Auf leisen Pfoten von Yulice ================================================================================ Kapitel 10: Heilig Abend ------------------------ Erik machte sich eine Menge Gedanken über das was geschehen war. Er konnte seine Gedanken noch nicht einmal richtig Ordnen, als er seine Wohnung verlassen hatte und Charles, der eigentlich ein Kater war, dort alleine zurück zu lassen. Er brauchte jedoch Kleider. Er konnte nicht die ganze Zeit in den seinen herum laufen. Hätte er aber gewusst, dass es doch ziemlich anstrengend sein konnte, wäre er vielleicht doch besser mit ihm los gezogen. Hätte die Zeit nutzen können, um ihn genauer kennenzulernen und heraus zu finden, was eigentlich mit ihm geschehen war. Er selbst schien so, als wüsste er es nicht genau. Er war sich unsicher. Verschlossen kam noch hinzu, da er nicht wusste was selbst mit ihm geschehen war. Für Erik war es sehr schwer eine Verbindung zu ihm aufzunehmen. Er selbst war nicht der Typ für solche Dinge. Er war schon überfordert, wenn einige Studentinnen anfingen zu weinen, wenn sie eine Prüfung nicht geschafft hatten. Es war schwierig und Erik musste sich überlegen, wie er nun handelte. Es war nicht einmal normal, dass sich ein Kater in einen Menschen verwandelte. Nachdem was aber Charles sagte, als er ihm diese gewissen Fragen gestellte, konnte er nur der Kater sein. Außer Erik hatte hier einen ziemlichen starken Stalker in seiner Wohnung, den er noch nie mit bekommen hatte. Was nicht möglich war. Stalker äußerten sich und machten sich mit Briefen oder der gleichen bemerkbar. Charles konnte nur der Kater sein. Erschöpft strich er sich übers Gesicht, als er mit mehr als zehn Tüten in das Taxi zurück stieg. Einige Tüten verstaute er im Kofferraum des Wagens und andere behielt er vorne bei sich. Er musste Charles komplett neu ausstatten. Egal ob es Socken oder Shorts waren. Ob Shirt oder Hose. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und starrte aus dem Fenster. Er sah wie die Gebäude an ihm vorbei fegten, doch war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Er ging alles durch, ob er auch wirklich alles hatte. Bei Jacken hatte er eine normale braune Winterjacke gegriffen, die vielleicht Charles stehen würde. Mit den Schuhen erriet er nur dessen Größe und hoffte, dass er auch auf kleinem Fuß lebte, denn er war nicht besonders groß gewesen. Er hoffte nur er hatte alles Richtige geholt. Er wäre auch schneller gewesen, wenn er nicht ständig Verkäufer und Verkäuferinnen aufgehalten hätten. Viele wollten ihm selbst noch Klamotten andrehen, doch immer wieder lehnte er es ab. Er wollte schnell nach Hause, da er nicht wollte dass Charles so lange alleine blieb. Unbehagen mischte sich in seine Magengrube. Was ist wenn er doch zu neugierig war und seine Wohnung verlassen hatte? Er nicht zurechtkam. Erik hielt Charles nicht für unvorsichtig. Er war als Katze in dieser großen Stadt unterwegs gewesen, aber als Mensch und dann mit solch einem Aussehen. Es bedeutete nicht dass er schlecht aussah, doch seine blauen Augen waren schon recht auffällig und würden hin und wieder bei einigen Leuten für Ärger sorgen. Es war schwierig und daher die Sorge von Erik. Erleichterung spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, als das Taxi in seine Straße fuhr und er nun wusste, dass es nur noch wenige Minuten dauerte, bis er wieder in seiner Wohnung angekommen war. Der Wagen kam zum stehen und er sprang heraus. Nahm sich alle seine Tüten und lief dann zur Empfangshalle. Er hatte Peter nur verwirrt angeschaut, der ihn mit einem breiten Grinsen begrüßte und ihm den Knopf für den Fahrstuhl betätigte. "Einen schönen Mittag Mister Lehnsherr.", waren seine einzigen Worte, die er heraus brachte. Noch immer verwundert stieg er in den Fahrstuhl und fragte