Shinri von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 24: Vertrauen --------------------- 24. Kapitel – Vertrauen Eines hatte sie aus dieser Reise gelernt. Sie war froh, dass sie nicht am Südpol lebte. Trotz Feuerbändigens und warmer Kleidung konnte es dort ziemlich kalt sein. Shinri grinste kopfschüttelnd. Selbst ohne Publikum brachte sie immer noch diese dämlichen Witze. Tja, sie konnte wohl wirklich nicht aus ihrer Haut. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht alles andere richtigstellen konnte. Sie war aus einem guten Grund nach Republica gekommen. Sie wollte sich entschuldigen, auch wenn sie keine Vergebung erwarten konnte. Außerdem wollte sie sich der Polizei stellen. Aber eines nach dem anderen. Ungesehen schritt sie durch die Stadt und überquerte in guter alter Bändigermanier die Yue Bucht, um zur Insel des Lufttempels zu gelangen. Erst, als sie einen Fuß auf die Insel setzte, zögerte sie. Sollte sie jetzt einfach ins Haupthaus spazieren? Was wenn... Und wieder verlor sie sich in zahllosen Gedanken. Aber weiter kam sie nicht, als etwas sie ansprang und umriss. „Raku.“ Shinri sah das Tierchen an, welches auf ihrer Brust saß und sie scheinbar vorwurfsvoll ansah. „Du bist gewachsen.“, meinte sie lächelnd, doch die Wolfskatze starrte sie weiter an. „Ja ich weiss schon.“ Sie setzte sich etwas auf und kraulte den Kater. „Es tut mir Leid.“ Erst jetzt sah Raku von seiner Angriffshaltung ab und begann glückselig zu schnurren. Einen Augenblick lang blieben die beiden Kameraden einfach so und genossen den Moment. „Raku!“, schrie eine helle Stimme über das Grundstück. Dann sah Shinri, wie etwas aus dem Gebüsch brach und zwei kleine Gestalten kamen vor ihr zum Stehen und starrten sie erstaunt an. Shinri grinste. „Hi.“, grüßte sie die beiden Luftbändiger locker mit erhobener Hand. Vorsichtig setzte sie Raku auf den Boden und stand auf. Ehe sie noch etwas sagen konnte stürmten Meelo und Ikki auf sie zu und umarmten sie fest. „Shinri!“, riefen sie freudig aus einem Munde und begannen wild auf sie einzureden. Jetzt war Shinri doch leicht irritiert. Scheinbar hatte man die Beiden nicht in Kenntnis gesetzt... was die vergangenen Ereignisse anging. „Meelo! Ikki!“, mischte sich eine andere Stimme in das Geprabel und nur wenige Sekunden später, trat auch Jinora zu ihnen. Sie zeigte sich erstaunt, als sie Shinri erblickte und sah nicht ganz so erfreut aus, wie ihre Geschwister. Aber man konnte nicht behaupten, dass aus ihrem Blick pure Verachtung sprach. Scheinbar hatte man sie jedenfalls ansatzweise eingeweiht. Nun sie war schließlich die Älteste und nicht gerade auf den Kopf gefallen. „Jinora! Shinri ist wieder da!“, riefen Meelo und Ikki, als hätte das die junge Luftbändigerin nicht schon selbst bemerkt. „Hallo, Jinora.“, begrüßte Shinri das junge Mädchen. „Hallo.“, erwiderte diese etwas reserviert. Shinri lächelte. „Wo ist euer Vater?“, fragte sie dann alle drei Kinder, während sie sich Raku auf ihre Schulter setzte. „Er ist im Ratshaus. Sie wählen doch bald einen neuen Präsidenten.“, antwortete Ikki. „Ich verstehe.“ Shinri nickte. „Und Korra und die anderen?“ „Die sind hier auf der Insel. Ich kann sie rufen, wenn du...“ Doch das war gar nicht nötig. In diesem Augenblick traten Korra, Asami, Bolin und Mako zu ihnen. Offensichtlich hatten sie die Luftbändiger Kinder gesucht, hatten aber sicherlich nicht mit der vierten im Bunde gerechnet. Sie blieben verdutzt stehen. Shinri lächelte und wandte sich an Jinora, Ikki und Meelo: „Könntet ihr uns bitte kurz alleine lassen?“ Ikki und Meelo schickten sich an zu widersprechen, doch Jinora nickte, scheuchte ihre Geschwister fort und folgte ihnen. Als sie außer Sichtweite waren öffnete Shinri den Mund. „Hallo.