Zwischen Tag und Nacht von Glasmond ================================================================================ Kapitel 2: Hunger ----------------- Vor einigen Wochen noch hatte Zelda sie kaum um diese Uhrzeit betreten, daher war es ein ungewohnter Anblick die sonst so belebten Schlossgänge so leer zu sehen. Die Fackeln an den Wänden flackerten vor sich hin, mit einem Geräusch wie raschelnde Federdecken von sich gebend. An verschiedenen Wegpunkten standen Nachtwachen, die überrascht stramm standen als die Prinzessin an ihnen vorüberschritt. Auch sie waren es nicht gewohnt dass ihre Gebieterin um diese Uhrzeit durch die Gänge streifte. Zelda fühlte Scham, bemühte sich aber kein Stück davon den Nachtwachen zu zeigen. Sie nickte dezent, als sie vorüber schritt. Zuerst war es nur einmal die Woche gewesen, dann drei Mal, mittlerweile streifte sie fast jede Nacht durch’s Schloss. Schlaf war ihrer überdrüssig geworden, nahm sie kaum mehr in Empfang. Und wenn, dann quälte er sie, ließ sie fallen, verbrennen, in Dunkelheit tauchen, mit gleisendem Licht versengen. Bestrafte sie mit bösartigem Volk, mit unrechten Verurteilungen, mit Einsamkeit. Die Albträume waren derart intensiv dass die Schmerzen noch bis in den Wachzustand anhielten, für einige Minuten. Die Fackeln zu ihrer linken fühlten sich ein wenig nach Trost an. Sie hatte mit niemanden darüber gesprochen. Angedeutet, ja, vor ihren engsten Beratern. Diese hatten ihr Elixire verschrieben und Sport, gesunde Kost, Kur. Dass das alles nichts half hatte Zelda aber verschwiegen. Aus Angst. Angst ihrem Schloss und Volke nicht mehr gerecht zu werden. Sie war Regentin. Sie dürfte nicht schwächeln. Es war nicht ihre Aufgabe ein erfülltes Leben zu führen. Es war ihre Aufgabe die Wünsche des Volkes zu erfüllen und das Wohle der Welt zu bewahren. Sie bog in einen dünneren Gang, eine Sackgasse. Um die nächste Ecke wären einige weitere Nachtwachen, denen wollte sie nicht begegnen. Denn sie bewachten den Durchgang zur Schlossküche, und niemand sollte erfahren dass Zelda diese spät nachts aufsucht. Wie viele Nächte zuvor betätigte sie den versteckten Hebel in der Fackelhalterung und brachte damit das großes Portrait des legendären LonLon Koches Balon in Bewegung. Es schwankte durch einen Mechanismus zur Seite und gab einen schmalen Durchgang frei. Zelda trat ein. Die ungewohnte Gier nach kulinarischer Befriedigung machte ihr zu schaffen. Sie war gut darin ihre Gelüste zu kontrollieren und zu dosieren. Ihr Vater war ein guter Lehrer gewesen: Gelüste sind mächtig, hatte er zu ihr gesagt. Sie sind gut, so lange sie unter deiner Herrschaft stehen. Sie sind dienlich, bescheren Freude. Aber sobald sie überhand nehmen werden sie dich zu ihren Sklaven machen und deinen Blick trüben. Er hatte recht gehabt. Zelda war dieser Gier immer öfter zum Sklaven gefallen. Dieser, und der Gier nach … sie wollte gar nicht darüber nachdenken. Schon der Gedanke daran brachte die Lust hervor, überschwemmte ihren Körper mit Hitzewallungen und versetzte ihren Unterleib in Flammen. Aber diese Dinge waren das einzige, was ihr noch einen Rest Glück verschafften. Und das war doch gut, nicht wahr? Kein Mensch sollte ohne Glück leben, nicht? Zelda schluckte als sie die bewegliche Mauer zur Seite schob und endlich in die Küche eintrat. Ihr Magen verkrampfte sich vor Vorfreude. Sie hatte solchen hunger… Und Zelda war sich bewusst, dass es nicht nur der Hunger nach Nahrung war. Doch mehr als das wollte sie ihrem Körper nicht geben. Sie wollte – nein, musste – wenigstens noch etwas Kontrolle behalten. Etwas süßes. Irgendetwas. Auf dem Tisch fand sie kleine Zitronentörtchen für das Frühstücksmahl in ein paar Stunden. Sie griff danach, kostete einen Bissen. Ja, das war perfekt. Sie zog ein Stuhl zu sich, setzte sich, bediente sich an den Zitronentörtchen. Sie schmeckten so fein und süß, nach Nostalgie, nach schönen Dingen. Nach Trost. Sie füllten ihren knurrenden Magen. Während sie die kaute empfand sie ein wenig Glück. Sie nahm es wahr und empfand alsgleich wieder Scham. Denn sie wusste dass sie so nicht ewig weitermachen konnte. Sie aß viel. Zu viel. Über die letzten Wochen war es immer mehr geworden, bald würde sich ihr Körper verändern, die Menschen würden ihre untugendhafte Völlerei bemerken. Sie wusste, dass sie sich mit der Wurzel des Problems auseinander setzen musste. Midna. Sie legte das Gebäck zur Seite, schluchste. Stützte Arme auf den Tisch und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Es war nun fast ein halbes Jahr her als ihr Midna erschienen war. Die Erinnerung daran fühlte sich wie ein Traum an. Immer wieder erwischte sich Zelda dabei wie sie es auch als eben diesen abtat. Aber daran wollte sie nicht glauben. Es durfte kein Traum gewesen sein. Denn das würde bedeuten dass sich Verrücktheit in ihr breit gemacht hatte und ihre tiefe Depression