Home Sweet Home von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 1: (Un)freiwillige Partnersuche --------------------------------------- Kapitel 1: (Un)freiwillige Partnersuche Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam Kankurou ins Wohnzimmer. „Du gehst heute Abend aus!“, legte er fest. Temari zog die Augenbrauen hoch und erwiderte: „Mit Sicherheit nicht.“ „Doch!“, widersprach ihr Bruder. „Matsuri holt dich gegen neun ab.“ „Nö!“ „Doch!“ „Ich sagte Nein!“ „Und ich, dass du mitgehst! Dann kommst du endlich mal wieder unter Leute.“ „Leute?“, wiederholte sie sarkastisch. „Du meinst Besoffene und Junkies?“ „Ach, Schwesterherz“, begann er und schüttelte den Kopf, „auch wenn es gegen deine Ansicht verstößt: Samstagabend sind auch Menschen unterwegs, die nicht Alkohol oder andere Drogen konsumiert haben oder noch werden.“ „Ich hab trotzdem keine Lust. Außerdem: Du weißt, dass ich ein Baby habe?“ „Gaara und ich passen auf sie auf.“ „Ihr beide?“, fragte sie skeptisch. „Das kann doch nichts werden!“ „Beim letzten Mal hat es auch geklappt.“ „Da war ich aber auch nur eine Stunde weg, um einzukaufen. Und Gaara meinte, die Kleine hätte die ganze Zeit geschlafen!“ „Jetzt gib uns doch wenigstens mal die Chance!“ „Musst du nachher nicht deine komische Serie gucken?“, warf seine Schwester ein. „Sie ist nicht komisch. Jedenfalls nicht in dem Sinne, den du meinst“, protestierte Kankurou. Aber um deine Frage zu beantworten: Die läuft heute nicht.“ „Hockt Gaara denn nicht wie jeden Abend über dem liegengebliebenen Papierkram?“ „Er nimmt sich heute extra frei, um sich um seine Nichte zu kümmern.“ Überlegen lächelte er sie an und setzte nach: „Und, gehen dir langsam die Ausreden aus?“ „Das sind keine Ausreden“, verteidigte Temari sich. „Es ist doch ganz normal, dass es einer Mutter schwerfällt, wenn sie sich von ihrem Kind trennen soll. Selbst wenn es nur für ein paar Stunden ist.“ „Du bekommst sie ja unbeschadet wieder. Sagtest du nicht auch, dass sie seit neuestem nachts durchschläft? Wahrscheinlich werden Gaara und ich also nicht mal gebraucht.“ „Ja, aber …“ Sie seufzte. „Na, gut, ich gehe mit. Aber falls irgendjemand auf die Idee kommen sollte, mich anzugraben, werde ich ihn eiskalt abblitzen lassen.“ „Unverhofft kommt oft!“, schloss Kankurou siegessicher. --- Matsuri stand überpünktlich auf der Matte. „Na, du kleine süße Maus?!“, begrüßte sie zuallererst Kairi, die neben ihrer Mutter auf dem Sofa saß und auf ihrem Lieblings-Plüschtier – einer Maus – herumkaute. „Redest du mit der Kleinen oder mit dem Plüschi?“, flachste Temari herum, da sie sich über die eingebürgerte Wortwahl ihrer Freundin immer wieder gerne lustig machte. „Boah“, stöhnte Matsuri, „wie ich diesen Spruch hasse! Fällt dir denn nicht mal was anderes ein?“ „Warum denn? Dir fällt doch auch nichts anderes ein, als mein Kind kleine süße Maus zu nennen.“ „Aber das ist sie doch auch: Klein, süß und der Zusatz Maus klingt einfach niedlich!“ „Tut’s der normale Anhang -chan denn nicht auch?“ Ein Kopfschütteln. „Nein, zu gewöhnlich. Ein -chan hat doch irgendwie jedes Mädchen an ihrem Namen hintendran kleben. Zeit also, aus dieser Gewohnheit auszubrechen. Außerdem benutzt du selbst doch auch keine Suffixe.“ „Beispiele?“ „Deine Brüder, Shikamaru …“ „Erstens: Alle drei sind jünger als ich, was mich berechtigt, die Suffixe wegzulassen –“ „Außerhalb der Familie ist es aber unhöflich, wenn man sich nicht nahe steht.“ „Kann man sich denn noch näher stehen, als wenn man miteinander schläft? Oder glaubst du, ein Storch hätte mir die Kleine gebracht?“ „Apropos: Nächste Woche mache ich einen Botengang nach Konoha. Falls ich ihn dann treffen sollte, werd ich ihm so was von dick aufs Brot schmieren, was er für eine süße Tochter hat und was er alles verpasst.