Ein Grund zu Leben von MikaelVinT (Newsmessage 4.2.2017, siehe Beschreibung) ================================================================================ Prolog: Prolog - Beginn der Aufzeichnung ---------------------------------------- Bevor ich beim eigentlichen Thema beginne, zunächst einmal etwas zu mir selbst, damit Du (Wer auch du bist, der sich meine Aufzeichnung antut.) auch weißt, mit wem du es hier zu tun hast. Wer also bin ich? Mein Name ist Kakashi Hatake und ich bin der Kopierninja, der schon über 1000 Jutsus kopiert haben soll. Ich galt von klein auf als Genie und bin der Sohn des legendären „Weißen Reißzahns“ Sakumo Hatake. Im Alter von 5 Jahren wurde ich Genin, mit 7 Jahren folgte die Beförderung zum Chunin und mit 12 erreichte ich den Rang eines Jonin. Mit 13 Jahren wurde ich als bis dato jüngster Ninja überhaupt in den ausgewählten Kreis der ANBU aufgenommen. Ich bin einer der Besten und stärksten Ninja des Dorfes Konoha. So würde mich wohl ein Anderer beschreiben. Ich selbst sehe mich als Versager, als Unglücksbringer. In meiner Gegenwart starben die Menschen, die mir ans Herz wuchsen. Angefangen bei meiner Mutter, die schon kurz nach meiner Geburt verstarb. Dann meine Großeltern und mein Vater. Letzterer, hatte Selbstmord begangen. Zwar konnte ich da weniger etwas für, aber trotzdem war er Tod, aus meinem Leben verschwunden. Danach war ich bei meinem Sensei eingezogen. Er wurde für mich zu einem Ersatzvater. Ich freundete mich damals mit der Tochter seiner Nachbarn an, doch auch sie starb dann recht früh. Darauf folgten meine ersten beiden Teamkameraden, welche damals die Chunin-Prüfung nicht überlebt hatten. Einige Zeit später bekamen wir zwei neue ins Team. Rin und Obito. Eine Zeit lang ging es dann gut, doch auch sie starben, so wie auch mein zweiter Vater. Jede Person, die für mich mit der Zeit wichtig wurde, schien eine höhere Macht kurz danach aus meinem Leben zu entfernen. Alles in allem würde ich sagen: Mein Leben ist scheiße! Einen Grund zu Leben gab es für mich schon lange nicht mehr und manchmal fragte ich mich ernsthaft, warum ich diesen ganzen Zirkus hier überhaupt noch mitmachte und mich nicht einfach selbst ins Jenseits beförderte, so wie mein Vater damals. Darüber nachgedacht hatte ich schon öfter, doch versucht hatte ich es bisher nicht. Wieso genau, konnte ich selbst nicht sagen. Vielleicht hegte ich ja noch immer die Hoffnung, dass irgendwann alles besser werden würde. Wäre seltsam, wenn es wirklich daran lag, denn eigentlich dachte ich damals, dass diese Hoffnungen mit dem Tod meines Sensei begraben wurden. Damals hatte ich jegliche Hoffnungen aufgegeben. Es gibt so vieles in meinem Leben, was passiert war. So vieles, wovon ich berichten könnte. Diese Reihe von Erlebnissen aus meiner Kindheit waren nur einige Wenige, die ich hier mal kurz anschneiden wollte. Ein spezielle Ereigniskette möchte ich hier nun niederschreiben, denn mit ihrem Beginn sollte sich einiges in meinem Denken und Handeln ändern. Und so beginnt sie nun, meine Aufzeichnung. Die Geschichte über meinen Grund zu Leben, der mit vielen Problemen und Hindernissen verbunden war. Es war noch sehr früh am Morgen, als ein ANBU vor meinem Fenster erschien. Ich sollte mich beim Hokage melden. Wie so oft fungierte dieser ANBU nur als Bote und verschwand auch sogleich, nachdem er die Botschaft übermittelt hatte – und wie immer ignorierte ich die Aufforderung zunächst. Der Hokage wusste bereits, dass ich vormittags zu gut wie nie richtig ansprechbar war. Da musst schon das Dorf angegriffen werden oder ein anderer Notfall eintreten, damit ich mich aktiv am geschehen beteiligte. Davon war allerdings nicht die Rede gewesen, weshalb das Dorfoberhaupt auch unter Garantie noch nicht mit mir rechnete. Wie jeden Vormittag begab ich mich zu aller erst zum Friedhof, wo ich mein Team besuchte. Mein Sensei Minato und meine beiden Freunde Rin und Obito. Alle drei waren nicht mehr am Leben, weshalb ich sie nur an ihren Gräbern besuchen konnte. Das einzige Team, was für mich immer MEIN Team bleiben sollte. So dachte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest. Am Längsten lag Obitos Tod zurück. Obito Uchiha. Bereits 14 Jahre war es nun schon her, seit er im dritten Ninja Krieg starb. Damals war ich gerade Jonin geworden. Mir wurde die Leitung der Mission übertragen, da unser Sensei an der Front gebraucht wurde. Ich hatte völlig versagt und meinen besten Freund verloren. Noch im Moment seines Todes schenkte er mir eines seiner Augen. Obitos Sharingan, welches ich auf ewig in Ehren halten würde. Nur selten benutzte ich es und anderen Personen zeigte ich sein Auge auch nur ungern. Zu sehr erinnerte es mich an die Niederlage, die verpatzte Mission und den Tod eines mir sehr wichtigen Menschen. Einige Monate später starb Rin. Auch sie war eine gute und wichtige Freundin für mich und ihr Tod schmerzte mich sogar noch weit mehr, als Obitos. Auch hier war es wieder meine Schuld. Eine winzige Sekunde nicht aufgepasst, eine falsch getroffene Entscheidung. Soviel konnte schief gehen, wenn man nicht ganz bei der Sache war. Damals geriet Rin in mein Chidori. Noch immer wachte ich regelmäßig aus Albträumen auf, in welchen ich meine Hand aus ihrer Brust zog. Wo sie tot neben mir lag und mich fassungslos und traurig anstarrte. Der Tod meines Senseis war mittlerweile 12 Jahre her. Ob Minatos Tod auch auf meine Kappe ging, konnte ich nicht sagen, da ich zu der Zeit eine längere Mission hatte. Vielleicht hätte ich seinen Tod verhindern können, wenn ich da gewesen wäre, vielleicht aber auch nicht. Wenn ich jedoch über den Grund seines Todes nachdachte, dann hätte ich es wohl eher nicht verhindern können. Mit ihm starb auch seine Frau Kushina. Mein letzter großer Halt war damit auch verschwunden. Beide waren für mich eine Ersatzfamilie. Lang saß ich vor ihren Grabstätten und schwelgte in Erinnerungen, ehe ich mich gegen Mittag dann doch auf den Weg zum Büro des Hokage machte. Ganz drücken konnte ich mich dann doch nicht. Kapitel 1: Ich und Sensei? -------------------------- Hier stand ich nun, im Büro des Hokage und hörte mir (mal wieder) eine Predigt darüber an, dass man in meiner Position pünktlich zu erscheinen hat. Das er sich diesen Stress überhaupt noch antat, vor allem in seinem Alter, war für mich immer wieder ein Rätsel. „… Früher warst du mal so ein vorbildlicher junger Ninja! …“ »Na super, jetzt geht das schon wieder los.« Ich wusste selbst, dass ich früher pünktlicher war. Das brauchte er mir nicht jedes mal wieder vorkauen. Langsam könnte er sich auch mal einen neuen Text zurechtlegen. Immer die gleiche Predigt wurde auf Dauer langweilig. »Werde fertig und komm endlich zum Thema!« Es war wirklich immer wieder unglaublich, was der alte Mann für eine Ausdauer hatte. Für gewöhnlich zeigt er sich nett und freundlich. Jeder im Dorf freut sich, dass sie so einen super Hokage hatten, aber die wenigen Personen, die seine Wutausbrüche kannten und sich regelmäßig seine Moralpredigten anhören mussten, sahen ihn auch noch aus einem ganz anderen Blickwinkel. Interessanter Weise war der Hokage die einzige Person, die ich kannte, bei deren Wutanfällen man größte Schwierigkeiten hatte, die Worte zu verstehen, die in dieser Phase von ihm gesprochen wurden. Nicht weil er viel zu Laut schrie und man sich die Ohren zuhalten musste … eher anders herum. Er redete sehr ruhig und extrem leise, sodass man schon sehr genau zuhören musste, um überhaupt mitzubekommen, was er zu sagen versuchte. Von der Verständlichkeit war die brüllende Version zwar deutlicher, doch diese leise Art eines Wutanfalls, war um einiges gruseliger. Wann hatte er jetzt zum letzten Mal Luft geholt? Vor fünf Minuten? Oder kam mir das nur so vor? Sein wütendes rotes Gesicht, welches langsam einen ungesunden Blauton annahm, zeigte jedenfalls deutlich, dass er mal wieder Atmen sollte – doch daran musste er schon selbst denken. Ihn in dieser Situation zu unterbrechen würde nur jemand, der nicht ganz bei Sinnen war und dafür hing ich dann doch noch zu sehr an meinem Leben. Irgendwann quatschte er sich sicher nochmal zu Tode. Nach einer gefühlten Stunde holte er dann doch endlich mal wieder Luft. Zum Glück! Er sah schon so aus, als würde er jeden Moment aus den Sandalen kippen. Offenbar war er mit seinem heutigen Vortrag fertig, denn nach einigem gequältem Luftholen hatte er nicht nur eine weitaus gesündere Gesichtsfarbe angekommen, sondern sich auch endlich wieder in seinen Sessel gesetzt. Vergleichsweise entspannt saß er nun dort und schaute zu seinen Akten auf dem Schreibtisch. Mal warf er diesen und mal mir vernichtenden Blicke zu. Er schien über etwas nachzudenken, was ich an seiner überdeutlich gerunzelten Stirn erkennen konnte. Das waren nicht nur altersbedingte Falten. „Kakashi, ich habe eine neue Aufgabe für dich.“ Das war mir klar, sonst hätte er mich ja nicht rufen lassen. Statt weiterzureden durchlöcherte er mich jedoch zunächst nochmal mit einigen seiner nicht zu deutenden Blicke. „Ich werde dir die Leitung für Team 7 übertragen und du bekommst drei junge Genin an deine Seite, die ab heute ein Team sein werden.“ Zu sagen „Ich war überrascht!“ würde es nicht ganz treffen. Ich war verblüfft, verwirrt und zudem auch völlig überrumpelt, als der dritte Hokage mir seine Entscheidung aufdrückte. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, wobei das auch nicht ganz Korrekt war. In Grenzen würde heißen, dass sie noch über ein gewisses Maß an Freiraum verfügen würde – und das war eindeutig nicht der Fall. Eingekerkert wäre im Moment wohl zutreffender. Hatte er eigentlich eine Ahnung, was er mir damit antat? Die Betreuung eines Genin Teams bedeutete Verantwortung und längerfristige Zusammenarbeit. Es bedeutete, dass ich demnächst nur noch Missionen bekommen würde, bei welchen ich in Begleitung unfähiger Kinder wäre. Frischlinge von der Akademie, die noch keine Ahnung vom wahren Alltag eines Ninjas hatte, oder von den Seelenqualen, die einen Überlebenden erwarten konnten. Ich war der notorische Einzelgänger. Mit Teams kam ich nicht klar. Mit der Verantwortung für andere Personen ebenfalls nicht. Ich hatte da einfach kein glückliches Händchen für. Menschen, die mir was bedeuten starben mir grundsätzlich vor der Nase weg – und dieser Kinder würden mir Früher oder später auf jeden Fall ans Herz wachsen. Genau aus diesem Grund mied ich ja so gut wie möglich jeden Kontakt zu anderen Menschen. Ich wollte einfach keinen meiner Freunde mehr sterben sehen – und wenn man Freunde vermied, dann hatte man das Problem nicht! Mein Blick musste Bände sprechen, denn der Hokage schien genau zu wissen, woran ich dachte. „Ein Nein werde ich nicht dulden. Dieses Team wird deines, ob du es willst oder nicht. Komm her und sie dir die Akten an.“ Seufzend ging ich dann auf den Schreibtisch zu und nahm die erste Akte entgegen. Es war die eines rosahaarigen Mädchens mit grünen Augen. Ihr Name war Sakura Haruno. Sie stammte aus keinem nennenswertem Clan ab, weder in Shinobikreisen, noch unter den Zivilen Clans. Ihr Noten waren erstaunlich gut und ihre Chakrakontrolle herausragend. Für eine junge Kunoichi, die keinen besonderen Eigenschaften mitbrachte, war das weit mehr als man erwarten würde. Die zweite Akte betrachtete ich nur flüchtig. Ich kannte den Namen, der darauf zu lesen war. Sasuke Uchiha. Seitdem der Clan von einigen Jahren ausgelöscht wurde, war dieser Junge mehr oder weniger mein Zögling. Die Aufgabe habe ich eigentlich nur übernommen, weil ich es seinem sterbenden Bruder versprochen hatte. Sasuke kannte ich daher sehr gut und warf nur einen kurzen Blick auf seine Noten, die wie zu erwarten über dem Durchschnitt lagen. Die dritte Akte lag noch vor dem Hokage. Langsam griff er nach ihr, doch er gab sie mir zunächst nicht. „Der dritte Genin ist unser Jinchuuriki.“, meinte er und beobachtete mich genau. „Warum ausgerechnet er? Kann ich nicht einen anderen Genin bekommen?“ Ich war genervt, dass erkannte man sicherlich sehr gut. Auf diesen Bengel hatte ich so gar keine Lust. Warum musste ich ausgerechnet diesen Jungen bekommen? „Tut mir Leid, aber das ist nicht möglich. Du bist der einzige Jonin, dem ich diesen Jungen anvertrauen kann.“, seufzte der Hokage und reichte mit nun auch die Akte dieses Jungen. „Sie dir doch erst einmal seine Akte an, bevor du weiter über ihn urteilst.“ Grummelnd nahm ich auch seine Akte entgegen und öffnete sie langsam. Warum nur? Warum musste mein Leben so scheiße sein? Warum musste ich jetzt auf einmal ein Genin Team leiten? Warum musste ich ausgerechnet diesen Jungen … Weiter kam ich nicht, da meine Augen nun das Bild in der Akte erblickten. Matte blaue Augen sahen mich an. Es war schon fast erschreckend, wie viel Trauer und Leid ich in diesen Kinderaugen erkennen konnte. Das Haar war recht verdreckt und von einem recht dunklen Blond. Im sauberen Zustand könnte es auch ein helleres Blond sein, doch das war so nicht zu erkennen. Was mich jedoch am Meisten schockierte war die Ähnlichkeit. Dieser kleine Junge sag fast genau so aus, wie mein Sensei. Wie ein jüngeren Version von ihm. Nur am Rande registrierte ich, dass der Hokage neben mich getreten war. Erst als er einen Zettel über das Bild legte, konnte ich mich davon losreißen. Das neu aufgetauchte Blatt studierte ich natürlich auch. Es war die Geburtsurkunde des Jungen. Sein Name war Naruto und … Er war der Sohn von Minato und Kushina? Warum wusste ich davon nichts? Warum hat mir nie jemand etwas davon erzählt? Ich hatte einen Bruder und wusste nicht mal, dass er existiert. Gut, er war nicht mein richtiger Bruder, da wir genetisch nicht miteinander verwandt waren - aber Minato war auch mein Vater, verdammt nochmal! „Du fragst dich jetzt sicher, warum ich dir bisher nichts von ihm erzählt habe.“ »Ach, war das jetzt so deutlich zu erkennen?« Aus irgendeinem Grund war ich mir nicht so ganz sicher, ob der Hokage diese Frage rhetorisch gemeint hatte, oder nicht. Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob er sie ernst gemeint hatte, oder ob er mich verspotten wollte. Da der Hokage leider keine Anstalten machte, dieses Frage auch zu beantworten, musste ich sie wohl doch selbst noch einmal stellen. „Warum weiß ich nichts von meinem Bruder?“ „Er ist nicht dein Bruder!“, kam es sofort in strengen Ton vom Hokage. Was sollte das denn jetzt? Er wusste doch genau, wie ich zu Minato stand und er zu mir. Warum verweigert er mir jetzt das Recht Naruto als meinen Bruder anzusehen? „Natürlich ist er mein Bruder. Minato hat mich aufgenommen, mir ein zuhause gegeben, mich erzogen. Er war Jahrelang wie ein Vater für mich und meine Familie, so wie ich ein Teil seiner Familie war. Demnach ist sein Sohn auch mein Bruder, ob biologisch verwandt oder nicht!“, gab ich trotzig zurück. Kam es mir nur so vor, oder benahm ich mich auf einmal wie ein kleines Kind? So wie der Hokage mich ansah, schien dies durchaus der Fall zu sein. Diesen speziellen zurechtweisenden Blick sah man nämlich nur, wenn sein Enkel Konohamaru wieder einmal Mist gebaut hatte. Ihn jetzt selbst abzubekommen war etwas seltsam. „Das ist mir klar.“ Seufzend stemmte der Sandaime die Ellenbogen auf seinen Schreibtisch, faltete die Hände und bettete sein Kinn darin. „Da ihr aber nicht die gleichen Gene teilt und Minato dich auch nie offiziell Adoptiert hat, zählst du gesetzlich nicht als sein Bruder. Der Rat hat damals leider beschlossen, dass nur seine direkten Verwandten und sein Vormund wissen dürfen, wer er ist, wodurch nicht einmal der Rat selbst Narutos Eltern kennt. Die Geburtsurkunde liegt bei mir zuhause in meinem Safe, damit sich niemand daran zu schaffen machen kann.“ „Das war die dümmste Entscheidung, die vom Rat je gefällt wurde.“, fluchte ich vor mich hin. Haben die eigentlich eine Ahnung, was sie dem Jungen damit antun? Ich halte mich normalerweise aus dem gesamten Dorfleben heraus, doch auch ich hatte so einige Dinge über den Jinchuuriki gehörten. Einer der Gründe, warum ich ihn zunächst nicht im Team haben wollte. Jetzt wollte ich ihn auf jeden Fall. „Das habe ich überhört!“ Für einen kurzen Moment war die Strenge in seine Stimme und in seinen Blick zurückgekehrt, ehe sich ein eher trauriger Ausdruck zeigte. „Du darfst Naruto auf keinen Fall sagen, dass du sein Bruder bist und auch von seinen Eltern darf er nichts wissen. Noch nicht!“ „Was? Warum?“ Das konnte doch nicht sein ernst sein! Sie verweigern ihm doch nicht wirklich seine Herkunft? Oder? Auf der Akte stand nur sein Vorname. Einen Nachnamen hatte ich nicht gelesen und auch jetzt auf dem zweiten Blick konnte ich keinen entdecken. „Ich wollte es ihm sagen, wenn er etwas älter ist. Wenn er es vielleicht versteht. Damals war er noch zu klein. Und jetzt … Das wirst du gleich selbst sehen.“, seufzte der Hokage und erhob sich. Er bewegte sich auf die Tür zu und deutete mir, dass ich ihn begleiten sollte. Die Akte legte ich daher auf den Tisch zurück und machte mich dann daran ihm zu folgen. Kapitel 2: Meine Genin ---------------------- Genervt folgte ich dem Hokage durch das Dorf, während er mir von den Vorzügen meiner Kunoichi erzählte. Das Mädchen schien ja einiges an Talent zu besitzen, zumindest schien er sehr von ihr überzeugt. Ich werde mir wie immer mein eigenes Bild machen. Seine Vorschlag, sie zu einer Medi-Nin ausbilden zu lassen, klang aber auf jeden Fall schon mal nicht schlecht. Vor ihrem Elternhaus angekommen, gingen die Erläuterungen über Familie Haruno auch direkt weiter. Das Gebäude besaß drei Stockwerke. Im Erdgeschoss befand sich ein Friseur Salon, welcher offenbar von der Mutter geleitet wurde. Der Vater war als Bauarbeiter tätig. Die Eltern bewohnten mit Sakura zusammen das Stockwerk darüber und das Dachgeschoss war vermietet. Schön … Und wozu erzählte er mit das? Mir hätte völlig gereicht, wenn er mir gesagt hätte, wo ich klingeln muss. Der Rest davon interessierte mich nicht im geringsten. Mal abgesehen davon, dass er mir die wirklich wichtigen Dinge eh nicht sagen konnte. Die würde ich selbst herausfinden müssen, oder von Sasuke erfahren. Er kannte sich mit seinen Klassenkameraden immerhin am Besten aus. Einige Minuten später kamen wir dann bei der Wohnung von Naruto an. Diese befand sich in einer Gegend, die rein äußerlich schon nicht appetitlich aussah. Unrat lag herum, Müllsäcke türmten sich und verbargen mit Sicherheit nicht nur ein Rattennest. Dafür liefen hier eindeutig zu viele von diesen kleinen Mistviechern umher. Manche von denen hatten eine Größe, bei der man sich ernsthaft fragen musste, ob die wirklich noch als Ratte durchgehen. Und in so einer Umgebung musste mein kleiner Bruder hausen? Wenn es außerhalb der Wohnung schon so schlimm war, wie sah es dann wohl drinnen erst aus? Ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte. Allerdings musste ich möglichst alles über Naruto erfahren, um eine Beziehung zu ihm aufbauen zu können – und wenn es vorerst nur eine Lehrer/Schüler Verhältnis ist. Ich versteh noch immer nicht, warum ich ihm nicht sagen darf, dass ich sein Bruder bin, aber was soll's. Irgendwann erzähle ich es ihm trotzdem. Der Weg durch die Haustür und den kleinen Flur entlang war der reinste Hindernislauf. Die Tür war nicht einmal abgeschlossen gewesen. Auch hier drin türmten sich die Müllberge. Ratten und anderes Ungeziefer koch umher. Als wir genau zwischen zwei Türen standen, wehte uns ein Lufthauch entgegen, der eine unangenehme Duftmischung aus verfaulten Eiern, totes verwesendes Tier und Exkrementen mit sich brachte. Es stank bestialisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in dieser Bude noch jemand wohnte. Ich wollte ich es mir auch nicht vorstellen – und schon gar nicht, dass dieser Jemand Naruto sein sollte. Alles in mir schien danach, diesen Ort schnellstens zu verlassen. Es war mehr als abartig, was ich hier zusehen bekam. Bisher war mein Blick überwiegend auf den Boden gerichtet, damit ich allen Stolperfallen entkommen konnte. Nun lenkte der Hokage meine Aufmerksamkeit auf die Wände. Auch sie waren beschmutzt, doch nicht nur von Unrat. An vielen (oder eher an allen) Wänden stand etwas geschrieben. So ziemlich Überall konnte man die Worte „Monster“, „Verschwinde“ und Wir wollen dich hier nicht!“ lesen. An einigen Stellen standen Verwünschungen, an anderen las ich Hassparolen. Ein kurzer Blick in jeden Raum verriet mir, dass dies in der gesamten Wohnung der Fall war. Jede Wand war beschmiert, jedes Möbelstück zu Kleinholz zerschlagen. Überall lag Müll herum. In dem Raum, welcher wohl mal das Schlafzimmer war, hatte ich sogar Überreste eines großteils zerstörten Kuscheltiers entdeckt. Was hatten sie diesem Kind nur angetan? Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen und ein bitterer und widerlicher Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus. Ich musste schnellstens hier raus! Und gleich darauf war ich dann auch schon draußen und hockte mich einige dutzend Meter die Straße hinauf an den Zaun. Hier war es weniger eklig und hier roch es auch wieder normal. Der Hokage war mir natürlich gefolgt und betrachtete mich. Mir war zum Kotzen zumute und das sah man mir wahrscheinlich auch an. Ich konnte selbst fühlen, dass mir die Farbe aus meinem ohnehin schon recht blassem Gesicht gewichen war. Zudem kamen die besorgten Blicke des Sandaime. Diese Wohnung hatte es echt in sich gehabt, doch das mulmige Gefühl in meinem rebellierenden Magen kam nicht allein von dem, was ich mir eben ansehen musste. Allein schon beim Gedanken daran, dass Jahrelang nicht besser war, als die Dorfbewohner und Naruto gleichermaßen verurteilt habe, drehte sich mir der Magen um. Ich hörte, was sie über das kleine Monster erzählten. Wie sie ihn verspotten und ihm den Tod wünschten. All die Jahre habe ich ihnen einfach geglaubt, statt mir den Jungen einfach selbst mal anzusehen. Mir meine eigene Meinung zu bilden. Ich hatte nicht das Recht dazu mich jetzt in sein Leben zu zwängen, wo ich doch genau so falsch gedacht und gehandelt habe. Und diesen Jungen sollte ich jetzt die nächsten Wochen und Monate fast täglich um mich haben? Wie sollte ich ihm nur gegenüber treten, ohne mich dabei zu verraten? „Ich kann nicht glauben, dass Naruto dort drin leben soll.“, gab ich leise, fast schon flüsternd von mir. „Genau genommen tut er das auch nicht. Das ist seine Wohnung. Jeder im Dorf weiß das. Das letzte Mal, dass Naruto sie betreten hat, ist jedoch schon viele Jahre her.“, offenbarte der Sandaime mir und klang dabei irgendwie traurig. Auch ihn schien es zu belasten, wie Naruto behandelt wurde. In der Vergangenheit musste wirklich einiges schief gelaufen sein, damit dies alles derart extrem aus dem Ruder laufen konnte. Wenn Naruto hier nicht mehr herkam, musste er wohl woanders untergekommen sein. Hoffentlich war dies ein besserer Ort, als dieser. „Und wo wohnt er jetzt?“ „Das wissen wir nicht.“, gab der Hokage seufzend zu und schien sogar noch etwas bedrückter als zuvor. „Wie, das wisst ihr nicht? Ihr seit der Hokage. Wo wer wohnt, dass steht doch in eurer Bewohner-Liste.“ Wie konnte er nicht wissen, wo Naruto wohnt? Das wäre höchstens Möglich, wenn Naruto in einem anderen Dorf leben würde, aber dann würde er ja nicht hier auf die Akademie gehen um Ninja zu werden. Und dann hätte ich ihn auch nicht in meinem Genin Team! Der Sandaime schien genau zu überlegen, was er nun von sich gab. Zumindest sah es so aus. Er zeigte mal wieder seine typische gerunzelte Denkerstirn. Da war ich jetzt mal gespannt, wie er das erklären wollte. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass mich schon der erste Satz so aus Socken hauen würde. „Genaugenommen ist Naruto kein richtiger Bewohner dieses Dorfes mehr.“ »Ach, ist er nicht? Und was ist er dann?« Wie genau er dies meinte, konnte ich mir nicht so ganz vorstellen, doch ich sollte es ja zum Glück noch erfahren. „Morgens kommt er zur Akademie, sitzt dort seine Zeit ab und dann verlässt er das Dorf wieder. Er geht in den Wald und kommt immer erst am nächsten Morgen zurück, wenn er wieder zur Akademie geht. An den Wochenende sieht man ihn überhaupt nicht. Wo genau er sich in der Zeit aufhält, dass wissen wir nicht. Auch nicht, wo er schläft. Nicht mal die ANBU konnten ihn aufspüren, um sich ein Bild von ihm und seinem derzeitigem Leben zu machen.“, berichtete der Hokage und warf mir dann einen musternden Blick zu. Er versuchte wohl meine Reaktion einzuschätzen, aber da konnte er lange mustern. Ich konnte nämlich gar nicht reagieren. Das momentanen Lebensumstände meines Bruders waren zu unfassbar, um darauf überhaupt reagieren zu können. Der Junge lebte im Wald? Habe ich das jetzt richtig verstanden? Ein Dorf in der nähe konnte es jedenfalls nicht sein. Selbst die näher gelegenen Dörfer waren alle zu weit entfernt. Aber allein im Wald? Ein Kind? Wie lange lebte er den schon so? Und vor allem, was konnte er alles? Wenn er sogar die ANBU abhängen konnte, musste er einiges drauf haben. Leider hatte ich mir Narutos Akte nicht genauer angesehen, was ich nun bereute. „Wie ist Naruto so?“, wandte ich mich an das Dorfoberhaupt. Ein Bisschen was wollte ich nämlich schon über ihn wissen, bevor ich ihm begegnete. „Allgemein weiß man über ihn nur sehr wenig. Er ist sehr zurückhalten, fast schon scheu. Redet fast nur, wenn er gefragt wird und sehr selten mal aus eigenem Antrieb. Sein Sensei in der Akademie meint zudem, dass Naruto zwar nach außen hin recht gelassen wirkt, auf ihn jedoch einen eher verspannten Eindruck macht, als würde er jederzeit einen Angriff erwarten. Von seinen schulischen Leistungen her, ist er gleichauf mit Sasuke. Sowohl theoretisch, wie praktisch. Was genau er alles kann, wissen wir jedoch nicht.“, erzählte mir der Sandaime. Diese kurze Zusammenfassung reichte mir schon aus, um zu wissen, dass ich es hier mit einem talentierten, aber auch komplizierten Schüler zu tun hatte. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Junge mir ähnlicher war, als ich es selbst wollte. Nach der sehr unangenehmen Wohnungsbesichtigung hatte ich noch einige Minuten gebraucht, bis sich mein Magen wieder halbwegs beruhigt hatte. Etwas Restübelkeit beliebt jedoch beharrlich vorhanden, was den Gang zur Akademie nicht unbedingt angenehmer gestaltete. Ich musste mein Team abholen. Die Kinder warteten schon seit Stunden auf mich – und würden wohl auch noch weiter warten, wenn ich das wollte. Allerdings wollte und durfte ich sie auch nicht zulange warten lassen. Da Naruto offenbar im Wald lebte, würde es für ihn schwierig werden, dass Dorf zu verlassen, wenn ich diese Begegnung zulange hinauszögerte. Nach Einbruch der Dunkelheit wird man nämlich ausschließlich mit Genehmigung aus dem Dorf gelassen und ich wusste nicht, ob Naruto so eine besaß. Ihn dazu zu zwingen, die Nacht im Dorf zu verbringen, weil ich viel zu spät aufgetaucht war, wäre keiner guter Start für die Zusammenarbeit. Mit jedem Schritt, den ich mich dem Schulgebäude näherte, schienen meine Füße etwas mehr zu wiegen. Gleich würde ich Naruto kennen lernen. Meinen kleinen Bruder, dem ich nicht sagen durfte, was für eine Bindung ich zu ihm habe. Weshalb ich ihn auch nicht anders behandeln durfte, als meine anderen beiden Schüler. „Du kommst spät.“, erklang eine Stimme unweit von mir, als ich durch den Hauptflur des Schulgebäudes streifte. Sie gehörte zu Iruka Umino, welcher meine drei Schüler die letzten Jahre in der Akademie bereut hatte. Von allen Menschen im Dorf, kannte er meine Genin wohl am Besten. „Das Gespräch mit dem Hokage hat länger gedauert.“ Dass ich zu diesem Gespräch schon um Stunden zu spät kam, musste er ja nicht wissen, obwohl er es sich bei meinem Ruf wohl auch selbst denken konnte. „Sie sind noch immer im Klassenraum und warten.“, seufzte er und wand sich dann zum Gehen. „Wenn ich dir noch einen Tipp bezüglich Naruto geben darf … Versuch erst gar nicht an ihn heran zu kommen. Ich hab mir viel Mühe gegeben eine Bindung zu ihm aufzubauen, doch er hat jegliche versuche komplett abgeblockt. Ich weiß jetzt nach 5 Jahre genau so wenig über ihn, wie zu Anfang.“ Dann setzte er sich in Bewegung und ging langsam den Gang entlang zur Tür. Bevor er das Gebäude verließ drehte er sich noch einmal zu mir. „Falls du es doch versuchen möchtest, so kann ich dir nur viel Glück wünschen. Du wirst es brauchen. Auch wenn ich keine Hoffnung habe, dass es dir gelingen wird. Die Kinder sind oben, 2. Stock und dritter Raum links.“ Danach verschwand er gänzlich aus dem Gebäude. Das waren ja wahrlich fantastische Aussichten. Seufzend setzte ich mich Richtung Treppen in Bewegung und dachte ein weiteres Mal über meinen kleinen Bruder nach. Langsam verstand ich, warum ich ihm noch nicht sagen sollte, dass ich sein älterer Bruder war. Er war eigentlich immer von allen verhasst und gemieden. Seine Existenz wurde nie akzeptiert und man wünschte ihm sogar den Tod, weshalb er damit begonnen hatte, sich weitgehendst abzukapseln und den Wald bevorzugte. Ihn jetzt damit zu überfallen, dass es für ihn doch Familie gibt, würde er wohl nicht verstehen oder gar glauben. Ich würde ihn mit dieser positiven Nachricht wohl mehr verletzten, als dass sie ihm gut tun würde. Schneller als es mir bewusst war, hatte ich dann den richtigen Raum erreicht. Kurz horchte ich an der Tür, doch es war alles ruhig. Ob sie wirklich noch da waren? Und das waren sie, denn kaum hatte ich den Raum betreten, wurde ich auch schon von der Kunoichi empfangen und ausgeschimpft. Jetzt ohne scheiß! Da baut sich doch tatsächlich dies junge Mädchen vor mir auf und meint mir eine Predigt über Pünktlichkeit halten zu müssen. Damit wäre das nun schon die zweite am heutigen Tag. Aber soll sie ruhig reden, ich höre bei so etwas eh nur mit halben Ohr zu. Während Sakura ohne Punkt und Komma weiter zeterte, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Kurz blieb er an Sasuke hängen, der das Schauspiel äußerst amüsiert betrachtete und einige Mühe hatte, sich ein Lachen zu verkneifen. Er kannte mich ja schon länger und wusste, wie ich bin … und von meiner Unpünktlichkeit. Und dann erreichten meine Augen Naruto. Er hatte es sich in der hintersten Tischreihe gemütlich gemacht. Dort lehnte seinen Stuhl leicht kippelnd an der Wand, die Füße lagen auf dem Tisch, die Arme waren vor der Brust verschränkt und der Kopf war dem Fenster zu gewannt. Nicht das geringste Interesse für seine Umgebung schien bei ihm vorhanden. Er sah mich nicht an, zeigte keinerlei Reaktion, weil ich nun endlich auch mal angekommen war, oder weil Sakura noch immer mit ihrer Schimpftirade beschäftigt war. Ihm war es offenbar egal. Mich interessierte nun stark, wie er auf Anweisungen reagierte. Würde er diese auch ignorieren? Oder ignorierte er im Moment nur uns und wartete, bis etwas wichtiges gesagt wurde? „Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Dach.“, ordnete ich an und verschwand auch sogleich aus dem Raum. Am Treffpunkt tauchte ich wieder auf und besah mich der Uhrzeit. Fünf Minuten waren nicht viel, doch es war mehr als ausreichend für drei Genin, um auf das Schuldach zu gelangen, zumal sie ja die Treppe nehmen konnten. Ich war gespannt, was ich bei dieser Vorstellungsrunde gleich alles in Erfahrung bringen konnte. Oder ob ich überhaupt etwas erfahren konnte, was ich noch nicht wusste. Überraschenderweise war Naruto sogar der erste meiner Schüler, der sich auf der Dachterrasse einfand und sich lässig an die Brüstung lehnte. Kurz darauf folgten auch Sasuke und Sakura, die sich auf den Bänken niederließen. Es waren gerade mal zwei Minuten vergangen. Anweisungen wurden also befolgt, sogar von Naruto. Das war schon mal ein gutes Zeichen. „So, nun stellt euch erst mal vor. Einer nach dem anderen.“, wies ich meine Schüler an und lehnte mich entspannt zurück. Wieder machte Naruto den Eindruck, als wäre ihm dies alles und ich bin besonderen vollkommen egal. Ich war wirklich mehr als gespannt, was ich gleich alles zuhören bekommen würde. Meine Schüler, zwei von ihnen zumindest, schienen etwas unschlüssig. „Wir sollen uns vorstellen? Was sollen wir den sagen?“, wollte Sakura dann nach einigen Momenten wissen. Ach du meine gute! Und so etwas soll den Abschluss mit Bestnote gemacht haben? Was ist an einer Vorstellung den bitte so schwer? „Eure Namen wären schon einmal nicht schlecht.“, begann ich und sah in zwei verwirrte grüne Augen, die offenbar noch immer nicht verstanden, was ihre Besitzerin tun sollte. „Erzählt was ihr mögt, oder was ihr nicht mögt. Hobbys, Wünsche oder auch Zukunftsträume. Das ist euch überlassen. Ich will euch nur etwas kennenlernen.“ „Dann fang doch gleich mal selbst an Kakashi.“, kicherte Sasuke vor sich hin und bekam direkt von Sakura eine Kopfnuss. Hach, ist das herrlich. Mit den beiden werde ich sicher noch meinen Spaß haben. Wäre nur schön, wenn Naruto auch mitziehen würde. „Sasuke! Der Mann ist unser Sensei, vergiss das nicht!“, hörte ich Sakura sagen und musste unter meiner Maske nun auch etwas grinsen. Daher also die Reaktion. Sasuke hatte eben das Sensei nicht benutzt. Mein kleiner Zögling rieb sich leicht schmollend den Hinterkopf und sah recht genervt aus. „Ich kenne ihn schon länger als du. Kakashi ist seit dem Tod meiner Familie mein Vormund und bisher hatte er nie was dagegen, wenn ich keine Anrede benutze.“, erzählte er dann und sorgte damit bei Sakura für große Augen. »Ja Mädel, da staunst du!« „Und das habe ich auch jetzt nicht, aber das gilt nur für Sasuke.“, stellte ich darauf klar und beobachtete dabei Naruto etwas aus dem Augenwinkel. Noch immer zeigte der Junge keinerlei Reaktion. Schon irgendwie seltsam. Nun gut, wenn Sasuke es so wollte, dann begann ich halt selbst mit der Vorstellung. „Was meine Person betrifft. Meine Name ist Kakashi Hatake. Was ich mag, was ich nicht mag und meine Zukunftsträume geht niemanden etwas an.“ Tja, was soll ich sagen … Ich stelle mich halt nur ungern vor – und je weniger sie über mich wissen, um so besser! „Sehr aufschlussreich.“, gab Sasuke darauf mit einem leichten Kopfschütteln von sich, ehe sein Blick auf Sakura hängen blieb. „Mach du weiter, Ladys First.“ Das hätte er wohl eher nicht sagen sollen, denn Sakura lief nicht nur knallrot an und sah dabei aus wie eine überreife Tomate. Sie bekam auch plötzlich so einen Blick, der typisch für schwer verliebte Mädchen war – und glaubt mir, diese kenne ich nur zu gut. Früher sind mir die Mädchen in schwärmen nachgelaufen, bis ich mich irgendwann mal als Schwul geoutet habe, um meine Ruhe zu haben. Gut, Schwul bin ich jetzt zwar nicht, glaube ich zumindest, aber mit diesem Beziehungsquatsch kann ich einfach nichts anfangen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder gefangen hatte und damit begann sich vorzustellen. „Mein Name ist Sakura Haruno. Ich mag Sasuke …“ Bei dem Namen Sasuke schielte sie knallrot zu ihm rüber. „ … und Naruto mag ich irgendwie auch.“ Nun schaute sie zu besagter Person, die zum ersten Mal überhaupt eine Reaktion auf etwas zeigte. »Tja, kleiner. Damit hast du wohl nicht gerechnet. Es gibt ein Mädchen, das dich mag.« Das nächste, was dann kam, überraschte mich dann doch etwas. „Was ich nicht mag ist auch wieder Naruto.“ »Ähm, hä?« Was hab ich denn jetzt verpasst? Hatte sie nicht eben noch gesagt, dass sie ihn mag? Diese jungen Mädchen sind seltsam. Mädchen im allgemeinen sind seltsam! Aber gut, ich bin ein Kerl. Ich muss die Weiber nicht verstehen. Offenbar war Sasuke deswegen genauso verwirrt wie ich, nur konnte er es sich nicht verkneifen deswegen nachzufragen. „Du magst ihn und magst ihn doch nicht? Muss man das verstehen?“ Die Kunoichi schien ernsthaft mit sich selbst zu ringen. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie sie mit sich selbst kämpfe. Eine Seite schien dann gewonnen zu haben, die Selbstbewusste, wie es aussah, denn sie wand sich direkt an Naruto, der sie noch immer ansah. „Jetzt mal ehrlich. Ich finde dich ja ganz süß, aber könntest du dich vielleicht ab und zu mal duschen und deine Kleidung waschen? Dein Sinn für Hygiene ist echt abartig!“ Trotz dieser sehr direkten Worte kam von Naruto jedoch keinerlei Gefühlsregung. Er stempelte die Aussage mit einem leichten Grummeln ab und wand sich dann wieder von ihr ab. Da in der Richtung keiner weiter etwas sagen wollte, kamen wird zur Thema Vorstellung zurück. Etwas fehlte mir bei Sakura noch. „Und was ist mit Hobbys oder Wünsche?“ „Hm. Hobbys hab ich eigentlich keine, aber ich helfe meiner Mutter manchmal in ihrem Salon, das macht Spaß. Und Wünsche … Ich hab zwar einen, aber den verrate ich nicht. Das ist mir peinlich.“ Bei den letzten Worten war sie wieder knallrot geworden, hielt sich beide Hände vors Gesicht und schielte zwischen zwei Finger zu Sasuke rüber. »Glaub mir, Mädel. Den Wunsch brauchst du nicht aussprechen, den sehe ich auch so.«, seufzte ich gedanklich, und wand mich dann meinem nächsten Schüler zu. „Ich bin Sasuke Uchiha. Was ich nicht mag, sind nervige Fangirls.“ Dabei schielte er äußerst genervt zu Sakura, was mich zum Grinsen brachte. „Ansonsten mag ich es zu trainieren, weil ich später meinen Clan wiederaufbauen möchte – und dafür muss ich stark sein.“ Bei Sasuke war es für mich nichts neues. Ich kannte ihn einfach schon zu lange, als dass mich diese Aussagen überrascht hätte – aber nun weiß ich endlich, welches seiner Fangirls ihm am Meisten nervt. Bisher hatte er ihren Namen nämlich immer geheim gehalten. Ob er sich wirklich so von ihr genervt fühlt? Vielleicht ist er ja sogar in sie verknallt? Die Zeit wird es zeigen. „Naruto, du bist dran mit vorstellen.“ Keine Reaktion. Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass Naruto genauestens mitbekam, was hier gesagt wurde. Demnach musste er auch wissen, was wir von ihm erwarteten – und doch schien es ihm egal zu sein. Auch nach einigen Minuten machte er noch keine Anstalten, meiner Aufforderung nachzugehen. „Naruto?“ „Wozu? Ihr wisst doch wer ich bin.“ Äußerlich war ihm noch immer keine Gefühlsregung anzusehen, doch an seiner Stimmlage war deutlich zu erkennen gewesen, wie genervt er von dieser Aufforderung war. „Ja, ich weiß, wer du bist – aber ich möchte dich trotzdem kennenlernen.“ Nun öffnete er seine Augen und schaute mir zum ersten Mal direkt ins Gesicht. Unglauben las ich in seinen Seelenspiegeln, Verwirrung und wenn mich nicht alles täuschte sogar auch etwas Furcht. Die alles konnte man aber nur in seinen Augen sehen. An seiner Körperhaltung war noch immer kein Emotion erkennbar. „Wenn sie wissen wollen, wer ich bin, dann erzählen sie erst mal, wer sie sind!