequetscht waren. Sie legte den Kopf schief und erkannte sie schließlich als Detectives der Repblicanischen Polizei wieder. Umständlich befreite sie die Männer aus ihrem ungemütlichen Gefängnis und diese erklärten ihr, dass die wasserbändigenden Männer hinter dem Präsidenten her waren. Hastig machte sich Shinri auf, die Loge des Präsidenten aufzusuchen. Die beiden Polizisten blieben zurück, angeblich um Verstärkung anzufordern, oder dergleichen. Doch scheinbar war Bolin um einiges schneller gewesen. Der Präsident und seine Frau waren verängstigt, aber ansonsten unversehrt, während Bolin auf der Plattform mit den Banditen kämpfte. Drohend stand er über dem letzten Angreifer, der sich noch auf der Plattform befand und fragte finster: „Also, wer hat euch geschickt?“ Der arme Mann hob abwehrend die Hände. „Es war Varrick. Bitte tu mir nichts, Nuktuk.“, flehte er. Alle Anwesenden raunten auf und ihre Blicke wanderten kollektiv zu dem Industriellen vom Wasserstamm. Dieser befand es war Zeit für einen strategischen Rückzug, doch die Polizei von Republica erwartete ihn bereits und führte ihn ab. Die Menge feierte ihren Helden Bolin bzw Nuktuk. Auch Shinri applaudierte begeistert und pfiff schrill. Von Reportern begleitet ging Bolin nach draußen und lies sich ablichten. Shinri und Asami tauschten einen vielsagenden Blick, als sie ihm mit Abstand folgten. Plötzlich stürmte Ginger auf den Erdbändiger zu und drückte ihre Lippen auf seine. „Ich kann es gar nicht glauben, dass mein Freund ein echter Held ist.“ Bolin blinzelte verwirrt: „Freund? Moment mal. Ich dachte du meintest wir sind kein Paar.“ Das rothaarige Mädchen stupste ihm gegen die Stirn. „Du bist ja wirklich so dumm wie ein Stein.“, neckte sie und zog ihn näher an sich heran. „Natürlich bist sind wir ein Paar.“ Shinri wandte den Blick angewidert ab, als Ginger den Jungen erneut zu einem Kuss heranzog. Sie würde später wohl mal ein ernstes Wort mit ihm sprechen müssen. Die Tussie meinte es doch gar nicht ernst und war nur auf den Ruhm aus. „Du hast den Präsidenten gerettet.“, meinte Asami und trat zu dem Pärchen. „Und du hast bewiesen, dass Mako Recht hatte. Wir müssen sofort zu ihm.“ „Ja.“, stimmte Bolin zu, als er sich kurz von Ginger löste, nur um dann wieder zu einem Kuss heran gezogen zu werden, während die Kameras blitzen. Shinri hatte sich bewusst weit genug weggestellt, um nicht vor die Linsen zu latschen. Asami hüstelte vielsagend, als Bolin immer noch keine Anstalten machte, von der Rothaarigen weg zu kommen. „Oh.“, machte der Erdbändiger im plötzlichen Begreifen. „Du meinst sofort.“ Ein vertrautes Geräusch lies ihre Blicke gen Himmeln wandern. Ein Bison kam herab geflogen und landete vor der Arena. Korra sprang von seinem Rücken und lief auf den Präsidenten und Lin Bei Fong zu. „Präsident Raiko!“ „Avatar Korra.“, stellte der Mann fest, ehe er fragte: „Was ist los?“ „Die Situation von damals hat sich enorm verändert.“, erklärte Korra, als Shinri näher trat. „Unalaq reicht es nicht mehr nur den Süden zu erobern. Er hat jetzt vor die ganze Welt zu vernichten!“ Tenzin und seine Geschwister waren neben den Avatar getreten, als Asami und Bolin zu ihnen stießen. „Unalaq will die Welt vernichten?“, harkte Bolin nach. „Er hat wirklich eine Weltuntergangsmaschine?“ „Er wird in wenigen Tagen bei der Harmonischen Konvergenz versuchen einen mächtigen, dunklen Geist zu befreien.“, erklärte Korra. Sie musste von Vaatu sprechen. Das erinnerte Shinri an etwas und sie sah sich um. Wo war Jinora? „Wenn ihm das gelingt, dann bedeutet das endgültig das Ende der Welt.“, schloss der Avatar ihren Bericht und wandte sich an den Präsidenten. „Wir brauchen dringend ihre Hilfe.“ Raiko zögerte. „Es tut mir Leid, Korra. Ich bleibe bei nein.“ Alle Anwesenden weiteten erstaunt die Augen. Wie konnte er nach einem solchen Bericht seine Hilfe verwehren? „Es geht um Menschenleben!“ Tenzin war vorgetreten und wirkte ungewöhnlich erregt. „Auch um das meiner Tochter.“ Damit bestätigten sich Shinris schlimmste Vermutungen. Sie war also noch in Unalaqs Gewalt. „Raiko! Sie müssen etwas unternehmen.“ „Ich weiss, dass es um Menschenleben geht.“, sagte der Präsident. „Und genau deshalb werden meine Truppen auch hier bleiben. Sollte die Welt wirklich drohen im Chaos zu versinken, muss ich meine Bürger beschützen. Es tut mir Leid.“ Bolin trat auf den Präsident zu und legte ihm vertraulich eine Hand auf die Schulter. „Hören Sie: Nuktuk braucht ihre Hilfe. Ich weiss, dass sie den Menschen gerne helfen.“ „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mein Leben gerettet haben und ich bin ein Fan Ihrer Filme, aber mein Entschluss steht fest.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab. „Hätte ich ihn doch nur nicht gerettet.“, grummelte Bolin. „Ihr könnt auf mich zählen, wenn irh Hilfe braucht.“, meinte Asami. „Auf mich selbstverständlich auch.“, bestätigte Shinri. „Auf mich auch.“, rief Bolin aus. „Danke.“, sagte Korra mit einem herzlichen Lächeln, welches die anderen erwiderten. Besonders für Shinri war dieses Lächeln wie ein Sonnenstrahl, der das Eis um ihr Herz schmelzen lies. Korra war ihr nicht mehr böse. „Ich freu mich so euch wieder zu sehen.“, fügte das Mädchen vom Südlichen Wasserstamm hinzu, ehe es sich irritiert umsah. „Aber wo ist Mako?“ Bolin und Asami sahen sich betreten in die Augen und Shinri setzte zu einer schnellen Erklärung an. Sofort machten sie sich auf den Weg ins Gefängnis. Während Bolin seinen Bruder aus der Zelle holte, hatten sich im Eingangsbereich sämtliche Beamten, das Team Avatar und Tenzin und seine Geschwister versammelt. Als die Brüder zu ihnen traten, applaudierte die Menge. „Gute Arbeit, Mako.“, sagte Bei Fong anerkennend. „Du wirst einen tollen Ermittler abgeben.“ „Aber... es gibt gar keine freien Stellen für Ermittler.“, meinte der füllige Mann mit Bart neben ihr. Das war einer der Kerle, die so fies gelacht hatten und die Shinri eben aus dem Schrank befreit hatte. „Oh doch.“, widersprach die Polizeichefin. „Es gibt sogar zwei Stellen.“ Korra stürmte auf Mako zu, umarmte und küsste ihn. „Ich hab dich so vermisst, Mako.“ Shinri legte den Kopf schief. Hatten sich die beiden nicht getrennt? Hatte Korra ihre Fehler eingesehen? „Oh! Das habe ich ja noch gar nicht erzählt.“, mischte dich Bolin ein. „Korra ist zurück!“ „Korra...“, begann Mako, etwas irritiert. „Ja... Ich hab dich auch vermisst. Du... bist mir nicht mehr böse?“ „Warum sollte ich?“, war die Antwort. „Wir hatten diesen Streit bevor du gegangen bist. Weist du nicht mehr?“ „Nein.“, gestand Korra. „Nicht so richtig. Ich wurde von einem dunklen Geist angegriffen und hatte meine Gedächtnis verloren. Vielleicht ist noch nicht wieder alles da. War es ein schlimmer Streit?“ Mako hielt die Luft an, während ihn alle erwartungsvoll anstarrten. „Ääääh...“, machte er gedehnt. „Mh... Also... Nein. So schlimm war er gar nicht.“ „Korra, die Zeit läuft uns davon.“, ermahnte Tenzin, der näher getreten war. „Wir müssen einen Weg finden, Unalaq zu stoppen.“ „Ich glaube ich weiss mit wem wir reden sollten.“, mischte sich Bolin ein. „Und mit wem...?“, begann Shinri, unterbrach sich jedoch, als ihr die Antwort klar wurde. Lin Bei Fong führte das Team Avatar zu Varricks Gefängniszelle. Diese war zu ihrem Erstaunen äußerst geräumig und gut eingerichtet. „Hey Leute.“, begrüßte Varrick die Gruppe munter. „Was sagt ihr dazu? Varrick Industries hat dieses Gefängnis gebaut und ich habe extra diese Zelle anfertigen lassen. Ich habe irgendwie geahnt, dass ich hier mal landen werde.“, erklärte er mit einem verschwörerischen Zwinkern, ehe er sich lautstark an seine Assistentin wandte: „Zhu Li! Wirds bald? Wir haben Gäste! Brüh uns mal eine Kanne von diesem wunderbaren Grünen Tee. „Jawohl.“, antwortete die junge Frau und machte sich zugleich an die Arbeit. „Zhu Li ist mit Ihnen im Gefängnis?“, fragte Korra erstaunt. „Natürlich. Ich gehe nirgendwo ohne meine Assistentin hin. Ihr etwa?“ „Wir wollen keinen Tee und dies ist auch kein Freundschaftsbesuch.“, mischte sich Mako missmutig ein. „Sag bloß ihr seid mir immer noch böse wegen all dem, was passiert ist?“, fragte Varrick. „Ich hab auch gute Dinge getan.“ Nacheinander sah er die Mitglieder des Team Avatars an. „Korra, wer hat dich vor Unalaq gewarnt? Das war ich. Bolin, wer hat dich zum Film gebracht? Das war ich. Asami, wer hat deine Firma gerettet? Das war auch ich. Mako, wer hat dich ins Gefängnis gebracht? Ich.“ Er hielt inne und sah grübelnd zur Seite. „Naja... Das war vielleicht nicht so gut.“, ergänze er dann. „Aber er hat aber nicht unrecht.“, meinte Shinri und Team Avatar warf ihr einen kollektiven, unbegeisterten Blick zu, den sie mit einem Schulterzucken kommentierte. Sie hielt Varrick für keinen schlechten Menschen. Seine Methoden waren zwar etwas grob, aber im Grunde hatte er versucht, das richtige zu tun. Varrick strahlte. „Sag ich doch.“ „Sie haben mir alles gestohlen und haben versucht den Präsidenten zu entführen. Das war auch nicht so gut.“, warf Asami ein. „Ich hätte ihm ja nichts getan.“, sagte Varrick. „Ich musste nur irgendwie einen Krieg anzetteln. Naja, einen größeren Krieg.“ „Und wir werden ihn beenden.“, kam es selbstsicher von Bolin. „Wo ist das Zeug, dass Sie Asami gestohlen haben?“ „Das Zeug von Future Industries? Auf meinem Kriegsschiff.“, antwortete Varrick leichthin. „Sie haben ein Kriegsschiff?“, fragte Korra erstaunt. „Natürlich habe ich eins. Das erste, was sie gebaut haben. Ich habe es Zhu Li getauft.“ „Sie haben Ihr Kriegsschiff nach Ihrer Assistentin benannt?“, fragte Bolin verdattert. „Ja.“, antwortete Varrick, als er sich wieder auf den bequemen Sessel in der Mitte der Zelle setzte. „Beide sind kalte, herzlose Kriegsmaschinen.“ Zhu Li trat neben ihn und überreichte ihm eine Tasse. „Hier ist Ihr Tee.“ „Es tut mir wirklich Leid so einen Mist gebaut zu haben.“, entschuldigte sich Varrick und nippte an seinem Tee. „Ich möchte es wieder gut machen. Ihr kriegt Zhu Li.“ „Mein Kriegsschiff.“, fügte er hinzu, als er den Blick seiner Assistentin bemerkte. „Es gehört euch. Mit allem drum und dran.“ Korra sah ihre Freunde an. „Das ist zwar noch keine Flotte, aber ein Schiff ist besser als gar keins.“ Bolin machte einen freudigen Luftsprung. „Alles klar!“ Er zog seine Freunde in eine freudige Umarmung. „Team Avatar ist wieder im Geschäft!“ Shinri grinste glücklich und sogar Chefin Bei Fong lies sich zu einem Lächeln hinreißen. Kapitel 36: Rückschlag ---------------------- 36. Kapitel – Rückschlag „Und?“, fragte Tenzin, der die Gruppe vor dem Gefängnis erwartete. Korra lächelte aufmunternd. „Wir haben ein Kriegsschiff.“ „Gut.“ Der Luftbändigermeister nickte zufrieden. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Im Eiltempo machten sich Korra, Tenzin, Mako, Bolin, Asami, Shinri, Kya und Bumi auf zu Varricks Kriegsschiff, das er ihnen überlassen hatte. Dort angekommen legten sie Jinoras leblosen Körper in eine Wanne und Tenzins ältere Schwester versuchte mit ihren Heilfähigkeiten den Körper des Mädchens am Leben zu erhalten, wie sie Shinri auf ihre Nachfrage hin erklärte. Daraufhin nickte Shinri knapp und verlies niedergeschlagen den Raum, um an Deck zu gehen. Wie lange würde Jinora das durchstehen, wenn ihr Geist noch in der Geisterwelt verweilte? Nach einer Weile hockte sie sich neben Bumi, welcher eine beruhigende Melodie auf seiner hölzernen Flöte spielte. Die Stimmung war aber alles andere als harmonisch und beruhigend, denn auf Deck standen Mako, Tenzin und Korra. Letztere traktierte eine Strohpuppe mit Lufthieben und lies ihrer Wut dabei freien Lauf. „Unalaq wird dich erwarten.“, erklärte Tenzin ungewöhnlich finster mit vor der Brust verschränkten Arme. „Du brauchst all deine Avatar Kräfte, um ihn zu stoppen.“ „Ich werde die Tore zur Geisterwelt schließen und Vaatu für weitere 10.000 Jahre einsperren. Unalaq wird sich wünschen niemals geborgen worden zu sein!