“ „Wird zwar nichts bringen, aber versuch ruhig dein Glück“, meinte Temari schulterzuckend. „Ich kann ihn ja auch verprügeln und mit Gewalt hierher schleppen. Gute Idee, oder?“ „Dafür bekommst du ein gepflegtes Lol von mir!“ Ihre Freundin streckte kurz beide Daumen nach oben und grinste übertrieben. „Noch mehr doofe Einfälle?“ „Ja, heute finden wir einen Mann für dich!“ „Ich sagte doof und nicht total bescheuert!“ „Muss ja auch nichts Festes sein. Reicht doch, wenn … Na, du weißt schon, Bedürfnisse und so.“ „Du meinst, jedem eine zu scheuern, der mir zu sehr auf die Pelle rückt? Hört sich wirklich befriedigend an.“ „Kannst du deinen Ironiemodus nicht mal ausschalten? Ich meine es ernst!“ „Ich auch! Wenn ich inzwischen mal wieder Lust auf Sex gehabt hätte, hätte ich mir schon längst jemanden dafür gesucht.“ „Sicher?“ „Okay, halbwegs intelligent dürfte er schon sein, aber ja“, entgegnete sie. „Wozu muss er dafür denn Intelligenz aufweisen? Es heißt ja schließlich: Dumm –“ Temaris Blick brachte sie kurzfristig zum Schweigen. „Stimmt, bei dem Exfreund hätte ich in dem Punkt wahrscheinlich auch höhere Ansprüche.“ Matsuri grinste. „Du bist manchmal echt daneben.“ „Weil ich von ihm gesprochen habe?“ „Nein, einfach generell.“ „Apropos daneben“, lenkte die Jüngere rasch ab. „Ziehst du dich noch um?“ „Nein, sollte ich etwa?“ „Mit einem voll gesabberten T-Shirt ausgehen ist daneben. So zeig ich mich jedenfalls nicht mir dir auf der Straße, geschweige denn in einer Bar.“ „Ach, die meisten Männer saufen sich doch ohnehin alles schön.“ „Woher willst du denn das wissen? Hast du nicht selbst gesagt, dass Shikamaru nie getrunken hat?“ „Ja, hat er auch nicht.“ „Warum in aller Welt hast du denn so eine verquere Lebenseinstellung, wenn er deine jetzigen Vorurteile nie bestätigt hat?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich finde, es ist ziemlich blöd von dir, jeden an ihm zu messen.“ „Red doch keinen Unsinn! Ich hab eben gewisse Ansprüche, die nicht jeder dahergelaufene Trottel erfüllen kann. Ich bin halt nicht so billig und lass mich auf jeden ein.“ „Ja, weil du alle von Anfang an als Trottel abstempelst! Bei dem Ex aber auch kein Wunder.“ „Also bitte, er ist doch der größte Idiot von allen! Ansonsten wäre nicht mein Bruder bei der Geburt dabei gewesen und ich müsste mich nicht seit einem Dreivierteljahr alleine mit einem Baby herumschlagen.“ „So klare Worte hast du vorher noch nie –“ „Deswegen ist er ja noch lange kein schlechter Mensch.“ Matsuri seufzte und meinte: „Ja, verantwortungsloser Arsch passt da wohl besser.“ Temari rollte nur mit den Augen. „Schon gut, lassen wir das“, lenkte ihre Freundin ein. „Aber um ein Umstyling kommst du trotzdem nicht herum. So, wie du jetzt aussiehst, flüchten ja sogar Schreckgespenster vor dir.“ „Wenn Schreckgespenst ein Synonym für Mann ist, gerne.“ --- „Toll, jetzt sehe ich aus wie ’ne Nutte“, bemerkte Temari eine halbe Stunde später und eine gefühlte Tonne Make-up im Gesicht reicher. „Quatsch, du siehst aus wie ein Mensch, den man sich gerne ansieht“, widersprach Matsuri mit einem breiten Lächeln. „Hätte ein bisschen Kajal denn nicht ausgereicht?“ „Nicht bei den Augenringen. Das sah aus, als hättest du seit Monaten nicht mehr ausgeschlafen.“ „Hab ich ja auch nicht.“ „Dann wird’s aber mal höchste Zeit. Drück die Kleine einfach Kankurou aufs Auge und penn dich mal so richtig aus.“ „Ich überleg’s mir“, gab sie zurück. „Darf ich dieses Zeug jetzt wieder abwaschen?“ „Abgelehnt!“ „Diese Klamotten gefallen mir übrigens auch nicht besonders. Der Rock ist viel zu kurz.“ „Der ist nicht kürzer als die, die du früher getragen hast.“ „Jetzt bin ich aber Mutter. Da muss ich ein bisschen seriöser auftreten.“ „Du gehst aus!“, erwiderte die Jüngere nachdrücklich. „Da darf ein Rock auch mal zehn Zentimeter über dem Knie enden.