The Playhouse Challenge von MissImpression (SakuSasu / NaruHina / NejiTen) ================================================================================ Kapitel 3: Ein verrücktes Interview ----------------------------------- Es gibt die verschiedensten Arten, sich in der Film- und Theaterkunst als Darsteller auf eine Rolle vorzubereiten und in den letzten zwanzig Minuten habe ich etwa eine Handvoll davon allein durch Beobachtung kennenlernen dürfen. Die Meditation zum Beispiel haben sich Neji und Gaara zu Eigen gemacht, die im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen an einer Wand sitzen und wie die Ruhe in Person wirken. Ähnlich meditativ sieht es bei Shikamaru aus, der mehr liegend als sitzend im Sitzsack rumlümmelt und aussieht, als würde er schlafen. Dann gibt es noch die eher wuseligen Gemüter, die unruhig und ohne klares Ziel durch den Raum laufen, dabei sehr mürrisch aussehen und ab und zu irgendwas vor sich hin brabbeln – so sieht es jedenfalls bei Naruto momentan aus, was allerdings auch an seiner Rolle liegen kann, auf die er sich vorbereiten muss. Karin hat sich direkt auf die Bühne gestellt und probt bereits ihren Auftritt, was aber sehr übertrieben aussieht. Wahrscheinlich braucht sie einfach die Aufmerksamkeit. Ino dagegen hat sich in einen der Sitzsäcke geschmissen und einen konzentrierten Gesichtsausdruck aufgelegt. Ihre Augenbrauen ziehen sich in regelmäßigen Abständen zusammen, während ihr Blick über das Blatt Papier in ihrer Hand fliegt. Ich gehöre eher zu der Fraktion, die vor Nervosität kaum stehen kann und immer wieder panisch durch die Gegend guckt, während sie das Gefühl hat, alle Leute um sie herum verhalten sich deutlich professioneller. Immer wieder lese ich mir die kurze Charakterbeschreibung meiner Rolle durch: „Die Femme fatale Du bist eine eher arrogante Persönlichkeit, die viel Wert auf Eleganz und Macht legt. Du bist intelligent und zeigst deine wahren Gefühle eher selten. Du betonst deine Weiblichkeit durch Kleidung und Körperhaltung. Regeln sind für dich keine Grenzen, die du nicht überschreiten darfst. Deine erotische Ausstrahlung ist deine Waffe. Du kommandierst die Leute gerne herum. + Der Harlekin (Gaara) - Die Angeberin (Hinata)“ Die letzten beiden Rollen in der Beschreibung stehen für unseren „Feind“ bzw. „Freund“, den wir in unserer Improvisationsgeschichte berücksichtigen sollen. Das bedeutet, dass ich viel mit den beiden Figuren zu tun haben werde. Da die beiden Namen handschriftlich hinzugefügt wurden, gehe ich davon aus, dass es entsprechend der vorhandenen Rollen zugeordnet wurde, weil wir schließlich nicht alle Requisiten benutzt und somit auch nicht alle Figuren für das Stück zur Verfügung stehen haben. Einfachheitshalber erhalten die Figuren, die wir verkörpern sollen, auch unsere Namen. Ein bisschen unwohl ist mir schon bei dem Gedanken mit meiner überheblichen Art die süße Hinata als Gegenspielerin zu haben. Doch auch sie sollte eigentlich eine taffe Rolle spielen, was das Ganze vielleicht nicht völlig zerstörerisch werden lässt. Und auch das schüchterne Lächeln, das sie mir vorhin noch zugeworfen hat, mildert die Situation