sich, was hier los sei. Mit solch einem breiten Grinsen hatte Peter ihn noch nie begrüßt. Er war immer freundlich, aber ziemlich zurückhaltend. Nun schien er wie ausgewechselt und strahlte ihn schon fast an. Der Fahrstuhl kam mit einem leisen "Bling" oben in seiner Etage an. Vor seiner Haustür begann er seine Schlüssel aus seiner Tasche zu fischen, doch es war nicht mehr nötig gewesen, denn die Tür wurde bereits geöffnet und er hatte das Gefühl, dass schönste Gesicht was er je gesehen hatte, grinste ihm breit entgegen. Er schluckte kurz. Er musste immer daran denken, dass dieser junge Mann eigentlich eine Katze war und kein Mensch. Das Gefühl aber erwartet zu werden in seinem eigenen Heim erfüllte Erik mit Freude. Er hatte selten solche Gelegenheiten gehabt und wenn wehrte es leider nicht lange. Charles machte ihm sofort Platz und öffnete ihm weiter die Tür, wodurch ihm erst jetzt der Geruch von Zimt und Äpfeln entgegen kam. Abermals hob er irritiert seine Augenbrauen und trat in den Flur, wo er die Tüten erst einmal an der Kommode abstellte. "Was riecht hier so?", fragte er auch gleich und schnupperte kurz. Seine Wohnung, wenn er sich recht erinnerte, hatte noch nie nach Weihnachten gerochen und wenn konnte er sich einfach nicht erinnern. "Das nennt ihr Duftkerzen.", kam es nun von dem kleineren viel schneller und sicherer über die schmalen Lippen. Er musste etwas geübt haben. Er wirkte nicht mehr, als hatte er einen Sprachfehler oder als ob er nach bestimmten Worten suchte. Woher aber hatte er die Duftkerzen? Er selbst schien auch recht aufgeregt zu sein. Fast schon als würde er auf ihn warten. Aber auf was? Erik schälte sich aus seinen Mantel, dem blauen Schal und seinen Schuhen, eher er in das angrenzende Wohnzimmer trat, das man über den Flur, wenn man nach rechts lief, erreichte. Was ihn dort erwartete, hätte er sich in seinen Träumen nicht einmal vorgestellt. Er blieb wie angewurzelt stehen. Am liebsten hätte er sich selbst nochmals gekniffen, um zu wissen ob es wirklich wahr war. Ein Weihnachtsbaum stand doch tatsächlich in seinem Wohnzimmer! Nicht nur das! Er war geschmückt und leuchtete. Am Kamin hingen wirklich Weihnachtsstrümpfe, der ebenfalls verändert aussah. Auf seinen Schränken waren viele kleine Engelsstaturen verteilt und auf seinem Wohnzimmertisch befand sich ein Weihnachtskranz mit vier Kerzen drauf. Was suchte er auf dem Tisch? Es war der erste Gedanke der Erik durch den Kopf ging, wurde aber gleich durch Charles beantwortet. "Das ist eine Tradition aus Europa. Ich mochte sie schon immer, daher habe ich es etwas umgeändert. Der richtige Kranz steht versteckt neben der Kommode im Flur. Ich habe ihn nochmal abgenommen, um dir die Überraschung nicht vorher zu nehmen.", erklärte er sich. Erik blinzelte ihn jedoch nur an. Seine Wohnung sah noch nie so aus. Er mochte es eben nicht Weihnachten zu feiern. Seine Familie kam eh nie und er flog auch nicht zu ihnen, also warum sollte er sie dann so schmücken. Einige seiner Ex Partner hatten es schon mal versucht, doch Charles war der erste Mann in seinem Leben, der das hinter seinem Rücken getan hatte. Charles war nicht sein Partner oder dergleichen, aber er war ein Mann und hatte einfach seine Wohnung verändert. Erik sollte das wütend machen, doch er war immer noch so fasziniert davon, dass sich das Charles einfac traute und dazu kam noch das es nicht kitschig wirkte. Die Farben sind in Weiß und Silber gehalten. Die Farben, die in seine Wohnung passte. Sogar die Socken waren schwarz und weiß und es hingen dort zwei. Einer schien ihm zu gehören und der andere Erik selbst. Wie konnte er nur in dieser kurzen Zeit diese ganzen Sachen alleine besorgen? "Aber wie...?!", stockte Erik wieder und trat weiter in den Raum hinein. Die Tüten waren völlig vergessen. Er