Shinri von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 15: Verschwunden ------------------------ 15. Kapitel – Verschwunden Es war bereits sechs Uhr in der Früh, als sich Shinri auf den Heimweg machte. Sie hatte sich von Hasook verabschiedet, welcher in die entgegengesetzte Richtung davon stiefelte. Doch die vielen Polizei- und Heilermobile vor dem Rathaus, an welchem sie gerade vorbei kam, lies sie den Heimweg für´s erste vergessen. In diesem Augenblick kam Tenzin mit Oogi auf den Platz geflogen und Shinri rannte auf ihn zu. „Tenzin? Was ist hier passiert?“, fragte das Mädchen den Luftbändigermeister. Dieser sprang von seinem Reittier und federte seine Landung mit einem Luftkissen ab. „Gottseidank, Shinri. Es geht dir gut. Ich hatte Sorge, du wärst auch entführt worden.“, sagte er erleichtert und legte seine Hände vertrauensvoll auf ihre Schultern. „Entführt? Auch?“, wiederholte sie. Ihre Augen weiteten sich. „Ist Korra...?“ Tenzin´s Blick sprach Bände. „Alles deutet darauf hin.“ Er sah zu dem Gebäude hinüber. „Komm.“, sagte der Luftbändiger und führte Shinri in´s Rathaus. „Ratsmitglied Tarrlok wird uns alles ganz genau erläutern.“, erklärte er auf dem Weg. Der Versammlungsraum des Rathauses glich einem Kampfplatz. Alles war zerstört und einige Gegenstände deuteten auf Aktivitäten der Equalisten hin. Ratsmitglied Tarrlok saß auf den Stufen, die auf die kleine Empore führten, auf dem die Ratsmitglieder für gewöhnlich tagten und lies sich von einem Heiler verarzten. Polizisten wuselten durch den Raum, machten Fotos und sammelten die Indizien. „Was ist passiert?“, fragte Tenzin seinen Kollegen, als Shinri und er an ihn heran getreten waren, „Was hat Korra hier im Rathaus gewollt?“ „Ich habe es Chef Saikhan schon berichtet.“, begann Tarrlok und erhob sich, „Korra kam gestern Abend in mein Büro. Sie war wütend wegen der Festnahme ihrer Freunde.“ Shinri wurde hellhörig. Festnahme? Mako, Bolin und Asami? Was war während ihrer Abwesenheit noch alles geschehen? „Sie bat mich sie freizulassen.“, fuhr Tarrlok fort, „Und dann überfielen uns die Equalisten. Ich habe versucht Korra zu beschützen, aber sie waren in der Überzahl. Dann haben sie mich elektrifiziert. Als ich wieder zu mir kam, war die Polizei bereits da, aber Korra war weg. Es tut mir sehr Leid.“ Betreten sah er zu Boden, ehe er sich an den neuen Polizeichef wandte: „Chef Saikhan. Mobilisieren Sie sämtliche Einheiten. Wir müssen den Avatar ganz schnell finden.“ „Jawohl.“ Saikhan salutierte, nickte Tenzin kurz zu, ehe er aus dem Rathaus schritt, um alles nötige in die Wege zu leiten. Tarrlok wurde nach Hause begleitet. Tenzin wollte im Rathaus bleiben, um zu telefonieren. Er erhoffte sich dadurch auf Informationen zu stoßen, die ihnen dabei helfen würden, Korra zu finden. Ungeduldig schritt Shinri in seinem Büro auf und ab und setzte sich schließlich, um dem Luftbändigermeister nicht allzu sehr auf die Nerven zu fallen. Korra war von den Equalisten entführt worden. Und sie konnten nichts tun, außer abzuwarten. Sie ballte die Fäuste. Das war ein schreckliches Gefühl. Shinri wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, doch sie sprang von ihrem Stuhl auf, als vier Wohlbekannte in Tenzin´s Büro schritten. Auch Tenzin wirkte mehr als überrascht, beendete hastig sein Telefonat, ehe er sich an Lin wandte. „Lin, wa...was.. was tust du? Du gehörst ins Krankenhaus.