Home Sweet Home von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 28: Wunschträume ------------------------ Kapitel 28: Wunschträume Temari lag auf der Liege und schaute in das grelle Licht der Halogenlampe an der Decke. Ihre Augen fühlten sich vom Starren schon ganz trocken an und ein Punkt wanderte von links nach rechts an ihr vorbei. In ihrem Unterleib spürte sie ein gelegentliches Zucken, aber sie konnte nicht sagen, ob es die Bewegungen ihres Kindes waren, irgendwelche Muskelkontraktionen oder doch nur pure Einbildung. In ihrer Vorstellung formte sich das Bild von einem Goldfisch, das in seinem Teich seine Freiheit feierte. Und obwohl sie nicht wusste, woher dieses Gefühl kam, brachte sie diese Metapher zum Lächeln. Sie blinzelte, riss ihren Blick von der Lampe los und sah zu Kairi. Das Mädchen hockte auf dem Boden und schaute sich das Buch an, das sie von zu Hause mitgenommen hatten. Es war das, was Kankurou ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Für die Geschichte an sich interessierte sie sich nicht besonders, doch sie schaute sich gerne die verschiedenen Tiere darin an. Alle vier Ecken waren angeknabbert. Die Liebe ihrer Tochter zu Papier und Pappe nahm bedenkliche Züge an. Die Tür ging auf und die Vertretungsärztin betrat den Raum. Die ältere Frau begrüßte ihre Patientin, bedachte Kairi mit einer gütigen Miene und bemerkte: „Das ist aber schon ein ordentliches Bäuchlein.“ „Das höre ich in letzter Zeit öfter“, erwiderte sie. „Ich wurde sogar schon nach Zwillingen gefragt. Absurd, oder?“ Die Ärztin lachte, bereitete den Ultraschall vor und sagte amüsiert: „Schauen wir doch gleich mal nach.“ Temari zog ihr Top nach oben, die Frau setzte den Doppler an und sie beobachtete auf dem Bildschirm, wie jede Kleinigkeit vermessen wurde. Der Kopfumfang, der Bauchumfang, die Länge der Arme- und Beinknochen, die inneren Organe. Sie kannte es schon aus der vorigen Schwangerschaft, aber es faszinierte sie noch genauso als damals. Vor allem, wenn sie an das erste Bild dachte, das sie vor zwei Monaten bekommen hatte. Darauf war das Baby nicht mehr als eine verschrumpelte Bohne gewesen und jetzt … Der Kopf und der Oberkörper war im Verhältnis zu den dünnen Gliedmaßen noch viel zu groß, aber es erinnerte schon stark an einen Menschen. Es nuckelte am Daumen und schließlich begann es wild mit den Beinen zu strampeln und drehte seinen Zuschauern den Rücken zu. „Offensichtlich ein lebhaftes Kind“, meinte die Ärztin und setzte das Gerät noch einmal neu an. „War Ihre Tochter auch so?“ „Kairi?“, erwiderte sie belustigt. „Nein, sie war eine absolute Schlaftablette. Manchmal war sie so ruhig, dass ich dachte, dass etwas mit ihr nicht stimmt.“ „Ist das so?“ Sie schnaubte amüsiert. „Irgendwas muss sie außer der Haarfarbe ja von ihrem Vater haben.“ Auch wenn ihre Aussage mehr als Scherz gemeint war, schnellte Temaris Arm in Richtung ihres Mundes, um bestürzt die Hand davor zu schlagen. Mittendrin brach sie die Bewegung ab. Sie wusste nicht, wie neugierig die Vertretungsärztin war und sie wollte es auch nicht herausfinden, indem sie das Risiko einer Nachfrage einging, warum sie in einem bewegenden Moment so eine Geste machte. Die ältere Frau notierte die letzten Daten und murmelte etwas vor sich hin. Anschließend lächelte sie und fragte: „Soll ich meine Vermutung äußern oder möchten Sie sich überraschen lassen?