hatte sie auch im Flur stehen gelassen. Charles hatte hier seine ganze Wohnung geschmückt. Es war nicht nur das Wohnzimmer, dass komplett eingenommen wurde, nein er hatte vor der Küche auch nicht halt gemacht und Fenster, wo sich auch Lichterketten befanden. "Wann?", Charles setzte sich einfach auf die Couch und grinste glücklich. Eriks Reaktionen schien ihm anscheinend zu gefallen. Es bestätigte ihn. "Ich habe das alles besorgt. Du hattest nichts zu Weihnachten gemacht.", zog er kurz eine Schnute und lächelte wieder. "Aber wie hast du es bezahlt?", brachte er dann heraus und sah ihn nun offen an. Erik wollte mit kriminellen Machenschaften nichts zu tun haben, denn wie sollte dieser Junge sonst an das Geld kommen? Das musste eine Menge Geld gewesen sein. "Mit deinem Geld...?", es war eher eine Aussage als eine Frage und doch schien er sich unsicher zu sein wie Erik auf dieses Thema reagierte. Erik hingegen konnte ihn nur fassungslos anschauen. Er hatte sein Geld genommen? Aber welch-! Die Gedanken kamen nicht mehr weiter, denn er drehte sich herum und lief ins Bad, wo er sich die Seifendose herausholte. Es fehlte eindeutig Geld. Hatte er etwas aus seiner Dose heraus genommen um dieses Spielzeug zu kaufen? Eriks Gesicht verfinsterte sich. Er war froh, dass Charles nicht kriminell geworden war und doch hatte er sein Geld gestohlen. Ihn nicht gefragt ob er es sich, für diesen Zwecke nehmen durfte. Er holte tief Luft und drehte sich dann wieder in Richtung Wohnzimmer. Er wusste es vielleicht nicht besser, sagte er sich leise und lief dann mit der Dose zurück. "Hast du das Geld hier raus genommen?", fragte er ruhig, aber immer noch mit einer gewissen Schärfe in seiner Stimme. Er sah wie Charles etwas zuckte und auf der Couch zusammen schrumpfte. Er spürte ganz genau, dass Erik nicht erfreut darüber war. Charles nickte nur und lächelte etwas schief. "Du hättest mich fragen müssen!", Erik fühlte sich gerade wie ein Vater der seinen Sohn zu Recht wies, doch der Umstand dass sie nicht Vater und Sohn waren, machte die Situation noch komplizierter. Erik war wütend, doch konnte er ihn nicht einfach anschreien. Er wusste ja nicht wie viel Charles mit bekommen hatte vom menschlichen Leben. Dieser saß auf der Couch und sah Erik offen an. Er schien zu wissen dass er etwas falsch gemacht hatte, denn sein Blick war entschuldigend. "Das ist stehlen und stehlen ist Strafbar. Vielleicht als du eine Katze warst ist solch ein Vergehen nicht schlimm, da man keine Katze vors Gericht schleift, doch nun bist du ein Mensch und alles was du dir einfach nimmst wird auch Konsequenzen haben.", begann nun der Vortrag. Erik stellte die Dose auf den Couchtisch ab und beobachtete Charles genau. "Ich weiß was stehlen ist und ich weiß auch, dass es strafbar ist... Ich habe mich genug mit euch Menschen befasst, sodass ich genug davon weiß wie unschuldige behandelt werden.", brachte er heraus was schon einem leichten Fauchen gleich kam. Erik schien ihn scheinbar beleidigt zu haben. Wieso war nun Charles beleidigt? Erik hatte jeden Grund, diese Eigenschaft an den Tag zu legen. Charles hatte es bestimmt nicht böse gemeint und dennoch nahm er sich einfach das Geld ohne Erik zu fragen. "Mir geht es nur um die Tatsache dass du dir das Geld einfach genommen hast.", kam es seufzend über seine Lippen. Es war nicht einfach. Innerlich freute er sich sogar über die ganzen kleinen Sachen, die sich in seiner Wohnung verändert hatten. Noch niemand hatte so etwas für ihn getan. Trotzdem schellte er ihn gerade, was ihn wieder seufzen ließ. "Nächste Mal, frage bitte nach.", beschwichtigte er und schaute auf Charles herab, als er in dessen blauen Augen das helle Glitzern erkannte. Er war eben noch immer ein Kater und Erik wusste, Katzen waren stur und störrisch. Die Idee