“ Er deutete auf Mako, Bolin und Asami. „Und ihr Drei solltet im Gefängnis sein.“ „Ich dachte wir helfen dir bei der Suche nach Korra.“, erwiderte Lin pragmatisch. „Habt ihr schon eine Spur?“, fragte Mako. „Ich telefoniere schon seit Stunden, aber bisher ohne Erfolg.“ „Wir brauchen Naga.“, sagte der Feuerbändiger. Er hatte Recht. Warum war Shinri selbst nicht auf diese Idee gekommen? Naga war schließlich Korra´s treue Begleiterin und war sicher in der Lage dazu, deren Fährte aufzunehmen. „Sie kann Korra aufspüren.“ Doch Tenzin zerstörte diese Hoffnungen zugleich: „Tja. Ich fürchte ihr Eisbärhund ist ebenso verschwunden.“ Da meldete sich Bolin zu Wort: „Also wo fangen wir an?“, fragte er ratlos in die Runde. „Ich vermute die Equalisten verstecken sich im Untergrund.“, meinte Lin, „In einem der vielen Tunnel unter der Stadt.“ „Im Untergrund... Genau wie die geheime Fabrik meines Vaters. Das passt.“, sagte Asami düster und verschränkte die Hände vor der Brust. „Ja...“, meinte Bolin grübelnd und legte eine Hand ans sein Kinn, „Das könnte sein. Als ich im Transporter der der Chiblocker saß, hörte es sich an, als würden wir in einen Tunnel fahren.“ Shinri überdachte seine Worte und nickte dann zustimmend. „Stimmt.“ Makos Augen weiteten sich. „Ich weiss jetzt wo wir anfangen.“, rief er aus und lief los, „Kommt.“ Die Teenager nickten zustimmend und folgten dem Feuerbändiger. „Ich habe gehört ihr wart im Gefängnis?“, fragte Shinri die anderen. „Seid ihr unter die Kriminellen gegangen?“ „Tarrlok war nicht ganz mit unserer... sogenannten Einmischung bei seinen Einsätzen zufrieden.“, erklärte Mako, „Deshalb lies er uns festnehmen.“ Shinri runzelte die Stirn. „Und damit kam er durch?“ „Naja, er hat es damit begründet, dass Asami als Nichtbändiger zur Sperrstunde noch unterwegs war und als wir uns beschwerten lies er uns wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt festnehmen.“ Und schlagartig tat der arme Mann ihr sofort weniger Leid. Was sollte das? Shinri schüttelte den Kopf. „Und Lin hat euch da raus geholt?“, fragte sie dann und Mako nickte. „Genug mit dem Schwätzchen.“ Lin und Tenzin waren ihnen gefolgt. „Jetzt müssen wir erst einmal Korra finden. Euer Kaffekränzchen könnt ihr auf später verschieben.“ Draußen stiegen sie alle auf Tenzins Reittier Oogi und Mako wies Tenzin an, wohin er fliegen und landen sollte. Die anderen folgten dem Feuerbändiger, welcher in eine Richtung wies. „Der Transporter mit Bolin ist da lang weggefahren.“, erklärte er und rannte los. An der nächsten Kreuzung blieben sie erneut stehen. „Und weiter?“, fragte Asami. Bolin grübelte. „Diese Straße da, kommt mir bekannt vor.“, meinte er und Shinri überlegte. Bolin hatte an der Tür des Wagens gesessen und deshalb einen Blick nach draußen werfen können, sie hingegen nicht. Also konnte er Recht haben. Lin hob ihren Fuß an, bändigte ihre metallischen Sohlen an den Füßen so, dass ihr bloßer Fuß mit dem Boden in Kontakt kam, als sie auftrat. „Hier ganz in der Nähe ist ein Tunnel.“, verkündete sie schließlich. Ah, der berühmte seismische Sinn, den viele Erdbändiger besaßen, dachte Shinri. Sie selbst übte sich ebenfalls in dieser Praktik, doch die Polizeichefin hatte in diesem Bereich eindeutig mehr Erfahrung. Ihre Mutter hatte den Sinn quasi für sich entdeckt. Und tatsächlich fanden die sechs einen verschlossenen Tunneleingang. „Da!