“ „Das sind aber mehr als zehn –“ „Widerspruch zwecklos!“ Sie packte ihre Freundin am Handgelenk und zog sie in Richtung Wohnzimmer. „Und nun verabschiede dich von deinem Kind und dann lass uns losziehen!“ --- Die Kneipe namens Otoses Bar, zu der Temari geschleppt wurde, war gerammelt voll. Warum musste Matsuri sie auch ausgerechnet zur Happy Hour dorthin schleifen? Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge und nahmen die beiden Plätze an der Theke ein, die zwei Mädchen nur Sekunden vorher geräumt hatten, um sich von ein paar Typen abschleppen und im Hinterhof befummeln zu lassen. So lautete zumindest Temaris Vermutung. „Was willst du trinken?“ „Ein Wasser bitte.“ „Okay, für sie ein Grasshopper und für mich ein Sex on the beach“, sagte Matsuri zur Bedienung und flüsterte ihrer Freundin dann zu: „Letzteres wäre in echt auch nicht schlecht.“ „Sand findest du hier doch vor jeder Haustür – nur eben ohne Strand“, bemerkte diese an. „Was ist eigentlich ein Grasshopper? Klingt nicht unbedingt nach Wasser.“ „Das ist ein Cocktail mit Minzgeschmack. Du stehst doch so auf Pfefferminzeis und da dachte ich, das wäre bestimmt was für dich.“ „Ist er alkoholfrei?“ Ihre Freundin brach in lautes Gelächter aus. Temari seufzte und protestierte: „Ich hab dir doch gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke!“ „Jetzt sei doch nicht immer so verbohrt und werd mal ein bisschen locker! Das ein oder andere Promillchen im Blut wird dir sicher dabei helfen, einen Mann anzusprechen.“ „Ich leide aber nicht an selektivem Mutismus, sondern möchte einfach keine Beziehung, geschweige denn eine kleine Bettgeschichte für zwischendurch. Und daran ändert ein Vollrausch auch nichts.“ „Selektiv – was?“ „Ach, vergiss es. Ist nicht so wichtig.“ Matsuri zuckte die Achseln und kehrte zum Ausgang des Gesprächs zurück. „Du bist wirklich eine extreme Spießerin. Früher warst du ganz anders.“ „Als Mutter eines neun Monate alten Babys darf ich so spießig sein, wie ich es für richtig halte.“ „Aber du bist noch nicht mal fünfundzwanzig Jahre alt. Es gibt auch jenseits deiner Pflichten noch ein Leben, in dem nicht alles so ernst zugehen muss. Hab einfach mal ein bisschen Spaß!“ „Ich glaube, von Spaß haben wir unterschiedliche Auffassungen.“ „Gut, dann hast du heute eben mal Spaß auf meine Art!“ „Und das wäre wie?“ „Du wirst ja sehen.“ Lächelnd schob Matsuri ihr den Drink entgegen. --- Temari musste zugeben, dass ihr der Cocktail gar nicht schlecht schmeckte. Was ihr allerdings weniger gefiel waren die Auswirkungen des Alkohols nach nur wenigen Schlucken. Sie hatte noch nie besonders viel vertragen und die lange Zeit, in der sie nichts Alkoholhaltiges angefasst hatte, schien diese Erscheinung nur zu begünstigen. „Warum läuft die Kellnerin eigentlich mit Katzenohren herum?“, fragte sie aus dieser Laune heraus. „Ist das irgend so ein neuer Trend, den ich verpasst hab?“ Matsuri zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Vielleicht ist sie eine Amanto?!“ „Eine was?“ „Na, so werden die Außerirdischen in einer Animeserie genannt, die ich gerne gucke. Schon mal was von Gintama gehört?“ Ihre Freundin schlug sich die Hand vor die Stirn. „Nicht du auch noch! Kankurou nervt mich mit dem Kram auch schon jeden Tag.“ „Er hat Geschmack!“ „Warum tut ihr euch dann nicht zusammen? Für Sex on the beach wäre er sicher auch zu haben, so lange wie er schon Single ist.“ „Wie lustig“, gab sie trocken zurück. „Außerdem weißt du doch, dass …“ „… du was von Gaara willst?“, vollendete Temari den Satz. „Dann frag ich mich aber, warum du dich in solchen Läden wie diesen hier herumtreibst.“ „Ich halte mir – im Gegensatz zu dir – eben alle Möglichkeiten offen und schaue mich um, falls das nichts werden sollte.