fand er nicht schlecht, was sich Charles ausgedachte. Niemand hatte ihn bisher ebenso überrascht, da war sein Ärger verständlich. Er wusste nicht ob Charles es einsah, doch er nahm es erst einmal so hin. Was blieb ihm auch anderes übrig. Morgen war Heilig Abend und vielleicht würde er zum ersten Mal Heilig Abend nicht alleine verbringen. Den Tag verbrachte Erik damit, ein wenig Platz in seinem Wäscheschrank zu machen und Charles neuerworbene Klamotten darin zu verstauen. Charles hatte diese vorher anprobiert. Einige waren etwas zu groß, doch er war zufrieden, Charles Konfektionsgröße gut getroffen zu haben. Hin und wieder musste er etwas Lächeln, als Charles ihm die Sachen gezeigt hatte und sich einmal drehte. Er war so anders. Benahm sich anders. Seine Schritte waren leise und zugleich geschmeidig und elegant. Es sah nicht komisch oder fehl am Platz aus. Es passte zu seiner Erscheinung und seinem Wesen. Erik fühlte sich für ihn Verantwortlich. Er konnte ihn nicht in diesem Zustand zurück auf die Straße setzten. Charles war es nicht gewohnt ein Mensch zu sein. Sonst würde er sich hin und wieder nicht wie eine Katze benehmen. Er war ganz aufgeregt als er ihm den Fernseher und das Radio genauer erklärte und er sich etwas vor dem TV setzte, um sich eine Tiershow anzuschauen. Erik selbst musste sich daran gewöhnen, dass seine Wohnung voller Schmuck war und was das schwierigere war - das jemand IN seiner Wohnung war. Gewohnt war er nur daran, dass er alleine war und nun saß hier ein junger Mann auf seiner Couch und schaute Fernsehen. Er lenkte sich damit ab, dass er Essen zubereitete, als die Zeit dazu heran rückte und blickte nach draußen. Es hatte wieder begonnen zu schneien. Morgen würde Heilig Abend sein und dieses Mal verbrachte er diesen Tag tatsächlich nicht alleine. Er war selbst überrascht. Es müsste ihn aber eigentlich mehr überraschen, dass eigentlich ein Kater auf seiner Couch saß und nicht ein Mensch. Ein besonders hübscher dazu noch. Er schellte sich in Gedanken sofort. Es war nicht richtig so von Charles zu denken. Er kannte ihn nicht und er wusste nicht einmal ob er wirklich menschlich war. Er war vorher schließlich ein Kater! Da Erik nicht wusste, was das Kätzchen aß hatte er ganz normalen Milchreis gezaubert. Viele aßen das gerne zu Weihnachten. Es war warm und süß und bestand aus Milch. Viele Katzen mochten Milch, also von daher würde es auch Charles lieben. Hoffte er zumindest. Von dem Geruch angelockt, lugte wenige Minuten später Charles in die Küche und lächelte ihn wieder unverblümt an. Das offene Lächeln. Der Streit vom Vormittag war wie weggeblasen, da beide ihren Standpunkt klar gemacht hatten. Wie konnte Erik bei diesen Augen auch wütend sein. Er wusste es eben nicht besser und wollte ihm eine Freude machen. "Setzt dich.", meinte er dann zu Charles und sah wie er sich nun normal auf den Stuhl setzte und nicht versuchte hinauf zu springen. Schmunzelnd machte Erik etwas in eine Schüssel und verteilte Zimt auf dem Milchreis. Dieses Essen war in vielerlei Ländern vertreten und Kinder mochten es am meisten. Charles sah hungrig aus von daher schien es ihm eigentlich egal zu sein was er zwischen seinen Zähnen bekam. "Was ist das?", fragte er auch gleich, als Erik ihm die Schüssel mit Zucker vor die Nase setzte. "Probiere erst bevor du urteilst.", lächelte der Ältere der Beiden und trat wieder an den Herd um sich selbst etwas in seine Schüssel zu machen. Wie Erik zufrieden feststellen musste probierte Charles auch. Später wollte er sogar mehr haben und aß alles auf. Es beruhigte ihn. Er fürchtete schon, dass er vielleicht nichts finden würde, was er mochte, doch Milchreis musste er sich merken, so wie Charles diesen hinunter schlang. Abends verbrachten sie ebenfalls auf der Couch und Erik begann