“, rief Mako aus. Lin beugte sich herab und betrachtete den Schnee, in dem sich Spuren abgebildet hatten. „Die Reifenspuren stammen von Motorrädern.“, sagte sie und erhob sich. Motorräder, wie sie die Equalisten benutzten. „Dann muss Korra da drin sein.“, meinte Mako bestimmt, „Irgendwo da drin.“ Lin öffnete das Tor, sodass die Sechs eintreten konnten. Kaum waren sie eingetreten, sahen sie sich einem riesigen, dunklen Tunnelsystem gegenüber. Mako bändigte eine Flamme aus seiner Hand, um die nähere Umgebung zu erleuchten. „Probieren wir diesen Weg.“ Besorgt wandte Asami sich an ihren Freund: „Und was wenn Korra dort nicht ist.“ „Dann probieren nehmen wir den nächsten, solange bis wir sie finden!“, antwortete Mako unwirsch und ging weiter. Shinri zuckte mit den Schultern, berührte Asami leicht an der Schulter und schenkte dieser ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie hinter Mako her rannte, um ihn einzuholen. „Wir werden sie finden Mako.“, versicherte das Mädchen dem Feuerbändiger. Dieser schien sie kaum zu hören, so angestrengt versuchte er in der Dunkelheit, die sich vor ihnen erstreckte etwas zu erspähen, dass ihm ein Hinweis auf Korras Aufenthaltsort sein könnte. Shinri konnte ihn verstehen. Auch sie mochte Korra. Schließlich waren sie Freunde. Da war es völlig normal, wenn man sich Sorgen machte, wenn der Andere von Equalisten entführt wird. Aber er könnte zumindest Mal normale Antworten geben, dachte sie noch kopfschüttelnd grinsend und ging weiter. Sie waren eine Weile gelaufen, als sie hinter sich Motorgeräusche vernahmen. „Versteckt euch!“, befahl Lin und alle schoben sich hinter die Stützpfeiler an den Rändern des Tunnels. Als die Equalisten an ihnen vorbei fuhren, bemerkten sie die Gruppe zum Glück nicht. Shinri sah, wie der eine Equalist einen kleinen Schalter an seinem Motorrad umlegte und sich daraufhin eine versteckte Tür aus der Mauer auftat, durch die die Motorräder nun fuhren. Kaum schloss sie sich, rannten die Sechs an die Stelle, wo sich die Tür befinden musste, und Lin öffnete den Schließmechanismus mit ihren Metallbändiger-Fähigkeiten. Sie gab den Anderen ein Zeichen und alle sprinteten los. Sie mussten Korra schnell finden. Geräuschvoll schloss sich die Tür hinter ihnen und die Sechs fanden sich in einer Halle wieder, in der sich einige Fahrzeuge und eine Art Bahn befanden, welche in eine der drei Tunnel fuhr, die sich am Ende der Halle auftaten. Diese führten offenbar tiefer in das geheime Versteck der Equalisten. Shinri und die anderen hielten sich versteckt und warteten bis die Bahn, mit Equalisten besetzt, abfuhr. Dann traf ein neues Gefährt ein, und der weibliche Equalist, der ausstieg versicherte: „Alles im Gefängnis abgeliefert.“ Das lies die Lauscher aufhorchen. Gefängnis. Dort waren sicher Korra und Lins Kollegen. „Bestimmt halten sie dort Korra fest.“, flüsterte Tenzin in diesem Augenblick. „Wir müssen irgendwie durch diesen Tunnel.“, meinte Lin und inspizierte die Gegend. Ungesehen, fügte Shinri in Gedanken hinzu. Die beiden Equalisten, die zuletzt in der Halle gewesen waren, waren außer Sichtweite, also gab Lin ein Handzeichen und sie alle eilten zu der Bahn, die zum Gefängnis führte. Hastig stiegen sie ein und fuhren los. Doch am Ende des Tunnels erwartete sie eine Kontrolle, durchgeführt durch zwei Equalisten. Lin bemerkte die drohende Gefahr, sodass sie allen befahl während der Fahrt aus der Bahn zu springen, um die Equalisten aus dem Hinterhalt zu überraschen. „Er ist leer.