“, forderte er darauf hin. Diesmal konnte ich deutlichen Trotz aus seiner Stimme heraushören. Irgendwie ahnte ich, dass er nichts über sich erzählen würde, solange er nicht mehr über mich wusste. In seiner Lage hätte ich wohl nicht anders gehandelt. Dennoch versuchte ich ihn zunächst aus der Reserve zu locken. Vielleicht erzählte er ja doch etwas über sich. „Ich habe mich schon vorgestellt.“ „Bis auf ihren Namen habe ich aber nichts über sie erfahren. Erzählen sie was von sich, dann erzähle ich auch – Vielleicht! – etwas über mich, was sie noch nicht wissen.“ Geschickt ausgedrückt, dass musste ich ihm lassen. Dann musste ich mich wohl nochmal vorstellen. Anders kam ich bei ihm nicht weiter. „Also gut. Meinen Namen kennst du ja schon. Ich mag meine Freunde und Familie, von denen mein kleiner Bruder der Einzige ist, der noch lebt. Was mich extrem stört ist, dass mein Bruder nicht einmal weiß, dass es mich gibt – und dass ich es ihm auch nicht erzählen darf. Wünsche oder Träume habe ich keine, da ich schon vor vielen Jahren aufgegeben habe an eine bessere Zukunft zu glauben.“ Gespannt wartete ich auf eine Reaktion von Naruto, doch er schaute mich noch immer vergleichsweise Emotionslos an, während meine anderen beiden Schüler recht verwundert drein schauten. Zugern würde ich jetzt den Gedanken meines Bruders lauschen können. Was jetzt wohl in seinem Kopf vor ging? Mir blieb nun nichts weiter, als zu hoffen, dass auch er etwas erzählte. Einige Momente später begann Naruto wirklich damit, etwas zu erzählen. „Ich mag den Wald und die Ruhe dort. Wenn Stundenlang nichts anderes zuhören ist, als der Wind, der die Blätter zum Rascheln bringt, oder die Vögel, die ihre Lieder singen. Die Tiere im Wald, die sich an meiner Anwesenheit nicht stören – und meinen kleinen Freund Kurama.“ Seine Hände langten nach hinten zur Kapuze seines Pullovers und zupften etwas daran. Kurze Zeit später regte sich etwas darin und ein kleiner rötlicher Kopf lugte daraus hervor, der eindeutig zu einem Fuchs stammte. Kurz darauf erschien auch der Rest des kleinen Tieres, welches nun auf der Schulter von Naruto saß und sich an seinen Hals schmiegte. Der Fuchs war noch sehr klein und schien selbst noch ein Kind zu sein. „Was ich nicht mag ist das Dorf. Der Lärm … Die vielen Menschen … Die Bewohner an sich. Ich bin nicht gern hier. Am Liebsten würde ich es komplett meiden, doch das geht nicht, da der Rat mich dazu zwingt für das Dorf als Ninja zu arbeiten.“ Soviel Schmerz lag in der Stimme, als diese Worte über seine Lippen kamen und die Traurigkeit in seinen Augen war überdeutlich zu erkennen. Und da war sie wieder, meine Übelkeit. Bisher hatte ich sie gut verdrängt gehabt, doch nur war sie wieder vollständig zurück, so dass ich einiges an Mühe aufbringen musste, mir nichts anmerken zu lassen. Nun wo ich ihn selbst über das Dorf reden gehört hatte, viel es mir noch um einiges schwerer. „Was ist mit Träumen oder Wünschen?“, wollte Sakura wissen, als von Naruto nichts mehr zu hören war. Ich weiß, sie hatte nur gefragt, damit er seine Vorstellung noch komplettierte und weil sie auch sicher nicht wusste, woher seine Abneigung gegen das Dorf kam und wie extrem sie war. Doch in diesem Moment wünschte ich, sie hätte es nicht getan. Der vernichtende Blick, welchen er ihr deswegen zuwarf hatte nicht nur sie zusammenzucken lassen, sondern Sasuke und mich ebenfalls erschreckt. Nicht weniger erschreckend war die Kälte in seiner Stimme. „Ich habe keine Träume, nur Albträume – und glaub mir, die willst du sicher nicht wissen.“ Das war echt gruselig. Kaum zu glauben, dass ein Junge in diesem Alter schon einen derart fiesen Blick drauf hatte – und dann die Kälte in seiner Stimme. Bildte ich mir das nur ein, oder lief mir jetzt wirklich der Angstschweiß den Rücken runter. Mein Shirt fühlte sich jedenfalls verdächtig feucht an. Bevor es noch schlimmer wurde, sollte ich diese Vorstellungsrunde wohl besser auflösen. Ich hatte ja alles erfahren, was ich wissen wollte. „So, es ist schon spät. Ich würde mal sagen, wir machen Schluss für heute. Wir sehen uns dann morgen früh um 6 Uhr auf Trainingsplatz 7.“ Meine Schüler waren von dieser Idee sichtlich begeistert und es dauerte nur wenige Augenblicke, da hatten sich Sakura und Sasuke auch schon verkrümelt. Mein Brüderchen hingegen, bewegte sich nur gemächlich. Erstaunt beobachtete ich, wie er sich mit einem Ruck nach hinten warf und Rücklings über die Brüstung fiel. Kaum hatte ich den Punkt erreicht um nach ihm zu sehen, erblickte ich ihn auch schon, wie er relaxed die Straße entlang ging, als wäre nichts gewesen. Dieser Junge war wahrlich eine Wundertüte. Ab ich ihm vielleicht folgen sollte? Die ANBU haben bislang ja nicht herausbekommen können, wie und wo er lebt. Vielleicht sollte ich mal mein Glück bei ihm versuchen. Einen kleinen Jungen zu verfolgen konnte ja nicht so schwer sein. Kapitel 3: Die Glöckchen-Prüfung -------------------------------- Meinen Bruder durch das Dorf zu verfolgen, stellte sich als recht einfach heraus. Er nahm den direkten Weg zum Haupttor und lief dafür auch auf der Hauptstraße entlang. Ihm schien es völlig egal zu sein, wem er dabei begegnete, wie er angesehen wurde oder was man ihm nachrief. Einige Male sah ich, wie man ihn absichtlich anrempelte oder sogar schubste. Naruto zeigte jedoch keine Reaktion darauf, sondern ging unbeirrt weiter in Richtung Stadttor, um von dort aus in die erlösende Einsamkeit des Waldes einzutauchen. Obwohl die Bewohner ihn vergleichsweise selten zu Gesicht bekamen und Naruto offensichtlich auch nichts tat, was sie verärgern könnte, behandelten sie ihn wie Dreck. Diese vielen kleinen Beobachtungen, die ich in den wenigen Minuten machte, gaben mir einen mehr als guten Einblick darauf, wie falsch dieses Dorf doch eigentlich von dem Jungen dachte. Und offenbar schien es den Meisten auch egal zu sein, ob die Gerüchte stimmten, oder ob es sich vielleicht sogar um Lügen handelten. So, wie früher auch ich, schwammen die Bewohner in einem reißenden Strom aus falschen Informationen, deren Quelle höchstwahrscheinlich bei nur einer Person lag. Jemand, der durch den Kyuubi vielleicht einen Verwandten verloren hatte, oder auf andere Art Hass für den Bijuu empfand. Man hatte vergessen, dass es sich bei Naruto nicht um den Fuchs selbst handelte, sondern um ein Kind, welchem ohne sein Einverständnis die Bürde auferlegt wurde, ein Monster in sich zu tragen. Was Naruto betraf, den sah ich in Mitten dieses reißenden Stroms. Gefangen auf einer kleinen Insel, von welches es kein Entkommen gab. Um ihn herum floss ein unaufhörlich Strom aus Hass und Lügen an seiner Insel vorbei, während er selbst sich in die Sicherheit seines Waldes zurückzog. Doch jeden Tag aufs neue musste er wieder hinaus und sich der grausamen Realität stellen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er in diesem Meer aus Verachtung ertrank und mir war nichts weiter möglich, als ihm die rettende Hand reichen konnte, wenn dieser Zeitpunkt gekommen war und zu hoffen, dass er sie auch ergriff. Nach dem Erreichen des Stadttores verschwand Naruto im angrenzenden Wald. Eine Zeit lang war es kein Problem für mich, ihm zu folgen. Er schien es nicht eilig zu haben, spielte mehr mit seinem Fuchswelpen, als sich vorwärts zu bewegen. Fast schon entspannt sah er dabei aus, behielt seine Umgebung jedoch immer im Auge. Einmal hatte ich sogar das Gefühl, als würde er genau wissen, dass ich mich in seiner Nähe befand. Und wenn dem so war, dann reagierte er nicht darauf. Nach einer guten halben Stunde änderte sich dann die Lage. Das Tier hatte es sich wieder in der Kapuze bequem gemacht, während mein Bruder schnell, gezielt und nahezu lautlos durch das Unterholz des Waldes lief. Einige Minuten verfolgte ich ihn noch, doch bei seiner Geschwindigkeit hatte ich größte Probleme im gleichen Tempo schritt zu halten, ohne dabei bemerkt zu werden. Es dauerte allerdings nicht lange und da hatte auch ich ihn verloren. Auf dem Rückweg dachte ich erneut über meinen Bruder nach. Es war unglaublich, wie schnell der Junge verschwunden war. Ich war ja selbst mal ein ANBU und so gesehen war ich immer noch einer, denn auch wenn sich meine Position mittlerweile verändert hatte, einmal ein ANBU immer ein ANBU. Die Mentalität wurde man nicht so einfach wieder los. Um die Fähigkeiten meiner ehemaligen Kollegen, wusste ich daher auch sehr gut. Ihnen zu entkommen war alles andere als einfach und dieser Junge beherrschte es offenbar schon seit Jahren. In Gedanken versunken merkte ich kaum, wie ich an meiner Wohnung ankam und dort vor dem Foto meines alten Teams stehen blieb. Noch vor wenigen Stunden war ich der festen Meinung gewesen, dass es für mich nie ein anderes Team geben würde. Jegliche Versuche des Hokage mich in eine neue Gruppe einzugliedern, hatte ich erfolgreich abgeblockt. Jedes Genin Team hatte ich absichtlich durch meine Prüfung fallen lassen. Niemand würde mir mein altes Team ersetzen können. Jetzt jedoch hatte der Sandaime mir ein neues Team vor die Nase gesetzt. Drei Kinder, die jetzt schon nicht mehr gehen lassen wollte. Allein für das Wohl meines Bruders schon nicht. »Obito, Rin. Was würdet ihr wohl dazu sagen? Und was würdest du sagen, Minato? Mein Sensei, mein Vater!« Wieder einmal dachte ich an meine Zeit in Team 4 zurück, wo ich mich eigentlich jeden Tag mit Obito gestritten habe. Wo Rin am Rand saß und uns zuschaute – und uns im Anschluss wieder zusammen flickte. Ich dachte an Minato, der dies alles mit einem Lächeln beobachtete, da er genau wusste, dass wir drei im Notfall immer fest zusammenhalten würde. Was würden sie wohl sagen zu meinem neuen Team, welches dem Alten so sehr ähnelte. Was würden sie wohl sagen, wenn sie jetzt hier wären und selbst mitansehen müssten, wie man Naruto in diesem Dorf behandelte? Nichts positives, soviel weiß ich. Du Rin würdest Naruto einfach an dich reißen und ihn knuddeln, bis von ihm keine Gegenwehr mehr käme – und dann würdest du ihn noch mehr knuddeln. Du Obito würdest ihm ein Freund sein wollen und egal wie schwer es auch werden würde, du würdest alles unternehmen, um ihn aufzumuntern und zum Lachen zu bringen. Was dir mit deiner dämlichen naiven Art sicher auch gelänge. Und du Minato? Du bist eher bekannt für deine sanfte Art und deinen gutmütigen Charakter. Nie hat dich in diesem Dorf jemand wütend erlebt, doch das hätte wohl ein Ende. Ich glaube nicht, dass du dich noch zurückhalten würdest, wenn du Narutos derzeitiges Leben sehen könntest. Du würdest sicher eine Dorfversammlung einberufen und sämtliche Bewohner zur Sau machen, für das was sie deinem Sohn antun. Ja, dass wäre das Richtige. Minato taucht auf und staucht erst einmal sämtliche Bewohner in Grund und Boden für ihr Verhalten. Wenn es doch nur möglich wäre. Leider war mir schmerzliche bewusst, dass dies niemals geschehen würde. Ich war die einzige Hilfe, die Naruto wohl bekommen würde. Seufzend wand ich mich vom Bild ab und begab mich ans Bad. Vor dem Spiegel nahm ich mein Stirnband ab und entledigte mich meiner Maske. Nur wenige Personen kannten mich ohne das Stück Stoff, welches einen Großteil meines Gesichtes verhüllte. Nur meine Eltern, meine Großeltern und Minato hatten mich bisher ohne meine Maske gesehen. Mittlerweile wusste ich selbst nicht mehr, warum ich sie überhaupt trug. Es war einfach zur Gewohnheit geworden. Langsam fuhr ich mit den Fingerspitzen über die Narbe, welche oberhalb meines linken Auges begann, abwärts führte, mein Auge kreuzte und schließlich auf meiner Wange endete. Ein feiner Schnitt, der eine grade rote Linie hinterlassen hatte. Mein eigenes Auge hatte ich damals verloren. Nun trug ich das Auge eines Anderen. Das Sharingan von Obito. Nachdem ich mich auch dem Rest meiner Bekleidung entledigt hatte, stieg ich unter die heiße Dusche. Wieder schweiften meine Gedanken ab. Diesmal zum nächsten Tag. Jedes neue Genin Team wurde zu aller erst von dem zugeteilten Sensei getestet. Diese Aufgabe stand auch mir bevor. Bisher hatte ich die mir zugeteilten Teams immer durchfallen lassen, indem ich die Aufgabe absichtlich so stellte, dass sie gar nicht erst bestehen konnten. Für dieses Mal musste ich mir jedoch etwas anderes überlegen. Ich wollte das Team unbedingt behalten, egal wie sie sich anstellen. Nur musste ich ihr bestehen vor dem Hokage gleichermaßen erklären, wie auch das durchfallen der anderen Teams. Erneut musste ich an damals denken, wo ich selbst Genin war. Auch ich hatte so einen Test mitmachen müssen. Minato hatte damals unter Teamwork getestet. Ob ich dies vielleicht auch machen sollte? Die Glöckchen hatte ich ja da. Warum also nicht? Allerdings musste ich mir vorsichtshalber einige Varianten einfallen lassen, je nachdem wie meine Genin auf die Aufgabe reagierten. Immerhin gehörte Naruto zur gleichen Sorte Einzelgänger wie ich auch. Ich bezweifelte daher, dass er so schnell das Teamwork verinnerlichen konnte. Trotzdem musste ich die Kinder irgendwie durch die Prüfung bringen. Geistesabwesend und noch immer tief in Gedanken, beendete ich schließlich meine Dusche. Nachdem ich mich grob abgetrocknet hatte, verließ ich das Bad mit nichts weiter als einem Handtuch um die Hüfte und holte mir eine Kleinigkeit zu Essen aus der Küche. Danach führte mich mein Weg direkt ins Schlafzimmer, wo ich mich mit meiner neuesten Ausgabe des Flirt-Paradies ins Bett legte und zu lesen begann. Gegessen wurde wie immer nebenbei. Lang konnte ich mich jedoch nicht auf das Buch konzentrieren, da meine Gedanken immer wieder bei Naruto landeten. Schließlich gab ich es auf und legte das Buch zur Seite, um zu schlafen. Am nächsten Morgen war ich recht früh wieder wach. Viel zu früh, für meinen Geschmack. Es war erst 10 Minuten vor 6 Uhr. Normalerweise wurde ich nie vor 10 Uhr war. Da mussten selbst die ANBU mich schon mit Gewalt aus dem Bett holen, damit ich eher aufstand. Genervt drehte ich mich zunächst um und versuchte wieder einzuschlafen. Den Termin mit meinem neuen Team hatte ich völlig vergessen, der wäre nämlich um 6 Uhr gewesen. Eine Zeit lang döste ich vor mich hin, bis ich dann im Halbschlaf einen echt schrägen Traum hatte. Von einem dreckigen blonden Jungen, mit blauen Augen, der völlig verängstigt von Menschen umringt war, die ihn alle ansahen, als würden sie im nächsten Moment zerfleischen wollen. Ruckartig schnellte ich hoch und hatte dabei nur eine Person im Kopf. Naruto! Ihn, das Team und meine neue Aufgabe, hatte ich über Nacht völlig vergessen. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass es bereits auf 11 Uhr zuging. Sie warteten also schon knapp 5 Stunden auf mich. Genervt grummelte ich vor mich hin, während ich aufsprang um mir meine Uniform überzustreifen. Zu spät kommen ist für mich zwar normal, aber so unpünktlich wollte ich nun auch wieder nicht auftauchen. Er dauerte keine fünf Minuten, da war ich fertig und verließ auch schon das Haus. Und keine 5 Sekunden später war ich auch schon wieder zurück, ich hatte nämlich mein Buch vergessen – und die Glöckchen auch! Das Dorf flog regelrecht an mir vorbei, als ich mich im Eiltempo auf die Trainingsplätze zu bewegte. Die Straßen waren um die Mittagszeit zu voll, weshalb ich den Weg über die Dächer nahm. Unterwegs dachte ich nochmal über die Prüfung nach. Bisher hatte ich mich noch nicht entschieden, was ich nun machen wollte. Ich brauchte ein erreichbares Ziel, dass sowohl im Alleingang, wie auch im Team erreicht werden konnte. Oder zwei Ziele, wovon nur eines erreicht werden musste. Und dann noch möglichst viele verschiedene Varianten, um den Kids beim bestehen zu helfen, da ich keinen blassen Schimmer hatte, wie Naruto sich in diese Prüfung einbringen würde. Es war zum Verrückt werden. Warum konnte nicht alles so einfach sein wie damals, wo ich noch in Team 4 war und wir den Test machen mussten? Nach knapp 10 Minuten kam ich beim 7. Platz auf den Trainingswiesen an. Hier war unser Treffpunkt und hier würden wir in Zukunft trainieren. Zwei meine Schüler fand ich sofort. Sie hatten es sich bei der kleinen Hütte bequem gemacht, die sich zwischen den Plätzen 7, 8 und 9 befand. Sie war als Ruhezone gedacht, wo man sich an einen der drei Tische setzten konnte und zudem noch vor allen möglichen Wetterbedingungen geschützt war. Sogar ein kleines Bad gab es darin. Vor der Hütte befand sich ebenfalls nochmal eine Bank und ein kleiner Tisch. Dort hatten es sich Sakura und Sasuke bequem gemacht – und schienen vor Langeweile beim Warten eingeschlafen zu sein. Zumindest zeigten sie keinerlei Reaktion. Und wo war eigentlich Naruto? Zu schade, dass ich die Zwei nun wecken musste – und zu schade, dass ich keine Kamera eingesteckt hatte. Es sah echt niedlich aus, wie Sakura sich an Sasuke kuschelte und er sie auch noch umarmte. Ohne Beweis würden sie mir dies allerdings nicht glaube. Nun gut, vielleicht ein anderes Mal. „Jo, Kids. Aufwachen, Zeit fürs Training! Schlafen könnt ihr heute Abend.“ Belustigt beobachtete ich, wie beide Genin hochschreckten und sich noch im Halbschlaf umsahen, dann sahen sie sich zunächst gegenseitig an – und dann würden sie beide knallrot wie eine Tomate, als sie so halb begriffen, wie sie gerade gelegen haben mussten. Schnell schauten sie beide in eine andere Richtung, direkt zu mir, weshalb Sakura nun sogar noch eine Spur roter wurde. „Sie sind zu spät!“, schrie Sakura mir entgegen und brachte damit nicht nur Sasukes Ohren zum Klingeln. »Meine Güte, hat die ein Organ!« Das war schon fast unglaublich, mit was für einer Intensität manche Mädchen schreien konnten. Nur übertroffen würde dies von den Mädchen, die auch das schrille Kreischen in Perfektion beherrschten – aber das ist ein anderes Thema. „Wie spät ist es?“, nuschelte Sasuke vor sich hin und ließ den Kopf auf den Tisch sacken. „Kurz nach 11.“, antwortete ich zunächst und sah mich darauf erneut nach Naruto um, den ich dieses Mal auch entdecken konnte. „Kurz nach 11? Sie haben uns hier 5 Stunden warten lassen?“ Und wieder schellte das unglaublich laute weibliche Stimmorgan durch meinen Gehörgang. Musste sie immer so schreien? „Ja, und jetzt warte ich auf euch.“ Konterte ich und grinste fies hinter meiner Maske. Während sich diese beiden Genin langsam erhoben und sich nochmal streckten, bewegte ich mich nun auf die Wiese zu. „Wo steckt eigentlich Naruto?“, hörte ich Sasuke hinter mir fragen, weshalb ich mich nun nochmal zu ihnen umdrehte. „Naruto befindet sich genau da, wo er hingehört …“ Dabei zeigte ich an mir vorbei zur Mitte der Wiese, wo der Blondschopf im Gras hockte und seinen Fuchswelpen streichelte. „ … im Gegensatz zu euch. Also Bewegung!“ Darauf legte ich nun die restlichen Meter zurück und befand mich dann recht schnell bei meinem dritten Genin – der mich mal wieder keines Blickes würdigte. Nachdem wir uns endlich alle versammelt hatte, wurde ich von einem grünen Augenpaar böse an gefunkelt. Ein Schwarzes war offenbar schon ganz heißt aufs Training und das Blaue schaute desinteressiert zu Boden und befasste sich mit anderen Dingen. Jetzt war ich wirklich gespannt, wie diese Prüfung verlaufen würde. Bevor ich jedoch starten konnte, musste ich meinen Schülern erst einmal erklären, was ich überhaupt vorhatte. „Da wir ja nun alle versammelt sind, können wir mit dem letzten Teil der Genin Prüfung beginnen.