weitere Nachforschungen anzustreben. Charles integrierte sich freudig mit ein, denn er war selbst sehr verwirrt was mit ihm geschehen war. Solch eine Verwandlung hatte er bis jetzt noch nicht mit gemacht in all seiner Zeit. "Wie alt bist du?", platzte es Erik heraus, was Charles schmunzeln ließ. "Vierhundertunddreiunddreißig Jahre.", meinte er dann. Ein wenig Stolz schwang in seiner Stimme mit. Erik riss seine Augen auf und starrte ihn nur an. Erik konnte ihn nur ungläubig anschauen. Das war unfassbar. Er wusste ja schon dass er der Kater war, doch das er auch noch so alt war, konnte er sich kaum vorstellen. Er lebte über Jahrhunderte. Hatte verschiedene Zeiten mit gemacht. Für ihn waren es vielleicht nur wenige Jahre, doch für Menschen eine Ewigkeit. "Das ist eine stolze Zahl...", kam es etwas leiser zurück und wandte sich wieder dem Buch und seinem Laptop zu. Charles hatte diesen die ganze Zeit interessiert gemustert, bis Erik ihm zeigte wie auch dieser funktionierte. Charles schien alles in sich aufzusaugen. Alle neuen Eindrücke und Erkenntnisse. Erik war da nicht anders. Er hatte etwas so fantastisches neben sich zu sitzen, wenn man mal die Katzen Sache nicht betrachtete. Die strahlenden blauen Augen, die geschwungenen langen Wimpern, wenn er seine Lider schloss. Die schlaksige Statur, wo man jeden Muskel nur zu genau erkennen konnte. Erik musste sich zusammen reißen. Dieser Junge kannte wahrscheinlich noch nicht mal diese Annäherung. Nicht von einer Frau oder einem Mann. Das zweite traf sicherlich höher zu. Erik knabberte auf seiner Unterlippe herum und stöberte in seinen Büchern weiter, bis er neben sich schaute und Charles schlafend neben sich wieder fand. Er besaß leider kein Gästezimmer, von daher würde er Charles in sein Schlafzimmer bringen und ihn dort schlafen lassen. So würde es keine Missverständnisse geben, wenn Charles mit einem Mal wach werden würde. Leise erhob sich Erik und hievte den Kleineren auf seine Arme, um ihn ins Schlafzimmer zu bringen. Vorsichtig legte er ihn ab und deckte ihn zu. Ausziehen wollte er ihn nicht, auch wenn er ihn schon deutlich Nackt vor seinen Augen gesehen hatte, doch riskieren, dass Charles wieder wach wurde und er das ganze vielleicht falsch sah, schreckte ihn dann doch zurück. Er schmunzelte, als sich Charles in die Kissen drückte und zufrieden seufzte. Ein Bett hatte er anscheinend auch lange nicht mehr genossen. Nachdenklich holte er sich selbst eine Decke aus seinem Schrank, nahm das zweite Kissen und lief zurück ins Wohnzimmer. Er schaltete den Fernseher aus und trank den letzten Rest seines Kaffees. Kurz verzog er das Gesicht, als die kalte Flüssigkeit seinen Rachen hinunter lief. Kalter Kaffee war um einiges bitterer. Er trank meist seinen Kaffee schwarz und so schmeckte man den bitteren Geschmack genau heraus. Erik entkleidete sich und legte sich auf die Couch. Seine kleine Stehlampe in der Ecke spendete ihm noch genug Licht, um noch etwas zu lesen und die Test zu korrigieren die noch anstanden. Er nutze meist die Ferientage um liegen gebliebene Arbeiten zu erledigen, dass er nun überraschender Weise einen Besucher hatte, konnte er vorher nicht wissen. Eriks schlief tief und fest, als er einen Druck neben sich auf seiner Decke spürte. Verschlafen und irritiert öffnete er vorsichtig seine Augen und schaute in das Gesicht von Charles, der sich neben ihn legte. Als wäre nichts gewesen lächelte er ihn kurz an und schloss seine Augen. Er war mit unter Eriks Decke geschlüpft und kuschelte sich nun an ihn. Erik schluckte hart. Er wusste nicht wie er mit der Situation umgehen sollte. Die einzigen Männer die so neben ihm lagen, lagen nicht lange so, denn entweder sie verließen die Wohnung oder er ihre. Es störte ihn nicht einmal, was ihn noch mehr irritierte. Sonst würde