“ Ein Feuerstoß fegte den Kopf der Trainingspuppe von dessen Körper, sodass sie etwas angekokelt über das Schiffsdeck rollte, genau vor Makos Füße. Dieser blinzelte irritiert und hob schließlich den Kopf auf, um ihm Korra zu überreichen. „Danke, Mako.“ Der Feuerbändiger schien mit sich zu kämpfen. „Wolltest du was sagen?“, harkte seine Freundin nach. „Äh... Nein. Nein. Nichts. Gar nichts.“, beeilte er sich dann zu sagen. Kaum war Korra außer Sichtweite, seufzte er entnervt auf, was Shinri nicht verborgen blieb. Bolin nährte sich seinem Bruder breit grinsend und das braunhaarige Mädchen folgte ihm. Es sah zwischen den beiden Jungs hin un her. „Was ist los?“, fragte Shinri nach einer Weile. „Oh.“, machte Bolin und klang amüsiert. „Mako schafft es nicht Schluss zu machen. Schon wieder.“ Sie sah Mako erstaunt an. „Du willst wirklich Schluss machen?“ „Ich weiss nicht... Aber... Ja... Doch... Ich glaube schon... Ja...“, antwortete er schließlich und sah Korra nach, um welche sich inzwischen Tenzin und Kya versammelt hatten. Die Drei schienen ihr weiteres Vorgehen zu planen. Nach einer Weile gesellten sich auch die anderen zu ihnen. „Sind wir bald da?“, fragte Bolin und Shinri wäre dankbar gewesen, hätte sie Antwort: Ja sofort, gelautet. „Bald.“, antwortete Asami. „Aber ich habe gerade ein Notruf von den südlichen Truppen erhalten. Es gibt ein Problem.“ „Was für ein Problem?“, harkte Korra voller dunkler Vorahnungen nach. Asami mied zunächst ihren Blick. „Raus damit.“, drängte der Avatar. „Unalaq geht mit aller Gewalt gegen die südlichen Truppen vor.“, erklärte Asami schließlich. „Ihre Ressourcen sind fast erschöpft und es hat viele Verletzte gegeben.“ Korras Fäuste ballten und ihr Blick verfinsterte sich. „Ich werde ihnen helfen.“ Die anderen nickten bestätigend. Sie würden dieses Trauerspiel beenden. Als sie am Hafen ankamen, ritt Korra mit Naga zu ihrem Zuhause und die anderen folgten ihr mit Oogie. Senna kam der Gruppe entgegen. „Mama!“ Korra umarmte ihre Mutter, während die anderen von dem Himmelsbison stiegen. „Wo ist Papa?“, fragte der Avatar gerade, als Shinri zu ihr trat. Senna´s Augen schimmerten feucht. „Unalaq hat die südlichen Rebellen besiegt und deinen Vater gefangen genommen.“ „Ich werde ihn befreien.“, versicherte Korra. Tenzin trat an Senna heran. In seinen Armen trug er den leblosen Körper Jinoras. „Wo ist meine Mutter?“, fragte der Luftbändigermeister. „Sie ist in der Heilungshütte.“, antwortete sie und fügte voller Kummer hinzu: „Es sind so viele verwundet.“ Augenblicklich betrat die Gruppe die Hütte und Meisterin Katara wandte sich ihnen zu. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als die des schlaffen Körpers ihrer Enkelin gewahr wurde. „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt. „Jinoras Seele ist in der Geisterwelt gefangen.“, erklärte Tenzin. „Du meine Güte.“, rief die Meisterin aus. „Wie lange ist sie schon dort?“ „Seit fast einer Woche.“, antwortete Kya. „Ich habe versucht ihre Energie am fließen zu halten, aber sie wird immer schwächer. Nur du kannst ihr noch helfen, Mama.“ Die Geschwister folgten ihrer Mutter in den hinteren Teil der Hütte. Korra und Senna folgen ihnen ebenfalls. Shinri blieb in dem großen Saal. Sie wollte der Familie eine respektvolle Distanz ermöglichen und sah sich um. Der gesamte Raum war mit verletzten Stammesmitgliedern des Südens gefüllt. Es musste ein harter Kampf gewesen sein. Sie wünschte, sie könnte helfen. Könnte sie doch nur besser Heilen, oder hätte ihnen im Kampf beistehen können. Sie sah auf, als die anderen wieder zurück kehrten und folgte ihnen stumm nach draußen. Dort warteten Mako, Bolin und Asami. „Ich habe mit den Rebellen gesprochen.“, erklärte Korra, die noch eine Weile in der Hütte geblieben war und nun zu ihnen trat. „Sie sagen Unalaq belagert das südliche Tor. Und in wenigen Stunden ist die Harmonische Konvergenz.“ „Dann müssen wir die Verteidigungslinie selbst durchbrechen um an das Tor zu kommen!“, rief Tenzin aus. „Es ist höchste Zeit zu handeln. Wir wissen, was uns erwartet.“, stimmte Korra zu und auch Shinri konnte ihr im Geiste nicht widersprechen. Die Zeit des Redens war vorüber. „Ein Himmelsfahrtkommando.“, ergänze Bolin düster. „Wisst ihr, ich war schon einmal in einer ähnlichen Lage.“, erklärte Bumi und stemmte die Fäuste in seine Hüfte. „Meine Männer zogen eine Woche lang ohne Wasser durch die Wüste und als wir dann endlich die einzige Oase weit und breit gefunden hatten, wurde genau diese von wütenden Sandbändigern belagert. Ich hatte sofort erkannt, dass es nur eine Möglichkeit gab an das Wasser zu kommen. Nämlich: Aus der Luft. Also konstruierte ich ein Katapult und mit Hilfe einiger gut dressierter Schweineaffen...“ Da konnte Tenzin nicht mehr an sich halten. „Hör mit diesen Lügengeschichten auf.“, herrschte er seinen älteren Bruder an. Schade. Shinri hätte die Geschichte gerne zu Ende gehört. Bumi hatte ihr schon so einige seiner Abenteuer erzählt und das Verrückte war, dass sie ihm glaubte. Natürlich übertrieb er hier und da, aber der Kern war wahr. „Verstehst du nicht, dass das Schicksal der Welt und Jinoras Leben davon abhängen, was wir jetzt tun werden.“ Bumi wirkte verletzt und enttäuscht. „Wartet. Bumi hat vielleicht Recht.“, warf Asami ein. „Wir haben zwar weder Katapult, noch Schweineaffen, aber dafür einen fliegenden Bison und das Flugzeug auf dem Schiff. Wir könnten auch aus der Luft angreifen.“ „Und wie genau?“, fragte Korra. „Mako, Bolin und ich können sie mit dem Flugzeug ablenken und somit ihre Verteidigung schwächen.“, erklärte die Nichtbändigerin. „Du, Shinri, Tenzin, Bumi und Kya, ihr fliegt auf Oogie zum Tor und versucht irgendwie hinein zu kommen.“ Korra nickte entschlossen. „Also, legen wir los.“ Gesagt getan. Besorgt sah Shinri Bolin, Asami und Mako dabei zu, wie diese die Soldaten und Robopanzer ablenkten, während sie zum Tor flogen. Doch wie sich heraus stellte, waren die Truppen aus dem Norden nicht das einzige Problem. Um das Südliche Geistertor kreisten unzählige dunkle Geister. Sie mussten unter Unalaqs, oder Vaatus Einfluss stehen. Gerade als Tenzin versuchte eine Weg ins Innere der Geisterwelt zu finden, stob ein Schwarm der dunklen Geister auf die Gruppe zu. Der Luftbändigermeister legte ein geschicktes Ausweichmanöver mit seinem Bison hin, doch die Wesen waren ihnen dicht auf den Fersen. Es dauerte nicht lange, da klammerten sich die dunklen Geister an Oogie und zogen ihn zu Boden. Korra und Shinri erhoben sich und versuchten die Geister mit Luftstößen abzuschütteln. Kya öffnete ihre Feldflasche und tat es ihnen gleich. „Die Geister ziehen Oogie nach unten. Wir verlieren an Höhe!“, brüllte Tenzin gegen den Wind an. Auch Bumi erhob sich und stellte sich den Gegnern auf seine Art. Er trat mit dem Stiefel nach einem der dunklen Wesen. „Runter von ihm, du klebriger, widerlicher, kleiner...“, schimpfte er, doch weiter kam er nicht. Der dunkle Geist packte ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor. Shinri keuchte erschrocken auf und wirbelte herum. Sie sah, dass Tenzins älterer Bruder die Arme um den Körper des Geistes geschlungen hatte und sich krampfhaft festhielt. „Wenn ich falle, fällst du mit mir.“, knurrte er beharrlich. Shinris Augen weiteten sich, als sie erkannte, was nun passierte. Der Geist lies von dem Bison ab und er stürzte zusammen mit Bumi zu Boden. „Bumi!“, rief Kya aus. Wie versteinert klebte der Blick des braunhaarigen Mädchens an der Stelle fest, wo sie Bumi zuletzt gesehen hatte. Sie versuchte wieder zu sich zu finden. Er war nicht tief gefallen und der Schnee müsste seinen Sturz gebremst haben, erzählte sie sich. Sie sah, wie am Horizont auch Asamis Flugzeug dem Boden entgegen stürzte und mit einer schwarzen Rauchwolke hinter den schneebedeckten Bergen verschwand. Oh nein. Inständig hoffte sie, dass ihnen nichts geschehen war. Shinri blinzelte. Sie hatte sich ablenken lassen. Inzwischen kamen keine neuen Geister mehr hinzu, doch das Gewicht der dunklen Wesen, die bereits an Oogie zu kleben schienen, zwang das Tier unablässig zu Boden. Rasend schnell kam ihnen die Erdoberfläche näher. Oh nein. Verzweifelt zog Tenzin an den Zügeln, doch er konnte nicht verhindern, dass sein Bison zu Boden stürzte. Das Tier überschlug sich einmal und Tenzin, Bumi, Kya, Korra und Shinri blieben regungslos im kalten, weißen Schnee liegen. Mühsam hob Shinri den Kopf. Sie erkannte verschwommen, wie etwa drei berittene Gestalten auf sie zu kamen. Neben sich hörte sie Korra leise stöhnen. Hartnäckig klammerte sich Shinri an den letzten Funken Bewusstsein, der ihr noch geblieben war. Sie durfte jetzt nicht die Augen schließen. Sie durfte nicht ohnmächtig werden. Sie musste um jeden Preis wach bleiben und sich gegen die Soldaten des Nordens wehren. Sie schaffte es sich mit Hilfe ihrer Arme etwas aufzurichten, dann schwand sämtliche Kraft aus ihrem Körper und sie brach im Schnee zusammen. Shinri kam zu sich, als sie ein dumpfes Geräusch hörte. Sie blinzelte benommen und erkannte, dass sie zusammen mit den anderen gefesselt in einem der Zelte gefangen war. Auch Tonraq war bei ihnen. Das braunhaarige Mädchen hob den Blick und erkannte, dass Desna, Eska und zwei Wachen am Zelteingang standen. „Wir habens versucht...“, entschuldigte sich Mako matt. Unwillkürlich brannten Tränen in Shinris Augen. Die Lage schien hoffnungslos. „Meinen Glückwunsch, allesamt. Ihr habt euch einen Logenplatz für den Beginn einer neuen Weltordnung gesichert.“ „Ihr wisst doch gar nicht, was Ihr da tut, Unalaq.“, begann Korra. „Wenn Ihr Vaatu befreit, wird Euch das nicht zu Macht verhelfen. Ihr werdet alles Gute, was in den letzten 10.000 Jahren geschehen ist verraten.“ Unalaq sah geringschätzig auf seine Gefangene herab. „Glaubst du wirklich Avatar Wan hat Gutes getan. Er hat fast alle Geister aus dieser Welt vertrieben. Der Avatar hat nicht Harmonie in die Welt gebracht, sondern Chaos. Und du willst die Brücke zwischen beiden Welten sein?“, fragte er verächtlich an Korra gewandt. „Es sollte gar keine Brücke nötig sein. Wir sollten in Einheit zusammen leben.“ Korra fixierte ihren Onkel. „Auch wenn Vaatu entkommen sollte, werde ich ihn einfach direkt wieder einsperren. So wie Wan damals.“ „Es stimmt, dass das Gute an Stärke gewonnen hat, als Wan mit Raava eins geworden war.“, gab Unalaq zu. „Aber dieses Mal werde ich für Gleichgewicht sorgen. Bei der Harmonischen Konvergenz werde ich mich mit Vaatu vereinen.“ Seine Tochter und sein Sohn sahen ihn erstaunt an. Shinris Augen weiteten sich flüchtig. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Doch das Stammesoberhaupt des Nordens fuhr bereits fort: „Und zusammen werden wir der neue Avatar. Ein dunkler Avatar.“ Na, das hatte ja schon einen schönen, positiven Beiklang, dachte Shinri müde und zerrte unauffällig an ihren Fesseln. Sie musste irgendwie freikommen. „Deine Zeit ist vorbei.“, lies der ambitionierte Stammesführer Korra wissen. „Überleg doch mal, was du da tust.“, bat Tonraq. „Ich weiss, du hattest schon immer eine starke Verbindung zur Geisterwelt. Aber du bist ein Mensch. Und immer noch mein Bruder. Du bist Eskas und Desnas Vater. Willst du dein menschlicher Dasein etwa aufgeben und ein Ungeheuer werden?“ „Ich werde nicht mehr Ungeheuer sein, als deine Tochter es war.“, erwiderte Unalaq ungerührt. „Der Unterschied ist nur, dass sie ihre spirituelle Macht nicht erkennt und ich mit meiner Macht im vollkommenen Einklang sein werde. Vaatu und ich werden eins sein. Niemand wird sich uns widersetzen können.“ Eska und Desna wechselten einen raschen Blick, ehe Unalaq, die anderen Gefangenen am Boden geflissentlich ignorieren, auf Shinri zu trat. Das Mädchen versuchte furchtlos den Blick des Stammesoberhaupt zu erwidern, als dieser tiefgründig lächelte. „Ein alter Bekannter von dir wartet sehnsüchtig darauf, dich wieder zu sehen.“, lies er Shinri wissen, ehe er sie unterm Arme packte und auf die Füße zog. Die anderen protestierten lautstark, doch Unalaq überhörte sie geflissentlich und befahl seinen Kindern: „Schließt sie ein. Nach der Harmonischen Konvergenz komme ich Korra holen.