“ Die anderen blieben stumm. Nur Bolin konnte sich zu einem gequältem Hi hinreißen lassen. Das Mädchen lächelte traurig. Was hatte sie auch erwartet? Eine Willkommensparty mit Luftballons und Luftschlangen? „Was willst du hier?“, fragte Korra schließlich und eine kleine Flamme züngelte um ihre geballte Faust. „Du kannst also wieder bändigen?“, fragte Shinri, „So ein Glück.“ Und das meinte sie ernst. „Jetzt versuch nicht vom Thema abzulenken.“, mischte sich Mako ein. „Schon gut. Ich weiss ja. Ihr freut euch nicht gerade mich zu sehen.“ „Was du nicht sagst.“ Asami verschränkte die Hände vor der Brust. Vermutlich war sie noch die wütendste von allen, schließlich erinnerte sie das Ganze an die Geschichte ihres Vaters. Nur Bolin schien hin und her gerissen, sagte aber nichts. „Also, was willst du hier?“, harkte Korra nach. „Eigentlich bin ich nur gekommen, um mich persönlich bei euch zu entschuldigen.“, meinte Shinri. „Und du erwartest, dass wir dir nach alledem einfach so verzeihen?“, fragte Mako scharf. Shinri zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Ich dachte nur, ihr verdient die vollständige Wahrheit.“ „Das kommt aber reichlich spät.“, kam es bitter von Asami. „Das weiss ich auch.“, räumte das Mädchen ein, „Aber wie ich bereits sagte, verdient ihr die Wahrheit. Ich überlasse es euch, ob ihr mir glauben schenkt, oder nicht.“ Und so erzählte sie den Vieren ihre ganze Geschichte. „Und natürlich könnte ich auch erzählen, dass ich die ganze Zeit unter Hypnose stand und deshalb so gehandelt habe, aber das entspricht nur zum Teil der Wahrheit.“, fuhr sie fort, „Ich habe zeitweise wirklich an Amons Ziele und Ideale geglaubt und gehofft er könne eine bessere Zukunft für alle erschaffen. Doch ich lag falsch. Und ihr habt mir die Augen geöffnet.“ Es blieb eine ganze Weile still. Jeder schien über ihre Worte nachzudenken. Schließlich sah Mako ihr direkt in die Augen: „Wie sollen wir dir so jemals wieder vertrauen?“ Shinri lächelte schwach. „Vermutlich gar nicht. Jemand hat mir gesagt, Vertrauen sei wie eine Blume. Wenn es einmal zerstört ist, braucht es seine Zeit um nachzuwachsen, wenn es das überhaupt tut.“ Sie seufzte und winkte ab. „Ich meine, hey ich verstehe euch völlig. Wie gesagt, ich hatte das nicht von euch erwartet. Ich wollte das nur klar stellen.“ Sie wandte sich ab und hob die Hand. „Also dann. Das war´s auch schon. Achso...“ Sie drehte sich noch einmal um. „Danke, dass ihr auf Raku aufgepasst habt.“ Auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln. „Und auch... Danke für alles andere.“ Shinri sah, wie sich irgendetwas in den Gesichtern der anderen regte. „Shinri...“, murmelte Bolin und schickte sich an, die Hand zu heben, um sie aufzuhalten. „Warte!“, hielt Korra Shinri zurück, als diese sich zum Gehen wandte. Sie blieb stehen, drehte sich nach dem Avatar um und sah dieser fragend ins Gesicht. „Mh?“ „Du... hast dich gegen Amon gestellt, um uns zu beschützen, warum?“ Shinri grinste breit. „Na, weil ihr meine Freunde seid. Darum.“ Korra, Mako, Bolin und Asami sahen das Mädchen lange an, ehe sich dieses umdrehte und die Hand zum Abschied hob. „Also dann.“, meinte Shinri und betrachtete den Horizont hinter Republica, „Ich gehe dann mal ins Rathaus um mich zu stellen.“ Ehe ein weiteres Wort aus den Reihen des Team Avatars kommen konnte, schuf Shinri mit ihren Bändigerkräften eine Eisscholle mit welcher sie in einer irrwitzigen Geschwindigkeit über das Wasser sauste. „Ich bin hier, um mich zu stellen.“, verkündete Shinri, ehe Tenzin, oder Lin sich aus ihrer Erstarrung befreit hatten, die eingetreten war, als sie das Mädchen erblickt hatten. Lin hatte sich als erste gefasst. „Also schön...“, meinte sie pragmatisch, doch ehe sie einen Schritt tun, oder Tenzin den Mund öffnen konnte, stieß jemand die Tür des Rathauses geräuschvoll auf. „Wartet!