“, verkündete ich und grinste leicht hinter meiner Maske. Mein Team verstand natürlich kein Bisschen, wie diese Aussage gemeint war. Laut Sakuras Aussage waren doch schon Genin, wie ihre Stirnbänder bewiesen. Von Sasuke bekam sie dafür ein zustimmendes Brummen und Naruto hielt sich mal wieder raus. In dieser Sache reagierten wohl alle Teams auf die gleiche Art. Mit Unglauben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Obito, Rin und ich es damals auch nicht wahrhaben wollten, dass wir noch immer nicht ganz durch unsere Prüfung durch waren und ein weiterer Test bestanden werden musste. Schnell erklärte ich alle weiteren Einzelheiten der Prüfung. Sie mussten die Glöckchen erringen, von denen jedoch nur 2 vorhanden waren und von mir bewacht wurden. Derjenige, der kein Glöckchen bekam, wurde zur Akademie zurück geschickt. Sie durften alles einsetzen, was sie konnten – Alle Waffen, alle Jutsus – und sie hatten nur bis zum Mittag Zeit, also knapp 45 Minuten. Die Glöckchen befestigte ich darauf an meinem Gürtel und gab dann den Startschuss. Alle drei verkrümelten sich sofort und versteckten sich zwischen den Büschen und Bäumen. Nachdem auch nach einigen Minuten nichts passiert war, holte ich mein Buch aus der Tasche und begann zu lesen. Zwar war Naruto für mich unberechenbar, sehr schnell und im Wald gut unterwegs, doch ich bezweifelte stark, dass er in einem Kampf mit mir weit kam. Auch die anderen Beiden waren noch nicht stark genug, um einen Kampf gegen mich zu bestehen, weshalb ich mir eigentlich keine großen Sorgen machte. Die Minuten vergingen und es passierte rein gar nichts. Nach etwa 30 Minuten machte ich mir dann doch Gedanken. Wo blieben die Kinder nur? Sie wussten doch, dass sie nur begrenzt Zeit hatten. Weitere 5 Minuten vergingen und da kamen sie dann doch. Alle drei zusammen, alle drei mehr oder weniger relaxed, alle drei stark entschlossen und alle drei setzten sich 2 Meter von mir entfernt auf den Boden. Verwundert betrachtete ich sie und wusste mit dieser Reaktion nichts anzufangen. Wie sollte ich auch? Sie hatten immerhin eine klare Aufgabe gehabt und der gingen sie eindeutig nicht nach. Stattdessen saßen sie nun vor mir und starrten mich an. „Und was wird das jetzt, wenn ich fragen darf?“, wollte ich dann doch mal wissen, nachdem auch nach mehreren Minuten von keinem der Drei ein Wort gefallen war. Wie aus einem Mund kam dann die Antwort von allen dreien: „WIR STREIKEN!“ Das sollte doch jetzt ein Witz sein, oder? Sie streiken? Das war definitiv die einzige mögliche Reaktion auf den Test, die mir niemals in den Sinn gekommen wäre. Ich wusste nun selbst nicht so genau, wie ich darauf reagieren sollte, weshalb ich mich dazu entschloss, zunächst Urheber und den Grund für den Streik herauszufinden. Mit einem ziemlich fieses Blick betrachtete ich nun alle drei. „Wessen Schnapsidee war es?“ Mit Einschüchterung würde es wohl am ehesten Klappen, dass sie mir die richtige Person nannten – und es klappte auch. Während Sasuke und Sakura fast schon verängstigt auf Naruto zeigte, schaut mein Bruder mich mit einem ähnlich fiesen Blick an. Er war also der Drahtzieher. Hätte ich jetzt nicht gedacht. Blieb nur noch der Grund für diesen Streik. Noch immer in der Rolle des bösen Senseis, fragte ich daher mit recht kühlem Ton: „Warum ein Streik? Hast du wirklich gedacht, ihr kommt damit weiter?“ „Nein, hab ich nicht.“, gab der Junge gleichermaßen kühl zurück. „Aber sie sind Jonin. Wir hätten daher keinerlei Chance, einen Kampf gegen sie alleine zu bestehen und an ein Glöckchen zu kommen. Folglich wären wir nur durch Teamarbeit ans Ziel gekommen und deswegen der Streik. Wenn wir schon als Team zusammenarbeiten müssen, dann sollten wir auch alle drei zusammen bestehen können. Wenn einer außen vor bleibt, ist das unfair!“ Nun wusste ich erst recht nicht mehr, wie ich reagieren sollte. Das alles war gerade einfach zu viel für mich. Ausgerechnet der Einzelgänger aus der Gruppe, der am wenigsten fürs Teamwork geeignet war, hatte dafür gesorgt, dass dieses Team den Test nicht nur bestand, sondern komplett kampflos bestand. Mit solch einer Wendung hätte ich niemals gerechnet. Ich hatte mir einige Szenarios ausgemalt, doch dies hier, oder etwas vergleichbares war da eindeutig nicht vorgekommen. „Ihr habt bestanden.“, gab ich sichtlich überrascht und auch recht tonlos von mir. Meine Genin schauten sich darauf recht verwundert gegenseitig an. Sogar Naruto war über diese Aussage recht verblüfft und zeigt dies deutlich. Damit hatte wohl auch er nicht gerechnet gehabt. Nachdem wir uns alle von diesem kleinen Schock erholt hatten, stiftete ich die Kinder dann noch zu einem kleinen Training an. Wenigst etwas wollte ich sie Kämpfen sehen. Über Sasukes Fähigkeiten war ich ja bestens informiert, da ich schon im Vorfeld regelmäßig mit ihm trainiert hatte. Bei Sakura erkannte ich sofort, dass zwar Potential vorhanden war, jedoch die Ausbildung zur Medi-Nin die definitiv bessere Option für sie wäre. Und Naruto? Tja, der war mir wie immer ein Rätsel. Kapitel 4: Sturmnacht --------------------- Seit der Glöckchen-Prüfung waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Trotz der beeindruckenden Art, wie die Kinder meinen Test bestanden hatten, war das Klima im Team kompliziert. Ernsthaftes Training war nur mit Sasuke möglich, da Sakura nichts besseres zu tun hatte, als ihm sabbernd zu zusehen und ihn anzufeuern, während Naruto sich meistens abseilte und sein eigenes Ding drehte. Und doch hielten die Kinder irgendwie zusammen, wenn es dann wichtig wurde. Noch oft hatte ich in diesen drei Wochen versucht Naruto zu verfolgen, doch der Wald war sein Element. Er schient sich darin auszukennen, wie kein anderer. Hatte das Leben dort derart verinnerlicht, dass an ihn kein herankommen war. Jedes Mal aufs neue staunte ich darüber, wie schnell er mir entkam. Sogar meine Hunde hatten so ihre Schwierigkeiten bei der Verfolgung, da meinem Bruder mittlerweile sein Eigengeruch abhanden gekommen war. Er roch nur noch nach Wald, Dreck und verschiedenen Tieren – und mitten im Wald, wo man umringt von Dreck und Tieren war, konnte man diesem Geruch nur schlecht folgen. Auch an diesem Tag hatte ich Naruto wieder verloren. Es ging bereits auf den Abend zu, als ich in meiner Wohnung ankam und mich, wie eigentlich immer, zunächst vor dem Foto von Team 4 wiederfand und für einige Minuten in Erinnerungen schwelgte. Anschließen ging es ins Bad, wo ich mich entkleidete und unter die Dusche stellte. Die Minuten vergingen, während mir das heiße Wasser über den Körper floss. Sämtliche trübe Gedanken wurden zeitweilig fortgespült und ein angenehmes entspanntes Gefühl wickelte jeden meiner Muskeln ein. Diese wenigen Minuten des Tages genoss ich am Meisten. Keine verlorenen Verwandten oder Freunde konnten mich erreichen, keine Sorgen um meinen Bruder konnten meinen Verstand einnehmen. Für wenige Minuten herrschte in meinem Kopf pure Freiheit und Sorglosigkeit. Leider sollte dieses Gefühl nicht für lange sein, denn irgendwann musste ich die Dusche auch wieder verlassen. Außerhalb der Duschkabine bemerkte ich schnell, dass irgendwas nicht stimmte. In der gesamten Wohnung war es recht düster, obwohl es um diese Jahreszeit eigentlich noch lange hell sein müsste. Nur im Bad selbst war es hell, da ich dort kein Fenster hatte und somit das Licht brannte. Schnell trocknete ich mich grob ab und schwang mir das Handtuch um die Hüfte. Mit einem zweiten Tuch machte ich mir unterwegs die Haare trocken, während ich mich nach dem Grund für die ungewöhnliche Düsternis umsah. Dieser fand sich leider auch recht schnell. Durch die große Fensterfront im Wohnzimmer war der Himmel sehr deutlich zu erkennen. Dunkelgraue, fast schon schwarze Wolken hatten sich über Konoha zusammengezogen und kündigten ein Gewitter an. Der Wind, den diese Wolkenfront mit sich brachte, glich mehr einem Sturm, wie ich an den sich biegenden Bäumen im Garten des angrenzenden Hauses erkennen konnte. Sofort waren all meine Gedanken wieder bei meinem kleinen Bruder, der ganz allein dort draußen im Wald lebte. An einem Ort, wo er bei solchen Sturmböen und während eines Gewitters lebensgefährlichen Naturgewalten ausgeliefert war. Da ich noch immer nicht wusste, wie und wo der Kleine genau lebte, blieb mir nicht anderes übrig als zu hoffen, dass er einen sicheren Unterschlupf hatte. Die Zeit verging, während ich (mittlerweile angezogen) im Wohnzimmer saß und den Sturm beobachtete. Nicht zum ersten Mal sah ich den Regentropfen zu, wie sie unaufhörlich gegen die Fenster trommelten und mich an Rin erinnerten. An die Tränen in ihren Augen, als mein Chidori sie durchbohrte. Als ihr bewusst wurde, dass ihr leben vorbei war und ich mich bis in alle Ewigkeit dafür hassen würde. Ihr letzten Worte, bevor sie starb, von denen ich nie jemandem erzählt hatte. „Ich liebe dich!“, hatte sie gesagt und trotz aller Schmerzen, die sie in diesem Moment gehabt haben musste, lag soviel Güte und Zuneigung in ihren Worten. Zu spät hatte ich damals darauf reagiert. Wie gern hätte ich ihr gesagt, dass es mir nicht anders ging. Dass ich sie ebenfalls geliebt hatte – und es auch jetzt noch immer tat. Damals hatte ihr Körper den Todeskampf leider bereits verloren gehabt, als ich ihr diese Worte zuflüsterte. Der Regen war jedoch nicht das einzige, was in dieser Nacht Erinnerungen in mir hervor rief. Jedes Mal, wenn ein Gewitter aufzog, jedes Mal wenn ich einen Blitz sah, dann musste ich sofort an meinen Sensei denken. Zwar waren die Gewitterblitze von einem bläulichen Farbton, doch dass störte mich nicht. Bei jedem Blitz, welcher dieser Finsternis für einen winzigen Moment Helligkeit beschwerte, sah ich meinen Sensei vor mir. Yellow Flash wurde er genannt, der „Gelbe Blitz“ von Konoha. Es war sein Spitzname und auch sein Markenzeichen im Kampf. Bis über die Grenzen des Feuerreiches hinaus, war er für den gelben Blitz bekannt, welcher beim Benutzen seines Jutsus entstand. Niemand kannte allerdings das wahre Ausmaß seiner Fähigkeiten. Als Namikaze hatte Minato die einzigartige Begabung, anderen Personen in ihre Seelen zu sehen, die Dunkelheit in ihren Herzen zu erkennen. Er war nicht nur ein Blitz, er war auch ein Leuchtfeuer, welches die Dunkelheit vertreib und wieder Licht in die Seele brachte. Eine Eigenschaft, die sicher auch Naruto besaß, nur hatte er sein eigenes Feuer noch nicht finden können. Wenn der Regen mich an Rin und der Blitz mich an Minato erinnerten, so musste ich die letzten beide Elemente des Gewitters wohl Obito zuschreiben. Den lauten Donner, der mich immer wieder an Obitos übernatürlich laute Art erinnerte und der Sturm, der eine solche Stärke erreichen konnte, dass er alles und jeden mit sich mit zog. Wir sehr ich die damalige Zeit doch vermisste. Unseren ganzen Meinungsverschiedenheiten, unsere Kämpfe und unseren ewig währenden Kleinkrieg. Ständig sind wir aneinander geraten, immer war Minato es, der uns zügelte und Rin, die uns wieder zusammenflickte. Ich vermisste es, wenn uns gegenseitig zu schlimmeren Anstachelten und uns manchmal damit so weit ins Abseits beförderten, dass sogar Minato ernsthaft sauer auf uns war. Obitos Proteste und seine dummen und völlig bescheuerten Ausreden, wenn er mal wieder zu spät am Treffpunkt erschien. Bei Kami! Ich vermisste es sogar, wenn er mich dazu überredete, bei einem von seinen bekloppten Streichen mitzumachen. Schon längst war es an der Zeit zu schlafen, doch zu sehr nahmen mich meine Gedanken ein. Nicht einmal gegessen hatte ich etwas, nachdem ich das Gewitter entdeckt hatte. Zu sehr schlug es mir auf den Magen, dass Naruto sich ganz allein dort draußen befand. Gesellschaft leiteten mir meine Nin-Ken. Während des Trainings hatte ich sie bereits mal beschworen, damit sie meine Schüler kennenlernten – und das Team meine Hunde. An diesem Tag war Naruto sogar etwas lockerer gewesen, als sonst. Später hatte ich meinen Nin-Ken erzählt, wer der blonde Junge war. Von meiner Verbindung zu ihm und Narutos leben – zumindest soweit, wie ich es kannte. Als ich sie an diesem Abend rief und sie den Sturm entdeckten, machten sie sich ebenfalls enorme Sorgen um meinen Bruder. Doch vorerst konnten wir nichts für den Jungen tun. Wir mussten abwarten, bis der Sturm sich wieder gelegt hatte. Mittlerweile kreiste all mein Denken nur noch um meinen Bruder und seine Art zu leben. Ich selbst hatte vor langer Zeit meine Träume und Hoffnungen aufgegeben. Einen Grund zu Leben, hatte ich nicht mehr. Selbst mein Versprechen an Itachi, dass ich auf seinen Bruder acht geben würde, sah ich nicht als wichtig genug an, um daraus einen Lebenswillen zu ziehen. Doch wie war es bei Naruto? Was hielt meinen Bruder am Leben? Hatte er überhaupt einen Grund zu Leben? Oder vegetierte er nur noch vor sich hin, abgekapselt von der Menschheit und ohne jede Hoffnung auf Rettung. Plötzlich kamen mir seiner Worte wieder in den Sinn, die er bei seiner Vorstellung von sich gegeben hatte. »Ich mag den Wald und die Ruhe dort. Wenn Stundenlang nichts anderes zuhören ist, als der Wind, der die Blätter zum Rascheln bringt, oder die Vögel, die ihre Lieder singen. Die Tiere im Wald, die sich an meiner Anwesenheit nicht stören – und meinen kleinen Freund Kurama.«, hörte ich Narutos Stimme in meinen Gedanken sagen. Wieder konnte ich diese Sanftheit in seiner Stimmer vernehmen und auch die Trauer, die sich tief in seiner Seele verbarg. War es das Naruto? War es dass, was dich am Leben hält? Die Tiere im Wald, die dich als ihren Mitbewohner achten und denen es egal ist, wer du bist und wen du mit dir herum trägst? War der kleine Fuchswelpe dein rettendes Licht, welches die verzehrende Dunkelheit von dir abhielt? Die Verantwortung für ein kleines schutzbedürftiges Wesen, dass niemanden mehr hatte außer dem Menschenkind, dass sich seiner angenommen hatte. Wenn dem so war, dann war die Hoffnung für meinen Bruder noch nicht ganz verloren. Noch konnte er gerettet werden aus der Dunkelheit seines Lebens. Wie es bei Naruto war, vermochte ich nicht zu sagen. Ich besaß nicht Minatos Gabe in die Seelen anderer Menschen zu blicken. Ob mein Bruder einen Grund zu Leben besaß, würde ich vielleicht nie herausfinden. Für mich selbst hatte ich jedoch einen neuen Grund gefunden. Ich wollte Naruto lachen sehen. Ein ehrliches Lachen, dass einem Menschen bestimmt war. Er sollte ins Licht zurück finden und ein richtiges Leben führen können. Mit Freunden an seiner Seite, die zu allem bereit waren und sich voll für ihn einsetzten. Mit einer Familie, die in liebt. In einer Umgebung, in welcher er sich wohlfühlen kann. Egal wie lange es dauern sollte, egal wie schwer es werden würde. Ich würde nicht locker lassen, bis dieses Dorf ihm den Respekt entgegen brachte, den dieser Junge verdient hatte. Mein Grund zu Leben hatte nichts mehr mit mir selbst zu tun. Ich lebte nur noch eine ganz bestimmte andere Person. Für meinen Bruder, dessen Glück ich über mein eigenes Stelle. In dessen Leben ich das Licht zurückbringen wollte. Der zündende Funke würde ich sein, der sein inneres Feuer entfacht und seinen Lebenswillen weckt. Und dann – irgendwann – würde ich vielleicht auch bei ihm sehen können, wie er zu einem Leuchtfeuer für die Menschen in seiner Umgebung werden würde, so wie sein Vater es einst war. Bis zum späten Morgen des nächsten Tages zog sich das Gewitter, dann ließ der Regen langsam nach. Die Wolken zogen sich nach und nach zurück, lösten sich schließlich gänzlich auf und nahmen auch den Sturm mit sich, der einiges an Schaden im Dorf hinterlassen hatte. Ich selbst bekam davon nichts mit, da ich nach der langen gedankenreichen Nacht mittlerweile doch eingeschlafen war. Meine Hunde waren es schließlich, die mich weckten und über das bessere Wetter informierten. Fassungslos starte ich sie zunächst an und konnte es nicht glauben, dass sie wirklich alle noch da waren. Die ganze Nacht waren sie nicht von meiner Seite gewichen und hatte mit mir den Sturm beobachtet. Auch jetzt, wo es bereits fast Mittag war, waren sie alle noch da. Hatten sich geweigert zu gehen, um auf mich aufzupassen, obwohl dieser sehr lange Zeitraum stark an ihren Kräften zehrte. Sie waren erschöpft, dass sah ich ihnen sofort an. Nachdem ich sie alle zur Belohnung ausgiebig gekrault hatte, schickte ich sie zurück, damit sie sich ausruhten. Wenn ich sie brauchen sollte, mussten sie fit sein. Ich selbst zog mir etwas wetterfestes über und machte mich auf den Weg zum Hokage. Unterwegs zum Dorfoberhaupt begegnete ich nur sehr wenigen Menschen. Noch immer hatte der Wind einiges an Kraft, weshalb die meisten Bewohner ihre sichere Wohnung bevorzugten. Nur einige wenige trauten sich vor die Tür, überwiegend Shinobi und einige Zivilisten, die offenbar ihre Hilfe zur Beseitigung der Sturmschäden angeboten hatten. Entwurzelte Bäume waren zu sehen und ein abgerissener Ast wurde vom Wind durch die Hauptstraße geschoben. Umgefallene Mülltonnen, deren Inhalt sich nun über die Straßen verteilte. Teilweise abgedeckte Dächer, deren fehlende Ziegel nun auf den Wegen lagen und zum Großteil nicht mehr zu gebrauchen waren. Dies waren nur einige der Schäden, die ich auf meinem Weg zum Hokageturm entdecken konnte. Vor und im Büro des Sandaime herrschte reges Treiben. Viele Teams waren hier versammelt und warteten auf ihre Befehle. Darunter befanden sich ausschließlich Ninja, die schon etwas älter waren, als meine Schüler. Die jüngeren Generationen wurden heute noch nicht zum Einsatz kommen. Erst wenn der Wind sich noch etwas gelegt hatte, kamen auch die jungen Genin zum Einsatz, da es für sie derzeit noch zu gefährlich war. Eine knappe halbe Stunde musste ich warten, bis der Hokage für mich Zeit fand, dann konnte ich endlich das Büro betreten und ungestört mit dem Dorfoberhaupt reden. „Kakashi, dich habe ich nicht rufen lassen.“ Der Hokage schien sichtlich überrascht, als er von seinen Dokumenten aufsah und mich erblickte. „Dein Team ist erst eingeplant, wenn es weniger windig ist.“ „Deswegen bin ich nicht hier.“, grummelte ich leicht genervt. Die Sturmschäden im Dorf waren mir nun wirklich egal. Es gab wichtigeres für mich, als entwurzelte Bäume und abgedeckte Dächer. „Ah, verstehe. Es ist wegen Naruto.“, seufzte der Sandaime und erhob sich, um sich vor das Fenster zu stellen. Auf einen kurzen Wink hin, gesellte ich mich zu ihm und blickte in die Ferne, über die Stadtmauern hinaus, wo sich der Wald befand. Aus dem Augenwinkel heraus nahm ich seinen traurigen Blick war und die Sorgenfalten, die sich auf seiner Stirn zeigten. Mehr als dies zeigte jedoch seine Stimme, wie sehr er sich um Naruto sorgte. „Ich mach mir auch jedes Mal wieder sorgen, wenn solch ein Sturm über das Land fegt, doch der Junge weiß damit umzugehen.“ „Sind sie sicher, Hokage-sama?“ Zwar war ich mir Narutos unglaublicher Fähigkeiten im Wald durchaus bewusst, doch in Verbindung mit einem Sturm waren meine Sorgen dann doch größer als mein Vertrauen. Zuwenig wusste ich über meinen Bruder, zu kurz war unsere bisherige Bekanntschaft, als dass ich meine Sorgen einfach so beiseite schieben konnte. „Es ist nicht das erste Mal und ich vertraue in seine Fähigkeiten. Mir bleibt ja leider auch nichts anderes übrig.