“ „Ja, Vater.“, antwortete Eska gehorsam, während Desna seinem Vater, der Shinri hinter sich herzog, nachsah. Während das Stammesoberhaupt des Nordens Shinri grob gepackt hatte und über den Schnee Richtung Geistertor zwang, fragte sich wenn Unalaq mit ihrem „alten Bekannten“ gemeint hatte. Ein kalter Schauer durchfuhr sie, als ihr Hun Dun in den Sinn kam. Die Beiden traten durch das Tor und fanden sich augenblicklich in der Geisterwelt wieder. Nach einem schwindelerregendem Schritt, der sie in einem Augenblick ganze Landschaften durchschreiten lies, kamen sie vor einem Baum an. Vor und hinter ihnen schimmerten geheimnisvoll die Tore zur Geisterwelt. Endlich lies Unalaq Shinri los und stieß sie vorwärts, sodass sie stolperte und vor dem großen Baum zu Boden fiel. Sie hob den Blick. Irgendwie kam ihr dieser Ort bekannt vor. Dann erinnerte sie sich an die Zeichnung im Buch aus Wan Shi Tongs Bibliothek. Sie befand sich vor dem Baum der Zeit. „Ah, Shinri.“, ertönte plötzlich eine tiefe, durchdringende Stimme. Das Mädchen fokussierte seinen Blick auf den Stamm des Baumes. Dort befand sich eine Öffnung, aus der ein unheimlich, rotes Licht drang. Ein vertrautes und zugleich unangenehmes Gefühl durchfuhr ihren Körper. Im gleichen Augenblick erinnerte sie sich daran, als was der Baum diente: Vaatus Gefängnis. „Vaatu...“ „Ganz recht.“, bestätigte der Geist der Dunkelheit. Shinri schien unter Vaatus Präsenz zu schrumpfen. Woher kannte sie nur dieses Gefühl und warum hatte Unalaq von einem „alten Bekannten“ gesprochen? Sie war diesem Geist nie begegnet. Oder etwa doch? Woher kam dieses vertraute Gefühl, dass ihr einen Schauer den Rücken hinauf jagte? „Du erinnerst dich nicht an mich, oder?“, fragte Vaatu mit seiner dunklen Stimme. „Nein.“, antwortete das Mädchen mit erstickter Stimme. „Vielleicht solltest du ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.“, schlug Unalaq vor. „Also gut.“, bestätigte Vaatu. Das dunkle Licht, welches er ausstrahlte, schien sich zu intensivieren und schien alles in der Umgebung zu verschlingen. Unscharfe Bilder schossen an Shinri vorbei. Waren das etwa… ihre Erinnerungen? Irgendwann wurde die Bilderflut langsamer und sie konnte einzeln Erinnerungsfetzen ausmachen. Nori. Amon. Korra. Mako. Bolin. Asami. Shiki. Iroh. Und dann erinnerte sie sich, warum ihr dieses düstere Licht so bekannt vorkam. Es war die dunkle Energie, die mit ihrer eigenen verbunden zu sein schien. Dann waren da neue Bilder. Hun Dun und Vaatu. Allmählich fügten sich die verschiedenen Puzzleteile in ihrem Geiste zusammen. So hatte es der alte König also bewerkstelligt. Mithilfe des Geistes der Finsternis. Dieses finstere Licht, dass sie nun schon viele Jahre lang begleitete. Nur langsam tauchte sie aus dem Strom der Erinnerungen wieder auf. „Dir scheint nicht bewusst, was für ein Glück du hast.“, sagte da Unalaq. „Aber ich werde dich mit Freunden von deiner Last erlösen. Ich werde diese Fähigkeiten mehr zu schätzen wissen, als du.“ Kapitel 37: Die Harmonische Konvergenz -------------------------------------- 37. Kapitel - Die Harmonische Konvergenz Korra rannte gefolgt von Bolin, Tenzin, Bumi, Kya und Mako durch das Südliche Geistertor. Asami hatte ihren Vater mit Oogie zu ihrer Mutter gebracht. Tenzin, Kya und Bumi würden Jinora in der Geisterwelt suchen. Mako und Bolin sollten Unalaq ablenken, während sie selbst die Tore schloss, damit Vaatu nicht entkommen konnte. Bis zur Harmonischen Konvergenz war es nicht mehr lange. Als sie durch das Tor geschritten waren, befanden sie sich auf der Ebene des Baumes der Zeit. Der majestätische Baum, der Vaatus Gefängnis war, erhob sich vor ihnen. Unalaq wirbelte herum, ganz so als hätten sie ihn bei etwas gestört. Korras Blick wanderte weiter und da sah sie den Körper, der wie ein klägliches Bündel zwischen den Wurzeln des Baumes der Zeit lag. Shinri! Der Blick des Avatars verfinsterte sich. Unalaq nutzte den Moment und sprang auf einen der dunklen Geister, die um den Baum kreisten und kam auf die Gruppe zu geflogen, begleitet von einem Schwarm der dunklen Wesen. „Tenzin, geh und such Jinora.“, befahl Korra eindringlich. „Los.“, rief der Luftbändigermeister aus und stürmte los. Seine Geschwister folgten ihm auf dem Fuße. Dann legte Korra die Fäuste aneinander und versetzte sich in den Avatar Zustand. Sie würde kämpfen. Sie würde die Tore schließen, die Welt retten und ihre Freunde beschützen. Mit einem einzigen Lufthieb wehrte sie die herannahenden Geister ab. Doch Unalaq wich diesem Angriff geschickt aus und startete einen Gegenangriff. Nun war Makos und Bolins Einsatz gekommen. Korra lief zum ersten Geistertor und berührte es konzentriert mit ihren Händen. Sie musste das Tor rechtzeitig schließen, um jeden Preis. Ihr Kopf fuhr herum, als sie eine dunkle Stimme hörte: „Du wirst die Tore nicht rechtzeitig schließen können, Raava.“ Vaatu! „Meine Befreiung ist unausweichlich! Und dann werde ich die Welt in ewige Dunkelheit tauchen!“ „Das werde ich verhindern!“, lies Korra ihn lautstark wissen. Der Geist der Finsternis lachte hämisch. Unerwartet richtete er sich an den regungslosen Körper vor seinen Füßen: „Los! Steh auf!“, befahl er bestimmend. Shinri gehorchte. Sie erhob sich schwankend. Korra war erleichtert zu sehen, dass ihre Freundin wohlauf zu sein schien, doch etwas stimmte ganz und gar nicht. In dem Augenblick, in welchem das braunhaarige Mädchen seine Augen öffnete, wurde dem Avatar klar was es war. Die Augen ihrer Freundin strahlten ein unheimliches, finsteres Licht aus, wie jenes, welches von Vaatu ausging. „Shinri?“ Doch das Mädchen reagierte nicht. Es schien Korras Stimme gar nicht wahr zu nehmen. Mit ausdruckslosem Gesicht starrte sie Korra unverwandt an und schien auf Vaatus weitere Befehle zu warten. „Vernichte sie!“, donnerte der Geist der Finsternis. Korras Augen weiteten sich, als ihre Freundin, alle vier Elemente an ihrer Seite, auf sie zu gestürmt kam. „Shinri, nein!“ Als ein Steinhagel, unterstützt von Luft und Feuerstößen auf sie niederprasselte, sah sich der Avatar gezwungen mit einer Rolle auszuweichen. Hektisch besah sie das leuchtende Geisterportal. Sie hatte keine Zeit mehr. Sie musste die Tore schließen und zwar bald. Doch da nahte Shinri schon wieder herbei. Ihre Faust wurde von Flammen umschlossen. Geschickt wich Korra dem Schlag aus. „Shinri! Komm zu dir!“, bat sie eindringlich. Erreichte sie ihre Stimme gar nicht mehr? Konnte sie denn gar nichts tun? Sie wollte ihre Freundin nicht verletzten, konnte sich von ihr aber auch nicht aufhalten lassen. Das Schicksal der Welt stand auf dem Spiel. Korra´s Blick fixierte für den Bruchteil einer Sekunde Vaatu. Dieser verfluchte Geist! Beinahe wünschte sie, er würde aus seinem Gefängnis frei kommen, damit sie ihn persönlich in Empfang nehmen konnte, doch natürlich war das pure Spinnerei. Sie konnte es nicht riskieren, dass der dunkle Geist ausbrach. Gesteinsbrocken schossen auf sie zu, denen der Avatar mit Mühe ausweichen konnte, doch feine steinerne Brocken brachten ihr tiefe Schnitte an der Wange bei. Verdammt. Sie hatte sich zu sehr ablenken lassen. Mako und Bolin waren noch mit Unalaq beschäftigt und hielten diesen in Schach. Korra fixierte ihre Freundin. „Entschuldige, Shinri.“, sagte sie, ehe sie einen Wasserschwall aus dem Strom neben ihr bändigte und auf das Mädchen zu sausen lies. Doch diesem gelang es den Angriff abzuwehren und parierte seinerseits mit einem brutalen Feuerstoß. Korra lies diesen in der Luft verpuffen und setzte mit einem Luftwirbel nach. Shinri machte eine geschickte Ausweichbewegung, ehe sie eine steinerne Mauer errichtete, aus welcher sie einzelne Teile auf Korra zu fliegen lies. Mit ihren eigenen Geschossen wehrte Korra Shinris Angriffe ab und setzte erneut zu einer Wasserflut an. Diese brachte das Mädchen zu Fall und schleuderte es einige Meter über den Boden. „Los!“, ertönte erneut Vaatus Stimme, woraufhin sich Shinri wieder erhob und in Angriffsstellung ging. Den nächsten Angriffen wich Korra aus, ehe sie eine Mauer aus Eis errichtete, die sie schützen sollte. Fieberhaft überlegte sie. Sie musste das Mädchen handlungs- oder zumindest bewegungsunfähig machen, ohne sie groß zu verletzten. Also schloss Korra die Augen und konzentrierte all ihre Kräfte. „Es tut mir Leid, Shinri.“, sagte sie leise, ehe sie alle vier Elemente um sich sammelte und diese in einem großen Angriff auf Shinri schleuderte. Für einen Augenblick sah es so aus, als könnte das Mädchen bestehen, doch dann erwischte sie die Woge aus Wasser, sodass sie das Gleichgewicht verlor und beinahe ungebremst mit dem Kopf auf Stein schlug. Sie gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich, dann rührte sie sich nicht mehr und blieb besinnungslos liegen. Korra warf ihr einen hastigen, prüfenden Blick zu. Sie würde wieder in Ordnung kommen. Gerne wäre sie ihrer Freundin zu Hilfe geeilt und hätte sie geheilt, doch dafür war keine Zeit. Hastig rannte sie zum Geisterportal, konzentrierte sich erneut auf ihre Kräfte und legte ihre Hände an den gleißenden Lichtstrahl. Ihre Augen begannen weiß zu glühen. Bitte, schließ dich. Schnell!, bat sie stumm. Vaatu lachte lediglich triumphierend. Der Sieg war ihm sicher. Mako und Bolin setzten sich in der Zwischenzeit tapfer gegen Unalaq zur Wehr, doch das Stammesoberhaupt des Nordens gewann schließlich die Oberhand und schleuderte die beiden Bändiger mit einem Wasserschwall von sich. „Die Zeit läuft dir davon, Raava.“, höhnte der Geist der Finsternis. „Du spürst, wie es immer näher rückt.“ Im nächsten Augenblick schleuderte eine pulsierende Energie, die aus dem Geisterportal strömte den Avatar zurück. Die beiden Energiestrahlen der Tore verbanden sich und beinahe im selben Moment brach Vaatu mit einem gewaltigen Energiestoß aus seinem Gefängnis aus. Er fixierte seine winzigen Gegner und lachte hämisch. Korra starrte mit vor Schreck geweiteten Augen den Geist voller Furcht an. Nein. Vaatu war frei. Sie hatte es nicht geschafft, die Tore rechtzeitig zu schließen. „Raava! Endlich ist der Moment gekommen.“, wandte sich Vaatu an Korra und somit auch an den Geist des Lichtes. „Die Harmonische Konvergenz steht kurz bevor.“ Das Mädchen ballte die Fäuste. „Ich lasse nicht zu, dass du dich mit Unalaq vereinst! Ich werde dich gleich wieder einsperren.“, lies sie ihn wissen. Sofort machte der Geist eine Kehrtwende in der Luft und hielt auf Unalaq zu, welcher ihn mit weit geöffneten Augen erwartete. Mit einem Feuerstoß stieß der Avatar Vaatu zurück. Dann beförderte sie mit einem Luftstoß Unalaq aus dem geöffneten Tor in die Materielle Welt. „Lasst Unalaq nicht mehr in die Geisterwelt!“, befahl sie ihren Freunden. Mako und Bolin nickten. „Geht klar.“, antwortete der Jüngere und beide sprangen durch das Geisterportal. Dann fixierte Korra Vaatu. Ihr Kampf um das Schicksal der Welt konnte beginnen. Der Kampf um das Schicksal der Welt. Finsternis und Licht. Vaatu gegen Raava. Ein Kampf, der sich alle 10.000 Jahre wiederholte. Der Gewinner entschied sowohl über die Zukunft der Materiellen, als auch über die der Spirituellen Welt. Der Verlierer würde verschwinden und erst 10.000 Jahre später wiederkehren, doch falls dieser jemand Raava wäre, wäre die Welt nicht mehr dieselbe. Shinri konnte in ihrer Ohnmacht nicht ahnen, dass dieser in diesem Augenblick in ihrer unmittelbaren Nähe ausgefochten wurde. Sie konnte auch nicht ahnen, dass Unalaq mit Vaatu verschmolzen war, eben so wenig, wie sie wissen konnte, dass sich der Kampfplatz nun auf die materielle Ebene verschoben hatte. „Shinri...“ Wie aus weiter Ferne drang eine Stimme wie ein leises Echo an ihr Bewusstsein. Sie rührte sich nicht. „Shinri!“ Der Ruf wurde dringlicher. Das Mädchen stöhnte leise und ihre Augenlider flackerten. Langsam kehrte ihr Bewusstsein in ihren Körper zurück. Shinri konnte spüren, wie eine Hand auf ihrer Schulter lag und sie eindringlich rüttelte. „Shinri, komm zu dir!