etwas ab. Es ist nur ein Schauspiel. Es ist nur Theater. Und es wird definitiv nicht einfach. Etwa eine halbe Stunde später, in der mein innerer Nervenbündel sich einigermaßen beruhigt hat, stellt sich Kakashi auf die Bühne, indem er Karin mit einigen wedelnden Handbewegungen verscheucht. Und schon kehrte meine Anspannung in ihrer vollsten Pracht zurück. „In zehn Minuten gehen die Kameras an und ihr geht nacheinander hier hoch. Ihr habt jeweils ein paar Minuten, um euch vorzustellen – das heißt ihr als eure Figur! Ihr sagt dann nicht, wie eure Rolle benannt wurde, es soll aus eurer Körperhaltung, Gestik und Mimik hervorgehen. Bitte lasst die Zettel weg, ihr sollt schließlich nicht vorlesen sondern spielen. Ich werde euch ein paar Fragen stellen, um die Vorstellung etwas geschmeidiger zu gestalten. Es wird also eine Art Interview. Und auch wenn dieses vorbei ist, vergesst nicht, in euren Rollen zu bleiben, bis das Zeichen kommt, dass die Kameras aus sind. Alles klar?“ Die meisten nicken brav so wie ich, andere murmeln zustimmend. „Sehr schön, dann stellt die Sitzsäcke mal in einem Halbkreis vor die Bühne.“ Er klatscht in die Hände und springt von der Erhebung. „Ich wünsche euch viel Erfolg.“ Die letzten Minuten vergehen schneller, als mir lieb ist. Meine Handflächen schwitzen wieder ganz furchtbar und ich glaube, dass sich bald Schweißflecken auf meiner Hose bilden an den Stellen, an denen ihn meine Hände ständig abwische. Doch ich merke, dass ich nicht die einzige Nervöse im Raum bin – Hinata sieht man die Panik deutlich an, vielleicht etwas zu deutlich. Sie tut mir Leid. Dreißig Sekunden vor Beginn der Aufnahmen stellt sich Kakashi wieder auf die Bühne und platziert zwei Stühle darauf. Er selbst setzt sich auf den von uns aus gesehen linken und zwinkert uns zu. Dann hören wir ein Piepen – ein, zwei, drei, vier, fünf Mal – und die eigentümliche Windspielmelodie von gestern Abend erklingt. Das ist das Zeichen, dass aufgenommen wird. Ich setze mich automatisch etwas gerader hin – zumindest so gerade wie man in einem Sitzsack überhaupt sitzen kann –, setze einen Blick auf, der hoffentlich arrogant rüberkommt, und ziehe einen leichten Schmollmund. Ist das so überhaupt richtig? „Willkommen bei dem Impro-Stück der Konoha-Akademie“, sagt Kakashi zu uns, doch ich denke, dass er mit unseren Zuschauern spricht. „Um uns gegenseitig besser kennen zu lernen, möchte ich euch bitten, nacheinander zu mir auf die Bühne zu kommen und ein bisschen über euch zu erzählen. Seid nicht schüchtern, ich beiße auch nicht … zumindest nicht immer.“ Wir lachen. „Also die erste Person auf meiner Liste ist“, er schaut auf seinen Notizblock, den er sich auf den Schoß gelegt hat, „Hinata. Bitte kommt doch zu mir.“ Mein Herz stockt kurz. Wieso muss ausgerechnet sie als Erste in die Höhle des Löwen? Ich sehe, wie sie kurz zögert, bevor sie die Augen schließt und aufsteht. Während sie zu Kakashi geht, sagt sie: „Ich hätte ja gedacht, dass das Beste immer zum Schluss kommt und nun kommt es zuerst.