“ In den letzten Worten des Sandaime konnte ich deutlich heraushören, wie sehr er sich trotzdem sorge. Anschließend verschwand jegliche erkennbare Sorge aus seinen Augen und nahmen einen hochkonzentrierten Ausdruck an. „Heute wird er nicht mehr in Konoha auftauchen, dass lohnt sich für ihn nicht. Noch stürmt es zu sehr, weshalb er sein Versteck nicht verlassen wird – und solang er versteckt bleibt, wird ihn eh niemand finden.“ „Da habt ihr leider recht.“ Nun war es an mir zu seufzen. Nur zu gut wusste ich mittlerweile, wie schwer es war diesen Jungen im Wald zu finden. Selbst bei normalen Wetterbedingungen war es äußerst schwierig eine Spur von ihm zu finden. Nach dem Regen der letzten Nacht wären sämtliche vielleicht einmal vorhandenen Spuren komplett fortgespült worden. Dazu kam der Sturm, der auch im Wald einige Schäden hinterlassen hatte. Den Jungen dort zu finden, würde nicht einfach werden. „Ich versuche ihm seit 3 Wochen zu folgen und bisher hatte ich keinen Erfolg damit. Der Junge kann weit mehr, als er uns zeigt.“ Der Hokage quittierte dies mit einem Nicken und schien bereits in Gedanken die nächsten Schritte zu planen. „Wir warten ab, wie es morgen früh aussieht. Wenn das Wetter sich noch weiter bessert, dann kommt er morgen sicher von allein ins Dorf. Und sollte er doch nicht kommen, dann wird Team 7 ihn suchen gehen – aber nur, wenn das Wetter sich noch etwas gebessert hat. Für deine anderen beiden Genin ist es sonst zu gefährlich.“ „Einverstanden.“ Mein Weg führte mich nun zu meinem Team. Es wurde Zeit sie über die Tatsache aufgeklärt, dass Naruto sich nicht nur gern im Wald aufhielt, sondern auch dort lebte – und sich dementsprechend auch während des gesamten Sturms im Wald befand. Zwar hatten sie bislang immer versucht sich irgendwie mit Naruto zu arrangieren, doch verstanden hatten sie ihren Teamkameraden nie. Ich wollte für mehr Verständnis innerhalb des Teams sorgen und den Kindern ein wenig über Naruto erzählen. Das Gespräch mit Sasuke lief recht entspannt. Wir waren allein, ich konnte ihm in ruhe alles erklären und wir hatten genug Zeit, um darüber zu reden. Er reagierte recht gefasst auf die Tatsachen, die ich ihm vorsetzte, war die ganze Zeit über sehr nachdenklich. Es schien ihn ernsthaft zu beschäftigen, wie Naruto lebte und wie allein sein Teamkamerad eigentlich war. Letztlich bedankte er sich sogar bei mir, dass ich mich um ihn kümmerte, wodurch er nicht ganz so allein war. In diesem Moment bekam ich kurzzeitig richtige Gewissensbisse. Sicher, ich hatte mich um ihn gekümmert … irgendwie, aber interessiert hatte ich mich nicht im geringsten für ihn. Sein Wohlergehen war für mich nichts weiter als eine Aufgabe, die ich dummerweise angenommen hatte und bei welcher mein Pflichtbewusstsein mich zwang, dass sie auch erfüllt wurde. Vielleicht sollte ich mich doch mal etwas mehr mit ihm beschäftigen. Bei Sakura verlief die ganze Aufklärung über Narutos Lebensumstände schon etwas aggressiver. Dies lag überwiegend an der Anwesenheit ihrer Eltern, die bei diesem Wetter leider zuhause waren und (LEIDER!) auch nichts anders zu tun hatte, als sich in unser Gespräch einzumischen. Mehrmals hörte ich die Worte Monster und Fuchsbengel, die mit solcher Abscheu ausgesprochen wurden, dass ich größte Mühe hatte mich zusammenzureißen. Dies alles kam jedoch ausschließlich von der Mutter, denn Sakuras Vater hielt sich von Beginn an völlig aus dem Gespräch raus und hätte sich wohl auch verdrückt, wenn seine Frau ihm dies nicht verboten hätte. Auf der einen Seite war er mir sympathisch, denn er hatte bislang kein schlechtes Wort über meinen Bruder verloren war er einen Schisser, der eindeutig Angst vor seiner Frau hatte. In diesem Haushalt hatte das weibliche Geschlecht das Kommando und dies bezog ganz offensichtlich unterschiedliche Feldlager. Während Frau Haruno Naruto am laufenden Band runter machte, verteidigte Sakura ihn bis aufs äußerste. Etwas wofür ich die Kunoichi eindeutig noch einmal loben musste – sobald wir außer Hörreichweite ihrer Mutter waren. Am nächsten Morgen war es dann soweit. Wir warteten am Trainingsplatz auf Naruto, unterhielten uns noch etwas über ihn. Einen meiner Hunde hatte ich zum Haupttor geschickt, falls Naruto dort auftauchen sollte. Zwei weitere waren am Ost- und am Westtor positioniert, nur zur Sicherheit. Lange warteten wir, doch Naruto ließ sich nicht blicken. Mit dem Hokage war abgesprochen, dass wir ihm bis zum Mittag Zeit geben sollten, danach durften wir mit der Suche beginnen. Einen Nin-Ken schickte ich schließlich zum Dorfoberhaupt ins Büro, damit dieser Bescheid wusste, dass wir aufbrachen. Die anderen Hunde liefen voraus, versuchten eine Witterung aufzunehmen. Über ein größeres Gebiet verteilt suchten sie jeden noch so kleinen Winkel ab. Jede kleine Baumhöhle, jeden Spalt in den Felsen, der Naruto als Schutz gedient haben könnte. Mein Pakkun war der einzige Nin-Ken, der stets an unserer Seite blieb, damit wir uns mit den anderen Verständigen konnten. Im Vorfeld hatte ich den Wald in mehrere Bereiche aufgeteilt, die wir nacheinander absuchen wollten. Gegen Abend hatten wir zwei dieser Bereich vollständig abgesucht, was unter anderem meinen Nin-Ken zu verdanken war. Sie hatten viel geleistet an diesem Tag. Unser verschollenes Teammitglied hatten wir jedoch nicht aufspüren können. Nachdem ich Sakura völlig verschlammt und total entkräftet zuhause abgesetzt hatte, brachte ich noch Sasuke bis vor seine Tür. Auch er schien sehr erschöpft und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, weshalb ich ihn schließlich doch noch bis in die Wohnung brachte und etwas blieb, um sicher zu gehen, dass er auch sauber im Bett landete, statt verdreckt auf dem Fußboden zu schlafen. Auch ich nutzte die Zeit bei Sasuke, um mich etwas zu säubern. Nachdem mein Zögling schließlich im Bett lag und friedlich schlummerte, begab ich mich noch einmal zum Hokage. Ich musste ihm noch von unserer Suche berichten. Kapitel 5: Das Blatt wendet sich -------------------------------- Obwohl ich meinen Bericht recht kurz gefasst hatte, blieb ich letztlich doch länger beim Hokage, als ursprünglich beabsichtigt. Ich war nicht weniger erschöpft als meine Genin und doch hielt mich etwas davon ab, den Heimweg anzutreten. Eine kleine Stimme in meinem Kopf, die sich weit mehr um meinen Bruder sorgte, als ich selbst zugeben wollte. Der Sandaime war die einzige Person, mit der ich offen über Naruto und meine Sorgen reden konnte. Es half, teilweise zumindest. Nachdem Gespräch hatten sich meine Gedanken etwas beruhigt. Am nächsten Morgen warteten wir wieder zunächst am Trainingsplatz auf Naruto, da es noch immer sein konnte, dass er von selbst auftauchen würde. Mit dem Hokage war allerdings abgesprochen, dass unsere Suche diesmal früher beginnen würde. Auch an diesem Morgen kam er nicht, weshalb wir damit begannen die nächsten Bereiche des Waldes abzusuchen. Stundenlang wanderten wir fast schon ziellos umher, suchten jeden Winkel ab. Immer wieder riefen wir seinen Namen, doch keine Antwort folgte. Auch hier im Wald waren die Auswirkungen des Sturm verheerend. Mehrere Bäumen waren entwurzelt, viele teilweise recht große Äste waren abgerissen und zu Boden gestürzt. Gegen Mittag entdeckten wir einen größeren entwurzelten Baum, unter welchem sich wohl eine kleine Höhle befunden hatte. Mehrere Tiere hatten in dieser Schutz gefunden, doch nachdem der schützende Baum verschwunden war, hatten sie keine Überlebenschancen mehr. In Baumnähe zählten wir knapp 20 tote Tiere. Dies waren jedoch nicht die einzigen Opfer des Sturms. Noch an mehreren weiteren Stellen hatten wir tote Tiere finden können, die entweder keinen sicheren Unterschlupf gefunden hatte, oder aber aus ihm vertreiben wurden. Je mehr tote Waldbewohner ich zu sehen bekam, um so stärke wurde meine Sorge um Naruto. Mehr und mehr übernahm die Angst die Oberhand. Ich wollte nicht schon wieder jemanden verlieren. Vor allem jetzt nicht, wo ich gerade erst einen neuen Lebenssinn für mich gefunden hatte. »Kami, ich bitte dich! Nimm mir nicht auch noch meinen Bruder. Er hatte doch noch gar keine Chance zu leben.« Mir war klar, dass dieses kleine Stoßgebet niemals ausreichen würde, um Kami zu erreichen, doch ich hatte es zumindest versucht. Gegen Abend hatten wir drei weitere Gebiete abgesucht, doch auch an diesem Tag hatten wir keinen Erfolg. Da das Wetter sich ausreichend gebessert hatte, waren wir mit genügend Proviant und unseren Schlafsäcken losgezogen. Die Suchroute hatte ich extra so gelegt, das wir am Abend an einigen Höhlen sein würde, die uns genügen Schutz für die Nacht boten. Der Hokage wusste von meinem Plan. Direkt am nächsten Morgen würden wir von hier aus unsere Suche fortsetzten, während jemand anders am Trainingsplatz schaut, ob Naruto auftauchte. Die Nacht war kühl und eine leichte Brise wehte uns einen modrigen Geruch entgegen. Während des Sturm hatte es viel geregnet und auch danach war noch einiges Wasser vom Himmel gefallen. Die Feuchtigkeit würde noch einige Zeit am Wald haften bleiben – und mit ihr der Geruch. Wieder einmal konnte ich meine Gedanken nicht beruhigen, doch diesmal war kein Hokage hier, der sie besänftigte. Nur meine beiden Schüler, die bereits tief und fest schliefen. Für sie war diese Suche noch anstrengender, als sie es für mich war. Speziell Sakura bemerkte nun ihr Ausdauerproblem, die Nachteile des fehlenden Trainings. Ob sie letztlich daraus lernte und sich selbst mehr anstrengte, als nur den Jungs zuzusehen, würde man sehen. Ich hoffte es für sie. Ihre Fähigkeiten waren jetzt bereits erstaunlich. Sollte sie keine Einsicht zeigen, so war ihr Talent jedoch nichts wert. Sie musste schon selbst darauf kommen, dass auch sie an sich arbeiten musste, um voran zu kommen. Bei Sasuke sah dies schon anders aus. Er gab wirklich alles, um besser zu werden und trainierte so viel, dass ich ihn oft sogar ausbremsen musste. Sein älterer Bruder war sein großes Vorbild. Itachi galt als Genie, so wie ich eines war und Sasuke eiferte ihm nach, so gut er konnte. Kaum hatte er etwas geschafft, so meinte er, dass Itachi es sicher viel besser konnte und steckte sich ein neues Ziel. Mit diesem System machte der Junge mich manchmal richtig wahnsinnig. Und wiedereinmal gelangten meine Gedanken zu Naruto. Was mein kleiner Bruder wohl schon alles konnte? Viel zu wenig wusste ich über ihn, um den kleinen Blondschopf halbwegs einschätzen zu können. Zwei Dinge wusste ich jedoch mit Sicherheit. Im Nahkampf war er überragend. Sein Tai-Jutsu war nahe zu perfekt und durch seine zusätzliche enormen Geschwindigkeit hatte ich sogar mit meinem Sharingan so einige Probleme, ihm zu folgen – was ich natürlich nicht offen zugab. Das zweite war seine enorme Ausdauer, mit welcher er sogar mich um Längen übertraf. Von uns allen im Team musste er den weitesten Weg zurücklegen, um morgens zum Training zu erscheinen. Allein Kami weiß, wie viele Meilen er am frühen Morgen schon lief, bevor er im Dorf ankam. Und ich bezweifelte stark, dass er sein Nachtlager in Dorfnähe hatte. Die ANBU hätten dies sicher schon längst bemerkt, wenn dem so wären. Trotz des weiten Weges, des Ausdauertrainings oder der oft recht harten Trainingskämpfe, hatte ich ihn noch nie erschöpft gesehen. Während Sakura und Sasuke beide schon völlig entkräftet am Boden lagen, stand er unbeeindruckt daneben und wartete, dass es weiter ging, oder das Training endlich beendet wurde, damit er wieder in seinen Wald zurück konnte. Oft kam es dadurch zu Streitereien zwischen den Jungs. Naruto sah die anderen beiden als Schwächlinge und mit Sasuke ging dadurch oft der Uchiha-Stolz durch, weshalb es bereits mehrmals zu kleineren Prügeleien kam. Bei denen war Naruto bisher immer als Sieger hervorgegangen war, was noch zusätzlich an Sasukes Stolz nagte. Ich selbst betrachtete die beiden Streithähne immer mit einem Schmunzeln, da es mich sehr stark an die Zeit erinnerte, wo ich mich noch mit Obito gestritten hatte – und meistens sogar aus genau dem gleichen Anlass. Auch ich habe damals nicht viel von meinem Team gehalten und oft sogar absichtlich mit Obito kleinere Streitigkeiten begonnen. Bei Sasuke und Naruto schien dies ähnlich zu sein. Früh am nächsten Morgen erwachte ich. Trotz aller Unruhe in meinen Gedanken, musste ich wohl doch irgendwann eingeschlafen sein. Die kleine Höhle, in der wir uns niedergelassen hatte, bot eine gute Sicht auf den östlichen Horizont. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, doch lange würde sie nicht mehr auf sich warten lassen. Schnell weckte ich die Kinder, damit auch sie sich das bevorstehende Ereignis ansehen konnten. Viel zu selten bekam man im Leben eines Ninja etwas schönes zu sehen. Zu viel Leid, zu viel Tod befand sich auf unserem Lebenspfad. Allein was ich bereits an Blut vergossen hatte, reichte für mehrere Leben. Sobald man sich dessen bewusst wird, beginnt man automatisch die positiven Einflüsse aus der Umgebung aufzusaugen. Von den Menschen hielt ich mich vielleicht fern, so gut ich konnte, was ich stark meinen mittlerweile recht ausgeprägten Verlustängsten zuschrieb, doch so ein Sonnenaufgang war ein Naturphänomen, dass ich mir immer wieder gern ansah – und deshalb wollte ich es auch unbedingt mit meinem Team teilen. Während wir gemeinsam den Aufstieg der Sonne beobachtete, aßen wir unser Frühstück. Zwischendurch schaute ich kurz mal, was meine Genin machten. Sakura war völlig fasziniert und träumte vor sich hin. Es war klar, dass ihr dieser Anblick gefiel, sie war immerhin ein Mädchen. Auf der anderen Seite von mir saß Sasuke und tat eher unbeeindruckt, doch in seinen Augen konnte ich deutlich das Funkeln sehen, dass mir verriet, dass auch ihm dieser Anblick gefiel. »Und wie sieht es mit dir aus, Naruto? Gefallen dir die Sonnenaufgänge?« Wieder einmal waren meine Gedanken bei meinem Bruder angekommen. Ob er vielleicht auch irgendwo in diesem Wald saß, an einem sicheren Ort und von dort aus ebenfalls den Sonnenaufgang betrachtete? Ich hoffte es. Etwas anderes konnte und ich mir nicht vorstellen, ich wollte es auch nicht. Zu düster wurden meine Vorstellungen, wenn ich daran dachte, was ihm wären des Sturms alles zugestoßen sein könnte, weshalb ich sie auch sofort wieder verscheuchte. Ich durfte jetzt nicht daran denken, was alles passiert sein könnte. Vielleicht war auch gar nichts passiert und er hatte andere Gründe, warum er nicht ins Dorf gekommen war. Daran musste ich glaube, darauf musste ich hoffen. Die Minuten vergingen wie im Flug und letztlich schwebte die Sonne vollständig über dem Horizont, immer weiter an Höhe zunehmend und beleuchtete mit all ihrer Kraft den Wald vor uns. Dorthin begaben wir auch kurze Zeit später, um die Suche nach Naruto fortzusetzen. Wieder begaben wir uns auf eine stundenlange Suche, zu finden war jedoch nichts. Gegen Mittag hatten wir ein kleines, eher abgelegenes Waldstück erreicht und durchsuchten nun dort jeden Winkel. Kurze Zeit später hatten wir jedoch auch dieses Gelände bereits abgeschrieben. Wir hatten uns bereits dem nächsten Gebiet zugewandt und waren in dessen Richtung abgebrochen, als mir Pakkuns Fehlen auffiel. Einige Meter hinter uns war er stehen geblieben. Er schien abwesend und reagierte zunächst auch nicht auf meinen Ruf hin. Verwirrung lag in den Augen des kleinen Mopses, während er immer wieder seine kleine Schnauze schnüffelnd in die Luft hielt. „He Pakkun, was ist los? Witterst du etwas?“, fragte ich nochmal, als ich vor ihm in die Hocke ging. „Ich weiß nicht …“ Noch immer schien Pakkun recht verwirrt. Der Geruch musste ja wirklich ungewöhnlich sein, wenn es den Nin-Ken so beanspruchte. „… ich kann diesen Geruch nicht einordnen.“ Es dauerte nicht lang und auch die anderen Hunde hatten sich dazu gesellt. Schnuppernd hielten sie alle ihre Schnauzen in den winzigen Luftzug und versuchten den Geruch einzuordnen. „Riecht nach Schiss.“ „Nein, nach Blut.“ „Nach Honig.“ „Zuckerdrops!“ „Ich bin ja mehr für Fäkalien. Wie kommt ihr bitte auf das süße Zeug?“ Einige wenige Minuten diskutierten sie weiter, jeder hatte offenbar eine andere Meinung. Nur Pakkun hielt sich raus und gab keinen Kommentar dazu ab. Mein kleiner Mops hatte begonnen dem Duft zu folgen, da er nun offenbar wissen wollte, was diesen seltsam verwirrenden Geruch auslöst. Ich konnte beobachten, wie er auf einen kleinen Erdhügel zuging, auf welchem ein riesiger uralter Baum gewachsen war. Diesen Hügel umrundete er mehrmals und sah dabei recht konzentriert aus. Auf der hinteren Seite verschwand er dann und kam zunächst auch nicht wieder. Minuten vergingen, in denen die anderen Nin-Ken immer noch über den Geruch diskutierten und auf keinen gemeinsamen Nenner kamen. Plötzlich hörte man Pakkuns Stimme durch den Wald brüllen. „KAKASHI! KOMM SCHNELL HER, ICH HAB NARUTO GEFUNDEN!“ Die Hunde reagierten sofort und liefen der Stimme entgegen, während bei mir die Nachricht zunächst mal den Verstand erreichen musste. Kurz darauf setzte jedoch auch ich mich in Bewegung. Sakura und Sasuke folgten mir. Auf der anderen Seite des Hügels war von Pakkun jedoch nichts zu sehen. Verwirrt sah ich mich um. Wo war der Hund nur? Die anderen Nin-Ken hatte es ebenfalls gewundert, dass ihr Boss nicht zu sehen war. Ihnen viel es jedoch recht einfach, den kleinen Mops ausfindig zu machen, da sie nur seinem Geruch folgen mussten. Einer nach dem anderen Verschwand vor meinen Augen in einem kleinen Spalt zwischen einem kleinen Fels und dem Erdhügel. Gerade groß genug für ein Hund oder ein Kind. Für mich war es somit zu eng, doch auch an diesem Problem wurde schon gearbeitet. Vor dem Spalt hatten Uruhei und Buru bereits mit Grabungen begonnen, um den Eingang etwas zu vergrößern. Im Inneren der Höhle schienen Akino und Bisuke das Gleiche zu tun, wie ich anhand ihrer Stimmen vernehmen konnte. Wenige Minuten später schienen sie zufrieden und ließen nun auch uns in die Höhle. Unerwartet groß war die Baumhöhle. An vielen Stellen war die Wurzeln des alten Baumes zu erkennen, die sich schützend an den Wänden entlang schlängelten. Unsere Rucksäcke ließen wir am Eingang liegen, nur die Taschenlampen nahmen wir mit, da es sehr sehr dunkel war und wir nach wenigen Schritten schon nicht mehr die Hand vor Augen sehen konnten. Von der Haupthöhle ab gingen zwei Gänge, die sich beide langsam in die Tiefe senkten. Welchen wir nehmen muss, brauchte ich nicht zu fragen. Pakkun lief zielsicher durch die Gänge und folgte dem Geruch, während wir ihm folgten. Nie hätte ich gedacht, dass ein solch riesiges Geflecht aus Tunnelgängen sich im Wald befinden konnte. An vielen Abzweigungen und kleinen Hohlräumen kamen wir vorbei und der kleine Mops blieb nicht ein einziges Mal stehen. Er wusste genau, wohin er musste. Nach einigen Minuten konnte ich Wasserrauschen hören, wie von einem kleinen Bach, der sich in der Nähe befinden musste. Zwei Biegungen weiter konnte ich ihn auch sehen. Ein unterirdisches kleines Flüsschen zog hier durch das Höhlensystem, eine natürlicher Frischwasserlieferant für die Bewohner und unweit davon, an einer der Wände, da sah ich ihn! Ein riesiger Fuchs mit neun Schwänzen. Der Kyuubi, völlig frei von allen Ketten und Siegeln, die ihn halten könnten. Er lang an der Höhlenwand, ruhig und friedlich, als wäre es das normalste der Welt. Obwohl er lag, hatte er eine Körperhöhe, die meiner in etwa gleich kam. Sein Kopf lag auf dem Boden, die Ohren waren angelegt. Irgendwie sah er traurig aus. Die Schweife des Fuchses lagen überwiegend an der Seite, wedelten mal etwas an den Spitzen umher. Zwei von ihnen lagen jedoch eng an seinem Körper und schienen etwas zu bedecken. Pakkun hatte am Eingang des Raumes nicht gehalten, sondern war direkt bis zum Fuchs weitergegangen. Nach dem ersten kleinen Schrecken hatten auch die Genin ihren Weg fortgesetzt und standen bereits direkt vor dem riesigen Tier, dem dies alles recht egal zu sein schien. Offenbar war ich hier die einzige Person, die Unbehagen wegen dem Riesenfuchs verspürte. Der Kyuubi schien dies zu bemerken und sah mir für einen Moment direkt in die Augen, ehe er mich ansprach. „Hab keine Angst vor mir, nur weil ich jetzt größer bin, als sonst. Ich bin noch immer der gleiche Kurama, wie vor einigen Tagen.