“ Endlich gelang es ihr, unter unglaublicher Kraftanstrengung, die Augen zu öffnen. Mako und Bolin hatten sich über sie gebeugt. „Gottseidank, es geht dir gut.“ Vorsichtig half Mako ihr dabei sich aufzusetzen. „Was....?“ Das Mädchen war völlig verwirrt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich, zumindest grob, an die vergangenen Ereignisse erinnerte. Aber nicht alle Erinnerungen wollten sofort zu ihr zurück kehren. Doch eines fiel ihr sofort ein. „Korra!“ Sie sah die Brüder beide mit aufgerissenen Augen an. „Vaatu! Raava! Die Harmonische Konvergenz!“ Der Blick der Feuerbändigers wurde ernst und ihr Mut sank. „Vaatu hat sich mit Unalaq vereint.“, erklärte er dann. „Aber noch besteht Hoffnung!“, meinte Bolin aufmunternd. „Er kämpft gegen Korra.“ Shinri nickte langsam und stand mit Makos Hilfe auf. Er versicherte sich mit einem Blick, dass sie stehen konnte und die drei machten sich auf den Weg in die Materielle Welt. Sie sahen, wie Unavaatu und Korra verbittert kämpften. Feuerstoß folgte auf Wasserschwall und Gesteinsbrocken zerstörten herannahende Eisprojektile. Es war nicht auszumachen, wer in diesem Kampf die Oberhand hatte, doch es galt keine Zeit zu verlieren. Die Drei sprinteten weiter auf die eisige Ebene zu, wo der Kampf tobte. Shinris Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie näher heran waren. Korra lag benommen im Schnee und Unavaatu hatte Raava in einer Kugel aus Wasser gefangen. Oh nein., dachte sie entsetzt. Das durfte doch nicht wahr sein... „Korra!“, rief Mako besorgt. „Er hat den Geist des Lichts!“, stellte Bolin laut fest, ehe die beiden Brüder ihre Attacken auf den Gegner los liesen und Shinri folgte ihrem Beispiel. Unavaatu wehrte ihre Attacken beinahe lässig mit dicken Mauern aus Eis ab und mit einer einzigen Bewegung wandten sich Eis und Schnee gegen die drei Bändiger und sie wurden durch die Luft geschleudert, sodass sie unsanft zu Boden fielen. Schon wieder drohte Shinri das Bewusstsein zu entgleiten. Sie sah Mako und Bolin neben sich liegen. Korra streckte ihre zitternden Finger nach Raava aus, welche nur wenige Meter neben ihr im kalten Schnee lag. Unbarmherzig packte Unavaatu den Geist des Lichtes mit einem Wassertentakel und hielt ihn fest. Dann schleuderte er Raava gegen einen Felsen und im gleichen Augenblick zuckte Korra, wie von einem Schlag getroffen, zusammen. Erneut richtete Unavaatu seinen Wasserarm gegen Raava. Ohne jedes Mitglied und gnadenlos hieb er immer wieder auf den Geist ein, der unter seinen Angriffen zu schrumpfen schien. Korra war zu Boden gesunken und versuchte ihre Schmerzenschreie zu unterdrücken. Jeder Schlag gegen den Geist galt ihr ebenso. Verzweifelt versuchte Korra auf die Füße zu kommen und auch Shinri wünschte sich nichts mehr, als diese Gräueltat zu stoppen. Ein letzter brutaler Schlag traf Raava, den Geist des Lichts und der Harmonie, ehe sie in unzählige Lichtfunken zerstob und sich in der Nachtluft verflüchtigte. Damit wich die letzte Kraft aus Korras Körper. Ihre Augäpfel drehten sich nach innen und ihr Kopf sank kraftlos zu Boden. Im nächsten Augenblick erstarkte die Dunkelheit in dem finsteren Geist und er wuchs zu unmenschlicher Größe an. Shinri konnte ihr Entsetzten nicht verbergen und auch Mako und Bolin, welche zu sich gekommen waren, sahen dem Schauspiel mit wachsenden Bestürzung zu. Hastig eilten sie zu Korra, packten sie unter den Armen, um sie in Sicherheit zu bringen. In der Ferne sah Shinri, wie Eska und Desna, Unalaqs Kinder, durch das Geisterportal schritten und mit großen Augen das dunkle Wesen ansahen, das einst ihr Vater gewesen war. „Dies ist der Beginn von 10.000 Jahren Finsternis.“, verkündete Unavaatu finster mit donnernder Stimme, ehe er mit einer Hand den Geisterstrahl berührte. Lichtblitze tobten am Himmel und im nächsten Augenblick schien der Energiestahl Unavaatu zu verschlingen und das Monstrum war verschwunden. Shinri kämpfte sich mit letzter Kraft auf die Beine. Sie musste etwas tun. Sonst würde Vaatu die Welt in ewige Finsternis stürzen. „... ihn... aufhalten...“, keuchte sie und unternahm dabei einige schwache Schritte. Sie musste ihm hinterher. Irgendetwas tun. Und wenn es das letzte war, was sie tat. „Bist du verrückt?“, fragte Mako streng und hielt sie fest, ohne Korra loszulassen. „Mako...“ „Ich muss...“ Weiter kam sie nicht. Ein gewaltiger Energiestoß aus dunkler Energie implodierte und riss alle Menschen, die sich in Reichweite befanden von den Füßen. Auch Shinri, welche inzwischen wieder in die Knie gesunken war, wurde vom Energieimpuls erfasst und durch die Luft geschleudert. Danach verlor sich alles in Finsternis. Kapitel 38: Die Finsternis bricht herein ---------------------------------------- 38. Kapitel – Die Finsternis bricht herein Laut nach Luft schnappend kam Shinri zu sich. Ihr Oberkörper schnellte aus dem Wasser und sie sah sich um. Neben ihr saßen Korra, Mako und Bolin und atmeten ebenfalls heftig. „So ein Glück. Es geht euch gut.“ Tenzin, Kya und Bumi waren bei ihnen, hatten sie wohl ohnmächtig auf dem Boden liegen sehen, zurück in die Geisterwelt getragen und in Geisterwasser gelegt, in welchem Kya ihre Körper geheilt haben musste. Die Vier erhoben sich und Korra trat auf ihren Lehrmeister zu. „Hast du Jinora gefunden?“ Auch Shinri sah den Luftbändiger hoffnungsvoll fragend an. „Ich konnte ihre Seele befreien, aber sie war noch nicht bereit in ihren Körper zurück zu kehren.“, antwortete er, während er Korra eine helfende Hand reichte. „Sie spürte, dass die Welt in großer Gefahr ist.“ Korra wandte sich ab. „Damit hatte sie recht.“ Niedergeschlagen hockte sich das Mädchen auf einen Stein. „Konntest du Unalaq und Vaatu aufhalten?“, harkte Tenzin nach. „Nein.“, gab der Avatar zu Antwort. „Sie haben sich vereint. Dann hat Vaatu Raava aus mir heraus gerissen und sie zerstört.“ Sie lies den Kopf sinken. „Vaatu hat gewonnen.“ „Nein!“ Bolin rang verzweifelt mir seinen Händen. „Ich bin zu jung, um in 10.000 jähriger Finsternis zu leben. Korra, kannst du nicht mit einem deiner Vorgänger sprechen, oder so?“ „Also Vaatu Raava vernichtet hat, zerstörte er auch meine Verbindung zu den vergangenen Avataren.“ Sie schlang die Arme um ihren Körper, der zu zittern begann. „Wenn das stimmt, dann...“, begann Tenzin atemlos. „Das Zeitalter ist zu Ende. Ich bin der letzte Avatar.“, sagte Korra. Tränen der Verzweiflung rannen ihre Wangen hinab. „Es tut mir so Leid, Tenzin.“ Sie begann zu schluchzen und ihre Schultern bebten. Auch in Shinris Augen brannten Tränen. Es schmerzte sie ihre Freundin so verletzlich zu sehen. Niemals zuvor hatte sich das Mädchen vom Südlichen Wasserstamm solche Blöße gegeben. Und zudem schien es wirklich so, als sie alle Hoffnung dahin. Shinri ballte sie Fäuste und verbiss sich die Tränen. Kya ging auf ihren kleinen Bruder zu. „Sie braucht dich jetzt. Mehr denn je.“ Die anderen hielten respektvoll Abstand, als Tenzin zu der verzweifelten Korra trat. „Möglicherweise können dir die anderen Avatare jetzt nicht mehr helfen, aber ich kann es vielleicht.“ „Niemand kann mir jetzt helfen.“, erwiderte Korra mit erstickter Stimme. „Ich weiss, dass ich nicht dein bester Lehrer war. Das lag ganz sicher auch daran, dass ich selbst noch spirituell wachsen musste. Es gibt vielleicht noch eine Möglichkeit Vaatu aufzuhalten.“, meinte der Luftbändigermeister und Korra hob den Blick. „Wie denn?“, fragte sie. „Löse dich von deiner Vorstellung, wer du zu sein glaubst und verbinde dich mit deinem inneren Geist.“, erklärte Tenzin. „Hast du mir denn gerade nicht zugehört?“, fragte Korra. „Raava gibt es nicht mehr. Ich bin mit keinem Geist mehr verbunden.“ „Ich spreche ja auch nicht von Raava. Du bist nicht Raava.“ Er erhob sich. „Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Mit diesen Worten ging er auf den Baum der Zeit zu und Korra folgte ihn. Man sah ihr an, dass sie kaum noch Hoffnung hatte, das Schicksal der Welt noch zu ändern, doch sie klammerte sich an jeden noch so kleinen Strohhalm. Shinri dachte währenddessen über die Worte des Luftbändigermeisters nach und erinnerte sich dann an die Zeit, ehe die Menschen die Elemente bändigen konnten. Damals, so hatte sie jedenfalls gelesen, waren die Menschen in der Lage gewesen, die Energien in sich selbst zu bändigen, statt der Elemente. Ihre spirituellen Energien. Ihre Geister. Sie öffnete die Augen und sah wie Tenzin und Korra im Inneren des Baumes verschwanden. Bumi sah ratlos hin und her. „Was sie wohl vorhaben?“, fragte er laut. „Keine Ahnung.“, erwiderte Bolin, ehe er jammerte: „Aber ich hoffe sie lassen sich etwas einfallen, sonst muss ich die nächsten 10.000 Jahre nicht in ewiger Finsternis verbringen.“ Das wäre vermutlich nur sein geringstes Problem, sollte Vaatu tatsächlich siegen. „Ich weiss es nicht.“, meinte auch Kya. „Aber ich spüre eine starke spirituelle Energie.“ Gemeinsam schritten sie auf den Baum der Zeit zu, aus welchem nun Tenzin alleine kam. Was mochte im Inneren des Baumes nun vor sich gehen? Tenzin sah die Gruppe zuversichtlich an, doch ehe er zu einer Erklärung ansetzen konnte, entstieg ein gewaltiger blauer Korra Geist dem Baum der Zeit. Er stampfte an der Gruppe vorbei und berührte den Geisterstrahl am Himmel, ehe er, genau wie Unavaatu zuvor, verschwand. „Äh...“, machte Bumi gedehnt, während er verdutzt wie auch die anderen zum Geisterenergiestrahl hinauf blickten, in welchem Geister Korra verschwunden war. „Was genau hast du zu ihr gesagt, Tenzin?“, fragte er seinen Bruder. Dieser blinzelte irritiert, ehe er etwas gefasster erklärte, was er seiner Schülerin mit auf den Weg gegeben hatte. Shinri lächelte hoffnungsvoll. Korra würde es schaffen. Sie mussten alle nur fest daran glauben, dass der Avatar die Welt wieder einmal retten würde. Das braunhaarige Mädchen schloss die Augen und faltete die Hände. „Viel Glück, Korra.“, murmelte es so leise, dass sie anderen es nicht hören konnte. „Ich glaube an dich. Du schafft es. Ganz sicher.“ Dann hockte sie sich vor den Baum der Zeit, während die anderen stehen blieben und die Umgebung im Auge behielten. Schließlich befand sich im Inneren immer noch Korras ungeschützter Körper. Nun, da sich Shinri etwas gefasst hatte, sah sie auf und verzog den Mund, als ihr Magen lautstark nach Nahrung verlangte. „Ich habe Hunger.“, meinte sie. Mako sah sie beinahe entgeistert an. „Wie kannst du in einer solchen Situation nur ans Essen denken?“ Sie zuckte mit den Schultern. Sie hatte ihrem Körper ja nicht befohlen, plötzlich Hunger zu kriegen. Bumi seufzte lauf auf. „Ja, ich auch.“, stimmte er Shinri zu. „Wie gerne hätte ich jetzt etwas von dem leckeren getrockneten Robbenfett und arktische Henne, und eine Fünf-Aroma Suppe, wie Mama es immer macht.“, schwärmte er und allein bei dem Gedanken lief ihm etwas Speichel aus dem Mund. „Ich hätte Lust auf Reis und eine leckere Currysoße.“, meinte Shinri. „Oh, Mann. Hört auf!“, kreischte Bolin und auch ihm sah man an, dass ihm der Magen in den Kniekehlen hing. Er schritt etwas auf und ab, ehe er murmelte: „Gebratene Nudeln, Klopse und dazu einen schönen kühlen Litschi Saft...“ Makos Blick wanderte von Shinri, über Bumi und zu Bolin. „Algennudeln wären auch nicht schlecht.“, seufzte nun auch Kya. Mako konnte es kaum fassen, doch in diesem Moment knurrte auch sein Magen laut. Shinri schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln. „Oh Mann...“, meckerte der Feuerbändiger, während seine Hand über seinen Bauch strich. „Das kommt nur davon, weil ihr ständig von Essen redet.“ Das braunhaarige Mädchen grinste, doch ihre Gedanken wanderten bereits zu Geist-Korra und Unavaatu. Bestimmt kämpften die beiden verbittert. Gerne wäre sie dabei, doch eine Hilfe wäre sie sicher nicht gewesen. Sie erinnerte sich an ihre Reise zum Südpol. Ihre ganzen Abenteuer bisher hatten ihr die Augen geöffnet. Es war nicht nur für Korra eine spirituelle Reise mit neuen Erfahrungen gewesen. All das, was bis zu diesem Tage geschehen war, hatte Shinri dabei geholfen sich selbst besser zu verstehen. Und egal wie dunkel die Nacht auch sein mochte, es gab immer ein Licht in der Finsternis und sie hoffte, dass der Avatar es finden würde. Ein mehrstimmiges Knurren lies Shinri den Kopf heben. Eine Armada dunkler Geister hielt auf den Baum der Zeit zu und sie hatten wohl alles andere als gute Laune. „Die habens auf Korra abgesehen!