Stuck in your mind von HikariChisame ================================================================================ Kapitel 1 --------- Ob sie mich immer noch verfolgten? Ja... ich hörte ihre Stimmen. Weit entfernt und hallend, aber sie waren da. Alles, was jetzt zählte, war, so schnell wie möglich von hier abzuhauen. Gehetzt sprang ich von Baum zu Baum und suchte vor mir nach irgendetwas, das mich retten konnte. Und da kam endlich mein wortwörtlicher Hoffnungsschimmer: Immer mehr Lichtstrahlen drangen durch die Blätterkronen und die Entfernung zwischen den Bäumen wurde immer größer - Ich näherte mich dem Waldrand. Nach und nach hörte ich auch ein donnerndes Wasserrauschen. Was für ein Glück! Sofort sprang ich von einem Ast herab auf den Boden und lief eilig weiter. Es wurde immer lauter, ich beschleunigte meine Schritte mit wachsender Erwartung. Dann offenbarte sich mir eine schöne Aussicht, denn über dem reißenden Fluss spannte sich eine gigantische Brücke. Nun ja, zumindest schien sie das mal gewesen zu sein, da in der Mitte ein nicht gerade kleines Loch klaffte. Etwas verdutzt rannte ich zu dem Ende der Brücke, auf dessen Seite ich mich befand. Während ich das Ausmaß an dem Steinbauwerk noch ein bisschen genauer betrachtete, wandte ich mich schon zum Gehen. Ich lief zum linken Steingeländer und sprang hinauf. Wenn ich jetzt dem Flusslauf folgte, würden meine Verfolger meine Fährte nicht mehr aufnehmen können, ich wäre wohl eine Weile sicher. Kurz vor dem Springen spitzte ich noch einmal die Ohren. Nichts von den feindlichen Ninjas zu hören. Mit dem Gedanken, wer den Schaden an der Brücke verursacht hatte, stieß ich mich ab. Der kühle Wind ließ meine pflaumenfarbenen Haare toben. Mein Mantel flatterte. Schließlich landete ich fast lautlos auf der Wasseroberfläche, die Verfolger blieben weiterhin verschwunden. Gerade wollte ich dem Flusslauf folgend weiterziehen, als ich ein leises Zischen hinter mir hörte. Ein Kunai. Gekonnt ließ ich ihn im Umdrehen direkt neben meiner Wange vorbeifliegen, wobei ich mit den Augen seine Luftlinie zurückverfolgte. Ausgangspunkt: Eine Gruppe junger Shinobi. Doch sie trugen keine Stirnbänder, es waren wohl Nukenin. Hinter mir hörte ich den Kunai aufkommen, er blieb im Wasser oben stecken wie in der Erde. Interessiert drehte ich mich zu der Waffe um und erkannte, dass er wohl mit Chakra versetzt worden war. Dann widmete ich mich wieder den Angreifern. Drei Shinobi. Nein, vier. Da war ein Mädchen, das ihre Präsenz geschickt zu verbergen versuchte. Auch sie war eine Kunoichi, allerdings scheinbar relativ schwach. Sie sah immer wieder unauffällig zwischen mir und einem Jungen aus der Gruppe, der auf der Steinbrüstung stand und offenbar der war, der den speziellen Kunai nach mir geworfen hatte, hin und her. Ich wurde das Gefühl nicht los, ihn zu kennen... Hinter ihm standen noch zwei weitere. Plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit auf den Wald, aus dem ich kam, gerichtet. Diejenigen, die mich verfolgten, hatten aufgeholt. Auch dieses Nukenin-Mädchen informierte die Anderen sofort darüber. Wahrscheinlich hatte sie sensorische Kräfte, wenn sie fremde Chakren schon früher als die anderen bemerkte. Sofort setzte ich mich in Gang, ich ging einige Schritte auf dem Wasser lauschend rückwärts, um abzuschätzen zu können, wie lange sie noch brauchen würden. Kurz darauf wirbelte ich herum und warf dabei den seltsamen Nukenin einen warnenden Blick zu, der ihnen sagen sollte, dass sie sich schnell davonmachen sollten. Ich kannte sie zwar nicht, doch es gab auch keinen Grund, es nicht zu tun. Außerdem waren sie immerhin genauso wie ich in den Dörfern gesucht. Jedoch würde ich mich darum nicht als Nukenin bezeichnen, ich hatte ja noch nichts angestellt. Ich fürchtete, sie stuften mich als gerade so gefährlich oder gefährdet ein, dass sie mich beseitigen wollten, bevor alles eskalierte. Bedauerlich, wie wenig Vertrauen die Dörfer in ihre Shinobi hatte. Naja, was passiert war, war passiert. Ich bin zwar nicht verbannt worden, aber ich denke ich war nah dran. Gut, nun war meine Zielrichtung fixiert. Ich rannte los, den Fluss hinab. Um mir um die Nukenin Sorgen zu machen, hatte ich keine Zeit. Nachdem ich ein ganzes Stück gelaufen war und so langsam die Nacht anbrach, kam ich an einer mehr oder weniger geschützten Stelle an. An beiden Flussseiten erstreckten sich weitreichend Bäume, die ihre Äste bis weit über dem Fluss hängen ließen. Was für ein schöner Ort und ein noch besserer Ort zum Übernachten. Wenn ich mich geschickt anstellte, würde mich sowohl von oben als auch von unten keiner so schnell entdecken. Mein Beschluss stand fest, also suchte ich mir einen besonders bewachsenen, vom Dickicht beschützten Platz aus und befestigte mein kleines Lager stabil zwischen den Ästen. Danach frischte ich meine Wasservorräte auf und kontrollierte meine Lebensmittel. Das meiste, was ich mir noch so greifen konnte, war lange haltbar. Insgesamt würde alles wohl einige Wochen reichen, wenn ich übermäßig sparsam war. Das genügte mir vollkommen, für Weiteres könnte ich im Anschluss genug in der Wildnis finden, wenn nötig auch klauen. Nachdem also einigermaßen für mein Überleben geplant war, legte ich mich einfach in meine Hängematte. Ich würde sagen, ich kann ganz gut für mich sorgen. Über mir erkannte ich durch die Blätterdächer die schönen Sterne. So unglücklich mit der Idee, von jetzt an unabhängig - so richtig unabhängig - zu leben, war ich eigentlich nicht. Bis jetzt lief ja alles ganz gut. Allerdings würde das nicht lange so bleiben, das wusste ich. Als Nukenin in Spe muss ich mir irgendwie Verstärkung sichern, jemanden, der mir im Notfall den Rücken freihalten kann. Idealerweise wäre es jemand, dem man auch vertrauen konnte, doch als Verfolgte war man wohl lieber nicht wählerisch. Noch eine ganze Weile lang grübelte ich über diese Angelegenheit, aber ich bekam den Gedanken von Anfang an nicht aus dem Kopf: Ich wollte die Gruppe Nukenin suchen. Kapitel 2 --------- Am nächsten Morgen wachte ich ausgeschlafen auf. Gähnend streckte ich erst einmal meinen steifen Körper. Irgendwie konnte ich mir gut vorstellen, als Aussätzige zu leben, aber dass ich mir alle Nationen zum Feind machte, wollte ich nicht und ich konnte es mir auch nicht vorstellen. Ich würde nie eine Nukenin im eigentlichen Sinne sein wollen. Allerdings hatte mich die Hokage auch verdammt wertlos behandelt. Für mindestens ein Jahr hatte sie mich abschotten und beobachten lassen wollen, um meinen Risikograd herauszufinden. Ich konnte ihre Sorgen um die Gefahr für das Dorf nachvollziehen, doch was sollte das? Schließlich hatten sie auch nie vor, das mit Naruto zu machen. Alle vertrauten Naruto, und das obwohl er den Kyuubi in sich trug und anfangs ein verhasster Außenseiter war. Warum konnte sich dann keiner dazu aufraffen, mir zu vertrauen? Ich zerbrach mir noch lange den Kopf über Tsunades Motive, über die, die ich mal meine Freunde nannte, über früher. Doch irgendwann hielt ich es nicht mehr in meiner Hängematte aus und beschloss, dass es nun an der Zeit war, die Gruppe von gestern zu finden. Nachdem ich das wenige Gepäck, das ich mitschleppen konnte, gut verstaut hatte, ritzte ich mit etwas Hartem eine Markierung in die Rinde des Baumstammes, um ihn wiederzuerkennen, wenn ich wiederkehrte. Ich hatte nicht vor, Nomade zu spielen. Das hier sollte bis weiteres meine Zufluchtsmöglichkeit sein, wo ich mich für's Erste zurückziehen konnte. Alle Gedanken dieses Themas legte ich nun beiseite, denn ich ließ alles Lebenswichtige gut versteckt zurück, schnappte mir mein Katana und machte mich auf. Ich sprang vom Baum und prüfte, ob hier jemand in der Nähe war. Als ich versichert war, dass sich kein unerwünschter Zuschauer in der Umgebung befand, wagte ich mich aus dem schützenden Dickicht hinaus. Die Sonne war warm. Sie tat unheimlich gut auf der Haut. Nun gut. Wo sollte ich meine Suche als Erstes beginnen? Vielleicht wäre es das Beste, zuerst bei der Brücke nachzuschauen. Die Nukenin waren sicherlich nicht mehr da, aber es wäre ja möglich, dass ich dort irgendeine Spur von ihnen fand. Ich begab mich wieder auf das Wasser und lief am Rand des Flusses stromaufwärts. Schon als ich die Brücke von Weitem sah, fiel mir diese gigantische Lücke auf, die nach wie vor in der Mitte klaffte. Schließlich war ich dort, ich sprang hoch, erst in die Aushöhlung, dann zu der Stelle, an der ich die Gruppe zuletzt gesehen hatte. Seltsamerweise wuchs an der einen Seite des Weges ein großer Baum. Nachdem ich mich ihm genähert hatte, fielen mir andere Beschädigungen an der Brüstung und an der turmartigen Säule, die neben der Brücke heraufragte, auf. Hier musste echt ganz schön was los gewesen sein. Ich vermutete, dass diese Nukenin mit verantwortlich waren, sonst wären sie zu dieser Zeit nicht ganz zufällig da gewesen. Himmel, die mussten ja ganz schön was drauf gehabt haben. Doch das bestätigte mich nur darin, sie zu suchen. Ich ließ meinen Blick schweifen und versuchte angestrengt, etwas zu entdecken, das auf die Richtung hinwies, in die sie weitergezogen waren. Aber da war einfach nichts. Verzweifelt schloss ich eine Richtung nach der anderen aus: In meine konnten sie nicht gegangen sein, sonst hätte ich sie gesehen. Wenn sie nicht gekämpft hatten, waren sie auch nicht dahin, wo meine Verfolger hergekommen waren. Um mir sicher zu sein begab ich mich kurz an den Waldrand, aus dem ich gestern noch gestürzt war, und prüfte das nach. Schon im Laufen sah ich mich aufmerksam um. Auch hier nichts. Also waren sie wirklich abgehauen. Das engte meine Suchmöglichkeiten deutlich ein, was mich erleichterte. Ich beschloss, entgegengesetzt von meinem Lager dem Fluss hinauf zu folgen. Den Weg auf der anderen Seite der Brücke schloss ich rein logisch aus, da sie ja von da zu kommen schienen. Wieso sollten sie auch wieder zurück flüchten, wenn es andere Möglichkeiten gab. Damit hatte ich mich also relativ schnell festgelegt. Auf der Stelle machte ich mich auf, ich sprang mit etwas Anlauf über das Steingeländer und landete auf dem Wasser. Ich hatte etwas zu viel Schwung, kurz musste ich in die Knie sinken, um das überschüssige Tempo loszuwerden. Dann rannte ich los. Auch diese Gegend war dicht bewachsen, wenn sie tiefer in die Wälder an den Ufern eingedrungen waren und ich den kleinsten Hinweis darauf übersah, wäre meine ganze weitere Suche Zeitverschwendung. Achtsam behielt ich alles so gut wie möglich im Auge, während ich mich immer weiter von meinem temporären Lager entfernte. Nach nur einigen Minuten hielt ich an, weil ich meinte, etwas gesehen zu haben, das mir nicht ganz ins Gesamtbild passte. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich ans linke Flussufer. Einer der Bäume in der hinteren Reihe war angesengt. Froh darüber, dass ich vermutlich eine Spur gefunden hatte, hastete ich zu dem verkohlten Baumstamm. Einige Äste waren sogar gewaltsam abgebrochen. Es war, wie ich es mir gedacht hatte: Hier hatte ein Kampf stattgefunden. Womöglich hatten meine Verfolger sich an ihre Versen geheftet, als sie sie bemerkt hatten. Ohje, so hatte ich das natürlich nicht beabsichtigt. Rückgängig konnte ich es allerdings auch nicht machen, also was sollte es. Sie würden das schon geschafft haben. Ich lief weiter in den Wald hinein, der immer kleiner werdenden Fährte folgend. Ab und zu war wieder ein Baum versengt und manchmal sind sie großen Schlitzen zum Opfer gefallen. Aber irgendwann gab es keine Anzeichen mehr davon, offensichtlich sind sie davongekommen, völlig ohne Blutvergießen. Ich blieb stehen und sah mich um. Jetzt gab es absolut nichts mehr, das mir zeigen konnte, wo sie langgegangen waren. Ich seufzte enttäuscht und stemmte meine Arme in die Hüfte. Da hörte ich in der Entfernung plötzlich ein verdächtiges Blätterrauschen. Angestrengt konzentrierte ich mich, vier oder fünf Shinobi kamen durch die Bäume in meine Richtung gestürmt. Nicht das noch! Ein bisschen überrumpelt hechtete ich zurück zum Gewässer, denn dem Chakra nach zu urteilen hatten sie einen Spürhund dabei. Schnell stieg ich ins Wasser, um meinen Geruch komplett verschwinden zu lassen und schwamm zu einem dichten Schilfsumpf am anderen Ufer. Vielleicht würden sie mich sogar gar nicht erst bemerken, wenn ich mich im Fluss befand. Außerdem hatte ich mich heute auch noch größtenteils auf der Wasseroberfläche bewegt, wodurch nicht viel Spur zum Aufnehmen vorhanden sein sollte. Angespannt wartete ich ab, und sie ließen nicht lange auf sich warten, nach kurzer Zeit tauchten sie am Ufer auf. Aber was das Unangenehmste... Es waren Naruto, sein Sensei Kakashi und Kiba. Die anderen zwei kannte ich nicht. Es war ein recht hübsches Mädchen mit rosa Haaren und ein sehr bleicher Junge. Von Weitem konnte ich wahrnehmen, wie sie sich wegen ihres weiteren Vorgehens absprachen. Akamaru, Kibas Hund, hatte wie von mir beabsichtigt jede Fährte verloren. Ich beobachtete sie traurig. Mit zusammengezogenen Augenbrauen erinnerte ich mich an frühere Tage, an denen wir zusammen am Spielplatz unsere Zeit verbrachten. Meistens war ich dabei nur auf der Schaukel gesessen und hatte den lebhaften Jungs vergnügt bei ihren Faxen zugesehen. Naruto war während meiner Kindheit zu einem guten Freund geworden, denn ich hatte genau wie er keine Eltern mehr, wir hatten uns gegenseitig oft den Rücken gestärkt. Auch die Dinger, die in uns schlummerten, verbanden uns, und so teilte ich Narutos Schmerz. Mein momentaner Stand war jedoch, dass ich gar nicht wissen wollte, was da in mir hauste. Ich bildete mir ein, meinen Namen mehrmals in ihrem Gespräch gehört zu haben, was mir nun endgültig bestätigte, dass sie gekommen waren, um mich zu holen. Was sollte ich jetzt machen? Schließlich waren sie auf einer Mission, sie würden nicht so einfach aufgeben. Ich schätzte, sie würden noch mehrere Tage darauf verwenden, nach mir zu suchen. Also, was tun? Eins war klar: Ich musste hier schnell weg. So gern ich auch zu ihnen gegangen wäre, um mit ihnen zu reden, der Freundschaft zuliebe, es ging einfach nicht. Sie hätten mich gefangen und wieder mit in meinen Käfig gebracht. Nein, ich hatte es satt, wie ein unfähiges Kind behandelt zu werden. Naruto war heutzutage herzensgut und vor allem angesehen. Das wollte ich auch sein, anerkannt für meine Stärke. Und ich wollte Vertrauen. Dafür dass ich das Dorf nie verraten würde und dafür, dass ich das, was in mir schlief unter Kontrolle haben würde. Ich hätte es sicher geschafft, wenn ich mir der Unterstützung aller hätte sicher sein können. Eine ganze Weile blieb ich versteckt in meinem Schilf, Naruto und die anderen hatten anscheinend beschlossen, sich genau hier ein Nachtlager zu errichten, denn sie bauten Zelte für später auf und richteten sich ein. Wie konnte ich es jetzt noch schaffen, unbemerkt von hier wegzukommen, ohne dass auch nur einer von ihnen davon Wind bekam? Ich könnte versuchen, zu tauchen, aber dann müsste ich es irgendwie hinkriegen, so lange unter Wasser und unerkannt zu bleiben, bis ich außer Sichtweite war. Und von diesem Platz aus hatte man einen Radius von pi mal Daumen 100 Metern im Blick. Mist... Grübelnd sah ich mich um. Mir fiel auf, dass sie am Fuße eines Berges rasteten. Ab diesem Waldstück erhob sich ein gewaltiger Berg, die Brücke verbindete lediglich beide Seiten eines bewachsenen Gebirges. Wenn ich es schaffen würde, zur Steinwand, und somit in den toten Winkel der Sicht der Konoha-Nins zu kommen, könnte ich einfacher verschwinden. Zwar musste ich immer noch so leise wie möglich sein, aber die Strecke zwischen dem einen und dem anderen Flussbreitenende war eindeutig kürzer als bis hinter die Brücke tauchen zu müssen, denn mein Kekkei-Genkai konnte mir dabei auch nicht behilflich sein. Während es aktiv war, fiel es mir sehr schwer, mein Chakra zusätzlich verdeckt zu halten, und das kam gar nicht in Frage. Dann könnte ich auch gleich auf sie zulaufen. Fest entschlossen holte ich tief Luft und sank unter die Wasseroberfläche. Während ich mich ihnen immer weiter näherte, achtete ich darauf, dass meine Haare nicht an die Oberfläche gelangten. Ich musste sie gebunden halten, da sie durch ihre Farbe doch relativ stark auffielen. Nach nicht allzu langer Zeit war ich auch schon am anderen Ende angelangt, ich erhob meinen Kopf aus dem Wasser und atmete tief ein. Schnell kontrollierte ich, ob Naruto und die anderen mich bemerkt hatten, und nachdem ich mir sicher war, stützte ich meine Arme auf der Wasseroberfläche und hievte mich aus dem Wasser. So leise wie möglich quetschte ich mir die triefnassen Haare und meine Kleidung aus. Anschließend wandte ich mich endlich zum Gehen. Gerade sah ich auf, als ich entsetzt zurückschreckte. Still schrie ich auf und stolperte einen Schritt rückwärts. "Na, da haben wir dich ja." Kakashi!! Hatten sie mich doch bemerkt? Kakashi rief nach den anderen: "Leute, helft mir ma-!", meine Augen weiteten sich, sie durften mich nicht kriegen! Noch bevor er seinen Satz beendet hatte rannte ich los, direkt auf ihn zu. Er verstummte auf einmal, er dachte ich wollte ihn angreifen. Er begab sich in Kampfposition, bereit mich einzufangen, doch ich dachte gar nicht daran, ihn zu attackieren. Ich machte einen Satz und sprang mit einem Salto über Kakashi hinweg. Überrascht schaute er über seine Schulter. Ich lief nur was das Zeug hielt. Jetzt, wo sie mich entdeckt hatten, würden sie nicht locker lassen! Wohin sollte ich gehen? Nicht in Richtung meines zeitweiligen Lagers, ich würde sie nur zu meinem Versteck führen. Hinter mir hörte ich Kakashi die Gruppe zusammentrommeln. "Kiba, komm schnell!!" Darauf vernahm ich noch mehr Füße, die auf dem Wasser platschten, und Bellen. Eine weibliche Stimme erhob sich. "Ist sie das?" "Ja, schnell, wir müssen sie verfolgen, sonst verlieren wir sie wieder!", hetzte Kakashi. Als ich einen Blick hinter mich wagte, sah ich Kakashi, Naruto, Kiba mit Akamaru, diesem blassen Jungen und das Mädchen hinter mir herjagen. Nachdem ich noch einmal beschleunigt hatte, überlegte ich krampfhaft, wie ich sie loswerden konnte. Im Moment lotste ich sie zu meinem Lager. Aber nun war ziemlich sicher, dass ich da leider nicht mehr bleiben konnte. Nun war es zu spät. Ich brauchte Zeit, um meinen Schlafplatz zu räumen und woandershin zu ziehen. Wenn ich sie für wenigstens fünf Minuten aufhalten konnte, war das gerade genug Zeit, um davonzukommen, schließlich waren meine Sachen schon gepackt und bereit, abgeholt zu werden. Da rief eine mir nur allzu bekannte Stimme nach mir. "Hikari! Warum fliehst du vor uns?" Sie ließ mein Herz schwer werden vor Leid. Naruto. Kapitel 3 --------- Ich blieb abrupt stehen und drehte mich seitlich zu meinen neuen Verfolgern. Auch sie hielten in der Sorge, ich wollte wirklich gegen sie kämpfen, an. Mit schmerzvoll verzerrtem Blick betrachtete ich sie. Naruto, Kiba und Kakashi stutzten sichtbar. Naruto wollte die Gelegenheit nutzen und trat einige Schritte vor. Kakashi wollte ihn zurückhalten, aber Naruto entglitt seinem Griff. "Hikari.", fing er mit beruhigender Stimme an. Ich machte mit jedem weiteren Vordringen seinerseits in meine Richtung einen Schritt zurück. Es ging einfach nicht, ich durfte mich nicht auf ihn einlassen. Ich sah die Enttäuschung in seinen Augen, als Naruto meine abweisende Haltung bemerkte. "Was hat dich dazu gebracht, dich von uns abzuwenden?" Mit einer Antwort zögerte ich, doch schließlich überwand ich mich. Ein Gespräch würde keinen Unterschied machen. "Gerade du, Naruto, müsstest es verstehen. Andererseits dann vielleicht auch nicht." Da erhob Kakashi unerwartet seine Stimme: "Ich weiß, dass dich die Entscheidung der Hokage verschreckt hat. Aber gehst du nicht ein wenig zu weit? Dein Verhalten ist übertrieben und könnte dir mehr Schwierigkeiten bereiten, als du ohnehin schon hast." "Meinst du das ernst? Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was sie mit mir vorhatten?" Für seine Antwort nahm er sich Zeit, was mich skeptisch machte. "Natürlich. Ich bin in die Aktion mit eingebunden. Und ich kann dir sagen, dass du nur überreagierst. Es ist auf keinen Fall so schlimm, wie du denkst." Naruto und die anderen warteten nur unwissend ab. Sie schienen von dem, was Kakashi erzählte, nichts zu verstehen. Nach Bestätigung suchend forschte ich in Kakashis Gesicht nach irgendeiner Regung, die auf eine Lüge hinwies. Doch ich fand nichts. "Du lügst. Ich habe euch belauscht, ich habe gehört, was ihr besprochen habt. Also versuch nicht, mir so skrupellos einzureden, es wäre harmlos!" Ertappt zog Kakashi still die Luft ein. "Sensei?" Naruto betrachtete ihn unsicher. "Ja, dass man Naruto oder anderen davon nichts erzählt, kann ich mir gut vorstellen. Vor allem Naruto, was? Er würde euch garantiert in den Rücken fallen. Ja, ich übertreibe, sicherlich!" Nun wandte sich Naruto seinem ehemaligen Lehrer zu. Er musste nichts sagen, um Druck auszuüben. Kakashis Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. "Und das ist der Grund, ", fuhr ich fort, "warum ich nicht länger in Konoha bleiben kann, Naruto. Lieber lebe ich auf ewig verbannt für mich alleine hier draußen, als zuhause ein Leben in Gefangenschaft zu fristen." Mit diesen Worten setzte ich mich wieder in Bewegung und sprintete zu meinem Lager. Hinter mir hörte ich nicht mehr viel. Ach, wie schön wäre es, wenn sie einfach umkehrten. Gerade trat ich aus dem Schatten der großen, halb zerstörten Brücke, da fuhr über mir ein Schwall Kunai und Shuriken herab. Ich konnte es ja nicht anders erwarten. Der Messerregen bestand aus vielen echten, aber auch einigen seltsamen, die wie gezeichnet aussahen. Sie waren innen vollkommen weiß. Wie auch immer, ich wählte die anstrengendere Methode und wich jedem einzelnen Kunai und Shuriken aus. Plötzlich erschien hinter mir das rosahaarige Mädchen, sie schlug mit der Faust nach mir. Irgendetwas sagte mir, dass ich mich nicht treffen lassen sollte. Schnell duckte ich mich und sprang auf ihren Versuch, nach mir zu treten, im Flick-Flack rückwärts. Dabei streiften mich einige Wurfmesser, was aber keinen größeren Schaden anrichtete. Weil ich jetzt größeren Abstand zur Brücke hatte, konnte ich Kakashi und den blassen Jungen weit oben am Geländer stehen sehen. Sie waren es wohl, die die Kunai und Shuriken nach mir geworfen hatten. Aber wo waren Kiba und Naruto? Auf einmal hörte ich ein gewaltiges Rauschen unter mir. Gespannt starrte ich durch die Wasseroberfläche: Zwei riesige Strudel bahnten sich ihren Weg nach oben. Gatsuga! Ich hatte schon einige Male das Glück gehabt, Kibas Spezialtechnik zu beobachten. Im letzten Moment stürzte ich zur Seite, nur kurz darauf brachen Kiba und Akamaru durch das Wasser. Jetzt fehlte nur noch Naruto, jedoch blieb von ihm jede Spur verschollen. Der Kampf dauerte schon knapp zehn Minuten und das ständige Ausweichen, ohne anzugreifen, zehrte zunehmend an meinen Kräften. Ich brachte es aber nicht übers Herz, sie ernsthaft zu verletzen. Ich wollte hier einfach nur weg. Bis jetzt hatte sich Naruto nicht blicken lassen. Da ich genau wusste, wie er sich in letzter Zeit entwickelt hatte, war ich besonders vorsichtig. Dass er immer noch nicht in den Kampf eingemischt hatte, machte mir Sorgen. Was, wenn er aus dem Hinterhalt eingreifen würde, wenn ich unachtsam war? Oder wenn er die Umgebung nach meinen Sachen absuchte? Ich durfte keine Zeit mehr verlieren. So sehr ich das auch verhindern wollte, ich kam nicht darum herum, mein Kekkei-Genkai zu benutzen. Da wir uns hier auf dem Wasser befanden, dürfte der Rest kein Problem mehr sein. Nun gut. Ich wich noch einer Reihe von Angriffen aus, bevor ich meine Technik aktivieren wollte. Ich sprang Kunai-Attacken aus dem Weg und landete unglücklicherweise von meinen Verfolgern umzingelt. Langsam erhob ich mich aus meiner Hocke. Meine Augen hielt ich geschlossen, ich konzentrierte mich. Als ich mich vollends aufgerichtet hatte, öffnete ich meine Augen entschlossen. Meine Augenfarbe hatte sich von grün zu meerblau gewandelt. Die Wasseroberfläche erzitterte mit meinem Augenaufschlag kurz, um dann wieder in eisiger Stille zu erstarren. Kakashis Augen weiteten sich, ich ahnte schon, dass er davon wusste. Akamaru, der wieder seine Tierform angenommen hatte, fiepte kläglich unter dem Druck des Chakras, das ich radiierte. Um das Wasser einfacher bewegen zu können, hob ich die Arme mit hängenden Händen, sodass die Oberfläche sich krümmte und das Wasser größer werdende Wellen bildete. Darauf ließ ich meine Arme in einer fließenden Bewegung wieder hinuntergleiten und führte sie, diesmal stoßartiger, wieder hoch. Eine riesige Welle bäumte sich um mich auf und breitete sich um mich herum nach allen Seiten aus. Kakashi und die anderen wurden mit den Wassermengen mitgerissen. Ich hörte sie aufschreien. Um sie festzuhalten, trieb ich sie mit all den Wellen zusammen und formte die Massen kugelförmig. Meine Verfolger schloss ich ein, durch das Wasser konnten sie nicht hindurch, ich manifestierte es sicher. Im Innenraum war natürlich Platz und Luft, immerhin wollte ich ihnen im Grunde nichts, mein Interesse bestand in der Flucht. Gut, nun hatte ich sie, also konnte ich beinahe ungehindert fliehen. Ich musste auf Naruto achten, der bis jetzt noch nicht einmal aufgetaucht war. Ich schenkte meinen ehemaligen Kameraden noch einen letzten Blick, als ich skeptisch hinter das pinkhaarige Mädchen schaute. Hinter ihr stand eindeutig Naruto. Hatte ich ihn die ganze Zeit übersehen? Nein, das konnte einfach nicht sein, meine Sinne waren geschärft genug, um ihn zu erkennen, wenn er da war. Vielleicht hatte er sich noch unter Wasser versteckt und ich hatte ihn durch meine Fähigkeit zufällig erwischt und mit eingefangen. Die Zeit drängte, also drehte mich dann endlich um und rannte zu meinem Unterschlupf. Als ich nach nicht allzu langer Zeit ankam, hatte ich mich schon weit von meinem selbstgeschaffenen Wassergefängnis entfernt. Aus dieser Entfernung war es sehr schwer, die Kugel aufrecht zu erhalten, meine Konzentration befand sich auf einem Hochpunkt. Dennoch dürfte die flüssige Wand nun einfacher zu durchbrechen sein. Schnell sprang ich ans Ufer und rannte in den Schutz der Bäume. Weiterhin überlegte ich kurz, mir mein Chakra zu sparen und Kakashi, Naruto und die anderen freizulassen, da ich von hier aus viel mehr verbrauchte. Jedoch entschied ich, dass sie mir sonst nur weiter hinterherjagen würden, daher war es das wohl wert. Hektisch suchte ich nach dem mit einer Kerbe gekennzeichneten Baum und sprang hinauf, nachdem ich ihn entdeckt hatte. Flüchtig schnappte ich mir meine Sachen, nach wenigen Sekunden war ich schon wieder am Boden. Wo sollte ich jetzt hin? Mir blieb wohl keine andere Wahl als mich weiterhin flussabwärts vor meinen Verfolgern zu flüchten. Ich sollte im Nachhinein bedacht wohl doch nicht komplett ohne Chakra herumlaufen, darum schloss ich mein Kekkei-Genkai und ließ meine Verfolger damit frei. Nun hieß es Beeilung, bevor sie mich noch einholten. Gerade verließ ich die Geborgenheit, die mir das kleine Wäldchen neben dem Ufer bis jetzt geboten hatte, als ich abrupt stehen blieb und meinen Rucksack missmutig an den nächsten Baum fallen ließ. Naruto. Auf dem Wasser mir gegenüber stand Naruto. "Wie hast du...?" Aber nach kurzem Überlegen fand ich meine Antwort und ich konnte nicht fassen, dass ich eine solch simple Methode nicht durchschaut hatte. "Natürlich, Schattendoppelgänger.", sagte ich mir hoffnungslos selbst. Der Fehler, so viel Chakra zu verschwenden, rächte sich nun. Es war komplett aufgebraucht. Eigentlich konnte ich mich nun nicht viel mehr machen, als mich auf den Beinen halten. Nun war ich endgültig in der Falle. Und dass Naruto sich dessen vermutlich klar war, kam mir auch nicht unbedingt zugute. Kurz dachte ich nach. Meinen Rucksack konnte ich fürs erste eventuell hierlassen. Dort, wo er lag, war er unauffällig. Mein Katana trug ich bei mir. Dann konnte ich einen weiteren Fluchtversuch starten, ohne mir Sorgen um mein Gepäck machen zu müssen. Einen kläglichen Versuch wohlgemerkt, denn ich hatte nicht mehr als die paar Waffen und meinen chakralosen Körper. Der Chakramangel erschöpfte mich und ließ meine Glieder schwerer werden, je länger ich mich Anstrengungen aussetzte. Mir missfiel es immer mehr, in dieser Zwickmühle zu stecken und mich hier irgendwie herausretten zu müssen. Doch bei dem Gedanken, stattdessen in Konoha zu sein, siegte der Wille. "Hikari." Von schmerzhaften Erinnerungen aus meinen Gedanken gerissen blickte ich zu Naruto auf. "Bitte lauf nicht wieder weg." Vielleicht konnte ich wieder ein paar Kräfte sammeln, während ich mich ein wenig auf ihn einließ. Mit abweisender Miene betrachtete ich ihn schweigend. Er schien ein wenig erleichtert. "Hör mir zu. Natürlich bin ich hier, weil es meine Mission ist, dich zurückzuholen." Naruto war noch nie so gut mit Worten, auch jetzt nahm er kein Blatt vor dem Mund. Wenn ihm das nicht schnell zum Verhängnis werden würde. Gedrängt machte ich einen Schritt rückwärts. "Nein, warte! Das war nicht so gemeint, ich will im Moment nur mit dir reden." Er wartete einige Sekunden ab, um zu testen, ob ich auch wirklich blieb. Nachdem er sich sicher war, fuhr er fort. "Eine eindrucksvolle Fähigkeit hast du da.", erwähnte er nebenbei. Er wollte mir nur Sicherheit geben, das wusste ich genau. "Ich weiß nicht wirklich, was der Grund für deine Abneigung gegen Konoha ist. Aber bist du dir sicher, dass er ausreicht, um selbst das Leben eines Nukenin hinzunehmen? Wenn du kooperierst, würde Tsunade sogar über deine Tat hinwegsehen. Sie hat mir selbst gesagt, dass sie dich nur wieder ins Dorf zurückhaben will." Meine Augenbrauen schoben sich zusammen. Aber ich begriff sofort. Naruto würde nie lügen. Aber Tsunade war auch nicht dumm. "Du bist genau wie früher, Naruto. Ein naives Kind." Mit diesen Worten wollte ich meinen Akt der Verzweiflung in die Tat umsetzen. Mit verringerter Geschwindigkeit verschwand ich hinter dem großen Baum und presste meinen Rücken gegen den Stamm, wartete auf ein Geräusch von Naruto und hechtete schließlich auf der anderen Seite des Baumstamms vorbei wieder flussaufwärts, als ich ihn von rechts kommen hörte. Naruto schaute erst einmal um, wo ich geblieben war. Mit dem bisschen Zeit konnte ich leider nicht viel anfangen, trotzdem gab ich alles. Doch schon nach kurzer Zeit bekam ich die Nachwirkungen zu spüren. Meine Waden wurden schwer wie Stahl, einzig mein Wille trug mich noch weiter. Ich hatte das vorher noch nie erleben müssen, aber ohne Chakra schien man tatsächlich am Rande der Erschöpfung zu stehen. Und das bekam ich gerade knallhart zu spüren. Nun war ich am Ende des Waldes angekommen. Vor mir türmte sich eine riesige Felswand auf. Das einzige, was ich noch machen könnte, war, auf dem Wasser weiterzulaufen. Kakashi und die anderen waren vermutlich gerade uns entgegenkommend auf dem Weg hierher. Doch da ich kein Chakra mehr hatte, ohne das ich nicht mehr auf dem Wasser laufen konnte, hatte sich die Sache wohl erledigt. Ich ging panisch im Kopf meine Möglichkeiten durch, überlegte aber nicht lange. Kurz darauf schreckte ich auf, weil direkt neben mir ein Kunai vorbeischnellte und gegen die Klippe prallte. Ich wirbelte verängstigt herum und sah Naruto auf mich zukommen. Er befand sich nicht mehr weit von mir weg. Ich schätzte, dass er aufgrund meiner Provokation und meines Fluchtversuches nicht mehr groß mit mir reden wollte. In seinem Gesichtsausdruck las ich Trauer und Enttäuschung. Wie ironisch, eigentlich war ich die, die enttäuscht sein sollte. Es war aussichtslos, jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Ich hatte alle Register gezogen, die ich hätte ziehen können. Leider brachte mein Katana mir nun auch nicht mehr viel. Von allen Hoffnungen beraubt stolperte ich nach hinten, bis ich an die Felswand stieß. Mir stiegen die Tränen in die Augen, musste ich wirklich zurück nach Konoha? Ich presste meine Lider zusammen, um mir die Scham zu ersparen, und wartete leise darauf, dass Naruto mich festnahm. Gespannt lauschte ich seinen Schritten, die sich mir immer weiter näherten. Irgendwann war er ganz nah. Weitere Tränen entzogen sich meinen Fängen und rannen mir über die Wangen. Es vergingen noch einige Momente, warum passierte nichts? Vorsichtig öffnete ich meine leicht verweinten Augen, erst einen Spalt und als ich ihn direkt vor mir sah, ganz. Mit geröteten Wangen starrte ich direkt in sein deprimiertes Gesicht. Narutos Hände und Arme lehnten jeweils links und rechts von mir an der Steinwand, um mir meine letzte Freiheit zu nehmen. Was war mit ihm los? Er betrachtete mich mit zutiefst trauriger Miene. Ich tat ihm weh, es zerfraß ihn innerlich und ich konnte es nicht mitansehen. Widerwillig und mit schlechtem Gewissen sah ich weg. Plötzlich erschrak ich, denn sein Kopf war vorgefallen, sanft hatte er seine Stirn an meine gelegt und ich wurde weit, weit in die Vergangenheit zurückgeworfen. Kapitel 4 --------- "Hey! Naruto! Bleib stehen!" Nach Atem ringend lief ich hinter ihm her. "Haha! Niemals! Wenn du mich auf Knien anbettelst überlege ich es mir vielleicht!" "Pff, als ob du das verdient hättest! Du bist doch gerade einmal sechs! Niemand würde ein doofes Kind verehren!", rief ich neckisch im Rennen. Auf einmal blieb er stehen, drehte sich zu mir um und gestikulierte mit geballten Fäusten: "Du solltest mich lieber nicht so behandeln! Ich werde Großes leisten!" Meine geliebte Kette hielt er am Band in seiner rechten Hand. Ich wollte endlich meine Kette wiederhaben! Provozierend entgegnete ich: "Na dann werde ich ja viel früher Großes leisten, wenn ich älter als du bin!" Verärgert knurrte Naruto und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. „Das ist doch nur ein halbes Jahr, das bedeutet nichts!!!“ Hinter ihm blitzte plötzlich etwas auf, ich sah Kiba kauernd am Boden, auf seinem Kopf Akamaru. Ich hielt an und konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen, was Naruto bemerkte. "Was guckst du so doof?", meinte er schnippisch. Es dauerte auch nicht lange, bis er kapierte, dass da was im Busch war. "Huh?" Naruto sah sich rasch nach allen Seiten um, bis er hinter sich schaute und schließlich vom springenden Kiba umgeworfen wurde. "Waaah! Kiba, geh runter von mir!!" "Hah, das hättest'e wohl gern!!", lachte Kiba, ich beobachtete ihr Ringrangeln eine Weile vergnügt. Als mir meine Kette wieder in den Sinn kam, hechtete ich schnell zu ihnen. Mein Blick wanderte hastig durch ihr Gewusel, aber ich fand meine Kette einfach nicht. Aufgeregt wies ich sie an: "Hört jetzt auf!" Als sie nach mehreren weiteren Malen nicht reagierten, stieg mir das ganze zu Kopf. Ich war ja auch erst sechs. "HÖRT AUF!!!" Kiba und Naruto verstummten. Kiba entließ Naruto aus seinem Griff und klopfte sich den Staub von der Hose, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Naruto rollte aus der Rückenlage auf den Bauch, meine wertvolle Kette lag neben ihm. Erleichtert atmete ich auf; Ich wollte sie gerade wieder an mich nehmen, als der saphirblaue Tropfenanhänger vor meinen Augen wegschnellte. Ich starrte überrascht nach links, von wo aus mich Naruto spöttisch angrinste. Er hatte sich meine Kette an dem schlichten ledernen Band geschnappt. Sofort stolperte er los, rannte quer über den Spielplatz. Er lachte hämisch, während er geradewegs auf den Wald zusteuerte. "Naruto!", brüllte ich außer mir. Ich sprintete auf der Stelle hinter ihm her. Kiba sah uns noch hinterher. Es war wirklich schon spät. Am Ende des Horizonts ging die Sonne bereits in einem rosaroten Glühen unter. Immer wieder schrie ich nach ihm: "Naruto!!" Aber ich konnte ihn irgendwann nicht mehr ausmachen, es war zu dunkel geworden. Wo war er nur? In meiner Beharrlichkeit vergaß ich natürlich, dass ich orientierungslos in einem Wald umherirrte. Ich war hier noch nie gewesen, Naruto dagegen kannte diese Gegend höchstwahrscheinlich wie seine Westentasche. Nach einiger Zeit hielt ich an, sah mich keuchend um und fand um mich nur viele schwarze Bäume, von der Dunkelheit umhüllt. Mit jeder Minute versank meine Umgebung mehr im Dunkel. Allmählich stiegen mir die Tränen in die Augen. "Naruto...?", wimmerte ich schluchzend. Ich wanderte zuerst noch einige Meter im Nichts herum. Über meine Wangen rannen schon die Tränen, als ich schließlich stehenblieb. Wiederum schrie mit weinerlicher Stimme: "Naruto!" Ich hatte Angst. In mir breitete sich impulsartig etwas aus, das sich wie eine erstickende Wolke anfühlte. Sie war eiskalt und schmerzte in meiner Brust. Gleichzeitig schien mich von außen eine eigenartige, starke Druckwelle zu erdrücken, ich rang röchelnd um Luft. Auch später konnte ich nur erahnen, warum das alles passiert war. Es war wie eine Trance, von außen nahm ich nichts mehr wahr und mein gesamter Körper fühlte sich taub an. Das einzige, was ich spürte, war der heiße Tränenfluss auf meinem Gesicht. Heutzutage vermutete ich, dass die Provokation, die Furcht und vor allem dieses Etwas in mir damit zusammenhingen. Plötzlich wurde ich durchgerüttelt. Zuerst ganz ganz schwach und sachte, dann stärker werdend, bis auch endlich besorgte Schreie an meine Ohren drangen. "Hikari!", rief jemand von sehr weit weg, "Was ist mit dir? Hikari!!" Der eisige Schmerz in mir wich langsam, es wurde ein bisschen wärmer. Aber nicht warm genug. Ich schlang benommen meine Arme um meine Brust, doch ich verspürte einfach nichts, es wurde einfach nicht besser. Ähnlich einer Explosion verschwand die Kälte auf einmal. Mir wurde wohlig warm, ich bekam wieder ein Gefühl in meinen steifen Gliedern. Woher kam das nur? Meine Augen waren geschlossen, doch ich vernahm einen ruhigen Atem. An meiner Stirn fühlte ich etwas, ich öffnete die Augen. Ich starrte direkt in Narutos Gesicht, er stand direkt vor mir, hatte seine Stirn an meine gelegt und umarmte mich, die eine Hand in meinen Haaren vergraben. Blitzartig war ich wieder in der Gegenwart. Die Erinnerung deprimierte mich, ich sah betrübt zu Boden. Einige qualvoll lange Minuten vergingen, Naruto rührte sich eine ganze Weile nicht. Er hatte seit diesem Ereignis in unserer Kindheit angefangen, diese Geste hin und wieder anzuwenden. Wie ich das verstand, versuchte er, mich an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern und mich so irgendwie umzustimmen. Selbst, wenn das wohl eine äußerst persönliche und effektive Methode war, konnte ich mich davon nicht überzeugen lassen. Ach Naruto, hattest du erwartet, dass ich mich gedankenlos in die Wildnis stürzte? Natürlich hatte ich mir sorgfältig meine Gedanken gemacht. Und das umfasste auch meine Vergangenheit. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich war wehrlos. Im Grunde stand nichts im Wege, mich wieder nach Konoha zurückzubringen. Ich würde wohl ewig in meinem Gefängnis steckenbleiben... Zumindest wollte ich Naruto noch eines sagen, bevor Kakashi und die anderen auftauchten. "Naruto, ich...", setzte ich an, doch es war mir nicht vergönnt, meinen Satz zu beenden. Von links hörte ich ein lautes Zischen, es kam aus dem Wald. Naruto nahm seinen rechten Arm vom kalten Gestein, an dem ich lehnte, und blickte überrascht zum Waldrand. Ich beobachtete, wie sich zwischen den Bäumen tiefgraue Wolken aufwallten. Sie breiteten sich aus und übertraten schließlich die Waldgrenze, näherten sich uns sehr schnell. Als der Rauch uns beide erreichte, konnte ich außer Narutos verzerrten Schatten nichts mehr sehen. Ich musste husten, in meiner Panik rief ich sogar nach ihm. "Naruto..!", brachte ich stockend hervor ich und hörte etwas weiter weg auch Naruto keuchen. Verzweifelt versuchte ich, durch all den dichten grauen Nebel etwas zu erkennen, aber es gelang mir nicht. Anscheinend hatte sich Naruto in seiner Eile, aus dem Rauch herauszukommen, von mir entfernt, sein Husten wurde leiser. Plötzlich spürte ich, wie sich etwas um meine Taille legte und mich mitriss. Wiederum wollte ich um Hilfe schreien, doch eine mir unbekannte Stimme unterbrach mich jäh. "Lass es lieber, oder willst du, dass ich dich hier bei denen lasse?" Überrascht stutzte ich und bemerkte die Silhouette, die mich mit sich trug. Leise hörte ich hinter mir Naruto nach mir brüllen. "Hikari!!!" Ich ertappte mich, wie ich besorgt über meine Schulter schaute. Nach und nach lichtete der Rauch sich. Als wir aus der Wolke der offensichtlichen Rauchbombe schnellten, blickte ich sofort auf. Meine Augen weiteten sich, ich erkannte ihn. Entsetzt sah ich in das Gesicht des Nukenin-Jungen, der mir gestern noch auf der Brücke begegnet war. Es war der, der den Kunai nach mir geworfen hatte. Anscheinend waren sie den Anbu Konohas doch entkommen. Etwas kühl schaute er auf mich herab und widmete sich dann wieder den Hindernissen vor ihm. Eigentlich hätte er mich jetzt meinem Schicksal überlassen, mich absetzen und weiterziehen können, doch anscheinend hatte sein Rettungsversuch auch einen anderen Grund als mich aus meiner Situation zu befreien. "Wohin bringst du mich?", fragte ich gleich. Allzu gesprächig war er wohl nicht. "Weg von hier." Ich seufzte und wiederholte mich. "Wohin nimmst du mich mit?" Mit der Antwort ließ er sich Zeit, ich bewies meine Geduld. Schließlich entgegnete er mir: "Ich bringe dich zu unserem Versteck." "Und warum hast du mich gerettet?" "Ich denke, du wirst nützlich sein." "Du bist also ernsthaft der Meinung, ich würde dir jetzt aus Dankbarkeit folgen?", sagte ich schnippisch. Klar, ich schuldete ihm was. Doch ich hatte nicht die Absicht, diese Schuld nun durch meinen Dienst zurückzuzahlen. "...Du hast keine andere Wahl." "Wieso, weil ich in deiner Schuld stehe?" "Wenn es dir so sehr missfällt, mitzukommen, warum trage ich dich noch mit mir?" Ich verstummte. Es stimmte, dass ich im Moment nichts ausrichten konnte. Die Art und Weise, wie er mir das sagte, ärgerte mich sehr. Und als ob das Schicksal es mir in mein Gesicht reiben wollte wurde mir auf einmal schwummrig. Meine Sicht verschwamm und wurde kurz darauf schwarz. Nach wenigen Momenten war ich dann weggetreten. Das letzte, was ich spürte, war ein schwaches Klopfen an meiner linken Schläfe und ein verpacktes "Hörst du mich noch?". Kapitel 5 --------- Ich roch Rauch. Was war passiert? Hatte mich wirklich jemand gerettet? Oder hatte ich mir das alles nur eingebildet? Woher kam der Rauchgeruch? War ich noch in der Rauchbombe? War ich etwa vor Chakramangel ohnmächtig geworden und dann zurückgelassen worden? Fragen zogen sich unwillkürlich durch meinen Kopf, während ich allmählich wieder mein volles Bewusstsein erlangte. Es war immer noch alles schwarz, und ich versuchte, meine Augen zu öffnen, um wieder Licht in meine Welt zu bringen. Es gelang mir erst unter großer Anstrengung, meine Lider waren schwer wie Stahl. Das Sonnenlicht blendete mich, anschließend wurde meine Sicht klarer und ich sah saftig grüne Baumkronen, die im Wind wehten. Dazwischen blitzten immer wieder die Strahlen der Sonne auf. "Da bist du ja wieder." Huh? Benommen schaute ich nach rechts. Ach so, dieser Nukenin. Also hatte ich doch nicht geträumt. Er saß an einem Lagerfeuer, ich lag direkt daneben. Daher war folglich der Rauchgeruch gekommen. "Wie lange war ich weggetreten...?" "Fünf bis zehn Minuten.", erklärte er mir. "Ah...", machte ich begreifend und fasste mir an den Kopf, er schmerzte. "Beweg dich vorerst nicht. Sonst wirst du wieder bewusstlos." Ich beschloss, diesen Hinweis einfach über mich und meinen Stolz rollen zu lassen und wechselte das Thema. "Wo sind wir?" Wieder dauerte es etwas, bis er antwortete. "Ein Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem Versteck." "Ach so...", murmelte ich schlaff. Der Nukenin sah mich kurz überlegend an und meinte dann: "Du schläfst besser noch etwas. Wenn wir weiterziehen, solltest du fit sein. Ich habe keine Lust, dich den kompletten Weg über mit mir rumzuschleppen." Wieder machte ich nur ein knappes "Mhm..." und schloss meine müden Augen. Es brauchte nicht lange, bis ich wieder eingeschlafen war. Als ich aufwachte, fühlte es sich an, als ob ich von einem lauten Knall hochgeschreckt wurde. Einen Alptraum hatte ich nicht wissentlich gehabt, trotzdem atmete ich schwer. Es war schon dunkel geworden. Schnell schaute ich mich um, der Nukenin war vom Lagerfeuer verschwunden. Ich suchte mein Blickfeld nach ihm ab und fand ihn, als ich mich umdrehte. Hinter mir zog ein friedlicher Bach seinen Lauf durch den Wald. Er saß am Ufer an einen Baum gelehnt. Mühsam richtete ich mich auf und blieb erst einmal stehen, weil mir kurz schwindelig wurde. Schließlich machte ich meinen ersten Schritt, unter meinem Fuß knackste ein Zweig; Spätestens jetzt hätte er mich hören müssen. Ich lief weiter, während ich seine Reaktion beobachten wollte. Jedoch ließ sich ihm nicht einmal ein Zucken entlocken. Irgendwann war ich in Hörweite. "Können wir weiter?", fragte er, ohne sich zu mir umzuwenden. Ich kam neben dem Baum zum Stehen und besah die Wasseroberfläche. Die verschiedensten Gedanken strömten auf einmal durch meinen Kopf, ich entspannte mich. Einige Minuten vergingen, bis er aufstand, mich kurz begutachtete und an mir vorbei zum Lagerfeuer ging. "Lass uns endlich gehen." Meine Augen hafteten noch einige Sekunden an der Wasseroberfläche, bevor auch ich mich in Bewegung setzte. Er löschte das Feuer, ich schnappte mir meinen schwarzen Mantel, der auf dem Boden lag. Der Junge hatte ihn mir wohl ausgezogen und untergelegt, als ich ohnmächtig gewesen war. Schnell streifte ich ihn mir über, im nächsten Augenblick stand der Nukenin auch schon aufbruchbereit neben mir. "Sieh zu, dass du so lange wie möglich mithältst.", mahnte er mich tonlos und verschwand zischend. Ich murrte missbilligend und sah ihn vor mir auf einem Ast wieder auftauchen. Ohne ein weiteres Wort folgte ich ihm durch die Bäume. Durch meine Ruhepause konnte ich wieder etwas Kraft tanken und Chakra aufbauen, ich war wieder zurechnungsfähiger. Jedoch nicht so weit, dass ich mich ihm widersetzen könnte, wenn es