upside down. von nagachika (be in my heart, be in my eyes) ================================================================================ Kapitel 1: orangensaft & sternennacht. -------------------------------------- When someone walks into your heart through an open door. „Wo... ist... diese... dämliche... Tube?!“, fluchte sie leise während sie in ihrer Tasche rumkramte. Maya hatte sämtlichen Inhalt herausgenommen, dieser lag verstreut auf ihrem Handtuch. Mit den Nerven am Ende, plumpste sie auf ihren Hintern und ließ ihren Blick wieder über ihre Habseligkeiten wandern. Aber da war keine Tube mit Sonnencreme. Maya drehte sich mit dem Kopf sehnsüchtig zum Meer. Wie gern würde sie da hereinspringen! Nicht schwimmen, aber wenigstens ein wenig das kühle Wasser genießen. Aber... das durfte sie nicht. Wenn sie ohne Sonnenncreme ins Wasser ging und mit einem Sonnenbrand nach Hause kam, dann konnte sie gleich vor der Tür bleiben. Es war nicht das erste Mal (und bestimmt auch nicht das letzte), dass ihre Haut rot leuchtete und sie bei jedem Schritt jammert, dass ihr alles weh tat. Ihre abuela hatte sie extra nochmal daran erinnert, dass sie mit einem Sonnenbrand nicht ins Haus kommen würde. ¿Te puedo ayudar con algo?, mischte sich jemand ein. Maya verzog das Gesicht, die männlichen Helfer, die ihr jemals was gutes tun wollten waren mehr penetrant als nützlich gewesen. Aber bevor sie sich umdrehen konnte, bevor sie ihm antworten konnte, spürte sie eine schöne, fruchtige Dusche. „Das tut mir aber leid!“, da mischte sich eine weitere Stimme ein. Noch ein männliches Wesen... Erneut wollte sie sich umdrehen, aber man warf ein Handtuch über ihren Kopf. „Pardon, Pablo, aber sie gehört zu mir“, der Junge, der hinzugekommen war, klang zwar freundlich aber in seinem Unterton schwang eindeutig etwas von Ich-dulde-keine-Widerworte mit. Pablo, der angesprochene junge Mann, rappelte sich auf. „Du kannst doch nicht einfach Leute schubsen!“, brummte er und sah Mayas Retter vorwurfsvoll an. „Ich hab dich nicht geschubst. Ich bin gestolpert und leider... hat sie meinen Saft abbekommen“ Maya konnte nicht verstehen, was Pablo sagte, denn er nuschelte vor sich hin. Außerdem hatte sie ja noch immer irgendein Handtuch auf ihrem Kopf, der ihr die Sicht nahm. Sie riss sich das Handtuch vom Kopf und stand auf. Genervt drehte sich Maya um, aber sie brachte kein Wort raus. Der Junge, oder eher gesagt der junge Mann, sah sie entschuldigend an. Seine braunen Haare waren zerwuschelt, gerade so, als wäre er aus dem Bett gekommen. Sein breites Lächeln bescherte ihr einen Herzkasper. Das Atmen wurde etwas schwerer und ein Kloß machte sich in ihrem Hals breit. „Tut mir leid wegen der Dusche“, er hob einen leeren Becher. „Aber ich hab vorhin mitangehört, wie sie gewettet haben und... naja, ich dachte, ich vollbringe eine gute Tat und rette mal deinen Ruf, mi cariño“, sein breites Grinsen ging ihr direkt gegen den Strich, aber leider schaffte sie es noch immer nicht ein Wort herauszubringen. „Ich lad dich auf eine Dusche und ein Eis ein...?“, es klang nicht wie eine Frage, aber seine Stimme ging am Ende hoch. Maya konnte nur dümmlich lächeln und nicken. „Prima, dann komm mal mit!“, er ging voraus und ehe sie sich versah, fand sie sich neben ihm wieder, nachdem sie all ihre Sachen in ihre Strandtasche gestopft hatte. „Dann nehm ich mal deine Tasche und du stellst dich darunter?“ Er blieb vor den öffentlichen Duschen stehen und wieder, dieses Zahnpastalächeln war wirklich mächtig. Maya traute sich nicht nochmal zu ihm zu schauen und verschwand in die Duschen. Und nahm nicht nur ihre Tasche mit, sondern auch sein Handtuch. Eigentlich hatte sie gedacht, dass er nicht mehr da sein würde, aber als sie nach zehn Minuten herauskam, frisch und angezogen, stand er noch immer da. Als er den Kopf hob, konnte sie sehen, dass er Flappy Bird spielte. „Mi cariño! Da bist du ja. Ich hab schon gedacht, du wärst aus dem Fenster geklettert“, gestand er mit einem Lachen. „Wieso sollte ich das tun?“, ah! Es schien, als hätte sie endlich ihre Stimme wiedergefunden. Maya erwiderte das Lächeln nicht, aber das schreckte ihn nicht ab. „Mi cariño, wie wä-“ „Maya. Ich heiße Maya“, stellte sie sich schließlich vor und ihre Mundwinkel zuckten, als er sie verblüfft ansah. Doch schnell kehrte das Grinsen zurück. „Maya, wie wärs mit einem Eis?“ „Bist du zu fremden Mädchen immer so freundlich und nett?“, wollte sie wissen, anstatt ihm eine Antwort zu geben. „Nur wenn ich ihr eine Orangensaftdusche verpasst habe“, konterte er. „Eis?“ Widerwillig, jedoch grinsend, nickte sie schließlich. - - - „Ich hätte nicht gedacht, dass hier eine wilde Party ist...