“, hörte Shinri einen Equalisten sagen, der gerade den Wagen unter Augenschein nahm, in dem sie selbst bis vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte. „Ja. Das sehe ich.“, antwortete der andere Equalist mit einem genervten Unterton, als dachte er sein Kollege würde ihn tatsächlich für so beschränkt halten. In diesem Augenblick lies Lin ihre metallenen Drahtseile aus schnellen, packte damit die Equalisten und zog sie in den dunklen Tunnel, in welchem sich sie Sechs versteckt hielten. Dort fesselte man die beiden Anhänger Amon´s und Lin befahl Asami und Bolin. „Ihr beide bewacht sie.“ Es erhoben sich keine Wiederworte und Lin scannte das Gefängnis mit ihrem seismischen Sinn. „Meine Kollegen sind hier drin.“, sagte sie und schickte sich an die Treppe herauf zu steigen. Shinri und Mako sahen Lin an. „Wo ist Korra?“, fragte Mako besorgt. „Ich kann sie noch nicht orten.“, war die Antwort und die Polizeichefin von Republica setzte ihren Weg fort. Tenzin, Mako und Shinri folgten ihr. Um die nächste Ecke erwarteten sie zwei kampfbereite Equalisten, doch Tenzin stieß mit einem Luftstoß ihre ausgeworfenen Drahtseile zurück und im gleichen Zuge auch die Beiden Männer, welche gegen die Wand krachten und wie benommen liegen blieben. Lin ging an ihnen vorbei, um ihre Kollegen zu befreien. Mako lief auf die Equalisten zu, packte einen am Kragen, riss ihm die Maske vom Gesicht und hielt ihn hoch. „Wo habt ihr Avatar Korra hingebracht?“ Der Equalist blieb vor lauter Entsetzen stumm. „Ich frage dich nicht noch mal!“, rief Mako wütend. Eine bedrohliche Feuerzunge schnellte aus seiner Hand. „Wo ist sie?“ „Wir haben den Avatar nicht.“, brachte der Mann schließlich heraus, „Und die Equalisten haben auch nicht das Rathaus angegriffen. Tarrlok lügt.“ „Was?“, fragte Mako fassungslos. Shinris Augen weiteten sich flüchtig. Sie glaubte dem Mann. Sie konnte spüren, dass er die Wahrheit sprach, auch ohne seismischen Sinn. Tarrlok hatte also tatsächlich gelogen. Sie hatte bei diesem Mann schon immer ein ungutes Gefühl gehabt und jetzt entpuppte er sich auch noch als Lügner, wenn nicht sogar schlimmeres. Denn wenn die Equalisten Korra nicht in ihrer Gewalt hatten, dann... „Ich habe das ganze Gefängnis gescannt. Korra ist nicht hier.“, unterbrach Lin ihre Gedanken. „Wieso sollte sich Tarrlok die Sache mit dem Überfall ausdenken?“, fragte Mako und lies den Mann zu Boden gleiten. Entweder, weil er noch mehr Gründe suchte, um die Equalisten Bewegungen einschränken zu können, oder... „Weil er Korra in seiner Gewalt hat.“, sagte Tenzin ernst und sprach damit ihren zweiten Gedanken laut aus, „Er hat uns reingelegt.“ In diesem Moment ertönte eine Alarmglocke und sie waren zum Rückzug gezwungen. Die Vier und die Ex-Metallbändiger der Polizei hasteten zur Bahn. „Raus hier, Leute!“, rief Bolin ihnen entgegen. Das liesen sie sich nicht zweimal sagen. Alle sprangen in den Wagen und Asami fuhr los. Es ging zurück durch den Tunnel, doch ein weiterer Wagen voller Equalisten folgten ihnen. Bolin schob sich vor Mako und Shinri erhob sich von ihrem Sitz. Gemeinsam brachten sie den Tunnel hinter sich und vor den Equalisten zum Einsturz. „Was sagt ihr dazu Chiblocker?