Home Sweet Home von Rabenkralle ================================================================================ Prolog: -------- Prolog »Ich habe es von Anfang an gewusst! Der perverse Spanner ist –« Ein Weinen übertönte den Fernseher. Kankurou seufzte und schaltete frustriert den Ton des Gerätes lauter. Dass es ausgerechnet an dieser Stelle – die Auflösung, auf die er drei Wochen gewartet hatte – passieren musste … »Sakata Gintoki, gestehen Sie, dass Sie das Opfer Sarutobi Ayame im Suff gefesselt und –« Das Weinen ging in Schreien über, machte den Fernseher abermals quasi mundtot und raubte seinem Zuschauer damit endgültig das letzte Quäntchen an Geduld. „Temari, kannst du dieses Balg nicht endlich abstellen?“, schimpfte Kankurou. Seine ältere Schwester kam mit ihrem Kind – das nun ruhig und mit seiner Milch beschäftigt war – auf dem Arm aus der angrenzenden Küche und sagte: „Rede gefälligst nicht so von deiner Nichte.“ „Ständig jammert sie herum, wenn ich meine Lieblingsserie gucke.“ „Tut mir leid, aber das ist nun mal ihre Essenszeit. Kann ich auch nicht ändern.“ „Doch, du könntest mit ihr wenigstens in ein anderes Zimmer gehen.“ „Und das Wasser für ihre Flasche über einem offenen Feuer aufkochen, oder was?“ „Du könntest sie doch auch wieder stillen. Hast du vor zwei Monaten auch noch gemacht.“ „Sorry, aber der Milchhahn ist inzwischen zu“, konterte sie. „Außerdem hat sie inzwischen ein paar Zähne und du würdest dir an meiner Stelle sicherlich auch nicht die Brustwarzen kaputt beißen lassen.“ Kankurou nuschelte etwas vor sich hin, gab aber klein bei. Im puncto Rhetorik war ihm seine Schwester meilenweit überlegen. Leider. Er wandte sich ab, um seine Serie weiterzugucken, doch alles, was er sah, war der Abspann mit den Credits. „Super!“, meckerte er und warf seiner Nichte einen finsteren Blick zu. „Wegen dir darf ich mir nun heute Nacht um halb zwei die Wiederholung reinziehen!“ „Ja, was für eine Einschränkung für dich, wenn man bedenkt, dass du zwei Wochen Urlaub vor dir hast!“, bemerkte Temari sarkastisch und setzte in einem ganz anderen Tonfall nach: „Und würdest du bitte aufhören, Kairi wegen so einer blödsinnigen Serie so böse anzusehen oder ist das zu viel verlangt?“ „Das ist kein Blödsinn“, widersprach ihr jüngerer Bruder, trotzdem bemüht, etwas netter dreinzuschauen. „Es ist nur … Ich werd immer noch sauer, wenn ich an ihren Vater denke. Sie sieht ihm so ähnlich.“ „Meine Güte, es sind doch nur die Haare!“, regte sie sich auf. „Es gibt unzählige Kinder mit schwarzbraunen Haaren. Außerdem kommt sie ansonsten doch viel eher nach mir.“ „Trotzdem …“, protestierte er. „Es ist unverzeihlich, was dieser Nichtsnutz dir angetan hat.“ „Ich hab mich doch von ihm getrennt! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es auf meinem Mist gewachsen ist?“ „Schuld oder nicht schuld spielt doch überhaupt keine Rolle! Er weiß es seit mindestens einem Dreivierteljahr und hat es in dieser Zeit nicht ein einziges Mal geschafft seine Tochter zu besuchen. Allein deshalb ist er für mich nichts weiter als ein Mistkerl.“ Temari erwiderte zuerst nichts, begann dann allerdings sachlich: „Kannst du deinen Groll nicht endlich mal vergessen? Er ist nicht der schlechte Mensch, für den du ihn hältst.“ „Ich kapier nicht, warum du ihn immer noch so verteidigst. Glaubst du etwa wirklich, dass er seitdem keinen Urlaub gehabt hat?“, fragte Kankurou. „Und wie ich Hokage-sama kenne, hätte er ihm wegen so einem Anlass garantiert Sonderurlaub gegeben. Nur egoistische Mistkerle scheren sich einen Dreck um ihre eigenen Kinder!