“, er kratzte sich am Hinterkopf und Mayas Augen huschten zu ihm hinüber. Sie standen vor einem Café. Laute Musik drang aus dem Raum und lautes Gelächter war zu hören. Girlanden waren aufgehängt wurden und überall waren Luftballons. Auf einer großen Girlande stand in Großbuchstaben HAPPY BIRTHDAY MELINDA. Aber sie zuckte nur mit den Schultern. „Was sollst. Ich mein, Eis gibt es ja nicht nur hie-“ ¿Amigo?, ein großer, blonder Junge lief aus der Masse und winkte heftig. Mayas Begleiter fing an breit zu grinsen. „War ja klar, dass du hier bist, José“, während Maya stehen geblieben war, war er ein paar Schritte weiter gegangen und schlug zum High-Five ein. Maya verstand nichts von dem, was die Jungs sagten, was aber mehr daran lag, dass sie die beiden nicht hören konnte als an der Sprache selbst. Sie sah sich um und überlegte, wie sie unauffällig verschwinden könnte. Aber da war er wieder. „Falls wer fragt, du bist meine Cousine!“, sagte er und hatte nach ihrer Hand gegriffen. Sie zuckte leicht zusammen, aber schnell war dieses Gefühl überwunden. Maya gab es nicht gern zu, aber er hatte ihr geholfen, unbewusst, all die Gedanken von Rocky Beach zu verdrängen. Da konnte sie ihm den Gefallen tun und mit ihm ein wenig auf einer Party rumhängen. Ihr Blick ruhte auf den braunen Wuschelkopf. Wieso störte es sie so, dass er sie als Cousine titulierte? „Oh... jetzt... wart doch mal!“, rief sie und stolperte hinterher. Maya schwor sich, nie wieder mit so einer großen Tasche loszugehen. Die war ja mehr als nur im Weg! Aber er schien sie nicht zu hören, denn er lief weiter, während er sich mit José unterhielt. Maya runzelte die Stirn. Wenn er so beschäftigt war, dann könnte sie doch auch gehen oder nicht? Allerdings würde das den Eindruck einer eingeschnappten Zicke machen und sie wollte nicht, dass er das dachte. Der Gedanken verflog allerdings, als er sie losließ und einfach im Getümmel ließ. Fassungslos starrte sie ihm hinterher. Und noch fassungsloser wurde sie, als er anfing mit einem ziemlich hübschen Mädchen zu reden. „Wow, Maya. Du wurdest gerade sitzen gelassen ohne das du dich richtig mit ihm unterhalten konnte. Was sagt das nur über dich aus?“, murmelte sie und drängte sich weiter. Maya schaffte es zum Buffet und konnte nicht widerstehen. Ihr Magen füllte sich ziemlich leer an und da kam das Essen wie gerufen. „Und hier was zu trinken, mi cariño“, er hatte sich neben ihr gestellt und hielt ihr eine Dose Cola hin. Maya hob ihre Augenbraue und sah ihn an. „Nein, danke“, erwiderte sie schließlich. „Und ich hab dir vorhin schon gesagt, ich heiße Maya“ Sie sah nicht zu ihm sondern tat so, als wäre das Essen weitaus interessanter. Aber das war nicht so. Er war es um einiges mehr aber eher würde die Hölle einfrieren, als das sie das zugab. „Hey, was ist los? Tut mir leid, dass ich dich aus den Augen verloren habe“ „Wohl eher meine Hand losgelassen“, murmelte Maya auf Englisch. Dann wechselte sie wieder ins Spanische. „Keine Sorge, ich find mich hier super zurecht“ Sie konnte geradezu spüren, wie sein Blick sich in sie bohrte. „Ach ja?“ „Ja!“, Maya benahm sich wie ein kleines Kind, aber das war ihr egal. Er stellte die Dose auf den Tisch, dann nahm er ihr den Teller aus der Hand. „Hey!“, protestierte sie, doch er hörte nicht darauf. Stattdessen nahm er ihr auch die Tasche ab, stellte sie auf den Boden und zog sie dann in die Menge. „Schmoll nicht, mi cariño“, lachte er. Maya schämte sich, dass sie sich so einfach um den Finger wickeln ließ. - - - Es war so lang her, seitdem sie so viel Spaß hatte. Während der Geburtstagsparty von irgendjemanden hatten sie angefangen richtig zu reden. Maya war stolz auf sich, dass sie ihre Skepsis weggeschoben hatte. Sogar getanzt hatten sie, wenn es auch eher katastrophal als elegant gewesen war. Nun lagen sie am Strand, fast an dergleichen Stelle wo sie sich heute zum ersten Mal begegnet waren. Sie teilten sich das große Handtuch von ihr und betrachteten die Sterne, während Maya am erzählen war. Es fiel ihr leicht mit ihm zu reden. Sie musste nicht aufpassen was sie sagte oder mehrmals nachfragen, ob er ihr zuhörte. Er fragte genug selber nach. „Also heiß da-“ Maya hielt mitten in ihrem Satz und setzte sich auf. Ihr war was entschiedenes eingefallen. Und sie schämte sich ein klein bisschen, ist ihr das erst jetzt aufgefallen. „Jetzt waren wir den ganzen Tag zusammen, wir haben Eis gegessen, getanzt und jetzt sehen wir uns sogar die Sterne an. Aber ich weiß noch immer nicht, wie du heißt!“, warf sie ihm vor. Er lachte laut auf, dann sprang er auf seine Füße. „Felipe mein Name, stets zu Ihren Diensten“, er verbeugte sich spielerisch und nun war es Maya, die lachen musste. Sie sah wieder gen Himmel und zählte die Sterne. Dabei versuchte sie das laute Herzklopfen zu ignorieren und auch die Schmetterlinge, die sich bemerkbar machten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)