“ Ihre Patientin runzelte vor Überraschung die Stirn. Kairi hatte jedes Mal so ungünstig gelegen, dass sie ihr Geschlecht erst recht spät erfahren hatte, und bei Nummer Zwei, gerade mal in der sechzehnten Woche, sollte es nun anders sein? „Ist es nicht noch ein bisschen zu früh dafür?“ Temari bemühte sich darum, die Fassung zu wahren, doch sie merkte, dass ihre Hände vor Aufregung schwitzten. Die Ärztin warf einen prüfenden Blick auf den Monitor. „Die meisten legen sich ungern schon zu diesem Zeitpunkt fest“, sagte sie, „aber das hier ist ein gutes Gerät, auf dem man viel erkennen kann. Und es sieht mir doch sehr eindeutig aus.“ Sie verengte die Augen, in der Hoffnung mehr als die Form ihres Kindes erkennen zu können, doch aus den vielen Grautöne wurde sie nicht schlau. „Was haben Sie denn für ein Gefühl?“ Temari antwortete mit einem Schulterzucken. Sie hatte nicht die kleinste Vermutung, was das betraf. „Keine Ahnung“, sagte sie und da die Schwangerschaft bisher völlig anders als die erste war, setzte sie nach: „Vielleicht ein Junge?!“ „Richtig geraten.“ Die Frau tippte mit dem Finger auf den Bildschirm. „Das hier sieht mir auf jeden Fall ganz danach aus.“ Sie betrachtete die Stelle, auf die sie deutete, aber es war für sie nicht mehr als ein grauer Schatten. „Sind Sie sich sicher?“, fragte sie. Die Ärztin nickte. „Sehr sicher.“ „Wenn es doch ein Mädchen wird, dürfen Sie das Kinderzimmer neu streichen“, witzelte sie. „Das mache ich bestimmt“, erwiderte die Frau mit einem Schmunzeln und setzte das Gerät ab. „Das wäre es dann schon für heute.“ Temari setzte sich auf, nahm sich ein paar Papiertücher von der Ablage und entfernte damit das Gel, das nun quer über ihrem Bauch verteilt war. Das Rascheln lockte ihre Tochter an. Sie zog sich an der Liege hoch, blickte über den Rand und streckte einen Arm aus. „Vergiss es“, sagte ihre Mutter. „Warum kaust du nicht weiter auf deinem Buch herum? Das schmeckt sogar besser als das hier.“ Kairi zog vorwurfsvoll die Augen zusammen. „Du hast gar keinen Grund, so zu gucken.“ Sie wuschelte ihr durch die Haare. „Freu dich lieber, dass du ein Brüderchen bekommst.“ Das Mädchen legte den Kopf schief, wandte sich beleidigt ab und stakste unbeholfen die drei Schritte zu ihrem Buch herüber. Die Ärztin verfolgte das Szenario amüsiert. „Dann gibt es nach einem eigensinnigen Mädchen also einen Stammhalter“, sagte sie. „Da wird sich der Papa bestimmt freuen.“ Temari Herz, das eben noch gleichmäßig und unauffällig geschlagen hatte, begann auf so schmerzhafte Weise zu hüpfen, dass sie einen Moment glaubte, es würde zerreißen. Sie zog ihr Oberteil herunter, sprang von der Liege und beugte sich zu Kairi herunter, damit die Frau ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. „Das wird er“, erwiderte sie trocken. „Ganz sicher.