“ Er schlug mit der flachen Hand auf den Couchtisch vor ihm, was Kairi einen Moment zusammenzucken ließ, und fluchte: „Gott, wenn ich den bei meinem nächsten Besuch in Konoha in die Finger bekomme …“ „Du kennst ihn doch gar nicht richtig. Wie kannst du da bitte ein Urteil über ihn fällen?“ „Du verlierst kein schlechtes Wort über ihn und wenn du davon redest, bekommt man echt den Eindruck, du liebst ihn noch. Warum hast du dich überhaupt von ihm getrennt, wenn du offensichtlich noch an ihm hängst?“ „Pack doch nicht ständig die alten Geschichten aus“, gab sie zurück. „Ich hab’s dir schon mindestens hundert Mal erzählt.“ „Vergiss den Kerl und such dir lieber einen neuen Freund.“ Er schaute zu seiner Nichte. „Jedes Kind braucht schließlich einen Vater.“ Wortlos blickte sie ihren Bruder an. „Noch ist sie zu klein, aber spätestens in zwei, drei Jahren wird sie dich fragen, warum sie keinen Papa hat“, fuhr Kankurou fort. „Wäre es da nicht besser, sie mit einem Ersatzvater großzuziehen und ihr erst viel später die Wahrheit zu sagen?“ „Vielleicht hast du ja Recht, aber momentan steht mir echt noch nicht der Sinn danach“, entgegnete Temari. „Außerdem finde mal als alleinerziehende Mutter einen vernünftigen Mann. Die meisten in meinem Alter bevorzugen doch die frischen jungen Mädchen und nicht so was Abgegriffenes wie mich.“ „Ich würde dich sofort nehmen, wenn du nicht meine Schwester wärst“, sagte er aufmunternd und brachte sie so zum Schmunzeln. „Verkauf dich nicht unter Wert. Du bist nicht abgegriffen.“ „Doch, ich hab noch nicht mal die Fünfundzwanzig erreicht und trotzdem schon ein Kind, was wiederum heißt, dass ich logischerweise keine Jungfrau mehr bin. Das ist für die meisten heutzutage doch abstoßend.“ „Du hast wirklich schräge Ansichten.“ „Das ist nicht schräg, sondern die Wahrheit“, widersprach sie. „Davon mal abgesehen wird es doch spätestens scheitern, wenn man sich ein bisschen näher kennengelernt hat. Ich hab weder Zeit noch Lust ständig abends wegzugehen, geschweige denn halbe Nächte lang nur zu vögeln, wie viele Paare es anfangs ja noch tun. Nein, nach einem Tag voller Babykotze und Geschrei brauche ich nachts meinen Schlaf!“ „Dann such dir einen bodenständigen Mann, der ein paar Jahre älter ist und seine Sturm- und Drangzeit bereits hinter sich hat.“ „Ja, ja …“ „Ich meine es ja nur gut mit dir. Oder möchtest du auf ewig alleine bleiben?“ „Natürlich nicht. Aber du könntest ruhig mal akzeptieren, dass ich noch ein wenig Zeit brauche.“ „Es ist doch schon über ein Jahr her. Warum tust du dich so schwer?“ „Lass das mal schön meine Sorge sein. Und soweit ich mich erinnere, bist du schon länger Single als ich.“ „Ich hab aber auch kein zahnendes Baby, um das ich mich kümmern muss und das mir mit seinem Geschrei den letzten Nerv raubt.“ „Trifft sich gut. Das hab ich nämlich auch nicht“, konterte Temari. „Die Kleine ist schließlich weitestgehend pflegeleicht und nervt mich überhaupt nicht.“ Kankurou hob die Augenbrauen. „Und was war mit deinem Heulanfall vorletzte Nacht?“, fragte er. „Eine glückliche und zufriedene Mutter sieht so sicher nicht aus.“ „Nur weil ich mal weine, heißt das nicht, dass ich nicht glücklich bin. Und welche Mutter mit so einem kleinen Kind ist schon jede Minute zufrieden?“ Sie strich der Kleinen liebevoll über die Haare. „Es ist wirklich bemerkenswert, dass du das mitmachst und trotzdem so ruhig bleibst. Ich an deiner Stelle hätte das Kind wahrscheinlich schon vor Wut aus dem Fenster geschmissen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Hättest du nicht, wenn es deins wäre“, sagte sie mit einem Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)