sein müsste. Eine Weile schon sprangen wir von Ast zu Ast durch die Bäume. Anfangs fiel es mir sehr leicht, mit ihm mitzuhalten, doch ich merkte nach und nach, wie ich nachließ. Ich überlegte, dass ich bis jetzt noch nicht nach seinem Namen gefragt hatte und das, obwohl er mir trotz der Tatsache, dass er mich im Moment verschleppte, immer noch geholfen hatte. Da wollte ich doch wenigstens seinen Namen erfahren. Nach einigen Minuten des Zögerns überwand ich mich. "Darf ich erfahren, wer du bist?" Er sah mich kurz an und entgegnete mir dann: "Sasuke." Darauf heftete er seine Augen wieder auf die an uns vorbeirauschenden Bäume. Im Weiterspringen blickte ich ihn zugegeben perplex an. Sasuke... Vielleicht ja sogar DER Sasuke? Wenn er es war, dann war er in Narutos Team gewesen. Und hatte Naruto viel Leid beschert. Er war mit seinem Bruder der letzte seines Clans. Im Dorf hatte man viel über seine Familie gesprochen, da erfuhr sogar ich am Rande einiges. Ich hatte gewusst, dass er Konoha verraten und verlassen hatte. Doch dass er jetzt einfach so mit mir Kontakt aufnahm? Dieser Sasuke musste sich seiner Sache schon sehr sicher sein, wenn er mich so leichtfertig mit sich nahm. "Und du?" Sasuke besah mich aus den Augenwinkeln. "Ich?", antwortete ich unwillkürlich und stockte sofort. Er wusste also nicht wer ich war? Er hatte mich spontan herausgepickt, als ich interessant gewesen war? Irgendwie wurde mir ziemlich unwohl in meiner Haut. Irgendetwas war mir das nicht geheuer. Ich konnte die Frage allerdings nicht unbeantwortet im Raum stehen lassen. "Hikari. Ich bin Hikari." Ich beobachtete seine Miene, seine Augenbrauen zuckten einmal merklich und seine Augen verrieten ihn kurz. Sasuke schien von mir gehört zu haben, denn er betrachtete mich einige Sekunden lang mit einem Blick, der erstaunte Nachdenklichkeit erkennen ließ. Ich betrachtete ihn noch kurz und guckte dann wieder nach vorne. Er hatte wirklich nicht gewusst, wer ich war, als er mich aufgesammelt hatte. Eine gefühlte Stunde ging es noch so, ich spürte schon nach einer Weile, wie meine Waden so langsam zu streiken anfingen. Um meine Schwäche nicht zeigen zu müssen, ignorierte ich das so lange es ging, doch eine Weile später wurden meine Beine doch immer schwerer, bis ich das Gefühl hatte, Stahl mit mir herumzutragen. Aber nicht nur meine Beine machten schlapp, mit der Zeit wurde auch mein Reaktionsvermögen schwächer und meine Augen wollte ich, wenn es nach mir ginge, einfach wieder schließen. Ich wurde langsamer, Sasuke musste das gemerkt haben und drosselte sein Tempo. Ich stolperte noch ein paar Minuten so neben ihm her, bis ich den nächsten Ast nicht erwischte und einfach nach unten fiel. Ich konnte gar nicht groß darauf reagieren, ich stürzte einfach. Am liebsten hätte ich jetzt wieder geschlafen... Seitdem war alles, was passierte, wie in Watte verpackt gewesen. Ich spürte nach einigen Sekunden des Fallens einen sanften Druck unter mir. Entweder war ich in sehr weiches Gebüsch gefallen oder Sasuke hatte mich aufgefangen, ich vermutete eher Letzteres. Ich wurde ein bisschen durchgerüttelt, vermutlich Huckepack genommen; Was ich sah, war verschwommen und verzerrt. Darauf wurde mein Transportmedium schneller, sprang wieder auf die Bäume und setzte unseren Marsch fort. "Kannst du mich hören?", hallte es plötzlich entfernt. Ich flüsterte, weil ich nicht mehr schaffte. "Leise..." Wahrscheinlich hörte man von mir auch nicht mehr als ein Nuscheln. "Nimmst du auch noch was anderes wahr?" Ich dachte lange nach, was er von mir wollte. "Ob du sehen oder spüren kannst.", sagte die Stimme in meinem Kopf. "E-ein bisschen..." "Du hättest früher Bescheid sagen sollen. Jetzt bist du wieder am Rande deiner Kräfte und es geht dir nicht besser als vorher." Auch wenn es ihn wohl nicht kümmerte, ich wollte nicht schon nach einer Stunde nach einer Pause betteln. Da ertönte weit weg wieder Sasukes Stimme: "Du kannst schlafen. Ich trage dich wohl oder übel." Ich überhörte diese Andeutung und starrte geradeaus in das wattegleiche grüne Bild. Den Rest des Trips hielt ich den Mund, es war mir egal, ich wollte einfach nur ankommen und mich ausruhen. Ich weigerte mich stur, jetzt einzuschlafen, dazu war ich wohl zu dickköpfig. Da ich mich nun nicht mehr anstrengen musste, ging es mir nach einiger Zeit schon besser, meine Sicht war klarer geworden, aber mein Körper fühlte sich noch etwas taub an. Selbstständig stehen konnte ich vermutlich noch nicht. Schließlich kamen wir endlich an. Wir befanden uns noch mitten im Wald, doch vor uns erhob sich ein Anstieg. Der Hügel war groß, aber geradezu unauffällig. Sasuke hielt vor ihm an einer Stelle, an der die Bäume nicht so dicht standen. Ein ausgewählter Teil Erde fiel plötzlich in sich zusammen und gab einen Eingang frei. Der erste Mensch der uns hier entgegengelaufen kam war ein rothaariges Mädchen. "Du bist wieder da...!", rief sie Sasuke fröhlich entgegen. Wenn ich mich richtig erinnerte, war sie die junge Dame mit den sensorischen Fähigkeiten gestern auf der Brücke. Als sie bemerkte, dass er mich auf seinem Rücken trug, blieb sie abrupt stehen und sah mich angewidert an. "Du bist dort geblieben... Um die da zu holen?" "Sieht so aus.", antwortete er kalt, "Sie wird uns ab sofort begleiten." Während dieses arrogant scheinende Mädchen ein entrüstetes "Was?!" von sich ließ tauchte aus dem dunklen Schatten der Erdhöhle eine weitere Figur auf. Es war der junge Mann mit weißen Haaren. "Habt ihr gekämpft? Sie sieht ziemlich fertig aus!" "Könnten wir das später bereden?", fragte Sasuke ungeduldig. "Ich will sie nicht ewig mit mir herumschleppen." Der Weißhaarige lachte auf. "Haha, natürlich!" Sasuke lief ein Stück weiter und bog schließlich in einen durch Kerzen schwach beleuchteten Raum ein. Dort stand nichts außer etwas, das nach Bett aussah; Sasuke trat an dessen Kante und lud mich darauf ab. Er sagte mir noch: "Ruh' dich aus, wir wollen so bald wie möglich weiter." Mit diesen Worten verließ er den Raum. Ja, schlafen wäre jetzt eine gute Idee. Ich legte mich hin, zog die Decke bis zum Kinn und schloss die Augen. Was wohl mit Naruto passiert war...? Und ob ich ihn je wiedersehen würde? Ich hoffte nicht. Es wäre eine Schande, wenn er mich jetzt sehen könnte. Kapitel 6 --------- Ich dachte, ich schlief eine Woche lang, so ewig kam mir meine Ruhe vor. Ich träumte hin und wieder. Manchmal von meinem vergangenen Leben, dann wieder von meinem zukünftigen. Meine Augenlider fuhren irgendwann hoch. Immerhin war ich nun ausgeschlafen, ich fühlte mich wieder um einiges besser. Was zu Essen wäre jetzt allerdings nicht schlecht. Völlig unüberlegt trat ich aus dem Bett, bemerkte, dass ich immer noch dasselbe an hatte, wie vor meinem langen Schlaf , und lief zur Tür. Weil hier ja sowieso nichts anderes als ein seltsames, wenn auch bequemes Bett stand, war es auch nicht nötig, länger hierzubleiben. Vorsichtig öffnete ich die Tür und lugte hinaus. Ich befand mich in einer Art Höhle, es gab kaum Licht. An den Wänden sorgten weitere Kerzen für fahle Beleuchtung. Wenn ich mich recht erinnerte, war Sasuke mit mir und zwei anderen im Schlepptau von rechts gekommen. Und wenn sie nicht sinnlos genug waren, mich nach Allem hier zurückzulassen, müssten sie sich weiter im Inneren befinden. Ich konnte meine Neugier nicht zügeln, also lief ich hinüber zur gegenüberliegenden Wand und folgte ihrem Verlauf in den großen Erdhügel hinein. Ich ging nicht lange, als ich neben mir die erste Tür vorfand. Kurz lauschte ich, doch es ließ sich nichts hören. Ich setzte meine Suche nach diesen Nukenin fort. Nachdem ich ein verdächtiges Geräusch vernommen hatte, hielt ich abrupt an. Ein Klimpern, dann Stimmen. Ich folgte den Geräuschen schnell, und landete in einem saalartigen Raum. Keine Türen, nur diese Einmündung. Wahrscheinlich war dies der hinterste Punkt der verzweigten Gänge. Mittendrin saßen die Nukenin. Der Weißhaarige saß an die Wand gelehnt auf dem Boden, Sasuke, das Mädchen und der letzte der Vier, die ich auf der Brücke gesehen befanden sich an einem Tisch in der Mitte. Der letzte mir Unbekannte hatte einen wuchtigen Körper, allerdings auch eine recht friedliche Erscheinung. Als ich auf einmal in das hellere Licht dieses Raums trat, sahen sie zu mir auf. Die einen überrascht, die anderen weniger. "Wie ich sehe, hast du endlich ausgeschlafen." "Endlich?", fragte ich. "Drei lange Tage hast du durchgepennt!", kicherte der Weißhaarige und zwinkerte mir zu. Oha... Nun ja, zumindest war es keine Woche gewesen. Wiederum redete Sasuke: "Da hinten liegt deine Tasche." Oh, anscheinend hatte er meine Sachen ebenfalls mitgehen lassen, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Jetzt war es auch nicht mehr nötig, mir darum Sorgen zu machen. "Danke...", sagte ich unsicher. "Nun iss etwas, wir wollen endlich weiter." Mit diesen Worten verließ er den Raum an mir vorbeilaufend. Der Weißhaarige folgte ihm. Der Große ging auch kurz weg, kehrte aber kurz darauf mit Nahrung zurück, stellte sie mir auf den Tisch und ging schließlich auch davon. Allein das Mädchen befand sich schließlich noch hier. Ich setzte mich zögerlich und aß. Das Glas mit Wasser leerte ich gierig. Mit der Zeit aber spürte ich einen immer schärferen Blick auf mir, natürlich war es diese Kunoichi. Ohne meine Augen von meinem Essen abzuwenden fragte ich sie: "Was starrst du mich so an?" "Du siehst nicht besonders außergewöhnlich aus. Was er wohl an dir findet?" Ich begriff gleich, dass sie von Sasuke sprach. "Was weiß ich. Ich bin ja auch nicht freiwillig hier, also ist es mir recht egal. Eine Wahl habe ich eh nicht." "Hier wirst du nicht lange überleben.", warf sie mir vor und stolzierte von dannen. Ich musste auflachen, solch eine Arroganz. Wie auch immer, ich aß fertig. Nachdem alles verzehrt worden war, schob ich den Teller dankbar zur Mitte des Tisches und stand auf. Ich schnappte mir im Vorbeigehen meine Tasche und steuerte auf mein "Zimmer" zu. Anschließend schloss ich die Tür hinter mir und ließ mich auf das Bett fallen. Das Katana legte ich sorgfältig neben mich, den Rucksack an die Bettkante. Wie es jetzt wohl weiterging? Die ganze Sache war schon komisch, ich fühlte mich nicht wie eine Gefangene, genauso wenig allerdings wie eine Kameradin. Nun, es war sowieso belanglos, denn sobald ich konnte, würde ich mich aus dem Staub machen. Es klopfte an der Tür. "Ja?", rief ich nach kurzem Zögern. Ein Lichtspalt tat sich auf, hindurch schlüpfte eine Gestalt mit weißen Haaren. Ohne ein höfliches Zögern für nötig zu halten, fragte er: "Sasuke sagt, er wolle bald los. Brauchst du noch Ruhe oder können wir aufbrechen?" "Nach drei Tagen Schlaf bin ich wohl wieder fit." "Gut zu hören!", lachte er, "...Aber jetzt sag doch mal. Habt ihr also gekämpft, oder nicht? Wie ist es dazu gekommen?" Etwas perplex sah ich die vom Schatten verworrene Silhouette an. Wenn ich darüber so nachdachte, dann wollte ich gar nicht, dass jemand wie er so viel über mich wusste. Und wenn ich ihm erzählte, was passiert war, dann gab ich viel über mich preis. Zum Beispiel dass ich aus Konoha kam, wie Sasuke. Und dass ich abgehauen war, verfolgt wurde. Und dass ich etwas in mir trug, das mir viele Unannehmlichkeiten bereitete. "Ich war auf Reise. Er war plötzlich da und hat mich überwältigt.... Ich konnte nicht viel tun.", log ich. Der junge Mann zog trotz der Dunkelheit sichtbar eine Augenbraue hoch. "Einfach so? Und woher hattest du dann diese Schrammen, wenn kein Kampf stattgefunden hat?" "Ich war schon eine Weile unterwegs." Der Typ lief wortlos auf mich zu und beugte sich zu mir herunter. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Erschrocken zuckte ich hinter. Mit einem verschlagenen Lächeln sagte er nur "Ich bin Suigetsu." und verschwand wieder aus meinem Raum. Was für ein seltsamer Kerl. Schien so, als ob diese Gruppe nur aus Verrückten bestand... Ich machte mich daran, mich vorzubereiten. Ich zog meinen schwarzen langen Mantel, den ich zuvor auf dem Bett hatte liegen lassen, an, schnallte meine Tasche um und befestigte sie um meine Taille unter der Jacke. Mein Katana fand seinen Platz an der Befestigung am Mantel auf Höhe der Hüfte. Hastig machte ich den Knopf in der Mitte zu und trat abreisebereit aus der Tür. Nicht weit von mir entfernt waren schon meine neuen „Kameraden“. Sasuke und dieser Suigetsu lehnten an der Wand, während das unsympathische Mädchen ungeduldig hin und her lief. Der Große stand nur herum wie ein Fels in der Brandung. Ich gesellte mich zu ihnen. Ohne dass ich stehen bleiben musste, setzten sie sich gleich in Bewegung. Der Eingang in der Erde öffnete sich, um uns ins Licht des Tages zu entlassen. Wir traten hinaus in die Welt, hinter uns schlug der bullige Junge mit einem kräftigen Hieb auf die Anhöhung ein, ein dumpfes Beben erklang. Ich vermutete, dass das Versteck nun verschwunden war. Sasuke ging ein paar Schritte voraus und sah sich um. "Also dann.", sagte er, "Lasst uns aufbrechen." Kapitel 7 --------- Wir waren noch nicht lange unterwegs, als es zu dämmern begann. Ich hielt gut mit, was mich freute. Letztendlich hatte ich mich doch vollständig regeneriert und konnte diesem Sasuke endlich mal zeigen, was ich wirklich drauf hatte. Immerhin war ich jetzt ja eine Weile an ihn gebunden, bis sich eine Gelegenheit zum Verschwinden bot. Da ich mir nicht sicher war, auf welchem Level sich diese Gruppe befand, hielt ich es für keine gute Idee, direkt zu fliehen. Also spielte ich für's Erste mal mit. Meine ursprüngliche Absicht war sowieso gewesen, sie zu suchen und zu ihnen zu stoßen, daher sollte ich wohl abwarten, ob mir die Situation nicht sogar taugte. Weiterhin verhielt ich mich auf unserer Reise sehr ruhig. Auch wenn ich sonst eine eher gesprächige Natur war, konnte ich es nicht darauf anlegen. Mich selbst sah ich zwar schon irgendwie als Aussätzige, jedoch war das garantiert nicht dasselbe wie bei den Herrschaften hier. Ich glaube, ich wollte gar nicht erst wissen, was sie schon alles angestellt hatten. Da war es wohl eindeutig besser, wenn ich mich unauffällig verhielt. Erstens konnte ich mich im Notfall dumm stellen und behaupten, sie hätten mich entführt und gezwungen, mitzugehen und zweitens: Wenn ich mir einen zum Feind machte, machte ich mir alle zum Feind. Und wenn das passierte, hatte ich mir einige Probleme aufgehalst. Wie auch immer, wir sprangen schon einige Stunden durch die Bäume, dieser Wald war wirklich riesig. Ich sah mich um; Allerdings hatte sich die Umgebung schon irgendwie verändert. Es war heller, das Grün der Bäume leuchtender. Ja, die Bäume standen auch nicht mehr so dicht. Offensichtlich waren wir vom Waldrand doch nicht mehr so weit entfernt wie ich vermutete. Nach einiger Zeit beschloss ich, mir ein paar Informationen über unser Vorhaben einzuholen. Ich hatte mich bisher am Schluss der Truppe gehalten, daher legte ich an Tempo zu und war so schnell an der Spitze neben Sasuke. "Darf ich fragen, was eigentlich das Ziel ist?" Ich war um einen höflichen, ruhigen Ton bemüht. Er drehte den Kopf zu mir, ich sah ihm an, dass er keine Lust hatte, es mir zu erklären. Wie auf Befehl kam der kräftige Junge zu uns nach vorn und löste Sasuke ab. "Ich mach das schon.", mit diesen Worten fiel er etwas zurück, was mir bedeuten sollte, langsamer zu machen. Ich tat wie mir geheißen und gesellte mich zu ihm. Er verschwendete nicht viel Zeit. "Als Erstes sollten wir uns mal vorstellen." Ich besah ihn aus den Augenwinkeln. "Mein Name ist Juugo. Der mit den weißen Haaren und obszönen Zähnen ist Suigetsu." Ich machte ein neugieriges "Aha" und überging, dass ich mit diesem Suigetsu schon Bekanntschaft gemacht hatte. "Das Mädchen heißt Karin. Ignoriere ihre Kommentare am Besten." "Keine Sorge, ich komme klar.", entgegnete ich ihm mit einem Unterton in der Stimme, der davor fürchten ließ, dass ich mich sicherlich noch mit ihr anlegen würde. Diese Anmerkung ließ er unbeantwortet, was mich vermuten ließ, dass er sie eigentlich auch nicht recht mochte. "Ich bin Hikari." Er nickte begrüßend. "Lassen wir das.", ich merkte deutlich, dass er das Thema wechseln wollte, "Jetzt zu unserem Ziel. Nun ja, hauptsächlich geht es hierbei um Sasukes Ziel. Jeder von uns hat seine Absichten, ihm zu folgen. Aber die gehen dich auch nicht weiter etwas an." Sehr schön, jetzt fühlte ich mich willkommen! Doch ich konnte ich es ihnen nicht verdenken. Schließlich war ich noch nicht einmal einen Tag so richtig bei ihnen. Juugo fuhr fort: "Unsere Aktionen werden auf Sasukes Lenkung hin ausgeführt. Er will seinen Bruder finden, Itachi Uchiha." "Ah, ich habe von ihm gehört." "Er will ihn finden und zur Rechenschaft ziehen. Wir haben eine ziemlich heiße Spur, was das angeht. Im Moment bewegen wir uns in Richtung Konohagakure." Meine Augen weiteten sich abrupt. "Wir werden noch vorher die Richtung wechseln." , erklärte Juugo, als er meinen Gesichtsausdruck sah und wohl dachte, ich würde eine solch dramatische Miene ziehen, weil in Konoha nach Sasuke gefahndet wurde. Ich verbarg meine Erleichterung, schließlich könnte er sich daraus falsche voreilige Schlüsse ziehen. Ich lachte gekünstelt auf. "Na dann ist's ja gut." Hoffentlich war das nicht zu dick aufgetragen. Um ihn schnell abzulenken, fragte ich sogleich: "Darf ich auch wissen, was genau das für eine heiße Spur ist?" Er überlegte kurz. "Doch, ich denke schon. Sasuke sagte, du wirst uns ab sofort begleiten, also ist es nur gerecht, wenn du genauso viel weißt, wie wir." Ich lächelte ihn dankbar an und wartete auf eine Antwort. "Nun, laut einem Informanten soll Itachi mit seinem Partner irgendwo am Rande des Landes sein. Also an einer der Grenzen. Ebenso haben wir die genaue Angabe seines letzten Aufenthaltes. Daraus haben wir uns ein paar Möglichkeiten herausgerechnet." "Aha. Da seid ihr ja ziemlich gut informiert. Aber eine Frage hätte ich da noch. Wer ist mit seinem Partner gemeint?" "Nun, er ist Mitglied der Organisation Akatsuki. Hast du schon von ihr gehört?" Ich kniff kurz die Augen zusammen und durchforstete mein Gehirn. "Ja, ein kriminelle Gruppe aus Nukenin, glaube ich." "Richtig. Sie operieren in letzter Zeit sehr aktiv, was es uns auch erleichtert, sie aufzuspüren." "Und dieser Partner ist dann also auch einer von denen?" Juugo nickte zur Bestätigung. "Er heißt Kisame Hoshigaki. Er soll eine Art Fischmensch sein." Ich machte ein "Mhm!", um zu zeigen, dass ich alles verstanden hatte. "Einen Haken gäbe es da allerdings.", fügte er hinzu. Ich sah ihn aufmerksam an, was ihn dazu auffordern sollte, fortzufahren. "Soweit wir wissen, befinden sich in diesem Land noch andere Mitglieder Akatsukis stationiert." "Und nun ist zu hoffen, dass wir keinem über den Weg laufen.", schlussfolgerte ich. Er sagte bestätigend: "Ja. Du musst wissen, diese Leute sind wirklich äußerst stark und wir werden Itachi nur erwischen, wenn wir uns zeitlich genau an unsere Berechnungen halten." Da hatten die vier ja Einiges vor. Wenn ich so darüber nachdachte, dass ich sie ja vor einigen Tagen eigentlich selbst noch aufsuchen wollte, gefiel mir die Art und Weise, wie das letztendlich passiert war, so gar nicht. Ich war als Gezwungene dazugekommen, die die drei Kameraden von Sasuke einfach zu akzeptieren hatten. Sie hatten vorher keinerlei Eindruck von mir bekommen können. "Ist damit alles klar?" Juugo riss mich aus meinen Gedankengängen, ich zuckte kurz zusammen. "...Ja. Danke." Er nickte und schaute wieder geradeaus. Wir beide bildeten den Schluss, er wurde wieder etwas schneller und schloss sich den anderen an. Ich blickte ihm hinterher, blieb aber wo ich war. Auch, wenn sie einen relativ intakten Draht zu Sasuke hatten, hielten sie auf persönlicher Ebene einen gewissen Abstand zu ihm. Ich hatte zum Beispiel gemerkt, dass Karin, obwohl sie anscheinend so in Sasuke vernarrt war, sich nur vorsichtig an ihn heranwagte. Juugo schien einen gewaltigen Respekt vor ihm zu haben und Suigetsu benahm sich zwar sehr unmöglich, passte vor Sasuke aber trotzdem auf, was er tat und sagte. Sasuke hatte sein strebsames Ziel, dafür nutzte er sie, um es zu erreichen. Auf Gegenseitigkeit beruhend folgten sie ihm, egal wohin. Der lichte Wald hielt sich einige Stunden. Die Reise verlief ohne Probleme, ein Kurzstopp wurde gehalten. Es war immer noch dunkel, ich wurde etwas müde zum Ende hin. Irgendwann schließlich kamen wir dem Rand dieses verflucht gigantischen Waldes nahe. Die Landschaft wurde zunehmend hügeliger. Aber vor allem wurde sie baumloser. Ich atmete erleichtert auf, als wir über die Waldgrenze traten. Wir entschieden, hier einen weiteren Kurzstopp zu machen. Suigetsu meldete immer wieder, dass er „durchgedreht wäre, hätten wir noch länger als fünf Minuten in dieser Hölle von Wald verbracht“. Ich nahm gerade dankend von Juugo eine Feldflasche voll Wasser an, als Sasuke ankündigte: "Wir sind jetzt nicht mehr weit weg von Konoha, etwas südlich davon. Wir ändern jetzt den Kurs Richtung Nord-Westen und umgehen Konoha." Die Pause war rasch beendet, etwas gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Glücklicherweise konnten wir einige Stunden ohne weiteren Störungen überstehen, es wurde auch bald wieder hell. Einmal waren in der Nähe einige Konoha-Nins. Wir versteckten uns im dichten Gebüsch und hielten unsere Chakren möglichst verdeckt. Ich glaube, wir hätten sie auch locker umlegen können, aber wir wollten uns nicht unnötig auffällig verhalten. Wir waren schon sehr weit gekommen. Wenn ich meinem Ortssinn vertrauen konnte, befanden wir uns jetzt ungefähr nordwestlich von Konoha, nach Norden tendierend. Wir hatten die Richtung wieder geändert, diesmal also nach Nord-Osten. Abermals verging eine Ewigkeit. Dann, als wir an Konohas Nordpunkt waren, folgten wir der Nordachse. Ab jetzt ging es schnurstracks nördlich. Einen Stopp sparten wir uns, nachdem wir uns einig waren, dass jeder fit genug war. Allerdings blieben wir diesmal einer Konfrontation nicht unverschont. Kapitel 8 --------- Wir waren gerade in tiefstem Nadelwald, als Sasuke auf einmal die Hand hob. Wir hielten gehorsam an. Ich presste mich an den nächsten Baum. Da spürte ich es: Ein fremdes Chakra. Kurze Zeit später tauchte noch ein weiteres auf. Zwei Leute. Ob es der gesuchte Itachi und sein Partner Kisame waren? Ich machte ihren Standort aus: Nicht weit weg von uns, nordöstlich uns entgegenkommend. Was würden wir nun tun? Gleich Angreifen? Verdeckt halten, bis sie uns bemerkten? Aus dem Hinterhalt angreifen? Abhauen? Unsicher schaute ich vom Einen zum Anderen und endete bei Sasuke. Er war ja so ein regungsloser Stein, es interessierte mich brennend, wie er in so einer Situation reagierte. Ich sah ihn seine Augenbrauen zusammenziehen, dann wurden seine Augen rot. Ein seltsames schwarzes Muster bildete sich darin. War das ein spezielles visuelles Jutsu? Schien eine der erblichen Augentechniken zu sein! Wenn ich mich richtig erinnerte, dürften die Uchiha im Besitz eines solchen Kekkei-Genkais gewesen sein. Beeindruckend. Ich denke, er starrte direkt dahin, wo die Feinde kommen werden würden. Flüchtig blickte ich nochmals zu den anderen. Suigetsu zog sein Zweihänderschwert, Juugo wartete seelenruhig ab. Karin dagegen sah etwas nervös aus. Nanu? Was war denn mit der sonst so selbstbewussten Karin? Unauffällig trat sie den Rückzug an und versteckte sich hinter dem nächsten Baum. Sie hatte ja sensorische Fähigkeiten, daher war sie wohl eher nicht der Frontkämpfer. Was sollte es, ich konzentrierte mich wieder auf die Gegner. Kampfbereit legte ich die Hand auf den Griff meines Katanas. Sie kamen immer näher. Langsam. Hinter uns explodierte plötzlich etwas, Karin begann, zu kreischen. Es brachte mich völlig aus der Fassung, ich schirmte mein Gesicht von dem aufkommenden Staub ab und lief schnell um den Baum, an dem ich gelehnt hatte, um der Wucht der Bombe zu entgehen. Ich schaffte es nicht, mich umzusehen und nach ihnen zu schreien war sowieso eine schlechte Idee. Mein Herz pochte heftig, so langsam kam das Adrenalin zum Laufen. Träge legte sich die Wolke, die die Explosion verursacht hatte. Ich öffnete die Augen vorsichtig und schaute mich gehetzt um. Keiner war mehr da! In meinem Übermut rannte ich los zum nächsten Baum, zum nächsten, wurde langsamer, drehte mich um. Drehte mich weiter, mich umsehend nach meinen Kameraden. Nichts! Was war nur passiert?! Ein bisschen zittrig sprang ich an einem Baum hoch. Ich lauschte aufmerksam, versuchte, ein Zeichen von den Anderen zu erhalten. Da! Ein Klingenklirren in der Ferne. Eine weitere Explosion. Voller Verwirrung hechtete ich den Geräuschen nach, bis ich endlich jemanden fand. Fast wäre ich mitten in den Kampf geplatzt, ich schaffte es zum Glück noch vorher, mich zu fassen und hinter einem Baum zu verbergen. Tief atmete ich durch. Jetzt ging es zur Sache! Meine Aufmerksamkeit galt den beiden Kämpfenden, einer der beiden war tatsächlich Sasuke. Der andere trug einen langen, untypischen Mantel geziert von zinnoberroten Wolken. Wir hatten wohl gefunden, was wir gesucht hatten. Sasukes Gegner sah allerdings garantiert nicht wie sein Bruder aus. Und Kisame konnte er auch auf keinen Fall sein. Er war blond, das passte nicht. Als mir die anderen drei in den Sinn kamen, sah ich mich nach ihnen um. Suigetsu war in der Nähe, wartete an einem Baum auf seine Gelegenheit. Juugo tat es ihm gleich. Von Karin fehlte jede Spur. Ich überlegte kurz, ob ich mich in den Kampf einmischen und Sasuke helfen sollte, doch wenn nicht einmal Suigetsu eingriff, war ich lieber vorsichtig. Waren es nicht zwei? Genau in diesem Moment durchfuhr mich ein grausamer Schmerz. Irgendetwas bohrte sich in meinen Bauch, ich keuchte gequält auf. Es zog sich schnell wieder zurück, jedoch musste ich auf die Knie sacken. Mein Instinkt sagte mir, dass ich so schnell wie möglich Herr der Lage werden sollte. Die weiteren Schmerzen aushaltend stand ich auf und sah mich in dem Radius, aus dem der Angriff hätte kommen können, um. Da war nichts. Doch da schoss vor mir eine Hand vor und packte mich am Kopf. Ein langer Arm. Diese Hand verkrampfte sich in meinen Haaren und ich wurde - weg vom Schauplatz von Sasukes Konfrontation – weggeschleudert. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf. Ich wurde zu Boden gebracht und schlitterte einige Meter; Die Hand hatte mich inzwischen losgelassen. Schnell stand ich auf und schaute mich perplex um. Ich sah etwas weiter von mir entfernt einen Mann in einem mit roten Wolken geschmückten schwarzen Mantel. Definitiv Akatsuki. Sein Gesicht hatte sehr kindliche Züge, doch er war groß wie ein Erwachsener; Er hatte rote Haare. Ausdruckslos betrachtete er mich. Ich rieb die Stelle am Kopf, an der er herumgezerrt hatte. Darauf ging ich in Kampfposition und legte meine Hand auf den Katanagriff. Sogleich flogen etwa ein Dutzend Kunai von allen Seiten auf mich zu. Ich bemerkte, dass sie nicht alle gleich schnell waren. Wie in einer Bewegung zog ich mein Katana, wehrte zwei Kunai ab, machte aus dem Stand einen Salto vorwärts. Sechs Wurfmesser kamen hinter mir im Boden auf. Die letzten vier ließ ich noch in der Sprungbewegung erneut an der Klinge meines Schwertes abprallen. Als ich den letzten Kunai direkt vor meinem Auge abwehrte, stutzte ich. Meine Augen weiteten sich, eine purpurne Flüssigkeit lief an der Klinge meines Schwertes herunter. Das war Gift. Diese Wurfmesser waren allesamt mit Gift versetzt worden. Wenn ich getroffen werden würde, war ich in großen Schwierigkeiten. Ich beschloss, dass eine defensive Haltung hier auf die Dauer nichts brachte und ging in den Angriff über. Während ich mein Katana schwang, stürmte ich auf den Unbekannten zu und wollte schon zuschlagen. Plötzlich fuhr etwas an meiner Klinge entlang, es war ein breites Schwert, das mich wegzudrücken versuchte. Um nicht umzufallen, stieß ich mich von diesem Schwert ab und sprang ein, zwei Meter rückwärts. Ich hatte nicht erkennen können, was das war. Doch als ich zu meinem Gegner blickte, war dieser bereits mit jemand anderem beschäftigt: Suigetsu. Neben mir tauchte Juugo auf. "Lass das lieber Suigetsu machen.", sagte er mir, als ich ihm schon zu Hilfe eilen wollte, "Sein Körper ist besser gegen dieses Gift geeignet." Ich hob meine Angriffspose auf. "So?" "Ja. Er besteht komplett aus Wasser. Gift kann ihm nicht so schnell zusetzen." Oh, ob ich ihn mit meinem Kekkei-Genkai bändigen könnte? "Na gut. Was machen wir jetzt?" "Du kommst mit mir. Dieser hier scheint weniger Probleme zu machen, auch wenn er stärker als der Andere aussieht. Sasuke hat Probleme gegen ihn. Karin wurde ausgeknockt, also haben wir keine Möglichkeiten, uns zu heilen." Ich sah ihn besorgt an und ich steckte mein Katana zurück in seine Scheide. "Na dann los! Lass uns gehen!" Schnell drehten wir uns um und sprinteten los. Ich fragte skeptisch im Laufen: "Wird er auch wirklich mit ihm fertig?" "Na klar. Dieser Feind kämpft hauptsächlich mit Waffen und Gift, ein Körper wie Suigetsu ihn hat ist da sehr von Vorteil. Hilfsmittel allein können ihn nicht erreichen." Wollten wir hoffen, dass Juugo Recht behielt. Nach wenigen Sekunden hatten wir den Schauplatz des Kampfes. Sasuke stand uns gegenüber weiter weg. Er sah nicht ganz frisch aus, um nicht zu sagen ziemlich angeschlagen. Hinter ihm lag die verletzte und bewusstlose Karin. Fast direkt vor uns befand sich der Feind. Wir hatten den Vorteil des Hinterhalts. Sasuke entdeckte uns unmerklich, ich sah seine Augen einmal kurz zu uns blitzen. Ich spürte ein Stupsen an meiner Schulter. Als ich zu Juugo schaute, zeigte er nach links. Dann tippte er sich auf die Brust und lenkte seinen Daumen nach rechts. Ich nickte und schlich nach links, gerade so, dass der Akatsuki mich nicht bemerkte. Während ich auf der anderen Seite nach Juugo suchte, bereitete ich ein paar Utensilien vor. Nachdem ich ihn kurzerhand erblickt hatte, fing ich an, unseren Gegner abzulenken. Ich warf einen Kunai nach ihm. Er wehrte ihn natürlich ab. Darauf starrte er in meine Richtung, ich versteckte mich schnell hinter einem Baum. Schnell sprang ich nach wenigen Momenten auf einen anderen Baum. Von diesem aus warf ich mehrere mit Chakra versetzte Kunais nach ihm, die mithilfe von Drall aus den verschiedensten Richtungen kamen. Durch das Hinzugeben von Chakra würden sie schneller und präziser fliegen. Jetzt hatte unsere Zielperson etwas mehr zu tun, was Juugo und Sasuke eine Chance darbot. Von hinten machte Juugo einen Satz. Sein rechter Arm hatte sich auf einmal verändert, als ob er mutiert wäre. Er holte mit einem diabolisch verlangendem Blick aus. Sasuke hechtete mit vor Elektrizität sprühender Hand auf das Akatsukimitglied zu. Dieses hatte gerade den letzten Kunai pariert, als er von rechts Sasuke bemerkte. Er wich ihm geschickt aus, nur um dann grausam von einer gewaltigen Kraft zu Boden gerissen zu werden. Er machte beim Aufkommen ein ekelhaftes, würgendes Geräusch. Ich ließ mich vom Ast fallen und lief nach der Landung auf sie zu. Sasuke hatte dem Gegner sein Katana durch die rechte Schulter gerammt, was es ihm so gut wie unmöglich machte, sich zu bewegen, geschweige denn, zu fliehen. Wir hatten gutes Teamwork geleistet. Juugo blieb auf ihm sitzen, ich trat meinerseits auf den linken Arm des Akatsukis. "Geht von mir runter!!", fauchte er. Ich sah ihn kühl an. Er war wirklich nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Er knurrte noch etwas vor sich hin, bis der Schmerz ihn verstummen ließ. Er schaffte es nur noch, uns böse provozierend anzufunkeln. Sasuke legte die Hand auf den Griff seines Schwertes und kniete sich hin. "Wo ist Itachi?" "Für wen hältst du dich?! Denkst du wirklich, ich händige dir Informationen aus?!", brüllte der Mann. Sasukes Gesichtsausdruck blieb versteinert. Erbarmungslos bewegte und drehte er das Katana in der Wunde und wartete die Schmerzensschreie des Akatsukimitglieds ab, aber er rückte trotzdem nicht mit den Infos raus. Was auch immer Sasuke noch gedachte, mit ihm anzustellen bis er sprach, es blieb unserem Gefangenen erspart, denn plötzlich schnellte hinter mir eine merkwürdige Gestalt hervor und erfasste mich. Sie rammte mir eine Art Dolch in den linken Arm. Ich versuchte erschrocken, sie abzuschütteln und gab dabei den Arm des Feindes frei. Ich schrie laut auf, denn dieser Dolch brannte sich in mein Fleisch. In Notwehr packte ich dieses Ding am Kopf und schleuderte sie von meinem Rücken vorwärts auf den Boden. Sie zerbarst dabei in viele einzelne Stücke, es schien eine hölzerne Puppe zu sein. Der Dolch steckte noch in meinem Arm. Alleine ihn zu berühren verursachte heftige Schmerzen, doch es ging nicht anders und so zog ich ihn mit einem Ruck heraus. Ich sah wieder diese Flüssigkeit an der Klinge. Nicht doch... Es war Gift. Das hieß, der Partner dieses Akatsukis war nicht weit. Was bewirkte der Giftstoff? "Geht's dir gut?", fragte Juugo. Ich kniff ein Auge etwas zusammen. "Ich bin vergiftet." Sasuke sagte sofort: "Wir müssen schnell hier weg. Suigetsu hat offensichtlich verloren. Mit nur zwei kampfbereiten Leuten haben wir keine Chance." Ich blickte ihn missmutig an. Es stimmte schon, wenn ich mich übermäßig bewegte, konnte sonst etwas passieren. Da wurde Juugo auch schon von etwas sehr Schnellem von unserer Geisel heruntergeworfen. Ich stand verdattert da, während Juugo einige Meter rückwärts schlitterte und das Etwas, das sich als der andere Akatsukijunge entpuppte, auf Sasuke losging. Er stieß ihn weg und zog in derselben Bewegung noch Sasukes Katana aus der rechten Schulter seines Kameraden. Dieser rappelte sich schwankend auf. Ich konnte doch nicht einfach so dabei zusehen! Der rothaarige Akatsuki versuchte hartnäckig, Sasuke, der immer wieder auswich, zu erwischen. Er würde sicherlich bald ermüden... Meine Augen schweiften herüber zu dem anderen Mann, er fasste mit der unverletzten Hand auffällig in eine Tasche an seinem Gürtel. Etwas unüberlegt stürmte ich auf ihn zu, die rechte Hand fest auf die Wunde gepresst. Ich biss die Zähne fest zusammen und verpasste ihm einen Sprungkick, worauf der er davongeschleudert wurde. "Juugo, bist du ok?!", rief ich hektisch. Er sah zum Glück in Ordnung aus, nickend stand er auf. "Schnell, schnapp dir Karin!" Wie ihm geheißen hechtete er zu ihr und warf sie sich über die Schulter. Währenddessen rannte ich von hinten auf den anderen von Akatsuki zu, sprang davor ab und ließ einen durch einen Salto schwunghaften Tritt auf seinen Kopf niederfahren. Er bemerkte meine Attacke und wehrte sie mühelos mit dem Arm ab. Ich konnte in meinem Zustand nicht mehr ausrichten, doch es bot uns die Gelegenheit zur Flucht. Mit aller Kraft schlug Sasuke den abgelenkten Akatsukijungen mit seiner elektrisierten Faust beiseite, ich fiel unsanft zu Boden. Mit einer bebenden Stimme befahl Sasuke: "Lauft!" Wir sprinteten an den beiden Feinden vorbei in die Richtung, wo wir Suigetsu zurückgelassen hatten; Sasuke schnappte auf dem Weg sein Katana auf. Der Blonde rappelte sich schon wieder auf, doch wir waren rasch im Dunkel des Waldes verschwunden. Ich riskierte einen Blick über die Schulter, verärgert schaute er uns hinterher. Kapitel 9 --------- "Wo ist Suigetsu?", fragte Sasuke schwer atmend. Ich verfolgte im Kopf den Weg zurück, den wir gelaufen waren, als wir Suigetsu mit diesem rothaarigen Akatsuki alleine gelassen hatten. Juugo antwortete ohne zu zögern: "Wir sind gleich da... Da vorn! Er liegt da!" Wir hielten abrupt an. Sasuke nahm ihn Huckepack. Ich kramte währenddessen nervös in meiner Tasche, bevor wir weiter türmten, hielt ich sie noch kurz auf. "Wartet bitte kurz." "Wir haben es eilig, Hikari.", hielt mir Sasuke vor. "Einen Moment!", bat ich. Zittrig holte ich aus meiner Tasche zwei Tücher hervor. Dann band ich eines um meinen Oberarm, so weit oben wie es ging, und zog es extrem fest. "Ein Druckverband.", stellte Juugo fest. Nachdem ich auch das untere Ende meines Oberarms abgebunden hatte und somit das Gift eine Weile dort festhielt, betrachtete Sasuke meinen recht zügig bläulich anschwellenden Oberarm und genehmigte die Verzögerung, die ich verursacht hatte, mit einem „Alles klar.“. Wir zogen weiter. Wir flüchteten uns in die Bäume und suchten nach einem gut geschützten Rastplatz. Nach einer Weile meinte ich, ein Plätschern zu hören. "Da ist ein Fluss in der Nähe.", meldete ich. Ich spürte Juugos Blick auf mir, darum erklärte ich sogleich: "Könnte uns ein Versteck bieten." Damit hatte ich ja jetzt schon etwas Erfahrung. Nach kurzem Überlegen schlug ich sogar vor: "Lasst uns mal hinschauen, mit den richtigen Bäumen kann man da was draus machen." "Einverstanden.", erlaubte Sasuke. Wir folgten dem Wasserrauschen, bis wir an das Ufer eines nicht allzu breiten Flusses traten. Ich schaute mich scharf um, da hinten standen viele üppige Trauerweiden. "Perfekt!", sagte ich erleichtert und führte sie dorthin. Ich schob die schweren Äste der Weide beiseite und betrat eine Kuppel aus Grün. Durch das Geflecht schien gedämpft die Sonne, es war dicht genug, um uns zu verbergen. Ich ging zu einem angrenzenden Baum und machte die Flechten fest beiseite, sodass ein kleiner Durchgang zum Innenraum eines anderen Baumes entstand. Jetzt hatten wir Platz. Sasuke blickte sich nach auffälligen Öffnungen um und meinte schließlich: "Ja, hier können wir bleiben." Sofort legte Juugo Karin in eine bemooste Fläche ab eilte zu Sasuke, um ihm Suigetsu abzunehmen und ihn ebenfalls an einer weichen Stelle ruhen zu lassen. Ich ließ mich am Stamm der zweiten Trauerweide zu Boden gleiten und zog meinen Mantel aus. "Haben wir irgendeine Art von Gegengift?", fragte ich gleich. "Ich gehe schauen.", sagte Juugo und durchforstete ihre Vorräte. Ich sah an meinem tauben Arm herunter, es würde nicht mehr lange dauern, bis das Gift durch den Druckverband sickerte. Kurz danach kam Juugo mit einem Mittel zu mir. "Es ist nicht sehr stark, ich befürchte, es wird nicht viel helfen." Nachdem ich mir die Wirkstoffe genauer besehen hatte, atmete ich auf. "Ich glaube, ich habe eine kleine Menge Allheilkraut dabei. Ich werd's damit vermischen, dann geht das schon." Ein bisschen zerstreut durchwühlte ich meine Tasche, fand zum Glück auch eine kleine Pflanzenansammlung. Ich schob die Schlaf- und Nahrungskräuter beiseite und zog ein Blatt Allheilkraut heraus. Das musste reichen, sonst gingen meine Bestände zu schnell zugrunde. Außerdem brauchte Suigetsu vermutlich auch Medizin. Ich fragte Juugo: "Ist Suigetsu auch vergiftet?" "Stimmt, jetzt wo du es sagst, das ist gut möglich. Ich sehe nach, ob es Anzeichen gibt." "Such nach anormalen Farbänderungen von Blut oder auffälligen Blutergüssen.", rief ich ihm noch hinterher, bevor ich mich daran machte, das Heilkrautblatt kleinzureißen und unter das pulverartige Mittel zu mengen. Mit nur einem Arm und einer Hand war das natürlich eine etwas kompliziertere Geschichte. Ich schaffte es irgendwie, gerade als Juugo zurückkam und mir berichtete: "Es ist oberflächlich nicht viel sichtbar. Wir sollten kein Risiko eingehen." Ich nickte überlegend. "Ein bisschen müssen wir ihm vorsichtshalber geben." Juugo machte einen eher besorgten Gesichtsausdruck. "Keine Sorge, Allheilkraut wirkt schnell, dauerhaft und recht stark. Zusammen mit eurer Medizin wird er schon durchkommen." Mit diesen Worten drückte ich ihm ein Schälchen voll von dem gemischten Pulver in die Hand. "Verrühre es in etwas Wasser und lass es ihn schlucken." Damit schritt er von dannen, nun konnte ich mich endlich um meine eigenen Sorgen kümmern. Ich fürchtete, dass ich relativ viel Gift in mir hatte und hatte deswegen etwas mehr von dem Heilpulver behalten. Ich ging eilig zum Fluss und schöpfte ein klein bisschen Wasser. Dann setzte ich mich wieder an meinen Baumstamm und schluckte das Gemisch. Ich rümpfte die Nase, es schmeckte widerlich. Danach entfernte ich sofort die Druckverbände, die bläuliche Farbe breitete sich in Zeitlupe aus. "Das Gift wird sich verbreiten.", hörte ich Sasuke neben mir sagen. Etwas erschrocken schaute ich hoch. "Das Zeug sollte sehr schnell ins Blut übergehen. Wenn die Blutbahn versperrt wird, kann es nicht dorthin gelangen." Er schwieg einige Sekunden, während er auf mich herabsah. "Kennst du dich mit Heilung aus?" "Nun ja, ich habe mich einige Zeit interessehalber mit der Medizinkunde der Shinobi beschäftigt. Einen Mediziner würde ich mich allerdings nicht gerade nennen." Ich beobachtete gespannt meinen linken Arm, wie diese Verfärbung sich immer langsamer ausbreitete. Nach mehreren Sekunden fing es sogar an, zurückzugehen. In sehr mäßigem Tempo natürlich. Doch ich hatte es geschafft: Das Gift war neutralisiert. Mir fiel auf, dass Sasuke immer noch neben mir stand und wollte wissen: "Sag mal, bist du nicht auch verletzt? Du hast doch einen schweren Kampf hinter dir." "Mag schon sein." "Dann leg dich mal hin. Ich untersuche dich schnell." „Nicht nötig.“, lehnte er ab. "Jetzt leg dich schon hin, was, wenn sich was entzündet? Dann bist du schneller tot als Suigetsu." Sasuke lachte auf und setzte sich. Damit hatte er mich recht überrumpelt. Ich muss ganz schön überrascht geguckt haben, denn Sasuke meinte: "Na dann mach nun." Aus meinem Erstaunen gerissen musste ich aufblinzeln. "Ja, natürlich." Er zog am Reißverschluss seines Oberteils und gab seinen Oberkörper frei. Ich sah, dass sich links direkt unter der Brust ein riesiger Bluterguss gebildet hatte. Entsetzt riss ich die Augen auf. "Sag, kannst du normal atmen?" "Einatmen schmerzt etwas. Ich habe vorhin Blut gespuckt." "Dein rechter Lungenflügel könnte beschädigt sein." Sasuke starrte mich nur weiter an und wartete darauf, dass ich irgendwas unternahm. Verkrampft überlegte ich. Ich schaute mit zusammengekniffenen Augen nach oben, die Hand ans Kinn gelegt. Also, wie war das noch... Diagnose feststellen, die Organe versorgen, Blutung stillen. Auf geht's. Zuerst zögerlich langte ich an den Erguss, tastete alles ab und drückte mal sanfter mal fester. "Sag Bescheid, wenn es weh tut." Er wartete noch ein paar Sekunden mein Getaste ab und meinte schließlich: "Eigentlich nicht. Ein bisschen vielleicht." "Sehr gut. Dann sind die Rippen wohl halbwegs heil." Erleichtert atmete ich auf und hörte auf, ihn zu befummeln. "Mein Allheilkraut wird da nicht helfen. Ich brauche etwas, dass das Gehirn dazu veranlasst, bestimmte Stoffe für den Heilungsprozess im Überfluss zu produzieren, damit die Lunge so schnell wie möglich wiederhergestellt wird." Ich dachte nach, ich glaube nicht, dass ich etwas Derartiges bei mir hatte. Da trat von hinten Juugo an mich heran, er hatte das mit aufgeschnappt. "Wir haben etwas Ähnliches. Es ist nicht hundertprozentig geeignet, aber schau es dir mal an." Dann ließ er ein Schächtelchen in meine Hände fallen, woraus ich eine mit einer Flüssigkeit gefüllten Kapsel zog, die sich entleerte, würde man die Nadel vorne in die Haut stecken. Ich las mir aufmerksam den kleinen Text an der Seite der Verpackung durch. Das Mittel bestand durchaus aus Stoffen, die zur künstlich beschleunigten Heilung beitragen könnten. Es enthielt allerdings auch Hydroxybutansäure, und das in nicht gerade sehr kleiner Menge. Das hieße, dass er eine ganze Weile lahmgelegt werden würde, denn es war in hoher Konzentration ein gutes Narkosemittel. Wenn man es genau nahm, war das wiederum genau das, was Sasuke bei einer Verletzung wie dieser nötig hatte. Aber ob das so gut war? Schließlich hatten wir eigentlich nicht die Zeit, zu riskieren, dass die beiden von Akatsuki uns fanden. Andererseits könnte er durch so eine Wunde echt sterben. Das Blut würde sich in der Lunge ansammeln und verkrusten, alles verstopfen und ihn irgendwann qualvoll ersticken lassen... Sorgenvoll zog ich die Augenbrauen zusammen und blickte Sasuke ins Gesicht. Seine Augen waren zu. Ich drehte den Kopf zu Juugo und bedankte mich: "Die Medizin wird das nötigste ausrichten können, danke." Er nickte. Nichts rührte sich und so ging Juugo wieder und kümmerte sich um Suigetsu und Karin. "Also, ich werde dir gleich dieses Zeug verabreichen.", erklärte ich vorbeugend, "Nur dass du's weißt: Es ist ziemlich stark narkotisiert. Du wirst ein paar Tage schlafen. Dafür wird deine Lunge danach - hoffe ich zumindest - wieder heil sein." Sasuke öffnete ein Auge und betrachtete mich aus dem Augenwinkel. "Klingt ehrlich gesagt nicht wirklich vielversprechend." Ich lachte mitleidig und meinte: "Es ist das Einzige, was wir haben. Immerhin hat es keine Nachteile oder Nebenwirkungen." Das hieß, selbst wenn es nichts brachte, hätte es keinen Unterschied gemacht, weil wir sowieso warten mussten, bis Karin wieder wach war. „Dann bringen wir es hinter uns.“ Mein Blick haftete einen Moment an ihm. Er ließ mich das wirklich machen. "Warte, ich prüfe vorsichtshalber erst, ob du überhaupt in der Verfassung bist, eine so starke Medizin zu nehmen." Ich legte die Kapsel auf der Schachtel beiseite und beugte mich über Sasukes Oberkörper. Ich stützte mich mit der Hand auf der anderen Seite am Boden ab und legte mein Ohr auf seine Brust, da wo das Herz schlagen sollte. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf seine Herzschlagfrequenz. Es war ein angenehmer und regelmäßiger Rhythmus. Nach ungefähr einer halben Minute erhob ich den Kopf wieder. "Dein Herz schlägt ganz normal, das ist schon einmal ein gutes Zeichen." Mit diesen Worten nahm ich die Spritze in die Hand und platzierte die Nadel an einer gut geeigneten Stelle am rechten Oberarm. "Jetzt keinen Muskel anspannen.", forderte ich ihn auf. Ich stach ein, Sasuke zuckte kurz und versuchte den Reflex zu unterdrücken und die Muskeln entspannt zu halten. Ich sah zu, wie die Flüssigkeit sich langsam in seinen Körper verflüchtigte. Es müsste schmerzen, wie das Mittel sich ausbreitete. Ich entdeckte ein weiteres Zucken in seinem Gesicht. Als die Kapsel leer war, zog ich sie mit einem Ruck heraus. Sasuke entspannte sich sichtbar. Ich sagte ihm hoffnungsvoll: "So, in ein circa 'ner halben Stunde wirst du weggetreten sein. Die Ruhe wird dir auf jeden Fall gut tun." Zumindest dann, wenn uns in den nächsten Tagen nichts passierte. "Gut, danke. Sag Juugo, dass er solange verantwortlich ist und nachts jederzeit einer Wache schieben soll." Mit einem "Mach ich." ließ ich ihn allein dort liegen und begab mich zu Juugo in die andere Weidenkuppel. Seitdem hatte ich Juugo bei der Versorgung von Suigetsu und Karin geholfen. Es begann schon zu dämmern, Sasuke schlief selig und Suigetsu war mittlerweile auch außer Lebensgefahr. Karin sollte auch demnächst mal wieder aufwachen. Ich war wirklich erschöpft. Das war ein wirklich anstrengender Tag gewesen, so stressig war es schon lange nicht mehr gewesen. Aber das war wohl das Los das ich mir selbst auferlegt hatte. Genüsslich gähnte ich gerade an den Stamm der vorderen Trauerweide gelehnt und streckte mich. Für einen Frühlingsabend war es außergewöhnlich warm. "Soll ich die erste Hälfte der Nacht übernehmen?", ertönte auf einmal eine Stimme vor mir; Es war natürlich Juugo. "Du siehst ziemlich müde aus." "Das wäre gut... Ich bin echt fertig.", murmelte ich verschlafen. Er hielt sogleich einen breiten Weidenast beiseite und schlüpfte hindurch in die kühlere Außenwelt. Ich rieb mir träge die Augen und legte mich in ein weiches Moosbett. Das war also mein erster Tag in Aktion als aussätzige Kunoichi gewesen. Ein Kinderspiel war es jedenfalls nicht. Ich kannte Sasuke, Juugo, Suigetsu und Karin eigentlich kaum, doch die Zusammenarbeit hatte meiner Meinung nach ganz gut geklappt. Ich war heute schon sehr hilfsbereit gewesen, ich sollte etwas misstrauischer sein. Nach wie vor war ich im Zwiespalt, ob es gut war, wie ich zu ihnen gekommen bin und bei ihnen zu bleiben. Die Situation heute hatte mir mehrere Male die Möglichkeit geboten, einfach abzuhauen. Doch ich war geblieben. Meine Gedanken segelten ergebnislos dahin, kurz darauf war ich eingeschlafen. Kapitel 10 ---------- Irgendetwas rüttelte an mir. Wer war das nur, ich wollte weiterschlafen... "Du bist an der Reihe.", hallte es wie in Watte verpackt. Ich ließ ein verschlafenes "Mhh..." hören. Dann spürte ich deutlicher, wie mein Körper hin und her gerüttelt wurde. "Hikari." Verwirrt öffnete ich die Augen. Müde stammelte ich: "Was ist...?" "Bitte, du musst die Wache übernehmen, ich muss schlafen." Richtig, ich war ja bei Sasuke... Träge richtete ich mich auf und versuchte, mir die Augen wach zu reiben. Trotz der Müdigkeit, die einen nun einmal hatte, wenn man gerade geweckt worden war , war ich nun zumindest wieder etwas fitter. "Natürlich, leg dich nur hin." Ich richtete mich auf und sah mich um. Sasuke schlief immer noch drüben unter der anderen Weide. Suigetsu lag reglos ein paar Meter weiter von mir, Karin daneben. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis sie erwachte. Ich stand auf und schlürfte zum Rand der großen Baumkuppel. Meine Glieder waren noch ziemlich steif vom Schlafen. Ich glitt zwischen den Ästen der Weide hindurch in die Außenwelt und streckte mich erst einmal ausgiebig. Wie sollte ich meine Schicht nun verbringen? Nach kurzer Überlegung ging ich erst einmal ans Ufer des Baches und setzte mich. Ich ließ mich im Schneidersitz nieder und hielt meine Hand in das fließende Wasser. Es war sehr angenehm. Mein Kekkei-Genkai hatte wohl schon immer Einiges dazu beigetragen, dass ich mich am Wasser sehr wohl fühlte. Eine Weile saß ich so da, bis ich den Beschluss fasste, nicht so offensichtlich in der Landschaft herumzusitzen. Ich begab mich direkt neben den versteckten Eingang bei unserem Lager, da ich dort dank der Äste der Bäume geschützter war. Der Rest der Nacht verlief so gut wie durchgehend ruhig. Doch leider eben nicht ganz. Es war sehr schwach am Dämmern, als ich ein Blätterrauschen vom gegenüberliegenden Ufer hörte. Ich drohte beinahe vor Langeweile und Müdigkeit einzunicken, bevor ich durch das Geräusch aufgeschreckt wurde. Mein Herz klopfte vor Schreck schneller und schneller. Wir durften unter keinen Umständen entdeckt werden. Nervös kniff ich die Augen zusammen, um durch die noch bestehende Dunkelheit etwas erkennen zu können. Da schlich jemand durch die Büsche. Ich erhob mich langsam und starrte die Bewegung an. Ein Blondschopf wanderte durchs Gebüsch. VERDAMMT!!! Meine Augen riss ich abrupt auf, warum? Warum musste ich ihn so schnell wiedersehen? Warum verfolgte er mich immer noch? Warum konnte er nicht einfach aufhören mich zu suchen?! Es war Naruto. Ich geriet in Panik. Nach dem, was passiert war, durfte ich mich ihm auf keinen Fall zeigen. Es war, als ob ich nur noch meinen Herzschlag in den Ohren hörte. Zeitlupenartig arbeitete er sich durch das Gewächs am Ufer. Dann schien er über den Fluss zu blicken. Genau zu mir. Völlig überfordert stolperte ich rückwärts in unser Versteck hinein und landete auf dem Hintern. Ich atmete tief keuchend. Im Nachhinein kam ich mir albern vor, ich war völlig überrumpelt worden. Doch meine Emotionen hatten mich in dem Moment schlicht und einfach überschwemmt. Mit Entsetzen im Blick starrte ich auf die Weidenäste, durch die ich gerade gefallen war, in der Hoffnung, dass ich einfach nur warten müsste und Naruto würde verschwinden. Aber da tat sich in meinem Durcheinander im Kopf ein Gedanke hervor: Er war gerade allein. Ich könnte ihn weglocken und ihm Hirngespinste einpflanzen. Ihm alles erzählen, ihn auf meine Seite bringen. Ich wollte... wieder wie früher mit ihm zusammen sein. Beinahe unwillkürlich handelte ich, als ich mich vom Boden abstieß und vorwärts aus der schützenden Kuppel stolperte und weiter in die Richtung stürzte, in die Naruto unterwegs war. Ständig suchte ich die andere Seite des Flusses nach ihm ab, während ich möglichst nah an den angrenzenden Bäumen weiter rannte. Irgendwann entdeckte ich ihn, mehrere Meter vor ihm sprang ich mit einem Satz über den Fluss und benutzte den Schwung, den ich dabei bekam, um auf einen Baum zu gelangen. Das verursachte natürlich grobes Blätterrauschen und ein lautes Knacksen des Astes, auf dem ich gelandet war. Erschrocken wirbelte Naruto herum und starrte mich an. Anscheinend sah er von mir nicht mehr als eine dunkle Silhouette. "Wer bist du?!", rief er, ungestüm wie er war. Ich beschloss, ihn ein bisschen an der Nase herumzuführen. Ich machte einen Schritt rückwärts und ließ mich in das Gebüsch darunter fallen. Es war so groß, dass es mich größtenteils verbarg. So langsam fasste ich mich auch wieder, meine Nervosität und Panik bauten sich ab und hinterließen ein Gefühl von Entschlossenheit. Ich würde mit Naruto reden. Stutzend folgte er mir auf der Stelle; Ich war schon ans Ufer des Flusses geeilt. Unbemerkt stieg ich ins Wasser und aktivierte mein Kekkei-Genkai, um mich für einige Minuten unter Wasser aufhalten zu können, ohne an die Oberfläche zu müssen. Ich drehte mich schwerelos im Wasser liegend um und schaute durch die Oberfläche nach oben, meine Haare tanzten langsam vor sich hin. Währenddessen kam Naruto gerade aus den Sträuchern gelaufen. Er blickte sich mit ratlosem Blick um, da ich nirgendwo mehr zu sehen war. Und als ob ich es steuern könnte ging er zum Flussufer, den Kopf prüfend hin und her bewegend. Die Sonne hatte angefangen, aufzugehen, ein warmer Mix aus dunkelblau und rosa schimmerte durch die Oberfläche. Ich betrachtete ihn betrübt. In diesem Augenblick sah er herunter. Seine Augen weiteten sich. "Hikari!", blubberte es an mein Ohr. Irgendwie... war ich so froh ihn zu sehen. "Hallo, Naruto." Ich begrüßte ihn mit einem milden Lächeln. Meine Worte dürfte er ein wenig verzerrt vernehmen. Hoffentlich ließ er mit sich reden. Überrascht kniete er sich hin und stützte sich mit den Händen am Rande des Gewässers ab. "Bist du es auch wirklich?" "Wer weiß? Vielleicht spielt dir jemand einen Streich?", ich klang wahrscheinlich ironisch, denn ich wollte Naruto keine eindeutigen Antworten geben. Ich wollte das Gespräch ein bisschen in die richtige Richtung lenken, also fragte ich: "Sag mir, was ist ist passiert, nachdem wir durch die Rauchbombe voneinander getrennt worden waren?" Er sah sich kurz nach hinten um. Er war aus einem mir unbekannten Grund wachsam. "Nun... Ich bin kurz in dem Rauch herumgeirrt und als ich endlich rausgekommen bin, standen die anderen vor mir. Wir haben noch 'ne Weile nach dir gesucht, aber du warst verschwunden. Was ist mit dir passiert? Wo bist du hin?" Ich zögerte selbstverständlich, ihm das zu erzählen. "Nun, ich habe auch irgendwie versucht, von da wegzukommen und letztendlich hab ich es geschafft und bin weggelaufen. Ihr wart nicht mehr in Sicht, da habe ich die Chance genutzt." Im Laufe meiner Ausrede kam ich zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, ihm nichts von Sasuke und den anderen zu sagen. Immerhin suchten sie in Konoha auch nach ihm. Wer weiß, was sich daraus sonst noch entwickeln würde. "Wenn du in der Nähe geblieben wärst, hättest du wieder mit nach Konoha gekonnt." Daraufhin konfrontierte ich ihn mit einem unverständigen Blick. "Hast du es denn immer noch nicht kapiert?", meinte ich vorwurfsvoll, "Naruto, ich will nicht mehr zurück nach Konoha." "Erkläre es mir doch bitte." Kurz dachte ich nach, doch eines war klar: Wenn ich ihm Tsunades absurdes Vorhaben verriet, würde er mir sicherlich zustimmen. Also gab ich ihm preis, wie dieses ganze Desaster seinen Anfang genommen hatte. "Circa eine Woche bevor ich abgehauen bin, war ich von Tsunade eingeladen worden. Ich begab mich sofort zu ihr, weil mir gesagt worden war, dass es recht dringlich sei. Sie erzählte mir von einer Art Projekt, an dem nur Shinobi mit gewissen Voraussetzungen teilnehmen dürften, von denen ich angeblich alle besaß. Sie sollten dabei auf gewisse Eigenschaften getestet werden. Ich dachte mir damals nichts dabei. Ich wusste zwar nicht genau, was ich dabei zu tun hatte, doch ich sagte zu. Als ich einige Tage später unangekündigt zu ihr ans Büro kam, um ihr noch ein paar Fragen deswegen zu stellen, erfuhr ich - nur durch Zufall - was es damit wirklich auf sich hatte." Mein Gesicht verzerrte sich etwas. Naruto lauschte aufmerksam. "Ich wollte gerade klopfen und eintreten. Ich hörte Stimmen, die eifrig diskutierten. Kurz hörte ich ihnen zu und wartete auf eine Gelegenheit, sie zu unterbrechen. Aber dann merkte ich, dass sie über mich redeten..." Ich schloss die Augen und durchlebte den Moment nochmals. "Auch Tsunade war unter ihnen. Ich bekam mit, wie sie darüber argumentierten, ob ich mich überhaupt noch in der Öffentlichkeit herumtreiben sollte. Sie waren alle der Meinung, dass ich so schnell wie möglich eingezogen werden sollte, um an diesem sogenannten Projekt teilzunehmen. Bis dahin habe ich noch nicht alles vollständig verstanden. Aber dann nannten sie es endlich beim Namen: Ich sollte mehrere Jahre lang weggesperrt werden. An mir sollten aufgrund dieses seltsamen Etwas, das sich irgendwo in mir zu verbergen scheint, irgendwelche Experimente durchgeführt werden." Als ich meine Augen wieder öffnete, waren Narutos weit aufgerissen und observierten eifrig. "Hätte ich das zugelassen, wäre ich einfach weg gewesen. Und so, wie ich sie einschätze, hätte ich euch sehr lange nicht, wenn nicht nie mehr wieder gesehen. Wer weiß, ob ich da am Ende überhaupt an einem Stück raus gekommen wäre. Euch hätten sie vermutlich irgendeine Lüge erzählt.“ Naruto fing erstaunt an: "Seit wann sollst du denn etwas in dir versiegelt haben? Wieso wusste niemand etwas davon?" "Ich wusste davon seit ich halbwegs vernünftig denken konnte. Aber ich habe niemandem davon erzählt. Es tut mir Leid." "Wie kann sie nur...", murmelte er. So allmählich begann er nun zu begreifen. "Ich hatte solche Angst, Naruto. Ich habe einfach keine andere Wahl gesehen, als davor wegzulaufen.", sagte ich, doch meine Stimme bebte. Da wurde das Bild von ihm vor mir verzerrt. In der nächsten Sekunde erblickte ich zwei Hände auf mich zukommen, die sich kurz darauf um mich legten. Etwas perplex musste ich stutzen. Sogleich wurde ich vorsichtig aus meinem Wasserbett gezogen, mitten in seine Arme. Mein gesamter Körper triefte vor Wasser, doch Naruto presste mich einfach nur an sich. Tränen stiegen mir schließlich in die Augen, ich erwiderte die Umarmung und krallte mich in seiner Jacke fest. „Wenn ich das nur gewusst hätte..“ Nach einer ewig andauernden Minute entließ er mich aus seinen Armen und legte seine Hände fest auf meine Schultern. Eindringlich besah er mich. "Ich will nicht, dass dir irgendetwas passiert. Einerseits will ich, dass du wieder mit mir zurückkommst... Andererseits darf es nicht sein, dass sie dich foltern." "Wirst du mich laufen lassen?" Er zögerte, aber nun war alles anders. Er hatte mir ohne einen Zweifel geglaubt. Er vertraute mir. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus. "Jetzt hat das Ganze ein völlig anderes Gesicht. Wer wäre ich, wenn ich dich nicht gehen lasse?" Auf meinem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Ich konnte nicht anders, als ihn nochmals in meine Arme zu schließen. "Ich danke dir, Naruto." Dann setzte ich mich neben ihn und schaute kurz zum Lager. Sie hatten nichts bemerkt, andere Eindringlinge waren auch nicht in der Nähe. "Hikari. Ich bin nicht allein unterwegs." "Was machst du da-" "Wir haben uns aufgeteilt.", unterbrach er mich, "Diese Fahndung hat allerdings nichts mit dir zu tun." "Sondern?" Ich las Trauer in seinen Augen, als er mir offenbarte: "Es geht um meinen früheren Teamkameraden. Vielleicht hast du von Sasuke Uchiha schon einmal gehört. Er hat das Dorf verraten und es gab Spuren von ihm hier in der Nähe. Wir sind schon seit Monaten dabei, ihm auf den Zahn zu fühlen." Ich unterdrückte ein entsetztes Aufatmen. Doch, im Grunde hatte diese Mission mit mir zu tun. "Darum muss ich jetzt los, sonst werden die anderen noch skeptisch, weil ich so lange weg bin. Glaubst du, dass du es weiterhin schaffst?" "Ja, ich habe genug zum Überleben und übermäßig auffällig will ich mich ja nicht verhalten." Naruto stand auf mich herabblickend auf. "Na gut. Dann viel Glück. Hoffentlich sehen wir uns irgendwann wieder." Er wandte sich gerade zum Gehen, als ich ihn ein letztes Mal aufhielt. "Naruto." Er drehte den Kopf zu mir und sah mich fragend an. "Erinnerst du dich an den Moment, bevor vor wir vor mehreren Tagen von der Rauchbombe getrennt wurden?" Verwirrt meinte er: "Ja." "Ich war gerade im Begriff, dir etwas zu sagen." "Ja?" Ich blickte ihm in die Augen. Ja, seitdem hatte sich nichts daran geändert. "Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Das warst du schon immer." Etwas verlegen wanderte mein Blick von ihm zur Wasseroberfläche des Flusses. "Pass auf dich auf.", sagte ich noch. Hinter mir ertönte ein glückliches, kindliches leises Auflachen. Dann verschwand er. Kapitel 11 ---------- Mit den ersten Sonnenstrahlen trat ich ins Lager. Ich fühlte mich gut, geradezu wie neu geboren. Die Kenntnis, dass ich einen neuen Verbündeten hatte, verlieh mir neuen Mut und unwahrscheinliche Motivation. Und es war ja nicht nur irgendein Verbündeter, es war Naruto. Trotz Allem war mir die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Juugo war schon auf den Beinen und kam mir entgegen. "Irgendwas Auffälliges?" "Nein.", erwiderte ich. Er musterte mich kurz und ging kurz darauf an mir vorbei. Bevor er das Versteck verlassen hatte, meinte er noch zu mir: "Ich gehe schauen, ob ich was für unsere Vorräte finde." Nach der Aktion gestern bei der Auseinandersetzung mit Akatsuki schien er mir wohl einigermaßen zu vertrauen. Das freute mich außerordentlich, zumal er scheinbar jemand Vernünftiges war, bei dem ich Wert auf Vertrauen legen konnte. Im Moment lief einfach alles gut! Ich wollte mich gerade etwas weiter hinten in eine Moosstelle verkriechen und schlafen, als ich ein leises Stöhnen vernahm und beim Aufblicken auch mitbekam, wie Karin sich langsam aufrappelte. Zum Glück war sie wieder wach. Sie war die Einzige hier, die über anständige Heilfähigkeiten verfügte, hatte ich mir sagen lassen. Meine dürftigen Kenntnisse konnten eben nicht für immer ausreichen. Schnell sprang ich auf und lief zu ihr. "Karin! Gut, dass du wieder wach bist. Wir-" "Jaja, Kopf zu.", unterbrach sie mich prompt. Ich stutzte. Gehässig fuhr sie fort: "Lass mich bloß in Ruhe. Dass wir so in Schwierigkeiten gekommen sind, hat nur daran gelegen, dass du nicht da warst. Und schau dir an, was wegen dir mit Suigetsu passiert ist!" Meine Gesichtszüge verzerrten sich etwas. "Was-" "Und wo ist eigentlich Sasuke? Ich hoffe für dich, dass es ihm gut geht." Wie sich die Wut in mir ausbreitete. Explosionsartig spürte ich diese Hitze im Körper. "HALT deine vorlaute Klappe! ", platzte es plötzlich aus mir heraus, "Wer war denn stundenlang bewusstlos?! Soweit ich mich erinnern kann, hast DU gar nichts zum Kampf beigetragen! Dass wir und vor allem Sasuke noch leben hast du MIR zu verdanken! Also warum höre ich mir das Gemecker eines zimperlichen schwachen Nichtsnutzes an?!" Karin wurde blass, sie starrte mich mit aufgerissenen Augen an und wusste nicht recht, was sie mir darauf entgegnen sollte. Ich drehte mich um und ging Richtung hinterstes Eck, um meine Ruhe zu haben. Ein letztes Mal sah ich über die Schulter und schenkte Karin ein paar Worte. "Kümmer dich um Suigetsu, damit er mal langsam aufwacht. Nach Sasuke kannst du ja auch mal schauen. Wenn du wissen willst, was in der Zwischenzeit so passiert ist, Juugo weiß Bescheid." Ich bekam keine Antwort, stumm heftete sich ihr Blick zu Boden, dahin, wo Suigetsu lag. Erschöpft ließ ich mich auf das Moos fallen und schloss die Augen. Weitere zwei Tage vergingen. Wir blieben weiterhin unentdeckt, so konnten wir uns problemlos erholen. Noch im Laufe des ersten Tages brachten wir Suigetsu endlich wieder zu Sinnen, Sasuke wachte am späten Abend des darauf folgenden Tages auf. Ehrlich gesagt hatte ich mit vier oder fünf Tagen gerechnet, es überraschte mich, dass er so schnell wieder bei Bewusstsein war. Juugo und ich hatten unsere Taschen anständig mit allerlei Beeren, essbaren Pflanzen, Kräutern und Wasser gefüllt. Von Karin hielt ich mich weitestgehend fern, was sie mir wohl gleichtat. Besser, ich machte es nicht schlimmer als es sowieso schon war, sonst ließ sie mich am Ende noch verrecken, wenn es drauf ankam. Ich hielt mich größtenteils an Sasuke. Er nahm einen weiteren, dritten Tag zur Strategieplanung in Anspruch, wobei ich erfuhr, dass wir jegliche Spur von Itachi verloren hatten. Da wir anscheinend jedoch nach wie vor genug Zeit hatten, ihn einzuholen, legten wir als Ziel den Ort fest, an dem Sasuke seinen Bruder zu finden glaubte. Laut ihm könnte er im geheimen Versteck der Uchiha, nordöstlich von Konoha, sein. Ich wusste ja nicht, was in seinem Kopf vorging, das ihn so zuversichtlich machte, ohne einen Beweis zu haben, aber es kümmerte mich nicht weiter. Alles was mich interessierte, war, Konoha aus dem Weg zu gehen und dort in Vergessenheit zu geraten. Solange wir nicht in Konohas Angelegenheiten herum pfuschten, folgte ich Sasuke für's Erste einfach. Es ging hierbei nur um mein Überleben. Den Rest dieses Tages verwendeten wir, um uns einzeln noch einmal vorzubereiten und eventuell auszuruhen. Doch am nächsten Morgen brachen wir endlich auf. Mittlerweile hatte ich mich zunehmend in diese Gruppe integriert, ich fühlte mich seit der Konfrontation mit Akatsuki nicht mehr wie eine Gefangene oder ein Mitbringsel, das hin und wieder doch nützlich sein konnte. Einige Stunden bahnten wir uns unseren Weg durch die Bäume, Sasuke schien genau zu wissen, wo er hin musste. Hin und wieder begegnete uns eine Gruppe von Anbu, anscheinend ein Suchtrupp auf Mission. Wir versteckten uns oder überlisteten sie und setzten unseren Weg fort. Irgendwann kam es mir aber schon komisch vor, es waren recht viele Trupps unterwegs. Wenn das etwas mit dem Auftag zu tun hatte, von dem Naruto gesprochen hatte, dann waren sie tatsächlich hinter uns her. Aber es konnte doch nicht sein, dass Konoha so viele Anbu für eine einzige Mission entbehrte... Nein, es war zu unrealistisch. Wahrscheinlich hatte Konoha einen Konflikt mit einem angrenzenden Land und sicherte jetzt die Grenzen. Ich ließ diesen Gedanken schnell hinter mir und widmete meine Aufmerksamkeit dem, was auf uns zukam. Kapitel 12 ---------- Etwa einen halben Tag mussten wir verbraucht haben, um das Ziel zu erreichen. Ein gewaltiges Gebäude stach vor meinen Augen aus dem Wald und überthronte ihn - Das Uchiha-Versteck. Wir erklommen die Trümmer am Rande des Quartiers, während ich immer mehr auf Sasuke achtete. Ich wusste genug über ihn und seinen Bruder, um zu realisieren, dass bald ein ganz besonderes Ereignis eintreten würde. Ein blutiges. Natürlich nur unter der Voraussetzung, Itachi wäre hier, doch meine Vermutung wurde bald bestätigt. Ein merkwürdiger, großer Mann stellte sich uns in den Weg. Dieser Kerl trug nicht nur den Akatsuki-Mantel, er war blau und hatte ziemlich ungewöhnliche Körperöffnungen, die ich nach Juugos Beschreibung für Kiemen hielt. Das war wohl dieser "Fischmensch", von dem er vor einigen Tagen geredet hatte. Ob er uns wohl daran hindern wollte, zu passieren? "Na ihr." Er klang nicht besonders feindselig. "Ab hier kann ich nur Sasuke weiter lassen." Sogleich setzte Sasuke sich in Bewegung und ließ uns zurück. "Sasuke!!", rief Karin auf der Stelle, während sie sich an Suigetsu und Juugo vorbei nach vorne drängelte. Er blieb stehen und wandte ich zu uns. "Ihr bleibt hier." In seinem Blick las ich brennende Wut, lodernden Kampfgeist. Ich denke, ich verstand, was hier ablief. Der Kampf war geplant. Itachi wollte, dass es genau hier passierte. Doch warum hatte Sasuke das gewusst? Irgendwie... ärgerte es mich. Eigentlich gefiel mir das nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass er für mich zu einem vertrauenswürdigen Kameraden wurde. Nun ging er fort, hinein in sein potentielles Verderben, und ich hatte keinerlei Recht, ihn aufzuhalten. Ich fürchte, sogar Karin stand das im Moment mehr zu als mir. Nachdem er einige Schritte Richtung Anwesen gemacht hatte, verschwand er mit einem Flirren. Was sollten wir jetzt tun? Es war schon etwa eine halbe Stunde vergangen, immer wieder hörte ich die Zeichen eines Kampfes im Gebäude. Die Anderen hatten wohl entschieden zu warten, und so setzte ich mich etwas abseits an das Ende eines Felsbrockens und ertrug still die quälenden Stimmen des Zorns. Ob Sasuke seinem Bruder wohl je hätte verzeihen können? Ich bekam entfernt mit, wie sich Suigetsu köstlich mit dem Akatsuki unterhielt. War Suigetsu nicht aus Wasser? Dann passten die beiden ja gut zusammen. Seltsam fand ich das aber schon. Noch vor mehreren Tagen kämpften wir erbittert gegen Akatsuki. Und nun hielten wir Kaffeekränzchen mit deren Fischfresse und warteten darauf, dass zwei streitende Brüder ihren jahrelang verschobenen Konflikt aussprachen. Einmal glaubte ich, in ihrem Gespräch meinen Namen gehört zu haben, aber ich reagierte nicht darauf. Was sollten wir tun, wenn Itachi Sasuke umbrachte? Sollte ich dann abhauen oder mich an Juugo und die anderen Beiden halten? Eigentlich war Sasuke ja mittlerweile der Hauptgrund, warum ich noch hier war. Eine gewaltige Explosion. Druckartiger und ohrenbetäubender Lärm ertönte hinter mir. Ich sprang verschreckt auf und wirbelte herum, auf dem flachen Dach des Verstecks verdeckten dunkle, dicke Rauchwolken die Sicht. Ich riss die Augen auf, waren das die beiden? "Thahaha, die sollen mal nicht so ein Chaos da oben veranstalten!!", lachte Suigetsu, während Juugo versuchte, den Rauch mit seinem eisernen Blick hinfort zu beschwören. Nein, nein, das war gar nicht gut... Karin zitterte, ich hörte Panik in ihrer Stimme: "D-da läuft irgendwas schief..." Sie hatte es also auch schon bemerkt. Ihr kreidebleiches Gesicht und ihr schreckgeweiteter Blick ließen leicht darauf schließen. Höchstwahrscheinlich wusste sie noch genauer als ich, was da oben tatsächlich vor sich ging. "Und zwar gewaltig.", murmelte ich mit trockenem Mund und schluckte. Suigetsu besah mich und die werte Karin mit einem "Hm?". "Shinobi.", fiepste sie schwach, "Mindestens vier Dutzend, wenn nicht mehr." Juugo schaltete schnell und sagte laut: "Schnell, wir müssen da hoch!" Doch ich war schon losgestürmt. Ich weiß nicht einmal, warum, denn ich hatte ein unglaublich schlechtes Gefühl bei der Sache. Meine Beine hatten sich unwillkürlich in Gang gesetzt. WAS DACHTE ICH MIR DABEI?! Mit hektischen, weiten Sprüngen ließ ich die Ruine vor dem großen Anwesen hinter mir und rannte auf eine Wand zu. Fließend setzte ich einen Fuß an das Steingemäuer und fixierte das Chakra in den Füßen. In nicht einmal einer Minute hatte ich die große Entfernung überwunden, die Boden von Dach trennte; Währenddessen hatte Suigetsu mich eingeholt. Juugo und Karin schienen hinterher zu hängen. Ich erreichte die obere Kante des Daches, der Rauch hatte sich mittlerweile noch nicht gelegt. Etwas desorientiert sprang ich aufs Gebäude und schaute mich gehetzten Blickes um. Sasuke zur Hilfe kommen zu wollen war vielleicht ein Fehler gewesen. Ninja über Ninja. Dreißig, vierzig, fünfzig. Und das Schlimmste: Alles Anbu aus Konoha. In nächster Nähe kniete zum Glück gleich Sasuke. Drei Anbu trennten mich von ihm. Dann war es mir vergönnt, ein Bild von seinem Bruder zu erhaschen: Noch ein paar Meter weiter verharrte er und starrte in die unüberschaubare Menge an Konoha-Elitenins. Er sah relativ jung aus, einzig diese Falten unter den Augen machten ihn zum Älteren der beiden Brüder. Sasuke machte keinen guten Eindruck auf mich, er atmete schwer und presste sich eine Hand seitlich an die Taille. Itachi dagegen schien in bestem Zustand zu sein, machte aber keinerlei Anstalten, jemanden anzugreifen. Einen Augenblick lang traf mein Blick seinen, ich wandte mich sofort ab. Gerade erstürmte Suigetsu das Dach, als ich dem ersten Anbu das Genick brach und an den beiden anderen vorbeihuschte, um zu Sasuke zu gelangen. "Alles in Ordnung?!", keuchte ich aufgelöst. Seine Antwort war ein kehliges Bluthusten. Ich weiß wirklich nicht, was die Anbu davon abhielt, uns anzugreifen, jedenfalls sah ich durch den sich lichtenden Rauch viele Silhouetten, viel mehr, als ich eingeschätzt hätte. Und ich sah auch, dass sie sich bewegten, sich attackierten. Doppelgänger! Das war es. Also war Fliehen angesagt? An ihm zerrend flüsterte ich Sasuke zu: "Wir müssen weg hier. JETZT." Aber ich schaffte es nicht, ihn hochzuhieven, er war mir zu schwer. Ich spürte, wie wachsame, durchdringende Augen auf uns lagen. Mein Blick wanderte mehrmals kurz zu Itachi, was tat er? Er stand einfach nur da und machte nichts, es würde garantiert nicht mehr lange dauern, bis auch er angegriffen würde. Ach, das hatte alles keinen Sinn! Ich ließ von Sasuke ab und sah mich nach Juugo und den anderen um. Suigetsu metzelte einige Meter weiter vergnügt herum. Etwas dahinter erspähte ich Juugo, der Karin schützte. Genau! Ich verschwand eben von Sasukes Seite und schnappte sie mir. "Karin!!!", rief ich heiser im Laufen. Sie horchte auf. "Komm, komm schon!!" Ich packte sie am Arm und stürmte zurück. Juugo bot uns Rückendeckung. Wieder bei Sasuke angekommen lud ich Karin bei ihm ab und widmete mich wie Juugo der Verteidigung. Dieses ganze Durcheinander um mich herum machte mich nervös und unvorsichtig. Da Itachi in Reichweite stand, wurde auch er durch mich und Juugo beschützt, wenn auch unbeabsichtigt. Irgendwann verlor ich mich unter all den Feinden und geriet tiefer in die Rauchwolke. Ein Wunder, dass sie nicht schon lange fortgeweht war! Es kam mir vor wie eine Ewigkeit in der ich etliche Anbu abmurkste oder fortstieß. Die von Sasuke geschaffenen Doppelgänger verringerten sich deutlich in ihrer Zahl. Je länger ich mich dort kämpfend in dem vernebelnden Rauch aufhielt, desto mehr erschöpfte ich und die Anbu schienen einfach nicht weniger zu werden. Was machten Karin und Sasuke nur so lange? Nachdem ich schon den ein oder anderen Schlag und Schnitt abbekommen hatte, traf mich irgendwann ein Anbu kritisch. Er rammte mir seine Faust in den Magen, worauf ich einige Meter rückwärts flog und schlitternd auf dem Boden aufkam. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stöhnte ich auf. "Hikari!", hörte ich irgendwo. Als es mir gelang, meine aus Reflex geschlossenen Augen wieder zu öffnen, sah ich mich seitlich auf dem Boden liegend. Einige Meter weiter kniete Sasuke, der zu mir hinüber starrte. Der Rauch löste sich endlich auf. Karin war gleich neben ihm, auf allen Vieren. Juugo und Suigetsu konnte ich auf die Schnelle nicht finden. "Weg da, Hikari!", rief Sasuke. Er hatte sich wieder aufgerappelt und wusste nicht genau, ob er es wagen sollte, mich da wegzuholen. Ich stützte mich selbst auf meinen Ellenbogen und versuchte, aufzustehen. Ich kapierte zuerst nicht, was Sasuke so außer Fassung brachte. Erst als ich Schritte hinter mir wahrnahm, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ich schaute über die Schulter, sah jedoch nicht wie befürchtet einen Angreifer, sondern einen Itachi, der sich rückwärts vorsichtig entfernte. Was sollte das? Ich drehte meinen Kopf zu Sasuke, nun wanderte sein Blick wild von links nach rechts und wieder zurück. Juugo und Suigetsu waren zu ihnen gedrängt worden. Nachdem ich mich endlich gefasst hatte ließ auch ich meine Augen schweifen. War waren umzingelt. Ich dachte, ich hätte hunderte Konoha-Nins erledigt, so wie ich gekämpft hatte, allerdings war ich da weit gefehlt. Bestimmt an die dreißig waren übrig, sie hatten einen Kreis gebildet, aus dem kein Ausweg schien. Jetzt bemerkte ich auch erstmals, dass das nicht einmal alles Anbu waren. Ich erkannte nämlich einige Jonin, die ich als Senseis kennengelernt hatte und nicht nur das: Es waren sogar Leute aus meinem Jahrgang dabei. Da war der arrogant scheinende Neji, gegen den ich einmal einen Trainingskampf bestreiten musste. Seine "Cousine" Hinata, das liebste Mädchen, dass ich je kennengelernt hatte. Das blonde langhaarige Mädchen, das ich nie hatte leiden können. Kibas Teamkamerad, Shino. Und ich erkannte so einen massiger gebauten Jungen, der mir mal etwas zu Essen abgegeben hatte. Ein Mädchen namens Tenten, von der ich mehr als den Namen nicht wusste. Und auch Lee... Aus den Reihen ertönte eine mir unbekannte männliche Stimme. "Ihr seid umzingelt. Wenn ihr euch nicht widerstandslos ergebt, können wir nicht mehr für eure Unversehrtheit garantieren." Ich vernahm Sasukes abschätziges "Tssk." und auch Suigetsu knurrte. "Sasuke Uchiha, Itachi Uchiha, ihr seid hiermit wegen Hochverrats festgenommen." Stille. Sasuke stand wortlos auf, Itachi bewegte sich keinen Zentimeter mehr und blickte nur denjenigen an, der sprach. "Die drei Mitverantwortlichen werden ebenfalls in Gewahrsam genommen." Erneutes Schweigen. Fassungslos und voller blanker Panik lag ich da. Ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Sollte es das jetzt gewesen sein? Ich richtete mich rasch auf und sah zu Sasuke herüber, kalter Schweiß rann an meiner Haut herunter. Er starrte mich wartend an, erwartete er irgendetwas von mir? Denk nach verdammt, denk nach. "Vielen Dank für Ihre Kooperation, Hikari." ? "Ohne Sie hätten wir es nicht geschafft, die beiden hier so schnell zusammen zu bringen." Völlig perplex und verständnislos durchbohrte ich ihn mit meinem Blick und schüttelte langsam den Kopf. Was redete er da?! "Verräterin.", hörte ich neben mir leise. Nein, nein, NEIN!!! Aufgelöst riss ich den Kopf herum. "NEIN, Sasuke, glaub ihm nicht, ich-" "Es ist wohl besser, Sie entfernen sich von diesen Aussätzigen, Sie wollen doch nicht ins Kreuzfeuer kommen?", unterbrach mich dieser Anbu sofort. Plötzlich hörte ich laute Flügelschläge, ich erschrak, wirbelte herum und beobachtete, wie Itachi sich in ein schwarzes Nichts aus Krähen verwandelte, die schließlich in die verschiedensten Richtungen davonflogen und verschwanden. "ANGRIFF!", schrie der Anbu da, "Nehmt sie fest!! Sie dürfen nicht entkommen!!" Schon stürmten zig Shinobi an mir vorbei. Es ging alles so schnell, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit. "DU VERRÄTERIN!!!" Ich war unfähig mich zu bewegen. Ich sah sie auf Sasuke und die anderen losgehen. Ich konnte nichts tun, ich war wie gelähmt. Alles was ich spürte, war der heiße Tränenfluss auf meinem Gesicht. Ich hätte vorhin abhauen sollen. Ich hätte nicht hier hochkommen sollen. Ich hätte Konoha nicht unterschätzen sollen. Ich hätte ihre Grausamkeit nicht unterschätzen sollen. Ich hätte nicht denken sollen, dass sie mich je einfach gehen lassen würden. Ich hätte nicht glauben sollen, dass ich je selbst über mein Leben bestimmen würde. Was hätte ich tun können? Vergeblich kämpften sie gegen die Konoha-Nin an. Neji, Shino, Lee, Tenten, Hinata, alle griffen sie ihren ehemaligen Kameraden an. Jemand packte mich an den Schultern und zerrte mich weg. Mein Blick blieb an Sasuke geheftet. Doch ich konnte mich nicht mehr wehren. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Kapitel 13 ---------- Freundschaft währt ewig Freundschaft vergeht Freundschaft verdirbt   Liebe erlöst Liebe verdörrt Liebe stirbt   Krieg wird vermieden Krieg wird begonnen Krieg wird geführt   Alles beginnt Alles endet Alles berührt   Alles schmerzte. Mein Kopf fühlte sich so hohl an. Mein ganzer Körper leer. Ich öffnete die Augen. Graue Decke. Graue Wände. Grauer Boden. Ich schloss meine Augen wieder. Ich öffnete die Augen. Dasselbe Bild. Ich schloss meine Augen wieder. Ich öffnete die Augen. Dasselbe Bild. Ich hörte Schreie. Mein ganzer Körper fühlte sich so leer an. Die Schreie kamen näher. "LASST MICH!!", brüllten sie aggressiv. Ich schloss meine Augen wieder. Ich öffnete die Augen. Das Bild hatte sich verändert. Wirre Gestalten tanzten darin herum. Diesmal konnte ich meine Augen nicht wieder schließen. Die Gestalten hielten sie mir auf und leuchteten mit einer Taschenlampe rein. Sie ließen mir keine Ruhe, tasteten an meinen Gelenken oder sprachen auf mich ein. Die Decke war grau. Sie kam immer näher. Irgendwann wurden die Gestalten zerquetscht. Dann wurde alles schwarz. Ich öffnete die Augen. Die Gestalten starrten mich an und redeten darauf plötzlich aufgeregt miteinander. Ich vernahm ein Stimmenwirrwarr und bewegte langsam meine Augäpfel im Blickwinkel. Es fühlte sich an, als platzten sie gleich. Ich zuckte mit den Gliedern, ich spürte kaum etwas. Meine Kehle war wie zugeschnürt, der Mund unangenehm trocken. Schwankend setzte ich mich auf. Mein Kopf tat so weh... Ich langte mir mit der tauben Hand an die Stirn und versuchte, das Chaos in meinem Hirn zu ordnen. Etwas fasste mich bei den Schultern und stützte mich. Vor meinen Füßen stand plötzlich ein Glas Wasser. Ich griff danach und bemühte mich, es vor kraftlosem Zittern nicht fallen zu lassen. Ich trank es in einem Schluck leer. Ich stellte es zurück und da war es auch schon verschwunden. Man ließ meine Schultern los und wollte mir stattdessen aufhelfen. Ich blickte mich erstmals bei einigermaßen vollem Bewusstsein um und erkannte circa fünf wie Iryonin aussehende Menschen. Der Raum hatte sich nach wie vor nicht verändert. Graue Wände, grauer Boden, graue Decke. Kein einziges Möbelstück abgesehen von der Liege, auf der ich mich aufgesetzt hatte. Ich ließ mich von einer Frau hochheben und auf den Beinen halten, um mit wackligen Schritten erst einmal meine steifen Beine zu lockern und aus ihrem Schlaf zu wecken. Warum machte ich das alles mit? Wo war ich? Was war passiert? Ich wusste es nicht.   Wie lange war ich schon hier? Keine Ahnung. Ich hatte jegliches Zeitgefühl in diesem fensterlosen Gemäuer bereits verloren. Ab und zu durfte ich in ein anderes Zimmer. Dort hatten sie dann immer ein Rätsel für mich, das ich lösen durfte. Ich freute mich darauf jeden Tag, denn so hatte ich immerhin ein bisschen Abwechslung. Ständig zwang man mir irgendwelche Medikamente auf und gelegentlich kam ein Mann, der mit mir redete. Zu Essen bekam ich immer eine Suppe, zwei Scheiben Brot mit Butter und ein Glas Wasser. Ich ließ fast nie etwas übrig. Nach einiger Zeit veränderte sich mein Alltagsablauf, obwohl ich mich doch schon auf diese Routine eingestellt hatte. Ich wurde in ein Zimmer geführt, das größer als die anderen war. Am meisten verwirrten mich die Farben, die ich hier sah. Wie lange hatte ich solche Töne schon nicht mehr gesehen? Sie stachen mir ins Auge, ich rieb mir mit verzerrtem Gesicht die Augen. Von da an kam nur noch selten jemand zu mir. Nur, um mir mein Essen zu bringen und mir die weniger werdenden Medikamente einzuflößen. Wenn ich mich weigerte, sie zu nehmen, holte der Mann, der sie mir verabreichen wollte, Verstärkung und sie zwangen mich, die Tabletten zu schlucken. Das hatte ich zum Glück bald hinter mir, sie setzten die Medikamente irgendwann ganz ab. Genauso wie in den anderen, kleineren Räumen gab es hier gar nichts; Ich verbrachte meine Zeit also damit, auf dem Boden zu liegen und nachzudenken. Ich überlegte meistens, ob ich je wieder an die Außenwelt gelangte oder was mit Sasuke geschehen war. Ob er mir verzeihen konnte, wofür ich nicht verantwortlich war. Ich hoffte inständig, dass ihm nichts passiert war. Was geschehen war, wollte ich so nie. Ihn so in mein Herz zu schließen, war ein Fehler gewesen. Vielleicht hätte ich doch früher abhauen sollen. Und was war mit Naruto? Ging es ihm gut? Hoffentlich kamen sie nicht dahinter, dass er mich hatte laufen lassen. Ich vermisste ihn so sehr, gern hätte ich ihn jetzt an meiner Seite. Wahrscheinlich kümmerte sich außer ihm keiner um mich. Sasuke hatte so wie es aussah sowieso keine Gefühle für etwas anderes übrig. Ich war ihm wohl eh nie wichtig gewesen. Karin, Juugo und Suigetsu waren mir egal... Kiba hatte mich bestimmt mittlerweile aufgegeben. Kakashi erst recht. Er war erfahren genug um zu wissen, wann man loslassen sollte. Ich war letztendlich allein, und dem Einzigen, von dem ich Hilfe wollte, war es nicht möglich, zu mir zu kommen. Es sollte wohl schon immer so sein. Mein Wille war gebrochen. Kapitel 14 ---------- Gelegentlich drangen wieder diese Schreie an mein Ohr. Manchmal riefen sie nach mir. Manchmal richteten sie sich sehr offensiv an jemand anderen. Ich lag nur auf dem Boden und starrte an die Decke. Wie viele Tage, Wochen, Monate waren wohl vergangen? War ich verrückt, weil ich Schreie hörte? Ich aß und trank nichts mehr. Ich glaube, sie fütterten mich und zwangen mich, zu schlucken. Ich bekam alles nur noch passiv mit, mein Bewusstsein war anscheinend halb in den Wolken. Eines Tages kamen plötzlich einige Iryonin in meine Zelle gestürmt, ohne jegliche Vorwarnung, ohne dass ich wusste, was sie vorhatten. Sie packten mich, zogen mich auf die Beine und führten mich heraus. Ich lief etliche dunkle Gänge entlang, ab und zu sagten sie etwas, doch ich verstand es nicht richtig. Einmal stieß mich einer der Iryonin an und verlangte eine Antwort von mir, doch konnte ich ihn nur ausdruckslos ansehen und schweigen, ich hatte keinerlei klare Worte von ihm vernommen. Er schaute nur angewidert zurück und wandte sich ab. Irgendwann hielten wir an, ich befand mich in einem riesigen Saal. Da es nur dämmrig hell war, konnte ich nicht viel erkennen. Nachdem man mich jemand etwa in die Mitte des runden Gemäuers geleitet hatte und mich dort hatte stehen lassen, begaben die schätzungsweise fünf Heilshinobi sich weg von mir, alle mit der ungefähr gleichen Entfernung. Untereinander hielten sie ebenso einen geregelten Abstand ein. Was das zu bedeuten hatte? Ich kam nicht dahinter, ich konnte es auch gar nicht; Mein Denkvermögen war auf ein Minimum geschrumpft. Auf einmal leuchtete der Boden auf. Hübsche, grün glimmende Muster bildeten sich: Von dem Kreis ganz außen, an dem die Iryonin am Boden knieten, führten viele sich windende Linien zur Mitte. Mir schien, ich stand genau da, wo sich die Fäden trafen, im Mittelpunkt. Der Raum füllte sich mit grünem Licht, langsam wurde ich vom Boden gehoben. Ich schwebte. Und dann geschah etwas, was jede Art, Gefühle zu empfinden, wieder in mir weckte. Ein unendlicher Schmerz durchfuhr mich plötzlich, es fühlte sich wie ein gewaltiger Elektroschock an. Er ließ meine Glieder verkrampfen und erreichte schließlich mein Herz, wo er auch diesen Muskel überlasten ließ. Es stach grausam in der Brust. Mein Kopf drohte gleich zu explodieren, und mein Magen zog sich zusammen. Ich schrie gequält auf; Ich schrie, als würde ich gerade sterben. Vielleicht war es ja auch so. Da tat sich noch etwas anderes in mir auf, es war ein unbeschreibliches Gefühl, doch ich wusste nicht ob es weh oder gut tat. Letztendlich entschied das Etwas in meiner Bauchgegend sich für Ersteres und ich schrie noch mehr. Konnte man noch lauter schreien als wenn man gerade starb? Offensichtlich. Es begann an einem Punkt, von dem es sich ausbreitete, wuchs und alles in mir zu zerstören schien. Ich wollte nicht mehr. Warum fügten mir alle Leid zu? Was hatte ich ihnen getan? Ich wollte wirklich sterben. Mit einem Mal hörte es auf. Dieses Etwas ging zurück, verschwand nicht, wurde aber deutlich kleiner und erträglicher. Ich war der Ohnmacht nahe, das spürte ich. Das grüne Licht verminderte sich und verglomm, ich sank zuerst zeitlupenartig wieder zu Boden und als sich dieses Siegel am Boden aufgelöst hatte, fiel ich unsanft. Ich stöhnte erschöpft; Meine Sicht verschwamm allmählich. Um mich herum hörte ich währenddessen permanent irgendwelche Rufe und Kampfschreie. Klingen klirrten und Körper sackten dumpf zu Boden. Ich blickte benommen von links nach rechts und versuchte, zu erkennen, was hier vor sich ging, aber es gelang mir nicht. Bevor alles schwarz wurde, erschienen blutrote Wolken vor meinen Augen. Dann war ich weg.   "Macht, dass sie endlich aufhört, zu weinen!" "Was soll ich denn machen, ihr ne Socke ins Maul stopfen?!" "Schon gut, schon gut!" "Schau dir lieber ihren Zustand an, wer weiß, was passieren könnte, solange es instabil ist!" "Hab's ja verstanden!" "Und wie schaut's aus?" "Yondaime, gut, dass Sie da sind. Wir benötigen dringend ihre Hilfe." "Scheint demnach nicht so toll zu laufen." "Nun ja, wir wissen nicht recht." "Lasst mich mal sehen." "Das Siegel befindet sich unsichtbar im Körper." "Alles klar. Was ist mit ihren Eltern?" "Die sind beim Versuch sie zu bändigen getötet worden." "..." "Tut uns Leid. Wir haben alles probiert." "Mhm."   "VERSCHWINDE VON DA, ITACHI! WENN DU IHR AUCH NUR EIN HAAR KRÜMMST, DANN WERDE ICH... DANN WERDE ICH DICH..." "Mäßige deinen Ton, Kyuubi. Ich habe nicht vor, sie zu verletzen. Ich habe andere Pläne." "ICH SAGTE... VERSCHWINDE..." "Beruhige dich. Sonst gerätst du nur wieder außer Kontrolle." "VERSCHWINDE!!!"   "So, das Siegel sollte befestigt sein. Stabilisiert sie noch ein paar Stunden, dann wird alles nach Plan laufen." "Verstanden." "Benachrichtigt mich, sobald es soweit ist. Ich werde sie bei mir aufnehmen. Sie wird bestimmt eine großartige kleine Schwester für unseren Sohn." "S-sie wollen ihre Adoptiveltern werden?! Ist das nicht zu gefährlich? Immerhin geht es um ihren Sohn!" "Warum denn nicht?"   "ICH... BRING DICH UM...!!!" "Lass dich nicht von deinen Gefühlen leiten, Kyuubi. Sie bieten Schlupflöcher für deinen Bijuu." "LASS SIE LOS, VERDAMMT, GIB SIE MIR ZURÜCK!!!" "Du bist aufbrausend wie immer."   "Gut, dann werde ich vorerst wieder gehen." "Vielen Dank, vereehrter Yondaime! Wir werden Sie informieren." "Sehr gut." "...Wie?" "Was ist das?" "Yondaime, warten Sie!!" "Was wollt ihr denn noch?" "AAH!!" "Huh?" "Helfen Sie uns!!!" "Es hat sich befreit?!" "Wir bekommen es nicht unter Kontrolle!" "Ich komme!!"   "WAS WOLLT IHR ALLE VON IHR?! LASST SIE IN FRIEDEN!!" "Es ist wieder aktiv. Dafür kann sie nichts. Es ist auch nicht ihre Schuld, dass es in ihr ist. Sie ist ganz einfach das Opfer, es muss immer eines geben." "GIB SIE MIR ZURÜCK... ICH BRING DICH UM...!"   Würde es denn je aufhören?   Damals überlebte keine einzige Person das Blutbad. Der Yondaime war tot.   Wie sonderbar, dass ich - seit ich Konoha verlassen hatte - fast nur noch Schwächen zeigte. Ich war wohl doch abhängiger als ich dachte.   