“, rief Mako und und stellte sich den Geister. Die anderen taten es ihm gleich. Sie mussten Korras Körper um jeden Preis beschützen. Shinri missfiel es zwar, den Geistern ein Leid zu zu fügen,schließlich standen sie nur unter Vaatus Einfluss, aber sie hatte keine Wahl. Sie mussten die Massen zurück drängen, mit allen Mitteln. Doch auch wenn sich die Bändiger tapfer wehrten und Bumi mit Steinen nach den Gegnern warf, wurden sie immer mehr zurück gedrängt, sodass sie mit dem Rücken zum Baum der Zeit standen. „Verdammt...“, fluchte Shinri leise und fegte einen Geist mit einem Luftstoß von der Anhöhe. Plötzlich wurde Bolin, welcher am Rande des Plateaus stand, von einem Geist am Fußknöchel gepackt und fort gerissen. „Bolin!“ Shinri wirbelte herum und versuchte sie ausgestreckte Hand ihrer Freundes zu ergreifen, doch es war zu spät. „Hilfe!“, rief er verzweifelt. Shinri machte sich daran zu ihm zu eilen, doch dann traf ein Wasserstrahl den Geist, sodass der Erdbändiger zu Boden fiel. Er hatte keine Zeit sich aufzurichten, als schon ein zweiter heran eilte. Mit einem eleganten Luftsprung landeten Eska und Desna neben Bolin und wehrten alle weiteren dunklen Wesen ab. „Lasst meinen Bolin in Ruhe!“, befahl die Prinzessin des Nordens streng. „Ich habe diese Geister so satt.“, meinte ihr Bruder ausdruckslos. Bolin sah das Mädchen anhimmelnd an. „Oh, Eska. Ich liebe dich!“, rief er aus und drückte Eska einen dicken, geräuschvollen Kuss auf die Wange. Für einen Augenblick hielt Shinri inne. Was hatte sie verpasst? Hatten sich die beiden nicht getrennt.? Naja, egal. Hoch motiviert bändigte Bolin einen Felsbrocken aus der Erde und sagte laut: „Lass uns das Ende der Welt zusammen erleben.“ „Du bist so romantisch.“, kam es, emotionsreich wie üblich, von Eska. Und damit stürzten sich die drei wieder in den Kampf. Die beiden Wasserbändiger erleichterten ihren Kampf erheblich, zumindest schien es zunächst so. Die Kraft der Finsternis schien zu zu nehmen und die Geister wurden immer hartnäckiger in ihren Angriffen und weniger wurden es auch nicht. „Es sind zu viele!“, rief Bumi aus, welchem langsam die Steinchen knapp wurden. Er stand bereits mit dem Rücken zur Öffnung des Baumes. Kya war direkt neben ihm. Tenzin, Mako, Shinri und die Zwillinge verteidigten tapfer die erste Reihe. „Aber wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass die Korra erreichen!“, sagte der Luftbändigermeister und stieß einen Geist vom Plateau. Mako und Shinri nickten synchron und griffen ihrerseits ebenfalls die dunklen Wesen an. Doch lichteten sie eine Reihe, waren zugleich neue Geister da und ersetzten die Angreifer. Irgendwann wurden Bolin und die Zwillinge, zusammen mit Kya und Bumi ins Innere des Baumes geschleudert. Shinri wurde unvorsichtig, sodass sie ein Geistertentakel erwischte und rückwärts in die Öffnung stieß. Kyas schneller Reaktion und Bändigungskräften war es zu verdanken, dass das Mädchen sanft aufkam. Nur wenige Augenblicke folgten Tenzin und Mako. Den Feuerbändiger schleuderte es mit einer Rückwärtsrolle durch dein Eingang. Sofort war Shinri bei ihm und half ihm auf die Füße. Sie sah Korra neben sich sitzen. Immer noch war ihr Geist auf Reisen. Die dunklen Geister sammelten sich am Eingang und liesen bald kein Licht mehr hinein. Vereinzelte Feuerstöße von Mako und Shinri erhellten die Dunkelheit, doch die Geister gaben nicht nach. Plötzlich drang ein gleißender Lichtstrahl zu ihnen durch. Die Geister zogen sich zurück und Shinri musste die Augen zusammen kneifen, um nicht geblendet zu werden. Auch durch die geschlossenen Lider drang die Helligkeit. Erst nach einer Weile traute sich das Mädchen, die Augen wieder zu öffnen. Als Shinri das tat, blinzelte sie irritiert. „Korra!“ In der Tat erhob sich vor ihnen der gigantische blaue Geist. Dieser öffnete beide Hände, die er zuvor schützend an seine Brust gedrückt hatte und heraus kamen Jinoras Geist und der des Lichts geflogen. Tenzin, der wie die anderen auch, den Baum der Zeit verlassen hatte, lief fassungslos auf seine Tochter zu. „Bis später, Papa.“, sagte diese liebevoll, ehe sie sich auflöste, kaum, dass der Luftbändiger seine Hand nach ihr ausstrecken konnte. Dann folgte auch der gigantische Geist ihrem Beispiel und blaue Lichtfunken schwebten auf den Körper des Avatars zu. Als Shinri sich herum drehte, sah sie, dass Korra wieder die Augen öffnete. Und Shinri konnte nur annehmen, dass Jinora bei Katara und Asami das Gleiche tat. Lächelnd bot sie ihrer Freundin eine Hand an und half ihr beim Aufstehen. Sie hatte ja einige Zeit im Lotussitz gesessen und sie wusste genau, wie sehr das auf die Knie gehen konnte. Dann verliesen auch die beiden Mädchen den Baum der Zeit. Vor ihnen standen nicht nur Tenzin, Kya, Bumi, Mako, Bolin, Eska und Desna, sondern auch der Geist des Lichts, in einer beachtlichen Größe. Dann erhob sich Raava und schwebte geschmeidig auf Korra zu. Sie flog eine Spirale und hob Korra mit sich in die Höhe, sodass ihre Hand mit dem Geisterstrahl in Berührung kam, der immer noch am Himmel der Geisterwelt stand. Shinri hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete andächtig das Schauspiel, welches sich ihr bot. Kaum kam Korras Hand in Kontakt mit dem Lichtstrahl, begann dieser zu wabern und helle Blitze schossen vom Himmel. Dann war es so schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Die beiden Geisterströme trennten sich voneinander und Korra und Raava, wieder vereint, wie es seit Urzeiten war, schwebten der Erde entgegen. Die Harmonische Konvergenz war zu Ende. „Ihr Avatar Geist ist zurück gekehrt.“, kam es erfreut von Tenzin. Mit einem Luftwirbel federte Korra ihre Landung ab und ihr Blick ruhte bedächtig auf ihren Freunden. „Es ist vorbei.“, sagte sie sachlich und zugleich feierlich. Es war wirklich vorbei. Korra hatte Vaatu besiegt und er würde sich die nächsten 10.000 Jahre nicht blicken lassen. Oder? Unsicher ruhte Shinris Hand auf ihrer Brust. Nein, sagte sie sich dann. Ich bin nicht Vaatu. Sein Geist hat keine Macht über mich. Ich bin ich und was ich sein werde und tue, das bestimme ich. Nur ich bin für meine Taten und meinen Weg verantwortlich und ich werde ihn beschreiten. Dann sah das braunhaarige Mädchen auf und sah, wie bereits Bolin und Mako auf Korra zu stürmten. Mako umarmte Korra und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Wahnsinn! Ich weiss nicht was ich sagen soll!“, meinte der Feuerbändiger stolz. „Das war erstaunlich.“, sagte Tenzin. Shinri schlang ihre Arme fest um Korra und hob sie beinahe vom Boden. „Das war einfache spitze.“, meinte sie glücklich, als sie ihre Freundin wieder los lies. Bolin gestikulierte begeistert. „Und wie du auf einmal so riesengroß wurdest. Wow! Ich wünschte Varrick wäre hier gewesen, um das zu filmen. Das wäre der beste Film aller Zeiten geworden. Naja, gleich nach den Abenteuern von Nuktuk natürlich.“ Doch Korra schien etwas anderes zu beschäftigen. Sie ging auf ihre Cousine und ihren Cousin zu, die etwas abseits standen. „Das mit eurem Vater tut mir Leid, aber er war bereits mit Vaatu vereint.“ Sie senkte betreten den Kopf. „Ich konnte ihn nicht retten.“ Eska sah ihren Bruder ausdruckslos an. „Es scheint Cousine Korra hat den Eindruck, das Ableben unseres Vaters betrübe uns.“ Desna erwiderte ihren Blick. „Dabei wird er mir nicht mal fehlen. Am Ende war er nur noch ein bedauernswerter Mann.“ „Sehe ich auch so.“, stimmte ihm seine Schwester zu, doch da schlich sich ein trauriger Ausdruck in ihr Gesicht . „Aber wie werden wir das Mutter beibringen?“ Da stürmte Bolin auf Eska zu. „Ich habe nachgedacht.“, meinte er stolz. „Ich bin kein Freund von Fernbeziehungen und so, also wie wärs, wenn du zu mir nach Republica ziehst?“ Oha, dachte Shinri und wechselte mit Korra, welche wieder auf die Gruppe zukam, vielsagende Blicke aus. „Nein, ich fürchte, das wird nicht möglich sein.“, antwortete Eska pragmatisch. Bolin stöhnte auf. „In Ordnung. Desna kann auch mitkommen.“ „Ich werde nicht zu dir ziehen, Bolin.“, setzte Eska nach. „Desna und ich müssen zurück nach Hause.“ „Aber du meintest doch...“, begann der Erdbändiger. „Uns drohte sie ewige Finsternis. Das war eine Kurzschlussreaktion.“, erklärte die Prinzessin des Nördlichen Wasserstammes. Bolin sah betreten zu Boden. „Tja...“, machte er und zuckte kurz mit den Schultern. „Ich glaube das wars bei mir auch“ „Aber...“ Eska kam einen Schritt auf ihn zu. „Du wirst immer einen besonderen Platz in meinen Blutzirkulationsorgan haben. Ich werde dich niemals vergessen, mein Krötenentchen.“ Shinri lächelte berührt. Die beiden hatten ehrliche Gefühle füreinander entwickelt und sogar die Liebe, so kurz sie auch gewesen war, hatte das Herz der eiskalten Eska auftauen lassen. Zumindest ein bisschen. Ein kleiner Libellen Hasen Geist flog direkt in Bumis Arme, welchen der Nichtbändiger zugleich umarmte. „Bumju! Es geht dir gut. Ich habe dich vermisst, kleiner Freund.“ Vor lauter glücklichen Wiedervereinigungen und herzzerreißenden Trennungen, hatte Shinri kaum mitbekommen, dass Korra und Tenzin zu einem der Geisterportale schritten. Sie unterhielten sich etwas und Korra zögerte. Wollte sie die Tore etwa nicht schließen? Lange betrachteten der Luftbändigermeister und seine Schülerin das hell leuchtende Portal. Nach einer Weile sagte Korra etwas und Tenzin legte ihr lediglich lächelnd eine Hand auf die Schulter, dann kehrten die Beiden zu ihnen zurück. Die erwartungsvollen Blicke der Gruppe ruhten auf dem Avatar. „Ich werde die Tore nicht schließen.“, erklärte Korra schließlich langsam, so als fürchtete sie Einwände. „Ich glaube... Menschen und Geister sollten nicht getrennt sein. Sie müssen lernen, miteinander zu leben und voneinander lernen.“ Bumi fand als erster seine Sprache wieder. „Na, das ist doch prima.“, meinte er und drückte seinen kleinen Geisterfreund fest an sich. „Bumju und ich werden also niemals wieder getrennt.“ „Wenn du das für die richtige Entscheidung hältst, unterstütze ich dich natürlich.“, sagte Mako und lächelte Korra sanft an. „So wie immer.“ „Ich natürlich auch.“, meinte Bolin. Shinri nickte. Sie wusste genau, wie viel die verschiedenen Wesen voneinander lernen konnten. Doch sie mochte sich die zukünftigen Konsequenzen gar nicht ausmalen. Die Zustimmung ihrerseits war dem Avatar sicher, doch wie sah das der Rest der Bevölkerung? Veränderung war eine verzwickte Sache und besaß immer zwei Seiten. Doch Shinri schob die Gedanken vorerst beiseite und folgte ihren Freundin in die Materielle Welt. Kapitel 39: Ein neues spirituelles Zeitalter -------------------------------------------- 39. Kapitel - Ein neues spirituelles Zeitalter Mit geschlossenen Augen lehnte Shinri an der eisigen Wand im Palastes des Südlichen Wasserstammes. Im Raum hinter ihr redeten Mako und Korra. Zuvor hatte der Feuerbändiger sie um Rat gebeten, was seine kleine Notlüge anging. Ob er Korra beichten sollte, dass sie getrennt gewesen waren? Sie hatte zunächst nur mit der Schulter gezuckt. Er sollte tun, was er für richtig hielt. Eine Beziehung, die auf einer Lüge basierte, war niemals gut. Allerdings war es eine kleine Notlüge gewesen und wenn er seine Trennung rückgängig wünschte, könnte er es ihr erklären und darauf aufbauen. Mako hatte grübelnd den Kopf gesenkt und hatte sich die Schläfe massiert. „Das mit Korra und mir... Das... Es kann einfach nicht funktionieren.“ Shinri hatte ihn angeblickt. „Warum? Weil ihr euch ständig an die Gurgel geht?“ Mako hatte erschöpft Luft ausgestoßen und schließlich zustimmend genickt. „Genau.“ Sie hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und seinen Blick gesucht. „Mako, wenn du sie noch liebst...