The way back to home. von aj1101 ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2   Rodneys Wangen waren pink, als er es endlich geschafft hatte sich von John zu lösen und die Tränenspuren auf der blauen Uniformjacke sah. Beharrlich wich er dem Blick des Colonels aus und räusperte sich, als er nervös auf den nassen Fleck zeigte. „Wegen…tut mir leid. Ich hätte…“ begann er. „Ist ok.“ wies John ihn ab. „Wir haben alle mal einen solchen Tag.“ beruhigte er Rodney. „Aber, das... ich…“ stotterte Rodney verlegen. „Rodney.“ John klang ermahnend und ruhig zugleich. Er lehnte sich mit angewinkelten Knie an die Wand, sodass er schräg gegenüber von dem Wissenschaftler saß und wartete ab. Rodney überlegte fieberhaft. Er hasste es über seine Gefühle, er war einfach nicht gut darin. Entweder sagte er viel zu viel auf einmal und begann dann sich zu verhaspeln oder er schaffte es ganz einfach seinen Gegenüber schnell zu kränken oder gleich ganz zu beleidigen. Er biss sich wieder auf Lippe, ein nervöser Tick, den er nie wirklich abgelegen konnte. Da erfüllte ein lauter Knall die Stille und ließ Rodney schreckhaft zusammenzucken und dann zum Fenster sehen. Sie hatten mit dem Feuerwerk begonnen. Knall auf Knall folgte und Rodney konnte schnellwechselnde leuchtende Farben in der Dunkelheit sehen. „Solltest du nicht dort sein. Immerhin bist du der Militärische Leiter.“ murmelte Rodney ausweichend. Doch John hob nur eine Augenbraue und sah ihn leicht amüsiert an. „Woolsey wird uns morgen mehr als nur eine Predigt dafür halten.“ redete Rodney weiter. „Mmh, das wird er wohl.“ Rodney kniff seine Augen etwas zusammen und zog es vor zu schmollen. Er wusste, dass John stur genug war, die ganze Nacht hier zu sitzen und ihn mit seinen braunen Augen so lange anzusehen, bis er endlich mit dem Grund rausrücken würde, der seinen emotionalen Zusammenbruch erklären würde. Es war lächerlich. Oh Gott, er hatte sich weinend in die Arme seines besten Freundes gekrallt. Rodney wusste nicht, warum er gerade heute so reagiert hatte. Es war nicht so, dass er zuvor nie an Sarah gedacht hatte. Sie war seine Lieblingscousine gewesen. Er vermisste sie, aber er hatte es nie gegenüber anderen gezeigt. Auch wenn sie kein Genie war, war sie eine gewisse Herausforderung für ihn und sie war seine kleine Cousine. Sie hatte die Fähigkeit spielendleicht hinter die Mauern von Sarkasmus, Zynismus und Arroganz zu sehen, die er sein Leben lang um sich herum aufgebaut hatte. „Prestige.“ sagte er laut. „Huh?“ fragte John leise. Und Rodney entschied sich keinen Rückzieher zu machen. Wenn er es nicht einmal seinem besten Freund erzählen konnte, wem dann? „In meiner Familie war es immer wichtig das Ansehen zu bewahren. Großeltern, Tanten, Onkels, meine Eltern, sie forderten Benehmen, Anstand und Gehorsam.“ zählte Rodney höhnisch auf. Wie oft hatte er diese Worte in seiner Kindheit gehört? „Jemand wie ich brachte ihre Ansichten so ziemlich durcheinander.“ lachte er bitter auf. John sah ihn nachdenklich an, doch unterbrach ihn nicht. „Ich hatte viel früher als andere Kinder angefangen zu sprechen, zu lesen, zu sagen was ich dachte. Oh, meine Mutter war so stolz am Anfang. Immerhin war ihr erstgeborener Sohn ein Genie. Es gab Pläne für geeignete Kindergärten und Grundschulen, spätere Privatschulen, für Universitäten bis hin zu den Abschlüssen, die ich nach den Ansichten meiner Familie bekommen sollte… in der Wirtschaft und Politik.“ John hob eine Augenbraue. Rodney in der Politik? Er würde die anderen Politiker in der Luft zerreißen, sie zum Weinen und sofortigen Rückzug bringen. „Aber dann erkannten sie, dass ich zu stur war, um nach ihren Ansichten zu leben. Ich war zu rebellisch, zu sarkastisch. Sie stritten immer mehr und gaben mir die Schuld. Aber nie Jeannie. Sie war ihr kleines Mädchen, ihre Prinzessin, die auf sie hörte. Als ich dann in der sechsten Klasse das nicht funktionierende Modell einer Atombombe für den Wissenschaftswettbewerb gebaut habe und meine Eltern mich nach der Befragung der CIA abholen dürften, galt ich nun wirklich in der gesamten Familie als das schwarze Schaf… und das war noch nett ausgedrückt.