Es würde nie aufhören. So sehr ich es auch immer verhindern wollte. Menschen nahmen durch mich Schaden, ich tat ihnen weh. Gleichzeitig jedoch verletzten sie mich und ließen mir nie Ruhe. Ich wollte weder noch. Noch nie. Niemals. Es geschah trotzdem. Kapitel 15 ---------- Mein Kopf, mein Bauch, alles... Alles tat weh... Was war nur passiert? Ich erinnerte mich nicht mehr an viel.. Ich war da in diesem Saal gewesen. Und dann lag ich plötzlich mit Höllenschmerzen am Boden. Ich hatte etliche Stimmen gehört. Ich denke, ich sollte erst einmal zu Bewusstsein kommen. Oder war ich das schon, wenn ich so klare Gedanken fassen konnte? Wach auf, mach schon! Benommen langte ich mir mit der Hand an den Kopf und stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich öffnete ein Auge und blinzelte in die Welt. In die Sonne. Wo war ich? Rasch setzte ich mich auf und bereute es aufgrund aufkommender Schmerzen in Bauchgegend sofort. Ich hielt mir kurz meine Hände vor Augen. Mein Blick wanderte an meinen Armen entlang. Ich hatte bisher nicht mitbekommen, wie wenig ich anscheinend zu Essen bekommen hatte. Mein Körper hatte Muskeln abgebaut. Besorgt wandte ich mich von meinem mageren Körper ab und sah mich um. Der von mir so geliebte Anblick von Sonnenstrahlen, die durch die Blätterkronen blitzten, das Rauschen des Windes, die fernen Spuren von Tieren; Die Stimme eines lichten Walds in einem warmen Frühling. Es war vorbei! Vorsichtig rappelte ich mich auf und machte erste wackelige Schritte. Es war immer noch sehr ungewohnt, sich nach Ewigkeiten der Starre zu bewegen. Als ich mich meiner neuen Freiheit erfreut hatte, kamen mir die seltsamen Vorkommnisse wieder in den Sinn. Wie lange war das her? Und was ist überhaupt passiert? Warum wurde ich gehalten wie Vieh und weshalb schien etwas schiefgegangen zu sein? Was war passiert, nachdem ich vor Erschöpfung ohnmächtig geworden bin? Ich konnte ja nicht von ganz allein da rausgekommen sein. Wer hatte mich gerettet? War es vielleicht sogar Naruto gewesen? Es spielte keine Rolle, wer. Ich musste ihn sehen. Ich musste zu ihm. Ich begann, durch die Baumlandschaft zu wandern. Jedoch musste ich aufpassen, immerhin war ich außer Form, geschwächt und unbewaffnet. Ich glaube, mein Chakralevel war minimiert und konnte sich bis jetzt noch nicht erholen. Langsam tappte ich durch das Gras und lauschte durch das Blätterrauschen hindurch. Es tat gut... Ich war endlich wieder frei... Da nahm ich ein leises Knacksen wahr. Es kam von hinten, also hetzte ich schnell um den nächsten Baum und linste in die Richtung der Geräuschquelle. Es hatte nichts gebracht, ich war wohl trotz Allem zu langsam gewesen. "Jetzt komm her, verdammt!", wurde ich lautstark gerufen. Ich stutzte erstmal, er hatte wohl ein ganz schönes Mundwerk. Wenn er mich nicht mit irgendwem verwechselte, kannte er mich anscheinend. Doch ich erkannte seine Stimme nicht. Ich konnte ihn erst einmal nicht richtig sehen, weil er noch in den Schatten der Bäume stand. Ich blieb still und wartete ab, worauf der Unbekannte nur lauter wurde. "Ich weiß wo du bist, als ob du entwischen könntest!" Okay, nun war ich mir sicher, dass er hinter mir her war. Was sollte ich tun? Seine Stimme hörte sich nicht aggressiv oder offensiv an, aber definitiv fordernd. Wenn er derjenige war, der mich aus Konoha rausgeholt hatte, war er allerdings vielleicht meine einzige Möglichkeit, sicher von hier weg zu kommen. Ganz vorsichtig trat ich um den Stamm des Baumes und zeigte mich. Einen Versuch war es wert. Es war zwar nicht Naruto - er klang ganz anders - allerdings brauchte ich gerade jemanden, der mir in meinem Zustand weiterhalf. Ich irrte schließlich in einem Wald herum. "So ist's fein! Jetzt komm wieder mit, wir haben nicht ewig Zeit." Ich rührte mich nicht vom Fleck. Ich wollte ihn sehen, bevor ich einfach mitging. Der Typ seufzte geräuschvoll. "Wenn du dich nicht gleich bewegst, stopf ich dich mit Ton voll und lass dich hochgehen!" Wie bitte? Als ich immer noch starr wie ein Fels an meinem Baum lehnte, wurde er sauer, stapfte auf mich zu und machte einen Schritt ins Licht. Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen. Verärgert kam er auf mich zu. "Bleib weg!" Er stoppte schnaubend und zog die rechte Augenbraue hoch. Abweisend wollte ich wieder hinter meinem Baum verschwinden. Es war dieser blonde Akatsuki, der mich, Sasuke und die anderen damals angegriffen hatte. Meine Augen waren aufgerissen vor Schreck, ich wollte um keinen Preis mit ihm mit. Ich hörte ihn ein kehliges Grummeln machen. Genervt rief er: "Was soll denn das jetzt?" Wie kam ich nun von hier weg?! Ich presste mich an den Baumstamm und lauschte angespannt. "Und so dankt sie mir das! Ich hab's dir ja gesagt, wir hätten das lieber lassen sollen." Er war so laut. Mich beunruhigte jedoch mehr, wie er mit jemandem gesprochen hatte, der nicht ich gewesen sein dürfte. Und dieser Jemand machte ganz schön auffällige Geräusche! Mein Arm sauste mit meiner Drehung mit, wurde aber mit Leichtigkeit abgefangen. Hinter mir war noch so einer aufgetaucht, diesmal war es allerdings nicht der, der den blonden Typen das letzte Mal begleitet hatte. Jedoch erkannte ich auf der Stelle, wen ich vor mir hatte. Mein Arm, den ich gerade noch mit versuchtem Druck gegen den seinen gedrückt hatte, zog sich blitzschnell zurück, ich machte einige Schritte rückwärts, bis ich an den Baum stieß. "Du bist....", murmelte ich, ohne den Satz zu beenden. Um Himmels Willen... es war Sasukes Bruder. Ich merkte es sofort. Sein Sharingan war unverkennbar. "Wenn du nicht wieder mitkommst", sagte er mit einer hypnotisierender Ruhe in der Stimme, "werden wir dich umbringen." Ich schluckte trocken. Ich war wehrlos. Der Andere kam um den Baum gelaufen und meinte geladen: "Itachi! Na endlich. Ich hätte mich fast vergessen." Erschrocken stolperte ich etwas von ihm weg. Sehr skeptisch blickte ich zwischen den beiden hin und her, der Blonde starrte mich unverständig an. Diese ganze Situation war so komisch, so grotesk. Ich hatte das, was Sasuke suchte, auf andere Art und Weise gefunden, als mir lieb war. "Lasst uns gehen." Itachi hatte sich bereits gemächlich in Bewegung gesetzt und ging in die Richtung, aus der ich gekommen war. Der Blonde blieb stehen und wartete, während er mich auffordernd musterte. Meine Augen wanderten unsicher von ihm zu Itachis Rücken. "Na geh schon." Hektisch stolperte ich Itachi nach. Der laute Akatsuki schloss auf. Als wir wieder dort ankamen, wo ich aufgewacht war, wies mir Sasukes Bruder an, mich irgendwo in den Schatten zu setzen, wohin sich die Beiden dann kurz darauf ebenfalls begaben. Itachi langte mir kurz an die Stirn, dann kontrollierte der andere Akatsuki meinen Puls. Ich zuckte immer wieder widerstrebend zurück, es war unangenehm mich von ihnen anfassen zu lassen. Als Itachi mit einer Spritze kam, war's für mich jedoch vorbei. Ich robbte rückwärts an einen Baum direkt hinter mir und starrte die Spritze entsetzt an. Ohne den Blick von der gelblichen Flüssigkeit in dem Spritzbehälter abzuwenden, schüttelte ich verängstigt den Kopf. Ich wünschte, ich könnte abhauen. "Stell dich nicht so an.", maulte der Blondschopf in gedämpftem Ton. Mal ehrlich, wer würde sich von unbekannten Entführern irgendein Mittel spritzen lassen? Das könnte doch sonst eine Droge sein! "Was ist das für'n Zeug?!" Itachi packte mich am Hals und hielt mich am Baum fest. Wenn er zudrückte, würde ich ersticken. Ich zerrte an seinem Handgelenk und versuchte, seinen Griff zu lösen. Erfolg war mir nicht vergönnt. Dann setzte er mit der Spritze an. Nicht wie gewöhnlich am Oberarm, sondern direkt am Hals. Darum war er wohl auch so handgreiflich geworden. Damit ich still hielt. "Nein, n-nein!!" Ich spürte deutlich, wie er sehr langsam die Spitze in die Haut bohrte. Er achtete vorsichtigst darauf, präzise zu sein. Die Spritze durchdrang reißend meine Haut, Sasukes großer Bruder ließ schön langsam dieses Mittel einfließen. Danach ließ er von mir ab und entsorgte die Spritze. Die Auswirkungen fühlte ich erst, nachdem es sich etwas verteilt hatte. Mir wurde kurz schwindlig, darauf setzte eine bleibende Müdigkeit ein. Also doch ein Schlafmittel. Während ich mir die Schläfen massierte, fragte ich: "Was hast du mir da eingeflößt?" "Einen Stabilisator für deine Psyche. Ich hab' ihn direkt an eine der Hauptschlagadern gegeben, damit es so schnell wie möglich wirkt." Stabilisator. Sie hielten mich für eine Geisteskranke, na wunderbar. "So lange, wie du da eingesperrt warst, bist du bestimmt schon ganz durchgeknallt!", spottete der Andere lachend, "Und wenn man bedenkt, wie der Rest deines Lebens ausgesehen hat, kann man ja nie sicher genug sein!" Ich belegte ihn mit einem empörten Blick. Damit hatten sie mir allerdings offenbart, dass sie über mich Bescheid wussten. "Was wollt ihr von mir?" "Dich mitnehmen natürlich, liegt das nicht auf der Hand?", meinte Mister Kommentator überrascht. "Und wenn ich nicht möchte?" "Dann legen wir dich eben um." Bah. Eine Chance wollte ich mir gar nicht erst ausrechnen gegen die zwei. Trotzig schaute ich weg. "Dann hättet ihr mich auch genauso gut in diesem Gefängnis lassen können." Itachi erhob unerwartet seine Stimme, sie klang auch jetzt unheimlich ruhig und herablassend. "Bilde dir nichts ein. Wenn du dort schon die Wahl gehabt hättest, wärst du mit uns mit, das weißt du genau. Also stell keine Fragen und folge unseren Anweisungen einfach, wenn du weiterleben willst." Mein Schweigen deuteten sie wohl als Einwilligung, Sasukes Bruder verschwand plötzlich, während der Blonde aufstand. Anschließend lief er rüber zu einem gegenüberliegenden Baum, sprang auf dessen nächsten stabilen Ast und machte ein Nickerchen. Ich saß da und starrte abwesend Löcher in die Luft. Ich hatte keine Chance, zu entkommen, ich war nicht wahrhaftig frei. Wenn ich mich aus dem Staub machen würde, würde ich mächtig Ärger kriegen. War es mir das wert? Es ging nur um mein Überleben. Wo Naruto wohl gerade war... Irgendwann nickte ich dann von diesem Stabilisator doch weg. Kapitel 16 ---------- Als ich aufwachte, war die Sonne schon am Untergehen. Ich wurde von einem warmen Rosarot am Himmel empfangen. Itachi hatte sich mittlerweile wieder hier eingefunden, sein Partner war auch auf den Beinen. Bei einem Gespräch hörte ich Itachi ihn Deidara nennen, ich nahm an, das wäre also sein Name. Ich stand langsam auf, um Schwindelanfälle zu vermeiden, und streckte erst einmal meine zähen Glieder und Muskeln. Zögerlich machte ich einen Schritt auf sie zu und stoppte, als ich mir meiner Position erneut bewusst wurde. Ich war im Moment keine Gefährtin mehr, wie bei Sasuke. Ich war eine Geisel. Also drehte ich mich wieder um und setzte mich an einen Baum. Hätten die beiden Akatsukis etwas dagegen gehabt, hätten sie mich schon lange aufgehalten, würde ich sagen. Ich vergaß die wideren Umstände und beobachtete den Himmel bei seinem Farbenspiel. Was man wohl mit mir vorhatte? Und ob sich mir eine Gelegenheit bot, zu fliehen? Allzu lange durfte ich die Ruhe vor dem Sturm nicht genießen, bald erschienen noch zwei weitere Akatsukis. Was wollten vier Nukenin hier? Zu meiner Missgunst war unter ihnen nun auch der zweite, jungenhafte rothaarige Akatsuki, der Sasuke, mich und die anderen zusammen mit Deidara angegriffen hatte. Der letzte war mir unbekannt, ich befand seine glatten, zurückgekämmten Haare für seltsam. Mir schien, sie waren im Gespräch; Deidara zeigte auf einmal hinüber zu mir, neugierig sah ich zurück. Sie durchbohrten mich förmlich mit ihren Blicken. Schon aus der Ferne konnte ich beobachten, wie der Rothaarige sein Gesicht verzog. Mit ihm hatte ich ja auch schon Bekanntschaft gemacht. Bevor ich mir irgendwelche Probleme aufhalste, stand ich rasch auf und trat etwas näher zu ihnen. "Wir brechen auf.", kündigte mir Itachi an. Also wollten sie mich lebend irgendwo hin bringen. "Warum so viele?" Mich interessierte tatsächlich mehr, warum es vier Nukenin brauchte, um ein Mädchen zu eskortieren, als wohin sie mich brachten. "Weil du hilflos bist." "Hm." Da hatte er wohl Recht, man musste sich nur meinen mageren Körper ansehen. Mich sicher wegzubringen nahmen sie scheinbar ziemlich ernst. Um genau zu wissen, wie sehr außer Form ich war, müsste ich allerdings erst einmal erfahren, wie lange ich weggesperrt gewesen war. Dies war aber nicht der richtige Zeitpunkt, so etwas zu erfragen. Offenbar hatten sie es recht eilig. Als wir los wollten, stellten die vier sich in Formation um mich herum auf. Itachi nannte meine rothaarige Nemesis Sasori und wies ihm an, mit ihm hinter mir zu bleiben. Deidara und dem Vierten, der anscheinend Hidan hieß und nicht minder nach unangenehmer Gesellschaft aussah wie der Rest, ordnete er an, mir voraus zu gehen, jedoch nicht zu weit vorzupreschen. "Auf geht's." Wir rannten los, sie gaben die Richtung streng vor. Itachi und dieser Hidan bewegten sich mit mir am Boden während Deidara und Sasori durch die Bäume sprangen. Daran, wie schwer ich mich tat, den Beiden vor mir hinterher zu kommen, wurde mir bewusst, wie langsam ich war. Ich konnte einfach nicht schneller. Nur Itachi und dieser Sasori erbarmten sich, mit meinem Tempo mitzuhalten. Außer Form, huh. Ich glaube, ich war weitaus mehr als das. Aber ich musste zugeben, dass es gut tat, wieder zu laufen. Die Landschaft Wald ließen wir bald hinter uns, wir durchquerten gerade eine Hochebene, als ich langsamer wurde und zum Stehen kam. Schwer atmend stützte ich mich auf den Knien ab. "Pause... bitte!" Es erklang ein angenervtes Seufzen. Was nicht ging, ging nun einmal nicht. Die vier willigten ein und führten mich zu einer nicht ganz so offenen Stelle. Wir konnten ja nicht mitten auf einer Wiese bleiben, wo uns jeder sehen konnte und wo weit und breit kein einziger Baum, Busch oder Ähnliches war. Während dem Stopp schaffte Itachi es nach einigem Gezeter meinerseits wieder, mir dieses medizinische Zeug zu verabreichen. Mein Leben war nur noch verrückt seit ich Konoha verlassen hatte. Letztendlich stellte ich fest, dass ein Leben als Nukenin wohl nichts für mich war. Ich hatte zwar bis jetzt den Großteil über Begleiter gehabt, doch dieser Fakt erwies sich als nutzlos. Selbst mit Sasuke war ich gefasst worden. Und wo war ich nun? Entführt von Akatsuki, in einem Zustand, an den ich wirklich nicht mehr denken wollte. Itachi meinte, wenn ich überleben wollte, müsste ich ihren Anweisungen ohne Widerrede folgen. Aber ich war da sehr skeptisch, ich vertraute keinem von ihnen. Der einzige Grund, warum ich mich nicht einfach irgendwie umbringen ließ, war meine starke Sehnsucht, endlich frei von Allen zu sein. Ich wollte herausfinden, was für Stimmen ich in meinem Dämmerzustand gehört hatte. Das war, bevor ich in diesem Wald wieder zu mir gekommen war... Ich hatte mir darüber seitdem noch nicht allzu viele Gedanken gemacht, allerdings war es nicht zu leugnen: Irgendwas war daran absurd und seltsam. Ich musste unbedingt rauskriegen, was passiert war. Nach der Pause trabten wir weiter über die Hochebene. Irgendwann gelangten wir wieder in einen Wald. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, doch das sollte ich bald erfahren. Als es lichter wurde und wir die Waldgrenze überschritten, holten mich Erinnerungen ein. Vor uns lag die große Brücke. Das riesige Loch klaffte nach wie vor in ihrer hinteren Hälfte. Damals hatte ich hier in der Nähe übernachtet, hier war ich auf Naruto und die anderen getroffen, hier hatte das Schicksal beschlossen, mich mit Sasuke zusammenzuführen. Das alles war Vergangenheit. Ich hatte als Nukenin letztendlich noch mehr verloren, als ich es wahrscheinlich hätte, wenn ich nicht geflohen wäre. Und wenn ich dann überdachte, in welcher Situation ich mich gerade befand - gefangen von der momentan vermutlich gefährlichsten Organisation, die es gab - , fing ich an, immer mehr an meinem Entschluss zu zweifeln. War es das alles Wert gewesen? ...Egal. Es war sowieso zu spät. Bevor wir die Ruine überquerten, schauten sich die vier um und kontrollierten, ob Gefahr bestand. Es war immerhin relativ riskant, sich in offenem Terrain aufzuhalten. Es war das Gleiche wie auf der großen Wiese. So schnell wie möglich scheuchten sie mich auf die andere Seite, von wo aus wir sofort durch den angrenzenden Wald weiterreisten. Ich wunderte mich ja schon die ganze Zeit, warum ich in meinem momentanen Zustand so lange durchgehalten hatte, allerdings machte ich dann doch irgendwann so langsam schlapp. "Werden wir noch lange unterwegs sein?", wandte ich mich angestrengt keuchend an Itachi. Nach einigen Sekunden, in denen er mich musterte, antwortete er: "Nimm dich zusammen." Na super. Das hieß wohl, dass es noch ein Stück war. Ich vermutete, dass in diesem Stabilisator noch ein Aufbaumittel war, der mich eine Weile mit zusätzlicher Energie versorgte. Wir drangen schon etwa seit einer geschätzten halben Stunde in die dunklen Geäste ein, ich kam mir vor, als würde ich immer langsamer. Da Itachi und Sasori stets mit mir Schritt hielten, fiel es mir selbst nicht so auf, jedoch bemerkte es irgendwann sogar ich. Ich gab mir größte Mühe, nicht umzufallen. Ich musste wach bleiben. Sie durften mich nicht umbringen. Ich wollte alles mitbekommen. Doch dann wurden wir plötzlich überfallen. Es war schrecklich... Völlig unerwartet ertönte hinter mir ein tobender Kampfschrei. Erschrocken blickte ich im Laufen über die Schulter, Itachi war zurückgefallen, während Sasori versuchte, an meiner Seite zu bleiben, was aber nicht recht gelang, weil auch er angegriffen wurde. Ich schämte mich, ihn wiederzusehen. Ich wollte nicht, dass er wieder Schaden durch mich erlitt. Ich las rasende Wut in Sasukes Augen, als er Itachi mit seinem Katana bearbeitete. Itachi fiel es leicht, ihn mit dem Kunai abzuwehren, er konnte sich allerdings nichts anderem widmen, Sasuke würde nicht lockerlassen. Ich warf einen flüchtigen Blick zu Sasori: Er war mit Suigetsu beschäftigt, der offenbar nach Revanche trachtete. Vielleicht hatten sie mich noch nicht entdeckt... Hidan und Deidara hatten schnell reagiert und waren zu mir gekommen. Ich wollte stehen bleiben und zurück, und zwar wohl kaum, um Itachi oder Sasori zu helfen. Ich wollte zu.. "Denk nicht mal dran!", zischte Deidara , "Los, weiter!" Mit verzerrter Miene sah ich ihn an und versuchte Regungen in meinem Gesicht zu unterdrücken. Ich rannte weiter. Wir sprangen vorsichtshalber hoch auf die Äste und führten unseren Weg durch die Bäume fort. Ich brachte große Anstrengung dafür auf. Da vernahm ich einen weiteres Angriffsgebrüll und drehte mich reflexartig um. Es war Juugo, erkannte er mich überhaupt wieder? Er machte den Anschein, als wüsste er nicht mehr, was er tat. Diese Mutation war auf seinen gesamten Körper übergesprungen, er war im Begriff uns mir einer gewaltigen Faust zu zerschmettern. Dadurch, dass ich herumgewirbelt war, hatte ich leider keinen Halt mehr und fiel. In derselben Sekunde blitzte eine beeindruckende Sense vor mir auf, die Juugos bestialischen Schlag abwehrte. "Bring sie weg!!", fauchte Hidan Deidara zu, worauf dieser mich sofort von hinten um die Schultern packte und sich mit mir hinab ins Gebüsch fallen ließ. Er trug mich noch etwas vom Schauplatz weg, setzte mich schließlich ab und wandte sich zum Gehen - in Richtung Kampf. Wollte er mich jetzt alleine lassen?! "Warte!!" "Lauf weiter. Immer geradeaus. Schau, dass du von hier wegkommst! Ich werd' den anderen helfen. Wehe, du lässt dich einfangen! Versteck dich einfach, sobald du etwa 500 Meter weiter bist. Wir kommen nach und holen dich ab. Wir werden dich schon finden." Ich verstand ja, dass die anderen in der Klemme steckten, aber war das jetzt ein Grund, mich einer derartigen Gefahr auszusetzen? Er war doch mit mir entkommen, er könnte jetzt einfach so schnell wie nur irgend möglich zum Zielort! Nicht, dass ich wollte, dass sie bei mir blieben. Doch ich war hilflos und hatte Angst. Und auf den ersten Blick hatten sie auch nicht vor, mich umzubringen. Schon war er fort und ich auf mich allein gestellt. Was jetzt? Ich könnte einfach abhauen. Es war dumm von ihm gewesen, mich zurückzulassen. Andererseits war ich zu erschöpft, um weit zu kommen. Wie es schien, vertraute er darauf, dass ich so klug war, nichts Wahnsinniges anzustellen. Ich könnte aber auch wieder zurücklaufen. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, die Akatsukis anzugreifen, und Sasuke damit zu zeigen, dass ich auf seiner Seite war. Dafür war ich ebenfalls wieder zu erschöpft. Ich knirschte mit den Zähnen. Auf mein Gebettel würde Sasuke wohl auch kaum reagieren. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig. Mit einem beschämten "Tssk!" drehte ich mich um und lief weiter weg vom Kampfplatz, ich hörte noch deutlich Schreie und Klingenklirren, manchmal leiser, manchmal lauter. Kurz blieb ich stehen und ließ den Blick wandern; Ich wechselte die Richtung um wenige Grade und rannte träge weiter. Ich erschrak höllisch als urplötzlich jemand neben mir von hinten vorbeigeschleudert wurde und mit einem ekelhaften Würgen gegen einen Baum krachte. Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich Sasuke, wie er zu Boden sackte und sich keuchend und Blut hustend auf allen Vieren hielt. Sein Katana behielt er fest in der Hand. Was sollte ich tun, was sollte ich sagen? Ich blieb wie angewurzelt vor Schreck stehen. Währenddessen setzte er sich wenige Meter von mir entfernt auf, wollte gerade den Versuch wagen, sich aufzurichten. Genau da trafen sich unsere Blicke. Ich erkannte aufkommenden Frust in seinem Gesichtsausdruck. Sofort stolperte er los und griff mich an. Ohne ein Wort. Ich war hilflos. Panisch hob ich die Arme vor meine Brust und schloss die Augen. Dies war wohl der Preis, den ich zurückzuzahlen hatte. Ich hörte ein lautstarkes Klingenklirren und riss auf der Stelle die Augen auf. Vor mir stand Itachi. Ich wusste, es war verrückt das zu denken, aber ich war heilfroh, dass er mir zu Hilfe geeilt war. Er parierte Sasuke schweigend. "Kh...!", in seinem Gesicht zuckte es zornig, "Beiseite Itachi!!" "Nanu? Ich dachte, du wärst hinter mir her?", meinte Itachi seelenruhig zu seinem Bruder. Ich musste irgendwas tun. Ich versuchte, hinter Itachi hervorzukommen und mich zu zeigen. "Sasu -" Anscheinend gefiel ihm das nicht, denn er ließ prompt von Itachi ab und verschwand. Er war einfach geflohen. Sasuke war weg. Nachdem er einige Sekunden wachsam die Gegend ausgespäht hatte, entspannte sich Itachi und sah dahin, wo die anderen noch kämpfen müssten. Ich sackte auf die Knie und vergrub den Kopf in den Händen. Deutlich spürte ich Itachis Blick auf mir ruhen. Ich begann, meine Schläfen zu massieren und murmelte: "Kopfschmerzen..." "Kopf hoch.", hörte ich nur einen Moment später ganz nah bei mir. Ich tat wie mir geheißen, Itachi spritzte mir an der gewohnten Stelle am Hals wieder dieses Mittel ein. Diesmal hatte ich keine Lust, mich zu widersetzen. Oder keine Kraft. Ich schleifte mich zum nächstgelegenen Baum und setzte mich, die Kopfschmerzen wurden schon bald gelindert. Itachi wich mir nicht mehr von der Seite. Der Erste, der wieder zu uns stieß, war Sasori. "Sie haben sich zurückgezogen." Bald darauf tauchte auch Deidara auf, der einen verletzten Hidan mit sich schleppte. Und verletzt war noch untertrieben. Ihm fehlte sein rechter Arm. Sie ließen sich noch etwas Zeit, Hidans klaffende Wunde zu verbinden. Mittlerweile verschwand auch der Kopfschmerz, doch ich bemerkte, dass sich ein seltsames bleibendes Gefühl in Bauchgegend aufgetan hatte. Es fühlte sich nicht sonderlich schmerzhaft an, also ignorierte ich es. War bestimmt nur Hunger. Schon bald brachen wir wieder auf. Kapitel 17 ---------- Zu meiner Erleichterung brauchte es nicht mehr lange, bis wir angekommen waren. Wir gelangten zu einer seltsamen Höhle. Als wir sie betreten hatten, blieb Hidan am Eingang. Seine Ausrede war, dass er seinen Partner kommen ließ, um seinen rechten Arm wiederherzustellen. Dazu wollte er hier warten. Daraufhin meinte Deidara, er wolle ihn nicht alleine lassen, wo er doch so verletzt war. Reine Ironie natürlich, doch er blieb schließlich tatsächlich bei ihm und wartete auf noch einen aus dieser Akatsukimeute. Wir gingen weiter hinein, es wurde sehr dämmrig, aber ich konnte noch gerade so sehen. Nach einiger Zeit verließ uns auch Sasori und so war ich mit Itachi allein. Er führte mich in den Kern der Höhle. Ich erkannte große Felssilhouetten unnatürlichen Ursprungs. Gleich als Sasori - vermutlich zum Wache halten - stehen geblieben war, hatte ich mir gewünscht, dass er sofort wieder mit uns kam, denn Itachi strahlte eine beängstigende Atmosphäre aus. Hin und wieder lief mir ein Schauer über den Rücken; Itachi plus dunkler Ort war gleich Horror. Angespannt folgte ich ihm, ohne ihn auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Als er plötzlich anhielt, machte ich einen unauffälligen Schritt zurück. Er drehte sich zu mir um, sein Sharingan konnte ich deutlich wahrnehmen, doch ich vermied es nervös, ihm direkt in die Augen zu sehen. Ich wusste ja, wofür dieses Kekkei-Genkai bekannt war. "Jetzt heißt es warten.", sagte er plötzlich und ließ mich damit geistig zur Hölle fahren. Dieser Raum hier schien riesig zu sein, weil er Itachis hypnotisierende, wenn auch leise Stimme als Echo tausendfach zurückwarf. Ob das als Effekt diente, um mir zu zeigen dass es lange brauchen würde? Ich schüttelte unmerklich meinen Kopf, diese Flusen sollte ich mir in Momenten wie diesen sparen. Schnell schluckte ich, um zu verhindern, dass ich wegen einer trockenen Kehle krächzte, und fragte so gedämpft wie möglich: "Worauf?" Das unheimliche Echo ließ sich trotz allem nicht vermeiden. Ich bekam keine Antwort, weshalb ich mich einfach abwandte und einen Platz suchte, an dem ich mich hinsetzen konnte. Ich fand nichts brauchbares, also suchte ich mir festen Halt für meinen Rücken und ließ mich auf den blanken, kalten Boden nieder. Ich zog die Knie heran und legte meinen Kopf darauf ab, ich war ziemlich erschöpft. Doch in meinem Kopf wimmelte es immer noch von allen möglichen Gedanken. Ich rekapitulierte den heutigen Tag noch einmal. Ich hatte Sasuke wiedergesehen. Er hatte mich angreifen wollen. Doch vor mir blitzte nicht das Bild des sonst so gefühlskargen Menschen auf. Es war der Frust, der sich in seinem Gesicht wiedergespiegelt hatte. Er hatte sich irgendwie verändert, seit wir voneinander getrennt wurden. Zumindest schien es mir so... "Wie geht es dir?" Das hallende Höhlenmonster riss mich aus meinen Gedanken. "Was kümmert dich das?", meinte ich kalt. "Mehr als du denkst." Was sollte das denn bitte heißen? Ich ignorierte ihn und dachte weiter nach. Und was war eigentlich davor? Stimmt, da waren diese Stimmen gewesen. Alles war schwarz gewesen, allerdings konnte ich ganz klare Stimmen hören. Warte... Da waren auch noch verschwommene gewesen. Alles war so zusammenhanglos gewesen... "Kopf hoch." Ich wollte nicht reagieren. Aufgrund dessen packte er mich wohl auch wieder am Hals, um mir mit der Spritze diesen sogenannten Stabilisator reinzujagen. Ich leistete keinen Widerstand, er brachte es schnell über die Bühne und entfernte sich danach wieder von mir. Itachi, Itachi, Itachi... Mir kam der Gedanke, dass er oder Deidara etwas über die Geschehnisse wissen könnten, die mich so beschäftigten. Immerhin waren die beiden direkt nachdem ich aufgewacht bin bei mir gewesen. Ich überlegte hin und her und konnte mich irgendwann nicht mehr zurückhalten. Es nagte einfach zu sehr an mir. "Darf ich dich etwas fragen?" Schweigen, wie es von Sasuke hätte kommen können. "Nur zu." "Wenn ich das richtig verstanden habe... Ihr habt mich aus Konoha rausgeholt?" Das Echo war unangenehm störend. "Ja." "Was ist dort passiert? Ich weiß nur noch, dass ich ohnmächtig geworden bin." Durch diese erdrückende Dunkelheit spürte ich deutlich, wie er mich betrachtete. "Warum willst du das wissen?" "Weil ich -" , ich zögerte. War es wirklich in Ordnung, ihm davon zu erzählen? Ach was sollte es. Mein Leben war dem Untergang geweiht. "- Stimmen gehört habe. Mehrere.. Viele. Die einen waren sehr gut und klar zu hören, die anderen wie eingepackt." Er antwortete nichts, wahrscheinlich sollte ich ins Detail gehen. Wenn es ihn interessierte, war das eigentlich wohl kein so gutes Zeichen. Jedoch sprudelte es auf einmal heraus. "Was verschwommen zu hören war... Das war irgendwie so eine Art Streit... Nein, ich weiß nicht was es war. Aber ich glaube, ich habe jemanden deinen Namen brüllen hören." Ich wartete ab, wollte dass er seinen Kommentar dazu gibt. Doch es blieb nichts als eine eisige Stille. "Beim anderen waren es mehrere Stimmen. Es ging um ein Kind. Anscheinend war der Yondaime da." "Wie du weißt, ist der Yondaime schon gestorben, bevor ich aus Konoha fort bin. Ich wüsste nicht, je Kontakt zu ihm gehabt zu haben.", entgegnete er mir sofort. Ich horchte auf. Ich glaube, er hatte bisher noch nicht so schnell auf etwas geantwortet. "Naja, aber fällt dir was zum Anderen ein?" Seine stille Nachdenkpause setzte wieder ein. Itachi nahm sich diesmal mehr Zeit denn je, er musste etwas wissen. Schließlich meinte er: "Anscheinend warst du nicht völlig ohnmächtig. Was du gehört hast, müsste gewesen sein, als ich dich geholt habe. Ich wurde von einem Konoha-Nin, einen der Wachen, aufgehalten." "Und er kannte dich?" "Ich stamme selbst aus Konoha. Sie sind bestens über mich unterrichtet." Mit einem "Achso, ja." ließ ich meinen Kopf etwas sinken und überarbeitete diese Information noch einmal. Ganz nebenbei bemerkt wunderte mich Itachis Zugänglichkeit. Jedoch war ich mir jetzt immerhin sicher, dass diese verschwommenen Stimmen zu Itachi und jemandem aus Konoha gehört hatten, denn es passte sehr gut. Demnach musste die Sache mit dem Yondaime irgendwas anderes gewesen sein. Ein Traum etwa... Ging sowas eigentlich, wenn man weggetreten war? Ich denke nicht, weil doch das Gehirn größtenteils außer Kraft gesetzt ist... Andererseits war ich ja offensichtlich nicht wirklich ohnmächtig, sondern nur in einem Dämmerzustand oder so, sonst hätte ich Itachi ja nicht hören können. Es konnte nur so etwas wie ein Traum gewesen sein, anders konnte ich es mir auch nicht erklären. Es ist ja nicht möglich, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Ob Itachi nicht doch etwas zu diesem Traum wusste? Er hatte vorhin so komisch reagiert. Er verbarg hundertprozentig etwas vor mir, doch um herauszufinden, was das war, musste ich sehr vorsichtig vorgehen. Kapitel 18 ---------- Wir verbrachten noch eine gefühlte qualvolle Stunde so, währenddessen kam ich zum Schluss, Deidara - sofern ich bis dahin überlebte - auch noch auszufragen. Irgendwann tat sich endlich etwas: Der Raum wurde etwas erhellt, wenn auch spärlich, und ich konnte hologrammartige Schatten auf den Felssilhouetten, die sich als Hände aus Stein entpuppten, erkennen. Sie standen auf den Fingern, die anbietend in die Höhe ragten. Ich hatte keine Lust, nachzuzählen, wie viele es waren. Sogleich ertönte eine bedrohliche tiefe Stimme. "Was soll das, Itachi? Wo sind die anderen? Wir brauchen sie, um zu extrahieren." Extrahieren? Was sollte denn das bedeuten? Eins war allerdings sicher, und zwar, dass Itachi hier etwas abzog, was so nicht geplant war. "Ich würde gern mit dir reden. Mir ist etwas aufgefallen." "Reden? Spiel hier keine Spielchen, Itachi." Ich lauschte aufmerksam, vielleicht gab es mir irgendeinen Hinweis. Schließlich ging es hier um mich. "Ich glaube, sie könnte uns noch von Nutzen sein. Lebendig." Meine Augen weiteten sich etwas, das hieß, dass ich ursprünglich doch getötet werden sollte. In mir stieg das Bedürfnis auf, meine Meinung dazuzugeben, doch da schossen mir plötzlich Itachis Worte durch den Kopf und hielten mich zurück. Also stell keine Fragen und folge unseren Anweisungen einfach, wenn du weiterleben willst. Ich hatte keinen blassen Schimmer warum, aber Itachi versuchte gerade, mir das Leben zu retten. Ob es nun war, weil ich ihnen noch nützen könnte oder nicht, sei mal so dahingestellt. Solange ich weiterleben durfte, war es mir egal. Daher hielt ich jetzt auch lieber meinen Mund. Nach einigen eisigen Momenten der Stille antwortete das Hologramm dann: "Bring sie weg. Die anderen können sich entfernen." Außer diesem einen verschwanden alle Schatten zischend, plötzlich stand Sasori hinter mir, legte mir einen Arm um die Schultern und leitete mich in die richtige Richtung. Als ich geradeaus laufen konnte, entledigte ich mich seines unangenehmen Griffes. Neben ihm zu gehen war nicht sonderlich schöner als neben Itachi, das kam wohl einfach davon, dass ein potentieller Mörder in unmittelbarer Nähe war. Der kühle Höhlengang nach draußen fühlte sich ewig an. "Was soll das alles?" "Das geht dich jetzt noch nichts an." "Das heißt später geht es mich was an?" Er lugte aus dem Augenwinkel etwas herablassend herüber, eine Antwort bekam ich jedoch nicht. Ich wertete das mal als Ja. Dass er mich wohl nicht recht leiden konnte spürte ich, und das obwohl ich bei unserer Begegnung im Wald doch nicht einmal richtig angreifen konnte. Vielleicht lag es ja daran, dass er meinetwegen von Sasukes Chidori erwischt wurde. Sasori brachte mich zum Eingang, wo Deidara beobachtete, wie ein mir unbekannter Akatsuki Hidans Arm wieder annähte. Wie war es bitte möglich, ihn durch bloßes Anfügen wieder funktionstüchtig zu machen? Die Nervenstränge und Blutgefäße waren doch durchtrennt. Als wir aus dem Schatten der Höhle traten, schauten alle drei auf, ich wich etwas zurück in den Schutz des Höhleneingangs, wo man mich nicht so deutlich sehen konnte. Der Unbekannte sah komisch und unheimlich aus. "Ach, schon fertig da drinnen, Kleine?" "Das ist sie also?", der unbekannte Mann erhob seine Stimme, "Ich dachte, wir wollten..." "Die Pläne haben sich geändert.", unterbrach ihn Sasori und beendete somit das Gespräch. Ich wagte es nicht, mich ihnen zu nähern. Keiner von ihnen schien damit ein Problem zu haben. Zurück in die Höhle zu gehen war sowieso keine gute Idee, also blieb ich hier und wartete ab. Ohne meine Aufmerksamkeit von diesen auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Killern abzuwenden überlegte ich, was Itachi wohl verhandelte. Nur damit ich weiterleben konnte garantiert nicht. Wieso sollte er auch diese Barmherzigkeit einer Fremden gegenüber zeigen, wo er doch höchstwahrscheinlich schon hunderte Shinobi auf dem Gewissen hatte? Währenddessen vernahm ich im Hintergrund immer wieder Hidans Beschwerden und die leisen Schmerzensschreie, auf die der Unbekannte stets mit einem "Halt endlich die Klappe." oder einem "Du müsstest doch mittlerweile daran gewöhnt sein!" reagierte. Ich bemerkte ein Drücken in Magengegend, das mich an meinen Hunger erinnerte. Glücklicherweise trat hinter mir schon nach kurzer Zeit Itachi aus der Dunkelheit. Zuerst hatte ich mich höllisch erschreckt, als urplötzlich seine Stimme erklang. "Wir können weiter. Kakuzu, du begleitest uns." Als ich das hörte, trübte sich mein Blick und sank zu Boden. Ich war so erschöpft. "Eh?!", machte ich, als ich plötzlich den Halt verlor. Deidara hatte mich auf seinen Rücken Huckepack geworfen. Ich starrte ihn perplex an und machte Anstalten, ihm eins überzuziehen, nachdem ich mich wieder gefasst hatte. "Lass gut sein und sei lieber dankbar.", meinte er nur. Trotzig schnaubte ich, schlang die Arme um seinen Hals und lehnte meinen Kopf an seinen Nacken an. Anscheinend sah man mir meine Müdigkeit ziemlich an. Aber wenn ich mich schon damit abfinden musste, machte ich es mir eben bequem. Ich hörte den Unbekannten, der Itachi nach zu urteilen Kakuzu hieß, seufzen. Tragen war eigentlich ganz gut. Sehr gut sogar. Auch wenn es ein Akatsuki war. Ich hatte keine Lust mehr zu laufen, zu fliehen, davonzurennen. Zum Glück war dieser Kakuzu dazugekommen, dadurch war Deidara in der Lage, mich mit sich rumzuschleppen, ohne auf seine Deckung achten zu müssen. Sogleich nahm der Neue Deidaras Platz in der Formation ein und wir machten uns auf den Weg. Ich wusste nicht, wohin und warum. Auch wenn es mich brennend interessierte, war ich zu kaputt, um mir darüber Gedanken zu machen, geschweige denn Itachi selbst zu fragen. Ich würde es früh genug erfahren. Ich schloss die Augen und sank in einen unruhigen Schlaf.   Lass mich nach draußen... "Sie ist eingepennt." "Lass sie schlafen. Ist besser für die Nerven." "Also, was ist das Ziel?" "Amegakure." "Dann will er also...?" "Ich weiß nicht." "Was hast du vor Itachi?" "Sie könnte dabei behilflich sein, an Konohagakure und den Kyuubi ranzukommen." "Warum das? Weil die sie wiederhaben wollen?" "Unter anderem." Denkst du nicht manchmal, dass du es auch willst?   Ich riss die Augen auf. Etwas aufgelöst erhob ich den Kopf und sah mich um. Ich bemerkte Schweiß meine Wangen hinabrinnen, mit dem Ärmel meines Oberteils wischte ich ihn weg. Ich war immer noch auf Deidaras Rücken, wir reisten immer noch sonst wo hin. Sie trabten durch eine grasüberzogene Tiefebene, bei jedem Schritt ertönte ein Plitschen. Es regnete. "Du keuchst. Alles in Ordnung?" Ich zuckte zusammen und blickte Deidara über seine Schulter an. Tatsächlich, ich atmete relativ schwer. "Schon ok..." Ich legte meine Arme ausgestreckt auf seinen Schultern ab und ließ meinen Kopf auf einem meiner Oberarme nieder. Der Regen hörte und fühlte sich sehr angenehm an. "Vielleicht solltest du ihr den Stabilisator in der nächsten Zeit wieder spritzen.", meinte Deidara zu Itachi. Was machten sie sich alle Sorgen um meinen Zustand? Auch wenn sie mich wohl irgendwie benutzen würden, war das noch lange kein Grund, sich um meine Psyche zu kümmern. Der Regen wurde immer stärker, irgendwann blieben sie alle stehen. Ich sah auf. Vor mir erhob sich ein großes, etwas düster aussehendes Dorf. "Da wären wir.", wies uns Hidan ein, "Amegakure." Kapitel 19 ---------- "Lass sie runter. Wir gehen alleine.", forderte Itachi auf einmal. Deidara betrachtete ihn unverständig. "Wir dürfen nicht entdeckt werden. Wir würden auffallen. Ich werde mich mit Genjutsu tarnen." Deidara nickte begreifend und ließ mich herunter. Ich ging gehorsam und nicht ganz stolperfrei hinüber zu Itachi, ließ eben die Spritze über mich ergehen und schaute dann in die Runde. Hidan und Kakuzu wandten sich zum Gehen, während Deidara sich umsah. Sasori sah ich nicht mehr. "Kannst du selbst laufen?" Ich drehte mich zu Itachi um und stimmte mit einem "Mhm." zu. Sogleich legte er die eine Hand auf meine Schulter, was mich zuerst irritierte. Er drückte mich etwas in die Richtung, in die er laufen wollte und so gingen wir nebeneinander her während er nie die Hand von mir nahm. Ich konnte nur spekulieren, dass seine Illusion so auch für mich wirkte. Auf unserem Weg durch das Dorf kamen wir an zahlreichen kleinen, eher verkümmert aussehenden Marktsänden vorbei. Niemand würdigte uns auch nur eines Blickes, was mir meine Vermutung bestätigte. Den ganzen Weg über starrte ich meine Hände an, die sich nervös kneteten. Itachi brachte mich in einen der letzten Winkel dieser Stadt, schon lange hatte ich kein Lebenszeichen anderer Menschen mehr erblicken können, doch Itachi wagte es nach wie vor nicht, von mir abzulassen. Irgendwann erreichten wir auch eine Art Turm. Er ragte ziemlich hoch in den Himmel. Ich wurde geradewegs in dieses große Gebäude geführt. Auf halbem Weg kam uns ein geschäftig aussehender Mann entgegen. Zum Glück hatte Itachi seine Illusion noch nicht aufgehoben. Wir erklommen den Turm innerhalb kurzer Zeit, unterwegs begegneten uns noch so einige Personen. Ich glaube, wir waren noch nicht ganz oben angekommen, als Itachi mich vor einer Tür zum Anhalten brachte, mich endlich losließ und somit sein Genjutsu auflöste. Nun wurde es wohl ernst. Ich wusste nicht, was mich erwartete, doch es konnte doch sicher nicht schlimmer als in Konoha sein. Nachdem ich über die Türschwelle getreten war, wurde sie hinter mir geschlossen. Itachi hatte mich alleine gelassen. Ich begann, an Allem zu zweifeln, was ich mir eingeredet hatte. Sie würden mich nicht am Leben lassen, sie würden einen Deal mit mir aushandeln, mich dafür ausnutzen, wofür sie mich vorgesehen hatten und mich dann umbringen, wenn sie mich nicht sofort abmurksten. Ich würde nie wieder die Chance bekommen, Naruto wiederzusehen. Ich würde nie die Gelegenheit haben, Sasuke meine Schuld zurückzuzahlen. Na immerhin wäre ich dann nicht gestorben, indem ich wegen diesem Ding, das angeblich in mir hauste, niedergejagt wurde... Unruhig sah ich mich um, es war ein aufgrund des regnerischen Wetters düsteres Zimmer; Es brannten keine Lichter. Es war recht groß, viel befand sich allerdings nicht darin. In der einen Seite klaffte praktisch ein Loch, es war eine fensterlose Panoramaaussicht. Ich bemerkte zuerst nicht, dass sich noch jemand im Raum aufhielt. Ich war wohl zu aufgehetzt, um mich konzentrieren zu können. "Du scheinst nicht so stark zu sein, wie Itachi behauptet hat.", ertönte unerwartet diese bedrohliche Stimme, die ich schon aus der absurden Höhle kannte, aus der rechten Ecke vor mir. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Er stand direkt an der Wand und starrte mich an. Ich hielt die Luft an. Beruhig dich, verdammt, beruhig dich... Allerdings war ich ja wirklich schwach. Ich war außer Form, träge und ängstlich. Wie sollte ich also unter solchen Umständen runterkommen und den Kopf klären? Wie sollte ich mich so wehren, wenn ich angegriffen würde? "Du hast wohl einiges an Selbstbewusstsein verloren." Regungslos starrte ich ihn an. Da mochte er Recht haben. "Weißt du, weshalb du hier bist?" "Nein." Ich warf einen Blick auf sein Gesicht. Mir fielen die vielen ungewöhnlichen Piercings auf. Waren das überhaupt Piercings? Sie machten nicht den Anschein, weil sie so seltsam geformt waren. "Du wirst für uns eine Aufgabe erledigen. Etwas, das nur du tun kannst. Als Entschädigung lassen wir dich frei und schleusen dich wieder in Konoha ein, unter der Bedingung, dass du uns bei Bedarf weiterhin als Informant zur Verfügung stehst." Ich musste stutzen und schob die Augenbrauen zusammen. Es warfen sich einige Fragen für mich auf, jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich sie gerade ihm stellen sollte. "Was ist das für ein Auftrag, wenn nur ich fähig dazu bin, ihn anzunehmen?" "Das kommt zu gegebener Zeit. Das war auch kein Angebot, wenn du verweigerst, kannst du dir ja vorstellen, was passiert." Mit trockenem Mund schluckte ich und nickte. "Und warum hat man mich extra hierher gebracht?" Er setzte sich in Bewegung und lief auf mich zu, ich wusste nicht, ob ich stehen bleiben oder davonrennen sollte. Letztendlich hätte ich es eh nicht geschafft, zu entkommen. Der Mann hob kurz bevor er bei mir angekommen war die eine Hand, ich dachte zuerst, er wollte nach mir greifen, doch ich bemerkte etwas Kleines in seiner leicht geschlossenen Faust. "Wir müssen sichergehen, dass du jederzeit tust, was wir dir sagen.", sagte er mit seiner rauen, bedrohlichen Stimme und machte seine Hand auf, um mir ein graues kugelförmiges Teil zu zeigen, das seinen Piercings ganz ähnlich sah. Dem zu Folge, was er gerade gesagt hatte, musste es wohl eine Art Sender sein. "Leg den Kopf nach vorn." Wie es aussah wollte der Unbekannte mir dieses Ding in den Nacken pflanzen. Dass ich das nicht wollte, war selbstverständlich, aber was hätte ich denn tun sollen? Ich tat also wie mir geheißen. Darauf spürte ich ein verdammt unangenehmes Stechen in meinem Nacken. Ich verzog das Gesicht und zog die Luft ein, wollte meinen Hals auch schon dem Griff des Akatsuki entreißen, jedoch ließ der Schmerz abrupt nach und ich konnte aufatmen. Ich fasste sofort an die Stelle hin und ertastete das kleine Kügelchen. "Es ist sehr stark in der Haut verankert. Versuch erst gar nicht, es zu entfernen, sonst wirst du es bereuen." Während ich mir den Nacken rieb, blickte ich ihn noch kurz an, ehe er meinte: "Du kannst gehen." Etwas verwirrt wendete ich einfach, öffnete die Tür und schloss sie hinter mir, nachdem ich hinausgegangen war. Und was nun? Keine Anweisungen? So langsam glaubte ich, dass sterben gerade doch die beste Option wäre. Die waren doch alle verrückt hier. Ich rutschte an der Tür herunter und rieb mir die Schläfen. Ich hörte ein plötzliches Zischen und schaute auf, Itachi war vor mir aufgetaucht. "Schon fertig? Dann lass uns gehen." Gott sei Dank. Ach, hatte ich schon mal erwähnt, dass es völlig absurd war, mich darüber zu freuen, dass dieses Wiesel hier war? "Wohin?", fragte ich müde. "Irgendwohin, wo du dich erholen kannst." GOTT SEI DANK. AMEN. Drei Tage vergingen. Ich schlief den Großteil der ersten beiden Tage, das endlich wieder anständige Essen verschlang ich gierig. Wir befanden uns in einer Art Herberge, außerhalb des Regenreiches. Vielleicht waren wir ja wieder im Land des Feuers. Die Sonne und der Zen-Garten neben der Raststätte trugen außerordentlich zu meinem sich erheiternden Gemüt bei. Am dritten Tag befand ich mich hauptsächlich draußen unter einer Weide, die direkt am Teich stand. Diese Besinnlichkeit gefiel mir. Es kam mir vor, als könnte ich hier ewigen Frieden behalten. Itachi hielt sich währenddessen nicht sehr oft bei mir auf. Er kam nur ab und zu kurz vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Ob ihm meine Gesellschaft unangenehm war? Vielleicht war er auch einfach der Meinung dass ich mich in diesem meditativen Alleinsein am Besten regenerierte. Ich fragte mich allerdings auch, was er in der Zwischenzeit wohl trieb. Und was er nun mit mir vorhatte, nun, da ich eine Aufgabe hatte. Am vierten Tag kam Itachi gegen Mittag zu mir und begutachtete mich. "Wir fangen heute mit dem Training an." "Training?", entgegnete ich ihm erstmal verdutzt. Einige Sekunden lang betrachtete er mich und ließ mich selber meine Denkzellen anwerfen. Was hatte ich mir die letzte Woche dauernd vorgeheult? Ich wäre ja ach so schwach und hilflos. "Ja...", seufzte ich und sah seitlich weg. Er wollte mich wieder fit machen. Das hieße im Endeffekt aber auch, dass ich meine Fähigkeiten für diesen Auftrag, den ich ausführen musste, brauchte. Nachdem er mich auf irgendeine recht versteckte Waldlichtung in der Nähe gebracht hatte, ließ er mich allerlei billige Übungen machen. Absolutes Anfängertraining, das bitter nötig war. Krafttraining, Sprungkraftübungen, laufen, laufen, laufen. Am Abend war ich fertig, komplett im Arsch. Der Muskelkater am nächsten Tag war kaum zu ertragen, doch Itachi schonte mich so gut wie nicht. Ich durfte am folgenden Tag noch bis zum Mittag ausschlafen, dann ging es wieder los. Gleiches Programm, gleiche Mühe. Am darauf folgenden Morgen ging es mir nicht besser, hinzu kam jedoch, dass ich schon in der Frühe aus dem Fuuton gehauen wurde. Nachdem ich rasch gefrühstückt hatte, fing die Quälerei erneut an. Den gesamten Rest der Woche dauerte das an, wobei ich auch sagen musste, dass es Einiges brachte. Es war nicht so, dass ich von Anfang an Alles neu aufbauen musste. Ich musste meine vernachlässigten Muskeln lediglich wieder in Schwung bringen, Muskelgedächtnis nannte man das. Selbstverständlich war es nach meiner Misshandlung mit einer einzigen Woche aber noch nicht gänzlich getan. Das Programm änderte sich, wenn auch das Ausdauer- und Muskeltraining nicht völlig auf der Strecke blieb. Ich bekam wieder zunehmend mit dem zutun, was für Shinobi eigentlich wichtig war. Chakrakonzentration und -aufbau, der Umgang mit Waffen, diverse Jutsus, all das bläute mir Itachi Stück für Stück wieder ein. Nebenbei erwähnt musste ich ihm die Jutsus verraten, die ich beherrscht hatte. Ich sträubte mich etwas, aber letztendlich hätte es eh nichts gebracht, mich groß zu widersetzen. Was ich außerdem bemerkte, war, dass Itachi sich immer öfters abends nach dem Training bei mir aufhielt, wohl um wieder nach meiner Psyche zu forschen. Es war schon Tage her, dass er mir dieses stabilisierende Mittel das letzte Mal gespritzt hatte. Ich schien mich zu erholen. Bis jetzt verstand ich nicht, was er sich von meinem seelischen Wohlbefinden erhoffen konnte. Trotz seiner wachsenden Aufmerksamkeit versuchte ich, dennoch eine gewisse Distanz zu Itachi zu halten. Ich wollte ihm nicht zu sehr trauen. Ich kam allerdings nicht umhin, mich in dieser Situation irgendwie wohl zu fühlen. Ich genoss den temporären Frieden. Mit angenehmer Abwechslung hatte ich mich in der folgenden Woche in Sachen Chakra und Waffenkampf zu üben. Man konnte nicht sagen, dass es mir gefiel, von einem Akatsuki zu ihrer kleinen Kampfmaschine ausgebildet zu werden, doch es kam mir auch genau gelegen, dass ich die Chance hatte, mich zu rehabilitieren. Die Mittagszeit war gerade vorbeigerannt, als ich auf verschiedene festgelegte Ziele so präzise wie möglich mit Kunai und Shuriken zielen musste. Schnelligkeit und die Fähigkeit, auch noch in der hektischsten Bewegung die Ruhe bewahren zu können, ins Schwarze zu treffen waren hier unabdingbar. Nachdem ich alles abgearbeitet hatte und außer Atem auf dem Boden aufkam, kam Itachi an mich heran. "Du machst Fortschritte, aber das reicht noch nicht." Ich seufzte enttäuscht. "Tut mir Leid, geht nun mal nicht schneller." "Dazu trainierst du ja hier." Bevor ich mich auf die Beine hievte und mich streckte, atmete ich noch einmal geräuschvoll aus. "Das Gleiche nochmal.", befahl er mir, aber ich hatte wirklich die Lust daran verloren. "Kann ich nicht eine Pause machen? Nur kurz." Nach einem selbst für ihn kritischen Blick meinte er ungeduldig: "Dafür haben wir keine Zeit." "Bitte! Zehn Minuten." Itachi besah mich mit seinen gewohnt gefühlskargen Augen und wandte sich kurz darauf von mir ab und ging sonst wo hin. Ein eindeutiges Ja! Ein kleines belustigtes Schmunzeln konnte ich nicht unterdrücken, sofort ging ich zurück zu der Lichtung - Ich hatte mich bei diesem blöden Parkour ziemlich davon entfernt - und sah mich um. Mir war schon seit ein paar Tagen aufgefallen, dass es hier einen kleinen Bach geben könnte, aus dem der Teich neben der Herberge sein Wasser speisen könnte. Ein Weilchen suchte ich danach und setzte mich, nachdem ich ihn gefunden hatte, an sein Ufer. Wasser war ja so beruhigend. Ich hielt meine Hand in das kühle Nass, das wallig an ihr vorbeifloss. Ich hatte Itachi noch nichts von meinem Kekkei Genkai erzählt. Und das war auch gut so. Ich brauchte im Notfall etwas, das ihn überraschte, einen Trumph. Ich bewegte die Hand etwas im Wasser und spürte, dass es nicht nötig war, mir mein Kekkei Genkai wieder anzutrainieren. Ich wusste, dass es auch so klappen würde. Es fühlte sich genau so an, wie vor einigen Monaten noch. Nachdem ich mein Päuschen beendet hatte, ging ich wieder zurück zum vereinbarten Trainingsplatz. Itachi wartete bereits. Ich sah die Worte in seinem Blick auch ohne dass er die Stimme erhob. Das versprach ein anstrengender Tag zu werden. Kapitel 20 ---------- Fast zwei weitere Monate waren vergangen. Ich war wieder fit, um nicht zu sagen in Topform. Schon vor einigen Tagen hatte Itachi mir erklärt, dass wir am Ende meiner Vorbereitung wären. Ich musste auch zugeben, dass ich in diesen zwei Monaten angefangen hatte, mit ihm zu sympathisieren. Auf rein charakterlicher Ebene natürlich. Er war einfach ein angenehmer Zeitgenosse, wenn man ihn nicht gerade zum Feind hatte. Wie er das sah, war natürlich eine ganz andere Sache, doch was kümmerte mich das. Ich hatte wohl gelernt, dass ich von Anderen nicht zu viel erwarten sollte. Ich lebte im Moment wohl nur davon, mir meine Menschennähe selbst zu schaffen. "Es ist Zeit dich mit Details zu deiner Aufgabe zu betrauen.", meinte er schließlich eines Morgens. Ich horchte auf der Stelle auf. Ich saß gerade am Tisch und frühstückte, während Itachi direkt neben dem Fenster stand und hinauslugte, als würden wir beobachtet werden. "Worum geht's denn nun?", entgegnete ich ihm so unbeteiligt wie möglich und biss in mein Reisbällchen. Ohne seinen starren Blick abzuwenden, erklärte er mir: "Deine Aufgabe ist es, das Vertrauen einer bestimmten Person zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass sie sich in ab heute exakt 27 Tagen in Konoha befindet." "Und diese Person wäre?" Er antwortete nicht gleich, weshalb ich ihn aus den Augenwinkeln anvisierte. Ganz kurz sah ich Frust seinen abwesenden, roten Augen aufblitzen. Ich hielt inne. Genau dasselbe hatte ich vor etlichen Monaten schon einmal gesehen. "Sasuke Uchiha." Meine Augen weiteten sich. Ich weiß nicht ob es sein Verhalten oder der Fakt, dass ich ausgerechnet Sasukes Vertrauen wiedergewinnen sollte, war, doch ich war entsetzt. Dieser Gefühlsausdruck, den Itachi da in den Augen hatte, er passte überhaupt nicht zu den Umständen. War er es nicht gewesen, der bis auf Sasuke seine gesamte Familie ausgelöscht hatte? Bereute er es am Ende gar? Oder steckte da noch etwas anderes dahinter? Dass ich zu gegebener Zeit noch einmal darüber grübeln wollte, stand fest. Im Moment gab es allerdings wichtigere Sorgen. Ich überlegte, ob Itachi wusste, dass ich dieses Vertrauen schon einmal gehabt hatte, das mir dann jedoch durch einen erbärmlichen Trick genommen worden war. Ich mutmaßte, dass er es ahnte, da er mich bei meiner Gefangennahme mit Sasuke gesehen hatte. Das aufsteigende Unbehagen konnte ich gerade unterdrücken, weil ich noch genug Zeit haben würde, mir Gedanken dazu zu machen. Schnell stopfte ich mir den angebissenen Reisball in den Mund und schluckte ihn schwer herunter. "Okay, und wie genau soll ich das anstellen?", ich versuchte, unbeeindruckt zu klingen, "Ich kenne ja weder seinen momentanen Standort, noch hab ich eine Ahnung davon, wie ich an ihn rankomme." Ich wusste im Grunde schon, warum nur ich diese Aufgabe angeblich erledigen konnte. Immerhin hatten sie von Deidara und Sasori garantiert die Info, dass ich vor meiner Gefangennahme mit Sasuke zusammengearbeitet hatte. Spätestens als er das erfahren hatte, dürfte Itachi eins und eins zusammengezählt haben. "Vor einigen Tagen haben wir Aktivitäten seinerseits gesichtet. Er ist mit Deidara, der in der Nähe war, in Konflikt gekommen. Das Gebiet im Umkreis von etwa zehn Kilometern ist zerstört worden. Von Deidara ist seitdem keine Spur mehr aufgetaucht, es ist anzunehmen, dass er tot ist. Nur einen Tag später aber soll Sasuke mit einigen Gefolgsleuten in einem Dorf in der Nähe gesehen worden sein. Er erholt sich wohl gerade." "Aha. Das heißt, ich soll ihn so schnell wie möglich aufsuchen, da er gerade nicht im besten Zustand ist?" "Korrekt." Irgendwie spürte man, dass dieses Gespräch sehr erzwungen nüchtern war. Deidara war wahrscheinlich tot... Damit konnte ich mein Vorhaben, ihn nach meinem Traum auszufragen, abhaken. "Wie lange werde ich bis zu besagtem Dorf brauchen?" Endlich drehte Itachi sich mal zu mir um. "Nicht lange. Es ist vielleicht einen halben Tagesmarsch von hier entfernt. Mit deiner jetzigen Kondition dürftest du also nach wenigen Stunden dort angekommen sein." "Muss ich heute noch los?" "Ja." "Du wirst mich nicht mehr begleiten, oder?" Ich war erleichtert, dass es mir gelang, es mehr so klingen zu lassen, als hätte ich gerne weiterhin Hilfe. "Nein. Du wirst zwar ständig Kontakt mit uns haben, aber nur, um uns auf neuestem Stand zu halten." "Wie halte ich den Kontakt mit euch?" "Wir lassen dir einmal die Woche nachts einen Falken zukommen. Du wirst merken, wenn es unserer ist. Gib ihm einfach einen knappen Brief mit der momentanen Situation. Schau am besten jede Nacht mal raus, er wird immer gegen Mitternacht kommen.", erläuterte er mir detailhaft, damit ich ja keine Fragen mehr stellen musste. Ich ließ den Kopf sinken und starrte auf das kleine Tablett, auf dem sich noch ein Reißbällchen und eine Tasse Tee befanden. Etwas nachdenklich fragte ich Itachi: "Wie könnt ihr euch eigentlich sicher sein, dass ich den Auftrag hundertprotzentig so ausführe, wie ihr wollt? Oder dass ich ihn überhaupt ausführe?" "Ich weiß nicht, wie das gewährleistet ist, aber Pain erwähnte, dass die Sicherheit, dass du nicht wegläufst, schon besteht." Unwillkürlich fuhr ich mir mit der Handfläche über den Nacken. Ach stimmt ja, dieser Sender. Dieser gepiercte Punk, der mir dieses Ding eingepflanzt hatte, hieß wohl Pain. "Außerdem werden wir merken, wenn du Dritte einweihst. Du wirst es bereuen, lass es lieber.", erzählte er tonlos und versuchte mir damit wohl Angst einzujagen. "Des Weiteren", fuhr er fort, "ist es nicht von Belang, wie du es anstellst. Wichtig ist, dass Sasuke in genau 27 Tagen in Konoha ist." Ich nickte. Itachi setzte sich träge in Bewegung an mir vorbei Richtung Tür, währenddessen folgte ihm mein Blick. Im Türrahmen blieb er stehen und schaute mich über die Schulter an. "Es wird Zeit. Nimm dein Gepäck und mach dich auf." Ich seufzte aufgrund dieser Eile, steckte mir das letzte Reißbällchen in den Mund und stand auf. Schnellen Schrittes suchte ich mein Katana und meine geschätzte Tasche. Diese schnallte ich sogleich um die Hüfte und befestigte das Katana daran. Letztendlich hatte ich wieder das Gefühl, auf eine ganz normale Mission zu gehen. Wenn sie doch nur so normal wäre, wie ich es mir wünschte. Wie in einer Bewegung schnappte ich mir meinen Mantel, zog ihn an, griff nach dem Reißball in meinem Mund, der von dem hin und her schon zusammenzufallen drohte, und biss ab. Sogleich folgte ich Itachi, der uns wohl schon bei der Besitzerin der Herberge abgemeldet und das Gebäude verlassen hatte. Ich sauste durch den Ausgang und sah mich schnell um. Da war er noch. Itachi stand nicht weit weg von mir und zeigte nach einigen Sekunden Richtung Nordwesten. "Immer geradeaus." Ich nickte dankend, mein Blick heftete sich dorthin, wo Itachis Arm hinwies. Hinter mir hörte ich die Schritte meines Aushilfslehrers für zwei Monate, er hatte mir den Rücken zugekehrt und wollte den entgegengesetzten Weg nehmen, um mich zu verlassen. "Itachi!", rief ich ihm zu, worauf er stehen blieb und sich mir zuwandte. Er blickte mich mit diesen gewohnt gefühlskargen Augen an. Ich bildete mir ein, mehr darin sehen zu können, als das. Er hatte mir das Leben zwei Male gerettet, für diese zweite Chance war ich ihm wirklich dankbar. "Mach's gut." Mit diesen Worten rannte ich los, die Ruhe vor dem Sturm hinter mich lassend. Kapitel 21 ---------- Die Sonne stand etwa im Zenit, als ich Wälder und Hochebenen hinter mich gelassen und besagtes Dorf erreicht hatte. Zu allererst überlegte ich, ob es nötig war, mir eine Bleibe zu suchen. Nach mehrmaligem hin und her Überlegen entschied ich, mir sicherheitshalber einen Rückzugsort zu organisieren, da ich ja nicht davon ausgehen konnte, bei Sasuke mit offenen Armen aufgenommen zu werden. In seinen Augen war ich eine Verräterin. Ich wanderte einfach ziellos im Dorf herum, während ich überlegte, was ich sagen sollte. Ich musste es irgendwie schaffen, ihn davon zu überzeugen, dass mich keine Schuld traf. Was ja auch stimmte. Es war allerdings klar, dass ihm von meinem eher unfreiwilligen Deal mit Akatsuki erzählen keine Option war. Ich hatte sowieso vor, mich da irgendwie rauszuwinden, doch mit diesem Sender im Genick war das im Moment wohl keine so gute Idee. Nun gut, was waren meine Möglichkeiten? Ihm die Folter schildern, die ich nach meiner Gefangennahme erlitten hatte, von der ich so nebenbei gesagt immer noch nicht wusste, wie lange sie angedauert hatte? Ich war mir nicht sicher, ob das so gut war. Immerhin sah ich mittlerweile kein bisschen mehr endlos gequält aus. Nein, das würde er mir nicht abkaufen. Zahllose Menschen kamen mir entgegen oder überholten mich, rempelten mich mit einem abwesenden "Verzeihung." an oder sahen sich an den vielen Marktständen die Waren an. Ich war wohl in meiner Versunkenheit mitten ins Dorfzentrum gelangt. Gleich fielen mir ein paar Gasthäuser am Rande des Marktplatzes auf und ich dachte angestrengt nach, wie ich an ein Zimmer kommen könnte. Ich hatte kein Geld, aber ich brauchte ein Zimmer, so billig und klein es auch war. Weil das Einzige, was mir einfiel, Bezahlung in Form von Arbeit war, machte ich mich auf zum nächstbesten Gasthaus und wollte gerade einmal einen Blick durch das Fenster hineinwerfen, als neben mir ein Mädchen, das mir doch allzu bekannt vorkam, durch den Eingang nach draußen gestürmt kam und davoneilte. Nachdem mir kurz verdutzt der Mund offen stand, folgte ich ihr hektisch, die vielen Leute liefen mir immer wieder in den Weg und irgendwann riss mir der Geduldsfaden, sodass ich sie einfach handgreiflich beiseiteschob, sobald jemand meinte, die uneingeschränkte Vorfahrt zu haben. Mein liebes Rotschöpfchen schien wirklich keine Zeit verlieren zu wollen, denn es fiel mir schwer an ihr dranzubleiben und trotzdem die richtige Distanz zu halten, sodass sie mich nicht bemerkte. Ich verfolgte Karin und wo Karin war, konnte Sasuke nicht weit sein. Warum sie sich wohl vorhin noch in diesem recht schäbigen Gasthaus aufgehalten hatte? Jedenfalls führte sie mich weg vom Zentrum in eine ruhigere und schönere Gegend. Hier war die Natur intensiv miteinbezogen, ich bemerkte im Vorbeigehen immer wieder die vielen wunderschönen Bäume, die in voller Blüte standen. Einige Häuser hatten sich sogar ihre Gärten um einen dieser Bäume errichtet und kunstvoll genutzt. Was für ein hübsches Viertel. Mit der schrumpfenden Menschenmasse war es auch ein leichtes, hinter Karin herzuschleichen. Ich wusste ja, dass sie ein Sensor war, jedoch hatte ich mir die Fähigkeit, Chakra zu verbergen, unter Itachi ja wieder antrainiert. Ich folgte ihr bis zum äußersten Rande des Dorfes, wo sie in einem unauffälligen Gasthaus verschwand. Das war es also. Hätte nicht gedacht, dass ich sie so schnell finden würde. Wiederum stellte sich mir die Frage, was Miss Zimper dann in der anderen Herberge zu suchen gehabt hatte. Schnell blickte ich mich um, lief gleich darauf zum nächstgelegenen Baum und sprang hinauf auf den am tiefsten liegenden Ast. Um an Höhe zu gewinnen, kletterte ich noch ein zwei Etagen höher, bewegte mich von dort aus von einem Baum zum anderen bis ich den erreicht hatte, der direkt an dem Gasthaus lehnte, in das Karin entschwunden ist. Immer wieder hüpfte ich hin und her zwischen den Ästen und linste durch die Fenster, hinter denen sich mal ein leeres, mal ein bewohntes Zimmer befand. Etwa beim fünften Fenster zuckte ich gleich einmal zur Seite und presste mich gegen die Hauswand. Da waren sie. Sie waren es wirklich. Sie waren da drinnen, im Grunde nur drei oder vier Meter von mir entfernt. Als ich durch das Fenster gestarrt hatte, hatte ich Karin und Juugo sofort wiedererkannt, Suigetsu war nicht in meinem Blickfeld gewesen, ebenso wie Sasuke. Ich atmete kurz durch und ging in die Hocke. Sie durften mich auf keinen Fall sehen, ich musste mir erst überlegen, was ich jetzt machen sollte. Dummerweise hatte ich mich bis jetzt noch nicht einigen können, was ich tun oder sagen würde, wenn es soweit kam, dass ich sie gefunden hatte. Angespannt lugte ich über den Rand des Fensters hinweg in den Raum und beobachtete das Geschehen. Karin hastete von einer Ecke in die nächste, von einem Tisch zum anderen, trug immer wieder Sachen mit sich und stoppte letztendlich an einem recht zentral stehenden Bett, in dem jemand zu liegen schien. Ich kniff die Augen zusammen: Es war Sasuke. Der Atembewegung des Brustkorbs nach zu urteilen schlief er nur. Mein Herz fing an, schneller zu klopfen, immer schneller. Karin setzte sich gerade an den Bettrand und langte ihm an die Stirn. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck ließ sie kurz darauf wieder von ihm ab, und begann damit, einen Verband am rechten Oberarm zu wechseln. Da entdeckte ich Juugo wie er von links her ans Bett trat und etwas zu Karin sagte. Man merkte ihr die Erleichterung in der Antwort auch ohne Stimme an. Anscheinend hatte Sasuke Fieber oder Ähnliches gehabt. Nachdem Juugo das Zimmer mit einem Nicken wieder verlassen hatte - Ich denke es gab noch ein paar Nebenräume - brachte auch Karin ihr Werk zuende und ging hinaus. Dort lag er nun. Mein Herz raste. Würde er mich bemerken, wäre er wohl schon lange auf mich losgegangen. Würde ich mich wehren, wäre er umso überzeugter, dass ich ihn verraten hatte. Würde ich jetzt reinkommen und ihn wecken, wäre ich so gut wie tot. Ich wollte doch so sehr mit ihm reden. Das Missverständnis klären. Aber wie? In dem Moment wurde mir eines klar: Es würde verdammt schwer werden. Um nicht zu sagen so gut wie unmöglich. Ich wandte mich von dem Fenster ab und schaute in den Himmel. Ich brauchte Zeit. Zeit, mich auf das Treffen vorzubereiten. Zeit, nachzudenken. Zeit, mich zu beruhigen. Hektisch rannte ich durch die Bäume zurück Richtung Marktplatz. Unterwegs entschied ich, mich in der Nähe an den Rande des Waldes zurückzuziehen und dort in meiner Hängematte in den Bäumen zu schlafen, so wie damals, in meiner ersten Nacht nach der Flucht. So wie auch damals die erste Konfrontation mit Sasuke und den anderen einen Tag danach stattgefunden hatte. Nachdem ich mir ein Nachtlager errichtet hatte, beschloss ich, dass ich mindestens einen Tag brauchen würde, für ein wohlüberlegtes Treffen bereit zu sein. Vorher wollte ich mich nicht in ihre Reichweite wagen, außer vielleicht zur Kontrolle, ob sie noch da waren. Ich legte mich in die Hängematte und wälzte mich eine Weile hin und her, konnte nicht schlafen. Noch dazu konnte ich nicht klar denken. Ich versuchte verzweifelt, mir angemessene Worte zurechtzulegen, doch es gelang mir einfach nicht. Dann probierte ich es damit, mich davon abzulenken und es später nochmals zu versuchen. Aufgrunddessen schweiften meine Gedanken zu Itachi. Zu Itachi und Akatsuki. Bis jetzt lief noch alles wie sie es wollten, weil es mir in den Kram passte. Ich tanzte nicht nach ihrer Pfeife. Das würde ich niemals. Was war mit Itachi? Er hatte mir eigentlich ja geholfen. Bis heute hatte ich nie verstanden, warum er sich für mich eingesetzt hatte. Immerhin musste der Plan, den ich nun verfolgen sollte, ja von ihm stammen. Was hatte er vor? Noch immer hatte ich das Gefühl, dass er etwas vor mir verbarg. Unwillkürlich fuhr ich meinem Nacken entlang zu diesem Piercing und umrundete es mit der Fingerkuppe des Zeigefingers. Dann setzte ich daran an und war verlockt, einen Versuch zu riskieren, ihn rauszuziehen. Ich glaube, danach schlief ich ein, denn die Gedanken verschwommen und ich war weg. Kapitel 22 ---------- Als ich die Augen aufschlug, wollte ich sie gleich wieder schließen. Noch nie hatte ich so wenig Tatendrang verspürt wie jetzt. Müde und träge drehte ich mich von der einen Seite auf die andere und wollte weiterdösen. Der Arm, auf dem ich gelegen war, war eingeschlafen und kribbelte ekelhaft. Ich schüttelte ihn genervt aus und ließ ihn an der Matte runterhängen. Diese Nacht war trotz der Albträume, die mich seit einigen Nächten hin und wieder besuchten, sehr angenehm gewesen. Es müsste mittlerweile Hochsommer sein. Ich schaffte es nicht mehr, einzuschlafen, also ging ich im Kopf noch schlaftrunken durch, ob es etwas gab, das ich heute noch erledigen wollte. Außer gegen Abend noch einmal bei Sasuke vorbeizuschauen hatte ich nichts vor. Das sollte ein langweiliger Tag werden. Andererseits musste ich mir ja auch Gedanken darüber machen, wie ich meinen früheren Verbündeten begegnen wollte. Doch dazu hatte ich im Moment weniger als nur keine Lust. Den Rest dieses Morgens blieb ich faul und nahezu unbewegt in meiner Hängematte liegen. Der Mittag war vorbeigerauscht. Es musste nun früher Nachmittag sein, da meldete sich mein Magen und ich bekam endlich einen Grund, aufzustehen. Um mir etwas zu Essen zu beschaffen, entschied ich, jagen zu gehen, anstatt mich in irgendeine Gaststätte zu setzen. Es bestand dort die Gefahr, von irgendjemandem erkannt zu werden. Ich war ja nicht besonders bekannt oder berüchtigt, jedoch konnte man ja nie wissen. Schließlich suchte Konoha nach mir. Ob sie wohl Fahndungen nach mir führten? Ich versteckte mein Schlaflager sorgfältig und ließ mein Katana hier. Zum Jagen brauchte ich ein solch unhandliches Werkzeug nicht. Mit einem Kunai, wenigen Shuriken und einem Seil im Gepäck machte ich mich auf, tiefer in den Wald. Anfangs tat ich mich schwer, etwas aufzuspüren, die Tiere hier waren gefährliche Besucher anscheinend gewohnt und versteckten sich. Es gelang mir in der nächsten Stunde nicht, ein einziges Tier zu erlegen, weshalb ich mein Glück am Fluss versuchte, den ich während meiner Pirsch entdeckt hatte. Mit den Fischen hier hatte ich eindeutig mehr Glück und so saß ich kurze Zeit später mit einem kleinen improvisierten Lagerfeuer am Ufer und briet mir ein paar Fische. Nachdem ich meine Mahlzeit beendet hatte, wollte ich mich ein bisschen im Dorf umsehen, weil ich ja sonst nichts Besseres zutun hatte. Ich machte mich auf den Rückweg, als ich plötzlich einen gedämpften Schrei hörte, gefolgt von einem Klirren. Oh, das klang mir doch verdächtig nach zwei sich anfauchenden Schwertern. In der Nähe musste ein Kampf stattfinden, sofort kniff ich die Augen zusammen und lauschte. Gleich darauf driftete ich von meinem Weg nach rechts ab und flüchtete mich sicherheitshalber auf die Bäume. Es brauchte nicht lange, bis ich zum Ort des Geschehens kam. Zuerst versuchte ich, mir einen Überblick zu verschaffen, doch der Wald war recht dicht; Ich erkannte zwei oder drei Silhouetten, die sich zwischen den vielen Baumstämmen erbittert bekämpften. Den Chakren nach zu urteilen mussten es sogar insgesamt vier Personen sein. Angestrengt starrte ich durch das gedämmte grünliche und manchmal von Sonnenstrahlen erhellte Licht, um irgendeinen der immer wieder herumtanzenden Gestalten zu identifizieren. Auf den ersten Blick sah es für mich so aus, als griffen zwei der Silhouetten eine andere an. Die vierte hielt sich dezent im Hintergrund, ich vermutete, dass sie eine der beiden Parteien aus der Entfernung unterstützte. Vielleicht wäre es klug, denjenigen auszuschalten. Während ich das so beobachtete, neigte ich dazu, der unter Beschuss stehenden Person zur Hilfe zu eilen, allerdings gelang es mir einfach nicht, sie zu erkennen. Da erfuhr der Kampf plötzlich einen Umschwung, der auf sich allein Gestellte drängte die beiden Gegner mit viel Mühe zurück. Ich sprang auf einen nächstgelegenen Ast, um das Geschehen besser verfolgen zu können. Er wollte gerade gegen den Einen der beiden Angreifer mit seinem Schwert den entscheidenden Streich ausführen. Auf der Stelle stieß ich mich vom Ast unter mir ab, holte mir Schwung durch einen Salto und wollte ihm seinen Schädel mit einem Tritt zertrümmern. Ich riss die Augen auf und fixierte den Angegriffenen, um ihn auf keinen Fall aus dem Blick zu verlieren. In mir ballte sich Zorn und das Verlangen, den Verursacher zu beseitigen, tat sich auf. Im Nachhinein weiß ich, dass ich diese Aktion noch einmal hätte überdenken sollen, doch ich hatte irgendwie keine Kontrolle in diesem Moment. Ich erwischte den maskierten Anbu nicht, er hatte mich rechtzeitig bemerkt und war ausgewichen. Meine Fußferse knallte auf den Boden, die Erde warf einige Spalten, kleine Erdbrocken flogen mir entgegen. Der zurückgewichene Anbu befand sich noch in Reichweite, sogleich holte ich aus und schlug mit meiner Faust nach ihm. Ich zielte auf das Zeichen auf der Plakette über der rechten Brust, das seine Herkunft verriet. Dieses Blatt musste zerstört werden. Zerrissen. Ausgelöscht. Es war, als nahm ich nichts anderes mehr wahr, es gab nur noch ihn und mich. Ihn und mich. Diese Abneigung, die ich gegen ihn verspürte, war unglaublich gigantisch. Ich glaube, ich hatte noch nie eine solche Zerstörungswut gehabt. In meinen Ohren pulsierte mein erregter Herzschlag. Diesmal gelang ihm die Flucht nicht, mit voller Kraft rammte ich meine Faust in seine Rippen. Ich hörte sie leise knacksen und bersten. Er gab ein ekelhaftes Würgen von sich und flog darauf mehr als zehn Meter rückwärts, bevor er mit einem weiteren abartigen Laut gegen einen Baum stieß und zu Boden sackte. Und gerade als ich begann, dieses Gefühl von Euphorie zu lieben, setzte auf einmal wieder meine Wahrnehmung ein. Ich hörte mich Schnaufen, unruhig und aggressiv, während ich meine Kampfhaltung aufhob und mir in den Sinn kam, dass sich hier ja noch drei andere Kampfteilnehmer befanden. "Hikari?!", ertönte es fassungslos hinter mir. Ich drehte mich zur Seite, zog die Augenbrauen hoch. "Suigetsu?!" Ich blickte Karin, Juugo und Suigetsu erschrocken an und wich erstmal reflexartig einige Schritte zurück. Sie hatten eine defensive Position, machten aber keine Anstalten, mich zu attackieren. Eigentlich wäre es selbstverständlich, dass sie abweisend auf mich reagierten, nach Allem was passiert war. Jedoch starrten sie mich nur entsetzt an. Nein, das hier war nicht gut, gar nicht gut! Ich wollte doch erst am nächsten Tag auf sie zugehen. Wenn ich jetzt einen Fehltritt machte, dann wär's das gewesen. Kurz sah ich mich hektisch um, wo war noch gleich mein Schlafplatz? Ich glaube, ich war in dem Moment recht überfordert. Ich schaute kurz wieder zu den anderen, Juugo setzte zum Reden an, aber er kam nicht zu Wort. Ich verschwand auf einmal, ich haute einfach ab. So schnell ich konnte raste ich durch den Wald, schlug den ein oder anderen Haken, damit sie meine Spur nicht so schnell aufnehmen konnten, als mir einfiel, dass Juugo einmal erwähnt hatte, er könnte mit Tieren kommunizieren. Ich verfiel in Panik; Wenn sie wollten, würden sie mich mit Leichtigkeit finden. Oder auch das genaue Gegenteil machen. Völlig außer Puste kam ich an meinem Rastplatz an. Ich musste umziehen, woanders hin, wo mich keiner zurückverfolgen konnte. Wahrscheinlich reagierte ich maßlos über, aber ich hatte eine wahnsinnige Angst davor, dass die drei es Sasuke erzählen würden. Und ich konnte mir sicher sein, dass sie es tun würden. Zerstreut sammelte ich mein Zeug zusammen, verhedderte mich in meinem Mantel und befestigte mein Katana. Als Allererstes sprintete ich hinaus aus diesem Wald, hinaus aus Juugos Beobachtungsanstalt voll von Getier. Warum machte ich so einen Wind darum? Ich war ja entkommen, ich hatte theoretisch noch eine Chance. Doch was, wenn Sasuke beschloss, weiterzuziehen, sobald er von mir erfuhr? Dann müsste ich mich an ihre Fersen heften, und das war keinesfalls eine gute Idee, denn sie würden es innerhalb kürzester Zeit herausfinden. Es würde mir nicht gerade Sympathie einbringen. In seinen Augen hatte ich sein Vertrauen auf's Mieseste missbraucht, wie sollte ich das wieder gutmachen? Ich verhielt mich wirklich sehr emotional. Das fiel mir auch erst nach einigen Minuten auf, als ich im Zentrum des Dorfes angekommen war. Zum ersten Mal merkte ich selbst, wie wichtig es mir war, diesen ersten Schritt meines Auftrags zu erfüllen. Nicht wegen Akatsuki. Um meinetwillen. Nur weil ich unbedingt wieder mit ihm ins Reine kommen wollte. Gerade hatte ich das andere Ende des Dorfes erreicht, da kam ich erstmal zu mir und dachte nach. Ich klatschte mir an die Wangen und versuchte, klaren Kopf zu bekommen. Ich durfte jetzt auf keinen Fall weg. Ich hatte nur einen knappen Monat Zeit. Man konnte nicht sagen, dass das viel war. Ich musste mein Ziel unter allen Umständen im Auge behalten. Ich konnte es mir schön reden wie ich wollte, ich konnte es nicht leugnen: Es ging mir nicht um diesen dummen Befehl oder um mein Leben, ich wollte Sasukes Vertrauen wieder. Ich konnte es einfach nicht ertragen, ihn in dem Glauben zu lassen, ich hätte bei diesem hinterlistigen Plan dieser gottverfluchten Konoha-Nin mitgewirkt. Ich war gefoltert worden, sie hatten mich nur in die Irre geführt. Aber nun war ich wieder da. Kapitel 23 ---------- Wohin sollte ich jetzt? Ich brauchte für alle Fälle einen Unterschlupf. Ich drehte mich um zu den ganzen Häusern, die eigentlich viele Möglichkeiten boten. Vielleicht wäre es ratsam, mich irgendwo bei einer Familie versteckt zu halten. Auf dem Dachboden oder so. Ich wollte über das gesamte Dorf blicken, um den besten Standort auszumachen, also ging ich etwas rückwärts und wandte mich dann abermals um. Ich war im Begriff, auf den nächstgelegenen Baum zu springen, sodass ich eine bessere Aussicht hatte, doch da wurde ich plötzlich zu Boden gerissen. Etwas war mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zugerast und presste mich nun gegen die kalte Erde. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen, denn mir bohrte sich etwas in die Brust - ich vermutete ein Knie -, das mir die Luft abschnürte. Darauf spürte ich, wie mir kaltes, scharfes Metall an die Gurgel gelegt wurde und der Druck auf der Lunge nahm ab. Ich konnte etwas durchatmen, während die Klinge immer fester gegen meinen Hals gedrückt wurde und doch immer wieder ein bisschen locker ließ, als ob der Träger hin- und hergerissen war zwischen meinem Tod und meinem Leben. Ich brachte es zusammen, ein Lid einen Spalt weit aufzumachen. Vor mir entwirrte sich ein mir nur allzu bekanntes Gesicht. Sofort öffnete ich beide Augen weit, um ihn genau ansehen zu können. Trotz der Klinge an meinem Hals , mit der er mir den Kopf abzuhacken drohte, war ich irgendwie erleichtert. Er war noch da. Ich starrte ihn erst nur an. Es war lange her. Seine Miene war nicht so emotional und wütend wie damals, als er Itachi angegriffen hatte. Sie hatte wieder ihre Kühlheit, ihre Gelassenheit zurück. Oder ob es wohl sogar noch schlimmer geworden war? Ich hatte ihn zwar am vorigen Tag schon betrachten dürfen, aber so war es definitiv etwas anderes. "Sasuke...", murmelte ich. Er setzte sein Katana etwas enger an, was mich endlich in die Realität holte. Ich musste stutzen und versuchte, unter dem Druck weiter normal zu atmen. "Was willst du?" Seine Worte trafen mich irgendwie, sie waren eiskalt. Okay, ich hatte keine andere Wahl. Jetzt oder nie. "Mit dir reden." Er sah weiterhin auf mich herab, zu keiner Antwort bereit. Denk nach verdammt, und pass auf, dass du nichts falsch machst. Bleib vernünftig, bleib ruhig. Ich wartete noch einige Momente ab. "Es gibt nichts zu reden.", meinte er nur. Ich versuchte krampfhaft, mich daran zu hindern, meine Gesichtszüge zu verziehen. Wenigstens das Zittern in der Stimme konnte ich einigermaßen unterdrücken. "Doch, gibt es." Ich erkannte an seiner Schläfe, dass er die Zähne zusammenpresste, wiederum erhöhte er den Druck mit seinem Katana auf meine Kehle und ich konnte nicht mehr anders als reflexartig seine den Schwertgriff umklammernde Faust zu packen und sie mit größtmöglicher Kraft von mir wegzudrücken. Wie lange ich wohl dagegenhalten konnte? Er würde mir nicht zuhören, freiwillig nicht. "Ich habe-", mühsam brachte ich einige Worte hervor, "-euch nicht verraten." Abrupt drückte Sasuke zu und ich tat mich immer schwerer, sein Katana von meinem Hals fernzhalten. Er wollte nicht, dass ich mich äußerte, Zorn und Schmerz sagten ihm, er dürfe mir nicht glauben. Doch er irrte er sich. Und irgendwie konnte ich ihn doch verstehen. Sasuke konnte sich keine Fehlschläge leisten und er hatte bereits genug Leid erleben müssen. Ich sah keinen anderen Weg, also sprach ich es einfach aus, bevor er mich noch enthauptete. "Sie haben mich in die Irre geführt. Ich wurde gefoltert!" Der Druck stagnierte, nahm jedoch nicht ab. Er zweifelte offensichtlich. Ich nutzte die Chance und fuhr fort: "Ich habe keine Ahnung wie ich da rausgekommen bin, aber eines Tages war ich einfach draußen und bin abgehauen." Dass ich von da an mit Akatsuki zutun gehabt hatte, ließ ich dezent aus. "Sasuke, ich weiß wirklich nicht was passiert ist. Ich weiß auch nicht, warum sie mich eingekerkert haben. Aber bitte glaub mir." Mein Gesicht hatte sich etwas verzerrt. Ich dachte an Shinobi aus Konoha, und sogleich spürte ich wieder etwas in meinem Inneren aufkeimen wie eine kleine glühende Sphäre, die zu explodieren drohte. Ich ließ den heißen Strahlen in meiner Bauch- und Brustregion, die sich aus der winzigen Kugel gebildet zu haben schienen, freien Lauf, denn sie fühlten sich gut an. Ich hörte Sasuke stutzen. Ich sah ihn an, doch ich sah ihn nicht. Ich sah ihn nicht. Wieso sah ich ihn nicht? Die Augen weit aufgerissen versuchte ich, ihn in meinem Blickfeld zu finden. Warum war ich plötzlich woanders? "Beweg dich schon!" Ich wurde gestoßen. Gleich nachdem ich einige Schritte gestolpert war, stürzte ich auf die Knie. Irgendwie konnte ich meine Augen nicht bewegen, nicht drehen, nicht wenden. Sie schmerzten. Ausdruckslos starrte ich den nassen Boden an. Unzählige Wassertropfen plitschten auf dem Kies. "Sensei, vielleicht sollten Sie nicht so-" "Ruhe!" War das Lee's Stimme gewesen? Warum waren meine Hände auf meinem Rücken? Bei meinem Versuch, sie wieder nach vorne zu nehmen, bemerkte ich Fesseln. "Steh auf, du unnützes Miststück!" Ich konnte nicht aufstehen. Nur einige Momente später nahm ich wirre Gespräche wahr und wurde vom Boden aufgehoben und weitergeschleppt. Ich versuchte ja, selbstständig zu laufen, allerdings waren meine Beine wie taub. Jemand flüsterte mir von rechts ins Ohr: "Es wird dir bestimmt bald besser gehen, Hikari.." Er kannte meinen Namen und doch erkannte ich ihn nicht. "Wir passen schon auf, dass dir nichts passiert." Angestrengt dachte ich nach. "Halt durch." Kiba. Das war Kiba. Ganz eindeutig. Ich erinnerte mich an seine Stimme. Eine Weile trugen sie mich durch die verregnete Stadt. Häuser, geschlossene Märkte und vereinzelt sogar Menschen, die geduckt vor dem schlechten Wetter an den Seiten der Straße vorbeizogen, wanderten durch mein Blickfeld. Es war lange her, doch ich konnte mich an jede einzelne Hauswand, an jeden einzelnen Marktstand erinnern. Sie riefen mir geradezu entgegen 'Willkommen zurück, Hikari! Wir haben dich vermisst!'. Ich dich nicht, Konoha. Die Shinobi lieferten mich an einem großen Gebäude ab. Ich glaube, es war das, in dem sich Tsunade tagsüber immer aufgehalten hatte. "Von hier an übernehmen ich und Sai. Euer Auftrag ist erfüllt, geht heim und bleibt auf Abruf." "Was? Bei allem Respekt, Sensei, wir können sie nach dem, was passiert ist, doch nicht allein lassen. Sehen Sie sie doch an, es scheint, als sei sie ohnmächtig." Der Mann, der anscheinend das Kommando hatte, reagierte recht aggressiv. "Ich sagte bereits, dass du dich da raushalten sollst, Kiba. Diese Angelegenheit hat nichts mit eurem kleinen Freundeskreis zu tun. Ihr seid in keinster Weise dazu berechtigt, Kontakt zu einer Gefangenen zu haben." "Gefangene? Von einer Gefangennahme war doch nie-" "Nicht du auch noch, Naruto!! Macht uns gefälligst keine Schwierigkeiten!" Naruto...? Sofort wurde ich in das Gebäude geschleift, ohne auch nur ein weiteres Wort. Ich schloss langsam die Augen, presste die Lider zusammen und öffnete sie wieder. Immer wieder bewegte ich die schmerzenden Augäpfel ein wenig, ich musste ihre komische Starre lösen. Von hinten hörte ich andauernd Rufe. "Warten Sie! Was soll das!?" Ich glaube, das war Naruto. So langsam wurde mein gelähmtes Hirn wieder wach, ich versuchte immer mehr, meinen Körper anzuspannen und ihm wieder Leben einzuhauchen. Schließlich gelang es mir endlich, den einen Fuß aufzusetzen, aufzutreten, dann kam der zweite, ich lief ein paar Schritte mit. "Wehr dich gefälligst nicht.", meinte der Eine drohend zu mir. "Hikari! Befrei dich, hau ab!!" Schon wieder hörte ich hinter mir Naruto schreien. Ich weiß nicht, woran es lag, doch irgendetwas sagte mir, dass ich gehorchen sollte. Ich schaute rasch hinter mich, erhaschte nur eine Sekunde lang Narutos panischen Blick hinter der ihm verschlossenen Glastür und wusste sofort um die Gefahr, die mich umgab. Auf der Stelle riss ich mich los und rannte einige Meter weg von den beiden. Ich blickte mich hektisch um, sogleich wurde ich an der Schulter gepackt; Mein linker Arm wurde mir schmerzhaft hinter dem Rücken verdreht. "Nein!!", bettelte ich. "Lasst mich lo--" Plötzlich wurde alles schwarz. "HIKARI!!!" Ich riss die Augen auf und erblickte vor mir saftgrüne Blätterkronen. Naruto. Es war Naruto gewesen. Dieser Schrei. Ich kannte ihn. Ich hatte ihn schonmal gehört. Es war Naruto gewesen, der nach mir gerufen hatte, als ich mich in Gefangenschaft befunden hatte. Er war es gewesen, der ständig versucht hatte, in die Anstalt einzubrechen und zu mir zu gelangen. Hatte ich gerade geträumt? Vor meinen Augen waren nur Bäume und Sonnenstrahlen, kein Sasuke mehr. Als ich mir dessen endlich bewusst wurde, fuhr ich hoch und sah mich hektisch um. Und irgendwie war ich mir sicher, dass diese Verfolgungsjagd sehr anstrengend werden würde. Kapitel 24 ---------- Die Sonne leuchtete weiterhin ungehindert durch das Frischlaub der Bäume. Auf Höchsttempo raste ich durch den Wald, manchmal drohte der Ast unter mir unter der Belastung zu brechen, doch ich hatte keine Zeit, mir die richtigen Äste auszusuchen. Ich erblickte etwas Auffallendes, sprang zu Boden und betrachtete ein seltsames, winziges weißes Blatt Papier an einem Baumstamm. Als plötzlich Schriftzeichen sichtbar wurden, hechtete ich beiseite und setzte meinen Weg fort; Hinter mir explodierte lautstark der Baum. Ich hatte die richtige Spur, doch leider war es ein Fehler gewesen, die Falle zu aktivieren. Sie war wohl so laut, damit sie hören konnten, wie weit weg ich mich befand. Nur wenige Stunden waren vergangen, ich war Sasuke relativ dicht auf den Fersen. Immer wieder hatte er mir mit diversen Hilfsmitteln die Verfolgung erschwert. Nachdem sie jetzt wohl wussten, dass ich mich auf dem Weg befand, würden sie mit Sicherheit die Richtung wechseln, ohne weitere Hinweise darauf zu hinterlassen. Also - was tun? Irgendwann würde ich sie bestimmt erwischen. Aber was dann? Ich musste mit mehr Taktik vorgehen. Sasuke von den anderen trennen und ihn bewegungsunfähig machen. Kurz schloss ich die Augen, lauschte in mich hinein und suchte nach Chakren. Sogleich änderte ich meine Richtung auf zehn Uhr. Ich legte an Geschwindigkeit zu, in meiner Eile gelang es mir nur recht spärlich, mein Chakra zu unterdrücken. Doch es würde reichen, um mich auf diese Distanz vor Karin zu verbergen. Karin ausschalten, Suigetsu und Juugo loswerden. Ich kam ihnen immer näher, seltsamerweise war ich bis jetzt auf keine Fallen mehr getroffen. Letztendlich musste ich mich zusammenreißen und mich mehr auf das Unterdrücken meines Chakras nach außen hin konzentrieren, wodurch ich allerdings etwas Leistungsfähigkeit meiner Muskeln einbüßte. Dennoch war ich ihnen gefährlich nah gekommen. Karin ausschalten, Suigetsu und Juugo loswerden. Endlich konnte ich sie erkennen! Sie waren wie gewohnt in ihrer Gruppenformation unterwegs. Suigetsu und Karin sah ich immer wieder sich umblicken. Sasuke an der Front, Juugo den Schluss bildend. Alles beim Alten. Wie konnte ich mich um einen der Vier kümmern, ohne dass der Rest auf mich losging? Vielleicht lieber erst Suigetsu und Juugo loswerden und dann Karin ausschalten. In sicherem Abstand hielt ich mich hinter ihnen, Karin wurde mit der Zeit immer nervöser. Sie merkte wohl, dass es verdächtig war, mich ewig nicht mehr zu spüren. Jetzt hatte ich erst einmal genug Zeit, zu überlegen, wie ich vorging. Ja, besser Suigetsu loswerden, bevor ich Karin ausschaltete. Und da war sie auf einmal, meine Chance! Sasuke und seine Kameraden landeten auf dem Boden und rannten gen Fluss. Ich ließ Sasuke passieren, sobald Karin jedoch ihren ersten Schritt auf das Wasser setzte, machte ich einen gewaltigen Satz. Nun geschah alles sehr schnell. Ich landete direkt vor Karin, sofort fasste ich mit den Händen ins Wasser, weswegen Juugo und Suigetsu mithilfe der Technik meines Kekkei-Genkais in einem Wasserkäfig gefangen wurden. Ich erhob mich rasch und verpasste Karins Genick in der selben Bewegung rücksichtslos einen Hieb, der sie k.o. gehen und zusammensacken ließ. Sie blieb trotz Ohnmacht auf der Wasseroberfläche liegen. Suigetsu versuchte gleich, sich zu befreien, als er kapiert hatte, dass er sich im Wasser befand. Ich wirkte schnell ein Jutsu und vereiste die Wasserblasen. Somit war das erledigt. Meine Reaktionsgeschwindigkeit befand sich wieder in einem annehmbaren Zustand. Tief atmete ich durch und drehte mich um, mein Zielobjekt war verschwunden. Er hatte nicht die Absicht, Karin, Suigetsu und Juugo zu helfen. Warum nicht? Er war ein unlösbares Rätsel wie eh und je. Sofort sprintete ich los, Sasuke hinterher in den Wald jenseits des Flusses. "BLEIB STEHEN, DU VERRÄTERIN!!!", schallte es noch hinter mir. Dass Sasuke einfach weitergelaufen war, beunruhigte mich. Er wollte mir garantiert eine Falle stellen. Mich endgültig loswerden. Ich schluckte und hielt an, als ich auf eine etwas baumfreiere Lichtung geriet. Den Blick schweifen lassend suchte ich nach ihm. Sasuke war nirgends zu sehen, im Boden war er auch nicht, sonst hätte ich das gespürt. Dann gab es nur noch... Blitzschnell zog ich mein Katana aus seiner Scheide, ließ es über meinen Kopf hinweg schweifen und wendete meinen Körper noch in derselben Bewegung um. Meine Klinge glitt klirrend an Sasukes entlang, mit einem kleinen aber kraftvollen Schub aus dem Handgelenk stieß ich ihn weg. Er landete mühelos einige Meter weiter und starrte mich nur kalt an. "Warum hast du mich hier hergelockt?", fragte ich ihn. Nach einigen Momenten der Stille antwortete er nicht, sondern machte Sprünge auf mich zu und griff mit seinem Kusanagi an. Ich parierte ihn, doch er hämmerte weiterhin auf mich ein. Als ich es endlich schaffte, ihn von mir wegzubefördern, versuchte ich es weiter. "Wieso hast du mich die anderen-?", aber bevor ich aussprechen konnte, ging er abermals auf mich los. Er schien nicht ernsthaft kämpfen zu wollen, irgendwas wollte er jedoch erreichen. Was ging in seinem Kopf vor? Ich ließ mich nicht lange verwickeln und sprang irgendwann aus dem Weg auf einen Ast. "Könntest du mit dem Spielchen aufhören? Du wirst uns ja wohl nicht umsonst von den anderen-" Erneut unterbrach er mich, indem er mich attackierte. Ich verlor die Geduld. Sofort als er mich vom Baum scheuchte, lenkte ich sein Schwert weg, packte ihn am Hals. In der Luft drückte ich ihn nach unten; beim Aufprall auf dem Boden sorgte ich dafür, dass Kusanagi im Boden stecken blieb und presste mein Knie gegen seinen Oberschenkel, damit er sich nicht so gut bewegen konnte. Ich gab mir Mühe, ihn nicht zu erwürgen, während ich die Spitze meines Katanas auf seine Nase richtete. "REDE ENDLICH MIT MIR!!!", schrie ich ihn an. Sasuke machte keine Anstalten, sich zu wehren und sah mich an. Ich konnte nicht mehr verhindern, dass mir die Tränen hochkamen. "Soll ich einen Gegner, der mitten im Kampf zu weinen anfängt, ernst nehmen?" Ich drückte stärker an seinem Hals zu, biss die Zähne zusammen und beobachtete, wie meine Sicht langsam verschwamm. Er rührte sich nicht und schaute mich nur an. Nachdem die Tropfen hinab auf meine eigene Hand, die seinen Hals umklammerte, aufgekommen waren, musste ich stutzen und ließ etwas locker. War es die Wut darüber, dass er wie immer so stur war, oder eher etwas Anderes, was mich so wankelmütig machte? In mir waberte eine Gefühlswolke aus Erleichterung, Freude und Frustration. Ich hatte nun was ich wollte, und befand mich dennoch in der Zwickmühle. Tief atmete ich durch. "Du bist um Einiges aufgewühlter als damals." "Findest du?", antwortete ich, meine innere Ruhe wiederzufinden versuchend. "Warum lässt du dich zu einem Gespräch mit mir herab, wenn du eigentlich vor mir geflohen bist?" Sasukes Blick wanderte einen Augenblick lang nachdenklich an mir vorbei in die Baumwipfel, um dann wieder zu mir zurückzukehren. "Ich habe einen Moment unter vier Augen für sinnvoll gehalten." "Und warum nicht schon bei dem Dorf?" Erneut legte er eine Denkpause ein und schloss die Augen. Nachdem er sie wieder aufgeschlagen hatte, sagte er mir: "Irgendwie empfand ich es als unangenehm, die anderen fortzuschicken. Sie wären skeptisch." Ich zog eine Augenbraue hoch und nahm mein Katana von seiner Nasenspitze. "Das ganze Theater nur, weil du zu faul warst Karin, Juugo und Suigetsu wegzuschicken?" Ich hörte ihn leise auflachen, was ich als nichts Anderes als eine Zustimmung verstand. "Ich fasse es nicht!", rief ich theatralisch und stand auf, "Diese Energieverschwendung!" Es war sehr riskant, ihm den Rücken zuzudrehen, aber ich ließ es darauf ankommen. Ich hatte irgendwie einfach das Gefühl, es würde schon schiefgehen. Äh, nicht schiefgehen. Als er sich aufrichten wollte, legte ich das Schwert mit der Schneide an sein Ohr. "Hey, wer sagt, dass du dich rühren darfst?" Er starrte mich unbeeindruckt an, sein Blick sagte eher so etwas wie 'Du glaubst, du kannst mir was vorschreiben?'