“ Meine Augen werden tellergroß und ich kann erkennen, dass es den anderen nicht anders ergeht. Hinata klingt so … selbstbewusst. Kakashi grinst unter seiner Maske und weist ihr mit einer Hand auf Platz zu seiner Linken. „Tja, so kann es kommen, liebe Hinata.“ Sie setzt sich auf den Stuhl und überschlägt ein Bein. Ihr Blick zeigt nichts von dem schüchternen, kleinen Mädchen, das mich vorhin noch so lieb angelächelt hat. Ihre Lippen sind zu einem selbstgefälligen Grinsen verzogen. „Also Hinata, erzähl mal was von dir. Was machst du am liebsten?“ Sie streicht sich wie beiläufig durch ihr glattes Haar und sagt: „Ich tanze. In meiner Gruppe bin ich die Beste, habe bereits einige Wettbewerbe gewonnen.“ „Oh, das klingt gut.“ „Es sieht aber noch besser aus.“ „Würdest du uns einmal etwas vortanzen?“, fragt Kakashi und ich merke, dass er sie aus der Reserve locken möchte. „Kommt drauf an“, sagt Hinata und schaut unbeteiligt auf ihre Nägel. „Kommt vorauf an?“ Er wirkt leicht irritiert und beugt sich unmerklich vor. Sie grinst süffisant. „Wie viel du zahlen kannst.“ Kakashis Augenbrauen wandern nach oben. „Ich fürchte aber“, fügt sie hinzu und lehnt sich lässig gegen die Stuhllehne. „dass ich zu teuer für dich bin.“ Ich lache und klatschte laut, Naruto neben mir pfeift anerkennend und ich merke, wie Hinata leicht rot um die Nasenspitze wird, doch ihr selbstgefälliges Grinsen nicht nachlässt. „Okay“, sagt Kakashi gedehnt und schaut wieder auf seine Notizen. „Ähm … gibt es noch etwas Erwähnenswertes über dich zu sagen?“ Hinata lacht schnaubend. „Alles? Da gäbe es zum Beispiel meine bessere Hälfte Naruto.“ Sie zwinkert in seine Richtung und er lehnt sich selbstzufrieden in seinem Sitzsack zurück. Anscheinend ist er ihr „Freund“ laut der Charakterbeschreibung. Das könnte allerdings noch sehr interessant werden. „Und gibt es auch jemanden, den du nicht magst?“, fragt Kakashi. Hinatas Blick sucht meinen und ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. „Sakura.“ Sie knurrt dabei leicht und mir fällt dabei siedend heiß ein, dass wir ja Konkurrentinnen sind, ich hätte vorhin also nicht klatschen dürfen – verdammt! Pass auf, Sakura! Möglichst arrogant verziehe ich meinen Mund zu einem Lächeln und sage laut: „Beruht auf Gegenseitigkeit, Schwester.“ „Gut, vielen Dank, du kannst dann wieder zurück auf deinen Platz, Hinata“, sagt Kakashi und prüft wieder seine Notizen. „Neji ist nun dran.“ Kaum wird er gerufen, schon springt er wie ein Flummi aus seinem Sitzsack und steht auf der Bühne. Er salutiert und ruft: „Bereit!“ „Sehr schön. Setz dich bitte.“ „Darf ich auch stehen?“, fragt Neji und tappt von einem Fuß auf den anderen. „Klar, tu dir bloß keinen Zwang an.“ Kakashi wirkt belustigt. „Also Neji, möchtest du dich nicht kurz vorstellen?“ „Äh, ja, klar. Wieso nicht.“ Er dreht sich zu uns und verbeugt sich zackig. „Hallo, ich bin Neji.“ Dann herrscht Stille. Vereinzelt ist leises Gekicher zu hören. „Ähm ja.“ Kakashi wartet noch kurz, doch von Neji kommt nur nervöses Gezappel. „Darf ich jemanden grüßen?“, fragt er plötzlich und setzt sich auf den Stuhl. „Natürlich.“ „Gut.“ Dann schaut Neji in die Runde und sucht scheinbar nach jemanden. Seine Augen sind leicht verengt. „Also Sai, Kumpel, ich kann dich von hier gerade nicht sehen. Wink mal.