“ Viel zu verblüfft war ich über die Tatsache, dass der Fuchs wirklich der menschlichen Sprache mächtig war, als dass die übermittelten Informationen in meinem Kopf verarbeitet werden konnten. Der Fuchs konnte sprechen! Wenn man genau darüber nachdachte, war diese Reaktion darauf jedoch völlig lächerlich, denn immerhin konnten meine Nin-Ken auch sprechen. So unglaublich konnte es daher gar nicht sein, doch in diesem Moment war ich einfach nur... BUFF! »Moment mal? Meinte er gerade „der gleiche Kurama“? Das war doch der Name von dem … Fuchswelpen.« Und in diesem Moment schlug in meinem Kopf wortwörtlich der Blitz ein und ich hatte endlich begriffen, was der Fuchs mir sagen wollte. Er war der kleine Fuchs namens Kurama, den Naruto immer bei sich hatte. Und noch eine zweite Erkenntnis traf mich. Ich hatte nicht nur einen einfachen kleinen Fuchs gestreichelt, sondern den Kyuubi. Für einen kurzen Moment wurde mir extrem schlecht und extrem schwindelig, doch ich verdrängte beides. Was gäbe ich nicht alles dafür, in diesem Moment gleichermaßen unwissend zu sein, wie Sakura und Sasuke, die noch immer kein Plan hatte, was für einem Monster sie da gegenüber standen. Da half nur eines: Augen zu und durch! Und mit diesem Gedanken ging dann auch ich auf den neunschwänzigen Fuchs zu. Wie schon erwartet bedeckten zwei der Schwänze wirklich etwas. Sobald ich näher an das Tier herangetreten war, konnte ich Naruto erkennen, welcher an der Flanke des Fuchses lehnte, mit den Schweifen als Decke, der einem recht unruhigen Schlaf verfallen war. Vorsichtig lösten Kurama die Schwänze von dem Jungen, damit ich mich Naruto nähern konnte. Fast sofort begann er zu zittern, da seinem Körper nun die schützende Wärme fehlte, die ihn zuvor umgeben hatte. Schweiß lag auf seiner Stirn – und auch auf dem Rest seines Körpers, wie ich recht schnell bemerkte. Der Junge fieberte und das nicht gerade wenig, wie ich kurz darauf feststellte. Glühen wäre da schon korrekter. Neben mir konnte ich ein leises Jaulen vernehmen, welches ich trotz geringer Lautstärke deutlich dem Fuchs zuschreiben konnte. Das Tier schien traurig und besorgt, wirkte dadurch völlig anders, als man sich den Kyuubi eigentlich vorstellte. Etwas verwirrt war ich dadurch schon, doch versuchte ich mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Narutos Zustand war weitaus wichtiger. „Was ist passiert?“, wollte ich von dem Fuchs wissen, während ich meinen Bruder etwas genauer betrachtete. Irgend einen Grund musste es für das Fieber ja geben. „Ich weiß es nicht genau.“ Eine kleine Pause folgte, in welcher er über seine nächsten Worte nachzudenken schien. „Wir waren auf dem Weg zu dieser Höhle hier. Naruto hatte noch einige Male kurz angehalten und einige Beeren, Pilze und Wurzeln eingesammelt, da wir wussten, dass ein Gewitter aufzog. Ich war schon vor gelaufen und wartete nahe des Eingangs.“, berichtete Kurama von den Ereignissen vor dem Sturm. Bis dahin klang alles noch recht harmlos. Wie gesagt, bis dahin. Der restliche Bericht des Fuchses bereitete mir einige Sorgen. „Plötzlich stand er dann neben mir, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er sagte, er wäre angegriffen worden, doch von wem … keine Ahnung! Er roch nach Blut und noch etwas anderes, dass ich nicht identifizieren konnte. Wir sind direkt in die Höhle rein und hier zum Wasser. Eigentlich sollte er noch nach seiner Verletzung sehen, aber er ist dann einfach eingeschlafen und seitdem auch nicht wieder aufgewacht.“ Gezielt suchte ich nun nach Verletzungen an meinem Bruder. Kurama hatte Blut gerochen, doch so schwerwiegend konnte die Verletzung nicht gewesen sein. Der Boden um Naruto war sauber, weshalb der Blutverlust recht gering ausgefallen sein musste. Wenn es überhaupt Narutos Blut war, dass er gerochen hatte. Nachdem ich die Jacke geöffnet hatte, wurde ich auch recht schnell fündig. Ein großer blutiger Striemen zog sich seitlich über seinen Unterbauch, bis zum Oberschenkel des linken Beines hinab. Die Verletzung war nicht tief und es hatte sich bereits eine feste Kruste als getrocknetem Blut gebildet. Eigentlich kein Grund zur Besorgnis. Die gelblichen Flecken, die ich an einigen Stellen im Schorf erkennen konnte, verwirrten mich jedoch. Da ich selbst nur über grundlegende Erste-Hilfe Kenntnisse verfügte, konnte ich damit zunächst nicht viel anfangen. Aber in einem war ich mir sicher: Das war NICHT normal! Hier machte sich dafür nun Sakuras Fortbildung bezahlt. Ich hatte ihr aufgetragen, dass sie ihre Erste-Hilfe Kenntnisse erweitert, da es für ihre spätere Ausbildung zur Medi-Nin nützlich sein würde. „Das ist Eiter.“, offenbarte sie mir, da sie diese Flecken genau erkannt hat. „Narutos Verletzung hat sich entzündet, daher der Eiter und das Fieber. Wenn er nicht schnell richtig behandelt wird, kann sich das zu einer Blutvergiftung ausweiten.“ Wie eilig wir es nun hatte, dass wir ins Dorf zurück kamen, brauche ich ja wohl nicht erwähnen. Knapp zwei Stunden waren wir von der versteckten Höhle aus unterwegs, bis wir die Stadtmauern sehen konnten. Doch nun standen wir vor einem anderen Problem. Wohin mit Naruto? Würden sie ihm Krankenhaus wirklich behandeln? Nach allem, was ich über meinen kleinen Bruder mittlerweile wusste, vermutete ich eher das Gegenteil. Einige Minuten hatte ich noch Zeit, mit eine Lösung zu überlegen, dann würden wir das Tor erreichen. Ich entschied mich letztlich dafür, dass ich Sakura und Sasuke zum Hokage schickte, zusammen mit Pakkun. Sie sollte ihm erklären, was los sei und dass ich Naruto mit zu mir nachhause nehmen würde. Zudem sollten sie Fragen, ob es im Dorf einen Arzt gibt, der Naruto behandeln würde. Kaum hatten wir das Tor erreicht, machten sich meine Genin mit dem Nin-Ken auch schon auf dem Weg zum Dorfoberhaupt, während ich mit meinem Bruder den Heimweg antrat. Dort angekommen brachte ich Naruto sofort in das Gästezimmer. Kurama war nicht von seiner Seite gewichen und hatte unterwegs wieder Welpengröße angenommen. Jetzt jedoch brauchte ich kurz den großen Fuchs, damit ich Naruto für einen Moment an ihn anlehnen konnte. Bereitwillig half er mir und tat alles, um was ich ihn bat. Schnell richtete ich das Bett her und machte mich anschließend daran, meinen Bruder zu entkleiden. Dabei entdeckte ich noch eine zweite Verletzung, ein kleinerer Striemen, der sich über den rechten Arm zog. Auch auf diesem lag eine Blutkruste, in welcher ich zwei gelbe Flecken erkennen konnte. Anschließend zog ich ihm eines meiner älteren Shirts über. Es war etwas kleiner, als meine aktuellen Shirts, doch trotzdem war es viel zu groß für den 12jährigen Jungen. Im Anschluss daran legte ich Naruto in das Bett und deckte ihn gut zu, ehe ich mich in die Küche begab und kurz darauf mit einer Schale voll kaltem Wasser und einem Tuch wieder kam. Das Fieber musste gesenkt werde, doch wie hoch war es überhaupt? Auch das hatte ich einige Minuten später herausgefunden und wie ich es mir bereits gedacht hatte, war es deutlich zu hoch. Die Minuten vergingen, in denen ich das Tuch mehrmals auffrischte. Das Warten auf mein Team war zäh und schien Ewigkeiten zu dauern. Nach einer knappen halben Stunde klingelte es dann endlich an der Tür und es stand eine Person vor mir, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Kapitel 6: Das Geheimnis der Sannin ----------------------------------- Überrascht starrte ich die junge Frau vor mir an. Dem äußeren Erscheinungsbild nach musste sie in meinem Alter sein, doch ich wusste es besser. Ein Jutsu verbarg ihr eigentliches Alter, welches bald die 50 erreicht haben müsste. Oder hatte sie die 50 sogar schon überschritten? Ich war mir nicht sicher – und ich würde sicher nicht den Fehler begehen und danach fragen. „Hallo Kakashi. Überrascht mich zu sehen?“, grüßte sie mich mit einem wissenden Grinsen. Wie so oft schien sie meine Gedanken erraten zu haben. Dafür hatte sie früher schon ein beachtliches Talent gehabt. „Hallo Tsunade.“, grüßte ich zurück und ließ sie eintreten. Hinter ihr folgten meine Genin, mit schweren Taschen beladen und keuchten um die Wette. Mehr Glück konnte Naruto an diesem Tag wohl nicht mehr haben. Er war gefunden worden und bekam nun auch noch die mit Abstand beste Ärztin des Feuerreiches, die ihn freiwillig behandelte und alles gab, damit es ihm bald besser ging. Innerlich grinsend nahm ich Sakura die Taschen mit dem medizinischen Zubehör ab und brachte sie schnell in das Gästezimmer zu Tsunade, die bereits bei Naruto am Bett saß und sich meinen Bruder ansah. Stunden vergingen, in denen Tsunade sich um Narutos Verletzungen kümmerte. Immer an ihrer Seite war Sakura, die bereits davon wusste, dass sie von Tsunade zur Medi-Nin ausgebildet werden sollte. Wie ein Schwamm sog die junge Kunoichi alles Wissen auf und die Senju ließ es sich auch nicht nehmen, ihrer Schülerin alles zu erklären, während sie zusammen Narutos Wunden behandelten. Gegen Abend waren sie noch immer mit meinem Bruder beschäftigt. Mit Sasuke hatte ich die gesamte Zeit im Wohnzimmer gewartet, doch so langsam war ich des Wartens müde. Wir beschlossen daher, dass wir zusammen etwas kochten, da sicher auch die beiden Kunoichis mittlerweile ein übergroßes Loch im Magen haben mussten. In der Küche beschäftigte ich mich jedoch zunächst mit etwas anderem und holte mir die acht Fressnäpfe aus dem Schrank, die ich mit einem ganz speziellen Hundefutter füllte. Meine Nin-Ken benötigten normalerweise keine Fütterung von mir, da sie in ihrer Heimat genug zu essen bekamen, doch irgendwann hatte ich mal durch Zufall herausgefunden, dass dieses Spezial Futter den gleichen Stellenwert bei ihnen hatte, wie Schokolade bei uns Menschen, weshalb ich es seitdem als Belohnung nutze. Und so eine Belohnung hatten sich alle meine Hunde auch verdient. Sie hatten wirklich alles gegeben und waren die letzten Tage schon fast dauerhaft erschöpft, während wir nach Naruto suchten. Kaum hatte ich sie beschworen, stürmten sie auch sofort auf ihre Näpfe zu und holten sich ihre Belohnung. Kurz betrachtete ich sie dabei, dann half ich Sasuke, der bereits mit den Vorbereitungen begonnen hatte. Später beim Essen erfuhren wir von Tsunade, dass sie schon länger Kontakt zu Naruto hatte, wenn auch nur minimal. Offenbar lebte der Junge bereits seit er 5 Jahre alt war im Wald. Damals schon mied er möglichst jedes menschliche Wesen, weshalb es sehr schwer war, an ihn heranzukommen. Sie selbst hatte bei ihm keine guten Chancen gehabt, doch Jiraiya schien vergleichsweise gut mit Naruto klar zu kommen, hätte in der ersten Zeit auf ihn aufgepasst und ihm wohl auch viel beigebracht. Diese Informationen waren für mich sehr überraschend. So vereinsamt wie der Junge lebte, da hätte ich nicht gedacht, dass er Kontakt zu den beiden Sannin hatte. Und warum unternahmen sie nichts gegen diese Art zu leben? So ganz wollte das nicht in meinen Kopf. Zunächst wollte Tsunade jedoch nicht mehr dazu sagen. Wir sollten warten, bis Jiraiya da war, dem sie offenbar eine Nachricht gesandt hatte. Die Tage vergingen und der Zustand meines Bruders besserte sich nur langsam. Zwar hatte Tsunade die Entzündungen behandeln und eine Blutvergiftung verhindern können, doch das Fieber war nur gering gesunken. Die Fieberträume quälten ihn auch weiterhin. Wovon sie handelten konnte nicht einmal Kurama sagen. Mehrmals wurden sie derart schlimm, dass wir sogar versuchten, ihn mit Gewalt aus dem Schlaf zu zerren, jedoch bekamen wir ihn nicht wach, weshalb uns nichts anderes übrig blieb als zu zusehen. Wimmernd lag er dann vor uns, Tränen liefen seine Wangen hinab und sein Atem ging gequält, als würde er nicht richtig Luft bekommen. Sein ganzer Körper bebte und bäumte sich immer wieder auf, während seine Hände sich verkrampft ins Bettlaken krallten. Es war einfach schrecklich ihn so zu sehen und nichts dagegen tun zu können. Einige Male versuchte ich an weitere Details über Naruto zu kommen, doch Tsunade und auch Kurama weigerten sich beharrlich uns mehr zu erzählen. Wir sollten warten, bis Jiraiya eingetroffen war – und so schwer es mir auch fiel, mir blieb wohl nichts anderes übrig, als genau dies zu tun. Für mich war es unbegreiflich, dass jemand wie Jiraiya dazu fähig war, sich um ein Kind zu kümmern. Seine freundliche Art und der eher kindliche Charakter machten es ihm zwar einfacher zu einem Kind durchzudringen, doch war er als Vaterfigur schlichtweg ungeeignet. Für Erziehungsdinge hatte er keinerlei Verständnis und mit seiner perversen Art war er für jeden Minderjährigen in seiner Umgebung auf lange Sicht hin ein negatives Vorbild. Was dies Thema betraf, so konnte ich deutlich sagen: Ich spreche aus Erfahrung! Als Ninja und Lehrer war Jiraiya erstklassig. Er war es gewesen, der Minato zu einem herausragenden Ninja gemacht hatte. Der einst eher kränkliche Junge, der später zum berühmten Yellow Flash wurde und einige Jahre darauf zum Yondaime Hokage von Konoha. Leider waren an Minato auch einige Verhaltensweisen von Jiraiya haften geblieben. Diese wusste er zwar sehr gut zu verstecken, doch trotzdem hatte sich das perverse Denken in seinen Kopf gebrannt. Etwas, wofür er seinen Sensei manchmal sogar gehasst hatte. Auch an mir war dies nicht unbedingt spurlos vorbei gezogen. Hier in Konoha bin ich wohl einer der treusten Käufer von Jiraiyas Büchern, die bei der Menge an perversen Gedanken schon keinen Raum mehr für andere Dinge ließen. Schuld an meiner Sucht nach diesen Büchern (wie sollte es auch anders sein) war natürlich Jiraiya, der mir damals das erste Buch geschenkt hatte, obwohl ich eigentlich noch viel zu jung dafür war. Für Kindererziehung war Jiraiya daher aus meiner Sicht eher ungeeignet. Dauerhaft anwesend war während der gesamten Zeit Tsunade, die sich vorübergehend in meinem Schlafzimmer einquartiert hatte. Wirklich begeistert war ich davon zwar nicht, doch es war auch nicht sonderlich schlimm. Mein Sofa war sehr bequem und ich schlief auch nicht zum ersten Mal darauf. Die Nächte verliefen daher noch recht entspannt, wenn man von Narutos gelegentlichen Fieberträumen mal absah. Am Schlimmsten waren eigentlich die frühen Morgenstunden. Dies lag jedoch nicht an dem Sofa, wie schon gesagt, mein Sofa war sehr bequem. Schlimmer war es, plötzlich eine Mitbewohnerin des anderen Geschlechts zu haben. Ich war es einfach nicht gewöhnt, dass sich in meiner Wohnung noch andere Personen befanden – mal abgesehen von Asuma, der gelegentlich zu mir flüchtete, wenn er sich mit seiner Freundin in der Wolle hatte. Wer sie war, wusste ich damals nicht und es hatte mich auch bis Dato auch nie interessiert. Zurück zu Thema. Den ersten Morgen, nachdem Tsunade mein Schlafzimmer blockierte, betrat ich nichts ahnend die Küche um Kaffee zu kochen. Kaum hatte ich die Maschine fertig und den Schalter betätigt, dreht ich mich zur Tür und stand Tsunade gegenüber. Sie trug nichts weiter als ein viel zu kurzes Shirt, welches ihre überdimensionale Oberweite nur notdürftig bedeckte und einen guten Einblick in die tieferliegenden Körperregionen zuließ. Sie selbst war sich dessen offensichtlich nicht bewusst, da sie noch einen äußerst verschlafenden Eindruck machte und kaum dazu fähig war, die Augen offen zu halten. Bei diesem Anblick wurde mir schmerzlich bewusst, wie extrem mich Jiraiyas Bücher mittlerweile doch geschädigt hatten. Meine Gedanken bei diesem wahrhaft göttlichem Anblick, waren alles andere als jugendfrei. Mir war sogar kurzzeitig entfallen, welche Frau ich da vor mir stehen hatte. Eine eindeutig einzuordnende Regung meinerseits, welche leider Gottes innerhalb meiner Hose stattfand, bracht macht dann doch recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich konnte spüren, wie mir die Schamröte ins Gesicht schoss, während ich mich krampfhaft auf Tsunades Augen fixierte, um bloß nicht nochmal mit meinem Blick abwärts zu wandern. Bisher schien die Senju noch nicht viel von meiner Reaktion bemerkt zu haben. Sie stand noch immer schlaftrunken in der Tür, rieb sich den Schlaf aus den Augen und war gedanklich eindeutig noch im Traumland. Aber irgendwie hatte ich so eine Ahnung, dass dies nicht mehr lange so bleiben sollte … Es war sehr gut zu beobachten, wie Tsunades Verstand mit jeder Sekunde etwas wacher wurde. Ihre Augen hatten mich mittlerweile auch wahrgenommen und schienen meinen Körper zu erkunden – wodurch ich nochmal etwas an mehr an rötlicher Verfärbung zunahm, denn auch ich hatte nicht sonderlich viel an! Bis auf eine hautenge Boxershorts, war da nichts an meinem Körper. Da ich leider auch selbst vergessen hatte, dass Besuch vom anderen Geschlecht anwesend war, hatte ich mir nichts übergezogen und … Oh, verdammt! In meinem Aufzug war meine Beule in der Hose mehr als deutlich zu erkennen. Offenbar war dies auch Tsunade aufgefallen, was bei ihr sämtliche Gehirnzellen auf einmal erwachen ließ. Zunächst starrte sie verwundet auf die recht ausgeprägte Wölbung in meiner Shorts, anschließend in mein Gesicht. So halb bemerkte ich, wie ihre Hände sich bewegten. Doch was genau sie tat, konnte ich nicht sagen, da ich mich noch immer angestrengt darauf konzentrierte, Tsunade in die Augen zusehen und NICHT auf in die recht freizügigen tieferliegenden Regionen ihres Körpers. Es dauerte keine zwei Sekunden, da war auch Tsunade knallrot angelaufen und verschwand fluchtartig aus der Küche. Ihre Abwesenheit nutze ich nun erst mal, um ordentlich durchzuatmen. Scheinbar hatte ich die gesamte Zeit über die Luft angehalten. Darauf begab ich mich zunächst zurück ins Wohnzimmer, um mir Jogginghose und Shirt über zuziehen. Uns beiden war das Ereignis in der Küche so peinlich, dass wir es tot schwiegen. Es wurde ganz einfach nicht erwähnt – und doch hatte es seine Wirkungen hinterlassen. Tsunade schien die Tage darauf immer doppelt sicher zu gehen, dass sie auch auf jeden Fall etwas anhatte und ich schlief direkt in Jogginghose und Shirt. Zudem ging ich immer zuerst ins Bad, nachdem ich feststellen musste, dass Tsunade ganze zwei Stunden brauchte, um sich morgens fertig zu machen. Diese ungewollte Peinlichkeit hatte bei mir aber auch noch etwas anderes hinterlassen – und zwar Erkenntnis. Mir war endlich klar geworden, warum Minato früher immer auf Jiraiya geschimpft hatte, nachdem er einer attraktiven Frau begegnet war. Ich wollte gar nicht wissen, wie schlimm es für ihn damals gewesen sein musste. Immerhin hatte er viel mehr Zeit mit Jiraiya verbracht und dessen perversen Verstand noch weit mehr übernommen. Das zu verbergen musste unglaublich schwer gewesen sein. Für mich war es jetzt das erste Mal gewesen, dass ich mit so einer Situation konfrontiert wurde. Hätte eine andere Frau vor mir gestanden, wäre ich vielleicht nicht einmal abgeneigt gewesen, doch bei Tsunade? Mir war es schon peinlich genug, dass ich überhaupt auf sie reagiert hatte. Ich konnte und wollte mir auch nicht vorstellen, dass da etwas laufen könnte. Sie war immerhin um die 50 und somit fast doppelt so alt wie ich. Alt genug, um meine Mutter zu sein. Allein der Gedanke daran war … abstoßend! Es war bereits der vierte Tag angebrochen, seitdem ich Naruto in meinem Gästezimmer einquartiert hatte. Noch immer fieberte er, doch es war lange nicht mehr so schlimm, wie an den Tagen davor. Auch hatten seine Fieberträume endlich an Intensität abgenommen, sodass sie sich nun ausschließlich mit einem leicht unruhigen Schlaf äußerten. Wie jeden Tag waren Sakura und Sasuke bei uns und hofften auf Narutos baldiges Erwachen. Oft saßen die beiden Kunoichis zusammen bei Naruto am Bett und redeten über medizinische Dinge. Von Beginn an war Sakura in die Krankenpflege mit einbezogen worden, damit sie praktische Erfahrung sammelte. In dieser Zeit beschäftigte ich mich mit Sasuke, der in all den Jahren in denen ich mich um ihn kümmern sollte, doch etwas zu kurz gekommen war. Da ich sonst überwiegend mit ihm trainierte, beschäftigten wir uns zur Abwechslung mal mit was anderem, was den jungen Uchiha doch etwas wunderte. Er kannte es immerhin nicht von mir. Zuerst versuchten wir es mit reden, doch da fehlte uns schon nach kurzer Zeit der Gesprächsstoff. Wir hatten beide Dinge erlebt, über die wir nicht reden wollten und was andere Themen betraft, so mangelte es uns an Anhaltspunkten. Einzig interessantes Thema war Narutos Leben über das wir beide leider viel zu wenig wussten. Letztlich gaben wir es auf und beschränkten uns auf den üblichen Smalltalk, während wir uns mit Kartenspielen die Zeit vertrieben. Oder wir lasen in einem Buch. Bücher hatte ich ja zu genüge, weshalb ich Sasuke dann einfach eines davon in die Hand drückte. Und Nein! Es war keine von den perversen Geschichten. Ich hab auch normale Bücher. Die sind alle noch aus der Zeit, wo ich von Minato hin und wieder mal ein Buch bekommen hatte. Ich habe da die verschiedensten Geschichten. Die Winnetou Bücher von Karl Mai zum Beispiel habe ich früher sehr gern gelesen. Auch an diesem Tag saßen wir beide wieder mit unseren Büchern im Wohnzimmer, während Tsunade ihren medizinischen Unterricht mit Sakura fortsetzte und dabei ein Augen auf Naruto hatte. In einer extrem spannenden und äußerst perversen Szene, die ich gern ungestört zu Ende gelesen hätte, klingelte es an der Tür. Grummelnd legte ich mein Buch zur Seite, um den Störenfried zu empfangen. „Wo ist er?