. Ich kam nicht umhin, dass mir das Herz warm wurde und ich zu lächeln begann. Es tat gut. So unglaublich gut, ihn nicht im Kampf vor mir zu haben. Ich steckte mein Katana weg und drehte ihm abermals den Rücken zu. Ich hörte ihn auf die Beine kommen, Kusanagi aus dem Boden ziehen und es in seine Scheide stecken. Daraufhin wendete ich mich recht erleichtert um; er stand dort, die Hand zwar immer noch auf dem Heftende seines Schwertes, aber immerhin. Neugierig fragte ich ihn: "Sag, was bringt dich dazu, mir zuzuhören?" "Ich möchte wissen, was geschehen ist, denn ich schenke deinen Worten einen gewissen Glauben.", entgegnete er mir ungewohnt schnell. Ich stutzte etwas überrumpelt. "Und was ist mit deinen Gefährten? Karin wird bald aufwachen und ich kann meine Käfige nicht ewig aufrechterhalten." "Lass sie ruhig frei. Besser sie wissen, woran sie sind. Sie werden sich damit abfinden müssen, dass sie dich nicht in Stücke reißen dürfen." Mit einem herzlichen Lachen schloss ich mein Kekkei-Genkai und freute mich darüber, dass er mich in gewisser Weise vor ihnen verteidigt hatte. Vielleicht war es nicht so gut für mich, mich so naiv zu verhalten. Sasuke setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und legte Kusanagi in seiner Scheide gesteckt sorgfältig neben sich hin. Eine Geste, die sehr einladend auf mich wirkte. Ich nahm sie an, indem ich mich gegenüber von ihm niederließ. "Fang an, als sie dich festgenommen haben." Mit einem Schlucken begann ich, zu erzählen: "Sie haben mich vor dir als Verräterin dargestellt. In dem Moment war ich sehr überwältigt, denn es waren so viele da, die ich kannte. Ich war unendlich enttäuscht von ihnen. Ich habe ja versucht, dir klarzumachen, dass sie das so geplant hatten und du ihnen nicht glauben sollst. Aber da du ja in der Falle saßt, hattest du nicht viele Optionen. Es tut mir Leid." Während mir das alles so über die Zunge floss, überlegte ich krampfhaft, wie ich die Sache mit Akatsuki umging. "Ich erinnere mich kaum an das, was sie mit mir gemacht haben, nachdem ich verschleppt worden war. Aber ich glaube, ich war in Konoha. In irgendeiner Anstalt. Ich weiß nur noch, dass es etliche leere Räume gab, in denen ich Ewigkeiten verbringen musste. Irgendwann wurde ich in einen sehr großen runden Saal geführt, wo sie ein Experiment durchführen wollten. Allerdings ging das aus irgendeinem Grund schief und ich wurde ohnmächtig. Danach wachte ich mitten im Wald auf und naja..." Halt bloß den Mund!! "Ich hab's irgendwie geschafft, mich zu orientieren und mich mit Dieberei durchzuschlagen. Seitdem habe ich mich im Untergrund gehalten, sodass mich nichts und niemand, was auch nur ansatzweise mit Konoha zu tun hatte, aufspüren konnte." Ich traktierte den Boden mit meinem Blick, inständig darauf hoffend, er würde das so schlucken. "Keine Ahnung wie ich da bitte rausgekommen bin..." Ich fühlte mich nicht gut dabei, ihn anzulügen. "Weißt du, was sie von dir wollen?" "Ich denke", ich rieb mit der Hand demonstrativ über meinen Bauch, "sie wollen dieses Ding in mir. Du müsstest davon wissen, wo du ja aus Konoha bist." "Was hattest du mit Itachi zu schaffen?" Ach verdammt, das hatte ich ja völlig vergessen! Er hatte mich damals mit Akatsuki gesehen. Ich seufzte ertappt und versuchte, mich da noch herauszureden. "Ich hab' gewusst, dass du mich darauf ansprichst. Sie sind kurz nachdem ich in Freiheit zu mir gekommen war aufgetaucht und haben ausgenutzt, in welcher Lage ich mich befunden habe. Wahrscheinlich waren auch sie hinter dem Plagegeist in mir her, ich hab' ja schon gehört, dass sie Bijuu-Geister sammeln. Sie haben mich unter Todesdrohungen mitgenommen, weil ich mich in meinem Zustand damals nicht wehren konnte. Ich glaube sogar, dass sie es gewesen sein könnten, die mich aus Konoha befreit haben, aber das weiß ich nicht sicher." Ich hoffte so sehr, er würde sich damit zufriedengeben. Mit einem betroffenen Lachen fügte ich noch hinzu: "Ich weiß selbst nicht so ganz, wie ich denen entkommen bin; irgendwann war nur noch einer da und ich bin bei meinem Fluchtversuch fast ertrunken, aber es hat sich ja gelohnt." Lügen über Lügen. Innerlich schämte ich mich gerade in Grund und Boden. "Ich bin nun jedenfalls nur noch froh, sie alle los zu sein." Meine Augen wanderten nach unten und hefteten sich an eine im Gras vorbeimarschierende Ameise. Auch, wenn ich ihm die komplette Wahrheit verschwieg, tat es trotzdem gut, mir die Geschichte mit Konoha, die mich so fraß, von der Seele reden zu können. Wenn du jetzt so nett wärst, Sasuke, kannst du mich nun umbringen. Ich habe genug Seelenfrieden, um auf der Stelle zu sterben. Ein plötzliches Rascheln riss mich aus meiner kurzen Phase der innerlichen Ruhe, ich wirbelte herum und erkannte eine massige Gestalt auf mich zustürmen. So schnell, wie sie war, konnte ich nicht mehr rechtzeitig reagieren, jedoch stellte sich Sasuke dazwischen, bevor sie mich erfasste. Ich fiel vor Schreck auf den Hintern, Juugo hatte ganz knapp vor ihm gehalten. Suigetsu trat auf die Lichtung und beäugte Sasuke misstrauisch. "Du schützt sie? Erzähl mir nicht, du glaubst ihr, was auch immer sie dir aufgetischt hat!" Karin folgte ihm etwas geduckt. "Oder brauchst du sie noch für irgendwas? Keiner von uns glaubt ja, dass er hier ist, weil du ihn magst. Außer Karin vielleicht." Karin boxte ihn beleidigt in die Schulter. Ich fand Suigetsu ja noch nie besonders sympathisch. "Ihr habt ja lange auf euch warten lassen.", antwortete Sasuke nur und blickte dann zu mir über die Schulter, "Ich war der Meinung, ihr seid nicht sehr lange festgehalten worden." "Nicht mehr aufrechterhalten heißt ja nicht gleich aufheben.", erlaubte ich mir mit einem Schulterzucken zu erwidern. "Glaube ich aber auch! Es hat ewig gedauert, dieses Eis durchzubrechen!" Karin wich Suigetsus Arm aus, den er dabei mit geballter Faust energisch in meine Richtung schwang. Ich stand auf, klopfte mir den Dreck vom Gesäß und stellte mich versucht selbstbewusst neben Sasuke. Juugo knurrte schon fast. Er glaubte mir nicht in zehntausend Jahren, es war ersichtlich, dass ihm diese Angelegenheit gegen den Strich ging. Nun ja, er war eben kein Mensch, der jedem sofort vertraute und meine Chance hatte ich bei ihm wohl schon lange vertan. Karin und Suigetsu gesellten sich zu Juugo, auch Sasuke stellte sich mir gegenüber, als ob er ihre Überzahl betonen wollte. "Was wirst du jetzt tun? Du hast uns nicht ohne Grund gesucht." Ich überlegte, ohne den Blick abzuwenden. Laut Akatsuki war mein Ziel, dafür zu sorgen, dass sich Sasuke in exakt 26 Tagen in Konoha befand. Ich legte den Kopf in den Nacken, schaute gen Himmel. "Ich habe niemanden und auch nichts, was mich antreibt. Aber ich will nicht vor mich hinsiechen. Auch auf die Gefahr hin, aufgrund der Geschehnisse abgelehnt zu werden, würde ich gern bei euch bleiben." "Was erlaubst du dir eigentlich?!", keifte Karin sogleich. Sasuke trat einen Schritt zu mir vor und funkelte mich herausfordernd an. Ich wusste gleich, dass das nichts Gutes bedeutete. "Ich sag' dir was, Hikari." Er zog Kusanagi und hielt es mir vor. "Du willst wieder mit uns ziehen?" Ich schluckte. "Dann lass uns das in einem kleinen Kampf ausfechten." Kapitel 25 ---------- "Kampf?!", brachte ich heraus. "Nein, ich kann und will nicht..." Sofort zog ich mein Katana, um Sasukes blitzschnellen Angriff mit Kusanagi abzublocken. "Stell dich nicht an! Vorhin hattest du auch keine Hemmungen!", warf er mir mit einem seltsamen Ausdruck entgegen. Er drückte zu, ich weg. Auf der Stelle stieß ich mich ab und landete mit einem Rückwärtssalto weit entfernt von Sasuke. Dachte ich jedenfalls, denn als ich ihn ansehen und vorschlagen wollte, dass es doch garantiert einen besseren Weg gab, diese Angelegenheit zufriedenstellend zu lösen, befand Sasuke sich schon direkt vor mir, den Arm weit ausholend. Sein Chidori blitzte auf, was mich ihn entsetzt anstarren ließ - Er meinte es mehr als ernst, das verriet mir sein diabolisches Grinsen. Einen solchen Ausdruck hatte ich ihn in der kurzen Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte, noch nicht erlebt. Ich hätte ehrlich gesagt auch nicht gedacht, dass ich so etwas jemals bei ihm beobachten würde, denn seine kühle Art war so unerschütterlich gewesen. Es war wirklich ein bisschen angsteinflößend. Seine flache von Funken umgebene Hand raste auf meine Brust zu; Auf der Stelle kippte ich mit dem Oberkörper hinter und sah seinen Hieb über mir. Ich konnte es anscheinend wirklich nicht umgehen. Ich handelte recht reflexartig: Sogleich packte ich ihn am Handgelenk, die Funken peitschten meine Hand. Mit dem überschüssigen Schwung beim Ausweichen zog ich Sasuke aus seinem Gleichgewicht hin zu mir, indem ich, seinen Arm nach wie vor in meinem Griff, eine Brücke machte und den nach vorne kippenden Sasuke in der gleichen Bewegung mit meinen dem Schwung nachfolgenden Beinen von mir trat. Ich ließ ihn los, vollendete meinen improvisierten Flickflack und sah Sasuke nach einem Salto gelassen landen. Diesmal blieb er an Ort und Stelle und gab mir Zeit, es zu akzeptieren. Er würde sich nun nicht mehr davon abbringen lassen. Der Kampf war begonnen, jetzt musste er zuende gebracht werden. In seinem Gesichtsausdruck war ein herausforderndes Schmunzeln immer noch ersichtlich. Ein kurzes Aufblitzen seiner Klinge weckte meine Aufmerksamkeit, weshalb ich meine Konzentration voll und ganz auf den mir bevorstehenden Kampf richtete. Er hielt Kusanagi angriffsbereit zur Seite weg; alles, worauf er wartete, war meine Bestätigung. Tief atmete ich durch und schloss die Augen. Worum ging es? Es ging darum, den ersten Schritt für Akatsukis Plan einzuleiten. Es ging darum, dafür zu sorgen, dass sich Sasuke in 26 Tagen in Konoha befand. MIR ging es darum, Sasukes Vertrauen wiederzugewinnen, um wieder mit ihm ziehen zu dürfen. Alles oder nichts. Ich stieß mein Katana neben mir in den Boden und ging in Kampfposition, das hier wollte ich zunächst ohne das Schwert zu lösen versuchen. Es war immerhin nicht mein Ziel, ihn zu verletzen oder Misstrauen zu wecken. Sasuke lachte auf, mit einer ausschweifenden Geste steckte auch er Kusanagi vor sich in den Boden. Daraufhin verschwand er mit einem Surren, gleich würde er mich von irgendwoher attackieren. Ruhig bleiben, es ging darum, wieder ins Team zu kommen, also wird er dir nichts tun. Du kannst sorglos in diesen Kampf gehen. Mehr oder weniger. Du bist so gut wie aufgenommen, sonst hätte er dir diese Möglichkeit nicht gegeben. Das sagte ich mir, als er verschwand und mit diesen Gedanken hob ich den Arm angewinkelt auf Kopfhöhe an, um Sasukes seitwärts gerichteten Tritt mühelos abzuwehren. Kampfmodus: An. Ich besah ihn scheinbar mit einem recht bösartigen Blick, denn Sasuke fing an, selbstgefällig und zufrieden zu grinsen. Er wollte, dass ich Ernst machte. Sein Bein ließ ab; er sprang einige Meter rückwärts, sank in die Hocke und packte sich selbst am rechten Handgelenk. Sogleich fing die Hand wieder an, wilde, zwitschernde Funken zu sprühen. Es vergingen nicht einmal Sekunden, bis Sasuke abermals auf mich zustürmte. Ich sprintete meinerseits geradewegs auf ihn zu, sein Arm holte aus. Als er zuschlagen wollte, lenkte ich seinen Schlag mit einer geschickten Bewegung an mir vorbei, sodass er im Begriff war, an mir vorbeizulaufen. Ich versuchte, seinen Rücken mit gezieltem Tai-Jutsu anzugreifen, doch er reagierte schnell und verschwand flimmernd in dem Moment, in dem ich ihn traf. Mir kam in den Sinn, dass ich ihn seiner Schnelligkeit berauben musste, um auch nur einen Treffer landen zu können. Ich ging schnell in die Hocke, bevor Sasuke noch einen Angriff starten konnte, streckte meine Arme nach hinten, nahm indem ich sie mit aller Kraft in großem Bogen nach oben riss Schwung und sprang hoch in die Luft. Nach einer halb vollzogenen Luftdrehung und einigen geformten Handzeichen befand ich mich in der Bauchlage und ließ die Augen kurz über die ganze Lichtung schweifen - Nicht die Spur von Sasuke. Ich machte das letzte Handzeichen, holte tief Luft und spuckte gewaltige Massen kochend heißen Wassers aus. Über den Waldboden verteilte sich ein See aus dampfender Flüssigkeit, die die gesamte Umgebung in Nebel hüllte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Suigetsu, Juugo und Karin sich in Sicherheit bringen, allerdings hatte ich Sasuke immer noch nicht ausmachen können. Nachdem ich zu Boden gefallen und aufgekommen war, löste ich kurz mein Kekkei Genkai, um den Großteil des Wassers weichen und eine schlammig rutschige Oberfläche entstehen zu lassen. So würde er sich auf dem Boden nicht mehr so leicht fortbewegen können und mich auch nicht sehen können. Hektisch verbarg ich mein Chakra und machte mich auf die Suche nach ihm. Es war wahrscheinlich, ihn in den die Lichtung umgebenden Bäumen zu finden, daher schuf ich einige dürftige Doppelgänger und suchte vorsichtig die Waldränder ab. Letztendlich fand ich ihn tatsächlich auf einem Ast sitzend und angespannt in den Dampf starrend. So, wie er auf mich wirkte, hielt ich es für vorteilhaft, ihn in meinen Nebel zu bringen. Ich schlich mich schnellstens auf den nächsten Baum hinter ihm, in einer etwas höher gelegenen Position als er es war, und stieß mich druckhaft vom Stamm ab, um dann auf ihn zuzusteuern, ihn am Stoff an seinen Schultern zu packen, mich saltohaft über ihn hinweg zu schwingen und ihn mit diesem Schwung vom Ast über mich hinweg hinein in die vernebelte Lichtung zu schleudern. Selbstsicher landete ich auf dem Boden, löste sämtliche Doppelgänger auf und lief in den Nebel. Unter höchster Konzentration hielt ich mein Chakra verdeckt und folgte Sasukes Präsenz, damit er mir nicht noch einmal aus dem Dampf floh. Als ich ihn entdeckte, befand er sich in einer Vorsicht anmutenden Kampfpose in der Nähe meines im Boden steckenden Katanas - Und bewegte sich komischerweise nicht vom Fleck. Ich attackierte ihn geradewegs mit einem Saltokick seitwärts. Da ich aufgrund meiner Kampffeld-Modifikationen relativ sicher war, einen Vorteil zu haben, scheute ich keine Falle. Ich landete einen Volltreffer, mein Gegner wurde einige Meter rückwärts geschleudert und schlitterte. Dann regte er sich nicht mehr. Etwas skeptisch wartete ich auf ein Zeichen von diesem leblos scheinenden Körper, wagte es aber nicht, die Kampfhaltung aufzuheben. Nachdem etliche Sekunden vergangen waren, stutzte ich. Das... war doch nur ein Tritt gewesen. Er war nicht einmal ausgewichen. Da war eindeutig was faul. Einige Momente passte ich noch ab, bevor ich es dann doch nicht mehr ertragen konnte und zu Sasuke lief. Ich sah ihm kein Lebenszeichen mehr an, Augen geschlossen, Mund leicht geöffnet und sämtliche Glieder schlaff liegend. Ich hob eine Augenbraue und begriff: Das war lächerlich. Als ob ich je glauben würde, dass er so unaufmerksam und leicht zu besiegen war. Gleichzeitig bedeutete das jedoch auch Gen-Jutsu. Ich drehte mich um und sah mir alles genau an. Keine Anzeichen auf angreifende Illusionen oder Schwachstellen. Was war also seine Absicht? Ich versuchte es mit der herkömmlichen Art, Illusionen zu lösen, indem ich Mi und Tora formte und daraufhin "Kai" murmelte. Nichts geschah, was allerdings nicht verwunderlich war. Sasukes Niveau an Gen-Jutsu mit einer normalen Formel lösen zu können, wäre zu einfach gewesen. Angestrengt dachte ich nach: Ich musste den Chakrafluss in meinem Hirn unterbinden. Da Chakra normalerweise unaufhörlich floss, tat ich mir sehr schwer, einen Ausweg zu finden. Letztendlich war das brauchbarste, das mir einfiel, mich zu verletzen, denn Schmerz konnte je nach Stärke auch ausgereiftere Gen-Jutsus auflösen. Und weil ich für gewöhnlich auch kaum Gebrauch von sonstigen Werkzeugen wie Kunais machte, war das einzige, was mir helfen konnte, mein Katana. Ich lief eilig hin und kniete mich nieder zur Schneide meines Schwertes. Ich musste mich beeilen, also legte ich meine flache Hand an die Klinge und schluckte. Ich biss die Zähne zusammen und zog meine Hand schnell an der Schneide entlang hinunter. Heiß brannte sich ein Schlitz quer über die Haut und Blut quoll hervor. Sofort sah ich mich um und wollte bereits in Kampfhaltung gehen, ich dachte, es hatte geklappt. Aber nichts geschah und hinter mir sah ich immer noch die bewusstlose Sasuke-Attrappe liegen. Etwas widerwillig starrte ich mein Katana an und verzog das Gesicht - das würde schwer werden. Ich leckte das Blut von der klaffenden Wunde. Zögerlich zog ich das Schwert aus der Erde und legte meine gespreizte Hand vor mir auf den schlammigen Boden. Ich holte aus, biss mir auf die Lippe und stieß die Spitze des Katanas mit voller Kraft in meinen Handrücken. Während ich mich zwang, die Klinge in der Wunde weiter zu bewegen, knurrte ich laut und wimmernd. Die Tränen flossen über meine Wangen; nach einigen Momenten zog ich das Katana heraus und schmiss es frustriert weg. Ich packte mein Handgelenk, als wollte ich den Schmerz erdrosseln, knirschte mit den Zähnen, als ich merkte, dass sich immer noch nichts geändert hatte. Es tat so sehr weh und brannte. In meinem Bauch breitete sich auf einmal ein ekelhaftes Ziehen aus, woraufhin ich vor lauter Schmerzen begann, mit der noch heilen Faust auf den Boden zu schlagen, so fest ich konnte, damit der Körper den Rest an Schmerzempfinden nicht mehr so stark realisierte. Meine Finger fühlten sich schon bald taub an, nachdem sie etliche Male in den erweichten Boden geprallt waren. Ich schüttelte etwas Schlamm von meiner Faust und stand keuchend auf, geradewegs auf Sasukes leblosen Körper zusteuernd. Oder dem, was zumindest so aussehen sollte. Die blutende Hand presste ich an meinen Bauch und trat diese billige Kopie im Affekt. Nichts rührte sich, ich wiederholte meine sinnlose Handlung und brüllte: "Was soll das Ganze?!" So langsam bekam ich wieder ein Gefühl in meiner taub geschlagenen Hand, die nun ebenfalls mächtig zu pulsieren begann. Ich fiel zu Boden auf meine Beine und knurrte in mich hinein, während ich versuchte, den Schmerz in meinen Händen und meinem Bauch auszublenden. "Wenn du versuchst, mich zu foltern, gelingt dir das ganz gut.", presste ich durch zusammengebissene Zähne. Das war komplett aus dem Ruder gelaufen. In meiner Selbstsicherheit hatte ich mich verdammt dumm angestellt. Wenn nur diese Bauchschmerzen nicht auch noch aufgetaucht wären. Ich bemühte mich, die Kontrolle zu behalten und nicht vor mich hin zu heulen. Komm schon, kühlen Kopf bewahren, dann wird dir schon was einfallen. Warum überlässt du mich in einer Illusion mir selbst? Weil es genauso großer Psychoterror sein kann, wie wenn man dem Folterer gegenübersteht. Und plötzlich kam es mir. Ich betrachtete die Fälschung eines Lebewesens kühl und stand auf. Es war nur eine Illusion. Ich ging mein Katana aufheben und kehrte zu 'Sasuke' zurück. Mit beiden Händen fasste ich den Griff, die lange Klinge nach unten gerichtet. Sie schmerzten, doch ich riss mich zusammen. Ungewöhnlich lange betrachtete ich den leblosen Körper noch. Wenn ich mich irrte und mir alles nur einredete, wenn mir das alles nur mein Verstand vorspielte, machte ich gerade einen gigantischen Fehler. In einem Ruck glitt das Schwert durch den Leib der Attrappe, bis es wieder im Boden steckte. Kapitel 26 ---------- Nichts geschah. Ich verharrte noch etliche Momente mit den Händen am Griff und den Körper anstarrend. Vielleicht hoffte ich ja, dass sich nach einigen Minuten doch etwas tat. Irgendwann konnte ich meinen Körper und meinen Kopf wieder aus der Starre lösen und zog das Schwert auf der Stelle mit einem Ruck heraus. Meine Augen weiteten sich und nahmen einen entsetzten Ausdruck an. Was nun? Warum passierte nichts? Hatte ich mich geirrt? Ich wirbelte herum. "Karin?!", hektisch suchte ich die drei Zuschauer unseres Kampfes, "Karin, ich brauche deine Hilfe!!" Ich rannte zu der Stelle am Lichtungsrand, an der ich die drei zum letzten Mal gesehen habe. "Karin, das ist kein Scherz, wir müssen uns beeilen!", brüllte ich in den Wald hinein. Nach Sekunden der Stille stampfte ich auf und knurrte missbilligend. Ich kehrte zu Sasuke zurück und kniete mich zu ihm nieder, die Stoßwunde in seinem Bauch blutete tatsächlich und tränkte seine Kleidung. Ich presste die geschwollene aber immerhin nicht durchstochene Hand fest auf den sich langsam vergrößernden Fleck. Was hatte ich nur getan? Ich riss meinen Mantel von mir und schnürte die Ärmel um Sasukes Taille, um möglichst von vorn und von hinten die Wunde abzudecken, was jedoch kaum half. Ich hielt mir die mit Sasukes Blut verschmierte Hand vor, musterte Sasukes leblosen Körper von oben bis unten und verlor alle Hoffnung. Ich konnte ihn doch nicht alleine hier rumliegen lassen, um Karin zu suchen. "...Scheiße..!" Ich hatte ihn getötet, ohne mir vorher seiner Verzeihung sicher gewesen zu sein. Ich hatte riskiert, ihn umzubringen, um der Illusion zu entgehen. Damit ich weiterkam. "Nein... Nein..!" Wie hatte ich auf diesen Gedanken kommen können, es wäre riskierbar gewesen? Ich beobachtete Tropfen auf meine Mantelärmel plitschen. Meine Sicht verschwamm vor Tränen. Was war los? Es wurde heller vor meinen Augen, ich kniff kurz die Augen zusammen, um die restliche Tränenflüssigkeit zu verdrängen. Plötzlich sah ich in den Himmel und plötzlich war da Sasuke. Ich brauchte etwas, um zu merken, dass ich mich im freien Fall befand. Sasuke kam immer näher, sein Arm war nach hinten ausgeholt. Ich blinzelte und erschrak; Funken. Schnell blickte ich hinter mich, der Boden war noch gute zehn Meter entfernt. Mein Katana steckte unter mir in der Erde, von Nebel und Schlamm war nichts mehr zu sehen. In der Luft ist es schwer auszuweichen. Was tun? Er würde mich mit seinem Chidori noch bis zum Herzstillstand elektrisieren, so schutzlos wie ich war. Elektrisieren. Hektisch versuchte ich, mich in der Luft umzudrehen und mit dem Kopf voran zu kommen. Ich streckte einen Arm weit aus, erpicht, das Schwert zu greifen. Gleich hatte er mich erwischt. Ich spürte gerade die Funken an mein Bein peitschen, als ich den Griff meines Katanas erfasste. Und schrie. Sasuke hatte mich mit seiner sprühenden Hand am Bein gepackt. Ich umfasste den Schwertgriff mit aller aufbringbaren Kraft. Vor meinen Augen wurde es schwarz, ich fühlte noch vage, wie mein schwerer Körper zu Boden fiel.   Ich riss die Augen auf und atmete stoßartig ein. "Ruhig, sonst erstickst du noch an Luft.", meinte jemand zu mir. Ich hätte Suigetsu am liebsten geschlagen für diesen Kommentar. Ich musste kurz an Deidara und ein unwillkürliches Bedürfnis, ihn zu verprügeln, denken. Aber Deidara war tot. Als ich ihn bösartig anfunkelte, fand ich jedoch kein breites Grinsen in Suigetsus sonst so grinsebereiten Gesicht vor. Er wirkte eher neugierig und schaute auf mich herab. Etwas überrascht musste ich dann stutzen und mir anhören: "Okay, alles klar mit ihr." Verwirrt schaute ich in die Runde, Suigetsu, Karin und Juugo standen um mich herum und begutachteten mich. Ich lehnte an einen Baum. Mein Blick wanderte herunter zu meinen Händen: Unversehrt. Karin lachte triumphierend auf, als wollte sie ihrer Freude über meine Niederlage Ausdruck verleihen. Bei Suigetsu verzog sich das Gesicht endlich zu dem gewohnten Grinsen. Juugo reagierte nicht. Ich ließ die Augen schweifen und entdeckte Sasuke über mir wie eine wachsame Eule auf einem Ast. "Was davon war echt?", fragte ich, es war wirklich ernsthaft gemeint, doch ich beobachtete ihn nur amüsiert schmunzeln. Ich kam mir schon etwas veräppelt vor, letztendlich war ich allerdings lieber erleichtert. Ich lehnte den Kopf an den Baumstamm und atmete durch. "Das war echt mies von dir." "Irgendjemand musste dich ja mal von deinem hohen Ross holen!", meinte Sasuke. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah beleidigt zu Boden. "Was für ein hohes Ross, du Lackaffe." Suigetsu fing an, zu lachen, Juugo besah mich weiterhin unentwegt. Ich wandte mich an ihn - den Zuverlässigsten von den Dreien, auch wenn er mich abweisen könnte. "War ich schon wieder ohnmächtig?" Er zögerte, mit mir vertrauensvoll umzugehen. "Wenige Minuten." Ich seufzte und rieb mir die Stirn, so konnte das nicht weitergehen, wenn ich ständig von irgendetwas wegtrat. "Wird so etwas wie damals wieder passieren?", hörte ich auf einmal von Sasuke. "..Weiß nicht. Vielleicht. Hoffentlich nicht." Ich wollte darüber eigentlich nicht reden. Hier und jetzt jedenfalls nicht. Aber er stellte zum Glück keine weiteren Fragen. Ich vernahm Karins abschätziges Zischen, ich konnte es ihr ja eigentlich nicht verübeln. Sie hatten es garantiert nicht einfach gehabt, aus dem Getümmel der Konoha-Nins davonzukommen. Es trat eine äußerst lange und vor allem unangenehme Stille ein, die mir das Gefühl vermittelte, dass ich irgendetwas sagen musste. "Es tut mir leid, was damals passiert ist." Ich starrte das Gras an, ihre auf mir liegenden Blicke versuchte ich gedanklich zu verscheuchen. "Ich hätte nie mit so etwas gerechnet. Ihr seid da meinetwegen reingezogen worden." "Hinter dir verbirgt sich anscheinend doch etwas mehr, als du anfangs behauptet hast.", warf Suigetsu ein, weswegen ich überrascht aufschaute. Ich erinnerte mich zurück an die Situation, als mich Suigetsu in dem Hügelversteck neugierig befragt hatte. Sichtlich verwirrt sahen Karin und Juugo zu ihm herüber. Verlegen sah ich zur Seite, ich hatte mir damals vorgenommen, nicht viel von mir preiszugeben. Niemand wagte es, mich weiter ins Detail auszufragen. Interessierte es sie nicht, warum sie in eine Massenfalle Konohas geraten sind? Fast war ich schon erleichtert, dass sie nicht mehr wissen wollten, als Juugo sprach: "Du bist aus Konoha, korrekt?" "Mhm." "Warum haben sie dich gefangen genommen?" "Darüber möchte ich nicht reden. Insbesondere nicht mit euch." "Wir schon." Sasuke kam plötzlich zwischen Karin und Juugo herabgesprungen. "Lass gut sein.", meinte er. Juugo widmete ihm einen langen nachdenklichen Blick, auf den ein Nicken folgte. Mir fiel daneben Karins etwas schmerzlich aussehender Gesichtsausdruck auf, mit dem sie Sasuke betrachtete. Ich konnte kaum glauben, was ich nun sagte. "Karin...", ihr Blick wanderte gelassen zu mir herüber, was mich etwas um Worte ringen ließ. "...Mir ist wirklich nicht gut, ich würde gerne ein bisschen rumlaufen. Du weißt schon, den Kreislauf ein bisschen in Schwung bringen." Sie hob die Augenbrauen. "Und was bewegt dich dazu, mir das so erwartungsvoll mitzuteilen?", sprach sie zu mir herab. Naja, dass sie sich nicht so gern mit mit abgeben mochte, war mir klar. "Du bist doch die mit den Medizinkenntnissen hier. Ich würde mich in deiner Gegenwart dabei wohler fühlen. Ich... breche doch ganz gern zusammen, weißt du doch." Beschwichtigend versuchte ich, sie mir gegenüber aufzubauen. Lange sah sie mich an, nachdenklich und innerlich grübelnd, bis Sasuke irgendwann meinte: "Gut, dann werden Suigetsu, Juugo und ich in der Zeit ein bisschen die Gegend absuchen, ob nicht jemand bei dem Lärm, den wir verursacht haben, auf uns aufmerksam geworden ist." Ich beobachtete, wie Karin sich schon protestierend an ihn wenden wollte. Doch die drei waren schon im Begriff zu gehen und als sie sich wieder zu mir umdrehte, entdeckte ich durchaus berechtigte Skepsis in ihren Augen. "Na gut, dann steh schon auf." Ich erhob mich auf meine noch recht wackligen Beine und lief mit Karin ein Stück in den Wald hinein, dahin, woher wir vor dem Kampf gekommen waren. Sie hielt sich stets ein zwei Schritte hinter mir. Lange herrschte Schweigen, in dem ich mir krampfhaft überlegte, was ich ihr sagen sollte. Es lief absolut nicht wie in meiner Vorstellung, jedoch brauchte mich das nicht wundern. "Sag, was ist in der Nacht, in der ich gefangen genommen worden bin, mit euch passiert?" "Ich glaube nicht, dass du das Recht hast, das zu erfahren." Ich kniff die Augenbrauen zusammen. "Hör mal, wenn ich irgendwie dazu beitragen kann, dass wir besser miteinander-" "Das kannst du, indem du verschwindest und uns nie wieder Probleme bereitest." Ich verdrehte die Augen, blieb abrupt stehen und drehte mich seitlich zu ihr um. "Karin, ich will nicht wieder mit dem Argument leben, wir müssten miteinander nun einmal auskommen, weil wir eben gezwungenermaßen zusammen in einer Gruppe reisen. Was damals passiert ist, ändert das Ganze völlig." Sie verschränkte vor mir ihre Arme, eine Geste die ich als abweisend interpretierte. "Was sollte das daran ändern? Nur weil er dich wieder akzeptiert hat, heißt das nicht, dass ich das muss." "Es ändert etwas, weil ich in eurer Schuld stehe. Dass es dazu gekommen ist tut mir unendlich Leid, da es allein meine Angelegenheit ist und ihr dort grundlos mit reingezogen wurdet." Es brachte eigentlich nicht viel, mit ihr darüber zu diskutieren. Ich meinte es zwar gut, aber Karin schien nicht der Typ für sentimentale Gespräche zu sein. Ich setzte mich an ihr vorbei zurück woher wir gekommen waren in Bewegung. "Das WAR keine Falle, nichts davon war jemals von mir wissentlich geplant. Ich bin selbst auf der Flucht.", ich blieb neben ihr noch kurz stehen, "Ob du mir das glaubst, liegt bei dir. Ich weiß, dass es für dich keinen Grund gibt, mir zu trauen." Mit diesen Worten lief ich zielgerichtet zurück. Ich hatte es ihr deutlich erklärt, mehr konnte ich nicht tun. Ich denke, damit konnte ich zufrieden sein. "Genjutsu.", ertönte es plötzlich hinter mir. Ich stoppte und lauschte. "Sasuke hat versucht, sie mit Genjutsu kurz außer Gefecht zu setzen, damit wir entkommen können. Es ist uns gelungen, allerdings hat er im Nachhinein einmal erwähnt, dass er für dieses gewaltige Genjutsu nicht alleine verantwortlich gewesen sein konnte und vermutlich Itachi dahinter steckt." Ich stand viele Sekunden da, verarbeitete einerseits das Gehörte, andererseits die Freude darüber, Karin erreicht zu haben. "...Danke." Wir machten uns auf den Weg, zu den Jungs zu stoßen. Ich wechselte kein Wort mehr mit Karin, was, denke ich, auch nicht nötig war. Ein wohliges Gefühl, das Zuversicht in mir auslöste, verbreitete sich in meinem Bauch, im Grunde galt es nur noch, Juugo zu knacken. Dann war ich wieder halbwegs mit mir und meinen Schuldgefühlen im Reinen. Dann konnte ich endlich aufhören, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich blieb jäh stehen. Karin zog an mir vorbei. Die Worte "Bist du gegen 'ne Wand gelaufen?" schallten um mich herum. Ich sah sie einen recht unverständigen Blick zu mir hinterwerfen und weiterlaufen. Sie wurde immer langsamer, ihre Bewegungen schienen wie in der Schwerelosigkeit zu hängen. Geräusche von außen wurden dumpf. Mein Verstand schien sich von der Welt der Sinnerwahrnehmungen abschotten zu wollen, um mir die Wahrheit vor Augen zu halten. Nun, wo ich mich bei ihnen eingeschläust hatte - Ja, was nun? Ich hatte jetzt, worauf ich aus war. Sasukes Vertrauen. Was war von nun an mein Antrieb, Akatsukis Zwang Folge zu leisten? Wenn ich es tat, führte das vielleicht wieder unweigerlich zu einem Vertrauensbruch. Diesmal einem echten, geplanten, denn wenn sie Sasuke in einem knappen Monat in Konoha haben wollten, dann musste dort im Anschluss auch etwas passieren. Und mit einem Mal wurde mir klar, was für einen Mist ich Karin erzählt hatte. Ich schluckte und lief in meiner seltsamen Zeitlupe weiter, ließ die Augen über die ahnungslose Karin schweifen, über die ahnungslosen drei, die gerade einige Meter vor uns an dem Baum, an dem ich gelehnt hatte, wieder zusammenfanden. Was war mein Antrieb? War mir mein Leben, das mir durch die Ausführung dieses Auftrags garantiert worden war, so viel wert, um mich in einen Teufelskreis zu begeben? Ich besaß keinen Grund mehr, mich von Akatsuki ins Verderben führen zu lassen. Damit wäre jedem geholfen: Akatsuki könnte seine Machenschaften nicht vollführen, Sasuke wäre sicher. Ich könnte in Frieden und von Nutzen für den Frieden verenden. Damit könnte ich diesem erbärmlichen Leid, das dieses Etwas in mir verursacht hatte, endlich ein Ende setzen. Unwillkürlich kam mir ein kugelrundes metallenes Kügelchen in meinem Nacken in den Sinn. Noch 26 Tage bis zur Katastrophe. Kapitel 27 ---------- Die darauf folgenden Tage gestalteten sich nicht sehr abwechslungsreich. Wir reisten von Ortschaft zu Ortschaft, durch Gegenden die nie ein Mensch je bewohnen werden würde. Ich widmete mich größtenteils meinen Gedanken, die stets hin und her schweiften zwischen der einen und der anderen Zwickmühle. So erinnerte ich mich auch wieder an den Vorfall in Konoha, kurz bevor ich aus meiner Gefangenschaft freigekommen war. Ich hatte damals wirre, bis heute für mich unidentifizierbare Stimmfetzen wahrgenommen. Ich hatte vorgehabt, Deidara danach auszufragen, doch er war verstorben. Durch Sasuke. Etwas mehr als zwei Wochen vergingen, es sollten noch 9 Tage sein, bis ich mein Soll erfüllt haben musste. Bis jetzt hatte ich keinerlei Fortschritte bei dem Plan gemacht, Sasuke bald in Konoha auftauchen zu lassen. Immer wieder langte ich mir hinten an den Nacken, um das kleine Metallkügelchen zu erfühlen. Es erwies sich als sehr schwer, Kontakt mit Akatsuki zu halten. Sie schickten wie versprochen nachts etwa wöchentlich einen Falken, allerdings hielt meist mindestens einer der Gruppe Nachtwache. Der erste Botenvogel erreichte mich eher zufällig genau zu meiner nächtlichen Wacht. Ich teilte ihnen mit, dass ich mich schon in die Gruppe einnisten konnte und der Falke sich aufgrund der Nachtwache in Zukunft mit äußerster Vorsicht nähern sollte. Da wir uns der Reihe nach abwechselten, sagte ich ebenfalls die nächste Nacht voraus, in der ich kontaktiert werden konnte. Selbstverständlich ohne Gewähr für diese Angabe. Ich verhielt mich in der Gruppe ruhig, wenn nicht vielleicht zu ruhig. War stets gedankenversunken. Es störte die anderen nicht, oder sie bemerkten es wohl nicht. Wir hatten ja sowieso noch ein recht empfindliches Verhältnis zueinander. Höchstens Sasuke hätte dies auffallen können, doch ich ahnte von vorneherein, er würde mir diesbezüglich keine Probleme machen. So war er nun einmal. Von ihrem derzeitigen Antrieb hatte ich keine Ahnung. Ob sie immer noch Itachi hinterherjagten? Itachi wäre ein Grund für Sasuke, nach Konoha zurückzukehren. Warum brachte ich es nicht einfach hinter mich? Als wir einige Tage später durch das Geäst eines Waldgebietes reisten, fragte ich mich ernsthaft, warum ich es nie weiter schaffte, als die Hand in den Nacken zu legen. Ich dachte oft daran, es zu tun. Ob ich einfach umfallen würde? Es wäre nicht überraschend, wenn das Ding an mein Nervensystem gekoppelt wäre und mich ausschalten würde, als bräche mir jemand das Genick. Nur eben ohne den Bruch. Immerhin befand es sich standpunktmäßig genau dort. Richtig, ich würde einfach umfallen und tot sein. Sasuke und die anderen wären erst einmal ordentlich verdutzt und sprachlos, doch sie würden in kürzester Zeit darüber hinwegkommen und einfach weiter das tun, was sie gerade tun wollten. Sie würden nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem es vorgesehen war, in Konoha auftauchen. Niemand könnte mir mehr wehtun, niemand müsste mehr durch mich Schaden nehmen. Wir sprangen mit hohem Tempo durch die Bäume. Sasuke änderte hin und wieder die Richtung. Warum, wusste ich nicht, genauso wenig, wohin. Aber das interessierte mich im Moment sowieso herzlich wenig. Meine Hand glitt an den Nacken, ich spürte das kleine glatte Metall, das - halb versunken in meiner Haut - meine Finger von der Oberfläche hob. Ich starrte angestrengt geradeaus, doch ich starrte nur ein Loch durch Sasukes Kopf hindurch. Daumen und Zeigefinger wanderten zitternd an das Kügelchen, sie konnten es jedoch nicht richtig zu fassen bekommen. Ich schaffte es einfach nicht. Es war, als weigerte sich mein Körper, obwohl ich es wollte. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte angespannt, den Griff zu erzwingen, als plötzlich etwas Schwarzes direkt an meiner Nase vorbeischnellte. Ich erschrak höllisch, zog reflexartig die Arme schützend vors Gesicht und verlor den Rhythmus. Außer Fassung stieß ich gegen irgendetwas und nahm wahr, wie ich an einem Ast entlangstreifte und fiel. Ich spürte jemanden mich kurz packen und aus meinem Schleudern stabilisieren, mit einem angenervt klingenden Laut meinerseits fing ich mich wieder und landete etwas wacklig auf dem Boden. Sasuke kam direkt neben mir auf. Ich hatte ihn wohl angerempelt und mit mir in die Tiefe gerissen. Ich erwartete einen schnippischen Kommentar, aber er ließ nur den Blick durch die Baumwipfel schweifen. Bevor ich Karin, Suigetsu und Juugo ebenfalls zu Boden kommen sah, ertönte ein schrilles Krächzen in der Luft. Als ich daher Sasukes Beispiel folgte und nach oben schaute, flatterten einige Krähen kreuz und quer über uns hinweg. Die eine oder andere ließ erneut ihren markerschütternden Schrei von sich. "Hier muss wohl ein Krähenschwarm nisten.", meinte Suigetsu. "Seit wann nisten Krähen im Schwarm?" Suigetsu warf Karin für diesen Einwurf einen eisigen Blick zu. "Besserwisserin. Ist doch egal, wie die nisten. Fakt ist halt, da sind Krähen." Juugo warf ein: "Ich kann sie nicht verstehen. Entweder sind sie aufgebracht, oder sie wollen uns hier nicht haben." Sasuke betrachtete die umherfliegenden Tiere noch einen Moment, um sich dann in Bewegung zu setzen. "Wir ziehen weiter." Mit diesen Worten machten wir uns wieder auf den Weg. Wir waren bereits lange unterwegs, der Wald schien kein Ende finden zu wollen. Es war ein sehr finsteres Geäst, die Wipfel ließen kaum einen Sonnenstrahl hindurch. Es verging so viel Zeit, dass selbst mir irgendwann etwas auffiel. Ich entfernte mich von den anderen und sprang zu Boden. Sasuke und seine Begleiter bemerkten meine Aktion und hielten hoch oben in den Ästen kurz an. Ich sah mich nach einem Hinweis um, sie schienen zu kapieren, dass ich etwas entdeckt haben könnte, und gesellten sich zu mir. Als mich jemand anzusprechen versuchte - ich machte mir nicht einmal die Mühe, nachzuschauen, wer es war - griff ich zu einem Kunai und schleuderte es dort hin, wo das Herz desjenigen hätte sein müssen. Ein surrendes Flimmern war zu erkennen, wo das Messer den Körper durchschritten hatte, sämtliche Gestalten nahmen Fata Morgana-ähnliche Züge an und verglommen in der Luft. Ich ließ die Augen von Baum zu Baum schweifen. Ich erspähte etliche Krähen geordnet auf Hunderten von Ästen sitzen, mich anstarren. Eine breite, schwarze Silhouette kam von einem der Baumwipfel zu Boden herabgesprungen und hatte nicht die Absicht große Umschweife zu machen. "Hikari." Itachi kam auf mich zugelaufen, der Ausdruck in seinen Augen wie eh und je. Ungläubig zog ich die Augenbrauen hoch: "I-Itachi?" Ich glaube, er wäre in diesem Moment der letzte, den ich erwartet hätte. Es blieb ihm nicht verborgen, wie überrascht ich war. "Die Erklärungen müssen warten, wir haben nicht viel Zeit." Sichtlich verwirrt beäugte ich ihn, wie er ein paar Meter vor mir zum Stehen kam. "Wir befinden uns im Genjutsu. Die anderen werden sich gleich befreit haben und nach mir suchen. Sasuke weiß, dass ich hier bin." "Wie? Aber was ist los?" "Beeil dich, Hikari. Du musst zum Bergschrein nördlich von hier. Du musst Sasuke loswerden und dort hinkommen, sofort." "Was, warum, sag mir doch-" "Ich muss weg. Die Illusion wird sich gleich auflösen. Du musst mir vertrauen. Wir müssen reden, dringend." Ich kam nicht ein einziges Mal so richtig zu Wort, ehe ich mich versah, waren Itachi und seine Krähenschar auch schon verschwunden und ich alleine. Nach wenigen Sekunden nahm ich ein schwaches Flimmern vor meinen Augen wahr. Hektisch drehte ich mich um und sah einen zusammengesackten Suigetsu an einem Baum lehnen. Mit raschem Umblicken entdeckte ich auch Juugo in der Nähe liegen, neben ihm Karin, die sich gerade erholt hatte und aufrappeln wollte. "Hikari, wo ist Sasuke?!", rief sie mir zu, "Wir müssen Itachi schnell nach!" "Ja..! Ich- Ich geh' ihn suchen! Weck' du die beiden Jungs.", meinte ich perplex, doch ich musste versuchen, mir meine Verwirrung nicht ansehen zu lassen. Mein Herz pumpte, was sollte ich tun? Itachi wirklich vertrauen? Oder war das eine Farce? Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Mein Herzschlag wurde immer lauter und pochte unangenehm in meinem Kopf. Ich schaute mich überall um, rannte anschließend zwei Baumreihen weiter. Ich versuchte wirklich, mich zu konzentrieren, um Sasukes Chakra aufzuspüren, aber ich war zu sehr durch den Wind. Zuckend erschrak ich, als er neben mir von oben zu Boden kam. "W-wir müssen...", stammelte ich ihm zu und erntete einen prüfenden Blick. "Alles in Ordnung?" Ich presste die Lippen zusammen und sah kurz hinunter zu meinen zitternden Händen. Was wollte Akatsuki von mir? Hatte ich wirklich einen Fehler gemacht? Schreckliche Bilder zogen vor meinem Auge vorbei, da musste ich wieder zusammenzucken, als ich plötzlich etwas an meiner Schulter spürte. Erstaunt sah ich Sasuke seine Hand an meinen Arm legen und mich fest anschauen. Ich... Was tat er da? Mein Schaudern verklang jedoch und ich atmete tief ein und aus. Sasuke ließ von mir ab, wandte sich zum Gehen und warf mir dabei abermals einen Blick zu. Ich fasste mir mit der einen Hand an das Gelenk der anderen und knetete es nervös. Sasuke bahnte sich seinen Weg zu Suigetsu, um ihn vom Genjutsu zu befreien, während Karin gerade erfolgreich Juugo aus seinem Schlummer geholt hatte. Ich sah hinüber zu Sasuke und betrachtete ihn nachdenklich. Ich dachte an Akatsuki und seinen Befehl, ich dachte an Naruto, und ich dachte an das warme Gefühl, das vor einer Minute noch in mir aufgekommen war. Eingehend lagen meine Augen auf Sasuke, der mit Suigetsu gerade zu Karin und Juugo lief und mir im Laufen einen weiteren Blick zuwarf, um mich zu ihnen zu beschwören. Ich ballte die freie Faust und fasste meinen Entschluss. Nachdem ich mich zu ihnen gesellt hatte, fing Sasuke direkt an: "Wir teilen uns auf und suchen den gesamten Umkreis ab. Mit Itachi als Gegner ist es zu gefährlich, sich ihm alleine zu nähern, darum gehen wir zu zweit. Mit Hikari geht es nicht mehr auf, also ist doch einer auf sich gestellt. Eine Dreiergruppe will ich nicht, sonst dauert es nur länger." Perfekt, das wäre meine Chance. Aber wen sollte das Los treffen? "Karin kommt mit mir.", ihr Gesichtsausdruck in diesem Moment verrieten ihre inneren Luftsprünge, doch wir alle wussten den Grund, warum Sasuke sie mit sich nahm, "Wer von euch dreien zieht alleine los?" Suigetsu wollte sich schon entschlossen wie immer anbieten. "Ich mach's.", meinte ich rasch, bevor noch irgendeine Diskussion aufkam. Ich sah Sasuke an, er erwiderte mit seinem stets unlesbaren Blick. Ich spürte skeptisch dreinschauende Augen auf mir und ahnte bereits, was Juugo davon hielt. Ja, es war schon verdächtig, vor allem aus deren Sicht. "Willst du sie wirklich-", kam es von Karin an Sasuke, doch sie wurde von ihm unterbrochen. "Solltest du ihm begegnen, musst du in der Lage sein, uns darüber zu informieren. Oder im schlimmsten Fall, abhauen und entkommen." Seine Frage war: Schaffst du das? Traust du dir das zu? Ich nickte lediglich und richtete den Blick gen Himmel. Es dürfte gerade um die Mittagszeit sein, die Sonne schien mir durch die dichten Wipfel der Bäume entgegen. Das Glück war auf meiner Seite, denn um Richtung Norden zu gelangen musste ich mich einfach nur umdrehen und zulaufen. Es war nicht einmal fragwürdig oder suspekt, das zu tun, es wäre naheliegend. Nachdem Sasuke ohne mich aus den Augen zu lassen kurz gegrübelt hatte, verkündete er: "Gut. Suigetsu, Juugo, ihr nehmt euch Südosten vor. Wir beide suchen den Südwesten ab, Hikari übernimmt den Großteil im Norden. Falls ihr etwas findet, benachrichtigt jeden auf der Stelle. Ansonsten treffen wir uns in einer Stunde wieder hier." Mit diesen Worten machten wir uns auf. Ich raste durch das Geäst der Bäume hindurch, folgte der Landschaft aufwärts, um diesen sogenannten Bergschrein zu finden. Aufgeregt suchte ich mein Blickfeld immer wieder ab, die Nervosität war mir sicherlich ins Gesicht geschrieben. Was würde mich erwarten, wenn ich dort ankam? Es könnte Akatsuki sein, die mich für mein Versagen umbringen wollen würden. Ich hatte allerdings meines Wissens nichts zu verschulden. Ich hatte ja nicht einmal irgendetwas gemacht, seitdem ich erfolgreich zu Sasuke zurückgekehrt war! Was in aller Welt könnte Itachi von Akatsuki gerade jetzt von mir wollen? Itachi war mit Deidara derjenige gewesen, der mich aus Konoha befreit hatte. Hatte Itachi mich nicht davor bewahrt, sofort nach meiner Eskorte durch Akatsuki zu sterben? So langsam kam mir der Gedanke, dass ich mich doch schon öfter gefragt hatte, was er damit bezweckt hatte. Egal wann, während meiner Zeit mit diesen Nukenin war er stets da gewesen. Und nun, Wochen später, war es abermals Itachi, der vor mir auftauchte. Du musst mir vertrauen. Was bedeutete das? Steingemäuer kam in Sicht, ich sprang zu Boden und lief auf ein großes, obgleich in diesem Wald unscheinbares Tor zu, das in modrige Steinmauern mündete. Ich sah mich ein letztes Mal um. Niemand durfte mir hier auflauern, kein Sasuke durfte hiervon je erfahren. Tief durchatmend ging ich hinein. Kapitel 28 ---------- Als ich meine ersten Schritte hinter das Mauerwerk setzte, kam ein ungutes Gefühl in mir auf. Ich suchte im äußeren Bereich nach Itachi, wurde allerdings nicht fündig. Das Hauptgebäude, das trotz seiner Altersspuren und des Bewuchses noch ziemlich prachtvoll wirkte, betrat ich zögerlich und sah mich aufmerksam um. Nachdem ich auch hier keinen Erfolg hatte, stand ich ratlos vor dem Torbogen innerhalb des Geländes und ließ den Blick von links nach rechts schweifen. Links befand sich anscheinend so etwas wie ein Geräteschuppen. Rechts dagegen entdeckte ich einen unscheinbaren Anbau, ich verlor keine Zeit und untersuchte ihn. Mir fiel erst beim Umlaufen eine morsche Tür hinten auf, doch ich wagte es noch nicht, sie anzufassen, es war zu verdächtig. Mehrmals kontrollierte ich alle Wände auf Siegel, Briefbomben, oder Ähnliches und kam zum Schluss, dass der Raum dahinter wenn dann unsichtbar beschützt wurde. So, wie ich Itachi einschätzte, war es eigentlich undenkbar, hier keinen Schutzmechanismus zu finden. Ich besah mir die Holztür etwas näher, doch auch hier schien nichts zu sein. Ich dachte, dass irgendetwas da sein musste, da wir hier immerhin von Itachi redeten, konnte jedoch auf Teufel komm raus keine Hinweise ausfindig machen. Lange stand ich grübelnd da. Ich postierte mich direkt vor die Tür, starrte sie entschlossen an und atmete einmal tief ein und aus. Also gut. Es nützte ja nichts. Ich fasste die Klinke und drückte runter. Sie klemmte, ich rüttelte ein oder zwei Male, stieß sie dann mit einem vorsichtigen Stoß meiner Hüfte auf. Beinahe wäre ich gestürzt, denn vor mir erstreckte sich tiefe Dunkelheit, in die eine unscheinbare Steintreppe führte. Mein Herz pochte kurz aufgeregt von dem Adrenalin, das durch meine Adern schoss, als ich erkannte, dass ich gerade fast in den Tod hätte fallen können. Ich starrte in den Abgrund und holte nochmals Luft. Zunächst unterdrückte ich behutsam mein Chakra. Während ich angespannt dem Verlauf der Treppe folgte, versuchte ich, jedes Geräusch, das ich hätte verursachen können, zu vermeiden. Ich trat auf jede Stufe nur mit äußerster Vorsicht auf. Nach wenigen Schritten war ich in die Dunkelheit eingetaucht und schlich nun nervös an der kalten Steinmauer entlang. Ich riss die Augen weit auf, damit mir kein noch so kleines Fünkchen Licht am Ende dieses Schlundes entging. Trotz Allem fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, bis ich endlich in der Lage war, einen schwachen Lichtschein wahrzunehmen. Ich hielt inne, den sich vor mir anbietenden Zugang anstarrend. Mein ganzer Körper stand unter Spannung, als ich mich mit noch größerer Behutsamkeit in Bewegung setzte und katzengleich die letzten Stufen hinunterglitt. Ich war mir relativ sicher, dass dies mein Ziel war. Ein unterirdischer beleuchteter Raum in einem unbewohnten Tempelgebäude war immerhin nur allzu offensichtlich verdächtig. Ich betrat den Boden unter der Treppe und presste mich an die Wand zu meiner Rechten. Der Raum führte weiter nach rechts, mindestens Itachi müsste ich dort finden. Ich wusste nicht, was mich erwartete, doch ich wusste, was ich tun wollte. Und der einzige Weg, zu erreichen, was ich wollte, war am anderen Ende dieses Zimmers. Ich hielt die Luft an und trat hinaus ins spärliche Licht. Ich nahm zwei Gestalten ins Visier, tatsächlich war es Itachi, mit dem ich es hier zu tun hatte. Von anderen Akatsukis war keine Spur zu erkennen. Er stand am Ende eines Bettes, in dem eine Frau lag. Als sie mich sah, richtete sie sich auf. Ob sie zu Akatsuki gehörte, war nicht ersichtlich, denn sie trug keinen Mantel. Ich konnte allerdings auch keinen Weiteren hier im Raum finden. "Du hast nicht lange gebraucht, gut gemacht.", begrüßte mich Itachi, was meine Augen zu ihm wandern ließ. Die Frau reckte ihre Beine aus dem Bett und setzte sich an dessen Kante. Ich fixierte wiederum sie. "Konntest du Sasuke abschütteln?", kam es von Itachi. Ich nickte, ohne den Blick abzuwenden. Wenn ich so darüber nachdachte, war es eher Itachi, den ich im Auge behalten sollte. Aber diese Frau machte mich skeptisch. Wer war sie? Warum war sie hier? Was hatte sie mit Allem zutun? "Die Pläne haben sich geändert, Hikari." Ich horchte auf, blinzelte zu Itachi hinüber. Wenn wir hier nicht gefühlte 20 Meter unter der Erde wären, hätte ich schwören können, dass ein eiskalter Wind umging. Der Schauer fuhr mir durch Mark und Bein, meine Stirn legte sich in Falten. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. "Nun, dann erklär mir, warum du mich so plötzlich überraschst." Ich biss vor Angespanntheit fest zusammen und versuchte, die unangenehme Trockenheit in meiner Kehle hinwegzuschlucken. Itachi sah mich gewohnt lange an, bevor er meinte: "Vielleicht möchtest du dich erst einmal beruhigen. Setz dich doch." Er wies in Richtung Bett neben die Frau, die mich herzlich einladend anlächelte. Ich blieb stocksteif stehen und zog die Augenbrauen zusammen. "Nein." Abermals lag Schweigen in der Luft, in der Itachi mich mit seinem nachdenklichen Blick strafte. Die Miene der Frau veränderte sich zu Überraschung und Neugier. "Ich kann nachvollziehen, dass du wachsam bist.", erwiderte Itachi nach reichlich Überlegung, "Doch dafür ist im Moment keine Notwendigkeit. Du kannst ruhen." "Nein. Vorhin hattest du es eilig, also erzähl mir, was du zu erzählen hast." Ich beobachtete Itachi seufzen und seinen Kopf der Frau zuwenden. Sie schenkte ihm ein betroffenes Lächeln, mit dem sie ihn wohl vertrösten wollte. Ich folgte ihrer Interaktion aufmerksam. Zunehmend hatte ich das Gefühl, dass es sich hier um etwas persönlicheres als die Sache mit Akatsuki handelte. Die Atmosphäre war einfach... anders. Itachi war anders. Ich holte tief Luft in einem stimmlosen Seufzer und biss auf die Unterlippe, während beide mir gegenüber mich anschauten und abwägten, was sie sagen sollten. "Was passiert hier gerade, Itachi?", fing ich an, "Warum bin ich hier und wer ist das?" Er senkte den Kopf ohne die Augen von mir abzuwenden, als ob er sich auf irgendeine Art entschuldigen wollte. "Ich bin nicht im Auftrag Akatsukis hier. Ich will allerdings nicht leugnen, dass Akatsuki der Grund meines Kommens ist." Was sollte mir das sagen? Ich zog die Augenbrauen fragend zusammen, was Itachi als Anlass zum Fortfahren nahm. "Ich bin niemand, den du fürchten musst. Dich anzugreifen oder zu hintergehen liegt nicht in meiner Absicht. Dies zu verstehen und zu akzeptieren, ist die Bedingung, damit wir weiterkommen." 'Du musst mir vertrauen.' rief ich mir erneut in den Kopf zurück. Er schien es damit ziemlich ernst zu meinen. Nach einigen Sekunden des Grübelns setzte ich mich zögerlich in Bewegung und ließ mich zwischen Itachi und dieser Frau auf der Bettkante nieder, obwohl mir dabei nicht so wohl war. Die Beiden waren sichtlich erleichtert und ließen mir genug Abstand und Freiraum, um mir einigermaßen Wohlbehagen zu ermöglichen. Ich verstand wirklich nicht, was es damit auf sich hatte, doch ich hatte wohl keine andere Wahl, als mich darauf einzulassen. "Ich habe noch etwa eine dreiviertel Stunde, bevor ich mich wieder zum Treffpunkt aufmachen muss.", teilte ich ihnen mit. "Puh, so wenig Zeit nur...", meinte die Frau mit einem schiefen Lächeln und kratzte sich kurz am Kopf. Ich starrte sie etwas überrumpelt an, sie verwirrte mich mit dieser Reaktion. Ich dachte angestrengt nach, warum mich ihr Verhalten aufwühlte. Itachi lenkte mich ab, indem er die Stimme erhob. "Dann fangen wir am Besten erstmal damit an, die dir Unbekannte hier vorzustellen." Ich blickte auf zu Itachi und danach zurück zu der Frau. "Frau Kushina Uzumaki." Meine Augen weiteten sich abrupt und mein Oberkörper streckte sich unwillkürlich gerade. "Uzumaki?", kam es aus mir heraus, worauf sie lächelnd nickte, "Sind Sie mit Naruto verwandt?" Ihr Lächeln wurde noch größer und sonniger, sie sah stolz aus. "Allerdings. Ich darf mir sogar erlauben, mich seine Mutter zu nennen." Darum hatte sie mich gerade durcheinander gebracht, ihr Verhalten erinnerte mich an Naruto. Mein Kopf wurde erfüllt von Freude und Begeisterung. Ich wusste nicht, warum sie lebte und warum sie hier war statt bei Naruto, doch ich war froh. "Was, wie kann das sein, was machen Sie hier?", fragte ich euphorisch. "Damit kämen wir zum Hauptproblem.", warf Itachi ein. Als ich mich ihm zuwand, brachte mich seine düstere Miene zurück aus dem Jubel. Ich hatte keine gute Vorahnung. Aber das war mir ja eigentlich von Anfang an bewusst. "Ich habe dich zu ihr geführt, weil sie dir erzählen wird, wer du bist und was dich hierher gebracht hat." Überrascht richtete ich mich an Kushina und zog die Augenbrauen hoch. Sie wagte es, meine Hand zwischen ihre zu nehmen und besah mich ernst. "Es ist jetzt mehr denn je wichtig, dass du verstehen lernst, was dein Leben bisher geprägt hat." "Sie meinen... Sie wissen, was es mit diesem Ding in mir auf sich hat?" Sie schenkte mir das betroffene Lächeln, das Itachi vorhin bereits erfahren hatte und meinte: "Nein... Ich fürchte, damit kann ich dir leider nicht dienen. Doch ich kann dir von einer Zeit erzählen, an die du dich nicht mehr erinnern kannst." Ich verstand erst nicht recht, was sie damit meinte. "Fangen wir am Besten von vorne an..." Kapitel 29 ---------- "Ich war vor meinem Sohn der Host des Kyuubi. Vor etwa 17 Jahren ist eine wirklich seltsame Gestalt in Konoha aufgetaucht, die meine Schwäche während Narutos Geburt ausnutzte, um das Biest zu befreien. Ich hatte damals keine andere Wahl, als mein armes kleines Kind als Gefäß zu verwenden...", sie blickte betrübt nach unten, "... um eine größere Katastrophe zu verhindern. Ich selbst hätte den Kyuubi bei meinem Zustand nicht mehr unter Kontrolle gebracht, und sonst war niemand bei mir, der es hätte übernehmen können... Minato ist damals dieser bizarren Person nachgejagt. Ah...", nickend sah sie zu mir auf, "Minato Namikaze. Der vierte Hokage von Konoha und insbesondere mein geliebter Ehemann..." Ich machte große Augen und betrachtete Kushina bewundernd. "Narutos... Vater.", machte ich schlussfolgernd. Sie nickte erneut. "Als er mir dann zur Hilfe geeilt ist, war es schon zu spät. Direkt nach der Versiegelung des Kyuubi in Naruto bin ich bewusstlos geworden. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal, wie ich es geschafft habe, überhaupt am Leben zu bleiben. Irgendwann bin ich wieder aufgewacht und... hatte plötzlich zwei Kinder." Kushina lachte auf, ihr Ausdruck verriet, dass sie sich gern daran erinnerte. "Als ich aufgewacht bin, war das Erste was ich wollte natürlich meinen Mann und mein Kind sehen und in meine Arme schließen. Ich bin aufgestanden und auf meinen wackligen Beinen aus dem Zimmer gestolpert, Minato war daheim und hat mich sofort freudig umarmt. Gestrahlt hat er, kann ich dir sagen! Er konnte es kaum erwarten, mich ins Kinderzimmer zu führen. Wir gingen an die Wiege und da habe ich zum ersten Mal meinen süßen kleinen Naruto in Ruhe schlafen gesehen." Sie kicherte kurz. "Und jetzt rate mal, wie überrascht ich war, als ich gesehen habe, dass da noch ein zweites kleines Baby neben ihm liegt!" Ich zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief. Sie lächelte mich warm an. Ich erschrak etwas, weil Kushina mir auf einmal mit den Fingerrücken sanft über die Wange streifte. "Das kleine Ding warst du." "Was?", entgegnete ich eher ungläubig als überrascht. "Ja, ja! Glaub mir! Ich erzähle die Wahrheit." Sie lachte wieder. "Minato hat mir erzählt, du wärst einfach neben mir gelegen und hättest geschlafen, als er uns erreicht hat. Er hatte keine Ahnung, woher du gekommen sein magst, aber er konnte dich ja auch nicht einfach dort zurücklassen. Also hat er dich mit zu uns genommen." Ich starrte sie perplex an. "Einfach so da gewesen?" Sie nickte grinsend und eifrig. Bevor sie fortfuhr, wurde ihre Miene etwas ernster. "Und nun hör gut zu. Vielleicht hilft es dir in Zukunft." Ich spitzte die Ohren. "Es geht um diesen seltsamen Typen, der mir den Kyuubi weggenommen hatte. Er ist nach dem Vorfall verschwunden, Minato konnte ihn nicht fassen. Wenige Tage danach – als wir alle gedacht haben, wir hätten es endlich überstanden – wurde beordert, dich an eine Pflegefamilie zu geben. Obwohl niemand gewusst hat, wo du hergekommen bist, und nachdem du ärztlich untersucht worden bist, solltest du aufwachsen wie jedes andere Kind. Ich hatte dich zwar in den wenigen Tagen, die wir bis dahin gehabt hatten, schon ziemlich lieb gewonnen, aber ich konnte diese Entscheidung gut nachvollziehen. Ich will auch nicht wirklich behaupten, dass ich damals zwei Kinder auf einmal auf die Reihe bekommen hätte. Keine Woche bist du bei deinen Adoptiveltern gewesen, da ist dieses Unheil wieder im Dorf aufgetaucht. Zu dem Zeitpunkt, da wir ihn bemerkt haben, war er schon wieder auf der Flucht. Allerdings haben wir ausmachen können, was er getrieben hatte." Sie warf mir einen recht betroffenen Blick zu und wartete kurz. "Eines Nachts war ein ohrenbetäubender Knall zu hören, der das gesamte Dorf aufgescheucht hat. Wenn man rechtzeitig aus dem Fenster geschaut hat, konnte man einen grellen Lichtimpuls beobachten, der nach wenigen Momenten auch wieder wie in einer Implosion verschwunden war. Sein Ursprung war eindeutig zuzuordnen.." Es war zu offensichtlich, wenn man bedachte, dass Kushina mir gerade meine Geschichte erzählte. "Das Dach eures Apartments ist in diesem Moment zusammengebrochen, wir hatten natürlich Angst, dir sei etwas passiert. Genauso schnell, wie Minato neben mir am Fenster aufgetaucht war, um das Spektakel zu sehen, ist er auch schon auf und davon gewesen." Sie atmete einmal tief durch. "Diese Person hat irgendetwas mit dir gemacht. Da sind wir uns fast sicher. Ich war nicht vor Ort, jedoch hat man mir mitgeteilt... in dieser Wohnung hätte sich nichts Schönes abgespielt. Minato hatte mir sogar verboten, den Tatort zu betreten, bevor er nicht vollständig gereinigt worden war. Du bist direkt in die Katakomben unter dem Haus des Hokage gebracht worden. Was auch immer man dir angetan hat, wir haben Stunden gebraucht, dich mithilfe eines Siegels stabil zu kriegen. Du bist immer wieder außer Kontrolle geraten, es sind einige Menschen dabei gestorben. Das war, wie von einem unsichtbaren Seil erdrosselt zu werden... Man hat keine Luft mehr bekommen und ist irgendwann einfach umgefallen. Als das das erste Mal passiert ist, waren wir so unvorbereitet, dass wir beinahe alle dabei umgekommen wären." Ich wusste nicht was ich mehr war – entsetzt oder betroffen. Ich hatte Menschenleben auf dem Gewissen. Sehr zögerlich fing Kushina an: "Mein armer Minato hat in seinem Bestreben, zu bändigen, was von dir ausging, sein Leben lassen müssen..." Mein kleines schmerzendes Herz machte einen Satz und beschloss, ein paar Schläge auszusetzen. Kurz fühlte es sich an als würde es sich in sich zusammenkrampfen. "Ich habe – Ich habe Naruto's Vater-" "Still!" Sie packte mich an den Schultern. Eindringlich starrte sie mir in die Augen. "Es ist nicht. Deine Schuld." Krampfhaft versuchte ich, jegliches Zittern zu unterdrücken. "Du kannst nichts dafür. Wie denn auch?! Du warst ein Baby. Und lass uns ja nicht den unbekannten Faktor vergessen! Wer weiß, was dieser Typ mit dir angestellt hatte?" Immer wieder schüttelte sie verneinend den Kopf. "Es ist nicht deine Schuld! Hörst du?" Ich mied den direkten Blickkontakt und nickte unsicher. Kushina ließ von mir ab und betrachtete mich. Ich rieb mir die Schläfen und nahm mir rasch Zeit, zu verarbeiten. Die Eltern, von denen man mir erzählt hatte, waren nicht meine biologischen Eltern. Meine Adoptiveltern waren innerhalb kürzester Zeit wegen mir gestorben. Niemand wusste, wo ich herkam. Diese mysteriöse Gestalt, die während der Tragödie vor dem Tod des Yondaime aufgetaucht war, hatte irgendetwas an mir zu Schaffen gehabt. Das Etwas in mir war verantwortlich für den Tod des Yondaime. Kushina sagte, sie konnte mir nicht erzählen, was und warum dieses Ding in mir war. Ebenso wenig, warum ich plötzlich da gewesen war. Also gab es nur noch ein paar Fragen an sie. Warum war Kushina nun hier? Was war damals mit ihr passiert, als man die Kontrolle über mich verloren hatte? Und nicht zuletzt: Wer war der Unbekannte, was wollte er von mir und was hatte er mit mir gemacht? "Warum weiß Naruto nichts von Ihnen? Er hatte solch eine schwere Kindheit... Er hätte Sie an seiner Seite gebraucht. Hat das etwas mit dem Eindringling-", ich stutzte. "Warte." Meine Aufmerksamkeit wanderte zu Itachi und ich stand langsam auf. "Was hat Akatsuki damit zutun?" Der Gedanke schnitt sämtliche Überlegungen ein. "Du sagtest, Akatsuki wäre der Grund für dein Kommen." Eine Ewigkeit ruhte sein Blick auf mir. "Ich habe seit langem die Vermutung, dass sich die besagte Person, die es damals auf dich abgesehen hatte, unter den Mitgliedern Akatsukis befindet." Mit großen Augen starrte ich ihn an. "Das heißt, wenn ich diese ausfindig mache, erfahre ich, was man mit mir gemacht hat? Was da in mir ist?" In mir tat sich ein seltsames Gefühl auf. Etwas zog an meinem Mantelärmel. Ich sah zu Kushina hinunter. "Ich erkenne Entschlossenheit in deinem Blick. Doch bitte übereile jetzt nichts." Sie betrachtete mich besorgt. "Das ist noch nicht alles..", kam es von Itachi, was mich ihn aus den Augenwinkeln fixieren ließ. "Ich befürchte, Pain hat von meinen verdeckten Absichten Wind bekommen." Das klang... beunruhigend. "Und da meine Absichten mir dir in Zusammenhang stehen, wird er uns beide ebenbürtig als Verräter sehen." Das klang... beunruhigender. Ich schnappte nach Luft und fasste mit einer Hand an meinen Nacken. "Aber-" "Der Sensor ist nicht aktiv." "Was?!" Ich starrte ihn entrüstet an. "Seit wann?!" "Seitdem ich dich trainiert hatte. Ich habe ihn in der letzten Nacht außer Kraft gesetzt." "Und du hattest nicht die Muße, mir das mitzuteilen?!", rief ich pampig. Energisch lief ich zur gegenüberliegenden Wand und wieder zurück. "Ich habe wegen diesem Ding wochenlang... Ugh, vergiss es!!" Er folgte meinen Bewegungen permanent. Ich hörte tatsächlich Betroffenheit in seiner Stimme. "Verzeih. Du musstest dich für's Erste weiterhin authentisch verhalten, damit Pain dem defekten Sender keine Beachtung schenkt. Es war am sichersten für dich und für den Plan, dir dies noch vorzuenthalten. Du kannst ihn einfach herausziehen." Ich hielt an und kämpfte mit gemischten Gefühlen. Natürlich passte es mir nicht, dass mir diese wichtige Information verheimlicht worden war. Schließlich hatte ich einiges an Depression wegen dieser kleinen mickrigen Kugel hinter mir. Nun stellte sich heraus, dass ich seit Wochen nicht mehr an Akatsuki gebunden war. "Warum hast du mich noch weiter meinem Befehl nachgehen lassen? Ich hätte schon vor Wochen über alle Berge sein können.", warf ich Itachi vor. "Sobald Pain herausgefunden hätte, dass du fort bist, hätte er dich bis zu deinem Lebensende verfolgen und jagen lassen. Ich habe darauf hingearbeitet, hinter dem Geheimnis des Eindringlings von damals zu kommen, ohne dich zu gefährden und dich zu gegebener Zeit so aus dieser Affäre zu ziehen, dass du dir nie wieder Gedanken um Akatsuki hättest machen müssen." Ich besah ihn betrübt, die Spannung in meinem Ausdruck löste sich. Itachi riskierte sein Leben, um Konoha seinen Dienst zu erweisen und mir ein Leben zu ermöglichen, ohne von all dem beeinflusst zu werden. Das war es, was ich verstanden hatte. Die Frage lautete: Konnte ich ihm vertrauen? Wer versicherte mir, dass Itachi mir keine Scharade vormachte? Die letzten Monate zogen an mir vorbei, ein unangenehmens Gefühl kam auf. Sie waren nicht leicht gewesen, das sicherlich nicht. Sasukes Vertrauen ein kleines Stück wiedergewonnen zu haben, deckte eigentlich nur die größeren Probleme auf. Was also sollte mich dazu veranlassen, Itachi zu trauen? Ich durfte mich nicht noch tiefer in dieses Chaos ziehen lassen, das war mir bewusst. Um meinetwillen, genauso wie Sasukes. Ich sah zu Kushina und glaubte, meine Antwort vielleicht gefunden zu haben. Es war Narutos Mutter. Sie war am Leben, Itachi hatte mich hierher geführt, um mir einige Aspekte meiner Vergangenheit aufzuzeigen. Sie hatten wohl ein ganz gutes Verhältnis zueinander. Was sprach dagegen, dass die beiden unter einer Decke steckten? Wer weiß, ob diese Kushina wirklich die war, für die sie sich ausgab? Andererseits betrachtete ich sie und konnte einfach nicht leugnen, Naruto in seiner Mutter wiederzuerkennen. Wenn ich darüber nachdachte, wie Itachi bisher aufgetreten war, wurde ich unsicher. Ich konnte ebenso wenig abstreiten, dass er eine völlig andere Offenheit an den Tag legte, als er es bis jetzt getan hatte. Was war also anders? Er hatte vor Akatsuki eine Maske zu wahren. Selbst als er mich trainiert hatte, gab es keine Garantie, dass wir nicht unter Beobachtung standen. Außerdem musste er sich mir gegenüber distanziert verhalten, um für mich die Echtheit des Befehls aufrecht zu erhalten. Das klang alles recht plausibel. In seiner Stimme hatte ich die letzte halbe Stunde so viel Gefühlsregung wahrgenommen, wie in den gesamten letzten Monaten nicht. Meine Vermutung war demnach, Itachi log wahrhaftig nicht. Er log mich nicht an. Doch wie hoch war die Wahrscheinlichkeit dafür, um das Risiko einzugehen und mich auf ihn einzulassen? Und was hatte ich davon? "Jetzt, wo die ganze Aktion aufgeflogen ist, kann ich mich doch genauso gut um mich selbst kümmern und fliehen, oder etwa nicht?" Itachis Blick verfinsterte sich. "Ich bezweifle, dass du sie alleine los wirst. Du wirst zur Zielscheibe. Egal, wie sehr du dich bemühst, unterzutauchen, Akatsuki wird dir keine Ruhe lassen. Wenn du dich irgendwo zu lange niederlässt, werden sie dich irgendwann aufspüren. Wünscht du dir wohl ein Nomadenleben?" Ich kniff die Augen missbilligend etwas zusammen. "Ich biete dir hiermit meine Hilfe an.", fuhr er fort, "Wir sind beide in einer ähnlichen Situation – Sowohl für dich als auch für mich kann es so nicht weitergehen. Sich einfach aus der Angelegenheit rauswinden zu wollen, ist jedoch keine Lösung. Wir haben dieselben Feinde und dieselben Verbündeten." Wen er damit wohl meinte? "Daher mache ich dir das Angebot, dass wir beide diese Geschichte ein für alle Mal zum Ende bringen." Ich beäugte Itachi skeptisch. Was veranlasste ihn dazu, so weit zu gehen? Sich so etwas auszudenken? Vermutlich nichts, denn es klang aufrichtig. Ich biss mir auf die Unterlippe, ich hatte nur noch geschätzt etwa zehn Minuten. Der Zeitmangel machte mich nervös, es war nie optimal, unter Druck solche Entscheidungen zu treffen. Itachi sah mich grübeln und zweifeln, das war wahrscheinlich der Zustand, den er sich gewünscht hatte. "Lass mich dich gleich warnen, dass dieser Weg kein einfacher sein wird. Aber er führt zu einem Ziel, das jeder im Moment erreichen will." Dieses eine Mal suchte ich bewusst seinen Blick und versuchte offen daraus zu lesen. Dieses erste Mal vermittelte Itachi mir alles, was ich brauchte. "Du wirst dich mit Konoha auseinandersetzen müssen. Du wirst ihnen ohne Zweifel entgegentreten müssen. Du wirst Sasuke einweihen müssen, wenn du willst, dass er versteht. Du wirst dich Akatsuki stellen müssen." In mir krampfte sich Alles ein bisschen zusammen. Die bloße Wahrheit war nicht angenehm. "Doch wenn du dies alles offenherzig tust..." Ich schloss die Augen. "...wirst du diese Zeit mit Kameraden an deiner Seite überstehen oder mit ihnen sterben." Ich überlegte einige Momente lang. "Itachi?" Er sah mich nur an, was mich genauso zum Fortfahren aufforderte wie eine verbale Äusserung. "Warum machst du das alles?" Der lange Blickkontakt vermittelte mir eigentlich schon alles, was ich gerade wissen musste. "Wenn du möchtest, erzähle ich es dir irgendwann. Aber jetzt gerade ist nicht die Zeit dazu." Ich betrachtete ihn lange, bis ich mich entschied. Kapitel 30 ---------- Diese Tragödie hatte eine Wendung genommen, mit der ich so nie gerechnet hatte. "Okay. Wie willst du nun vorgehen?" "Wir haben ein großes Problem. Nicht nur, dass von Konoha aus nach uns gefahndet wird. Akatsuki wird jetzt alles daran setzen, uns zu eliminieren. Wir haben sie an diesem Punkt nicht nur hintergangen, wir besitzen ebenso empfindliches Wissen. Ein Zusammentreffen wäre nicht einfach zu handhaben." Na großartig, nun war ich auch noch Nukenin bei den Nukenin. "In fünf Tagen hättest du mit Sasuke in Konoha sein sollen. Ich habe Pain damals ein Vorhaben eingeredet, das er jetzt natürlich nicht mehr ausführen kann. Ein Konflikt mit Akatsuki wäre im Moment alles andere als zufällig, sie werden es für's Erste auf uns abgesehen haben. Ich habe den starken Verdacht, dass die Person, die wir die ganze Zeit suchen, mich bei Pain verraten hat." "Das heißt, du glaubst nicht, dass Pain selbst die Fäden zieht?" "Nein", meinte er mit leichtem Kopfschütteln, "Pain hat andere Absichten und Ziele im Kopf." "Wie ist der Drahtzieher hinter deine Fassade gekommen?" "Ich weiß es nicht. Um meine Tarnung habe ich mich stets sorgfältig bemüht. Selbst wenn ich rund um die Uhr beobachtet worden wäre, würde ich schätzen, die Person, die wir suchen, besitzt ziemlich gute analytische Fähigkeiten. Oder er weiß von Vorneherein mehr, als ich erwartet habe." Wir hatten es hier wirklich mit keinem einfachen Gegner zutun. "Möglichkeit eins: Pain wird versuchen, den Plan, mit dem ich dir Zeit verschaffen wollte, mit Gewalt durchzusetzen. Dafür schafft er dich, Sasuke und vermutlich auch mich irgendwie nach Konoha. Möglichkeit zwei: Er lässt davon ab und nimmt sich weiterhin die Zeit, Bijuus zu fangen und uns beide erjagen zu lassen, bevor er etwas unternimmt. Möglichkeit drei: Er startet recht zeitnah einen Hassfeldzug gegen Konoha und lässt uns im Nachhinein umbringen." "Ich kann nicht behaupten, dass ich eine der drei Optionen favorisiere.", murrte ich müde, "Nummer zwei brächte uns höchstens Zeit." Itachi nickte mit geschlossenen Augen. Ich sah zu Kushina, ihre Stirn lag in Falten. Scheinbar konnte sie uns dabei nicht wirklich helfen. "Richtig. Es wäre der beste Fall, der hier noch eintreten könnte. Allerdings ist Pain zwar bedacht, doch ich weiß nicht, wie emotional er sich in einer Situation wie dieser verhält. Auf Konoha ist er nicht gut zu sprechen und ein Verrat in den eigenen Reihen durch zwei Personen, die auch noch aus Konoha stammen, ist vielleicht ein etwas starker Reiz." Ich machte ein zustimmendes "Mhm.". Einen Moment kehrte angespannte Stille ein, die Zeit drängte so langsam, womit ich etwas Druck machte. "Ich muss in den nächsten fünf Minuten los. Wie gehen wir vor? Wie bleiben wir in Kontakt? Ich muss zu Sasuke zurück, ich kann jetzt nicht einfach abhauen. Nicht nach dem, was passiert ist." Sein prüfender Blick auf mir machte mir seine Gedanken diesmal nicht ersichtlich. "Ich weiß nicht, was Sasukes momentaner Antrieb ist. Daher werde ich mich nicht einfach so nähern. Kannst du dich nachts für eine kurze Zeit unbemerkt von ihnen entfernen?" Ich runzelte die Stirn und meinte: "Ungern. Wenn sie das zufällig bemerken oder ich jemanden wecke, ist alles, was ich letztens erreicht habe, wieder zerstört." Angenehmerweise nahm Itachi auf meine persönlichen Angelegenheiten ohne Widerrede Rücksicht. "Dann werde ich mich von mir aus nähern und uns mithilfe von Genjutsu absichern.", folgerte er und schärfte anschließend den Fokus auf mich, "Aber ich werde das nur nachts wagen. Außerdem besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass Sasuke das durchschaut." Er stellte mir Bedingungen und belegte mich mit einem warnenden Blick. Doch das war in Ordnung, immerhin verlangte ich von ihm, sich in Gefahr zu begeben. "Ich lege dir daher dringend ans Herz, Sasuke einzuweihen", fügte er mit Nachdruck hinzu. "So gern ich das auch würde, Itachi, aber meinst du nicht, dass das dann dasselbe Resultat ergeben würde, wie wenn wir erwischt werden?" Er sah mir direkt und eindringlich in die Augen. Ich weiß nicht, was er zu lesen versuchte, aber anscheinend fand er das, wonach er suchte. Sein Ausdruck wurde warm. "Es liegt natürlich an dir, was du daraus machst. Ich denke jedoch, dass du das zufriedenstellend hinkriegen kannst." Überrascht betrachtete ich ihn und fühlte meine Wangen warm werden. Bevor ich noch ein weiteres Wort darüber verlieren konnte, legte Itachi fest: "Bevor wir in irgendeiner Weise in Aktion treten, muss ich noch einige Informationen besorgen. Wir müssen wissen, was Pain nun letztendlich tut, und ich bin der Meinung, ich agiere hier alleine effektiver. Daher kannst du deine Konzentration für's Erste Sasuke widmen. Allerdings drängt die Zeit, darum werde ich mich beeilen. Du wirst innerhalb der nächsten drei Tage Anweisungen erhalten, entweder von mir persönlich oder als verschlüsselte Nachricht. Bist du damit einverstanden?" Ich nahm mir rasch Bedenkzeit und bestätigte ihm meine Zustimmung mit einem unbeiirten Nicken. Er machte einige Schritte auf mich zu. "Unser Ziel ist die Eliminierung der mysteriösen Person und damit das Durchkreuzen seines Vorhabens." Er hob einen Arm und hielt mir seinen kleinen Finger vor. Ich war erstaunt, wie liebenswürdig Itachi sein konnte, in meiner Brust kam ein angenehmes, warmes Gefühl auf. Ich kreuzte seinen kleinen Finger mit meinem und konnte nicht anders, als ihn entschlossen anzulächeln. In mir war neues Feuer entfacht. "Also dann, ab mit dir." Ich wandt mich zur Treppe und machte an deren Fuß nochmals kurz halt, um ihnen einen Blick zum Abschied zu schenken. "Bis demnächst.", sagte Itachi. "Ja, bis demnächst." Meine Augen wanderten zu Kushina, ich warf ihr ein wohliges Lächeln zu. Ich blickte wieder zu Itachi. "Danke." Es war nicht das erste Mal, dass ich mich mit einem Dank bei ihm verabschiedete. So drehte ich mich um und ließ sie hinter mich. Ich sprang von Baum zu Baum zurück zu dem Punkt, an dem wir uns getrennt hatten. Zwischendurch machte ich einen kleinen Bogen, um letztendlich nicht aus genau derselben Richtung wieder aufzutauchen, in die ich aufgebrochen war. Ich hielt es für nicht ganz so auffällig. Ich hatte vergessen, Kushina zu fragen, was sie dort machte. Doch die Zeit hatte das auch nicht mehr zugelassen. Vielleicht war es ja für sie möglich, wieder zu Naruto zurückzukehren, sobald unsere Zielperson zur Strecke gebracht war? Als ich an ihre Geschichte dachte, fragte ich mich, warum sich Kushina wohl verstecken musste. Ich sah keinen Zusammenhang, durch den sie gezwungen war, sich versteckt zu halten. Da war noch etwas, von dem sie und Itachi nicht erzählt hatten. Während ich so daran grübelte, fasste ich die kleine Metallkugel in meinem Nacken, hielt die Luft an und riss sie heraus. Gleich hatte ich unseren Ausgangspunkt wieder erreicht. Flüchtig rief ich mir die letzten Momente des Treffens mit Itachi und Kushina noch einmal in Erinnerung. Ich legte unwillkürlich an Tempo zu, mein Feuer brannte wieder. Die Kugel schnippste ich in die Büsche unter mir. Als ich etwas zu übereilt ankam und daher mit einigen Schritten den Schwung ablegen musste, waren Juugo und Suigetsu bereits hier. Suigetsu begrüßte mich mit einem Handwink, während sich Juugo nach einem lesenden Blick von mir abwand. Ich nickte beiden zu. Ich versuchte, meine schwere Atmung nach diesem Lauf zu beruhigen und sah mich nach Sasuke und Karin um. Bevor wir alle aufgebrochen waren, war die Anweisung gewesen, alle zu informieren, sollte etwas vorfallen. Da Itachi in persona vor mir gestanden hatte, dürfte dies nicht der Fall gewesen sein. Und da Juugo und Suigetsu zurück waren und warteten, dürfte das auch zutreffen. Einige weitere Minuten vergingen, sodass wir schon überlegten, nach den beiden Fehlenden zu suchen, doch kaum sammelten wir uns, um uns zu besprechen, kamen sie herbeigeeilt. Hinter mir kamen Sasuke und Karin auf den Boden auf, ich drehte mich zu ihnen um. "Irgendetwas anderes Ungewöhnliches?", fragte Sasuke im Laufen, was wir drei nur kopfschüttelnd verneinten. Ich hatte zwar überlegt, ob es clever wäre, ihnen eine Spur weg von Konoha vorzumachen, jedoch entschied ich, dass es eher suspekt wäre, wenn ich auch noch etwas finden würde, nachdem ich mich schon alleine zum Absuchen des Gebiets gemeldet hatte. Die falsche Fährte, die es ja auch wäre, könnte mich hier meinen Kopf kosten, sollte das rauskommen. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens meinte Sasuke schließlich: "Nun gut. Dann lasst uns weiter." Wir machten uns also wieder auf den Weg. Wohin wusste ich leider nicht, da ich in den letzten Tagen und Wochen nicht wirklich bei der Sache gewesen war. Aber nichts hielt mich jetzt mehr davon ab, aktiv zu sein. Ich hatte eine Aufgabe. Nach unserem Ziel fragen wollte ich nicht direkt, denn das käme äußerst ungut. Ich reiste immerhin schon wieder einige Zeit mit der Gruppe. Ich würde die Ohren offen halten und mir meine Informationen aus ihren Gesprächen herausfiltern. Ich musste auf jeden Fall darauf achten, mich nicht allzu sehr anders als vorher zu verhalten. Es verging ein Tag, in dem ich mir leider nicht viel über Sasukes momentanes Vorhaben zusammenreimen konnte. Was ich erfahren konnte, war, dass er immer noch auf der Suche nach Itachi war. Was sich verändert hatte, war, dass Sasuke aus irgendeinem Grund nicht mehr ganz so versessen auf ihn war. Es ging nun nicht mehr allein um Itachi. Im Moment hielten wir auf Kumogakure zu. Wir befanden uns immer noch in Konoha, waren allerdings nicht weit entfernt von der nordöstlichen Landesgrenze. Eigentlich war es mir recht, so weit wie möglich von Konoha wegzukommen. Doch Itachi schien viel im südwestlichen Teil Konohas zu agieren, darum machte ich mir Sorgen, ich würde außer Reichweite kommen. Ich erwartete dringend Itachis Kontaktaufnahme, gleichzeitig hatte ich bereits einen Tag lang vor mir hergeschoben, Sasuke in meine Sache einzuweihen. Diese Angelegenheit war mir so unsagbar unangenehm und ließ mich vor Unsicherheit immer wieder zögern, Gelegenheiten, mit Sasuke darüber zu reden, zu nutzen. Ich wollte mein Problem natürlich lösen, aber ich versuchte mir einzureden, ich könne das auch, ohne die Gruppe da wieder mit reinzuziehen. Es reichte schon, wenn sie davon wussten, damit sie Teil dieses Desasters waren. Außerdem würde es wahrscheinlich das Vertrauen, das ich gerade erst mühsam erarbeitet hatte, wieder zerstören. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien aus, während ich mich vor der Überzeugung, dass es gar keine gute Idee wäre Sasuke einzuweihen, graute. Ich wollte es ihm eigentlich wirklich nicht erzählen. Vielleicht wäre es einfach das Beste, mich von ihnen zu verabschieden, damit sie nirgendwo mehr reingezogen würden. Ich wäre zwar so gerne weiter mit Sasuke gereist, doch ich hielt es im Moment tatsächlich für alle am Besten, wenn ich mich so bald wie möglich ausklinkte. Ich war soweit, dass ich mich mit dem, was ich bei ihm erreicht hatte, zufriedengeben konnte. Kapitel 31 ---------- Es begann zu dämmern, der Tag neigte sich dem Ende zu. Wir waren bereits seit vor der Morgendämmerung unterwegs gewesen, weshalb wir uns nun einen Platz zum Rasten und Nächtigen suchten. Nach wie vor befanden wir uns im Wald, wir hatten jedoch auf dem Weg eine Quelle passiert, die die gesamte Gegend mit Flüssen speiste. Ironischerweise entschieden wir uns daher, uns auf dieselbe Weise ein Nachtlager zu bauen, wie damals, als ich das erste Mal zu ihnen gestoßen war. Die üppigen Weiden an den Ufern der Flüsse mit ihren bodenlangen Ästen standen dicht beinander und ließen von außen trotz ihres hohen Wuchses kaum einen Blick ins Innere zu. Sie ließen sich optimal für unsere Zwecke nutzen. Suigetsu hielt die erste Wache, während es immer dunkler wurde und schließlich der sternklare Himmel sichtbar war. Mit Umschlagen des vergangenen Tages auf den neuen sollte Sasuke ihn ablösen. Ich sollte die darauf folgende Schicht übernehmen, weswegen ich bis dahin schlafen wollte, um am nächsten Morgen nicht allzu zermürbt zu sein. Ich schaffte es, wenige Stunden unruhig zu schlafen, doch irgendwann lag ich nur noch wach auf meinem Mantel auf dem Boden und starrte in die Baumkrone. Ich war aufgrund der kürzlichen Ereignisse zu aufgewühlt. Ich war die letzten Wochen zwar allgemein rast- und schlaflos gewesen, aber heute war es anders. Einerseits konnte ich es kaum erwarten, mit Itachi in Aktion zu treten. Andererseits war ich äußerst nervös, wie man wohl reagieren würde, wenn ich plötzlich ausstieg, nachdem ich mich vorher so aufwändig an Sasukes Fersen geheftet hatte. Ich habe niemanden und auch nichts, was mich antreibt; das sagte ich damals. Machte das nach wie vor den Anschein, sobald ich meine Entscheidung kundgab? Denn obwohl es nicht mehr zutraf, wollte ich den ursprünglichen Anschein wahren. Ich ertrug die Spekulationen in meinem Kopf nicht mehr, ich stand auf und begab mich zu dem Platz, an dem Sasuke Ausschau hielt. Als ich auf ihn zutrat, merkte ich wie er aufmerksam lauschte, um sicher zu gehen, dass er sich nicht täuschte. Er saß auf einem hüfthohen Felsen nicht weit entfernt von unserem Platz. Ich blieb wenige Meter vor ihm stehen und ließ den Blick durch die von Bächen und Weiden durchsetzte Landschaft schweifen. Beruhigend plätscherte das Wasser in der friedlichen Stille der Nacht vor sich hin. "Bis zu deiner Wache ist noch eine ganze Weile Zeit.", meinte er mit einer ungewohnt ruhigen Stimme, ohne die Augen von dem abzuwenden, was er gerade anvisierte. "Ja.", entgegnete ich ihm nur, während ich das sich wallende Wasser an einem kleinen Abhang des Laufes beobachtete. Es schien mir wie eine Ewigkeit, in der wir einfach die Gegend betrachteten. Ich ließ das Wasser nicht aus den Augen. Wenn ich so ins fließende Wasser starrte, war mein Kopf leer, ich schaffte es, an nichts zu denken, zu entspannen. Da ich noch nicht die Verantwortung besaß, auf Auffälligkeiten um uns herum zu achten, konnte ich mir das erlauben. Müde wankte ich auf den Bachlauf zu. Ich kam kurz zum Stillstand, sah in mein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Ich setzte mich zu Boden und hielt die Hand ins wallende Wasser. Die Strömung war gerade so stark, dass sie sich auf der Haut wie eine angenehme Massage anfühlte. Ich genoss diese Stille und das Wasser. Man konnte bei dieser Frische wohl nicht behaupten, andere würden meine Meinung teilen. Allerdings teilte auch niemand mein Kekkei-Genkai mit mir. Irgendwann schien es mir einladend, mich auf die Seite zu legen und dem Strom dabei zuzusehen, wie er meine Hand wohltuend umfloss. Ich weiß nicht, wie lange ich dort so lag, doch ich schlief wohl nach einiger Zeit sogar ein. Ich erwachte wieder, als der Mond über mir stand und sich schon in den Westen geneigt hatte. Ich erhob den Oberkörper und stützte ihn auf einem Arm. Nachdem ich mich aufgesetzt hatte, öffnete ich zunächst die trägen Lider und sah mich verwirrt um. Etwas schlaftrunken versuchte ich, mich daran zu erinnern, was ich hier draußen machte. Ich wusste nicht, ob es schon Zeit für meine Schicht war, daher kam mir Sasuke in den Sinn, wie er wachsam auf seinem Felsen gesessen war. Ich entdeckte ihn auf seinem Felsen wachend und mich entspannt betrachtend. "Deine Wache hat vor einigen Stunden begonnen." Ich sah ihn einige Sekunden ausdruckslos vor Müdigkeit an, um den Blick darauf nach unten auf den Boden zu senken. Einen Moment verharrend, raffte ich mich endlich auf und schüttelte die vom Wasser ausgekühlte Hand etwas durch. "Verzeih. Warum hast du mich nicht geweckt?" Es kam keine Antwort, während ich aufstand und auf Sasuke zuging. Ich kam vor ihm zum Stehen und erwartete eigentlich, er würde den Platz für mich räumen. Doch er blickte lediglich weiter zu mir hoch, während ich fragend den Kopf schief legte. "Du schienst den Schlaf nötig zu haben.", meinte er schließlich und fügte nach kurzem Schweigen nochmals hinzu: "Leg dich wieder schlafen. Ich übernehme heute die restliche Nacht." Unbeirrt sah er mir dabei direkt ins Gesicht. Etwas miesepetrig vor Schlaftrunkenheit brummte ich ihn darauf an. Ich rieb mir die Augen, um sie zum Aufbleiben zu animieren. "Blödsinn, geh schlafen. Ich mach' die Wache." Nachdem er mich anhaltend musterte, wandte er irgendwann doch den Blick ab und meinte bestimmt: "Nicht nötig." Ich rollte die Augen. "Gut, wenn du meinst." Ich drehte mich um, um mich ins Lager zu begeben, als hinter mir ertönte: "Was war die letzten Wochen mit dir los?" Ich kam zum Stehen und wandte mich ihm wieder zu. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Was soll mit mir gewesen sein?" Seine Augen wanderten zu mir. Sein Ausdruck verriet mir bereits, dass er dem Bluff nicht glaubte. Sasuke starrte mich an, bis ich von mir aus sprach. Es war sehr unangenehm, ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich dachte nach, was und wie ich es erzählen wollte. Währenddessen stand Sasuke von seinem Sitzplatz auf. Tief holte ich Luft. "Ich..." "Dass du seit du wieder dabei bist in Depressionen gefallen zu sein scheinst, ist die eine Sache. Aber gestern hat sich etwas geändert." Ich betrachtete ihn erschöpft vor Betroffenheit, er musste es mir nicht erst erklären. Anscheinend hatte er dem doch mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ich angenommen hatte. "Wenn man bedenkt, was gestern passiert ist, ist dein plötzliches zu Sinnen kommen umso verdächtiger." Er machte einige Schritte auf mich zu. Ich starrte ihm angespannt auf die Beine, während mir immer heißer wurde. Sasuke setzte einen Fuß vor den anderen, bis ich – angestrengt, den Atem regelmäßig zu halten – geradewegs zu Boden blickte. "Was könnte dir gestern widerfahren sein? Es kann nur mit Itachi zu tun haben." Ich biss mir auf das Innere meiner Unterlippe. "Warum warst du noch völlig normal, als ich dich wieder aufgenommen habe, und vom einen Moment auf den anderen depressiv?" Ich wollte es ihm nicht erzählen. Verdammt, ich wollte es nicht. Oder wollte ich es eigentlich schon? Mein Herz schlug in einer wahnsinnigen Frequenz. Ich konnte mich nicht überwinden, den Kopf zu heben. Er war mir unerträglich nah, doch wenn ich zurückwich, könnte das ein falsches Signal sein. Ich kniff die Augen fest zusammen und versuchte abermals anzusetzen: "Ich-", als ein verdächtiger Lärm zu hören war, gerade laut genug, um ihn wahrzunehmen und einer Konfrontation zuordnen zu können. Sasukes Blick schnellte in die Richtung dessen Ursprungs, ich zuckte zusammen und riss den Kopf hoch. Ich sah Sasuke kaum einen Meter vor mir und machte erst einmal einen raschen Schritt rückwärts. Nachdem er einige Sekunden gelauscht hatte, wandte er sich an mich. "Wir untersuchen die Umgebung. Wenn wer auch immer das war schon vorbeigezogen ist, kann es uns egal sein. Darum halt' dich verdeckt. Falls du etwas findest, such' mich bevor du die anderen alarmierst. Verstanden?" Mit diesen Worten war er fort. Ich hätte heilfroh sein können, dieser Situation entgangen zu sein, doch in mir blieb ein mulmiges Gefühl. Ich machte mich ebenso auf den Weg, wohl wissend, dass dies noch nicht das Ende unserer Konversation gewesen war. Kapitel 32 ---------- Ich durchforstete Büsche und Bäume in einem großen Radius, unterwegs fand ich einige verletzte Baumstämme vor. Ich hatte jedenfalls die richtige Fährte, von Menschen jedoch war zunächst keine Spur. Ob ich Sasuke schon holen sollte? Ich hielt gerade einige Weidenäste beiseite, um vorsichtig in deren Inneres zu schlüpfen und mich umzusehen. Am anderen Ende wollte ich sie verlassen, als es hinter mir stürmisch raschelte. Ich wirbelte herum und beobachtete eine Gestalt recht steil von oben herab in das Geäst stürzen. Sie kam mühsam auf beiden Beinen auf und schaffte es gerade noch, nicht einzuknicken. Dann stolperte sie ein, zwei wackelige Schritte nach vorn, um schließlich auf die Knie zusammenzusacken und endgültig zu Boden zu gehen. Zuerst erschrak ich, als ich den Akatsuki-Mantel erkannte. Meine Augen weiteten sich, ich stürmte hinüber und ließ mich vor dem Mann fallen. Mit etwas Kraftaufwand rollte ich seinen Körper auf den Rücken und betrachtete tatsächlich Itachis Gesicht, blutverschmiert und regungslos. Sein Mantel war zum Teil in Fetzen und getränkt in seinem eigenen Blut. Mit letzter Kraft schien er sich hierher geschleppt zu haben, als er mich gefunden hatte, denn er war nicht mehr in der Lage, die Augen zu öffnen. Mein Herzschlag erreichte ungeahnte Geschwindigkeiten, als mir bewusst wurde, was das bedeutete. Ich musste weg. Sofort, auf der Stelle. Mit Itachi. Hektisch packte ich ihn unter den Armen und versuchte, ihn hochzuhieven. Er war so verdammt schwer. Ich entdeckte einige tiefe Wunden quer über seinen Körper verteilt, doch da ich einfach keine Zeit hatte, darauf Rücksicht zu nehmen, musste ich seine Verletzungen ignorieren. Mit viel Mühe schaffte ich es, ihn irgendwie Huckepack zu bekommen, er begrub mich nahezu unter seinem Gewicht. Ich stemmte diesen ausgewachsenen Mann irgendwie und machte auf wankenden Beinen die ersten Schritte. Tief atmete ich ein, pustete aus und lief los. Wohin war 'weg'? Es war jedenfalls weit entfernt von Sasuke und allen weiteren Verfolgern. Ich stürzte durch das Geflecht der Bäume und zielte einfach grob auf die Richtung hab, die definitiv von Sasuke und dem Lager fort führte. Panik und Adrenalin halfen mir, Itachi weiterzutragen, ohne zusammenzubrechen. So schnell wie es nur irgendwie möglich war stolperte ich durch Gebüsch und Geäst und merkte zunehmend wie meine Beine einklappen wollten. Ich hörte plötzlich hallende Rufe hinter mir, die mir sagten, dass wir bereits entdeckt worden waren. Um Luft ringend vor Anstrengung schleppte ich mich weiter, Tränen stiegen mir in die Augen und ich wimmerte verzweifelt auf. Wenn ich ihn nicht zurückließ, war ich dran, ich war viel zu langsam. Aber konnte ich Itachi wirklich im Stich lassen? Ich rannte immer weiter, während hinter mir auf einmal einige Wurfwaffen im Boden stecken blieben. Itachi war mein Verbündeter. Er war mein Freund. Ich würde ihn von hier wegschaffen oder mit ihm sterben. Mein Körper machte die Last von Itachis Leib so langsam nicht mehr mit, als irgendwas an meinen Füßen vorbeischnellte und mich ins Straucheln brachte. Ich schrie erschrocken auf, das Gewicht auf mir verhinderte, dass ich mich fangen konnte. Wir stürzten zu Boden. Ich konnte unsere Aufgabe nicht ohne Itachi erledigen. Sollte es hier schon enden, nun da ich doch endlich ein Ziel hatte, für das es sich zu Kämpfen lohnte? Mühsam hob ich Itachi von mir und robbte unter ihm hervor. Mit zittrigen Händen versuchte ich, ihn wieder auf den Rücken zu bekommen. Ich schaffte es nicht rechtzeitig, bevor ich einige der Verfolger auf Bäumen und Boden aufkommen hörte. Ich sah einige Tränen auf Itachis zerrütteten Mantel fallen, panisch riss ich den Kopf hinter. Zusammen mit einigen mir bekannten Akatsukis hatte Sasuke mich in der Falle. Sasori und Hidan schauten aus den Bäumen auf mich herab, Kakuzu und Sasuke versperrten mir den Weg zurück. Fassungslos starrte ich Sasuke an. Er erwiderte mir einen Blick, von dem ich nicht sagen konnte, ob er Wut oder Verwirrung bedeutete. Ich war nun geliefert. Itachi war am Ende, Akatsuki hatte mich, Sasuke würde mich nun endgültig abschreiben. Aber ich verstand es einfach nicht – Was machte Sasuke hier? Mein Gesicht war verzerrt, ich wusste nicht ob ich Beherrschung wahren oder lieber aufgeben sollte. "Hilf mir!", formten meine Lippen, während ich Sasuke flehend ansah. Ich versuchte alle vier im Auge zu behalten, während Hidan vom Baum sprang und mir für meinen Geschmack viel zu nah war. Ich schnellte hoch, um mich über Itachi zu stellen und eine Abwehrposition einzunehmen. Ich atmete zu schnell, die Augen sprangen zwischen ihnen hin und her, als sie sich nacheinander in Bewegung setzten. Ich wich einigen Wurfmessern von rechts aus, Sasoris Puppe konnte ich gerade so kontern und weglenken. Ich fing in der Bewegung zwei Sterne, die Itachi um ein Haar getroffen hätten und schleuderte sie Sasuke entgegen, der auf mich zustürmen wollte. Ein ekelhafter Schmerz fuhr in meinen Magen, nachdem Hidan mir das andere Ende seiner Sense von unten her gnadenlos in den Bauch gerammt hatte und vorsichtshalber sofort einige Meter zurückwich. Ich gab