“ Gesagt, getan – Sai winkt. „Ah! Großartig! Da ist er!“, ruft Neji und zeigt aufgeregt in seine Richtung. „Hi, Kumpel!“ Ich muss mir ein Lachen verkneifen, die Situation ist einfach zu absurd. Auch Kakashi muss sich sichtlich zusammenreißen. „Neji, was machst du denn so am liebsten?“ „Singen“, kommt es wie aus der Pistole geschossen von ihm. „Möchtest du uns etwas vorsingen?“ Neji stockt kurz. „Ja … äh … nein … äh … ich weiß nicht. Sind wir fertig? Ich muss mal.“ „Oh. Ja, ist ok. Du bist entlassen.“ Mit einem leisen „Yay!“ verlässt Neji die Bühne und läuft aus dem Raum. Ob er wirklich mal aufs Klo muss, bezweifle ich. Doch er hat sich damit gut vor dem Singen gedrückt. Nicht schlecht. „Ah, Nejis Kumpel, jetzt bist du dran“, sagt Kakashi und winkt ihn zu sich. Mit einem leicht irren Blick setzt sich Sai neben Kakashi, sein Fuß zittert. „Sai, also wir wissen ja bereits, dass du mit Neji befreundet bist.“ Als Antwort kommt ein leichtes Nicken. „Gibt es auch jemanden, dem du am liebsten nicht begegnen würdest?“ Wieder nickt er nur. „Und ... wem?“, fragt Kakashi vorsichtig nach. „Karin“, flüstert Sai, doch so laut, dass wir es auch hören. Sein linkes Auge zuckt. „Okay. … Anderes Thema: Hast du irgendwelche Hobbies?“ „Ich schreibe Gedichte“, sagt Sai etwas lauter. „Ich würde eins vortragen.“ „Gerne. Die Bühne gehört dir.“ Kerzengerade stellt sich Sai hin und beginnt in einem dramatischen Tonfall: „Deine Knochen so weiß, dein Blut so rot, dein Herz ist so heiß, wenn du bist tot.“ Stille senkt sich über den Raum und ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter. Niemand sagt ein Wort und ich zucke zusammen, als Sai plötzlich losschreit: „Was denn?! Nicht mal ein Klatschen?! Ihr seid ein Haufen lausiger Kunstbanausen! Erkennt wahre Kunst nicht mal, wenn man sie euch direkt in eure Fressen klatschen würde. Ihr könnt mich mal!“ Mit einem lauten Knall landet der Stuhl, den er kurzerhand umwirft, auf dem Bode, bevor er wütend von der Bühne geht. Welche Rolle sollte er nochmal spielen? Einen Psychopathen? Ich schlucke. „Gut, Danke dafür“, sagt Kakashi und schaut Sai verstört hinterher. Naruto geht als nächster auf die Bühne. „Alter, der Kerl ist gestört“, sagt er und zeigt mit dem Daumen auf Sai, welcher sich mit einem funkelnden Blick umdreht, aber nichts sagt. Dann lässt sich Naruto auf den Stuhl plumpsen und sitzt breitbeinig da. „Tja, Naruto, du scheinst ja nicht so zu sein“, sagt Kakashi und lehnt sich zurück. „Nee, bei weitem nicht. Ich bin deutlich gechillter als der Psycho.“ „Soso. Wir haben vorhin gehört, du wärst Hinatas bessere Hälfte?“ Narutos Mundwinkel wandern nach oben. „Si. Und ganz im Vertrauen?“ Er beugt sich vor und tut so, als würde er das Folgende nur Kakashi hören: „Ich glaube, die Kleine steht auf mich.“ Er zwinkert Hinata zu, die laut auflacht. Doch ich sehe die verräterische Röte an ihren Wangen und muss grinsen. „Du bist ja schon so ein kleiner Weiberheld, was?“ „Ach“, winkt Naruto ab. „Die Frauen liegen mir einfach zu Füßen, da kann ich doch nichts für!“ Er zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Vielleicht liegt es ja daran, dass ich Skater bin. Weiber lieben Sportler wie uns.