Zwischen Tag und Nacht von Glasmond ================================================================================ Kapitel 22: Vertrauen --------------------- Zelda wollte vor Beschämung am liebsten die Hände vor’s Gesicht schlagen, aber Midna behielt dominant die Kontrolle und lies sich nicht beirren. Sie hatte sich dieses Moment so sehr herbeigesehnt, ihre gemeinsame Zeit mit Link, dass sie Zelda nur äußerst ungern wieder die Zügel über ihren Körper in die Hand gab. Aber wenn sie diese Situation so betrachtete war es ihr nun mehr als recht. Wenn Midna sie plötzlich verließe wäre Zelda in starker Erklärungsnot und einer unangenehmen, ungewohnten Situation. In ihren letzten erwachsenen Jahren hatte noch niemand zuvor sie im Nachthemd gesehen, mit Ausnahme ihrer Amme Impa und natürlich Midna selbst. Es war ihr einfach zu intim, und zu - Midna würde sie nun dafür auslachen, aber es stimmte - menschlich. Es war einfach nicht ihre Art, sich so … unköniglich zu zeigen. Und falls es doch Momente gab, in denen sie im Nachtgewandung vor ihre Schlafzimmertür treten sollte, dann tat sie das immer mit einem schützenden Mantel um ihren Körper gebunden. Stumm sah sie Links Gesichtsausdruck an, der nicht verstand und so sehr verstehen wollte. Sie schämte sich noch mehr. “Komm endlich rein, es zieht und der Körper der Prinzessin ist ganz schön kälteempfindlich.”, drängte Midna, und in der Tat, Link setzte seine Beine in Bewegung und ging an Minda vorbei in das Zimmer, aber nicht ohne das Schattenwesen in Menschengestalt hemmungslos anzustarren. “Bei den Sols, hör auf so zu glotzen und freu dich endlich. Du machst die arme Prinzessin ganz nervös. Und mich auch.”, sagte Midna mit Zeldas Mund und lehnte sich ein wenig unsicher an die Wand hinter sich. “Ich bin’s, Midna. Ja, im Körper deiner Prinzessin. Weil ich nicht so oft zu euch einfach mal rüberkommen kann ist das die einzige alternative Methode, die wir einrichten konnten. Nur ist das nicht so leicht, zwei Seelen in einem Körper, das führt oft zu Komplikationen und Verwirrungen, und ich hab’ mir sagen lassen dass Menschen dadurch schon verrückt geworden sind. Für die Prinzessin ist das schon mit mir nicht unbedingt das Zuckerschlecken, mich so in ihre Gefühlswelt eindringen zu lassen, deswegen solltest du dich geehrt und geschätzt fühlen, dass sie dich das miterleben lässt.” Endlich regte sich etwas in Links Gesicht. Seine Mundwinkel stiegen langsam nach oben. Er verstand. “Gut, braver Junge.”, sagt Midna, und plötzlich passierte etwas, das Zelda ihrer Partnerin tatsächlich nicht zugemutet hätte; Sie fiel in einer sehr herzlichen Weise Link um den Hals. Und Link verblüffte sie noch mehr indem er sie ohne Zögern umfing und an sich drückte. Zeldas Überraschung ließ ihr den Kopf schwirren. Sie zog ihren Geist weiter zurück, beobachtete die Szene wie aus der Ferne, ungeachtet dessen dass eigentlich sie selbst gerade die Person war, die Link umarmte. Sie war durcheinander, hatte Mühe ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. War das Eifersucht, was sie fühlte? Schmerz? Sie war sich nicht sicher. Da war etwas … etwas, dass sich ganz und gar nicht negativ anfühlte. Sie horchte hin. Und da fühlte sie plötzlich das tiefe Vertrauen, dass Midna für Link empfand. Warum war ihr das zuvor nie aufgefallen? Es war so dominant, so allgegenwärtig dass es die Prinzessin regelrecht schockierte, nicht vorher diese tiefen Gefühlen bemerkt zu haben. Hatte Midna sie all die Zeit versteckt? War Zelda einfach nicht offen genug dafür gewesen? Es war so eine selbstverständliche, natürliche Art des Vertrauens. Und um so länger sie das Gefühl wahrnahm, umso mehr war es auch für sie selbst natürlich. Link legte die Stirn an ihre Schulter, war außerordentlich ruhig. Midna streichelte mit Zeldas Händen langsam über seinen Rücken. Sie standen einfach nur da, in gegenseitiger Wärme badend. Natürlich. Link war ihr Begleiter für Monate gewesen. Er hatte ihr mehrmals das Leben gerettet, ihr geholfen, als sie es brauchte. War immer für sie da gewesen. Und sie hatte begonnen zu vertrauen. Sie, damals noch veratene, gebrochene Prinzessin der Dunkelheit, hatte sich ihm geöffnet. Zelda Gefühlswogen glätteten sich. Sie nahm einen tiefen Atemzug, zusammen mit Midna. Alles wurde klarer. Nein, sie war nicht Eifersüchtig. Sie war dankbar. Dankbar dass Link ihre Q’chit beschützte. Nicht wie ein Mann sein Weib schützte, sondern wie ein Familienmitglied. Sie war dankbar dass er ihre Schmerzen lindern und ihren Geist öffnen konnte. Sie war