ein würgendes Geräusch von mir und fiel neben Itachi zu Boden. Stöhnend vor Schmerz kugelte ich mich kniend zusammen. Tränen entwichen meinen zusammengepressten Lidern, die Qualen in meiner Magengegend nahmen zu. Zuerst überlegte ich krampfhaft, wie wir hier wegkamen, doch der Gedanke schrumpfte und schrumpfte, er verblich bis nichts mehr da war. Ich dachte nicht mehr nach und hatte stattdessen das absurde Gefühl, nicht mehr bei Bewusstsein zu sein, obwohl ich meine Umgebung klarer wahrnahm als mir lieb war. Mühsam stützte ich mich auf die Hände und brachte mich auf die Füße, brachte meine vor Erschöpfung zitternden und schmerzenden Muskeln an ihre Grenzen um mich irgendwie aufzurappeln. Meine Gegner formatierten sich neu, Sasori ließ erneut eine seiner Puppen auf mich zurauschen. Ich holte mit einem Arm vor meinem Oberkörper aus und schlug sie mit aller Kraft zur Seite fort. Die Holzpuppe flog mit sagenhafter Geschwindigkeit fort und zerbarst am nächsten Baum. In meinen Ohren pulsierte mein erregter Herzschlag. Es war, als nahm ich nichts anderes mehr wahr, es gab nur noch sie und mich. Sie und mich. Ich verspürte auf einmal eine gigantische Zerstörungswut, doch ich liebte diese Euphorie. Mein Körper fühlte sich geradezu wie neu geboren an, ich würde es mit allen Vieren aufnehmen können. Ich nahm den Oberkörper vor und hob die Arme, bereit zum Kampf. Und gerade, als ich die Störenden beseitigen wollte, setzte auf einmal wieder meine reale Wahrnehmung ein. Ich hörte mich Schnaufen, unruhig und aggressiv, während meine Sicht verschwamm. Sie taten den ersten Zug und starteten einen Angriff. Auch wenn ich wusste, dass ich mich wehrte – und das erfolgreich – hatte ich das Gefühl zu fallen und mich weit, weit vom Fenster meiner Augen zu entfernen. Ich fiel lange, doch konnte ich nicht ausmachen, wann es ein Ende haben sollte. Es gab keinen Fallwind und ich konnte nirgends Halt finden. Ich befand mich im Nichts, alles war Schwarz. Und trotzdem war ich da, ich war bei Bewusstsein, nur nicht mehr Herr meines Körpers. Plötzlich befand sich mir gegenüber jemand, der normal stehen konnte, während ich immer noch nirgends Fuß zu fassen schaffte. Die Silhouette betrachtete mich bei meinen Bemühungen, ins Gleichgewicht zu kommen. Ich scheiterte, was die Gestalt auflachen ließ. "Wer bist du? Wo bin ich?", fragte ich aufgelöst. Der Schatten trat einen Schritt vor, um sich mir erkennen zu geben. Ich ruderte mit Armen und Beinen, weil ich immer wieder wegzudriften drohte. "Ich bin du.", sagte die Gestalt ohne die Lippen zu bewegen, nachdem sie auf einmal für mich sichtbar geworden war als wäre sie in einen Lichtschein getreten. "Wir sind sozusagen in deinem Kopf." Aufgehetzt besah ich mein Abbild und musste mir zunächst die Zeit nehmen, meinen Kopf zu klären. Ich musste wieder in die Realität zurück, denn was gerade passierte war viel zu gefährlich. "Wenn du ich bist, warum sehe ich dich dann?" "Weil du vergessen hast, wer du bist. Wer wir sind. Was wir sind." Ich schloss die Augen und gab mich der Schwebe, in der ich gefangen war, hin. "Du bist das, wovon sie mir in Konoha immer erzählt haben, richtig?" Einige Momente Stille traten ein, ehe es wieder sprach. "Abgesehen davon, dass das, was sie dir gesagt haben, nicht wahr ist, ja." "Heißt das, sie haben mich angelogen?" "Nein. Sie wissen es nur nicht besser." Ich öffnete die Augenlider und war nun in der Lage, stabil zu stehen, wo kein Boden war. Fest blickte ich der Gestalt in die Augen. "Was sind wir also?" Ausdruckslos starrte der Schatten mich an, bis er antwortete. "Bevor du dir deiner nicht bewusst wirst, hast du nicht die Bedingung erfüllt, mit mir in Einklang zu kommen." Ich runzelte die Stirn, legte den Kopf etwas schief und schob die Augenbrauen zusammen. "Was muss ich denn tun, um die Bedingung zu erfüllen?" Mein anderes Ich verzerrte die Miene zu einem herablassenden Ausdruck und lachte, obwohl ihr Mund doch geschlossen war. "Das musst du schon selbst herausfinden! Ich bin nicht nett genug, dir das einfach zu verraten." Ich rätselte, wie prekär diese Situation eigentlich war. "Und bis es soweit kommt werde ich jedes Mal, wenn du Blöße zeigst, deinen physischen Körper an mich reißen und so viel Chaos stiften, wie ich kann." Ich spitzte die Ohren bei dieser Äußerung und hob eine Augenbraue. "Hast du jetzt gerade wohl auch die Kontrolle?", hakte ich nach, in der Hoffnung sie nicht noch weiter zu verärgern. "Durchaus. Es ist das erste Mal, dass du währenddessen auch bei Bewusstsein bist." "So etwas wie das hier ist schon öfter passiert?" "Natürlich. Nur warst du dir dessen bisher nie bewusst. Entweder du erinnerst dich nicht mehr daran, da ich dich komplett vom Steuer gerissen habe, oder ich bin in dich eingeschmolzen." Ich zog einen Mundwinkel grübelnd zur Seite ohne den Blick von der Gestalt abzuwenden. Wann war das wohl gewesen? Ob sich daran zu erinnern hieß, 'mir meiner bewusst zu werden'? "Du wirst mich jedenfalls von nun an nicht mehr ignorieren.", fuhr es fort, "Wir haben den Punkt erreicht, an dem du geschwächt genug bist, mich nicht mehr unterdrücken zu können, und ich stark genug bin, deine schwachen Momente auszunutzen." Das waren allerdings wirklich keine guten Aussichten. Ich hatte weitaus größere Probleme im Moment, doch ich hatte keine andere Wahl, als mich mit dem Ding in mir zu beschäftigen. "Das klingt als wäre es mir gar nicht mehr möglich, das Ruder wieder zu übernehmen." Abschätzig lachte es auf und hob den Kopf, um mich von oben herab betrachten zu können. Ein garstiges Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. "Keine Sorge, selbst ich habe nur Reserven, die ich nicht so leichtsinnig aufbrauchen sollte." "Und wann sind die erschöpft?" Sie senkte den Kopf, der Ausdruck in ihrem Gesicht wandelte sich zu einem sehr finsteren. "Genug." In meinen Schläfen fing es an zu stechen und zu schmerzen. "Ab an die Oberfläche mit dir. Viel Spaß dabei, meinem Chaos hinterherzuräumen.", kündigte die Gestalt noch hämisch an, ehe sich bei mir alles zu drehen begann. Kapitel 33 ---------- Ich spürte, wie ich erneut von einer Kraft hinweg gezogen wurde. Diesmal schien ich zum Fenster meiner Augen hin statt von ihnen weg gezerrt zu werden. Sofort war ich wieder in der realen Welt, wo das Erste, was ich zu sehen bekam, Sasukes blutverschmiertes und schmerzverzerrtes Gesicht war. Ich blinzelte auf und war gezwungen, tief einzuatmen und nach Luft zu schnappen, als hätte man mir bis gerade eben die Luft abgeschnürt. Leichte Panik breitete sich in mir dabei aus, da ich damit nicht gerechnet hatte. Ich bemerkte, wie ich Sasuke am Hals mit meiner bloßen Hand zu Boden hielt und ihn zu erwürgen drohte. Ich ließ ruckartig ab und stürzte rückwärts weg, weshalb ich vor Sasuke auf meinem Hintern landete und zunächst noch husten musste. Er rollte sich mühsam auf den Bauch und versuchte, sich mit aller noch übrigen Kraft aufzustemmen. Ich fühlte mich wahnsinnig ausgelaugt und unwohl, erschöpft ließ ich den Oberkörper seitlich auf den Boden fallen und bekam so langsam meine Atmung wieder in den Griff. Kehlig atmete ich ein und aus, bis ich schließlich wieder normal und ruhig atmen konnte. "Sasuke.." Er war aufgrund seiner Verletzungen anscheinend nicht in der Lage, zu fliehen, darum blieb ihm nichts anderes übrig als hier zu verharren. Er starrte mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung in den Augen an. Ich blickte ihn mit schwer gewordenen Augenlidern in meiner seitlichen Kopflage an, müde schloss ich sie und ließ den Kopf zur Erde sinken. "Was ist in der Zwischenzeit passiert?", fragte ich ihn. Ich musste viel Mühe aufwenden, einen Ton herauszubringen. "Du hast Hidan und Kakuzu ausgeschaltet." "Es hat Hidan und Kakuzu ausgeschaltet.", verbesserte ich ihn sofort, wenn auch träge. Sasuke schwieg. Es vergingen einige Sekunden, in denen niemand sich rührte. Ich bemerkte Schmerzen überall am Körper und ertastete einige blutende Wunden. "Wie soll es nun weitergehen?", meinte ich mit zittriger Stimme und schlug die Augen wieder auf. "Du hast mich wieder hintergangen." "Du hast mich genauso hintergangen." Er sah mich ausdruckslos an und überlegte wohl, ob er das Recht hatte, zu widersprechen. Er hatte nicht das Recht, diesmal nicht. "Lebt Itachi?" Sasuke funkelte mich an bei dieser Frage. Das konnte mich nicht mehr wirklich beeindrucken. Nach längerem Zögern sagte er: "Ja. Du hast ihn erfolgreich beschützt." Erleichtert atmete ich tief ein. "Sasuke", fing ich an und versuchte, ihm dabei in die Augen zu schauen. "Ich möchte dir etwas erzählen." Einige Stunden waren vergangen, seitdem ich wieder zu Bewusstsein gekommen war. Sasuke hatte die anderen drei benachrichten können, weshalb sie wenig später herbeigeeilt kamen, um uns aufzulesen und zu verarzten. Skepsis und ein sehr vorsichtiger Umgang miteinander herrschte die ganze Zeit über. Es war immerhin mehr, als ich mir erhofft hatte. Sasuke hätte Itachi längst an die Gurgel gehen können. Oder mir. "Lasst die Finger von ihm.", drohte ich allen, als sie im Lager fragten, was sie mit Itachi machen sollten, "Ich kümmere mich selbst um ihn, er braucht euch nicht zu stören." Sasuke blickte – den Kopf zu Boden geneigt – bösartig zu mir ans andere Ende des Verstecks auf, während er beobachtete, wie ich Itachis Wunden versorgte. Ich konnte wohl froh sein, dass er meinen Wunsch, zu verharren bis wir einige Dinge geklärt haben, respektierte. Karin fummelte derweil hier und dort an ihm herum, um sich um seine Verletzungen zu kümmern. Nachdem Sasuke in einen brauchbaren Zustand gebracht worden war, suchte die Gruppe ohne mich das Gespräch mit ihm und diskutierte fassungslos darüber, was geschehen war. Ich befand mich nicht direkt bei ihnen, doch als sie immer energischer und lautstarker wurden, bekam ich mit, wie sie Sasukes Toleranzgrenze mir gegenüber kritisierten. Ich wusste nicht, warum ich diese genießen durfte, doch ich war froh darüber. Nichtsdestotrotz hatte ich im Moment zunächst eine Stellung ihm gegenüber und nicht neben ihm einzunehmen. Als Itachi endlich nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, wollte ich mich am liebsten hinlegen und für die kommende Konfrontation ausruhen. Aber ich fühlte, dass es höchste Priorität hatte. Ich lief zu den Anderen hinüber, die mich gespannt wie auch finsteren Blickes fixierten. Ich setzte eine ernste, selbstbewusste Miene auf und stellte mich vor sie. Sasuke starrte mich mit erbostem Ausdruck an. Ich hatte mir vorgenommen, sie alle gleich zu behandeln und nicht darauf zu bestehen, mit Sasuke alleine zu reden. "Ich muss euch etwas erzählen. Im Gegenzug müsst ihr mir erklären, was zwischen euch und Akatsuki läuft." Juugo knurrte, ich sah Karin missbilligend einen Mundwinkel hochziehen. Sie erwiderten mir nichts weiter. Ich setzte mich im Schneidersitz zu Boden, da auch sie alle saßen. Ihre wachsamen Augen spürte ich schwer auf mir liegen. Ich suchte auf der Erde unter mir irgendetwas zu finden, als wäre da eine chaotische Liste mit Stichpunkten. Wo fange ich an... Ich schloss die Augen, atmete tief ein und geräuschvoll wieder aus. Dann richtete ich den Blick entschlossen auf. "Sasuke ich muss das, was ich dir mal erzählt habe, leider korrigieren." Ich sah eines seiner Augen zucken, wohl wissend, dass er nicht sehr erfreut darüber war, mich eine Lüge beichten zu hören. "Ich glaube nicht nur, dass Akatsuki mich aus Konoha rausgeholt hat, ich weiß es. Itachi und Deidara haben mich während dem Ritual, bei dem ich vor Schmerzen bewusstlos geworden bin, aus dem Bunker befreit. Als ich wieder zu mir gekommen bin, haben sie mich zu einer Höhle gebracht, in der sie wohl das tun wollten, was sie mit allen Jinchuuriki bisher gemacht haben. Aber dazu ist es nicht gekommen, denn Itachi hat Pain mit Müh' und Not überzeugen können, seinen Plan zu ändern." Ausdruckslos lauschten sie mir und hatten nicht die Absicht, mich zu unterbrechen. Dafür war ich eigentlich recht dankbar, denn wenn Suigetsu oder Karin damit anfingen, hätte das ein ganz schön hitziges Wortgefecht werden können. "Ich hatte damals keine Ahnung, warum er das getan hat. Ich habe natürlich gedacht, er würde daraus irgendeinen Nutzen ziehen. Ich habe ihn nicht gekannt und mich davor gehütet, jemandem aus Akatsuki zu trauen. Und immerhin wusste ich, wer Itachi war.", betonte ich mit Nachdruck und sah dabei zu Sasuke auf. "Was diesen neuen Plan angeht, weiß ich auch nicht, was der beinhaltet. Alles, was mir aufgetragen wurde, war, mit dir in von jetzt an vier Tagen in Konoha zu sein. Warum, hat Pain mir nicht gesagt." Ich bemerkte die sichtbar geringschätzigen Blicke. "Tut nicht so, als hätte ich bei alledem freiwillig mitgemacht.", meinte ich scharf, "Wenn ich bis zu einem gewissen Punkt nicht mitgespielt hätte, wäre ich tot gewesen." "Ja, red weiter.", brummte Sasuke. "Nachdem anscheinend geklärt war, was ich zu tun hatte, habe ich mit Itachi fast zwei Monate verbracht. Ich war abgemagert und außer Form, darum haben sie mich erst einmal von ihm gesund machen und trainieren lassen. Sie wollten mich in der Verfassung, wie ich sie vor dem Vorfall gehabt habe. Danach bin ich dann aufgebrochen, um euch zu suchen. Und dann wisst ihr ja, was passiert ist." "Das glaube ich nicht.", widersprach mir Sasuke. "Ich weiß nicht was passiert ist, denn du hattest andere Absichten, als du uns erzählt hast. Wir wissen nicht, was du gedacht hast, was du vorgehabt hast." Zustimmend sah ich ihn an, er hatte schon Recht. Ich musste ihnen auf jeden Fall erzählen, warum ich sie tatsächlich aufgespürt habe. "Ja. Ich...", als ich so überlegte, was ich ihnen sagen wollte, erkannte ich, dass es schwer werden würde. Es waren Gedanken, die ich eigentlich niemandem, der mir nicht nahe stand, preisgeben wollte. Aber das war ich ihnen einfach schuldig. Außerdem wusste ich genau, dass ich es insbesondere Sasuke erzählen wollte, damit er verstand. "Zu der Zeit da Itachi mich mit der Aufgabe betraut hat, habe ich bereits lange überlegt, wie ich mich da rauswinden kann. Eines war mir aber schon ziemlich früh klar: Ich würde euch suchen und finden, um meine Schuld zu begleichen." Ich konnte ihnen dabei nicht in die Gesichter blicken, es war mir zu unangenehm. Ich löste den Schneidersitz und stellte beide Beine auf. Meine Oberarme legte ich auf den Knien ab und konnte so meine Stirn auf meinen Händen abstützen. Ich starrte auf den Boden vor mir. "Dass das gleichzeitig sowieso das war, was Akatsuki von mir wollte, war egal. Es war praktisch, weil ich mich auf diese Weise unauffällig verhalten habe, ich habe ja eh den Plan befolgt. Alles was ich wollte, war euch zu erzählen, was wirklich passiert ist." Ich brauchte ein paar Momente, um von hier an meine Gedanken zu sortieren. Sie warteten, bis ich fortfuhr. "Als ich euch gefunden habe, bin ich ein bisschen in Panik geraten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ihr habt ja jedes Recht gehabt, mich zu hassen; was passiert ist, ist nun einmal passiert, daran konnte ich auch nichts mehr ändern. Ich habe mich also zunächst zurückgezogen, um mich vorzubereiten, denn ich hatte zu große Angst davor, ihr würdet euch weigern, mir zuzuhören." Nachdem ich in Fahrt gekommen war, war es nicht allzu schwierig, meine damaligen Gefühle in Worte zu fassen. Jedoch hatte ich mir gewünscht, dies in einer völlig anderen Situation zu tun. "Ja, und dann ist das im Wald passiert. Wo ich bei einem Kampf zwischen euch und dem Anbu dazwischengefunkt habe. Ich war überrumpelt und habe wieder Panik bekommen, darum bin ich abgehauen. Als ich wieder einen klaren Kopf hatte, habt ihr mich angegriffen. Und dann ist die Verfolgungsjagd losgegangen.", fasste ich die Geschehnisse knapp zusammen. "Sasuke, als ich mit dir darüber geredet habe, habe ich gelogen, weil ich euch da nicht noch einmal mit reinziehen wollte. Es war genug, dass du mir geglaubt hast, dass ich euch damals nicht hintergangen habe. Aber als ich das erreicht hatte, sind eigentlich nur noch mehr Probleme aufgekommen. Ich habe realisiert, dass ich nun dringend ein Schlupfloch aus meiner Zwickmühle gebraucht habe. Sie haben mich beobachtet und mit einem Falken kontrolliert, das heißt, sobald ich nicht getan hätte, was sie wollten, wäre ich ausgeschaltet worden. Und ihr vielleicht sogar mit mir." Ich wollte gar nicht daran denken. "Es ist garstige Ironie. Ich habe euch vorgeheuchelt, ich hätte euch nicht verraten, doch dabei war ich im Begriff, genau das zu tun, wenn ich keine Lösung gefunden hätte." Ich schloss die Augen angestrengt und schüttelte langsam den Kopf. "Ich habe eine Art Sender im Nacken eingepflanzt gehabt. Pain hat gesagt, ich würde bereuen, wenn ich versuchen würde, ihn rauszuziehen." Ich lächelte den Boden betreten an und seufzte. "Für einige Wochen war meine Lösung, ihn rauszureißen. Ich hab's immer und immer wieder versucht, aber nicht geschafft." Ich rieb mir die Augen. "Dann hat Itachi mich gestern kontaktiert. Während er euch aufgehalten hat, hat er mir aufgetragen, einen Ort zu suchen, wo er anscheinend etwas Wichtiges mit mir zu bereden hatte." Ich lugte unter meiner Hand hervor, warf Sasuke einen Blick zu und erinnerte mich an den Moment, als er meine Unruhe bemerkt hatte. "Ich dachte, ich hätte irgendetwas falsch gemacht und sie wollten mich dafür zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht habe ich mir zu viel Zeit gelassen, weil ich wochenlang untätig gewesen bin. Ich bin in Panik geraten." Karin schob die Augenbrauen zusammen, sie war die Erste, die gestern mit mir nach dem Genjutsu geredet hatte und schien nun nachvollziehen zu können, warum ich so aufgehetzt gewesen war. Ich bedeckte meine Augen wieder mit meiner Hand. Das Bild meiner Erinnerung sah ich klar vor mir. "Jedenfalls sollte ich eine Ruine suchen, in der er auf mich gewartet hat. Ich habe ausgenutzt, dass wir uns zur Suche getrennt haben, um dort hinzugehen.", ich pausierte kurz, "Es tut mir Leid, dass ich das verheimlicht habe. Ich habe keine bösen Absichten gehabt. Ich war bereit, mich was auch immer mich erwartet hätte entgegenzustellen. Ich wollte euch davon fernhalten." Mir war klar, dass ich mich rechtfertigte, aber ich sah mein Handeln nicht als Fehler. Ich bereute es nach wie vor nicht. "Was gestern passiert ist, ändert für mich alles. Itachi hat mir offenbart, was sein wahres Ziel ist und mir geholfen, etwas über meine Vergangenheit herauszufinden." Ich erhob meinen Kopf aus meinen Händen und stützte ihn seitlich auf einer Faust ab, sodass ich traurig zu Itachi linsen konnte. "Und nun ist Akatsuki hinter uns her." Ich beendete meine Geschichte hier und rechnete mit Fragen oder einer Ansage von Sasuke. Längere Zeit herrschte Stille, in der ich zunächst Itachis langsames Heben und Senken seines Oberkörpers beim Atmen beobachtete und schließlich den Kopf wieder zur Gruppe richtete. Sie starrten mich nachdenklich an, ich war mir nicht sicher, ob sie nichts sagen wollten, oder ob sie nur nicht vor Sasuke anfangen wollten. Doch Sasuke erhob die Stimme lange nicht. Kapitel 34 ---------- "Was ist Itachis wahres Ziel?", fragte Sasuke nach einigen ewigen Momenten. Meine Augen wanderte zu ihm. Dass er das wissen wollte, wunderte mich natürlich nicht. "Mmh", machte ich, "ich nehm' das zurück. Ich glaube, ich weiß nichts, was dich gerade explizit interessiert. Was ich erfahren habe, ist, dass die Person, die etwas mit dem Amoklauf des Kyuubi bei Narutos Geburt zutun haben könnte, vermutlich irgendjemand bei Akatsuki ist. Außerdem ist diese Person für das Etwas in mir verantwortlich." Sasukes Blick blieb streng, während er mir zuhörte. "Man hat Itachi bei Pain verpfiffen, darum werden wir von Akatsuki gejagt. Niemand hätte seine versteckten Absichten ahnen können außer jemand, der von vorneherein von damals weiß. Das sagt zumindest Itachi." "Was hat er dir noch vorgemacht, damit du dich mit ihm verbündest?", warf Sasuke ein. Ich erwiderte ihm mit erhobenem Kopf: "Er hat mir nichts vorgemacht. Ich kann selbst beurteilen, ob jemand lügt." Kurz funkelte ich ihn an. "Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass er nicht lügt.", fügte ich noch hinzu und schaute zur Seite, "Er hat mich vor dem Tod bewahrt. Er hat mich wieder aufgepeppelt. Er hat den Sender in meinem Nacken deaktiviert, damit mir während der Zeit, in der ich auf mich allein gestellt war, nichts passiert. Er hat mir meine Vergangenheit gezeigt." Ich sah auf und blickte Sasuke entschlossen in die Augen. "Und was sind nun seine versteckten Absichten?" "Momentan ist unser Ziel die besagte Person bei Akatsuki, die uns alle anderen gerade auf den Hals hetzt. Itachi war dabei, Informationen zu besorgen und wollte mich danach aufsuchen. Ich hatte eigentlich vor, mich morgen von euch abzukapseln und zu gehen, bevor es dazu kommt, damit ihr da nicht mit reingezogen werdet. Aber ihr seht ja, was stattdessen passiert ist." Mir kam wieder in den Sinn, was ich als Gegenleistung verlangt hatte, weshalb ich skeptisch in die Runde schaute. "Das bringt mich zu meiner Frage. Was sollte das? Was habt ihr mit Akatsuki zu schaffen?" "Wir haben uns mit ihnen kurzzeitig verbündet, darum sind wir momentan auch auf dem Weg nach Kumogakure.", erklärte mir Suigetsu, "Wir sollen den Hachibi fangen." Empört blickte ich mit großen Augen und böse zusammengezogenen Brauen in die Runde. "Soso.", machte ich abschätzig. Karin legte ihren Kopf in eine Hand und seufzte. "Suigetsu..." "Dass ihr euch freiwillig auf die einlasst, hätte ich nicht von euch erwartet.", fügte ich mit einem enttäuschten Ton hinzu. "Du hast kein Recht dazu. Du warst nicht dabei und kennst meinen Grund nicht.", entgegnete Sasuke mir kalt, "Es ist im Grunde dasselbe wie in deiner Situation. Werd' jetzt nicht arrogant und beanspruche das für dich." Das traf mich, denn es stimmte. Mein Kopf wurde heiß, ich sah zur Seite in den Augenwinkel. "Ja... Tut mir Leid." Einige Sekunden wagte es keiner, die gespannte Stille zu brechen. "Ich habe eine Frage zu dem Moment, als wir drei während diesem einen Kampf gegen einen Anbu auf dich getroffen sind.", bat Juugo dann sachlich. Meine Augen wanderten zu ihm, ich nickte kurz anerkennend. "Wir wissen, dass du dich zuverlässig selbst verteidigen kannst. Aber ich bin der Meinung, wie du dich damals verhalten hast, war auffällig. Um nicht zu sagen nicht für dich üblich." Ich schob die Augenbrauen nachdenklich zusammen und versuchte, mich daran zu erinnern. "Außerdem haben wir dort gesehen, was für eine bestialische Kraft du haben kannst. Du hast sie damals nie offenbart und sie auch danach nicht mehr angewendet. Was war dort also?" Kurz sprangen meine Augen hin und her, verwirrt suchte ich nach der Erinnerung. Was für ein auffälliges Verhalten meinte Juugo? Sasuke richtete sich aus seiner vorgebeugten Haltung auf und betrachtete mich, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. Ich kniff die Lider zusammen und blieb an seinem intensiven Starren hängen. Meine Augen weiteten sich langsam, als mir endlich die Geschehnisse von damals wieder in den Sinn kamen. Ich war ohne zu überlegen auf den Anbu losgegangen und hatte ihm vermutlich so einige Rippen gebrochen, wenn er überhaupt noch am Leben war. Das war es!! Das war einer dieser Zeitpunkte gewesen, wo das Ding in mir die Kontrolle übernommen hatte! Ich erinnerte mich tatsächlich nur vage daran und hatte nicht bemerkt, dass etwas Anormales passiert war. Auch ich streckte den Rücken und richtete den Zeigefinger energisch auf Sasuke. "Das war genau das, was heute auch passiert ist! Nur, dass es damals nicht einmal ansatzweise so schlimm und lange war wie dieses Mal." Sasuke legte den Kopf etwas schief, beäugte mich kritisch und zog eine Augenbraue hoch. "Das wusstest du nicht?" "Nein, um Himmels willen, woher denn auch! Bis vorhin hab' ich nicht einmal kapiert, dass dieses Ding schon öfter die Kontrolle gehabt hat. Nur habe ich jetzt ein Problem, weil es mir sozusagen eine Kriegserklärung gemacht hat." "Du hast mit ihm geredet?", fragte Sasuke. "Ja, während es randaliert hat. Laut ihm bin ich zum ersten Mal dabei bewusst gewesen. Zumindest insofern, dass ich es mitbekommen habe." "Und die Kriegserklärung?" Ich legte die Stirn nachdenklich in Falten und sah leer geradeaus, als sich mein Blick in meinen Gedanken verlor. "Sie...", fing ich an, doch ich wollte mich davor hüten, dem Ding Menschlichkeit zu geben, "Es meinte, es würde ab sofort in der Lage sein, mich immer öfter vom Steuer zu reißen und Unruhe zu stiften." "Sie? Hat es wohl eine klare Gestalt gehabt?", hakte Karin nach. "Es sah aus wie ich." Niemand wusste so recht, was er dazu sagen sollte. Ich ahnte ja selbst nicht, was das zu bedeuten hatte. "Es redete irgendetwas von mit mir selbst in Einklang kommen, darum glaube ich, dass es damit in Verbindung steht. Aber fragt mich bitte nicht, ich weiß genauso wenig wie ihr." Ich empfand nicht die Notwendigkeit, darauf zu bestehen, dass Sasuke mir nun auch noch die Beweggründe für seine Kooperation mit Akatsuki erklärte. Er würde wissen, warum er das getan hatte und es war für mich nicht relevant, denn ich wollte nun gehen. Allerdings gab es nun ein gravierendes Problem. Ich stand auf. "Alles klar. Nun, da ich euch alles offen gelegt habe, kommen wir zum Hauptpunkt." Ich ließ die Augen einmal durch die Runde schweifen und konnte glücklicherweise keine allzu große Feindseligkeit in den Blicken erkennen. "Ich danke euch für eure Geduld mit mir. Danke, dass ihr mich habt erzählen lassen." Mit ihnen vorher darüber zu reden war bereits ein Wunder gewesen, nahm ich an. Immerhin konnte ich dieses Mal ins Reine kommen, bevor es eskalierte. "Wie soll es jetzt weitergehen?" Karin, Juugo und Suigetsu sahen mich ratlos an, denn sie hatten das leider nicht zu entscheiden. Ihre Köpfe drehten sich in Sasukes Richtung, der mich nach wie vor betrachtete. "Für mich steht fest, dass ich Itachi mit mir nehmen und von hier verschwinden werde.", kündigte ich mit so viel Entschlossenheit in der Stimme wie ich nur aufbringen konnte an, "Ich kann dabei leider keine Rücksicht auf dich nehmen, Sasuke." Er hob missbilligend den Kopf und sah auf mich herab. Ich hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. "Gar nichts wirst du tun." Ich biss die Zähne zusammen und starrte ihn gespannt an. "Itachi bleibt hier. Du kannst gehen. Aber du wirst dich ab sofort von uns fern halten." Mein Herz schmerzte. "Nein, Sasuke. Ich werde ihn mitnehmen." "Du vergisst, dass du allein bist und nicht mehr unbedingt in unserer Gunst stehst." "Sasuke.", meine Stimme versagte und man hörte Emotion durchbrechen. "Du kannst dankbar sein, dass du nach all deinen Lügen überhaupt noch hier stehst und redest." "Sasuke!", brachte ich mit krachender Stimme hervor. "GEH!", rief er wütend, "Ist es dir nicht genug, wenn ich dich einfach laufen lasse?!" "Ich muss das tun!", johlte ich. "Und das werde ich, mit Itachi!" Ich konnte meine Stimmlage leider nicht mehr kontrollieren, hartnäckig versuchte ich die Tränen, die mir ins Auge stiegen, zu halten. Plötzlich wurde mir schwindlig, ich wankte und fiel auf meinen Hintern zu Boden. Ich drohte, die Kontrolle zu verlieren. "N-nein, ah...", stöhnte ich auf, "Es..!" Ich glaube, die anderen sprangen erschrocken auf. Auch sitzend konnte ich mich nicht im Gleichgewicht halten und fiel seitlich um. Ich packte meinen Kopf und riss die Augen auf. Alles drehte sich. "Nein, ich darf nicht... es darf nicht..." "Fesselt sie, schnell!", hörte ich von Sasuke, denn er wusste ja bereits, was passieren konnte, wenn es übernahm. Ich nahm wahr, wie Juugo zu mir stürmte und versuchte, mir die Hände zu nehmen und hinter meinen Rücken zu legen, doch ich klammerte mich eisern an meinen Kopf. Ich atmete schnell und panisch. "Hikari!", rief Karin von irgendwo her, "Du musst dich beruhigen!" Ihre Worte erreichten mich, jedoch konnte ich nicht antworten. "Kontrolliere, wie du atmest! Tief und langsam!" Ich gab mein Bestes, dies zu tun. "Entspanne deine Muskeln. Verkrampf' dich nicht so!" Das alles war schwieriger als gedacht, ich musste mich dazu zwingen, was nicht auf Anhieb klappte. Ich wimmerte hin und wieder und versuchte unter allen Umständen, mich an meinem Sichtfenster festzuklammern. Irgendwann befahl sie: "Raus mit euch. Alle!" "Denk aktiv daran, dem entgegenzuwirken.", wies Karin mir an, "Denk daran, dem ein Ende zu setzen. Sag Nein!" Nachdem sie das zu mir gesagt hatte, verstummte auch ihre Stimme und ich war allein. Meine Sicht war verschwommen und drehte sich unangenehm, ich bot größte Anstrengung auf, nicht erneut zu fallen. Ich lockerte meinen Griff und rollte mich auf den Rücken. Alle vier Glieder von mir gestreckt versuchte ich, alle Muskeln zu entspannen. Tief atmete ich ein und aus, während ich meinen rasenden Herzschlag ignorierte. Ich redete innerlich auf mich ein und wollte mich davon überzeugen, ruhig zu bleiben. Ich werde jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Nicht jetzt. Nein. Ich werde die Kontrolle nicht verlieren. Nein. Nein. Nein. Nein. "Das ging aber schnell.", hörte ich es in meinem Verstand sagen. Nein. Nein. Nein. Nein. "Du wirst nicht immer die Zeit und den Raum haben, dich selbst zu leugnen. Merk dir das." Während ich mein Mantra so vor mich hin dachte, wurde mein Kopf wieder klarer. Mit großer Erleichterung bemerkte ich, wie sich das Schwindelgefühl und der flaue Magen, den es mit sich brachte, verflüchtigten. Ich legte meine Hände auf mein Gesicht, um Augen, Nasenrücken und Schläfen zu massieren und reiben. Als ich endlich wieder das Gefühl hatte, meine Sicht mühelos zu halten, setzte ich mich vorsichtig auf. Die Arme verschränkt und auf meine aufgestellten Beine abgelegt ließ ich den Kopf auf ihnen nieder und verschnaufte. Nach einer kurzen Weile der Stille steckte Karin den Kopf zu mir in den Flechteninnenraum. "Hikari?" Ich visierte sie aus den Augenwinkeln an und lächelte schwach. "Ja. Ich hab's geschafft.", erwiderte ich erschöpft. "Ah, das ist gut...", meinte sie zögerlich. Sie machte den Eindruck als war sie sich noch nicht ganz sicher, ob ich nicht doch jemand anderes war und sie reinlegen wollte. "Deine Anweisungen haben mir sehr geholfen, danke." Mit jedem neuen Wort fiel es mir schwerer, das nächste hervorzubringen. Ich wurde plötzlich sehr müde. Karin entgegnete mir ein Zucken mit den Mundwinkeln als Antwort und sah sich rasch über die Schulter, wo vermutlich die anderen irgendwo waren. Meine Lider wurden immer schwerer, es war qualvoll sie oben zu halten. Ich robbte hinüber zu Itachi und fing langsam an: "Ich muss.." Karins Kopf schnellte überrascht wieder herum zu mir, doch ihr Blick entspannte sich schnell wieder. "..schlafen." Ich ließ mich zu Boden sinken, das Gesicht direkt auf der Erde. Mehr schaffte ich nicht, bevor ich vor Erschöpfung einschlief. Kapitel 35 ---------- "Es ist nicht wie die Bijuu-Geister, verstehst du das?" Er wirkte irritiert ihrer Worte gegenüber, während sie immer wieder ziellos hin und her eilte, die Hand mit dem Daumen zum Munde erhoben, nervös auf dem Nagel kauend. "Fünfte, was habt Ihr herausgefunden? Was versetzt Euch in solche Unruhe?" Plötzlich blieb sie stehen und warf ihm einen besorgten Blick zu. Ihre Augen schweiften von hier nach da, von da zu dort, als befände sie sich gerade in einer Spirale aus Gedankengängen. Er ahnte bereits, dass sich der Ernstgrad der Angelegenheit rapide gesteigert hatte. Geduldig wartete er ihre schlechte Angewohnheit ab, bis sie es ihm endlich mitzuteilen vermochte. "Wir haben angenommen, es handele sich um ein spirituelles Wesen, das sich in ihr eingenistet hatte, richtig?" Er nickte. "Richtig, richtig, so etwas kommt vor, wenn auch selten, aber es ist anhand der Bijuu-Geister bekannt, wie das abläuft." Sie drohte erneut, in ihre eigene Welt abzudriften, doch sie fasste sich. "Die Observation während ihrer Gefangenschaft hier hat uns einige seltsame, unerklärliche Ergebnisse beschert. Sind Sie.. über den Vorfall von vor einigen Wochen informiert?" Er betrachtete sie wortlos mit fragendem Blick. "Es ging um einen unserer Anbu, der bereits bei ihrer Festnahme einen Eindruck von Hikari bekommen durfte und nach ihrer Flucht im nördlichen Territorium völlig überraschend auf sie getroffen ist. Als er sich gerade im Konflikt mit einigen unerkannten Feinden befunden hat, ist sie aus dem Nichts aufgetaucht und hat ihn attackiert, er konnte ihr absurderweise nicht viel entgegensetzen und hat beinahe seinen Tod gefunden. Er hat ihr Verhalten im Nachhinein als äußerst aggressiv und animalisch beschrieben." Nachdenklich zog er eine seiner Augenbrauen hoch. Sie wandte sich zum Fenster und starrte in den Himmel. "Unsere Untersuchungen haben definitiv ergeben, dass nichts Spirituelles in ihr versiegelt ist - es fehlt das Siegel, sowohl äußerlich als auch innerlich. Dennoch ergeben meine Quellen, dass der Yondaime damals irgendetwas mit ihr angestellt oder zumindest irgendetwas sichergestellt hat. Wir sind Ewigkeiten im Dunkeln getappt, denn nichts, was wir versucht haben, hat irgendeine Wirkung bei ihr verursacht, irgendeine Reaktion bei diesem Etwas." "Aber was kann das dann sein? Wie kommt Ihr auf die Idee, es sei etwas Anderes? Was hat Euch zu dieser Annahme gebracht?" Sie drehte sich energisch zu ihm um und gestikulierte voller Spannung. "Der Vorfall!" Sie ließ ihm wohl einige Momente Zeit, es selbst zu verstehen, doch es gelang ihm beim besten Willen nicht. "Dieser Anbu als zufälliger Zeuge war das Beste, das uns hätte passieren können!!", fuhr sie fort, "Sie schien unglaubliche Kraft mit nur einem einzigen Schlag zu besitzen, nichts im Vergleich zu den Fähigkeiten, die uns von ihr bekannt waren!" "Nichts, was strenges Training und Chakrakontrolle nicht möglich machen würden.", erwiderte er. Zustimmend nickte sie ihm eifrig zu. "Nun hör zu! Laut unserem Opfer hat Hikari sich anormal benommen.." "Animalisch." "Genau! Ihre Bewegungen hatten instinktive Züge, alles um sie herum war bei ihr ausgeblendet, sie hatte einzig unseren Anbu im Visier." Stirnrunzelnd meinte er: "Das spricht allerdings nicht gegen das Nicht-Vorhandensein eines spirituellen Wesens. Ihr wisst doch, wie Naruto sich verhält, wenn der Kyuubi ihn zu übernehmen droht." Daraufhin warf sie ihm einen triumphierenden Blick zu. "Eben das tut es. Überleg, was mit Naruto geschieht, wenn das passiert! Seine Gestalt hat sich immer verändert, wenn auch anfangs nur leicht. An Hikari jedoch war nichts anders, der Zeuge hat lediglich einen leeren Blick erwähnt." Nach einigen Sekunden des Nachdenkens erkannte er schließlich ihre Beweisführung mit einem Nicken an und erwartete die Auflösung des Rätsels. "Ein spirituelles Wesen hat großen Einfluss auf den Chakrahaushalt und versucht bei instabilem Käfig, ihn zu übernehmen und sich freizusetzen. Demnach hat dies Auswirkungen auf die äußere Erscheinung des Wirts, egal ob es nur Brandflecken auf der Haut oder gleich visualisierte Chakrafreisetzung sind." Mit einem "Ja." zollte er ihren Analysen nun endgültig seine Zustimmung. Zufrieden stellte sie fest, dass er ihr endlich folgen konnte. "Wir haben viel nachgeforscht, um was es sich denn dann handeln könnte. Doch es gibt nichts Übermenschliches oder Rituelles, das dieses angriffsbereite Verhalten erklären könnte und gleichzeitig nicht mit Hypnose oder Fernsteuerung zu tun hat. Wir schließen diese Art von Besitzergriff auf jeden Fall aus, da sie dazu ihr ganzes Leben von mindestens einem externen Individuum abhängig gewesen wäre." "Aber was glaubt Ihr nun ist es?" Sorgenvoll schwenkte ihr Blick wieder in den Himmel hinter den Fensterscheiben. "Ich spekuliere jetzt nur. Mir kam ein Gedanke. Warum rastet sie ausgerechnet im Vorbeigehen bei einem unserer Anbu aus? Es ist eigentlich an sich recht simpel." Mit steigender Spannung und Erwartung lauschte er. "Ein Biest zwingt dem Wirten seine Form auf, wenn es sich zeigt. Was, wenn es bei Hikari nichts aufzuzwingen gibt? Was, wenn es sich bereits in seiner wahren Form befindet? Was, wenn ihre eigene Emotionen diesen Kraftschub ausgelöst haben und sie die einzige ist, die ihn steuert?" Angespanntes Schweigen schwirrte im Raum. "Was, wenn sie selbst das Etwas ist?" Erschrocken riss ich meine Augen auf und fuhr hoch. Itachi, wo war Itachi?! Ich war bei ihm weggetreten, doch nun war er nicht mehr da. Er lag nicht mehr da. Warum musste ich unbedingt einschlafen?! Ich sah mich hektisch um und suchte die Weiden nach ihm ab, doch nicht einmal Sasuke und die anderen waren zu sehen. Sind sie fort? Wenn er Itachi mitgenommen hatte, würde ich ihn mit Gewalt wieder holen müssen. Aber wieso sollte er ihn mitnehmen, wenn er ihn doch töten wollte? Er hätte ihn an Ort und Stelle umbringen können. Während meine Gedanken mich in Rage wirbelten, stürmte ich zu den äußeren Weidenästen und stieß sie aus dem Weg, um nach außen zu gelangen. Ich wollte losrennen, fiel jedoch fast vorwärts als ich meinen Schwung abrupt stoppen musste. Ich sah Menschen am Wasser stehen, sich zu mir umdrehen. Die Sonne, die wohl vor Kurzem aufgegangen sein muss, blendete meine Sicht. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Hand hoch, um die Strahlen zu verdecken. Verwirrt trat ich aus dem blendenden Licht. Sasuke machte sich mit seiner Gruppe abreisebereit, sie hatten alles beisammen, um zu gehen. "Guten Morgen.", ertönte es rechts unter mir und ich erschrak, mein Kopf schnellte in die Richtung. "Itachi!", entgegnete ich ihm überrascht, aber erleichtert, als ich ihn registriert hatte. Er saß wartend an der Weide. Ein bisschen perplex schaute ich wieder zu den Anderen auf, ich hatte definitiv etwas verpasst. Sasuke sah zu mir herüber, als ob er etwas erwartete. Mein Blick wanderte langsam wieder zu Itachi, der das Gesicht nicht verzog und einmal kurz nickte. Ich kniff die Augen zusammen, zog eine Augenbraue hoch und setzte mich in Bewegung. Nachdem ich mich zu Sasukes Gruppe hinzugesellt hatte, betrachteten mich alle mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Sie wollten uns ziehen lassen? "Wir gehen.", kündigte Sasuke mir an. Ich beäugte ihn ungläubig. "Okay? Woher der Sinneswandel?" "Spielt keine Rolle.", winkte er ab, "Ich soll in vier Tagen in Konoha sein, richtig?" Misstrauisch drehte ich den Kopf weg und starrte ihn aus den Augenwinkeln an. "Ja." "Alles klar. Wir werden weit weg sein." Mit diesen Worten wandten sie sich zum Gehen. Ich war einfach nur durcheinander und überrumpelt, brachte keine Widerworte hervor. Doch ich fühlte ein kleines bisschen Wehmut, als ich ihre Rücken weggehen sah. Ich wartete ab, wie Sasuke immer kleiner wurde und blinzelte irgendwann zu Boden. Ich drehte mich um und lief zu Itachi, der das Geschehen leise beobachtet hatte. Er lächelte mich an. "Was ist da gerade passiert?", fragte ich ihn verwirrt. "Sie sind gegangen.", antwortete er mir in einem beinahe unmerkbar ironischen Ton. Ich erwiderte ihm das mit einem ungeduldigen Blick. "Nun, Sasuke scheint es für sinnvoll zu halten, uns den Plan durchziehen zu lassen.", wiederholte er ausführlicher. "Hast du mit ihm geredet?" Itachi betrachtete mich lange mit diesem für ihn typischen nachdenklichen Ausdruck. "Ja, es ließ sich nicht vermeiden." Ich sah ihn eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Ich würde nicht fragen, worüber sie gesprochen hatten. Was damals beim Uchiha-Versteck zwischen ihnen passiert war oder was Itachi jetzt zu Sasuke gesagt haben könnte, das ihn davon überzeugte, uns gehen zu lassen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Wichtig war jetzt, voranzukommen. Ich atmete einmal tief durch. "Okay, wie geht's weiter?" "Ich fürchte, die Angelegenheit ist etwas eskaliert." Ich legte die Stirn in Falten, er sprach von letzter Nacht. "Ich habe die Informationen, die ich noch gebraucht habe. Es geht um Pains nächsten Schritt." "Okay. Weißt du, was er nun tun wird, da ich und du den Plan gesprengt haben und Sasuke mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Konoha sein wird?" Er seufzte und ließ die Augen zu Boden sinken. "Er ist auf dem Weg nach Konoha. Er wird es auf eigene Faust zerstören." "Was sind also unsere Optionen? Wir können ihn abfangen, bevor er ankommt und den Kampf von Konoha fernhalten. Dann sinken unsere Chancen aber sehr stark ab, denn wir kennen seine Kampfkraft nicht und wissen nicht, wie viele weitere Akatsukis noch dabei sind.", mutmaßte ich. "Nein, das wäre Selbstmord. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass er seine Wut an Konoha auslässt." "Und was schlägst du vor? Wir können nicht einfach nach Konoha und dort um Hilfe bitten, wir sind Gesuchte." "Leider bleibt uns wohl nichts anderes übrig." Ich lachte nervös auf. "Wirklich?" Er hob den Kopf und sah mich an, als wollte er sich entschuldigen. "Ja. Ich sehe keine andere Möglichkeit. Es gibt niemanden mit größerer Truppenstärke, den wir kennen und der uns helfen würde." Ich sah weg in die Büsche und Bäume und überlegte. Das würde niemals klappen, wie denn auch? Wie sollten wir überhaupt an Tsunade herankommen? Meine Stirn legte sich in Falten. "Itachi, ich glaube nicht, dass wir damit weit kommen.." "Wenn du eine bessere Idee hast,", entgegnete er mir, "dann immer her damit." Ich betrachtete ihn zweifelnd und seufzte. Wir konnten uns nicht zu zweit mit Akatsuki anlegen. Selbst wenn Pain alleine anrückte, würden wir zumindest ein paar starke Verbündete benötigen, um den offiziellen Anführer Akatsukis besiegen zu können. Die Ersten, die mir dafür in den Sinn kamen, waren leider Naruto und Tsunade. Ich kannte auch niemanden aus anderen Dörfern. Ich seufzte erneut. "Weißt du, wie lange wir Zeit haben?" "Vielleicht zwei Tage. Drei, wenn wir Glück haben.", meinte Itachi. Seiner Stimme nach zu urteilen, hatte er die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er war wohl entschlossen, das Unheil abzuwenden. Ich verzerrte das Gesicht leidend und bettelnd und schaute ihn an. Ein letzter Versuch, ihn dazu zu bringen, den geheimen Plan C zu offenbaren. Doch er konnte mir nichts Anderes sagen. "Ich zwinge dich nicht, mitzukommen.", fing er plötzlich an, "Wir haben zwar eine Abmachung, aber ich werde dich nicht daran binden. Du kannst gehen und versuchen, unterzutauchen." "Was soll das denn jetzt?", unterbrach ich ihn sofort. Er sah mich unentwegt an. "Nein Itachi. Wir ziehen das zusammen durch. Egal wie sehr es mir widerstrebt, es gibt für mich keinen anderen Weg als den, den du gehst." Itachi beäugte mich und bewertete wohl meine Worte. Neben Naruto kam Itachi dem, was ich Familie nennen konnte, am nächsten. Insbesondere, da ich die Monate, in denen er mein Mentor und Trainer war, jetzt mit anderen Augen betrachten konnte. "Nun gut. Danke.", sprach er schließlich und wandte seinen Blick ab. Er lächelte nicht, doch das Wohlwollen war ihm trotzdem anzumerken. "Wen müssen wir also suchen, um mit Tsunade in Kontakt zu kommen, ohne direkt gefangen genommen zu werden?", begann ich nachdenklich und setzte mich vor Itachi. "Wir müssen uns auf jeden Fall an den Anbu vorbei in Konoha einschleichen.", erklärte er. "Ja. Vermutlich wäre es auch am Besten, in Konoha einen Ort zu organisieren, an den wir uns zurückziehen können, sollte etwas schiefgehen." Itachi dachte kurz nach und nickte mir zu. "Dazu könnten wir das Uchiha-Viertel verwenden. Soweit ich weiß, ist es unbewohnt." Ich schob meine Augenbrauen besorgt zusammen und legte den Kopf etwas schief. Es war nicht in Ordnung, Itachi in diese Gegend zu bringen. Aber hatten wir eine Wahl? "...Ja.", machte ich zögerlich, "Und wen sollten wir zuerst aufsuchen? Ich denke, Naruto würde mich nicht direkt abweisen, aber er hat selbst schon genug Probleme, ernst genommen zu werden. Wenn rauskommt, dass er mit Verrätern Kontakt hatte, bestrafen sie ihn wahrscheinlich nur." Itachi erkannte das mit einem Nicken an und meinte: "Da stimme ich zu. Lass uns Naruto als Notfalllösung im Hinterkopf behalten." Daraufhin starrte er lange Zeit den Boden vor sich an, seine Gedanken schweiften umher. Ich ging im Kopf die Personen durch, die ich kannte, doch keine brachte mich wirklich weiter. "Wir müssen zu jemandem, der Tsunades Entscheidung beeinflussen kann und unabhängig genug ist, uns nicht direkt auffliegen zu lassen.", dachte ich laut vor mich hin. Itachi nickte erneut. "Ja...", murmelte er halb abwesend. "Ich kenne niemanden." "...Ja.", wiederholte er. Er hörte mir nicht mehr richtig zu. "Hast du da jemanden im Sinn?" Vielleicht sollte ich nicht versuchen, Itachi aus seinem Gedankengang zu reißen. Er antwortete länger nicht, darum beschloss ich, ruhig zu sein und ihn denken zu lassen. "Es bleibt riskant, egal zu wem wir gehen,", kam dann nach einigen Minuten von ihm, "aber vielleicht sollten wir zu Jiraya." Beim Klang des Namens blitzte in meinem Kopf entfernt das Gesicht dieses Jiraya auf, denn er war ein berühmter Shinobi. Soweit ich mich erinnerte, war er eine Zeit lang Narutos Mentor. "Du meinst, wir können ihm trauen?", fragte ich. "Ich denke, er wird uns am ehesten zuhören. Er bildet sich seine eigene Meinung. Und er steht Tsunade nahe." "Naja, wenn Naruto ihm vertraut, kann ich das vielleicht auch." Er erhob den Blick wieder zu mir, diese Information war ihm vermutlich fremd. Aber wie sollte er das auch wissen. Als er mich so besah, erklärte ich ihm: "Er hat Naruto trainiert. Naruto sieht ihn als Vaterersatz, glaube ich." Itachi lachte auf und lächelte. "Das wundert mich nicht." Ich erwiderte ihm ein warmes Lächeln. Jiraya schien ein guter Mensch zu sein. "Okay.", beendete ich unsere Planung, "Wir sollten uns auf den Weg machen, oder? Es ist noch gut ein halber Tagesmarsch bis nach Konoha." "Ja.", entgegnete Itachi mir und richtete sich auf. Ich stand ebenfalls auf und checkte meine Ausrüstung. Alles war an seinem Platz. Nachdem ich bereit war, hob ich den Kopf und nickte Itachi bestätigend zu. Wir wandten uns nach Südwesten und stürmten los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)