“ „Ach, du skatest?“ „‘Türlich! Ich würde euch ja was vorzeigen, aber hab mein Skateboard nicht hier.“ „Schade“, sagt Kakashi. „Na dann, ein ander Mal.“ „Klar, Alter.“ Nachdem Naruto die Bühne geräumt hat, werde ich zum Interview gerufen. Mein Herz macht einen kurzen Hüpfer und mein Magen zieht sich zusammen. Hoffentlich übergebe ich mich nicht da oben, das wäre nicht so feminin … Mit möglichst geschmeidigen Bewegungen begebe ich mich zum Stuhl, setze mich hin und schlage ein Bein über das andere. Meinen Blick halte ich leicht gesenkt und versuche, möglichst sexy unter meinen Wimpern hervor Kakashi anzuschauen. Er lächelt. „Sakura, schön dich hier zu haben.“ „Ich weiß“, gebe ich möglichst selbstbewusst von mir und streiche mir durch die Haare. „Erzähl mal was von dir.“ „Hm.“ Ich ziehe einen Schmollmund beim Überlegen. „Es gibt so viel über mich zu sagen. Was möchtest du denn hören?“ „Was machst du denn am liebsten?“ „Ich finde die Frage ist sehr intim“, sage ich und beuge mich vor. „Aber wenn du ganz lieb bist, dann verrate ich dir vielleicht, WIE ich es am liebsten habe.“ Ich lecke mir über die Lippen und grinse. Zufrieden merke ich, wie Kakashi kurz ins Stottern kommt. Verdammt, er spielt uns echt gut zu! „Äh, ja, vielleicht ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Hm, mal schauen“, er überfliegt seine Notizen, „mit Hinata scheinst du dich ja nicht so gut zu verstehen.“ Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte „LÜGE!“ gerufen, aber ich verziehe nur genervt mein Gesicht. „Sie ist keiner Erwähnung wert. Nächstes Thema.“ „Und wer wäre deiner Meinung nach einer Erwähnung wert?“ „Außer mir selbst?“, frage ich lächelnd. „Wie wär’s mit Gaara?“ Ich werfe einen Blick in seine Richtung, schaue aber aus Versehen Sasuke an, der direkt neben Gaara sitzt. Mist. Ein selbstzufriedenes Grinsen erscheint für einen Bruchteil auf Sasukes Gesicht, sodass ich den Drang verspüre, ihn dafür zu schlagen. Kakashi nickt. „Okay. Danke, Sakura.“ „Gern geschehen“, wispre ich möglichst laut in seine Richtung und gehe von der Bühne. Auf meinem Weg zum Sitzsack sehe ich Tenten, die mir unauffällig den Daumen nach oben zeigt und vielsagend mit den Augenbrauen wackelt. Ich grinse zurück. „Ah, dann werden wir gleich mal schauen, was Gaara uns so erzählen kann!“, ruft Kakashi und die besagte Person stolpert auf die Bühne. „Danke, Sakura“, sagt Gaara auf seinem Weg. „Du hast aber auch zwei erwähnenswerte Argumente an dir.“ Er greift sich an die Brust und grinst in meine Richtung. Ich werde rot. „Ein Charmeur bist du ja nicht gerade“, sagt Kakashi lachend. Gaara winkt ab. „Ach, bei der kommste mit Charme nicht weit. Die braucht eine feste Hand, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er wackelt mit den Augenbrauen und sein Grinsen wird breiter. Kakashi nickt. „Alles klar. … Sag mal, was für Hobbies hast du?“ Gaara lehnt sich zurück und schaut ihn skeptisch lächelnd an. „Ist das nicht offensichtlich?“ „Ähm … Also ob man das zu Hobbies zählen kann …“ Gaara lacht. „Ich meine nicht das, was du denkst, du Perversling.“ „Ich habe gar nicht daran gedacht!