keinen Grund hatte. Ohne Grund keine Heilung. Sie vergrub die Hände in ihren Haaren, begutachtete Gedankenverloren die Kuchenbrösel auf dem Teller vor sich. Sie tat sich schwer in dieser Sache noch klar zu denken. Was richtig war, was falsch. Was gut, was schlecht. Ja, sie hatte Sehnsucht. Ja. Das hatte sie schon bemerkt als ihre Bemühungen, eine Verbindung ins Schattenreich wieder aufzubauen, sich bis in die Gebete an die Göttinnen gesteigert hatten. Soviel hatte sie sich eingestanden. Ob sie glücklich über diese Erkenntnis sein sollte bezweifelte sie jedoch. Genau so wenig wie sie Sklave ihrer Gelüste sein wollte, genau so wenig wollte sie Midna so viel Macht über sich geben. Ihr Magen knurrte, erinnerte sich an den großen Hunger, den sie hatte. Zelda biss sich auf die Lippe. Nur ein wenig mehr. Nur ein bisschen. Sie würde morgen wieder normal essen, aber jetzt brauchte sie mehr. Sie stand auf, ging zum Eisschrank, öffnete ihn. Es war noch sehr viel von dem Spanferkel übrig, dass es zuvor am Abend gegeben hatte. Zelda hörte sich vor Glück aufatmen. Fleisch, das wäre perfekt. Sie griff zu einem großen Messer und schnitt sich Scheiben des kalten Fleisches ab, beförderte es in ihren Mund. Derart zu essen war nicht ihre Manier, aber hier sah sie niemand. Es war kalt, aber es schmeckte wie das Mahl eines Gottes. Noch während Zelda kaute schnitt sie sich ein weiteres Stück ab, und noch eines, und ein drittes. Dass es die dreifache Portion des Vorabends war fiel ihr nicht auf. Oder wollte ihr nicht auffallen. Sie wollte nur schmecken, den hungrigen Magen füllen. Nach fünf handgroßen Stücken stellte sich allmählich eine tiefe Befriedigung ein. Zelda stöhnte leise auf. Ein schönes Gefühl. Sie legte die saubere Hand auf ihren Bauch um ihm etwas Wärme zu spenden. Jetzt fühlte sie sich gut und sie wollte dieses Gefühl so lange wie möglich genießen. Aber vielleicht noch ein kleines Stück, um das Glücksgefühl länger zu nähren… Als sie wieder zum Messer gegriffen hatte und sich gerade zum Eisschrank herabbeugen wollte lachte es hinter ihr. Zelda erkannte das Lachen sofort und drehte sich erschrocken um. Und wirklich, dort stand sie, zur Hälfte im Schatten, gerade so zum Teil sichtbar, eingehüllt in einen schwarzen Umhang. Zelda fühlte unbändige Freude in sich aufsteigen die sich in einem Lächeln äußerte dass sie sogleich unterdrückte. Midna schien es trotzdem bemerkt zu haben, ein überraschend sanftes Lächeln gab sie ihr als Antwort. „Wie lange stehst du schon da?“, fragte Zelda nervös. Midna lachte laut und erheitert und Zelda fühlte Hitze in ihren Wangen, wohlwissend dass diese nun rot anliefen. „Lange genug, Prinzessin. Hab‘ mitgefiebert. Hätte vermutet dass du nicht mehr als drei schaffst, aber du hast ja den Magen eines Ochsens. Respekt.“ Tränen der Scham krochen in Zeldas Augen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Das Gefühl war unerträglich. Würde sie sich nicht so sehr nach Konversation und Nähe zu Midna sehnen wäre sie vermutlich tatsächlich in Grund und Boden versunken. Die magische Fähigkeit dazu hatte sie jedenfalls. „E-es tut mir leid, dass du mich so sehen musstest.“, brachte sie hervor. „Ach, nein!“, rief Midna aus. Sie trat ganz aus dem Schatten. Zeldas Herz machte einen Satz. „Nein, nein. Du schämst dich, was? Schäm dich nicht. Ich fand es sehr interessant und … anregend.“, sagte Midna und zeigte ihr typisches Grinsen, dass Zelda, wie sie zur ihrer Überraschung feststellen musste, sehr mochte und vermisst hatte. „Ich hätte nicht gedacht dass es dich derartig treffen würde, Prinzessin.“ Sie trat einen Schritt näher. Jede Zelle in Zelda schrie auf: Nimm sie in den Arm! Berühre ihre weiche Haut! Umfange sie!, aber Zelda hielt stand. Sie wollte ihr nicht diese Macht geben. Nicht so schnell, zumindest. „Du musst wohl einiges Durchgemacht haben in letzter Zeit, vermute ich?“, sagte Midna. Zelda schwieg. Midna sah sie neugierig an. In ihren Augen loderte es. War es Sehnsucht? „Verzage nicht, Prinzesschen. Mit dir ist in dieser Hinsicht alles in Ordnung. Immerhin entwickelt ihr Menschen solche Gelüste in der Schwangerschaft, nicht wahr?“ Einen Moment Stille. Zelda sah sie verwirrt an. Midna grinste einfach nur. „Du kennst die Menschen anscheinend nicht besonders gut. Wäre das der Fall, würde man schon längst etwas sehen, tragen wir unsere Kinder doch in unserem Bauch. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist. Ich bin nicht schwanger.“ Midna grinste, und etwas in diesem Grinsen lies Zelda das Blut in den Adern gefrieren. Eine dunkle Vorahnung umschlang ihre Kehle. „Du nicht“, bestätigte die Schattenkreatur und öffnete ihren Umhang, gab ihren nackten Leib darunter preis, drehte sich ein Stück mehr ins hereinfallende Licht des Mondes. Ihr Unterleib war deutlich ein Stück hervorgewölbt. „Aber ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)