er sofort weg rutschen, doch das Gegenteil war der Fall. Er nahm Charles bereitwillig in seine Arme und ließ ihn in Ruhe schlafen. Sein eigenes Herz klopfte hart gegen seine Brust. Tief durchatmend versuchte er es zu bekämpfen und selbst wieder einzuschlafen. kurz griff er zum Couchtisch und löschte das Licht seiner Stehlampe, die er vergessen hatte aus zu machen und machte es sich gemütlicher. Er würde versuchen Morgen sich einen Reim daraus zu machen. Vielleicht suchte Charles auch die Nähe, wie es jede Katze machte, wenn sie kuscheln wollte. Es war vielleicht nicht anders. Im Moment suchte er Nähe und Erik konnte ihm diese nicht verwehren. Charles war etwas Besonderes und das konnte niemand abstreiten. Er hatte sich vorgenommen, ihn genauer kennenzulernen und heraus zu finden was er schon alles in diesen vielen Jahren erlebte. Er war schließlich ein Augenzeuge der Zeit. Fragen lagen Erik auf der Zunge die er auch beantwortet haben wollte. Erik konnte nicht sagen wie lange er wach lag. Charles neben sich machte es nicht besonders einfach. Dieser Junge hatte keinerlei Ahnung was er für eine Wirkung auf andere hatte. Für ihn als Katze muss es normal gewesen sein in die Betten der Menschen zu schlüpfen, die ihn zu sich einluden. Der Unterschied war aber, das man einen Kater gerne zum Kuscheln neben sich hatte, doch einen völlig Fremden neben sich zu liegen haben, war dann doch eine ganz andere Seite einer Medaille. Erik hatte sich fest vorgenommen, mit Charles darüber zu reden, dass er dieses Verhalten nicht mehr einfach an den Tag legen konnte, wenn er nun ein Mensch bleiben würde. Erik war froh das Charles bei ihm gelandet war und nicht bei irgendwelche anderen Leute, die ihn wahrscheinlich raus geschmissen hätten, wenn sie ihn nackt in ihrer Wohnung fanden. Ihm erging es nicht anders. Der Drang war da gewesen, doch sein Verstand schrie danach ihn bei sich zu behalten und darüber war er auch ganz froh. Er wollte gar nicht weiter darüber nachdenken was geschehen wäre, wenn er völlig nackt auf den Straßen gelegen hätte. Erik schluckte schwer und hob einen Arm an, um sich über seine Augen zu streichen. Die ersten Sonnenstrahlen waren bereits über den Häusern von Manhattan zu sehen und kündigten einen sonnigen Tag an. Mal ohne Schnee. Vorsichtig linste er neben sich, wo sich Charles an seinem Arm drückte und seelenruhig schlief. Sein Atem ging ruhig und sein Gesicht war völlig entspannt. Was er wohl alles schon in seinen Jahren erlebt hatte, schoss es Erik durch den Kopf und musterte das weiche Gesicht etwas. Er wirkte so zart und zerbrechlich neben ihm. Seine Wangenmuskeln waren nicht so ausgeprägt wie seine eigenen. Die Lippen schmal und rot und wenige Sommersprossen zierten seine Nase. Seine braunen kurzen Haare standen ihn verschlafen von allen Seiten ab. Wenn er es nicht besser wissen würde und er Charles normal auf der Straße treffen würde, würde dieser Junge nicht vor ihm sicher sein. Er war wunderschön. Ohne zu zögern hob er seine Hand und strich ihm kurz und darauf bedacht ihn nicht zu wecken, über dessen Wange. Charles verzog nur kurz das Gesicht und schob sich sogar sachte gegen seine Hand. Diese wurde aber von Erik wieder zurückgezogen, um nur über sein Verhalten den Kopf zu schütteln. Er wusste ja noch nicht einmal was Charles überhaupt war. Geschweige denn wo er genau hingehörte. Seufzend erhob er sich und legte die Decke wieder behutsam über seinen Gast. Kurz betrachtete er ihn nochmals, streckte dann aber seine schmerzenden Knochen und lief ins Bad. Nachdem er sich frisch gemacht und sich angezogen hatte, bereitete er das Frühstück vor. Charles musste hungrig sein, wenn er so lange schlief. Hin und wieder war Erik besorgt ins Wohnzimmer gelaufen um zu schauen, ob der Kleine wirklich noch atmete. Er war