“ „Das tue ich, aber..“ „Dann versuch es. Eine Beziehung bedeutet auch Arbeit.“ Sie hatte schief gegrinst. „Ich bin kein Experte, aber ihr könnt es schaffen. Schließlich liebt ihr euch aufrichtig, oder nicht?“ Kraftlos lies Mako die Schultern sinken. „Ich...“ Shinri hatte eine Augenbraue gehoben und hatte Mako forschend ins Gesicht gesehen. „Sag mal, kann es sein, dass du glaubst, du hast sie nicht verdient? Dass du nicht gut genug für sie bist, weil du sie nicht glücklich machen kannst?“ Der Feuerbändiger hatte eine Weile geschwiegen, ehe er sagte: „Ja... Ich glaube... So ähnlich...“ Diesmal hatte Shinri geseufzt und den Kopf geschüttelt. Beziehungen. Gefühle. Liebe. Sie würde wohl nie ganz dahinter kommen. Sie hatte Mako einen leichten Schubs gegeben. „Dann tu das, was du für richtig hältst.“, hatte sie ergeben gemeint und Mako hatte genickt. Shinri hatte ihm lange hinterher gesehen, ehe sie sich gegen die kalte Wand gelehnt hatte. Als sie Trennung über die Bühne gegangen war, war zugleich Bolin zur Stelle, um seinen Bruder in eine feste Umarmung zu ziehen. Lautlos war Shinri an ihre Seite getreten und hatte ihren Kopf umständlich auf Makos Schulter gelegt. Mitfühlend murmelte sie: „Das wird schon wieder.“ Auch Wunden an der Seele konnten heilen, auch wenn es Zeit brauchte und über schmerzhafte Trennungen konnte man ebenfalls hinweg kommen. Gemeinsam machte sich das Trio auf den Weg aus dem Palast hinaus, wo bereits Asami in einer riesigen Menschenmenge wartete. Sie winkte ihnen zu und die Truppe gesellte sich zu der Nichtbändigerin. Erwartungsvoll ruhte die Blicke aller Anwesenden auf dem Plateau vor dem Palast. Bald trat Korra aus dem Palast, gefolgt von Katara, Jinora, Kya, Bumi und Tenzin, und stellte sich an das Rednerpult. Selbstbewusst stand sie dort und lies ihren Blick über die Menge schweifen, ehe sie zu sprechen begann: „Der Krieg der Wasserstämme ist vorüber. Unalaq wurde geschlagen und die nördliche Flotte zieht sich zurück. Die Wasserstämme werden immer Alliierte bleiben, aber der Südliche Wasserstamm ist endlich unabhängig. Und der Ältestenrat des Südens hat meinen Vater Tonraq zu eurem neuen Oberhaupt bestimmt.“ Tonraq trat vor und zugleich erhob sich begeistertet Jubel. „Mir ist zwar bewusst geworden, dass wir eine ganze Menge von unseren Ahnen lernen sollten. Trotzdem müssen wir unseren eigenen Weg gehen. Und genau aus diesem Grund, habe ich beschlossen die Tore offen zu lassen. Menschen können nun die Geisterwelt betreten und Geister können nach Belieben unsere Welt besuchen. Ich werde nicht mehr die Brücke zwischen beiden Welten sein. Menschen und Geister müssen lernen zusammen zu leben. Meine Aufgabe wird es sein, die Welt mithilfe von Raavas Geist zu Frieden und Harmonie zu führen. Die Harmonische Konvergenz hat die Energie des Planeten verändert. Das kann ich spüren. Nichts wird mehr sein wie vorher. Ein neues Zeitalter hat begonnen.“ Shinri sah zum Himmel auf, wo die Geister tanzten. Korra hatte Recht. Es würde eine große Veränderung auf sie zu kommen und sie war schon gespannt zu sehen, welche. Wenige Tage später kehrten sie nach Republica zurück. Eska und Desna waren ebenfalls abgereist, um in den Norden zurück zu kehren. Nun konnte sich Shinri erstmals ein Bild von den Ausmaßen des Kampfes Korra vs. Unalaq machen. Mehrere Gebäude waren zerstört wurden und Geisterpflanzen rankten sich um die Ruinen und schlängelten über die Straße. Raiko war sicher alles andere als froh. Zudem fanden sie heraus, dass Varrick und Zhu Li die Flucht aus dem Gefängnis gelungen war. So erklärte er ihnen Lin Bei Fong, als sie die Gruppe am Hafen in Empfang nahm. Innerhalb der folgenden zwei Wochen wurde ein ein Profibändiger Turnier geplant und angekündigt, dessen Einkommen den Wiederaufbau der Stadt fördern sollte. Auch die Feuerfrettchen würde, wie früher antreten. Shinri freute sich bereits darauf. Wie in alten Zeiten. Wie hatte sie das Dreamteam unter allen Profibändigern vermisst! Mako, Bolin und Korra waren bereits zur Arena vorgegangen, um sich vorzubereiten. Asami würde in einer Loge auf sie warten und sie würden sich das Match gemeinsam anschauen können. So tänzelte Shinri leichtfüßig durch die Gassen Republicas. Die Sonne hatte bereits ihren Höhepunkt am Himmel hinter sich gelassen und verschwand langsam am Horizont. Hoppla. Sie sollte sich wohl beeilen, sonst würde sie noch das Match verpassen. „Hallöchen, Missy.“ Shinri drehte sich zu der bekannten Stimme zum. In der dunklen Gasse, in welche sie nun blickte, lehnten drei Personen an der Wand. Im Dämmerlicht konnte sie sehen, dass sich ihre Münder zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Langsam löste sich das Trio aus den Schatten und kam näher. Korra seufzte erschöpft und schulterte ihre Tasche. Das Turnier war wirklich anstrengend gewesen. Mako und Bolin hatten sich, kaum hatte das Match begonnen, aus dem Ring werfen lassen, sodass sie mit einem Knockout gewinnen musste. Sie freute sich über den Sieg, war aber nicht minder erfreut über die Pause, die sie sich nun gönnen konnte. Sie würde sich auf die Insel des Lufttempels begeben, sich einen Litchisaft gönnen und einfach die Seele baumeln lassen. So merkte der Avatar auch nicht, dass sich mehrere vermute Gestalten an schlichen und sie aufmerksam beobachten, auf den richtigen Zeitpunkt für den Angriff wartend. Ein Geräusch lies sie herum fahren und sie lief in eine dunkle Seitengasse. Dort wurde ein älterer Herr scheinbar von der Triade der Dreifachgefahr bedrängt. Als sie den Avatar erblickten, ergriffen Ping und Viper die Flucht. „Hey, ihr! Stopp!“, rief Korra ihnen nach, doch sie waren schon verschwunden, also wandte sie sich dem älteren Mann mit den eigentümlichen Klamotten um. „Hallo? Sir? Geht es Ihnen gut?“, fragte sie besorgt, doch statt einer Antwort erklang nur ein hämisches, unheimliches Gelächter aus dem Mund des Mannes, ehe er ohne jede Vorwarnung verschwand. Der Avatar blinzelte verwirrt. Der ältere Herr hatte sich wortwörtlich einfach in Luft aufgelöst. Plötzlich gab Korra einen überraschten Schmerzenslauf von sich, als sie einen stechenden Schmerz im Nacken verspürte. Ihre Hand fuhr an den Ursprung der Schmerzenswelle. Sie ertastete ein dünnes, längliches Stück Metall, welches in ihre Haut eingedrungen war. Korra zog den Fremdkörper heraus und besah ihn sich genauer. In ihrer Hand hielt sie eine lange Nadel. Was zum...? Gerade, als sie sich fragte, was das zu bedeuten hatte, wurde sie von noch mehr Nadeln getroffen. Eine landete in ihrer linken Schulter, eine andere blieb in ihrer rechten Schulter stecken. Es regnete immer mehr Nadeln. Sie versuchte ihn Deckung zu gehen, doch sie spürte bereits, wie ihr das Bewusstsein entglitt. Schwer atmend suchte sie an der kalten Steinwand Halt, doch alles um sie herum begann sich zu drehen, dann wurde alles schwarz. Als Korra zu sich kam, nahm sie undeutlich einige Stimmen wahr. Sie richtete sich langsam auf und sah den alten Mann und einige Equalisten neben sich. Amons Gefolgschaft? Was hatte das zu bedeuten? „Schnell. Wir müssen die Extraktion beginnen, solange sie noch schwach ist.“, erklang eine Stimme. Korra hob den Kopf. „Sie wacht auf.“, stellte der alte Mann fest und deutete auf den Avatar. „Haltet sie auf!“ Schwankend er hob sich Korra und machte sich zum Angriff bereit. Doch aus ihrer ausgestreckten Hand kam kein Luft- oder Feuerstoß. „Ich fürchte, deine Bändigerkräfte sind blockiert, Avatar.“, hallte die körperlose Stimme des unheimlichen Mannes durch den Raum. „Du wirst dich aus dieser Situation nicht heraus kämpfen können.“ Die drei Equalisten standen kampfbereit da und der erste stürmte bereits auf das Mädchen vom Wasserstamm zu. Geschickt wich sie dem Tritt aus und stürmte Richtung Tür. Mit der Schulter stieß sie diese offen und rannte weiter. „Ich muss zur Insel des Lufttempels.“, sagte sie zu sich selbst. „Vielleicht kann mir Tenzin dabei helfen, herauszufinden was los ist.“ „Stehen bleiben, Avatar!“ Korra fuhr herum. Ihre Verfolger liesen nicht locker. Mit den allen im Nacken würde sie es niemals durch die Stadt schaffen. Plötzlich tauchte vor ihr aus dem Nichts wieder der alte Mann auf, der hämisch lachte. „Ich befürchte ich kann es nicht zulassen, dass du jetzt gehst, Avatar.“, meinte er und eine durchscheinende, undurchdringliche Barriere erschien zwischen ihm und dem Mädchen, sodass es in der Seitengasse gefangen war. „Warum tut Ihr das?“, fragte Korra und ihre Fäuste ballten sich. Doch statt einer Antwort, löste sich der Körper wieder in Luft auf. Mit knirschenden Zähnen wandte sich Korra ihren drei Verfolgern. „Ich mag zwar nicht Bändigen können...“, meinte sie und ihr Blick verfinsterte sich. „Aber meine Fäuste funktionieren noch.“ Kaum ging der letzte Equalist zu Boden, löste sich auch die geisterhafte Barriere wieder auf und Korra konnte ihre Flucht fortsetzen. „Amon ist weg.“, murmelte Korra, während sie lief. „Aber warum sind die Chiblocker immer noch hier? Der alte Kerl muss das Sagen haben. Aber wer ist er?“ Sie wusste, darauf würde sie so schnell keine Antwort bekommen. Sie musste die Insel des Lufttempels erreichen Tenzin wüsste bestimmt, was zu tun war. Außerdem machte ihr noch etwas anderes Sorgen. „Mein Bändigen vorher war noch nie so lange blockiert.“, dachte sie. Sie hatte mit den Chiblockern ja schon einige unangenehme Erfahrungen gemacht. „Es fühlt sich so an, als sei mein Chi komplett fort. Was hat der alte Kerl mit mir gemacht?“ Sie fuhr herum, als laute Motorgeräusche ihre Aufmerksamkeit forderten. Zwei Equalisten verfolgten sie mit ihren Motorrädern. Mit Mühe gelang es ihr auszuweichen. Hastig erhob sie sich wieder und wollte sich den Feinden stellen, doch es kamen immer mehr dazu. Das konnte sie unmöglich alleine schaffen. „Es sind zu viele.“, dachte sie verzweifelt und versuchte die Schläge der Chiblocker abzuwehren. Naga! Ich brauche Naga. „Naga, wo bist du Mädchen? Ich brauch keine Hilfe.“ Den Equalisten war es inzwischen gelungen sie einzukreisen. Schwer atmend stand Korra inmitten der Gegner. Doch plötzlich wurden die Uniformierten umgerissen und ein ohrenbetäubendes Gebrüll erklang durch die stille Nacht. „Naga!“, rief Korra erleichtert aus und schwang sich auf den Rücken ihrer treuen Freundin. „Gutes Mädchen. Wir müssen zu Tenzin. Er wird wissen, was zu tun ist.“ Mit einem Zügelschlag trieb sie den Eisbärhund zur Eile an. „Tenzin? Hallo? Ich brauch Eure Hilfe. Pema? Shinri? Jemand da?“, rief Korra, während sie über die Insel lief. „Hallo? Wo sind alle?“, fragte sie schließlich ratlos. „Korra? Was ist los?“ Der Avatar gab einen Schreckenslaut von sich, zuckte zusammen und wirbelte herum. Vor ihr schwebte Jinoras Geist. „Jinora...“ Sie atmete erleichtert aus, ehe sie das kleine Mädchen fixierte. „Wo bist du?“ „Ich bin zusammen mit dem Rest der Familie in einem Luftschiff. Wir sind gerade auf dem Rückweg von einem Besucht bei Großmutter Katara.“, erklärte Jinora. „Aber ich konnte spüren, dass du in Schwierigkeiten steckst.“ „Das kann man wohl sagen.“, meinte Korra. „Ein paar Chiblocker haben mich mit Darts abgeworfen und haben mein Bändigen blockiert. Und ich glaube sie verfolgen mich.“ Jinora überlegte kurz, ehe sie sagte: „Es ist Geisterwasser in einigen dieser Behälter. Vielleicht hilft es dir, dein Bändigen zurück zu bekommen.“ Korras Blick zeugte nicht gerade von Begeisterung und ihr Blick schweifte über die unzähligen Tonbehälter. „Äh... Welche genau?“ Doch ehe Jinora zu einer Antwort ansetzen konnte, nahten weitere Chiblocker. „Oh oh. Keine Zeit für ein Gespräch.“, sagte der Avatar und machte sich zum Kampf bereit. Sie wusste wohl die Feinde abwehren und in den unzähligen Töpfen und Behältnissen auf der Insel nach dem Geisterwasser suchen. Nach einer Weile hatte Korra genügend Geisterwasser gesammelt und sie spürte, wie ihr Chi durch ihren Körper floss. Ihr Wasserbändigen war zurück gekehrt. Nun waren auch die drei Kerle der Triade der Dreifachgefahr, die sich ihr entgegen stellten keine Herausforderung. Der alte Mann befehligte also nicht nur die ehemaligen Equalisten, sondern hatte auch die Triade angeheuert. Als sie alle Feinde von der Insel vertrieben hatte, lies Korra ihre Knöchel knacken und rief ihnen hinterher: „Und kommt ja nicht zurück.