“ Rodney sah nicht auf, doch er konnte Johns Blick auf sich spüren. „Jedes Jahr treffen sich die McKays für eine Woche zum großen Wiedersehen. Als ich zwölf war, wurde Sarah geboren. Jeder wollte sie bestaunen…aber nur bis sie anfing zu weinen. Also brachte Tante Carol sie wieder hinein ins Anwesen. Ich glaube nicht, dass sie mich im Flur überhaupt wahrgenommen hatte. Sarah ließ sich absolut nicht beruhigen. Tante Carol lief hin und her, verzweifelt und müde. Ich weiß nicht, was sie sich genau oder ob sie überhaupt gedacht hatte. Einen Moment später hatte ich das Baby auf dem Arm und Tante Carol lief raus und sagte, dass sie etwas holen müsste. Und die Sirenen liefen. So klein, aber ein solches Volumen. Ich stand also allein mit einem schreienden Baby da und hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Aber ich schwöre, ab dem Moment als ich ihren Kopf an meine Schulter lehnte, fing sie an sich zu beruhigen. Keiner konnte es verstehen. Ich erst recht nicht. Was auch dazu führte, dass meine Großmutter begann Tante Carol zu warnen, was für ein schlechter Einfluss ich auf ihre Tochter doch sein werde.“ Als Rodney sich an das Gesicht seiner Großmutter erinnerter, wie sie mit verstimmten Gesicht und hochnäsiger Stimme auf Carol einredete, musste er einfach lachen. Sie sah aus als hätte sie mehr als nur Magenschmerzen. „Tante Carol lebte relativ nahe, also wurde ich der Babysitter. Meine Eltern verstanden es nicht. So oft wie ich mich mit Jeannie stritt? So oft wie ich ihnen das Leben „schwermachte“? Sie schickten mich übrigens deshalb auf die Highschool anstatt ihrer geliebten Privatschule. Sie dachten, es würde mich zurecht rücken. Ein Fehler ihrerseits. Mit fünfzehn machte ich meinen Abschluss und ging studieren.“ Er sah aus den Augenwinkeln wie John das Wort Babysitter lautlos sprach. „Jaja, ich weiß, ich bin nicht gut mit Kindern.“ gab er augenrollend zu. „Jedenfalls, Sarah war gegenüber anderen immer ruhig, schüchtern und zurückhaltend. Sie stand im Hintergrund und war höflich. Sie entsprach den Ansprüchen der Familie McKay. Das war die Seite, die sie ihnen zeigte. Aber sie konnte genauso wie ich ein Sturkopf sein. Sie ließ sich nicht gern sagen, was sie zu tun hatte. Sie versteckte es nur besser als ich. Ihre Eltern verreisten immer mehr. Sarah schaffte es mit sieben sie zu überzeugen sie bei mir zu lassen. Am Anfang war ich dagegen. Ich studierte und war viel im Labor. Wie sollte das mit einer Sechsjährigen funktionieren? Aber Sarah hatte ihren Notfall-Reisekoffer mit Büchern, Papier, Stiften, einer Decke, ein Kissen, ihrem Teddy und Snacks. Es gab schnell viele Freiwillige, die sich etwas Zeit für sie nahmen. Fragen, Rundgänge, Erklärungen. Sie sah sie einfach nur mit großen grünen Augen und niemand konnte nein sagen. Doch sie blieb immer in der Nähe, ich verlor sie nie aus dem Blick. Das war die Abmachung. Wenn Sarah mit mir war, hielt ich mich an regelmäßige Pausen und, wie sagten manche Kollegen, ach ja, nicht mehr soooooo unfair.“ Rodney lachte sanft, als er sich erinnerte. Es war egal ob Sarah das kleine Mädchen oder der junge Teenager war, sie begleitete ihn ohne zu zögern. Sie verstand die Theorien nicht, aber sie genoss es der Diskussion zu lauschen. Sie sagte einmal, dass Wissenschaft, Entdeckungen und Streitgespräche ein Abenteuer bildeten. Das gehörte alles dazu Rätsel zu lösen, sich ins Unbekannte zu begeben, auch wenn man unsicher oder ängstlich war, aber man gab nicht auf die Lösung zu finden. „Als ich dann nach Area 51 ging, konnte ich sie natürlich nicht mitnehmen. Die Bürokratie hätte einen Aufstand gemacht. Aber wir telefonierten viel. Ich wusste, dass sie in dieser Zeit oft in der Bibliothek oder im Park draußen war. Sie wollte nicht ständig zu Hause sein unter den Erwartungen und dem Druck oder den Streitereien ihrer Eltern. Sie hielt ihre guten Leistungen in der Privatschule und machte mit Achtzehn ihren Abschluss.“ John schmunzelte über Rodneys Stimme. Er klang wie ein stolzer Vater. „Das war der Moment, wo sie alle überraschte. Sie wollte zuerst reisen und später auf eine Universität. Sie zog bei ihren Eltern aus und stellte alle vor vollendete Tatsachen. Sie schickte mir Briefe und Bilder. Wenn sie anrief, klang sie so glücklich und beschrieb mir den Ort an dem sie sich gerade befand. Sie hatte schon immer einen Hang jemanden mit Worten in den Bann zu ziehen, als wäre man selbst dort. Nach einem Jahr entschied sie sich Geschichte zu studieren. Sie war schon immer fasziniert von der Vergangenheit, von Legenden und den Geheimnissen im Verborgenen.