“, fragte Bolin schadenfroh. Doch damit war die Gefahr noch nicht gebannt. Am Ende des Tunnels erwartete sie der Leutnant und in seinem Gefolge mindestens ein gutes dutzend Chiblocker. „Da sind noch mehr!“, rief Lin aus. Sie bändigte die Metallleitungen an der Decke, an denen die Bahn befestigt war und formte daraus eine Rampe unter ihnen, sodass der Wagen in die Luft geschleudert wurde.„Festhalten!“ Dann entfernte sie das Metall und die Erde über ihnen, sodass sie mit dem Wagen ein Stockwerk über ihren Köpfen landeten. Dort sprangen sie aus dem Wagen und Lin öffnete ein Ausgang in die Freiheit. Etwas durch gerüttelt aber unversehrt kamen alle an der Oberfläche an. Bolin sah Tenzin, Lin, Mako und Shinri vielsagend an. „Also... Wo ist Korra?“, fragte er. Mako sah zu Boden. „Sie ist nicht hier.“ „Aber wo...?“, begann Asami. „Tarrlok hat Korra gekidnappt.“, unterbrach Lin. Bolin und Asami´s Augen weiteten sich. „Was?“ „Keine Zeit für lange Reden.“, sagte die Ex-Polizeichefin, „Wir müssen los.“ Die Polizisten gingen nach Hause und Tenzin verständige den aktuellen Polizeichef und seine Kollegen vom Großen Rat. Dann gingen sie ins Rathaus, wo die Verständigten bereits auf sie warteten, mit Ausnahme von Tarrlok. „Danke, dass sie alle so kurzfristig kommen konnten.“, bedankte sich Tenzin bei ihnen allen. „Chef.“, sagte Lin geringschätzig. „Lin.“, antwortete dieser nicht minder begeistert. „Gibt es Neuigkeiten von Korra?“, fragte jemand hinter ihnen besorgt. Alle drehten sich zu Tarrlok um, welcher in die Halle kam. „Allerdings.“, sagte Tenzin und deutete anklagend auf seinen Kollegen, „Ihr selbst habt sie entführt, Tarrlok!“ Dieser wich zurück, als könne er die Dreistigkeit dieser Beschuldigung nicht begreifen. „Ich bin schockiert, dass Ihr mir so ein gemeines Verbrechen zutraut.“ Eins musste man ihm lassen. Er war ein guter Schauspieler. „Ich habe doch alles erklärt.“, fuhr Tarrlok fort, „Die Equalisten haben sie von hier verschleppt.“ „Aber es sind keine Chiblocker hier gewesen letzte Nacht.“, erwiderte Tenzin, „Die Spuren habt ihr gelegt, oder etwa nicht?“ „Das ist doch lächerlich, was Ihr mit hier unterstellt.“, verteidigte sich der Wasserbändiger vehement. „Es ist wahr.“, rief jemand aus dem Hintergrund und alle Anwesenden wandten sich dem Neuankömmling auf der Galerie über ihnen zu. „Er hat sie entführt.“, bestätigte der Ratsdiener, „Ich war noch hier, als Avatar Korra gestern kam. Aber Ratsmitglied Tarrlok hat mich weggeschickt. Als ich ging habe ich noch gesehen, wie Tarrlok sie in die Garage schleppte.“ „Das ist doch Unsinn!“, fuhr Tarrlok den kleinen Mann an, „Jeder weiss, dass du eine verlogene, kleine Ratte bist.“ Lin verschränkte die Arme vor der Brust und beäugte den Ratsdiener. „Und warum kommst du damit erst jetzt?“ Der Mann blickte unsicher zu Boden. „Ich hatte Angst es zu sagen, weil Tarrlok...“ Seine Stimme war beinahe ein Flüstern, ehe es aus ihm herausbrach: „Weil Tarrlok ein Blutbändiger ist! Er hat Avatar Korra´s Blut gebändigt.“ Alle, mit Ausnahme des Wasserbändigers selbst, starrten diesen fassungslos an, ehe sie eine kampfbereite Stellung einnahmen. „Macht es nicht noch schlimmer, als es ist.