“ „Ich rede von Sex.“ „Oh äh ja …“ Gaaras Grinsen wird noch eine Spur breiter. „War’n Witz. Ich mache gerne Witze.“ Kakashi lacht verlegen. Als nächstes sitzt Sasuke neben Kakashi auf der Bühne. Auf seinem Schoß hat er Shikamarus Teddybären, den er umarmt. „Hallo Sasuke, wen hast du uns da denn mitgebracht?“ Demonstrativ hält Sasuke den Bären hoch. „Das ist Bär, der Bär.“ „Ein sehr kreativer Name“, bemerkt Kakashi trocken. „Was soll das heißen?“ Sasuke zieht eine Schmolllippe. „Bär mag seinen Namen. Er sagt doch auch nicht, dass Kakashi ein blöder Name ist.“ „Okay, okay, tut mir leid, Bär, das war nicht so gemeint!“, sagt Kakashi beschwichtigend und kratzt sich am Kopf. „Sasuke, wie alt bist du eigentlich?“ „Im Kopf jung geblieben. Mein Alter geht dich gar nichts an, du Pädo.“ Sasuke klingt nörgelig. Er kann es echt gut. „Schon gut, schon gut!“, ruft Kakashi und hält abwehrend die Hände vor sich. „Da hat wohl jemand seinen Mittagsschlaf nicht gemacht.“ „Der kommt erst noch“, sagt Sasuke und gähnt passend. „Und nun lass mich in Ruhe. Erst beleidigst du Bär und dann auch noch mich.“ Er klingt, als wäre er den Tränen nahe. „Ich habe keine Lust mehr.“ Mit diesen Worten steht er auf und marschiert zurück zu seinem Sitzsack. Auf dem Weg stolpert er allerdings und fällt direkt neben Tenten hin. Böse funkelt er sie an. „Du Blöde hast mir doch ein Bein gestellt!“ Im ersten Moment habe ich den Drang zu protestieren, weil ich genau gesehen habe, dass sie ihn gar nicht berührt hat, doch da tätschelt sie ihn beinah liebevoll am Kopf und sag in einem abwertenden Tonfall: „Lern erst mal richtig laufen, dann reden wir weiter, Kleiner.“ Mir geht ein Licht auf: Die beiden sind also gegenseitige „Feinde“! Aber wer ist Sasukes „Freund“? Das war leider nicht Thema des Gesprächs vorhin. Grummelnd zieht er von dannen. „Wo wir schon mal dabei sind, Tenten“, ruft Kakashi. „Du bist dran!“ „Ich glaube, jemand sollte Sasukes Windel überprüfen. Der müffelt so“, sagt sie, während sie zum Stuhl geht. „Tu ich gar nicht“, ruft Sasuke entrüstet. „Fass, Bär!“ Mit den Worten schmeißt er seinen Teddy nach ihr, läuft ihm aber gleich hinterher, um ihn vom Boden aufzuheben. Naruto lacht laut auf und auch ein paar andere können ein Kichern nicht unterdrücken. „Weißt du“, fängt Tenten an Kakashi gewandt an, „der Kerl ist ein hoffnungsloser Fall. Nimm ihm den Teddy weg und er ist sicherlich ein noch größeres Häufchen Elend als so schon.“ Sasuke verschränkt die Arme vor seiner Brust und schmollt. Kakashi lacht leise. „Ihr scheint euch ja richtig zu mögen, ihr beiden.“ „Aber sicher doch, ich und das Riesenbaby da sind die besten Freunde“, antwortet Tenten trocken und schnaubt. „Demnächst spiel ich noch seine Mama und muss ihm die Schuhe zubinden.“ Sie lehnt sich leicht vor. „Denn ich glaube nicht, dass er das tatsächlich schon alleine kann.“ Ich lache kurz auf. Tenten spielt ihre Rolle einfach zu göttlich! Ein Blick zu Sasuke verrät mir, dass er sich mit dicken Backen von ihr weggedreht hat und grummelnd vor sich hin starrt. „Aber genug von Sasuke, reden wir mal über dich, Tenten“, sagt Kakashi und mustert sie. „Was sind deine Hobbies?