“, kam mir sofort entgegen, als ich die Tür öffnete. Vor ihr stand Jiraiya. Seinem Erscheinungsbild nach war er völlig fertig und hatte sich extrem abgehetzt, um schnellstmöglich hier einzutreffen. Schnaufend stand er vor mir, lehnte mit erhobenem linken Arm am Türrahmen und wartete mit einem äußerst besorgtem Blick auf eine Antwort. „Letzte Tür hinten links.“, antwortete ich auf seine Frage und ließ ihn anschließend passieren. Trotz seines erschöpften Zustandes hatte es Jiraiya unglaublich eilig zu seinem Schützling zu kommen, sodass er regelrecht an mir vorbei hechtete und in meinem Gästezimmer verschwand. Verwundert sah ich ihm nach, während ich die Tür wieder schloss. Hätte Tsunade nicht erwähnt, dass Naruto von Jiraiya betreut wurde, so hätte ich wohl nicht einmal eine Ahnung gehabt, warum der Mann überhaupt vor meiner Tür stand. Noch immer hegte ich Zweifel bezüglich Jiraiyas Erziehungsstil, doch an Fürsorge fehlte es meinem Bruder offensichtlich nicht. Dass sich jemand derart abhetzte, nur um meinem verwundeten und kranken kleinen Bruder zu besuchen, der von so ziemlich jedem in diesem Dorf verachtet und gemieden wurde, überraschte mich etwas. Nicht einmal der Hokage hatte Naruto einen Besuch abgestattet. Und dass, obwohl er die einzige Person neben meinem Team und Tsunade war, der wusste, dass Naruto sich in meiner Wohnung befand und verletzt war. Langsam trottete ich Jiraiya nach und blieb im Türrahmen des Gästezimmers stehen. Es war seltsam den Mann bei Naruto zu sehen. Es hatte Ähnlichkeit mit dem einen Mal, wo ich Minato längere Zeit Krank erlebt hatte. Damals war ich noch ein kleines Kind und lebte noch nicht sehr lang bei meinem Sensei. Auch da waren Jiraiya und Tsunade jeden Tag bei uns, pflegte Minato gesund, während Kushina versuchte mich abzulenken. Das war keine Einfache Zeit gewesen. Der Tod meines Vaters lag noch nicht sehr lang zurück und Minato derart geschwächt zu sehen, trug nicht unbedingt zu meiner Besserung bei. Ich kann mich noch wage daran erinnern, dass ich damals über mehrere Monate kein Wort von mir gegeben habe. Aber gut, dass war damals. Diesmal handelte es sich nicht um Minato, sondern um dessen Sohn Naruto. Und dem kleinen Blondschopf ging es schon bedeutend besser, als es noch vor einigen Tagen der Fall war. Seufzend ließ sich Jiraiya in den Sessel in meinem Wohnzimmer fallen. Nach einem kleinen Gespräch, welches er nur mit Tsunade und Kurama führen wollte, war er zu mir und meinem Team ins Wohnzimmer gekommen. Auch Tsunade folgte kurz darauf und setzte sich zu Sakura auf das zweite Sofa. Dass Kurama ebenfalls dazu kam, bezweifelte ich stark. Der Fuchs hatte sich in der Zeit hier nicht einen Millimeter von Naruto weg bewegt. Er war der stille Wachposten, der sich nur dann meldete, wenn etwas mit meinem kleinen Bruder war. Eine Weile saß der Sannin dort, sowohl regungslos wie tonlos. Den Kopf hatte er auf dem Polster der Rückenlehne abgelegt und starrte Löcher in die Gegend, überwiegend in die Zimmerdecke. Woran er wohl dachte? Seine Stirn konnte ich leider nicht sehen, da sie von einem Band verdeckt wurde auf deren metallenen Plakette das Kanji für Öl zu lesen war, aber ich war mir sicher, dass er angestrengt über etwas nachdachte. „Danke Kakashi.“, war das Erste, was man nach einigen Minuten völliger Stille von ihm zu hören bekam. „Danke, dass du Naruto als Schüler angenommen hast, obwohl Teams überhaupt nicht dein Ding sind. Danke, dass er dir nicht egal war und du ihn suchen gegangen bist.“ Nach den Worten von Jiraiya fühlte ich mich zunächst noch schlechter. Immerhin hatte ich mich zunächst geweigert den Jungen als Schüler anzunehmen. Obwohl ich für gewöhnlich nichts auf den Dorftratsch gab, hatte ich mich davon beeinflussen lassen, statt mir eine eigene Meinung zu bilden. „Ich wollte ihn zuerst gar nicht.“, gab ich daher kleinlaut zu. Mir war es lieber, dass die Sannin sofort und von mir selbst davon erfuhren, als später vom Hokage. Den Zorn dieser beider Personen wollte ich nicht unbedingt auf mich ziehen und so ließen sie sich vielleicht noch besänftigen. „Das ganze Team wollte ich nicht. Mit Sakura und Sasuke konnte ich mich ja noch anfreunden, aber Naruto? Nein! Ihn wollte ich auf keinen Fall.“ Wie schon erwartet, waren sie davon nicht unbedingt begeistert. Aber sie waren auch neugierig und wollten daher wissen, wie es zu meinem Sinneswandel kam. „Durch was hat deine Meinung geändert?“, fragte mich nun Tsunade, mit der ich in den letzten Tagen schon öfter kleinere Gespräche hatte. Sie wusste daher, wie sehr ich mittlerweile an Naruto hing. „Das Foto in seiner Akte.“, deutete ich an und versuchte mich genauer an die Situation von vor 4 Wochen zu erinnern. „Ich konnte Minato in ihm erkennen. Aber das Erste, was mir an Narutos Foto auffiel, waren seine Augen. Sie haben die gleiche Form und das gleiche Blau, wie bei Minato, doch sie strahlten nicht. Eher schienen sie matt und traurig, wie bei einer Person, die zu viel Leid erfahren hat. Das Foto hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich das Team haben wollte. Letztlich war es aber seine Geburtsurkunde es, die mich dazu überredete meine Meinung zu ändern.“ „Dann hast du unser Team nur wegen Naruto übernommen? Ich hatte eigentlich gedacht, du machst es für meinen Bruder und dein Versprechen an ihn.“ Mit großen und erstaunten Augen hatte Sasuke mich angesehen, während er dies sagte. Er war wohl wirklich davon ausgegangen, dass ich wegen ihm zum Sensei wurde. Seufzen ließ ich meinen Kopf auf das Polster der Rückenlehne sinken. Was sagte ich dem Jungen jetzt nur? An sich hatte er mit der Feststellung ja recht, doch völlig enttäuschen wollte ich ihn auch nicht. „Ja, es stimmt. Ich mache es wirklich nur für Naruto. Aber eines musst du mir bitte glauben Sasuke. Ich bin echt froh, dass auch du in diesem Team bist.“ Für einen kurzen Moment konnte ich ein Lächeln bei dem kleinen Uchiha entdecken, doch so schnell wie es sich gezeigt hatte, so schnell war es auch wieder verschwunden. „Und warum Naruto?“, fragte er nun weiter und versuchte sich gleich darauf für die Frage zu rechtfertigen. „Ich bin jetzt nicht eifersüchtig oder so. Ich würde es nur gern verstehen.“ Es war ganz natürlich, dass Sasuke diesen Grund wissen wollte. Er kannte mich immerhin schon einige Jahre und wusste um meine Eigenarten. Dass mir ein eigentlich völlig fremder Junge plötzlich wichtiger war, als er, dass musste daher einen Grund haben. Ob ich ihnen diesen Grund vielleicht jetzt schon nennen sollte? Ich entschloss mich dafür. „Könnt ihr beide euch noch an unsere Vorstellungsrunde erinnern?“, fragte meine beiden Schüler und bekam von beiden ein Nicken. „Wo Naruto mich quasi dazu gezwungen hat, mehr über mich preis zu geben, als nur meinen Namen?“ Erneut nickten beide und Sasuke schien nun auch verstanden zu haben, worauf ich hinaus wollte. „Du sagtest, du hättest einen Bruder, der nicht weiß, dass du sein Bruder bist und dass du ihm es auch nicht sagen darfst. Meintest du damit Naruto?“ „Ja. Naruto ist mein kleiner Bruder.“ Die Antwort reichte Sasuke offenbar, denn er fragte nicht weiter. „Ich hatte selbst erst an dem Tag erfahren, dass ich einen Bruder hab. Wieso eigentlich? Wenn ihr beide die ganze Zeit von Naruto wusstet, warum habt ihr mir nie von ihm erzählt? Warum habt ihr ein Geheimnis daraus gemacht?“, stellte ich nun meine Frage an die Sannin. Seit Tagen schon wunderte ich mich darüber und ich war sogar selbst etwas davon überrascht, wie enttäuscht ich bei meiner Frage klang. Warum nur hatten sie es nicht für nötig gehalten, mir von Naruto zu erzählen? Dabei wussten sie genau von meiner familiären Bindung zu Minato. Beide Sannin warfen sich einen recht langen und wissenden Blick zu. Es hatte etwas von einer stummen Unterhaltung. Gedankenübertragung, die über Augenkontakt geführt wurde. Ob sie wirklich dazu fähig waren, konnte ich nicht sagen, doch in diesem Moment, hatte es deutlich den Anschein. „Damals waren wir selbst dagegen, dass man es dir verheimlicht, doch der Entscheidung des Rates mussten auch wir uns fügen.“, begann schließlich Tsunade mit einer Erklärung und seufzte darauf. Sie hatte wohl geahnt, dass dieses Thema irgendwann angeschnitten wurde. Für weitere Worte reichte jedoch nicht die Zeit. Kuramas Ruf aus dem Gästezimmer lenkte unsere Aufmerksamkeit auf Naruto. So schnell wie beide Sannin dorthin verschwunden waren, hatte ich gar nicht reagieren können. Etwas langsamer folgte ich ihnen zu Naruto, während Sakura und Sasuke im Wohnzimmer zunächst warteten sollten. Lang stand ich im Türrahmen meines Gästezimmer und lehnte mich dort an. Unweit von mir befand sich Tsunade, die ebenfalls an der Wand stand und so wie auch ich, nichts weiter tat, als Jiraiya und Naruto zu beobachten. Der Junge stand völlig neben sich. Derart emotional hatte ich ihn bisher nicht erlebt, wenn man mal von den Fieberträumen absah, bei denen wohl niemand seine Emotionen verbergen könnte. Jiraiya hatte ihn auf dem Schoss, umarmte ihn und strich ihm dabei beruhigend über den Rücken, während Naruto sich in das Hemd des Sannin krallte und hemmungslos weinte. Was genau der Mann ihm erzählt, damit mein Bruder sich wieder beruhigte, konnte ich nicht sagen. Viel zu leise wurden die Worte gesprochen, als dass ich sie hätte hören können, doch es schien zu helfen. Nach einer knappen halben Stunde hatte sich Naruto nicht nur wieder beruhigt, er war auch in Jiraiyas Armen eingeschlafen. Vorsichtig wurde er von diesem nun wieder richtig ins Bett gelegt und zugedeckt, ehe der Mann uns wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. „Wir hatten recht mit unserer Vermutung.“, meinte er schließlich und sah dabei speziell Tsunade an. Wovon die Rede war, konnte ich nicht einmal erahnen. Ich vermutete jedoch, dass es mit dem Gespräch zusammen hin, was sie zuvor schon geführt hatten, während ich mit Sasuke und Sakura im Wohnzimmer wartete. „War es gezielt oder Zufall?“ Besorgnis zeigte sich in Tsunades Blick, als sie diese Frage stellte. Noch immer wusste ich nicht, worum es ging. Als wenn sie gezielt versuchten, das Thema auszudiskutieren, ohne es beim Namen zu nennen. „So wie ich es verstanden habe, war er wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie wurden entdeckt und wollten den Zeugen auslöschen.“ Diese Antwort von Jiraiya gab mir zumindest etwas Aufschluss darüber, worum es ging. Sie schienen über den Angriff auf Naruto zu reden, durch welchen er überhaupt erst Krank geworden war. Beide schienen darauf nachdenklich. Meine eigenen Gedanken arbeiteten nicht weniger, jedoch fehlten mir noch immer Einzelheiten, die mir bisher offenbar absichtlich verschwiegen wurden. „Wenn er nicht der Grund war, was wollten sie dann hier?“, hörte ich Tsunade neben mir fragen. Zwar wusste ich noch immer nicht, wer SIE waren, doch berechtigt war die Frage auf jeden Fall. „Nichts gutes, soviel ist sicher.“, antwortete nach einer kurzen Pause Jiraiya. Wenn er schon so dachte, dann konnte es sich nur um Feinde Konohas handeln. Und in dieser Hinsicht konnte ich ihm nur recht geben. Gutes hatten sie sicher nicht im Sinn. Durch diese rätselhafte Diskussion interessierte es mich jetzt allerdings um so mehr, von wem Naruto angegriffen wurde. „Könnt ihr mich vielleicht mal aufklären?“ Zunächst bekam ich von beiden Sannin einen abschätzenden Blick zugeworfen, ehe sich sich wieder einmal über Augenkontakt zu beraten schienen. Dieses stumme Gespräch ging wieder über mehrere Minuten, ehe sich Tsunade schließlich dazu bereit erklärte, mir einige Details zu geben. „Ich habe nicht nur Narutos entzündete Wunden behandelt. Ich habe ihm (von euch unbemerkt) auch noch ein Gegengift verabreicht. Nur Kurama wusste davon. Seine Fieberträume wären unter normalen Umständen nie so schlimm gewesen. Nur durch das Gift in seinem Körper hatte es ein so extremes Ausmaß.“ Erstaunt betrachtete ich darauf die Senju und einmal mehr in den letzten Tage war ich froh, dass sie es war, die Naruto gesund pflegte. Sie war nicht nur die beste Medi-Nin, wenn es darum ging Verletzungen zu heilen, sie war in allen Bereichen die Beste. Speziell in Bezug auf Gegengifte gab es absolut niemanden, der ihr das Wasser reichen konnte. „Es gibt nur eine Person, die dieses Gift herstellt kann und seine Anhänger nutzen es nur selten Kampf. Meistens, wenn sie Spionage betreiben.“, erklärte Jiraiya weiter. Irgendwie wollte ich den Namen dieser Person nicht wissen und doch wusste ich, dass ich ihn gleich erfahren sollte. Leider sollte meine Gefühl reicht behalten. „Orochimaru!“, war der Name, welcher nach kurzer Zeit noch von Jiraiya gesagt wurde. Kapitel 7: Warum hasst ihr mich nicht? -------------------------------------- Auch am folgenden Tag geisterte mir dieser Name noch durch die Gedanken. Viel konnte man mit dem Mann verbinden, der sich Orochimaru nannte. Einst war er ein Ninja unseres Dorfes. Er war ein geachteter und starker Shinobi, bildete ein Team Tsunade und Jiraiya. Sie waren die legendären drei Ninja, die Sannin. Alle samt Schüler unseres dritten Hokage. Doch irgendwann veränderte sich Orochimaru. Er wurde machtgierig und widmete sich fragwürdigen Experimenten. All seine Zeit steckte er in seine Forschungen. Als der Hokage dies herausfand, wurde Orochimaru aus dem Dorf verbannt. Seitdem galt er als Feind Konohas. Der verbannte Sannin, dessen Ruf fast so schlimm war, wie es einst der von Madara Uchiha war. Er soll sein eigenes kleines Imperium gegründet haben, welches Gerüchten nach seinen Sitz im Reisreich hatte. Eine Bestätigung dafür bekamen man jedoch nicht, da sämtliche darauf angesetzte Ninja bei ihren Nachforschungen verschwanden. Mit dem Schlangenninja hatte sich Konoha einen sehr mächtigen Mann zum Feind gemacht. Wenn seine Anhänger in der Gegend um Konoha unterwegs waren, so konnte das nur heißen, dass sie die Lage des Dorfes ausspionierten und weit schlimmeres würde bald folgen. Körperlich hatte Naruto sich mittlerweile wieder erholt, doch um seinen Verstand machten wir uns trotzdem sorgen. Nur wenige hatten bisher die Gifte von Orochimaru überlebt und nur in den seltensten Fällen blieb dies ohne weitere Nebenwirkungen. Die Fieberträume war ein eindeutiger Beweis dafür, dass seine Toxine auch auf die Psyche eine starke Wirkung hatten. Das erste Erwachen am Vortag war jedoch offenbar aus einem anderen Grund mit Schrecken für den Jungen begleitet worden. Laut Jiraiya hatte Naruto schlichtweg Angst bekommen, weil er sich in einem Zimmer befand und in einem Bett lag. So gut der Kleine es auch verstecken kann, er hat Angst vor dem Dorf. Menschenmassen und das Innere von Gebäuden haben sogar noch eine weit erdrückende Wirkung auf ihn, wodurch seine Angst noch weiter ansteigt. Seine letzten Erinnerungen nach befand er sich im Wald und nun plötzlich woanders zu sein, woanders aufzuwachen, dass hat ihn verschreckt. Darauf war er nicht vorbereitet. Auch an diesem Tag saßen wir alle wieder beisammen. Seit der kurze Wachphase am Vortag hatte Naruto wieder geschlafen. Er war immer noch sehr geschwächt, was unter anderem an der Vergiftung lag. Selbst mit der Heilkraft eines Bijuus steckte man die Toxine des verbannten Sannins wohl nicht so einfach weg. Erneut hielt Kurama an Bett des Jungen wache, während wir anderen uns im Wohnzimmer befanden. Viele Dinge erfuhren wir an diesem Vormittag. Vom ersten halbem Jahr aus Narutos Leben, wo offenbar beide Sannin für den Jungen verantwortlich waren, bis hin zu der Zeit, wo Naruto im Alter von 5 Jahren in den Wald ausgewandert war, weil er das Leben im Dorf nicht mehr ertrug. Seine Art zu Leben, seine schlechten Erfahrungen mit dem Dorf, seine Ängste. Es war viel zu viel auf einmal, um alles richtig begreifen zu können. Die damaligen Beobachtungen von Jiraiya und Tsunade waren ähnlich erschreckend, wie jene, die ich selbst im Laufe der letzten Wochen als Narutos Sensei machen musste. Damals schon zeigte sich, wie sehr er die Menschheit ablehnte, weil er über keinerlei positive Erfahrungen mit den Dorfbewohnern verfügte. Sie hatten es schwer einen neuen Zugang zu ihm zu finden, da er aus Furcht vor erneuter Prügel selbst ihre freundlichen und gutmütigen Kontaktversuche ablehnte. Niemanden hatte es interessiert, als der Junge dann plötzlich verschwunden war. Bis auf Jiraiya, Tsunade und dem Sandaime Hokage hatte es nicht einmal jemand bemerkt, dass er fehlte. Alle gingen sie noch immer davon aus, dass Naruto in der kleinen heruntergekommenen Müllhalde von Wohnung lebte. Auch die