“ --- Im Vorraum des Wartezimmers band sie ihre Tochter rasch auf ihren Rücken und verließ fluchtartig das Krankenhaus. In ihrer Brust hämmerte es immer noch und als sie die nächstbeste Abzweigung erreichte, bog sie in eine Seitengasse ein. Sie ging ein paar Meter, sah sich um und da niemand in der Nähe war, ließ sie ihre aufgesetzte Fassung fallen und brach in Tränen aus. Die letzten Worte der Ärztin tanzten in ihrem Kopf herum und obwohl die Frau nichts von ihrer Situation wusste und es nur gut gemeint hatte, fing Temari an, sie für ihre Äußerung zu hassen. Warum hatte sie ausgerechnet das zu ihr gesagt? Wenn sie es nicht getan hätte, wäre sie jetzt mit Kairi auf dem Heimweg und würde sich einfach nur darüber freuen, dass sie einen Sohn bekam. Aber nein, stattdessen versteckte sie sich vor den Blicken anderer und heulte wegen solch einem Unsinn herum. Wie jämmerlich. Sie fuhr sich mit den Handinnenseiten über die Augen und trocknete sie an ihrem Rock. Mit der Heulerei war Schluss. Endgültig. Genauso wie mit dem Vater ihrer Kinder Schluss war. Beides waren Dinge in ihrem Leben, die sie von nun an nicht mehr brauchte. Selbstbewusst verließ sie die Gasse und ging in der angenehmen Wärme des Spätnachmittags nach Hause. --- „Na, ist das Kindchen noch an seinem Platz?“, wurde sie von Matsuri begrüßt, als sie ins Wohnzimmer kam. „Ja, es geht ihm bestens“, antwortete Temari. Sie trat zum Sessel herüber, löste den Knoten des Tuches und strahlte ihre beste Freundin an, während sie Kairi hinunter ließ. „Gab’s gute Neuigkeiten?“, fragte diese prompt und flachste: „Es werden doch Zwillinge, was?“ „Nein“, erwiderte sie, „er ist definitiv nur ein Kind.“ „Er?“ Sie nickte und sagte mit einem Lächeln: „Es wird ein Junge.“ „Dann sind die Männer in diesem Haus bald wieder in der Überzahl“, bemerkte Matsuri und grinste. „Davon werden Gaara und Kankurou bestimmt begeistert sein.“ Und ihre gute Laune verschwand. „Ja“, erwiderte Temari und sank auf die Couch, „wenn Kankurou ihn nicht umbringt.“ „Wie kommst du denn auf die Idee? Er ist zwar echt stinkig auf dich, aber das würde er seinem Neffen garantiert nicht antun.“ „Ich glaub’s ja auch nicht“, pflichtete sie ihrer Freundin bei, „aber du hättest mal sehen sollen, wie er meinen Bauch vor ein paar Tagen angesehen hat. Wie der böse Wolf, der das Rotkäppchen verschlingen will.“ „Wie der böse Wolf?“ Matsuri prustete los. „Du hast zu viel Fantasie! Bestimmt hat er sich gerade nur über irgendwas geärgert und dich zufällig dabei angesehen.“ „Das glaube ich kaum.“ „Selbst wenn er jetzt einen Groll auf dich und den Kleinen hegt“, sagte sie, „das vergeht spätestens, wenn der Zwerg auf der Welt ist. Einem Baby kann man doch gar nicht böse sein.“ „Dann kennst du Kankurou schlecht“, gab Temari zurück. „Er hasst Kinder – von Kairi mal abgesehen.“ „Und du meinst, sie wird die einzige Ausnahme bleiben?“ „Unter den gegebenen Umständen vielleicht.“ „Ach, totaler Bullshit!“ Matsuri klatschte in die Hände und Kairi, die damit beschäftigt war, das Tragetuch Stück für Stück über den Rand des Sessels auf den Boden zu befördern, schreckte auf. Sie formte in Richtung des Mädchens ihren Mund zu einem Das hast du nicht gehört und fuhr laut fort: „Wenn es in fünfeinhalb Monaten soweit ist, ist seine Wut nicht mehr größer als ein Fliegenschiss. Wenn überhaupt.“ „Und was macht dich da so sicher?“ „Weil ihm seine Familie über alles geht“, antwortete ihre Freundin. „Deshalb.“ „Das merke ich“, murmelte Temari ironisch und wechselte abrupt das Thema: „Ach, rate mal, wen ich gestern getroffen hab.“ Ein Schulterzucken. „Koutarou“, löste sie auf. „Wie unschön.“ Matsuri verzog das Gesicht. „Hat er dir noch mal so ein paar hübsche Beleidigungen um die Ohren gehauen?