“ Rodneys Stimme brach. Er erinnerte sich wie sie ihm um den Hals fiel, als sie die Zustimmung der Universität erhielt. Er sah sie auf der Tribüne, der letzte Tag an der Universität, und sie sah in die Menge. Ihr Lächeln war breit und leuchtend als sie ihn fand. Rodney war extra aus Antarktika gekommen, um an diesem Tag bei ihr zu sein. Und dann war Rodney wieder hier und jetzt und sah John mit einem melancholischen Lächeln an. „Sie erzählte mir einige Zeit bevor die Expedition beginnen würde, dass sie krank war. Es war ihr Herz. Es schien ohne Grund schwächer zu werden.“ Und seine leise Stimme und sein Blick ließen John beinahe brechen. „Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte ihr nicht helfen. Wir hatten keinen Kontakt zu den Tokra. Das Goauld Heilungsgerät war beschädigt.“ Rodney fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Ich wollte sie nicht allein…allein sterben lassen. Jeder dachte, dass ich in meiner Arroganz und Selbstsucht lieber den Abend allein verbrachte, als mit Kollegen etwas zu unternehmen. Doch ich wollte zu Sarah und dann überraschte sie mich. Sie kannte nicht die Details der Expedition aber sie wusste um das große Abenteuer dahinter und das es bald schon losgehen würde. Sie bat mich um ein letztes Versprechen. Sie wollte, dass ich für uns beide gehe, aber dass ich noch ein letztes Mal kommen würde. So dass sie mir Glück wünschen kann, ich aber nicht leb wohl sagen sollte und dieses letzte Mal nicht zurücksehen werde. Am nächsten Tag sah ich sie ein letztes Mal.“ Seine Augen brannten und er musste blinzeln. John hatte ihn die ganze Zeit einfach nur sprechen lassen. Zum ersten Mal erzählte Rodney die Geschichte, die niemand kannte. Rodney rappelte sich etwas schwerfällig auf. Die ganze Zeit auf dem Boden zu sitzen, tat seinem Rücken nicht das Beste. John, wenn auch etwas überrascht, tat es ihm gleich. Er beobachtete Rodney, als dieser zu seinem Schreibtisch ging. Rodney zog die oberste Schublade auf und holte ein eingerahmtes Foto heraus. Das Mondlicht ließ genug erkennen. Er war von ihrem Uniabschluss. Rodney umarmte Sarah von der Seite und beide strahlten in die Kamera. Ihr braunes Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern. Die roten Wangen ließen ihre grünen Augen noch intensiver leuchten. Rodney sah, dass seine kleine Cousine zu einer erwachsenen, kurvigen Schönheit geworden war. Oh wie oft hatte er an diesem Abend Männer gesehen, die sie intensiver angesehen hatte. Er wollte sie beschützen, denn egal wie alt sie war, sie würde immer seine kleine Cousine bleiben.   John sah das Bild in Rodneys Händen. Er legte eine Hand auf Rodneys Arm. „Sie ist wunderschön. Glücklich.“ sagte John sanft. „Ja.“ erwiderte Rodney rau. Und John fasste einen Entschluss. Er zog Rodney mit ich auf das Bett. Rodney folgte ohne Widerstand, blieb aber etwas unbequem sitzen. Die blauen Augen sahen den Colonel überrascht und etwas unsicher an. Noch immer hielt Rodney das Bild in den Händen, wusste nicht, wie er sich hinlegen sollte. Immerhin lag John gerade in seinem Bett. Es war keine Mission, wo sie sich ein Zelt teilten, und sie in Schlafsäcken nebeneinander lagen. Doch Rodney war so müde, dass seine Gedanken jetzt wirklich keine Höchstleistung mehr erbringen konnten, geschweige denn zu analysieren. Die letzten Wochen waren vollgestopft mit Besuchen, Arbeit und jeder Menge anderer Überraschungen. Sein Ausbruch heute Abend und all die Erinnerungen und das Erzählen forderten seinen Tribut. John lag auf dem Rücken, zog Rodney am Kragen hinab, bis der Wissenschaftler seitlich neben ihm lag. Rodney lag so dicht, dass es am bequemsten war, seinen Kopf auf die Schulter seines besten Freundes zu legen. Er zögerte kurz, doch dann tat er es einfach. Seine Hand hielt noch immer das Bild. Gemeinsam lauschten sie der Musik, die leise an ihre Ohren drang.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)