froh darüber dass er noch etwas vorher gekauft hatte, denn sonst wäre sein Kühlschrank ziemlich leer gewesen. Er kaufte über die Feiertage eigentlich nie ein, da wenig Essen für ihn reichte, doch nun hatte er noch einen Kopf zu versorgen, der einen deutlich guten Appetit aufwies. Erik beschwerte sich nicht. Das sagte ihm nur, dass das was er auch machte Charles schmeckte. Der Tag zum Heilig Abend begann von daher sehr ruhig. Charles schlief so lange, bis Erik ihn zum Essen weckte. Ruhige setzte er sich neben ihm auf die Couch und ruckelte sachte an seiner Schulter. „Charles… es wird Zeit aufzustehen.“, sprach er leise und beugte sich zu ihm hinunter. Langsam begann Charles sich zu regen und blinzelte dann verschlafen, als er in Eriks Gesicht schaute. „Schon?“, kam es nur von ihm und er gähnte ausgelassen. Erik schmunzelte und nickte dann wieder. „Komm gehe dich waschen und anziehen, das Essen ist fertig.“ Erik stand auf und verschwand wieder in die Küche. Er lauschte den Flur entlang und hörte wie die Badezimmertür zu fiel. Was machte er hier eigentlich? Eine Frage die er sich seit gestern eigentlich rundum die Uhr stellte. Er wusste nicht was hinter all dem steckte, aber wenn er darüber nachdachte, schien ihm die Situation auch nicht zu stören. Er war zum ersten Mal nicht alleine zu Hause. Charles war bei ihm und das machte ihn glücklich. Ja so konnte er es nennen; glücklich! Es war nur eine flüchtige Begegnung mit dem kleineren Mann, doch er schien seine ganze Welt auf den Kopf zu stellen. An alles was er gedacht hatte zu glauben, viel unter den Tisch. War nichtig geworden. Er hatte ein Beispiel gesehen, das es wirklich etwas wie übernatürliches gab, auch wenn er es nicht bezeugen konnte. Nicht einmal den Grund wusste er warum es ausgerechnet mit Charles bei ihm passiert war. In Gedanken versunken, deckte er den Tisch fertig und sah erst auf, als der besagte Mann in die Küche gekommen war. Seine Haare waren noch etwas nass vom Waschen seines Gesichtes, was nun an seiner Stirn klebte. An einigen Stellen stand es etwas ab, was ihn ein ziemlich kindliches aussehen gab. Erik wusste es besser. Wie er aber vor ihm stand, in seinen nun neuen Pullover und Jeans sah er hinreißend aus. Erik schluckte schwer und tischte Charles seine Pfannkuchen auf. „Ich hoffe sie schmecken dir.“, lächelte er und versuchte sich selbst von Charles etwas abzulenken. Das sein Herz in einigen Momenten kleine Hüpfer machte konnte er nicht abstreiten. Er verstand sich ja selbst kaum noch. Charles lächelte ihn sanft an und nickte dann. Er hatte bis jetzt alles gegessen was ihn Erik aufgetischt hatte und jedes Mal war er über die Mahlzeiten hergefallen, als wäre es seine letzte. „Danke.“, nuschelte er hervor und lächelte Erik abermals an. Es war ehrlich und seine Augen trotzten nur so vor Dankbarkeit, dass Erik weiche Knie bekam. Hatte er aber nicht das getan, was jeder getan hätte? Nein wahrscheinlich nicht. Jeder andere wäre aus seinem Schlafzimmer gestürmt. Schmunzelnd beobachtete Erik den kleineren Mann, als er sich die Pfannkuchen genehmigte und sie schnell hinunter schlang. Kaute er denn kaum? Hier musste er doch nicht einmal Angst haben, dass ihm das Essen weggenommen wurde. Erik hatte noch keinen wirklichen Hunger, doch quälte er sich einige Happen selbst hinein, sodass sein Magen was zu tun hatte. Nachdem etwas stillen Essen hockte Charles vor dem Fenster und schaute zur Straße hinunter. Erik hatte sich ein Buch genommen und laß in Ruhe auf der Couch in diesem. Er genoss die Ruhe, was Charles anscheinend nicht besonders gefiel. Denn sein Gesicht presste sich regelrecht an das kalte Glas und bildete kleine milchige Stellen, als der Atem auf das Fenster traf. Ein Seufzen überkam Eriks Lippen. Ein Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen. "Wollen