“ „Überhaupt nicht“, erwiderte sie. „Er hat sich sogar entschuldigt und wir haben uns ganz nett unterhalten. Er trifft sich wieder mit einer anderen Frau und scheint ziemlich glücklich zu sein.“ „Schön“, sagte sie, „wenigstens einer, der nicht mehr sauer auf dich ist.“ „Ich bin auch ziemlich erleichtert, dass es ihm offensichtlich so gut geht.“ „Stimmt, das macht ein gebrochenes Herz weniger auf deiner Liste“, scherzte ihre Freundin. „Und da du Kankurou inzwischen auch dein Geheimnis gebeichtet hast, musst du nur noch eines tun, damit dein Gewissen endlich wieder rein ist.“ Temaris Hände gruben sich in ihren Rock. „Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst“, entgegnete sie trocken. „Natürlich weißt du, wovon ich spreche“, protestierte Matsuri. „Ich weiß nicht, was du dir davon versprichst, wenn du die Sache totschweigst.“ Dass ich endlich über ihn hinwegkomme, dachte sie, dass ich nicht weiter in der Vergangenheit hängen bleibe … Aber wenn sie diese Argumente brachte, sprach sie doch nur gegen eine Wand. Und das hatte sie in der letzten Zeit viel zu oft getan. „Wenn du weiterhin mit mir befreundet sein willst“, sagte sie langsam, „dann lass mich endlich damit in Ruhe.“ „In Ordnung“, stimmte sie zu, „in Ordnung. Aber wenn du mir nur noch einmal die Ohren wegen Shikamaru voll jammerst, werde ich aufstehen und gehen.“ „Wenn du ihn nicht erwähnst, werde ich ihn auch nicht erwähnen“, gab sie zurück. „Und hör bitte auf, seinen Namen zu nennen.“ „Versteh schon“, sagte ihre Freundin voller Mitgefühl. „Etwas, das keinen Namen hat, vergisst man wohl schneller, was?“ --- Es war ruhig im Haus. Zu ruhig. Kankurou war ausgegangen, Gaara war noch nicht aus dem Büro zurück und Kairi schlief seit einer Stunde tief und fest. Außer dem Fernseher, aus dem leise die Melodie des Pausenmenüs hallte, war nichts zu hören. Temari starrte das Pad an und überlegte, ob sie einfach weiterspielen sollte, griff aber stattdessen zur Fernbedienung und schaltete den Flimmerkasten und anschließend die Konsole aus. Sie hatte keine Lust, sich an diesem Abend mit digitalen Untoten und anderem Getier herumzuschlagen. Dafür war sie nach den Geschehnissen des Tages ohnehin zu unkonzentriert. Etwas, das keinen Namen hat, vergisst man schneller, schwirrte es ihr durch den Kopf. Sie wusste nicht, ob sie Matsuris Aussage ohne Weiteres zustimmen konnte. Im Normalfall war es sicher so, aber zwischen keinen Namen haben und den Namen verleugnen bestand noch ein Unterschied. Ein Gewaltiger sogar. Sie spürte ein Rütteln unterhalb ihres Nabels und ihre Hand fuhr intuitiv zu ihrem Bauch. Etwas, das keinen Namen hat, vergisst man schneller. So ein Unsinn. Sie wusste, dass sie ihren Sohn niemals vergessen würde, wenn ihm etwas passieren sollte, bevor er einen Namen hatte. Genauso wenig wie seinen Vater, auch wenn sie es vermied, seinen Namen zu sagen. Ein weiteres Zucken folgte, dann herrschte wieder eine bedrückende Stille. Nicht nur in ihrem Unterleib, sondern im ganzen Haus. Temari stand auf und ging in die Küche. Dort machte sie das Radio an. Sie lauschte einen Moment lang einem Lied, das sie nicht kannte, dann nahm sie sich den Stapel mit den ausgelesenen Tageszeitungen von Gaara vor. Gelangweilt durchblätterte sie eine nach der anderen. Selten blieb sie an einem Beitrag