“ Dann wandte sie sich wieder an Jinoras Geist: „Ist Shinri bei euch?“, fragte sie dann, denn auch das braunhaarige Mädchen hatte sie nicht auf der Insel gefunden. Jinora schüttelte verneinend den Kopf. „Nein.“ „Seltsam... “, murmelte das Mädchen vom Südlichen Wassterstamm. „Sie müsste doch eigentlich längst wieder zurück sein.“ „Vielleicht ist sie bei Mako, oder Asami.“, schlug Jinora vor und Korra nickte langsam. So musste es sein. „Ich muss mein Bändigen zurück bekommen. Und wenn ich ein paar von diesen Kerlen zusammen schlage. Ich brauche Antworten“, meinte sie dann zu dem Geist, ehe sie sich auf den Weg zurück in die Innenstadt machte. Doch dort stellten sich ihr nicht nur weitere Chiblocker entgegen, sondern auch einer von Satos Mecha Robotern. Während Korra versuchte diesen mit ihrem Wasserbändigen auszuschalten, fragte sie sich, ob Asami davon wusste. Wenn sie nur ihr Erdbändigen zurück bekommen wurde, dachte sie und duckte sich gerade unter einem Schlag weg. „Korra!“ Jinoras Geist tauchte neben dem Avatar auf. „Ich glaube ich weiss, wie du dein Erdbändigen zurück bekommst. Erdbändiger sind hartnäckig. Wenn du standhaft bleibst, könnte es dir dabei helfen, dein Erdbändigen wieder zu bekommen.“ Korra schluckte und beschloss dich zu versuchen. Statt den Attacken auszuweichen, erwartete es diese und schlug sie mit aller Kraft zurück. Und tatsächlich. „Ja! Ich habe es geschafft.“, rief der Avatar aus, als sie spürte, wie die Kraft des Erdbändigens zu ihr zurück kehrte. Nun gelang es ihr auch den gigantischen Mecha Bot zu zerstören. „Korra.“, meldete sich Jinora zu Wort, als der Roboter zu Boden ging. „Ich bekomme allmählich das Gefühl, dass das, was auch immer die Chiblocker dazu bewegt wieder anzugreifen, aus der Geisterwelt kommt.“ Dem konnte das Mädchen vom Wasserstamm nicht widersprechen. „Ja. Ich habe dasselbe Gefühl. Als ich zu mir kam.... Habe ich etwas gesehen... Oder jemanden...“, meinte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. „Du musst sofort zum Südlichen Geisterportal.“, sagte Jinora. „Ich hatte bereits so ein Gefühl, dass das Öffnen der Tore mich noch verfolgen würde.“, seufzte sie, ehe sie sich aufrichtete. „Naga!“ Sie musste nun schnellst möglichst zum Hafen und eine Fähre zum Südpol nehmen. Doch an den Docks wurde sie bereits von weiteren Chiblockern und Mecha Bots erwartet, doch nach einem kurzen Kampf, gelang es ihr mittels Wasserbändigen einen der Equalisten gefangen zu nehmen. „Für wen arbeitet ihr?“, fragte sie den hilflosen Mann. „So... so ein alter Kerl...“, stammelte er. „Vom Südpol... Viel Geld... Ich weiss nicht wie er heißt!“, beeilte er sich schließlich zu sagen. „Bitte, tu mir nicht weh.“ „Was hat er von Extraktion gesagt?“ „Er hatte irgendwelche verrückte Ideen von wegen dein Chi stehlen, oder sowas.“, antwortete er stammelnd. „Er sagte die Ordnung ersteht aus dem Chaos. Ich hab dir alles gesagt, was ich weiss!“, beteuerte der Gefangene, ehe er flehte: „Also bitte, lass mich gehen!“ Diesem kam Korra nur allzu gerne nach. Mit einem netten Bändigungstrick schickte er den Kerl baden. „Ich hoffe zu kannst schwimmen.“, meinte sie und wandte sich ab. „Schätze mal jetzt geht’s Richtung Südpol. Ich brauche Antworten.“, erzählte das Mädchen Naga, ehe sie sich auf ihren Rücken schwang. Die Fährfahrt schien eine Ewigkeit zu dauern. Korra hoffte, dass sich ihr kleines Bändigunsproblem lösen würde. Tat es aber nicht. Egal, was sie versuchte, sie schaffte er nur Erde und Wasser zu Bändigen. Was war nur mit ihr los? Doch man gönnte ihr keine Verschnaufpause, sogar am Südpol erwartete sie der Feind. Weitere Chiblocker und Triadenmitglieder samt Robo Panzern. Wütend schlug Korra mit allen Elementen, die ihr zu Verfügung standen, auf ihre Gegner ein. „Korra.“ Jinoras Geist tauchte unvermittelt neben dem Mädchen auf. „Das könnte die Gelegenheit sein, um dein Feuerbändigen zurück zu bekommen. Bündel deine Wut und benutze sie um dein Feuerbändigen zurück zu bekommen.“ Korra nickte. „Ich muss mein inneres Feuer schüren.“, murmelte sie und fixierte ihre Gegner. „Und davon habe ich eine Menge!“ Sie schickte mehrere Equalisten in den Schnee, ehe sie spürte, wie sich ihr inneres Feuer auf ihr Chi ausbreitete. Sie grinste zufrieden. „Ich habe mein Feuerbändigen zurück.“ In Windeseile hatte sie die Gegnerhorden besiegt und ihr Blick fixierte das leuchtende Portal am Himmel. „Wenn der alte Mann in der Geisterwelt steckt, muss ich zum Geistertor. Ich kann es mir nicht leisten mich in die Geisterwelt zu meditieren. Ich brauch meine gesamte Bändigungskraft.“ Während sie durch das Schneegestöber rannte, fragte sie sich, ob es eine gute Idee gewesen war, die Tore zur Geisterwelt offen zu lassen. Sie hatte damit scheinbar mehr Probleme verursacht, als gelöst. Außerdem wünschte sie sich einen weiteren Feuerbändiger an ihre Seite, auch wenn es sich dabei um den Ex-Freund handelte. Aber etwas mehr Wärme wäre nett gewesen. Doch vor dem Südlichen Geisterportal stellten sich ihr weitere Gegner in den Weg. Hörte das denn nie auf?, fragte sich der Avatar und ging in Angriffsstellung. „Korra. Erinnere dich an dein Luftbändigungstraining und die sich drehenden Tore.“, erinnerte Jinoras Geist, der neben ihr auftauchte. „Du hast Recht!“, rief Korra aus und beschloss ihre Taktik zu ändern. Statt die Attacken abzufangen, musste sie diesen leichtfüßig ausweichen. Vielleicht würde das dabei helfen ihr Luftbändigen zurück zu bekommen. Wie Tenzin es sie gelehrt hatte, lies sie sich wie ein Blatt im Wind treiben und die Attacken an sich vorbei gleiten. Ihr Körper schien sich zu erinnern. Und dann spürte sie es. „Wuhu!“, rief sie aus und ihre Augen funkelten freudig. „Ich kann Luftbändigen!“ Endlich konnte sie wieder alle vier Elemente bändigen und das bewies sie nun den Gegner, die sich zwischen sie und das Portal stellten. Korra dachte, sie hätte das schlimmste überstanden, als sie durch das Geistertor schritt, doch ihre Augen weiteten sich, als sich ihr dunkle Geister in den Weg stellten. Gab es irgendwen, den der alte Kerl nicht unter seiner Kontrolle hatte?, dachte sie, als sie einer Attacke auswich. Doch da erinnerte sie sich an ihr Training mit Unalaq. Er war zwar ein Fiesling gewesen, aber sein Training hatte sich ausgezahlt. Mit flüssigen Bewegungen bändigte sie das Wasser um die Geister und lies es seine heilende Wirkung tun. „Geht in Frieden.“, sagte sie und atmete tief durch. Jetzt musste sie nur noch den alten Kauz stellen und ihr Blick blieb an dem Baum der Zeit hängen. Versteckte er sich etwa dort? Der Himmel verfinsterte sich und unzählige dunkle Geister versammelten sich um den Energiestrahl. Ja, es gab keinen Zweifel. Dort war ihr nächstes Ziel. Korra ballte entschlossen die Fäuste und sprintete los. Kapitel 40: Am Rande des Chaos ------------------------------ 40. Kapitel – Am Rande des Chaos Schwer atmend erreichte Korra schließlich den Baum der Zeit. Gerade als sie sich noch fragte, ob sie sich geirrt hatte, tauchte vor ihr, auf der Erhöhung plötzlich wieder der alte Mann auf. Sein hämisches Gelächter erfüllte die Luft. Der Avatar fixierte den alten Mann. „Wer seid Ihr?“ „Man kennt mich unter vielen Namen.“, begann er und stütze sich auf seinen Stock. „Aber du darfst mich Hun Dun nennen, Meister der Chaos Attacke. Zu meiner Zeit war ich ein König.“ Korras Blick verfinsterte sich. Wovon sprach der alte Kauz. Sie machte ein abschätziges Geräusch. „Und jetzt seid Ihr nur noch ein erbärmlicher, alter Mann.“ Hun Dun schickte sich nicht an zu widersprechen. „Ja, aber einer der immer noch Schätze in der materiellen Welt besitzt. Genügend Schätze um eine Armee zu kaufen. Und dank dir, da du die Tore geöffnet hast, kann sie direkt in die Geisterwelt marschieren.“ Er wandte sich lachend dem Portal zu, durch welche Viper, Ping und einer der Erdbändiger der Triade der Dreifachgefahr geschritten kamen. Gaben die denn nie auf? Aber jetzt war klar, warum sie sie angriffen, dachte Korra, der alte Mann hatte ihnen seine Schätze versprochen. Es folgten weitere Chiblocker und Robo Panzer. Nahm das denn nie ein Ende? „Du sollst das wahre Chaos kennen lernen.“, sagte da Hun Dun, doch ehe Korra herumwirbeln und angemessen reagieren konnte, richtete er seinen Stock auf sie und eine Art dunkler Strahl traf ihre Brust. Die Welt um sie herum begann sich zu drehen und dann wurde alles schwarz. Stöhnend öffnete Shinri flatternd ihre Augen. Ihr Kopf schmerzte und es fiel ihr schwer ihre Augen offen zu halten. Zunächst gelang es ihr nicht, etwas zu erkennen. Wo war sie? Dunkel erinnerte sie sich an die drei Männer, der Triade, die sie angegriffen und überwältigt hatten. Was wollten sie überhaupt von ihr und wohin mochten die Männer sie gebracht haben? Mühsam hob sie den Kopf und sah sich um. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, wo sie war. Sie befand sich im Baum der Zeit. Ihre Augen weiteten sich flüchtig, als eine bekannte Stimme an ihr Ohr drang: „Wer seid Ihr?“ Korra! Es gelang Shinri nicht ihre Stimme zu erheben, also versuchte sie sich aufzusetzen. Man hatte ihr ein Seil um den Oberkörper geschlungen und so ihre Arme an die Seite gefesselt. Auch ihre Beine waren mit einem Strick aneinander gefesselt. Dennoch gelang es ihr nach einer Weile sich mit ihrem Oberkörper gegen die Rinde des uralten Baumes zu lehnen. Schwer atmend analysierte sie in ihrem Kopf die Situation. Korra war also auch hier. Hatte die Triade sie ebenfalls hierher gebracht? Doch warum war sie dann nicht ebenfalls im Baum der Zeit gefangen? Und mit wem hatte sie da gesprochen. Ein Teil ihrer Fragen wurden nur wenige Augenblicke später beantwortet, als Hun Dun an die Öffnung trat und auf sie herab blickte. „Ah.“, machte er zufrieden. „Du bist wach.“ Shinri funkelte ihn lediglich an. „Wo ist Korra?“, fragte sie nach einer Weile. „Der Avatar macht gerade eine kleine Reise in die tiefen des Chaos.“, meinte er und strich mit seinem langen Fingernagel über seinen Gehstock. „Ich werde mir damit Zeit lassen. Schließlich habe ich Jahrhunderte darauf gewartet, den Avatar zu vernichten. Sie soll wissen, was Leid bedeutet, ehe ich sie erlöse.“ Er lachte auf. „Eigentlich sollte ich ihr danken. Dank ihrer Torheit und Unüberlegtheit sind die Tore geöffnet und ich kann in die materielle Welt zurück kehren.“ Shinri ballte die gefesselten Fäuste und zerrte erneut an ihren Fesseln. Das Lächeln des alten Königs wurde breiter. „Oh ja.“, hauchte er zufrieden. „Sobald ich den Avatar vernichtet habe, werde ich in die materielle Welt zurück kehren. Mit einem neuen Körper.“ Sein Grinsen lies das Mädchen unweigerlich erschaudern. Was hatte er vor? Ungerührt fuhr Hun Dun fort: „Dieser Körper ist alt und wäre in der materiellen Welt längst zu Staub zerfallen.“ Der alte Mann deutete mit einer bedauernden Geste auf seinen geschundenen, vom Alter gezeichneten Leib. „Ein junger, unverbrauchter Körper mit unübertroffenen Bändigunsfähigkeiten.“ Hun Dun lachte kurz auf, ehe er ungerührt fortfuhr: „Ganz recht. Warum sonst hätte ich mich mit Amon und seinen Schergen einlassen sollen?“ Shinris Augen verengten sich im plötzlichen Begreifen. „Tut mir wirklich Leid Euch enttäuschen zu müssen...“, gab sie knurrend zurück und versuchte immer noch ihre Fesseln zu lösen. „Aber mir steht nicht der Sinn nach einem männlichen Wesen in meinem Körper.“ „Oh, da werde ich dir bedauerlicherweise keine Wahl lassen.“, meinte Hun Dun. „Die Jahre der Vorbereitung werden sich endlich bezahlt machen. Oh ja!“ Er sah auf das Mädchen herab. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwierig es war, alle Weichen so zu stellen, dass sie genau auf diesen Moment zulaufen, mein Kind.