Sannin hatten damals einige Tage suchen müssen, ehe sie Naruto gefunden hatten. Offenbar war der Kontakt zu Kurama schon sehr stark und der Fuchs beschützte das Kind, an welches er gebunden war. Der Kyuubi, das einzige Wesen, dem mein Bruder wirklich vertraute. Es war schon seltsam, dass ausgerechnet das allseits verschrieene Monster einen besseren Zugang zu ihm haben sollte, als die Menschen ihn hatten. Doch warum auch nicht? Der Fuchs gab sich nicht einmal halb so monströs, wie er beschrieben wurde. Er war freundlich, fürsorglich und hatte besonders Naruto gegenüber einen starken Beschützerinstinkt. Kein Wunder, dass sich der Junge bei ihm wohler fühlte, als unter den Dorfbewohnern. Zur Mittagszeit erwachte Naruto erneut. Diesmal blieb er weitgehendst ruhig, auch wenn man ihm Misstrauen und Skepsis deutlichen ansehen konnte. Bis auf Kurama, der bei ihm auf dem Bett lag und Jiraiya, der auf der Bettkante saß, durfte sich ihm niemand nähern. Selbst Tsunade wurde nur kurz eine Untersuchung gestattet, ehe sie sich wieder zurückziehen musste. Der Junge vertraute auch ihr zu wenig, um sie über längere Zeit in seine Nähe zu dulden. Ich war mir fast sicher, dass die Senju es innerlich sogar etwas genossen hatte, also Naruto so krank und hilflos war. Endlich konnte sie ihm mal etwas näher sein, als sie es gewohnt war. Zwar war sie sehr froh darüber, dass es ihm wieder besser ging, doch ich konnte auch ihren Schmerz erkennen, als sie zu uns anderen zurückkehrte und sich neben mir an die Wand lehnte. Tsunade kam nicht besonders gut damit klar, dass sie nicht bei ihm bleiben durfte. Misstrauisch wanderten Narutos Blicke umher, während er ungewöhnlich langsam an seinem trockenen Toast knabberte. Jede Person im Raum war ihm bekannt und doch hatte er noch immer Angst. Durch Kuramas Nähe fühlte er sich aber auch sicher, weshalb er uns die Anwesenheit zumindest genehmigte. Lange Zeit wurde kaum ein Wort gesprochen – und wenn doch, dann waren es überwiegend Jiraiya und Kurama, von denen einige Worte zu hören waren. Zu Anfang hatte Naruto nur wissen wollen, wo er war und wer ihn gefunden hatte. Nachdem sein Fuchs ihm dies beantwortet hatte, war es wieder ruhig. Der Junge beobachtete uns aus dem Augenwinkel heraus und traute sich nicht uns direkt anzusehen. Für mich hatte es zudem den Anschein, als wäre er angestrengt am Nachdenken. Bei all seinen schlechten Erlebnissen kam er nicht so einfach damit, dass sich jemand freiwillig auf die Suche nach ihm gemacht hatte – und dann auch noch aus dem Grund, dass man sich Sorgen um ihn machte. Für ihn war es unverständlich, dass jemand so handelte, da ihn alle anderen in diesem Dorf sich immerhin eher freuen würden, wenn es ihn nicht mehr gäbe. Trotzdem schienen noch immer gewisse Sehnsüchte in ihm vorhanden zu sein. Er wollte Freunde und Personen, denen er vertrauen kann. Er wollte beachtet und respektiert werden, hatte aber nicht genug Selbstvertrauen, um dafür zu kämpfen. Leider wusste Naruto zu gut, warum man ihn im Dorf ablehnte. Den Kampf um Respekt hatte er daher aufgegeben und sich abseits ein halbwegs ruhiges Leben aufgebaut. An einem Ort, wo man er nicht von den Menschen enttäuscht. Das plötzliche positive Interesse einiger weniger Personen hatte ihn damals schon verschreckt, als er Jiraiya und Tsunade kennenlernte. Als Resultat daraus war er in den Wald ausgewandert. Laut Jiraiya war es gut möglich, dass er sich erneut aus purem Selbstschutz zurückzieht und sich noch weiter verschließt, als er es sowieso schon tat. Allerdings war er jetzt auch etwas älter und stärker, wodurch er mit den richtigen Personen in seinem Umfeld, sich vielleicht auch etwas öffnen würde. Seine Bindung zu Kurama war stärker den je und auch körperlich wusste er sich zu wehren, wenn es notwendig sein sollte. Möglich also, dass er es vielleicht riskiert. Vorausgesetzt wir liefern ihm gute Gründe dafür, warum wir ausgerechnet mit ihm befreundet sein wollen. Für Naruto muss es schon nachvollziehbar sein, sonst würde er sich nie dazu bereit erklären. Mehr als eine Stunde saßen oder standen wir in meinem Gästezimmer, warteten auf eine Reaktion oder ein Wort von Naruto. Wir wollten mit ihm reden, doch Jiraiya hatte uns gebeten, dass wir ihn nicht überfallen. Er muss von selbst den Anfang machen. Schließlich war es dann soweit. Der Junge forderte uns auf, etwas zu sagen. „Warum hasst ihr mich nicht?“, wollte mein Bruder wissen. Er klang traurig und auch etwas ängstlich, als er diese Frage stellte. Es war offensichtlich, dass er dem Braten nicht traute. Noch konnte er nicht glauben, dass es wirklich Menschen geben sollte, die keine Abneigung gegen ihn hatten. Zu oft war er in frühster Kindheit enttäuscht worden. Selbst Jiraiya wurde trotz der vergleichsweise guten Bindung zu Naruto immer wieder zurückgedrängt, wenn es dem Jungen zu viel wurde. „Wir haben dich nie gehasst, Naruto. Du weißt das, denn ich habe es dir schon oft gesagt. Tsunade und ich haben dich all die Jahre immer beschützt und nie verraten, wo du bist.“, antwortete der Sannin zuerst auf die Frage hin. Da er und Tsunade über die engere Bindung zu Naruto verfügten, wollte er wohl zunächst seine persönlichen Gründe abklären. Wer weiß? Vielleicht war es dadurch im Nachhinein sogar einfacher für mich, eine Bindung aufzubauen, wenn mein Bruder zwei Personen an seiner Seite hatte, die diesen Kontakt unterstützten. Wirklich verstehen konnte Naruto es dennoch nicht, warum sie ihn nicht ablehnten. „Aber warum? Jeder in diesem scheiß Dorf hasst mich, warum tut ihr es nicht? Warum halten euch nicht einmal meine ständigen Abweisungen von mir fern? Was ist der Grund dafür, dass ihr immer wieder versucht mir näher zu kommen?“ Seine Fragen klang schon fast verzweifelt und er war den Tränen nahe, während er sie stellte. „Du bist unser Patensohn.“ Dieses Detail war bislang auch mir neu. Bisher hatte keiner von beiden erwähnt, dass sie seine Paten waren und es nun von Jiraiya zu hören kam daher nicht nur für Naruto überraschend. „Deine Eltern haben Tsunade und mich schon vor deiner Geburt darum gebeten, dass wir deine Paten werden und wir haben diese Aufgabe gern angenommen. Wir könnten dich nie hassen, denn für uns bist du kein Monster.“ Mich persönlich hätte jetzt in erster Linie interessiert, warum sie nicht da waren, als er noch klein war. Ich wusste zwar schon, dass sie sich ein halbes Jahr lang um Naruto gekümmert hatten, doch den Grund, warum sie es danach nicht mehr taten und den Jungen allein ließen, hatte ich bisher nicht erfahren. Mein Bruder schien jedoch zunächst in eine andere Richtung zu denken. „Und wenn ihr nicht meine Paten wärt und auch meine Eltern nicht kennen würdet? Wäre es dann auch so?“, wollte er wissen und sah dabei abwechselnd Tsunade und Jiraiya an. Im Moment war es ihm offenbar egal, von welche der beiden Personen er seine Antwort bekam, weshalb Tsunade die Chance nutzte und auch etwas zu diesem Gespräch beisteuerte. „Mein Großvater war der Shodai Hokage, einer der Gründer dieses Dorfes. Er hat mir nicht sehr viel beigebracht, da er starb als ich noch ein kleines Kind war. Aber eine wichtige Regel fürs Leben hat er mir immer wieder vorgehalten. »Egal was dir im Leben auch angetan wird, hasse niemals die verantwortliche Person, sondern ihre Tat.«“ Die Senju machte eine kleine Sprechpause und trat einige Schritte auf Naruto zu, was Kurama diesmal auch zuließ, ohne sie gleich wieder zu verscheuchen. Bis vor das Bett trat sie und hockte sich zu dem Jungen. „Ich lebe schon sehr lange nach dieser Regel, weshalb ich dich niemals hassen könnte“, erzählte sie dann und legte eine Hand sanft auf seine Wange. Da sie seitlich zu uns hockte, konnte ich ihr Lächeln erkennen, was in diesem Moment auf ihren Lippen lag. Sie freute sich sichtlich, dass Naruto sie mal von sich aus an sich heran ließ. „und du hast auch nie etwas getan, was meinen Zorn auf dich ziehen würde.“, setzte Tsunade noch nach, was nun sogar bei Naruto für gelassenere Gesichtszüge sorgte. Lang hielt die Gelassenheit jedoch nicht, denn nun kam auch Naruto der Gedanke, dass seine Paten ihn ja eigentlich auch hätten aufziehen müssen. Bewusst gesehen hatte er sie jedoch zum ersten Mal, als er schon fast 5 Jahre alt war und da war sein Vertrauen in die Menschen bereits zu sehr gestört gewesen. Warum also waren sie nicht für ihn da? Dies war letztlich recht schnell erklärt. Damals als er ein halbes Jahr alt war, gab es einige Probleme mit den anderen Dörfern, welche in den Verlust des 4. Hokage eine enorme Schwächung von Konoha sahen. Viele von ihnen wollten dies ausnutzen und es stand bereits der nächste Ninjakrieg vor der Tür, obwohl man sich von dem Letzten noch nicht einmal erholt hatte. Da es Naruto sehr gut ging und es im Dorf damals auch noch keine Probleme gab, die andeuten würden, dass die Bewohner später sich derart unmenschlich ihn gegenüber verhalten würden, beschloss der dritte Hokage, dass Jiraiya und Tsunade die Friedensverhandlungen führen sollten. Neben ihm selbst zählten sie zu den stärksten Ninja des Dorfes und sie hatten auch in den anderen Reichen einen guten Ruf und einige Freunde, mit deren Hilfe man einen Krieg vielleicht abwenden könnte. Er versprach, dass er sich solang darum kümmert, dass es Naruto gut ging. Sie stimmten damals zu, weil sie ihrem Sensei vertrauten und wussten, dass es ihrem kleinen Patenkind gut gehen würde. Was genau passiert war, konnten beide Sannin nicht sagen, denn sie hatten es nie erfahren. Als sie nach 4 anstrengenden Jahren zurück nach Konoha kamen, war das Dorf völlig verändert. Alle hatten sie Angst vor dem Jinchuuriki, alle waren sie erfüllt von Hass. Sie erkannten Konoha nicht wieder. Am Meisten verletzte sie jedoch die Tatsache, dass ihr Sensei offenbar sein Versprechen gebrochen hatte, denn Naruto ging es alles andere als gut. Zwar wollten sie Naruto damals schon alles sagen, doch entschieden sie sich dagegen. Sein Vertrauen in die Menschen war bereits zu sehr erschüttert. Er ließ sie nicht einmal nah genug an sich heran, als dass man überhaupt halbwegs mit ihm reden konnte. Letztlich beschlossen sie, dass sie warten. Zuerst musste er wieder etwas vertrauen zu ihnen aufbauen, damit sie ihn mit dieser Neuigkeit nicht zu sehr schockieren. Nachdem Naruto dann im Wald verschwunden war, erzählten sie nicht einmal ihrem Sensei davon, dass sie noch Kontakt zu ihm hatten. Er hatte ihr vertrauen missbraucht und noch einmal wollten sie die Sicherheit ihres Patenkindes nicht gefährden. Zwar gab es auch dort Gefahren, doch sie wussten, dass Kurama auf ihn aufpassen würde und Jiraiya schaffte es letztlich ja, dass Naruto ihn zumindest bedingt duldet, so dass er ihm einige Dinge beibringen konnte, die im Wald nützlich sein könnten. Wir anderen hörten uns diese Erzählung an, ohne die Sannin einmal zu unterbrechen. Auch Naruto oder Kurama wagten keine Unterbrechung und hörten sich alles genaustens an. Von dem Fuchs hatte ich erfahren, dass die Beiden auch über die Gedanken miteinander kommunizieren konnten, weshalb ich auch nicht einmal erahnen konnte, wie viel sie wohl unbemerkt von allen anderen über alle diese neuen Informationen redeten. Nachdem die Sannin ihren Bericht beendet hatten, schien Naruto recht nachdenklich. Offenbar versucht er zu verdauen, was er gehört hatte. Wie letztlich seine Reaktion darauf aussehen würde, wussten wir noch nicht. Zunächst reagierte er jedoch erst mal gar nicht darauf und wandte sich anderen Dingen zu. Von seinen Paten wusste er jetzt alles wissenswertes, was ihn im Moment interessierte. Überraschender Weise durfte Tsunade nun sogar neben Jiraiya auf dem Bett platz nehmen, statt sich wieder zu uns an die Tür stellen zu müssen. Eine Zeit lang wurden wir von mein Bruder betrachtete. Er schien sich unschlüssig darüber zu sein, mit wem von uns er beginnen sollte, oder wonach er fragen sollte. Recht lang lag sein Blick dabei auf Sakura und Sasuke, welche neben mir an der Wand saßen. Zu Gleichaltrigen hatte Naruto noch nie richtigen Kontakt gehabt. Früher hatte man die Kinder von ihm ferngehalten und später in der Schule hatte er sie ignoriert und keinen Kontakt zugelassen. Er wusste daher nicht mit ihnen umzugehen. Ich selbst lehnte mal wieder am Türrahmen und beobachtete, bis Naruto seine Aufmerksamkeit dann auf mich lenkte. Ein minutenlanges Blickduell folgte, welches keiner von uns verlieren wollte. Wie auch immer Jiraiya und Tsunade sich mit ihren Blicken verständigten, bei meinem Bruder und mir schien das nicht zu klappen – oder uns fehlte einfach die Übung, wer weiß … „Ihr habt mich gesucht, warum?“, fragte er schließlich noch während er mir in die Augen sah. Zuerst hatte ich die Frage gar nicht mitbekommen, zu sehr war ich von Narutos Blick gefesselt. Doch schließlich sickerten seine Worte doch noch in meinen Verstand. „Du bist ein Teil unseres Teams und ein Team muss in jeder Situation zusammen halten. Egal wer von euch dreien verschwunden wäre, ich hätte jeden von euch gesucht. Bei dir Naruto war es halt nur etwas schwerer, da ich außer meinen Hunden, sowie Sakura und Sasuke keine weitere Hilfe hatte und du dich noch dazu verdammt gut verbergen kannst.“, erklärte ich ihm schließlich, ohne dabei den Augenkontakt zu unterbrechen. Was er von meiner Antwort hielt, konnte ich nicht sagen. Keinerlei Emotion war ihm anzusehen. „Am Tag nach dem Sturm war Kakashi bei mir zu Haus und hat mit erzählt, dass du im Wald lebst und somit auch während des Sturms im Wald warst. Ich wollte ihm erst nicht glauben. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, wie es ganz allein im Wald sein musste.“, begann kurz nach mir Sasuke zu erzählen. Überrascht wand Naruto sich nun von mir ab und sah den Uchiha an, dessen Blick dem Fußboden zugewandt war. Sasukes Worte hatte recht traurig geklungen, worüber sich mein Bruder offenbar wunderte. Auch die folgenden Worte meines Zöglings wurden noch von einem traurigen Unterton begleitet. „Er hat mit an dem Tag viel über dich erzählt. Zumindest soviel, wie er auch selbst wusste. Von dem Hass der Dorfbewohner auf dich. Von der Art, wie sie dich behandeln und dass du sie deswegen nicht magst und den Wald vorziehst, wo du deine Ruhe hast und nicht ständig mit ihrem Hass konfrontiert wirst.“ Erst jetzt erhob Sasuke seinen Kopf und sah Naruto an, ehe er weitersprach. „Auch wenn wir beide uns beim Training immer wieder kloppen und mir deine abwertenden Bemerkungen sehr oft auf den Geist gehen, so sehe ich jedoch keinen Grund, warum ich dich hassen sollte. Du bist ein Teil unseres Teams und Sakura und mir trotz deiner abweisenden Art eher ein Freund, als unsere ehemaligen Klassenkameraden von der Akademie es jemals sein könnten. Einen Freund würde ich niemals im Stich lassen.“ „Ich auch nicht!“, bestätigte Sakura die letzte Aussage des Uchihas. Beiden war deutlich anzusehen, wie ernst sie ihre Worte meinten. Keiner von ihnen würde Naruto aufgeben. Davon war nicht nur Naruto überrascht. Auch ich selbst musste diese Worte erst einmal verdauen, sowie Tsunade und Jiraiya, die wohl auch nicht damit gerechnet hatten, dass die Kinder Naruto wirklich bereits als einen Freund ansahen, für den sie alles tun würden. „Und ihr hasst mich wirklich nicht?“, kam nach kurzer Zeit vom noch immer sichtlich erstaunten Naruto. „Ich verstehe ja nicht einmal, warum dich die Bewohner überhaupt hassen. Ich sehe keinen Sinn darin jemanden für etwas zu hassen, von dem ich nicht einmal weiß, worum es sich überhaupt handelt.“ Routiniert strich Sakura nach diesen Worten eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah darauf wieder zu Naruto. „Und selbst wenn ich es wüsste, so lasse ich mir noch lange nicht vorschreiben (vor allem von meiner Mutter nicht) mit wem ich befreundet sein darf und mit wem nicht.“ „Ich verstehe auch nicht, warum man dich so hasst.“, gab Sasuke kurz darauf zu und sah ebenfalls zu Naruto. Eine Erklärung bekamen beide jedoch von Kurama. „Der Grund bin ich. Sie hassen Naruto, weil ich ein Teil von ihm bin und sie Angst vor mir haben.“ Verwirrt betrachteten beide darauf den Fuchs und verstanden nicht im Geringsten, warum man Angst vor ihm haben sollte. „Warum das denn? Du beschützt Naruto doch nur wenn nötig und bist ansonsten total lieb und kuschelig.“, kam es entrüstet von der jungen Kunoichi und darauf zog sie einen Schmollmund. „Ähm …“ Darauf war sogar der Fuchs mal sprachlos. Dass die beiden Kinder trotz seiner Größe keine Angst vor ihm hatten, war ihm ja schon aufgefallen, aber dass speziell Sakura so von ihm dachte, schien Kurama eindeutig zu wundern. Bisher hatte ihn wohl noch nie jemand einfach so als lieb oder kuschelig bezeichnet. Amüsiert betrachtete daher den recht perplexen Ausdruck des Tieres, den ich wohl nicht noch einmal sehen würde. Seufzend machte ich mich nun daran, den Kindern von dem Ereignis zu erzählen, was mit Narutos Geburt zusammen hing und was der Grund für die Angst vor Kurama und den Hass auf Naruto war. „Kurama ist auch bekannt als der große neunschwänzige Fuchsdämon, der Kyuubi. Damals, an dem Tag von Narutos Geburt, hat er Konoha angegriffen und wurde vom Yondaime Hokage in Naruto versiegelt. Der Yondaime starb dabei, ebenso wie seine Frau und einige andere.“ „Wer hat den diesen Quatsch in die Welt gesetzt?!“, kam darauf von dem Fuchs, der ganz offensichtlich nicht begeistert von meiner Version der Ereignisse war. Hatte es sich etwa anders abgespielt, als es im Nachhinein im Dorf erzählt wurde? „Stimmt das etwa nicht?“, fragte die Senju an Kurama gewandt und bekam zunächst nur ein äußerst erbostes Knurren, ehe sich das Tier zu einem „Nein!“ durchringen konnte. „Uns wurde es so erzählt, wie du es eben von Kakashi hören konntest.“ Auch Jiraiya schien darüber etwas verwirrt, aber er war auch nachdenklich. Wenn die bekannte Geschichte gar nicht der Wahrheit entsprach, dann hatte jemand gezielt falsche Informationen verbreitet, um den Jungen das Leben schwer zu machen – und allem Anschein nach, war damit bereits am Tage der Geburt begonnen worden, sonst wäre den Sannin ja noch die Originalversion bekannt gewesen. Der Fuchs hatte noch immer einen recht bösen und aufgewühlten Blick aufgelegt, als er begann seine Version der Ereignisse zu schildern. „Ich habe Konoha nie angegriffen. Seit mehr als 2000 Jahren bin ich der Schutzgeist des Uzumaki-Clans und diene dem amtierenden Clanoberhaupt als Beschützer. Als der Shodai Hokage Mito Uzumaki heiratete, bin ich bereits in ihr gewesen und kam somit auch nach Konoha. Noch während sie starb ging ich auf Kushina Uzumaki über, meiner nächsten Begleiterin für einige Jahre. Bei Narutos Geburt tauchte ein Fremder auf. Er tötete die Wachen, die Hebamme und wollte auch Naruto töten, aber Minato ging damals dazwischen, um seinen Sohn zu schützen. Dadurch war er allerdings kurz abgelenkt und der Fremde tötete Kushina, weshalb dann bei Naruto landete und nun sein Beschützer bin. Ich bekämpfte den Mann damals zusammen mit Minato und wir schafften es, ihn zu vertreiben, doch Narutos Vater starb an seinen Verletzungen, noch bevor Hilfe eintraf. Ich habe weder Konoha angegriffen, noch Kushina, Minato oder sonst irgendjemanden aus dem Dorf getötet – und ich wurde auch NICHT in Naruto versiegelt!“ Hosted by Animexx e.V. 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