wir auf die Märkte gehen?", fragte er ihn und Charles Gesicht hellte sich mit einem Schlag auf. "Ja Bitte ich habe die Märkte noch nie... so erlebt.", setzte er den Rest an, da er anscheinend nicht wusste wie er seinen Zustand nennen sollte. Seine nackten Füße führten ihn sofort wieder in Eriks Schlafzimmer. Erik war wirklich froh, dass er Fußbodenheizung eingebaut hatte, als er Charles nackte Füße auf den Fußboden platschen hörte. "Ziehe dir bitte Socken an.", rief er dem kleineren noch nach. Er wusste nicht, ob Charles selber dran denken würde, daher hatte er ihn lieber nochmal ermahnt. "Okay~" Es dauerte nicht lange und schon fand er sich neben Charles unten im Warteraum wieder und knöpfte seinen Mantel noch enger. Es musste eisig kalt draußen sein und er wollte nicht frieren. Erik richtete auch seinen Schaal und legte seine Hand auf den Rücken von Charles. Er wirkte tatsächlich etwas nervös, obwohl er gestern schon mit Peter unterwegs gewesen war. Anscheinend waren sie wirklich nur kurz in einem Laden, der sich nicht weit von seiner Wohnung befand. Sachte legte Erik seine Hand zwischen Charles Schulterblättern und führte ihn nach draußen. Wie gestern Morgen kam ihn der kalte Wind entgegen und ließ ihn kurz frösteln. Charles schien die Kälte nicht zu stören, denn er lächelte ihn einfach an und wandte sich nach links. Zurück zum Park. Ein Stich ging Erik durch die Brust. Was würde passieren, wenn sich Charles dem Park zu sehr näherte? Würde er wieder zu einem kleinen weißen Kater werden. Bevor sie das Haus verlassen hatten, bat Erik Charles darum, das Glöckchen um seinen Hals abzumachen und es vielleicht um sein Handgelenk zu tragen. Es war nicht normal, das Menschen Glöckchen um ihren Hals trugen und wenn dann nicht solche größeren. Er kam meiner Bitte ohne Widerrede nach. Er kannte sich hier schließlich nicht aus. Erik wusste genau wo Charles hin wollte. Am Rand des Parks waren Buden aufgestellt, wo man schnökern und essen konnte. Viele Familien taten solch eine kleine Unternehmung. Meist am Vormittagen, um die Kinder an freien Tagen zu beschäftigen. Er blieb eigentlich lieber zu Hause, doch er konnte diesem Mann nichts ausschlagen. Vielleicht würde er ihm heute noch an einen der Stände ein schönes Weihnachtsgeschenk kaufen. Er bekam wahrscheinlich nie eines und diesen Umstand wollte er ändern. Ruhig lief er neben Charles her. Sein Blick huschte hin und wieder auf dessen blasses Gesicht, was wie Porzellan wirkte. Er war wirklich einer der hübschesten Männer die Erik jemals gesehen hatte. Hinzu kam sein sanftes Wesen. Unwillkürlich begann er zu lächeln sah dann wieder nach vorne. Charles war sich anscheinend nicht bewusst, wie er mit diesem Aussehen auf andere wirkte. Durch seine kleine Statur und schmalen Schultern, kam bei jedem Mann ob er es wollte oder nicht, das typische Helfersyndrom hoch. Erik erging es nicht anders. Sie beide begannen sich zu unterhalten und Erik versuchte all seine Fragen genau zu beantworten. Charles schien schon sehr lange eine Katze zu sein. Er hatte viele Fragen und nicht nur auf die menschliche Rasse bezogen. Nein er fragte einfach alles nach. Er kannte keine Autos, nannte sie Blechdosen und ging ihnen weitestgehend aus dem Weg. Verständlich. Katzen würden auch schnell von den Reifen erwischt werden, wenn sie nicht genau aufpassen würden. Den ganzen Tag hatten sie beide auf dem Weihnachtsmarkt verbracht. Charles bekam gar nicht genug von der heißen Schokolade und Erik trank hin und wieder einen der Glühweine. Er hatte Charles auch etwas Kleines zu Weihnachten gekauft, als dieser gerade nicht aufpasste. Er war schließlich derjenige, der ihm diese Zeit, die er sonst immer alleine erlebte etwas erträglicher machte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)