“ Shinri´s Augen weiteten sich flüchtig beim Klang der Stimme. Lin sah die Neuankömmlinge mit deutlich geminderter Begeisterung an. „Misch dich da nicht ein.“, befahl sie Korra, als diese zusammen mit den anderen vor ihr stehen blieb. „Bitte nehmen Sie sie nicht fest.“, bat der Avatar und ihr Blick schloss auch Tenzin ein. „Es ist in Ordnung. Ich bin bereit für meine Fehler gerade zu stehen.“, meinte Shinri sanft und blickte die beiden Erwachsenen fest an. Tenzin Blick wanderte von Korra, über Shinri, zu Lin und wieder zurück. Er schien mit der Situation sichtlich überfordert zu sein. Dann räusperte er sich und nahm Haltung an. „Eigentlich hatten wir gar nicht vor Shinri zu verhaften.“ „Was?!“ Die Blicke aller Anwesenden ruhten auf dem Ratsherren. „Tenzin...!“, versuchte Lin sich einzumischen. „Aber...!“, versuchte es auch Shinri, doch Tenzin schüttelte den Kopf. „Kein aber.“ Er sah seine alte Freundin an, welche die Arme vor der Brust verschränkt hatte und den Luftbändiger wütend an funkelte. „Ich bitte dich, Lin.“, sagte Tenzin ruhig, „Wir sollten alle Anklagepunkte gegen Shinri fallen lassen.“ Auf seinem Gesicht zeigte sich ein etwas schelmisches Lächeln, „Schließlich verhandet die Polizei nach „Aya“ und nicht nach „Shinri“.“ Lin schnaubte verärgert auf und sah nicht so aus, als wollte sie Tenzin´s Bitten so einfach nachgeben. „Bitte, Lin. Ich persönlich übernehme alle Verantwortung.“ Da gab die Polizeichefin schließlich auf, fuhr mit den Händen durch die Luft und meinte: „Also schön. Tut doch was ihr wollt...“ Shinri blickte Tenzin groß an. „Tenzin, warum tut Ihr das für mich? Ich hab...“ Tenzin unterbrach sie sanft. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du kein schlechter Mensch bist, Shinri.“ Sie lächelte den Luftbändigermeister mit Tränen in den Augen an. „Ich weiss gar nicht, was ich...“ „Du musst gar nichts sagen. Jeder hat eine zweite Chance verdient, vor allem, wenn seine Absichten ehrlich sind.“, sagte Tenzin sanft, „Ich glaube ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir dir eine weitere Chance geben sollten.“ An dieser Stelle schnaubte Lin empört auf. Tenzin fuhr fort: „Wir wissen alle, dass besondere Umstände zu deinem Handeln geführt haben und du keinen abgrundtiefen Groll gegen Bändiger hegst. Und außerdem...“ Er sah zu Korra, Asami, Mako und Bolin, „Hast du Freunde, die dir wichtig sind und die dir helfen können, dich wieder einzugliedern. Sofern sie damit einverstanden sind.“ Er sah die Anwesenden an, ehe er Lin bedeutete mit ihm gemeinsam den Raum zu verlassen. Kaum waren sie allein stürmte Bolin auf Shinri zu. „Es tut mir alles so leid.“, jammerte er und warf sich dem Mädchen um den Hals. „W..was?“, fragte Shinri etwas irritiert, „Mir muss es Leid tun.“ Bolin schniefte geräuschvoll. „Wir sind doch Freunde. Und Freunde vertrauen und helfen einander. Ich hätte dir gleich glauben sollen.“ Shinri lächelte schief. „Und ich hätte von Anfang an die Wahrheit sagen sollen. Also sind wir quitt, wenn du es so willst..“, meinte sie und erwiderte die Umarmung. Auch Korra und die anderen waren näher heran gekommen, als Bolin von ihr ablies. Shinri´s Blick ruhte auf Korra. „Warum habt ihr mir geholfen?“, fragte sie das andere Mädchen. „Du hattest recht.“, meinte Korra, „Wir sind Freunde und wie Tenzin bereits sagte, verdient jeder eine zweite Chance. Du hast uns zwar angelogen, aber wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen und versuchen uns auf die Zukunft zu konzentrieren. Du hast dein Bestes getan um uns zu beschützen und ich glaube dir, dass du deine Taten aufrichtig bereust und versucht deine Fehler wieder gut zu machen. Also sollten wir dir die Chance dazu geben.“ Bolin nickte die ganze Zeit unaufhörlich. „Ja. Es ist genau wie sie sagt.