“ „Wenn du so weiter machst, wird das auch nichts mit euch beiden. Gaara ist gefühlsmäßig doch immer noch völlig verkorkst und du steigst lieber mit irgendwelchen Pennern in die Kiste, anstatt ihn nach ’nem Date zu fragen. Und dass du von ihm keine Initiative erwarten kann, ist mehr als offensichtlich.“ „Sei nicht so gemein!“ „Ich sage bloß die Wahrheit, auch wenn’s wehtut.“ „Na ja, ich kann mir wenigstens noch Hoffnungen machen und hab keine gescheiterte Beziehung hinter mir und ein daraus hervorgegangenes Kind an der Backe.“ „Dankeschön, dass du mir meine tolle Situation wieder bewusst machst“, meinte Temari sarkastisch. „Genau deswegen sind wir ja hier. Heute mach ich dich mit einem Super-Typen bekannt, der dich deinen Ex ruckzuck vergessen lassen wird.“ „Du tust ja so, als ob ich ständig an ihn denken würde …“ „Es heißt doch auch dauernd: Shikamaru hier, Shikamaru da … So kommst du nie drüber hinweg.“ „Schon mal dran gedacht, dass ich das vielleicht auch gar nicht möchte?“ O Gott, hatte sie das jetzt tatsächlich ausgesprochen? „Wenn das so ist, bist du ein hoffnungsloser Fall und total bescheuert.“ „Ist doch nichts Verwerfliches, wenn ich glaube, dass ich mit ihm besser dran wäre.“ „Verwerflich nicht, aber dumm“, bemerkte Matsuri. „Dumm, dass du keinem anderen eine Chance geben möchtest.“ „Dann stell mir jemand Anständigen vor und ich überleg’s mir eventuell.“ „Nichts leichter als das! Ich kenne so viele nette Typen, dass du dich gar nicht entscheiden können wirst, mit wem du zuerst ausgehst!“ „Da bin ich aber mal gespannt“, schloss Temari mit einem Schmunzeln. --- „Das sind ja wirklich extrem nette Leute“, meinte sie an ihre Freundin gewandt, während sie dem Kerl mit der kilometerlangen Alkoholfahne auf die Finger schlug, die sich nach ihren Geschmack ein wenig zu sehr in ihre körperliche Privatsphäre verirrt hatten. „Okay, betrunken kannst du ihn vergessen, aber nüchtern ist er ein wahrer Gentleman!“ „Das merke ich“, betonte sie und packte ihrem aufdringlichen Verehrer fest am Handgelenk, damit er ihr nicht noch näher kam. „Ach, übrigens“, meinte sie anschließend zu diesem, „ich hab zu Hause ein neun Monate altes Baby.“ Augenblicklich hielt der Mann inne. „Was, ’n kleiner Schreihals?!“, stammelte er und entwand sich rasch ihrem Griff, „Nee, Kinder mag ich nicht!“ Er verschwand binnen weniger Sekunden auf die andere Seite des Raumes. „Mensch, warum bin ich darauf nicht schon eher gekommen?“, fragte Temari amüsiert. „Das klappt doch zu neunundneunzig Prozent!“ Matsuri wiederum schaute eher sparsam aus der Wäsche. „Mir hat er immer gesagt, er würde Kinder mögen … Na, egal. Vergiss den Kerl! Ich kenne noch genügend andere –“ „Nein, danke! Auf Schnapsleichen, die nicht mal annähernd Herren über ihre Sinne sind, pfeif ich. Drei Bekloppte sind mir genug für einen Abend!“ „Was ist mit Herr der Ringe?“, hakte sie nach, da sie ihre Freundin nicht richtig verstanden hatte. „Nicht Ringe, sondern Sinne!“, verbesserte diese. „Obwohl ich jetzt auch lieber zusammen mit Gollum in die Lava des Schicksalsberges stürzen würde, anstatt hier zu sein … Jetzt weiß ich: Wenn du mir einen Mann auftreiben kannst, der wie Sam ist, verabrede ich mich sofort mit ihm!“ „Und du meinst, Kankurou und ich wären Freaks?“ „Das habe ich nie behauptet.“ Sie schüttelte den Kopf und fragte: „Sonst noch Ansprüche?“ „Ja, bitte keinen verrückten Jack Torrance.“ „Wer soll denn das schon wieder sein?“ „Der Hauptcharakter aus einem Horror-Roman. Liest du denn überhaupt keine Bücher?“ „Horror? So was liest du?“ „Da es mich gut unterhält, ja.“ Ihre Freundin starrte sie verblüfft an. „Okay, deine sadomasochistische Veranlagung zieh ich von nun an in meiner Suche nach einem passenden Mann für dich mit ein. Stehst du auch auf Fesselspiele?“ „Das ist ein absolutes Muss!“, scherzte Temari. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)