hängen und überflog ihn dann nur, da sie sich mit Neuigkeiten aus der Vergangenheit nicht aufhalten wollte. Sie sortierte eine Zeitung nach der anderen aus, gähnte gelegentlich, da diese Arbeit sie irgendwie ermüdete und – Ihre Augen blieben an einem seitenlangen Bericht über die Chuunin-Prüfung kleben. Interessiert las sie die Verläufe der Finalkämpfe nach, schlug die Seite um – und vergaß den Artikel. Sie betrachtete das abgedruckte Foto und mit jeder Sekunde, die sie es länger ansah, verdichtete sich ihr Hals, bis sie schließlich nach Luft schnappen musste. Sie hechtete zur Spüle, füllte ein Glas randvoll mit Leitungswasser und trank es in einem Zug aus. Temari rieb sich flüchtig die Kehle und setzte sich zurück auf ihren Platz. Sie war froh, dass keiner diese dumme Reaktion auf ein noch dümmeres Bild gesehen hatte und sie rief sich das ins Gedächtnis, was sie am Nachmittag nach dem Verlassen des Krankenhauses beschlossen hatte. Keine Tränen mehr. Nicht deswegen, nicht seinetwegen. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bericht, doch weiter als ein paar Zeilen kam sie nicht. Ihre Augen huschten erneut zum Foto. Sie musterte die zwei Jungen, die darauf abgebildet waren. Der Junge mit dem Stirnband ihrer Heimat hatte Schrammen im Gesicht und in seinem Blick stand die pure Enttäuschung geschrieben; der andere aus Iwagakure hatte zwar eine Platzwunde über der Augenbraue, aber stellte ein Siegerlächeln zur Schau. Sie konzentrierte sich auf die beiden und versuchte, den Hintergrund nicht zu beachten, doch dies gelang ihr nur kurz. Unweigerlich huschte ihr Blick zu der Abbildung ihres Exfreundes. Er schaute neutral, beinahe gelangweilt drein und sah auch ansonsten aus wie immer. Und genau das machte sie wütend. Wie konnte er einfach sein Leben weiterleben, während sie sich seit Monaten wegen ihm herum quälte und sich Vorwürfe machte? Während sie ihrer gemeinsamen Tochter die Aufmerksamkeit und Liebe schenkte, die sie verdiente und in der Zwischenzeit auch noch sein Sohn in ihr heranwuchs? Sie erfüllte ihm seinen Wunschtraum, indem sie zuerst eine Tochter bekommen hatte und nun ein Sohn auf dem Weg war, doch von ihrem eigenen Wunsch und Traum von einer intakten Familie war sie weit entfernt. So weit wie nie zuvor. Temari riss die Seite heraus, zerknüllte sie und rollte sie so lange zwischen den Fingern, bis sie die Form einer festen Kugel angenommen hatte. Dann beförderte sie sie mit dem Rest der Zeitung in den Karton zu den anderen, die für den Müll gedacht waren. Sie löschte das Licht, ging ins Wohnzimmer und ließ sich dort wieder auf die Couch fallen. Missmutig betrachtete sie ihre Hände. An den Fingerkuppen zeichnete sich vom vielen Blättern die Druckerschwärze ab und machte die Linien ihrer Abdrücke sichtbar. Spiralförmig bahnten sie sich von innen nach außen und in ihrer Fantasie taten sie sich wie bodenlose Abgründe vor ihr aus – wie der Abgrund, in dem sie sich befand, seit er gegangen war, und in dem sie jeden Tag, den sie verstreichen ließ, immer tiefer versank. Sie schlug die Hände vor die Augen, um sich nicht von diesem Eindruck mitreißen zu lassen, aber es war zu spät. Und obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder wegen ihm zu weinen, tat sie es doch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)