“ Shinri fletschte die Zähne. „Vielleicht wärt Ihr so gütig mich aufzuklären.“, meinte sie. „Wie habt Ihr das angestellt? Wie ist es Euch gelungen meinen Körper in die Geisterwelt zu holen? Und wie seit Ihr in der Lage einen Körper zu übernehmen?“ Hun Dun lächelte zufrieden. „Also gut.“, meinte er nach einer Weile. „Ich bin gerne bereit es dir zu erklären. Nicht, dass es von Wert wäre, dass du es erfährst, aber ich tue dir den Gefallen, mein Kind.“ Wie großzügig, dachte das Mädchen und fixierte den alten König. Dieser drehte seine klauenartige Hand in der Luft. „Chaos ist eine interessante, vielschichtige Sache.“, erklärte er. „Es verschlingt die Wirklichkeit und verdreht die Realität. Es klammert sich an Träume und verzerrt den Geist. Nach Jahrhundert Jahre langer Übung gelang es mir einen Spalt zwischen der materiellen und der Geisterwelt zu öffnen. Diesen nutzte ich, um deinen Körper hierher zu bringen, um ihn nach meinen – und augenscheinlich Amons - Wünschen zu formen. Schon damals hatte ich eine Verbindung geschmiedet, welche es mir erleichterte in deine Träume einzutauchen und deinen Geist zu verwirren.“ Er zog ein Amulett aus seinem Mantel hervor, ehe er sie wieder zurück schob. In der kurzen Zeit konnte Shinri die braunen Haarsträhnen daran erkennen und sie fing an zu begreifen. „Das Öffnen des Portals und die Formung deines Geistes und des Chis hatten mich erschöpft, sodass ich – selbst wenn ich es gewollt hätte – kein neues mehr hätte erschaffen können. Also ruhte ich mich aus. Sammelte meine Kräfte und plante meine weiteren Züge. Und vor etwa einem halben Jahr witterte ich meine Chance. Dein Geist war schwach und dein Körper zum Greifen nahe. Die Zeit schien gekommen. Und vermutlich wäre ich längstens im Besitz dieses Körpers, wenn dieser alte Mann und der nutzlose Geist nicht dazwischen gekommen wären.“ Er schüttelte kurz den Kopf und atmete tief durch. „Nun ja. Das warf meine Pläne um einige Monate zurück, aber ich habe Geduld. Ich hatte schon so lange gewartet, was waren da schon ein paar Monate?“ Er hob seinen Kopf gen Himmel, wo die dunklen Geister tanzten. „Und jetzt stehe ich kurz vor der Vernichtung des Avatars und was könnte deinen Geist schneller brechen, als dabei zu zu sehen, wie ich deine Freundin der ewigen Leere übergebe?“ Hun Duns Grinsen wurde breiter. „Das nennt man heutzutage wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dann steht meiner triumphalen Rückkehr in die materielle Welt nichts mehr im Wege und mit meinem Reichtum und meiner Armee werde ich mir zurückholen, was rechtmäßig mir zusteht. Und noch mehr.“ Shinri blinzelte, schier erschlagen von den ambitionierten Plänen des alten Königs. Ihre Sorge um Korra schnürte ihr die Brust zu. Sie konnte sie zwar nicht sehen, aber konnte sich denken, dass der Avatar zu den Füßen des Baumes der Zeit lag und mit dem Chaos rang. Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und kniff ihre Lider fest zu. Korra.... Hun Dun lächelte noch einmal, ehe er sich abwandte: „Keine Sorge. Du wirst nicht mehr lange warten müssen, mein Kind. Und ich werde sicher stellen, dass du siehst, wie das Leben aus dem Avatar entweicht.“ Mit diesen Worten war er aus Shinris Blickfeld verschwunden. Plötzlich war es ihr, als wich sämtliche Kraft aus ihrem Körper und ihr Kopf sank kraftlos auf ihre Brust. Nein. Sie wollte nicht noch jemanden verlieren, der ihr wichtig war. Korra stöhnte leise auf, als ihr Geist immer tiefer in die Welt der Alpträume eintauchte. Der alte Mann schickte ihr Vision um Vision. Was geschieht nur mit mir, fragte sie sich schwach, während ihr Geist gegen die finsteren Gestalten kämpfte. „Die Finsternis umschlingt dich.“, erklang Hun Duns körperlose Stimme. „Du wirst dich nicht befreien können.“ „Nein.“, erwiderte Korra wortlos. „Das ist nicht real. Es ist nicht real!“ Plötzlich verzerrte sich der Raum um sie herum und wieder versank ihre Welt in ewiger Schwärze. Der Avatar fand sich zu Füßen des Baumes der Zeit wieder. Sie hatte es geschafft. Sie hatte sich aus den Illusionen befreit! „Genug gespielt.“, befand Hun Dun. „Sei froh, dass dein Geist nicht weit reisen muss.“ Er lachte hämisch auf, ehe er mit einer Geste seiner Hand die Horden der dunklen Geister auf das Mädchen losgehen lies. Verzweifelt versuchte Korra die Gegnerhorden abzuwehren und schickte Feuerstoß um Feuerstoß und Luftstoß um Luftstoß auf die Geister, doch es waren einfach zu viele. Sie stürzten sich auf das Mädchen, sodass es durch die Luft gewirbelt wurde und unsanft auf den Boden auftraf. Nein. Es waren zu viele. Es gab kein Entkommen. Sie konnte nicht gewinnen. „Korra.“ Plötzlich leuchtete über den dunklen Geistern ein helles Licht. In seinem Inneren war Jinoras Geist. „Erinnere dich.“, befahl sie sanft. „Wir alle sind eins. Es gibt kein Licht, oder Finsternis. Kein Gut, oder Böse. Nicht Mensch, oder Geist. Alles ist eins. Korra, Trennung ist eine Illusion. Wir sind eins.“ Wie ein endloses Gebet drang die Stimme des kleinen Mädchens an das Ohr des Avatars. „Korra, es gibt kein Lichter und keine Finsternis. Den Feind bekämpfen heißt, sich selbst zu bekämpfen. Lass los.“ Ein helles Licht drang ohne jede Vorwarnung aus der Mitte der Geister, die sich auf Korra gestürzt hatten und stieß diese zurück. Ein Luftwirbel beförderte das Mädchen in die Luft. Ihre Augen glühten hell, als sie vor dem alten König landete. „Gib auf, Hun Dun.“, drang Korras Stimme und die Stimmen aller Avatare und Raavas aus dem Mund des Mädchens vom Wasserstamm. „Der Avatar ist zurück!“ Mit all ihrer Kraft wirbelten die vier Elemente in einer Kaskade um Korra herum und stießen alle Geister zurück. Auch die Robo Panzer und die Mitglieder der Triade, die sich nun dem Kampf anschlossen, hatten keine Chance gegen die volle Macht aller Avatare. „Wie? Das ist nicht möglich!“, rief Hun Dun aus, als er zurück wich. „Das kann nicht sein!“ Korra lies sich von einem Luftwirbel vor ihr tragen und fixierte ihn mit dem Raavas Blick. „Du magst vielleicht deine Avatar Kräfte zurück erlangt haben...“, begann der alte König. „Aber unser Kampf ist noch lange nicht vorbei.“ Ein lang gezogenes Knurren entwich seinem Mund und die Energie sammelte sich um seinen Körper. Ein greller, grüner Lichtblitz blendete Korra und erhellte die gesamte Umgebung. Plötzlich erlosch der Avatar Zustand und Korra bemerkte, dass der Boden unter ihren Füßen bebte. Der alte Mann hob die Hände gen Himmel und ein gigantisches Plateau löste sich aus der Erde und erhob sich in den Himmel, sodass die beiden Gegner nun in die Luft gehoben wurden. Hun Dun schöpfte neuen Atmen und fixierte Korra. „Du bist weise, Avatar, aber ich bin ebenfalls kein Narr. Als wir vor tausenden Jahren kämpften, war ich gezwungen mich in die Geisterwelt zu flüchten und ich erlangte hier meine Unsterblichkeit. Und endlich habe ich einen Weg gefunden, um meine volle Kraft wieder zu erlangen. Ich werde mir dein Chi einverleiben und einen neuen Körper in Besitz nehmen.“ „Es tut mir Leid, aber benutze mein Chi gerade recht gerne.“, erwiderte Korra. „Vielleicht wartet Ihr noch ein paar tausend Jahre mehr.“ Die Lippen des alten Mannes verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. „Oh. Das glaube ich kaum. Mein einziger Lebenszweck war meine Rache an dir. Und da du nun hier bist, kann ich all meine Pläne auf einmal verwirklichen.“ Erneut jagte er seine dunklen Geister auf den Avatar, doch diese hatten keine Chance. Korra ballte ihre Fäuste und richtete sie auf den alten Mann. „Es ist vorbei, Hun Dun. Kriecht zurück in den Geistersumpf in dem ihr euch all die Millenniums verkrochen habt und ich werde nicht dazu gezwungen sein, Euch zu vernichten.“ „Vorbei?“ Der alte Mann erbebte vor Lachen. „Aber Korra.“, begann er tadelnd. „Du hattest bisher noch keine Gelegenheit meinen Bruder kennen zu lernen.“ Seine Augen glühten rot aus und seinem Körper entstieg ein zweiter, identischer. „Woah!“, entfuhr es dem Mädchen und es wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Zwillinge rissen sich den Mantel vom Körper und gaben den Blick auf ihre miteinander verschmolzenen Körper frei. Nun entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den drei Bändigern. Korra, welcher alle vier Elemente zur Verfügung standen, hatte alle Mühe den Erdbändigerattacken der Zwillinge stand zu halten. Doch gerade, als es schien, der alte König würde triumphieren, versetzte sich Korras Körper in den Avatar Zustand. Auch Hun Dun sammelte seine gesamte Energie, doch den vereinten Kräften, der vergangenen Avatare hatte er kaum etwas entgegen zu setzen. „Eure Kräfte mögen seit tausenden Jahren gewachsen sein.“, begannen die kraftvollen Stimmen der Avatare. „Doch meine sind seit Anbeginn der Zeit gewachsen.“ „Wir werden den Avatar vernichten.“, keifte der alte Mann. „Und die materielle Welt ins Chaos stürzen!“ „Hun Dun, deine Zeit ist gekommen.“, verkündete der Avatar. Eine unglaubliche Angriffswelle aller Elemente stürzte sich auf Hun Dun, sodass das Plateau, was er geschaffen hatte, auf die Erde stürzte. Kraftlos lagen die Zwillinge auf dem Boden. Mit vereinten Kräften schafften sie es, sich aufzurichten, doch Korra bändigte bereits einen Wasserwirbel um sie und lies es seine heilende Wirkung tun, um seinen von der Dunkelheit verschlungenen Geist auszutreiben. „Geht in Frieden.“, verkündete Korra mit geschlossenen Augen, als sie es vollbracht hatte und ihre Augen leuchteten wieder türkisblau auf. „Psst, Shinri.“ Das Mädchen war zurück auf den Boden gesunken und hatte alle Hoffnung verloren. Als die helle Stimme erklang, hob sie ohne jeden Antrieb den Kopf, doch ihre Augen weiteten sich flüchtig, als sie erkannte, wer sich zu ihr in den Baum der Zeit gesellt hatte. „Shiki...“, rief sie flüsternd aus. Der kleine Geist nickte. „Warte.“, flüsterte er, ehe er näher an sie heran trat. „Ich helfe dir.“ Das Mädchen lächelte dankbar und drehte seinen Körper so, dass Shiki leichter an ihre Fesseln heran reichte. Hoffentlich war es noch nicht zu spät! Sie erhob sich und lies ihre Knöchel knacken und bewegte probehalber ihre eingeschlafenen Finger, ehe sie zufrieden nickte und losstürmte. Doch als sie auf die Ebene hinaustrat, hatte sich der Himmel gelichtet und unter ihr stand Korra, die linke Faust auf die linke Hand gelegt. „Geht in Frieden.“, murmelte der Avatar andächtig. „Korra!“, rief Shinri erleichtert aus und die spürte, wie ein gewaltiger Felsbrocken von ihrem Herzen fiel, als sie auf das Mädchen vom Wasserstamm zu stürmte und sie umarmte, dass sie Rippen knackten. „Du bist okay!“ „Shinri?“ Korra erwiderte die Umarmung verwirrt, ehe sie sich gezwungen sah, sanft die Umklammerung zu lösen, um keine Folgeschäden davon zu tragen. „Was machst du hier?“, fragte sie dann, nachdem es ihr gelungen war, etwas Abstand zwischen sich und das andere Mädchen zu bringen. „Lange Geschichte. Vielleicht später.“, erwiderte Shinri und grinste locker. „Hauptsache dir geht es gut.“ Korra schien immer noch verwirrt, doch die Erschöpfung nach dem anstrengenden Kampf hielt sie von einem Verhör ab. Noch einmal schlang Shinri erleichtert ihre Arme um ihre Freundin, ehe sie sich gemeinsam dem Geistertor nährten. Dort erschien ihnen noch einmal Jinora.„Du hast es geschafft, Korra!“, rief sie aus. „Ich dachte schon die Portale zu meiner Lebenszeit zu öffnen, sei eine große Sache.“, meinte Korra. „Aber es stellte sich heraus, dass ich auch die Dinge richtig stellen musste, die ich vor hunderten Lebenszeiten getan habe.“ Sie schwieg betreten. „Nun...“, meinte Jinoras Geist gelassen und lächelte. „Nach alledem sollte es ein Kinderspiel sein Tahno und seine Wolfsfledermäuse zu besiegen.“ Ach ja richtig, dachte Shinri. Das finale Match des Wohltätigkeittuniers. Grinsend klopfte Shinri bestätigend auf Korras Schulter, die vor Schmerz das Gesicht verzog. „Genau.“ Korra erwiderte das Lächeln ihrer Freundin, ehe sich Jinoras Geist in Luft auflöste und die beiden Mädchen durch das Portal schritten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)