dankbar, dass Midna so viel für ihm empfand. Sie verstand es nun. Midna war die Hälfte ihrer Seele, ein Teil ihres Herzens, und sie wollte nichts lieber als ihr all das Glück dieser Welt zu gönnen. Und sie würde immer ein Teil von ihr bleiben, nichts konnte an diesem Vertrauen rütteln. Es gab keinen Grund zur Eifersucht. Und vor allem nicht bei Link. Der Mensch, der so selbstlos liebte und opferte. Ja; sie verstand es. Midna seufzte tief und zufrieden. “Danke”, sagte sie ehrlich. Zu Link und zu Zelda. Link drückte sie enger an sich, und Zelda fühlte sich fast wie ein Voyeur bei all dieser Intimität. Es war nichts sexuelles, aber es war tief und neu und so offen, dass Zelda nicht umhin kam sich wie ein Eindringling zu fühlen. Es gefiel ihr, es berührte sie, aber … Links Hände an ihrem Körper - sie sollten nur auf Midnas liegen. Sie selbst hatte nicht das Recht so in ihre Intimität integriert zu sein und - “Nein, nein”, sagte Midna laut. Link hob den Kopf, ließ sie aber nicht los. “Du bist mein Q’chit. Du hast alles Recht, Prinzessin. Meine Welt ist auch die deine. Ich will, dass du fühlst, was er mir bedeutet. Und ich will, dass du fühlst, was ich ihm bedeute.” In Zeldas anerzogener Weltanschauung wäre allein diese Aussage ein schmerzhafter, sadistischer Treuebruch gewesen. Und irgendwo hörte sie ihren Verstand auch genau dies rufen. Aber sie schaffte es immer mehr, sich von dieser traditionellen Ideologie zu lösen, sich mehr auf ihr Herz und ihr Vertrauen zu verlassen, und deswegen hörte sie keinen Treuebruch - sondern das reine Bedürfnis nach Verbundenheit und Nähe. Sie fühlte sich geschmeichelt. Sie schämte sich auch. “Die Prinzessin fühlt sich als würde sie uns stören”, erklärte Midna und integrierte Link somit in die Unterhaltung. Link löste sofort die Hände von ihren Rücken, wollte einen Schritt zurücktreten. “Nein!”, rief Midna - oder gar Zelda? - als sie sogleich nach seinen Händen griff und sie auf ihre Seiten legte. “Nein”, wiederholte sie dann ruhiger, als sie Links verwirrten Gesichtsausdruck sah, “Sie möchte das. Ich möchte das. Wenn du das allerdings nicht willst, versteh’ ich’s. Es muss sehr ungewöhnlich für dich sein dass sie alles miterlebt und … Hm. Ist dir das unangenehm, Link?” Er schüttelte überrascht den Kopf. Midna grinste. “Natürlich nicht. Ich kenne dich doch. Du bist einfach eine reine Seele. Nicht mal ich könnte dich verschmutzen.” Zelda beobachtete fassungslos wie Midna ihn plötzlich auf’s Bett drückte, auf seinen Schoß glitt, ihre Hände über seine Brust streichelnd. Link keuchte. Bei den Göttinen!, rief Zelda in ihrem Kopf aus. Gerade noch hatte sie sich ihr so nahe gefühlt und jetzt - Und jetzt was?, dachte sie in deutlichen Diktion Midnas, die somit eine innere Unterlatung startete. Du fühlst immer noch das Selbe. Ich bin immer noch deine Partnerin. Ich bin immer noch ein Teil deiner Seele, deines Herzens. Bitte tu’ mir den Gefallen und stell’ das niemals in Frage, Prinzessin. Es verletzt mich. Vertraue mir, dann wirst du das hier genau so genießen wie ich es tue. Und ich will, dass du das mit ansiehst und auch fühlst. Es berührt mich. Es erregt mich. Ich war mit Link schon vor dir intim und nahe, nur stand mir meine verfluchte Gestalt im Weg, und meine Sorgen und mein Ego. Ich möchte ihn erfahren, und er will das auch. Ich kenne ihn. Und wenn ich die Wahl habe, will ich das mit dir zusammen erleben, Prinzessin. Und ich sage das als jemand der eigentlich alles dafür tut dass man ihre wahren Gefühle nicht sehen kann. Verstehst du das? Zelda gab kein Kontra, blieb still. Erregung rollte über sie. Liebe. Neugier. Wärme. Sie konnte nicht unterscheiden was davon zu ihr gehörte, was zu Midna. Ich werde dich nicht bitten. Wenn du strickt nicht willst, bleibt mir nichts anderes übrig als das zu tolerieren. Ich werde es nicht verstehen, aber ich möchte dir keine Schmerzen zufügen. Ich glaube, dass Menschen, wenn sie nicht ganz vertrauen, vor Eifersucht zerspringen können. Nein. Nein? Was nein? Nein, dachte Zelda. Mach … mach weiter. Ich will es fühlen. Ich will dich fühlen… Nur … nur … ich will nicht, dass er denkt … also, ich will… “So, Link.”, bemerkte Midna plötzlich laut, "Du sollst wissen, dass alles, was ich tue, auch wirklich ich tue. Nicht deine Herrscherin. Reicht dir das als Distanzierung, Prinzessin?” Link nickte. Zelda bejahte. Sie spürte den Flügelschlag vieler kleiner Schmetterlinge in ihrem Bauch und unter ihrer Haut. Die verbale Abspaltung entspannte sie sofort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)