“, sagte Tenzin ruhig, „Sagt uns, wo ihr Korra festhaltet.“ Nun hatte Tarrlok keine Fluchtmöglichkeit und keine Ausflüchte mehr. Seine Tarnung war aufgeflogen. Als die Anderen sich anschickten, ihn anzugreifen, hob er die Hände und augenblicklich hielten alle inne. Es war ein unbeschreiblich, grausames Gefühl, welches Shinri nun durchströmte. Es war, als hätte sich jeder Muskel, jede Zelle und jeder Blutstropfen dazu entschieden gegen sie zu arbeiten. Ihr Glieder gehorchten ihr nicht mehr und sie sah, dass es den anderen ebenso erging. Tarrlok hob die Hände noch höher und einem nach dem anderem begann das Bewusstsein zu verlieren. Wie viel Zeit vergangen, war konnte Shinri nicht sagen, als sie wieder zu sich kam. Auch die anderen rappelten sich langsam auf. „Mann! Hatte ich einen scheußlichen Traum. Korra wurde von einem bösen Blutbändiger entführt.“, sagte Bolin, als er aufschreckte, „Verrückte Sache.“ „Das war kein Traum.“, meinte Shinri und Asami fügte hinzu: „Das ist wirklich passiert, Bolin. Er hat Blut gebändigt.“ „Ist das dein Ernst?“, fragte der Junge und sah sich panisch um, „Wo ist er? Ist er hier noch irgendwo?“ „Tarrlok ist über alle Berge.“, sagte Polizeichef Saikan und wandte sich ab, „Ich alarmiere sämtliche Einheiten.“ „Wir waren nur kurz ohne Bewusstsein.“, meinte Lin, während Bolin seine verspannten Schultern kreiste, „Möglicherweise können wir Tarrlok´s Spur noch folgen.“ „Ja.“, stimmte Tenzin zu, „Sie könnte uns zu Korra führen. Also los.“ Auf sein Wort hin, liefen Lin, Mako, Asami, Bolin und Shinri los, um der besagten Spur zu folgen, die zu Korra führte. Sie flogen bis in die Nacht auf Oogies Rücken über die Stadt, doch keine Spur. Shinri hatte Ausschau gehalten, doch nun drohten ihr die Augen zuzufallen. Würden sie Korra jemals finden? Ein Geräusch lies sie aufhorchen. „Das ist Naga!“, rief Mako aus und Tenzin lenkte seinen Bison in die Richtung, aus der das Heulen kam. „Da unten!“ Tatsächlich war es Korra´s Eisbärhundin und ihre Besitzerin lag auf deren Rücken. „Korra!“ Besorgt sprang Tenzin von seinem Reittier und kam auf das Mädchen zu. „Dem Himmel sei Dank.“, atmete er erleichtert aus, als er sah, dass sie soweit unversehrt war. Lin war an seiner Seite. „Wo ist Tarrlok?“, fragte sie den Avatar, „Wie bist du ihm entkommen?“ Achtlos schob Mako, welcher mit den anderen vom Rücken des Bisons geklettert war, die ehemalige Polizeichefin zur Seite. „Jetzt lassen Sie sie doch mal.“ Sanft hob er Korra vom Sattel der Eisbärhündin und trug sie in seinen Armen zu Oogie. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wie geht’s dir?“ „Alles gut. Schön, dass du hier bist.“, antwortete Korra matt und lehnte ihren Kopf an Mako´s Brust. Dann legte der Feuerbändiger sie auf den Sattel des Bisons, strich ihr sanft durchs Haar und sagte: „Du bist in Sicherheit.“ Erschöpft schloss Korra die Augen und schlief ein. Mit einer gewissen Besorgnis studierte Shinri Asami´s Gesicht, welche den beiden hinterher sah. Sie tat ihr richtig Leid. Jeder konnte erkennen, welche Gefühle Mako für Korra hegte und anders herum war es nicht anders. Shinri erwog eine Hand auf die Schulter des Mädchens zu legen und ihr tröstende Worte zu sagen, doch sie wusste nicht, welche Worte dazu in der Lage waren. Sie konnte die Realität nicht ändern. Trotz alledem freute sich auch Shinri, dass Korra wohlbehalten wieder da war. Sicher, sie war erschöpft und brauchte etwas Ruhe, aber ihr war nichts geschehen und in Kürze würde sie wieder zu ihrer alten Stärke finden, da war sie sich sicher. Mit einigem Zögern folgte Asami Tenzin und Lin, welche auf ebenfalls auf Oogies Rücken kletterten. „War ist mit Naga?