“ Tenten legt einen Finger an ihr Kinn und überlegt. „Hm, also ich weiß nicht, ob Reden ein Hobby sein kann, aber zu mir würde es wohl passen. Zumindest hätte ich da auch einen guten Hobbypartner, nicht wahr, Ino?“ Sie winkt ihr zu und Ino winkt aufgeregt zurück. „Ah, also mit Ino verstehst du dich besser als mit Sasuke?“ „Machst du Witze?“, ruft Tenten empört. „Um Längen!“ „Schön, schön“, sagt Kakashi nickend und ruft den nächsten auf die Bühne. Zögerlich setzt sich Karin auf den Stuhl und streicht sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Also Karin, erzähl uns mal was über dich. Was machst du am liebsten?“ Ihr Blick gleitet unsicher über uns Zuschauer. „Ich … räume gerne auf.“ Kakashi gluckst. „Ein kleiner Putzteufel?“ „Ja … so in etwa.“ Sie klingt wenig begeistert. Das schüchterne Mädchen ist wohl nicht so die perfekte Rolle für sie. „Hey, Aschenputtel“, rufe ich, um sie noch ein bisschen zu ärgern. „Wo ist denn dein Prinz?“ Sie schickt mir einen stechenden Blick. „Da drüben“, sagt sie und zeigt mit dem Finger in die Menge. „Sasuke ist mein Prinz.“ Tenten lacht laut auf und hält sich den Bauch. „Das passt ja wie die Faust aufs Auge!“ Da trifft sie plötzlich ein Teddybär am Kopf. „Ich finde es nicht sehr nett, wie du über Sasuke redest“, sagt Karin bissig. Dann besinnt sie sich und versucht, wieder etwas schüchterner aufzutreten. Sie wispert: „Ich meine … er … hat dir doch nichts getan.“ „Und wieder ist Sasuke das Thema unserer Unterhaltung … wow“, meint Kakashi und seufzt theatralisch. „Kann mal jemand den Jungen aus dem Raum schaffen? So kann man doch niemanden vernünftig interviewen!“ Doch ich höre genau raus, dass ihm diese kleine Show sehr gut in den Kram passt. Ich meine, dafür sind wir ja schließlich da. Tenten und Sasuke machen ihre Sache jedenfalls sehr, sehr gut. Als nächstes geht Shikamaru auf die Bühne. Er setzt sich ähnlich wie Naruto breitbeinig hin und grinst selbstgefällig in die Runde. „Die Weiber heutzutage sind verrückt geworden oder?“, beginnt er an Kakashi gewandt. „Früher standen sie auf harte Kerle und heute reicht ihnen so eine Heulsuse da.“ Er macht eine wegwerfende Handbewegung in Sasukes Richtung. „Aber wenn du mich fragst … wenn ein Weib auf so sowas abfährt, dann muss sie unter extremen Minderwertigkeitskomplexen leiden. Nicht mein Typ.“ Kakashi nickt vorsichtig und sagt: „Und was kann man sich unter dem Typ Frau vorstellen, der dir so gefällt?“ Shikamaru grunzt: „Na jedenfalls keine, die Heulbojen und Schwuchteln hinterhersabbern. Mal ganz davon abgesehen, dass es keinen Sinn macht, wenn Weiber auf SCHWULE stehen. Was haben die bitte davon?“ „Ähm, das wird jetzt etwas krass.“ „Und wenn schon!“ Shikamaru setzt sich gerade hin und stemmt eine Hand auf sein angewinkeltes Bein. „Es traut sich ja nie jemand, die Wahrheit zu sagen, diese Schisser. Ich stehe auf richtige Frauen mit Titten und Arsch und ich steh dazu, wenn sie sich nackig machen und meine Dienerinnen spielen. So geht es doch allen Kerlen, die Eier in der Hose haben. Diese ganze Feministenkacke und Schwulenverherrlichung ist doch Bullshit.