Zwischen Tag und Nacht von Glasmond ================================================================================ Kapitel 13: Zu Hause -------------------- Der Sog, der Midna zurück in ihre Welt beförderte, war unangenehmer denn je. Midna schrie auf, als sie zurück an den Ort geworfen wurde, an welchem sie ihre Reise in die lichte Welt angetreten hatte. Alsbald ihre Füße den Boden berührt hatten brach sie zusammen. Makic, welcher die ganze Zeit über Wache gestanden hatte, rannte sofort zu ihr. “Königin Midna!”, rief er aus, griff ihr unter die Arme. Midna stöhnte. “Schon gut, schon gut. Ich bin nur schwach, nicht verletzt”, sagte sie schnell, musste sich jedoch mit Händen auf den Boden abstützen. Zu allem Überfluss brannte ihr Unterleib auch noch wie vergiftet, ihr Körper hatte zunehmend Probleme den Hybriden in sich zu behalten. Die Stimme ihres eingeweihten Bediensteten zitterte vor Angst. “Ihr bleibt immer viel zu lange, Eure Majestät, das Portal ist für solche Reisen nicht geeignet.” Ihr Haar hing in ihr Gesicht, verdeckte ihre Sicht. Aber sie wusste trotzdem, was für einen besorgten Blick ihr kleiner Makic aufgesetzt haben musste. Sie nickte. “Du hast Recht. Ich wundere mich ohnehin dass ich es immer wieder so lange schaffe, hehe.”, keuchte sie. Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Sie fand endlich ihre Kräfte wieder, konnte aufstehen. Atmete tief die schwere Luft der Schattenwelt ein. Dann drehte sie sich um und verneigte sich vor dem Weltenbaum, bedankte sich in der Sprache ihrer Vorfahren bei ihm. Als sie kehrt machte folgte ihr brav ihr kleiner Diener. “Lass mir ein Bad ein, Makic. Und stelle viel Wasser bereit. Ich habe Durst.”, sagte Midna müde. - Als sie später in der Wanne lag fühlte sie sich schon wesentlich besser. Die für ihr körperliches Wohl zuständige Bedienstete wusch andächtig ihre Füße und Midna entspannte sich, schwelgte noch in den letzten Stunden mit Zelda. Ihr Herz klopfte wie wild und das Schmunzeln wollte ihre Lippen einfach nicht verlassen. “Wie lange ist es noch bis zur Niederkunft, Eure Majestät?”, fragte das runde Schattenwesen, während sie zwischen den Zehen putzte. “Zwei Monate, etwa.”, antwortete Midna gedankenverloren. Die Bedienstete tunkte den Schwamm ins Wasser und rubbte ihn sanft über ihre Unterschenkel. “Alle freuen sich schon auf den Neuankömmling. So viel ich weiß ist das Haus, in welchem er leben soll, schon fertig gestellt.” Midna öffnete die Augen und biss sich nachdenklich auf die Lippe. Sie hatte es noch niemandem außer Makic erzählt, dass sie das Kind eines Lichtwesens in sich trug, und sie war sich immer noch nicht sicher wann der beste Zeitpunkt hierfür wäre. Vielleicht gab es gar keinen. Vielleicht waren alle Zeitpunkte schlecht. Aber der hier war definitiv noch schlechter als die anderen. “Ja, so ist es”, sagte sie daher etwas distanziert. “Rendan, ich denke das war genug der Waschung. Würdest du bitte Makic hereinbitten und uns allein lassen?” Die Bedienstete nickte und verließ den Raum. Einen Atemzug später war Makic schon da. “Wie kann ich helfen, Königin?”, fragte er etwas besorgt. Besorgnis… Ein Gefühlszustand, der bei ihm mittlerweile zur Norm geworden ist. Midna lächelte ihn müde an. “Sei einfach nur hier. Ich hab gerade keine Lust, mich zu verstellen.” Sie konnte Rührung in seinem Gesicht erkennen, als er zu ihr ging und sich auf den Stuhl neben der Wanne setzte. “Wann wollt ihr es dem Volk sagen?”, fragte er vorsichtig. Midna hob den Arm aus der Wanne heraus, nahm seine Hand. Sein Gesicht erötete stark, was sie mit einem leisen Kichern quittierte. “Ich weiß noch nicht genau.”, fügte sie dann an. “Das Volk macht mir nicht Sorgen. Der hohe Rat tut es.” Makic nickte verständnisvoll. Midna war immer wieder darüber überrascht wie viel er doch verstand, vor allem von Gesetzen, von der Psyche, von Konsequenzen. Sie streichelte sanft mit dem Daumen über seine kleine Hand. Die Male auf seiner Haut leuchteten vor Freude auf. So verweilten sie eine Weile schweigend und genossen die stille, warme Anwesenheit des jeweils anderen. “Euer Spross…”, begann Makic irgendwann. Midna lachte leise auf und lies seine Hand los, um sie auf ihren Bauch zu legen. “Ich wusste, dass du mich darauf ansprechen wirst.”, sagte sie. Makic wurde noch verlegener. Bevor er zu einer Entschuldigung ansetzen konnte fuhr Midna fort: “Nur zu, frag.” Der kleine Bedienstete lies die Füße in der Luft baumeln, verschränkte die Hände im Schoß. “Die Menschen bevorzugen es “Kind” zu nennen, nicht…?”, fragte er Neugierig. Midna nickte nachdenklich. “Ich glaube schon. Es ist ja auch etwas anderes als bei uns. Menschenkinder kommen klein und schwach und unausgereift auf die Welt. Sie können die ersten Jahre ihres Lebens nicht kommunizieren, nicht gehen, sind auf Hilfe angewiesen. Das bezeichnen die Menschen als Kind, als Säugling.” “Wodurch werden sie beseelt?”, fragte Makic. Midna verstand die Frage sofort. In ihrem Glauben waren es die Seelen verlorener verstorbener Lebewesen, deren unendliche Qualen über ihren Tod die Göttinnen so sehr berührten dass sie sie ins Reich der Dämmerung bannten, wo sie als Schattenwesen wiedergeboren wurden. Über den Glauben der Menschen in dieser Hinsicht wusste sie nicht Bescheid. “Ich glaube, die Menschen sind der Auffassung dass sie selbst die Seelen in ihren Geschlechtsteilen kreieren.” Makic rümpfte die Nase. Midna lachte. “Ich möchte euch nur ungern drängen, Eure Majestät, aber ich fürchte das Treffen des hohen Rates ist recht zeitnah…” Die Königin seufzte tief. “Ich will nicht.”, sagte sie und tauchte im Wasser unter. Das klare, kühle Nass umfing sie wie eine liebende Mutter, schirmte sie von der Außenwelt ab und hüllte sie in ihre eigenen Gedanken und Gefühle. Sie verweilte dort bis ihr die Luft ausging. Als sie keuchend wieder aus der Oberfläche entstieg sah Makic sie traurig an. “Ihr müsst.” “Ja, ich weiß.”, sagte sie träge. “Deren Überprüfungen, Skepsis, Befehle… es ist einfach so anstrengend.” Makic reichte ihr ein Tuch. “Ihr schafft das, meine Königin.” Midna lächelte ihn schwach an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)