“, fragte Shinri Bolin, welcher noch neben ihr stand. Dieser überlegte kurz. „Ich bringe sie nach Hause.“, rief er Tenzin und den anderen zu, „Fliegt ihr schon mal vor.“, sagte er, auch an Shinri gewandt. „Wenn es in Ordnung ist, komme ich mit dir.“, erwiderte das Mädchen und Bolin erklärte sich als einverstanden. Also ritten die Beiden auf Naga´s Rücken zur Insel des Lufttempels. Bolin hatte die Zügel in der Hand. „Wow. Kannst du das fassen?“, fragte Bolin während dem Ritt und drehte sich halb zu Shinri um, „Tarrlok ist ein Blutbändiger. Wahnsinn.“ Shinri nickte. „Es ist ziemlich unglaublich. Ich frage mich, warum er Blutbändigen kann, ohne auf den Vollmond angewiesen zu sein.“ „Ja. Das ganze ist eine ziemlich fiese Nummer. Wer weiss wo er jetzt ist und was er vorhat.“ Bolin schauderte bei diesem Gedanken. Das miese Gefühl, welches sie während des Blutbändigens von Tarrlok heimgesucht hatte, steckte ihnen noch immer in dem Gliedern und ungutes Gefühl blieb in der Magengegend. „Warten wir erst einmal ab, was Korra zu sagen hat, wenn sie wieder zu Kräften gekommen ist.“, fügte Shinri hinzu. Es nutzte nichts, sich jetzt den Kopf zu zerbrechen, ohne alle Informationen beisammen zu haben. „Tun deine Schultern immer noch weh?“, fragte sie den Jungen und dieser bewegte den Kopf hin und her. „Etwas.“, antwortete er. Kurzerhand legte Shinri beide Hände an Bolins Schultern und begann diese zu massieren. Zuerst gab Bolin einige Schmerzenslaute von sich, doch dann entspannte er sich und begann zunehmend das Ganze zu genießen. „Oh. Ja. Das ist gut. Genau da.“, kommentierte er und Shinri grinste. „Immer schön nach vorne schauen und auf den Weg achten.“, mahnte sie, als Bolin vor lauter Genuss Naga beinahe gegen einen Laternenpfahl lenkte. Die Massage endete, als die Drei vor der Yue Bucht zum Stehen kamen und Bolin verdutzt innehielt. „Und jetzt?“ Doch Naga kannte die Antwort bereits. Mit einem weiten Satz, tauchte sie ins kühle Nass und kam mit dem prusteten Ballast wieder an die Wasseroberfläche. Trotz der Kälte, musste Shinri laut anfangen zu lachen. Es war, als sei mit dem Wasser die gesamte Anspannung von ihr gefallen und auch Bolin musste ebenfalls lachen. Die Beiden brachten Naga in ihr Schlafquartier, ehe sie sich trennten, um in den jeweiligen Schlaftrakt zu gehen. „Gute Nacht, Shinri.“ „Nacht, Bolin. Schlaf gut. Und träum nicht von bösen Blutbändigern.“, fügte sie schelmisch hinzu. Bolin umschloss seinen Oberkörper mit beiden Händen. „Musstest du das jetzt sagen? Oh Mann, jetzt habe ich garantiert Alpträume.“ „Ach komm. Korra geht es gut, also kannst du beruhigt schlafen.“ Der Erdbändiger atmete geräuschvoll aus. „Ich versuch´s.“, war die Antwort. Shinri warf ihm ein aufmunterndes, bis spöttisches Grinsen zu, ehe sie ihr Schlafzimmer aufsuchte. Dabei kam sie an Asami´s und Korra´s Zimmer vorbei, blieb kurz stehen und wünschte ihnen im Stillen eine angenehme Nachtruhe und dass alles bald gut und besser werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)