“, stimmte er Korra zu. Mako und Asami hatten die ganze Zeit über noch kein Wort gesagt, also schaute Shinri sie lange an. Asami hob nicht den Blick, als sie sagte: „Ich... Weiss nicht, ob ich jemals vergessen kann, was du getan hast.“ Sie machte eine Pause und hob etwas den Blick. „Aber ich werde versuchen dir zu verzeihen, auch wenn es Zeit braucht.“ „Mehr verlange ich auch nicht.“, sagte Shinri sanft und sah Mako an. Bolin rammte seinem Bruder einen Ellenbogen in die Seite, um diesen zum Sprechen zu bringen. „Au!“, rief dieser aus, ehe sein Blick zu Shinri wanderte. Er wurde etwas rot und kratze sich verlegen am Kopf. „Ich weiss noch nicht genau, was ich von der ganzen Sache halten soll...“, murmelte er, „Aber... “ Bolins wütender Blick brachte ich dazu weiter zu sprechen. Er seufzte lauf auf. „Sorry. Ich weiss ja, dass wir dir vertrauen können... Jeder sollte die Chance dazu haben, seine Fehler wieder gut zu machen...“ So wie es klang, sprach der Junge aus Erfahrung. „Ich danke euch. Ehrlich.“, sagte Shinri und kämpfte mit den Tränen. Diesmal waren es keine Tränen der Trauer, oder der Verzweiflung, sondern Tränen der Freude und des Glücks. Dann schrie Bolin plötzlich: „Gruppenumarmung!“ Und zog alle anderen in eine feste Umarmung, aus der es kein Entkommen gab. Damit war das Eis endgültig gebrochen und sie brachen in heiteres Gelächter aus. Shinri winkte den anderen hinterher, als sie sich auf den Rückweg machten. Sie hatte noch etwas anderes in der Stadt zu erledigen. Sie biss auf ihrer Unterlippe herum und tippelte mit ihrer Fußspitze wiederholt auf dem Boden. Im Grunde genommen drückte sie sich vor dem, was folgen sollte. Nämlich vor dem Gespräch mit Hasook. Inwiefern war dieser bereits eingeweiht? „Shinri?!“ Das Mädchen sah auf. Vor ihr stand ein völlig fassungslos wirkender Hasook, der sie mit geweiteten Augen ansah. „Öhm... Hi Hasook....“, murmelte diese und hob die Hand. „Wo warst du die ganze Zeit?!“, fragte er, nachdem er auf sie zu gestürmt war und sie an den Schultern gepackt hatte. „Hat Korra dir nichts erzählt?“, fragte sie zögerlich. „Sie hat nur komische Andeutungen gemacht.“, erwiderte der Wasserbändiger, „Also? Wo warst du? Was ist passiert?“ Shinri wich seinem Blick aus und er lies von ihr ab. Forschend betrachtete er ihr Gesicht. „Was ist passiert?“, wiederholte er eine Spur schärfer. Shinri atmete tief durch, nahm all ihren Mut zusammen und begann ihre Geschichte zu erzählen. Es blieb lange still. Shinri hatte erwartet, dass der Junge ausflippen würde, sie anschreien, oder vielleicht sogar schlagen. Doch er war einfach nur still und starrte. „Hasook...?“ Er wich zurück. „Fass mich nicht an.”, zischte er und nach einer weiteren Pause fügte er hinzu: „Du hast für diesen Spinner Amon gearbeitet?“ Sie nickte schwach. „Ja...“ „Du hast ihm geholfen?“ „Ja...“ „Und jetzt bist du wieder hier?“ „Sieht so aus.“ Er sah zu Boden, ehe er sie wieder ansah. „Und was sollte das dann mit uns?“ Sie blickte ihn groß an. „War ich nur ein Mittel zum Zweck? Ein Spiel?“ „Nein! Das darfst du nicht glauben.“ „Ach ja?“, schnaubte er, „Was soll ich dir nach alledem noch glauben?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Es...“ „Tut dir Leid. Ja, habs kapiert.“, erwiderte Hasook scharf. „Mir auch...“, sagte er schließlich nach einer schier unendlichen Pause, nach welcher er sich abwandte und wortlos davon stapfte. „Haso...!“ Sie erwog ihm hinterher zu laufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Statt sich zu bewegen, zitterten sie und gaben schließlich nach. Ohne dass sie es selbst bemerkt hatte, waren Tränen über ihr Gesicht geflossen. Shinri fuhr mit ihrem Unterarm über ihre Augen, um sie hinfort zu wischen. Es war aus. Hasook hatte sich von ihr getrennt und ihre Beziehung beendet und ihr war klar, dass es in diesem Fall kein Zurück mehr gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)