“ Wow, das nenne ich mal homophob und sexistisch. Grandiose Darbietung! Kakashi beendet etwas abrupt das Gespräch und bittet Ino auf die Bühne. Auf dem Weg begegnen sich Ino und Shikamaru und er tut so, als würde er ihr gleich einen Klaps auf den Hintern geben wollen. Doch das bleibt von ihr nicht ungesehen. Als sie sich dann schließlich hinsetzt, hat sie ihre Augen weit aufgerissen und ruft: „Oh mein Gott, hast du das gesehen, Kakashi? Voll sexuelle Belästigung und so!“ „Ähm, also er hat dich ja nicht wirklich berührt.“ „Nein, aber fast. Ich fühle mich gerade, als wäre ich auf ein Lustobjekt herabgestuft worden, voll schlimm. Bestimmt krieg ich demnächst noch Depressionen.“ „Ino, beruhig dich. Es ist ja zum Glück nichts passiert. Nächstes Mal klopfen wir ihm einfach auf die Finger, wenn er etwas in die Richtung andeutet.“ „Ja, klar. Nächstes Mal überfällt er mich bestimmt bei Dunkelheit, wenn niemand in der Nähe ist, ey.“ Ihre Stimme überschlägt sich leicht. „Und dann seid ihr voll schuld an allem, weil man hätte es ja voraussehen können!“ Plötzlich springt sie auf und greift nach Kakashis Arm. „Am besten du bleibst bei mir, dann wird mir nichts passieren.“ Er tätschelt sanft ihre Hand. „Keine Sorge, dir wird auch so nichts passieren.“ „Meinst du?“ Sie legt ihren Kopf schräg und greift sich erleichtert an die Brust. „Ich glaub, mein Herz ist vor Angst fast stehen geblieben.“ Sie atmet tief ein. „Mir ist total schwindelig, darf ich wieder zurück auf meinen Platz?“ „Sicher …“ Im selben Moment springt sie auch schon auf und tippelt zurück zu ihrem Sitzsack. Kakashi schaut ihr etwas perplex hinterher. „Dann bleib ja nur noch ich für ein Gespräch übrig, was?“, sagt Temari, steht auf und geht auf die Bühne. „Richtig. Hallo, Temari.“ „Hi.“ Sie setzt sich hin und schaut ihn teilnahmslos an. „Diese Ziege da hat dich ganz schön an der Nase herumgeführt, Schätzchen.“ „Wen meinst du?“ „Na, das Blondchen da. Wirst du langsam senil oder was? Hast doch eben noch mit ihr gesprochen.“ Kakashis Augen verengen sich leicht. „Lass mich raten: Du bist heute auf Krawall gebürstet, meine Liebe.“ „Nein, nur weil du mal ein wahres Wort nicht verträgst, Opi, kann ich doch nichts für.“ Sie grinst herablassend und schlägt ein Bein über das andere. „Willst du mich jetzt nach meinen Hobbies fragen oder was? Dafür bist du doch da. Was Besseres hast du ja nicht bekommen in deinem Job.“ Grummelnd schaut Kakashi auf seine Notizen. „Dann schieß mal los.“ „Ich diskutiere gern-“ „Ach was“, murmelt Kakashi und lässt seinen Blick aber gesenkt. „Ja. Und weil dir das Thema von Shikamaru“, sie wackelt mit den Fingern kurz in seine Richtung, „nicht gefallen hat, möchte ich da doch gleich ansetzen.“ „Oh, bitte nicht.“ Kakashi massiert sich die Schläfen. „Ich finde nämlich, dass er völlig Recht hat mit den Weibern heutzutage.“ Kakashi stöhnt genervt auf. „Nein, lassen wir das. Das Interview ist zu Ende.“ „Nur weil du die Wahrheit nicht verträgst, Opa.“ „Nein, nur weil ich keinen Bock mehr habe.“ Damit steht er auf, lässt seinen Block auf den Stuhl plumpsen und verlässt den Raum im Eilschritt. Stille erfüllt den Raum. Was passiert nun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)